McLarsen auf den Spuren der alten Kaiser und Könige: Braunschweig, Goslar, Königslutter (Februar 2024)

Braunschweig, 27.02.2024… …früher… hatten wir’n Kaiser… und heute? … ist wahlweise Montags bis Sonntags… ein beliebter Spruch in Berlin und Umgebung… möglicherweise auch anderswo… aber eigentlich bezieht sich das ja nur auf die letzten Kaiser des Deutschen Reiches… König Wilhelm I. wurde 1872 zum Kaiser Wilhelm I., die 99 Tage des Friedrich III. im Jahre 1888 und natürlich Wilhelm II. (in meinen Augen eher Flitzpiepe I. aber das nur am Rande) aber es gab auch vorher schon deutsche Kaiser und zwar die vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. In der Zeit vom 10. Jahrhundert bis 1806 gab es durchaus prominente Herrscher wie Karl der Große (der eher der Wegbereiter war) Otto I. (der Große), Heinrich IV. (Gang nach Canossa), Friedrich I. (Barbarossa)… aber auch eher uninteressante Regenten wie Friedrich der Schöne oder Wenzel der Faule. Schonmal was von Lothar von Supplingenburg gehört (?) …nee? aber der war auch mal deutscher Kaiser… lang ist es her und er hat sich in Königslutter ein amtliches Denkmal geschaffen… Sein Enkel wurde unter dem Namen Heinrich der Löwe bekannt und machte aus dem Ort der heute Braunschweig heißt eine der größten Städte seiner Zeit. Es ist nicht so einfach den Überblick zu kriegen über die Herrscher der vielen deutschen Fürstentümer ihrer Zeit… die preußischen Könige und Kaiser sind deutlich leichter zu merken. Mein Fokus liegt bei dieser Erkundungsreise auf den Spuren die diese Herrscher vor fast tausend Jahren in den Städten Braunschweig, Goslar und Königslutter in Form von Bauwerken und Kunst hinterlassen haben.

Der Kaiserdom von Königslutter von Südosten
Das mächtige Westwerk
Das Löwenportal ist der Haupteingang

Starttag dieser zweiten Exkursion des Jahres war Dienstag der 27.02.2024. Ich wählte Verbindungen des Regionalverkehrs weil sie mir mehr Optionen boten. Mit einem Umstieg in Magdeburg ging es Richtung Braunschweig, was für diese Reise meine Residenzstadt wird. Auf dem Weg dorthin machte ich aber noch einen Stopp in der Stadt Königslutter. Königslutter am Elm hat etwa 15.000 Einwohner… es gibt ein paar hübsche Straßenzüge mit alten Fachwerkhäusern, einen Markt mit Rathaus und Stadtkirche… und einer der berühmtesten romanischen Sakralbauten Norddeutschlands: dem Kaiserdom.

Kaiser Lothar und Ehefrau Richenza im Kaiserdom
Grabmal der Kaiserfamilie
Der Kaiserdom im Inneren gen Osten

Dieser Kaiserdom heißt offiziell Stiftskirche St. Peter und Paul und ist ein bedeutendes Baudenkmal der Romanik. Er wurde 1135 bis 1170 erbaut und später verändert. An der Stelle kommt jetzt ein gewisser Lothar von Supplingenburg ins Spiel… Supplingenburg ist eine Gemeinde von etwa 600 Einwohnern zwischen Königslutter und Helmstedt… kennt quasi kein Mensch… und von dort (es gab mal eine Burg an diesem Ort) kam ein gewisser Lothar und war Herzog von Sachsen, dann König und später sogar Kaiser des römisch-deutschen Reichs. Er lebte von 1075-1137 war mit Richenza von Northeim (übrigens die Tochter von Heinrich dem Fetten) verheiratet. Sie hatten eine Tochter (Gertrud) welche dann später die Mutter von Heinrich dem Löwen wurde. Der Bau des Domes wurde von Lothar veranlasst nicht zuletzt um ihm selber als angemessene Grabstätte zu dienen. Bereits zwei Jahre nach Baubeginn war es dann auch prompt schon so weit… Kaiser Lothar III. verstarb auf der Rückkehr von einem Feldzug aus Italien und wurde in der längst noch nicht vollendeten Kirche beigesetzt. Gemeinsam mit seiner Frau Richenza und seinem Schwiegersohn Heinrich der Stolze liegt er im Zentrum des Kirchenbaus bestattet… das Grabmal selbst stammt aus deutlich jüngerer Zeit.

Der farbenprächtige Chor
...auch im Gewölbe wurde nicht mit Farbe gespart...

Für damalige Zeiten war die Größe dieser Kirche eine echte Ansage… zumal sie nicht in einer wirklich großen Stadt errichtet wurde. Einige Sachen wurden erst deutlich später verändert… das Gewölbe im Mittelschiff stammt erst vom Ende des 17. Jahrhunderts und die durchaus bemerkenswerte, sehr farbenfreudige Ausmalung des Innenraumes gar erst vom Ende des 19. Jahrhundert. Es gibt einen Kreuzgang mit sehr unterschiedlich ornamentierten Säulen und Reliefarbeiten an der Ostapsis… unter anderem mit der Darstellung das zwei Hasen einen Jäger fesseln… soll doch keiner behaupten das die damals gar keinen Humor hatten…

Romanik pur... die Apsis mit Reliefarbeiten...
...es handelt sich um Jagdszenen...
...auch wenn hier die Hasen den Jäger fesseln...

Hinter dem Dom, auf dem Gelände einer Klinik befindet sich noch etwas lebendiges aus der Zeit Lothars… die Kaiser Lothar-Linde… eher breit als hoch, im Inneren ausgemauert und hier und da mit Stahlseilen zusammen gehalten… aber lebendig… was dieser Baum wohl schon alles gesehen hat…

Skulptur im Kreuzgang
Die Kaiser Lothar Linde wird im Volksmund die Tausendjährige Linde genannt
Die Lotharlinde hinterm Lothardom

Für Königslutter waren zwei Stunden veranschlagt und die haben auch gereicht… ohne den Kaiserdom gäbe es dort nicht viel zu sehen… danach ging die Fahrt weiter nach Braunschweig. Als der Zug in den Hauptbahnhof einfuhr dachte ich erstmal: echt (?) hier soll ich aussteigen? Beton soweit das Auge reicht… Hochhäuser, x-spurige Hauptstraßen und das alles noch ziemlich hässlich… nun ja… ich war darauf vorbereitet da ich ja weiß das Braunschweig im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde und nach den vermeindlichen Bedürfnissen der Nachkriegszeit wieder aufgebaut wurde. Der Hauptbahnhof liegt außerdem ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt so das die letzten Kilometer mit der Straßenbahn bewältigt wurden.

In Schadt's Brauereigasthof

Meine Residenz ist das Premier Inn in der Nähe des Hagenmarktes, ein etwa 15 Jahre alter hässlicher Neubau der sich aber innerlich durchaus sehen lassen kann… ich habe bestimmt das größte Hotelzimmer meiner gesamten Deutschlandreisen… ich denke es ist etwa 12 x 4 Meter groß… ich bin mit meinen Eltern und meiner Schwester in einer Wohnung aufgewachsen die nicht allzu viel größer war… Viel Zeit verbrachte ich dort aber erstmal nicht… der Magen knurrte und es ging ein Haus weiter in den Brauereigasthof Schadt. Dort gab es Bierbraten mit Bratkartoffeln und naturtrübes Pils und Märzen aus eigener Herstellung… kann ich als Berliner nur das höchste Kompliment verteilen: Kannste nich meckern. Es folgte ein kleiner Stadtrundgang mit einigen schönen Fotos im Dunklen… danach noch ein paar Bier im Shamrock am Hagenmarkt… dann war Sense und der Anreisetag wurde weggeschnarcht.

Braunschweig - Historisches Stadtzentrum zu später Stunde
Kaiserpfalz Goslar
Kaiserpfalz - Der Braunschweiger Löwe 2 mal kopiert nebst Barbarossa und Wilhelm zu Pferde
Die Überreste des ehemaligen Goslarer Doms

Tag 2: Goslar… Da ich ja in letzter Zeit ein schreckliches Talent habe genau dann zu verreisen wenn irgendwer streikt gab es den Tagesausflug nach Goslar heute bereits da morgen der ÖNV bestreikt wird. Man fährt von Braunschweig eine knappe Stunde mit dem Bummelzug und steigt dann im Harz aus und betritt Goslar… etwa 50.000 Einwohner und Teil des UNESCO Weltkulturerbe. Da das Motto der Reise ja heißt „Auf den Spuren der alten Kaiser und Könige“ ging es erstmal schnurstracks zur Kaiserpfalz. Die Kaiser und Könige der damaligen Zeit… ich rede von vor etwa 1000 Jahren… hatten keinen festen Residenzplatz sondern zogen mit dem zumeist üppig aufgeblasenem Hofstaat durch ihr Reich und fielen dabei wie die Heuschrecken in ihre eigenen Gebiete ein… vielleicht etwas übertrieben, aber der Bauer damals hatte davon nicht viel… bei denen war es am Rande der Sklaverei… aber ich schweife ab… der Kaiser und sein Trupp baute also Pfalzen… Gebäude zum temporären Leben quasi… das konnten Burgen sein auf denen niedergestellter Adel wohnte, regionale Fürsten oder Herzöge. Die Kaiserpfalzen wurden aussschließlich für den Kaiser errichtet und die Kaiserpfalz in Goslar war eine der größten. Sie wurde zwischen 1005 und 1050 gebaut und war zu diesem Zweck bis etwa 1250 in Benutzung. Neben dem großen Kaiserhaus zählten noch zwei romanische Kirchen zum Ensemble unter anderem der Goslarer Dom der im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde und von dem nur noch eine kleine Eingangshalle auf einem großen Parkplatz steht. Als der letzte König abgerückt war blühte die Stadt Goslar auf… es gab den Erzbergbau der sehr einträglich war und Goslar entwickelte sich zu einer der reichsten Städte des Mittelalters. Die Kaiserpfalz verfiel in dieser Zeit und wurde unter anderem als Kornspeicher benutzt.

Monumentalgemälde im Sommersaal
Mittelteil mit heroischem Kaiser Wilhelm

Im 19. Jahrhundert setzte dann ja eine Art nationaler Überschwang ein und man zog es vor den fast zur Ruine verkommenen Bau im Stil der Zeit… und das war der Historismus zu restaurieren… es wurde gerne etwas übers Ziel hinaus geschossen… die Grenze zum nationalistischen Kitsch wurde mehrfach überschritten… aber andersrum wäre das Gebäude weiter verfallen und sicher nicht mehr existent. Für 7€ kann man die Kaiserpfalz besichtigen, man bekommt einen guten Überblick über die alten Kaiser und Könige und kann den großen Saal mit seinen monumentalen Wandgemälden besichtigen… und das meine ich mit Kitsch… von Dornröschen über Barbarossa, Luther bis zum „großen“ seinerzeit regierenden Kaiser Wilhelm I. um den die ganze Weltgeschichte gedreht wurde. Das ist alles ganz gut gemacht und auch ganz hübsch… war es aber auch etwas was den Nationalismus und seine Konsequenzen daraus im nächsten Jahrhundert gefüttert hat… so bin ich in meiner persönlichen Empfindung solcher Kunst etwas zurückhaltend… zumal die innovative Kunst seinerzeit mit Impressionismus und Expressionismus schon deutlich weiter war.

Goslar vom Aussichtspunkt Blauer Haufen
Marktkirche St. Cosmas und Damian
Renaissance Kanzel in der Marktkirche
Gose Bier im Brauhaus Goslar

Nach der Besichtigung der Kaiserpfalz ging ich ein wenig raus aus dem Zentrum zu einem natürlichen Aussichtspunkt von der man die Stadt gut als Ganzes sehen kann und machte ein paar Bilder davon. Nach der kleinen Wanderung wollte ich eigentlich im lokalen Brauhaus etwas zünftiges essen und zwei Gose Biere trinken… aber ich erwischte fast sekundengenau die Nachmittagspause der Küche. Als Ersatz mußte ein Fischbrötchen aus der Fußgängerzone reichen und ich besichtigte erstmal den Teil der historischen Altstadt östlich vom Markt und die Marktkirche St. Cosmas und Damian. Dann gab es wenigstens die beiden Biere im Brauhaus. Es handelte sich um Gose, einer recht seltenen Bierart die ihren Namen vom gleichnamigen Fluß in Goslar erhielt und heutzutage im sächsischen Gebiet verbreitet ist… es ist eine obergärige Sorte mit einer gewissen sauren Note. Mir schmeckte die helle Version besser als die dunkle… war aber beides gut. Mehr war nicht drinnen da ich sonst zu viel hätte pinkeln müssen…

Historisches Gildehaus Kaiserworth mit Kaiserfiguren...
...und einen kleinen Dukatenscheißer... vom späten 15. Jahrhundert
Breite Straße mit Breitem Tor

Es waren noch einige Plätze zu besichtigen… nämlich die Altstadt westlich von Markt und Kirche… und die empfand ich als wirklich grandios… fast menschenleer erstreckt sich ein Wald an Fachwerkhäusern über das ganze Viertel… nicht das mir sowas neu wäre… aber diesen speziellen Charm habe ich nur in Quedlinburg ähnlich gespürt… alles auch piekfein hergerichtet und eben überhaupt nicht überlaufen… sehr zu empfehlen.

Fachwerk und Kopfsteinpflaster - Peterstraße
Siemenshaus - Stammhaus der Industriellenfamilie Siemens (ja...die) aus dem Jahre 1693
...Fachwerk ohne Ende...

Abschließend ging es wieder zum Bahnhof… der hat nämlich als Besonderheit ein Irish Pub in seinem Gebäude. Leider war hier auch noch Küchenpause aber die wußte ich mit dem einen oder anderen Guinness zu überbrücken und das Schnitzel wurde später dann regelrecht eingeatmet. Nach der Rückfahrt nach Braunschweig gab es noch zwei Absacker Guinness im Pub „The Wild Geese“… da muß ich aber nicht nochmal hin… da steckt kein Herz drin… mehr brauchte ich gestern aber auch garnicht… außerdem mußte ich nach etwas an dem Bericht hier schreiben und schrauben.

Verkehrsgünstiges Irish Pub Celtic Inn im Bahnhof
Das Wahrzeichen der Stadt Braunschweig

Tag 3: Braunschweig: Braunschweig ist mit etwa 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. Im Mittelalter war die Stadt besonders zur Zeit von Heinrich dem Löwen eine große Nummer als Handelsmetropole und zeitweise auch Hansestadt. Im zweiten Weltkrieg wurde Braunschweig schwer zerstört… die Innenstadt lag zu 90% in Schutt und Asche. Aufgebaut wurde nur teilweise nach alter Erscheinung… es gibt verschiedene historische „Inseln“ und drumherum wurde im Stil der Nachkriegsjahre aufgebaut… mit megabreiten Straßen… sicher mit schönen Grüßen aus dem benachbarten Wolfsburg.

Die Alte Waage mit dem Südturm der Andreaskirche
Das Haus von 1534 wurde bis 1994 rekonstruiert
Der Hagenmarkt mit Heinrichbrunnen und Katharienenkirche

Heute stand nun die Erkundung der historischen Reste der Löwenstadt an. Nach einem kleinen Frühstück bei einem Löwenbäcker mit Löwenbrötchen und einem Kaffee der tatsächlich keinen Löwennamen hatte drehte ich erstmal eine kleine Runde um ein paar Fotos von den umliegenden Kirchen zu machen. Der Turm der Andreaskirche ist mit 93 m der höchste der Stadt… in den wärneren Monaten kann man ihn besteigen… im Februar leider nicht. Neben der Andreaskirche wurde mit der alten Waage ein großes Fachwerkhaus aus dem Jahre 1534 in den 1990er Jahren originalgetreu rekonstruiert nachdem das Haus im Krieg zerstört wurde. Weitere Kirchen in dieser Ecke sind St. Petri, die Brüdernkirche und St. Katharien mit der ungleichen Doppelturmfront zum Hagenmarkt. Besichtigungen waren nicht geplant…

Der Braunschweiger Dom von Südwesten
Der Hochaltar über der Krypta mit dem siebenarmigen Leuchter
Secco Malereien im Chorbereich

…wohl aber schon für den bedeutendsten Sakralbau der Stadt… vielleicht auch der gesamten Region: Der Braunschweiger Dom. Offiziell Domkirche St. Blasii zu Braunschweig… wurde zwischen 1173 und 1226 erbaut. Vorbild war der 40 Jahre ältere Kaiserdom in Königslutter den ich vorgestern besichtigte. Bauherr war Heinrich der Löwe (ca. 1135-1195) Herzog von Sachsen (und zeitweise auch Bayern)… er war zwar nie König oder Kaiser, dennoch einer der einflussreichsten und mächtigsten Herrscher seiner Zeit. Er war der Enkel von Kaiser Lothar von Supplingenburg und entstammt dem Geschlecht der Welfen das noch heute existiert und mit Ernst August von Hannover eine 1-A Flitzpiepe an der Spitze hat. Wie es auch beim Kaiserdom in Königslutter der Fall war, diente die Kirche seinem Bauherren als Grablage… auch hier zog der Bauherr in die Katakomben als der Bau noch schwer in Arbeit war. Beim Braunschweiger Dom haben wir es wiederum mit einer romanischen Basilika mit Querhaus und kompletter Einwölbung sowie Westriegel zu tun. Im Laufe der Jahrhunderte wurde einiges verändert… besonders das nördliche Seitenschiff mit spiralförmigen Pfeilern für das spätgotische Gewölbe fällt aus dem Rahmen. Wie auch in Königslutter fällt die Ausmalung des Chorbereichs samt der Gewölbe auf… nur hier ist ein großer Teil auch noch wirklich original… wenngleich aber durchaus auch ergänzt… nach fast 1000 Jahren muß man da halt mal wieder bei…

Das Grabmal von Heinrich dem Löwen und Mathilda von England...
...in der Hand hält er ein Modell des Domes
Die Särge stehen in der Krypta unter dem Grabmal... links Heinrich, rechts Mathilda

Der Dom hat eine Krypta in der u.a. die Särge von Heinrich dem Löwen und seiner Frau Mathilde von England stehen. Weitere besondere Einrichtungsstücke sind ein siebenarmiger Leuchter vom Ende des 12. Jahrhunderts und eine nagelneue Chororgel deren Prospekt einen modernen Kontrast zur romanischen Architektur bietet. Er hat die Form von Engelsflügeln… die Orgel wurde vor zwei Monaten eingeweiht. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Heinrich der Löwe gern als einer der deutschesten der Deutschen deutscher Vergangenheit dargestellt… man hatte sogar sein Grab geöffnet und bemerkt das das Skelett nicht wirklich den arischen Vorstellungen eines deutschen Führers entsprach… Hitler kam persönlich vorbei und winkte daraufhin ab und ward nie wieder in der Stadt gesehen.

Dom: Das nördliche Seitenschiff im Stile der Spätgotik
Burg Dankwarderode und Braunschweiger Löwe

Der Platz vor dem Dom wird neben repräsentativen Fachwerkhäusern von der Burg Dankwarderode beherrscht. Der urspüngliche Bau aus dem 12. Jahrhundert diente den Herzogen ihrer Zeit als Residenz. Heinrich der Löwe baute das Gebäude aus… bereits 100 Jahre und einige Feuerkatastrophen verlor die Pfalz an Bedeutung… später zog der Adel dann ins benachbarte Wolfenbüttel und der Bau verfiel mit der Zeit… aber dann kam ähnlich rechtzeitig wie für die Kaiserpfalz Goslar die Deutschtümelei des 19. Jahrhunderts zur Hilfe und das Gebäude wurde nach Gutdünken der Zeit wiedererrichtet… oder besser rekonstruiert im historistischen Kontext der Zeit. Heute befindet sich in dem Gebäudekomplex ein Museum. Auf dem Platz zwischen Burg und Dom befindet sich das Wahrzeichen der Stadt… der Braunschweiger Löwe… eine Kopie, das Original steht im nahen Museum. Nach dem Besuch des Doms schlug die Turmuhr 12… Zeit für eine Suppe auf dem Kohlmarkt… aber kein Kohl sondern Linsen… Danach ließ ich mich ein wenig ohne Navigation durch die Stadt treiben… hier mal etwas hübsch altes mit Fachwerk… dort schreckliche Nachkriegsarchitektur… zwischendurch mal… die Frage im Kopf warum diese Frauen bei 5 Grad so leicht angezogen sind… OH.. ok… andere Straße bitte 😉 … ich kam am Magniviertel vorbei und wurde von den gut vertrauten Klängen von Dudelsäcken angezogen… die Spur führte in die Magnikirche die ihre Türen offen hatte und siehe da… zwei Dudelsackspieler dudelten vor sich hin… warum weiß ich nicht aber so konnte ich noch eine Kirche besichtigen die im Kern mittelalterlich ist und nach der obligatorischen Braunschweiger Kriegszerstörung zum Teil modern wiedererrichtet wurde. Die nahe Umgebung wirkt mit Fachwerkhäusern und einem kleinen Markt wie ein Kleinstadtkiez.

Dudelsack statt Orgel in der Magnikirche
Das Happy Rizzi House und die Magnikirche

In der nähe steht das Happy Rizzi House, mit seinen Pop-Art Malereien ein moderner Kontrast zur historischen Szene. Das Haus wurde um die Jahrtausendwende errichtet und war seinerzeit nicht unumstritten… genau wie der Wiederaufbau der Fassade des Braunschweiger Schlosses schräg gegenüber. Die klassizistische Residenz der welfischen Herzöge wurde im Krieg zerstört und 1960 abgerissen… ein Vorgang der seinerzeit eher ein Phänomen im Ostteil von Deutschland war… nun hat man den Bau halt 2005 bis 2007 rekonstruiert… als Fassade für ein gigantisches Einkaufszentrum. Shoppen wollte ich nicht also genügten ein paar Bilder von außen.

Die rekonstruierte Fassade des Braunschweiger Schlosses
Altstadtmarkt mit Martinikirche, Altstadtbrunnen von 1408 und Altstadtrathaus
Martinikirche - Inneres nach Osten
Martinikirche - Orgelprospekt

Der weitere Weg führte mich zum Altstadtmarkt mit dem historischen alten Rathaus und der Martinikirche… neben dem Domplatz sicher der schönste Platz der Stadt. Das alte Rathaus wurde im 13. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut und beeindruckt mit den um 1455 aufgestellten Figuren der alten Kaiser und Könige die ja die Stars dieses Artikels sind. Die Martinikirche ist die bürgerliche Hauptkirche der Stadt bzw. des Stadtteils Altstadtmarkt. Der Bau wurde von Heinrich dem Löwen begonnen, hat eine romanische Westfront und ist heute eine gotische Hallenkirche… von der Ausstattung fiel mir besonders der reich verzierte Orgelprospekt von 1631 auf. Im weiteren Verlauf des Tages benutzte ich noch den Fahrstuhl zum obersten Deck des Parkhauses von Karstadt um ein paar Bilder von oben zu machen sowie noch einen Gang zum Stattstheater bzw. zu den Parkanlagen die sich darum befinden um mit ein bisschen Musik auf den Ohren das schöne Wetter zu genießen bevor es dunkel wurde.

Braunschweig vom Karstadt Parkdeck... mit dem Westriegel vom Dom

Zum Abendessen besuchte ich das Gasthaus Mutter Habenicht… man sagt wohl urig dazu… gab zwar nur Industriebier aber gutes Essen eher deutschartiger Küche… zu empfehlen… für den flüssigen Abschluß des Tages ging es dann nochmals ins Shamrock… dort war heute Pubquiz auf deutsch… aber das war nicht wichtig… das Guinness lief gut und ich werde den Laden in guter Erinnerung halten. Am nächten Tag ging es trotz Streik des ÖNV planmäßig nachhause und drei Tage der Erkundung in der nicht zu weiten Entfernung waren zuende. Viel Romanik, viele Spuren der längeren Vergangenheit… viel Historismus und unglückliche Nachkriegsarchitektur gesehen… Goslar erwies sich als eine der schönsten Städte dieser Größe… Braunschweig ist so’ne Sache… wer sich wie ich für Dinge wie Dom, Kirchen und sowas interessiert… wird durchaus fündig… der Gesamteindruck der Stadt ist eher von dem Ergebnis des Wiederaufbaus der stark kriegszerstörten Stadt geprägt… ich neige dazu zu sagen: da konnte die Stadt nix dafür… das waren die Menschen die seinerzeit dort gewirkt haben… die gastronomische Szene ist sehenswert und zu empfehlen… das Hotel Premier Inn war vollständig zu meiner Zufriedenheit. Wohin es mich als nächstes verschlägt weiß ich gerade noch nicht… aber ich freue mich bereits darauf es hier zu berichten… Zum Schluß noch ein paar weitere Bilder der letzten Tage…

Der Marktplatz von Königslutter
Königslutter - Kreuzgang im Kaiserdom
Frühlingsboten vor der Kaiserpfalz Goslar
Goslar - Kopie des Braunschweiger Löwen vor der Kaiserpfalz
Kurze Pause mit Goslar zu Füßen
Keine Autos, keine Leute... nur Pflaster, Fachwerk und McLarsen
Über den Dächern von Braunschweig mit Martinikirche
Die Säule "2000 Jahre Christentum" von 2006 und das Braunschweiger Rathaus