Monat: September 2020

McLarsen goes to Arran (2018)

Tag 1: Stranded In Ardrossan

September 2018 und es ist wieder soweit, ich bin mal wieder in Schottland und werde euch daran wieder teilhaben lassen. Der Plan ist es, eine Woche auf der kleinen Insel Arran zu verbringen… das ist recht üppig wenn man bedenkt, das es derzeit nur eine Whiskybrennerei dort gibt und die zweite noch gebaut wird. Aber der Whisky hat mich ganz sicher auf dieses Land gebracht, ist aber wirklich nur ein Baustein in diesem Puzzle. Das schöne Land und seine tollen Leute haben mich zum Schottlandjunkie gemacht. Freiwillig ist da wohl auch kein Ende in Sicht… auch wenn der Brexit vor der Tür steht… Diesmal ist es die Schottandreise No.13… mit Hinflug am 11. September… ob da alles so klappt wie immer ?…

…nun ja… nicht wirklich, es fing auf dem S-Bahnhof Bornholmer Straße an, wo ein nicht allzu schlauer Rollstuhlfahrer versucht hat Rolltreppe zu fahren, dann böse kopfüber runtergefallen ist und ziemlich übel hilflos auf der noch laufenden Treppe lag, genau in dem Moment wo ich auf der anderen Seite runtergefahren bin. So schnell wie ich konnte bremste ich die Rolltreppe, es kamen dann noch zwei andere Passanten, die mitgeholfen haben, irgendwann auch Bahnpersonal…, eine S-Bahn war dann weg, aber das machte nichts, da kurze Zeit später die Verspätungsmeldung des Fluges gemailt wurde… damit war ich wieder locker in der Zeit. Die Verspätung des Fluges nach Glasgow betrug 40 Minuten und ich dachte bei mir… gut das ich extra die späte Fähre gebucht habe, damit ich nicht hetzen muß. Die Autovermietung am Flughafen liegt etwas außerhalb, das da mit Kleinbussen transferiert wurde sah ich erst als ich dort war, insgesamt kostete das auch wieder Zeit. Als ich dann dran war, rief mich eine Dame von Calmac (das ist die Fährenbude in Schottland) an und teilte mir mit das die letzte Fähre gestrichen wurde, vielleicht schaffe ich ja noch die davor (18:00 Uhr):(es war 17:15 Uhr)… Als endlich alle Formalien vom Autovermieter abgeschlossen waren fuhr ich die kleine koreanische Eierfeile mit quietschenden Reifen vom Hof, vielleicht schaffe ich es ja noch… zum Glück hatte ich mir die Strecke gestern nochmal angeschaut, Navi stellen war nicht mehr… aber nun gut… der Verkehr war recht zäh und eine Baustelle mit Stau verhinderten meine pünktliche Ankunft, die Fähre war weg. Etwaige Schadensersatzdinge muß ich später klären.

...stranded in Ardrossan...

Da ich nun in Ardrossan gestrandet war, brauchte ich nun eine Unterkunft. An dieser Stelle lob ich mir die schöne neue digitale Welt, in der man mit dem Smartphone mit wenigen Klicks eine Bleibe findet. Diese heißt Victoria Guesthouse mit Strandblick in Ardrossan / Saltcoats. 

Der Name Saltcoats kommt aus der Zeit als hier aus dem Meer Salz gewonnen wurde, hauptsächlich für die Fischerei...
Die waagerechten Haare belegen die steife Brise...

Vielleicht wäre ich hier ja nie gelandet… und es ist sogar ganz hübsch hier. Endlich weiß ich auch wo sich der Regen, den wir in Berlin ja nur noch vom Hören und Sagen kennen versteckt hat… hier. Allerfeinstes schottisches Schietwetter begleitete meinen kleinen Strandspaziergang bevor ich dann zu Burger und Bier eingekehrt bin. Die erste Fähre um 7:00 Uhr darf ohne mich los, die zweite um 9:45 sollte mich dann aber an mein Ziel bringen…

McLarsen goes to Arran TAG 2 : BRODICK

…die gestrigen Abweichungen vom Plan sind vergessen. Heute hat alles geklappt und der erste Tag in Brodick hat Spaß gemacht. Die Überfahrt mit der Fähre dauert etwa eine Stunde und die hatte ganz schöne Wetterkapriolen zu bieten. Ich hatte streckenweise Angst, daß ich von Bord geblasen werde, so stark war der Wind. 

Aprilwetter auf der Überfahrt nach Brodick
...mit Besserung nach Ankunft... im Hintergrund der höchste Berg Arrans : Goatfell (874 m)

Bei Ankunft auf Arran wurde es dann aber zunehmend besser, von ein paar Schauern mal abgesehen. Ich habe keine festen Termine hier, aber zwei Ziele : einen Tag nach Kintyre rüber und einmal auf den Goatfell klettern. Für beides gibt es aber keine fixen Termine. Heute galt es erstmal die nähere Umgebung zu erkunden: Brodick, der Hauptort der Isle of Arran. Ich als schnöseliger Berliner hab mich ja bis jetzt immer auf den Hauptstädten der Inseln niedergelassen (Bowmore, Kirkwall, Portree, Tobermory) und so ist es auch diesmal die Haupt…stadt… ok, immerhin leben hier etwa 850 Einwohner… auf der gesamten Insel etwa 4600. Die Fläche von etwa 430 qkm ist vergleichbar mit der von Usedom, da leben laut Wikipedia 76.500 Einwohner… da ist aber auch plattes Land. Arran wird gerne als Schottland in Miniaturausgabe bezeichnet. Man muß wissen das Schottland in der Landschaft mindestens zweigeteilt ist… es gibt die hügeligen Lowlands und die teils krass beeindruckenden Highlands. Grund für diese Zweiteilung ist grob gesagt eine geologische Verwerfungslinie welche sowohl Schottland als Festland in High- und Lowland trennt und auch den Nord-und Südteil der Insel Arran unterscheidet… daher die Bezeichnung mit der Miniaturausgabe.

Isle of Arran - Brodick (Capital City)

Eingekehrt bin ich im Ormidale Hotel etwas abseits der Hauptstraße im Norden des Ortes. Es ist ein familiengeführter Betrieb mit Pub und allem Schnickschnack… genau danach hatte ich auch gesucht. Mein erster Eindruck ist sehr positiv, alles schön sauber und ein für eine Person recht üppiger Single Room. Wie das mit der Lautstärke ist… bin ich noch gespannt… Nach Erkundung der Hauptstraße mit diversen Geschäften Cafés etc. ging es dann aus den Dorfkern hinaus zum Arran Hertiage Museum. Eintritt kostet 4 £ und man erfährt viel von der geologischen Entstehung der Insel, über die Zeiten der Wickinger, Robert the Bruce, Highland Clearances und Weltkriege. Man besichtigt eine Schmiede, ein Cottage von etwa 18hundertirgendwas und kann jede Menge landwirtschaftliches Gerät inspizieren. Danach ging es zum Brodick Castle bzw. den umliegenden Gärten. Das Schloss ist bis nächstes Jahr wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, die Gärten sind davon nicht betroffen. Ich machte eine Führung mit, die auch ohne Innenansichten des Castles viel über Geschichte und die Personen die dort gewirkt haben Aufschluß gibt. Der Garten beeindruckt mit seiner Artenvielfalt, die einer späten Regenten-gattin mit grünem Daumen zu verdanken ist. Besonders lohnenswert soll ein Besuch um Mai – Juni sein, wenn alles in Blüte steht.

Brodick Castle... teils Mittelalter, teils Cromwellzeit, teils Victoriazeit...
In den Brodwick Castle Gardens... jeder Botanische Garten wäre neidisch...

Gleich neben den Gärten befindet sich die Arran Brewery. Ich hatte ein wenig falsche Erwartungen diesbezüglich… ich dachte nach dem ganzen Gelatsche könnte man sich dort etwas an selbstgebrauter frisch gezapfter Ballerbrühe laben… aber der Shop ist eigentlich nur ein Verkaufsraum für Flaschbier und Merchandise… warum kein Biergarten ??? …nun gut, dann über den netten Fußweg namens Fisherman’s Walk der teilweise über den Golfplatz führt, zurück zum Strand von Brodick und ein dram aus der Jackentasche ins Glas, dabei die eintreffende Fähre im Visier bei mittlerweile standesgemäßem Wetter… is ja Urlaub…

...das Wetter vom Vormittag war wie der Schnee von gestern...

Abends wurde der Pub eine Etage tiefer getestet und für sehr gut befunden. Später gab es noch Pop Bingo… man hat mich fast genötigt mitzumachen, aber ich hab noch nie Bingo gespielt und weiß auch nicht wie das geht… bei der Musik kannte ich dennoch fast jeden noch so peinlichen Song mit Titel und Interpreten… Morgen… ist Donnerstag… der Rest ergibt sich… bis dahin…

McLarsen goes to Arran TAG 3 : ARRAN – NORTH

Kopfintern war ja eigentlich der Abstecher nach Kintyre für heute vorgesehen. Wenn ich jedoch in die weitere Interna meines Schädels eintauche, kann ich mich allerdings nicht ganz frei von dem Gedanken machen, das der Hauptgrund dafür in einer Brennerei mit angeschlossenen Whiskyladen der Treibstoff dafür ist… da gibt es schließlich so einen Käfig, wo arme Whiskyflaschen eingesperrt sind… und …ach die ärmsten… Naja nach einigen hin-und-her-überlegen beschloss ich zumindest heute nicht nach Kintyre zu fahren, vielleicht ja morgen oder übermorgen… Ein weiterer Punkt meiner innerlichen Absage war dann auch das Wetter. Währenddessen es in Berlin und Brandenburg weiter vor sich hin trocknet, hat es sich hier offensichtlich eingeregnet. Mein persönliches Schottlandwetter habe ich vermutlich bereits im Juni verbraucht als ich mit Hamburger, bayerischen und Mecklenburger Freunden die Westküste unsicher gemacht habe. 

 

Seit 1995 in Betrieb : die Isle of Arran Distillery.

Also Plan hin oder her… erstmal ins Auto und den Nordteil der Insel abklappern… erste Station : The Isle of Arran Distillery. Die aktuell einzige Whiskybrennerei auf Arran (ein Zustand der sich in den nächsten Monaten ändern wird…) war eine der ersten Brennereien die ich vor 8 Jahren besucht habe. An den Touren hat sich laut Website glaub ich nicht viel geändert, deshalb sparte ich mir das auch und wurde stattdessen im Shop fündig und zwei Distillery Only Flaschen (eine davon von 1996… man muß wissen…der erste Spirit floss hier 1995…) und ein Blechschild zum Arran Brodick Bay (einer limitierten Abfüllung die es im nächsten Offside Tasting geben wird), dürfen mit nach Berlin. Noch ein paar Fotos von außen, dann weiter zum Lochranza Castle was mich ein wenig an meinen Zahn erinnert, der mir neulich halb abgebrochen ist… von vorne noch einigermaßen ansehlich, aber von hinten kaputt und innen hohl. Nun ja, ich werde demnächst zum Zahnarzt gehen und das Lochranza Castle zum Castledoctor… (ich merke… ein paar Guinness machen beim schreiben albern…)

Lochranza Castle... bzw. was davon übrig ist...

Weiter ging es die Ringstraße um die Nordspitze der Insel zur Westseite, wo sich die Steinkreise von Machrie Moor befinden. Man läuft vom Parkplatz bis zu den Steinkreisen etwa eine halbe Stunde und zurück. Leider fing es da gerade an so richtig zu schütten, aber mit Wind von hinten… ich war später froh, eine zweite Hose mitgenommen zu haben… aber egal. Die Steinkreise von Machrie Moor sind etwa 4000 Jahre alt . 

Machrie Moor... 4000 Jahre alte Steinkreise

Vom größten Kreis stehen nur noch 3 Steine, die lassen aber ahnen, was hier mal abgegangen ist… sicher großes Kino für Fred Feuerstein & Co. Lustig war noch eine Truppe von Leuten, die irgendwelchen spirituellen Hokuspokus in einem Steinkreis gemacht haben… ich mußte mich zügeln, nicht ein unqualifiziertes „JEHOVA, JEHOVA“ zu rufen…

JEHOVA, JEHOVA !!!

Den Rest des Tages ist nicht mehr viel nennenswertes passiert, ich lobe nochmal die Bar in diesem Haus, die Betreiber haben sich viele nette Details ausgedacht, so klebt die nicht zu umfangreiche Speisekarte auf alten Schallplatten… und die Tische haben den Umriss der Insel Arran… gibt es sicher auch nicht im Möbelhaus… Beim Pubquiz hab ich heute nicht mitgemacht…das hat mir auch die Blamage erspart… erstens ist mein Englisch mangelhaft, zweitens… was hab ich für Ahnung von britischen TV Sendungen oder Moderatoren. Promis etc… Aber die Leute hatten Spaß… ich auch…

McLarsen goes Arran TAG 4 : KINTYRE

…zum Glück hat es heute nur einmal geregnet… es muß irgendwann heute morgen angefangen haben und … es regnet immer noch…, selten unterbrochen von einigen Minuten Wasserstillstand mit gelegentlichen Sonnensekunden. Was tun bei dem Wetter (?)… Also doch nach Campbeltown. Nach dem Frühstück die koreanische Eierfeile gesattelt und nach Lochranza geritten… das ist der zweite Fährhafen Arrans im Norden der Insel, wenige hundert Meter von der Arran Distillery entfernt. Selten habe ich eine Fähre so perfekt in Zeit erwischt wie heute, ich kam auf den Patz, wo man sich der Reihenfolge nach einreihen muß, hatte die letzte freie Nummer und mein Vorgänger rollte schon los, also rauf auf die Fähre… eine halbe Stunde dauert die Überfahrt, Preis für einmal hin und zurück mit Auto und einer Person : 25,20 £. 

Lochranza von der Fähre aus...
...ein Springbankier muß auch mal seine Filiale besuchen...

Zwecks Schnappschüssen aus dem Autofenster raus, fuhr ich die geografisch kürzere, straßentechnisch deutlich längere Single Track Road nach Campbeltown, gut eine Stunde ist man da unterwegs. In Campbeltown waren eh nur zwei Läden interessant : Cadenheads und der neue Distilleryshop bei Springbank. Wenn man das Hobby Whisky nicht ganz im Verborgenen betreibt, dann kennt man im Laufe der Jahre durch Foren etc. viele Gleichgesinnte, so war es auch kein Wunder bekannte Personen aus Deutschland bei Cadenhead zu treffen… bei dieser Gelegenheit… gute Weiterreise René… Zwei Flaschen aus dem Cage konnte ich befreien… beide 14 Jahre… ein Springbank und ein Longrow aus absichtlich eher hellen Sherryfässern. Nach der Befreiung aus dem Käfig werden sie vermutlich erstmal im Offside Keller auf dem Billardtisch eingekerkert werden… Pech(mann) gehabt… Bei (meiner Lieblingsbrennerei) Springbank war ich ja erst vor ein paar Wochen und im kommenden April habe ich ja schließlich Dank zahlreicher Gönner im Zusammenhang meines 50. Geburtstages einen Termin zum arbeiten… damit war das heute ein kurzer Termin… Eigentlich wollte ich dann ja noch zum Southend und zum richtigen Mull of Kintyre, das ist ein Leuchtturm etwa 20 km von Campbeltown entfernt…aber es hat derart gegallert, da wäre ich nicht ausgestiegen… also… auf der „großen“ Straße zurück nach Norden. Es gab Momente, da mußte ich 30 fahren, da ich vor lauter Wasser nichts gesehen habe… einmal dachte ich in einer tiefen Pfütze mit LKW Gegenverkehr, ich werde von der Piste gespült… am Ende war aber alles gut. Nächste Station : Skipness Seafood Cabin.

...ja Schatz... mir schmeckt es auch... Skipness Seafood Cabin...

Aus diversen Berichten von Leuten, die ähnliche Berichte schreiben wie ich… war es für mich Pflicht, diese gastronomische Perle zu besuchen. Wer jetzt irgendwas schnöselig hippes, vornehmes erwartet… vergesst es. Seafood Cabin heißt ja schon mal nicht Restaurant, wir Deutschen würden es wohl schnöde Imbiss nennen. Es gibt prinzipiell viele Sitzplätze, alle draußen, überdacht allerdings nur 3 Tische… beim heutigen Wetter ein entscheidendes Kriterium. Ich bestellte die berühmte Seafood Platter und ein Arran Bier aus der Flasche und war sehr glücklich damit… ich hätte sogar noch mehr vertragen, die Preise waren sehr fair, aber es sollte ja auch nur ein Imbiss werden. Lustig waren die teilweise bizarren Hühner die dort heimisch sind, eines setzte sich spontan mit mir zu Tisch… Gut das es nicht der Wienerwald war… Dann ging die Fahre zurück nach Arran und hier ist heute dann nichts mehr besonderes passiert. In der Bar meines Vertrauens läuft zur Zeit Karaoke mit der kompletten Dorfjugend… es war Zeit für mich zu gehen… Morgen… wenn das Wetter mitspielt… geht es bergauf…

Tag 5: Goat Fell

Eines meiner Ziele war wie bereits erwähnt der Aufstieg auf den höchsten Berg der Insel Goat Fell (874 m). In den vergangenen Tagen war das wegen des anhaltenden Regens zumindest ungünstig. Da die Wettervoraussage aber sowieso nicht gerade optimistisch war, musste ich warten, wann es mal geht. Die Kurzzeitprognose für heute sagte : entweder jetzt oder nie. Kein Regen bis etwa 15:00 Uhr… das ist zu schaffen. Also mit dem Auto etwas abgekürzt auf den Parkplatz bei der Arran Brauerei und ab ging es… ähmn… nein hoch natürlich. 10:10 Beginn des Aufstieges. Diverse Ratgeber sagen 4 bis 6,5 Stunden für hin und zurück voraus. Ich habe den letzten Berg glaub ich am Wandertag in der 2. Klasse bestiegen, wir waren in den Ravensbergen (etwa 110 m) bei Potsdam unterwegs und ich kann mich glaub ich auch an keine Details erinnern. Der Goat Fell ist zwar 874 m hoch, aber das klingt auch erstmal nicht nach Mount Everest. Man sollte aber bedenken das die Berge hier an der schottischen Westküste mehr oder weniger aus dem Wasser, also von Null beginnen. Sehen wir einen höheren deutschen Berg… ich sach mal den Brocken an… dann stehen wir bereits auf ein paar hundert Metern Bergvorland oder so… die Berge hier in Schottland, (oder auch ähnlich die noch krasseren Berge in Norwegen), haben zwar keine beeindruckenden Höhenzahlen, steht man aber davor… weiß man das das nichts zählt.

...erste Ausblicke auf die Bucht von Brodick...
...nur der Berg selber hüllt sich in Wolken...

 …ähmn… wir waren stehengeblieben: 10:10 Uhr Beginn des Aufstieges . Es folgte ein Waldweg , schon ziemlich aufwärts aber halt ein relativ ebener Waldweg. Was ich immer wieder dachte… so viele gute Pilze am Wegesrand… und ich hatte keine Verwendung dafür… Danach wurde der Weg schmaler und steiler… im Prinzip war es ein kleiner Bach, denn es floss ständig Wasser runter… Man konnte es durchaus geniessen, sich umzudrehen und Brodick Bay aus der Ferne zu bestaunen. So ging das eine Weile und ich hatte schon am Anfang Zweifel, ob meine Kondition das bis zum Ende mitmacht… schließlich trainiere ich seit über 25 Jahren Unsportlichkeit… und Ausdauer war auch in meinen sportlicheren Tagen nicht mein Benchmark. So schön wie der Blick zurück auch immer war, der Blick nach vorne war… vernebelt. Die Spitze der Berges war einfach in Wolken gehüllt und… irgendwann fiel mir eine Episode meiner Kindheit ein. Als Ein-bis-zwei-Bierkistenhoch bin ich in Leipzig aufgewachsen (quasi meine ersten 7 Jahre). Fernsehtürme kannte ich nur aus Büchern oder Fernsehen… ich war beeindruckt ohne je einen gesehen zu haben… Eines Tages ging es als Tagesausflug nach Berlin und da war klar… der Fernsehturm natürlich. Dummerweise war an diesem Tag dichter Nebel und ich war schon nicht begeistert, daß ich vom Objekt meiner Begierde nur so einen langen Stiel gesehen hatte. Ich nötigte jedoch meine Mutter so lange bis sie entnervt einwilligte, da hoch zu fahren. (es war nicht so, das sie mir verheimlicht hatte, das man bei Nebel von oben auch nichts sieht…) Naja… es kam wie es kommen musste… ich war stinksauer, warum man denn nichts sieht… Nun ja, das war ca. 1973 oder 74… heute stand ich dann auch vor der Entscheidung… wegen der schönen Aussicht lohnt sich der Aufstieg heute nicht… aber irgendwie hatte ich den Punkt überschritten, noch einen Rückzieher zu machen… ich wurde ständig überholt… von Rentnern, Kindern, Hunden… hätte nur noch einer mit’m Gipsbein gefehlt… Die Pauseninterwalle wurden kürzer und ich hab mich auch nicht ganz leicht getan… aber auch Dank guter Schuhe kam ich irgendwann oben an. Das Wetter da oben war eine Katastrophe, Wind, gefühlter Frost und Null Sicht… nun gut… ein Glas Arran Whisky wärmte ein wenig und nach 10 min ging es wieder zurück. 

Ein ganzer Held Dank guter Schuhe
Darauf einen Arran 21y von Scoma. war so... speziell, aber in diem Moment sehr gut.

Währenddessen beim Aufstieg Kondition gefordert ist, ist es beim Abstieg durch das ganze Granitdedöns Konzentration… immerhin geht es aber bergab und es bereitete mir keinerlei Mühe. Ich bin also warscheinlich eher der Bergabsteiger… (warscheinlich meiner bekennenden Warmduschermentalität geschuldet…)

Abwärts war das Wetter wieder als wäre man mit dem Flieger woanders gelandet...

Fazit : 15:10… genau 5 Stunden nach dem Start war ich wieder unten, unverletzt und ohne Skistöcker, die scheinen ja wichtig zu sein… Der Rest des Tages war der Entspannung gewidmet. Morgen ist der Südteil der Insel dran und das ist dann leider auch schon der letzte Tag auf der Insel… aber das ist erst morgen…

McLarsen goes Arran TAG 6 : ARRAN – SOUTH

…wenn es schon einen Artikel mit Arran North gibt, dann fallen jetzt sicher nicht alle vom Glauben ab das es in der Arrangolie auch noch eine Südvariante gibt. Mit etwas Muskelkater in den Hüften von der gestrigen Bergbesteigung ging es zur Erkundung des südlichen Inselteiles. Erste Station war Lamlash, ein Hafenort nur etwa 3 Meilen von Brodick entfernt und sogar mit ein paar mehr Einwohnern als die Hauptstadt. Imposant ist der Blick auf die Insel Holy Island direkt gegenüber vom Hafen. Buddistische Mönche sind dort ansässig.

Lamlash Hafen mit Holy Island
...noch eine Insel in der Ferne : Ailsa Craig

Das Wetter war zu meiner Ankunft etwas rau, es stürmte und der Regen peitschte, obwohl der Wetterbericht eigentlich nichts von Regen schrieb, die Straßen waren leer, die Einwohner in der Kirche und die Geschäfte zu. Sonntag halt. Also weiter… das Wetter beruhigte sich alsbald, es ging durch schöne Küstendörfer und immer wieder enge, kurvige Straßen, immerhin alle zweispurig. Nächste Station war die Baustelle der zukünftig zweiten Whiskybrennerei auf Arran : Lagg Distillery. So ziemlich an der Südspitze der Insel gelegen, soll sie ab Anfang nächsten Jahres rauchig-torfigen Whisky herstellen, errichtet wird das ganze von der Isle of Arran Distillery in Lochranza. Da es ja nicht recht erlaubt ist am Sonntag über Baustellen zu laufen um Fotos zu machen, konnte ich nur ein paar Schnappschüsse vom Rand aus machen. Die Warehouses sind wohl fertig, die Brennblasen wurden neulich geliefert (auf der Website der Arran Distillery gibt es ein Video davon)… den Rest werden wir sehen, wenn das Teil im Frühjahr aufmacht …selbstverständlich mit Visitorcenter und allem drum und dran…

Die Baustelle der Lagg Distillery

Nächster Programmpunkt war King’s Cave. Hierbei handelt es sich um natürliche Höhlen an der Westküste der Insel, wo angeblich mal König Robert the Bruce genächtigt haben soll. Die Historiker sind sich zwar ziemlich sicher, das das sehr unwahrscheinlich ist, aber als Spaziergang taugt die Strecke schon. Man kann einen Ringweg laufen, welcher 5 km lang ist und an den Höhlen (es sind mehrere) vorbeiführt. Das da auch wieder ganz gut schwieriges Gelände dabei ist erfuhr ich erst als es so weit war… aber wenn schon Muskelkater, dann richtig… Ich brauchte 1 Stunde und 20 Minuten für die Strecke und bin damit glaub ich nicht schlecht…

Die Höhlen an der Westküste...
...angeblich hat Robert The Bruce hier mal genächtigt...

Viel mehr Sachen über die es sich lohnen würde zu schreiben, gab es danach nicht mehr. Heute war der letzte Abend auf Arran und ich möchte an dieser Stelle nochmal das Ormidale Hotel empfehlen, sowohl für die Unterkunft, die Bar, das Essen und das Engagement was die Macher hier für die Anwohner auf die Beine stellen. Es gibt jeden Tag irgendeine lockere Veranstaltung… Pop Bingo, Pubquiz, Karaoke, Disco… heute war es Live Folkmusic Session. Die 4 Musiker, ich vermute 2 Ehepaare um die Mittsechziger, nicht gerade mit Coolnessfaktor ausgestattet, hatten nur 2 Fans dabei… ein Ehepaar im selben Alter. Dagegen dann der örtliche Fußballklub (die müssen gewonnen haben) mit der eigenen Idee von Partymusik… sprich… die armen Folkmusiker sind im Gegröle etwas untergegangen. …aber ich wollte noch was sagen zum Ormidale Hotel und Bar… das Anwesen wurde 1856 als Ferienhaus für den englischen Landschaftsmaler George Hering errichtet und wurde 1935 von der Familie Gilmore gekauft, die das Haus heute noch führt. Brodick auf Arran ist nun mal ein Dorf wo nicht viel los ist, aber hier ist man echt bemüht, für jeden etwas zu bieten. Respekt, hier macht man wirklich vieles richtig. Für Whiskyliebhaber gibt es auch eine gute Auswahl… sicher nichts Außergewöhnliches, aber eine solide Range mit natürlich etlichen Arran Whiskys.

Der Vorgarten vom Ormidale Hotel...unschwer zu erkennen, es war der einzige Sonnentag : Mittwoch

Morgen Vormittag geht die Fähre zurück nach Ardrossan, von dort zum Flughafen das Auto zurückbringen und der Rest gehört Glasgow… von dort oder aber auch einen Tag später von zuhause gibt es dann das letzte Kapitel… erstmal sehen was morgen abend so abgeht… 😉

Abschied von Arran

McLarsen goes Arran TAG 7 : GLASGOW

…so…alles hat ein Ende und der Urlaub gefühlt natürlich viel schneller. Gestern hieß es Abschied nehmen von Arran… garantiert war das nicht das letzte mal auf dieser Insel. Gestern ging es dann mit der Fähre nach Adrossan, dann das Auto am Flughafen abgegeben und mit dem Airport Link in die Glasgower Innenstadt. Dort checkte ich im easyHotel ein, also diese Schließkastenbuden von easyjet. Nun ja, 25 £, da darf man auch nicht viel erwarten, Fenster gab es nicht, der Koffer passte nur aufs Bett, W-Lan kostet 5 £ extra, Frühstück ist auch extra… Für eine Nacht nur schlafen ist es ok, für länger eher nix…, zumindest verkehrstechnisch ist es gut gelegen. Ich wollte es auch nur mal probiert haben. Dann ging es in die City shoppen… quatsch… erstmal in die Shilling Brewery und zwei von deren selbstgebrauten probiert, ein IPA und ein dunkles was wie Schokoladentörtchen geschmeckt hat.

Craftbeer bei der Shilling Brewing Company
...sieht schon geil aus, das Interieur vom Pot Still...

Dann weiter ins Pot Still. Als ich vor einigen Jahren das letzte mal da war, war dort laute Diskomusik und die Atmosphäre ziemlich mies, so das ich mir vornahm, hier erst mal nicht wieder zu kommen. Nach etwa 5 Jahren traute ich mich dann doch mal wieder und wurde nicht enttäuscht. Ein 1988er Rosebank für 15 £ (3,5 cl) war ein fairer Preis und vor allem sehr lecker. Dann erstmal etwas essen, damit der Abend nicht verfrüht beendet wird und danach ins Bon Accord, meinem Lieblingspub in Glasgow. Von Paul, dem Seniorchef wurde ich auch prompt wiedererkannt und hatte gleich einen raren Single Cask Highland Park im Glas. Danach gab er mir noch eine etwa 35jährigen Macallan von einem Fass was die da irgendwo rumstehen haben. Sehr viel Sherry, staubtrocken… und lecker. Er sollte aber vielleicht langsam aus dem Fass raus..

Glasgows bester Pub heißt Bon Accord. Bei mir zumindest...

Ein paar Pints später reichte es dann auch und es ging heimwärts in den Karnickelstall. Heute morgen dann wieder zum Flughafen, rüber nach Berlin, dort erstmal fast einen Hitzeschock bekommen… 18. September.. 30 Grad.. Hallo ?

Nette Impression auf dem Rückflug : Sylt, Föhr und Amrum von oben...

Nun ja, jetzt bin ich wieder zuhause und das ist auch gut so. Frau und Katzen freut es auch. An dieser Stelle vielen Dank für die zahlreichen netten Kommentare und vielen Dank fürs lesen. Der nächste Bericht kommt warscheinlich im April bei meinem Arbeitseinsatz bei Springbank in Campbeltown. …see you…

McLarsen im Land der tausend Biere I. Fränkische Schweiz & Bamberg (August 2020)

Prolog / Tag 1 : Anreise / Krug Bräu

2020… das Coronajahr… ich hoffe es bleibt dabei und man wird in Zukunft nicht vom ERSTEN Coronajahr sprechen weil es länger dauert… nun ja was ich sagen wollte ist das dieses Jahr bezüglich von Reiseaktivitäten ein schwieriges Jahr ist. Eine Schottlandreise war eigentlich für September geplant und auch schon komplett durchorganisiert… neulich hab ich alles abgeblasen, zu unsicher alles noch. Im April hatte ich bereits eine 10tägige Deutschlandreise geplant und ebenso komplett gebucht… Der Plan dieser Reise war in etwa : 2 Tage in : Erfurt, Bamberg, Freiburg, Koblenz und Paderborn. Warum diese Städte (?) sie haben alle eine interessante Geschichte und einiges an geschichtsträchtigen Gebäuden… dazu sind sie auch für regionale Spezialitäten im kulinarischen Bereich bekannt… sowohl im Bereich Speisen als auch Getränken… das ist ja dann schon mein Thema und dann…kam Corona… … das Offside mußte wie alle anderen Bars schließen, plötzlich war alles was man kannte und in den letzten Jahren machte auf dem Prüfstand gestellt… und unsere Katzen fragten sich bestimmt was mit uns nicht ganz richtig ist da wir den ganzen Tag in ihrer Wohnung verbrachten. Mittlerweile ist es Ende August, der Sommer so gut wie vorbei, das Offside längst wieder geöffnet und nun also zum ersten mal in diesem Jahr raus aus der Stadt, ab aufs Land… es geht in die fränkische Schweiz, mit Freunden zusammen eine Bierwanderung und im Anschluß noch ein paar Tage in Bamberg. Es handelt sich um ein paar Tage voller Bier,  gutem Essen, schöner Landschaft und netten Leuten.

…schon lange hörte ich mal was von Bierwanderungen und fand alleine das Wort cool… Wanderung = ich kann einigermassen gut geradeaus laufen und zur Belohnung gibt es ein regional gebrautes Bier… das ist durchaus korrekt… aber man tut gut daran in eine Gegend zu fahren, wo das Bier auch richtig gut schmeckt und das Drumherum wie Essen und Unterkunft auch hinhaut…
Ich war jetzt 10 Jahre fast ausschließlich in Schottland und Irland unterwegs… 19 x Schottland… 2 x Irland… in Schottland wage ich mir zu erlauben so etwa jedes zweite Dorf …naja… dritte oder vierte… zu kennen… aber wenn mich die Schotten immer gefragt haben wo ich her komme… klar Berlin Mitte… (nicht schlecht vielleicht)… aber wenn die Schotten dann erzählt haben wo sie mal in Deutschland waren, dann waren das entweder Orte wo sie mal als alliierte Streitkräfte stationiert waren oder irgendwelche Ziele wie Schwarzwald oder fränkische Irgendwas… Beim Fränkischen lässt sich sicher einiges finden… die Landschaft ist nicht spektakulär aber relativ immer schön… die Menschen sind entspannt und nicht so speziell wie in dem Teil des Landes was man Bayern nennt… Der Unterschied zwischen Bayern und Franken ist außerdem das man in Franken gutes Bier braut bzw. manche sagen sogar das die das da im Gegensatz zu Bayern überhaupt können… Ich möchte mich also auch „weiterbilden“ um besser Auskunft über mein eigenes Land geben zu können, sollte ich im Ausland mal wieder danach gefragt werden.
Die Gemeinde Aufseß (da gehören mehrere Dörfer dazu… insgesamt etwa 1300 Einwohner) hatte im Jahre 2001 die höchste Brauereidichte pro Einwohner weltweit (4 Brauereien / 1300 Einwohner)
… prompt gab es einen Eintrag in das Guinness Bier Buch der Rekorde… und das heißt für mich… kann so verkehrt nicht sein…
Alleine macht so etwas garantiert keinen Spaß… da sollte man schon mit Leuten hinfahren die man gut kennt und am besten schon mal mit ihnen unterwegs war… es traf sich gut das ich meinen besten Freund André (seit 1975) nicht lange überreden musste… meinen Freund Immo auch nicht, Matthias die ganze Aktion auch erstmal ins Spiel gebracht hatte und auch einen erheblichen Teil organisiert hat, Carsten als guter Freund von Matthias dabei war und Matthias’ Bruder Thomas noch aus Erlangen dazu stieß… ein gutes Team war also schnell gefunden…
Die Anreise erfolgte mit der Bahn von Berlin Hauptbahnhof via ICE nach Bamberg… gerade einmal 2,5 Stunden hat das gedauert, unterwegs gab es zur Einstimmung ein paar kleine Whiskys …ich hatte tags zuvor schließlich Geburtstag. In Bamberg angekommen ging es mit einem Taxi weiter, welches 5 Personen fassen musste. Der erste Wagen der das konnte und sich mit uns in Bewegung setzte war ein… gute Frage was war das überhaupt (?) jedenfalls kein Van oder so sondern ein Wagen mit einer Art Notsitz. Der Fahrer war ein älterer Osteuropäer namens Viktor, der vielleicht einen alten Rekord mit der Strecke brechen wollte… jedenfalls ist das Blech seines Autos was unter unseren Füßen war jetzt etwas eingedrückt… will sagen … der ist gefahren wie ein Wahnsinniger und ich hatte Momente wo ich mir ausmalte, wie die Presse dann später hätte berichten können „Es hätte ein schönes Wochenende werden können“. …aber naja… wir sind letztendlich gut in Breitenlesau angekommen, der Viktor war aber das ganze Wochenende ein Thema dieser Tour…

Eine Russenlinde... warum ? steht auf dem nächsten Bild...
...genau deshalb...

So… Breitenlesau (Gemeinde Waischenfeld / Landkreis Bayreuth) ist ein Dorf mit etwa 200-250 Einwohnern, einer Kirche, einer Russenlinde und einer Brauerei. Diese Brauerei heißt Krug Bräu und sollte für 3 Nächte unser Quartier sein. Die Familie Krug gründete die Brauerei bereits 1834, bis heute ist es ein Familienunternehmen und das Bier ist auch überregional bekannt und wird auch ins Ausland exportiert. Ähnlich wie bei bekannten Whiskybrennereien auf den britischen Inseln ist das Business von der Herstellung von Alkohol nicht mehr auf die Produktion dieses eingeschränkt, es bedarf heutzutage schon etwas mehr um sich nachhaltig zu empfehlen und wirtschaftlich unabhängig zu bleiben, sollte es einmal nicht so laufen wie geplant. Im Falle der Krug Brauerei zählt dazu eine große Gastwirtschaft mit Biergarten, Übernachtungsmöglichkeiten und ein Tanzcenter (wegen Corona war das nicht auf und ich durfte nicht tanzen). Unser Zimmer (#9) war ein Dreibettzimmer welches ziemlich modern und auch geschmackvoll eingerichtet war… es gab nichts was ich vermisst habe. Für knapp 40 € pro p.P. pro Nacht mit Frühstück durchaus ok, die Zimmer sind durchaus sehr gefragt. Nachdem nun das Quartier bezogen war konnte nun das Wochenende eröffnet werden, also die paar Schritte raus in den Biergarten und Krug Bräu Olé… natürlich nicht ohne die beste fränkische Küche… auf den Tafeln standen fast ausschliesslich Speisen die ich liebe und so gingen in meinen Bauch neben den ganzen Bieren noch eine Schinkenplatte und ein amtliches Schnitzel. Das Krug Bräu gibt es als Helles und (80% vom Ausstoß:) Dunkles Lager. Das alles war sehr lecker und natürlich hat es die Berlin/Potsdamer Abordnung geschafft, die letzten auf dem Platz zu sein… machte ja nix… das Bett war nur ein paar Schritte entfernt. Es folgten einige Stunden Schlaf…

Das erste Bier... ich will nicht spoilern...aber es wird nicht das letzte gewesen sein...
Breitenlesau - Nankendorf Avenue

Tag 2 : Eine Wanderung zum Üben

Das Frühstück im Hause Krug war eher schlicht… Filterkaffee aus der Thermoskanne und ein unspektakuläres, kleines Buffet. Unsere erste Bierwanderung ist kein offizieller Bierwanderweg sondern eine individuelle Strecke, die Matthias und Carsten schon einmal gelaufen sind. Bei schönem Wetter ging es die ersten 3,5 km von Breitenlesau nach Nankendorf zur Schroll Brauerei. Auch dieses Familienunternehmen gibt es bereits seit über 150 Jahren… es gibt einen Gasthof mit kleinem Biergarten. Wir waren die ersten Gäste, durften die Sonnenschirme öffnen und kurz nach 11 Uhr stand das erste Bier auf dem Tisch, es war ein klassisches Landbier und wir nahmen sicherheitshalber zwei davon.

Das erste Bier des Tages...
...in der Schroll Brauerei Nankendorf...

Weiter ging es dann in Richtung Waischenfeld… mit 3000 Einwohnern eine Nummer größer als die umliegenden Ortschaften. Der Weg führte über einen Berg der mir als ungeübten Wanderer einiges abverlangte. Zur Belohnung stand dann oben eine kleine Kapelle… nein keine Combo mit Blasmusik zur Begrüßung sondern etwas zum beten (oder auch nicht). Danach ging es wieder bergab und wir kehrten ins Gasthaus „Zur Sonne“ ein. Dort gab es Mittagessen und Bier von der lokalen Heckel Brauerei. Es mag am Wetter oder am Namen des Gasthofes gelegen haben… fortan hatte ich den berühmten Tomatenkopf Sonnenbrand.

Die Kapelle am Ende des Aufstiegs
Rast im Gasthof zur Sonne... und die war an...

Es folgte ein erneuter Aufstieg und ein teilweise etwas abenteuerlicher Weg ins Dorf Hubenberg wo es gutes dunkles Bier der Brauerei Held aus Oberailsfeld gab. Die Kneipe war zwar laut Öffnungszeiten auf, hatte aber kein Licht an und es dauerte ein wenig bis sich jemand fand der in der Lage war Bier zu zapfen… auf’m Dorf ist halt alles bisschen anders… Das Held Bier war aber ein sehr gutes Gebräu, was auch doppelt getestet wurde.

Held Bier im Gasthof Polster Hubenberg
Hubenberg liegt übrigens bei Saugendorf 😀

Inzwischen drehte sich das Wetter und es fing ordentlich an zu regnen… zum Glück nur Wasser so das es nicht zu schlimm war, das wir die 3 km nach Breitenlesau an der Straße laufen mußten. Zurück an der Unterkunft stieß Thomas als letztes zu unserer Gruppe und wir waren komplett. Danach gab es natürlich noch Bier und lecker Essen… ich für meine Person hielt es aber den Abend bescheiden, schließlich erwartete uns tags drauf eine Tour von über 20 Kilometern mit 4 Brauereien… eine solche Strecke sollte man tunlichst einigermaßen fit antreten…

...der Sechser ist jetzt vollzählig...

Tag 3 : Die große Tour zum fränkischen Ehrenbiertrinker Diplom

Mit dem 9 Uhr Gong des Kirchturms setzte sich die Kolonne in Bewegung, welche es anstrebte mit dem Diplom „Fränkischer Ehrenbiertrinker“ zurück zu kommen. Dieser offizielle Wanderweg ist 14 Kilometer lang und verbindet 4 Brauereien, die alle zur Gemeinde Aufseß gehören. Mit 1300 Einwohnern ergibt das einen Schnitt, der zu einem Eintrag im Guinness Buch der Rekorde führte.

Um auf den Wanderweg zu kommen mussten wir aber erstmal 3 km in das Nachbardorf Hochstahl laufen… auch hier gab es wieder abenteuerliche Abkürzungen übern Acker… aber egal, in Hochstahl angekommen erwartete uns die erste Brauerei des Tages : Reichold. Genau wie die Krug Brauerei bietet auch Reichold Plätze zur Übernachtung an. Die Gäste kamen gerade vom Frühstückstisch als wir eintrafen und unser erstes Bier orderten. Diese Leute, überwiegend Ü50, waren in größeren Gruppen organisiert und hatten meistens mäßig originelle T-Shirts an damit man sie voneinander unterscheiden kann… viele sahen wir im Laufe des Tages wieder.

Das erste Bier des Tages bei Reichold in Hochstahl
...auf dem Weg...

Das Landbier der Reichold Brauerei schmeckte ausgezeichnet, so das wir sogar 3 Töpfe davon nahmen, bevor es weiter ging… schließlich standen etwa 4,5 Kilometer bevor. Die erste Rentnergruppe mit komischer Kleidung war schnell eingeholt… dann gab es einen Pinkelvorsprung zu erlaufen… so hatte unsere Truppe einen ganz schönen Zahn drauf… es machte auch Spaß weil niemand damit überfordert war. Das nächste Ziel war die Brauerei Stadter in Sachsendorf. Am Ortseingangsschild stellten wir fest, das in unserer Gruppe 4 gebürtige Sachsen sind…

4 x Born In Saxon

Die Brauerei Stadter ist eher ein kleiner Laden, es war Mittagszeit und wir mussten einige Minuten warten bis wir einen Platz bekamen. Das Bier war… nicht schlecht aber im Vergleich zum Reichold Bier ein deutlicher Verlierer. Hier reichte uns auch ein Bier und weiter ging es in Richtung Aufseß, wieder eine Strecke von über 4 Kilometern. Die Geschwindigkeit war noch immer hoch, in der Mittagssonne konnten wir sie aber nicht mehr steigern… es reichte aber um noch ein paar Leute zu überholen.

In Aufseß bei Rothenbach

Die Brauerei Rothenbach ist wahrscheinlich die größte auf dieser Strecke, so wohl mit der Menge der produzierten Biere als auch mit ihrem Gasthof und Biergarten. Wir hatten Glück das wir einen guten Tisch bekamen und nutzten den Aufenthalt neben diversen Bierproben auch zum Mittagessen, in meinem Falle ein schöner Tafelspitz mit Kloß… das Essen in Franken lässt ja keine Wünsche offen… der Aufenthalt in Aufseß war sehr angenehm, aber eine Station gab es noch zu absolvieren : Kathie-Bräu in Heckendorf… zwar nur 2 Kilometer, diese aber fast ausschliesslich steil bergauf… ich war zeitweise etwas kurzatmig… Kathie-Bräu ist nicht nur eine Brauerei mit sehr großem Biergarten, sondern auch ein beliebter Treff für Biker. Die Gebäude sind recht alt und sehen auch so aus, was die Sache aber nicht unsympathischer macht… im Gegenteil… vom Flair gefiel es mir hier am besten. Das Bier war ein Dunkles und schmeckte auch sehr gut. Da wir die 4 Brauereien alle abstempeln haben lassen, bekamen wir dort auch unser Ehrendiplom… immerhin besser als ein Jodeldiplom und überhaupt… diese Art der Fortbildung lobe ich mir. Vom Kathis trennten uns noch 5 km bis nachhause zum Krug, wir hätten diese direkt ansteuern können oder aber aufgeteilt in einmal 2 km zurück zum Reichold nach Hochstahl und von da aus die 3 km nach Breitenlesau… wir wählten die Version 2 und kamen nochmals in unsere erste Brauerei zurück um dort noch eine Rast mit Bier zu machen. Inzwischen kamen uns auch dann einige schräge Typen entgegen die schon viel getankt hatten und schlechtestenfalls noch mit lauter Schlagermusik bewaffnet waren… ein wenig Ballermann in Franken ließ sich nicht leugnen… insgesamt ging das aber… außerdem war Samstag.

...bei Kathie
...ähnlich... aber schon zurück beim Reichold...

Ohne Abkürzungen ging es dann zurück zum Krug und dort… ja… ihr ahnt es (?)… richtig, wir haben noch ein paar Bier getrunken. Danach haben wir alle sehr gut geschlafen… es war so einer der besseren Tage im Leben… ich denke ich spreche da für alle in der Gruppe.

Das Jodeldiplom

Tag 4 : Regentag in Bamberg

Der Zug der Rückreisenden André, Immo und Karsten fuhr um ca. 13:30 von Bamberg, das ließ noch Zeit um ganz in Ruhe zu frühstücken und danach… nun gut… was will man machen… man wartet auf das Taxi was für 12:00 Uhr bestellt war und was soll man inzwischen machen (?) …in einem Brauereigasthof (?)… richtig, ein gepflegtes Krug Bräu trinken. Der Taxifahrer hatte durchaus einen deutlich angenehmeren Fahrstil als Viktor… und Matthias weiß jetzt auch alles über die Gegend, seiner Familie und Nachbarn. Am Bahnhof Bamberg stiegen die Rückfahrer aus, Matthias und ich fuhren noch bis zum Hotel. Das City Hotel Bamberg ist ein sehr neues Hotel, es ist erst ca. 1 Jahr auf. Es handelt sich um ein umgebautes altes Bankgebäude und ich muß schon sagen, nicht nur der erste Eindruck ist positiv auch alles andere passt.

Das City Hotel
Domplatz im Regen

Der Regen wurde immer stärker und laut App war auch nicht zu erwarten das sich das noch ändert. Da aber auch dieser Regen nur aus Wasser war gingen Matthias und ich dann ins erste Brauhaus am Weg Sternla. Dort gab es lecker Bier und für mich einen amtlichen fränkischen Sauerbraten… Regen (?) mia doch egal…

Erstes Bamberger Bier im Sternla

Danach ging es ein wenig stadteinwärts, vorbei an dem berühmten Rathaus welches mitten im Fluss errichtet wurde und in der Liste der schönsten historischen Rathäuser Deutschlands ganz sicher eine Top 10 Platzierung hat, bis zum Domplatz. Schnell merkten wir das es im strömenden Regen keinen Spaß macht um die Schönheiten der Stadt zu erkunden… zum Glück gibt es ja nicht nur schöne Äußerlichkeiten sondern auch jede Menge „innere Werte“… Bamberg hat nämlich etwa 10 Brauereien mit angeschlossenen Gasthäusern. Leider sind die meisten davon entweder Sonntags oder Montags geschlossen, aber ein paar haben wir schon kapern können.

Im Ambräusianum

Da waren noch das Ambräusianum direkt neben dem Brauhaus Schlenkerla… das war so… eher lala und dann noch zur Brauerei Spezial, wo es uns sehr gut gefallen hat und wo es auch das erste Rauchbier auf unserer Reise gab. Wir schafften es wieder einmal die letzten zu sein, was aber 21:00 Uhr auch nicht weiter verwunderlich war. Es reichte ja auch und der Regen erstickte auch den größten Elan im Keim… also ab ins Hotel und in die Heia…

Brauerei Spezial
Die typische Handbewegung dieser Tage...

Tag 5 : Eine Bamberger Erkundungstour

 

Blick vom Michelsberg gen Nordosten
Blick vom Michelsberg Richtung Dom

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen brachte die Gewissheit : der Regen ist vorbei. Dann also das gute Frühstück im Hotel genossen und ab in die Stadt. Durch diverse Gassen und Straßen liefen wir zuerst auf den Michelsberg wie ihm die Einheimischen nennen (offiziell Michaelisberg) Bamberg steht wie Rom auf 7 Hügeln… auf zweien davon befinden sich Kirchen… der Dom und die Michaeliskirche mit ihrem dazugehörigen Klosterkomplex. Die Kirche wird gerade aufwändig restauriert, eine Besichtigung ist nicht möglich… der Ausblick den man von dem Berg hat ist allerdings frei… und sehr lohnenswert. Nach kurzen Stopps an Sehenswürdigkeiten wie dem Rosengarten war es Zeit für eine erste Rast… und die gab es in dem bekanntesten Brauhaus der Stadt : Schlenkerla.

Im Rosengarten
Klein-Venedig

Um die Mittagszeit war dort noch nicht so viel los, so das wir die Gelegenheit nutzten das weltbekannte Schlenkerla Rauchbier zu verkosten. Meine erste Begegnung mit diesem Bier war eher unangenehm… wenn man nicht darauf vorgewarnt ist was da gleich kommt, dann verzieht man doch erstmal das Gesicht. Nun ja, diesmal wußten wir was uns erwartet aber Fans werden wir von diesem Rauchbier wohl nicht mehr werden… Rauch im Whisky passt einfach besser. Schinken zu Schinken, Bier zu Bier…

Im Schlenkerla : Rauchbier...
...und Bamberger Zwiebel

Weiter ging es u.a. am Ufer der Regnitz mit dem schönen Ensemble alter und schiefer Häuser namens Klein Venedig und der Fußgängerzone (welche von den Geschäften her natürlich auch in Gera oder Wanne Eickel stehen könnten, aber die Häuser hier sind schöner) zur nächsten Brauerei : Fässla. Dort konnte uns das süffige Lager durchaus überzeugen und auch das Pils war nicht schlecht. Anschließend hatten wir einen Termin zur Domführung. 2 x am Tag gibt es öffentliche Führungen durch den Kaiserdom… sie kostet 5 € und beinhaltet einige Dinge, die dem individuellen Besucher der Kirche nicht zugänglich sind wie z.B. die Krypta und den Altarraum. Ich fand es sehr interessant und man könnte sicher noch viele Stunden durch das über 1000jährige Bauwerk wandeln… aber Kirchen kommen bei mir in den nächsten Tagen nochmal vor.

Dom - Blick zum Ostchor
Dom - Ostchor
Dom - Details vom Chorgestühl
Dom - Der Bamberger Reiter
Dom - Westchor
Dom - Altar von Veit Stoß

Nun hieß es erstmal Mittagessen und weil es so nahe war, ging es nochmal ins Schlenkerla… dort hatte ich von der Bamberger Zwiebel gehört und das klang durchaus lecker. Es handelt sich um so etwas ähnliches wie Kohlrouladen, nur nicht mit Kohl ummantelt sondern die Hackfleischmasse wird in eine große ausgehöhlte Zwiebel gefüllt. Es hat gut geschmeckt war aber auch nicht die Erleuchtung. Nach der Zwiebel und einem Rauchbier gab es dann erstmal eine kleine Pause im Hotel. Danach ging es weiter… ursprünglich wollten wir in ein Lokal namens Zapfhahn… einem nicht ganz so traditionellen sondern eher alternativen Laden… leider bekamen wir dort keinen Platz. Nicht weit von dem Laden ist ein Irish Pub… und wir dachten es kann nicht verkehrt sein ein wenig den Eisengehalt im Blut aufzufrischen und zwei Guinness zu trinken. Weiter ging es ein ganzes Stück weg von da zur Mahr’s Brauerei. Dort wurde um 21:00 geschlossen, weshalb wir nur ein Bier probieren konnten. Es war nicht so schlimm… das Mahrs Lager schmeckte uns beiden nicht… da war eine dominante Bananennote im Spiel. Wenige Meter von Mahr’s entfernt liegt die Brauerei Keesmann… deren Sternla Lager hat uns dann wieder geschmeckt… aber auch da war bald Feierabend und der zweite Tag in Bamberg ging zu Ende.

...Ausklang bei Mahrs...
...und Keesmann.

Tag 6 : Die Bamberger Erkundungstour wird fortgesetzt

Dieser Dienstag, 01.09.2020 war der Tag der Tour an dem ich als letzter übrig blieb, Matthias musste nachmittags zurück fahren. Bis dahin war aber noch ein wenig Zeit und wir machten da weiter, wo wir tags davor aufgehört hatten… durch die Stadt laufen und gelegentlich ein Bier trinken. Als erstes ging es ein wenig bergauf im Nordwesten der Stadt… dort kann man vorbei an gerade geschlossenen Biergärten und der Produktionsstätte von Schlenkerla laufen (das war nicht der direkte Weg) und sich dann mit einem Bier der Brauerei Greifenklau belohnen.

Die Brauerei Greifenklau
...und es schmeckt schon wieder...

Das Bier… es war ein Lager und wenn mich nicht alles täuscht ein Märzen war durchaus empfehlenswert. Das Wetter war wieder etwas unbeständig, es nieselte erst, dann wurde es doller… ok nicht so schlimm wie am Sonntag, aber …hmpf… Wir liefen noch ein paar Stationen ab um Sachen zu fotografieren die wir noch nicht hatten… dann wurde es aber doch Zeit für eine erneute Einkehr und zwar ins Klosterbräu… das war nun eine der letzten Brauereien die wir noch nicht besucht hatten. Neben Bier (Helles, Dunkles, Rauchbier) kam auch ein ordentlicher Gulasch zum Mittag auf den Tisch.

...Gulasch...
...und Bier im Klosterbräu... das letzte Prosit Bild zu zweit...

Als wir dann gingen hatte es aufgehört zu regnen, wir gingen zum Abschluss nochmal zur Fässle Brauerei (die nächstgelegene vom Bahnhof) und etwa 17:00 ging es für Matthias in Richtung Heimat. Ich ging erstmal ins Hotel und schrieb große Teile dieses Blogs… es ist ja nicht immer leicht sowas zu schreiben wenn mehrere Personen unterwegs sind, alleine nimmt man sich eher die Zeit. Später hatte ich erstmal genug von Bier und Schweinebraten, ich ging zum Italiener direkt neben dem Hotel und es gab Nudeln, Wein und Wasser. Damit war auch dieser Tag Geschichte.

Goodbye Matthias...

Tag 7 : Bamberger Kirchenwanderung

Die protestantische St. Stephanskirche...
...mit angenehm hellen, im Vergleich eher schlichtem Interieur...

An dieser Stelle muß ich erstmal kurz meine Beziehung zu sakralen Bauwerken erklären. Ich war zu keiner Zeit meines Lebens irgendeiner Religion verbunden und habe auch sonst keinen Draht zu spirituellen Sachen. Allerdings habe ich seit meiner Kindheit ein Interesse an sakralen Bauwerken und deren Kunstschätzen… das war zeitweise schwierig, zu Zeiten der DDR war es nicht immer gerne gesehen wenn man sich zu oft in Kirchen rumtreibt… aber es sind ja auch nicht nur Kirchenbauten, sondern im Prinzip alles was aus alten Steinen gebaut wurde, bereits als 13jähriger habe ich in den 1980ern schon als Führer im Schloß Sanssouci etwas Geld in den Ferien verdient…Leser meiner Schottland Blogs wissen ja das ich dort gerne Castles besichtige, auch wenn sie nur noch ein Haufen voller Steine sind.

Die Obere Pfarre mit ihrem gotischen Umgangschor...
...und recht üppigem Inneren...

Bamberg ist natürlich eine sehr katholische Stadt wie überhaupt ganz Franken oder Bayern. Da diese Stadt im zweiten Weltkrieg ziemliches Glück hatte von größeren Zerstörungen verschont zu werden, gilt Bamberg als die größte vollflächig erhaltene Altstadt Deutschlands… mit entsprechend vielen Kirchen. Die größte und bekannteste ist natürlich der Dom… 1000 Jahre Geschichte und immer wieder Veränderungen machen ihn schon zu einem sehr beeindruckenden Bauwerk. In seinem Schatten gibt es aber auch noch etliche andere bemerkenswerte Kirchenbauten. Ich hatte mir auf der Karte ein paar ausgeguckt und bin diese in wenigen Stunden abgelaufen und habe ziemlich viel fotografiert.

Das Karmelitenkloster
...wartet auf Spenden das es mit der Restaurierung weiter gehen kann...

Begonnen habe ich bei St. Stephan. Das einzigartige dieser Kirche ist, das sie von einem Papst geweiht wurde… nun gut, das gibt es in der Tat häufiger… aber man muß schon dazu sagen, das es eine evangelische Kirche ist… das allerdings erst seit gut 200 Jahren und als Papst Benedikt VIII. diese Kirche weihte, war an Luther oder Reformation noch lange nicht zu denken. Viel aus der Zeit ist heute eh nicht übrig… das jetzige Kirchengebäude entstand im 17. Jh in einem Stilmix aus Spätrenaissance und Frühbarock. Seit der letzten großen Renovierung erstrahlt das Innere der Kirche in einem strahlenden Weiß, was wirklich sehr gut aussieht. Ich war ganz alleine in dem großen Raum… eine ganz besondere Stille war das…

St. Jakob vom Michelsberg... im Hintergrund die Altenburg
St. Jakob innen... der romanische Kirchenstandard um 1100

Von schlichtem Weiß und Ruhe konnte in der nächsten Kirche keine Rede sein, es ging wenige hundert Meter in die Pfarrkirche zu unsere lieben Frau… im Volksmund einfach „Obere Pfarre“ genannt. Die katholische Kirche (ab jetzt sind alle weiteren katholisch) entstand im Zeitalter der Gotik im 14. Jahrhundert. Der Chor wurde etwas später als das Langhaus gebaut, was besonders außen gut zu erkennen ist. Das Innere des Bauwerks ist sehr reichhaltig ausgestattet, was meistens von der Barockisierung Anfang des 18. Jh stammt, aber auch viele Schätze früherer Epochen z.B. ein großes Bild von Tintoretto…. die zweitgrößte Kirche der Stadt ist von der Ausstattung deutlich prächtiger als der Dom… an dem wurde in den letzten 200 Jahren zu viel rumgedoktort…

St. Martin in der Innenstadt...
...mit barocker Ausstattung...
...und einer Kuppel die nur so tut als wäre sie eine...

Deutlich kleiner war dann die nächste Kirche : Das Kloster St. Maria & St. Theodor am Karlsberg, auch Karmelitenkloster genannt wurde im 12, Jh als Frauenkloster gegründet, im Laufe der Jahrhunderte war es Heimat verschiedener Orden. Die heutige Kirche ist ein Barockbau von Leonhard Dientzenhofer, die Originalausstattung ist weitestgehend nicht mehr existent… was heute zu sehen ist wurde Anfangs des 20. Jh im neobarocken Stil errichtet.

St. Gangolf im Gärtnerviertel
...im Kern ebenfalls spätes 11. Jahrhundert.

Ebenfalls nicht sonderlich groß ist die St. Jakobskirche unweit vom Dom. Sie ist eine romanische Basilika mit Querschiff und Holzdecken… so in etwa muß man sich auch den ursprünglichen Dom vorstellen. Die Westfassade erhielt einen barocken Giebel und auch der Turm erhielt sein heutiges Aussehen in dieser Zeit. Die Kirche ist Teil des Jakobsweges.
Mein Weg führte mich nochmals auf den Michelsberg, das Wetter war großartig und so konnte ich noch ein paar Bilder bei schönem Wetter machen. Die nächste Kirche war St. Martin am grünen Markt mitten in der Fußgängerzone der Stadt. Die Kirche ist ein Barockbau von den Gebrüdern Dientzenhofer und wurde zwischen 1686 und 1696 errichtet. Bemerkenswert ist eine Scheinkuppel… also eine Art optische Täuschung an der Gewölbevierung.
Eine Kirche hatte ich noch auf dem Plan und das war St. Gangolf im Westen der Stadt, die die Gärtnerviertel genannt wird. St. Gangolf hat auch einen romanischen Kern, ähnlich wie St. Jakob, wurde auch häufig umgestaltet.

...nach 6 Kirchen nun aber genug der Abbitte... ein Bier auf der Altenburg...
Sensationeller Blick auf Bamberg von der Altenburg

Das sollte es für diesen Tag zum Thema Kirchen gewesen sein, es war aber gerade mal früher Nachmittag und die Altenburg, ein in der Stadt gut sichtbares Gebäude reizte mich… nur nicht so recht der Anstieg… also beschloss ich ein Taxi zu nehmen und mich für den Preis von 3 Bier da hoch fahren zu lassen. Ich nahm den Wagen der als erster in der Reihe am ZOB stand und merkte nach ein paar Momenten… das ist doch Viktor (!), der Karmikazepilot der uns von Bamberg nach Breitenlesau gefahren hatte… was für ein Zufall, aber er hat mich nicht erkannt und die 10 min Fahrt waren auch weniger gefährlich als beim ersten mal.
Die Altenburg ist hauptsächlich ein Bauwerk vom Anfang des 20. Jahrhunderts, allerdings gab es durchaus ältere Vorgänger. Auf der Burg befindet sich ein Biergarten der u.a. Weyermann Bier ausschenkt, das ist Bier aus dem Gebäudekomplex einer markanten Malzfabrik unweit vom Bahnhof Bamberg. Wie alle anderen gastronomischen Stätten die ich in den letzten Tagen besuchte, wurde auch hier sehr genau auf die Abstandsregeln und sonstigen Coronamaßnahmen geachtet… hier vielleicht noch ein wenig mehr… aber das machte nichts, das Bier war nicht so meins, es hätte gut irgendein Dünnbierpils aus einer Industriebrauerei sein können. Das große Ding dieser Location war natürlich der Ausblick auf die Stadt… und die war wirklich großartig. Leider wurde es von der anderen Seite bedrohlich finster und es schien wohl klar das es gleich einen Regenguss geben würde… also ging ich wieder bergab Richtung Stadt, der Regen war eher kurz und dann durfte es auch erstmal eine Pause sein… etwa 15 km hatte ich schon in den Beinen. Abends brauchte es nochmal Schäuferla und Sternla Bier zum Abschied dieser tollen Tour… die nächsten Tage wird es garantiert wieder kalorienärmere Speisen geben und das Bier wieder erst abends… so viel steht fest 😉

...das letzte Abendmahl... (war wohl in zu vielen Kirchen heute 😉 Schäuferla (Schulterstück vom Schwein) ist DAS fränkische Gericht...

Tag 8 : Rückreise & Fazit

Bamberg im Sonnenschein

In diesem Moment sitze ich noch im ICE Richtung Berlin. Aus irgendwelchen Gründen fuhr heute kein ICE von Bamberg sondern ich mußte erst nach Würzburg juckeln und dieser ICE ist auch deutlich langsamer unterwegs als der beim Hinweg mit 2,5 h… nun egal…
Ich habe ein paar schöne Tage hinter mir und freue mich das alles so gut geklappt hat. Es war schön mit Freunden zu wandern und Bier zu trinken, es war auch schön auf eigene Faust die Gegend zu ergründen… richtig teuer war das auch nicht, Bier und (gutes) Essen sind im fränkischen wirklich nicht teuer… ich kann es nur empfehlen…

Rücblick... meinte eigentlich was anderes 😉