Osnabrück, 14.01.2025…Meine erste Erkundungstour im Jahr 2025 führt mich in zwei Städte, die für den Westfälischen Frieden von 1648 stehen: Osnabrück und Münster. Die Städte sind zwar irgendwie miteinander verbunden, aber anderseits auch nicht… beide waren Bühne des ersten Friedens der Weltgeschichte, der auf dem Weg der Diplomatie entstanden ist… boten aber auch Bühne für die jeweils andere Kriegspartei… Osnabrück auf der protestantischen und Münster auf der katholischen Seite. Gemeinsam wurden beide Städte im zweiten Weltkrieg komplett zerstört und danach auch wieder aufgebaut… Münster gehört zu Nordrhein Westfalen, Osnabrück zu Niedersachsen. In beiden Städten war ich vor gut 30 Jahren bereits… in Münster lebte seinerzeit eine meiner ersten Freundinnen… aber das ist sehr lange her und etwas Auffrischung des Wissens über die Städte kann nicht schaden… zumal ich ja mit Mitte 50 einen etwas anderen Blick auf die Dinge habe…
Jede Reise beginnt mit der Anreise… damit kommt in der Regel die Deutsche Bahn ins Spiel und damit auch stets ein Hauch von Abenteuer… war heute nicht anders… plötzlich war der Status in der App „Verbindung entfällt“… jo…prima… naja, ich will hier nicht jedes mal ein Faß aufmachen, aber grrrrrrr… Via Hamburg und Bremen landete ich dann schließlich doch noch in Osnabrück und das nur ca. 45 Minuten später als ursprünglich geplant. Residenz für die drei Nächte ist das Ibis Budget Hotel am Hauptbahnhof, was aus dem Baukasten kommt, aber mit 56€ pro Nacht mit Frühstück meinerseits auch keine Wünsche übrig lasst… mir reicht das völlig.
Mit den Anreisetagen ist es immer so eine Sache… man ist zu spät da, um noch viel zu sehen… im Winter zumindest. Ursprünglich hatte ich vor, den Dom zu besichtigen… das hätte zeitmäßig gut gepasst… nun hab ich aber das Pech, das der Dom von gestern an etwa zwei Monate wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist… ok… dann ab ins Rathaus, schließlich einer der Hauptschauplätze des Westfälischen Friedens… der Friedenssaal ist bis 17:00 geöffnet und kostenlos zu besichtigen… das stimmt… allerdings ist er nahezu zappenduster… ein paar indirekte Strahler verhindern, das man nirgendwo aneckt… aber die ganzen Portraits der damaligen Protagonisten kann man nur erahnen… obwohl sie eh gleich aussehen… etwa wie ich Mitte der 1990er Jahre mit langen offenen Haaren und Ziegenbart… ganz so krass war ich allerdings nicht angezogen… obwohl… Themawechsel… nach dem etwa 50 qm großen dunklen Saal (den ich mir morgen nochmal im Hellen vorknöpfe), blieb noch Zeit für die benachbarte Marienkirche… die Stadtkirche der Bürger Osnabrücks (im Gegenteil zum Dom). Sie ist eine gotische Hallenkirche mit äußerst bemerkenswerten Proportionen… im Inneren ist sie fast so lang wie breit wie hoch… quasi ein Würfel… sehr ungewöhnlich. Ihr größter Schatz ist der Flügelaltar von einem Meister aus Antwerpen von etwa 1520.
Es war dann gegen 17:00 Uhr und die Bürgersteige waren bereits derart hochgeklappt, wie ich es eigentlich nur aus kleinen Provinzstädten im Osten Deutschlands kenne… aber seit dem unverhofften Fischbrötchen in Hamburg meldete sich auch langsam der leere Magen und ich war fast der erste Gast in der eigentlich später geplanten ersten gastronomischen Station der Reise: Hausbrauerei Rampendahl. Wer hier öfters mitliest, weiß das es eine gewisse Tradition ist, den ersten Abend an einem solchen Ort, wo Bier gebraut wird und zünftiges Essen serviert wird, zu eröffnen. Es war gut das ich so früh da war… viel später hätte ich glaub ich keine Chance gehabt, einen Platz zu bekommen… obwohl das kein kleiner Laden ist. Neben den selbstgebrauten Bieren (Helles, Dunkles, Weizen) gibt es noch einen anderen Hit: Ein wöchentlich wechselndes Buffet… aber nicht nur das… es gibt auch am Wochenende Buffet mit wieder anderen Sachen… diese Woche gab es Wildbraten vom heimischen Reh (zwar ohne Kartoffelpü), aber mit Knödeln und Rotkohl und außerdem einer Gulaschvariante mit Champignons… achso.. und natürlich auch mit Vorsuppe bis der Arzt kommt… das alles so viel wie man schafft für 14,14€ … Zu allem Überfluss war das auch noch sehr lecker und auch die Biere waren sehr gut… kein Wunder, das der Laden am Dienstagnachmittag bereits komplett geflutet wurde und ich an meinem kleinen Tisch fast schon ein schlechtes Gewissen hatte ob der ganzen Leute die auf Plätze warten mussten… von allen bis jetzt erlebten Brauereigasthöfen klar die Nummer Eins in allen Belangen. Weiter ging es zum Bier trinken in den „Grüner Jäger“. Dort gab es Guinness, Bundesliga auf der Leinwand (was das Offside ja seit einem halben Jahr nicht mehr hat)… ich war garantiert der Älteste in dieser großen Kneipe und weiß auch das das in Zukunft öfters vorkommen kann… Später gings ins Hotel um diesen Bericht bis hierhin zu verfassen.
Osnabrück ist mit ca. 167.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Niedersachsens. Die Stadt liegt im Südwesten des Bundeslandes und befindet sich in nächster Nähe von Nordrhein-Westfalen. Durch die Stadt fließt die Hase, ein 170 Kilometer langer Nebenfluß der Ems. In der Umgebung von Osnabrück befinden sich Teile des Teutoburger Waldes, die berühmte Varusschlacht um 9 n.Chr. fand nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Nähe von Kalkriese, etwa 20 Kilometer nördlich vom Stadtzentrum statt. Eine weitere Schlacht um 783 sorgte dann für die Gründung der Stadt, als nämlich Karl der Große den heidnischen Anführer der Sachsen Widukind besiegte, der Landstrich christianisiert wurde und Osnabrück Bistum wurde. 851 gab’s die erste urkundliche Erwähnung, 1171 das Stadtrecht, 1412 wurde die Stadt Mitglied der Hanse… Spezialität: Leinen. Nach der Reformation wurde Osnabrück überwiegend protestantisch, das sollte später noch eine Rolle spielen… nämlich als nach diplomatischen Lösungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges gesucht wurde, entschied man sich für Osnabrück als Verhandlungsort für die protestantischen Kriegsparteien und für das 60 Kilometer entfernte Münster für die Katholiken. Der Westfälische Frieden machte Osnabrück überregional bekannt. Es folgten Fürstentum Osnabrück, Königsreich Westfalen, Kaiserreich Frankreich (Napoleon), Königsreich Hannover, Deutsches Kaiserreich. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört, die Altstadt gar zu 94%. In der Nachkriegszeit wurde vieles wieder aufgebaut, anderes dem Zeitgeist gemäß autogerecht modern bebaut. Wirtschaftlich war Osnabrück industriell geprägt, es gab Stahlindustrie und Auto-Zulieferfirmen… auch heute noch in geringeren Maßen… hauptsächlich für Volkswagen. Sehenswürdigkeiten sind hauptsächlich in der Altstadt zu finden… allen voran das Rathaus des Westfälischen Friedens, der Dom St.Peter, diverse Türme der ehemaligen Stadtbefestigung sowie viele mittelalterliche Häuser und weitere Kirchen in der Altstadt.
Bekannte in Osnabrück geborene Persönlichkeiten sind der Schriftsteller Erich-Maria Remarque (1898-1970), der jüdische Maler Felix Nussbaum (1904-1944) und die Politiker Olaf Scholz, Boris Pistorius (beide SPD) und Christian Wulff (CDU).
Osnabrück Tag 2… die Gardinen beiseite gezogen und fast nix gesehen… war nicht meine Schuld, so hart war der Abend gestern nicht, es lag nur am Wetter… Nebel… nunja, es war nicht so das man gar nichts gesehen hatte, aber irgendwie auch bisschen grau… ab ging es Richtung Altstadt… erste Begegnung war der Haarmannsbrunnen der auch Bergmannsbrunnen genannt wird. Bei dem Brunnen von 1909 und gilt als einer der ersten Arbeiterdenkmäler Deutschlands. Im Winter ist er aus Gründen aber nicht aktiv… also weiter auf dem Herrenteichwall… ehemals Stadtbegrenzung, ganz beschaulich, mit der Hase nebenbei, später vorbei an Türmen der Stadtmauer… das Heger-Tor wurde als Art Denkmal für die Schlacht von Waterloo umgestaltet… man kann es besteigen und hat ein bisschen Aussicht auf die nähere Altstadt… der Nebel wurde langsam dünner… den geplanten Ausflug zur Gertrudenkirche konnte ich mir aber sparen… für ein Stadtpanorama war die Suppe zu dick… stattdessen frischte ich dann ein wenig meine Kenntnisse über einen der berühmtesten Söhne der Stadt auf: Erich Maria Remarque.
Ich habe sicher die meisten seiner Bücher gelesen… nein… im Osten war es keine Schullektüre… völlig freiwillig… aber fast 40 Jahre her… nun wurde die Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ kürzlich sehr erfolgreich… gut so… ich mochte die Schmöker… auch wenn einiges im Laufe der Jahre zur Masche wurde. Das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum (in der Stadt dreht sich vieles um den Frieden) gibt es eine liebevoll zusammengestellte Dauerausstellung über den berühmten Schriftsteller und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, sie zu erkunden… so manches Detail tauchte plötzlich wieder auf… z.B. der schwarze Obelisk… und Frauen ohne Ende… er war ja auch eine Berühmtheit. Anschließend ging es nochmal kurz in den Friedenssaal des Rathauses, wo es trotz Nebels deutlich heller war als gestern und ich bessere Bilder machen konnte.

Nächste Station war die Kirche St. Katharinen, eine der 3 mittelalterlichen Kirchen der Altstadt… ähnlich wie die gestern besichtigte Marienkirche ist sie eine gotische Hallenkirche. Der Turm ist 103 Meter hoch und die Ausstattung im Inneren nach Kriegszerstörung eher modern gehalten. Nur einen Katzensprung entfernt liegt das Osnabrücker Schloss… es wurde im späten 17. Jahrhundert als Residenz für den Fürstbischof Ernst August von Braunschweig-Lüneburg im Barockstil erbaut, im zweiten Weltkrieg zerstört und als Universitätsgebäude wieder aufgebaut. Ganz offensichtlich wurde bei der Rekonstruktion eines Fensteraufsatzes ein wenig gescherzt und es wurde ein Meckikopf (war so’n Comic-Igel aus der Nachkriegszeit) mitverarbeitet.
Vom dem mit Studenten überfluteten Schloß und seiner näheren Umgebung ging es dann Richtung Johannisstraße… dort wo Osnabrück ein wenig wie Kreuzberg/Neukölln/Wedding aussieht… aber immerhin besser als weite Teile der südlichen Innenstadt, die an Hässlichkeit kaum zu überbieten sind… vorbei an der Johanniskirche, ebenfalls ein mittelalterliches Baudenkmal… zu einer Einrichtung etwas abseits der Innenstadt auf einem ehemaligen Industriegelände: Genusshöfe Osnabrück mit Kaffeerösterei und Brauerei des Bieres Herr Schmidt. Man kann dort allerlei Nahrungs- und Genussmittel kaufen und sie auch vor Ort geniessen… das tat ich als Mittagessen mit einem leckeren Strammen Max auf eigens gebackenen Brot namens Ferdinand und natürlich auch einem Herr Schmidt Bier… beides war wirklich lecker… was ich den Brauern auch mitteilen konnte, da sie sich an meinem Tisch gesetzt hatten. Es folgte der Rückweg in die Innenstadt entlang eines Stadtringes… oder so… Verkehr ist hier sowieso wie verrückt… und das sage ich als Berliner.


Nächste Station war das Museumsquartier Osnabrück mit dem Felix Nussbaum Haus. Der Maler Felix Nussbaum (1904-1944) ist ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Gemeinsam mit seiner Frau Felka Platek, ebenfalls Malerin, emigrierte er in der Nazizeit nach Belgien, wo sie 1944 verhaftet wurden und im KZ Auschwitz ermordet wurden. Der jüdische Künstler stammte aus Osnabrück und dort bekam sein Werk ein eigenes Museum vom Stararchitekten Daniel Libeskind errichtet. Der 1998 fertiggestellte Bau wirkt als Art Bauskulptur… nicht unumstritten aber auf jeden Fall sehenswert. Neben der Dauerausstellung gab es eine Sonderausstellung von Werken seiner Frau Felka Platek zu sehen, außerdem Ausstellungen von überwiegend niederländischer Malerei aus dem 17. Jahrhundert, sowie Holzschnitte und Kupferstiche von Albrecht Dürer… dann noch ein Museum zur Stadtgeschichte… ich war also gut beschäftigt für eine Weile, hätte auch noch weiter gehen können zu weiteren Ausstellungen in einer seperaten Villa… es war aber bereits dunkel und somit erstmal kurz ins Hotel. Das Abendprogramm bestand dann aus Essen im Gasthaus Holling, die auch Herr Schmidt Bier hatten, sowie ein paar Guinness im Red Shamrock Irish Pub.
Die zweite Stadt um die es diemal geht ist Münster, auch hier war ich schonmal… zuletzt dürfte es 1993 gewesen sein… Zeit mal zu schauen, was so aus der Stadt geworden ist. Also am Vormittag in den Bummelzug gestiegen und ab nach Münster… draußen herrschte wieder Nebel, die ganzen Dörfer liefen verschlafen an mir vorbei… ich hätte stundenlang so fahren können… aber nach gut einer halben Stunde war das Ziel erreicht und es ging zu Fuß in die Innenstadt, begleitet von hunderten Radfahrern und laut labernden Holländern. Erste Station war, wie auch in Osnabrück… schließlich bin ich ja auf den Spuren des Westfälischen Friedens… das Rathaus. Hier muß man 3€ berappen um den Friedenssaal zu besichtigen, dafür hat er Licht und es läuft eine akustische Erklärung… also ein Audio-Guide ohne Kopfhörer quasi. Viel größer als das Gegenstück in Osnabrück ist der Saal auch nicht, dennoch immer wieder interessant, an solchen historischen Plätzen zu weilen.
Der Westfälische Frieden… wer erinnert sich nicht… Geschichtsunterricht und Abfrage von Geschichtszahlen… 1648… oder wann war der Dreißigjährige Krieg (?) richtig… 1618-1648…Er begann mit dem Prager Fenstersturz und erstmal ging es um Katholiken gegen Protestanten… so einfach war es aber natürlich nicht, es war ein Kampf um Macht und Besitzstand… wie bei nahezu allen anderen religiösen Kriegen auch… am Ende war halb Europa zerstört und letztendlich starben zwischen 3 und 6 Millionen Menschen… in manchen Gegenden auf dem Territorium des heutigen Deutschlands wurde die Bevölkerung auf ein Drittel dezimiert. Am Ende waren alle müde, das Geld war alle und man mußte sich auf ein Ende verständigen… Die Städte Münster und Osnabrück waren nicht ganz so schlimm zerstört, sie liegen etwa 60 Kilometer voneinander entfernt, die Machthaber der protestantischen Kriegsparteien (u.a. Böhmen, Schweden, Frankreich) wurden zur Verhandlung ins eher protestantische Osnabrück geladen und die Katholiken (Heiliges Römisches Reich, Spanien u.a.) ins katholisch geprägte Münster. An ein paar Tagen war das natürlich nicht erledigt, die Verhandlungen dauerten etwa 5 Jahre. Am 24. Oktober 1648 war es dann soweit… zum ersten mal in der Geschichte wurde ein verheerender Krieg auf dem Parkett der Diplomatie entschieden. Viele Ergebnisse dieser Verhandlungen beeinflusste die weitere Geschichte Europas und nicht letztendlich wurde die Reformation von Martin Luther jetzt quasi offiziell… freier Glaube für freie Bürger… naja… so ganz auch nicht, aber an dieser Stelle soll es ja kurz und knapp erklärt zugehen.

Das historische Rathaus, was wie über 90% der Altstadt auch im zweiten Weltkrieg zerstört wurde und später rekonstruiert, liege am Prinzipalmarkt… quasi die gute Stube der Stadt… weniger Platz als breite Straße… hier befinden sich viele Geschäfte in den Häusern mit Arkaden. Vom Rathaus ist es etwa gleich weit bis zum Dom und zur Stadtkirche St. Lamberti. Mein nächster Weg ging zum Dom, der auf dem riesigen Domplatz thront. Es ist der dritte Kirchenbau an diesem Ort, die dreischiffige Basilika mit Querschiff vereint Elemente der Romanik und Frühgotik.
Münster in Westfalen ist eine Großstadt mit ca. 323.000 Einwohnern und belegt in der Liste der größten Städte Deutschlands Platz 20. Die Stadt ist umgeben vom Münsterland und liegt zwischen dem Ruhrgebiet und dem 60 Kilometer entfernten Osnabrück im Bundesland Nordrhein Westfalen. Durch die Stadt fließt das kleine Flüsschen Münstersche Aa und der Dortmund – Ems – Kanal, der auch einen Stadthafen hat. Die Stadtgeschichte nimmt im Jahr 793 ihren Anfang, als der Missionar Liudger ein Kloster gründete, kurze Zeit später wurde er erster Bischof der Stadt und der erste Dom wurde begonnen… 1170 erhielt Münster das Stadtrecht. Münster war Mitglied der Hanse und wirtschaftlich sehr erfolgreich… es entstanden repräsentative Kaufmannshäuser in der Stadt. In den 1530er Jahren war Münster der Schauplatz einer ziemlich exklusiven historischen Episode: Das Täuferreich von Münster… auch als Wiedertäufer bekannt war eine Art Gottestaat unter der Leitung dreier fehlgeleiteter, ursprünglich reformatorischer Flitzpiepen… nachdem die Stadt vom Bischof und seinem Militär belagert wurden, endete der Spuk 1536 und die drei Oberhäupter wurden nach gründlicher Folterung und grausamer Hinrichtung in drei Körbe gesperrt und auf den Turm der Lambertikirche gezogen, wo sie noch viele Jahre rumgammeln konnten. Bis 1648 fanden, wie auch in Osnabrück, diplomatische Bemühungen statt, den Dreißigjährigen Krieg zu beenden, die mit dem Westfälischen Frieden endeten und auch Münster diesbezüglich auf dem internationalen Parkett Berühmtheit einbrachte. In Münster residierten die eher katholischen Kriegsparteien. Genau wie Osnabrück wurde auch Münster im zweiten Weltkrieg schwer zerstört, 91% der Altstadt und 63% der gesamten Stadt wurden zerbombt. Der Wiederaufbau der Altstadt erfolgte dann auf vereinfachte Art nach historischem Vorbild. Heutzutage ist Münster einerseits katholisch geprägt, anderseits sind es die vielen Studenten, die das Flair der Stadt bestimmen… nicht zuletzt auch die überdurchschnittliche Menge von Fahrrädern ist äußerst bemerkenswert. An Baudenkmälern mangelt es der Stadt auch nicht… es gibt sehr viele Kirchen, wobei der Dom St. Paulus und die bereits erwähnte Lambertikirche herausragen. Das Schloß Münster dient als Sitz der Universität, das mittelalterliche Rathaus hat wie sein Pendant in Osnabrück einen Friedenssaal zum Thema Westfälischer Frieden.


Während meiner Besichtigung bahnte sich ein Gottesdienst oder ähnliches an, so das ich den Dom verließ und die Lambertikirche ansteuerte. Bei ihr handelt es sich um die Kirche der Bürger der Stadt, das waren besonders zur Hansezeit überwiegend wohlhabende Kaufmänner. St. Lamberti ist eine Hallenkirche mit eleganten Pfeilern und schönen Stern- und Netzgewölben… die Kirche gilt als bedeutendstes Bauwerk der westfälischen Spätgotik. Der markante Turm nit dem Helm aus durchbrochenen Maßwerk erinnert etwas an den Turm des Freiburger Münsters. Er wurde erst 1898 vollendet. An seiner Südseite hängen noch heute die Käfige, in denen die Leichen der Rädelsführer von den Wiedertäufern ausgestellt wurden. Der Turm wird von einer Türmerin betreut, von 21:00 Uhr bis 24:00 Uhr gibt sie halbstündlich mit einem Kupferhorn Signal, das alles in Butter ist… außer Dienstags… da ist wohl noch nie etwas Schlimmes in Münster passiert…
Es folgte eine Kaffeepause… sowas ist bei mir ja eher ungewöhnlich, aber jenes Café heißt „1648“ und ist damit schon mal qualifiziert, außerdem hat man einen Super Überblick auf die Stadt. Das Café wird von den Alexinern betreut und es arbeiten Leute mit und ohne Behinderung. Leider war da ja noch der Nebel… aber scharf kann ja jeder.
Nach der Aufstockung des Koffein-Haushalts sollten nun ein paar Meter für den Schrittezähler her. An der Stelle wo früher die Stadtmauer stand, befindet sich heute die Promenade… eine Art Fahrrad- Autobahn nebst teils zweispurigen Weg für Fußgänger. Die Promenade ist 4,5 Kilometer lang und ich habe sie mit kleinen Abweichungen komplett umrundet. In ihrem Verlauf sah ich den Zwinger, ein Teil der Stadtbefestigung, aber auch Hinrichtungsstätte der Gestapo, der weiße Buddenturm, ein ehemaliger Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert und das Schloß Münster, ehemals Sitz der Fürstbischöfe und heute Sitz der Universität… wieder eine Parallele zu Osnabrück.

In Höhe des Buddenturms bog ich kurz in die Innenstadt ab, um Mittagspause zu machen. Dafür wählte ich die einzige Gasthofbrauerei der Stadt: Pinkus Müller… ein Familienbetrieb in der 5. Generation, seit 1816. Neben deftigen Essen haben sie eine Vielfalt an selbstgebrauten Gestensaft… ich probierte ein Helles Alt und ein unfiltriertes Pils, beide machten Lust auf mehr, aber ich konnte ja nicht an jeden dritten Baum der Promenade pinkeln und somit mußte das reichen… zurück auf die Promenade. Nach etwa einem Dreiviertel der Strecke bog ich nach außen ab und schaute mir den ehemaligen Hafen an, der ist ein Stichkanal vom Dortmund-Ems-Kanal. Nachdem er als Hafen nicht mehr benötigt wurde und einige Jahre so vor sich hin gammelte, baute man Büro- und Eventgebäude entweder neu oder mit Einbeziehung der vorhandenen Industriearchitektur… ein Hauch von Spree in Münster, mit Ausstellungshallen, Büros, Theater und einer Käserei.
Danach ging es zurück in die Innenstadt noch ein wenig bummeln hier und da… und warten das es 17:00 Uhr wird und damit das letzte Kapitel des Münsteraner Tages beginnt: Das Whisky Dungeon. Das Pub in dem man auch Whiskyflaschen kaufen kann wird seit einiger Zeit von Sebastian Niemann geleitet. Er erwarb den Laden von Michel Reick, der auch als Whisky Druid bekannte bunte Hund der deutschen Whiskyszene. Der Schatten vom Michel ist nicht nur wegen seiner Größe gigantisch, er hat schließlich über Jahre etwas Großes dort aufgebaut… um so schöner fand ich es zu sehen, das er in die völlig richtigen Hände gekommen ist, der Laden läuft gut und Sebastian führt ihn so als hätte es nie jemanden anders gegeben. Nach ein paar Bieren hieß es dann wieder Aufbruch nach Osnabrück und nach der Ankunft dort war ich zu knülle, noch etwas zu machen… es ging früh (naja… 22:30 Uhr) ins Bett… ich hatte von den beiden letzten Tagen etliche Kilometer in den Knochen… und das nebenbei mit einem lädierten Fuß. Tags drauf ging es zurück nach Berlin, der geplante Zug erschien diesmal und war dann auch mit nur 45 Minuten Verspätung am Ziel… nunja… geschenkt… Das war also der erste Ausflug im Jahr 2025. Die Städte des Westfälischen Friedens sind unbedingt sehenswert… vielleicht im Sommer noch etwas schöner, aber ich will nicht meckern, es ist Januar und es war nur Nebel und kein Dauerregen oder gar Schnee. Zum Abschluß gibt es noch ein paar Bilder ohne große Erklärung. Wie immer gilt mein Dank Nina, die in Berlin alles gemanagt hat.



Der Hexengang am Osnabrücker Dom hat etwas leicht gruseliges