Monat: August 2022

McLarsen im Land der tausend Biere II. Neumarkt i.d.Oberpfalz (August 2022)

Mein erstes Selfie in Neumarkt i.d. Oberpfalz... mit Rathaus und St.Johannis

Dieser Blog hing ursprünglich am Blog McLarsen in Nürnberg hintendran… was im Prinzip auch zum Teil Bierwanderung (von Irish Pub zu Irish Pub) darstellte. Da aber der Name McLarsen im Land der tausend Biere aber ruhig etwas exklusiver sein darf, habe ich beide jetzt getrennt… Ich komme also von Nürnberg…

Neumark i.d.Oberpfalz, d. 18.08.2022:  Der heutige Tag ist ein Tag des Übergangs von meinem Nürnberg Besuch zum Start unserer Bierwanderung in Neumarkt in der Oberpfalz. Die Reise von Nürnberg nach Neumarkt war kurz… 33 Minuten mit der S-Bahn Linie 2 mit spektakulären Haltepunkten wie Feucht-Ost und Postbauer-Heng … Vom Bahnhof sind es dann nochmal gut 25 min Fußweg und schon ist man im Kloster St.Josef… das ist nämlich unsere Unterkunft. Die Zimmer sind schlicht aber sauber und zweckmäßig… den Herren der überm Bett hängt kenne ich ja schon von diversen Kirchenbesichtigungen… Meine Freunde erwartete ich so gegen 16 Uhr… Zeit genug um die Stadt zumindest mal oberflächlich zu erkunden. Neumarkt i.d.Oberpfalz ist ein 40.000 Seelen Städtchen mit Marktplatz, Rathaus, Kirche… keine richtige Fußgängerzone aber schon eine Art Kleinstadtboulevard. Vier Bierbrauereien produzieren im Ort, die bekannteste ist das Lammsbräu was seit den 1990ern als erstes Biobier gilt.

Das Neumarkter Rathaus aus dem Jahre 1415 wurde nach Kriegszerstörung wieder aufgebaut
In der Stadtkirche St.Johannis
In der Klosteranlage von St.Josef... unserer Unterkunft

Nach einer kurzen Visite der Innenstadt ging es wieder hoch zum Kloster und meine Freunde aus Potsdam und Berlin waren früher da als vermutet. Sie kamen mit dem Auto da die Preise für die Bahn für dieses Wochenende seit Monaten regelrecht unverschämt waren… Vergnügungssteuer ist bei dem Verein derzeit ja auch nicht angesagt… Es kamen mein bester Freund André (wir kennen uns seit 1975) aus Potsdam und Matthias, Immo und Philipp aus Berlin, alle langjährige Stammgäste im Offside. Aus Erlangen kam Matthias’ Bruder Thomas angereist, Tags drauf soll dann Karsten aus Berlin den flotten Siebener komplettieren. Die Wagenladung aus Potsdam und Berlin war ziemlich durstig und vor allem unterhopft im Kloster angekommen, so das wir uns schleunigst Richtung Innenstadt bewegten um das berühmte erste Bier der Veranstaltung zu zelebrieren. Dieses Vorhaben gestaltete sich unerwartet schwierig, da viele Gasthöfe und Kneipen (auch welche die Teil der morgigen Bierwanderung sein werden) einfach mal die Zeit nutzen um Urlaub zu machen… oder das gerade stattfindende Volksfest (sic!) vorzuschieben… erste Bedenken… aber dann ging es zum oberen Ganskeller (den hatte ich am Nachmittag vorsichtshalber schonmal auf zwei Bier getestet). Dort gab es dann reichlich Speis und Trank… mit den leckeren Bieren von Gansbräu, das wären Helles, Kellerpils, Kellerhell, Dunkel und Festbräu. Das hat alles viel Spaß gemacht, alles war lecker und die Kellnerin war großartig wie sie mit dickstem bayerisch uns Berliner imitiert hat…

Das erste Bier (für die meisten zumindest)

… danach sollte es noch ein Guinness im ortsansässigen Pub werden. Dieser war dann auch im Urlaub…wie uns ein auf der Bank liegender Betrunkener mitteilte… aber ein paar Meter weiter gibts noch eine Lokalität namens Westside. Dort war dann sowas was ich (nicht abfällig) Dorfbums nennen würde… aber es gab Bier… so lange blieben wir auch nicht und im einsetzenden Regen ging es Richtung Kloster. Dort gab es im Keller einen Kühlschrank mit diversen Bieren und einer Kasse des Vertrauens. Draußen in dem parkähnlichen Umfeld der (nicht gerade kleinen) Anlage gab es Stühle und Tische zum Verweilen und dort wurde dann mit Flaschenbieren regionaler Herkunft der Tag ausgeläutet… es regnete mittlerweile in Strömen aber wir empfanden es als Erfrischung nach vielen Tagen der Hitze. Danach ging es unters Kruzifix ins Bett und der erste Tag in Neumarkt war vorüber.

368 Stufen kurz nach dem Frühstück war unsere erste Etappe...

Wenn ich gestern schrieb wir hätten den Tag ausgeläutet, dann hatte ich noch nicht damit gerechnet das der Tag im Kloster auch amtlich eingeläutet wird. 06:00 Uhr ging der erste Glockenschlag: 1-2-3-4…1-2-3-4-5-6. Die Glocken befanden sich Luftlinie nicht weiter als 20 Meter… naja egal… 06:15 noch ein Schlag, 06:30 zwei Schläge… dann aber sofort danach das volle Geläut… und damit war die Nacht definitiv vorbei. 08:00 trafen wir uns zum Frühstück und Punkt Neun startete die Reisegruppe Pechmann (das war sowas wie ein Codewort) zur offiziellen Bierwanderung „Neumarkter Biervielfalt“ Es handelt sich um einen Rundweg von 16,6 km mit (theoretisch) 4 Brauereien bzw. Gasthöfen, einer Wallfahrtkirche, einem ehemaligen Steinbruch, einer Burgruine, einem Kanal, dem Gelände einer Landesgartenschau und der Innenstadt. Normalerweise startet der Rundgang am Bahnhof und hat als erste Station den oberen Ganskeller… diesen hatten wir ja gestern schon umfangreich getestet… oder getastet… wie man will… unser Kloster lag auf der Strecke und wir konnten frisch geduscht den Aufgang zur Wallfahrtskirche Mariahilf in Angriff nehmen. Der Regen pausierte gerade aber die Luftfeuchtigkeit war gefühlt deutlich über 100%… wir liefen quasi in einer Regenwolke… 368 Stufen… und waren danach doppelt nass… von der Luftfeuchtigkeit und dem Schweiß der Anstrengung… ich bin ja nicht sonderlich bekannt für meine Fähigkeit Ausdauersport zu verrichten… aber es war nicht so schlimm wie befürchtet, die Zunge hing zwar in bester Krawattenmanier heraus aber ich war darauf vorbereitet. Die Kirche ist recht klein, von außen eher unspektakulär, von innen hui… barocke Üppigkeit…

...nach 368 Stufen kann man so aussehen...

… aber wir hatten nur einen kurzen Blick Zeit… der Name der Veranstaltung ist ja Bierwanderung und der Antrieb war das erste Bier… das hätte theoretisch im Gasthof Schönblick sein können… leider öffnet diese Lokalität erst 11:00 Uhr… damit deutlich zu spät für uns, also weiter durch Wald und Feld, hoch und runter… durch einen ehemaligen Steinbruch… zur Burgruine Wolfstein, die gut sichtbar über der Stadt thront… es hätte da theoretisch auch eine Einkehr gegeben, aber es war weder Mittwoch och Sonntag… also Aussicht geniessen, vorbei an einem Fels-Kuriosum namens Krähentisch und das Ziel vor Augen : Bier… im Berghotel Sammüller… endlich da angekommen grüßte die Kreidetafel vom (sicher verdienten, aber für uns gerade ungünstigen) Urlaub der Betreiberfamilie… Die Hälfte der Wanderung war locker rum und es gab noch keinen Tropfen Flüssigkeit… ein wenig Frustration stellte sich ein… ich als Organisator der Geschichte war ein wenig sauer… dieser Bierwanderweg wird überregional beworben, an jeder Laterne ist er ausgeschildert, die Stadt Neumarkt hat eine pdf-Datai für den Wanderweg auf der Website… und dann gibts kein Bier bei der Bierwanderung… hmpf… Plötzlich erschien das Zeichen von Edeka und fast die komplette Runde kehrte ein und kam mit einer Flasche Bier wieder raus… manche auch mit Cola… ich hielt mich zurück und wollte mein erstes Bier in gezapfter Form. Das war dann auch kurze Zeit später möglich im Blomenhof. Dieser Gasthof liegt am Stadtrand und existiert seit 1571 und hatte AUF (!) Wir konnten unser Glück kaum fassen und wurden vom Braumeister Stefan, der dann auch noch ein Berliner (!) war hervorragend versorgt. Die Biere im Blomenhof waren… vielfältig… (genaues hab ich… sorry… aber vergessen). Es hat viel Spaß gemacht und die Lokalität ist unbedingt zu empfehlen…

Die Burgruine Wolfstein

Mittlerweile waren wir mit Karsten zu siebt und sind dann langsam den Wanderweg weiter gelaufen… er führte uns am Ludwig Donau Main Kanal vorbei auf das Gelände der Landesgartenschau von 1998. Irgendjemand bemerkte das See Café… und die hatten Bier, also nix wie rein und Neumarkter Lammsbräu bestellt… es war mit Abstand das langweiligste Bier der Tour… aber es war Bier und wir waren glücklich… zumal Petrus die Himmelsschleuse aufdrehte und es für eine Weile richtig heftig regnete… Als es wieder trockener wurde ging es wieder in den oberen Ganskeller… inzwischen so eine Art Generalstützpunkt der Reisegruppe Pechmann. Die Kellnerin vom Vortag war nicht mehr da, aber wir hatten wieder viel Spaß… und wenn es nur war zu beobachten wie eine Frau dem Mann am Tisch ihr Bier überm Kopf zu kippen und dann zu gehen… der Typ wollte uns später für eine Anzeige … nööö… bestimmt nur irgendeine bayerische Tradition… Der Abend endete im Kloster in einem TV Zimmer wo wir mit meinem Laptop und Philipp’s DAZN Account Gladbach-Hertha schauten… Hertha hat jedenfalls nicht gewonnen, aber egal… danach waren alle platt und freuten sich auf die Glocke…

Der Krähentisch mit der Stadt im Hintergrund...

Auf das Geläut war Verlass… natürlich waren wir diesmal vorbereitet… Frühstück und los zur nächsten Wanderung. Philipp meldete sich mit einer Blase am Fuß ab und wir fuhren zu sechst mit dem Regionalzug Richtung Regensburg. Die Wanderung habe ich mir vor einigen Monaten mehr oder weniger selber ausgedacht… es ist kein offizieller Wanderweg und die Gastronomie auch nicht Teil irgendwas Offiziellem… nach der gestrigen Erfahrung nicht das beste Zeichen… Die erste Station, die Brauerei Plank in Laaber an der schwarzen Laber (!) war bereits bei der Planung unklar, nach einem Anruf vor Antritt der Wanderung wussten wir bereits das es dort keine Gastronomie mehr gibt. Der Ort Laaber, der anders als der Fluss mit zwei A geschrieben wird bietet eine Burgruine im Ortskern… wir haben sie uns kurz angeschaut und eine ältere Frau getroffen die uns etwas erzählt hat von dem wir ALLE KEIN Wort verstanden haben… aber wir haben nett zurück gegrüßt… Weiter ging es an der schwarzen Laber… es gibt diverse Flüsse mit dem Namen Laber… kleine, große, weiße, schwarze…etc… alle sind Neben- oder Zuflüsse der Donau. Größtenteils waren wir auf einem Fahrradweg unterwegs… auf Grund des Wetters begegnete uns allerdings… meines Wissens kein einziges Fahrrad…

Die schwarze Laber ist ein 77 km langer Zufluss der Donau
Die Burgruine in Laaber

Erste (inoffizielle Station war ein Campingplatz mit Gastronomie… theoretisch… wir waren ganz einfach in die paar Stunden geraten wo gerade Pause war… Bier gabs trotzdem… aus dem Automat… unter Vernichtung jeder Münze die wir hatten… ein kleines Bier war uns vergönnt… immerhin… da nächste Ziel war ein Gasthof namens Münchsmühle etwa 1,5 km entfernt. Als wir dort ankamen war auch erstmal Frust… der Gasthof selber sollte erst 15:00 Uhr öffenen, allerdings stand auf der Website das es einen SB Bereich gibt, der schon früher auf hat… hatte er aber nicht… das war auch ein Platz abseits jeder Zivilisation… gefühlt zumindest… plötzlich öffnete sich ein Fenster und der Wirt meinte… jo… I mach äuch auf… und öffnete nicht etwa den Gasthof, sondern einen SB Bereich wo man sich aus Kühlschränken über 20 Sorten Bier auswählen kann… mit einem Geldwechselautomat… letztendlich aber auch eine Art Kasse des Vertrauens… im katholischen Bayern setzt man offenbar auf Gottvertrauen… selbstverständlich hätten wir eher zuviel als zuwenig gelöhnt… Der Münchshof hat uns allen wirklich prima gefallen, das Hauptgebäude datiere ich ins 18. Jahrhundert, diverse Nebengebäude gibt es auch… mittendurch fließt die schwarze Laber… auf die Frage wo die Toilette ist, antwortete der (durchaus coole) Wirt: in de Laber… Kein Problem… sind bestimmt keine Fische zu Schaden gekommen…In Erwartung der vielleicht totsicheren nächsten Station, der Brauerei Goss in Deuerling ging die Wanderung aber zügig weiter… um dann feststellen zu müssen… das wir leider auch in deren Schliessziten lagen… etwas frustrierend mittlerweile… wie ein roter Faden meiner (wie ich dachte) guten Planung. Nun ja, die nächste Planung einer ähnlichen Sache wird definitiv jede Stelle abtelefoniert… ob sie denn geöffnet sind.

Die Rettung... Bier in der Münchsmühle
Bierwanderung 2022 (Symbolbild) ...am 20.08.22

Über Stock, Stein und Straße ging es dann zum nächsten Stützpunkt welcher dann sogar geöffnet war: Brauereigasthof Eichenhofen. Gerade muss da noch eine Hochzeit abgefrühstückt worden sein… schon kam der durstige Berlin-Brandenburger Mob und verlangte Bier und Brotzeit… es war alles sehr lecker… eigentlich hatten wir noch einen eher optionalen Stützpunkt… aber wir wählten den Rückweg Richtung Neumarkt und trafen uns dann mit dem abtrünnigen Philipp im… ihr habt es geahnt… oberen Ganskeller. Dort machten wir was wir am besten können… essen… trinken… labern… schließlich waren wir an der schwarzen Laber unterwegs… Auch an diesem Abend wurde noch der Kühlschrank des Klosters bemüht…wat mut dat mut…

Brauereigasthof Eichenhofen

Nach dem morgentlichen Bimmelterror gab es nochmal Frühstück, die Autogruppe startete gen Berlin, Thomas gen Erlangen, Karsten und ich erst nach Nürnberg in Erwartung eines neuen Abenteuers der Bahn… leider hatte Karsten keinen festen Platz… ich schon… und die Bahnfahrt verlief unerwartet so wie man das erwartet: unspektulär und sogar pünktlich. Als ich dann mit meinem Rollkoffer am Offside ankam, saßen Matthias, Immo und Philipp schon beim Bier davor… alles gut gegangen…

…Jo…eine Woche unterwegs gewesen… viel gesehen… viel getrunken… viel gegessen… schön wars mal wieder… Danke an alle die mich dabei begleitet haben… und natürlich meiner lieben Frau Nina die mir an der Heimfront den Rücken freigehalten hat.

Der flotte Siebener der Reisegruppe Pechmann am letzten Abend im oberen Ganskeller

McLarsen in Nürnberg (August 2022)

Meine vierte Tour des Jahres 2022 führt mich in die fränkische Hauptstadt Nürnberg. Im Anschluss treffe ich mich wieder mit Freunden zu einer Bierwanderung in der Nähe… das man in diesem Landstrich das Handwerk des Bierbrauens beherrscht, konnte ich ja bereits vor zwei Jahren feststellen… als die Ziele Bamberg und fränkische Schweiz hießen… nachzulesen hier: Ein einziges mal war ich bereits in Nürnberg, es ist ziemlich genau 30 Jahre her und war auf der Rückfahrt aus Österreich und Ungarn mit meinem Freund André den ich seinerzeit auch schon 17 Jahre kannte… ich erinnere mich nur vage… es war Hochsommer wie jetzt auch, die ganze Stadt war auf den Beinen, überall gab es Bier zu trinken und es war Party… warscheinlich wäre ich sofort aus Berlin hierher gezogen, aber es stellte sich heraus das es nur ein Stadtfest oder ähnliches war und das hier nicht immer so feierlich ist… Nichtsdestotrotz… natürlich ist die Stadt eine ausführliche Erkundung wert… fast eine halbe Millionen Einwohner, fast 1000 Jahre alt und jede Menge historische Plätze zur Erkundung… mit einer mehr als üppigen Auswahl an Gastronomie die es vom Gastronomen McLarsen ja auch zu entdecken gilt.

Fußgängerzone mit Lorenzkirche
Der Nürnberger Fluss heißt Pegnitz und bietet schöne Fotomotive...
...die Brücke rechts ist der Henkersteg... der wohnte nämlich mal dort

Aller Anfang aber ist immer der Hinweg… traditionell mit der Deutschen Bahn… und der Hinweg hatte es heute wirklich in sich… In Kurzform : Zwei ICE’s werden in Berlin Hauptbahnhof verkoppelt… einer (meiner) nach München, der andere gen Wien. 40 Minuten nach Abfahrttermin wurde festgestellt das der Münchener Teil den Bahnhof nicht verlassen kann da kaputt… bitte alle in den Wiener Teil… der Zug war eh schon überfüllt und ich fragte mich wie das gehen soll… bin aber trotzdem vor… in dem Wagen wo ich dann (ohne Sitzplatz natürlich) gelandet war, fiel dann die Klimaanlage aus und musste geräumt werden… danach konnte der Zug wegen Überfüllung nicht starten und die Leute wurden gebeten auf Alternativen auszuweichen… ich wechselte einen Wagen weiter und konnte sogar in dem Chaos einen Sitzplatz ergattern… kurze Zeit fiel in einem weiteren Wagen und im Bordbistro ebenfalls die Klimaanlage aus und musste geräumt werden… wieder Chaos… nach über 80 min setzte sich der Zug dann Richtung Süden in Bewegung… ich hatte viel Glück mit dem Sitzplatz… trotz nerviger junger Eltern mit dauerplärrenden Bälgern… in Nürnberg wurde den Reisenden Richtung Wien ein neuer Zug zur Verfügung gestellt… mir wars da egal… ich freue mich schon auf den Rückweg am kommenden Sonntag… mal sehen was dann alles passiert…

Tiergärtnertor mit Bierausschank... im Hintergrund die Kaiserburg

Nicht allzu weit war es dann zu Fuß in meine Residenz für drei Nächte… ins „Das Steichele“, einem seit 1897 familiengeführtem Hotel mit angeschlossenem Restaurant und Weinstube. Mit dem Zimmer bin ich zufrieden und ich denke das passt schon… Nach einer kurzen Erfrischung (es sind über 30 Grad… es ist Hochsommerlich) kam der obligatorische Startstadtrundgang um erstmal ein Bild zu bekommen bzw. etwas Übersicht. In Nürnberg liegen die Sehenswürdigkeiten nicht weit auseinander, die Altstadt ist in zwei Teile aufgeteilt… Lorenz und Sebaldus… der Name der beiden großen Kirchen hier. Nach Streifzügen durch die Fußgängerzone und etwas außerhalb dieser… mit einer leckeren Brezen unterwegs kam ich dann ans Gärtnertor unterhalb der Burg und wenige Meter vom Albrecht Dürer Haus und testete erstmal ein helles und ein dunkles fränkisches Bier. Nach diversen Schnappschüssen an diesem schönen Tag gab es danach wieder eine kleine Pause vor dem Abendprogramm.

Fachwerkromantik in der Weissgerbergasse...
...mit schönen Details...

Es ist fast ein wenig Tradition bei meinen Städtereisen: den ersten Abend geht es in ein Braugasthaus mit einheimischem Bier und deftigem Essen. Es gibt der Brauhäuser in Nürnberg sicher so einige… wegen einer gewissen Whiskyrelevanz war aber die Wahl der Hausbrauerei Altstadthof nur logisch… als ich im November 2015 auf der Interwhisky Messe in Frankfurt a.M. den ersten Preis für die beste Whiskybar Deutschlands entgegennehmen durfte, erhielt der Ayrers Whisky aus dem Hause Altstadthof den Preis für den besten deutschen Single Malt… nur schade das niemand von denen kam… was die Veranstalter damals geärgert hatte… aber egal… das ist schon 7 Jahre her und der Whisky hat sich gut entwickelt… mir hat er heute nach 3 verschiedenen Bieren des Hauses (Rotbier, Kellerbier & Schwarzbier) nebst Brauergulasch mit Knödeln als Desert sehr gemundet.

Made in Altstadthof: Bier & Whisky

Danach ging es im Regen (!) zurück Richtung Altstadt St. Lorenz und zum Absacker ins Kings Arms… wenige Meter von meinem Hotel entfernt. Mein Augenmerk gilt in fremden Städten ja auch immer den irgendwie irisch/schottisch/keltisch… wie auch immer Pubs und in meiner Vorrecherche zu Nürnberg hatte ich den Eindruck ich hätte den Stadtplan von Dublin vor mir… so viele gibt es hier… das Kings Arms war nett… das Guinness vielleicht ein Grad zu warm, aber nicht schlimm… die Whisky Auswahl ordentlich und das Personal sehr freundlich… leider lief statt Liverpool Juventus… warum auch immer… weitere Pubs werden in den nächsten Tagen folgen… Für heute reichts 😉

Absacker im Kings Arms
Klassizismus gibts bei uns in Berlin/Brandenburg häufiger als in Franken...
...um so interessanter die St.Elisabeth Kirche...

Nürnberg – Tag 2
Das Frühstück im Steichele ist durchaus gut… für jeden etwas dabei… Punkt 9:00 Uhr ging die Erkundung der Stadt Nürnberg weiter… erster Punkt: Die Kaiserburg. Bis dorthin sah ich mich allerdings auch noch anderweilig um, z.B. in der St. Elisabeth Kirche, einem klassizistischen Kuppelbau ganz in der Nähe meiner Unterkunft, genau wie ein Abstecher in die St. Jakobskirche gleich gegenüber… immerhin verrät sie mir nachts stündlich was die Uhr geschlagen hat. Auf dem Burgberg angekommen kaufte ich mir ein Ticket für 7€ für das quasi Gesamtpaket. Pallas, Doppelkapelle und Museum… sehr interessant… viel über Waffen, Ritter und ähnliches, aber auch die neuere Geschichte die ja mit Nürnberg stark verknüpft ist. Im Mittelalter war Nürnberg eine der größten Städte Mitteleuropas, die Stadt muß bis zum 2. Weltkrieg ein nostalgisches Traumpaket für Freunde der Mittelalterromantik gewesen sein… dann kam Hitler der sich hier auch wohl fühlte, hielt seine bekloppten Parteitage und Aufmärsche in Nürnberg ab, so das es dann am Ende den alliierten Bombern eine Genugtuung war, diese Stadt ein wenig mehr als die anderen platt zu machen… reichlich Industrie in der Gegend, auch für Rüstung war ebenfalls ausschlaggebend für die verheerenden Bombenangriffe 1944 und 1945. Beim Wiederaufbau entschloss man sich die gewachsene Struktur der Stadt beizubehalten und in Anlehnung an die historischen Bauten neu zu bauen… eine Leistung die es zu würdigen gilt… es gibt auch andere Beispiele wie Kassel oder Magdeburg wo nur noch einige einzelne Bauwerke an die versunkenen Städte erinnern.

Die Kaiserburg aus (verbotener Perspektive) ... im Vordergrund St.Sebaldus...
...und der Blick von Gegenüber...

Zur Burgbesichtigung gehörte auch die Erklimmung des Sinwellturms… ein absolutes Wahrzeichen der Burg und der ganzen Stadt. Während ich immer mal wieder solche Türme besteige, frage ich mich stets mit heraushängender Zunge warum… bin ich dann aber oben, fällt es mir wieder ein… Bomben Aussicht… was in diesem Falle auch doppelt passt, vor jedem Fenster gibt es Bilder vom Vorkrieg und den Zerstörungen durch den Krieg.

Die Kaiserburg vom eigenem Turm...
Im Museum...

Nach dem Abstieg sparte ich mir die Besichtigung des Brunnens, die Touris waren in Scharen gekommen… überhaupt frage ich mich manchmal ob hier nicht eine versteckte Übernahme von den Italienern bevorsteht… stattdessen ging es dann an einen Ort der Ruhe… zum Friedhof St. Johannis. Dieser ist in seiner Erscheinung sehr bemerkenswert und erinnert eher an Ruhestatten südlicher Länder. Die Gräber der berühmtesten Nürnberger ihrer Zeit habe ich auch gefunden : Bildhauer Veit Stoß und Universalgenie der Renaissance Albrecht Dürer… beide nur wenige Meter voneinander entfernt. Neben dem Friedhof hann man dann die Hesperidengärten besichtigen… nebst Schank- und Speisewirtschaft…aber dazu war es noch zu früh… Weiter ging es am Ufer der Pegnitz zurück ins Stadtzentrum… über den Henkerssteig, vorbei am Bratwurstmuseum (ein wenig bedauere ich hier das ich keine Bratwurst mag…) zu einem Parkhaus von dem ich weiß, das man von dort oben gute Bilder machen kann… wenn auch nicht soll… stand da ziemlich eindeutig an der Tür… egal, nicht erwischt und ein paar schöne Bilder der Burg gemacht, wo sie auch vollständig drauf ist.

Friedhof St.Johannis
Albrecht Dürer kannte ich schon als Kind und fand ihn gut.. endlich mal in seiner Nähe... wenn man das so sagen kann...

Dann war die eine der beiden großen Kirchen dran… St.Sebaldus und St.Lorenz sehen vom Weiten fast baugleich aus… beide haben eine Doppelturmfassade, ein früh-hochgotisches Langhaus und beide haben spätgotische Chöre. St.Lorenz gilt eher als die Kopie von St.Sebaldus… was daran liegt das die Kirche das alles erst später als das Vorbild gemacht hat… aber egal… es ist eine tolle Kirche mit einer für ein protestantisches Haus beinahe üppigen Ausstattung. Das größte Kunstwerk ist neben einem übergroßen Sakramenthäuscheen aus Sandstein, eine überlebensgroße Schnitzarbeit von Veit Stoß namens Englicher Gruß… was mit England nix, aber mit Engeln schon zu tun hat… für mich ein Kunstwerk was ich immer schon mal sehen wollte und nun auch ewig anstarren konnte… zumal ich kurz vorher am Grab vom Künstler stand, der als Person warscheinlich ehr `ne Flitzpipe war… wie der Berliner sagt… er wurde ohne Not der Urkundenfälschung verurteilt und die Strafe dafür war: einmal mit heißem Eisen durch beide Wangen… unangenehm…er wurde trotzdem ziemlich alt… und er war ein großer Künstler…

Englischer Gruß von Veit Stoß

Nach ein paar Schlenkern rechts und links sowie einer weiteren Brezenvariation der Firma Kolbe (die haben hier sogar einen Brezen Drive-In !) sah ich das eines der unzähligen Irish Pubs bereits aufhatte und gönnte mir zwischen 13 und 14 Uhr zwei amtliche Guinness… ich bin auch der Meinung das es zu der Zeit verdient war.

Ein Guinness... ziemlich früh... im Hintergrund der Mautkeller... gebaut von Hans Beheim um 1500...
...Schanzenbrau...

Es folgte eine Weile das hier alles zu schreiben, dann ging es in eine andere Richtung… der Stadtteil heißt Gostenhof… wird wohl gerne GoHo genannt und ist sowas wie ein Szeneviertel in Nürnberg. Der erste Teil den ich so sah… erinnerte mich eher an Kottbusser Tor in klein… später sah das schon ganz nett aus, zwei Bierstellen hatte ich mir ausgeguckt: erst das Palais Schaumburg, wo es Zeltner und Lindengarten Bier gab, was auch beides sehr gut war. Nicht weit entfernt war die Schanzenbräu Schankwirtschaft mit sehr gutem hellen, roten und schwarzen Bieren aus eigener Produktion. Es war in diesem Hinterhof, den ich ein wenig mit dem einheimischen Eschenbräu vergleichen könnte… derart gemütlich, das ich meine Pläne für den Abend änderte und dort auch gleich zum Abendbrot… sprich einem leckeren Schnitzel mit Kartoffelsalat blieb. Zurück ging es dann auf der anderen Pegnitzseite wie heute mittag… ebenfalls ein schöner Ort bzw. ein schöner Landstrich.
Nach einer weiteren kurzen Pause ging es darum die unzähligen Irish Pubs einzuordnen. Nur wenige Meter von meiner Unterkunft befindet sich das „Thirsty Baker“… ein stattlicher Laden, der sogar zu seinen stattlichen Ausmassen noch eine weitere Etage als quasi Option bsitzt… ich bin neidisch… als ich eintraf fiel mir eine Vielzahl von Whiskys von der Scotch Malt Whisky Society auf… sowas steht nicht einfach mal irgendwo aus Zufall rum… Ich hatte die Gelegenheit mit dem Barkeeper Patrick zu reden und er ist ein absoluter Fachmann mit Erfahrung auch was Whisky auf der Nürnberger Messe ist (da war ich selber noch nie)… durch einen obligatorischen Facebook-Post durfte ich auch kurz die Chefin kennenlernen… der bzw. den Besitzer:innen gehört auch da wenig entfernte Irish Castle Pub… da bin ich dann auch nochmal auf (wirklich) nur ein Bier reingeschneit… es ist ein alter Gewölbekeller und die Jazzmusik war zum Glück gerade vorbei. Sowohl Thirsty Baker als auch Irish Castle Pub waren in allen Belangen Top! Dann aber war es Zeit fürs Bettchen… was in meinem Falle heisst… erstmal schreiben und Fotos sortieren… aber das soll so… immer aktuell…

Eine tolle Entdeckung: The Thirsty Baker
Der gewaltige Umgangschor der St.Sebald Kirche

Nürnberg – Tag 3
Nach dem Frühstück ging es wieder auf die Piste… und ich merkte recht schnell, so ausufernd wie gestern wird es heute nicht… die Sonne ballerte bereits am Vormittag mit 33 Grad im Schatten und so richtig war ich auch nicht in Form. Also erstmal dahin wo es schön kühl ist… in Kirchen. Nachdem ich ja gestern St.Lorenz als Kopie von St.Sebald bezeichnete, war es an der Zeit das Original zu besichtigen. Baugleich sind die beiden Kirchen auf jeden Fall nicht…beide verfügen aber über eine reichhaltige Ausstattung größtenteils aus der Zeit vor der Reformation. Im Krieg wurden beide Kirchen stark zerstört… das Interior wurde zum Glück ausgelagert bzw. vermauert. Bemerkenswert fand ich bei St.Sebald das das Langhaus einen Knick hat.

Das Grabmahl des heiligen Sebaldus von Nürnberg
Einige der Bleiglasfenster wurden von Albrecht Dürer (mit)entworfen
Die Frauenkirche am Hauptmarkt

Nach St.Sebald folgte die Liebfrauenkirche am Hauptmarkt. Sie ist katholisch, ebenfalls aus dem Zeitalter der Gotik und besitzt keinen Turm… dafür eine astronomische Uhr welche 12:00 Mittags ein mechanisches Schauspiel namens Männleinlaufen startet. Wenn man bedenkt das dieses aus dem Mittelalter kommt… dann aber Hochachtung ! Dargestellt werden die 7 Kurfürsten welche drei mal um den Kaiser laufen. Ich habe das mal gefilmt:

Frauenkirche - Inneres nach Osten
Der schöne Brunnen am Hauptmarkt... heißt wirklich so...

Anschließend besuchte ich den Bürgermeistergarten und den Burggarten… nicht ohne ab und zu im Schatten auf einer Bank zu sitzen. Irgendwann wurde es aber zuviel mit der Hitze und ich beschloss den Nachmittag im halbwegs kühlen Hotelzimmer zu verbringen… soll ja auch nicht in Arbeit ausarten hier…

...als Postkarte geeignet... Blick vom Bürgermeistergarten
Im Burggarten... nicht zu sehen waren die 33° im Schatten...

Irgendwann wurde es kühler und ich hatte Hunger.. schaute wo es was gibt und erinnerte mich daran das meine Herberge ja auch ein traditionsreiches Lokal ist (seit 1897 im Familienbetrieb), also stärkte ich mich hier vor Ort mit einem Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln und Salat… das Ergebnis war sehr lecker und spendete mir Kraft für die Guinness Session Nuremberg… einige Pubs hatte ich die letzten Tage ja schon besucht… heute war der Rest angesagt (bin mir aber nicht sicher ob ich alle auf dem Schirm hatte… gereicht hats trotzdem) Start war am O’Sheas Irish Pub direkt an der Pegnitz. Es gab einen Bereich direkt am Ufer (leider gnadenlos voll) und viele weitere Tische vor einem wirklich altem Haus. Das Guinness war gut, das Personal auf Zack und es war so das ich noch stundenlang dort hätte sitzen können… aber weitere sollten folgen… die nächste Station war das Dubliner Irish Pub in der Königstraße… sowas wie der Boulevard hier… gleich daneben ist auch das Finnegans Harp wo ich gestern recht früh war… da war alles ok aber nix besonders… weiter zu Mulligans… (alle drei Pubs liegen nicht viel mehr als 100 Meter entfernt… ich saß jeweils draußen und registrierte das Touristen auch auffiel wie viele Irish Pubs es dort gibt… Das Mulligans war auch ok… dann gab es um die Ecke noch das Kilians, offenbar noch nicht lange… ein Banner mit Neueröffnung hing da… das Guinness war ok, aber ich hatte den Eindruck das da kein Herzblut drinsteckt und das eventuell nur ein Abschreibungsobjekt ist… der nicht zu beneidende Barmann (er war komplett allein) war mehr in Cocktails, Longdrinks, Tequlilla etc. beschäftigt als mit den Sachen die etwas mit Irish Pub zu tun hatten. Allerdings war ich auch hier nur zum pinkeln drinnen und mag mich täuschen… ein wenig zu viel Irish Pub scheint es in der Stadt zu geben… zumal es häufig gleiche Besitzer gibt… Ich habe jedenfalls nicht mehr Guinness getrunken als im Durchschnitt daheim und bin damit jetzt auch weniger betrunken als es dem einen oder anderen beim lesen dieser Zeilen scheinen mag… (an dieser Stelle hätte ich gendern können… verpasst 😉
Ob Nürnberg jetzt vorbei ist… ist noch nicht sicher… morgen geht es mit der S-Bahn nach Neumarkt in der Oberpfalz wo andere Bachulken aus Berlin und Potsdam… und Erlangen dazu stoßen werden und wir werden eine amtliche Bierwanderung machen… die Wettervorhersage ist relativ vernichtend… vermutlich fällt jeder ersehnte Regentropfen zu dieser Zeit… aber schauen wir mal… EDIT: Der Bericht geht hier weiter: McLarsen im Land der tausend Biere II. Neumarkt i.d.Oberpfalz

...jedes Guinness wäre langweilig... das hier war das erste 😉