McLarsen’s Irische Tagebücher #4: Kilkenny (November 2024)

McLarsen’s Irische Tagebücher: Berlin, 07.12.2024… Das erste was mich mal mit Irland verband war die Musik… Anfang bis Ende der 1980er Jahre war U2 eine meiner Lieblingsbands und sie hatten seinerzeit auch Songs, die Einblicke in die politische Realität des gespaltenen Landes gaben. Anfang der 1990er Jahre war mein Interesse an Bono & Co. ziemlich erloschen, aber es kam ein neuer Liebling in mein Leben… er hieß Arthur Guinness und war bereits fast 200 Jahre tot, aber sein Bier ist bis heute sehr lebendig und wurde mir zum treuen Lebensbegleiter. Mein Wohnzimmer war das kleine Irish Pub bei Jimmy und seit 2000 wird das schwarze Stout in der eigenen Bar gezapft. Es hat trotzdem ziemlich lange gedauert bis ich zum ersten mal einen Fuß auf irischen Boden gesetzt habe… es war 2013 und Dublin stand auf der Agenda. Seit 2019 bereise ich mit meinem Freund André jährlich das Land… von den Corona-Jahren mal abgesehen. Zuerst Donegal, dann Limerick, letztes Jahr Galway und dieses Jahr Kilkenny. Es sind stets kurze Trips am Jahresende, weitere sollen folgen.

Kilkenny... im Vordergrund das ehemalige Brauereigelände

Kilkenny ist eine Stadt im Südosten der Republik Irland. Sie ist etwa 130 Kilometer und 2 Autostunden von Dublin entfernt… die Stadt liegt am River Nore und ist etwa 70 Kilometer von der Südküste Irlands entfernt. Gegründet wurde die Stadt im 7. Jahrhundert mit dem Bau der ersten St. Canice’s Cathedral… die Stadt war Bischofsitz und wegen der guten Lage zwischen Cork und Dublin wirtschaftlich erfolgreich. Das Stadtzentrum besitzt viel mittelalterliche Architektur, allen voran die bereits genannte St. Canice’s Cathedral mit dem Rundturm und das Kilkenny Castle. Der Name Kilkenny wird natürlich weltweit mit dem gleichnamigen Bier verbunden… allerdings kannte man das Bier der Brauerei in Irland und Großbritannien nur unter dem Namen Smithwick’s, da das für nicht-britische Zungen zu schwer schien, heißt es für den Export Kilkenny. Die Brauerei wurde 1965 von Guinness gekauft und seit 2013 wird das Bier in der St. James Gate in Dublin gebraut… wie das Guinness auch.

Unterkunft mit Pub: Glendine Inn

Kurz nach 10 Uhr hob der Flieger vom Berliner Flughafen BER ab und knapp zwei Stunden später ging es dann in Dublin wieder runter. Es folgte die übliche Odyssee zum Autoverleih, der ist abseits des Flughafens und man wird mit einem Kleinbus dahin transportiert. Dort nahmen wir eine kleine koreanische Eierfeile in Empfang und ab ging es durch den dicken Dubliner Berufsverkehr Richtung Südosten. Das Wetter war typisch für Irland sehr wechselhaft, es regnete mal mehr, mal weniger aber die Temperaturen waren immerhin zweistellig… während der Zeit sahen wir nicht selten kurze Hosen und Flipflops… der Ire ist halt hart im Nehmen. Nach gut anderthalb Stunden erreichten wir unser Ziel in Kilkenny: The Glendine Inn im Nordosten der Stadt. Es ist etwas abseits der Innenstadt, hat aber alles was man braucht… vor allem einen riesigen Pub im Erdgeschoß. Nach dem kurzen Einchecken ging es dann auch genau dorthin und kurz vor 4 standen die ersten beiden Pints auf dem Tisch, gefolgt von Burger und zwei weiteren Guinness. Danach ging es Richtung Innenstadt… etwa 15-20 Minuten läuft man dorthin, kommt man über die Brücke des Flusses Nore, ist man mittendrin in der schmucken Kleinstadt die bereits komplett auf Weihnachten geschmückt war.

Am ehemaligen Standort der Smithwick's Brauerei

Die Flaniermeile der Stadt ist die Parliament Street, die im weiteren Verlauf High Street heißt und in Sichtweite des Kilkenny Castle in einem Platz mündet auf dem ein Weihnachtsmarkt war. Am oberen Ende der Straße befindet sich das Gelände der ehemaligen Smithwick’s Brauerei. Es gibt ein Visitorcenter mit einem Shop bei dem man allerlei Tinnef zum Thema Kilkenny Bier kaufen kann. Auf dem Gelände der Brauerei steht die Ruine eines ehemaligen Klosters und aus einem Gebäude der Fabrik wurde ein Shoppingcenter gemacht. Der erste Stopp war die Marble City Bar… nicht weil die so gut sein soll, aber ich kenne sie von einem Lied des schottischen Sängers Jackie Leven… das Lied lief vor 30 Jahren oft in Jimmy Mac’s Pub… nun also live und in Farbe… war aber eher ein wenig Schickimicki, so gingen wir dann auch bald wieder.

Marble City Bar von außen...
...und innen

Wir passierten das Rothe House, ein mittelalterliches Anwesen und das Rathaus der Stadt aus dem 18. Jahrhundert. Die nächste Einkehr war im Left Bank, einem riesengroßen Pub welches über mehrere Etagen geht und man zum Klo mit dem Fahrstuhl fahren kann. Es war ja Freitagabend und dementsprechend rappelvoll, aber wir hatten Glück und fanden ein schönes Plätzchen. Der Pub ist typisch britisch/irisch sehr plüschig eingerichtet und wir verweilten dort eine ganze Weile. Im Anschluß spazierten wir noch durch die Straßen der Altstadt und kehrten als nächstes im Brewery Corner ein, wo es ein gezapftes O’Hara’s Stout gab… ich kannte bislang nur die Version aus der Flasche. Wir waren danach schon wieder im Rückwärtsgang als uns dann noch die Nore Bar in die Quere kam, in der wir dann auch noch kurz verweilten. Der Laden war sehr gut besucht vor allem mit Einheimischen… Anschließend ging es zurück ins Glendine Inn wo der Tag nach diversen Absackern sein Ende nahm… wie zuhause ging es dann eine Etage höher ins Bett.

Im Left Bank

Am Samstag galt es Kilkenny im Hellen zu erkunden, die erste Station war die St. Canice’s Cathedral. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet und ist eine frühgotische Basilika mit Vierungsturm. Der Rundturm der direkt vor der Kirche steht ist noch um einiges älter, er stammt aus dem Jahre 849. Beides kann besichtigt werden, allerdings für je 6€ Eintritt.
Auf dem Weg zurück zum Stadtzentrum passierten wir zwei weitere sakralen Baudenkmäler… die Black Abbey die ebenfalls im 13. Jahrhundert errichtet wurde und St.Mary’s Cathedral, einen neugotischen Bau aus dem 19. Jahrhundert.

St. Canice’s Cathedral und Rundturm
Kilkenny - Blick zur St.Mary's Cathedral
Kilkenny Castle

Im Zentrum der Stadt befindet sich das Kilkenny Castle welches aus einer mittelalterlichen Burg hervorging. Es ist umgeben von Gärten und einem Park, direkt am Fluß Nore gelegen. Das Wetter war einigermaßen mies, aber das störte uns nicht denn wir planten eine kleine Wanderung. Eigentlich wollten wir mit dem Bus ins 12 Kilometer entfernte Bennettsbridge fahren, dort 2 Guinness im Dorfkrug ziehen und dann an der Nore zurück nach Kilkenny laufen… wir scheiterten aber daran, das wir die Bushaltestelle nicht fanden… wie wir später erfuhren gibt es dafür in Irland keine speziellen Schilder… so beschlossen wir die Tour andersrum zu laufen. Der Nore Valley Trail ist ein gut ausgeschilderter Wanderweg am River Nore, dem etwa 140 Kilometer langen Fluß, der durch Kilkenny fließt. Die Wanderung war etwas anstrengend da die Wege durch den Regen aufgeweicht waren und man stets aufpassen mußte nicht mit einer Pirouette in den Modder zu rutschen. Unterwegs sahen wir diverse Vögel wie den Reiher zum Beispiel. Auf halber Strecke befinden sich mittelalterliche Gebäudereste einer Mühle. Kurz vorm Ziel Bennettsbridge unterquerten wir die Autobahn M9 und dann war auch bald die namensgebende Brücke aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.

Alte Mühlenruine am Wanderweg
Nore Valley Trail
Bennettsbridge... erbaut 1740-1760

Der Dorfkrug hieß dann O’Donnells und nach insgesamt gut 15 Kilometern Fußmarsch hatten wir uns dann auch ein Guinness verdient. Der junge Barmann freute sich, das mal andere Leute kommen und die Dorfopas meinten der Bus kommt entweder um drei oder um vier… es war 13:30 und es war klar das wir wohl einige Zeit in diesem Pub verbringen würden. Leider hatte der Opa mit dem 4 Uhr Bus recht, aber was soll’s es gab Bier und Rugby auf der Leinwand… wir hätten es schlechter treffen können. Kurz nach vier kam dann tatsächlich ein Bus an einer unmarkierten Stelle und als wir in Kilkenny ankamen war es dann bereits wieder dunkel.

Warten auf den Bus im O'Donnell's...
...ind an der unmarkierten Bushaltestelle

In einem Einkaufszentrum erwarb ich noch schnell eine Bürste, um den ganzen gespritzten Matsch auf unserer Kleidung abbürsten zu können, das machten wir dann in der Unterkunft… dort gab es dann auch feste Nahrung bevor es wieder in die Innenstadt ging. An diesem Tag war der Stadtteil westlich der Nore dran erkundet zu werden. Die erste Station war Sullivan’s Taproom… nach eigenen Angaben die älteste Brauerei Irlands. Es gab Maltings Red Ale, Irish Gold und Black Marble Stout vom Hahn, daneben etliche Gastbiere aus aller Herren Länder, sogar ein Bier aus der Weißenoder Klosterbrauerei die wir neulich auf unserer Bierwanderung durch Franken kennenlernen durften. Die Biere waren lecker und die Location auch gut… im Sommer gibts dann auch einen Biergarten. Die nächste Station war Lenehans Public House… ebenso ein schönes, gut besuchtes Pub. Nach dem obligatorischen Absacker im Glendine Inn war dieser Tag dann auch Geschichte.

Im Sullivan's Taproom

Am Sonntag machten wir mit dem Auto einen Ausflug an die Küste. Dank äußerst kreativer Ideen von GoogleMaps lernten wir auch die entlegensten Nester der Countys Kilkenny und Wexford kennen… irgendwann kamen wir dann aber am Ziel an: Hook Lighthouse, ein Leuchtturm am keltischen See. Er ist 800 Jahre alt und zählt zu den weltweit ältesten noch funktionierenden Leuchttürmen. Man kann ihn besichtigen aber uns reichte es, ihn von außen zu erkunden. Das Wetter war an diesem Tag sogar recht freundlich… es gab Sonne und kaum Regen. Der Rückweg führte uns über eine Autofähre zum gegenüberliegenden Ufer Richtung Waterford. Ursprünglich war eine Besichtigung der Whiskybrennerei Waterford geplant, aber wenige Tage vorher ging die Destille in Konkurs und ist seitdem geschlossen. Waterford ist recht groß aber es gibt kaum etwas interessantes zu sehen, also Richtung Kilkenny zurück wo wir uns im Glendine Inn das Fußballspiel FC Liverpool – Manchester City anschauten.

Hook Lighthouse

Abends dann gab es Essen beim Inder und Bier in Kyteler’s Inn und der Nore Bar. Als wir dann zurück im Glendine Inn waren, wurden wir Teil einer Lokalrunde die ein Politiker ausgab, der bei der Wahl an diesem Wochenende offensichtlich gewonnen hatte… auch schön… es war der Ausklang des letzten Tages.

Am Montag fuhren wir dann bei schönstem Wetter zurück nach Dublin, hatten genug Zeit am Flughafen, flogen zurück und um 20:00 Uhr hatte mich Berlin Gesundbrunnen zurück. Es war wieder eine schöne Zeit bei den Iren die wieder sehr gastfreundlich waren. Das Glendine Inn ist sehr zu empfehlen… es hatte alles was man braucht und war auch vergleichsweise günstig. Nächstes Jahr gibts die nächsten Einträge in McLarsens Irische Tagebücher… wohin es uns dann führt, wissen wir noch nicht. Ich bedanke mich bei Nina und dem Offside Team, die zuhause alles am Laufen gehalten haben.

St. Canice’s Cathedral bei Nacht