Prolog: Im letzten August wurde ich ein halbes Jahrhundert alt und bekam von Nina zwei Sachen sehr gut organisiert und geschenkt : Eine rauschende Party in den Räumlichkeiten der Berliner Unterwelten und eine Woche Arbeit. Ersteres kann beim runden Jubiläum schon mal passieren, zweiteres klingt erstmal komisch… es ist ja auch nicht so, das ich sonst nichts zu tun hätte… der Clou ist, das diese Woche Arbeit in meiner Lieblingsbrennerei Springbank in Campbeltown an der schottischen Westküste stattfinden sollte. Da das ganze auch nicht so günstig ist, haben sich viele Gönner, die bei der Geburtstagsparty waren, daran beteiligt. Ich möchte mich bei allen die daran mitgewirkt haben, schon im Voraus dafür bedanken.
Campbeltown liegt auf der Halbinsel Kintyre, vielen sicher bekannt von Paul McCartneys Schmonzette „Mull of Kintyre“ aus den 1970ern. Die Stadt (etwa 4000 Einwohner) ist der Hauptort von Kintyre und war vor etwa 100 Jahren die Whisky Hauptstadt der Welt. Über 30 Brennereien gab es in der kleinen Stadt, angeblich hat man Campbeltown schon Kilometerweit gerochen. Einige Umstände wie zum Beispiel die Prohibition in den USA (einem enorm wichtigen Markt) und ein paar schwarzen Schafen denen Quantität über Qualität gingen (angeblich wurden auch Heringsfässer befüllt)… ließen die Whiskyblase Campbeltown dann aber platzen. 1926 waren von den 30 Brennereien nur noch zwei übrig : Glen Scotia und Springbank.
Das Besondere an Springbank ist der Umstand das wirklich alles selbst gemacht wird… vom Malz bis zur Flaschenabfüllung. Dazu kommt noch, das ich den Springbank geschmacklich sehr schätze, er hat eine feine Torfnote und einen öligen Geschmack. Springbank war eine der ersten Brennereien, die ich vor knapp 10 Jahren besichtigt habe und schon damals wußte ich, das dieser Laden etwas besonderes ist. Nun also darf ich dort also selber mal Hand anlegen… ich bin sehr gespannt… ein halbes Jahr später ging es also los :
Irgendwann war ich denn am Ziel in Campbeltown, gleich kurz hinter dem Ortseingangsschild liegt das Dellwood Hotel welches die Residenz der Whiskyschüler ist. Hotel klingt immer etwas nach… großen Häusern mit rotem Teppich und Pagen… nein, sowas ist das Dellwood nicht, eher ein klassisches britisches Bed & Breakfast. Dort eingetreten wurde ich von der Wirtin in Empfang genommen und gleich zu meinen künftigen Mitschülern geschickt, die bereits alle einem Tisch saßen, Bier tranken und von einer Käseplatte naschten… Good Afternoon… nein es war eher ein hello… I’m Lars from Berlin… zurück kamen Willkommensgrüße von Felix aus Neuseeland, Michael aus Buffalo/USA, Kylie aus New Jersey/USA, Sören aus Schweden und Darien aus England aber Wohnort Berlin. Ich war der letzte der zur Truppe kam und die kannten sich aber auch noch nicht so lange. Es dauerte ewas bis wir so miteinander in Schwung kamen, gottseidank scheinen alle Smartphonejunkies zu sein, das das Schweigen nicht so auffällt…egal… aller Anfang ist schwer… mit meinem mangelhaftem Englisch war es für mich auch nicht so leicht… Irgendwann erstmal das Zimmer bezogen… Zimmer 8 ist ein Anbau an das alte Haus… erstmal ok, das Zimmer schlicht und sauber… was fehlt ist eine feste Heizung, es gibt nur einen Elektroheizer (den ich erstmal prinzipiell ausgemacht habe). Um Leute kennenzulernen macht man einfach irgendwas gemeinsam. Da wir uns anscheinend ja alle für Whisky interessieren war da naheliegend… einen trinken zu gehen. Dafür gibt es in Campbeltown eine gute Adresse, von der aber auch schon viele negative Sachen berichtet wurden: Das Ardshiel Hotel. Ich selbst kann nichts Negatives sagen, ich war bei meinem ersten Besuch in der Stadt 2010 auch hier und später wieder… alles ok für mich… also sagte ich auch nichts über die Berichte meiner Hobbyreporterkollegen und wir enterten den Laden. Neben etwas Essen gab es komisch schmeckendes Guinness und einen Glen Scotia als Hausabfüllung aus einem Single Cask. In der Runde kam von Darien auch die Frage wo ich in Berlin wohne… ich sagte Gesundbrunnen… Wedding… und er fragte ob ich nicht das Offside kenne, eine Bar die er öfters besucht, wenn er am Gesundbrunnen klettern geht… nun ja… die Welt ist manchmal klein… Das war alles ganz ok und nachdem wir dann die gut 15 min Rückweg hinter uns gebracht hatten gingen alle ins Zimmer und ganz vorbildlich ab in die Heia… schließlich ist morgen erster Schultag und da will man ja nicht unpünktlich oder gar in schlechtem Zustand erscheinen… Es folgten einige Stunden Schlaf… ohne besondere Vorkommnisse…
Ergebnis : ein Bier…. ok kein besonders leckeres und auch ohne Hopfen aber alles was bis jetzt gemacht wurde ist der gleiche Vorgang wie beim Bier brauen. Das Bier hat im Falle von Springbank einen Akloholgehalt von 5 – 7 %… etwas wenig noch… Whisky braucht mindestens 40%… also müssen wir destillieren. Das Bier (was offiziell Wash heißt) kommt jetzt in die erste Brennblase : die Washstill. Dort wird es erhitzt. Alkohol verdunstet bei 78°C und durch Kühlung wird der Dampf wieder flüssig. Wir haben jetzt einen Feinbrand (der offiziell Low Wines heißt) von etwa 20-25 % Alkohol. Das reicht also immer noch nicht, nun kommt der Feinbrand in die nächste Brennblase, die Spirit Still. Hier wird der Vorgang wiederholt und das Ergebnis ist ein Brand mit etwa 70 %. Davon wird aber auch nicht alles verwendet, sondern nur der qualitativ hochwertige Mittelteil. Der klare Schnaps kommt jetzt in Eichenfässer, wird für mindestens 3 Jahre und einen Tag in die Lagerhäuser verfrachtet und darf sich danach Whisky nennen. Nach 3 Jahren… machen wir uns nichts vor… ist das aber noch nix Gescheites, also reift Whisky in der Regel 10 Jahre und mehr. …je länger so besser (?)… nicht unbedingt, es ist gut möglich das die Eiche irgendwann die Oberhand gewinnt, dann hat man zwar einen teueren alten Whisky, aber er schmeckt nicht mehr… kommt ganz auf das Fass an, ich würde sagen das Fass macht mindestens 70% vom Ergebnis aus. Soweit ein kurzer Schnupperkurs zum Thema Whiskyherstellung.
Eine Kostprobe kann man sich ruhig mal abzweigen, ich fand ihn lecker. Da Springbank ja gleich 3 verschiedene Sachen herstellt, nämlich Springbank, Longrow und Hazelburn sollte ich noch erwähnen, das sich diese Woche alles um Longrow dreht. Longrow (wie auch Hazelburn) war eine der über 30 Brennereien in Campbeltown die es bis in die 1920er gab. Seit den 1970ern wird Longrow als zweifach destillierter Whisky hergestellt, der eine deutliche Rauchnote aufweist. Da ich dem Torfkram nicht abgeneigt bin, war ich damit ganz zufrieden. Insgesamt macht man sich als Stillman nicht gerade tot, Robert nannte es ein „waiting game“. Punkt 12 ging es für die Truppe in den Cadenhead Shop zum Lunch. Es gab Haggisrolls und dazu einen 34jährigen Grainwhisky. Der Rest des Arbeitstages verbrachte ich im Stillhouse. 17 Uhr war Feierabend und unser Sechser ging zurück ins Hotel wo um 18:00 das Dinner aufgetischt wurde. Suppe, Seafood Platte und Kuchen in Sahne… man kann nicht gerade meckern. Die älteren Herren blieben zuhause, der Rest besuchte standesgemäß die gastronomischen Einrichtungen der Stadt, heute war das Black Sheep am Hafen angesagt… eine der „feineren“ Adressen. Sehr alt wurden wir aber auch nicht mehr und dann ging es ins Bettchen.
Etwa 40 Fässer standen jetzt vorm Warehouse und es ging nicht weiter. Nun musste ein Alternativplatz in eines der Racking Warehouses frei gemacht werden… also Fässer raus, neue rein… Kuddelmuddel halt… Irgendwann war dann gnädigerweise Mittag und danach ging es für mich zurück ins Stillhouse bzw. an die Mashtun. Die erste Mash der Woche war bereit, also das gerade hergestellte Malz wird drei mal gebadet. Aus einem Silo über der Maischtonne kommt das Malz zusammen mit heißem Wasser, während ich es gefilmt hatte, wurde ich ganz schön eingesaut… ein wenig als würde man angekotzt werden… Das Video ist die Mechanik der Mashtun im Trockenlauf… das zweite wie die Mash in die Tonne römert…
Zwischendurch ging es auch immer mal wieder an die Brennblasen… mit denen war ich ja mittlerweile gut befreundet… Die letzte Station des Arbeitstages war weniger anstrengend : Springbank Warehouse Tasting.
Wir gingen mit Findley Ross, dem Leiter der Produktion durch eines der Lagerhäuser und einige Fässer wurden geöffnet, mit dem Vallinch in die Gläser mehr oder weniger großzügig ausgeschenkt. Dabei war ein etwa 20jähriger Hazelburn, zwei Kilkerrans aus sehr verschiedenen Fässern, ein 25jähriger Springbank, irgendein Longrow (vergessen welcher) …das waren die Highlights… der Rest war auch gut. Ein schöner Abschluss des zweiten Arbeitstages, der es zeitweise in sich hatte. Abends gingen die jüngeren 4 unserer Gruppe (von denen ich der Opa war) noch auf ein paar Bier in die Stadt aber auch heute wurde nichts übertrieben… da steckte einiges in den Knochen…
Tag 4 – Dritter Schultag: Auch der dritte Tag der Schule begann auf den Maltfloors. Was die Kollegen letzte Woche geschippt, verteilt und gepflügt hatten war jetzt soweit. Die Körner sind dick und fett und haben begonnen zu keimen. Zeit diesen Zustand zu konservieren und die Körner so wie sie jetzt sind zu trocknen. Dafür wird eine kleine Klappe geöffnet, wo sämtliche Körner der Etage rein befördert werden müssen. Alles was weiter weg ist via Schubkarre, was näher liegt wird mit dem Besen reingefegt. Das ging mit insgesamt 8 Leuten sensationell schnell, die beiden Kollegen von den Maltings waren begeistert… sonst wären sie ja nur zu zweit gewesen.
Wir waren auch stolz auf uns… hätten uns aber gleich denken können, daß das Korn jetzt irgendwo geblieben ist und dort warscheinlich nicht so liegen bleiben kann… Also alle Mann in den Kiln… quasi die Platte mit dem durchlässigen Metallboden der über dem Ofen liegt. Wie groß mag das sein (?).. ich schätze mal ca. 6 x 6 Meter. Zwei mannshohe Berge Grünmalz erwarteten uns und die galt es nun in diesem kleinen Raum flach und gleichmäßig zu verteilen. Das erinnerte mich etwas an meine Kindheit beim buddeln… nein nicht im Sandkasten, sondern auf Baustellen etc. Als die Plattenbauten der Nachbarschaft entstanden, gab es Mitte der 70er Jahre genug Möglichkeiten auf riesigen Sandbergen zu spielen und danach eine gefühlte halbe Tonne Sand mit nachhause zu bringen. So ähnlich war das jetzt mit dem Malz… man tauchte mindestens knöcheltief ins Korn und konnte danach erstmal die Schuhe auskippen… für einen Teller Müsli hätte es gereicht… Tage später fand ich noch überall Körner… Als alles verteilt war ging es an den Ofen… da reicht es auch nicht einen Grillanzünder rein zu werfen, da muß man schon einen guten Mix an Holz, Papier, Kohle und Torf hinkriegen. Als der Ofen lief ging es zum Teabreak und danach ging es für mich in die Bottling Hall.
Es gibt nur eine Handvoll Brennereien in Schottland die ihren Whisky selber in Flaschen füllen. Da ja Springbank bekanntlich alles selber macht, ist es in diesem Falle ein Muß… Es gibt zwei Fließbänder, eine für die Springbankflaschen (also auch Longrow und Hazelburn… das sind die gleichen Flaschen) und eine für alles andere, sprich auch die ganzen Cadenhead Flaschen. Ich bekam es mit ersterer zu tun, es wurde Longrow Peated, also der Standard abgefüllt… allerdings wurden öfters die Labels gewechselt, da die Flaschen an verschiedene Märkte gingen.
Erst Taiwan, dann Japan, dann UK. Der erste Teil läuft vollautomatisch, erst wird Luft in die Flasche gepresst, dann Whisky, dann Korken, dann der Korkenverschluss… der auch nochmal festgestanzt wird. Dann im nächsten Kasten kommen die Etiketten (ein großes vorn, ein schmales hinten). Was danach kommt ist Handarbeit : eine Tante faltet die Kartons in Form, die nächsten beiden prüfen ob alles gerade sitzt und stellen die Flaschen in den Karton, die nächste alte Tante und ich schließen die Kartons, der nächste packt die Kartons in den Sechserkarton, eine klebt die Kiste mit Klebeband zu, die nächste stempelt irgendwas drauf der nächste macht die Sechserkiste auf die Palette… die wird dann noch verpackt und raus geht’s aus der Halle… insgesamt arbeiten mindestens 10 Arbeiter an der Abfüllanlage. Ob das in Punkto Gewinnoptimierung günstig ist darf bezweifelt werden… aber auch das zeichnet Springbank aus, es ist kein Konzern, die Besitzer sind nach wie vor Nachfahren der Gründer Mitchell und man hat ein großes soziales Bewusstsein. Als vor einigen Jahren Gavin McLachlan die Leitung bei Springbank übernahm, gab es ein Team von 10 Leuten. Heute arbeiten über 80 Leute in der Brennerei… schön zu sehen, das es auch noch andere Modelle als den stinkend faulen, parasitären Kapitalismus (sorry, so wurde mir das damals im Osten in der Schule beigebracht) gibt.
Nach dem Mittagessen fuhr uns Findlay Ross (der zweite Mann hinter Gavin McLachlan) mit seinem Privat PKW zur Wasserquelle von Springbank. Es ist ein See namens Crosshill Loch. Wie in Kreuzberg sah es aber garantiert nicht aus… sehr idyllisch, etwas außerhalb der Stadt gelegen, bei dem schönen (aber kalten) Wetter ein schöner Anblick mit tief blauem Wasser, grünen Hängen mit gelben blühenden Ginster. Sehr schön. Dann kam von Findlay die Frage was wir wollen.. weiter an unser letzten Station arbeiten oder ein Sherrytasting mit ihm machen ? Ich hatte mir die Antwort tiefgreifend und gründlich überlegt (etwa 0,001 Sekunden) und war mit Sherry einverstanden… Die Sherryfässer liegen auf dem Gelände der Glengyle Distillery, also da wo der Kilkerran hergestellt wird. Findlay holte uns etwas mit dem Vailinch aus den Fässern, es gab Manzanila, Fino, Oloroso und Pedro Ximenez (auch PX genannt). Der Oloroso war derart dunkel und von extremer Viskosität, das ich das Glas später erstmal mit New Spirit aus der Brennblase ausspülen musste.
Nur kurz ging es nochmal zum Pappschachtelschliessen ans Fließband … also mal kann man das machen… man muß nicht viel denken und es beruhigt die Nerven. Dann ging der Arbeitstag ähnlich hart zu Ende wie gestern: Cadenhead Warehouse Tasting mit Mark Watt… und der hatte auch noch Geburtstag… Also ich erinnere mich an einen Aultmore, Benrinnes 23y (durfte auch mit nach Berlin, genau wie der Kilkerran 2006, weiterhin ein Paul John (aus Indien), ein Tormore 30y, ein 89’er Grain, ein Glen Scotia… hmmm… vielleicht hab ich was vergessen… aber egal… die Lampen waren danach bei allen an und wir kamen gerade noch rechtzeitig zum Dinner ins Dellhouse Hotel. Abends ging es zu dritt ins Fiddlers Inn, einem traditional Pub… relativ in der Nähe… aber auch an diesem Tag wurde nicht bis in die Puppen gefeiert… 3 Bier, dann Zapfenstreich…
Nach dem Mittag stand die Campbeltown Walking Tour auf dem Plan. Ein Guide von Springbank führte durch die ehemalige Whisky Hauptstadt der Welt und zeigte wo die vielen Brennereien ungefähr standen. An einigen Stellen stand nicht viel anderes als Destillen. Zum Abschluss der Tour ging es in die Glengyle Distillery. Es war etwa um die Jahrtausendwende als die Scotch Whisky Association an die Campbeltowner Whiskybrenner trat und ihnen ankündigte, das die Region Campbeltown demnächst abgeschafft würde, schließlich sind 2 kleine Brennereien zu wenig um als Region zu gelten… (zum Vergleich : allein das Dorf Dufftown in der Speyside hat schon 7 Brennereien) Zum Glück gab es zu dieser Zeit aber in den Lowlands auch nur 3 Brennereien im Betrieb, so das man überein kam, mit Bau einer dritten Brennerei in Campbeltown den Status einer Region zu erhalten. Also rief der Familienpatriarch Hedley Wright den damaligen Manager Frank McHardy in sein Büro und gab ihn einen Auftrag : Frank, please build a new distillery… Es traf sich gut, das das Gelände der ehemaligen Glengyle Distillery (eine Ecke weiter als Springbank) noch immer im Familienbesitz war und in den letzten Jahrzehnten als Traktorgarage diente. …also Trecker raus, renoviert… gebrauchtes Equipment wie Malzmühle und Brennblasen besorgt und fertig ist die Laube… 2004 lief der erste Whisky der sich Kilkerran nennt, aus den Brennblasen. Der erste offizielle Standardmalt Kilkerran 12 Jahre kam 2016, bis dahin gab es jährliche Kostproben namens „Work In Progress“. Die Brennerei arbeitet nur 8 Wochen im Jahr und wird komplett von der Springbank Mannschaft bespielt.
Nach dem Stadtrundgang und Glengyle kam nun der letzte Punkt des Arbeitstages… und der gesamten Schule überhaupt… Zum erstem mal überhaupt konnten wir uns eine Flasche Springbank nach unserem eigenen Geschmack kreieren. Das alles machen die Leute von Springbank/Cadenhead zum allerersten mal, der Raum dafür roch noch nach Farbe, wenige Stunden zuvor wurden noch elektrische Leitungen verlegt… Spannung pur… Bereit standen 6 Fasssamples von Springbank : First Fill Bourbon, Refill Sauternes, Refill Rum, Refill Port, Refill Sherry und First Fill Sherry. Dazu auch 6 Kleinsamples zum probieren. Das Ergebnis wird dann in Messzylinder gemixt und letztendlich in die Flaschen gefüllt… mit Original Springbank Labeln und Namen des „Master“blenders.
…und damit sind wir beim letzten Schultag angelangt… er war sehr kurz deshalb wird er hier mit abgehandelt. Zum Frühstück musste nochmal früh aufgestanden werden. Der einzige offizielle Termin war zwar um 10:30 Uhr und lautete : Test, Prüfung, Abitur… Diplom… Professur… ok… ich neige manchmal zur Übertreibung… Es gab einige Seiten mit allmöglichen Fragen, die Antworten standen in dem Hefter, den wir am Anfang erhalten hatten und den ich nicht für nötig erachtet hatte mitzunehmen… Naja, so schwer war es auch ohne nicht, spicken und gemeinschaftlicher Austausch war nicht verboten. Dann kam Findlay Ross und die Fragen wurden gemeinschaftlich gelöst… war ja klar das es nur eine Formsache ist… Dann wurden die Diplome mit den Tags zuvor kreierten Springbanks überreicht. Gruppenfoto und Mittagessen (die jüngeren hatten noch keinen Appetit), dann kam schon der Abschied. Die Hälfte der Klasse fuhr schon von Springbank aus mit dem Auto Richtung Glasgow, Felix kam noch mit ins Hotel, reiste aber auch kurze Zeit später ab. Nur Sören und ich blieben noch über Nacht. Abends gingen wir zusammen essen, mehr lief den Tag aber nicht mehr… ich fing an diesem Tag an, diese Berichte zu schreiben, vorher ging das nicht, wie ihr euch das jetzt ja vorstellen könnt… und ich schreibe jetzt noch… morgen gehts weiter…
Diesmal wollte ich ein paar Stunden länger hier verweilen und mietete mich für eine Nacht im Rudha-na-Craige Hotel ein. Das Haus liegt am Ortseingang, hat 4 Sterne und war seinerzeit Tagesschnäppchen einer Onlinebuchungsseite. Als ich die etwa 15 min von der Bushaltestelle zurück gelaufen war, wurde ich herzlich empfangen. Hausherr Howard teilte mir mit das er mein Zimmer upgraded hat… warum auch immer… und so hatte ich eines der vornehmsten Zimmer die ich in Schottland je bewohnen durfte… mit tollen Blick auf Loch Fyne… für weniger Geld als ich für die Bruchbude in Campbeltown bezahlt hätte. Erstmal ging es aber in den Ort, es war schon nachmittags und ich wollte auf jeden Fall Castle und Gardens besichtigen, eventuell auch noch zu dem ominösen Wachturm auf den Berg dahinter. Das Castle, ein Bau aus dem 18. Jahrhundert ist noch heute Sitz der Dukes of Argyll, einem Zweig des Campbell Clans. Einen großen Teil des Schlosses kann man besichtigen. Als Potsdamer kenne ich ja Schlösser und Gärten ganz gut, anders ist nur das hier auch der Adel noch wohnt. Der Garten ist zum Teil eher Wald als Lustgarten mit einigen imposanten Bäumen, in ein bis zwei Monaten wird der Rhododendron das Farbkommando übernehmen… jetzt waren es noch die Osterglocken… allerdings bereits im fortgeschrittenen Zustand. So groß war das alles nicht, das Wetter war bis auf den eisigen, kräftigen Wind ok… also dann doch auf den Berg… der heißt übrigens Dun Na Cuaiche… gälisch für Napfberg… oder Schüsselberg. Der Wachturm wurde 1748 fertiggestellt… er ist also so alt wie das Schloss Sanssouci… aber das nur am Rande. Mit der Besteigung von größeren Erhebungen hatte ich bereits im September auf Arran Erfahrung als es auf den Goatfell ging, der ist 874 m hoch und ich war glaub ich 6 Stunden unterwegs, dieser Berg misst nur 348 m (allerdings von Null), in 40 Minuten war ich oben, mit hängender Zunge… ich dachte zwischendurch ich komme nie an… nach jeder Ecke vermutete ich den Turm… aber es ging immer weiter steil bergauf… Im Nachhinein habe ich gelesen, das der Weg gerade mal 2,5 km lang ist… eigentlich lächerlich… wenn man sportlich ist… Irgendwann stand der Turm… der auch gerade einmal vielleicht 10 m hoch ist… vor mir… Puh… Die Aussicht entschädigte aber auf jeden Fall den Aufwand. Super Blick über Schloss und Ort Inveraray und die bergige Gegend der schottischen Westküste, auf manchen Gipfeln lag noch Schnee… der Wind blies mich allerdings fast wieder runter… also nach ein paar Minuten zurück… bergab geht bekanntlich einfacher.
Dann die Überlegung… etwas essen, paar Bier trinken, klar. Der Ort ist allerdings annektiert von überwiegend britischen Touristen im Seniorenalter… nicht das ich da etwas gegen hätte, aber ich hatte ja auch noch dieses fast royale Hotelzimmer und immer noch reichlich Sachen zu schreiben… also heute mal was ganz verrücktes: In den Supermarkt paar Würstchen, etwas Krautsalat und paar Punk IPA eingekauft und zum ersten mal in der Historie meiner Schottlandreisen (diese ist No.16) ging es abends nicht ins Pub sondern ich blieb im Hotel, schaute auf Loch Fyne, schrieb an diesen Bericht und machte es mir gemütlich… werde ich jetzt richtig alt ?… Egal… hat Spaß gemacht. Nächsten Morgen gab es ein gutes schottisches Frühstück und dann ging es mit dem Bus nach Glasgow. Dort gab es die ersten Wolken seit dem Ankunftstag, aber noch immer keinen Regen. Residenz war das Willows Hotel in der Renfrew Street, eine Straße die geografisch und taktisch gut liegt, auf der einen Seiten kurz zum Busbahnhof, zur anderen Seite zum Bon Accord. Nach der Nacht im Luxus wurde ich in Glasgow wieder auf den Boden der Realität geholt… aber das wusste ich vorher und für eine Nacht schlafen reicht es alle male… nur auf eigenes Bad legte ich Wert. Etwa 13:00 Uhr war Ankunft, das reicht jetzt nicht für sehr große Unternehmungen, also wählte ich einen Spaziergang durch die Stadt zur Drygate Brauerei, welche unmittelbar neben der großen Tennants Brauerei liegt.
Die Craftbiere von Drygate hatten wir im Offside auch schon im Aussschank, vielleicht erinnert sich noch jemand an das Bearface (?). Als ich dort ankam war ich überrascht, ein großes Visitorcenter mit Restaurant, Beerhall, Shop und…und…und…vor allem sehr gut besucht, zeitweise hätte ich mich auch im Prenzlauer Berg wähnen können, viele bärtige Papas mit kleinen Kindern, ich hätte beinahe keinen Platz bekommen… und das Sonntag Nachmittag. Ein Burger und zwei Seven Peaks IPA später ging es zurück Richtung Hotel, vorher etwas durch die Innenstadt geschaut, Sonntag spielt da keine Rolle, fast alle Kaufhäuser und Läden hatten bis 18:00 Uhr geöffnet… jeden Sonntag übrigens. Gegen 20:00 startete ich denn die letzte offizielle Unternehmung dieser Reise… und damit endeten schon etliche… Einkehr in die beste Whiskybar Glasgows… das ist für mich das Bon Accord. Dort war wie im Offside ja auch öfters… Sonntags tote Hose, aber das war ok, ein paar Guinness und ein letzter Dram… und zurück ins Hotel und die letzte Nacht in Schottland wird geschlafen. Am nächsten Morgen ging es zurück nach Berlin… ohne besondere Vorkommnisse.