Musik 1985-2019
…früher gabs Mixtapes, später CDs… dann mp3-Sampler… heute gibts einen schnöden Link… aber der kann ja von überall jederzeit abgerufen werden… daher auch nicht so verkehrt… ich werde hier von Zeit zu Zeit etwas von meinen musikalischen Vorlieben der letzten Jahre posten… wahlweise Apple Music oder Spotify… übrigens alles in traditioneller CD Länge…
2019
Die besten Alben von 2019… ohne Kritiken…
Platz 1 – Weyes Blood „Titanic Rising“
Platz 2 – Underground Lovers „A Left Turn“
Platz 3 – Alex Lahey „The Best Of Luck Club“
Platz 4 – Piroshka „Brickbat“
Platz 5 : Lower Dens „The Competition“
Platz 6 : The New Pornographers „In The Morse Of Brake Lights“
Platz 7 : Blood Red Shoes „Get Tragic“
Platz 8 : Ilgen-Nur „Power Nap“
Platz 9 : Ladytron „Ladytron“
Platz 10: Hatchie „Keepsake“
2018
…alle Jahre wieder…schließlich gibt es ja auch in den langweiligsten Jahren immer ein paar sehr spannende Lieder. 2018 habe ich mich selbst dabei ertappt, daß ich auch nicht mehr der klassische Albumhörer bin sondern lieber einzelne Songs rauspicke. Aus diesem Grund gibt es dieses Jahr auch nur eine Album Top 3 :
Platz 3 – Interpol „Marauder“
Platz 2 – Steve Kilbey „Sydney Rococo“
Platz 1 – Metric „Art Of Doubt“
Beste Songs waren :
Platz 3 – Steve Kilbey „Sydney Rococo“
Platz 2 – Frokedal „Believe“
Platz 1 – Neko Case „Curse Of The 1-5 Corridor“
…wer möchte kann das alles nachhören auf meiner Best Of Playliste, in loser Reihenfolge auf Apple Music oder Spotify. :
2017
BEST OF 2017 : (Alben)
1. – The Church „Man Woman Life Death Infinity“
2. – Slowdive „Slowdive“
3. – Afghan Whigs „In Spades“
4. – Stars „There Is No Love In Fluorescent Light“
5. – Broken Social Scene „Hug Of Thunder“
6. – New Pornographers „Whiteout Conditions“
7. – Alvvays „Antisocialities“
8. – Waxahatchee „Out In The Storm“
9. – Grizzly Bear „Painted Ruins“
10. – Pixx „The Age Of Anxiety“
Platz 10. – Pixx „The Age Of Anxiety“ :
Platz 9 : Grizzly Bear „Painted Ruins“
Platz 8. – Waxahatchee „Out In The Storm“
Platz 7. – Alvvays „Antisocialities“
Platz 6. – New Pornographers „Whiteout Conditions“
Platz 5. – Broken Social Scene „Hug Of Thunder“
Platz 4. – Stars „There Is No Love In Fluorescent Light“
Platz 3. – Afghan Whigs „In Spades“
Platz 2. – Slowdive „Slowdive“
Platz 1. – The Church „Man Woman Life Death Infinity“
2016
McLarsen’s Music – Best Of
2016
…ich weiß, früher war mehr Lametta, da gab es Top 10 und Top 20 und immer noch einen langen Text von mir dazu, dieses Jahr gibt es die Plätze 6-10 nur zur Info, das wären die hier :
10 – Younghusband „Dissolver“
09 – Dinosaur jr. „Give Glimpse Of What Your Not“
08 – Bob Mould – Patch The Sky“
07 – Teenage Fanclub „Here“
06 – Diarrhea Planet „Turn To Gold“
Platz 5 : THE SLOW SHOW – DREAM DARLING
…über die Band bin ich nur zufällig gestolpert, sie kommen aus Manchester und machen das, was Nina gerne als Schnarchnasenmusik tituliert. Ideal zum Nachmittagstee in der Winterzeit geeignet, haben wir hier opulente Klänge die alles mögliche verbreiten außer Hektik. Dieser eine Song „Ordinary Lives“ allerdings war es, das dieses Album in die Top 5 gerutscht ist, es ist mein Song des Jahres. Er beginnt mit der außergewöhnlichen Stimme des Sängers… ist das ein erkälteter Iggy Pop oder Lambchop (?), Tindersticks (?), sind das The National unter anderem Namen (die haben einen Song namens Slow Show) ? …ist das schon was aus dem Nachlass von Leonard Cohen ?.. Bei der Stimme muß ich an einen alten Mann mit Rauschebart denken, das ist allerdings nicht der Fall, The Slow Show sind eine junge Band mit ihrem zweiten Album. Der Song fängt gemächlich an, steigert sich aber in seinem Lauf, gegen Ende Streicher, Bläser, Orchester… Halleluja… dazwischen immer wieder diese Stimme… großartig. Das das live ebenfalls eine Nummer zu sein scheint, kann man hier: https://www.youtube.com/watch?v=nN9OkjRXjGg sehen, schaut mal mit was für einer Mannschaft die auf die Bühne kommen, ziemlich großes Kino…, unbedingt bis zum Ende anschauen…
P.S. Das Video von „Ordinary Lives“ hab ich selber gerade zum ersten mal gesehen und ich finds toll. Vor vielen Jahren hab ich mal irgendwas in einer Senioreneinrichtung gebaut und dabei einige Fotoalben im Müll gefunden. Die Bilder sahen genauso aus und ich fand es auch deprimierend, wie die letzten Spuren eines gelebten Lebens so einfach mir und dir nichts verschwinden…
Platz 4 – UNDERWORLD – BARBARA BARBARA, WE FACE A SHINING FUTURE
Underworld hießen Anfang der 80er Jahre Freur, hinterliesen zwei Alben und einen der unterbewerteten Songs des Jahrzehnts : „Doot Doot“. Da sich der Name Underworld deutlich besser verkauft, benannte man sich um und die Musik wurde tanzbarer. Als die 80er vorbei waren, kam Techno, die Höchststrafe für Leute wie mich, die die elektrische Gitarre lieben. Underworld wurden zu Stars in der Szene und mit „Born Slippy“ aus dem Film „Trainspotting“ gelang ihnen auch ein großer Hit. Das ist jetzt über 20 Jahre her und die Band um Carl Hyde veröffentlicht immer noch Alben. Techno ist das freilich nicht, elektronische Tanzmusik schon und als Band eine der wenigen ihrer Art, für die ich mich interessiere. Das Album macht vor allem wegen seiner Vielfalt Spaß, „I Exhale“ klingt wie The Fall, anderswo steckt sowas wie Britpop hinter der elektronischen Fassade, der beste Song jedoch fährt auf der Ambient Schiene : „Low Burn“ ist etwas für den Kopfhörer im Halbschlaf, man fliegt durch bizarre Landschaften… irgendwas wird auch gesungen, aber das ist nicht wichtig…
PLATZ 3 – GROUPLOVE – BIG MESS
Die Bronzemedaille geht dieses Jahr an die Kategorie Gute-Laune-Musik. Grouplove, eine junge Band aus L.A. kennt man (so man öfters dort ist) von der Offside Playlist mit dem Song „Tongue Tied“, welches seit über 5 Jahren immer wieder mal auftaucht und auch in der Top 25 vertreten ist. Das neue Album „Big Miss“ ist eine Ansammlung von Songs, die durch die Bank Hitsingles sein könnten. Musikalisch ordnet man sie etwa in der Mitte zwischen Arcade Fire und den Pixies ein, aber auch diesen ganzen Bands mit Hu! und Ha! (Of Monsters & Men, Lumineers etc.) stehen sie nahe. Häufig geraten die Lieder etwas over the top, manchmal auch laut („Traumatized“ ist Pixies pur…), immer gut für das Autoradio oder wo man auch sonst nichts anstrengendes braucht. Zwischendurch wird auch mal das Fuß vom Pedal genommen (Enlighten Me“, „Spinning“), das tut auch gut. „Good Morning“ funktioniert mit Electronic für den Dancefloor oder das Hitradio…Nur einmal kurz vor Schluß schießen sie mit „Don’t Stop Making Happen“ etwas übers Ziel und ich wähne mich auf einer ABBA Party, aber wirklich schlecht ist auch das nicht. Während es auf manchen Alben der eine, die zwei oder auch drei Songs sind, die es zu etwas Besonderem machen, sind es hier die vielen etwas kleineren Songs, die das Album in meinem Falle zur Nummer 3 machen… Eigentlich hatte ich erwartet, das das woanders auch so gesehen bzw. gehört wird, aber erstaunlicherweise scheint es niemand zu interessieren… Schade.
Platz 2 – HALEY BONAR – IMPOSSIBLE DREAM
Der Abstand zwischen Platz 2 und 1 ist dieses Jahr ziemlich gering, ich habe bis zuletzt hin und her gewogen, aber ein guter zweiter Platz ist ja auch etwas. Haley Bonar, kanadische Singer/Songwriterin Anfang 30 fiel mir mit ihrem letzten Album „Last War“ auf, besonders mit der Single „Kill The Fun“, ebenfalls ein Hit in der Offside Playlist. Erstmals verließ die Musikerin den Pfad der Singer/Songwriter Schiene und mischte Pop mit etwas Shoegaze in die Songs, was teils sehr gut gelang. Das Nachfolgealbum „Impossible Dream“ macht in etwa dort weiter, fährt aber mehr in Richtung Rock als Pop. Der Opener „Hometown“ zeigt sehr gut die Palette von Haley Bonar, etwas Folk, etwas Rock, stets sehr schön zu hören, nicht weit von Neko Case entfernt. Als ich im September in Schottland war, hab ich die Platte hoch und runter gehört. Highlights sind die etwas rockigeren Sachen „Kismet Kill“, „Call You Queen“ und „Stupid Face“. Ab und zu wird es ruhiger, aber nie kitschig, es ist alles schlicht und auf den Punkt produziert. Ich hoffe, von dieser Frau werden wir noch viel hören, immerhin lief „Kismet Kill“ schon öfters bei Radio Eins…
Platz 1 – TOY – CLEAR SHOT
Der fiktive Award der Platte des Jahres geht nach London an die Band TOY, deren drittes Album „Clear Shot“ sich am festesten in meinen Gehörgängen angesaugt hat. Musikalisch ist das auf jeden Fall Psychedellic Gitarren Rock mit Elementen von Shoegaze und Krautrock. Die zweite Platte „Join The Dots“ von vor drei Jahren konnte mich schon vollends überzeugen, nur dem Umstand geschuldet, das die Platte erst im Dezember rauskam, ist das sie nicht eine Top 3 Position bei mir einnehmen konnte. Der Unterschied zwischen den Alben 2 und 3 liegt vor allem an einer größeren Geschlossenheit, gab es bei „Join The Dots“ noch viele zerfranste psychedelische Ausflüge, die auch mal ein paar Minuten dauern konnten, gibt sich „Clear Spot“ deutlich kompakter, wenn auch durchaus nicht monoton, sondern abwechslungsreich. Pop „I’m Still Believing“ ist genau so dabei wie düstere, beinahe beklemmender Sound („Fast Silver“) oder eben auch tricky Psychedellikexkurse („Clear Shot“, „Cinema“) Neben zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug spielt auch das Keyboard eine große Rolle bei der Band, was am besten bei „Dream Orchestrator“, einem der besten Songs des Albums zu hören ist. …Jo, dann Blumenstrauß nach TOY… und das war es dann auch schon wieder mit der Top 10 2016, mal schauen (besser hören), was 2017 so los ist…
2015
MUSIK 2015 – DIE ALBEN Platz 10-06
Platz 10 : BEACH HOUSE – „Thank Your Lucky Stars“
…gleich zwe neue Alben hat das französisch/amerikanische dreampop Duo dieses Jahr veröffentlicht und ich bin ganz eindeutig bei diesem hier. Für die einen Schnarchnasenmusik, für andere schön luftig leichter Pop…
Platz 09 – MERCURY REV – The Light In You“
…ihre frühen Alben sind für mich unhörbares Avantgarde Gegniedel, 1998’s „Deserters Songs“ eines der besten Alben der 1990er, die beiden Nachfolger ebenfalls sehr groß. In letzter Zeit war es etwas still geworden um die Band, die mittlerweile nur aus Johnathan Donahue und einem Gitarristen namens Grasshopper besteht. „The Light In You macht ungefähr bei „The Secret Migration“ weiter, jedoch fehlen die großen Songs. In der Gesamtheit aber trotzdem ein Top 10 Album… Herbst pur…
Platz 08 – WOLF ALICE – „My Love Is Cool“
…sowas wie mein Sommeralbum, Pop für alle Altersgruppen, ohne dabei billig zu wirken…
Platz 07 – KILLING JOKE – „Pylon“
…seit 35 Jahren dabei und kein bischen leiser. Vielleicht nicht die beste Platte ihrer Karriere, aber mindestens 3 Songs wären für eine Best Of gesetzt.
Platz 06 – THE CHILLS – „Silver Bullets“
…ebenfalls seit 35 Jahren dabei sind The Chills aus Neuseeland, die haben allerdings deutlich weniger Material veröffentlicht. „Silver Bullets“ ist das erste „richtige“ Album seit 1996 und bringt all das wieder, was diese Band auszeichnet : cleverer Kiwi Pop mit intelligenten Texten…
Platz 5 : THE MACCABEES „Marks To Prove It“
…Nachfolgeplatte vom ziemlich grandiosen „Into The Wild“ Album, auc gut, vielleicht nicht ganz so großes Kopfkino…
Platz 4 : BEST COAST „California Nights“
…irgendwo zwischen (späten) Hole, Dum Dum Girls, Beach Boys und Ramones, hat sich das (natürlich kalifornische Duo Best Coast angesiedelt. …die Mischung macht Spaß
Platz 3 : HALEY BONAR – „Last War“
…das war das erste Album des Jahres, was es mir angetan hatte. Irgendwo zwischen Neko Case und New Order…
Platz 2 : DEERHUNTER „Fading Frontier“
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Platz 1 :
SWERVEDRIVER“ I Wasn’t Born To Lose You“
….töröööh, Platte des Jahres : Swervedriver. Die Band existiert bereits seit 25 Jahren, machten aber nicht allzu viele Veröffentlichungen, diese Platte ist auch die erste seit 1998. Die Band macht schöne laute Gitarrenmusik, Dreampop in der noisigen Variante. Bislang war die Band auf meinem Zettel nie ganz oben, dieses Jahr, mit dieser Platte hat es geklappt. 10 Songs, wenig Durchschnitt (Setting Sun) und nur ein Ausfall (Red Queens Arm Race), viele knackige Shoegazersongs.
MUSIK 2015 – DIE SONGS Platz 10-06
Platz 10 : Belle & Sebastian – „Nobody’s Empire“
…sicher hat die Band aus Glasgow schon bessere Alben produziert, dieses hier ist wohl ein wenig für Tanzmäuse gedacht…, aber diese eine Song hätte schon Platz auf einer Best Of…
Platz 09 : John Grant – „Down Here“
…beim Barte des Propheten, ich liebe diese Stimme, außerdem kann der Typ akzentfrei deutsch, türkisch, isländisch und was weiß ich was noch alles für Sprachen… nicht schlecht für’n Ami… Musikalisch sind seine Longplayer nur teilweise meine Sache, aber der hier ist schön…
Platz 08 : Therapy? – „Tides“
…das erste brauchbare Material der Nordiren seit über 20 Jahren. Dieser Song wäre ein würdiger Vertreter auf einem Hüsker Dü Tribute Album…
Platz 07 : Husky – „St. Joan“
…australische Bartträger mit tollem Ohrwurm.
Platz 06 : Other Lives – „English Summer“
…nochmal Bartträger…, sehr schöner Song, der erst nach zwei bis dreimaligen hören wächst…
Platz 5 : Lower Dens „To Die In L.A.“
…etwas poppiger als zuletzt, toller Ohrwurm, hier ein anderes Video als das offizielle…
Platz 4 : The Purrs – „You, The Medicine And Me“
…zwar schon zwei Jahre alt, aber erst dieses Jahr entdeckt, eine Band aus Seattle mit schöner kerniger Gitarrenmusik, dieser Song ab etwa gegen Mitte ist großartig. Leider gehen auf Albumlänge schnell die Ideen aus…
Platz 3 : Tame Impala – „Let It Happen“
…unbedingt zu erwarten war es erstens nicht, daß die Psychedellic Rocker auf einmal Stücke veröffentlichen, die jede Tanzmaus auf den Dancefloor treibt und zweitens war nicht zu erwarten, das mir sowas gefällt. Ähnlichen Verwandlungen geschätzter Künstler wie z.B. Arcade Fire konnte ich wenig abgewinnen, hier ist das anders, besonders der Teil ab Mitte des knapp 8minütigen Teils mit alten, analogen Keybords erfreute mich dieses Jahr sehr. Nur mit dem dazugehörigen Album kann ich nichts anfangen, da hätte ich doch gerne die Gitarren wieder…
Platz 2 : Haley Bonar – „Kill The Fun“
Platz 3 bei den Album, Platz 2 bei den Songs und dazu ein bemerkenswertes Video dazu… nicht schlecht Haley Bonar…toller Popsong
Platz 1 : The Chills „America Says Hello“
…Platz 1, Song des Jahres und dann der einzige in meiner Wertung ohne verfügbares Video…, egal. Nicht nur wegen der Freude über das erste Lebenszeichen der Neuseeländer seit 1996 erklärt meine freudige Erregung, der Song ansich ist großartig, vielschichtig, mit Tempowechseln, düsteren Stellen, hellen Popmomenten, einem kritischen Text und sehr, sehr schwer wieder aus den Ohren zu kriegen. Der Song verfolgte mich mehrere Monate und ist somit mit gebührenden Abstand der Song des Jahres.
2014
Die Alben des Jahres 2014 :
Platz 10 : The Jezabels „The Brink“
…auch auf dem zweiten Album gelingt den Australiern noch nicht der große Wurf den man ihnen anhand einzelner sehr guter Songs zugetraut hätte, vielleicht wird es einmal eine geniale Best Of…
Platz 9 : Temples „Sun Structures“
…fast schon etwas frech, wie unbekümmert sich die jungschen Briten bei den Byrds bedienen und den Rickenbacker Sound der Endsechziger in die Neuzeit tragen, hier und da mit ein paar Anspielungen auf Endachziger Pop a la Stone Roses…
Platz 8 : Alvvays „Alvvays“
…schönes Debut der kanadischen Indiepopper, schöne gitarrenorientierte Musik für junge Leute, ähnlich Veronica Falls oder der bereits erwähnten Real Estate.
Platz 7 : The Fauns „Lights“
…als wenn 1991 vorgestern erst gewesen wäre spielen diese jungen Briten Dreampop in der Tradition von Lush, Ride, Chapterhouse oder Pale Saints, altbacken klingt es dabei zu keiner Zeit, manchmal etwas melancholisch, aber dafür ist Dreampop ja da…
Platz 6 : Bob Mould „Beauty & Ruin“
…bereits das zweite gute Album hintereinander, nachdem in den letzten 20 Jahren immerwieder mal komische Sachen vom Ex Hüsker Dü Sänger veröffentlicht wurden. Dieses Album ist etwas dunkler als „Silver Age“ von vor zwei Jahren, orientiert sich aber oft an seiner Musik mit Sugar aus den 1990ern…
Platz 5 : The Raveonettes „Pe’Ahi“
…seit Jahren eine verlässliche Größe, die beiden Dänen, mal mehr oder weniger laute und verzerrte Gitarren und abgrundtiefe Texte, stets sehr atmosphärisch und sehr gut…
Platz 4 : Real Estate „Atlas“
…für manche zu nett oder vielleicht zu simpel, für mich einfach nur wunderschöne Indie Gitarrenmusik von netten, sympathischen Menschen…
Platz 3 : The Horrors „Luminous“
Auf ihrem vierten Album knüpfen die blassen Briten an ihr letztes Albun Skying an, verbessern die New Wave geschwängerte Musik aber bedeutend damit, das sie nicht jeden Ton durch die psychedelische Leiermaschine schieben…, manchmal muß ich an frühe Simple Minds denken…
Platz 2 : Interpol „El Pintor“
Nach der ziellosen selbstbetitelten letzten Interpol Platte von 2010 gibt es wieder richtig gute Songs mit schönen Gitarren und dem gewissen Chamelions Feeling…
Platz 1 : The Church „Further / Deeper“
Meine Alltime Favourites werden nächstes Jahr 35 und seit 32 Jahren verfolge ich ihre Wege, sie haben über 20 Studioalben veröffentlicht und richtiger Schrott war in all den Jahren nie dabei, so auch diesmal nicht. Das erste Album seit 2009 und das erste ohne Gitarrist Marty Willson-Piper vereint die vielschichtige Ästhetik ihres 92′ Opus „Priest=Aura“ mit der rohen Energie von „Forget Yourself“ von 2003, kein Ausfall, The Church in Bestform, Anfang 2015 auch ausserhalb Australiens erhältlich.
2013
In den vergangenen Jahren gab es zu diesem Thema täglich eine ausführliche Auseinandersetzung. In diesem Jahr fehlt mir ein wenig Zeit und Muße dazu, daher gibt es heute schnöde und simpel die Top 10 der Alben 2013 auf einem Schlag. Platz 1 – Neko Case, war recht schnell eine sichere Nummer, die anderen Platzierungen dahinter hätten es in besseren Jahren wohl teilweise nicht so weit gebracht… will sagen : das Jahr 2013 wird nicht als Jahr der Schwemme genialer Alben in die Geschichte eingehen…. nun denn Tusch….türülü…
Die Platten des Jahres 2013 :
10 – ARCADE FIRE „Reflektor“
09 – TOY „Join The Dots“
08 – MGMT „MGMT“
07 – LLOYD COLE „Standards“
06 – CULTS „Static“
05 – FRIGHTENED RABBIT „Pedestrian Verse“
04 – KITCHENS OF DISTINCTION „Folly“
03 – PHOENIX FOUNDATION „Fandango“
02 – THE NATIONAL „Trouble Will Find Me“
01 – NEKO CASE „The Worse Things Get The Harder…“
2012
PLATZ 10 : LOWER DENS – NOOTROPICS
Die zweite Platte der Band Lower Dens aus Baltimore, ist fürwahr nichts für Leute, die Lust auf gute Laune haben. Finster und auch so bitter kalt kommen die Songs aus der Box, viel Elektronic ist dabei, einiges auch aus der verfremdeten elektrischen Gitarre, Shoegaze quasi, aber alles nur so viel wie nötig, alles wird minimalistisch präsentiert, an der einen und anderen Stelle gibt es Krautrock und Kraftwerk Verweise. Über allem schwebt die Stimme von Sängerin Jana Hunter, klar, fabelhaft und kühl. Stellenweise gibt es Verwandschaft zum gleichzeitig erschienenen Album „Bloom“ von Beach House, welche übrigens auch in Baltimore angesiedelt sind, stimmungsmäßig sind Beach House die Party und Lower Dens der Kater danach. Als Einflüsse für diese träumerische Musik erkenne ich Dead Can Dance, Cocteau Twins, Lush, Helium und Massive Attack (ca. Mezzanine). Eine Platte für zuhause, am besten alleine, aber wenn man sich traut in sie einzutauchen, hat man etwas erlebt…zieht euch aber warm an, es wird kalt…
PLATZ 9 : THE RAVEONETTES – OBSERVATOR
…sehr fleißig, was das dänische Duo so macht, fast jedes Jahr ein neuer Longplayer, wobei bei den Raveonettes die Betonung nicht zwingend auf LONG liegt, in der Kürze liegt die Würze, nur einer der 9 Songs des 2012er Album „Observator“ überschreitet die 4 Minuten Grenze. Aber nicht nur der Verzicht auf Längen zeichnet die Arbeiten der Kopenhagener aus, auch die Schlichtheit der Arrangements sind ein Markenzeichen, lieber werden die Verstärker etwas höher gedreht, so fällt es nicht weiter auf. Seit „Attack Of The Ghost Riders“ von 2001 hat sich dennoch einiges getan am Sound der Raveonettes, insgesamt sind die Stücke deutlich melancholischer, das Songwriting ist deutlich reifer geworden, ein Trend, der schon auf der letztjährlichen Veröffentlichung „Raven In A Grave“ zu hören war. „Observator“ ist im Schatten eines Auslandsaufenthaltes mitsamt Drogenentzug und Depression von Sune Rose Wagner entstanden und somit auch nicht eben gerade ein Partyalbum geworden. Der Titelsong ist ein wunderbar melancholisches Stück, bei dem ein Piano im Vordergrund spielt, „Curse The Night“ schon ziemlich düster, wäre nicht der nette Gesang von Sängerin Sharin Foo, hätte er wohl auch aufs erste Tindersticks Album gepasst. „The Enemy erinnert an The Smiths, „Sinking In The Sun“ gefällt mit melancholischen Shoegazepop, „She Owns The Streets“ zeigt eine freundliche, poppigere Seite des Duos, „Downtown“ ist C86 Schrammelgitarrenpop der mich an The Primitives erinnert. Überhaupt gibt es viele Reverenzen, The Jesus & Mary Chain sind stets nicht weit, aber auch Rockabillyelemente kann man hören. Insgesamt ein sehr gelungenes Album, nicht ganz so schwer wie Lower Dens (Platz 10), aber von Gutelaunemusik genau so weit entfernt. Zitat Sune Rose Wagner: „Der Klang des Albums ist schwelgerisch und schön, sein Herz aber ist trostlos und traurig. Es hat etwas von einem himmlischen Traum, in dem man langsam realisiert, dass man tatsächlich in der Hölle ist..“
PLATZ 8 : NADA SURF – „THE STARS ARE INDIFFERENT TO ASTRONOMY“
Immer wieder schön, alle paar Jahre kommt ein neuer Longplayer der Band, die 1996 einen mittelgroßen Hit mit „Popular“ hatte und immer wieder ist sicher, das sie gut ist, eine verlässliche Konstante sozusagen… Dieses Jahr ist die erste Veröffentlichung von Eigenmaterial seit 4 Jahren sogar besonders gut geworden, weil Matthew Caws wieder eine Steckdose für seine elektrische Gitarre gefunden hat, was den ja stets sehr netten Songs etwas mehr Würze verleiht. Inhaltlich geht es hier hin und wieder ums Älterwerden, tja …früher oder später fällt es jedem auf… Das schönste und für mich bemerkenswerte an diesem Album ist die anhaltende Ohrwurmlastigkeit, im Januar erschienen, surren immer noch verschiedene Lieder durch meinen Kopf. Der Powerpop von Nada Surf paßt nahezu zu jeder Gelegenheit und somit ist ziemlich jeder Song der Platte sehr häufig in der Offside Playlist gelaufen, jeder Song ein kleiner Hit.
PLATZ 7 : MELODIES ECHO CHAMBER „s/t“
Hinter dem Namen Melodies Echo Chamber versteckt sich die Französin Melodie Prochet und der Australier Kevin Parker, welcher hauptberuflich Sänger und Gitarrist von Tame Impala ist. Tame Impala, momentan selber recht erfolgreich, begeistern derzeit mit schwer psychdelisch angehauchter Gitarrenrockmusik. Auf einer ihrer letzten Europatouren lernten sich Parker und Prochet kennen, ihre Band My Bee’s Garden war die Vorband der Tournee. Im heimischen Perth ließ Parker die kammermusikalisch ausgebildete Prochet in seinem Studio einfach mal rumprobieren, um das Ergebnis hinterher noch ein wenig aufzupolieren. Das Ergebnis ist eines der besten Alben der Kategorie Dreampop seit sehr langen. Das Eröffnungsstück „I Follow You“ ist eine 1a Hitsingle, welche auch häufig im Tagesprogramm von Radio Eins zu hören ist. Die folgenden Stücke „Crystalized“, „You Won’t Be Missing That Part Of Me“, „Sleep Time Alone, Alone“ sind, zumindest in meinen Ohren absolut hochklassige Ohrwürmer mit verzerrten Gitarren, einiger Elektronik und mit dieser süßen Stimme von Melodie Prochet. Auf „Endless Shore“ hört man dann doch ziemlich Tame Impala durch, manche Songs werden französisch gesungen, gegen Ende zerfransen einige Stücke gelegentlich ins lärmig psychedelische. Wirklich neu ist diese Musik natürlich nicht, es ist ziemlich exakt das, was ich vor etwa 20 Jahren geliebt habe. Damals hießen die Bands der Stunde Lush, Ride oder Pale Saints, diese waren wiederum von 4AD Bands wie Cocteau Twins und Dead Can Dance, aber auch My Bloody Valentine, The Jesus & Mary Chain, sowie älteren Sachen wie Velvet Underground beeinflußt. Momentan läuft das Album bei mir noch auf Hochtouren, möglicherweise wäre eine höhere Wertung möglich gewesen, wäre das Album einen Monat früher erschienen…aber so ist das halt…
PLATZ 6 : SMASHING PUMPKINS – „OCEANIA“
Ich war nie ein Fan dieser Band, die Musik kreuzte meinen Geschmack nur punktuell, der Sänger war mir unsympatisch. Wohl war mir stets bewußt, das es einige große Songs von dieser Band gibt, „Tonight Tonight“ zum Beispiel, oder auch das allseits bekannte „1979“,wirklich interessiert hat mich das trotzdem nicht. Nun kam ich dieses Jahr zum neuen Album „Oceania“. Hier die Eindrücke meines ersten Erhörens : Song 1 „Quasar“, …nerv, schon wieder dieses uncoole Geleier von Billy Corgan und diese quengeligen Gitarren… Song 2 „Panopticon“… fängt genau an wie der erste aufgehört hat… (kurz vorm abschalten…)… doch dann bekommt der Song gerade so die Kurve, indem er einen guten Refrain losläßt, überhaupt wird er immer besser, Euphorie macht sich breit…. dann diese Energie… (hossa, ist ja doch gut…) Song 3 „The Celestials“, kommt teils akustisch, schöner Popsong, für Smashing Pumpkins Verhältnisse zumindest…, Song 4 „Violet Rays“, eine athmosphärische Ballade (hätte ich jetzt auch nicht wirklich mit gerechnet…) Song 5 „My Love Is Winter“… spätestens jetzt wird klar, das Album ist klasse, wieder Pop, sehr melodisch…Song 6 „One Diamond, One Heart“…jetzt kommt noch Elektronik ins Spiel, eine sehnsüchtige Ballade mit einem folklastigen Ende, ich muß kurz an Waterboys denken, das ist großes Kino, was hier geboten wird, vor allem sind die Songs alle recht verschieden, das macht die Sache noch dazu spannend… Im zweiten Teil der Platte wird es hi und da etwas Progrocklastig, die Songs verlangen etwas mehr Aufmerksamkeit, beim 9minütigen Titelstück muß ich gelegentlich an The Chameleons denken, weniger wegen der Musik als wegen der Athmosphäre…ganz zum Ende wird mir das dann persönlich etwas zu viel, vielleicht hätten es 2-3 Songs weniger auch getan, das ist aber schon der einzige Kritikpunkt. Fazit : ein starkes Album, ich bin arg überrascht, das ich nach über 20 Jahren noch zu den Smashing Pumpkins gefunden habe…
PLATZ 5 : DEACON BLUE – „THE HIPSTERS“
Deacon Blue ist eine Band aus Glasgow, die 1987 ein ziemlich grandioses Debütalbum namens „Raintown“ veröffentlichten. Nach einem weiteren erfolgreichen Album und dem Minihit „Real Gone Kid“ wurde es dann etwas ruhiger, man sang von „Twist and Shout“ und vom „Chocolate Girl“, alles sehr hübsch, aber mehr auch nicht. Nach 11 Jahren nun überraschend ein neues Album in (fast) Originalbesetzung. Ich war gespannt. Beim Opener „Here I Am In London Town“ fühle ich mich sofort an die (leider noch unbekanntere) Band My Friend The Chocolate Cake erinnert, eine herzzereißende Pianoballade mit Streichern im Hintergrund und leicht angerauhten Gesang eines Sängers, der keine 20 mehr ist und auch nicht sein will. Es folgt das Titelstück, ein streicherdominiertes Stück Hochglanzpop im Stile späterer Prefab Sprout. Bereits hier wird klar, das dieses Album nicht mehr so sein will, wie die vorherigen Veröffentlichungen, die in meinen Ohren daran scheiterten, daß sie der Welt zeigen wollten, was für eine toll sie den Soul und Blues können… (eine Platte hieß auch „When The World Known Your Name“…). Sie sind nun mal nicht Van Morrison und das ist auch gut so, es sind zwar noch vereinzelte soulige Momente dabei, aber die fallen nicht weiter auf, vielmehr ist „The Hipsters“ ein exzellentes Popalbum von Leuten um die 50, die nichts mehr beweisen müssen und damit sehr sympatisch rüberkommen. In Schottland hat man diese Band eh nie vergessen, sie sind sehr beliebt, auch wenn sie 11 Jahre nichts neues veröffentlicht haben, jung und alt kennt sie, Ricky Ross macht nebenbei auch irgendwas im TV und wenn man sich nachts in den Bars von Glasgow rumtreibt, kann es gut passieren, das ein Pianoplayer den Song „Dignity“ anstimmt und der gesamte Laden lauthals mitsingt, alt wie jung, der Song ist 25 Jahre alt. Aber zurück zum Album, es hat noch etliche Höhepunkte, vor allem die zweite Singleauskopplung „The Outsiders“, bei der der Refrain sich langsam in die Höhe schraubt, ähnlich auch „Thats What We Can Do“, was auf breiteren Straßen fährt und ebenfalls von einem herrlichen Refrain gekrönt wird, in der die bereits schon früher sehr markante zweite Stimme von Backgroundsängerin Lorraine MacIntosh zurückkehrt. „It’ll End In Tears“ ist der beste Song, den die andere große Glasgower Popband Belle & Sebastian, die letzten 10 Jahre nicht geschrieben haben. (Diese dürften ohnehin viel von Deacon Blue beeinflußt worden sein…) Leider ist wohl aber wieder einmal der Fall, das dieses Album ungehört an der Masse vorbeiziehen wird, bislang habe ich hierzulande noch garnichts vom Erscheinen der Platte gehört, Schade eigentlich, dabei unterstelle ich ihr sogar Massentauglichkeit…und das war jetzt im positiven Sinne…
PLATZ 4 : THE JEZABELS – PRISONER
Das Debütalbum der Australier Jezabels war eine der großen Entdeckungen des Jahres 2012. In der Heimat bereits ein Jahr früher erschienen, wurde es zu meiner persönlichen Sommerplatte. Der Opener „Prisoner“ ist mehr ein Intro als ein Song, eine Orgel dröhnt bedrohlich, das Schlagzeug setzt nervös ein, Sängerin Hayley Mary spricht mehr als sie singt, irgendwann türmen sich sämtliche Musikalitäten übereinander, es wirkt finster wie einst bei Siouxsie & The Banshees…und dann ist der Song plötzlich vorbei und mein persönlicher Song des Jahres 2012, „Endless Summer“ baut sich auf, wieder muß man das Schlagzeug hervorheben, der Song fährt auf sehr breiten Straßen, schonmal wegen dieser Single werde ich mich an diese Platte erinnern. Der folgende Song „Long Highway“ nimmt Geschwindigkeit raus, baut aber auch auf druckvolle Energie. Mit „Trycolour“ kommt der zweite große Hit der Platte, ähnlich wie „Endless Summer“, etwas komplizierter aber auch sehr kraftvoll und hymnisch, Hayley Mary gibt alles, Höhepunkt ist ein Bass-solo im letzten Drittel, ganz großes Kino…Im nachfolgenden „Rosebud“ kühlt die Energieleistung etwas ab und das ist auch gut so, würde es so weiter gehen, bräuchte man eine Aspirin…Nach der guten Ballade beginnt dann der Grund, warum die Platte keine ganz große ist, ihr geht nämlich etwas die Luft aus, alles was jetzt kommt ist zwar immer noch recht gut, kann aber mit der ersten Plattenhälfte nicht mehr mithalten, von „Deep Wide Ocean“ vielleicht mal abgesehen. Der eindringliche Gesang Hayley Mary’s ist in gefährliche Nähe der Cranberries gerückt, will sagen er ist kurz davor zu anstrengend zu werden, außerdem wird es zu balladesk. Ich bin wirklich sehr gespannt, was diese Band als nächstes zu bieten hat. Für ein Debütalbum sag ich mal „aber Hallo!“…
PLATZ 3 : THE MACCABEES – „GIVEN TO THE WILD“
Das dritte Album der Londoner Band entstand, indem jeder Musiker für sich Songs schrieb, oder auch nur Teile davon. Danach wurde gegenseitig sortiert und mit vielen Versuchen zusammengepuzzled. Das Ergebnis ist ein facettenreiches, anspruchsvolles Popalbum, was sich erst nach mehrmaligen Hören erschließt. Häufig sind die Strukturen der Lieder abseits der gängigen Muster. Insgesamt ist das hier großes Kopfkino, am besten kommt die Platte mit Kopfhörern, man entdeckt immer wieder neues… Ich muß manchmal an das letzte (von Scott Walker produzierte) Album von Pulp „We Love Life“ denken.
PLATZ 2 : GRIZZLY BEAR – „SHIELDS“
Das vielleicht komplizierteste Album in meiner diesjährigen Top 10 kommt von der New Yorker Band Grizzly Bear, heißt „Shields“ und belegt Platz 2. Es ist etwas schwierig, die Musik dieses Quartetts zu beschreiben. Man merkt deutlich, das es sich um ausgebildete Musiker handelt, die auch schon im Klassik- und Jazzbereich tätig waren. Dominant sind auf jeden Fall Gitarren, elektrische Gitarren mir scheinbar rostigen Seiten, überhaupt ist hier nichts geglättet oder geschliffen. Ein weiteres markantes Element ist der Gesang, der manchmal in Radiohead Höhe angesiedelt ist und häufig mit Harmoniegesang a la Fleet Foxes & Co. daher kommt. Überhaupt Radiohead, die sollten sich mal anhören, wie es klingen kann, wenn man etwas anspruchsvolles bringen will, ohne zu nerven. Einige Songs funktionieren sogar im Nachmittagsprogramm von Radio Eins, „Yet Again“, „A Simple Answer“ z. B., andere Songs brauchen etwas mehr Zuwendung, „The Hunt“ und „What’s Wrong“ z. B., hier kommen die Einflüsse des Jazz deutlich zutage. Am besten kommen in meinen Ohren die Songs, die sich in ihrem Lauf immer weiter aufbauen und die Band immer mehr Equipment bearbeitet, z. B. in den letzten beiden Songs „Half Gate“ und „Sun In Your Eyes“, in dem sie nochmal alles auftischen, was sie können, Bläser, Orgeln, Streicher…großes Kino !
PLATZ 1 : STARS – „THE NORTH“
…das hätte ich nicht gedacht, als ich Anfang September zum ersten mal dieses Album hörte… Album des Jahres,- Glückwunsch Stars !… Beim ersten Hören war ich erstmal arg überrascht, das als Einstieg „The Theory Of Relativity“ ein lupenreiner Synthpop Song auf der Schwelle steht. „We got a rock DJ, We got a total fucking alcoholic We got a thing they call a cyber-girl One more patient please for the dude who sold us Ecstasy He’s building homes now in the new third world“…ich habe versucht mir den Text zu merken und mußte feststellen… zu kompliziert… dazu gibt es mehr Keybords als auf 3 Depeche Mode Alben. Song 2 „Backlines“ ist dann schon eher das was ich von dieser wunderbaren Band aus Montreal erwartet habe, Dreampop, Shoegazing mit wechselnden Gesang und der große Pop in einer Manier, wie er am ehesten von Prefab Sprout celebriert wurde. Bei „Backlines“ bin ich auch immer wieder begeistert, wieviel man in 2:11 reinstecken kann…genial. Mit dem nun folgenden Titelstück haben sie mich dann entgültig gehabt, ein herrlich melancholischer Song über einen Aussteiger der sich nicht mal mehr an seine Frau erinnern kann… „Its so cold in this country You can never get warm“…, in meinen Ohren der beste Stars Song ever. Mit „Hold On When You Get Love…“ kommt wieder ein Stück Pop, in der Tradition von New Order würde ich mal sagen, man fragt sich auch, warum sowas nicht bekannter ist… „Through The Mines“ nimmt etwas Geschwindigkeit raus, begeistert mit Akustikgitarren, die dann im Refrain ordentlich in die Steckdose gesteckt werden, über allen die wunderbare Stimme von Amy Millan, das Aushängeschild der Band, ähnlich wie Kumpeline Emily Haines das Gesicht der befreundeten Band Metric ist, beide gehen übrigens auch gemeinsam auf Solotouren. Das Duett „Do You Want To Die Together“ erinnert mich etwas an The Beautiful South und ist der einzige Song, der mich nicht ganz so umhaut. Mit „A Song Is A Weapon“ kommt noch einmal großer Pop, eher gitarrenlastig und von Torquill Campbell gesungen. Bei „Progress“ werden nochmal die Keybords angedockt, bevor es dann ganz schlicht wird, bei „The 400“ wird Campbell nur von Klavier und Backgroundgesang begleitet, ich muß unweigerlich an David Bridie und seine Band My Friend The Chocolate Cake denken. Obwohl diese Ballade ein schöner Schlußpunkt wäre, wird „Walls“ die Aufgabe des Rausschmeißers angedacht, wieder ein Duett zwischen Campbell und Millan „Tell me how I sleep Tell me how I wake up Tell me how I dream“. Fazit : das beste Popalbum des Jahres kommt dieses Jahr aus Kanada, jeder Song ist irgendwie anders, trotzdem ist das Album ein ganzes Stück Kunstwerk. Neulich hab ich mir die Band mal live angeschaut, das war auch sehr schön, der Punkt, das Stars nicht größeren Erfolg haben, könnte an etwas fehlenden Charisma liegen, Amy Millan sah etwa so aus, wie Reinickendorfer Frauen aussehen, die ins Kastanienwäldchen oder in‘ Pflaumenbaum ausgehen… aber das kann mir ja egal sein, dann konzentrieren sie sich eben mehr auf die Musik…
2011
Platz 10 : The Strokes „Angels“
Tatsächlich ist es bereits 10 Jahre her, als die New Yorker Band ihr starkes Debut „Is This It ?“ veröffentlichte, genau so lang dauerte es meiner Meinung nach, bis sie wieder an dessen Qualität anknüpfen konnten, fand ich doch die Nachfolger „Room On Fire“ und besonders „First Impressions Of Earth“ deutlich schwächer, ja beinahe ärgerlich durchschnittlich. Nach 5 Jahren Pause und einigen uninteressanten Solowerken zündet die alte Magie wieder, die trockene Schnittmenge aus Velvet Underground und Television. Nachdem man das Gesicht wegen des scheußlichen Covers verzogen hat, überraschen die ersten Klänge von „Machu Piccu“ mit komischen Reggaetakten, die darauf folgende Singleauskopplung „Undercover Of The Darkness“ scheint wie vom Reißbrett gemacht, bleibt aber mit ihren ganzen Gitarrenhäkchen und Spielereien ewig lange im Ohr. Apropos Gitarren : „Two Kinds Of Happiness“ ist so retro, das man sich echt an Tom Verlaine und Richard Lloyd von Television erinnert fühlt, nur das Schlagzeug kommt so grottig dumpf herüber, das man schon überlegt, ob das besonders cool ist, oder einfach nur Murks, ich tendiere zu ersteren. Man muß die Platte öfters hören um alle kleinen Häkchen zu finden, die das ganze interessant gestalten. Anderswo, z.B. in „Your So Right“ und besonders „Games“ dominieren betont billige Synthesiser den Sound der Gitarrenband, das ist nicht weiter schlimm, es lockert die Platte auf, am Schluß steht mit „Life Is Simple In The Moonlight“ ein ruhiger Song, der mit 4:15 auch der längste der Platte ist, dann ist auch schon Feierabend. Kein Gramm zu viel. Fazit : hat mich wieder mal sehr gefreut.
Platz 9 : The Walkabouts „Travels In Dustland“
Ja wie doch die Zeit vergeht, auch diese Band kenne ich jetzt schon 20 Jahre. Das erste mal sah ich sie im Sommer 1991 mit dem Album Scavanger im Gepäck, in einem kleinen Klub. Ich kaufte mir ein T-Shirt, zog es den nächsten Tag an , machte Mittagspause an einem Dönerstand in Kreuzberg. Plötzlich tippte mir eine zierliche Frau mit amerikanischen Akzent auf die Schulter und meinte auf deutsch, es seie ein sehr schönes T-Shirt. Es war Sängerin Carla Torgerson und der Rest der Band war auch dabei, ich war überrascht und ein wenig schüchtern, wir wechselten noch einige Worte miteinander und von diesem Moment an, war ich ein etwas größerer Fan der Band aus Seattle, ja Seattle, Anfang der 1990er Jahre DIE Stadt schlechthin : Nirvana, Pearl Jam, Alice In Chains, Soundgarden….aber die Walkabouts waren anders. Die Wurzeln der Band liegen deutlich im Folkrock, mit Grunge hatten sie nichts am Hut, die einzige Gemeinsamkeit war eine Vorliebe für knarzige Neil Young Momente. Das nächste Album New West Motel kaufte ich zwei Jahre später direkt auf der Bühne, von Carla, die sich tatsächlich an die Episode Dönerbude erinnern konnte, das Album wurde 1993 mit Abstand Platte des Jahres (wenn auch leider nur in meinem Kopf). Es folgte mit Setting The Woods On Fire ein weiteres gutes Album mit lauten Gitarren, danach wurde es ruhig, die Band hatte mit der Ballade The Light Will Stay On einen kleinen, aber beachtenswerten Charterfolg, ging mit dem Warschauer Philharmonikern auf Tour, machte Tributealben für europäische Songwriter und wurde auf dem deutschen Glitterhouse Label sesshaft. Hin und wieder besuchte ich vereinzelte Konzerte, vom Hocker konnte mich der Schlafwagenfolk der Band aber nicht mehr reißen. 2005 besannen sie sich endlich ihrer Fähigkeiten, laute Gitarren spielen zu können, veröffentlichten das Album Acetylene und hatten Erfolg mit der Single Devil In The Details, welche als Werbespot für Jack Wolfskin bekannt wurde. Privat hatte sich einiges geändert, Carla und Bandleader Chris Eckman waren längst kein Paar mehr, die Bandmitglieder leben auf der ganzen Welt verstreut, ein Grund für längere Veröffentlichungspausen. Nun, 6 Jahre später das neue Album Travels In Dustland, ein Konzeptalbum ist es geworden, ähnlich The Suburbs von Arcade Fire. Wo Dustland liegt (?), ich zitiere Chris Eckman :
„Er befindet sich irgendwo im westlichen Landesinneren, wo die Menschen schon immer ein hartes Leben hatten, die Umstände es ihnen aber heute nicht wirklich leichter machen. Einige Regionen dort haben sich in den letzten 100 Jahren nicht stark verändert. Ich wollte Dustland aber keinem konkreten Ort zuordnen, sondern eine Art Porträt eines fast realen Ortes skizzieren, es also wie William Faulkner halten, der ja auch in seinen Romanen das fiktive Yoknapatawpha County irgendwo in Mississippi erfunden hat, in dem all seine Geschichten spielen.“
Musikalisch geht es wieder eine Spur ruhiger als auf Acetylen zu, manche Stücke könnten direkt aus der The Light Will Stay On Zeit stammen, nur nicht so üppig instrumentiert, andere wiederum aus den härteren Alben. Besang man 1993 noch Grand Theft Auto, heißt es heute Long Drive In A Slow Machine… man wird halt nicht jünger…
Insgesamt ist das Album, gemessen am eigenen Gesamtkatalog, keine Granate, aber dennoch allen zu empfehlen, die den Kontrast zwischen Engelsstimme Carla Torgerson und dem eher rauhen Organ von Chris Eckman schätzen. Es hat einige Balladen, ohne komplett in die Schwermut abzudriften, die viele Sachen aus ihrer mittleren Phase so langweilig machten. Im Januar steht mal wieder ein Konzert in Berlin an… vielleicht geh ich ja hin und bringe Carla einen Döner mit…
Platz 8 : The Vaccines „What Did You Expect From The Vaccines ?“
Das Debutalbum des Jahres kommt von der Londoner Band The Vaccines. Schon der Opener Wrecking Bar macht klar: ab geht’s, wir sind jung, haben keine Zeit für Schnörkel 1-2-3 und schon wieder vorbei, in bester Ramones Manier. Neben Ramones muß man als Referenz dringend The Jesus & Mary Chain nennen, die anfangs auch mit kleinsten Mitteln coole Atmosphäre erzeugten, außerdem hat der Sänger eine ähnliche Stimmlage wie die Reids. Die Mehrheit der Songs ist um die 2 Minuten lang, die Hitsingle Post Break Up Sex beginnt gleich ohne Anlauf, nur selten hält die Geschwindigkeit inne, wie z.B. bei All In White, wobei deutlich wird, was für Potential in der Band steckt, die es erst seit 2010 gibt. Am Ende gibt es etwas Feedbacklärm bevor das Album mit einer schlichten Pianoballade als hidden Track ausklingt. Es darf befürchtet werden, daß von dieser jungen Band noch viel zu hören sein wird.
Platz 7 : Ladytron „Gravity The Seducer“
Einige meiner Facebook Freunde aus Potsdam, also der Stadt meiner Jugend und Jugendsünden werden sich sicher erinnern, das es in meiner früheren Jugend nicht immer die Gitarre sein mußte. Bevor ich von U2, Big Country, The Church, Simple Minds oder Waterboys mit Gitarren erleuchtet wurde, fand ich durchaus großen Gefallen an der damals noch recht neuen Welt des Synthesisers und wippte den Fuß vorsichtig zu den Takten von Soft Cell, OMD, Tears For Fears, Human League, Depeche Mode und Heaven 17, allessamt ja durchaus Vertreter der Musiker, die auch in der Lage waren, gute Songs zu kreieren. Mit der Entdeckung der Gitarre ca. 1983 verschwand mein Interesse zur elektronischen Musik in einer gut versteckten Schublade, welche lange geschlossen blieb, nur selten öffnete ich sie mal, z.B. in den 1990ern, als Saint Etienne mal vorbei schauten, oder seit 10 Jahren ab und zu, wenn es was neues von der Band gab, die dieser Musik, die sich heutzutage ja wieder größter Beliebtheit erfreut, stets die Fahne hochgehalten hat, auch zu Zeiten, als das niemanden interessierte : Ladytron.
Gravity The Seducer ist das 5. Studioalbum in 10 Jahren der Band, die sich nach einem frühen Roxy Music Lied benannten. Das schottisch-bulgarisch-englische Quartett mit Hauptsitz Liverpool belebt die eher minimalistische Elektronik der frühen 1980er Jahre, nicht alles finde ich genial, aber einige große Songs sind immer dabei, die es verdient hätten, in der einen oder anderen Hitparade abzuräumen, ganz oben mit dabei : Tomorrow vom letzten Album Veloficero. Die Hitsingle gibt es dieses mal gleich zu Beginn : White Elephant ist ein wunderbarer Popsong der eigentlich dringend in die Charts gehört, aber wie es immer so ist, den Ruhm stecken andere Künstler ein, auch wenn sie gaga sind… Ich hoffe nur, das genug von den Erlösen der Platte übrig bleibt, das es in zwei Jahren wieder neue Electropophits der angenehmen Art gibt…
Platz 6 : The Jayhawks „Mockingbird Time“
Mitte der 1990er trennten sich die Wege der beiden Jayhawks Leader Gary Louris und Mark Olson, Louris machte trotzdem 3 Alben lang weiter als einziger Songwriter der amerikanischen Folkrockband und er machte es gut, die Countryeinflüsse wichen größtenteils poppigeren Klängen. Vor ca. 10 Jahren kam das Sommeralbum Smile in die Läden und war zusammen mit dem gleichzeitig veröffentlichten Teenage Fanclub Album Howdy! eines meiner Lieblingsalben dieses Jahres. Nun ist Mark Olson zurück und das erste gemeinsame Album seit 1995 ist im Kasten.
Schon gleich mit dem Opener wird klar, was drei Alben lang fehlte : der harmonische Gesang zwischen den beiden Hauptprotagonisten. Hide Your Colours ist ein wunderbarer Popsong mit unheimlich viel euphorischem Harmoniegesang, Streichern, Piano, Glockenspiel, hui… ganz schön dick aufgetragen, aber sehr schön. Mit Closer To Your Side geht es ähnlich, wenn auch nicht ganz so üppig weiter. Die Single She Walks In So Many Ways zeigt dann die andere Seite der Band : eher schlicht gehalten und mit starken Einflüssen der Byrds, auch so geht Pop.
Mit Highwater Blues tauchen sie gleich in mehrere Richtungen, ein sehr vielseitiger Song, der sich allerdings erst nach mehrmaligem Hören öffnet. Mit dem Titelsong Mockingbird Time folgt das Highlight des Albums. Ähnlich opulent wie der Opener, dennoch 1000 mal trauriger, allerdings ohne runter zu ziehen, Mockingbird Time ist der schön-schaurigste Song des Jahres und mir fällt kein besserer Song dieser Band ein. Danach geht es weiter vielseitig zu, nicht immer auf höchsten Niveau, Guilder Annie könnte ich mir auch im MDR Abendprogramm mit Florian Silbereisen und hundert klatschenden Senioren vorstellen, aber das ist eher die Ausnahme. Blackeyed Susan erinnert mit der Violine etwas an die Waterboys und Hey, Mr. Man muß sich Eagles Vergleiche gefallen lassen.
Unterm Strich ist das Album auf Grund etlicher Songs, besonders des Titeltracks, ein erfolgreiches Comeback der Herren Olson & Louris. welcome back !
Platz 5 : Fountains Of Wayne – „Sky Full Of Holes“
Eine Sommerplatte aus dem Jahr ohne Sommer muß schon etwas besonderes sein. Ich nahm die Tatsache, es seie eine neue Platte der Fountains Of Wayne erschienen mit einem lapsigen Schulterzucken wahr. Zu lange ist es schon her, das mich die Band mit ihren melodiösen Powerpop begeistern konnte. 1997 das Debüt war schon großartig, auf „Welcome Interstate Managers“ von 2003 waren immerhin eine Handvoll guter Songs dabei, der Rest ihrer Veröffentlichungen ging komplett an mir vorbei. Umso größer war die Überraschung, als ich das neue Werk „Sky Full Of Holes“ das erste mal komplett hörte. Geblieben ist ihr Gespür für hochmelodiösen Powerpop mit mehrstimmigen Gesang, der größtenteils sonnendurchflutet ist, aber beim genaueren Hinhören stets einige melancholische Tropfen offenbart. Was diesmal besonders auffällt, sind die Texte, worum ich mich im Allgemeinen weniger beschäftige, aber man hört einfach zu, wenn es um Erinnerungen an ein altes Sommerhaus in Verbindung mit Drogendealern, Richie und Ruben, die eine Bar namens „Living Hell“ aufmachten, und lauter nette Geschichten rund um das Thema Versagen geht. Großer Höhepunkt : „Action Hero“, so wohl musikalisch als auch vom Text. Spätpubertärer Fun Punk a la „Steacy’s Mom“ ist diesmal nicht dabei und nur einmal („Radio Bar“) wird es ein wenig beliebig. Im zweiten Teil der Platte wird es ein wenig countryesk, was neu für die Band ist und normalerweise nicht unbedingt zu meinen Baustellen gehört, aber auch das paßt, ich muß an The Jayhawks denken und das ist schließlich nicht verkehrt, wie man gestern an dieser Stelle lesen konnte.
Platz 4 : Mogwai – „Hardcore Will Never Die, But You Will“
Das Album #7 dieser Band aus Glasgow mit dem genial blöden Namen „Hardcore Will Never Die But You Will“ ist wiederum eine sehr gelungene Angelegenheit, eine Platte, die ich zu fast jeder Gelegenheit hören kann. Die Musik von Mogwai kann man etwa mit folgenden Stichworten beschreiben : Rockmusik, Postrock, instrumental, Tempowechsel, Laut/Leise Wechsel, hymnisch, Einsatz von Elektronik, das alles sehr dynamisch.
Der Opener „White Noise“ ist ein gutes Beispiel für den Stil Mogwais, ein fortwährend anschwellendes Stück elektrischer Gitarrenmusik, Song #2 „Mexican Grand Prix“ kommt mit erhöhtem Elektronikanteil und verzerrten Gesang daher und läßt sich bestimmt ganz gut tanzen, ich muß an MGMT denken. Das nächste Stück „Rano Pano“, auch als Single erhältlich, ist das wohl eingängigste und hymnischste Stück dieser Platte. Für Leute mit fundierten Musikerwissen ist diese Platte sicher ein Leckerbissen, mir als Laie fehlen ein wenig die Worte zur weitergehenden Beschreibung der 10 Stücke, aber dazu wurden sie ja auch nicht gemacht, man soll sie ja wohlwollend hören… und das ist über allen Maßen gelungen. Laut mit Kopfhörern kommt sie übrigens am besten.
Ende September veröffentlichte die Band noch eine externe Platte : „Division Earth EP“ mit teils klassischer Untermalung, dafür gibt es noch einen Zusatzpunkt…
Platz 3 : The Phoenix Foundation „Buffalo“
Wie eine frische Brise an einem lauen Sommertag (sic), ein leises Rauschen des Meeres an irgendeinem einsamen Strand Neuseelands, kommt der Opener dieser schönen und entspannten Platte von dieser Band daher. Ihre früheren Platten veröffentlichte das Sextett auf dem legendären Flying Nun Label, ein Name, der mir durchaus ein gewisses Strahlen in die Augen zaubert, gab es doch so nette Bands wie The Chills, Verlaines, Able Tasmans, JPS Experiance, Bailter Space, Tall Dwarfs etc…, ich habe eine Menge Flying Nun CDs im Schrank, allesamt aus den Achzigern bis Mitte der Neunziger, danach verlor ich die Neuseeländer etwas aus den Augen. The Phoenix Foundation sind die ersten seit ca. 1995, die ich als Flying Nun Band wahrnehme und ich bin begeistert. Wenn ich erklären sollte, was typisch neuseeländisch oder typisch Flying Nun sein soll, dann muß ich wohl stottern, versuche aber, es als Popmusik mit netten Ecken und Kanten zu beschreiben, genau wie dieses Album. Der Opener „Eventually“ gibt die Linie für das Album vor, ein analoges Keyboard (erinnert mich an Swell) dominiert, der Sänger ist relaxed, als würde er die Zigarette danach rauchen, ich muß an The House Of Love denken, natürlich auch an die späteren The Chills Platten. Mit dem Titelstück und Pot sind zwei fast schon hymnische Stücke dabei. Wenn man die Platte unaufmerksam hört, findet man warscheinlich nichts aufregendes, beschäftigt man sich etwas intensiver mit den Songs, wird man mit lauter kleinen, teils schrulligen Details fündig, etwa das kurze Gitarrensolo in „Flock of Hearts“, das geradezu klingt, als wäre es einer Smokie oder Suzy Quatro Platte entsprungen. Anderswo tauchen komische Tröten und karibisches Geklimper auf, stets verhüllt in der weichen Decke dieser warmen Platte. In „Bitte Bitte“ geht es offenbar um den Berliner Bezirk Mitte, in dem die Punks von den Yuppies verdrängt wurden, am Ende schwappt die Platte genau so relaxt aus, wie sie angerauscht kam. Easy Listening Psychedellic Popmusic !
Platz 2 : Clap Your Hands Say Yeah „Hysterical“
Man ist ja manchmal ziemlich voreingenommen, hätte mir jemand die „neue Clap Your Hands Say Yeah“ empfohlen, hätte ich sie wohl mit der Bemerkung abgetan, das die Band mit einem der dämlichsten Bandnamen die ich kenne, einen nervigen Sänger haben und irgendwelchen Indie Brei spielen, wie alle jungen Bands mit Hornbrillen, Vollbärten und mehr oder weniger interessanten Frisuren das tun. Ich gebe zu, mir diese Platte so mehr oder weniger aus Langerweile geladen zu haben. Ein paar mal beim putzen oder so gehört, fand ich sie ja schon mal garnicht übel, so das ich sie als eine von 5 Platten auf den mp3 Player für die Schottlandreise lud. Auf Reisen hört man viele Sachen anders als zuhause, letztes Jahr gewann The National nicht von ungefähr, nachdem die CD monatelang rumlag, erblühte sie während der Reise zum Klangerlebnis, ähnlich ging es mir dieses Jahr mit dieser Platte.
Hysterical ist das dritte Album der New Yorker Band, auf ihr erstes war ich 2005 durch den Song In This Home On Ice aufmerksam geworden, damals waren Arcade Fire ganz groß in meiner Gunst, die haben ja auch so einen Sänger, der gewöhnungsbedürftig rümnölt. Das Album selbst, wie auch der Nachfolger konnte bei mir nicht landen, so gerieten sie in o.g. Schublade. Aber nun zu Hysterical :
Mit Same Mistake und Hysterical startet das Album mit gefälligen Indiepop, erster mit gewaltigen Ohrwurmpotential, zweiter mit erhöhten Keyboardanteil. Mit Misspent Youth wartet das erste Highlight auf, die Geschwindigkeit wird arg gedrosselt, die Atmosphäre alter Radiohead Großtaten liegt in der Luft, oder sagen wir besser Kashmir, die machen seit 10 Jahren die deutlich besseren Songs. Eine hymmnische Ballade ohne viel Pathos oder Ballast. Es folgt die „Hitsingle“ Maniac, bei Radio Eins immer noch im täglichen Programm, ein hibbeliger Popsong a la Belle & Sebastian mit vielen Faccetten und Haken. Danach das Herzstück des Albums : Into Your Alien Arms beginnt wie Railwayed von Kitchens Of Distinction und schwebt auch über 5 Minuten so dahin, wenn man in den Sphären dieses Endlosschleifendreampops schwebt, gegen Ende mit etlichen Feedbackattacken verziert, taucht man ganz tief ein, sehr schön das…danach wirds ganz finster… In A Motel… man ist längst nicht mehr da, wo man vor 10 Minuten noch war, man ist in dieser Musik gefangen…schade das ich keine Drogen nehme, das hätte bestimmt was… Mit Yesterday, Never wacht man kurz wieder auf, es wird wieder etwas poppiger, aber auch dieser kurze Song ist mit psychedelischen Gewaber getränkt, gegen Ende kämpft eine knarzige Gitarre gegen das Keyboardsgeblubber. Nach Idiot kommt dann mit Siesta (For Snake) der letzte Höhepunkt des Albums, dem man sich längst hingegeben hat, wieder balladesk, wieder ganz groß aufgetürmter Sound. Danach kommt mit Ketamine And Extasy ein Song, der nach den letzten Nummern niemals an dieser Stelle kommen darf, der einzige Frevel dieses Albums, nach den großen Songs einen platten Popsong a la The Cure ca. 1993 zu platzieren. The Witness Dull Surprise beginnt dann wie ein freundlicher Go-Betweens Song um bald nochmal in allmögliche Richtungen auszufransen und ganz plötzlich ist die Platte dann vorbei. Viele Kritiker haben der Band vorgeworfen, diese Platte seie zu glatt geschliffen worden, das kann ich überhaupt nicht teilen. Weiter so, I clap in my hands and say YEAH !!!
Platz 1 …die Platte des Jahres : tuschhhhhhh….The Waterboys „An Appointment With Mr. Yeats“
Als ich vor ein paar Monaten las, die Waterboys arbeiten an einem neuen Album, welches aus Vertonungen von Gedichten des irischen Poeten William Butler Yeats (1865-1939) bestehen soll, winkte ich erstmal ab, vertonte Lyrik… kommt jetzt Melanie oder Donovan mit der Wandergitarre daher (?), außerdem ist es schon ziemlich lange her, daß die Waterboys mal ein gutes Album veröffentlicht haben, 1993 (Dream Harder) um genau zu sein. Können die nicht mal wieder ein normales, gutes Album mit richtigen Songs, elektrischen Gitarren, fetten Arrangements und ohne religiösen Blamblam machen (?) fragte ich mich. Nun, jeder kann lesen, auf welchen Platz der besten Veröffentlichungen des Jahres 2011 das Ergebnis bei mir gelandet ist. Sämtliche Zweifel waren völlig unbegründet, Mike Scott, also der Mensch der The Waterboys ist, hat eines der besten Platten seiner Karriere veröffentlicht, in einer Reihe mit A Pagan Place (1984), This Is The Sea (1985) und Fishermans Blues (1988).
Das Erstaunlichste an diesem Projekt ist, das die Texte von Nobelpreisträger Yeats auch nach teilweise über 100 Jahren nicht altmodisch oder verstaubt wirken und die Verbindung mit der Musik der Waterboys dazu paßt wie die Faust aufs Auge. Man kann die Platte getrost als moderne Rockmusik mit Folkeinflüssen beschreiben, Waterboystypisch sozusagen, aber im Gegensatz zu den Veröffentlichungen der letzten 17 Jahre stimmt das Gesamtpaket, die elektrischen Gitarren frisch und direkt, Orgeln, Steve Wickhams Geige eine Wucht und über allem der euphorische Gesang von Mike Scott, der immer noch diese jugendliche, sehnsüchtige Stimme hat, wie etwa anno 1985 bei The Whole Of The Moon, dem einzigen größeren Hit, den die Band hatte.
The Hosting Of The Shee gibt gleich von Anfang an die Richtung vor : McLarsen, was du hier von Melanie und Donovan schwafelst ist Mumpitz, hier wird gerockt ! Mit dem genialen Song Of Wandering Aengus, einem absolutem Highlight der Platte kommt mir spätestens gegen Ende die Erinnerung zurück : Der Song The Stolen Child vom 88er Fishermans Blues Album war ja auch schon eine Vertonung eines Yeats Poems und zählt zu meinen absoluten Lieblingsliedern ever… wie ich darauf kam (?), die sehnsüchtig, melancholische Flöte begleitet beide Songs. Ich will jetzt nicht jedes der 14 Lieder einzeln analysieren, dringend erwähnenswert sind White Birds, ein weiteres Highlight. Mad As The Mist And Snow, was wie ein normaler Blues beginnt und am Ende fidelt Teufelsgeiger Steve Wickham einen psychedelischen Trip, das einem Angst und Bange wird. September 13 ist ein Stück geradeliniger Rock mit verzerrten Gitarren, 7 Minuten lang, Politics ein Stück, was auch im Nachmittagsradio laufen könnte, mit Bläsern und Sängerin Katie Kim. Mit Let The Earth Bear Witness und The Faery’s Last Song klingt das Album langsam aus und am Ende ist sie wieder, die berühmte Flöte. Im März gibt es das ganze live im bestuhlten Huxleys, als eines von nur zwei Deutschlandterminen, ich konnte mir gerade noch so ein Ticket sichern… Danke Mike Scott, für’s Comeback des Jahres !
2010
PLATZ 10 : INTERPOL – Interpol
Interpol zählen zu den erfreulichen Retromusikern des vergangenen Jahrzehnts, bin ich doch stets der Meinung, das gut geklaut besser ist als Editors …Oft wurden Interpol mit Joy Division verglichen, was Quatsch ist, ein paar dunkle Untertöne und etwas geknödelter Gesang gibt noch lange keinen Ian Curtis. Vergleiche mit Kitchens Of Distinction treffen die Sache schon eher, aber die kennt ja eh keiner mehr.
Was ihr selbstbetiteltes 4. Studioalbum betrifft, so seie gleich gesagt : es ist mit Abstand ihr schlechtestes. Das Album als Ganzes hat keinen roten Faden und bis auf 3 (von 10) Songs scheint mir hier viel von der Resterampe eingeflossen zu sein. Die Singles sind blass („Lights“) bis erschreckend belanglos („Barricades“). Wären nicht die drei Ausnahmen, so stände das Album auf keinem Fall hier, aber „Success“ ist ein großer Opener der viel verspricht, aber erst in der Mitte der Platte von „Always Malaise (The Man I Am)“ getoppt wird. Der große Wurf kommt erst als Rausschmeißer : „The Undoing“ ist der beste Interpol Song ever, der beste der Platte sowieso und der beste Albumcloser des Jahres, bedrohlich, unruhig, finster, ich muß an Chameleons denken, ein düsteres Brummen im Hintergrund, wenn der Song vorbei ist, muß man ihn nochmal hören und denkt sich, geile Platte… :), clever Interpol
PLATZ 9 : KINGS OF LEON – „COME AROUND SUNDOWN“
Als vor knapp 10 Jahren fast jede Band eine „The“ Band war… (natürlich war das schon immer wertfrei, aber wenn man nix anderes hat, hatte man eben ein THE …), angeführt von THE Strokes und THE White Stripes, wurde als nächstes großes Ding angekündigt : eine Band aus der muffigsten Amerikana – Südstaatenhochburg Tennessee mit drei Brüdern nebst Cousin, deren Vater Prediger war. Klang nach Gospel, drin war selbstverfreilich Rock’n’roll a la Südstaaten, aber in der Frische sehr angenehm, der Hype nicht unberechtigt. Einige Platten später wurde es mit „Because Of The Times“ recht anspruchsvoll, mit „Only By The Night“ ging der Express auf die Mainstream Autobahn Richtung Stadion ab, richtig schlecht war das alles nicht, es hatte durchaus alles seine Berechtigung. Nun das neue Album : es steht zwischen allen anderen und ist gut, wenn ich jünger wäre, würde ich sicher Kings Of Leon T-Shirts tragen und es wäre vielleicht meine Lieblingsband wie damals U2… vielleicht auch nicht. Die Platte geht jedenfalls voll in Ordnung, es hat Höhepunkte, gute Singles und ein grottenschlimmes Cover, ein typischer Platz 9.
PLATZ 08 : MGMT – „CONGRATULATIONS“
Letzten Montag : C-Halle Berlin : MGMT zu Gast. Zum ersten mal in meinem Leben war ich zu einem Konzert, wo Mütter und Väter ihre minderjährigen Kiddis begleiteten. Der Klubhit „Kids“ vom letztjährigen Bestseller „Oracular Spectacular“ überraschte das Ami Duo selber sicher am meisten, es gab aber auch andere tanzbare Hits auf dem Album. Im Frühjahr erschien der Nachfolger „Congratulations“ und zum Erstaunen aller ist er komplett ohne Hit, statt dessen Progrock, Psychedellic Rock, Indie, etwas Electronic, nichts zum tanzen, nichts für Kids. Auf der Platte werden Dan Treacy (von den Television Personalities) und Brian Eno besungen, ein Song ist 12 Minuten lang und wurde als Single ausgekoppelt, ein Song heißt „Lady Dada’s Nightmare“… Verweigerung oder Kalkül ?
Wie auch immer, das erfreuliche ist, daß die Herren Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser musikalisch einiges auf Mappe haben. Live war das zumindest für mich sehr erfrischend, es gab Momente wo ich dachte, mir wird vor lauter Psychedelia ganz schwurbelig (bin ick hier bei Pink Floyd ???) Wie die Kids das fanden (?) hab ich nicht drauf geachtet, aber dann haben sie wenigstens mal was vernünftiges gesehen, statt Retortenschnullies… und „Kids“ gabs zum Schluß auch noch.
Platz 07 : KILLING JOKE – „Absolute Dissent“
Dieses Jahr gibt es nur eine Platte von alten Helden der Achziger in meiner Top Ten und diese kommt von Killing Joke. Zur Erinnerung : Killing Joke veröffentlichten Anfang der 1980er Jahre eine Reihe von bösartigen Punkplatten, bis sie 1985 mit dem Albm „Night Time“ und besonders der Single „Love Like Blood“ plötzlich in den weltweiten Hitparaden ganz weit oben standen. „Love Like Blood“ war als Song etwa solch One Hit Wonder wie „Under The Milky Way“ von The Church oder „Streets Of Your Town“ von den Go-Betweens, allerdings haben auch diese Bands zwar keine großen Hits mehr gehabt, aber noch viele erstklassige Alben produziert, welche der breiten Öffentlichkeit aber verborgen blieben. „Absolute Dissent“ ist das 13. Studioalbum von Killing Joke und das 8. seit „Night Time“, hat es jemand gemerkt (?), 1994 kam noch ein kleines Meisterwerk mit „Pandemonium“, danach wurde die Musik der Herren zunehmend unbequem, irgendwo auf halben Weg zwischen Metal und Industrial bot sich schwer verdauliche Kost für hartgesottene Fans. Die Band war längst Hobby der Musiker, welche ihr Geld mittlerweile anders verdienten , Sänger Jaz Coleman als Dirigent der Prager Philharmoniker oder Bassist Youth als Starproduzent (u.a. Paul McCartney, The Verve oder Heather Nova). Nach dem Tod des Bassisten Raven fand sich letztes Jahr die Originalbesetzung zusammen und spielte mit „Absolute Dissent“ ein neues Album ein. Es ist deutlich ohrenfreundlicher als die letzten Veröffentlichungen, zwar genauso hart, aber songorientierter, die Single „In Excelsis“ hat New Wave Elemente, „European Super State“ ist sogar was für den Dancefloor der Indiedisco. Einsamer Höhepunkt : „The Ravenking“, zum Gedenken an den verstorbenen Paul Raven, eine Hymmne, die „Love Like Blood“ um nichts nachsteht. Bleibt zu hoffen, daß es nicht die letzte Großtat der alten Herren bleibt.
Platz 06 : MARINA & THE DIAMONDS : „The Family Jewels“
Ich gebe zu, es ist ein weiter Weg zwischen den Metallern Killing Joke (Platz 7) und dem Frolleinwunder Marina, aber das zeigt einem nur, das man nicht auf Einbahnstraßen unterwegs ist. Marina Lambrini Diamandis, so der Name der 25jährigen Dame (The Diamonds sind die Fans) ist Produkt einer griechisch-walisischen Ehe und konnte mich 2010 hauptsächlich mit der Single „Hollywood“ aus der Reserve locken, der Song war monatelang ein Ohrwurm mit fast schon Nervensägenpotential, weil er nicht mehr weichen wollte, wenn er einmal da war. Es sollte nicht der einzige Hit der Platte sein, irgendwie sind alle 13 kleine (Familien) Juwelen (auch wenn ich bei dem Namen immer an Familienjuwelen denken muß, wo einem reingetreten werden kann…;) ) Was auf jeden Fall nicht unerwähnt bleiben sollte, ist das Stimmenvolumen Marinas, welches besonders in den Tiefen besondere Größe beweist, aber im nächsten Moment wieder ganz woanders sein kann. Zu Guterletzt auch Respekt dafür, das alle Songs selbstgeschrieben sind. Ein Album, dem man die vergleichsweise hohen Verkaufszahlen gönnt.
Platz 05 : ARCADE FIRE – „The Suburbs“
Im Jahre 2007 gab es bei mir nur ein Album, welches die Nummer Eins sein konnte : Arcade Fire mit „Neon Bible“. Es gab bis dato nur selten Platten, die so eindeutig gewannen, dazu kam noch ein Konzerterlebnis der Extraklasse, tolle Bühnenschau und gefühlte 20 Leute, die irgendwas musizierend auf der Bühne rumhopsten, Energie pur, obwohl der musikalische Stoff bis dato eher düster war. Das erste Album hieß „Funeral“ und war durchaus auch keine Partyplatte, „Neon Bible“ began mit dem finsteren „Black Mirror“ und gipfelte in „Intervention“ mit amtlicher Kirchenorgel.
Drei Jahre sind seitdem vergangen, die Erwartung natürlich riesig. Thema diesmal : Rückkehr an die Orte der Kindheit und Jugend, verteilt auf 16 Stücke und 65 Minuten.
Zu Beginn kommt der Titelsong leicht beschwingt wie ein Belle & Sebastian Sommerhit daher, Ok, es muß ja nicht immer Beerdigung sein…, mit Track 2 „Ready To Start“ wird langsam klar, die Wahlkanadier haben den Pop entdeckt, so geht es auch weiter, ein Song heißt „Rococo“, der nächste klingt dann auch so, bis hierher nichts besonderes, dann „City With No Children“, ein basslastiges Stück, was zwar Ok ist, aber auf den beiden Vorgängern wohl eine Niete gewesen wäre, ich muß an Talking Heads denken. „Half Light 1“ klingt mit dem weiblichen Gesang wie aus dem Hause 4AD (Cocteau Twins etc.), nach „Half Light 2“ kann man sogar tanzen, es ist Track #8 und man denkt langsam an das Ende der Platte, es ist aber erst Halbzeit… Mit „Suburban War“ kommt dann endlich ein Highlight, toller Song mit drei verschiedenen Teilen, melancholisch, Go-Betweens – like, Byrds Gitarren…super. Danach flacht es wieder ab und das Dilemma der Platte wird langsam klar : ihre Länge nebst der zuweil kunterbunten Mischung, keine Frage das ist alles toll gespielt und die Songs sind auch nicht wirklich schlecht, nur passen sie nicht recht zusammen, obwohll das ja hier sogar ein Konzeptalbum ist… Wenn nach „Spawl 2“, einem Discostampfer mit verdächtiger Nähe zu ABBA oder Italo Disco (sic) nochmals das Thema des Titelsongs als Reprise kommt, ist man längst mit den Gedanken irgendwo anders.
Nach mehrmaligen Hören des Albums und etwas gutem Willen, reifen die meisten Stücke später, sonst wäre das hier nicht meine #5 des Jahres, gemessen an den beiden hochkarätigen Vorgängern hat „The Suburbs“ allerdings keine Chance, da haben sich die Damen und Herren die Messlatte selbst viel zu hoch gelegt.
Platz 04 : KASHMIR – „Trespassers“
Um gleich Missverständnisse auszuräumen : Kashmir sind keine Inder sondern Dänen… und sie spielen auch keine Musik die nach Led Zeppelin klingt sondern eher nach Radiohead.
Es ist der Nachteil der Platten, die bereits ganz am Anfang des Jahres erscheinen, das man sie 11 Monate später wieder fast vergessen hat, so geschehen fast mit dem 6. Studioalbum der Kopenhagener Band, die es nun auch schon fast 20 Jahre gibt.
Die Musik des Quartetts muß sich immer wieder mit Radiohead vergleichen lassen, obwohl diese spätestens seit „OK Computer“ musikalisch in ganz andere Gefilde abgetriftet sind, aber es ist die Stimme von Kasper Eistrup, die Thom Yorke zum Verwechseln ist, aber auch eine leicht düstere Stimmung der Alben, was auch David Bowie nicht entgangen ist, er sang auf dem vorletzten Album ein Duett mit der Band. Platten wie Bowies „Low“ dürften auch zu den Vorbildern der Band zählen. Die Melancholie der Band wird allerdings stets von einer Portion Pop begleitet, was die Sache etwas aufhellt und einige Songs wie die Single „Mouthful Of Wasps“ in das Tagesprogramm von RadioEins gehievt hat. Coldplay dürfte es Angst und Bange werden…
Platz 03 : THE POSIES – „Blood / Candy“
The Posies, das sind in erster Linie Jon Auer und Ken Stringfellow, gibt es seit über 23 Jahren, 7 Studioalben und einer Hitsingle („Dream All Day“ von 1993). Die Mustervertreter der Musikrichtung die man Powerpop nennt, waren stets Kritikerlieblinge, leider nie Lieblinge der Plattenkäufer, somit waren die Musiker ständig bei anderen Projekten beschäftigt, so z.B. als Produzenten oder Studiomusiker, Stringfellow spielte auf einigen R.E.M. Platten und Tourneen Gitarre, beide waren Musiker der Reunion von Alex Chiltons Big Star.
Studioalbum #7 namens „Blood / Candy“ enthält wieder die gewohnt gute Mischung aus Powerpop, Balladen und einer Prise Country und einer (mir etwas zu beliebigen) Hitsingle „The Glitter Prize“. Manches klingt nach Nada Surf, einiges (z.B. das großartige „So Caroline“) nach The Jayhawks, wenn viel mit Harmoniegesang gearbeitet wird, denkt man an Beach Boys oder The Pearlfishers (was machen die überhaupt ?…), kurzum: hochgradig sympatischer, sonnengefluteter Gitarrenpop von rundum netten, erfahrenen und handwerklich völlig über den Dingen stehenden Musikern. Ihre schottischen Kollegen vom Teenage Fanclub sollten sich diese Platte mal zu Gemüte führen, dann klappt es vielleicht auch bei den eigenen Veröffentlichungen wieder besser (als nur ein Song) …
Platz 02 : THE CORAL – „The Butterfly House“
Nachdem in diesem Jahr aus sportlicher Sicht nix gescheites aus Liverpool zu vermelden war, freut man sich doch durchaus, wenn es in musikalischer Sicht stimmt, in der Stadt der Beatles., die sich ja nie auf die Fab Four beschränkt verstehen möchte, es gab ja immer noch andere, die letzten großen waren Echo & The Bunnymen in den Achzigern UND man kann, nein man muß sagen : The Coral in den 00ern. Parallelen sind sicher nicht zufällig, wenn man die ersten Strophen vom Schmetterlingshaus hört ist man geneigt sich das Cover mit den Credits etwas genauer zu betrachten, singt Ian McCulloch hier nicht doch irgendwie im Hintergrund (?)… Nein, die mittlerweile nur noch 5 Musiker von The Coral haben alles alleine gemacht, selbstverständlich nicht ohne sich kräftig in der vorwiegend britischen Musik der Vergangenheit zu bedienen, die Beatles sowieso, The Byrds in ebenfalls gehöriger Menge, Simon & Garfunkel, The Zombies seien genannt in diesen charmanten Reigen großartiger Songs, die zwar alt und retro klingen, aber eben große Songs bleiben (genau da liegt der Unterschied zu anfangs erwähnten Echo & The Bunnymen, deren Auswahl an verdammt guten Songs nämlich verschwindend gering ist). Manchmal kopieren sich The Coral sogar selbst : mein persönliches Highlight „Walking In The Winter“ (ich hoffe, das wird noch Single und Erfolg…) ist eine Kopie ihres eigenen Songs „Liezah“ vom ebenfalls großartigen Album „Magic & Medicine“ von 2003. Die Songs sind mit Ausnahme des closers „North Parade“ allesamt unter 4 Minuten, auch das macht sie sympatisch : …ich hab da ’nen Song, laß uns den mal fix spielen… andere gniedeln ihn in die Länge, diese sympatischen Liverpooler stellen das Juwel Song auf den Tonträger und konnten mich damit sehr erfreuen.
Platz 01 : DIE PLATTE DES JAHRES (Tusch, täterätä….)
THE NATIONAL „High Violet“
The National, ursprünglich aus Cincinnati (Ohio) stammende New Yorker Band, welche aus dem Sänger Matt Berninger und den Brüderpaaren Dessner und Devendorf besteht, gewinnen 2010 mit gehörigen Abstand die brotlose Anerkennung, mein Lieblingsalbum des Jahres geschaffen zu haben.
Die Band war mir nicht neu, als das 5. Studioalbum „High Violet“ im Mai erschien, schließlich ist es ja durchaus die Musik, die mir schon immer am Herzen lag, Gitarren, etwas Melancholie, interessante orchestrale Instrumentierung und eine Stimme mit Wiedererkennungswert. All das hatten die ersten vier Veröffentlichungen auch schon, es fehlte nur leider eines : die guten Songs. The National waren daher für mich sowas wie die Band, die das Potential hatte, zumindest so cool zu werden wie Interpol, die ja erfolgreich in ähnlichen Gewässern treiben, dieses Potential aber noch nicht abschöpfen konnten. Mit „High Violet“ ist das alles anders. Ist die Qualität des zeitgleich erschienenen Interpol Albums deutlich im Sinkflug, so hoben The National sensationell ab. Sofort auf den ersten Eindruck war mir das auch nicht klar, „High Violet“ ist ein typischer grower, die Platte wächst von mal zu mal.
Mit „Terrible Love“ steht ein eher sperriger Opener am Anfang der elf Songs aber schon mit „Sorrow“ wird klar, wohin die Reise geht, in einen wunderbar vertonten Frühherbst, ich muß manchmal an die Red House Painters denken, mir schießen frühe Heldentaten der Tindersticks in den Sinn, die standen auch zahlreich und mit Nadelstreifenanzügen auf der Bühne. Über allen steht freilich Matt Berningers Baritonstimme, die macht sicher einigen Unterschied zu genannten Bands aus, ein Glücksfall für die Band und ihre Songs. Stellenweise ist es Pop, „Bloodbuzz Ohio“ lief sogar öfters auf RadioEins. Mir persönlich gefällt die 2. Plattenhälfte etwas besser, trotzdem muß gesagt werden, das kein einziger Song daneben geraten ist. Das grandiose Finale „Vanderlyle Crybaby Geeks“ beginnt mit :
„Leave your home, Change your name, Live alone, Eat your cake“ OK, aber nur mit solchen Platten bitte. Ein würdiger Spitzenreiter des Jahres.
1985 - 2009
2009 – The Church „Untitled #23“
2008 – Nada Surf „Lucky“
2007 – Arcade Fire „Neon Bible“
2006 – The Church „Uninvited Like The Clouds“
2005 – Matt Pond PA „Several Arrows Later“
2004 – R.E.M. „Around The Sun“
2003 – The Church „Forget Yourself“
2002 – Intepol „Turn On The Bright Lights“
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2001 – Pulp „We Love Life“
2000 – Sigur Ros „Ágætis Byrjun“
1999 – Luna „The Days Of Our Nights“
1998 – Catatonia „International Velvet“
1997 – Swell „Too Many Days Without Thinking“
1996 – Afghan Whigs „Black Love“
1995 – Dave Matthews Band „Under The Table And Dreaming“
1994 – Frank Black „Teenager Of The Year“
1993 – The Walkabouts „New West Motel“
1992 – The Church „Priest = Aura“
1991 – Elvis Costello „Mighty Like A Rose“
1990 – New Model Army „Impurity“
1989 – The Cult „Sonic Temple“
1988 – The Church „Starfish“
1987 – U2 „The Joshua Tree“
1986 – The Smiths „The Queen Is Dead“
1985 – Simple Minds „Once Upon A Time“