McLarsen in West-Irland: Galway & Connemara (November 2023)

Ähnlich wie unsere Bierwanderung im Sommer hat sich in den letzten Jahren eine andere nette Unternehmung etabliert: Ein paar Tage Irland mit meinem Freund André im November. 2019 waren wir erstmalig zusammen dort… via Belfast ging es mit dem Mietwagen in die Republik Irland nach Donegal und weitere Landstriche im Norden der Republik… das hatte so viel Spaß gemacht das wir es wiederholen wollten… dann kam Corona und zwei Jahre Pause der Veranstaltung. Letztes Jahr am letzten November Wochenende konnte der nächste Versuch unternommen werden. Mit Residenz in Limerick erkundeten wir die westlichen Teile Irlands mit Dingle, Cliffs of Moher und The Burren… abends ließen wir uns in der Partymeile Limerick treiben… einer Stadt die im Dunklen besser aussieht als am Tage… in Erinnerung wird der Trip der hier nachgelesen werden kann aber wegen der beiden Reifenpannen innerhalb 24 Stunden die uns fast den Rückflug gekostet hätten… Dieses Jahr ging es wieder an die Westküste in die Stadt Galway… von dort aus sollte auch die nähere Gegend erkundet werden.

Irland auf OpenMaps

:idee: Galway ist nach Dublin und Cork die drittgrößte Stadt Irlands. Sie hat etwa 80.000 Einwohner und liegt liegt etwa 200 Kilometer von Dublin entfernt an der Westküste der Insel. Durch die Stadt fließt der Fluß Corrib der mit seinen gerade mal 15 Kilometern Länge gar der kürzeste Fluß Europas sein soll. Galway entstand im Mittelalter aus einem kleinen Fischerdorf… im 15. Jahrhundert erreichte die Stadt einigen Reichtum wegen Handelsbeziehungen mit Spanien und Portugal. Seit etwa 30 Jahren wächst die Bevölkerung der Stadt ständig was auch an zwei Universitäten liegt die auch den Altersdurchschnitt verjüngten. Galway hat eine sehr schöne Altstadt mit einer sehr lebendigen Gastro-Szene und jeder Menge Straßenmusikanten.

Vor gut 10 Jahren war ich schonmal für wenige Stunden in der Stadt und dachte mir damals schon das es sich sicher lohnen würde mal etwas mehr Zeit hier zu verbringen.

Erstmal hieß es jedoch dort hin zu kommen… also 6:00 Uhr morgens aus den Federn… wegen vorausgegangenem Bahnstreik etwas anders als geplant zum Flughafen gefahren und dann ab in die Höhe Richtung Dublin. 02:15 Stunden dauerte der Flug… dann das Mietauto in Empfang genommen und dann durch den zähflüssigen Dubliner Freitagsnachmittagsverkehr Richtung Westen. André war sehr zufrieden das ich mich als Fahrer angeboten hatte… es dauert ja auch immer erst ein paar Kilometer ehe man sich an neues Auto und Linksverkehr gewöhnt… Aus Dublin raus wurde es dann aber recht ruhig vom Verkehr. Ein Zwischenstopp auf der Hälfte der Strecke war eingeplant: Die noch recht neue Tullamore Distillery unweit der gleichnamigen Stadt. Eine Tour war nicht geplant da sie mit fast zwei Stunden zu lange gedauert hätte, mit 40€ zu teuer war und André auch nicht der große Whiskynerd ist. Ein Besuch des Visitorcenters und ein paar Bilder von außen reichten um sich ein flüchtiges Bild zu machen.

Tullamore Distillery
...gar nicht mal so klein... Malt- und Grain Distillery
Junge Brennerei... lange Tradition... im Visitorcenter

:idee: Whiskey und Irland… das gehört schon zusammen… allerdings gab es diesbezüglich mehr Tiefen als Höhen. Wer’s erfunden hat (?) streiten sich die Iren und die Schotten seit Jahrhunderten… genau werden wir es nicht mehr erfahren… Fakt ist das römische Missionare das Knowhow zur Herstellung von Alkohol auf die Inseln brachten… deren berühmtester hieß Patrick und wird noch heute besonders an seinem Todestag am 17.März abgefeiert… als irischer Nationalfeiertag und in jeder Kneipe der Welt die Guinness am Hahn oder wenigstens eine Flasche Jameson im Regal hat… Feiern und Irland… das geht immer. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Whiskey ein florierender Wirtschaftszweig mit Dublin als Hauptproduktionsort. Dann kam die Selbstständigkeit des Landes und die Abnabelung von Großbritannien… einem Hauptabnehmer vom Irish Whiskey… der Austritt aus dem Commonworth… später auch noch Prohibitation beim letzten verbliebenen Großkäufer USA…der irische Whisky lag am Boden. Über viele Jahrzehnte gab es nur noch weniger als eine Handvoll Brennereien, nach Schließung des Jameson Standorts Dublin Bow Street gab es von 1975 bis 1987 nur noch zwei Whiskydestillen in Irland… Midleton in Cork und Bushmills ganz im Norden… also auch noch Nordirland… Mit der Eröffnung der Cooley Distillery durch John Teeling waren es dann später wieder 3 Brennereien. In den letzten 10 bis 15 Jahren kamen wieder viele Fabriken dazu… das Geld vom zwischenzeitlich wirtschaftlichen Wunderkind Irland (Keltischer Tiger…) machte es möglich… nun ja, der Tiger ist dann unterm europäischen Rettungsschirm gelandet aber die neuen Brennereien haben Bestand und werden die Szene in den kommenden Jahrzehnten bereichern. Als erstes Großprojekt entstand die Tullamore Distillery die seit 2014 erstmalig nach 60 Jahren wieder die Marke Tullamore Dew in dem Ort Tullamore produzierte… die Marke wurde 2010 von John Grant & Sons aus Schottland gekauft… die sind wiederum bekannt für den weltbekannten Single Malt Glenfiddich.

Eyre Square (Eierplatz) im Weihnachtsmodus am 17. NOVEMBER (!)
...auch die Deko in der Altstadt ist früh dran... was machen die erst wenns wirklich Weihnachten ist (?)

Wenn ich gerade erwähnt hatte das der Verkehr nach dem Großraum Dublin sehr viel ruhiger wurde dann änderte sich die Tatsache schlagartig mit der Überquerung der Stadtgrenze von Galway. Dort staute sich dann alles und eine klitzekleine Unaufmerksamkeit etwa 500 Meter vor der Unterkunft brachte uns eine mindestens halbstündige Ehrenrunde ein die man zu Fuß in der gleichen Zeit etwa 3 mal hätte machen können… egal wir bezogen die Unterkunft Avalon B&B… ein einfaches Bed & Breakfast etwa 5 Minuten zu Fuß vom Stadtplatz Eyre Square. Dort blieben wir nur kurz und dann ging es in die erste gastronomische Einrichtung der Reise, dem Pub Thirteen On The Green am gerade erwähnten Eyre Square den ich sofort in das für Deutsche leichter auszusprechende „Eierplatz“ umtaufte. Es gab eine Variation vom Irish Stew mit Guinness (in dem Eintopf) und natürlich auch als Begleitgetränk unserer Wahl. Es folgte eine Stipvisite durch die Stadt und das erste was wir recht schnell und deutlich vergegenwärtigten war das am 17. November 2023 der Weihnachtsterror bereits in Hochform war… also nicht nur Schokolade im Supermarkt wie hierzulande um die Zeit sondern richtig mit Weihnachtsmarkt, überall Weihnachtsgedudel, überall Weihnachtsdeko… unglaublich… der gesamte Eierplatz war Weihnachtsmarkt mit den üblichen Buden die auch in Irland nicht grundverschieden vom deutschen Gegenpol sind… es läuft „Do They Know It’s Christmas Time“ und man möchte hinzufügen „But Not Yet“… egal… kann man alles ignorieren…

Zwei Honigkuchenpferde langsam in Hochform in den Pubs von Galway...
Raritäten am Wegesrand...

Eine dezente Erwähnung verdient sich an dieser Stelle auch das Wetter… es regnete in Strömen und auf Grund einer stürmischen Wetterlage regnete es nicht wie fast überall von oben nach unten, sonders fast waagerecht… nun ja… November halt… nächster Pub hieß Garavans Bar und war wie alle anderen Pubs und Bars am Freitagabend mehr als gut besucht aber wir hatten Glück und konnten sogar sitzen… nächste Station war Sonny Molloys was Teil von mehreren Bars unter einem Dach ist was sich aber erst erschließt wenn man drinnen ist. Beide Bars haben ein reichhaltiges Angebot an Irish Whiskey, besonders die älteren Marken mit teueren Sonderabfüllungen und in den Vitrinen stehen noch Zeugen aus alten Zeiten… mittlerweile hoch gehandelt… vor 10 Jahren warscheinlich noch Schnäppchen auf Ebay & Co… lange hat kein Hahn nach dem alten Irish Whiskey gekräht. Wir haben uns nur auf Guinness konzentriert und waren damit auch so glücklich das wir später hochzufrieden in den Schlaf gefallen sind… selbstverständlich erst in der Unterkunft.

Tag 2: André ist Frühaufsteher, normalerweise geht es für ihn um 05:30 Uhr aus den Federn… wir hatten uns auf 08:00 Uhr geeinigt und das ist auch meistens meine Zeit… allerdings frühestens… ein richtiger früher Vogel war ich noch nie und werde es wohl auch nicht mehr werden. Wie auch immer… nach dem recht einfachen Frühstück ging es dann Richtung Eierplatz und Altstadt… es war etwas so als wären wir etwas zu früh für die Stadt auf den Beinen… Der Sturm war noch im vollen Gange aber der Regen hatte gerade ausgesetzt… es stand in der Prognose der Wetter-App allerdings das es wohl auch während unserer kurzen Zeit in Irland nicht besser werden wird und wir beschlossen bereits am Vorabend das Auto heute stehen zu lassen und die Stadt Galway ein wenig zu Fuß zu vermessen. In dieser Kategorie sind wir beiden wie wir uns seit 48 Jahren kennen schon seit langer Zeit gute Partner… lediglich wenn es steil bergauf geht brauche ich etwas länger… Wir liefen durch die Altstadt die gerade ihre Geschäfte öffnete… der Eierplatz mit seinem Weihnachtsmarkt bot um die Zeit einen eher jämmerlichen Eindruck…

…wenn man Mitte November Weihnachten feiert…

Der Corrib ist kurz aber heftig…

 Wir lernten den Fluß Corrib kennen und nehmen als Erfahrung mit: kurz aber oho… selten einen Fluß gesehen der so einen Zahn drauf hatte wie dieser angeblich kürzeste Fluß Europas… An seinem Ufer nährten wir uns der Kathedrale Galways… nur einmal für die Akten der offizielle Titel: Kathedrale Mariä Aufnahme in den Himmel und St. Nikolaus. Was zwar schon vom Weitem nach Historismus schreit entpuppt sich auch als solcher nur etwas später als die meisten… der Bau wurde von 1958 bis 1965 errichtet und ist somit nicht sonderlich älter als ich selber… es werden romanische Sachen interpretiert und besonders die Kuppel eher byzantinischen Vorbildern. Die Ausführung erfolgte innerlich mit unverputzten Steinen und immerhin teilweise zeitgenössigen Statuen und Gemälden… einerseits beeindruckende Architektur aber warum um diese Zeit (?) … außerdem muß das kostentechnisch nicht weit vom Berliner Flughafen entfernt gewesen sein… aber dafür haben wir Berliner ja Verständnis… Wer eine richtige mittelalterliche Kirche sehen will hat dazu Gelegenheit bei der St. Nicholas’ Collegiate Church. Sie ist die größte mittelalterliche Pfarrkirche Irlands. Um die Kirche herum war Markt mit vielen kleinen Ständen und die Kirche selbst wegen einer Veranstaltung nicht zu besichtigen.

Mächtig gewaltig: Galway Cathedral
Das Innere der Kirche ist schon prächtig...
Echtes Mittelalter: St. Nicholas’ Collegiate Church

Plötzlich hatte ich einen seltsamen Anfall: Shopping. Wir trennten uns für gut eine Stunde und gingen unserer eigenen Wege… das haben wir schon öfters gemacht und sowas ist auch gut so… ich hatte dann eine Einkaufstüte mit ein paar lokal gefertigten Textilien… mein Budget bezüglich Klamotten ist seit Jahren eher ungenutzt und die Sachen die Irish Waevers und Aran Sweater Market machen, gefallen mir einfach und es macht auch Sinn dann vor Ort zu schauen… die Aran Bude… die Inseln Aran in der Nähe sind nicht zu verwechseln mit der schottischen Insel Arran… hatten nicht nur einen kleinen Laden… das gleichte schon fast einem kleinen Kaufhaus. Apropos… ein amtliches Shoppingcenter gibt es natürlich auch… das einzig interessante dabei war das ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigung aus dem Mittelalter integriert wurde… der Rest so interessant wie in Gelsenkirchen oder Gera auch… Um halb eins trafen wir uns wieder im ersten Pub von gestern… dem 13 On The Green… André hatte unter anderem den Weihnachtsmarkt auf’m Eierplatz erkundet und konnte mit der Information dienen das es dort Glühwein aus Sektflöten für 6€ gibt… ich hatte mich im Pub derweil mit einem Guinness begnügt… immerhin bereits nach 12:00 Uhr… für in etwa dem gleichen Preis wie zuhause (Galway 5,60€ Offside 5,40€… Stand 18.11.2023)

Wolle Wolle Wolle... Aran Sweater Market
Im Einkaufscenter wurden Teile der ehemaligen Stadtmauer eingearbeitet

Nachdem ich kurz die Einkaufstüte ins B&B gebracht hatte brachen wir zu einer größeren Runde auf. Wir liefen Richtung Hafen und konnten einen kurzen Blick in die neue Galway City Distillery werfen die derzeit aber nur Gin und Wodka herstellt. Über die Wolfe Tone Bridge die über den Corrib führte liefen wir am Galway Bay entlang. Der heftige Gegenwind drosselte etwas unsere Geschwindigkeit, konnte uns aber nicht stoppen… Ziel war der Stadtteil Salthill… eine Art Vergnügungsviertel und im Sommer auch mit reichlich Strand… der war zwar heute auch da aber bei dem Wetter konnte man sich kein Sonnenbad vorstellen.

Im Visitorcenter der Galway City Distillery
Galway Bay mit Salthill im Hintergrund

Erster Anlaufpunkt in Salthill war die Oslo Bar, eine kleine lokale Craftbeer Brauerei. Wir stärkten uns mit fester Nahrung und probierten zwei vor Ort gebraute Biere. Die nächte Station die ich markiert hatte, das O’Connors hatte leider zu… wir gingen langsam in Richtung City zurück und kehrten stattdessen im Bierhaus (ja… heißt so) ein, ein etwas alternativer Laden mittenmang der ganzen traditionellen plüschigen Pubs. Inzwischen war es draußen bereits zappenduster… wir kehrten noch hier und da ein… am Nachmittag sahen wir bereits Hundertschaften vom Bahnhof und Busbahnhof in die Stadt strömen… ein Phänomen was wir letztes Jahr bereits in Limerick beobachten konnten… Am Samstag strömt die feierwütige Landbevölkerung in die Stadt, es wird gefeiert bis der Arzt kommt und dann gehts für eine Nacht ins Hotel oder Hostel… was ich damit sagen wollte: Die Stadt war gut besucht und jeder Pub im Zentrum war rappelvoll. Erstaunt waren wir von der Größe von O’Connell’s Bar am Eierplatz… von draußen sah es aus wie eine volle mittelgroße Bar, dann kam ein geräumiger Innenhof mit vielen verschiedenen Bars und Ständen für Pizza und ähnliches. Irgendwann hatten wir nach fast 30.000 Schritten und einigen Pints dann aber langsam genug und es ging ins Bettchen.

Im Innenhof von O'Connell's Bar
Hauptakteurin mindestens zweier bekannter Songs: Das Galway Girl

Tag 3… Sonntag und Zeit für einen Ausflug ins Umland. Die Stadt Galway ist die Hauptstadt der Grafschaft Galway… die westliche Region dieser heißt Connemara und ist für eine Landschaft bekannt in der sich bis zu 700 Meter große Berge mit Heide und Moor abwechselt. Es gibt einen großen Nationalpark und dieser war unser Ziel. André war heute Chauffeur und das Wetter war noch immer sehr speziell, also Regen und Sturm… es gab auf der Strecke Pfützen die für gründliche Unterbodenwäsche am Auto gut war… ansonsten war die Piste frei weil alle in der Kirche waren. Wir stoppten kurz bei Kylemore Abbey, einer Anlage die ursprünglich ein Kloster war, dann zum Schloß umgewandelt wurde und nach dem frühen Tod der Hausdame mit einer Kirche ergänzt wurde… weiterhin gibt es einen großen Garten und ein Visitorcenter mit Restaurant… wir hielten nur für ein Foto und weiter ging es zum Nationalpark. Dort gibt es drei gut ausgebaute Wanderwege, einer davon über den 442 Meter hohen Diamond Hill. Das Wetter beruhigte sich zwar gerade aber die Tour über den Berg machten wir dann nicht aber dafür die mittellange Tour von etwa 3 Kilometern und nur 90 Meter Anstieg. Es gab schöne Ausblicke und die frische Luft in der Natur war auch sehr schön.

Kylemore Abbey
Der Diamond Hill
Ausblicke im Nationalpark Connemara

Zurück in Galway gab es noch das eine und andere Pub kennenzulernen… essen, trinken… ich will nicht langweilen… Highlight des Abends war dann aber etwas für das die Stadt sehr bekannt ist: Livemusik. Wir sahen im Kings Head eine gute Coverband die so ziemlich alles im Repartoire hatte… ich konnte gerade noch kneifen bevor mich eine der mittelalten irischen Feierdamen aufs Parkett zerren konnte 😉 Das war der letzte Höhepunkt unseres kleinen Ausflugs auf die im Moment gar nicht so grüne Insel. Am kommenden Tag fuhr ich unsere kleine italienische Eierfeile zurück nach Dublin… wir hatten keine Reifenpanne oder ähnliches Ungemach und landeten am Ende gegen 20:00 Uhr wieder in Berlin… hat mal wieder Spaß gemacht… nächstes Jahr steht Kilkenny auf der Agenda… für 2023 war es das jetzt erstmal mit meinen Reiseberichten aber nächstes Jahr gehts garantiert weiter.

Livemusik im Kings Head