McLarsen reist von der Whisky Fair zur Feis Ile (Mai 2014)
Kapitel 1 – The Whisky Fair Limburg 17.-18.05.2014: Bevor es mit Schottland losgeht, möchte ich erstmal die letzten beiden Tage zusammenfassen, die waren nämlich auch schon aufregend genug. Als ich im Januar mit ein paar Berliner Whiskykumpels zum Cuttysark Whiskyforumstreffen gefahren bin, wurde mir ein freies Bett zur europaweit größten Whiskymesse, der Whiskyfair Limburg angeboten. Limburg war etwas, von dem ich seit Jahren viel gehört hatte, aber nie die Reise dahin angetreten hatte. Nach kurzem Abgleich mit dem Kalender stand fest, das wird dieses Jahr gemacht. Nun war es also soweit, am Freitagabend lud ich nochmal zur Offside Whiskyschool ein, unserem monatlichen Einsteigertasting. Das dauerte wie gewöhnlich auch bis in die Nacht, so das ich bereits im Voraus beschlossen hatte, die Reise ohne Schlaf anzutreten. 5:29 ging der ICE dann vom Hauptbahnhof Richtung Hessen, bereits an Bord waren Bert, Dirk und Elmar. An Bord wurden dann einige leckere Tropfen aus Sampleflaschen probiert, der Tag lief gut geschmiert an… In Limburg angekommen wurde schnell im Hotel eingecheckt, etwas Wasser ins Gesicht und zwei Straßen weiter zur Messe, die in der Stadthalle stattfand. Die erste Stunde hatte ich nur damit zu tun, mir erstmal einen Überblick zu verschaffen, wer wo anwesend ist. Dabei bekam ich von vielen (mir bekannten) Ausstellern, erstmal etwas ins Glas. Es galt viele Hände zu schütteln, sowohl die von Ausstellern als auch zahlreiche Whiskyliebhaber, die man im Laufe der Jahre so kennengelernt hat, viele Forumsmitglieder inclusive. Irgendwann so ca. 14-15 Uhr mußte ich langsam einsehen, das eine solche Reise, besonders wenn noch diverse „Erfrischungsgetränke“ im Spiel sind, ohne Schlaf eine, klar… Schnapsidee ist. Die Müdigkeit meldete sich immer heftiger, diverse Whiskys machten es auch nicht besser. Ich setzte mich ein wenig abseits, doch die Gefahr war zu groß, das die Augen zufallen und schließlich möchte man ja nicht den Eindruck machen, man hätte schon genug… Es half also nur ein kleiner Spaziergang zum Domizil unseres Lieblingsbischofs Franz Peter Tebartz van Elzt… (Ja, ich kann es immernoch auswendig)… durch die wunderschöne Limburger Altstadt auf dem Domberg. Nunja, der Bischof war natürlich nicht da und die Superbadewanne konnte ich auch nicht testen, aber nach der Bergsteigerei wurde ich wieder deutlich fitter und auch wieder etwas klarer im Kopf. Zurück in der Halle, wurde um 18 Uhr auf der Empore von Thilo ein leckerer Ledaig ausgeschenkt, es war ein kleines inoffizielles Forumstreffen, welches für mich auch sehr interessant war, das ich etlichen Forennicknames ein Gesicht zuordnen konnte. 19 Uhr war der erste Messetag dann zuende. Mit Bert und Dirk ging ich danach zum Italiener, etwas feste Nahrung konnte nichts schaden. Mittlerweile hatte ich den kleinen Hänger vom Nachmittag längst überwunden und war bereit für neue Taten.
Der beste Laden in Sachen Whisky ist und bleibt die Villa Konthor, nur ein paar Meter von der Messe entfernt. Dort wurde noch das eine oder andere Getränk genommen (nur mit Whisky hatte ich diesen Tag abgeschlossen), etwa 23:30 war dann aber wirklich Schicht, ab ins Bett, ich glaube nicht das ich noch dazu gekommen bin, bis drei zu zählen, so schnell war ich eingeschlafen… Tag zwei der Messe lief mit einem ausgeschlafenen Körper deutlich besser an als der erste. Wieder gab es viele Hände zu schütteln, einige tolle Drams zu trinken (absolutes Highlight : ein 1977er Banff von Silver Seal, ich hab die Restflasche am Ende kaufen können). Zwischendurch gönnte ich mir ein lecker Mittagsessen im benachbarten Biergarten, draußen natürlich, es war absolutes Kaiserwetter. Um 18 Uhr war dann die Messe vorbei, ich half Uwe und Jack noch ein wenig beim Abbau, dann ging es zum Chinesen, wiederum in die Villa Konthor und irgendwann ins Bett. Mein persönliches Fazit ist, das es für Whiskyverrückte wie mich eigentlich unmöglich ist, nicht an dieser Veranstaltung teilzumehmen, ein Besuch der Domstadt ist also für nächstes Jahr fest eingeplant, doch dann am besten bereits Freitags angereist und vor allem mit einer Mütze Schlaf in den Knochen. An dieser Stelle sei allen gedankt, die aus dieser Veranstaltung ein tolles Event gemacht haben.
Kapitel 2 – Edinburgh: Diese Schottlandreise kam recht spontan zustande. Ulli, ein alter Bekannter in Sachen Whisky, saß mit Nina und mir im Offside und erzählte von seiner geplanten Reise zum Islay Whiskyfestival im Mai. Nina fragte mich, ob ich da auch schon war. Ich musste verneinen, danach kam die Frage, warum nicht… hmmm… ja, gute Frage… die beste Antwort liegt wohl darin, das man es dann mal macht, also wieder Kalenderabgleich, nein die WM ist erst später und auch sonst sprach nichts dagegen, also los mit der Reiseplanung. Ich hatte Glück, das mein Stammdomizil auf Islay in Bowmore noch zwei Betten für Ulli und mich frei hatte, Ulli besorgte dann die Unterkunft in Campbeltown, die An-und Abreise regelten wir beiden unterschiedlich, Ulli fährt von Limburg nach Berlin zurück und fliegt am Montag nach Glasgow, ich fahre eine halbe Stunde im komplett überfüllten ICE nach Frankfurt und von da aus mit dem Flieger nach Edinburgh. Dort angekommen wurde erstmal das Quartier in Leith bezogen, Merith House Hotel gegenüber einer Parkanlage, etwa 10 min zu Fuß von der SMWS. Das Zimmer ist klein, im Bad sollte man auch kein Sumoringer sein, aber alles sauber und für 35£ die Nacht auch günstig. Danach hatte ich noch ein paar Stunden Zeit, bis ich mit Ulli verabredet war und machte den Fußmarsch von Leith nach Edinburgh Zentrum (ich schätze mal, 3 km oder so…) Was ich sofort festgestellt habe war, das das Wetter mal wieder mit mir war, quasi wie immer, Regen ist angekündigt, McLarsen kommt…und die Sonne scheint… McLarsenwetter… Ich hatte übrigens unheimlich Spaß daran, so durch die Gegend zu laufen, ohne feste Termine , ohne feste Zeiten, macht man viel zu wenig. In der City schaute ich dann durch ein paar Geschäfte, kehrte in ein nettes Pub in der Rose Street ein um einen amtlichen Burger zu vertilgen und traf mich dann mit Ulli an der SMWS. Dieses Kürzel steht für Scotch Malt Whisky Society, eine Einrichtung bei der man Mitglied sein muß oder mit einem Mitglied mitkommen darf. Letzteres war bei mir der Fall und wir besuchten die Niederlassung in der Queens Street und später die „Zentrale“ hier in Leith, probierten etliche leckere Abfüllungen und eine Flasche für das nächste Offside Tasting ist auch noch dabei rausgesprungen… So, für heute reichts, morgen steht Glasgow auf dem Programm und ich werde wieder berichten, allerdings wird der Text kürzer, denn mir fehlen morgen die Stunden im Flieger, wo ich 80% des heutigen Berichtes geschrieben habe…
Kapitel 3 – Glasgow: Heute war schottischer Busfahrtag, ich glaube, soviel Buskilometer wie ich in Schottland so zurücklege, habe ich in den letzten 20 Jahren in Deutschland nicht geschafft. Der erste Bus ging von der Unterkunft in Leith ins Edinburgher Zentrum, nicht lange und nicht sehr weit, ich bin die Strecke ja gestern erst gelaufen…aber nervig wegen des sperrigen, unhandlichen Koffers, den ich mit mir führe (mit Sicherheit eh zum letzten Mal, aber ich dachte besser etwas größer für die ganzen Mitbringsel…)… Egal, an der Waverley Station angekommen, ging es ein paar hundert Meter weiter zum Busbahnhof, in den Bus nach Glasgow. Was ich zum Thema Bus ja sehr negativ anmerken muß, ist die Tatsache, das die Fahrer prinzipiell kein Wechselgeld mit sich führen, also entweder man hat es passend, verzichtet auf Rückgeld oder man fährt nicht mit. Gerade kundenfreundlich finde ich das nicht und hoffe das sich die Berliner Verkehrsbetriebe diesen Blödsinn nicht auch noch zu Eigen machen… Nach einer einstündigen Fahrt für 7,30£, immerhin muß man ja mal erwähnen, das die Buspreise sehr moderat sind, kam ich in Glasgow an, checkte in meinem B&B in der Renfrew Street ein und ging zur nächsten Bushaltestelle, weil ich ja einmal dabei war… Ziel war der Besuch der Whiskydestille Auchentoshan (sprich so ähnlich wie „ocken-toschn“), an der ich bereits zichmal vorbei gefahren bin, sie aber noch nie besichtigt habe. Für mich war es heute die Whiskybrennerei #41, dazu kommen etliche doppelte, teils dreifache Besuche und einige Besichtigungen nur von außen.
Mir war es egal, was das nette Mädel da erklärt hat, ich hab mich dann mal aufs Fotografieren konzentriert. Insgesamt macht Auchentoshan einen netten Eindruck, auch wenn die Führerin eine Frage zur non-chill Filterung falsch bis garnicht beantworten konnte. Nach der Führung ging es die gleiche Strecke mit dem Bus zurück, hauptsächlich durch Gebiete, in denen ich nicht tot überm Zaun hängen möchte, ok richtig böse verkommen sah es nirgendwo aus, aber schön ist auch anders… Diese Bustour dauert übrigens eine Stunde, für 1,85£…. gehalten wird an jedem Briefkasten…Endlich aller Busse entledigt ging es dann noch kurz durch die Fußgängerzone, danach ins Hotel zum Auffrischen. Abends stand der Besuch im Bon Accord an, meiner Lieblingsbar in Glasgow. Ich war fast zwei Jahre nicht mehr hier und wurde trotzdem sofort vom Juniorchef herzlich begrüßt, der noch genau wußte, das wir quasi Kollegen sind. …ich muß ja sagen, das mich sowas beeindruckt, zumal ich diesbezüglich ja selber eine absolute Niete bin… Wir hatten ein paar sehr schöne Drinks, nette Begegnungen mit Einheimischen (am schärfsten war der Taxifahrer, der mir mehr über die Bundesliga erzählen konnte als ich selber, nur die Aussprache kommt natürlich putzig…) …so, für heute war das wieder genug, ich muß jetzt etwas an der Matratze horchen, damit ich morgen früh aus den Federn komme. Morgen steht die ca. 5stündige Reise nach Campbeltown an…natürlich mit dem Bus…
Kapitel 4 – Campbeltown / Tag 1: Manche Dinge verlieren ihren Reiz wohl nie, dazu zählen auch Gegenden auf unserem Globus, bei denen man jedesmal vor lauter Erstaunen den Mund nicht zu kriegt. Eine solche Gegend ist die Strecke von Glasgow nach Campbeltown, ganz besonders auf dem Abschnitt zwischen Dumbarton und Inverarray. Erst fährt man gefühlte 50 Kilometer am Loch Lomond vorbei, DEM schottischen See, angeblich der größte Trinkwassersee der Welt… dann kommen Berge, die auf der Straße unheimlich viel Schatten spenden, rechts, links, in der Mitte die Straße. Die Berge in Westschottland sind von der Höhe sicherlich nicht relevant für die Top Ten Europas, aber ist man mittendrin, dann können die Alpen auch nicht größer sein… Die Erklärung dafür liegt in der Tatsache, das höhere Berge meistens in Gebirgen liegen, die von Hause aus eine höhere Lage haben, sieht man zum Beispiel den Fichtelberg, dann steht man selbst auch schon auf ein paar hundert Meter Höhe. In Schottland oder aber auch in Norwegen oder Irland, kommen diese 600-700-800er Berge direkt ohne großes Vorspiel aus dem Meer geschossen und plötzlich steht man im Schatten, von überall strömen kleine Wasserfälle herab, ab und zu muß der Bus bremsen, weil Schafe sich nicht an die Verkehrsordnung halten und die Straße überqueren. Wenn dann der Busfahrer auch noch so ein liebevolles Original ist und im tiefsten, fast unverständlichen Schottisch die Gegend erklärt, die Sonne scheint und alles einfach nur schön ist….. dann sitzt man im Bus und freut sich des Lebens, wenn ich heute eine Katze gewesen wäre, hätte ich stundenlang geschnurrt.
In Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre, bekannt von Paul McCartneys Sülzette „Mull Of Kintyre“ aus den 70’ern, ist die reale Welt von Glasgow oder auch Berlin, schnell vergessen. Schnell mal einen Stadtrundgang gemacht…, dauert ca. 15 min, alles noch so, wie vor 4 Jahren. Die Glengyle Distillery die hier ansässig ist, feiert gerade ihr 10jähriges Jubiläum, deshalb finden gerade zahlreiche Events statt. Glengyle entstand damals aus der Not heraus. Die Gesellschaft, die über Reinheit und Gesetze im schottischen Whiskybusiness wacht, wollte Campbeltown (vor etwa hundert Jahren mit knapp 30 Destillen Whisky Welthauptstadt gewesen), mit nur zwei verbliebenen Brennereien (Springbank, Glen Scotia), den Status als Whiskyregion aberkennen. Um dieses abzuwenden mußte eine dritte Brennerei her und unter Führung des langjährigen Produktionsmanagers Frank McHardy wurde auf dem gleichen Gelände mit den noch erhaltenen Gebäuden die Glengyle Distillery reaktiviert, nach fast hundert Jahren Pause. Mittlerweile produziert man also 10jährige Malts, jedes Jahr kommen quasi Testabfüllungen unter dem Namen Work in Progress heraus, die im Offside alle probiert werden können. Die neuen WIP haben ein schweinchenrosanes Label und können ab heute (Donnerstag) gekauft werden. Ich habe sie gestern probieren dürfen und sag mal, sie sind …gut. Heute ist großer Springbank Tag. Es ist ja kein großes Geheimnis, das ich den unabhängigen Familienbetrieb zu meinen Top 3 Distillen zähle, wenn nicht sogar in vorderster Front, also lass ich mich mal überraschen, in einer Stunde öffnen die Pforten…
Kapitel 5 – Springbank: …update…die Pforten sind mittlerweile wieder geschlossen. um es vorweg zu nehmen, für den geneigten Springbank Fan war heute Ostern, Weihnachten und Geburtstag gleichzeitig. Ab 11 öffneten sich alle Türen, jede volle Stunde gab es Touren für Springbank und/oder Glengyle, es gab etliche Stände mit Kleinkunst, Schnickschnack, Essen, etc. alles very local Campbeltown. Es gab Masterclass Tastings, es gab Warehousetastings und es gab eine Warehouse Bar. Letzteres fand ich unschlagbar. Man kaufe für 5£ 5 Marken und löse sie für 5 Whiskys ein. Es standen über 80 verschiedene Abfüllungen auf dem Tresen, in der Regel Springbank, Hazelburn, Longrow und Kilkerran, …sicher keine 30-oder -40jährigen freilich, aber alles Einzelfassabfüllungen für allmögliche Empfänger. Wenn man wie ich Springbank und den kleinen Sohn Longrow und die ganz kleine Tochter Hazelburn mag, dann hat man nicht nur die Qual der Wahl, sondern ein Dauergrinsen im Gesicht. Ich habe mit mir gehadert, vielleicht doch ein Warehousetasting mitzumachen, aber wenn man quasi Flatratetrinken in der eigenen Lieblingsdistillery kann….,dann geht es auch so…
Zwischendurch machte ich auch mal eine Tour mit, weniger um mich zu informieren (obwohl mir danach einige Sachen klarer als vorher waren…man lernt nie aus…), sondern um den Fundus an Fotos der Destille zu erweitern oder zu erneuern. Festivalabfüllungen gab es auch, eine davon war ein Springbank 21 Rumcask, der mir für 250£ deutlich zu teuer war und ein 16jähriger Springbank Sohn, der aus einer Romanze auf einer portugiesischen Insel hervorgegangen ist und deshalb etwas dunkler im Teint kommt. Ich umschreibe das, weil Sohnematz am kommenden Offside Tasting teilnehmen wird und ich ein Lineup erst bekanntgeben möchte, wenn alle Flaschen da sind. Nebenbei gab es auch immer wieder mal kurze Livemusikeinlagen, eine Auktion und einen Autounfall auf dem Gelände (bei der, warum auch immer, ein Teil einer ca. 150 Jahre alten Mauer umgefahren wurde…) irgendwann fing es an zu regnen (keine Ahnung warum, ich war doch da…) und alles löste sich langsam auf. Danach war ich mit Ulli im sicherlich schlechtesten Chinesen außerhalb Chinas (wirklich ganz ganz schlecht…) und danach noch auf zwei, drei Bierchen unterwegs. Am Ende mußte ich wegen Zahnschmerzen kapitulieren (sind immerhin erst meine zweiten mit knapp 46, aber warum ausgerechnet hier ?…) Mittlerweile haben die Schmerztabletten etwas Wirkung gezeigt, Ulli schnarcht wie 20 Bären, 4 Nashörner und 2 Dinosaurier zusammen und ich werde mich hiermit auch in die Nachtruhe verabschieden, vielleicht noch als zweite Stimme in die Sägeoper einstimmen… Bis demnächst, dann hoffentlich auch pünktlicher, aber der Internetrouter unserer Wirtin hat gerade die Grätsche gemacht…
Kapitel 6 – Auf nach Islay: …das mit der Wirkung der Pillen gegen Zahnschmerz war von kurzer Dauer, die Nacht war dementsprechend lästig aber heute ist ein neuer Tag und ich schaue nach vorne. Nach dem Frühstück haben wir ausgecheckt und sind bis der Bus kam, noch etwas in der „Stadt“ gelaufen und am Hafen gesessen. Bei dieser Gelegenheit noch ein paar wohlwollende Worte über unser Quartier. Das Westbank B&B ist preiswert und sehr empfehlenswert. Es wurde vor nicht allzu langer Zeit ordentlich renoviert, alles ist sehr sauber und das Frühstück ist sehr gut und Fiona, die Wirtin ist sehr engagiert und lustig drauf. Das Westbank House liegt oberhalb von Springbank nahe dem Gallowhill, bis zum Hafen läuft man vielleicht 5 Minuten. Mittags ging es los Richtung Islay, das heißt knapp eine Stunde Busfahrt bis zum Hafen Kennacraig und zwei Stunden mit der Fähre bis zum Hafen Port Askaig. Da am Samstag das Islay Festival, die Feis Ile startet und die Insel, die normalerweise etwas über 3000 Einwohner hat, sich in ihrer humanen Population vervielfacht, war die Fähre gut gefüllt. Geschätzte 200 Fahrradfahrer waren auch dabei und unterhielten mich sehr mit ihren hautengen, bunten Radfahrerstrumpfhosen…oder wie man die taucheranzugähnlichen Gummifrommse nennt… Vom Hafen ist es dann noch eine etwa halbstündige Busfahrt bis zur Hauptstadt der Insel Bowmore. Dort wurden wir von Rena, der Gastwirtin herzlich begrüßt und nahmen unser vorläufiges Quartier ein. Es handelt sich dabei um so eine Art Riesencaravan auf dem Grundstück hinterm Haus, der geräumiger ist als fast jedes B&B Zimmer. Am Sonntag ziehen wir dann in das Haus, auf Grund der eher spontanen Reiseplanung war das nicht anders möglich. Später gab es noch einen kurzen Gang durch die Gemeinde, drei Bier bei Lucci’s Bar gleich gegenüber (auch dort wurde ich sofort wiedererkannt…tzzzzz…) und ich zog mich dann auf Grund meiner anhaltenden Probleme im Rachenbereich zurück und machte mal einen ruhigen Abend. Morgen startet das Festival mit Lagavulin, …schaun ‚mer mal…
Kapitel 7 – Lagavulin: Kapitel 7… das heißt also, ich bin schon eine Woche in der großen weiten Welt des Whiskys unterwegs, die Halbzeit steht aber noch bevor. Heute war Auftakt der Feis Ile und Destille des Tages war Lagavulin. Lagavulin ist eine Brennerei die ich sehr schätze, auch ich war bei meinem ersten Dram vom 16jährigen erstaunt, was alles so geht. Die Beschreibungen die ich dann im Laufe der Zeit von Freunden oder Gästen so gehört habe, bewegten sich zwischen Faszination und Ekel, irgendwer nannte ihn mal Käsefußwhisky… Durch den großen Erfolg dieses Lagavulin 16 Jahre, mußte die Produktion den Bedürfnissen des Marktes schnell angepaßt werden, niemand konnte 16 Jahre im voraus mit diesem Erfolg rechnen. Die Produktpalette bietet in den letzten Jahren also nur den 16jährigen, einen 12jährigen in Fassstärke und die Distillers Edition, bei denen noch ein Finishing im Pedro Ximenez Sherryfaß stattfindet. Den unverhältnismäßig teueren 21jährigen und einige Sonderabfüllungen lasse ich mal außen vor. …nun ging es heute also zu Lagavulin, dort angekommen, war dort eine Schlange zu sehen, wie es sie vielleicht damals im Osten gab, wenn die Konsum Kaufhalle Bananen verkaufte. Obst gab es bei Lagavulin freilich nicht, dafür eine dieser bereits erwähnten Sonderabfüllungen. Die Feis Ile Sonderabfüllung dieses Jahres ist ein 1995er aus Sherryfässern, etwas über 3000 Flaschen wurden abgefüllt, so das ich meine kostbare Zeit heute auch nicht dem Anstellen widmete, sondern meine Flasche in den nächsten Tage holen werde. Als eine der ersten Amtshandlungen mogelte ich mich aus Versehen in ein ausgebuchtes Tasting, ich nahm die vorhandene Kette nicht wirklich wahr und wurde Zeuge, wie man aus dem guten Zeuchs Cocktails mixen kann… Niemand bemerkte es, falls DIAGEO dieses Jahr rote Zahlen schreiben sollte, bin bestimmt ich schuld…
Weiterhin konnte man an einem Gewinnspiel teilnehmen, wo es das Alter dreier Samples zu erraten ging, es gab Futterstände mit Austern und anderen Fischkram, es spielten Livebands und es gab Tastings, allesamt ausgebucht, Ulli hatte Glück und bekam noch eine Karte von einem Bekannten. Den Lagavulin 16 und die Distillers Edition konnte man mehr oder weniger unbegrenzt für lau nachschenken lassen. Außerdem noch zu erwähnen ist das Wetter, ich habe selten so schöne Fotos hingekriegt, wie heute, mit einem blauen Himmel vom Feinsten, so wie sich das gehört…
Abends ging ich zum Inder, bei dem ich vor zwei Jahren auch schon öfters war. Für dieses Restaurant kam das Festival offenbar sehr plötzlich und unerwartet. Der Laden war brechend voll, etwa 5 Leute standen immer da und warteten auf freiwerdende Plätze und nochmal etliche Leute warteten auf Takeaway Essen, zumal klingelte das Telefon ununterbrochen für Bestellungen. Das angedachte Personal für das alles : Einer. Der konnte einem schon leid tun, besonders schön war dann eine 1a Slapstickeinlage aus der Küche mit vollen Tabletts a la Dinner For One, aber sauber aufgefangen. Nach einer Stunde hatte ich dann auch etwas auf dem Teller und konnte dann noch zur zweiten Halbzeit ins Pub das Champions League Finale schauen. Das sollte es auch für heute gewesen sein, die Distillery für den morgigen Tag heißt Bruichladdich, mal sehn was da so geht… Achso, eins noch… heute früh beim Frühstück sah ich in den Nachrichten, das gestern ein großer Teil der Glasgow School Of Art abgebrannt ist, das ist sehr schade, erst vor ein paar Tagen war ich dort und habe Fotos von ihr gemacht, nun das… Tragisch auch für die Studenten, deren Abschlussarbeiten Opfer der Flammen wurden…
Kapitel 8 – Bruichladdich: Bruichladdich hat viele Fans. Die Brennerei war lange geschlossen und wurde 2000 von einem kleinen, aber kompetenten Team von Leuten erworben, die mit wenigen Mitteln viel bewirken konnten. Im Mittelpunkt stand bzw. steht der ehemalige Produktionsmanager Jim McEwan. Der Kaufpreis für die damals marode Brennerei lag bei etwa 7,5 Millionen Pfund… der Bestand der Lagerhäuser war nicht üppig. Mit McEwans teils unkonventioneller Art und Weise Whisky zu produzieren, wurde Bruichladdich schnell zu einer Art Kultbrennerei. Die Sammler waren begeistert, jedes Weinfaß das irgendwo rumstand wurde mit Whisky befüllt und gut verkauft. Innerhalb von 10 Jahren entstand ein Poll von Abfüllungen, wie es sie wohl nirgendwo anders gab. Dann kam der französische Konzern Remy Cointreau. Bruichladdich wurde 2012 von dieser Firma für etwa 58. Millionen Pfund aufgekauft, der Ausgangswert steht oben… Der Aufschrei war groß, die liebe nette unabhängige Brennerei in den Händen von geldgierigen Franzosen… sicher habe ich auch bedauert, das sich das nette Konzept nicht ewig halten konnte… aber rein wirtschaftlich betrachtet konnte es nicht besser laufen, schliesslich haben alle Leute 10 Jahre lang nur reingesteckt…und dann für diese Summe… Whiskyromantik beiseite – ein guter Deal, zumal sich die Firma Remy Cointreau auch noch nichts auf dem Whiskymarkt hat zu Schulden kommen lassen, es ist eh ihre erste Whiskybrennerei.
Heute nun war Volksfest bei Bruichladdich, die wohl einzige Veranstaltung, wo bestimmt ein Drittel Einheimische mitwirken, schließlich ist Sonntag und Bruichladdich genießt große Sympathien auf der Insel. Die erste Hürde war dorthin zu kommen, Ulli machte abends zuvor mit einigen Schotten einen Platz im Großraumtaxi klar, Sonntags fahren prinzipiell keine Busse auf Islay… Dort angekommen fiel erstmal die Schlange auf, die sich bereits für die Festivalabfüllung gebildet hatte. Es handelt sich um einen Octomore, 7 Jahre alt, aus Sherryfässern, 4fach (!!!!) destilliert, mit 69,5% (!)… etwa 1600 Flaschen. Ich hab ihn später probiert und fand ihn am Rande der Untrinkbarkeit. Schon beim Eintritt in die Rachenhöhle ziehen sich alle Poren zusammen, so trocken ist er, der Alkohol erledigt den Rest. Erst mit viel Wasser kann man etwas schmecken…, das ist definitiv eher eine Flasche für Sammler. Schnell wurde es eng auf dem Gelände, es spielten Bands, es gab folkloristische Tänze, Robin Laing trat auf und die von schwerer Krankheit gekennzeichnete Norma Munro, ein sehr anrührender Auftritt. Als ich dann auch etwas gekauft habe, mußte ich sehr lange warten, da nur ein Kartenlesegerät vorhanden war, die Zeit wurde mit Freigetränken überbrückt, nach dem vierten Octomore Orpheus war mir das dann auch egal, selten war warten entspannter, überhaupt habe ich nicht einen Dram gekauft, irgendwer hat mir immer einen in die Hand gedrückt… Der Nachmittag hat viel Spaß gemacht. Abends war ich mit Ulli im Lochside Hotel essen und danach ging es für mich in die Heia. …die nächste bitte : Caol Ila, mal schauen, was die so können…
Kapitel 9 – Caol Ila: Zu Caol Ila sagt man auch gerne, der Whisky wäre der Ardbeg des kleinen Mannes. Hmmm…, da frage ich mich natürlich ein wenig, was aus der Upperclass geworden ist…nun gut, Caol Ila ist hauptsächlich für die Blends von Johnnie Walker zuständig, im Black Label dieser weltbekannten Marke, ist reichlich Caol Ila drinnen, Caol Ila ist für fast alle rauchigen Noten in den DIAGEO Blends verantwortlich. Single Malt spielt bei dieser Brennerei, die mit 6,5 Millionen Litern Alkohol im Jahr die viertgrößte schottische Destille ist, nur eine kleine, nebensächlige Rolle. Caol Ila liegt etwas versteckt in det Nähe des Hafens Port Askaig im Osten der Insel. Hier gab es heute nichts umwerfend neues, man konnte sich mit Caol Ila 12y, Caol Ila Distillers Edition und Caol Ila Moch durchgängig betrinken (wenn man denn wollte), es gab wieder drei Samples am Alter zu erraten, die üblichen Austernstände und…und…und… genau wie bei den anderen auch. Die Festivalabfüllung fand ich gänzlich uninteressant, die wird den Weg nach Berlin nicht mit antreten, zumal ich sowieso langsam Sorgen habe, wie hoch das Gewicht meines sperrigen Koffers mittlerweile ist. Der Abend wurde dann in den gastronomischen Abteilungen des direkt auf der anderen Straßenseite gelegenen Bowmore Hotel verbracht, erst feste Nahrung, danach ein paar Bierchen. Morgen gibt es ein Highlight, da bin ich mir sicher, eine weitere Distillery aus meiner Top 3 läd ein : Laphroaig. Heute bei Caol Ila habe ich nicht viel erwartet, morgen schon… mal schauen…
Kapitel 10 – Laphroaig: …das war ein sehr schöner Tag heute bei Laphroaig. Das Wetter meinte es wieder sehr gut, mittlerweile sehe ich schon aus wie Mr. Tomatohead, heute war nicht einmal Wind und dazu nette Temperaturen, beste Voraussetzungen für ein wenig Party in der Distillery. Ich erwähnte gestern bereits, das ich Laphroaig sehr schätze. Der Whisky dieser Brennerei ist sicher nicht jedermanns Sache, wer mit rauchig – torfigen Destillaten nicht zurecht kommt, der sollte seine Finger davon lassen. Ergänzend zum Islay-typischen Torfrauch kommen beim Laphroaig noch medizinische Jodnoten und ein Hauch von vermodertem Seetang dazu. Die Ursache liegt im Torf, der im Falle Laphroaig immernoch von den eigenen Torffeldern in der Nähe des Flugplatzes stammt. Bei meinem letzten Besuch durfte ich mich in der Kunst des Torfstechens auf diesen Feldern versuchen. Vor einem vernünftigen Ausbau von Infrastruktur in Schottland, wurde nahezu überall mit Torf geheizt, Torf ist nahezu überall reichlich vorhanden, die Speyside Brennereien verwendeten damals auch Torf. Torf ist aber nicht gleich Torf, der Torf von Islay bzw. Der gesamten Westküste entstand aus anderen pflanzlichen Fossilien wie der auf dem Mainland, es waren viele Pflanzen aus dem Meer dabei, wie eben Seetang, verbrennt man das Zeug dann, gibt es die Noten seiner Bestandteile wieder preis und beim Darren des Grünmalzes bleibt die intensive Note in den Körnern und den weiteren Stationen erhalten. Während der Prohibition in den USA ging Laphroaig einigerortes sogar als Medizin durch, was so riecht oder schmeckt, trinkt bestimmt niemand freiwillig, dachte der Gesetzgeber damals… So, aber ich wollte jetzt garnicht Whiskyschool unterrichten, kommen wir zum Fest… Es gab 6 verschiedene Laphroaigs, mit denen man sich unbegrenzt einen schönen Tag machen konnte, …und das gratis bis zum Abwinken. Folgende Laffis standen zur Auswahl : Laphroaig Select, 10 Jahre, 10 Jahre Fassstärke (batch 6), 18 Jahre, Triple Wood, Quarter Cask und die aktuelle Festivalabfüllung Cairdeas 2014. Der Select ist eine neue Abfüllung, die gerade auf den Markt kommt, es war eine gute Gelegenheit, ihn zu probieren… ich bin sehr enttäuscht, er ist dünn, flach und ohne Charakter, der Warsteiner unter den Laphroaigs. Der Cairdeas ist ohne Altersangebe und reifte erst in Bourboncasks und später in Amontillado Sherryfässern. Ich fand ihn recht lecker und habe das häufig nachgeprüft… Der beste Whisky von denen war aber der 10 Jahre alte in Fasstärke, Batch 6. Leider wird auch er nicht den Weg auf den deutschen Markt finden, warum auch immer… nun ich habe jedenfalls schon einige davon auf Vorrat getrunken… Zwischendurch machte ich einen Spaziergang zu Lagavulin, etwa 20 min zu Fuß entfernt und holte mir meine Festivalflasche, auch das hat viel Spaß gemacht. Ansonsten gab es immer Leute mit denen man sich austauschen konnte, auch viele Deutsche dabei. Livemusik, Fressbuden und Kleinkunststände waren natürlich auch vorhanden, wie bei allen anderen auch. …ja Laphroaig… Hut ab, das war ein schöner Tag bei dir… Morgen : Heimspiel… Bowmore!
Kapitel 11 – Bowmore: Den Whisky von Bowmore vergleiche ich gerne mit einer Jugendliebe. Als ich vor geraumer Zeit anfing, mich für rauchige Malt Whiskies zu interessieren, war der Bowmore 12 Jahre und der Bowmore 15 Jahre (Mariner), damals noch mit dem direkt auf der Glasflasche bedruckten Label, sowas wie eine Initialzündung. Den üblichen Werdegang mit Jim Beam, später Glenfiddich oder sowas habe ich nicht mitgemacht. Ich interessierte mich vorher prinzipiell nicht für Schnäpse jeglicher Art, egal ob da Goldbrand, Wodka oder Macallan draufstand. Schnaps trank man nach dem Essen oder zum Besaufen, hopphopp rin in‘ Kopp und dann schnell ein angewidertes Gesicht verziehen… mir war seinerzeit viel viel wichtiger, daß genügend gutes und kaltes Bier vorrätig war. Nachdem ich Anfang der 1990er Guinness als Lebenselixier entdeckt hatte, wurde es noch eingleisiger…aber dann kam irgendwann Single Malt auf den Tisch und es war halt Bowmore, der mich angefixt hat, oder man kann auch sagen, der mich versaut hat… Längst bin ich natürlich die Straße der großen Maltwhiskies einige Kilometer weitergelaufen und habe unzählige neue Bekanntschaften und auch Freundschaften mit Whiskys geschlossen, von denen ich damals noch nicht einmal im Entferntesten etwas geahnt hatte. Wenn ich dann heutzutage einen Bowmore 12y oder ähnliches im Glas habe, fühlt es sich für mich ein wenig so an, als würde ich meine Exfreundin aus ganz jungen Jahren wiedertreffen. Man erinnert sich schnell an gewisse Details im Geschmack, die man mittlerweile vergessen hat, man denkt an vergangene Zeiten und ist trotzdem froh, das man heute auf andere Sachen steht, die Exfreundin ist Nostalgie aber man möchte sie höchstens als Kumpel… (Etwas gegen diese These spricht allerdings die Tatsache, das der Bowmore vor 10-20 Jahren auch mal besser war… aber ok, damals war die Ex ja auch noch jünger…) So… heute nun Whiskyfest im Hofe meiner ersten Whiskyliebe. Ich sage mal so, das mit der ersten Liebe galt ja dem Whisky, wenn das nicht so wäre, dann würde ich behaupten, die alte Liebe ist beliebig und geizig geworden, alte Schabracke quasi… Gerade einmal drei Stände waren aufgebaut, dazu ein LKW auf dem Livemusik gespielt wurde, die Ex Bowmore 12 konnte man bis zum Abwinken haben, alles andere durfte man schön bezahlen, noch nichtmal etwas zu essen wurde angeboten, da war ja selbst bei Caol Ila mehr los… traurig, …und das bei dieser großen Destille… Einziger Schnickschnack den es anderswo nicht gab, war sowas wie Murmeln mit Faßverschlüssen, wer ein Rechteck in ca. 3 Metern traf, bekam einen Freidram, wer das mittige Kreuz darin traf, gewann eine Bowmore Holzschaufel… Die Festivalbbfüllungen waren ein Bowmore Singlecask Whisky aus dem Bourbonfaß und ein 1989er für ein Geld, womit ich vor zwanzig Jahren zwei Monatsmieten mit hätte begleichen können (ok, kein Penthouse freilich, eher mit Ofenheizung…). Ich habe mir da lieber selber eine Flasche aus einem schönen Sherryfaß abgefüllt, super Stöffchen….aber ansonsten…schwache Leistung, Bowmore. Morgen sind zeitgleich die Destillen Kilchoman und Jura dran. Morgens will ich aber erstmal die Port Ellen Maltings besuchen, was danach kommt, weiß ich noch nicht, beide Brennereien sind ohne Auto schwierig zu erreichen, mal sehen, könnte kompliziert werden…
Kapitel 12 – Isle Of Jura: …bevor es zum heutigen Tag geht, noch ein paar Worte zum vergangenen Abend. Ich war, wie es jetzt warscheinlich auch niemanden verwundern wird, noch ein paar Bier im Pub meiner Wahl trinken. Dort lief ein Fußball Freundschaftsspiel zwischen Nigeria und Schottland, was die Schotten völlig überflüssigerweise nicht gewonnen haben (2:2), heute lese ich bei Spiegel online, das die Polizei wegen Manipulationsverdacht ermittelt…tzzz…, hat jedenfalls mal Spaß gemacht in Schottland ein Schottlandspiel zu sehen. Ich freue mich an der Stelle auch schon auf die kommende EM Quali, in der Deutschland dann auf Schottland und Irland trifft, das werden bestimmt ansprechende Events im Offside. Nach dem Spiel rückte überraschend noch eine Band an, die dann noch bis tief in die Nacht spielte…und das richtig gut, vier Mittzwanziger mit einer eigenständigen Interpretion von Celtic Folk, mit einem Schlagzeuger, der mit tricky hooks ein wenig Jazz beimischte, keine Schmonzetten, überwiegend instrumental, ich war begeistert. Der Ehemann unserer Vermieterin (bestimmt schon über 80…), wollte auch mitspielen, fiel aber rückwärts in das Schlagzeug…ich half mit, ihn da wieder hoch zu heben, er hatte sich nichts getan, deutete mir nur an, ja nichts zuhause zu erzählen… Heute wollte ich eigentlich zu den Port Ellen Maltings, das wollte ich neulich schonmal. Da diese Touren aber bereits um 10 Uhr beginnen und die Busse so ungünstig fahren, hatte ich aber auch heute früh keine Lust mehr darauf, die Maltings rennen ja nicht weg… Stattdessen machten wir uns Richtung Jura auf. Wir wurden von Bekannten mit dem Auto aufgelesen und konnten somit durchfahren. Jura ist die Nachbarinsel von Islay, sie ist etwa halb so groß, zählt aber nur knapp 200 Einwohner (gegenüber etwa 5500 Rothirschen), es gibt eine einzige Straße, die natürlich eine Single Track Road ist. George Orwell lebte hier und schrieb den Roman „1984“, die Paps (gäl. : Brüste) of Jura sind knapp 800 m hohe Berge, die das Landschaftsbild der gesamten Gegend prägen. Eine Whiskybrennerei gibt es auch, die Jura Distillery. Im Wesentlichen stammt sie aus den 1960ern und strahlt auch den architektonischen Charm dieser Zeit aus. Geschmacklich orientieren sich die Malt Whiskys von Jura eher an den Highlands als an den rauchigen Destillaten der Nachbarn von Islay. Die Festivalaktivitäten bei Jura waren auf jeden Fall deutlich mehr vorzeigbar, als gestern bei Bowmore. 6 verschiedene Jura Whiskys konnten gratis und unbegrenzt verkostet werden. Ich hielt mich sehr an die Festivalabfüllung, ein Batch aus verschiedenen Finishings ohne Altersangabe, ok… klingt nicht gerade aufregend, war aber durchaus sehr lecker. Auf dem Festival war auch Richard „The Nose“ Paterson, der so ziemlich bekannteste Masterblender der Welt zugegen, ebenso wie der ehemalige Distillery Manager Willy Tait, der letztes Jahr auch im Rahmen des Berliner Whiskyherbstes die Jura Brennerei repräsentierte. Das Hauptthema unserer Unterhaltung war ein trauriger Anlaß, der deutsche Repräsentant der Distillery und des Importeurs Borco, Helge Müller kam am Montag bei einem Autounfall ums Leben, er wurde nur 45 Jahre alt. Willy und Helge machten die Tastings im Team, sie kannten sich sehr gut. R.I.P. Helge. Ein Shuttlebus brachte uns wieder zur Fähre, nach 5minütiger Überfahrt nach Islay ging es dann mit dem Bus zurück nach Bowmore. Heute abend sind nochmal zwei Bands in der „Stadt“, ich werde da später mal vorbeischauen und vielleicht morgen etwas berichten, sollte es sich lohnen. Morgen steht Bunnahabhain auf dem Programm… ich bin schon recht gespannt…
Kapitel 13 – Bunnahabhain: …heute ging es in Lucci’s Bar etwas länger als sonst, deshalb wird der Tag heute ausnahmsweise mal verkürzt zusammengefaßt. Bunnahabhain ist neben Bruichladdich, der anderen für Einsteiger kaum auszusprechenden Destille, nicht allzu Islay-typisch, sprich, wenn sie wollen, können sie sehr rauchige Whiskys herstellen, tun es aber in der Regel selten. Die Originalabfüllungen sind eher durchschnittlicher Art, dafür gibt es jede Menge schöne Editionen von unabhängigen Abfüllern. Der Festivalbeitrag von Bunnahabhain (spricht man etwa wie : Bunna-Hawen)… war durchschnittlich, es gab einmalig ihren 12jährigen Standard for free (mehr davon brauch ich ehrlich gesagt auch nicht…) und ansonsten die üblichen Stände, recht viele heute sogar, fand ich. Es gab zwei Festivalabfüllungen von denen eine Teil des Offside Tastings am kommenden Freitag werden wird, die andere, ein 17jähriger für 250£… den durften sie gerne behalten… Ein wenig Spektakel wurde auch geboten. Punkt 13 Uhr kan der „Helmsman“ zurück, der Typ auf dem Bunnahabhain Label mit dem Steuerrad wurde mit dem Islay Lifeboat eingeflogen, quatsch eingeschifft und wurde herzlich empfangen, trotz offensichtlicher Show eine nette Idee, sie haben sich etwas einfallen lassen. Desweiteren spielten wieder die üblichen Bands, neben Skerryvore auch die Band, die es mir in meinem Pub gegenüber angetan hatte : Trail West, die spielten auch heut abend nochmal in der Bar, ich hab eine CD gekauft und werd die Jungs so schnell nicht vergessen. Morgen ist der letzte Tag auf der Insel, übermorgen gehts langsam Richtung Heimat, vorher noch ein letztes Highlight : Ardbeg.
Kapitel 14 – Ardbeg: Ardbeg, jedes Jahr das gleiche, zum Ardbeg Day, welches der letzte Tag des Islay Festivals ist, kommt eine neue, limitierte Abfüllung von Ardbeg raus und die Fans sind bereits im Vorfeld erst entzückt, dann entrückt, wenn es das Zeuchs dann zu kaufen gibt, dann verrückt. Es existiert eine gewisse Faszination über die Abfüllungen dieser ja durchaus nicht unsympatischen Islay Distillery. Vielleicht liegt es daran, das Ardbeg so häufig und so lange stillgelegt war. Seit 1997 wird wieder produziert, die Eigentümer heißen Moet Hennessey und die haben in Sachen Whisky und dessen Vermarktung bereits einen Hochkaräter im Boot : Glenmorangie, den bestverkauften Single Malt auf den britischen Inseln. Die Promotionsabteilung (oder wie auch immer das heutzutage genannt wird) dieser Firma, muß ein paar Leute an Bord haben, die es draufhaben. Jede Ardbeg-Abfüllung der letzten Jahre, egal wie gut sie geschmeckt hat, war ein Riesenhype und die relativ großen Kontingente waren stets im Voraus bereits gut verkauft. Respekt dafür, gute Arbeit. Was nun den Maltwhisky von Ardbeg betrifft, nun ja, er ist kräftig und rauchig/torfig, ähnlich wie die der Nachbarn von Laphroaig und Lagavulin, nicht besser und nicht schlechter, nur vielleicht dank genialer Vermarktung etwas populärer, hipper, sexier… Oder wie das alles auf neudeutsch heißt… Über die diesjährige Abfüllung des Hypes, dem Malt namens „Ariverdes“ möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern, da er am kommenden Freitag beim Offside Tasting mit an Boot ist und ich deshalb keine Meinungsmache möchte. (Danach gerne…) Das Fest, der Ardbeg Day, wird mittlerweile weltweit zelebriert, in Deutschland gibt es Ardbeg Botschaften in glaub ich drei Städten (Berlin ist nicht dabei…) und überall wird a diesem Tag Ardbeg gefeiert.
Das Motto des Jahres 2014 ist Fußball, der Name Auriverdes übersetzt sich etwa in das gelbe der Whiskyfarbe (auri) und grün (verdes), als Tribute für die In grün spielenden Festivalausrichter der WM 2014, Brasilien. Falls das nicht 100%ig richtig wiedergegeben ist, möge man mir es verzeihen, aber in etwa die Richtung stimmt. Alle Ardbeg Angestellten, vom Manager zum Parkplatzeinweiser, trugen heute Fußballbekleidung, das fand ich gut, alle für einen… Es konnte Torwandschießen und Bubblefußball gespielt werden, das mit dem Bubblefußball ist übrigens schön anzuschauen… Mit Freidrinks wurde ganz schön gespart, eigentlich gab es keine, man konnte für 2 £ ein Programm kaufen und hatte 2 Drams und einen geräucherten Fisch frei. Dank Ullis Beziehungen konnten wir noch an einem Tasting im Warehouse teilnehmen, wo es 6 Faßproben gab, deren Jahreszahl zu erraten war, verbunden mit Fußballfragen. Leider lag ich nur ein Jahr entscheidend daneben, was jemand anders richtig geraten hatte, ausgerechnet ging es um meinen FC Liverpool, der letzte FA Cup wurde 1989 gewonnen, nicht 1990…grrrrr…. Insgesamt war das Tasting in 30 Minuten pure Druckbetankung und nur zwei Whiskys waren auch gut. Ansonsten muß ich Ardbeg bescheinigen, das sie nach wie vor ein glückliches Händchen haben, wie man Leute für eine Marke begeistern kann, das war ein guter Auftritt auf diesem Festival. Viele Leute, die ich die letzten Tage kennengelernt habe, habe ich heute sicher zum letzten mal für gewisse Zeit gesehen. Während des Festivals lernte ich etliche Leute etwas besser kennen, von denen ich vorher nur gelesen oder gehört hatte, als Beispiel seien der Maler Ian Gray und der Sänger Robin Laing genannt, aber auch viele andere Leute, die die gleiche Leidenschaft teilen und auch etwas dafür anzubieten haben, z.B. Chris Rickert, Veranstalter der Hanse Spirit in Hamburg um nur einen zu nennen, ich habe sehr, sehr viele Leute getroffen, mit denen es mir sehr viel Spaß gemacht hat, mich auszutauschen. Heute abend ging es dann letztmalig in Pub, Lucci’s Bar, es wurde ein Boxkampf gezeigt, der wohl wichtig war, hierzulande, der mir sympathischere hat gewonnen. Am Ende waren wir (Peter und Peter jr). ein wenig traurig, das wir uns jetzt ein paar Monate nicht sehen werden, zum Schluß gabs noch einen teueren Bowmore Feis Ile 2014 spendiert… Lecker… Danke Peter und Peter jr, seit 30 Jahren führen sie das Hotel und die Bar, erfolgreich… Respekt, das ist doppelt so lange wie das kleine Offside….nach dem und vor allem nachhause sehne ich mich jetzt doch langsam, ob mich Nina mit meinem Sonnenverbrannten Gesicht nebst grauen Bart noch erkennt (?)… schaun wer mal, dann freuen sich noch 3 Katzen… Hoff ich zumindest mal…, …ja, alles hat ein Ende….und nun kommt das auch zu mir, heute war der letzte Tag der Feis Ile 2014 und morgen geht es langsam Richtung Heimat… ,erstmal nach Glasgow, dann via Edinburgh und Frankfurt nach Berlin. Ich werde beide Tage zusammenfassen.
Kapitel 15 – Heimweg: …so, nun bin ich schon wieder zwei Tage zuhause und habe alle Hände voll zu tun, schließlich müssen etliche Sachen erledigt werden, die in den letzten gut zwei Wochen übrig geblieben sind… aber erstmal kurz zum unspektakulären Ende der Reise. Am Sonntag wurden wir von unseren freundlichen Vermietern mit dem Auto nach Port Ellen gefahren und legten bald mit der Fähre ab. Das schöne Wetter war nun vorbei, ich war schließlich auf der Heimreise und Whiskyproduktion braucht schließlich viel Wasser, also Regen frei ! Die Rückfahrt ist eh nie so schön, wie der Hinweg, es hat immer etwas von Abschied nehmen…. Abends in Glasgow gingen wir noch beim Inder was essen und kurz noch ins Bon Accord auf ein paar Biere und dann war auch schon Feierabend. Ulli mußte in aller Frühe zum Glasgow Airport, ich hatte mehr Zeit und flog an frühen Nachmittag via Edinburgh und Frankfurt zurück nach Berlin. Mein Koffer wog knapp 33 Kilogramm, ich mußte nur 0,9 kg entnehmen und dann ging er ohne Zusatzkosten durch. Lufthansa sei Dank, bei Easyjet und Konsorten wäre das nochmal happig teuer geworden bzw. wäre es prinzipiell zu schwer gewesen. In Berlin Tegel wurde ich dann zu meiner großen Überraschung von Nina abgeholt, sie erwartete mich bereits mit der schottischen Flagge …Zuhause bzw. auch im Geschäft ging derweil seit fast zwei Wochen weder Telefon noch Internet. Sollte jemand von euch gerade überlegen, etwas mit der Firma Kabel Deutschland zu machen, ich rate euch herzlich davon ab…
…so, es geht ja munter weiter, morgen (Do) der Offside Stammtisch mit dem Thema Bunnahabhain und natürlich auch über die gesamte Reise, am Freitag das Tasting mit 6 frisch eingeflogenen Flaschen (fast schon ausgebucht)… und so weiter…
An dieser Stelle gilt mein Dank allen, die diese Reise möglich gemacht haben, zu allererst Nina, die hier an der Heimatfront für mich mitarbeiten mußte, aber auch Rena und Murray, unsere netten Landlords in Bowmore und den vielen neuen und alten Bekannten, mit denen dieses Fest erst richtig Spaß gemacht hat. Im September werde ich aller Voraussicht wieder im gelobten Land sein, geplant ist die Gegend nördlich von Inverness und ein Abstecher zum Speyside Autumn Festival… sicherlich auch wieder hier nachzulesen…