Es gibt Dinge in der Weltgeschichte, wo jeder weiß, wo er zu dem Zeitpunkt gerade war… die Generation meiner Eltern vielleicht Kennedy oder Mauerbau… meine Generation eher 11. September oder… Mauerfall. In diesem Blog soll es um letzteren gehen… ich kann spoilern: Ich habe bei der Information „Die Mauer ist offen“ Stiefel geputzt… Armeestiefel Made in GDR, schwarz in Größe 42… aber der Reihe nach… ich muss ein wenig ausholen…
Ich bin in Leipzig und Potsdam aufgewachsen. Nach dem berufsbedingten Umzug meiner Eltern von Leipzig nach Potsdam im Sommer 1975 wurde ich kurze Zeit später in die Klasse 1b der Polytechnischen Oberschule (POS) „Herbert Ritter“ in Potsdam-Babelsberg, Wohngebiet Gluckstraße eingeschult.
Mein Vater war Offizier der Nationalen Volksarmee. Er war Trainer im Armeesportklub (ASK) „Vorwärts“ in der Sportart Fechten. Meine Mutter war Physiotherapeutin, ebenfalls beim ASK… hatte aber mit politischem Belangen nichts zu tun. Das Wohngebiet Gluckstraße, in deren Zentrum quasi meine Schule stand, war alles andere als ein Arbeiterviertel… im Osten begrenzt von den Kasernen der Grenztruppen (jene Grenze lag mit der Westberliner Enklave Steinstücken nördlich von uns), weiter südlich war die Verwaltung vom Zoll und ein Lazarett… unweit des Wohngebietes entstand das wesentlich größere Wohngebiet „Am Stern“… benannt nach einem sternförmig ausladenden Platz am nahen Jagdschloss aus der Zeit von Friedrich Wilhelm I. Westlich des Wohngebietes war das Musikerviertel, benannt nach den Straßennamen von berühmten Komponisten… hier wohnten bis 1945 Naziprominenz und Prominente der nahen UFA Filmstudios und nach dem Krieg auch eher… ich sag mal besserverdienende oder dem Regime nahestehende Menschen. Die Straßen waren nicht direkt aufgeteilt, aber es gab Wohnblöcke, da wohnten fast ausschließlich Angehörige der Stasi, in anderen Blöcken Zollbeamte… mithin auch uniformierte Staatsdiener… in den Plattenbauten der Serie WB70 wie meinem, waren NVA Angehörige in der Mehrheit… zwischendurch natürlich auch jede Menge „normale“ Leute ohne besondere Beziehung zur politischen Führung des Arbeiter- und Bauernstaates. Ich beschreibe das deshalb, um zu verdeutlichen, in welcher roten Blase ich aufgewachsen bin… das war als siebenjähriger Erstklässler natürlich erstmal komplett egal, sollte mich aber später prägen. Meine Familie war schon politisch dem sozialistischen System angepasst, aber nicht fanatisch und auch immer mit mehr oder weniger offener Kritik wenn es Probleme gab. In meinen 10 Schuljahren, die alle an der gleichen Schule stattfanden, machte ich alles mit, was die Mehrheit aller DDR-Schüler erlebte: Jungpionier, Thälmannpionier, FDJ, Jugendweihe, Staatsbürgerkunde-Unterricht, Lager für vormilitärische Ausbildung… Für mich war es normal, und Kritik am System bedeutete für mich eher, dass ich nicht die Schallplatten meiner Lieblingsbands kaufen konnte. In den letzten Schuljahren war ich sehr kunst- und geschichtsinteressiert und wollte gerne auch etwas in dieser Richtung beruflich einschlagen. Dafür war ich allerdings zu schlecht in der Schule… also nicht grottenschlecht, aber halt im grauen Mittelfeld. Russisch oder Fächer mit Zahlen versauten mir jährlich den Notenschnitt, der benötigt wurde, um an der Erweiternden Oberschule (EOS) zugelassen zu werden… Ohne diese war es quasi kaum möglich zu studieren. Ok, es gab Möglichkeiten wie Berufsausbildung mit Abitur und so weiter… aber darum geht’s gerade nicht… oder doch? Der Staat konnte natürlich auch mal eine Ausnahme machen… zum Beispiel, wenn man sich ihm unterwirft und in seine Dienste tritt… wie so viele der Einwohner im Wohngebiet Gluckstraße ja auch. Das konnte heißen, mit der Stasi zu kooperieren oder wenigstens eine Unteroffiziersstelle bei der NVA anzutreten. Ersteres kam für mich schon in ganz jungen Jahren nicht in die Tüte, aber das zweite Modell schien mir lästig, aber immerhin einen Versuch wert. Ich war zu dieser Zeit noch Schüler und gänzlich von dem Alltag des sogenannten realpolitischen Sozialismus entfernt und wurde dafür in einer Vorab-Musterung eingeschrieben.
Nach dem Abschluß des 10. Schuljahres gab es deshalb erstmal eine Berufsausbildung… Berufe wie Restaurator oder andere Tätigkeiten die mich mit Kunst, Architektur und Geschichte zusammengebracht hätten, waren begehrt… und für mich blieb letztendlich eine Berufsausbildung zum Fußbodenleger… nicht wirklich das, wo ich mal hinwollte, aber immerhin ein Anfang. Der Ausbildungsberuf des Fußbodenlegers, den es seinerzeit im Westen nicht mal gab, beinhaltete überwiegend Arbeit im Wohnungsneubau und Altbaurekonstruktion… aber auch Parkett- und andere Holzböden… damals selten und begehrt… sowas wie Baumärkte gab es schließlich nicht… und in der Mangelwirtschaft der DDR konnte man als Handwerker durchaus gut leben.
Als ich 1985 beim VEB Stadtbau Potsdam meinen Berufsausbildungsplatz antrat und zum ersten mal zu meiner Brigade kam, wurde ich erstmal kritisch von den Gesellen beäugt… es war zu ihnen durchgedrungen, das ich 3 Jahre Armee machen wollte und mein Vater Offizier ist… nun gut… im Großen und Ganzen wurde ich trotzdem akzeptiert und die Sache spielte seinerzeit keine große Rolle. Den Gesellenbrief erhielt ich 1987 und war nunmehr Facharbeiter. Ich kam dann mit anderen Kollegen zusammen… etwas näher in meinem Alter und im Laufe der Zeit begriff ich auch jeden Tag mehr, welches Schmierentheater im Staate DDR gespielt wurde… die ganzen Sprüche aber leere Warenauslagen… Korruption auf allen Ebenen… Dinge, die ich vorher nie wahrgenommen hatte, weil sie mich nicht betroffen haben. Es ging mir persönlich gut… so ist das nicht… ich war gefragter Handwerker, hatte mit 20 mein erstes eigenes Auto und hatte allgemein Spaß am Leben… nur mit den ganzen Lügen des Systems kam ich zunehmend nicht mehr klar… insgesamt geriet dieses System sowieso langsam aus den Fugen… immer mehr wollten den Quatsch nicht mehr mitmachen, der von oben beschlossen wurde. Im Mai 1989 wurden die Kommunalwahlen auf lächerliche 98 Prozent gefälscht… für mich waren das mittlerweile unhaltbare Zustände… ich war 20 Jahre alt… jung und wild (naja… mehr als heute) und somit wurden erstmal Dinge korrigiert, mit denen ich mich geirrt hatte… als erstes natürlich diese Sache mit den drei Jahren Armee. Bei einem Gespräch im Wehrbezirksamt (oder war es das Wehrkreisamt? …egal) mit einem schmierigen Heini, der das überhaupt nicht nachvollziehen konnte was ich ihm so über meinen Eindruck über den Zustand der Republik mitteilte… ich war nun kein positiver Bürger mehr und ich würde schon sehen, was ich davon habe… ich würde bestimmt erst eingezogen, wenn ich schon Frau und Kinder habe… nun gut… von mir aus… dachte ich seinerzeit.
Im Verlauf Jahres 1989 tickten die Uhren plötzlich immer schneller… Arbeitskollegen flohen via Ungarn in den Westen, in der Sowjetunion gab es plötzlich Reformen… nur in der DDR bewegte sich rein gar nichts… In meinem Freundeskreis wurde die Ausreise immer populärer… für mich war es keine Option… ich hatte weder Verwandschaft noch Freundschaften im Westen und ich fühlte mich in Potsdam sehr wohl… ich war eher dafür das man vor Ort etwas ändert.
Am 26.08.1989 feierte ich mit vielen Freunden ausgiebig meinen 21. Geburtstag… mangels Gitarre wurde glatt der Staubsauger missbraucht und überhaupt war alles prima… wie Parties früher so waren. Tags drauf kam mein Vater mit einem offiziellen Schreiben auf mich zu, das er mir netterweise zurückgehalten hatte bis der Geburtstag vorbei war… es war mein Einberufungsbefehl zur NVA zum 01.11.1989. Das der irgendwann mal kommen würde war mir klar… aber nachdem ich dem Staat quasi einen Korb gegeben hatte und keine drei Jahre Armee mehr machen wollte, hatte ich deutlich später damit gerechnet.
Für die Nachgeborenen: Es gab in der DDR keine wirklichen Alternativen zum Wehrdienst wie etwa einen Zivildienst… es war quasi ein feststehendes Ereignis wie Geburt, Schule, Arbeit und Tod (um die Godfathers zu zitieren). Im Gegenteil zu früheren Jahren hatte ich inzwischen aber ein Problem damit, diesem korrupten System zu dienen und die Option einer Republikflucht, wie auch immer diese aussehen sollte, wurde für mich populärer… lediglich die Tatsache das mein Vater – seinerzeit Major der NVA – ordentlich Ärger bekommen hätte, hielt mich (noch) zurück. Eine lange geplante Urlaubsreise nach Bulgarien wurde angetreten und einer meiner Freunde wollte sie zur Flucht via Ungarn nutzen… hat nicht geklappt, aber er wurde auch nicht erwischt. Der 01.11.1989 kam immer näher und ich war zunehmend beunruhigt. In Leipzig fanden längst Demonstrationen gegen das System statt und sie wurden Woche für Woche größer… am 07.10.1989 (DDR Nationalfeiertag) fand zum ersten mal eine große Demo in meiner Heimatstadt Potsdam statt… da war ich natürlich dabei… nix außergewöhnliches passiert, dennoch war das Erlebte ein großer Einschnitt in meine künftige Denkweise… zahlreiche Leute die ich aus verschiedenen Ebenen kannte, liefen erst mit uns mit und lösten sich dann raus und positionierten sich dann auf der anderen Seite… Leute mit langen Haaren wie ich, mit denen ich Tage vorher noch in der Kneipe über Musik und Allemmöglichen diskutiert hatte, entpuppten sich plötzlich als Stasifreaks… irgendwie brach spätestens jetzt eine Welt für mich zusammen und ich fand es mittlerweile unverantwortlich, in den Dienst der Armee zu treten. Der 7. Oktober setzte eine Menge Energie in Richtung Wende frei… nur war es zu dieser Zeit noch völlig unklar, wie die Dinge enden würden… Die Älteren erinnerten sich an Berlin am 17. Juni 1953, Budapest 1956 und den Prager Frühling 1968… der einzige Unterschied zu den genannten Volksaufständen war die derzeitige Lage in der Sowjetunion unter Gorbatschow. Sollte ich etwa wirklich in ein paar Wochen bewaffnet auf die eigene Bevölkerung und meine eigenen Freunde angesetzt werden? Inzwischen dachte ich auch über Republikflucht nach. Die Flüchtlinge aus der BRD-Botschaft in Prag wurden mit Zügen durch DDR-Gebiet nach Westdeutschland transportiert… wir fuhren zu dritt nach Dresden und loteten aus, irgendwie auf die Züge zu kommen… vergebens… die tschechische Grenze war nun auch zu… es gab kaum noch Möglichkeiten und mir wurde langsam klar, das ich wohl den Dienst an der Waffe antreten müsste.
Am Mittwoch dem 01.11.1989 – es war der 45. Geburtstag meiner Mutter – ging es dann auch los… am Vorabend wurde nochmal zünftig einen auf die Lampe gegossen und feierlich der Zopf abgeschnitten. Auf dem Einberufungsbefehl stand Zielpunkt Torgelow im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen mit Eggesin war die Gegend in der DDR berühmt berüchtigt… das Land der drei Meere… Waldmeer, Sandmeer… Nichtsmeer. Die Gegend bestand aus nicht vielen anderen Sachen als Militär. Am Ende des Tages landete ich nicht in Torgelow, sondern in Eggesin-Karpin… in einer Artilleriekompanie, in der nun 3 Monate Grundausbildung angesagt waren. Zum offiziellen Tagesablauf gehörte auch um 20:00 Uhr das Schauen der Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“. Dort waren die politischen Ereignisse im Inland aber auch in anderen Ländern des Warschauer Paktes zunehmend ein Thema… Wochen vorher wäre das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen… am 04.11. fand in Berlin die größte nicht vom Staat organisierte Demo ever statt… die Teilnehmerzahlen wurden auf bis zu eine Millionen Menschen geschätzt… und so kam es dann auch am Donnerstag, dem 09.11.1989, zu der Information die irgendein Kamerad verbreitete, dass die Mauer in Berlin offen stünde… beim Stiefelputzen… Der schnelle Verlauf der Ereignisse geschuldet… war ich nicht wirklich überrascht davon… nur warum mußte ich ausgerechnet jetzt seit gut einer Woche hier oben in der Sandwüste verweilen (?)… da war schon ganz schön viel Resignation dabei… zumal es zu dieser Zeit nicht absehbar war, als Angehöriger der bewaffneten Organe (und damit Geheimnisträger) in den Westteil zu kommen. Internet etc. war ja noch nicht… also fand der Austausch mit der Außenwelt schriftlich mit Briefen statt… alle Freunde und auch Mutter und Schwester schrieben wie es war in Westberlin… es fuhren inzwischen Busse zwischen Potsdam Bassinplatz und Berlin Wannsee… wenige Tage davor absolute Utopie… Interessant war dann auch der politische Unterricht, der ja nach wie vor Teil der militärischen Ausbildung war. Im Nachhinein tun mir die sogenannten Politoffiziere ein wenig leid… ihre Argumente gingen jeden Tag mehr in die Binsen… Nach ein paar Wochen… ich weiß nicht mehr genau wann – fand dann die offizielle Vereidigung statt, wo auch Verwandte und Freunde zugelassen waren. Aus Potsdam kamen meine Eltern, meine damals zwölfjährige Schwester und vier Freunde/Freundinnen aus Potsdam… mit meinem eigenen Auto. Nach dem offiziellen Teil gab es den ersten Ausgang und es ging nach Ückermünde zum gemeinsamen Essen und Trinken… alle waren total euphorisiert wegen der komplett neuen Zeitrechnung die inzwischen begonnen hatte… alle machten mir Mut das ich auch bald ein Teil dieser werden sollte. Es war ein schöner Tag im tristen Eggesin im November 1989. Politisch wurde danach alles auf links gedreht (nach rechts aber auch) und so war es später möglich zum ersten Heimurlaub zu Weihnachten erstens nach Hause zu fahren und zweitens am Abend des 23.12.1989… es war zufällig wieder ein Elterngeburtstag… mein Vater wurde 47… betrat ich zum erstenmal Westberliner Boden… nur mal kurz nach Zehlendorf, die großen Sachen waren die nächsten Tage dran. Das Begrüßungsgeld von 100 DM wurde natürlich in Langspielplatten angelegt: The Church „Heyday“, R.E.M. „Life’s Rich Pagement“ und Nick Cave & The Bad Seeds „Tender Prey“ waren meine ersten Einkäufe in der schönen neuen Welt… einfach in ein Geschäft gehen und etwas kaufen was man mag… eine fast neue Erfahrung. Mit etwas Glück und Trickserei konnte ich meinen Urlaub noch etwas erweitern und musste erst am Neujahrstag 1990 nach Eggesin zurück.
Dort gab es auch ein neues Programm: Wegen personellen Engpässen wurde ich und etliche andere aus der Kompanie auf das Gelände der Unteroffiziersschule versetzt und wir lernten nunmehr das Fahren von Panzern… egal welche Vorkenntnisse da waren oder auch Führerschein oder so… Scheißegal. Wir lernten einen Mannschaftstransporter namens MT-LB kennen… russisches Fabrikat mit Ketten und Technik aus den 1960er Jahren… viel Theorie, viel Wartung aber auch ab und zu Fahrpraxis… das hat teilweise auch Laune gemacht mit so einer Klapperkiste durch Wald und Heide zu heizen. Es gab am Ende auch eine Prüfung und damit verbunden die Beförderung zum Gefreiten – nach wenigen Wochen. Im Rahmen der Tabula Rasa auf allen Ebenen der DDR wurde nun auch über die Möglichkeit eines Wehrersatzdienstes diskutiert und auch ob ein Wechsel von der Armee dorthin möglich wäre… Man fand einen Weg und nach einem halben Jahr konnte ich unkompliziert zurück in den zivilen Alltag wechseln.
In diesem halben Jahr fanden im der Nationalen Volksarmee mehr Veränderungen statt als in den gesamten 34 Jahren ihrer Existenz… längst war auch klar das es mit ihr so nicht weiter gegen würde. Die deutsche Wiedervereinigung hatte ordentlich Fahrt aufgenommen. Nach einem Monat quasi unbezahltem Urlaub ging es dann für mich für fünf Monate zu meiner nächsten Beschäftigung: Zivildienst auf dem Potsdamer Hauptfriedhof. Statt dem MT-LB Panzer wurde ich nun mit einem Bagger aus rumänischer Produktion vertraut gemacht… nicht etwa zum Ausheben von Grabstätten, sondern zur Umschichtung von Laub und ähnlichen Biomüll der am Rande des Friedhofes auf dem Brauhausberg seine Heimat hatte… Hier verbrachte ich den Sommer 1990 und hatte echt ein schönes Leben… eine kleine Entschädigung für Eggesin quasi. Gerne hätte ich dieses ganze Wendejahr, das für mich am 31.10.1990 mit der Rückkehr in das offizielle Berufsleben endete, anders verbracht… aber das Schicksal wollte es halt, das ich eine Woche vor Mauerfall eingezogen wurde. Andere hatten sicher weniger Glück und für viele wurde das Leben in dem Staat, der seit 03.10.1990 Bundesrepublik Deutschland hieß, nicht leichter… Für meinen Vater war die Militärlaufbahn bald vorbei und wie tausende andere ehemalige DDR-Bürger hieß es jetzt: Umsatteln auf andere Dinge. Ich blieb anfangs beim Handwerk, zog 1991 nach „West“-Berlin, versuchte noch einmal meine Laufbahn in Richtung Architektur zu lenken, musste aber nach dem erfolgreichen Fachschulabschluss, den ich zwischen 1993 und 1994 absolvierte, feststellen, dass das mit den vielen Zahlen doch nichts für mich ist… so blieb es bei Fußböden und das ab 1996 auch als Selbstständiger… bis dann 2000 das Offside kam.
Mein Fazit: Ich habe viel erlebt in der Wendezeit… es war nie langweilig und ich hatte auch ein bisschen Glück, das Beste aus der Situation zu machen. Mit der Wende und der einhergehenden deutschen Einheit bin ich persönlich zufrieden… ich hatte schließlich das beste Alter mich der Zeit anzupassen… sicher war nicht alles optimal, und vielen anderen ging es danach garnicht gut… besonders den Älteren, leider… aber so ist das Leben. Seit den Erlebnissen der Wende weiß ich, dass sich alles sehr schnell ändern kann, auch Dinge, die vorher in Stein gemeißelt waren… man sollte das nie vergessen, besonders im Hinblick auf die politischen Stimmungen der Gegenwart… seit dieser Woche wissen wir das das orange Grauen namens Trump wieder auferstanden ist und der Welt wohl wenig Positives schenken wird… die Ampelregierung löst sich auch gerade auf und die Wähler auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wählen inzwischen mehrheitlich rechts… wieder geht alles Schlag auf Schlag… wir sollten alle aufpassen wohin der Weg führt… die Bedingungen Demokratie auszuleben sind so viel besser als 1989… aber wir müssen sie besser nutzen… wenn nur jeder ein wenig dazu beitragen würde… und sei es nur zur Wahl zu erscheinen und das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen, dann wären die Erträge der Wende vor 35 Jahren von nachhaltiger Natur… anderweilig sind wir ganz schnell wieder da wo wir eigentlich nie wieder hin wollten…
Happy 35 Jahre Mauerfall ! …Berlin, 08.11.2024