McLarsen im Land der tausend Biere IV. Gräfenberg & Nürnberg (September 2024)
Berlin, 30.09.2024… Im Anschluss an meine Erkundungen in Regensburg und Landshut die man HIER nachlesen kann, stand nun die vierte Bierwanderung auf dem Plan und da der Mensch ja lernfähig ist, macht er ja gerne mal Dinge anders die vorher nicht optimal waren… während die drei Vorläufer dieser Tour alle im August waren, planten wir in diesem Jahr mit dem September… erstens mal war die Gefahr wesentlich geringer wieder hochsommerliche Temperaturen zu bekommen, zweitens haben die meisten Brauereien im September ihren Betriebsurlaub bereits beendet und man läuft nicht der Gefahr vor verschlossener Tür zu stehen. Dieses Jahr war der Fünf Seidla Steig dran… eine Wanderung mit 5 verschiedenen Brauereigasthäusern rund um die Kleinstadt Gräfenberg… gelegen im Kreis Forchheim… die nächsten größeren Städte sind Erlangen und Nürnberg. Die Gasthäuser sind alles familiengeführte Unternehmen die sich auch zur eigenen besseren Vermarktung für diesen Wanderweg zusammen geschlossen haben. Es existiert eine gut gepflegte Website über Weg, Gasthäuser und deren Biere… auch die Betriebsferien sind dort verzeichnet… sowas wäre in den letzten Jahren ein Traum gewesen… Die Planung begann wie immer bereits etwa ein halbes Jahr vorher… schließlich muß es auch für 7 Personen bezüglich der Unterkunft passen. Damit haben wir dieses Jahr einen relativen Volltreffer gelandet. Das Apartment-Haus Gundelfinger lässt mit modernen, gut geschnittenen Räumlichkeiten keine Wünsche offen… auch der Garten kann mitbenutzt werden… durch das einsetzende Herbstwetter nutzten wir das weniger.
Anreisetag war der Donnerstag… Matthias, Immo, Philipp, André und Hansi reisten mit dem Auto an… Karsten war beruflich in Bamberg, ich war in Regensburg… Wir beiden trafen uns in Nürnberg und fuhren gemeinsam mit dem RE21, auch Gräfenbergbahn genannt nach… Gräfenberg. Startpunkt dieser stündlichen Anbindung ist der Bahnhof Nürnberg Nord-Ost-Bahnhof. Die Fahrt war von diversen Schulklassen dominiert… gehört halt dazu… Da wir etwas zu früh in Gräfenberg waren bezüglich Check-In war unsere erste Adresse in Gräfenberg der Brauereigasthof Lindenbräu und es gab das erste Bier nebst einer Brotzeit. Nach und nach kamen die Freunde aus Berlin und Brandenburg und relativ schnell wurde es dann auch feuchtfröhlich… wie immer… Hansi und André machten vorher sogar einen Umweg über die Brauerei Wagner in Merkendorf die wir im letzten Jahr besucht hatten… und brachten ein wenig Kistenware mit Wagner Bier mit. Nach einer Weile bezogen wir die Unterkunft und waren richtig begeistert… zum ersten mal in inserer Bierwanderzeit gab es daran nix zu meckern… und mit 43€ pro Nacht pro Nase war das auch nicht wirklich teuer. Da wir aber nicht zum Vergnügen da waren gings weiter ins zweite Gasthaus der Stadt: Friedmann’s Braustüberl… erbaut 1500 und seit 1875 im Besitz der Familie Friedmann. Wir hatten Glück ohne Anmeldung für alle 7 Leute einen Tisch zu bekommen und hatten Spaß bei Speis und Trank… die Biere von Friedmann waren lecker und einige klagten später über viel zu große Portionen Käsespätzle.
Am Freitag startete die quasi Haupttour: Der Fünf-Seidla-Steig. Für Leute die von außerhalb anreisen beginnt die Reise in Weißenohe… einer Ortschaft mit eigenem Bahnhaltepunkt etwa 2 Kilometer zu Fuß von der Unterkunft entfernt. Da wir ja in Gräfenberg residierten, mußten wir dort erstmal hin… kein Problem… kaum Höhenunterschiede und unspektakulärer Weg. Die Klosterbrauerei Weißenohe war unser erster Stützpunkt. Wie schon der Name vermuten lässt, waren Klosterbrüder an der Gründung dieser Brauerei schuld… seit 1827 ist die Brauerei in Familienbesitz… das ehemalige Kloster existiert seit der Säkularisation 1803 nicht mehr… übriggeblieben ist die ehemalige Klosterkirche die heute eine normale Pfarrkirche ist… sie ist dem heiligen Bonifatius geweiht und wird derzeit restauriert.
Obwohl wir ziemlich genau um 10:00 Uhr eintrafen waren wir tatsächlich nicht die ersten und die nächsten kamen auch kurz nach uns in die Gastwirtschaft… es war eine etwa 10-köpfige amerikanische Gruppe im Alter…grob zwischen 40 und 50… sie sollten uns noch einige Zeit verfolgen… Erstmal gab es aber Bier… und dieses Gasthaus hat nur ein Bier vom Hahn: Weißenoher Altfränkisches Rotbier… erstmal bin ich roten Bieren gegenüber eher skeptisch… in diesem Falle aber völlig unbegründet… das Bier war prima und die meisten überzeugten sich davon doppelt… und der Wirt war cool und erklärte auch architektonische Begebenheiten in den Räumlichkeiten wie zum Beispiel Balken und Säulen. Eigentlich wollten wir es vermeiden mit anderen größeren Gruppen gleichzeitig durch die Botanik zu ziehen… aber irgendwie sind wir dann doch aus Versehen nur wenige Meter hinter der großen amerikanischen Gruppe gestartet… haben dann auch recht fix den Blinker gesetzt und dachten auch das wir sie abgeschüttelt hätten… aber dann kam ein amtlicher Anstieg den unsere Gruppe nicht gleichzeitig meisterte… und warum auch immer… die Amis sind zufällig auf eine Abkürzung getroffen… und standen plötzlich vor uns auf dem Berg… hmpf… nun gut… geben wir ihnen einen Vorsprung…
…nächste Station war wieder in Gräfenberg… wir wussten das es abends schwierig werden würde ins Lindenbräu einzukehren weil eine 80-Personen-Reservierung angesagt war… also nahmen wir den ja bereits vertrauten zweiten Stützpunkt zur Mittagszeit statt als nächsten… was Friedmann gewesen wäre. Das Bier im Lindenbräu war immer noch lecker und ein obkur anmutendes Foto auf dem Weg zu den Toiletten entpuppte sich tatsächlich als der junge Eberhard Diepgen… mitten in Franken… weiter ging es dann zur nächsten Station… gut 4 Kilometer bis zum Brauerei Gasthof Hofmann in Hohenschwärz. Der Weg führte über einen Waldweg… der Boden war glitschig und ich bot meinen Mitwanderern eine astreine Piourette als ich mehr den Bildschirm des Handys als dem Weg im Blick hatte… zum Glück nix passiert. Der Gasthof Hofmann war ok… es gab Helles und Export… beides war gut ohne zu glänzen… halt schwierig wenn man auf der Hälfte der Strecke liegt. Das Wetter schaltete dann auf richtig Regen um und erste Ermüdungserscheinungen machten die Runde… aber nicht lange… das nächste Ziel war nunmehr nur noch knapp 2 Kilometer weit weg… der Gasthof Seitz… oder auch Thuisbrunner Elch-Bräu und Elch-Whisky… ja… jetzt kam auch noch Whisky ins Spiel… da ich ja irgendwas mit Whisky zu tun habe wurde von befreundeten Kennern der Lokalität bereits so eine Art Date per Social Media organisiert… wir freuten uns sehr darauf… leider war das Lokal relativ überlaufen… aber wir mochten das Bier und das Essen… danach kam der Georg und spendierte eine Runde vom Elch Whisky… der war für sein relativ junges Alter sehr gelungen und spendete uns Kraft für den nunmehr längsten Teil des Weges… dem Rückweg.
Auf dem Rückweg nach Gräfenberg zur letzten Station im Friedmanns lernten wir etwas kennen was wir von vorangegangenen Wanderungen noch nicht kannten… und zwar die einsetzende Dunkelheit die im Wald dann mal recht finster ausfallen kann… aber vorher gab es allerfeinste Farben von Wald und Feld und Himmel… eine wunderbare Wanderung im Sonnenuntergang… trotz Dunkelheit erreichten wir Gräfenberg und die letzte Station Friedmann… wie tags zuvor letzte Station. Wir hatten etwa 23 Kilometer auf dem Tacho und waren angenehm fertig aber gut gelaunt… dem Bier im Friedmann auch zum Dank. In der Unterkunft wurden teilweise seltsame TV Programme konsumiert… dann ging es in die Horizontale… Tags drauf stand schließlich die Hauptstadt Frankens auf dem Plan…
Eine Bierwanderung kommt bei uns ja selten alleine, dieses Jahr war die Frankenmetropole Nürnberg als zweite Wanderung an der Reihe. Ich war vor zwei Jahren schonmal hier und wer etwas mehr als nur aus der Perspektive von Biertouristen (sic!) über die Stadt erfahren möchte der kann das HIER nachlesen. Hansi verabschiedete sich am Morgen vom Rest der Truppe um zu einem Treffen nach Leipzig zu fahren… der Rest stieg in die Gräfenbergbahn und ab ging es Richtung Nürnberg. An der Endstation Nürnberg Nordost wurden wir von Harald empfangen der uns ein wenig durch die Stadt begleiten wollte. Harald Schieder ist ein wahrer Bierkenner und hat bereits zahlreiche Bücher zum Thema veröffentlicht. Ich lernte ihn durch gemeinsame Freunde bei einem Berlin-Besuch kennen und war sehr froh ihn für unsere Wanderung als Begleitung zu gewinnen. Wir fuhren mit der U-Bahn ein paar Stationen Richtung Stadtzentrum und lernten dort den Klubraum des Nürnberger Whiskyklubs Highland Circle kennen. Er befindet sich auf einem eher unauffälligen Hof eines Wohngebietes. Vor seiner Tür steht eine Art Keltenkreuz welches die Stadt Glasgow (welche eine Partnerstadt von Nürnberg ist) gestiftet hatte und für das irgendwie kein anderer Platz zu finden war… Das Innere der Klubstätte ist plüschig britisch gehalten und für einen Unkostenbeitrag konnten wir uns an den gut gefüllten Kühlschränken und Whiskyregalen bedienen… Während der Einnahme dieser Getränke planten wir weitere Stationen… wir fühlten uns ganz schön VIP in den heiligen Hallen des ältesten Whiskyclubs Deutschlands… das war schon toll das uns Harald dort hingeführt hat.
Weiter ging es dann zur Burg… sie ist ja das dominanteste Gebäude der Stadt von der man auch eine prima Aussicht hat… das Wetter war etwas durchwachsen so peilten wir den nahen Altstadthof an. Als das Offside 2015 mit dem Titel „Germanys Best Whiskybar“ ausgezeichnet wurde erhielt die Brennerei Ayrer’s zeitgleich die Auszeichnung „Germanys Best Whisky Distillery“… Ayrer’s ist die Brennerei in dem Brauereigasthof Altstadthof… um Whisky sollte es aber heute nicht wirklich gehen… das hausgebraute Bier (Rotbier, Kellerbier, Schwarzbier) kann sich schließlich auch sehen lassen und etwas feste Nahrung gab es auch… gewohnt fränkisch aber auf Grund der touristischen Lage etwas teurer als gewohnt. Anschließend ging es zum Café Wanderer und Bieramt… im Prinzip ein Biergarten ohne Sitzplätzen im Schatten von Burg und Stadtbefestigungsanlage. Hier wurden die nächsten Biere probiert inmitten der Postkartenidylle dieser Stadt die ich sehr mag…
Harald überließ uns danach unserem Schicksal… wir hatten einen Plan für den Rest des Tages geschmiedet und danken Harald sehr für seine Gastfreundschaft. Als nächste Station war das Schanzenbräu im hippen Stadtteil Gostenhof anvisiert… da ich aber wusste das der schöne Johannisfriedhof auf dem Weg lag, war also auch noch etwas non-Bier Kultur drin… aber wie es so ist… viel Bier rein… viel Bier raus… für eine Pinkelpause bogen wir kurz vorm Friedhof noch in dem Biergarten am Hesperidengarten ein… aber natürlich nicht nur zur Notdurft… ein Bier musste schon sein… Anschließend besichtigten wir den Friedhof St. Johannis mit den Gräbern von Albrecht Dürer und Veit Stoß (u.a.)… mussten bald wieder pinkeln… aber ganz detailiert muß der Bericht ja auch nicht sein…
Als ich vor zwei Jahren im Schanzenbräu war, war Sommer und man konnte im Biergarten sitzen… das war heute nicht möglich… wir saßen drinnen und es gab Rotbier, Helles, Kellerbier und Märzen… alles sehr gut. Nur wenige hundert Meter entfernt ging es dann zur nächsten Location namens Palais Schaumburg… dort war es drinnen bereits voll… schließlich war es inzwischen Samstagabend und wir hatten sicherlich auch langsam und dezent einem im Turm… wir konnten draußen sitzen und es gab… ja… wie immer an der Stelle sollte ich mir Notizen machen… lecker wars aber schon. In der aufkommenden Dunkelheit war die U-Bahn das nächste Ziel und es setzte der Rückweg ein. Die übrigens führerlos (…und das in Nürnberg…) fahrende U-Bahn verließen wir wieder am Nordost-Bahnhof und besuchten unsere letzte Station… das Landbierparadies Nordost… dort gab es irgendwelches Bier aus Keramikkrügen und die Stimmung war wie es Samstagabend an beliebten Feierorten zu erwarten ist… feuchtfröhlig… anschließend stiegen wir wieder in die Gräfenbergbahn und fuhren zurück in den Ort der der Linie ihren Namen gab. Wir hatten eine schöne Zeit in Nürnberg und ließen in der Unterkunft nicht nur den Tag, sondern auch die gesamte Bierwanderung ausklingen…
Mit der grandiosen Unterkunft, planmäßigen Öffnungszeiten aller geplanten Lokale und keinerlei Wetterkapriolen war die Bierwanderung 2024 ziemlich nahe für das Prädikat „Perfekt“… vielleicht wirds aber nächstes Jahr noch besser… es wird wieder Franken und der September wurde auch mehrheitlich für besser befunden als der August wo wir die letzten Jahre unterwegs waren. Unsere Rückwege waren unspektakulär… auch wenn der gebuchte Zug natürlich nicht fuhr sondern ein Ersatzzug… geschenkt… vielen Dank an Nina die mir zuhause trotz Rücken den Rücken freigehalten hat und Harald Schieder für die schönen gemeinsamen Stunden in Nürnberg.