Musik 2025

Berlin, 27.01.2025… Das alte Jahr ist Geschichte und endlich kommen wieder neue Sachen auf den Markt… nach Weihnachtsliedern und Best-Of 2024 wird das auch Zeit und es gibt einen schönen ersten Sampler des Jahres 2025… beginnen wird er mit dem Miki Berenyi Trio, genau wie die #27 und die #22 im letzten Sommer… angesichts der Tatsache das das neue Projekt der ehemaligen Lush Sängerin erst zwei Songs veröffentlicht hat ist das bemerkenswert… aber letzten Monat durfte „Vertigo“ die Best Of Compilation des letzten Jahres eröffnen, aus heiterem Himmel kam letzte Woche Song Nummer zwei… es ist der Opener des Albums „Tripla“, welches Anfang April mit einem Artwork a la 4AD Anfang 1990er erscheinen wird. Im Prinzip ist das MB3 eine verkleinerte Version von Piroshka, dem letzten Projekt Miki’s… Auf Schlagzeug wird jetzt verzichtet, dafür kommt etwas mehr Electronica ins Spiel, der Text ist wieder gesellschaftskritisch und nach wie vor allerfeinster Dreampop von Leuten, die das vor über 35 Jahren bereits prima konnten und diesen Sound in die Gegenwart exportiert haben… ohne das das auch nur annährend altbacken klingt. Nicht ganz so viel Erfahrung auf dem Buckel hat der nächste Act Blankenberge aus St. Petersburg… immerhin ist von denen aber auch bereits das vierte Album im Anflug, „Together“ ist die zweite Vorab-Single daraus… ich bin nicht mehr ganz so verblüfft wie bei „New Rules“, bei dem Song wo ich nicht in den Sinn gekriegt hatte, das das Musik aus Russland sein soll… anderseits… Nashville, Tennessey… da denkt man ja auch nich zwingend an Shoegaze und Post-Punk… schon gar nicht, wenn die Sängerin und Bandleaderin Maddie Kerr von mercury auf dem Cover einen feschen Cowboy-Hut trägt… aber hier gibt es keinen Country und die Gitarren werden mit ordentlich Strom gespielt… schöne Neuentdeckung. Aus Seattle kommt die nächste Band Deep Sea Diver… ein Projekt der Sängerin Jessica Dobson… „Shovel“ ist mein Herzchen des Monats, sie selbst sagt von dem Song, es ist ihr „Nick Cave meets Robyn Hit“… Nick Cave… naja… aber PJ Harvey schon, und der Refrain der dann völlig unvermittelt hochgradig poppig daherkommt… könnte durchaus von Robyn sein… oder irgendein anderer Act für die Tanzmaus McLarsen (TmMcL)… Das dazugehörige Album „Billboard Heart“ erscheint am 28. Februar. Bester Indie-Rock kommt ja auch immer wieder mal aus Neuseeland, so wie Coast Arcade aus Auckland. Ein Album ist noch nicht erschienen, dafür mehrere Singles… von denen „Afterthought“ die jüngste und meiner Meinung nach auch beste ist. Zu den Veteranen der Shoegaze/Dreampop Szene zählen auf jeden Fall die Briten von Swervedriver. Ihr Album „I Wasn’t Born To Lose You“ wurde 2016 mein Album des Jahres… letztes Jahr kam ohne große Ankündigung ein Album namens „Doremi Faso Latide“… was aber nur eine Raritätensammlung alter Stücke war, nun gibt es neues Material, was mir schon besser gefällt… „Volume Control“ ist Vorbote einer EP… die wiederum ein Album ankündigen könnte… wir werden sehen. Noch etwas härtere Gitarren gibt es von SOM, eine Heavy Shoegaze Band aus den Vereinigten Staaten, die eine wunderbare Verbindung aus harten Gitarren und absolut weichen Gesang von Sänger Will Benoit liefern… Harte Gitarren dominieren auch bei SUMO, einem Space-Postrock Trio aus Miami… und auch das macht Spaß, ohne Gesang… nur ein paar Samples und ab geht die Rakete. Als nächstes geben sich ein paar Legenden die Klinke in die Hand… erst Bob Mould mit dem Vorboten des ersten Albums nach 5 Jahren „Here We Go Crazy“… wieder etwas zahmer als das harte „Blue Hearts“, aber immer noch gewohnt kernige Songs vom Ex Hüsker Dü- und Sugar Sänger. Dean Wareham lässt es dagegen wie immer etwas ruhiger angehen, seine Bands Galaxie 500 und Luna waren Wegbereiter von dem Genre, was heute Dreampop heißt… sein nächstes Soloalbum erscheint Ende März und „You Were The Ones I Have To Betray“ signalisiert einige Vorfreude darauf. Auch Hamiltom Leithauser (ohne Schnarrenberger) ist ein Veteran der amerikanischen Indie-Szene… noch nicht ganz so lange wie die beiden Herren voran, aber mit The Walkmen hat er auch schon über 20 Jahre geliefert, allem Voraus dem Klassiker „The Rat“ von 2004… sein kommendes Soloalbum „This Side Of The Island“ erscheint in März. Der älteste Hero dieser Compilation aber ist Mike Scott, der seit Anfang der 1980er unter dem Namen The Waterboys Klassiker an Alben wie „The Waterboys“ (1983), „A Pagan Place“ (1984), „This Is The Sea“ (1985), „Fisherman’s Blues“ (1988) schuf, dann mit eher mittelmäßigen Platten durch die 1990er und 2000er kam und dann völlig überraschend 2011 mit dem Album „An Appointment With Mr. Yeats“ mein Album des Jahres veröffentlichte… mit Texten vom irischen Literaturnobelpreisträger William Butler Yeats (1865-1939). Erstmal war ich damals erst skeptisch, ob das eine gute Mischung ist… war es aber definitiv… nun geht es um Dennis Hopper (1936-2010), amerikanische Schauspielerlegende und Regisseur (Easy Rider, Apocalypse Now etc.)… warum soll das nicht auch wieder etwas gutes werden(?)… besser als die Alben der letzten Jahren, die in meinen Ohren ziemlicher Müll waren, kann es sowieso nur werden. Im April erscheint auf dem Sun Label (Immerhin Elvis Presley oder Johnny Cash) das Konzeptalbum „Life, Death And Dennis Hopper“ und die Vorabsingle „Hopper’s On Top (Genius)“ hat wieder die… in diesem Falle vielleicht etwas ironische Euphorie in Scotts Gesang, die erklärt warum diese Band, trotz allem Ausschuß der letzten Jahre immer noch zu meinen Alltime Favourites zählt. Jetzt aber genug mit den alten Säcken… es folgt mit JJULIUS eine schwedische Band, die auch in ihrer Landessprache singt… keine Ahnung um was es geht, aber ich mag das… Belle & Sebastian meets The Concretes (falls sich noch jemand erinnert). Der kurioseste Song folgt mit dem Song „S.N.C“ von DARKSIDE… ich habe keine Ahnung was uns die Amerikaner damit sagen wollen, aber nach mehrmaligen Hören find ich es großartig… man meint Spuren von „Walk On The Wild Side“ oder „Superstition“ zu hören… es wird funky… dann denkt man an Neo-Psychedellic Kram von Tame Impala oder King Gizzard & The Wizard Lizard… nach 6 Minuten ist man ordentlich eingegroovt und fragt sich: was war das denn?… ick finds geil. Danach begrüßen wir ein neues Land in der choice Serie… aus der Ukraine kommen Small Depo, die singen den Song „Емігрант“ (Emigrant) auch in Landessprache… wenn ihr mich fragt… ich hätte beim nicht genauen Hinhören fast gedacht, es wären die Spanier von Heroes Del Silencio, die mit ihrer Muttersprache in den 1990ern bekannt waren… tja… damals war alles noch etwas leichter… immerhin vereint choice#28 nun eine russische und eine ukrainische Band. Hab ich bei DARKSIDE gesagt der kurioseste Song(?)… der wird aber auf jeden Fall knapp verfolgt vom Projekt Abazaba… die haben sich dem Instrument Taishogoto verschrieben… eine Art japanische Zither… aber mit Steve Shelley (Sonic Youth Drummer), Eugene Hütz (Gogol Bordello Sänger) und einer Coverversion von Joy Division’s „Isolation“ brennt nix an… ziemlich wild, aber geil… geht einem fast der Allerwerteste auf… Grundeis… zufällig der Name der nächsten Band (mal wieder gekonnt Zusammenhänge hergeleitet, die keine sind)… Die Band aus Hamburg bringt Shoegaze, Dreampop und Noiserock zusammen und „Strange“ klingt für mich wie ein Hybrid aus Slowdive und Siouxsie & The Banshees… kann ja nicht verkehrt sein… isses auch nicht. Wir bleiben in Deutschland und hören als nächstes zwei Stimmen, die ich lange nicht mehr hörte, früher aber unbedingt mochte… Aydo Abay (Blackmail, Musa Dagh etc.) startet mit u.a. dem Beatsteaks Drummer sein neues Projekt No Body und singt auf der Single „Pancake Heart“ mit einer Person, die ich noch mehr vermisse,,, Suzie Kerstgens von Klee, die ein paar richtig gute Alben mit deutschsprachigen Dreampop vorzuweisen haben… leider waren die Kölner dann in Richtung Schlager abgedriftet. Es folgt Lucy Dacus mit neuem Material, sie war mit Phoebe Bridges und Julien Baker als Boygenius bei McLarsen mit dem Debutalbum 2023 auf Platz 3 der Jahresendabrechnung und für den Song „Not Strong Enough“ gab es sogar einen Grammy für das queere Trio. Nun erscheint Neues von Lucy Dacus und „Ankles“ ist der erste Vorgeschmack. Nicht weit entfernt von dieser musikalischen Richtung ist auch Miya Folick, eine ebenfalls amerikanische Singer/Songwriterin mit japanischen und ukrainischen Wurzeln. Ihr neues Album „Erotica Veronica“ erscheint Ende Februar und hat mit dem Titelstück und dem hier dargebotenen „This Time Around“ gleich zwei sehr gute Stücke am Start. Das Stück entstand spontan mit Kate Davis auf einem Küchenfußboden und ist bereits jetzt Anwärter auf die schönste Ballade des Jahres. Viel Spaß beim Hören.

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