McLarsen

RadioMcLarsen

Der Radiorecorder R 4100 wurde Anfang der 1980er Jahre im VEB Kombinat Stern-Radio Berlin gebaut. Er kostete seinerzeit 1160 Mark… als ich ausgelernt hatte, verdiente ich damals um die 700 Mark… mal so als Vergleich. Ein solches Gerät, und zwar exakt das hier auf dem Bild, wurde mir 1983 zur Jugendweihe geschenkt. Auf dem Gerät liefen alle musikalischen Entdeckungen dieser Zeit und ohne die Möglichkeit Musik aus dem Westradio aufzunehmen würde ich heute vielleicht Schlager oder Volksmusik hören… warscheinlich aber eher nicht… Der Rekorder wird Pate einer neuen musikalischen Compilations-Serie, ähnlich wie die choice Serie, aber nicht nur mit Neuheiten, sondern wie ein Mixtape aus ganz verschiedenen Zeiten. Name: RadioMcLarsen. Die Sampler-Serie soll zu Monatsmitte erscheinen und wird wie von der Neuheiten- Sample-Serie choice, die es bereits seit fast 5 Jahren gibt, bei Apple Music, Spotify und YouTube hörbar sein…

RadioMac003

Berlin, 16.09.2025… Die Nummer 003 startet mit 3 Mal Schottland aus 3 Jahrzehnten… Beginnen wird King Creosote mit „Blue Marbled Elm Trees“, einer meiner Lieblingssongs aus dem Jahr 2023. In dem Lied geht es quasi darum, seiner eigenen Beerdigung beizuwohnen und das ganz im positiven Sinne. Der hymnische Song ist im Folk zuhause und kommt u.a. mit Uilleann Pipes daher und eignet sich auch ganz hervorragend als Lied für die eigene Beerdigung. King Creosote ist das Projekt des Musikers Kenny Anderson aus Fife, der bereits sehr viele Veröffentlichungen verzeichnen kann, häufig in Eigenregie. Ein weiteres Bandprojekt, hinter dem eine einzelne Person steht, nämlich Mike Scott, sind auch The Waterboys, eine Band, die ich von Anfang an geliebt habe… das war bereits 1983… Die ersten drei Alben „The Waterboys“, „A Pagan Place“ und „This Is The Sea“ sind absolute Meilensteine, es folgten Ausflüge in den Bereich Irish Folk und später auch mal Schweinerock… nicht jeder Schuss war ein Treffer, 2011 aber gelang Scott mal wieder ein Volltreffer. „An Appointment With Mr. Yeats“ basiert auf Texten und Lyrik des berühmten irischen Poeten William Butler Yeats (1865-1939). Die Musik ist eher Rock mit wenig Folk. Das Album war mein Album des Jahres 2011 und wir hören einen der besten Songs darauf: „White Birds“. Noch länger als The Waterboys existieren die Simple Minds… gegründet 1978 in Glasgow. Sie waren Teil einer Art Big Three in den Mitt-1980ern, gemeinsam mit U2 und Big Country waren sie meine Lieblinge. Erst in den 1990ern wurden sie mir dann zu langweilig. „New Gold Dream (81,82,83,84)“ von 1982 war eines ihrer stärksten Alben, noch vor dem späteren Ruhm und Hits wie „Don’t You (Forget About Me)“ oder „Belfast Child“. Wir hören den Titelsong, der zwischen New Wave, Elektronik und Rock dahin perlt… absoluter Klassiker.
Von Schottland ist es bekanntlich nicht weit nach Irland. Das erste Album von Sinead O’Connor liebte ich damals, auch wenn ich etwas irritiert war, dass diese hübsche Frau Glatze trägt… und das in den 1980ern, in denen es viele Verbrechen in Form von Frisuren gab. Mein Lieblingssong von O’Connor ist „Jerusalem“, ein sehr atmosphärisches Stück zwischen laut und leise. Von der Frisur her ähnlich, musikalisch eher im Dream-Pop beheimatet, war die Sängerin Jana Hunter, eine Trans-Person, die zusammen mit ein paar anderen Musikern die Band Lower Dens gründete. Aus dem Jahr 2015 stammt der Song „To Die In L.A.“ vom Album „Escape From Evil“. 2021 verkündete Hunter das Ende der Band. Von L.A. geht’s jetzt nach New York. 2001 kam aus dieser Stadt das Debütalbum The Strokes… Musik, die damals irgendwie aus der Zeit gefallen schien, mit analogen Instrumenten und alten Mikrophonen. Das Album wurde ein Hit und auch die nachfolgenden Veröffentlichungen waren sehr erfolgreich. Inspiriert wurden The Strokes von Musik aus ihrer Heimatstadt… New York Dolls, Television und… na klar: Velvet Underground… Grund genug, die Uhr auf das Jahr 1967 zurückzustellen und mit „Sunday Morning“ an eine der einflussreichsten Platten der Rockmusik zu erinnern: The Velvet Underground & Nico. Wir bleiben in New York… 10 Jahre später erschien „Rocket To Russia“, das zweite Album der Ramones und für mich persönlich auch ihr bestes. „Cretin Hop“ hat alles, was einen Ramones-Song ausmacht… schnell, kurz und knapp und melodisch… zeitlos sowieso.
Sehr viel Energie steckt auch im nächsten Song. „Debaser“ ist der Opener des fantastischen Albums „Doolittle“ der Pixies. Sie waren zu dieser Zeit Vorbild für viele Bands, die später noch viel berühmter wurden, Nirvana zum Beispiel. „Doolittle“ ist für mich persönlich ihr bestes Album. Der nächste Song heißt „Mountain“ und kommt von den Schotten Biffy Clyro. Es ist eine hymnische Ballade aus dem Jahr 2009 und ein Höhepunkt in ihrem Live-Oeuvre… zum Mitgrölen bestens geeignet. Etwas ruhiger wird es dann mit Lied Nummer 11: Loma mit der Single „Going Out“, ein Ohrwurm aus der Corona-Zeit. Die Band aus Texas coverte das Lied des dänischen Künstlers Dinner aus dem Jahr 2014 und ist ein gutes Beispiel dafür, dass Coverversionen auch deutlich besser sein können als Originale… in der Musik von Loma schwebt eine gewisse exotische Note mit und die treibt den nächsten Song auf die Spitze. Die Australier Not Drowning, Waving nahmen ihr fünftes Album „Tabaran“ gemeinsam mit Musikern aus Papua-Neuguinea auf, was in dem Song „Sing Sing“ zu einem Ozean an Trommeln führt… der Song ist einer meiner absoluten Lieblingslieder, wenn auch ganz sicher der exotischste. Bitte dringend nach 2:20 Minuten  die Lautstärke hochdrehen und die Wucht von unzähligen Musikern wirken lassen… wer das einmal macht, macht es immer wieder… versprochen… das Beste daran ist übrigens, dass in diesem Monat ein Nachfolger erscheint. Nachdem die Band seit 1993 kein Album mehr veröffentlicht hat, erscheint demnächst „Malira“. Nummer 13 kommt dann von den Briten The Maccabees und der Anfang von „Pelican“ hat auf jeden Fall auch etwas Exotisches, eher afrikanisches… in einer Mischung mit „Eye Of The Tiger“… vom Album „Given To The Wild“, welches mein drittliebstes Album von 2012 war. Es folgt ein Klassiker aus den goldenen 1980ern vom wohl bekanntesten Album von The Smiths… „The Queen Is Dead“. Die meisten Leute kennen daraus „Bigmouth Strikes Again“ oder natürlich „There Is A Light That Never Goes Out“… beides natürlich fantastisch, wie auch das ganze Album… mein Favourit ist allerdings das abschließende „Some Girls Are Bigger Than Others“… eine Weisheit, die nie enden wird… Dann kommen Tindersticks… ich lernte sie als Support für Nick Cave & The Bad Seeds 1993 kennen und war so geflasht von der Band, dass der Hauptact danach eher Nebensache war. Ihr erstes, selbstbetiteltes Album ist immer noch in meiner ewigen Top 10 und auch das zweite, was ebenfalls nur Tindersticks heißt, war großes Kino. Auf „Travelling Light“ singt dann auch meine absolute Lieblingssängerin der 1990er Jahre mit: Carla Torgerson von The Walkabouts… ein Lied wie eine wärmende Decke am gerade angezündeten Kamin… Apropos Lieblingssängerin… in der heutigen Zeit ist Carla Torgerson nicht mehr so präsent, dafür andere Frauen, besonders Anne Lise Frøkedal, Weyes Blood und Neko Case. Die kommt hier mit „Night Still Comes“ von ihrem Album „The Worse Things Get…“, welches mein Album 2013 war. Die bereits erwähnte (Anne Lise) Frøkedal aus Norwegen schaffte das Album des Jahres 2021 mit „Flora“… sowas wie mein Soundtrack der Corona-Depression. „Set Your Spirit Free“ wäre in einer gerechten Welt auf jeden Fall ein Hit… so ist es hauptsächlich im Offside bekannt. So, genug am Kamin verharrt, gehen wir raus in die kalte Welt und betrachten den „Black Moon“ von Killing Joke, eine großartige Band, die Vorbild für so viele Metal-Bands war, obwohl sie selber keinen spielten. Statt ihres größten Hits „Love Like Blood“ gibt es heute ein Stück aus dem Album „Pandemonium“ von 1994. Anschließend geht es noch einmal nach Schottland, was heute mit 5 Beiträgen recht stark vertreten ist. Mogwai aus Glasgow sind Meister des Post-Rock, meist instrumental, immer laut und großartig. Hier ein Stück vom Album „As The Love Continues“ mit Gesang. „Ritchie Sacramento“ ist eines der poppigsten Stücke der Band… aber auch das können sie sehr gut. Die Nummer 20 taucht stets in die Abgründe meiner Lieblingsmusik ein, heute „The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore“ von den Walker Brothers. Ich mochte Scott Walker auch später noch, als er eher schräge Sachen produzierte… dieser Evergreen sollte aber nach wie vor in keinem Haushalt der Dunkelheit fehlen… viel Spaß mit RadioMc Vol.003

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Berlin, 18.08.2024… RadioMcLarsen Vol.002: Die zweite Ausgabe von RadioMcLarsen startet mit einem absoluten Mitbrüller meiner Lieblingssongs: „Birdhouse In Your Soul“ von They Might Be Giants hat auch 35 Jahre nach Erscheinen nichts vom Zauber der guten Laune verloren… einer der Songs die immer laut gedreht werden müssen, wenn sie mal im Radio kommen. Unsterblich. Song zwei ist dagegen die größte Säuferhymne der Welt, die natürlich ebenfalls mitgegrölt werden muß. Chumbawamba, eine leicht anarchistisch angehauchte Combo aus England, gelang 1997 mit „Tubthumping“ der große internationale Durchbruch, obwohl sie damals bereits lang 15 Jahre Musik veröffentlichten. Der nächste Song täuscht erstmal an, einen auf den Dancefloor locken zu wollen… bald aber schreit dann der Sänger der Briten High Vis seinen Frust heraus… „Mind’s A Lie“ ist aus dem letzten Jahr, aber durchaus dafür geeignet, ein Klassiker zu werden… Crossover anno 2024. Song 4 geht zurück ins Jahr 1977 und zwar nach Australien. Dort veröffentlichten The Saints mit „(I’m) Stranded“ und Radio Birdman mit „Radio Appears“ die ersten Punk-Alben des 5. Kontinents. „Aloha Steve & Danno“ gehört für mich in jede Top-Ten für Punk-Singles aus der Zeit, als das noch was Exotisches war. Stooges meets Ramones, schön auch die Gitarrenbrücke mit der Melodie von „Hawaii Five-O“. Etwas älter als zum Erscheinen im Jahr 2013 klingt auch der nächste Song von TOY. Die Band war vor etwa 10 Jahren ein großes Versprechen, die ersten 3 Alben waren großartig, „Clear Spot“ sogar mein Album des Jahres 2016, danach kam leider nicht mehr viel. „Endlessly“ ist bester Psychedellic-Gitarren-Rock, verträumt und doch voller Energie… Drogen kannste stecken lassen… der Song saugt dich auch so ein und trägt dich in unbekannte Welten… so ähnlich wie auch der nächste Song, aber weniger mit Gitarren, als mit Synthesizern… Ladytron aus Liverpool gruben mitten in einer Zeit von Nu-Metal und weiß-ich-was-für’n-Zeuchs den Synthpop der frühen 1980er wieder aus und lieferten viele sehr gute atmosphärische Stücke wie hier „Tomorrow“ aus dem 2008er Album „Veloficero“. Eine Band die Vorbild sein könnte, kam Mitte der 1980er aus Düsseldorf… Propaganda hatten internationale Hits wie „P-Machinery“, „Dr. Mabuse“ und eben „Duel“… ebenfalls einer meiner Lieblingssongs ever, die laut gedreht werden müssen und mitgesungen… ihr wisst schon… Nach nun zwei mal Synth-Pop zurück zu Gitarre, Bass und Schlagzeug… diesmal aus einer anderen Stadt die Karneval feiert… von Düsseldorf nach Köln. Dort ist die Band Klee zuhause, die machten mindestens drei vorzügliche Platten, bevor sie leider in den Schlagerbereich abdrifteten. Aus dem 2005er Album „Jelänger Jelieber“ hier das verträumte „Mit Dir“… ich hoffe, die Band kriegt irgendwann wieder die Kurve. Nummer 9 ist wieder was mit Vögeln… „Birds Fly (Whisper To A Scream)“ war eine der größten Hits der Liverpooler Band The Icicle Works, eine Band, die zu Unrecht nur im Schatten von Echo & The Bunnymen standen. Das selbstbetitelte Debütalbum von 1984 war jedenfalls großartig. Später veröffentlichte Sänger Ian McNabb viele Soloalben, unter anderen mit den Neil Young Mitstreitern Crazy Horse. The Icicle Works dürften auch Vorbild für die Band White Lies gewesen sein, auf deren Debutalbum von 2009 war zumindest ein Kracher drauf, der bis heute unerreicht ist: „Death“… große Geste, großes Drama… und nebenbei auch besser als jeder Editors Song. Von Death zu Deaf ist es zumindest bei oberflächlicher Betrachtung der Schreibweise nicht weit… musikalisch wirds härter. Deafheaven aus San Francisco verdienten sich schon öfters meine Aufmerksamkeit… musikalisch in einer großartigen Härte gehalten… nur hatte ich immer gedacht, wenn das Gebrülle von einem Gesang ersetzt würde, wäre es eine runde Sache. 2021 war es dann soweit, „Infinite Granite“ kam mit bewährter Mischung aus Black Metal und Shoegaze (mit mehr Betonung auf letzteres) und normalen Gesang. Belohnung: Platz zwei in meinem Album-Jahres-Charts. Das neue Album von diesem Jahr legte leider wieder eine Rolle rückwärts hin… „Great Mass Of Color“ bleibt als Hymne… besonders zum Schluß, wenns nochmal richtig laut wird. Ordentlich laut können es auch die Texaner mit dem etwas ausufernden Bandnamen …And You Will Know Us By The Trail Of Dead… die kombinieren Alternative Rock mit Punk und Progressive Rock, 2005 mit dem Album „Worlds Apart“, was eine wunderbare Mischung aus allen möglichen Richtungen war… hier vertreten mit dem Titelsong. Apropos Punk… eine meiner Alltime Lieblingsbands sind immer noch The Damned, eine der ersten Punkbands der ersten Stunde, die bis heute gute und sehr gute Musik veröffentlichen. „Wait For The Blackout“ ist einer der vielen Meilensteine zwischen der ersten Punkrock-Phase und der Gothrock-Phase… sie waren bei beiden Pioniere… wieder so ein Lieblingslied zum mitsingen. Wir switchen in die 1990er, bevor der Britpop mit Blur und Oasis so richtig Fahrt aufnahm, gab es durchaus bereits ein paar Bands, die den Boden dafür bereiteten, so auch Suede mit ihrem Glam-Brit-Pop. „Animal Nitrate“ war sicher der markanteste Song dieser Zeit (1993) und gerade kommt die Band stark zurück, auf dem aktuellen choice-Sampler (#34) ist die sehr gute neue Single „Dancing With The Europeans“ drauf. Großes Vorbild für Brett Andersons Suede war sicher David Bowie, der ja Glam-Rock mit erfunden hat und heute mit „Starman“ ein wenig die Freunde der 1970er Musik bedient. Um Sterne geht es auch im nächsten Song: „Star Roving“ war die großartige Comeback-Single der Shoegaze-Legenden Slowdive von 2017. Das selbstbetitelte Album dazu wurde in diesem Jahr nur noch von der Lieblingsband übertroffen… großartiges Albun, großartige Liveband… in ihrer ersten Phase gingen sie etwas an mir vorbei, da zog ich für diese Musik eher Lush, Ride oder Cocteau Twins vor… zum Beispiel mit deren Meisterwerk „Heaven Or Las Vegas“ von 1990… hier vertreten mit dem Opener „Cherry-Coloured Funk“. Die Vorbilder der Cocteau Twins, die es ja immerhin bereits seit 1979 gab, waren sicher auch Bowie, aber eher düstere Phase, Siouxsie & The Banshees oder The Cure. Aus dem gleichen Topf schöpften auch The Sisters Of Mercy ihre Inspiration. „Marian“, geschrieben von Wayne Hussey (später The Mission) ist für mich mit Abstand das beste Lied der Band vom einzig wirklich guten Album „First And Last And Always“… wie der Name schon sagt… über den Rest hüllen wir den Mantel des Schweigens. Kurz vor Schluß nochmal eine Band, die auf der härteren Schiene fährt, nämlich Mastodon. 2017 erschien neben einem regulären Album noch eine EP, aud die „Toe To Toes“ drauf war, dieser Song entwickelte sich mit der Zeit zu meinem Lieblingsstück der Band… Gothrock-Prog-Rock-Metal… was für ein schöner Mix. Song Nummer 20 ist stets der Zeit reserviert, in der ich noch sehr jung war. Im Haushalt meiner Eltern gab es keinen Punkrock und auch kein Metal… aber auch keinen Schlager oder so’n Mist… viele Sachen hörte ich gerne mit und viele Songs sind noch heute heimliche Lieblingssongs… auf Nummer 001 letzten Monat konnte ich bestimmt den einen oder anderen Mithörer mit Neil Diamond überraschen. Diesen Monat ist ein trauriges Jubiläum schuld an der Auswahl… 80 Jahre Abwurf der ersten Atombombe auf Hiroshima. Die Briten von Wishful Thinking waren eine typische Eintagsfliege, der Song „Hiroshima“ erzeugt aber als Ballade mit Progrock Ausflügen auch nach über 50 Jahren noch Gänsehaut. Ich wünsche viel Spaß beim Hören, egal wo ihr den Mix gerade hört… bis nächsten Monat… keep on rockin’…

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Berlin, 24.07.2025… RadioMcLarsen Vol.001 – Da das Ding ja etwas mit Radio zu tun hat, soll die Serie auch mit einem Lied über Radio starten: „Radio Free Europe“ ist ein in den USA gegründeter Sender, der besonders in Zeiten des Kalten Krieges von Bedeutung war… quasi ein bisschen Freiheit hinter den Eisernen Vorhang zu bringen. Nicht alles von dem Sender war erfolgreich, und in diesem Jahr wurde der Geldhahn von Trump zugedreht. Grund genug, eine alte Single von 1983 etwas aufzupäppeln… Es war schließlich die Debüt-Single einer damals komplett unbekannten, jungen Band aus Athens/Georgia, die im Laufe ihrer Karriere noch zu Weltruhm kommen sollte: R.E.M. Ich lernte die Band ein paar Jahre später kennen, und über viele Jahre waren sie eine meiner Lieblingsbands. Das erste Lied der RadioMcLarsen-Serie ist ein Remix dieser Single von 2025… nur gering abweichend vom Original. Als ich R.E.M. kennenlernte, galt die Band als eine Art amerikanisches U2… Da muss man wissen, dass jene U2 in den Mitte-1980ern meine absolute Lieblingsband waren. Damals dachte ich noch echt, dass Bono ein Samariter ist und mit der Musik die Welt retten wird… Nun ja… Nach „The Joshua Tree“ verflog der Zauber dann aber recht schnell. Wir hören den Song „A Sort Of Homecoming“ vom Album „The Unforgettable Fire“ in einer Liveversion… Ich bin normalerweise kein Freund von Liveversionen, diese hier macht den Song aber tatsächlich besser. Da der Sampler aber nicht nur ein Guide durch meine Musikhör-Geschichte werden soll, zappen wir 28 Jahre weiter und finden uns in Australien wieder bei dem Song „Endless Summer“ vom Debüt-Album der Band The Jezabels. Die Band um Sängerin Hayley Mary erreichte bei mir Platz 4 der Jahres-Albumcharts und den Sommerhit des Jahres 2012. Der Song fährt auf breiten Straßen und bietet hymnischen Dreampop. Das nächste große Ding wurden The Jezabels dann doch nicht, ihre beiden anderen Studioalben wollten nicht so sehr zünden, und seit 2016 ist Pause. Apropos Sommerhit… Mit dem „Liebesformular“ von International Music aus Essen kommt danach gleich der Sommerhit des vergangenen Jahres. Die Band, die auch als Düsseldorf Düsterboys unterwegs ist, ist für mich eine der coolsten deutschen Bands der Gegenwart. Das Trio verbindet verschiedene Musikstile und hat auch keine Berührungsängste mit Krautrock oder Progressive Rock. „Liebesformular“ ist einer der poppigen Momente der Band „Timeless Melancholy Music“, wie es im Text heißt. Zeitlos ist auch der nächste Song aus dem Jahr 1992: „Motorcycle Emptiness“ von den Manic Street Preachers ist kein bisschen gealtert, eine Hymne über Einsamkeit und Verzweiflung… Für mich nach wie vor der beste Song einer Band, die auch viele erfolgreichere Songs produziert hat. Zurück ins Jahr 1983, und es folgt ein Lieblingslied meinerseits, mindestens Top 5: „This Is The Day“ von The The. Es ist einer dieser Songs, bei denen ich nicht anders kann, als es laut zu drehen, wenn es im Radio kommt, und bei denen ich auch nicht anders kann, als laut mitzusingen… Das Lied strahlt einen bedingungslosen Optimismus aus, obwohl es eigentlich um etwas geht, was wir heute Prokrastination nennen. Um Matt Johnson, die Person hinter The The, war es jahrelang sehr ruhig. Letztes Jahr erschien ein gutes, altersweises neues Album, und neulich wurde eine komplett neue Version seines 1993er-Hits „Slow Emotion Replay“ veröffentlicht… die in dieser Version „This Is The Day“ gar nicht unähnlich ist. Der nächste Song hat auch ein paar Akkordium-Klänge und ist ebenso sehr euphorisch. Es ist „No Cars Go“ von Arcade Fire, vom zweiten Album „Neon Bible“, welches mein Album des Jahres 2007 war. Die Band war seinerzeit eine der besten der Welt für mich, live ein echtes Ereignis… Da rennen gefühlt 10 Leute quer über die Bühne und machen richtig Alarm, mit allen möglichen Instrumenten. Auf der Platte kam auch eine Kirchenorgel zum Einsatz… Nach „Neon Bible“ kam noch „The Suburbs“, ein Konzeptalbum, das nur noch halb so gut war. Danach wurden sie zu Tanzmäusen, Win Butler wurde unkorrekten sexuellen Verhaltens beschuldigt, und heute sind die Kanadier für mich nur noch eine stinknormale Band, die ihre besten Tage weit hinter sich hat… Schade… Das trifft auf  The National nicht zu. Sie tauchten etwa gleichzeitig auf der Weltbühne auf und sind auch heute noch, mit 10 Studioalben im Gepäck, eine exzellente Band mit einer ebenfalls sehr lebendigen Live-Performance. Markenzeichen ist natürlich der Bariton von Matt Berninger, der auch gerade ein nicht minder gutes Solo-Album veröffentlicht hat. Das Album „High Violet“ war übrigens mein Album des Jahres 2010, und „Lemonworld“ ist mindestens so gut wie der Hit „Bloodbuzz Ohio“ vom gleichen Album. Es geht dann auch etwas ruhiger weiter… zumindest erstmal. Beach House, das amerikanisch-französische Duo, war mit die ersten, die eine Renaissance von Dreampop und Shoegaze ermöglichten. „Dive“ aus dem Album „7“ fängt erst verträumt an, man fühlt sich wie so oft bei der Band in Watte gehüllt… Dann nimmt der Song aber noch etwas Tempo auf, und es kommen laute Gitarren zum Einsatz. Es wabert wunderbar vor sich hin, bis das Lied dann plötzlich zu Ende ist. Dreampop wurde jedoch viel früher erfunden, und eine der Pionierinnen waren auf jeden Fall Siouxsie & The Banshees. Nach ihrer frühen Punk-Phase und Highlights der Rubrik Goth-Rock kam die Band ab Mitte der 1980er in poppigere Gefilde, ohne ihre Musik nennenswert zu verändern. „Song From The End Of The World“ ist eine Standalone-Single von 1987, sicher nicht ihr größter Hit, für mich jedoch einer ihrer besten. Die nächste Band ist Type O Negative, eine amerikanische Metalband, die ursprünglich im Bereich Doom- und Goth-Metal zuhause war. Heavy Metal war für mich immer nur bedingt interessant, es gab und gibt zu viele Spielweisen dieses Genres, mit denen ich nichts anfangen kann. In den 1990ern kamen für mich nur wenige Bands aus dieser Richtung in Frage: Suicidal Tendencies, Helmet, Paradise Lost und Type O Negative. Letztere veröffentlichten mit „October Rust“ ein Album, das näher an Cocteau Twins als an Metal lag… eine Mischung, die mir sehr gut gefällt, und von der Song Nummer 11 „Love You To Death“ stammt. Spätere Alben waren wieder härter, und nachdem Sänger Peter Steele 2010 starb, ist die Band Geschichte. 2002 überraschte dann eine andere New Yorker Band mit Musik, die klang, als wäre es 20 Jahre früher, und im Plattenladen des Vertrauens ständen Joy Division, Bauhaus und Gang Of Four bei den Neuheiten. „Turn On The Bright Light“ wurde mein Album des Jahres, und Interpol war die coolste Band dieser Jahre. Auf diesem Sampler gibt es „Obstacle 1“ und danach einen Originalsong aus dem Jahr 1979: „Disorder“, den ersten Song von Joy Divisions erstem Album „Unknown Pleasures“, auch in meiner Musikwelt ein absoluter Meilenstein. Ich lernte die Band erst lieben, als sie bereits als New Order deutlich populärer wurden. The Sweet Serenades, eine Band um den Schweden Martin Nordvall, stehen ebenfalls eher auf der düsteren Seite des Lebens und erinnern an eine Mischung aus The Cure und Depeche Mode. „Akhila“, der Song mit den markanten Marimbas, war ein Sommerhit im Jahr 2023. Von 2012 stammt der nächste Song von Metric, der kanadischen Band um Emily Haines, die es wunderbar schaffen, Synthpop mit elektrischen Gitarren zu kreuzen. Eigentlich sollte an dieser Stelle „I’m All Yours“ aus der Twilight-Serie stehen, aber Spotify hat nicht die richtige Version, also hier der erste Song vom Album „Synthetica“: „Artificial Nocturne“. Ebenfalls aus Kanada stammt Haley Bonar, die hier mit dem wunderbaren Song „Kill The Fun“ vom 2014er-Album „Last War“ vertreten ist. Es ist mein Lieblingslied der Künstlerin, die mit ihrem Album „Impossible Dream“ mein zweitliebstes Album des Jahres 2016 wurde. Danach veröffentlichte sie Sachen als Haley und nennt sich nunmehr Haley McCallum… Leider kam schon lange nichts mehr Bemerkenswertes an Musik raus… Sie hätte das Potenzial gehabt, gleich hinter Lieblingssängerin Neko Case eingeordnet zu werden. Apropos Liebling… Die Lieblingsband darf bei der Erstauflage natürlich auch nicht fehlen. The Church aus Australien lernte ich ca. 1983 kennen und bald lieben, spätestens seit „Starfish“ von 1988 mit ihrem Hit „Under The Milky Way“ sind sie meine uneingeschränkte Lieblingsband. Im Laufe der Zeit durfte ich die meisten Bandmitglieder persönlich kennenlernen… Ex-Gitarrist Marty Willson-Piper war sogar schon im Offside. Die Band wird demnächst ihr 28.(!) Studioalbum veröffentlichen, worauf ich naturgemäß sehr gespannt bin. Es folgt eine andere australische Legende: The Go-Betweens hatten mit „Streets Of Your Town“ vom Album „16 Lovers Lane“ einen ähnlichen Erfolg wie The Church mit „Under The Milky Way“ im gleichen Jahr. Danach gab es eine langjährige Pause, dann noch drei weitere Alben, aber als Grant McLennan 2006 plötzlich starb, war diese Band leider auch Geschichte. Es folgt Musik aus Neuseeland: The Mutton Birds waren eine Band von Don McGlashan, schöner gitarrenbetonter Pop mit mehrstimmigem Gesang à la R.E.M., und mit einer Trompete, die Sänger und Gitarrist McGlashan auch bei Liveauftritten selbst spielt – was ich sonst nur von Element of Crime kenne. „The Heater“ von 1994 ist zudem der einzige Song über eine elektrische Heizung, den ich kenne. Das letzte Album der Band erschien 1999… seitdem nur noch gelegentliche Soloalben von Don McGlashan… Schade eigentlich. Zeit für den Schlusspunkt… und da habt ihr doch bestimmt gezuckt, als ihr den Namen auf dem Cover gelesen habt, oder? Wer mich lange kennt, weiß, dass ich eine Schwäche für Neil Diamond habe… Er ist ein großartiger Sänger und schrieb zig gute Songs, auch für andere Künstler… Die meisten denken aber, er sei nur ein Schnulzensänger. „If You Know What I Mean“ aus dem Album „Beautiful Noise“ von 1976 ist einer meiner absoluten Lieblingssongs EVER… Ich stelle mir manchmal vor, wie ich in einem Pub einer britischen Kleinstadt diesen Song zum Karaoke singe… mit Brusthaartoupee und Spiegelsonnenbrille… pathetisch performe und am Schluss mit den Miedern der Kleinstadt-Omas beworfen werde… So viel dazu… Song Nummer 20 wird auch in Zukunft etwas aus dieser Richtung sein. „and the radio played like a carnival tune as we lay in our bed in the other room when we gave it away for the sake of a dream In a penny arcade, if you know what I mean If you know what I mean babe“…

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Musik 2025

The Lemonheads live 11.09.2025 im Frannz Berlin

Berlin, 12.09.2025… The Lemonheads… eindeutig eine Band aus der Vergangenheit, Anfang der 1990er war Evan Dando der coolste Sänger nach Kurt Cobain und Eddie Vedder… die Musik eher Punk-angehauchter Power-Pop als Grunge und einige unwiderstehliche melodieverliebte Songs… „It’s A Shame About Ray“ drehte sich auch in meiner Stereo-Kompaktanlage dieser Zeit. Nun ja, Cobain schoss sich die Rübe weg, Vedder war und ist Teil eines großen Band-Kollektivs und veröffentlicht bis heute erfolgreich Musik und bespielt die großen Arenen mit Pearl Jam. Und Evan Dando (?) hatte so seine Probleme mit Drogen und der musikalische Erfolg ließ schnell nach. 2025 steht nun erstmals seit fast 20 Jahren ein neues Lemonheads-Album am Start. Die erste Single „Deep End“ mit Juliana Hatfield und J Mascis konnte gefallen und war Teil von choice#32. Nun also live in meiner Lieblings-Konzert-Location in Berlin, dem Frannz Club in der Kulturbrauerei. Es war ausverkauft und ganz ordentlich voll, die Vorband Grateful Cat machte Spaß und alle waren überrascht, als Evan Dando plötzlich für einen Song des Berliner Duos am Schlagzeug spielte… das war schon cool. Während der Umbaupause tauchte Dando dann wieder auf der Bühne auf und suchte irgendein elektronisches Gerät… irrlichterte auch im Publikum rum und bekam es dann von seinem Team gereicht… war wohl gar nicht weg… dann ging es nach einer Weile endlich los. Als Einlaufhymne diente das Intro von Ozzy Osbourne’s „Mr. Crowley“… bald sollten sich dann unerwartete Parallelen auftun, denn recht schnell wurde ganz offensichtlich, dass Mr. Dando nicht wirklich Herr seiner Sinne ist. Das Set wurde im Schweinsgalopp runtergespielt, die Unterschiede der einzelnen Songs höchstens für absolut bibelfeste Lemonheads-Jünger erkennbar… der Sänger und Gitarrist hatte immer wieder Aussetzer mit seinem Spielgerät und dem Vortrag seiner Songs… Nina reichte es mit dem Fremdschämen dann irgendwann und ging schon mal raus. Bassist und Drummer verschwanden dann backstage und Dando coverte mit der akustischen Klampfe u.a. Bee Gees, Whitney Houston und Fleetwood Mac… einige fanden es cool, mir war es dann aber auch irgendwann zu viel. Eine Zugabe mit ein paar Hits oder wenigstens einen neuen Song blieb aus, irgendwann war eine merkwürdige Veranstaltung zu Ende und ich frage mich… war das halt purer Rock’n’Roll oder einfach nur schlecht? Vielleicht ja auch beides… unterhaltsam schon…

choice#35

Berlin, 29.08.2025… choice#35 startet mit einem cinematischen Intro, bei dem die elektrischen Gitarren langsam in das Lied reintropfen, ein träger Beat vom Schlagzeug setzt ein und Sängerin Yana fängt träumerisch an zu singen… ein wenig, als wäre sie gerade erwacht und hätte noch keinen Kaffee… dann entsteht aus den Gitarren-Tropfen eine breite Wand, und die strömt wie ein Ölteppich aus einem langsam havarierenden Frachter in den Ocean Of Sound… wow… und wenn man dann denkt, es ist gleich vorbei, dann kommt noch das Gitarrensolo und Gitarrist Daniil tritt auf alle Effekt-Pedale wie der Organist einer großen Kathedralen-Orgel. Blankenberge heißt die Band, die sich nach einer belgischen Küstenstadt benannt hat… von dort aber kommen sie definitiv nicht, die Band stammt ursprünglich aus dem tiefsten Sibirien und ist der Musikszene zuliebe jetzt in St. Petersburg beheimatet… jaja… Katjuscha klingt anders… „Decisions“ ist bereits das vierte Studioalbum der Russen, und die drei Vorab-Singles „New Rules“, „Together“ und „Escape“ waren hier auch bereits vertreten. Als nun das Album erschien, brauchte ich erst ein paar Hörgänge, bis sie mich, besonders mit diesem Song „Now You Know“, dem Album-Opener, begeistern konnten. Die Top 3 des Jahres haben sie sicher, es wäre das erste Mal überhaupt, dass es Musik aus Russland in meine Charts schafft. Nach dem dramatischen Einstieg geht es kein bisschen leiser weiter… „Behind The Clock“ heißt die neue Single von AFI… und es geht nicht um das siebte Geißlein… da tauchen eher Namen wie Freddy Madison, Betty Elms, Nikki Grace und Susan Blue auf, also irgendwelche Filmcharaktere, mit denen ich aber nicht vertraut bin. Die Musik der Band, die ausgeschrieben A Fire Inside heißt und die es bereits seit 1991 gibt, klingt ein wenig, als hätte man Bauhaus an eine Starkstrom-Steckdose gestöpselt, es ist viel Gothic-Rock im Spiel und ich habe von dieser Band noch nie einen stärkeren Song gehört. Im Oktober erscheint das Album dazu, und ich bin sehr gespannt. Song 3 lässt auch nicht nach an Dunkelheit und Intensität… und 1980’s Inspiration: War es bei AFI gerade noch Bauhaus als Vergleich, kommen mir bei „Oblivion“ der New Yorker Band Lathe Of Heaven unweigerlich Killing Joke in den Sinn… und das ziemlich schmerzfrei und fast schon unverschämt… die Basslinie ist exakt dieselbe wie „Love Like Blood“… aber was solls, besser gut geklaut als schlecht erfunden. Das Album „Aurora“ (Das Titelstück gab es hier vor zwei Monaten) ist insgesamt recht gelungen, und ich werde mir die Band im November wohl mal anschauen. So, jetzt mal ein Ausflug auf die grüne Insel, aber ohne Fiddle und Akkordion, sondern mit elektrischen Gitarren, die klingen als wenn sie Synthesizer wären… oder so etwas Ähnliches… klingt ein wenig nach Soft-Industrial… sollte es jemals so etwas gegeben haben. Just Mustard heißt die Band aus Dalkirk kurz vor der Grenze zu Nordirland, ihr erster Fan mit großem Namen war Robert Smith von The Cure, was auch ein wenig darauf hindeutet, dass es kein Easy Listening LaLa-Pop ist, sondern schon ein wenig auf der dunklen Seite des Pop… hat aber einen schönen Flow und die kleine Fußzehe der Tanzmaus in mir wackelt schon. Nach „We Were Just Here“, dem Titelstück der demnächst erscheinenden zweiten Albenveröffentlichung der Iren, wippt auch die andere kleine Zehe… Automatic, eine Band von 3 Frauen aus Los Angeles… Keys, Bass, Drums… die Drummerin ist übrigens die Tochter vom Bauhaus-Drummer und genau ihr Part gefällt mir bei „Mercury“ so gut… wenn keiner guckt, wippt mein ganzer Fuß. Song Nummer 6 hat auch einen etwas ausgefallenen Takt, hier überwiegen allerdings akustische Gitarren… wir sind beim neuen Album von Wolf Alice, eine Band, die ich von Anfang an mitverfolgt habe, aber nicht mit allen einher gehe… häufig gab es auf den Platten einen Song, wo ich gesagt hatte „wow“… und den nächsten gleich weiter skippen musste. Das neue Album „The Clearing“ gefällt mir fast durchgängig und orientiert sich etwas an 70’s Rock-Pop… stets ist ein Hauch von Fleetwood Mac zugegen. „White Horses“ wurde von Drummer Joel Amey geschrieben und er singt den Song auch, Leadsängerin Ellie Rowsell kommt hauptsächlich im Refrain zur Geltung… schöner Ohrwurm das. Gemischter Gesang prägt auch die nächsten beiden Stücke… erst Neues von Of Monsters And Men aus Island… hatten vor gut 10 Jahren große Hits und haben immer wieder gute Platten veröffentlicht, aber eher unterm Radar der Massen. „Ordinary Creature“ ist ein wunderbarer Song, der mich ein wenig an Stars erinnert… trotzdem 100%ig auch nach OMAM… wir gehen nach Norwegen und es bleibt verhalten melancholisch… I Was A King veröffentlichen demnächst ein neues Album, „Dust Bunnies“ ist die erste Single… diesmal gesungen von Frode Strømstad, meine Lieblings-Norwegerin Anne Lise Frøkedal hält sich gesanglich im Hintergrund… möglicherweise hat sie auf allen choice-Samplern mit der 35. Ausgabe die meisten Einsätze… für Statistik-Freaks. Etwas bekannter in der Welt des weiblichen Gesangs ist sicher Florence Welch mit ihrer Band Florence + The Machine, die interpretieren nämlich Song Nummer 9 mit „Everybody Scream“, das dazugehörige Album erscheint am 31. Oktober… also Halloween… und das ist wohl auch der rote Faden des 6. Albums der Londoner. Aus Leicester wiederum stammt das erste Album der Band Jools, die sowohl musikalisch als auch optisch durchaus recht auffällig sind. „The Pleasures“ bietet viel, von Hip Hop über Punk zu Crossover… ich habe das Gefühl, von denen wird man noch hören. Nach dem wilden Ritt ein wenig Entspannung mit dezentem Electro-Beat… da wippt sie wieder, die kleine Zehe der Tanzmaus… Nightbus ist ein Duo aus Manchester, welches es gut versteht, tanzbaren Pop mit etwas geheimnisvollen Dreampop-Gitarren zu vereinen… meiner Meinung nach gehört „Ascension“ eigentlich in die Charts… schaun’ wir mal. Dreampop war ein gutes Stichwort… die Band Lemongaze debutiert hier mit dem Song „0 (type)“, einem dunklen Stück Shoegaze-Rock. Das Stück kommt schwer in die Gänge und ist auch ein wenig unheimlich, würde man es im dunklen Wald hören. Der nächste Song „Lorraine“ von Flatwaves aus Philadelphia hat auch laute Gitarren und weiblichen Gesang, kommt aber vom Sound so knackig daher, wie ein Stück roher Blumenkohl im Pudding (falls das Sinn macht)… jedenfalls frei und frisch von der Leber der Song… Knackig und frisch und trotzdem mit aller Härte der elektrischen Gitarre ist auch schon immer das Aushängeschild der Deftones… eine Band auf die sich glaub ich derzeit mehrere Generationen von Freunden der härteren Musik einigen können. Bislang spielte die Band, die es immerhin auch bereits seit 1988 gibt, in meiner Welt keine große Rolle… diesmal, sprich bei dem aktuellen Album „Private Music“ hab ich mal etwas genauer reingehört und eigentlich alles gefunden, was ich gebrauchen kann, melodischen Metal mit Gesang, der auch als solcher bezeichnet werden darf… daran scheitern die meisten Metal-Bands, wenn sie sich an den Pforten meiner Ohren vorstellen. „Infinite Source“ klingt für mich in etwa wie eine Mischung aus Helmet und Ride. Shoegazige, elektrische Gitarren sind auch die DNA der Band The Asteroid No.4… deren „Neptun“ vor zwei Monaten choice#33 eröffnete und noch immer ein prima Sommerhit in meinem Oberstübchen ist. Ganz so spacig ist „Captivate“ nicht… eher etwas chilliger… gut um von den ganzen härteren Klängen runterzukommen. Die Band gibt es übrigens auch bereits seit 30 Jahren. Wir bleiben im Genre Shoegaze und kommen zu Samira Winter, die ihr musikalisches Projekt auf ihren Nachnamen beschränkt und bereits auf dem ersten choice-Sampler vor fast 5 Jahren dabei war. Die brasilianisch-amerikanische Künstlerin hat mit „Adult Romantix“ ohne großes Aufsehen, eines der besten Alben ihrer Musikrichtung veröffentlicht… es lohnt sich auf jeden Fall durchzuhören… „In My Basement Room“ ist eine melancholische Erinnerung an die eigenen musikalischen Schritte in der Kellerwohnung von damals. Der fast schon obligatorische Abstecher nach Neuseeland kommt diesmal mit dem Titelsong des aktuellen Albums von The Beths. „Straight Line Was A Lie“… wer kennt es nicht… man denkt, man kommt auf geradem Weg zum Ziel, prompt läuft man im Kreis… könnte die neue Hymne der Deutschen Bahn werden… lieber nicht, dazu ist der Indie-Rock der Band aus Auckland um die Sängerin Elizabeth Stokes doch zu gut. Der Name der nächsten Künstlerin lautet Tasmin Nicole Stephens, sie kommt aus Manchester und nennt sich TTSSFU… warum habe ich noch nicht herausgefunden, die Musik klingt aber prima… poppiger Dreampop irgendwo zwischen My Bloody Valentine und The Cure. Song Nummer 19 kommt aus Kanada und stammt von Besnard Lakes, einer Psych-Indie-Band, deren siebtes Album in den Startlöchern steht. „Give Us Our Dominion“ ist ein schöner, hymnischer Song, der das Album abschließen wird. Unsere Compilation namens choice#35 hat noch einen Rausschmeisser… Der Song heißt „The Whole Woman“ und kommt von der Schwedin Anna Von Hausswolff, die Iggy Pop zum ungleichen Duett bittet. Einserseits ist es eine majestätische Ballade, andererseits mit den Gegensätzen des Gesangs auch ein wenig putzig. Viel Spaß mit dem Mixtape, was ihr dort finden könnt:

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choice#34
Berlin, 31.07.2025… Nachdem letzte Woche ein zweites Samplerformat namens RadioMcLarsen debütierte, gibt es nunmehr die 34. Ausgabe der choice-Serie mit ausschließlich neuer Musik. Die Ausgabe für August 2025 startet mit einer Band aus Oklahoma, die ich 2011 mit dem Album „Tamer Animals“ und besonders für den Titelsong des Albums sehr mochte. Other Lives waren seitdem nie ganz weg, aber durchaus etwas aus meinen Augen verloren… „Show Some Love“ startet unsere Compilation mit viel Lametta… Streicher, Orchester, mehrstimmiger Gesang und eine angenehme Stimme des Leadsängers… Referenzen wären Fleet Foxes oder auch Mercury Rev in ihrer mittleren Phase, auch The National sind nicht weit weg… #34 beginnt also mit einer gewissen eleganten Üppigkeit, die fließend in Song Nummer zwei übergeht… da sei erstmal ein klares „Hurrah!“ erlaubt… Die Lieblingssängerin hat ein neues Album aufgenommen, es erscheint Ende September und heißt „Neon Grey Midnight Green“ – die Rede ist natürlich von Neko Case. Die erste Auskopplung heißt „Wreck“ und ist erstaunlich positiv, Streicher, Bläser und euphorischer Gesang… was für ein Comeback. Neko Case’s vorletztes Album „The Worse Things Get, The Harder I Fight, The Harder I Fight, The More I Love You“ war mein Album des Jahres 2013, der Nachfolger „Hell On“ von 2018 ging bis auf einen Song etwas an mir vorbei… nun bin ich gespannt, ob das ganze Album wieder eine großartige Angelegenheit wird. Es bleibt opulent… The Last Dinner Party überraschten neulich mit einer neuen Single aus heiterem Himmel, und auch das zweite Album kommt noch im Oktober. Etwas Spaghetti-Western, Streicher, Tempowechsel, Refrains wie Abba in ihren besten Zeiten… alles wieder da, das Debütalbum „Prelude To Ecstasy“ wurde bei mir letztes Jahr ein guter 4. Platz… welcome back. Stilistisch nicht weit entfernt vom letzten Song ist das Lied „19“ von Solya, einer sehr jungen Texanerin… das mit der 19 könnte hinkommen… großartiger Song übers Älterwerden – oder vielleicht auch nicht… sollte mich nicht wundern, wenn man von der jungen Frau noch hören wird. Mit Song Nummer 5 starten wir eine kleine Weltreise in Sachen Dreampop und beginnen in Helsinki. Aus der finnischen Hauptstadt kommt die Band Thelma’s Dream, die mich mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum überzeugen konnte… Besonders „Rooms“ blieb in meinen Ohren hängen… ganz ähnlich wie Mariin K., eine Band aus einer anderen nordeuropäischen Hauptstadt, nämlich Tallinn / Estland. Mariin Kallikorm ist der Name der Lead-Sängerin der Band, die quasi namensgebend ist, bester Dreampop in einer gewissen Dauerschleife, ohne eine Sekunde zu lang zu sein. Auch hier lässt das Album „Still Rose“ keine Wünsche offen. An dieser Stelle auch ein herzliches Willkommen, Estland, in der Welt der choice-Serie. Frankreich ist dort längst heimisch, und mit Belljars kommt auch hier eine neue Band aufs Parkett, die mit Dreampop bestens umgehen kann. „Lady Lazarus“ aus dem selbstbetitelten Debüt-Album überzeugte mich am meisten… Die Band kommt übrigens aus Lille. In Texas waren wir schon mit Solya, nun auch The Julies mit „Black Metal“, was aber nicht der musikalische Stil der Musik ist. Es geht eher um den ästhetischen Stil der Plattencover. Auch ein cooler Song, leider recht schnell vorbei… Mit den Belgiern von The Name tritt danach die dienstälteste Band dieser Zusammenstellung an… 1978 in Brüssel gegründet, arbeitete die Band mit Produzent Martin Hannett zusammen und war auf dem berühmten Factory-Label unter Vertrag, zusammen mit Joy Division. Ich muss zugeben, mir war die Band nicht wirklich geläufig, daher war ich überrascht, als ich die neue Single „Swimming With Brian Jones“ hörte… Eigentlich war ich hauptsächlich wegen des Songtitels neugierig… Es beginnt ein wenig wie ein Lied von Robert Forster und steigert sich zu einer ordentlichen Wucht mit einer gewissen Kauzigkeit. Etwas abseits vom Mainstream sind auch die Songs der Briten Big Special. Ihr aktuelles Album „National Average“ ist gerade ein wenig Kritikerliebling. Ich finde es interessant, aber auf Albumlänge ist das nix für mich. „Domestic Bliss“ aber kommt schon geil… Irgendwie Sleaford Mods, Arab Strap und Idles gut durchgemixt. Mit Leknes & The Layoffs wird es noch kurioser. Hier würde ich einen Mix aus Nick Cave, Tom Waits und Morphine vermuten – also alles, was ich in den 1990ern gehört habe. Die Band kommt aus Trondheim in Norwegen. Die Musik und das Video wurden in Mexiko aufgenommen (?) oder ich habe da was falsch verstanden… Es ist aber ein tiefschwarzer Blues mit standesgemäßem, sehenswertem Schwarzweiß-Video… Nicht mit Kopfhörern nachts im Wald hören! Wir bleiben in Norwegen, ein bisschen nördlicher noch. In Tromsø ist die Heimat der Punks von LÜT. Die haben zusammen mit Bela B. von den Ärzten einen Song namens „Glücksschmied“ aufgenommen, den sie abwechselnd auf Deutsch und Norwegisch singen – coole flotte Angelegenheit, das. Die Gitarren bleiben etwas härter… Die folgende Band heißt The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die (was für ein Name…). Die Band aus Connecticut bietet Post-Punk mit ordentlich tief gestimmten elektrischen Gitarren. Der Song heißt „Dissolving“… Ist das jetzt Dreammetal oder Metalgaze? Nein, dazu ist es noch deutlich zu zahm… aber sehr interessant. Auch bei „Breath Onto Me“ sind die Gitarren laut… Zeitgenössischer Shoegaze-Rock von Wisp, der Band um Natalie Lu, einer Musikerin aus San Francisco, deren Album „If Not Winter“ daran erinnert, dass in wenigen Wochen die ersten Schokoladen-Weihnachtsmänner im Supermarkt auftauchen werden. Es folgt neue Musik aus Schottland… Idlewild aus Edinburgh waren eine Marke des Indie-Rock ab Ende der 1990er. Sie waren nie ganz weg, aber auf meinen Bühnen weniger präsent… und so besser… das mit „Stay Out Of Place“ ist ein sehr starkes Stück Musik… vielleicht das beste der letzten Jahre… für mich zumindest. Es folgt noch eine Band aus den 90ern… Suede… Noch bevor Blur und Oasis um den Thron des Britpop stritten, gab es bereits die Band um den immer irgendwie komischen Frontmann Brett Anderson. Die Gallagher-Brüder pöbelten seinerzeit über Suede, wie auch sowieso über alle anderen… Ich finde es deshalb auch widerlich, wie die beiden Flitzpiepen für unglaublich viel Geld ihre mit von den Beatles geklauten Melodien versetzten Kamellen auf die ausverkauften Arenen der Welt vermarkten und auch noch glauben, sie wären die Größten… 17 Jahre nach Erscheinen eines neuen Songs… aber eigentlich… Suede… „Dancing With The Europeans“ klingt eher nach The Cult als nach schwülstigem Glam-Rock/Pop… Was für eine Energie in dem Song steckt… Auch die beiden Singles davor waren schon gut. Dieser Song gehört für mich in die Top-5 der Suede-Songs. Nachdem gerade zwei Bands aus den 1990ern, die man sogar kennen müsste, liefen, kommt mit Boyish wieder ein unbekanntes Duo aus Brooklyn auf den Plan… Auch wenn es die Band schon ein paar Jahre gibt, populär ist anders. Das darf sich gerne ändern. „Jumbos“ ist ein cooles Stück Dreampop. In diese großzügige Schublade lässt sich auch die Musik der nächsten Band, wieder ein gemischtes Duo, stecken: Silver Gore… Das Gore kommt von Ava Gore… Die Sängerin ist die Tochter von Depeche Mode’s Martin Gore und damit nach Stella Rose (Gahan) die zweite DM-Tochter, die auf einem choice-Sampler landete. Der Song „Dogs In Heaven“ ist ein nettes Kuriosum mit Geheul und New-Order-Pop… Gerade mal zwei Minuten lang… Ich muss das Stück immer mehrere Male hintereinander hören. Kurz vor Schluss geht es nochmal nach Australien, da waren wir diesmal noch gar nicht… Death Bells, zusammen mit Landsmann Sans Merit, bieten schönsten Dreampop, bevor die Kanadierin Rachel Bobbitt mit dem wunderbaren Song „Hands Hands Hands“ den Reigen für heute beendet. Ich hoffe, jeder hatte Spaß mit den letzten 72 Minuten Musik… Bis nächsten Monat…

 

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choice#33

Berlin, 01.07.25… Meine Damen und Herren… bitte schnallen Sie sich an… es geht hoch hinaus… wir fliegen ins All und zwar zum Neptun… aber nicht mit den Raketen irgendwelcher flitzpiepigen Tech-Milliardäre, sondern mit The Asteroid No.4, einer jungen Band aus… Moment… hier steht: Gegründet 1995 in Kalifornien… ja beim Dreizack des Neptun… wieder eine gute Band, die sich 30 Jahre vor mir versteckt hat… unglaublich. Es bleibt spacig…wer bei Sister Ray Davies an eine Mischung aus Velvet Underground und The Kinks denkt, liegt komplett daneben… diese Musik spielt sich vollständig in einem fernen Universum ab, hört das Lied „War Machine The Purpose Of A System Is What It Does)“ mal im Dunklen… und ihr werdet mindestens Sterne sehen (Ohne Drogen oder gegen die Wand gelaufen zu sein)… feinster Shoegaze-Space-Dreampop von einem Duo, ebenfalls aus den Vereinigten Staaten, diesmal aber Tatsache Neu… bislang auf dem Markt: Ein Song… Dieser. So langsam sollten wir wieder auf die Erde zurückkehren… machen wir auch, bleiben aber noch ein wenig in der Rakete, die gerade in Christchurch/Neuseeland gelandet ist… hier sitzt Annemarie Duff auf der Kommandobrücke ihrer Band T. G. Shand und stellt ihre neue Single „The Deadpan Break“ vor… auch das ist ziemlich spacig, aber im Vergleich zu den ersten beiden Songs etwas mehr geerdet… die gute Frau ist ja nicht zum ersten mal bei den choice Samplern dabei und jeder ihrer Songs hat etwas geheimnisvolles in der DNA… manchmal denkt man, das außer dem Song noch irgendwas anderes im Raum läuft… oder ist da etwa noch wer ? Puh(!) … Der Name der nächsten Band lautet Sugar For The Pill und so ist es keine Überraschung, das die Musik etwas nach Slowdive klingt. „LUV“ erinnert mich auch ein wenig an die Musik der Band Blankenberge, die kommen aber aus Russland, Sugar For The Pill aus Athen/Griechenland, ich gehe mal davon aus, das es der erste griechische Beitrag auf der choice Serie ist… καλωσόρισμα Sugar For The Pill, das ganze Album ist übrigens dufte… wie der Berliner sacht… „Ditt Paradis“ hört sich irgendwie ebenfalls nach Berliner Schnauze an, ist aber schwedisch und der Songtitel der Band Kallsup aus Örebro, Schweden… wiederum sehr guter, etwas lärmiger gitarrenbetonter Shoegaze. Mit Big Thief kommen dann alte Bekannte auf die Bildfläche… „Incomprehensible“ klingt wie es heißt… schleierhaft… nicht im Weltall aber doch zumindest im großen, dunklen Wald tappern Adrianne Lenker und ihre Mitstreiter rum, weniger Folk als zuletzt, dafür mehr Dreampop… typisch 4AD halt. Der Name der Sängerin der nächsten Band, Dog Race– ist Kathryn Healy und ihre Stimme ist eine der ungewöhnlichsten unserer Zeit… etwas gewöhnungsbedürftig vielleicht, aber sehr atmosphärisch und auch deshalb zum zweiten mal hintereinander hier vertreten… die Briten sollte man auf dem Schirm haben. Vom derzeit gut angesagten Sonic Cathedral-Label kommen danach Whitelands und bringen mit“Heat Of The Summer“ tatsächlich etwas sommerliches in die Playlist, genau wie auch das darauffolgende Stück „Breakaway“ von Been Stellar aus New York, ein schönes Stück Indie-Rock im Stile von Nada Surf. Ab jetzt wird es etwas härter… Dropkick Murphys sind nicht gerade typisch für McLarsen-Sampler, eher schon für die Offside Playlist… aber erstens ist „Who’ll Stand With Us“ ein unglaublich starker Rocker im bandüblichen Stil mit elektrischen Gitarren und Dudelsack (In soweit nix neues seit 13 Studioalben… s.a. Ramones oder AC/DC… aber nein, das war böse…) denn zweitens legen sich die Amerikaner auch mit ihren eigenen Fans an… wer auf den orangen Faschisten im Weissen Haus steht, wird abgecancelt… man kann damit die Hälfte der Fans verlieren, gerade deshalb ist es wichtig, das es Bands oder überhaupt Künstler gibt, die ihre Haltung öffentlich vertreten und nicht nur alles gewähren lassen, was in den Staaten gerade abgeht… genau wie Bruce Springsteen auch, auf einer etwas höheren Ebene… hätte nicht gedacht, das diese Musiker wieder so wichtig werden… wenngleich auch weniger wegen der Musik. Wenn wir gerade mal bei etwas härteren Sachen sind… Turnstile’s neues Album „Never Enough“ ist gerade in aller Leute Mund… bzw. Ohr… darf hier auch nicht fehlen… Ex-Hardcore Combo aus Baltimore mit sehr wechselhafter Auslegung ihres Stils… oder ihres Repartoires, da kann es schon etwas härter zu Gange gehen, dann kommen plötzlich irgendwelche Keyboards und lassen den Song als Ambient-Stück auslaufen… oder umgedreht… macht Spaß wenn nicht alles nach Schema X und Y gespielt werden muß. Jetzt sind wir einmal hier… also bleibt es etwas härter und zwar mit einem neuen Stück von Katatonia… nicht zu verwechseln mit der walisischen Britpop-Band die sich aber auch mit „C“ schreiben… hier ist die schwedische Metalband, die mit „Thrice“ einen starken Song an den Anfang ihres neuen Albums gesetzt haben… Prog-Metal vom Feinsten… Katatonia gibt es auch immerhin bereits seit 1991… noch 3 Jahre älter ist eine andere Metal-Institution aus England, die ich zumindest seit Ende der 1990er Jahre bereits verfolge: Paradise Lost. Am Anfang stand Goth-Metal, dann klangen sie plötzlich wie Depeche Mode, machten eine fragwürdige Coverversion von Bronski Beat’s „Smalltown Boy“… langweilig war die Karriere jedenfalls nicht… mit der Vorab-Single ihres neuen Albums klingen die Briten wieder wie in ihren besten Zeiten… welcome back… so… bisschen Rock bleibt beim nächsten Song, aber mit Metal ist heute Schluß… Whispers In The Shadow heißt die Band aus Wien, von der ich bis neulich noch nie etwas gehört hatte obwohl sie auch bereits fast 40 Jahre auf’m Buckel haben… nun ist sie hier mit „Illusions Of Grandeur“… der Text… ist mir eigentlich ein wenig zu kitschig, trotzdem ein starker Song und ein guter Sänger. Über einen King gehts auch im nächsten Song… „Saviours Are A Dangerous Thing“ dreht sich offensichtlich auch um den orangen Fatzke im Weissen Haus (…schon mal jemand über den Begriff „Gröfatzke“ nachgedacht?) Die Band, The Chameleons zählt zu meinen absolut bedeutendsten Bands der Vergangenheit… und da rede ich von den 1980ern… 3 Alben für die Ewigkeit („Script Of The Bridge“, „What Does Anything Mean…“ und „Strange Times“… davor steht nur noch die Lieblingsband (The Church)… dazu noch ein Album unter dem Namen The Sun and The Moon (würde bei mir qualitativ unter Chameleons durchgehen) und ein paar Singles und EP’s, 2002 gab es ein Comebackalbum was ok war, aber meilenweit entfernt von den ersten drei Alben. Letztes Jahr hat sich die Band (bzw. wer davon noch so lebt) wieder zusammengerauft und die Single „Where Are You?“ veröffentlicht… irgendwie fand es niemand (den ich kenne) cool und über die Ankündigung eines neuen Albums hält sich meine Vorfreude in Grenzen… nun also „Saviours Are A Dangerous Thing“… wird das letzte Lied vom neuen Album „Arctic Moon“ welches im September erscheint… nach zwei-drei Durchgängen bin ich jetzt der Meinung, das es sich um den besten Chameleons-Song seit „Strange Times“ handeln könnte… der Song wächst auch noch… ich glaube zwar nach wie vor nicht an ein gutes Album… aber ein geiler Song ist schonmal drauf… Fein!… Die Band wird ja heutzutage auch für jede dritte Indie-Band mit zwei Gitarren als Vorbild zitiert… das ist bei der Band Lathe Of Heaven sicher auch nicht anders… Post-Punk und New Wave mit einer Prise Gothic ist nicht zu überhören… „Aurora“ ist der Titeltrack des neuen Albums, was Ende August erscheinen wird. Es folgt ein neuer Song von Nilüfer Yanya… „Where To Look“ ist Teil der EP „Dancing Shoes“ und kommt den Hit „Midnight Sun“ ziemlich nahe. HAIM sind zwar hier glaub ich zum ersten mal, aber das liegt glaub ich eher an der langen Pause, die sich die drei Schwestern seit dem letzten Album genommen haben, gemocht hab ich sie schon immer und das neue Album „I Quit“ ist wie eine gute Playlist von allem was Pop zur Zeit so kann… im Falle von „Lucky Stars“ Dreampop, andere sind für Tanzmäuse und Rocker und Popper… Danielle, Alana, Este… bitte übernehmt die Weltherrschaft, ihr seid besser als eure Freundin Taylor Swift! Mit 17 Jahren startete eine andere Sängerin durch… Lorde aus Neuseeland legte eine steile Karriere als Teen hin, nun ist sie mit Ende 20 zurück und das sehr gut… ich mag das Album „Virgin“ wirklich sehr, auch wenn die Musik sicher nicht gerade an alte Säcke wie mich gerichtet ist… bleibt noch der Rausschmeisser… der kommt von Blood Orange, das Projekt von Devonté Hynes, den ich mal als Lightspeed Champion kennengelernt habe. Er ist ziemlich umtriebig, ist auch bei Turnstile (Die von Song #11) dabei und hat sich komplett verschiedene Musiker für einen Song eingeladen, der wie eine Skizze klingt… er hat doch Tatsache Vini Reilly… also The Durutti Column ausgegraben, der mit seiner klassischen Gitarre den Song bestimmt, denn Caroline Polachek (Ex-Chairlift Sängerin mit sehr erfolgreicher Solokarriere) und andere berühmte Musiker die ich nicht kenne. Wenn das Teil im Offside läuft, gucken die Leute auf den Monitor und machen Snapshots, was da läuft… kann dann nicht verkehrt sein… Ich glaube fast… so einen bunten Sampler hatten wir lange nicht mehr… und diesmal gilt auch nicht der gern genutzte Spruch, daß ich hier lauter Bands hab, die’s garnicht gibt 😉

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The Cult live in Berlin 08.06.2025

Columbia Theater Berlin, Columbiadamm 09-10

…sitz ich neulich im Garten und spiel am Handy, kommt doch glatt die Meldung das meine 1980’er Helden The Cult in den Frannz Club kommen… noch dazu an einem Sonntag an dem ich eh nichts besseres zu tun habe… das Frannz, ich erwähnte das bereits gelegentlich… mag ich sehr wegen der intimen Größe, die fussläufige Nähe und für die bessere Bierauswahl… und dort The Cult die eher in den größeren Arenen zuhause sind (?)… muß ich hin… für durchaus nicht günstige 62 € schnell ein Ticket gekauft und dann Vorfreude… zwei Tage später wurde der Gig dann ins deutlich größere, aber auch nicht zu große Columbia Theater verlegt… nun gut… gibt ja BVG.

„Love“ war diese eine Platte die ich Mitte der 1980er wie blöde über Kopfhörer am Teenager Schreibtisch gehört habe, neben The Church und (damals auch) U2… nicht mal wegen dem Hit „She Sells Sanctuary“, eher „Big Neon Glitter“, „Hollow Man“ oder dier Ballade „Brother Wolf And Sister Moon“… die Platte hatte solchen Charme, auch durch das Schlagzeugspiel von Big Country Drummer Mark Brzezicki… was hätte ich dafür gegeben diese Energie mal live zu erleben… aber ich lebte damals auf der anderen Seite der Mauer in Potsdam. Ich liebte die Band vor allem weil sie sich mit jedem Album neu erfinden konnten, war „Dreamtime“ noch von Gothic und New Wave geprägt, „Love“ war dann härter, aber besser produziert, „Electric“ von Rick Rubin produzierter staubtrockener Hardrock, „Sonic Temple“ dann von Bob Rock produziert, Hardrock für die Stadien der Welt, irgendwo zwischen Led Zeppelin und Guns’n’Roses… alles prima… dann aber eine langanhaltende Flaute… was sie mit dem selbstbenannten Album von 1994 sagen wollten, ist mir heute noch ein Rätsel. Es folgten Comeback-Alben die wieder besser waren, aber auch das letzte Album, „Under The Midnight Sun“ von 2022 konnte mich nicht mehr dahin zurückholen, wo ich vor 40 Jahren so fasziniert war. Nun mal sehen, wie sich das Live anfühlt…

…und da war meine Laune erstmal etwas unterkühlt, statt einer Vorband legte eine Dame auf einen DJ-Deck Sachen auf bzw. tat so und drehte an Knöpfchen… das war zwar nicht alles schlecht, nur gebraucht hat das glaub ich keiner im mittlerweile gut gefüllten Columbia Theater. Da es dann aber noch bis fast 21:30 Uhr dauerte, bis die Band die Bühne enterte… war ich ehrlichgesagt bereits etwas angefressen. Dann kamen sie aber und bereits nach wenigen Takten war klar… das wird fein… und ich erinnerte mich auch sofort, warum ich diese Band so liebte… wegen ihrer frischen, ungebändigten Energie. Billy Duffy’s E-Gitarre klingt wie ein präzises Uhrwerk und Ian Astbury, mit Mitte 60 noch topfit und sportlich, gibt den Rock’n’Roll Entertainer vom Feinsten… er braucht viel Platz, fuchtelt mit Rasseln und Tambourin, wirft mit Mikrofonständer… und wirkt dabei mal wie ein Schamane, mal wie eine Ballerina… Hackentrick mit Tambourin inklusive. Die Songs sind ein schöner Querschnitt aus 11 Alben… auch die Stücke der neueren Alben konnten mir besser gefallen als so… als dann als letztes Stück der Hit „She Sells Sanctuary“ kam, kannte es im Publikum kein Halten mehr… großartig… als Zugabe gab es noch „Fire Woman“ und Love Removal Machine“, dann ging die Band backstage… aber Astbury blieb noch ein wenig, sang mit der Musik die jetzt vom Band kam und erzählte dem Publikum, das sie einen neuen Promoter für Deutschland suchen… die meisten wollen nur volle Stadien… aber jeder der diesen Abend miterlebt hat weiß, wie geil es ist, in solchen kleineren Läden zu spielen… geil wars… 40 Jahre nach den Kopfhörer-Abenden am Teenager Schreibtisch.

choice#32

Berlin, 30.05.2025… Den musikalischen Reigen im Juni eröffnet eine Coverversion des Titelstücks eines der bedeutendsten Dreampop Alben ever: „Heaven Or Las Vegas“ von Cocteau Twins. Erst war ich etwas vorsichtig, aber selbst Miley Cyrus konnte den Song nicht zerstören… zumal Matt Pond PA ja auch kein Unbekannter ist… das Album „Several Hours Later“ wurde 2005 zu meinem Album des Jahres… aber davon ab… wie das passieren konnte, verstehe ich heute auch nicht mehr, später fand ich Matt Pond PA eher dröge… nun aber zum Cocteau Twins Cover: es ist sehr gut, vielleicht erst beim zweiten oder dritten Anlauf, gegen Mitte schwingt sich der Song zur Hymne auf… das steht ihm gut, auch die gesangliche Unterstützung von Sängerin Anya Marina macht eine runde Sache draus. Der zweite Song kommt vom neuen Preoccupations Album, er heißt „Andromeda“ und kommt deutlich härter daher als der (auch gute) Rest des Albums „Ill At Ease“, wo Synthies die Oberhand gewonnen haben… „Andromeda“ bleibt lange im Ohr… man meint im Nebel des Sternbilds zu stehen. Gitarren und Synthies bietet das nächste Stück der Newcomer Band Dog Race aus England. Ihre Musik hat Züge von Goth-Rock und der Gesang von Sängerin Katie Healy ist mindestens gewöhnungsbedürftig, aber es funktioniert sehr gut… erscheinen wird die Debut EP übrigens auf dem Label Fascination Street Records… ein weiteres Indiz das eventuelle Ähnlichkeiten mit The Cure keine Zufälle sind. Es folgt eine weitere Vorab-Auskopplung vom neuen Soloalbum des Ride- Bassisten Steve Queralt. Auf dem vorletzten choice-Sampler war bereits ein Stück zusammen mit der Ex-Lush Sängerin Emma Anderson zu hören, bei „Messangers“ steht ihm mit Verity Susman die Sängerin von Memorials und Electrelane zur Seite… es ist wiederum ein schwerer Brocken Shoegaze-Finsterpop. Song 5 kommt vom Duo Twin Rains, Jay Merrow und Christine Stoesser aus Toronto, auch hier gibt es feinsten Dreampop mit teilweise recht lauten Gitarren. Die beiden verdienen sonst ihr Geld mit Filmmusik. Ebenfalls ein gemischtes Duo sind Fotoform aus Seattle, die nunmehr bereits zum vierten mal hintereinander auf meinen choice-Compilations zu finden sind… die letzte Band, die das mit nur 3 Songs geschafft hat, waren letztes Jahr die Band Gift… die Folge war das Album des Jahres… also ich weiß ja, es ist erst Mai und die Lieblingsgruppe hat auch noch ein neues Album fertig… aber „Grief Is A Garden (Forever In Bloom)“ von Fotoform hat mindestens schonmal die Top 3 sicher… „Distant Paradise“ ist für mich sogar einer der besten Songs dieses hervorragenden Albums. Nach dem melancholischen Stück von Fotoform bleibt es musikalisch ähnlich, aber mit etwas mehr drive… mit sehr virtuosem Schlagzeug und ordentlich Power… Snowcuffs sind ein Fünfer aus Chicago, die gerade ihre Debut EP namens „Sink Down“ veröffentlicht haben… zwei Gitarren, Bass, Drums, Keyboards und weiblicher Gesang… erinnert mich etwas an Blankenberge, deren Album auch in den Startlöchern steht. Es wird dann kurzzeitig etwas ruhiger… eine E-Gitarre und melancholische Lyrics eines 23jährigen… ok… ich war auch unter 30 als ich der Meinung war, ich könnte meine Memoiren schreiben… was zum Glück beim Entwurf blieb… bei Khyree Zienty, besser bekannt als Ekkstacy klingt das „I kinda miss being seventeen It’s the only time I fell in love I think my friends liked me more back then And maybe now I don’t like them“ Ekkstacy sieht eher aus wie ein Rapper, also wie die Schulbänke an denen ich vor über 40 Jahren gesessen habe und (vermeintlich) kreativ bemalt habe… ähmn… ich meine großflächig tätowiert. Er hatte wohl schon so manchen Trouble… in der ersten Minute des Songs „Seventeen“ möchte man ihn fast in den Arm nehmen… dann bricht der Song aus und wird richtig laut… und geil… ich hatte noch keine Zeit mir das komplette Album „Forever“ in Ruhe anzuhören… aber ich freu mich drauf. Nourished By Time nennt sich der nächste Musiker der im Ausweis den Namen Marcus Brown, wohnhaft in Baltimore zu stehen hat. „Max Potential“ ist irgendwie R&B… aber mit Mitteln von Dreampop gespielt… klingt wie eine Mischung aus TV On The Radio und Coolio. Es folgt ein weiterer Musiker mit Pseudonym, hinter King Hüsky steht Vidar Landa, der Gitarrist von Kvelertak,  einer der wildesten Metalbands Norwegens… aber ihr werdet es sicher gleich bemerken, das hier ist eher Belle & Sebastian als Metal… meine Lieblings-Norwegerin Anne Lise Frøkedal spielt auch mit. Danach wird groß aufgetischt mit fetten Arrangements… Piano, Streicher, große Geste, das alles in bester Power-Pop Manier a la Jellyfish oder Pugwash… die Band heißt Push Puppets, kommt aus Chicago und ihr Leader heißt Erich Specht… aber dafür kann er nichts. Song Nummer zwölf: die Band heißt Autos, der Song „Drive“… das gabs in den 1980ern schonmal in ähnlicher Konstellation, da hieß die Band aber The Cars und „Drive“ war eine Edelschnulze. Dieser „Drive“ hier klingt eher so wie The Cars normalerweise geklungen haben, schnörkelloser Power-Pop mit Gitarre, Bass und Schlagzeug… Autos kommen übrigens aus Kalifornien, genau wie auch Dollar Shop, die im nächsten Song „Tik Tok“ auch eine ungeheuere Energie verbreiten… ich muß an 1990er Bands wie Magnapop, Throwing Muses oder Juliana Hatfield Three denken… Apropos… Juliana Hatfield singt auch im Background vom nächsten Song, der neuen Single der Lemonheads, zu ihren erfolgreichten Tagen von „It’s A Shame About Ray“ war sie auch schon als Bassistin Teil der Band und Evan Dando’s Partnerin gleich mit… ein weiterer Gast aus dieser Zeit spielt auf „Deep End“ auch noch mit, nämlich Dinosaur jr’s J Mascis… der macht das was er am liebsten macht… ein Gitarrensolo. Es folgt ein Ausflug nach Neuseeland… wie fast immer… Jazmine Mary heißt die Singer-Songwriterin die mit „Memphis“ einen schönen Song am Rande von Country daher kommt, das Tempo ändert sich öfters und das Video in dem die Künstlerin in einem Shoppingcenter auf Autogrammjäger wartet hat auch was. Es folgt nochmals Dreampop von einem amerikanischen Duo: Bouquet heiß die Band und „Spellbreaker“ ist ein simpler, chilliger Song der lange im Ohr bleibt. Es folgt die neue Single der Synth-Pop Größen Nation Of Language „Inept Apollo“… sie erscheint auf dem Sub-Pop Label, das früher eher für Grunge und härtere Gitarren bekannt war… der Song setzt sich recht schnell im Kopf fest und bleibt lange. Mit Deary kommt das letzte gemischte Duo auf die Bühne und überzeugt auch mit der neuen Single „I Still Think About You“ auf ganzer Linie. Ich hoffe auf ein erstes Album und einen Liveauftritt in Berlin. Da wir ja wieder völlig im Dreampop gefangen sind macht The Haunted Youth weiter. Mit „Teen Rebel“ war der Belgier bereits auf dem allerersten choice-Sampler vor 5 fast Jahren vertreten… „Emo Song“ verliert sich gegen Ende in einem ordentlichen Gitarrengewitter, erst nach fast 7 Minuten ist Schluß… einen Song haben wir allerdings noch: „A Painted Image“ von Heaven ist ein schöner Rausschmeißer… Er fängt an wie ein Galaxy 500 Song und irgendwann setzen dann doch noch Drums ein und der Song nimmt etwas Fahrt auf, die Mitglieder der Band mit Sitz New York haben schon bei Swervedriver und Dean & Britta (Galaxy 500, Luna) gespielt, von daher ist der Klang dieses Liedes kein Zufall.

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choice#31

Berlin, 03.05.2025… Das Cover von #31 ist mal wieder ein „Ausversehen-Kunstwerk“, also im falschen Moment abgedrückt mit unscharfen Ergebnis… aber das hat dann auch wieder was… und hat sogar Bezug auf die Band die den Reigen eröffnet…das Bild entstand unmittelbar vor dem Auftritt von Fotoform neulich in einer Livelocation in Berlin. Die Band, namentlich Kim House und Geoff Cox ist so etwas wie die Band der Stunde… zumindest in meinem Kopf. Vor ein paar Tagen ist nun auch das dritte Album der Band aus Seattle erschienen und „This City Is Over“ eröffnet das fantastische Werk und McLarsen’s Music Choice #31 auch gleich mit. Es ist etwas flotter und auch poppiger als der Rest der Platte und auch das steht ihnen ganz hervorragend. Mehr zu Fotoform und dem Konzert gibt es übrigens in dem Artikel nach diesem. Musikalisch recht ähnlich kommt dann Song Nummer zwei daher… die neue Single von Bleach Lab „Feel Something“. Die Londoner veröffentlichen demnächst eine neue EP, dieses ist der Vorab-Track, selbstproduziert und mit neuem Gitarristen. Ein ganzes Album erscheint im August von der nächsten Band: Black Honey. Mit „Dead“ taucht die Band aus Brighton ebenfalls in die weite Landschaft des Shoegaze-Dreampop ein, die drei vorangegangenen Alben waren eher Indie-Pop. Der Refrain „You can’t kill me now cause I’m already dead“ ist doch sehr einprägsam… für mich das Beste was ich von der Band bis jetzt kenne. Von Brighton gehts jetzt nach Hamburg… dort gibt es mit Joy Forever eine vielversprechende neue Band die mir ziemlich nahe am Sound von Fontaines D.C. gebaut scheinen (etwa Skinti Fia)… das kann ja nicht so falsch sein. Apropos… Fontaines D.C. haben noch ein paar Songs zu ihrem 2024er Album „Romance“ nachgereicht und davon hören wir „Before You I Just Forget“, ein Stück was der Leadsingle „Starbuster“ recht nahe steht… leichte Einflüsse von Hip-Hop sind nicht von der Hand zu weisen. The Moonlandingz entstanden quasi als Sidekick von The Fat White Family, auch Musiker vom Working Men’s Club sind dabei… mit Gastbeiträgen u.a. von Nadine Shah und wie im Falle von „It’s Where I’m From“ auch Iggy Pop. Die nächste Band heißt Greet Death und sie kommen aus Michigan mit melancholischen Shoegaze daher. Betrachtet man das Video zu „Country Girl“ scheinen die eine gewisse Affinität zu Horrorfilmen zu haben, was auch im Text zu hören ist. Musikalisch gefällt mir das mit den tiefergelegten Gitarren ganz prima. Wir wechseln die Kontinente und landen in Neuseeland, wo ja immer wieder beste Musik herkommt… bedenkt man das das Land ja nur 5 Millionen Einwohner hat. Yumi Zouma kannte ich bislang nicht, ihr eingängiger Indie-Pop hat aber auf jeden Fall das Zeug dazu auf größeren Bühnen der Welt gepielt zu werden… immerhin haben sie bereits Shows ihrer berühmten Landsfrau Lorde eröffnet. „Bashville On The Sugar“ ist ein Gute-Laune Stück was zum sonnigen Wetter passt was wir sicher bald wieder haben werden. Auch The Beths kommen aus Neuseeland … ihre neue Single „Metal“ ist poppiger als zuletzt und mit ihrem Jangle Rock schwebt ein bisschen der Geist der Go-Betweens über dem Song. Die nächste Künstlerin heißt Indigo De Souza, sie ist 27 Jahre alt und sie ist Amerikanerin mit brasilianischen Wurzeln. „Heartthrob“ ist eine wunderbare Gutelaune Single die oft kurz davor ist sich zu überschlagen… aber stets sicher auf der Hüpfburg landet… tolle neue Entdeckung. Mit guter Laune ist dann aber erstmal vorbei… die Band Postcards kommt aus Beirut/Libanon und ist damit ziemlich nahe an einem Krisengebiet der Welt in der die Apokalypse nie weit zu sein scheint. Die Band gibts schon über 10 Jahre und sind die einzige libanesische Band die ich überhaupt kenne… vor 4 Jahren (auf choice#4) waren sie auch schon mal dabei… allerdings deutlich sanfter… das war zwar auch keine perfekte Zeit (Corona), aber der Quatsch der heutzutage auf der Welt passiert lässt nur eine härtere Gangart zu. „Dust Bunnies“ ist die Leadsingle zum Album „Ripe“ und wird erst nach zwei bis drei Durchgängen zum richtig geilen Song… man sollte sich darauf einlassen. Dann wirds kompliziert… Shamir hat mir mit dem Song „Recording 291“ gut gefallen, das ich den Song hier mit auf den Sampler gepackt habe, dann recherchiere ich und kriege lediglich raus, das Shamir eine non-binäre Person ist, die ihr letztes, zehntes Album veröffentlicht, weil alles gesagt ist… wenn das so ist… möchte ich das an dieser Stelle akzeptieren und zu Frankie Cosmos überleiten. Die Band kenne ich lange aber offenbar nicht gut… es ist die Band von Greta Kline und erst jetzt wo ich mal genauer hinsehe bemerke ich, das Katie von Schleicher da auch mitspielt… die wiederum war hier schon öfters und „Vanity“ ist glaub ch der beste Song von Frankie Cosmos… (für mich und Stand heute). Rachel Bobbitt ist dann aber hier komplett neu… die Singer/Songwriterin kommt aus Nova Scotia/Kanada und der Song „Furthest Limb“ schlich sich im Laufe der letzten Wochen mehr und mehr in mein Ohr… im Refrain ähnelt der Gesang etwas dem von Weyes Blood… Vom neuen Japanese Breakfast Album muß hier auch noch ein Song rauf: „Honey Water“ ein Stück was vor Kraft kaum laufen kann, da gibt es Ansätze von Shoegaze mit einem Piano… auf Starkstrom… brilliant! …aber auch etwas düster… das kann man von „I Do What I Do“ von April March nicht behaupten, die neue Single ist sonnig wie eh und je von der 60jährigen, ein Album folgt in den nächsten Wochen… die beiden letzten waren bei mir sehr erfolgreich. Die dienstälteste Musikerin auf #31 ist Suzanne Vega. „Solitude Standing“ war eine der ersten Platten die ich mir kaufen konnte… fast 40 Jahre später ist sie noch immer am Start und legt mit „Flying With Angels“ ein sehr gutes Album vor, besonders „Alley“ hat es mir angetan. Die nächste Dame… eine Frauenquote brauchte es ja bei den choice-Samplern eh noch nie… Lael Neale war auch schon zwei mal vertreten… die amerikanische Singer/Songwriterin besticht mit ihrem Minimalismus, so auch „Wild Waters“. Mit Deacon Blue kommen alte Bekannte auf die Liste… in Schottland sind sie Superstars, im Rest der Welt höchstens eine Randnotiz. Das neue Album „Great Western Road“ ist in meinen Ohren deutlich überzuckert, aber zwei, drei geile Songs sind immer dabei, wie das sehnsüchtige „Ashore“… da hat man glatt Lust von Glasgow über die Great Western Road Richtung Westküste von Schottland zu fahren. Zum Schluß gehts noch mal nach Norwegen wo uns Jenny Hval mit einem stimmungsvollen „Lay Down“ ins Reich der Träume führt… und dann ist die Compilation schon wieder zuende…

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Fotoform + Glazyhaze + Menk live in Berlin 24.04.2025

Tommyhaus Wilhelmstraße 9

Die Band Fotoform aus Seattle entdeckte ich erst vor ein paar Wochen, als sie die Single „If You Knew / Don’t You Worry, Baby“ veröffentlichten. Dieser Song war eine Liebe auf den ersten Takt, er wurde Song des Monats und machte mich sehr neugierig auf das Duo Kim House und Geoffrey Cox. Sehr erfreut war ich dann kurze Zeit später, als ich erfuhr, das ein neues Album in den Startlöchern steht und vor allem, das die Band in Berlin auftreten wird. Am Donnerstag, 24.04.2024 war es dann soweit. Spielstätte war das Tommyhaus in der Wilhelmstraße, schräg gegenüber der SPD Zentrale… ein ehemals besetztes Haus (Tommy Weisbecker Haus) Der Abend bestand aus den Auftritten von drei Bands, zuerst die Band Menk, ursprünglich aus St. Petersburg/Russland, jetzt in Berlin zuhause. Das Duo aus einer Schlagzeugerin und einem singenden Gitarristen bot eine schräge Mischung aus Psychedelic, Krautrock und Post-Punk… es wirkte zuweilen etwas improvisiert, machte aber Laune.

Menk

Danach war dann bereits Fotoform an der Reihe… ich hatte eigentlich damit gerechnet, das die der Hauptact sind, aber es sollte sich später herausstellen, das dies ein Vorteil sein kann. Vom Stil her würde ich Fotoform in die Schubladen Dreampop, Shoegaze und Post-Punk stecken… eine Mischung aus Cocteau Twins und The Cure passt glaub ich schon ganz gut… weitere Referenzen wären Lush, The Chameleons oder Siouxsie & The Banshees. Ich hänge hier mal das Video von der bereits erwähnten Single „If You Knew / Don’t You Worry, Baby“ dran:

So ein Abend mit mehreren Bands hatte natürlich den Nachteil, das alle Beteiligten keine unbegrenzte Spielzeit hatten. Kim und Geoff (wir hatten uns bereits früh miteinander bekannt gemacht), hatten noch einen Schlagzeuger an Bord und spielten insgesamt 9 Songs. Vor dem aktuellen Album „Grief is A Garden Forever In Bloom“ gab es bereits zwei Longplayer… „Fotoform“ von 2017 und „Horizons“ von 2021… von denen waren auch Songs dabei und vom neuen Album gab es 4 Stücke. Besonders bei „If You Knew…“ ging der eine und andere Schauer den Rücken runter… vor Schönheit der Musik. Der Vorteil das die Band nun frei hatte, war das man jetzt mit ihnen kommunizieren konnte. Das haben wir gemacht und nebenbei konnte man noch den dritten Act des Abends verfolgen: Glazyhaze aus Venedig/Italien. Auch die sind im Shoegaze und Dreampop zuhause, aber etwas flotter und in Richtung Indie-Pop… nicht unsympathisch und gut gemacht, aber längst nicht so gut wie Fotoform. Die Italiener sind auch wesentlich jänger und vielleicht werden sie in Sachen Songwriting auch noch reifer… die Single „Nirvana“ läuft in der Offside Playlist jedenfalls recht häufig. Es war ein toller Abend… für schmale 15€ gab es drei Bands die Musik nach meinem Geschmack lieferten.. die Bierpreise waren lächerlich günstig und das Tommyhaus hat durchaus Charme… sollte man öfters machen… und liebe Freunde der Musik: Merkt euch Fotoform aus Seattle!

Glazyhaze
Dean Wareham live in Berlin 14.04.2024

Frannz Club Berlin Schönhauser Allee 36

Seit etwa 35 Jahren kenne ich die Stimme von Dean Wareham nun bereits… gesehen habe ich den 1963 in Wellington/Neuseeland geborenen Musiker aber noch nie. Galaxy 500 waren zu der Zeit als ich sie entdeckte, schon bald wieder Geschichte. Sie veröffentlichten drei Studioalben: „Today“, „On Fire“ und „This Is Our Music“. 1991 ging das Rough Trade Label pleite und die Band löste sich auf. Bassistin Naomi Yang und Schlagzeuger Damon Krukowskin traten nunmehr als Damon & Naomi auf und veröffentlichen bis heute regelmäßig neue Musik. Dean Wareham gründete 1991 mit dem Bassisten von The Chills und dem Schlagzeuger der Feelies die Band Luna. Luna war im Vergleich zu Galaxy 500 etwas poppiger, beeinflusst wurde die Band von Velvet Underground, Television und Joy Division. Luna begleiteten mich stets mit ihren sehr guten Alben, das 1999er Album „The Days Of Our Nights“ wurde mein Album des Jahres. Vor etwa 20 Jahren löste sich Luna auf und Wareham und Bassistin Britta Phillips (die auch Warehams Ehefrau ist) veröffentlichten fortan als Dean & Britta einige Tonträger. 2025 erschien nun das fünfte Soloalbum von Dean Wareham „That’s The Prize Of Loving Me“ und das gefiel mir sehr gut… also dachte ich mir, gehe ich doch mal hin… der Frannz Club in der Kulturfabrik ist von mir zuhause in 30 Minuten gut zu Fuß zu erreichen und überhaupt mag ich diese Spielstätte sehr gerne… schön klein und nicht nur überteuertes Industriebier wie in den großen Hallen.

Big Search aka Matthew Popieluch

Als Support spielte der kalifornische Musiker Matthew Popieluch aka Big Search. Er ist der Tourgitarrist von Dean Wareham und stimmte mit guten, ruhigen Songs auf den Hauptact ein. Ich mußte öfters an Leonard Cohen denken, aber auch an Gordon Lightfoot oder eben auch Dean Wareham. Anbei als Video eines seiner besten Songs „Bouquet“. Für einen Song kam dann auch Britta Phillips mit auf die Bühne.

Als Support spielte der kalifornische Musiker Matthew Popieluch aka Big Search. Er ist der Tourgitarrist von Dean Wareham und stimmte mit guten, ruhigen Songs auf den Hauptact ein. Ich mußte öfters an Leonard Cohen denken, aber auch an Gordon Lightfoot oder eben auch Dean Wareham. Anbei als Video eines seiner besten Songs „Bouquet“. Für einen Song kam dann auch Britta Phillips mit auf die Bühne.

Nach einer kurzen Pause kam dann Dean Wareham mit Band auf die Bühne, also Bassistin Britta Phillips, Gitarrist Big Search und ein Schlagzeuger. Im ersten Viertel des Sets spielten sie viele Songs des neuen Albums, auch den Song des Monats „Yesterday’s Heroes“… was bei mir viel Gänsehaut auslöste. Mit „Flowers“ kam dann der erste von insgesamt sechs Galaxie 500 Songs und das im Durchschnitt um die 60-jährige Publikum war seelig. Als Zugabe gab es eine lange und laute Version von Lunas „23 Minutes In Brussels“ und nach zwei weiteren Galaxy Songs – „Strange“ und „Tugboat“ war dann Feierabend. Es war ein sehr schöner Gig, sehr melancholisch und nostalgisch, besonders schön waren die kurzen Gitarrensolis von Wareham… ein Hauch von Tom Verlaine und Velvet Underground im Prenzlauer Berg…

choice#30

Berlin, 05.04.2024… So… April… fängt etwas finster an mit Bambara, einem New Yorker Trio. „Hiss“ ist atmosphärisch, cineastisch, Drama Baby… man glaubt Nick Cave mit Fluppe in der Hand in einem düsteren Nachtklub croonen zu hören, dazu bedrohliche Industrial Geräusche… zwischendurch etwas weiblicher Gesang der die Sache etwas versüßt… ganz schöner Brocken, aber ein astreiner Einsteiger. Es folgt Neues von Matt Berninger. Der The National Sänger landete mit seinem ersten Soloalbum „Serpentine Prison“ bei mir auf Platz 1 der Alben des Jahres 2020… aber eigentlich auch nur, weil niemand anderes wollte… und so ein opulenter, euphorischer Song wie „Bonnet Of Pins“ war absolut nicht dabei… der Song hätte der Hauptband auch gut gestanden, vielleicht ist er aber auch schon zu poppig… besonders in der Mitte, wenn Bläser und Streicher den Song nochmal richtig in die Höhe treiben…ich mags sehr und freue mich auf das Album, das Ende Mai erscheint…Der nächste Song beginnt irgendwie auch wie ein The National Song… es ist aber Billy Nomates, deren frühere Sachen eher geloopte Musik aus dem Laptop war, nun mit richtiger Band und einem sehr eingängigen Song der mich am Ende schon mal fast kirre gemacht hat, weil da irgendwo im Hintergrund ein Wecker klingelt. Bereits bei Song 4 nehmen wir mal die Geschwindigkeit etwas raus mit „Wire Walks“ von Amy Millan. Der Song hat etwas gebraucht um in meinen Kopf zu ziehen, mittlerweile gibt es bereits eine neue, ebenfalls sehr gute Single der Stars Sängerin. „Wire Walks“ erinnert mich an die charmant zerbrechlichen Songs des letzten Blonde Redhead Albums „Sit Down For Dinner“, im weiteren Verlauf verschönern noch Streicher und Bläser diesen fantastischen Song. Etwas härter wird dann Nummer 5 mit Grandmas House, ok hart ist übertrieben, aber nach der lieblichen Amy Millan Nummer schon. Der rein weibliche Vierer aus Bristol kommt aus der Punk-Ecke aber liefert hier einen zartbitteren, ziemlich dunklen Song mit kratzigen E-Gitarren… die kommen auch im nächsten Song vor… „Postcolonial Blues“ von Second Idol aus Sydney strotzt nur so vor Kraft, ohne zu explodieren… Grunge, Post-Punk, Lyrics über Rassismus und Kolonialismus… ich schätze mal von Second Idol wird man noch hören. Etwas bekannter sind dann schon The Raveonettes, das Duo aus Kopenhagen, die mit ihrem Album „Pe’ahi“ vor gut 10 Jahren auf Platz 5 meiner Charts landeten, nun soll es „Pe’ahi II“ geben und “Killer“ ist die zweite Vorab-Single daraus… sie sind sich treu geblieben mit ihren minimalistischen, melancholischen Songs. Perlender Dreampop folgt mit Pale Blue Eyes, welche letztes Jahr als Support für Slowdive schon sehr angenehm auffielen. Der Anfang von „The Dreamer“ ist schon fast geklaut… bei Lush’s Album „Spooky“… aber das macht nix… apropos Lush… nun ist endlich das erste Album von Miki Berenyi Trio erschienen, ich hatte noch keine Zeit es als Ganzes zu hören, freue mich aber darauf und stelle stellvertretend den Song „Kinch“ vor, der mit Phil Spektor-liken Schlagzeug überrascht. Nochmal Apropos Lush… auch die andere Sängerin der Band, Emma Anderson ist auch heute wieder mit von der Partie, als Sängerin der Soloplatte vom Bassisten einer anderen Shoegaze-Legende, Steve Queralt von Ride… so sind die alten Helden und Heldinnen alle irgendwie miteinander verknüpft und man darf sich immer wieder über neue Musik freuen die noch exakt wie vor 30 Jahren klingt, die aber von heutigen, jungen Bands genau so weiter gespielt wird… zum Beispiel von Fotoform aus Seattle. Mit „If You Knew / Don’t You Worry, Baby“ gab es letzten Monat an dieser Stelle das Herzchen des Monats, nun die neue Single „Grief Is A Garden“. Besonders freue ich mich, das die Band diesen Monat noch nach Berlin kommt… auch als Vorband dabei: Glazyhaze aus Venedig, die hier mit „Nirvana“ vertreten sind, bei dem Song gefällt mit besonders der Refrain. Die Geschichte des nächsten Songs ist eine seltene und auch tragische. Die Band The Funeral March Of The Marionettes wurde 1987 in Illinois gegründet und existierte bis Mitte 1990er Jahre, danach fiel sie in einen langen Winterschlaf bis sie vor ein paar Jahren wieder erwachte. Es folgten EPs und Singles und es sollte ein neues Album her, was wohl auch 2023 produziert wurde. Inzwischen erkrankte Bandgründer und einziges ständiges Mitglied Joe Whiteaker an Krebs, letzte gemeinsame Sache der Band war der Dreh des Videos von „It All Falls Apart“, bevor Whiteaker letztes Jahr starb. Die verbleibenden Mitglieder der Band wollen jetzt das Album veröffentlichen, die Einnahmen sollen Frau und Kinder des verstorbenen Bandleaders zu Gute kommen. Auch ohne diese Geschichte ist die Musik schon dramatisch… etwas Gothrock, Bowie, Siouxsie, Cure, Bauhaus… bedrückend schön. Etwas aus der Zeit gefallen klingt auch der nächste Song: „My Mirror“ von Cataphiles aus Bremen könnte gut vom Anfang der 1980er stammen, ist aber Jahrgang 2025… hier muß ich an Killing Joke und X-mal Deutschland denken… das alles mit reichlich Drive… Song Nummer 15 kommt von Preoccupations, die kaum wiederzuerkennen sind… das ist die gleiche Band, die vorher Viet Cong hieß? Deutlich poppiger als frühere Sachen, besonders fällt auf, daß sie den Synthesizer entdeckt haben… aber was solls… ich find das schon geil, man muß dem Stück etwas Zeit geben. Aus der Elektroabteilung kommt auch Circuit Des Yeux, dem Projekt der Amerikanerin Haley Fohr. Es handelt sich um eine Art Electro-Folk eiskalter Sorte mit einer sehr markanten, dunklen Stimme… tanzbar ist das wohl auch… kann einen aber bestimmt auch im Albtraum vorkommen. Apropos Horror… das aktuelle Album von The Horrors hat auch einige schön- schaurige Songs an Bord, wie z.B. „The Silence That Remains“, welcher choice#25 eröffnete, nun überraschen sie mit einen total eingängigen „LA Runaway“ am Ende dieses bemerkenswerten Albums „Night Life“. Das Herzchen des Monats geht diesmal an einen Veteranen der Independent Szene: Dean Wareham war Sänger der einflussreichen Bands Galaxy 500 und Luna… die es aber glaub ich auch noch gibt. Sein neuestes Soloalbum erschien gerade und ist ein sehr schönes… man möchte fast sagen – altersmildes Werk geworden. Es wurde im kleinen Kreis in 6 Tagen aufgenommen. „Yesterday’s Hero“ hat die Klasse eines Neil Diamond Songs aus den 1970ern… das ist mein Ernst und keinesfalls negativ gemeint… wunderbar melancholisch und zeitlos. Ich freue mich auch auf dieses Konzert in diesem Monat. Song Nummer 19 ist mir heute spontan in die Liste geflogen. Hinter Bird steht die Irisch/Britische Cellistin und Singer/Songwriterin Janie Price, sie hat aus dem The Smiths Klassiker „How Soon Is Now“ mal eben quasi einen völlig anderen Song gezaubert… und das ist auch zauberhaft und sollte an dieser Stelle nicht fehlen. Den Schlusspunkt setzt heute ein Lied vom Debutalbum einer Band, die sich 1980 gegründet hat… The Loft. Die Band um Peter Astor veöffentlichte damals einige Singles, dann trennte man sich und Astor machte mit The Weather Prophets weiter, teils mit den gleichen Songs. Was die Herren jetzt 45 Jahre später geritten hat, ein Album mit neuen Songs aufzunehmen, weiß ich nicht, aber ich freue mich sehr Peter Astor leicht nölige Stimme wiederzuhören. „This Machine“ baut sich langsam auf und spätestens im letzten Drittel läuft die Machine auf allen Zylindern… und garantiert gut geschmiert.

Die Playlist gibts wie immer auf:

Apple Music, Spotify und Youtube

Berlin, 03.03.2025… so… schon wieder März… und Merz auch bald… aber was solls… Nummer 29 ist dran… Einstieg erfolgt mit „Just To Ask A Dance“… nein, die Tanzmaus traut sich noch nicht… erstmal orchestrales Intro, Synthies und Gitarren… na gut… warum nicht auch tanzen, aber eher im Keller… Heartworms ist das Projekt der Britin Jojo Orme und „Glutton For Punishment“ das gerade veröffentlichte Debutalbum und der Song ein Super Starter für dieses… und auch für diesem Sampler. Der zweite Song fängt auch eher klassisch an… etwas barock mit einem Cembalo, bevor der Song Fahrt aufnimmt… mit Gitarren, Mandoline und Saxofon. Black Country, New Road aus London haben bereits zwei Longplayer auf dem Markt… als der letzte erschien, nahm der Sänger aus gesundheitlichen Gründen seinen Hut und nunmehr wird Gesang und Songwriting unter den drei weiblichen Mitgliedern des Sextetts aufgeteilt. Die beiden Erstwerke gingen an mir vorbei… könnte sich ändern… „Besties“ klingt wie Belle & Sebastian als Progfolk Version. Mit der nächsten Band Panchiko kommt ein Internetphänomen… die Band aus Nottingham gab es Ende der 1990er Jahre erstmalig, mit mäßigem Erfolg… aber eine EP mit dem Namen „D>E>A>T>H>M>E>T>A>L“auf einer selbstgebrannten CD-R (die älteren unter uns erinnern sich was das ist…) wurde zum Mysterium und irgendwann zum Ansporn der Band, es nach über 20 Jahren nochmal zu versuchen… das zweite Album nach dem Neustart wird demnächst erscheinen und „Honeycomb“ ist ein schönes psychedelisches Stück Dreampop und ich bin gespannt, was da noch so kommt. Es folgt guter Pop aus Berlin, Fuffifuffzig machen mir schon länger Spaß, das beste Denglisch seit Falco und dabei auch noch (im Gegenteil zu Falco) komplett symphatisch… dahinter steht die Schauspielerin Vanessa Loibl und ich prophezeie an dieser Stelle eine steile Karriere. Mit einem schwebenden, verträumten Riff nimmt uns dann die Neuseeländerin Reb Fountain mit auf ihre aktuelle Single „Forever“ vom demnächst erscheinenden dritten Album der Singer/Songwriterin… Garbage meets Kate Bush. Sophia Kennedy ist gebürtige Amerikanerin und wuchs in Deutschland auf… demnächst erscheint ihr drittes Album „Squeeze Me“ und „Rodeo“ ist die Vorab-Single mit hypnotischen Piano Groove mit ein paar jazzigen Noten und ich höre auch ein bisschen… sagt man noch „Worldmusic“? Falls ich als Musik-Theorie-Banause daneben liegen sollte… aber im nächsten Song werden asiatische Einflüsse etwas deutlicher… Helen Ganya heißt die schottische Musikerin mit thailändischen Wurzeln und ihr drittes Album begibt sich auch auf die Spuren ihrer asiatischen Herkunft und dieser Crossover gefällt mir sehr gut. Apropos Crossover… was die Briten von Squid bislang so veröffentlicht haben, war mir irgendwie zu hoch… mit „Building 650“ kommt erstmals ein Song ins Spiel, mit dem ich etwas anfangen kann.. sicher war ich mir ja durchaus, das die ganzen Lobeshymnen für die Band keine Nullnummern sein können… manchmal kommt man aber einfach nicht ran… Song Nummer 9: Deep Sea Diver… waren letztes mal auch dabei mit dem ersten großen Hit des Jahres 2025 „Shovel“… nun ist das Album „Billboard Heart“ erschienen und das erste Album des Jahres, was ich relativ sicher in der Top Ten von 2025 sehe… mir gefällt auch die Vielseitigkeit… war „Shovel“ die PJ Harvey/Robyn – Mischung, gefällt „What Do I Know“ mit seinen kernigen Gitarren-Hooks. Es folgen so einige Songs, die man gut der Kategorie Dreampop zuschreiben kann… das ist ja hier nichts ungewöhnliches… aber mit Choke City begrüßen wir die erste Band aus Ungarn auf der langen Liste von Herkunftsländern der Interpreten auf den choice-Compilations. Die Band aus Budapest bietet eine Mischung aus Slowdive und Swervedriver… BEINN (die Ben ausgesprochen werden) kommen aus Brooklyn und bieten eine etwas härtere Ausgabe von Shoegaze und Post Punk… vielleicht irgendwie zwischen 1990s Smashing Pumpkins und… Swervedriver… damit kommen wir zum Original. Swervedriver haben neue Musik und „The World’s Fair“ ist der zweite gute Song der quasi Neuzeit… und er ist sehr gut… sogar ein Piano hör ich da… bislang waren mir nur elektrische Gitarren von der Band geläufig… passt aber sehr gut. Es folgt der Song mit dem ❤️ des Monats… vorher nie etwas von denen gehört… aber genau wie es bei mir so ist, wenn ich mich in der großen weiten Welt des Internets durch diverse Seiten kämpfe um neues musikalisches Material aufzuspüren, reichen häufig 2 Sekunden, um das wegzuklicken… sehr häufig sogar… andersrum geht aber auch… bei „If You Knew / Don’t You Worry, Baby“ dauerte es auch nur wenige Sekunden zu realisieren, das es sich hier um einen wahren Leckerbissen handelt. Fotoform heißt die Band aus Seattle und die Single ist kein Debut, es gibt bereits zwei Alben. Ich weiß garnicht an was ich zuerst denken soll… Cocteau Twins… Lush… Siouxsie… Pale Saints oder Slowdive… vielleicht auch alles auf einmal… ich bin mir sicher, das dieser Song in der Wertung der besten Songs 2025 ziemlich weit oben stehen wird. Musikalisch bewegen wir uns mit dem nächsten Song „Graze“ von She’s Green nicht weit weg… erstmal… es fängt recht soft an, aber im zweiten Drittel nimmt das Stück des Fünfers aus Minneapolis ordentlich Fahrt auf. Anschließend bleibts bei shoegazigem Dreampop und Dank Tipp von Stefan begrüßen wir heute nach Ungarn das nächste Land in der Historie der choice Sampler: Argentinien. Fin Del Mundo ist ein weibliches Quartett aus Buenos Aires, ihre Musik fällt in diesem Dreampop Block nicht weiter auf, selbst die spanische Sprache merkt man erst beim genauen Hinhören… passt auch gut zueinander. Von Buenos Aires nach St. Petersburg ist es dann geografisch ein sehr weiter Weg, musikalisch passt das prima… Blankenberge sind zum dritten mal dabei und auch die neueste Single „Escape“ ist leider sehr geil… ok, das Schema ist nicht neu… verträumte Frau singt verhuscht im Hintergrund und die Gitarren werden immer lärmiger… aber das ist schlicht großartig… schon wieder. Auch Broncho sind irgendwie psychedelisch unterwegs, anders als die letzten Songs aber… Radiohead meet Beach Boys vielleicht, „Funny“ bleibt jedenfalls lange im Ohr. Dann zum ersten mal hier: Beirut… natürlich aus New Mexico… seit Jahren dabei, aber nie hier gelandet… „Guericke’s Unicorn“ hatte mich vom Namen interessiert weil ich neulich für 43 Stunden in Magdeburg war und jener Guericke dort gewirkt hat… ist aber bisschen unklar, mit dem Einhorn (wem’s interessiert klicken). Wer ungefähr in meinem Alter ist und weder Blümchen, Scooter oder Napalm Death in den 1990ern gehört hat, war nicht verliebt in die auf den Bermudas geborene Schönheit Heather Nova (?) die eben auch noch ausgereiftes musikalisches Talent besitzt… wenngleich sicher auch kein unbegrenztes Repartoire… Sie war nie wirklich weg, aber so richtig verfolgen tue ich sie nicht… umso erfreulicher ist es dann aber, wenn dann ein Song vor dir steht, der dich wie ein alter Freund in den Arm nimmt… wie „Butterflies And Moths“… schuld war nur die Heather Nova… Zum Abschluß gibt es „The Stuff Dreams Are Made Of“ von Dilettante, einem Projekt der Britin Francesca Pidgeon, die sich irgendwo zwischen Radiohead, St. Vincent und Fiona Apple bewegt… fängt unspektakulär an… wird dann bisschen mehr und wenn dann Bläser einsetzen und man aus dem Traum erwacht, möchte man sich ein rotes Kleid borgen und im Park nach Kate Bush tanzen.

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Berlin, 27.01.2025… Das alte Jahr ist Geschichte und endlich kommen wieder neue Sachen auf den Markt… nach Weihnachtsliedern und Best-Of 2024 wird das auch Zeit und es gibt einen schönen ersten Sampler des Jahres 2025… beginnen wird er mit dem Miki Berenyi Trio, genau wie die #27 und die #22 im letzten Sommer… angesichts der Tatsache das das neue Projekt der ehemaligen Lush Sängerin erst zwei Songs veröffentlicht hat ist das bemerkenswert… aber letzten Monat durfte „Vertigo“ die Best Of Compilation des letzten Jahres eröffnen, aus heiterem Himmel kam letzte Woche Song Nummer zwei… es ist der Opener des Albums „Tripla“, welches Anfang April mit einem Artwork a la 4AD Anfang 1990er erscheinen wird. Im Prinzip ist das MB3 eine verkleinerte Version von Piroshka, dem letzten Projekt Miki’s… Auf Schlagzeug wird jetzt verzichtet, dafür kommt etwas mehr Electronica ins Spiel, der Text ist wieder gesellschaftskritisch und nach wie vor allerfeinster Dreampop von Leuten, die das vor über 35 Jahren bereits prima konnten und diesen Sound in die Gegenwart exportiert haben… ohne das das auch nur annährend altbacken klingt. Nicht ganz so viel Erfahrung auf dem Buckel hat der nächste Act Blankenberge aus St. Petersburg… immerhin ist von denen aber auch bereits das vierte Album im Anflug, „Together“ ist die zweite Vorab-Single daraus… ich bin nicht mehr ganz so verblüfft wie bei „New Rules“, bei dem Song wo ich nicht in den Sinn gekriegt hatte, das das Musik aus Russland sein soll… anderseits… Nashville, Tennessey… da denkt man ja auch nich zwingend an Shoegaze und Post-Punk… schon gar nicht, wenn die Sängerin und Bandleaderin Maddie Kerr von mercury auf dem Cover einen feschen Cowboy-Hut trägt… aber hier gibt es keinen Country und die Gitarren werden mit ordentlich Strom gespielt… schöne Neuentdeckung. Aus Seattle kommt die nächste Band Deep Sea Diver… ein Projekt der Sängerin Jessica Dobson… „Shovel“ ist mein ❤️ des Monats, sie selbst sagt von dem Song, es ist ihr „Nick Cave meets Robyn Hit“… Nick Cave… naja… aber PJ Harvey schon, und der Refrain der dann völlig unvermittelt hochgradig poppig daherkommt… könnte durchaus von Robyn sein… oder irgendein anderer Act für die Tanzmaus McLarsen (TmMcL)… Das dazugehörige Album „Billboard Heart“ erscheint am 28. Februar. Bester Indie-Rock kommt ja auch immer wieder mal aus Neuseeland, so wie Coast Arcade aus Auckland. Ein Album ist noch nicht erschienen, dafür mehrere Singles… von denen „Afterthought“ die jüngste und meiner Meinung nach auch beste ist. Zu den Veteranen der Shoegaze/Dreampop Szene zählen auf jeden Fall die Briten von Swervedriver. Ihr Album „I Wasn’t Born To Lose You“ wurde 2016 mein Album des Jahres… letztes Jahr kam ohne große Ankündigung ein Album namens „Doremi Faso Latide“… was aber nur eine Raritätensammlung alter Stücke war, nun gibt es neues Material, was mir schon besser gefällt… „Volume Control“ ist Vorbote einer EP… die wiederum ein Album ankündigen könnte… wir werden sehen. Noch etwas härtere Gitarren gibt es von SOM, eine Heavy Shoegaze Band aus den Vereinigten Staaten, die eine wunderbare Verbindung aus harten Gitarren und absolut weichen Gesang von Sänger Will Benoit liefern… Harte Gitarren dominieren auch bei SUMO, einem Space-Postrock Trio aus Miami… und auch das macht Spaß, ohne Gesang… nur ein paar Samples und ab geht die Rakete. Als nächstes geben sich ein paar Legenden die Klinke in die Hand… erst Bob Mould mit dem Vorboten des ersten Albums nach 5 Jahren „Here We Go Crazy“… wieder etwas zahmer als das harte „Blue Hearts“, aber immer noch gewohnt kernige Songs vom Ex Hüsker Dü- und Sugar Sänger. Dean Wareham lässt es dagegen wie immer etwas ruhiger angehen, seine Bands Galaxie 500 und Luna waren Wegbereiter von dem Genre, was heute Dreampop heißt… sein nächstes Soloalbum erscheint Ende März und „You Were The Ones I Have To Betray“ signalisiert einige Vorfreude darauf. Auch Hamiltom Leithauser (ohne Schnarrenberger) ist ein Veteran der amerikanischen Indie-Szene… noch nicht ganz so lange wie die beiden Herren voran, aber mit The Walkmen hat er auch schon über 20 Jahre geliefert, allem Voraus dem Klassiker „The Rat“ von 2004… sein kommendes Soloalbum „This Side Of The Island“ erscheint in März. Der älteste Hero dieser Compilation aber ist Mike Scott, der seit Anfang der 1980er unter dem Namen The Waterboys Klassiker an Alben wie „The Waterboys“ (1983), „A Pagan Place“ (1984), „This Is The Sea“ (1985), „Fisherman’s Blues“ (1988) schuf, dann mit eher mittelmäßigen Platten durch die 1990er und 2000er kam und dann völlig überraschend 2011 mit dem Album „An Appointment With Mr. Yeats“ mein Album des Jahres veröffentlichte… mit Texten vom irischen Literaturnobelpreisträger William Butler Yeats (1865-1939). Erstmal war ich damals erst skeptisch, ob das eine gute Mischung ist… war es aber definitiv… nun geht es um Dennis Hopper (1936-2010), amerikanische Schauspielerlegende und Regisseur (Easy Rider, Apocalypse Now etc.)… warum soll das nicht auch wieder etwas gutes werden(?)… besser als die Alben der letzten Jahren, die in meinen Ohren ziemlicher Müll waren, kann es sowieso nur werden. Im April erscheint auf dem Sun Label (Immerhin Elvis Presley oder Johnny Cash) das Konzeptalbum „Life, Death And Dennis Hopper“ und die Vorabsingle „Hopper’s On Top (Genius)“ hat wieder die… in diesem Falle vielleicht etwas ironische Euphorie in Scotts Gesang, die erklärt warum diese Band, trotz allem Ausschuß der letzten Jahre immer noch zu meinen Alltime Favourites zählt. Jetzt aber genug mit den alten Säcken… es folgt mit JJULIUS eine schwedische Band, die auch in ihrer Landessprache singt… keine Ahnung um was es geht, aber ich mag das… Belle & Sebastian meets The Concretes (falls sich noch jemand erinnert). Der kurioseste Song folgt mit dem Song „S.N.C“ von DARKSIDE… ich habe keine Ahnung was uns die Amerikaner damit sagen wollen, aber nach mehrmaligen Hören find ich es großartig… man meint Spuren von „Walk On The Wild Side“ oder „Superstition“ zu hören… es wird funky… dann denkt man an Neo-Psychedellic Kram von Tame Impala oder King Gizzard & The Wizard Lizard… nach 6 Minuten ist man ordentlich eingegroovt und fragt sich: was war das denn?… ick finds geil. Danach begrüßen wir ein neues Land in der choice Serie… aus der Ukraine kommen Small Depo, die singen den Song „Емігрант“ (Emigrant) auch in Landessprache… wenn ihr mich fragt… ich hätte beim nicht genauen Hinhören fast gedacht, es wären die Spanier von Heroes Del Silencio, die mit ihrer Muttersprache in den 1990ern bekannt waren… tja… damals war alles noch etwas leichter… immerhin vereint choice#28 nun eine russische und eine ukrainische Band. Hab ich bei DARKSIDE gesagt der kurioseste Song(?)… der wird aber auf jeden Fall knapp verfolgt vom Projekt Abazaba… die haben sich dem Instrument Taishogoto verschrieben… eine Art japanische Zither… aber mit Steve Shelley (Sonic Youth Drummer), Eugene Hütz (Gogol Bordello Sänger) und einer Coverversion von Joy Division’s „Isolation“ brennt nix an… ziemlich wild, aber geil… geht einem fast der Allerwerteste auf… Grundeis… zufällig der Name der nächsten Band (mal wieder gekonnt Zusammenhänge hergeleitet, die keine sind)… Die Band aus Hamburg bringt Shoegaze, Dreampop und Noiserock zusammen und „Strange“ klingt für mich wie ein Hybrid aus Slowdive und Siouxsie & The Banshees… kann ja nicht verkehrt sein… isses auch nicht. Wir bleiben in Deutschland und hören als nächstes zwei Stimmen, die ich lange nicht mehr hörte, früher aber unbedingt mochte… Aydo Abay (Blackmail, Musa Dagh etc.) startet mit u.a. dem Beatsteaks Drummer sein neues Projekt No Body und singt auf der Single „Pancake Heart“ mit einer Person, die ich noch mehr vermisse,,, Suzie Kerstgens von Klee, die ein paar richtig gute Alben mit deutschsprachigen Dreampop vorzuweisen haben… leider waren die Kölner dann in Richtung Schlager abgedriftet. Es folgt Lucy Dacus mit neuem Material, sie war mit Phoebe Bridges und Julien Baker als Boygenius bei McLarsen mit dem Debutalbum 2023 auf Platz 3 der Jahresendabrechnung und für den Song „Not Strong Enough“ gab es sogar einen Grammy für das queere Trio. Nun erscheint Neues von Lucy Dacus und „Ankles“ ist der erste Vorgeschmack. Nicht weit entfernt von dieser musikalischen Richtung ist auch Miya Folick, eine ebenfalls amerikanische Singer/Songwriterin mit japanischen und ukrainischen Wurzeln. Ihr neues Album „Erotica Veronica“ erscheint Ende Februar und hat mit dem Titelstück und dem hier dargebotenen „This Time Around“ gleich zwei sehr gute Stücke am Start. Das Stück entstand spontan mit Kate Davis auf einem Küchenfußboden und ist bereits jetzt Anwärter auf die schönste Ballade des Jahres. Viel Spaß beim Hören.

Hier die Playlist auf Apple Music, Spotify und Youtube

McLarsen an der Elbmündung – Altes Land, Buxtehude, Cuxhaven, Stade (August 2025)

Stade, 12.08.2025… Tag 1: Stade. Eine neue Entdeckungsreise steht an… diesmal nicht in eine einzelne Großstadt, sondern in einen Landstrich im Norden Deutschlands, wo ich noch nie war: Die letzten Kilometer der Elbe, Altes Land, Buxtehude, Cuxhaven und Stade… leider fängt Stade nicht mit D an… Residenzstadt ist Stade, dieser Stadt gilt die Aufmerksamkeit des ersten Tages… Altes Land und Buxtehude füllen Tag 2, Cuxhaven Tag 3, bevor es zurück nach Berlin geht. Heute war Anreisetag… erstmalig habe ich mir ein Deutschland-Ticket gekauft (Für alle, die das in ferner Zeit lesen: Deutschlandweites Ticket für Nah- und Regionalverkehr für aktuell 58€)… heute war Jungfernfahrt… Start war kurz nach 09:00 Uhr vom Gesundbrunnen, der Zug kam pünktlich aber bereits komplett überfüllt… also erstmal Stehplatz in der Hoffnung, dass sich das irgendwann ändert. Die erste Verspätung trat dann bereits wenige hundert Meter nach Abfahrt ein und es lief recht zähflüssig… irgendwann stiegen Leute aus und ich ergatterte einen Sitzplatz, es ging über Bad Kleinen (bekannt als GSG9-Blamage vs. RAF-Terroristen Anfang der 1990er), Lübeck, Hamburg, Buxtehude und letztendlich mit fast einer Stunde Verspätung war ich 15:45 in Stade. Die Unterkunft ist das Zentrum-Hotel Stade, wenige Meter vom Bahnhof entfernt. Kurze Erfrischung… ab zur Stadterkundung… und schnell war klar… Stade ist klitzeklein aber wunderschön… zumindest der Altstadt-Kern. Viele Dinge erinnern mich an Lüneburg, was ja nicht sehr weit weg ist, aber alles in Miniaturformat. Ich schlenderte etwas über die Fußgängerzone und verweilte etwas an dem sehr schönen historischen Hafen mit dem nachgebauten Drehkran und den wunderschönen Bürgerhäusern, alles auch gut besucht.

Der kleine Hafen bildet das wunderschöne Zentrum von Stade
Fachwerkhäuser am Hafen

Eine Kirche war natürlich auch dabei… heute die Kirche St. Cosmae et Damiani, auch vereinfacht St. Cosmae genannt… mal was anderes als Marienkirche oder so… hab mal nachgeschaut, um wen es hier geht, und hab auf der Website der Kirche diese Erklärung gefunden: „Die syrischen Zwillingsbrüder Cosmas und Damian wurden als Heilige verehrt, da sie als Ärzte die Menschen unentgeltlich behandelten. Sie starben im Zuge der Christenverfolgung im Jahr 303 als Märtyrer.“ Nicht nur der Name der Kirche ist ungewöhnlich, auch der Bau, er hat einen seltsamen Grundriss und einen gewaltigen Vierungsturm mit barocker Haube. An dem Modell, das nahe dem Eingang zu sehen ist, versteht man die Architektur der im Kern gotischen Kirche am besten. Von der Innenausstattung ist die große Orgel von Berendt Hus und seinem Neffen Arp Schnitger am bedeutendsten.

St. Cosmae, Rückseite vom Rathaus mit Ratskeller-Terasse
Modell der Kirche
St. Cosmae - Hus-Schnitger-Orgel

Gleich neben der Kirche befindet sich das Rathaus von 1667. Es ist ein frühbarocker Backsteinbau mit einem prächtigen Eingangsportal. Ein Teil dieser Immobilie interessierte mich anschließend etwas intensiver: Der Ratskeller. Der Ratskeller bietet selbstgebrautes Bier, das nach der Schutzpatronin der Bierbrauer, der Heiligen Gertrude, benannt ist. Neben einer deftigen Mahlzeit probierte ich Pils, Rotbier und Schwarzbier… war alles sehr lecker. Man kann gut draußen sitzen mit Blick auf das Rathaus und St. Cosmae… in der nebenbei auch ein Gertrauden-Altar aus dem Mittelalter steht.

Stade - Bäckerstraße
Altstadt mit St. Wilhadi Kirche

Die Hansestadt Stade liegt etwa 45 Kilometer westlich von Hamburg und 60 Kilometer südlich von Cuxhaven. Durch die Stadt fließt die Schwinge, ein 28 Kilometer langer Nebenfluss der Elbe. Die Stadt hat etwa 48.000 Einwohner und ist Kreisstadt des Landkreises Stade und gehört zum Bundesland Niedersachsen. Durch ihren kleinen Hafen war die Stadt im Mittelalter als Handelsstandort von Bedeutung und brachte den Bewohnern Wohlstand. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und einem Stadtbrand von 1659 sank die Bedeutung der Stadt. Stade besitzt eine historische Altstadt mit Fachwerkhäusern, dem historischen Hafen und zwei Kirchen aus dem Mittelalter.

Am Hafen beim Fuerkiek
Skulptur mit Drehkran am Hafen

Anschließend ließ ich mich noch ein wenig treiben und setzte mich anschließend an einen freien Tisch der Kneipe Fuerkiek am Hafen. Dort war es wirklich sehr schön, ich trank mein erstes (…natürlich nicht einziges) Jever seit Jahren und es dauerte auch nicht lange, bis ich mit Einheimischen ins Gespräch kam… echt netter Laden. Zum Schluss wurden noch ein paar Bilder im Dunkeln gemacht, dann ab ins Bett und der erste Tag ist Geschichte.

Der Hafen macht auch nachts etwas her...

Tags drauf stand als Erstes eine Sache an, für die ich gestern zu spät war, nämlich die Besichtigung der anderen großen Kirche in Stade: St. Wilhadi. Auch hier musste ich erstmal schauen… Willi Wer? Die Kirche ist Bischof Willehad geweiht, dem Gründer des Bistums Bremen. Die Wilhadikirche ist eine gotische Hallenkirche mit einem Westturm, der etwas älter ist. Das Innere ist eher schlicht gehalten, Altar und Kanzel sind ebenso aus der Zeit des Barock, wie auch die prächtige Orgel.

Der Dicke Turm von St. Wilhadi am Ende der Gasse
St. Wilhadi - Inneres nach Osten
St. Wilhadi - Orgel

Aber jetzt zum zweiten Tag, da ging es um Altes Land und Buxtehude. Erstmal ein lobendes Wort zum Hotel… ich habe selten solch ein abwechslungsreiches, hochwertiges Frühstücksbuffet mehr erlebt, das ist doch eine große Überraschung, auch sonst bin ich mit der Wahl des Zentral Hotel Stade sehr zufrieden. Nach dem Abstecher zur St. Wilhadi Kirche lief ich dann zum Bahnhof und stieg in den Bus nach Jork. Die Linie fährt auch durch Ecken von Stade, in denen es nicht so pittoresk wie in der Altstadt wirkt, dann jedoch bald durchs Alte Land mit den Bauernhöfen und flächendeckenden Obstplantagen… das macht schon mal Spaß, das alles auch nur vom Bus aus zu sehen… auch wenn der Busfahrer eine Leidenschaft für Bordsteinkanten hatte. Endpunkt der knapp einstündigen Fahrt war das Zentrum des Hauptortes dieser Landschaft: Jork.

Im Zentrum von Jork
Jork - Standesamt

Altes Land nennt sich ein etwa 100 Quadratkilometer großes Gebiet an der Unterelbe zwischen Hamburg und Stade. Das Land wurde einst von niederländischen Kolonisten entwässert und erschlossen. Seit dem Mittelalter ist das Gebiet für Obstanbau bekannt. Das Alte Land ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nord-Europas. Auf 10.700 Hektar reifen überwiegend Äpfel, aber auch Kirschen. Hauptgemeinde ist der Ort Jork mit etwa 11.000 Einwohnern. Sehenswert sind historische Bauernhäuser, meist aus Fachwerk, in den Marschhufendörfern.

Jork - Kirche St. Matthias
Jork - St. Matthias - Inneres
Jork - St. Matthias... Hier sitzen die, die immer hier sitzen...

Recht nahe am Zentrum von Jork liegt die Kirche St. Matthias. Die Kirche ist ein Saalbau von 40 x 14 Metern und einen separat stehenden Glockenturm, damit eine recht große Kirche, im Inneren fällt die bemalte Holzdecke ebenso auf, wie die Wangen der Bestuhlung, an denen die Namen stehen, die dort vor langer Zeit ihren Stammplatz hatten… ich hoffe, in der Kneipe war es damals nicht so streng. Nach der kurzen Besichtigung der Kirche ging es jetzt nordwärts in den Ortsteil Borstel. Gut ein Kilometer später ist der Ort zu Ende und man steht vor einer schönen, alten Mühle, die man schon vom Weiten sehen konnte. Sie war zuletzt als Restaurant genutzt worden, ist aber seit gut einem Jahr dauerhaft geschlossen. Auf dem Rückweg machte ich noch einen Abstecher in die Borsteler Kirche St. Nikolai, auch hier steht der Glockenturm knapp neben dem Kirchenschiff und auch hier gibt es eine bemalte Holzdecke, alles etwas kleiner als beim Nachbarn in Jork, aber auch sehr schön.

Jork - Im Ortsteil Borstel
Borstel - Alte Mühle
Borstel - Kirche St. Nikolai von Aussen...
...und Innen

Dann ging es die Strecke zurück nach Jork und von dort aus Richtung Osten über den Obstmarschenweg via Königreich und Estebrügge nach Buxtehude… eine Strecke von etwa 10 Kilometern, durch das riesige Obstanbaugebiet Altes Land. Da es ja hier völlig flach ist, ist die Strecke an und für sich kein Problem, allerdings waren an diesem Tag 30 Grad im Schatten und auf den letzten Kilometern hatte ich bereits geschwollene Hände und die Kräfte ließen auch langsam nach… aber alles prima… nur noch viel länger wäre keine gute Idee gewesen.

Ein typischer Obst-Bauernhof im Alten Land
Obst, Obst, Obst
Endlich in der Hase-Igel-Stadt

  Die Hansestadt Buxtehude ist eine Stadt im Landkreis Stade im Bundesland Niedersachsen. Sie hat etwa 40.000 Einwohner und liegt zwischen Hamburg und Stade am Rande des Alten Landes. Ähnlich wie die Nachbarstadt Stade war Buxtehude Mitglied der Hanse und erlebte in dieser Zeit ihre Blüte. Es gibt eine kleine Altstadt mit diversen Fachwerkhäusern, dem Marschtorzwinger und der gotischen St. Petri-Kirche. Die Stadt liegt an der Straße der Märchen, das Märchen vom Hasen und Igel spielt in Buxtehude.

Hase - und Igel Skulptur in Buxtehude
Fleth in Buxtehude
Rathaus mit Ratskeller

Erste Amtshandlung in Buxtehude war auf jeden Fall Erfrischung… und die gab es im Ratskeller bzw. auf dessen Außenbestuhlung. Es gab kühles Ratsherrn Bier aus Hamburg (Helles, Pils, Zwickel) und ein leckeres Bauernfrühstück… nachdem ich ja an so vielen Bauernhäusern vorbeigekommen war. Langsam kamen meine Kräfte zurück und ich machte mich auf, die Kleinstadt zu erkunden.

Die Silhouette der Stadt wird von der Stadtkirche St. Petri dominiert
Auch in Buxtehude gibt es einen kleinen Hafen... aber viel kleiner und nicht so schön wie in Stade
Stadtarchiv und Museum

Die Besichtigung der Stadt Buxtehude ging etwas schneller als gedacht… Die Altstadt ist eher winzig, man kann dann noch durch diverse Grünanlagen an dem Flüsschen Este wandeln, aber sonst gibt es ehrlicherweise wenig zu sehen… klar, hier und da ein schönes Fachwerkhaus, aber davon hatte ich im Laufe dieser Reise schon genügend gesehen… die Fußgängerzone… ist halt eine Fußgängerzone… also auf eine Parkbank gesetzt und Musik auf die Ohren. Es galt nun, die Zeit bis 19:00 zu überbrücken, da sollte das Rebel’s Choice Pub öffnen… laut Google zumindest… was ich dann vor Ort sah, war ein kitschiger Zettel, dass man gerade Urlaub hat. Ah ja… nicht, dass ich irgendwem das nicht gönnen würde, aber gerade für Leute, die keine Stammgäste sind, könnte das in Zeiten des Internets mal kommuniziert werden. Nun war ich ein wenig sauer, dass ich deshalb so viel Zeit in Buxtehude verplempert hatte und nahm die nächste S-Bahn zurück nach Stade. Hier ging es abends nochmal zum Fuerkiek, da war es schließlich am Vorabend schön und das war auch gestern wieder prima. Nach 3 Bier und einem kleinen Abendbrot war dann allerdings bald Feierabend, 30.000 Schritte und fast 29 Kilometer in den Knochen bei amtlichen Sommertemperaturen ließen mich schnell einschlummern… natürlich im Hotel, natürlich im Bett.

Eine kleine Sammlung von Eingangstüren im Alten Land

So… dritter und letzter Tag in Nord-Niedersachsen, und heute ist der Ort dran, der diesem Bericht den Namen gegeben hat, nämlich die Elbmündung und damit verbunden die Stadt Cuxhaven. Das Alte Land, Buxtehude und Stade sind natürlich auch nahe an der Elbe, aber auch so weit weg, dass man den viertlängsten Fluss Europas nicht direkt sehen kann. Kommt man nach Cuxhaven, ist die Elbe bereits so breit wie ein großer See, und das gegenüberliegende Ufer in Schleswig-Holstein ist in weiter Ferne

Die letzten Kilometer der Ebbe... kurz vor der Nordsee... gesehen von der Alten Liebe...
...das ist die Aussichtsplattform Alte Liebe

Die Bahn fährt etwa 55 Minuten von Stade nach Cuxhaven. Dort stieg ich aus und erkundete erstmal den Teil südlich vom Bahnhof, bevor es dann langsam zu den maritimen Orten gehen sollte. Als erstes drehte ich eine Runde im Schlossgarten vom Schloss Ritzebüttel. Der Bau ist aus dem Mittelalter und war lange der Amtssitz der Hamburger Amtsmänner, zu der Zeit, als Cuxhaven zu Hamburg gehörte. Das Gebäude wird für Ausstellungen benutzt, ebenso für Trauungen… ein Restaurant gibt es auch. Anschließend führte mich mein Weg durch die unumgängliche Fußgängerzone, vorbei an einem restaurierten Wasserturm in Richtung Hafen. Bevor ich mich diesem widmete, machte ich noch einen Abstecher ins Lotsenviertel, einem beliebten Wohnviertel, in dem früher die Lotsen vom nahen Hafen lebten.

Schloss Ritzebüttel
Der Wasserturm... heute Restaurant und Ferienwohnungen
Im Lotsenviertel

Im Hafen war tagsüber natürlich reges Treiben. Es fahren Sightseeing-Schiffe zu den Robbenbänken und auch weiter in die Nordsee hinaus; es verkehren Fähren nach Neuwerk und Helgoland. Dazwischen etliche Fressbuden, Souvenirläden und alles, was Geld einbringt. Die doppelstöckige Aussichtsplattform „Alte Liebe“ war mal ein Pier, an dem Schiffe anlegten. In der nahen Umgebung befindet sich noch der Hamburger Leuchtturm und der Windemaphor, eine Wind-Messeinrichtung aus dem 19. Jahrhundert. 

Landwehrkanal mit Blick zum Hafen

Cuxhaven ist die nördlichste Stadt Niedersachsens. Sie liegt am Unterlauf der Elbe, der dort in die Nordsee mündet. Die Stadt hat knapp 50.000 Einwohner und entstand aus mehreren Ortschaften zu einer Stadt, wie man sie heute sehen kann… Lange Zeit gehörte sie zum 100 Kilometer entfernten Hamburg… Die nahe Insel Neuwerk tut das noch heute. Cuxhaven ist als Hafenstandort für Fischerei und Fähren (Neuwerk und Helgoland) von Bedeutung, ebenso als Ferien- und Erholungsort. Die drittgrößte niedersächsische Stadt an der Nordsee ist das größte deutsche Seeheilbad. Cuxhaven besitzt lange Sandstrände, besonders entlang der Nordseeküste. Das niedersächsische Wattenmeer gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kugelbake, die den Übergang von Elbe und Nordsee markiert.

Hafen von der Alten Liebe

Auf der Elbe ist stets gut zu beobachten, wie die ganzen Frachtschiffe von oder nach Hamburg-Hafen schippern… heute war allerdings recht wenig los. Vom Weiten sieht man bereits in etwa drei Kilometern Luftlinie die Kugelbake, ein Holzgerüst auf einer Mole, die den Übergang von Elbe und Nordsee markiert… das war mein nächstes Ziel… vorbei an Yachthafen, Seebäderbrücke und Badestrand lief ich größtenteils auf einem Deich in Richtung Kugelbake. Dort, fast angekommen, wollten die doch für das Betreten des Strandes Geld haben… aber für fünf Minuten zur Kugelbake latschen und drei Fotos machen, bezahle ich keine Tageskarte… vom Weiten machte das Teil eh mehr her…

Yachthafen und Seebäderbrücke
Die Kugelbake
Links von der Kugelbake ist der Sandstrand der Nordsee

Das Wetter war heute wieder hochsommerlich, durch ein paar Wolken aber etwas erträglicher als gestern. Für den Rückweg wählte ich trotzdem den Weg durch die etwas schattigere Ortschaft als auf dem Deich… Zwischendurch gab es einen Imbiss an einem Campingplatz und später auch mal ein Eis… Ist ja auch Urlaub irgendwie… Später gab es dann tatsächlich noch Guinness im Pub „Drunken Sailor“ im Lotsenviertel… Dort war aber wirklich gar nichts los, so das ich den 20:00-Uhr-Zug zurück nahm und eine Stunde später wieder im Hotel war.

Das war also der Trip zum Ende der Elbe… Er zeigte mir eine schöne provinzielle Gegend in Norddeutschland. Das Alte Land mit seinen Fachwerk-Bauernhöfen und dem riesigen Obstanbaugebiet ist wunderschön. Die Altstadt von Stade ist ein kleines, nicht überlaufenes Juwel deutscher Altstädte, und die Hafenstadt Cuxhaven ist etwas für Freunde der maritimen Welt oder aber auch nur für Strandurlauber. Vielleicht ist die Gegend auch ein Tipp für Radfahrer… ein Geheimtipp allerdings nicht… Viele, vorwiegend ältere Urlauber durchstreifen die Gegend mit E-Bikes… Wer keins hat, hat es meistens auf einem lustigen T‑Shirt zu stehen.

Meine Heimreise gestern war mal wieder nicht der Brüller… Ich war insgesamt 9,5 Stunden mit Regionalzügen unterwegs… Ich verbuche das mal als missglücktes Experiment. Bereits in gut einem Monat werde ich wieder im Süden der Republik unterwegs sein… und meine Erlebnisse mit meiner werten Leserschaft teilen. Ein besonderer Dank geht an Nina, die zuhause die Stellung gehalten hat. Zum Schluss noch ein paar Fotos aus der zweiten Reihe…

Auf dem Kirchhof St. Nikolai in Jork-Borstel
Nochmal Botanik beim Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven
Stade - Beim St. Johanniskloster
Stade - Museum Schwedenspeicher
Stade - Salzstraße
Denkmalschild mit Stader Silhouette: St. Cosmae, Rathaus, St. Wilhaldi
In Jork
Buxtehude - Marschtorzwinger
Buxtehude - Westviver
Cuxhaven - Ansicht von der Düne mit Badestrand und Kugelbake vom Weiten
Cuxhaven - Kugelbake
Abendstimmung in Stade

McLarsen’s Irische Tagebücher #1: Donegal (November 2019)

Berlin, 07.06.2025… Dies ist der Bericht von einer Reise, die über fünf Jahre zurückliegt. Sie fand zwischen dem 31. Oktober und dem 3. November 2019 statt. Damals schrieb ich meine Reiseberichte nur für die Schottland-Erkundungen – und das auch hauptsächlich für ein deutsches Whiskyforum. Eine Website namens mclarsen.de gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Nur wenige Monate später kam dann die Corona-Pandemie, und ich hatte plötzlich viel Zeit für Reiseberichte und ähnliche Dinge auf der nun aktivierten Website.

Dass ich erst jetzt einen Bericht über Irland 2019 nachreiche, liegt daran, dass es bereits einen Teil 4 gibt – und die erste Reise nicht fehlen soll. Die Textbeiträge werden sich allerdings in Grenzen halten, schließlich ist das lange her, und außerdem sprechen die Bilder ja auch für sich.

Die altbewährte Reisegruppe am Flughafen
Die ersten Kaltgetränke der Reise
Traditionelle Livemusik im Pub

2019 war nicht nur die Zeit vor Corona, sondern auch die Zeit vor dem vollzogenen Brexit. Es gab also eine feste Flugverbindung von Berlin (Schönefeld – der Flughafen war auch noch nicht fertig) in die nordirische Hauptstadt Belfast. Seinerzeit wurden die Verbindungen ins Vereinigte Königreich von vielen Polen genutzt, die dort arbeiteten. Da wir nach Donegal im Nordwesten der irischen Insel wollten, war es für uns günstiger, über Belfast statt über Dublin anzureisen.

Wir – das sind mein bester Freund André und ich. Wir kennen uns von klein auf und sind schon häufig zusammen verreist. Nachdem wir gelandet waren und unseren Mietwagen in Empfang genommen hatten, ging es los in Richtung Donegal (Stadt) – eine Strecke von etwa 150 Kilometern. Dazwischen passierten wir die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland. Man konnte es nur daran erkennen, dass die Autokennzeichen jetzt anders aussahen und die Straßen besser waren – EU-Geldern sei Dank.

Nach etwa zwei Stunden waren wir dann am Ziel: der Stadt Donegal. André hatte uns ein B&B gebucht, in dem er schon einmal war – das Railway Lodge Guest House, relativ nahe am Stadtzentrum gelegen. Nach einer kurzen Erkundung der kleinen Stadt standen bald – erwartungsgemäß – gut gefüllte, kalte Pints vor uns. Der Ort hat mehrere Pubs, und in fast allen gab es Livemusik – aber nicht für die Touristen, sondern von und für die einheimische Bevölkerung. Das hat viel Spaß gemacht.

Im Hafen von Killybegs
Atlantik voraus bei Largy

Donegal ist einerseits die nördlichste Grafschaft der Republik Irland und andererseits der Name einer Stadt in eben dieser Grafschaft. Die Grafschaft Donegal ist die einzige in der Region Ulster, die nicht zu Nordirland gehört. Die Stadt Donegal zählt gerade einmal 2.700 Einwohner und ist auch nicht die regionale Hauptstadt der Grafschaft. Wirtschaftlich lebt die Region neben der Schafzucht hauptsächlich vom Tourismus.

Sliabh Liag Walk
Einmannbunker am Sliabh Liag Walk

Am nächsten Tag starteten wir eine kleine Rundreise mit dem Mietwagen… Ziel waren die Klippen von Slieve League. Dabei passierten wir kleine, hübsche Orte an der Atlantikküste, wie zum Beispiel Killybegs. Nahe der Ortschaft Teelin parkten wir dann und wanderten über den Sliabh Liag Walk, also den Weg zu den Klippen.

Nach einem ordentlichen Anstieg ganz am Anfang war der Weg einfach zu laufen… immer wieder begleitet von schönen Ausblicken auf die imposante Küstenlandschaft. Nach knapp fünf Kilometern erreichten wir den Aussichtspunkt auf die Slieve-League-Klippen. Die über 600 Meter hohen Klippen zählen zu den höchsten in Europa.

Im Gegensatz zu den deutlich bekannteren Cliffs of Moher (gerade einmal 217 Meter hoch) ist dieser Ort so gut wie gar nicht touristisch überlaufen – okay, es war Anfang November, aber wir waren fast alleine unterwegs.

Ein wenig in den Wolken versteckt...
... Slieve League Klippen

Nachdem wir dann wieder im Auto saßen, fuhren wir ein wenig immer der Nase nach und kamen unter anderem durch die Orte Burtonport mit dem Fährhafen zur Insel Arranmore, Kincasslagh und Annagry. Wir genossen die schöne Landschaft und machten hier und da ein paar Fotos. Dann wurde es langsam dunkel, und wir fuhren zurück nach Donegal Town.

Burtonport
Fährhafen zur Insel Arranmore
Landschaft bei Kincasslagh

Dort spazierten wir noch ein wenig am River Eske und entdeckten die Reste einer verfallenen Klosteranlage der Franziskaner, die hier bis 1601 lebten. Zusammen mit dem Friedhof und der zunehmenden Dunkelheit war das ein bischen gruselig… aber das hatte was…

Klosterruine Donegal
Am River Eske

Am Tag darauf war unser Hauptziel der Nationalpark Glenveagh. Als ich in den 1990ern in einem kleinen Pub im Wedding zu Hause war, der „Jimmy Mac’s Pub“ hieß, war ich dort immer einer von denen, die sich um neue Musik für die Playlist kümmerten – damit nicht nur das irische Gedudel von den Dubliners & Co. lief. Ein Song lief dabei, glaube ich, am häufigsten: „The Evictions“ von der Band Goats Don’t Shave. Es ist eine Ballade über das Schicksal von 244 Menschen, die 1861 von einem schottischen Landspekulanten gezwungen wurden, ihr Land im heutigen Nationalpark Glenveagh zu verlassen … ihre Heimat. Während sich der Landlord dann ein schickes Schloss mit Garten bauen ließ, bedeutete das für die Bewohner Armenhaus oder Auswanderung nach Amerika oder Australien. Ich stelle den Song mal hier drunter – kann man gut dazu hören … funktioniert bei mir auch immer noch. Schauer im Rücken inklusive.

Der Nationalpark ist öffentlich zugänglich, es existiert ein Visitor Center, und man kann Teile des Parks mit einem Shuttlebus erkunden. Wir beschlossen, es per pedes zu tun – dreieinhalb Kilometer frische Luft haben schließlich noch niemandem geschadet. Der Glenveagh Nationalpark ist ein landschaftlich sehr schönes Fleckchen Erde und sehr gepflegt noch dazu. Am Castle kann man auch den Wirtschaftsgarten besichtigen, und Gastronomie gibt es ebenfalls.

Im Nationalpark Glenveagh
Glenveagh Castle
Glenveagh - Wirtschaftsgarten

Nach Glenveagh fuhren wir zum Malin Head auf der Halbinsel Inishowen. Es ist der nördlichste Punkt der irischen Insel. Dort steht ein ziemlich hässlicher Turm, von dem man aber einen sehr guten Ausblick hat. Nachdem wir danach nach Donegal zurückgefahren waren, gab es abends noch einmal Guinness und Livemusik satt – das Schöne daran war, dass es nicht von Touristen überlaufen war. Die Stadt Donegal ist das übrigens im Allgemeinen auch nicht.

Standing on the edge of Ireland - Malin Head...
...der nördlichste Punkt der Insel

Am Tag darauf ging es wieder nach Belfast und zurück nach Berlin. Während wir am Flughafen noch etwas Zeit totschlagen mussten, beschlossen André und ich, dass wir diesen Kurztrip nach Irland jedes Jahr machen sollten – bis wir eines Tages die ganze Insel durch haben. Durch Corona fand dann erst 2022 der nächste Trip statt, aber diese Reise nach Donegal war der Anfang einer schönen Serie.

McLarsen im Dessau-Wörlitzer Gartenreich (Juni 2025)

Berlin, 26.06.2025… Die letzte Reise (Krakau) liegt bereits wieder drei Monate zurück… Im Sommer gibt es ja immer noch eine Menge mehr zu tun als in der kalten Jahreszeit – schließlich haben wir auch noch einen Garten, der versorgt werden will. Aber nun wurde es dann doch mal Zeit für ein paar Stunden Tapetenwechsel: 43 Stunden in Dessau, bzw. im Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Die Anreise erfolgte mit der Regionalbahn, über die ich diesmal nichts Schlechtes berichten kann. Da nur 1,5 Tage für sechs Gartenanlagen mit Schlössern zur Verfügung standen, plante ich als Erstes eine Besichtigung der etwas abseits gelegenen Anlage in Mosigkau – etwa acht Kilometer von Dessau entfernt. Da die Strecke der lokalen Bahn Richtung Köthen gerade saniert wird, gab es auf der Strecke einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Den hatte ich mir so vorgestellt, dass er an den Bahnhöfen hält, an denen auch der Zug halten würde. Leider wollte in Mosigkau niemand raus – und ich wusste halt auch nicht, wann oder ob man irgendwo einen Haltewunsch-Knopf drücken soll. Es gab weder Ansagen noch eine Leuchtschrift über die Haltestellen – egal für Ortskundige, Pech für Ortsfremde. Als ich dann das Ortsausgangsschild von Mosigkau an mir vorbeiziehen sah, bin ich dann doch mal zum Busfahrer gegangen und habe gefragt, was nun sei (?). Ich musste am nächsten Haltepunkt, einem gottverlassenen Nest namens Elsnigk, aussteigen und warten, bis die Gegenseite kommt. Das dauerte etwa 45 Minuten, in denen ich da rumstand. Ab und zu zogen Omas mit Rollatoren an mir vorbei und musterten mich kritisch – ich war ja schließlich noch nie da. Die abgeklebten Schranken machten ausdauernd irgendwelche komischen Geräusche im Wind, und eigentlich fehlten nur noch die Grasballen, die in Westernfilmen durch die Szenerie rollen. Aber dann kam der Bus der Gegenlinie – es war der gleiche, mit dem blöden, arroganten Busfahrer, der mich dann letztendlich gönnerhaft in Mosigkau rausgelassen hat. Nachdem ich über eine Stunde der limitierten Zeit dieses Ausflugs in ELSNIGK (grrr) verplempert hatte, war eine Schlossbesichtigung nicht mehr realistisch, und ich besichtigte nur die eher übersichtliche Gartenanlage.

Schloss Mosigkau, Vorderseite...
...und von hinten

Im Irrgarten (etwas schneller)

Schloss und Garten Mosigkau wurden für die Lieblingstochter von Fürst Leopold I. zwischen 1752 und 1757 angelegt – also etwa zehn Jahre nach Sanssouci. Es ist eine der letzten vollständig erhaltenen Rokoko-Bauten und -Gartenanlagen in Deutschland. Fürst Leopold I. war übrigens eine der besten Militärpersönlichkeiten seiner Zeit und oberster Feldmarschall der preußischen Armee unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Der Leopoldplatz im heimischen Berlin-Wedding wurde nach ihm benannt. Seine Lieblingstochter Anna Wilhelmine blieb unverheiratet und verfügte, dass die Anlage nach ihrem Tod in ein Stift für unverheiratete adlige Frauen umgewandelt werden sollte – was bis 1945 Bestand hatte. Schloss und Garten sind, wie gesagt, Rokoko. Besonders lustig war ein Irrgarten, den ich zumindest teilweise mal mit der Kamera aufnehmen konnte. Für den Rückweg nach Dessau wählte ich dann lieber einen Linienbus. Der zeigte zwar korrekt an, wo er gerade ist, hielt aber leider an jedem Briefkasten. Egal – die Reisetasche aus dem Schließfach am Dessauer Hauptbahnhof geholt, ging es dann erstmal zur Herberge, dem B&B Dessau. Das Hotel ist Teil einer Kette, die ich mittlerweile einige Jahre kenne und mit der ich meistens recht zufrieden bin – wie auch diesmal. Es blieben noch drei Stunden Zeit, die Stadt zu erkunden… zum Biertrinken später war ich nämlich verabredet.

Die ehemalige Schloss- und Stadtkirche St. Marien... rechts davon mein Hotel
Marktplatz mit dem Rathaus von 1901
An der Mulde... mit Stadtschloss, Marienkirche, Rathaus und Eierschneider-Brücke

 Dessau-Roßlau ist eine Stadt in Sachsen-Anhalt. Mit etwa 75.000 Einwohnern ist sie nach Halle und Magdeburg die drittgrößte Stadt des Bundeslandes. Die Stadt liegt an zwei großen Flüssen der Region, der Elbe und der Mulde, die im Stadtgebiet in die Elbe mündet… was häufig zu Hochwasserproblemen führt. Dessau war Hauptsitz des Fürstentums und Herzogtums Anhalt, das dem Adelsgeschlecht der Askanier, den Anhaltiner Fürsten, gehörte, sowie des restlichen Adels. Ihre Blütezeit lag im 18. Jahrhundert. Besonders Fürst (und später Herzog) Leopold III. Friedrich Franz brachte frischen Wind nach Anhalt-Dessau. Unter ihm wurde der Kleinstaat eine der modernsten Regionen in ganz Deutschland. Mit den Schlössern und Parks des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs entstanden die ersten Landschaftsparks englischer Art auf dem europäischen Festland. Diese Anlagen sind heute UNESCO-Weltkulturerbe und die Visitenkarte der Stadt und Umgebung. Als der Rechtsruck in Thüringen (ich rede hier von dem vor etwa 100 Jahren, nicht vom aktuellen) das Bauhaus in Weimar quasi vergraulte, fand die heute weltberühmte Kunstschule in Dessau Zuflucht und konnte dort weiterarbeiten… allerdings auch nur für eine kurze Zeit, von 1926 bis 1932. Dann wurde es auf Veranlassung der Nazis geschlossen. Trotzdem ist der Name Bauhaus auch heute noch eng mit Dessau verbunden. Dessau war ein bedeutender Industriestandort in Mitteldeutschland, in dem Flugzeuge, Eisenbahnwaggons und Motoren gebaut wurden. Grund genug für einen Bombenhagel der Alliierten, die die Stadt zu 80 % zerstörten. Der Wiederaufbau erfolgte im Stil der sozialistischen Moderne. Der historische Stadtkern wurde bis auf wenige Ausnahmen nicht wieder aufgebaut. Die Schlösser- und Gartenanlagen blieben zum Glück weitgehend unzerstört, abgesehen vom Dessauer Stadtschloss. 2005 wurde der Sitz des Umweltbundesamts in die Stadt verlegt. Der Neubau der Behörde, mit immerhin 1800 Mitarbeitern, brachte zahlreiche Arbeitsplätze und schuf gleichzeitig eine architektonische Sehenswürdigkeit der Neuzeit. Seit 2007 ist Dessau mit der Stadt Roßlau, die auf der anderen Elbseite liegt, vereint und trägt nun den Doppelnamen Dessau-Roßlau.

Das Bauhaus Gebäude von 1926... ein Grundstein moderner Architektur
Meisterhaus Muche/Schlemmer... eines von vier Meisterhäusern

In diesen drei Stunden wurden etliche Meter geschrubbt… Den Anfang machte eine Brücke in Sichtweite meines Hotels, die Tiergartenbrücke, die 2001 erbaut wurde und im Volksmund Eierschneider heißt. Von dieser Stelle am Ufer der Mulde bietet die Stadt ein schönes Panorama mit dem Westflügel des ansonsten zerstörten Residenzschlosses (auch Stadtschloss genannt), der Marienkirche und dem Rathaus. Dann lief ich zum Marktplatz mit dem Rathaus, einem Bauwerk, das von 1898 bis 1901 im Stil der Neorenaissance erbaut wurde und dessen Turm ein Wahrzeichen der Stadt ist. Der umliegende Marktplatz ist hübsch hergerichtet, mit vielen Bepflanzungen und Sitz- sowie Liegemöbeln zum Verweilen. Gesäumt wird der Platz von allerlei Geschäften und Gastronomie. Via Bahnhof ging es dann zu dem wohl berühmtesten Haus der Stadt: dem Bauhaus, das 1926 als neues Headquarter der berühmten Weimarer Kunstschule errichtet wurde. Leider konnten Gropius & Co. hier auch nur bis 1932 arbeiten, dann kam die braune Suppe auch nach Anhalt und es ging nochmal kurz nach Berlin, bevor das Kapitel Bauhaus in Deutschland endete. Neben dem Bauhausgebäude, das auch gut und gerne ein Gebäude aus den letzten Jahren sein könnte, gibt es noch das Bauhaus-Museum, ein gläserner Bau von 2019, und die Meisterhäuser in der Nähe des Bauhaus-Gebäudes. Ich habe mir vorgenommen, alles, was mit Bauhaus zu tun hat, mal in einem Extra-Tagesausflug zu besichtigen… Somit gab es heute nur Bilder von außen.

Schloss Georgium mit Venus de Medici
Ionischer Tempel im Georgengarten
Mausoleum der Fürsten von Anhalt / Dessau

Gleich schräg gegenüber von den Meisterhäusern liegt der Georgengarten mit dem Schloss Georgium. Der Park mit Schloss und kleineren, weiteren Bauten wurde ab 1880 vom jüngeren Bruder Leopolds III., Prinz Johann Georg, errichtet. Es ist ein Landschaftsgarten nach englischem Vorbild. Ich betrat die Anlage durch das Tor Sieben Säulen, einem Nachbau einer römischen Ruine… Via dem nach antikem Vorbild errichteten Ionischen Tempel erreichte ich bald das Schloss Georgium. Der ehemalige Residenzsitz des Fürstenbruders ist heute die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau. Die ist dienstags geschlossen, aber eine Besichtigung wäre zeitlich sowieso nicht möglich gewesen, also schlenderte ich noch etwas durch den Park. Ich kam auch am Mausoleum der anhaltischen Fürsten vorbei, das auf dem Gelände des Tierparks liegt. Das Gebäude hat heute mehr oder weniger nur noch die Aufgabe, gut auszusehen – die Särge der Adligen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg auf einen nahegelegenen Friedhof umgebettet. Dann ging es langsam zurück in Richtung Innenstadt, und der beliebte Reiseteil namens Gastronomie konnte beginnen.

Auf dem Weg zurück in die Innenstadt hat man von einer Brücke gute Sicht auf das Umweltbundesamt
Im Brauhaus zum Alten Dessauer

Das Gasthaus des Abends heißt „Brauhaus zum alten Dessauer“. Der alte Dessauer war Fürst Leopold I., also der Generalfeldmarschall, von dem schon die Rede war. Das Brauhaus liegt etwas versteckt in der zweiten Reihe hinter dem Marktplatz. Ich traf mich dort mit Thomas, einem Whiskyfreund aus Berlin, der im Umweltbundesamt Dessau arbeitet. Es gab deftiges Essen und hausgebraute Biere (Hell, Dunkel, Bock). Es war sehr lecker. Später gab es noch einen Absacker im Antik Pub, und dann war der Tag auch schon vorbei.

Schloss Luisum
Künstliche Ruinen waren seinerzeit der letzte Schrei

Zeit für Quatsch war auch…

Am zweiten Tag stand die Besichtigung der Gartenanlagen des Luisiums und des Wörlitzer Parks auf dem Plan. Zum Luisium bin ich gelaufen – das waren etwa vier Kilometer, und nach 45 Minuten war ich dort. Der Park ist etwa 14 Hektar groß und wurde zwischen 1774 und 1778 als englischer Landschaftsgarten angelegt. Er trägt den Namen der Fürstin Luise, der Gattin von Leopold III., Fürst Franz. Es sollte ihr Witwensitz werden, allerdings ging das Paar bereits früher getrennte Wege, und Fürst Franz überlebte seine Frau um mehrere Jahre. Das Schloss selbst ist ein wunderbares Beispiel schlichten Klassizismus. Es hat eine Seitenlänge von zwölf Metern und wirkt eher wie eine Villa als ein Schloss… entworfen wurde es von Fürst Franz’ bestem Buddy: dem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Weitere Sehenswürdigkeiten verstecken sich im Garten, unter anderem ein römischer Ruinenbogen, der mich dazu verleitete, mich mal als Statue auszuprobieren.
Als nächste Station war der Wörlitzer Park geplant… Der liegt allerdings etwa zwölf Kilometer östlich, und das wäre bei den recht hohen Temperaturen keine gute Idee gewesen, die Strecke zu laufen. Stattdessen gibt es eine kleine, eingleisige Bahnstrecke, die vom Dessauer Hauptbahnhof nach Wörlitz fährt. Diese galt es rechtzeitig zu erreichen, da sie nur alle zwei Stunden fährt. So ging der Weg zum Bahnhof Waldersee. Am Weg lag auch die Dorfkirche Jonitz, in der Fürst Franz begraben liegt. Auffällig ist der Kirchturm, der mit einem Obelisken abgeschlossen ist… Ich habe bekanntlich schon viele Kirchen gesehen, aber diese Bauweise war mir komplett neu. Der Zug – oder eigentlich ist es ja nur ein Wagen – kam pünktlich und brachte mich in etwa 30 Minuten nach Wörlitz. Eine Station war auch Oranienbaum, wo es ebenfalls eine Parkanlage mit Schloss gibt… Diese fiel jedoch dem zu kleinen Zeitrahmen zum Opfer.
Ich hatte mir für den Tag eine digitale Welterbekarte gekauft – damit kommt man fast überall umsonst rein, und auch die Eisenbahn ist mit dabei. Ansonsten kostet eine Strecke recht üppige 12 €. Als ich dann im Wörlitzer Park ankam, sah ich, dass um 13:00 Uhr eine öffentliche Parkführung stattfindet… Ich schaute auf die Uhr: 12:55 – warum nicht? Mit der Karte kostet es ja nichts. Und somit begab ich mich für die nächsten zweieinhalb Stunden in die Obhut einer älteren Dame, die mich zusammen mit etwa zehn anderen Leuten (ich war mit Abstand der Jüngste…) durch den Park führte.

Der einzigartige Turm der Dorfkirche Jonitz

Die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn

Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich ist eine Kulturlandschaft von internationaler Bedeutung. Auf insgesamt 142 Hektar Gartenfläche kann man überwiegend im englischen Stil angelegte Landschaftsparks besichtigen. Die meisten Anlagen stammen aus der Zeit von Fürst Leopold III., im Volk damals „Fürst Franz“ oder auch „Vater Franz“ genannt. Der progressive Regent war Anhänger der Aufklärung und hatte sich zur Aufgabe gemacht, sein Land zu reformieren, Bildung zu fördern und religiöse Minderheiten zu tolerieren. Barocke Architektur und Gartenarchitektur lehnte er ab und ließ Parkanlagen schaffen, die im englischen Stil und im Einklang mit der Natur gestaltet wurden.
Die Bauwerke in diesen Anlagen sind frühe Werke des Klassizismus und erste Beispiele des historistischen Stils. Die Parks standen bereits zur Zeit ihrer Erbauung dem gemeinen Volk offen – ebenso die Schlösser (zumindest zeitweise). Die Gärten gehen meist unauffällig in die natürliche Landschaft der Elbwiesen über. Seit dem Jahr 2000 gehört das Dessau-Wörlitzer Gartenreich zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Folgende Anlagen sind Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs:
Schloss Wörlitz mit Wörlitzer Park
Gotisches Haus im Wörlitzer Park
Schloss Oranienbaum
Schloss Mosigkau
Schloss Luisium
Schloss Großkühnau
Schloss Georgium (hier ist die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau untergebracht)
Der Park am Sieglitzer Berg

Das Schloss Wörlitz als Zentrum der Parkanlage
Schloss und Kirche von Wörlitz vom anderen Ufer

Die Führung war auf jeden Fall sehr interessant, und ich bin jetzt um ein Vielfaches schlauer als vorher. Ob ich die Führung nochmals machen würde, weiß ich allerdings nicht. Zwei Stunden waren veranschlagt, etwa zweieinhalb wurden es… Die Temperaturen lagen bei etwa 28 Grad, und die Sonne meinte es gut. Man musste immer wieder warten, bis die Gruppe komplett war – und eigentlich sind meine Reisen ja dafür da, dass ich schön mit mir selbst bin… Aber so war es auch gut. Allerdings war danach bei mir etwas die Luft raus – vielleicht zu viel Sonne.
Ich hatte noch anderthalb Stunden Zeit bis zur Rückfahrt, also kehrte ich erst einmal in die Gastwirtschaft im Küchengebäude ein und stärkte mich mit gutem Essen und zwei Bierchen, wobei das erste davon gleich auf der Zunge verdampfte.

Blick zum Venustempel
Das Gotische Haus als Sichtachse

Dann fuhr der Zug zurück… und wenn er nicht alle paar Minuten hätte hupen müssen, wäre ich wahrscheinlich eingenickt. Zurück in Dessau ging es abends in ein Irish Pub namens Shamrock. Es befindet sich im Rathaus, ist quasi ein Ratskeller. Ich freute mich auf Guinness, und sie hatten Murphy’s – aber das war aus. Passend zum Wetter fiel die Wahl dann auf Cider, was auch mal schön war.
Das Pub selbst war stockfinster, alle Gäste saßen draußen… komischer Laden. Aber allzu lange wollte ich eh nicht machen, da ich am nächsten Morgen mit dem 08:00-Uhr-Zug nach Hause fahren wollte. Das ist dann auch so gekommen, und 43 Stunden im Dessau-Wörlitzer Gartenreich waren vorbei. Ein Tag mehr wäre in diesem Fall hilfreich gewesen – dann hätte ich alle Stationen besuchen können. Auch der Wörlitzer Park ist noch viel größer als das, was ich gesehen habe… das bietet also durchaus noch die Möglichkeit für ein oder zwei Tagesausflüge. Die Bauhaus-Sachen stehen ja auch noch aus. Vom Heimatbahnhof Berlin-Gesundbrunnen bis Dessau Hauptbahnhof sind es keine zwei Stunden.
Insgesamt hat es Spaß gemacht. Die Stadt Dessau ist jetzt nicht wirklich der Hingucker, aber die Anlagen des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs lohnen sich auf jeden Fall. Mein Dank gilt Nina, die während der Zeit meine Arbeit mitmachen musste.

Blick auf Synagoge (links) und Kirche (rechts), Goldene Urne (vorn)
Die Wörlitzer Kirche
Graues Haus, späteres Wohnhaus der Fürstin

McLarsen in Krakau (März 2025)

Nach fast zwei Jahren gibt es mal wieder eine Reise, die Deutschland verlässt… Ziel ist die Stadt Krakau in Polen. Noch etwas ist anders als sonst… ich reise nicht alleine, sondern mit meinen Eltern… unser Dreier kommt dabei auf amtliche 218 Jahre. Es sind zwei Tage eingeplant, plus ein paar Stunden vom Anreisetag. Treffpunkt war der Berliner Hauptbahnhof, meine Eltern kamen aus Potsdam, ich vom Gesundbrunnen. Der polnische Zug kam pünktlich, und die Ausstattung konnte sich durchaus mit den deutschen ICEs messen. Eine Besonderheit ist auch, dass eine Platzreservierung im Preis inklusive ist. Die Fahrzeit betrug über 7 Stunden, und da auf der polnischen Seite fast überall an der Bahntrasse gearbeitet wurde, war das mit der Pünktlichkeit dann auch irgendwann vorbei… wir ließen uns davon nicht stören und kamen kurz nach 16:00 am Hauptbahnhof von Krakau an.

Die Reisegruppe Pechmann (Zusammen 218 Jahre alt) kurz nach der Ankunft

  Krakau ist mit etwa 780.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Polens. Sie liegt im Süden des Landes und ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen. Durch die Stadt fließt die Weichsel, die mit einer Länge von 1.048 Kilometern der längste Fluss Polens ist. Die Stadt hat ihre Wurzeln im 9. Jahrhundert und wurde im Mittelalter Bistum und Sitz der herrschenden Adelsdynastien. Im Jahre 1038 wurde Krakau zur polnischen Hauptstadt ernannt und blieb das über mehrere Jahrhunderte. Krakau war Mitglied der Hanse und im Spätmittelalter Anziehungsort für Künstler und Wissenschaftler aus ganz Europa. In dieser Zeit und auch in den nachfolgenden Jahrhunderten entstand eine der schönsten Altstädte Europas mit Meisterwerken aus vielen Kunstepochen. Der Marktplatz in der Altstadt ist der größte seiner Art in Europa. Auf dem Wawel, einer Anhöhe an der Weichsel, stehen mit der Burg und der Kathedrale überregional bedeutende Bauwerke mit zahlreichen Kunstwerken… Die Kathedrale war Krönungs- und Begräbnisort für Polens Könige und bis heute für bedeutende Persönlichkeiten. Krakau war stets ein bedeutendes Zentrum jüdischen Lebens und in der NS-Zeit mit dem Krakauer Ghetto und dem nahen Konzentrationslager Auschwitz Stätte des absoluten Tiefpunkts des Antisemitismus, dem Holocaust… aber auch ein zartes Pflänzchen der Hoffnung: Der Krakauer Industrielle Oskar Schindler rettete viele Juden, indem er sie für seine Emaille-Fabrik arbeiten ließ. Die Fabrik, die auch in der Verfilmung „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg zu sehen war, kann als Museum besichtigt werden. Die Stadt wurde von Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weitestgehend verschont… seit 1978 sind drei Ensembles der Stadt Teil des UNESCO-Welterbes. Im Gegensatz zu anderen polnischen Städten war Krakau zu keiner Zeit eine deutsche Stadt (ausgenommen die Besatzung von 1939–1945), auch wenn zahlreiche Deutsche in der Stadt wirkten.

Auf dem Hauptmarkt mit den Tuchhallen und dem Rathausturm...
Das Adam-Mickiewicz-Denkmal
Die Marienkirche zur blauen Stunde

Nach der langen Zugfahrt waren wir froh, dass wir unsere Unterkunft fußläufig erreichen konnten. Es ging einmal quer durch die Altstadt und etwas weiter westlich von dieser in ein gepflegtes Wohngebiet aus den 1930er Jahren. Die Ferienwohnung ist über 110 qm groß. Sie hatte eine große Küche mit modernster Ausstattung, ein ebenso modernes Badezimmer mit Badewanne und separater Dusche, ein Wohnzimmer und zwei geräumige Schlafzimmer. Sogar drei Biere standen im Kühlschrank kalt. Nachdem wir abgelegt hatten, ging es aber sofort zurück in die Altstadt. Das Zentrum von Krakau hat den größten mittelalterlichen Marktplatz Europas. Auf und an ihm befinden sich bedeutende Baudenkmale wie die Marienkirche mit ihren ungleichen Türmen, die Tuchhallen… ein Gebäude aus der Renaissancezeit, das für den Handel mit Tüchern errichtet wurde – der Rathausturm, das Adam-Mickiewicz-Denkmal (polnischer Nationaldichter) sowie jede Menge Bürgerhäuser, für die die Bezeichnung „Paläste“ sicher nicht so falsch wäre. Wir hatten das Glück, dass wir zur blauen Stunde auf dem gut besuchten Platz waren, so konnten wir jede Menge schöne Fotos in herrlichen Farben ablichten. Irgendwann meldete sich aber ein gewaltiges Hungergefühl, und wir liefen zu einem Bierkeller, den ich im Vorfeld rausgesucht hatte. Wir liefen durch den Planty, eine Parkanlage an der Stelle der ehemaligen Stadtmauern. Dort gab es ein ohrenbetäubendes Konzert von gefühlt tausenden Dohlen, die um diese Zeit offenbar zur Hochform auflaufen. Das C.K. Browar ist eine Brauereigaststätte in einem großen Kellergewölbe. Es bietet verschiedene Sorten selbstgebrautes Bier und deftige Küche. Die Portionen waren mehr als reichlich und verglichen mit deutschen Preisen geradezu billig. Nachdem die Bäuche voll waren, brachte ich die Eltern in die Unterkunft und machte mich auf, um noch das eine oder andere Bier zu verkosten.

Der Wawel zu späterer Stunde
Die Weichsel von einer Brücke aus gesehen
Ein wenig Irland in Polen... Duffy's Irish Bar

Am Wawel vorbei, an und über die Weichsel, kam ich nach einiger Zeit in das Stadtviertel Kazimierz. Das Viertel war bis 1800 eine eigenständige Stadt, und große Teile davon waren von jüdischen Einwohnern geprägt. Heute ist es ein wenig Szeneviertel, das teilweise an Ostberlin kurz nach der Wende erinnert, wenngleich auch der größere Teil der Bebauung inzwischen saniert ist. Ich hatte mir zwei Trinkstätten ausgesucht. Die erste hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt, sodass ich da gar nicht erst rein bin. Die andere war ein Irish Pub namens Duffy’s. Dort gab es Guinness und Fußball mit eher nervigen Fans. Also beschloss ich, dass der Abend nicht so lang wird, und trat nach drei Pints wieder den Heimweg an. Dabei entstand noch die eine oder andere Nachtansicht auf der Kamera.

Der Hauptmarkt mit den Tuchhallen am nächsten Morgen
Der gleich zu besteigende Rathausturm
Blick vom Rathausturm

Am nächsten Vormittag gingen wir wieder in die Innenstadt, und als Erstes war Frühsport angesagt… erstmal 110 Stufen unterschiedlicher Maße hoch und später wieder runter. Der Rathausturm stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist der einzige Teil des alten Krakauer Rathauses, das im 19. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Für ein geringes Eintrittsgeld steigt man die Stufen glücklicherweise nicht auf einmal hoch; zwischendurch sind immer wieder Etagen mit Ausstellungsstücken aus der Krakauer Geschichte zu sehen. Im fünften Geschoß angekommen, war ich erstmal ein wenig enttäuscht, da die Türen zu den kleinen Balkonen, welche die Aussichtsplattformen darstellen, fest verschlossen waren… es war also nur möglich, durch die Fenster zu schauen… ok… es wäre wahrscheinlich auch zu gefährlich gewesen… dann ging es wieder treppab, und ich war froh, dass wir drei wieder unverletzt auf den Krakauer Boden zurückgekehrt waren… im Mittelalter gab es halt noch keine Normen für Treppenstufen. Nach dem Abstieg gingen wir in Richtung Marienkirche; es war kurz vor 11 Uhr, und zu jeder vollen Stunde gibt es eine Touristenattraktion, deren Tradition bis weit ins Mittelalter reicht. Seit dem 14. Jahrhundert läutet der Türmer erst von Hand die Glocke, danach wird mit einer Trompete in alle vier Himmelsrichtungen der Hejnał gespielt, ein polnisches Signal des Triumphes… in Krakau wird es etwas abgekürzt… es soll sich zugetragen haben, dass der Türmer 1241 von einem Pfeil eines mongolischen Angriffs getroffen wurde… deshalb wird es nur bis zu dieser Stelle gespielt und bricht dann ab. In der Neuzeit wird der Job von musikalisch talentierten Mitarbeitern der Krakauer Feuerwehr erledigt… schließlich soll das Signal auch verkünden, dass alles in Butter ist und es nicht brennt.

Marienkirche kurz vor 11...

…und Punkt 11 mit der Trompete aus dem rechten obersten Fenster im linken Turm

Danach wollten wir die Kirche besichtigen, kamen aber nur ein kleines Stück rein bis zu einer Absperrung zwischen Eingangshalle und Kirchenschiff… wir dachten, dass vielleicht gerade eine Messe oder Ähnliches ist, und kamen später wieder… gleiches Bild… dann… aha… erst Eintrittskarte kaufen, und dann durch einen Eingang auf der Südseite klappt das. Endlich drinnen in der gotischen Basilika, welche zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert errichtet wurde, musste ich dann doch staunen… ich habe ja beileibe schon viele Kirchen von innen gesehen… das hier war, glaube ich, der prächtigste Innenraum einer gotischen Kirche, die ich je besichtigt habe… sicher gibt es auch anderswo viel Lametta, aber die Marienkirche ist kein Mega-Dom, eher eine mittelgroße Stadtkirche… so wirkt das alles nicht monumental zugekleistert, sondern einfach nur prächtig. Auffällig sind neben zig verschiedenen Altären, Epitaphien, Bildern etc. vor allem die Ausmalung von Wänden und Gewölben… etwas, was früher normal war, aber meistens im Laufe der Jahrhunderte verloren ging. Das überregional bekannteste Kunstwerk ist der Krakauer Hochaltar von Veit Stoß. Es gilt als sein Hauptwerk und ist eines der bedeutendsten Kunstwerke seiner Zeit. Über andere Werke des nicht unumstrittenen Nürnberger Künstlers kann man übrigens in meinem Nürnberger Blog von 2022 lesen.

Mittelschiff nach Osten
Pracht so weit das Auge reicht
Hochaltar von Veit Stoß

Wir schlenderten noch durch die Gassen und Plätze der komplett blitzeblank restaurierten Altstadt und schauten in die eine oder andere Kirche oder Kapelle hinein. Danach ging es Richtung Kazimierz, wo ich gestern Abend schon wandelte. Hauptziel war es mittlerweile, etwas zu essen und mal ein paar Minuten zu sitzen… wir drei sind ja schließlich mit 218 Jahren keine Hundert mehr. Fündig wurden wir auf einem kleinen Markt mit verschiedenen Imbissständen und stärkten uns zum Mittag. Anschließend ging es über den Marktplatz von Kazimierz mit dem Rathaus aus der Renaissance-Zeit vorbei in Richtung Weichsel, ab und zu mal kurz auf eine Parkbank und dann ganz langsam zurück Richtung Unterkunft. In einem nahen Café gab es dann… Kaffee und Kuchen, anschließend ein kurzes Päuschen… dann Abendbrot wieder im C.K. Browar.

Altstadt Richtung Florianstor
In Kazimierz
Das Rathaus der ehemaligen Stadt Kazimierz aus der Renaissance-Zeit

Meine Eltern sind dann zurück Richtung Unterkunft und ich startete meine persönliche Guinness-Nacht… ok, das klingt jetzt wie ein Festival… war aber freilich unspektakulär… erste Station „Pod Papugami“, ein Irish Pub, was irgendwas mit Papagei heißen soll… im Falle von Guinness erwartet man eher den Tukan… war anfangs nicht so voll, ich hatte einen guten Platz nahe der Bar und fand den Laden ganz gut. Weiter ging es zur Single Scena Music Bar, gefühlt nur 50 Meter entfernt… ein Kellergewölbe mit Livemusik, ohne Eintritt, aber mit teureren Preisen für die Getränke… nicht unlogisch… es spielte jemand am Klavier irgendwelche Klassiker der Rock- und Popwelt aus der Vergangenheit… das war nicht unangenehm und der Laden hatte durchaus etwas… ich hatte aber noch andere auf’m Zettel… next stop: Oldsmobile Pub, ebenfalls nur wenige Minuten entfernt… hier fand ich es nicht so gut, das Personal war nicht auf Zack und das Guinness war äußerst schlampig gezapft… das mag eine Macke von mir sein, aber es spornt mich immer wieder an, es im eigenen Laden besser zu präsentieren. Ein letzter Ort war noch auf dem Plan, der hieß English Football Club. Normalerweise entspringen ja meine Leidenschaften der britisch-irischen Inseln eher in Schottland und Irland… England hassen aus historisch guten Gründen beide; was Fußball angeht, kann aber weder Schottland noch Irland mit England mithalten… mein Interesse an Fußball ist ja derzeit etwas runtergefahren… aber mein FC Liverpool hält mich derzeit gut bei der Stange… aber davon ab, Fußball gab es heute nicht zu sehen, es ist Länderspielpause und es geht auch nicht darum… die hatten Guinness und eine interessante Location… mal wieder ein Kellergewölbe… es war laut, da echte Engländer da waren und es wurden Schlachtgesänge geschmettert, obwohl niemand gespielt hat… für eine halbe Stunde war das ok… ansonsten halte ich mich nicht ganz ohne Grund den Fußballstadien in aller Welt eher fern… interessant fand ich auch, dass der Laden, der bestimmt 100 Leute oder mehr bewirten kann, exakt eine Unisex-Toilette hatte… hmm… Halbzeit… ok, nicht mein Problem. Abschließend warf ich noch einen Blick in zwei Pubs am Markt, aber da war Rambozambo, wie man derzeit in gewissen Kreisen sagt… das brauchte ich jetzt auch nicht mehr und ab Richtung Unterkunft… nicht ohne noch mehrmals auf dem Weg von irgendwelchen Lockvögeln bzw. Löckvögelinnen… (wie gendert man Lockvogel?) angeworben worden zu sein, noch hier und da einzukehren… das ist in Krakau etwas lästig. Es folgte die verdiente Nachtruhe.

Musik und irische Kaltgetränke in der Single Scena Music Bar
Mehr Polen geht nicht - Wawel mit Schloß und Kathedrale
...ganz schön groß... erstmal orientieren...

Für den zweiten ganzen Tag waren vor allem die Sehenswürdigkeiten um den Wawel vorgesehen und ein wenig Richtung Podgórze… einem Bezirk auf der anderen Weichselseite. Der Wawel ist ein Hügel, der direkt an der Weichsel liegt und mit dem Wawel-Schloss und der Wawel-Kathedrale überregional bedeutende Bau- und Kunstdenkmale beherbergt… kaum irgendwo anders ist es polnischer als hier. Voraus ging die Legende von einer Drachenhöhle am Wawel, die der Ritter Krak besiegte und die dann entstehende Stadt nach ihm benannt wurde. Seit dem frühen Mittelalter ist eine Burg an dieser Stelle belegt. Die Nachfolgebauten wurden zum Wohnort der polnischen Könige und die Kathedrale ihr Krönungs- und Bestattungsort. Es gibt dort Spuren aller Kunst- und Baustile von der Romanik bis zum Klassizismus zu bewundern. Wir buchten die größere der beiden Touren, die man mit Audioguide selbst erkunden kann. Es ging durch zwei Etagen, durch zahlreiche Säle, Zimmer und andere Räumlichkeiten… alle gespickt mit unzähligen Kunstwerken aller Art. Die Besichtigung dauerte über zwei Stunden, es war sehr interessant, aber auch auf eine spezielle Art anstrengend… wir sind alle drei lieber eher zügigen Schrittes unterwegs als zentimeterweise… und dann war da ja noch die Kathedrale.

Der Innenhof des Schlosses
Im Inneren des Schlosses
Die Kathedrale grenzt direkt an das Schloß

Dieser Dom ist anders als das, was man gewöhnlich als Kathedrale versteht. Das beginnt mit der eher überschaubaren Größe und geht mit einer unübersichtlichen Aufteilung des Innenraumes weiter. Das eigentliche Kirchenschiff ist eher klein; es gibt einen Hochaltar, zahlreiche Kapellen als Anbau sowie große, verwinkelte Krypten mit den Grablagen von so ziemlich allen Polen von Rang und Namen. Am populärsten (oder besser… wem ich so kannte) möchte ich folgende Namen nennen: Kasimir der Große, August der Starke (war neben Sachsen auch Polens König), Dichter Adam Mickiewicz, Frederic Chopin und Lech Kaczyński. Der vorgegebene Weg leitete uns auch auf den Turm mit der größten und wohl bekanntesten Glocke Polens, der Sigismund-Glocke von 1520… eigentlich war das nicht unbedingt geplant, aber einmal in der Masse auf den engen Stiegen des Turms gelandet, gab es kein Zurück mehr… war auch schön… nur war an diesem Tag der Wawel dermaßen von Menschenmassen geflutet, dass es langsam etwas anstrengend wurde.

In der Wawel Kathedrale
Die Sigismund-Glocke

Nach einer kurzen Kaffeepause gingen wir dann Richtung Kazimierz und dann über eine künstlerisch aufwendig gestaltete Fußgängerbrücke über die Weichsel. Unser Ziel war der Platz der Ghettohelden. Hier wandelt man auf der düsteren Spur der Geschichte, dem Krakauer Ghetto. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Krakau etwa 64.000 Juden, immerhin etwa 25 % der Gesamtbevölkerung… die meisten im Bezirk Kazimierz. Nach dem Einmarsch der Nazis wurde 1941 in Podgórze ein Ghetto für die Juden errichtet, 400 x 600 Quadratmeter Fläche für die verbliebenen etwa 15.000 Juden, die noch nicht deportiert oder ermordet wurden. 1943 wurde das Ghetto geräumt; entweder wurden die Menschen gleich vor Ort hingerichtet oder in die nahen Konzentrationslager Bełżec, Płaszów oder Auschwitz geschafft. An die Jahre des Krakauer Ghettos erinnert eine Installation mit Stühlen auf dem Platz der Ghettohelden. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich die ehemalige Emaillefabrik von Oskar Schindler, bekannt aus dem Film von Steven Spielberg und sowas wie eine Ausnahmeerscheinung seiner Zeit. Für die Besichtigung fehlte uns mittlerweile die Kraft, und nach einer Essenspause in einem Café nahe der Weichsel machten wir uns langsam auf den Rückweg.

Fußgängerbrücke mit Skulpturen von Akrobaten des Künstlers Jerzy Kędziora
Platz der Ghettohelden

Das schöne Wetter der vergangenen Tage war inzwischen vorbei, aber es blieb zumindest trocken. Wir liefen auf der südlichen Seite der Weichsel Richtung Unterkunft und mussten wegen einer Baustelle am Rande von größeren Straßen laufen. Unterwegs besorgten wir uns noch etwas fürs Abendessen, was wir später auch zu uns nahmen. Ich bin dann nochmal in die Altstadt für ein paar Biere und kehrte nochmals ins Pod Papugami Pub ein. Dort war es deutlich voller als am Vortag, aber im Keller gab es eine zweite Bar, die ich dann fast für mich alleine hatte. Nach ein paar Guinness ging es dann aber schon rechtzeitig Richtung Unterkunft, schließlich war für den nächsten Morgen 06:00 Uhr Aufstehen angesagt… eine Zeit, die ich normalerweise gar nicht mehr kenne. Es hatte dann aber alles gut geklappt und wir stiegen pünktlich in unseren Zug nach Berlin. Diesmal hatten wir ein Sechser-Abteil mit viel zu niedrigen Sitzen… das war wenig bequem für die lange Zeit, und dazu machten wir noch Bekanntschaft mit der einen und anderen Flitzpiepe im Abteil… trotzdem sind wir wohlbehalten in Berlin angekommen. Tja, was soll ich sagen… sehr schön war es, wir hatten großes Glück mit dem Wetter, schließlich war es erst März. Die Unterkunft war prima, die Stadt wunderschön, und wir haben so viel gesehen, wie es für die kurze Zeit möglich war. Die Altstadt erinnert durchaus an manche deutsche Städte wie z.B. Regensburg oder Nürnberg… man sollte Krakau dringend mal gesehen haben. So viel zu unserer Reise nach Krakau… ich bedanke mich wie immer bei Nina, die zuhause den Laden geschmissen hat, sowie bei meinen Eltern für die kostbare gemeinsame Zeit zusammen. Zum Abschluss noch ein paar weitere Bilder ohne großen Text.

Reisegruppe Pechmann am letzten Tag
Altstadt mit Marienkirche
Kronleuchter in der Marienkirche von unten
Die romanische Andreaskirche
Ungewöhnliche Kanzel in Form eines Schiffes in der Fronleichnam Basilika
Brutalismus am Ufer... und ein Rummel

Fußgängerbrücke mit Skulpturen von Akrobaten des Künstlers Jerzy Kędziora II.

Der Wawel vom anderen Weichselufer...
...und vom Rathausturm...
Teile der ehemaligen Stadtbefestigung I.
Teile der ehemaligen Stadtbefestigung II.
Das gleiche von der anderen Seite zu später Stunde
Florianstor am Abend
Natürlich ist die Marienkirche auch das letzte Bild

McLarsen in Magdeburg (Februar 2025)

Magdeburg, 18.02.2025… Die zweite Erkundungsreise des Jahres 2025 sollte eine Stadt sein, die kurzfristig zu erreichen ist und von der ich auch in zwei Stunden wieder am Wohn- und Arbeitsplatz bin… und da war dann Magdeburg… bereits seit langer Zeit im Fokus… aber auch nach dem Motto behandelt: Der Dom… und was sonst noch? Magdeburg gilt nicht umsonst als Beispiel dafür, daß nach den schweren Zerstörungen des zweiten Weltkrieges nicht unbedingt nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden musste… also alter Kram weg und Neubauten mit genügend Platz für kommunistische Massenaufläufe am ersten Mai und siebten Oktober. Da ich mich im Vorfeld meiner Touren stets ziemlich genau vorbereite, wußte ich aber schon, daß es mehrere weitere Sehenswürdigkeiten in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt gibt. Heute war Anreise mit dem Regionalexpress von Berlin bis Magdeburg in gut anderthalb Stunden. Da es noch etwas zu früh für den Checkin im Hotel war, parkte ich meine Reisetasche derweil im Schließfach am Bahnhof und machte mich auf dem Weg zum Dom. Die äußeren Umstände waren prima, es gab strahlend blauen Himmel und Temperaturen im einstelligen Minusbereich. Jeden Tag um 14:00 Uhr findet eine Führung im Dom statt und wenn ich schon mal da bin, dann mache ich die auch. Ich hatte das Glück der einzige Interessent gewesen zu sein und so war die Tour etwas lockerer. Es hat sehr viel Spaß gemacht Dr. Lange zuzuhören, er ist ein sehr netter Guide, der mit jedem Detail dieses Riesenbaus vertraut ist. Nach etwas mehr als einer Stunde war ich erheblich schlauer, aber auch etwas unterkühlt… sehr warm ist es schließlich nicht in der Kirche.

Der Dom von Osten
Dom - Mittelschiff nach Osten
Durch den Lichteinfall der tiefen Sonne ergab sich eine besondere Ausleuchtung

Der Magdeburger Dom St. Mauritius und St. Katharina ist nach Köln und Ulm der drittgrößte Kirchenbau Deutschlands. Der Nachfolgebau einer romanischen Basilika aus der Zeit von Kaiser Otto wurde 1209 begonnen und mit den abschließenden Westtürmen 1520 vollendet. Er ist somit der erste gotische Dom auf deutschem Territorium und eine der wenigen großen Kirchen, bei denen die Türme bereits im Mittelalter fertiggestellt wurden. Bei der Verwüstungsorgie vom 10.05.1631 (Magdeburger Hochzeit) wurde der Dom geschont. Im 19. Jahrhundert, Napoleons Truppen machten aus der Kirche mal eben einen Pferdestall… war der Zustand des Magdeburger Doms abbruchreif…Das Gebäude ging in staatlichen Besitz über und wurde unter Leitung von Karl Friedrich Schinkel umfassend restauriert. Im zweiten Weltkrieg wurden Teile der Kathedrale beschädigt und kurz darauf wieder aufgebaut. Im Dom befinden sich die Grabstätten zahlreicher Prominenter der Vergangenheit… besonders hervorzuheben die letzten Ruhestätten von Kaiser Otto I. (momentan in Restaurierung) und seiner ersten Frau Königin Editha von England. Die Kanzel ist eine der bedeutendsten Kunstwerke der Renaissance auf deutschem Boden. Der Taufstein stammt aus der römischen Kaiserzeit und war ursprünglich ein Springbrunnen… Er ist damit älter als jedes andere Taufbecken nördlich der Alpen… noch zahlreiche weitere Kunstschätze gibt es zu bestaunen, man kann viel Zeit in den alten Gemäuern verbringen.

Das romanische Kloster Unser Lieben Frauen ist heute ein Kunstmuseum
Der Alte Markt mit Rathaus, Goldenen Reiter und Johanniskirche
Der Goldene Reiter ist wohl Kaiser Otto I.
Sozialistischer Klassizismus am Ulrichplatz

Nach der Besichtigung des Domes holte ich erstmal meine Tasche vom Bahnhof und checkte im nahen B&B Hotel ein… eine praktische und preiswerte Unterkunft. Es folgte ein Bummel durch die Altstadt… die Sonne ging gerade Richtung Zielgerade und leuchtete alles was nach Richtung West und Süd zeigte, intensiv an… so entstanden schöne Bilder. In der Altstadt sind die meisten Gebäude weniger alt als anderswo, nach den schweren Zerstörungen vom 16.01.1945 wurden die historischen Bauten größtenteils gesprengt und mit zeitgemäßer Architektur ersetzt… das hat mit den Bauten des sogenannten Stalinklassizismus durchaus seinen Reiz… aber wie auch nach den ähnlichen Bauten in der Berliner Frankfurter Allee war dann für den ganzen Zuckerbäckerzinnober (schönes Wort) kein Geld mehr da und die Platte hielt Einzug. In Magdeburg wurde auch nach der Wende viel gebaut und außer der irgendwie außer Konkurrenz stehenden Grünen Zitadelle von Friedensreich Hundertwasser machen die meisten neueren Gebäude optisch nicht wirklich viel her. Es gibt kleine Inseln wie den Alten Markt mit dem Rathaus und dem Goldenen Reiter, einige Reste der alten Stadtmauer und diverse Kirchen, von denen eine Vielzahl allerdings für andere Zwecke verwendet werden.

Im Restaurant Hegel

Nachdem die Sonne nun untergegangen war, kamen Hunger und Durst ins Spiel… dafür bin ich ja ein kleines Trüffelschwein und finde da manchmal die schönsten Orte… wie diesmal das „Hegel“ Das kleine Restaurant befindet sich in einem Kellergewölbe in der Hegelstraße, wenige hundert Meter vom Dom entfernt. Es gibt deutsche Küche und dazu lokale Biere der Sudenburger Brauerei (Helles, Pils, Rubin) und… tärääh… Guinness. Der Laden ist liebevoll gestaltet und mit Gastwirt Thomas freundete ich mich im Laufe des Abends ganz gut an… unter Kollegen gibt es ja immer viel zu erzählen und so verging der Abend recht schnell. Anschließend lief ich dann zur nahen Hubbrücke und fing ein paar schöne Nachtbilder ein bevor es dann ins Bett ging.

Die Hubbrücke von 1848 zu später Stunde
Der Dom in der Nacht

 Magdeburg ist die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Mit ihren etwa 242.000 Einwohnern ist sie die größte in ihrem Bundesland und bundesweit steht die Stadt auf Platz 32. Die Stadt liegt an der Elbe und ist etwa 150 Kilometer von Berlin entfernt… die nächste größere Stadt ist mit Braunschweig etwa 80 Kilometer entfernt.
Magdeburg war im Mittelalter eine der größten und bedeutendsten Städte auf deutschem Territorium. Sie wurde 805 zum ersten mal urkundlich erwähnt, die Stadt ist seit 968 Erzbistum durch Kaiser Otto I. Magdeburg erlebte drei krasse Katastrophen, 1207 war die erste, als ein Feuer die Stadt mit dem Ottonischen Dom zerstörte. Später war die Stadt ein Zentrum der Reformation… im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt so stark geplündert und zerstört, daß mit „Magdeburgisieren“ ein eigenes Wort entstand… die Stadt schrumpfte danach von 35.000 Einwohnern auf unter 500. Seit dem Massaker fand die Stadt nie wieder zu ihrer alten Blüte zurück. Die dritte Großkatastrophe teilt sich die Stadt mit vielen anderen deutschen Städten… im zweiten Weltkrieg, besonders beim verheerenden Luftangriff vom 16.01.1945 wurde Magdeburg schwer zerstört… 90% der Altstadt und viele Kirchen und Baudenkmäler waren betroffen. Nach dem Krieg wurde Magdeburg größtenteils modern aufgebaut, mit Stalinbauten und Aufmarschplätzen Ulbricht und Co… nur vereinzelte historische Bauwerke wurden rekonstruiert. Wahrzeichen der Stadt ist ohne Frage der Dom… eine der größten seiner Art in Deutschland und dort die erste komplett gotische Kathedrale. Weitere Sehenswürdigkeiten sind andere Kirchenbauten, das Rathaus, der Magdeburger Reiter und die Grüne Zitadelle von Friedensreich Hundertwasser.

Die Hubbrücke am nächsten Morgen
Elbpanorama mit Dom und Kloster Unser Lieben Frauen

Am nächsten Morgen startete ich an dem Ort, mit dem ich gestern aufhörte… nein, nicht die Kneipe… sondern die Hubbrücke. Diese Hebebrücke stammt aus dem Jahr 1848 und war als eingleisige Verbindung der Eisenbahn konstruiert worden. Relativ schnell gelangte sie ins technische Hintertreffen und wurde nur noch für Güterverkehr benutzt. Inzwischen ist sie für Fußgänger und Radfahrer die Verbindung zur Insel Werder und dem Stadtpark Rotehorn. An der Brücke sind Leuchtinstallationen angebracht und für die Erhaltung wurde viel gespendet, was auch überall auf der Brücke vermerkt wurde. Auf der anderen Seite der Brücke liegt die Insel Werder. An einer kleinen Uferstraße entlang bieten sich die schönsten Ansichten der Altstadt, stets natürlich dominiert vom… klar… Dom. Der Weg geht noch weiter, aber ich benutzte dann die große, moderne Neue Strombrücke um wieder auf das linkselbische Territorium zu kommen… dort wartete bereits meine nächste Station: Die Johanniskirche. St. Johannis war die bürgerliche Stadtkirche, sie steht unmittelbar hinter dem historischen Rathaus. Die Kirche steht ein wenig für das Schicksal der Stadt… sie brannte mehrmals ab und wurde wieder aufgebaut… unter anderem auch nach der Verwüstung im Mai 1631, was unter dem Namen Magdeburger Hochzeit in die Geschichtsbücher eingegangen ist… Abteilung: Besonders Grauenvoll.

St. Johannis von Osten
Die gotische Kirche dient heute als Konzerthalle
Skulptur "Die trauernde Magdeburg"

 

 Die Magdeburger Hochzeit… Was so schön romantisch klingt, war einer der barbarischsten Kriegsverbrechen seiner Zeit… der des Dreißigjährigen Krieges… einer Zeit, die sowieso grausam war. Magdeburg war damals nach Köln die größte und reichte Stadt Deutschlands. Seit Luther 1524 in der St. Johanniskirche gepredigt hatte, wurde Magdeburg schnell zum mitteldeutschen Zentrum der Reformation und stand im Dreißigjährigen Krieg zwischen den Fronten… seit Jahren zahlte die Stadt kein Geld mehr an den katholischen Kaiser, die Stadt wurde geächtet und im Frühjahr von den kaiserlichen Truppen um die Generäle Tilly und Pappenheim (…genau, von dem kennt man seine Pappenheimer) umlagert… mehrere Ultimaten zur Kapitulation ließ die vielleicht auch etwas arrogante Bürgerschaft verstreichen… ein großer Batzen Geld von der reichen Stadt hätte wohl tausende Menschenleben retten können, aber man wartete auf die verbündeten Schweden… die waren aber noch weit weg und außerdem arg geschwächt. Am 20. Mai 1631 durchbrachen die etwa 24.000 unterbezahlten und hungrigen Söldner der kaiserlichen Truppen in die Stadt ein, welche etwa 30.000 Einwohner zählte. Es wurde geraubt, getötet, vergewaltigt, niedergebrannt… alles was in den Weg kam, schwangere Frauen, Kinder, Alte, egal… im Nachhinein waren sogar beteiligte Schergen über das Ausmaß der Brutalität entsetzt. Die Gewaltorgie dauerte 4 Tage bis Tilly Einhalt gebot. Die Stadt war mit Ausnahme des Doms komplett verwüstet, wer überlebte war obdachlos… die Stadt mit einst 30.000 Einwohnern schrumpfte in der Folgezeit unter 500. Der Name Magdeburger Hochzeit kommt übrigens daher, daß im Magdeburger Stadtwappen eine Jungfrau zu sehen ist… die wollte nicht mit dem katholischen Kaiser… und wurde im Mai 1631 quasi zwangsverheiratet… wenns nicht so traurig wäre könnte man fast schmunzeln. Seit der Katastrophe 1631 gab es lange Zeit die Bezeichnung „Magdeburgisieren“… als Ausdruck für die brutalste, schwerste Zerstörung.
Von diesen Tagen hatte sich die Stadt nicht mehr erholt, sie wurde nie wieder so bedeutend wie vorher… das läßt etwas Raum für Spekulation was sie wohl hätte werden können… eine Ortschaft namens Berlin war damals nur ein paar Brandenburgern bekannt.

Magdeburg nach dem Bombenangriff 1945... links die Johanniskirche

Zurück zur Johanniskirche… Nachdem sie nach der Zerstörung von 1631 wiedererrichtet wurde, hatte sie ein paar Jahrhunderte Ruhe, bis zum 16. Januar 1945… dem anderen schwarzen Tag der Stadt, als die Royal Air Force innerhalb von 40 Minuten 12.500 Tonnen Bomben auf die Stadt verteilte… mindestens 5000 bis 6000 Menschen starben, zehntausende wurden schwerverletzt, unzählige obdachlos… die Altstadt wurde zu 90% komplett zerstört, die gesamte Stadt zu etwa 60%. Die Johanniskirche war nur eine der vielen, abertausenden Gebäude die zerstört waren, an ihrem Zustand änderte sich viele Jahre nichts… es ist ja auch nicht unbekannt, daß die neuen Machthaber in Ostdeutschland mit Kirchen nicht viel am Hut hatten… immerhin wurde die Ruine nicht gesprengt, wie beispielsweise die Ulrichkirche… um es kurz zu machen, die Kirche wurde rein äußerlich wieder aufgebaut aber nicht als Kirche sondern als Raum für Konzerte und andere Veranstaltungen, eine interessante Mischung aus Alt und Neu. Man kann das Gebäude zum Preis von 3€ besichtigen, inklusive Turmbesteigung… für mich ja immer wieder eine (fast) kostenlose Möglichkeit, meine Beinmuskulatur etwas zu trainieren… 277 Stufen… ok, da gabs schon mehr Lametta… war trotzdem froh das niemand oben war als ich etwas abgekämpft und puterrot auf der Plattform ankam… quasi platt. Die Aussicht war natürlich prima bei dem Wetter. Nach dem Abstieg besichtigte ich noch eine kleine Ausstellung über die Reformation in Magdeburg im Untergeschoß der Vorhalle. Vor dem Hauptportal der Kirche war noch viele Kerzen, Bilder und andere Gegenstände der Trauer vom Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vom 20.12.2024 zu sehen… der war in unmittelbarer Nähe der Kirche.

Blick auf den Alten Markt vom Turm der Johanniskirche
Dom, Klosterkirche, Grüne Zitadelle und St. Sebastian (v.l.n.r.)
Wallonerkirche, St. Petri, Magdalenenkapelle (v.l.n.r.)

 Im Anschluß sah ich mir noch drei weitere Kirchen an, allerdings nur von außen, sie liegen nördlich der Johanniskirche nahe der Elbe… es handelt sich um St. Petri, Magdalenenkapelle und die Wallonerkirche. Über den Alten Markt ging es dann wieder zum Breiten Weg, der großen Straße im Stadtzentrum… einst barocker Prachtboulevard, jetzt Paradis für Betonfetischisten… bis auf eine Ausnahme: Die Grüne Zitadelle, letztes großes Bauwerk des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000). Wie viele andere seiner Bauten wird die gerade Linie bei diesem Komplex aus Wohnort, Läden, Gastronomie, Hotel, Theater und Kindergarten – konsequent vermieden. Die Natur spielt eine große Rolle, das Gebäude ist begrünt mit Rasen, Pflanzen und Bäumen. Anfangs war das Bauwerk das heute viele Touristen anzieht nicht unumstritten… man war der Meinung das verschandele den Blick zum Dom… tzzz… als ob es da noch etwas zu verschandeln gab… nun ja… heute meckert keiner mehr, im Gegenteil… niemand will damals etwas dagegen gesagt haben…

Die Grüne Zitadelle am Breiten Weg
Grüne Zitadelle, Innenhof
Grüne Zitadelle - Details

Am Nachmittag ging es auch um mehr oder weniger moderne Architektur… mit der Straßenbahn ging es auf die andere Seite der Elbe in den Bezirk Brückfeld, dort befindet sich das Messegelände, das FCM Fußballstadion und eine Mehrzweckarena… außerdem in Sichtweite ist der Jahrtausendturm, ein 60 Meter hoher Ausstellungs- und Aussichtsturm… um all das sollte es aber nicht gehen, sondern um die Angersiedlung. Die Angersiedlung ist ein kleines Wohngebiet mit Wohnbauten die zwischen 1900 und 1938 entstanden sind… wie ein Freiluftmuseum kann man von Straße zu Straße die jeweiligen Baustile dieser Zeit erkunden…Späthistorismus, Jugendstil, Expressionismus, Neues Bauen (Frühphase), Neues Bauen (Spätphase), Abkehr vom Neuen Bauen in der NS-Zeit. Irgendwann muß ich auch mal die Berliner Bauten abklappern… einige sind UNESCO Welterbe… einige sogar bei mir im Wedding… aber wie das so ist… das Gute ist so nah und rennt nicht weg… kann ruhig warten.

Späthistorismus (1900-1910) in der Berliner Chaussee
Jugendstil (1910-1916) in der Zerbster Straße
Expressionismus (1922) in der Wörlitzer Straße
Neues Bauen (Anfänge) 1926-1927 in der Coswiger Straße
Neues Bauen (Spätphase) um 1931 in der Bauhausstraße
Abkehr vom Neuen Bauen 1935 in der Georg-Heidler-Straße

Danach ging es mit der Tram in den Süden der Stadt in den Bezirk Sudenburg. Dort gibt es wirklich wunderschöne Gründerzeitenarchitektur und schöne alte Straßenzüge… der Bezirk blieb von den Kriegszerstörungen nahezu vollständig verschont. Eine spezielle Straße war mein Ziel, sie heißt Otto Richter Straße. In den 1920er Jahren wirkte der berühmte Architekt Bruno Taut in Magdeburg und warb für mehr Farbe beim Bauen… Das wurde in dieser Straße beeindruckend umgesetzt und das war mir auch den langen Fußweg wert. Als Belohnung für die inzwischen über 20.000 getätigten Schritte gab es dann ein paar Guinness im Pub „The Lion“ der zufällig in der Nähe war… nix besonderes, der Laden… dann lieber noch auf einen Absacker im Hegel und damit war der Tag dann auch schon vorbei.

Die bunte Otto Richter Straße

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen und mit dem Zug zurück nach Berlin… diesmal ohne jede Überraschung seitens der Bahn… soll ja auch mal erwähnt werden.
Das waren also 43 Stunden in Magdeburg… schön wars… besonders das Wetter hat gepasst… ich habe alles gesehen was ich sehen wollte, ob die Landeshaupstadt eine schöne Stadt ist, liegt im Auge des Betrachters… der Dom alleine aber lohnt bereits die Anreise, den Rest schöner Dinge muß man sich dann schon alleine erkunden… mir hat es viel Spaß gemacht.

Zum Schluß noch ein paar Bilder ohne großen Text…

Der Domplatz mit dem Landtag von Sachsen-Anhalt
Die über 100 Meter hohen Westtürme des Doms
Der Breite Weg mit der Grünen Zitadelle
Bunt zum 1. - Die Südseite der Grünen Zitadelle
Bunt zum 2. - Die Fenster der Johanniskirche
Bunt zum 3. - Otto Richter Straße
Stadtansicht von Magdeburg von der Hubbrücke über der Elbe

McLarsen auf den Spuren des Westfälischen Friedens: Osnabrück und Münster (Januar 2025)

Osnabrück, 14.01.2025…Meine erste Erkundungstour im Jahr 2025 führt mich in zwei Städte, die für den Westfälischen Frieden von 1648 stehen: Osnabrück und Münster. Die Städte sind zwar irgendwie miteinander verbunden, aber anderseits auch nicht… beide waren Bühne des ersten Friedens der Weltgeschichte, der auf dem Weg der Diplomatie entstanden ist… boten aber auch Bühne für die jeweils andere Kriegspartei… Osnabrück auf der protestantischen und Münster auf der katholischen Seite. Gemeinsam wurden beide Städte im zweiten Weltkrieg komplett zerstört und danach auch wieder aufgebaut… Münster gehört zu Nordrhein Westfalen, Osnabrück zu Niedersachsen. In beiden Städten war ich vor gut 30 Jahren bereits… in Münster lebte seinerzeit eine meiner ersten Freundinnen… aber das ist sehr lange her und etwas Auffrischung des Wissens über die Städte kann nicht schaden… zumal ich ja mit Mitte 50 einen etwas anderen Blick auf die Dinge habe…

Der Osnabrücker Hauptbahnhof von 1895

Jede Reise beginnt mit der Anreise… damit kommt in der Regel die Deutsche Bahn ins Spiel und damit auch stets ein Hauch von Abenteuer… war heute nicht anders… plötzlich war der Status in der App „Verbindung entfällt“… jo…prima… naja, ich will hier nicht jedes mal ein Faß aufmachen, aber grrrrrrr… Via Hamburg und Bremen landete ich dann schließlich doch noch in Osnabrück und das nur ca. 45 Minuten später als ursprünglich geplant. Residenz für die drei Nächte ist das Ibis Budget Hotel am Hauptbahnhof, was aus dem Baukasten kommt, aber mit 56€ pro Nacht mit Frühstück meinerseits auch keine Wünsche übrig lasst… mir reicht das völlig.

Das gotische Rathaus von Osnabrück...
...mit dem Stadtgründer Karl der Große
Die Türklinke zum Rathaus ist ein Kunstwerk von 1963
Der Friedenssaal... am Computer etwas heller gedreht

Mit den Anreisetagen ist es immer so eine Sache… man ist zu spät da, um noch viel zu sehen… im Winter zumindest. Ursprünglich hatte ich vor, den Dom zu besichtigen… das hätte zeitmäßig gut gepasst… nun hab ich aber das Pech, das der Dom von gestern an etwa zwei Monate wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist… ok… dann ab ins Rathaus, schließlich einer der Hauptschauplätze des Westfälischen Friedens… der Friedenssaal ist bis 17:00 geöffnet und kostenlos zu besichtigen… das stimmt… allerdings ist er nahezu zappenduster… ein paar indirekte Strahler verhindern, das man nirgendwo aneckt… aber die ganzen Portraits der damaligen Protagonisten kann man nur erahnen… obwohl sie eh gleich aussehen… etwa wie ich Mitte der 1990er Jahre mit langen offenen Haaren und Ziegenbart… ganz so krass war ich allerdings nicht angezogen… obwohl… Themawechsel… nach dem etwa 50 qm großen dunklen Saal (den ich mir morgen nochmal im Hellen vorknöpfe), blieb noch Zeit für die benachbarte Marienkirche… die Stadtkirche der Bürger Osnabrücks (im Gegenteil zum Dom). Sie ist eine gotische Hallenkirche mit äußerst bemerkenswerten Proportionen… im Inneren ist sie fast so lang wie breit wie hoch… quasi ein Würfel… sehr ungewöhnlich. Ihr größter Schatz ist der Flügelaltar von einem Meister aus Antwerpen von etwa 1520.

Die Stadtkirche St. Marien...
...mit ihren ungewöhnlichen Proportionen und...
...dem prächtigen Flügelaltar von 1520

Es war dann gegen 17:00 Uhr und die Bürgersteige waren bereits derart hochgeklappt, wie ich es eigentlich nur aus kleinen Provinzstädten im Osten Deutschlands kenne… aber seit dem unverhofften Fischbrötchen in Hamburg meldete sich auch langsam der leere Magen und ich war fast der erste Gast in der eigentlich später geplanten ersten gastronomischen Station der Reise: Hausbrauerei Rampendahl. Wer hier öfters mitliest, weiß das es eine gewisse Tradition ist, den ersten Abend an einem solchen Ort, wo Bier gebraut wird und zünftiges Essen serviert wird, zu eröffnen. Es war gut das ich so früh da war… viel später hätte ich glaub ich keine Chance gehabt, einen Platz zu bekommen… obwohl das kein kleiner Laden ist. Neben den selbstgebrauten Bieren (Helles, Dunkles, Weizen) gibt es noch einen anderen Hit: Ein wöchentlich wechselndes Buffet… aber nicht nur das… es gibt auch am Wochenende Buffet mit wieder anderen Sachen… diese Woche gab es Wildbraten vom heimischen Reh (zwar ohne Kartoffelpü), aber mit Knödeln und Rotkohl und außerdem einer Gulaschvariante mit Champignons… achso.. und natürlich auch mit Vorsuppe bis der Arzt kommt… das alles so viel wie man schafft für 14,14€ … Zu allem Überfluss war das auch noch sehr lecker und auch die Biere waren sehr gut… kein Wunder, das der Laden am Dienstagnachmittag bereits komplett geflutet wurde und ich an meinem kleinen Tisch fast schon ein schlechtes Gewissen hatte ob der ganzen Leute die auf Plätze warten mussten… von allen bis jetzt erlebten Brauereigasthöfen klar die Nummer Eins in allen Belangen. Weiter ging es zum Bier trinken in den „Grüner Jäger“. Dort gab es Guinness, Bundesliga auf der Leinwand (was das Offside ja seit einem halben Jahr nicht mehr hat)… ich war garantiert der Älteste in dieser großen Kneipe und weiß auch das das in Zukunft öfters vorkommen kann… Später gings ins Hotel um diesen Bericht bis hierhin zu verfassen.

Hausbrauerei Rampendahl
Der Dom zu Osnabrück mit seinen ungleichen Türmen
Hexengang hinterm Dom

Osnabrück ist mit ca. 167.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Niedersachsens. Die Stadt liegt im Südwesten des Bundeslandes und befindet sich in nächster Nähe von Nordrhein-Westfalen. Durch die Stadt fließt die Hase, ein 170 Kilometer langer Nebenfluß der Ems. In der Umgebung von Osnabrück befinden sich Teile des Teutoburger Waldes, die berühmte Varusschlacht um 9 n.Chr. fand nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Nähe von Kalkriese, etwa 20 Kilometer nördlich vom Stadtzentrum statt. Eine weitere Schlacht um 783 sorgte dann für die Gründung der Stadt, als nämlich Karl der Große den heidnischen Anführer der Sachsen Widukind besiegte, der Landstrich christianisiert wurde und Osnabrück Bistum wurde. 851 gab’s die erste urkundliche Erwähnung, 1171 das Stadtrecht, 1412 wurde die Stadt Mitglied der Hanse… Spezialität: Leinen. Nach der Reformation wurde Osnabrück überwiegend protestantisch, das sollte später noch eine Rolle spielen… nämlich als nach diplomatischen Lösungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges gesucht wurde, entschied man sich für Osnabrück als Verhandlungsort für die protestantischen Kriegsparteien und für das 60 Kilometer entfernte Münster für die Katholiken. Der Westfälische Frieden machte Osnabrück überregional bekannt. Es folgten Fürstentum Osnabrück, Königsreich Westfalen, Kaiserreich Frankreich (Napoleon), Königsreich Hannover, Deutsches Kaiserreich. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört, die Altstadt gar zu 94%. In der Nachkriegszeit wurde vieles wieder aufgebaut, anderes dem Zeitgeist gemäß autogerecht modern bebaut. Wirtschaftlich war Osnabrück industriell geprägt, es gab Stahlindustrie und Auto-Zulieferfirmen… auch heute noch in geringeren Maßen… hauptsächlich für Volkswagen. Sehenswürdigkeiten sind hauptsächlich in der Altstadt zu finden… allen voran das Rathaus des Westfälischen Friedens, der Dom St.Peter, diverse Türme der ehemaligen Stadtbefestigung sowie viele mittelalterliche Häuser und weitere Kirchen in der Altstadt.
Bekannte in Osnabrück geborene Persönlichkeiten sind der Schriftsteller Erich-Maria Remarque (1898-1970), der jüdische Maler Felix Nussbaum (1904-1944) und die Politiker Olaf Scholz, Boris Pistorius (beide SPD) und Christian Wulff (CDU).

Herrenteichwall mit Hase und Dom im Hintergrund
Blick vom Hegertor zur Altstadt mit Marienkirche
Gasse in der Altstadt

Osnabrück Tag 2… die Gardinen beiseite gezogen und fast nix gesehen… war nicht meine Schuld, so hart war der Abend gestern nicht, es lag nur am Wetter… Nebel… nunja, es war nicht so das man gar nichts gesehen hatte, aber irgendwie auch bisschen grau… ab ging es Richtung Altstadt… erste Begegnung war der Haarmannsbrunnen der auch Bergmannsbrunnen genannt wird. Bei dem Brunnen von 1909 und gilt als einer der ersten Arbeiterdenkmäler Deutschlands. Im Winter ist er aus Gründen aber nicht aktiv… also weiter auf dem Herrenteichwall… ehemals Stadtbegrenzung, ganz beschaulich, mit der Hase nebenbei, später vorbei an Türmen der Stadtmauer… das Heger-Tor wurde als Art Denkmal für die Schlacht von Waterloo umgestaltet… man kann es besteigen und hat ein bisschen Aussicht auf die nähere Altstadt… der Nebel wurde langsam dünner… den geplanten Ausflug zur Gertrudenkirche konnte ich mir aber sparen… für ein Stadtpanorama war die Suppe zu dick… stattdessen frischte ich dann ein wenig meine Kenntnisse über einen der berühmtesten Söhne der Stadt auf: Erich Maria Remarque.

Im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
...eins war klar... der Erich hat nix anbrennen lassen... auch Marlene Dietrich nicht...

Ich habe sicher die meisten seiner Bücher gelesen… nein… im Osten war es keine Schullektüre… völlig freiwillig… aber fast 40 Jahre her… nun wurde die Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ kürzlich sehr erfolgreich… gut so… ich mochte die Schmöker… auch wenn einiges im Laufe der Jahre zur Masche wurde. Das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum (in der Stadt dreht sich vieles um den Frieden) gibt es eine liebevoll zusammengestellte Dauerausstellung über den berühmten Schriftsteller und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, sie zu erkunden… so manches Detail tauchte plötzlich wieder auf… z.B. der schwarze Obelisk… und Frauen ohne Ende… er war ja auch eine Berühmtheit. Anschließend ging es nochmal kurz in den Friedenssaal des Rathauses, wo es trotz Nebels deutlich heller war als gestern und ich bessere Bilder machen konnte.

St. Katharien mit dem höchsten Kirchturm der Stadt (103 m)
St. Katharien - Inneres mit modernen Glasmalereien

Nächste Station war die Kirche St. Katharinen, eine der 3 mittelalterlichen Kirchen der Altstadt… ähnlich wie die gestern besichtigte Marienkirche ist sie eine gotische Hallenkirche. Der Turm ist 103 Meter hoch und die Ausstattung im Inneren nach Kriegszerstörung eher modern gehalten. Nur einen Katzensprung entfernt liegt das Osnabrücker Schloss… es wurde im späten 17. Jahrhundert als Residenz für den Fürstbischof Ernst August von Braunschweig-Lüneburg im Barockstil erbaut, im zweiten Weltkrieg zerstört und als Universitätsgebäude wieder aufgebaut. Ganz offensichtlich wurde bei der Rekonstruktion eines Fensteraufsatzes ein wenig gescherzt und es wurde ein Meckikopf (war so’n Comic-Igel aus der Nachkriegszeit) mitverarbeitet.

Das Osnabrücker Schloss
NuffNuffNuff

Vom dem mit Studenten überfluteten Schloß und seiner näheren Umgebung ging es dann Richtung Johannisstraße… dort wo Osnabrück ein wenig wie Kreuzberg/Neukölln/Wedding aussieht… aber immerhin besser als weite Teile der südlichen Innenstadt, die an Hässlichkeit kaum zu überbieten sind… vorbei an der Johanniskirche, ebenfalls ein mittelalterliches Baudenkmal… zu einer Einrichtung etwas abseits der Innenstadt auf einem ehemaligen Industriegelände: Genusshöfe Osnabrück mit Kaffeerösterei und Brauerei des Bieres Herr Schmidt. Man kann dort allerlei Nahrungs- und Genussmittel kaufen und sie auch vor Ort geniessen… das tat ich als Mittagessen mit einem leckeren Strammen Max auf eigens gebackenen Brot namens Ferdinand und natürlich auch einem Herr Schmidt Bier… beides war wirklich lecker… was ich den Brauern auch mitteilen konnte, da sie sich an meinem Tisch gesetzt hatten. Es folgte der Rückweg in die Innenstadt entlang eines Stadtringes… oder so… Verkehr ist hier sowieso wie verrückt… und das sage ich als Berliner.

Johannisstraße mit gleichnamiger Kirche
In den Genusshöfen

Nächste Station war das Museumsquartier Osnabrück mit dem Felix Nussbaum Haus. Der Maler Felix Nussbaum (1904-1944) ist ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Gemeinsam mit seiner Frau Felka Platek, ebenfalls Malerin, emigrierte er in der Nazizeit nach Belgien, wo sie 1944 verhaftet wurden und im KZ Auschwitz ermordet wurden. Der jüdische Künstler stammte aus Osnabrück und dort bekam sein Werk ein eigenes Museum vom Stararchitekten Daniel Libeskind errichtet. Der 1998 fertiggestellte Bau wirkt als Art Bauskulptur… nicht unumstritten aber auf jeden Fall sehenswert. Neben der Dauerausstellung gab es eine Sonderausstellung von Werken seiner Frau Felka Platek zu sehen, außerdem Ausstellungen von überwiegend niederländischer Malerei aus dem 17. Jahrhundert, sowie Holzschnitte und Kupferstiche von Albrecht Dürer… dann noch ein Museum zur Stadtgeschichte… ich war also gut beschäftigt für eine Weile, hätte auch noch weiter gehen können zu weiteren Ausstellungen in einer seperaten Villa… es war aber bereits dunkel und somit erstmal kurz ins Hotel. Das Abendprogramm bestand dann aus Essen im Gasthaus Holling, die auch Herr Schmidt Bier hatten, sowie ein paar Guinness im Red Shamrock Irish Pub.

Felix Nussbaum: Atelier in Brüssel (1940)
Fremdenpässe von Platek und Nussbaum
Ausstellung der Sammlung Gustav Stüve
Museumsquartier - Eingang

Die zweite Stadt um die es diemal geht ist Münster, auch hier war ich schonmal… zuletzt dürfte es 1993 gewesen sein… Zeit mal zu schauen, was so aus der Stadt geworden ist. Also am Vormittag in den Bummelzug gestiegen und ab nach Münster… draußen herrschte wieder Nebel, die ganzen Dörfer liefen verschlafen an mir vorbei… ich hätte stundenlang so fahren können… aber nach gut einer halben Stunde war das Ziel erreicht und es ging zu Fuß in die Innenstadt, begleitet von hunderten Radfahrern und laut labernden Holländern. Erste Station war, wie auch in Osnabrück… schließlich bin ich ja auf den Spuren des Westfälischen Friedens… das Rathaus. Hier muß man 3€ berappen um den Friedenssaal zu besichtigen, dafür hat er Licht und es läuft eine akustische Erklärung… also ein Audio-Guide ohne Kopfhörer quasi. Viel größer als das Gegenstück in Osnabrück ist der Saal auch nicht, dennoch immer wieder interessant, an solchen historischen Plätzen zu weilen.

Die Protagonisten der Westfälischen Friedens... außer die eine Flitzpiepe die sich da reingemogelt hat...

Der Westfälische Frieden… wer erinnert sich nicht… Geschichtsunterricht und Abfrage von Geschichtszahlen… 1648… oder wann war der Dreißigjährige Krieg (?) richtig… 1618-1648…Er begann mit dem Prager Fenstersturz und erstmal ging es um Katholiken gegen Protestanten… so einfach war es aber natürlich nicht, es war ein Kampf um Macht und Besitzstand… wie bei nahezu allen anderen religiösen Kriegen auch… am Ende war halb Europa zerstört und letztendlich starben zwischen 3 und 6 Millionen Menschen… in manchen Gegenden auf dem Territorium des heutigen Deutschlands wurde die Bevölkerung auf ein Drittel dezimiert. Am Ende waren alle müde, das Geld war alle und man mußte sich auf ein Ende verständigen… Die Städte Münster und Osnabrück waren nicht ganz so schlimm zerstört, sie liegen etwa 60 Kilometer voneinander entfernt, die Machthaber der protestantischen Kriegsparteien (u.a. Böhmen, Schweden, Frankreich) wurden zur Verhandlung ins eher protestantische Osnabrück geladen und die Katholiken (Heiliges Römisches Reich, Spanien u.a.) ins katholisch geprägte Münster. An ein paar Tagen war das natürlich nicht erledigt, die Verhandlungen dauerten etwa 5 Jahre. Am 24. Oktober 1648 war es dann soweit… zum ersten mal in der Geschichte wurde ein verheerender Krieg auf dem Parkett der Diplomatie entschieden. Viele Ergebnisse dieser Verhandlungen beeinflusste die weitere Geschichte Europas und nicht letztendlich wurde die Reformation von Martin Luther jetzt quasi offiziell… freier Glaube für freie Bürger… naja… so ganz auch nicht, aber an dieser Stelle soll es ja kurz und knapp erklärt zugehen.

Im Münsteraner Friedenssaal

Das historische Rathaus, was wie über 90% der Altstadt auch im zweiten Weltkrieg zerstört wurde und später rekonstruiert, liege am Prinzipalmarkt… quasi die gute Stube der Stadt… weniger Platz als breite Straße… hier befinden sich viele Geschäfte in den Häusern mit Arkaden. Vom Rathaus ist es etwa gleich weit bis zum Dom und zur Stadtkirche St. Lamberti. Mein nächster Weg ging zum Dom, der auf dem riesigen Domplatz thront. Es ist der dritte Kirchenbau an diesem Ort, die dreischiffige Basilika mit Querschiff vereint Elemente der Romanik und Frühgotik.

Das Historische Rathaus

Münster in Westfalen ist eine Großstadt mit ca. 323.000 Einwohnern und belegt in der Liste der größten Städte Deutschlands Platz 20. Die Stadt ist umgeben vom Münsterland und liegt zwischen dem Ruhrgebiet und dem 60 Kilometer entfernten Osnabrück im Bundesland Nordrhein Westfalen. Durch die Stadt fließt das kleine Flüsschen Münstersche Aa und der Dortmund – Ems – Kanal, der auch einen Stadthafen hat. Die Stadtgeschichte nimmt im Jahr 793 ihren Anfang, als der Missionar Liudger ein Kloster gründete, kurze Zeit später wurde er erster Bischof der Stadt und der erste Dom wurde begonnen… 1170 erhielt Münster das Stadtrecht. Münster war Mitglied der Hanse und wirtschaftlich sehr erfolgreich… es entstanden repräsentative Kaufmannshäuser in der Stadt. In den 1530er Jahren war Münster der Schauplatz einer ziemlich exklusiven historischen Episode: Das Täuferreich von Münster… auch als Wiedertäufer bekannt war eine Art Gottestaat unter der Leitung dreier fehlgeleiteter, ursprünglich reformatorischer Flitzpiepen… nachdem die Stadt vom Bischof und seinem Militär belagert wurden, endete der Spuk 1536 und die drei Oberhäupter wurden nach gründlicher Folterung und grausamer Hinrichtung in drei Körbe gesperrt und auf den Turm der Lambertikirche gezogen, wo sie noch viele Jahre rumgammeln konnten. Bis 1648 fanden, wie auch in Osnabrück, diplomatische Bemühungen statt, den Dreißigjährigen Krieg zu beenden, die mit dem Westfälischen Frieden endeten und auch Münster diesbezüglich auf dem internationalen Parkett Berühmtheit einbrachte. In Münster residierten die eher katholischen Kriegsparteien. Genau wie Osnabrück wurde auch Münster im zweiten Weltkrieg schwer zerstört, 91% der Altstadt und 63% der gesamten Stadt wurden zerbombt. Der Wiederaufbau der Altstadt erfolgte dann auf vereinfachte Art nach historischem Vorbild. Heutzutage ist Münster einerseits katholisch geprägt, anderseits sind es die vielen Studenten, die das Flair der Stadt bestimmen… nicht zuletzt auch die überdurchschnittliche Menge von Fahrrädern ist äußerst bemerkenswert. An Baudenkmälern mangelt es der Stadt auch nicht… es gibt sehr viele Kirchen, wobei der Dom St. Paulus und die bereits erwähnte Lambertikirche herausragen. Das Schloß Münster dient als Sitz der Universität, das mittelalterliche Rathaus hat wie sein Pendant in Osnabrück einen Friedenssaal zum Thema Westfälischer Frieden.

Dom St. Paulus und Domplatz
Dom St. Paulus - Inneres nach Osten
Dom St. Paulus Querschiff Richtung Süden

Während meiner Besichtigung bahnte sich ein Gottesdienst oder ähnliches an, so das ich den Dom verließ und die Lambertikirche ansteuerte. Bei ihr handelt es sich um die Kirche der Bürger der Stadt, das waren besonders zur Hansezeit überwiegend wohlhabende Kaufmänner. St. Lamberti ist eine Hallenkirche mit eleganten Pfeilern und schönen Stern- und Netzgewölben… die Kirche gilt als bedeutendstes Bauwerk der westfälischen Spätgotik. Der markante Turm nit dem Helm aus durchbrochenen Maßwerk erinnert etwas an den Turm des Freiburger Münsters. Er wurde erst 1898 vollendet. An seiner Südseite hängen noch heute die Käfige, in denen die Leichen der Rädelsführer von den Wiedertäufern ausgestellt wurden. Der Turm wird von einer Türmerin betreut, von 21:00 Uhr bis 24:00 Uhr gibt sie halbstündlich mit einem Kupferhorn Signal, das alles in Butter ist… außer Dienstags… da ist wohl noch nie etwas Schlimmes in Münster passiert…

Der Prinzipalmarkt mit der Lambertikirche
Die Körbe der Wiedertäufer bzw. deren Ex- Resten
St. Lamberti - Inneres nach Osten

Es folgte eine Kaffeepause… sowas ist bei mir ja eher ungewöhnlich, aber jenes Café heißt „1648“ und ist damit schon mal qualifiziert, außerdem hat man einen Super Überblick auf die Stadt. Das Café wird von den Alexinern betreut und es arbeiten Leute mit und ohne Behinderung. Leider war da ja noch der Nebel… aber scharf kann ja jeder.

Dom und Lambertikirche vom Café 1648 aus gesehen
Die Promenade mit dem Zwinger

Nach der Aufstockung des Koffein-Haushalts sollten nun ein paar Meter für den Schrittezähler her. An der Stelle wo früher die Stadtmauer stand, befindet sich heute die Promenade… eine Art Fahrrad- Autobahn nebst teils zweispurigen Weg für Fußgänger. Die Promenade ist 4,5 Kilometer lang und ich habe sie mit kleinen Abweichungen komplett umrundet. In ihrem Verlauf sah ich den Zwinger, ein Teil der Stadtbefestigung, aber auch Hinrichtungsstätte der Gestapo, der weiße Buddenturm, ein ehemaliger Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert und das Schloß Münster, ehemals Sitz der Fürstbischöfe und heute Sitz der Universität… wieder eine Parallele zu Osnabrück.

Das Münsteraner Schloß (1767-1787)
In der Gastwirtschaft Pinkus Müller
Der Stadthafen

In Höhe des Buddenturms bog ich kurz in die Innenstadt ab, um Mittagspause zu machen. Dafür wählte ich die einzige Gasthofbrauerei der Stadt: Pinkus Müller… ein Familienbetrieb in der 5. Generation, seit 1816. Neben deftigen Essen haben sie eine Vielfalt an selbstgebrauten Gestensaft… ich probierte ein Helles Alt und ein unfiltriertes Pils, beide machten Lust auf mehr, aber ich konnte ja nicht an jeden dritten Baum der Promenade pinkeln und somit mußte das reichen… zurück auf die Promenade. Nach etwa einem Dreiviertel der Strecke bog ich nach außen ab und schaute mir den ehemaligen Hafen an, der ist ein Stichkanal vom Dortmund-Ems-Kanal. Nachdem er als Hafen nicht mehr benötigt wurde und einige Jahre so vor sich hin gammelte, baute man Büro- und Eventgebäude entweder neu oder mit Einbeziehung der vorhandenen Industriearchitektur… ein Hauch von Spree in Münster, mit Ausstellungshallen, Büros, Theater und einer Käserei.

Im Whisky Dungeon

Danach ging es zurück in die Innenstadt noch ein wenig bummeln hier und da… und warten das es 17:00 Uhr wird und damit das letzte Kapitel des Münsteraner Tages beginnt: Das Whisky Dungeon. Das Pub in dem man auch Whiskyflaschen kaufen kann wird seit einiger Zeit von Sebastian Niemann geleitet. Er erwarb den Laden von Michel Reick, der auch als Whisky Druid bekannte bunte Hund der deutschen Whiskyszene. Der Schatten vom Michel ist nicht nur wegen seiner Größe gigantisch, er hat schließlich über Jahre etwas Großes dort aufgebaut… um so schöner fand ich es zu sehen, das er in die völlig richtigen Hände gekommen ist, der Laden läuft gut und Sebastian führt ihn so als hätte es nie jemanden anders gegeben. Nach ein paar Bieren hieß es dann wieder Aufbruch nach Osnabrück und nach der Ankunft dort war ich zu knülle, noch etwas zu machen… es ging früh (naja… 22:30 Uhr) ins Bett… ich hatte von den beiden letzten Tagen etliche Kilometer in den Knochen… und das nebenbei mit einem lädierten Fuß. Tags drauf ging es zurück nach Berlin, der geplante Zug erschien diesmal und war dann auch mit nur 45 Minuten Verspätung am Ziel… nunja… geschenkt… Das war also der erste Ausflug im Jahr 2025. Die Städte des Westfälischen Friedens sind unbedingt sehenswert… vielleicht im Sommer noch etwas schöner, aber ich will nicht meckern, es ist Januar und es war nur Nebel und kein Dauerregen oder gar Schnee. Zum Abschluß gibt es noch ein paar Bilder ohne große Erklärung. Wie immer gilt mein Dank Nina, die in Berlin alles gemanagt hat.

Prinzipalmarkt abends... mit Himmelsleiter auf St. Lamberti
Auch der Dom macht angestrahlt etwas her...
...seine Westfront wurde nach dem Krieg vereinfacht wiedererrichtet
Die Westfront vom Osnabrücker Dom mit der Statue eines Löwenpudels
Der Osnabrücker Friedenssaal mit etwas mehr Licht
Arbeiterdenkmal Haarmannsbrunnen in Osnabrück

Der Hexengang am Osnabrücker Dom hat etwas leicht gruseliges

Musik 2024

Berlin, 28.12.2024… Wie in den Jahren davor, gibt es auch 2024 wieder ein Best-Of Sampler aus diesem Jahr 8 choice-Samplern… #27 ersetzt auch die nächste Compilation mit neuem Material, weil am Jahresende zu wenig Neuerscheinungen auf den Markt kommen.
Das beste Einstiegsduo gab es im Juli… dort schrieb ich: „Los gehts mit einer alten Heldin… Miki Beranyi war die eine Sängerin von Lush, Emma Anderson die andere… letzte veröffentlichte letztes Jahr ihr Solodebüt und ich mochte es sehr gern (Platz 7 in meinen Jahrescharts)… nun gibt es auch etwas neues von Miki Berenyi… diesmal nicht mit ihrer Band Piroshka sondern als Miki Berenyi Trio… quasi fast Piroshka…u.a. mit ihrem Partner Kevin ‚Moose‘ McKillop. „Vertigo“ ist eine Single… mehr soll wohl noch in diesem Jahr kommen… ein wunderbar verwobenes Stück Musik… typisch Miki Berenyi… und es geht genau so weiter mit einem Stück der Band Habibi aus Brooklyn… man probiere den Song auf jeden Fall mit Kopfhörern aus… man verfängt sich in Träumen… worum es auch im Text geht und dann heißt das Album der vier Frauen auch noch „Dreamachine“… das Stück ist irgendwo zwischen Beach House und Au Revoir Simone angesiedelt und stellt für das Album eher eine Ausnahme dar…“  Song Nummer 3 kommt von Fontaines D.C.’s Album „Romance“, welches in meiner Jahres Top-10 den zweiten Platz belegte. Im Mai schrieb ich dazu: „…aus Dublin und anders als früher ist die neue Single von Fontaines D.C. „Starbuster“… ein fast schon hiphop-lastiger Beat und auch eher Sprechgesang… interessant… mal sehen ob sich die neue Richtung auf das kommende Album „Romance“ auswirkt.“… im Nachhinein kann ich es beantworten: „Romance“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album geworden und „Starbuster“ war eher die Ausnahme vom Stil. Als nächstes folgt ein Song der aktuell noch sehr present in meinen Hörgängen ist: 070 Shake mit „Elephant“… das Album wurde immerhin Platz 5 des Jahres, im Dezember, also vor ein paar Wochen schrieb ich dazu: „…es wird poppig mit 070 Shake die letzten Monat bereits dabei war… damals wunderte ich mich das die Künstlerin, die im richtigen Leben Danielle Balbuena heißt- als Rapperin geführt wird… in dem Song „Elephant“ wird das schon klarer… aber dann folgt ein Gitarrenriff welches ziemlich nahe an dem von Depeche Mode’s „Enjoy The Silence“ gebaut ist… derzeit mein Ohrwurm Nummer eins… werd ich jetzt noch Hip-Hop Fan (?)… keine Angst… „ Song 5 ist der Vertreter des Nummer-Eins-Albums des Jahres… GIFT aus New York City mit „Light Runner“… dazu fiel mir im September folgendes ein: „Es folgt bester tanzbarer Indiepop der New Yorker Band GIFT welche auch beim letzten mal schon dabei waren…Super Album mit Synthies und Dreampop Gitarren… da wackelt Tanzmaus McLarsens große Zehe… sollte mich nicht wundern wenn sich deren Musik gut verkaufen würde.“ Auch die Interpretin von Song 6 konnte in der Top-10 punkten… Nadine Shah mit „Greatest Dancer“ und weiteren düster, schönen Stücken des Albums „Filthy Underneath“ wurde Platz 7… im März schrieb ich: „Auf dem letzten choice-Sampler war Nadine Shah bereits zu hören, nunmehr ist ihr Album „Filthy Underneath“ erschienen und erwartungsgemäß ist es sehr gut. „Greatest Dancer“ handelt wie andere Songs von dem Album von zweifelhaften Erlebnissen der Dame bein Drogenentzug… ich mag das wilde Schlagzeug sehr… und natürlich ihre stets zur Dramatik neigende Stimme…“ Als meinen persönlichen Sommerhit möchte ich das Lied „Liebesformular“ von International Music adeln…im Juli meinte ich dazu: „Erst im September erscheint das neue Album „Endless Rüttenscheid“ von International Music…dieser wunderbaren Band aus Essen die auch unter dem Namen Düsseldorf Düsterboys unterwegs ist … Erkennungsmerkmal sind die teils skurillen Texte zu Indie Gitarrenpop mit speziell gespielten Bass… so das sich das irgendwie nach Anfang 1980er Jahre anhört… Felt zum Beispiel… sie selbst nennen es Timeless Melancholy Music…“ Startnummer 8 kommt ebenfalls aus Deutschland mit Christin Nichols „Direct Flight To Seattle“ Im Mai lautete die Beschreibung: „Nochmal Pop mit weiblichen Gesang und hartnäckiger Eingängigkeit findet auch im nächsten Beitrag statt und diesmal kommt er aus Berlin… Christin Nichols hat eines der besten deutschsprachigen Alben des Jahres am Start… warum ich dann einen englischsprachigen Song ausgesucht habe (?) „Direct Flight To Seattle“ ist einfach ein verdammter Hit… die anderen Songs des Albums „Rette sich wer kann“ aber auch… politisch und feminin…in einem Lied heißt es: „Ich will leben, als ob die AfD was dagegen hätte“ Nummer 9 kammt gar aus einem Land, das gerade momentan exotischer nicht sein könnte: „Shoegaziger Dreampop ist auch Track Nummer zwei, der kommt von einer Band die sich nach der belgischen Küstenstadt Blankenberge benannt hat… und sie kommt aus… St. Petersburg… Russland… krass… was kommt denn für’n geiler Scheiß aus Russland (?)… und die haben schon 3 Alben draußen… „New Rules“ ist die Vorab-Single für ein neues Album und meine derzeitige klare Nummer Eins… Herzchen des Monats sozusagen… fängt unspektakulär an und wird dann immer lauter und dabei sphärischer… ich bin mir sicher das es von dieser Band an dieser Stelle noch öfters Musik geben wird und ich bin immer wieder begeistert was für schöne Sachen sich bislang vor mir versteckt haben… umso schöner ist es wenn man sowas findet… ähnlich wie neulich im Wald der erste Steinpilz des Jahres…“ Als nächstes kommen Deary, die dieses Jahr gleich drei mal vertreten waren… mangels Album aber nicht in der Top 10 landen konnten „…Deary… die Musik bleibt herbstlich verträumt… Deary waren letzten Monat schon dabei mit dem Song „Selene“ den sie mit Slowdive Drummer Simon Scott aufgenommen haben… ich meinte dazu „das Ergebnis ist der wohl schönste Song dieser noch neuen, jungen Band“… Für „The Drift“ gilt mindestens das gleiche… für mich derzeit die spannendste neue Band.“ Auf dem gleichen Sampler vom Oktober war auch Emma Anderson… so kommen jetzt nach Miki Berenyi doch noch beide Lush Sängerinnen auf einen Sampler: : „Es folgt etwas was ich normalerweise nicht so schätze: ein Remix… ich frage mich eigentlich immer warum man sowas macht und wer das braucht… sogar die Lieblingsband hat mal ein ganzes Album davon veröffentlicht und es war Käse… hier ist es jetzt aber anders: „Willow And Mallow“ vom letztjährigen Debut-Soloalbums von Ex-Lush Co-Founderin Emma Anderson wurde von Daniel Hunt von Ladytron remixed… also Lush und Ladytron in einem Topf ist schon von der Idee großartig… und das Ergebnis ist einfach wunderbar… ich bin geneigt zu sagen es ist mein liebster Song dieser Tage… Das Original ist eher schlicht und dieser neue Mix macht den schönsten Nicht-Ladytron Song der Welt daraus.“ Ein Hit aus dem Sommer ist Song Nummer 12 von FAUX PRIX: „…In eine ähnliche Richtung geht auch der nächste Song von der Band FAUX PRIX… nur das die noch unbekannter sind und erst zwei Songs veröffentlicht haben, darunter der herrliche Ohrwurm namens „That Looks Like A House“ was mich nicht unerheblich an The National erinnert. Sänger Bradley Hanan Carter ist gebürtiger Neuseeländer… die Band ist aber genau wie Starflyer 59 in Kalifornien ansässig.“ Jess Cornelius, die mit dem Album „Care/Take“ den 6. Platz holte, eröffnete die Compilation #21 im Mai: „Manchmal muß ich mich selber wundern wo ich diese ganzen sehr guten Musikerinnen aus aller Welt so aufspüre… häufig sind sie hierzulande eher unbekannt… so auch Jess Cornelius aus Neuseeland die den Sampler Nummer 3 des Jahres 2024 mit „Back To The Mainland“ eröffnen wird… erst als zarter folkiger Song mit einer gewaltigen Steigerung ab Mitte des Songs… mit Mellotron und elektrischen Gitarren zuhauf… sollte mich nicht wundern wenn die Dame kein Geheimtipp vom anderen Ende der Welt bleibt.“ Eine weitere junge Dame folgt mit der Britin Katy J Pearson… ihr Album „Someday, Now“ hat die Top-10 knapp verpasst, „Those Goodbyes“ gehört aber auf jeden Fall zu den besten Songs des Jahres… im Juli stand da: „…passend darauf folgt die Britin Katy J Pearson die nicht mit der ähnlich heißenden B-52’s Sängerin zu verwechseln ist… Pearson hatte schon einen kleinen Radiohit mit „Talk Over Town“ was mich irgendwie an Fleetwood Mac erinnerte… läuft auch öfters in der Offside Playlist… „All Those Goodbyes“ ist ebenso ein unwiederstehlicher Indie Pop Ohrwurm und es sollte mich nicht wundern wenn das was größeres wird…“ Mit Song Nummer 15 folgt nicht weniger als der Song des Jahres… er stammt vom auf Platz 4 stehenden Album „Prelude To Ecstasy“ von The Last Dinner Party: „Aus der Kategorie „Der neueste geile Scheiß macht auch vor McLarsen nicht halt“ : The Last Dinner Party. Mit ihrem Debütalbum „Prelude To Ectasy“ gefühlt auf dem ganzen Planet gefeiert als hätten die vier Damen die Popmusik neu erfunden… nunja… ich sag mal… nicht neu erfunden, aber ausgezeichnet gerührt, geschüttelt… was auch immer… Da kommen Abba, Queen, Sparks, Fleetwood Mac und weiß ich was noch alles in einen Topf, reichlich Streicher und Orchester drumrum, erinnerungswürdiges visuelles Auftreten und geboren sind Superstars ohne Vorhype… mir gefällts sehr.“ Stilistisch nicht weit entfernt davon gab es dann ein paar Wochen später ähnliches Drama mit Augenzwinkern von einer alten Bekannten… im Mai schrieb ich: „Poppig gehts auch weiter… hab ich doch beim letzten Sampler über The Last Dinner Party geschwärmt gibts diesmal einen Song der gut und gerne auch von diesem Album stammen können… ist aber von Kate Nash… die inzwischen 35jährige Britin stand sicher auch Pate für den Erfolg der Last Dinner Party… macht aber auch schon seit gut 15 Jahren Musik … genau wie Lily Allen oder Florence + the Machine… kann mich aber nicht erinnern das je ein so starker und opulenter Song wie „Million Of Heartbeats“ dabei gewesen wäre… einer meiner derzeitigen Ohrwürmer…“ Die erfolgreichste Musikerin des Jahres war dann aber doch Nilüfer Yanya mit dem Platz 3 für ihr Album „My Method Actor“… zu ihrer Leadsingle schrieb ich ebenfalls im Mai: „Es folgt Neues von Nilüfer Yania, deren Album „Painless“ war meine Nummer 5 des Jahres 2022 und der Song „Midnight Sun“ einer der besten Songs des Jahres… „Like I Say (I Runaway)“ hat auch wieder diese leicht dreckige E-Gitarre und auch hier bin ich gespannt auf noch mehr neues Material.“ Mein liebster deutschsprachiges Lied kam dann, International Music und Kettcar hin oder her von Mine: „Mine und „Baum“… Der Name der 39jährigen Künstlerin die eigentlich Jasmin Stocker heißt war mir durchaus vertraut… dachte ich aber immer das mir das zu sehr ins schlagermäßige geht… getäuscht… ich hörte mir den Titelsong ihres aktuellen Albums „Baum“ an und war spontan hin und weg… dieser eigentlich simple aber clevere Text… dieses Arrangement… dieses große Finale… mit Schlager hat das wirklich nix zu tun… beste deutsche Popmusik anno 2024…“ Song Nummer 19 ist die Coverversion des Jahres… das wußte ich bereits im März: „Das Jahr ist zwar noch jung, aber ich habe mich bereits im Januar darauf festgelegt was die beste Coverversion des Jahres ist. The Fauns waren mit Vorab-Singles schon auf den letzten beiden Samplern drauf… nun ist ihr drittes Album „How Lost“ erschienen und es hat eine Coverversion von „Doot Doot“ der Band Freur drauf… Freur änderten Ende der 1980er ihren Namen in Underworld… was natürlich auch einfacher zu merken ist, als Underworld waren sie in den 1990ern sehr erfolgreich im Bereich Electronic und Techno… „Born Slippy“ wurde im Film Trainspotting bekannt. „Doot Doot“ von 1983 war seinerzeit in meinem Kopf ein klarer Nummer Eins Hit und so freute ich mich natürlich über eine völlig gelungene Coverversion die den Song nicht verändert ihn aber im Stil von The Fauns interpretiert… klingt als wäre er für sie geschrieben worden… so schön kann Dreampop sein…“ Den Abschluß dieser Best-Of Compi macht der Opener von #24… dem ersten Sampler im monatlichen Turnus… es war „Alone“ von The Cure: „Passend zu den ersten fallenden Blättern, ersten Herbststürmen und merklich zeitigere Verdunklung kommt nach etwa 16 Jahren ein Lebenszeichen von The Cure. Ich kenne die Band seit gut 40 Jahren… sie waren gefühlt immer da, haben den einen oder anderen musikalischen Edelstein geschliffen und auch viele Sachen produziert mit denen ich nicht allzu viel anfangen konnte. Es gab kein Album des Jahres (für mich) dieser Band jemals… nur „The Head On The Door“ von 1985 und natürlich „Disintegration“ von 1989 konnten mich sehr begeistern… umso mehr wundert es mich wie ich bereits beim ersten Hören des neuen Songs „Alone“ sehr gern und äußerst freiwillig in die Welt von The Cure entführt werde… „Songs From A Lost World“ wird das Album heißen was im November erscheinen wird. Man taucht sanft in diesen Song ein, als wäre er genau für einen geschrieben worden… wie eine warme, flauschige Jacke an einem kühlen, regnerischen Herbsttag… solch eine überwältigende Wirkung kenne ich eigentlich nur von der eigenen Lieblingsband The Church… die auch musikalisch keine Welten entfernt sind. „Alone“ ist wie „Plainsong“, der Opener von Disintegration… er bittet dich sanft hinein zu steigen und zieht dich in seinen Sog… das fast 7 Minuten lang… wunderbar… ich bin nun sehr gespannt was da noch so auf dem Album sein wird… vielleicht werde ich auf meine alten Tage ja noch ein Cure Fanboy…“ Fürs Album des Jahres hat es nicht gereicht… aber immerhin wurde es Platz 8 für die einzigen Veteranen auf dieser kleinen Zusammenstellung. Nun wird nach vorne geschaut, was uns 2025 so erwartet… choice#28 sollte Anfang Februar online sein.

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Album Top Ten 2024

Berlin, Dezember 2024… Auch dieses Jahr gibt es wieder eine Top 10 für die besten Alben des Jahres. Letztes Jahr gab es dazu ein paar nostalgische Fotos von Klein McLarsi… dieses Jahr erlaubte ich mir den Spaß ein paar alte Fotos unseres Kiezes in Wedding und Gesundbrunnen zu manipulieren… etwas Unterhaltung muß ja sein… Hier schonmal kurz das Ergebnis:

 

PLATZ 1:  GIFT  „Illuminator“

PLATZ 2:  FONTAINES D.C.  „Romance“

PLATZ 3:  NILÜFER YANYA  „My Method Actor“

PLATZ 4:  THE LAST DINNER PARTY  „Prelude To Ecstasy“

PLATZ 5:  070 SHAKE  „Petrichor“

PLATZ 6:  JESS CORNELIUS  „Care/Taking“

PLATZ 7:  NADINE SHAH  „Filthy Underneath“

PLATZ 8: THE CURE „Songs Of A Lost World“

PLATZ 9: THE FAUNS  „How Lost“

PLATZ 10: INTERNATIONAL MUSIC  „Endless Rüttenscheid“

PLATZ 1:  GIFT  „Illuminator“

Der Wandel der Zeit im Detail… wo das Bild in den 1960ern aufgenommen wurde ist ja gut zu erkennen… für Ortsunkundige: Mitten im Wedding an der Problemzone Leopoldplatz… schräg gegenüber von Karstadt… aber das ist ja mittlerweile auch dicht. „Alles für den Raucher“… ob man das in ferner Zukunft noch irgendwo sehen wird? In den 60’ern wußte man auch das es nicht gesund ist… war aber egal, es wurde einfach überall gequarzt… Heute ist in dem Laden übrigens eine Apotheke… vielleicht gibts da noch Nikotinpflaster. In dem kleinen Kasten steht aber auch was Rauchen allgemein bedeutet: GIFT… nun weiß ich selbst das das Wort in der englischen Spreche komplett anders besetzt ist… aber lasst mir doch meine manchmal etwas wirren Wortspiele… GIFT ist der Name der Band mit meinem Album des Jahres „Illuminate“. Ich bin mir fast sicher, daß ich wohl der einzige Mensch in ganz Deutschland sein werde, der dieses Album auf der Eins hat, denn es wurde hierzulande fast komplett ignoriert, dabei hat die New Yorker Band alles dafür getan, das es ein international erfolgreiches Album sein könnte… tanzbarer Dreampop mit vielen kleinen Songperlen die ein großes Ganzes ergeben.

Die Band GIFT wurde in der Corona-Zeit gegründet, veröffentlichten ein erstes Album „Momentary Presence“ im Jahr 2022 und konnten mich mit den vielen schönen Indiepop Songs ihres Zweitlings „Illuminator“ so überzeugen, das dieses Album an der Spitze meiner persönlichen Charts steht. Die Musik ist eine Melange aus Indiepop, Psychedellic, Shoegaze, Dreampop, Post-Punk, Krautrock und Electronic… nicht gerade wenige Komponenten… aber sie schaffen es damit ein wunderbares, in sich geschlossenes Album zu schaffen. Als Vorbild diente laut Aussage der Band sogar das Album „Ray Of Light“ von Madonna… Madonna… nicht gerade mein Ding an und für sich… dieses Album von Ende der 1990er konnte ich seinerzeit aber auch hören. Das der Vergleich nicht abwegig ist, hört man am besten auf dem Song „Light Runner“… weitere Höhepunkte sind „Going In Circles“, „Glow“ oder „Wish Me Away“… aber auch alle anderen Songs ergeben ein poppig-verträumtes Post-Punk Album. Das einzige was meiner Meinung nach noch Luft nach oben hat, ist der Gesang von Bandleader TJ Freda… so wurde mir erst etwas später bewußt, das da gar keine Frau singt… und warum man über jede Gesangsspur so’n AutoTune Effekt legen muß weiß ich auch nicht… bei einigen Songs wäre das nicht nötig gewesen… aber irgendwie ist auch das Teil davon, das „Illuminator“ als ganzes Album so gut funktioniert. Im Übrigen ist dieses Album auch äußerst tanzbar… lasst euch das von der Tanzmaus McLarsen gesagt sein… Zuletzt tanzte ich auf folgenden Dancefloors: bei einer Wanderung in Irland auf matschigen Boden und auf dem Bahnsteig der Ringbahn im Bahnhof Ostkreuz als ich pinkeln mußte…

Hits:

1 – „Light Runner“

2 – „Going In Circles“

3 – „Glow“

4 – „Wish Me Away“

Für Fans von: MGMT, Lush, TOY, Temples, The KVB, DIIV, The Charlatans

Das war nun also die Top Ten 2024… ziemlich poppig insgesamt geraten und sonst zuverlässige Teilnehmer wie Nick Cave, John Cale, Ride, Frøkedal, Oceanator, MGMT, Nada Surf oder Father John Misty scheiterten knapp, genau wie nennenswerte Neuentdeckungen wie High Vis, Tears Run Rings, Crows, Dummy, Kelley Stoltz, Katy J Pearson, Kate Bollinger, Still Corners und Torres. Mal sehen, was 2025 so bringt… in den nächsten Tagen gibt es noch ein Best-Of choice Sampler…

PLATZ 2:  FONTAINES D.C.  „Romance“

Nur gut einen Kilometer von hier befindet sich das Beamtentor der ehemaligen AEG Fabrik. Auf dem Gelände des ehemaligen Viehmarktes westlich der Brunnenstraße entstand ab 1894 mit dem AEG Werk eine der größten Berliner Industriestandorte mit zeitweise 14.000 Beschäftigten. Das neugotische Beamtentor war der Chefetage vorbehalten, die gemeinen ArbeiterInnen nutzten weit weniger repräsentative Tore in den Nebenstraßen. Zur Kaiserzeit ehrte man Flitzpiepe Wilhelm II. jedes Jahr zu seinem Geburtstag am 27. Januar und schmückte das Beamtentor mit einer Krone, einem W wie… Wilhelm… und die meisten fanden’s gut. Das Tor existiert noch, es steht ganz nett restauriert, aber etwas verloren inmitten viel größerer Gebäude, die AEG gibt es hier seit langem nicht mehr und solch große Industriestandorte finden sich im Innenstadtbereich noch allenfalls bei Bayer (Ex-Schering), ebenfalls im Wedding. Das natürlich nicht so’n großes Luftballon-Herz wie auf dem Cover von Fountains D.C. zur Deko vom Kaiser dazu gehörte… habt ihr euch sicher schon gedacht.

Auf dem vierten Longplayer der Iren wird musikalisches Neuland betreten ohne den Fokus auf die typischen Fontains D.C. zu verlieren… das wird bei den ersten beiden Stücken besonders deutlich… „Romance“ ist düster, Industrial, Depeche Mode… „Starbuster“ dann hat Hip-Hop Elemente und es geht um Panikattacken. In weiteren Stücken hören wir 1990’s Rock in „Here’s The Thing“ oder „Death Kink“, Shoegaze in „Sundowner“ und auch besinnliche Stücke wie „In The Modern World“ oder „Horseness Is The Whatness“ mit Streichern… alles Fontaines D.C. pur und doch jeder Song anders. Inzwischen zählt die Band längst zu den neuen Superstars der Alternative Szene, Sänger Grian Chatten hatte letztes Jahr auch sein Solodebut und scheint momentan auf jeder Hochzeit mitzutanzen… die Band darf gerne so groß wie ihre Landsleute von U2 werden… nur sollten sie sich musikalisch treu bleiben und nicht wie Bono & Co abheben.

Hits:
1 – „Starbuster“
2 – „In The Modern World“
3 – „Favourite“

Für Fans von: Joy Division, Shame, Idles, interpol, The Strokes, Kaiser Chiefs

PLATZ 3:  NILÜFER YANYA  „My Method Actor“

Die S-Bahnbrücke über unseren Weddinger Hausfluss, die Panke… Höhe Kühnemannstraße. Das Foto entstand ca. 1900 und die S-Bahn Züge hatten noch amtliche Lokomotiven… weitere gravierende Veränderungen gegenüber der heutigen Erscheinung gibt es eigentlich nicht… zur Mauerzeit war die Brücke allerdings Grenze und wenn man größer als eine Ente war, war es gefährlich mit einer Unterquerung der Brücke… das aber britische Popstars auf der Brüstung sitzen und gespannt auf das Wasser schauen ist natürlich mal wieder geflunkert…

Vor zwei Jahren landete Nilüfer Yanya’s Album „Painless“ an dieser Stelle auf Platz 5… an Bord war der Hit „Midnight Sun“ und ich war überzeugt das es nur der Anfang eines kommenden Superstars sein wird. Album Nummer 3 heißt „My Method Actor“ und ist mindestens genau so gut wie sein Vorgänger… vielleicht noch bisschen besser produziert… diesmal fehlt aber der große Hit… vielleicht der Grund das die 29jährige Britin mit Wurzeln aus der Türkei, Irland und Bahamas eben doch noch nicht in der obersten Liga des Popstardoms angekommen ist. Was ich an der Musik der Künstlerin besonders schätze, ist der Kontrast aus modernem R’n’B Pop mit härteren Gitarren… „Midnight Sun“ hatte das und besonders in der ersten Hälfte des aktuellen Albums ist dieser Kontrast auch sehr präsent… irgendwo hab ich mal gelesen das Album wäre eine Mischung aus Sade und Radiohead… das ist gar nicht mal abwegig… leider sind die Songs in der Mitte des Albums etwas zu viel Sade… genauso war übrigens auch das Konzert neulich im Kesselhaus, die flotteren Stücke waren am Anfang, dann wurde es etwas zu behäbig ehe als Zugabe mit „Rid Of Me“ (PJ Harvey Cover) und „Midnight Sun“ nochmal laut wurde. Letztendlich ist es für mich als Fan ja gar nicht so schlecht, wenn die Künstlerin noch nicht völlig durch die Decke gegangen ist… man läuft gemütlich zum Kesselhaus, bezahlt 30€, steht ganz vorne und ich wette, man hätte sie auch noch treffen können… schließlich ist es ja auch zum Vorteil aller hier im Bezirk, daß der Wedding nun doch nicht kommt… um den Bogen zurück zu den gefakten Bildern zu nehmen.

Hits:

1 – „Like I Say (I Runaway)“

2 – „My Method Actor“

3 – „Just A Western“

Für Fans von: St.Vincent, Arlo Parks, Ben Howard, Joan As A Policewoman, PJ Harvey, Warpaint, Jeff Buckley, Pixies u.v.a.

Nilüfer Yanya Live im Kesselhaus 20.11.2024

PLATZ 4:  THE LAST DINNER PARTY  „Prelude To Ecstasy“

Der Name Gesundbrunnen kommt von einer ehemaligen Wasserquelle welche im 18. Jahrhundert als Heilquelle vermarktet wurde. Sie war der Ursprung des Ortsteiles welcher zusammen mit dem Ortsteil Wedding im 19.- und 20. Jahrhundert zu einem der größten Stadtbezirke Berlins wachsen sollte… auf dem Höhepunkt waren es 361.000 Einwohner (1930)… etwa so viel wie heute Bochum oder Wuppertal… aber auf einer Fläche, deren Umfang man in ein paar Stunden abwandert hat. Die Original-Quelle hatte ein kleines Pavillon-Häuschen unweit der Panke und der Badstraße… sie wurde bei Bauarbeiten beschädigt und versiegte… das Häuschen wurde 1908 abgetragen. Das Foto von 1885 verträgt sich hervorragend mit dem Cover von Platz 4: The Last Dinner Party.

The Last Dinner Party… 5 Frauen aus England… eine Frauenquote braucht meine Top 10 ja eh auch dieses Jahr nicht… nur 4 von 10 der platzierten Alben haben männlichen Gesang. Das Debutalbum des flotten Fünfers aus London war zum Zeitpunkt der Erscheinung im Februar ein großes Ding und das völlig zu Recht… schon mal der Einstieg… anderthalb Minuten dramatische Orchesterklänge… Morricone, Bond oder doch Wagner? Die Keyboarderin hats geschrieben.. dann „Burn Alive“… Siouxsie oder doch ABBA?… geil jedenfalls… dann „Caesar On A TV Screen“… erst verhalten, dann plötzlich Tempowechsel… hat mal einer über das Wort Prog-Barock nachgedacht? Mit „The Feminine Urge“ folgt dann der Song den ich als Nummer Eins des Jahres adeln möchte… ich kann ihn noch genau so gerne hören wie vor fast einem Jahr. Jeder der 12 Songs bietet eine Überraschung… man hört Sachen raus die man normalerweise höchstens heimlich hört… ABBA, Queen, Fleetwood Mac… und Sparks… die hör ich auch unheimlich… „Nothing Matters“ könnte gut Sparks etwa Ende der 1970er sein… bei Allem muß man bedenken das es ein Debutalbum ist, welches von jungen Frauen allein geschrieben wurde und die eigentlich gar nicht so viel Erfahrungen haben können um so ein Meisterwerk mal eben aus dem Hut zu zaubern (sollte man denken)… rein optisch macht das auch was her… mal sehen ob man da nächstes mal Karten kriegt… dieses Jahr war ich zu langsam…

Hits:

1 – „The Feminine Urge“

2 – „Nothing Matters“

3 – Caesar On The TV Screen“

PLATZ 5:  070 SHAKE  „Petrichor“

…noch’n Geisterbahnhof… diesmal Bornholmer Straße, gleich um die Ecke… heute zumindest… von 1961 bis zum 09.11.1989 als dort der berühmte erste Schlagbaum der innerdeutschen Grenze fiel, war hier die Welt zuende. In der Mauerzeit war auf der Bösebrücke ein schwer bewachter Grenzübergang, die meisten Posten an dieser Stelle waren Mitarbeiter der Stasi… diese wurde im Volksmund die Firma „Horch & Guck“ genannt… wenn man dann ein Plattencover wie das von der amerikanischen Rapperin 070 Shake geliefert bekommt, dann nenne ich das mal Steilvorlage…

070 Shake ist der Projektname der Musikerin Danielle Balbuena aus New Jersey. Sie wird unter der Kategorie Rap geführt und ist deshalb etwas extrem seltenes an dieser Stelle… also in meiner Musikwelt allgemein und in der Top-10 im Besonderen… in den letzten Jahren tauchten ja erstmals Metalbands in der Jahresbestwertung auf, aber Rap ist nun ganz neu… allerdings hat das mit klassischen Hip-Hop recht wenig zu tun, für mich ist es alternativer Pop und im Falle von „Petrichor“ sehr abwechslungsreicher Pop. „Sin“ fängt als jazzige Klavierballade an bevor harte Gitarren ins Spiel kommen die dann shoegaze-artig ausfranzen… bevor man begreift was das jetzt war, kommt schon der nächste Song. „Elephant“ ist mein aktueller Superhit Nummer Eins. Er fängt als Rap an bevor das Gitarrenriff einsetzt was mich extrem an „Enjoy The Silence“ von Depeche Mode erinnert… oder an irgendein New Order Song. „Pieces Of You“ nimmt etwas Geschwindigkeit raus und wird teils gerappt, teils mit klarer Stimme gesungen, dazu Streicher und Breakbeat… tolle Mischung das. Danielle Balbuena ist ja durch Kanye West bekannt geworden, der hat zwar einen ähnlichen Kopfschuß wie Elon Musk aber hat dann hier mal etwas gutes getan. „Winter Baby / New Jersey Blues“ mischt 50’s Mickey Mouse Musik mit Beach Boys und Blues, „Song To The Siren“ covert Tim Buckley zusammen mit Courtney Love. Das Album hat Balladen und richtigen Rap… und kuriose kurze Stücke dazwischen… es gibt jede Menge zu entdecken. Ich bin echt froh das ich mich mal auf etwas Anderes eingelassen habe… tolle Entdeckung…Yo…Checker…

Hits:

1 – „Elephant“

2 – „Winter Baby / New Jersey Blues“

3 – „Pieces Of You“

Für Fans von: Kanye West, Kid Cudi, Lola Young, Billy Eilish,

 

PLATZ 6:  JESS CORNELIUS  „Care/Taking“

Gestern gab es das Bild vom verlassenen Bahnhof Gesundbrunnen, heute sind wir eine Station weiter am S-Bahnhof Wedding im Jahr 1977. Wie viele andere Bahnhöfe in Berlins Mauerzeit lag auch er still und wurde erst zur Wiederöffnung der Ringbahn 2002 in Betrieb gesetzt. Viel schöner ist es dort heute auch nicht und Reklame an dem Haus rechts (das ist das Haus vom berühmt-berüchtigten Magendoktor) gibt es auch noch… allerdings nicht mit dem Album „Care/Take“ von Jess Cornelius… das wurde wohl gefaked…

Jess Cornelius wurde in Neuseeland geboren, lebte später in Australien und seit ein paar Jahren in Los Angeles. Sie war Sängerin der Synth-Pop-Band Teeth & Tongue und veröffentlichte im Sommer ihr zweites Soloalbum „Care/Take“ Musikalisch bietet sie Singer-Songwriter-Rock der seltener in den Bereich Folk fließt. Textlich geht es häufig um ihre neue Erfahrung Mutter geworden zu sein. Ihre Tochter heißt Tui, benannt nach einem neuseeländischen Vogel… so heißt auch der erste Song „Tui Is A Bird“, „Back To The Mainland“ fängt bedächtig an und schwingt sich immer weiter zur Hymne auf. „People Move On“ und „Laps In The Drugstore“ sind flotte Indie-Gitarrensongs während das Herzstück des Albums „The Surgeon“  Orchester und Bläser auffährt. Produziert hat Mikal Cronin, der Sidekick von Ty Segall und das Mellotron findet auf dem Album häufig Verwendung. Es wäre der Künstlerin zu gönnen, etwas aus dem Bereich des Geheimtipps herauszukommen.

Hits:

1 – „Back To The Mainland“

2 – „The Surgeon“

3 – Laps In The Drugstore“

Für Fans von:

Julien Baker, Katy J Pearson, Soccer Mommy, Kate Davies, The Walkabouts

PLATZ 7:  NADINE SHAH  „Filthy Underneath“

…man kann es sich heutzutage kaum vorstellen, aber der Bahnhof Gesundbrunnen, heute einer der größten Bahnhöfe Berlins, lag mal einige Jahrzehnte im Dornröschenschlaf. 1897 wurde er gebaut, er war von größter Bedeutung in den Nachkriegsjahren als Drehscheibe zwischen Ost und West… dann kam die Mauer und niemand brauchte ihn noch… lediglich die unbeliebte S-Bahn (gehörte damals zur DDR) und die U8 hielten noch dort. Nach Mauerfall und Komplettsanierung in den 1990ern wurde die Station wieder das, was sie heute ist… am linken Bildrand sieht man das Haus Jülicher Straße 10-13… das würde heute auch nicht mehr gehen da seit 1997 das Gesundbrunnen-Center dort steht… so weit so wahr… aber das Plakat von Nadine Shah (Jg.1986) und ihrem Album „Filthy Underneath“ hing 1985 natürlich nicht dort…

Die letzten Jahre waren hart für Nadine Shah… Krebserkrankung der Mutter, Tod der Mutter, Medikamentenmissbrauch, Heirat, Scheidung, Drogensucht, Selbstmordversuch, Reha… das alles in drei Jahren… nun… ihr fünftes Album „Filthy Underneath“ kommt natürlich nicht an der erlebten Zeit vorbei… es ist schon recht düster, aber für all das auch hier und da optimistisch. Musikalisch bewegt sich Shah zwischen PJ Harvey, Nick Cave und Depeche Mode… ihre voluminöse Stimme strahlt bei Gesang und Erzählstil… die Drums rumpeln gelegentlich durch die Songs und hin und wieder tauchen dezente orientalische Einflüsse auf… keine leichte Kost, aber wenn man sich darauf einlässt ein wunderbares Album einer großen Künstlerin.

 

Hits:

1 – Greatest Dancer

2 – Twenty Things

3 – Topless Mother

PLATZ 8: THE CURE „Songs Of A Lost World“

Früher gab es in Berlin überall wo noch ein bisschen Platz war, kleine Parzellen für Kleingärtner… besonders in der Nähe von Bahndämmen gibt es sie auch heute noch… zum Beispiel am allerletzten Ende der Grüntaler Straße… direkt vor dem Damm der S-Bahn, die wenige Meter zuvor mittels einer Brücke über die Straße führt. Ebenfalls beliebt war auch Reklame auf den Brandmauern der angrenzenden Häuser, auch für den Trauerfall. Das Haus wurde nach dem Krieg erneuert, auch den Garten gibt es noch… alles andere von dem Foto von 1913 ist der Vergänglichkeit zum Opfer gefallen… was passt also besser dazu als das Album „Songs Of A Lost World“ von The Cure ins Spiel zu bringen… schwarze Konfektion ist sowieso das Muß für jeden Cure-Ultra. Erstmals schafft es ein Album von The Cure in meine Top-10… auch wenn nicht wie zwischenzeitlich kurz gedacht nach ganz oben…

Ich lernte The Cure mit der Single „The Walk“ kennen… das war so etwa 1983 oder 1984 und passte eher zu Synthpop-Bands wie Soft Cell oder Depeche Mode… das die Band bereits richtig gute Sachen geliefert hatte wie zum Beispiel „Seventeen Seconds“ wußte ich damals nicht. 1985 kam dann „The Head On The Door“ und ich begann mich für die Band zu interessieren… aber auch nur bis 1987, als „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“ rauskam… damit konnte ich größtenteils nicht viel anfangen… das das darauffolgende Album „Disintegration“ ein richtiges Meisterwerk war, bekam ich erst im Nachhinein richtig mit… The Cure waren für mich eine Randerscheinung. Als Ende September nun die Comeback-Single „Alone“ erschien, war ich sehr angenehm überrascht… der perfekte Soundtrack für den einsetzenden Herbst. Als dann das komplette Album kam war ich auch begeistert… „And Nothing Is Forever“ ist wunderschön und der Rest… gefiel mir ganz gut… das muß eigentlich das Album des Jahres sein, dachte ich mir. Nach einigen Hör-Durchgängen später kamen mir dann aber doch ein paar Zweifel… so geil sind die Songs 3-8 dann doch nicht… die letzten beiden schließen irgendwie den Kreis aber nicht auf dem hohen Niveau wie die ersten beiden Songs… somit ist „Songs Of A Lost World“ zwar ein gutes Album aber auch nicht das große Meisterwerk von dem viele reden oder schreiben… Glückwunsch trotzdem… für das erste Cure Album in meiner eigenen Top 10.

Hits:

1 – Alone

2 – And Nothing Is Forever

PLATZ 9: THE FAUNS  „How Lost“

Die Badstraße am Gesundbrunnen macht heutzutage wenig her… ständig verstopft und Dauerstau… interessante Läden gibt es auch nicht mehr, es sei denn man interessiert sich für gebrauchte Handys, Apotheken, orientalische Speisen für unterwegs oder Sportwetten. Das war aber nicht immer so, bis zum Mauerbau nannte man die Badstraße den Ku-Damm des Nordens… und noch früher war die Badstraße gar eine Amüsiermeile mit diversen Etablissements und Gastronomie für alt und jung… Eines dieser Ballhäuser war das Ballschmieders in der Badstraße 16 (heute Woolworth) mit Prachtsaal, Konzertgarten und allem Pipapo… das alles ist wahr… nur das dort das Album „How Lost“ von The Fauns aufgeführt wurde ist natürlich Quatsch… trotzdem ist die Band aus Bristol meine Nummer 9.

The Fauns tauchten 2013 erstmalig in der Offside Playlist auf, das Titelstück von ihrem damaligen zweiten Album „Lights“ zählt noch heute viele Wiedergaben, nur war das 11 Jahre her und ich hatte nicht wirklich damit gerechnet nochmal etwas neues von der Band aus Bristol zu hören. Dann aber die Vorab-Single, der Album-Opener „Mixtape Days“ machte mich erfreulich sentimental… Mixtapes… was habe ich sie geliebt… vor allem zu machen… dann noch die Shoegaze-Reuinion… endlich wieder Musik wie aus den frühen 1990ern ohne die alten Kamellen rauszuholen… Dann „How Lost“… Shoegaze und Dreampop mit etwas Electronic… Slowdive meets Ladytron meets Underworld… apropos… eine olle Kamelle ist sogar auf dem Album: eine Coverversion von der Underworld Vorgänger-Band Freur… ich legte mich bereits im Februar fest: „Doot Doot“ ist die Coverversion des Jahres… aber nicht nur deshalb… das Album ist aus einem Guss… verträumt und doch extrem tanzbar… Tanzmaus McLarsen ist hochbegeistert… hoffe nur das das nächste Album nicht wieder 11 Jahre dauert…

Hits:
1 – „Mixtape Days“
2 – „How Lost“
3 – „Doot Doot“
4 – „Dark Discotheque“

Für Fans von:

Slowdive, Lush, Cocteau Twins, Ladytron, Chromatics, Underworld, The xx

PLATZ 10: INTERNATIONAL MUSIC  „Endless Rüttenscheid“

Berlin, 17.12.2024 …Hoppla… das Jahr ist ja fast zu Ende und die musikalische Top-10 steht noch gar nicht… dann aber mal schnell… Letztes Jahr konnte ich mit gefakten Bildern aus meiner eigenen Geschichte zur Unterhaltung beitragen, zweimal der gleiche Witz ist aber langweilig… also gibt es die Top 10 der besten Alben des Jahres 2024 dieses Jahr implantiert in alte Zeugen meines Stadtteils Wedding und Gesundbrunnen. Den Anfang macht das Album „Endless Rüttenscheid“ von International Music, deren Plattencover sicher auch 1932 nicht weiter aufgefallen wäre, wie auf dem Plakat der Lichtburg zu sehen ist. Die Lichtburg war ein modernes Großkino aus dem Jahre 1929. Das Gebäude von Architekt Rudolf Fränkel wurde im Krieg zerstört, provisorisch wieder aufgebaut und leider 1970 abgerissen.

International Music aus Essen platzten 2018 mit der Single „Farbiges Licht“ in meine Hörgänge… was war das (?)… irgendwie Tocotronic, aber cool, die Musik erinnerte mich am ehesten an britische Bands wie Felt… großes Kino… das zweite Album „Ententraum“ war recht lang, aber auch mit Hits wie „Raus ausm Zoo“… nun also „Endless Rüttenscheid“, ein Stadtteil von Essen. Die Musik ist nach wie vor schwer zu beschreiben, weil sie auch die Stile im Minutentakt wechseln können… so ist der Opener „Kraut“ eine Mischung aus gelangweilten Velvet Underground und… ja… Krautrock. „Guter Ort“ könnte auch aus der NDW Zeit stammen und „Karma Karma“ ist fast Dreampop. Höhepunkt ist auf jeden Fall die Single „Liebesformular“… mein Sommerhit 2024 schlechthin. Dieses Jahr hatte ich auch die Gelegenheit, die Band mal Live zu erleben… auch das war eine tolle Sache. Es bleibt abzuwarten was die Band, die nebenbei noch das Projekt „Düsseldorf Düsterboys“ betreibt, als nächstes auf Lager hat.

Hits:
1 – Liebesformular
2 – Karma Karma
3 – Guter Ort
4 – Kraut

Für Fans von:
Tocotronic, Trio, Die Regierung, Element Of Crime

International Music Live 17.10.2024 im Astra Berlin

Berlin, 04.12.2024… Das Coverbild von #26 stammt von der St. Canice’s Cathedral im irischen Kilkenny, aufgenommen vor ein paar Tagen während diesjährigen Irland-Besuchs… es passt ein wenig zur Jahreszeit da das Weihnachtsfest bereits in den Startlöchern steht… sakral beginnt aber auch diese letzte Compilation des Jahres mit dem Stück „Cinderglow“ von The Harrow. In den geheimnisvollen Chorgesang der etwas an Dead Can Dance erinnert, brechen nach anderthalb Minuten ein sechsseitiger Bass, Gitarren und tiefergelegte Synthesizer… dazu eher poppiger weiblicher Gesang, der die tiefe Schwere des Songs etwas auflockert… prima Einsteiger auf jeden Fall, die Band ist in Brooklyn ansässig und war mir bis dahin völlig unbekannt. Etwas gruselig geht auch der zweite Song des Samplers weiter… die Band, ein Duo aus London nennt sich i Häxa und machen so eine Art Progrock auf Basis von elektronischer Musik und Einflüssen von Trip-Hop… das Ergebnis sind expressionistische Klangwelten wie man sie am ehesten von Björk kennt… nur ohne den nervigen Mickymaus-Gesang der Isländerin. Das dazugehörige Album ist in vier Kapitel eingeteilt und „Underworld“ ist der Einstiegstitel. Genug gegruselt, es wird poppig mit 070 Shake die letzten Monat bereits dabei war… damals wunderte ich mich das die Künstlerin, die im richtigen Leben Danielle Balbuena heißt- als Rapperin geführt wird… in dem Song „Elephant“ wird das schon klarer… aber dann folgt ein Gitarrenriff welches ziemlich nahe an dem von Depeche Mode’s „Enjoy The Silence“ gebaut ist… derzeit mein Ohrwurm Nummer eins… werd ich jetzt noch Hip-Hop Fan (?)… keine Angst… Die Lebensgefährtin von Danielle Balbuena ist übrigens Lily Rose Depp, Tochter von Johnny Depp… Apropos Tochter eines Promis UND Depeche Mode… die nächste Künstlerin heißt Stella Rose und ist die Tochter von Dave Gahan… sie ist wohl gerade dabei recht groß zu werden… mit Musik die eher nach Pixies als Depeche Mode klingt… „Hollababy“ ist ein feines Beispiel. Der nächste Song heißt „Ölüm Günüm“… nanu… da hat wohl einer am türkischen Glücksrad gedreht… Tatsächlich begrüßen wir mit der Zusammenarbeit der Bands Ductape & She Past Away die ersten türkischen Musiker in der choice Serie… und es klingt doch deutlich anders als das was man aus den BMW’s im Wedding hört… Darkwave meets Dreampop. „Blakkrakki“, der nächste Song klingt auch etwas ungewöhnlich zumal die Band auch Sólstafir heißt… vom Türkischen kommen wir nun zum Isländischen… musikalisch ist die Band aus Reykjavík im Black Metal zuhause, viele Lieder wären auch viel zu hart für hier, „Blakkrakki“ ist eher Hardrock und Post-Punk mit einer Prise Gothic… bisschen Killing Joke hör ich da raus… Beim folgenden Song „Words Lost Meaning“ stelle ich mir vor wie Mark Lanegan bei Nirvana anheuert… Lanegan und Cobain waren ja dicke Freunde… wer weiß was noch passiert wäre… immerhin können sie jetzt auf der Wolke eine gemeinsame Band machen… diese Band hier heißt jedenfalls The Murder Capital, die standen bereits öfters davor hier mal mitzuspielen, nun ist es soweit… für mich ist die Band so eine Art depressive Ausgabe von Fontaines D.C… Nach den härteren Gitarren folgt etwas völlig anderes… Warhaus ist das Projekt von Maarten Devoldere, Frontmann der belgischen Band Balthazar. „Where The Names Are Real“ erinnert an Leonard Cohen oder vielleicht Nick Cave… teils mit Sprechgesang… es geht um Stripclubs und Porno…und Liebe und das alles ganz schön kitschig und altmodig… genau wie auch der Anfang vom nächsten Song „Pray To Me“ der Band Bambara aus den USA… recht bald nimmt dieser Song dann aber ordentlich Fahrt auf und wird zu einem fiebrigen Stück Post-Punk mit dezenten Industrial-Nuancen. Von Amerika geht es dann in die Niederlande zu Roosmarijn und ihrer Viola. „Fire Walk With Me“ wird von vielen Streichern getragen und ist Folk und Rockhymne zugleich… auch hier tun sich einige Abgründe auf… ebenfalls in Richtung Folk geht Song Nummer 11… Divorce aus dem UK veröffentlichen demnächst ihr Debutalbum und „Antarctica“ ist ein leckerer Appetizer… muß ein wenig an Mumford & Sons denken. Etwas Folk ist auch beim nächsten Act dabei: The Weather Station ist das Project der Musikerin Tamara Lindeman aus Toronto deren Debutalbum bereits 2009 erschien. Von Kanada nach Australien… Angus Stone, bekannt vor allem mit seiner Schwester als Angus & Julia Stone führt seit ein paar Jahren das Projekt Dope Lemon… nicht alles mochte ich davon, seine Version von Go-Betweens „Streets Of Your Town“ fand ich ziemlich daneben… die neue Single „Golden Wolf“ ist allerdings ein Volltreffer. Vom goldenen Wolf zum fetten Hund ist es nicht weit… Fat Dog veröffentlichten dieses Jahr ihr Debüt „Woof“… kein Scherz… ich konnte nicht viel mit dem reichlich bunten Mix anfangen, „Peace Song“ als Extra-Single gefällt mir als Popsong aber sehr gut… auch wenn ich schon wieder Kinderchöre höre… Sea Lemon heißt das Dreampop-Projekt von Natalie Lew aus Seattle und führt uns in verträumte Gefilde in dem Song „Sweet Anecdote“… eine andere Natalie mit Nachnamen R.Lu beackert mit ihrem Projekt Wisp einen ähnlichen Acker, die Gitarren dürfen etwas lauter gespielt werden… „I Remember How Your Hands Felt On Mine“ ist ein schönes Stück Shoegaziger Dreampop… macht Lust auf mehr von der 20jährigen Künstlerin aus San Francisco. Etwas poppiger aber immer noch in der Schublade Dreampop kommen Our Girl aus Great Britain daher… „Relief“ bleibt lange im Ohr… am Ende singen auch Marika Hackman und Art School Girlfriend mit… und auch das gesamte zweite Album der Band kommt sehr gut. Es folgt ein kleiner Ausflug in die Welt des Folk-Pop… The Innocence Mission machen schönste Musik zum Kamin und aus dem Fenster Blätter fallen gucken… Die Band gibt es tatsächlich bereits seit 1986 und die Stimme von Sängerin Karen Peris erinnert mich an The Sundays. Der nun kommende vorletzte Song dieser Sammlung ist weniger schlichter Folk dafür überbordender Bombast. Father John Misty ist für mich sowas wie der (gute) Elton John unserer Zeit. „Mahashmahshana“ …Gesundheit! …heißt wohl sowas wie großer Krematoriumsplatz… es geht um Vergänglichkeit… mit orchestralem Großeinsatz… fast 10 Minuten lang… danach braucht es erstmal wieder was zum runterkommen… Schlußpunkt von choice#26 ist der Song „Eagle Rider“ von Jet Cemetary, die den Preis für den dämlichsten Bandnamen des Monats erhalten. Das Duo aus Austin, Texas lässt uns dreampoppig langsam in den Dezember entgleiten… Ende des Monats gibts an dieser Stelle die Alben des Jahres und eine Best-Of choice… bis dahin: Frohes Fest.

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Berlin, 29.10.2024… Die Blätter der Bäume segeln durch die Gegend, seit Sonntag ist wieder Winterzeit und immer früher wirds arschfinster… Zeit für neue Musik. Der zweite choice-Sampler der monatlich erscheint beginnt im Zeichen von Halloween… The Horrors haben nach 7 Jahren neue Musik am Start… „The Silence That Remains“ fängt derart gruselig an, das ich Angst hätte das Stück im dunklen Wald zu hören… bestenfalls noch wenn man sich gerade verlaufen hat… großartig… Goth-Dark-Dreampop… ich freu mich auf das Album welches für März 2025 angekündigt ist. Shoegaziger Dreampop ist auch Track Nummer zwei, der kommt von einer Band die sich nach der belgischen Küstenstadt Blankenberge benannt hat… und sie kommt aus… St. Petersburg… Russland… krass… was kommt denn für’n geiler Scheiß aus Russland (?)… und die haben schon 3 Alben draußen… „New Rules“ ist die Vorab-Single für ein neues Album und meine derzeitige klare Nummer Eins… Herzchen des Monats sozusagen… fängt unspektakulär an und wird dann immer lauter und dabei sphärischer… ich bin mir sicher das es von dieser Band an dieser Stelle noch öfters Musik geben wird und ich bin immer wieder begeistert was für schöne Sachen sich bislang vor mir versteckt haben… umso schöner ist es wenn man sowas findet… ähnlich wie neulich im Wald der erste Steinpilz des Jahres… Von St. Petersburg bietet sich dann eine Kreuzfahrt über die Ostsee nach Kopenhagen an, dort produziert Anders Trentemøller ähnlich gestrickten Dreampop der aber weit elektronischer gestrickt ist… als Sängerin für den Song „Behind My Eyes“ hat er sich wieder die Isländerin Disa ausgesucht… sehr schön das auch… ähnlich gehts weiter mit „Flowers In The Rain“ von W. H. Lung aus Manchester… eine Band die sich nach einem lokalen chinesischen Imbiss benannt hat. Der Song sticht deutlich aus dem Album heraus… der Rest ist anders gestrickt. Ebenfalls aus England kommen High Vis die ursprünglich im Hardcore tätig waren… vor zwei Samplern waren sie schonmal hier vertreten mit „Mind’s A Lie“… dieser Crossover aus Triphop und Rap… diesmal hier mit „Worth The Wait“… einem kräftigen Stück Musik mit elektrischen Gitarren… die werden im nächsten Song „Entropic“ noch härter… aber nicht im Sinne von Hardrock oder Metal sondern ebenfalls Shoegaze… Lightfoils kommen aus Chicago, es gibt sie schon länger (ohne das ich das je bemerkt hätte) und die Single wurde von Mark Gardener von Ride produziert was durchaus zu hören ist. Wir bleiben bei herbstlich dunklen Tönen und kommen zu Liela Moss und dem Song „Dark Kitchens“, der mich am Anfang etwas an „Army Of Me“ von Björk erinnert… er wabert irgendwie zwischen Triphop, Electronic und Rock… Liela Moss war übrigens die Sängerin von The Duke Spirit. Phantogram ist ein Duo aus New York die ebenfalls einen Blend aus Electronic und Dreampop machen… im Falle von „Attaway“ sogar einen radiofreundlichen Hit der es aber auch verdient hat ein solcher zu sein… Stilistisch nicht sehr weit entfernt wirken auch die Londoner Desperate Journalist. Der Titelsong des neuen Albums „No Hero“ lebt von dem eindringlichen Gesang von Sängerin Jo Bevan… was auf Albumlänge zumindest etwas anstrengend wird… da erinnere ich mich gerne an die Australier von The Jezabels mit ihrer Sängerin Haley Mary die hervorragend häppchenweise waren aber nach 50 Minuten am Stück, einer Aspirin bedurften… Nach so viel Dreampop etc öffnen wir jetzt die Überraschungsdose und zaubern einen obskuren Song… bzw. sind es zwei aus dem Hut: 070 Shake wird eigentlich unter der Rubrik Rap verbucht, auch hat sie schon mit der Flitzpiepe Kanye West sehr erfolgreich musiziert („Ghosttown“)… „Winter Baby / New Jersey Blues“ klingt im ersten Teil wie die Untermalung eines Mickey Mouse Clips aus den 1950ern, Teil zwei ist etwas bluesiger… interessante Kombi… Rap ist aber anders… Aber wo wir gerade bei bluesigen Moods sind, die hat es auch in „Shell (Of A Man)“ der kanadischen Künstlerin Saya Gray… eine vielversprechende Musikerin die Anfang kommenden Jahres ihr Debutalbum veröffentlichen wird… Apropos kanadische Sängerin… es gibt etwas neues von Basia Bulat… mit „Baby“ wird es charmant poppig… muß auch mal sein… Mit Tears For Fears kommen alte Bekannte… sie waren eine meiner Lieblingsbands der frühen 1980er Jahre, ich mochte das Comeback Album von 2004 und auch „The Tipping Point“ vom letzten Jahr konnte mich überzeugen. „Songs For A Nervous Planet“ ist hauptsächlich ein Livealbum mit einigen Studiotracks die wohl von „The Tipping Point“ übriggeblieben sind… Bei „Emily Said“ ziehen sie alle Register die man bei einem beatlesquen Popsong ziehen kann… das ist wunderschön… bis auf den Kinderchor… sowas gehört immer auf’n Index. Cloakroom aus Michigan bezeichnen ihre Musik selbst als „Stoner Emo“… sagen aber selber auch das ihre neue Single „Unbelonging“ eher nach 1980s Psychedellic Furs klingt… das lasse ich mal so stehen und was auch immer, der Song ist gut! Bloococoon aus Seattle beackern ein ähnliches Feld… klingt ein wenig so als würde der im letzten Jahr verstorbene Sänger R.S.Peno von Died Pretty bei The Chameleons singen… Apropos… so klingt ja heutzutage jede vierte junge Gitarrenband und das Original ist auch wieder aktiv… dieses Jahr erschien eine neue Single mit der ich mich nicht recht anfreunden konnte… zu gut waren ihre drei Studioalben zwischen 1983 und 1986 als das ich diese beliebigen Songs als The Chameleons Songs akzeptieren kann… nächstes Jahr soll ein neues Album erscheinen… das erste seit 2002 und mir schwant nix Gutes… bis dahin gibt es erstmal eine EP mit ganz alten Songs die sie nochmal frisch von der Leber weg, ohne viel Firlefanz neu aufgenommen haben… dabei ging nichts schief und als ich mich selber dabei ertappte wie ich „Nostalgia“ laut und fehlerfrei vor mich hinschmetterte, wußte ich das dieser Song von 1981 auf diese Compilation von 2024 mit drauf muß… Quasi als Coverversion ihres eigenen Songs… Klassiker… Meilenstein… tomorrow remember yesterday…Das The Chameleons aus Manchester sehr einflussreich waren ohne je große Bekanntheit zu erreichen ist ein Phänomen vieler Bands… ihre Musik funktioniert auch mit spanischem Text, wie uns die Band New Wave Kill aus Madrid im Anschluß beweist… „Quemar“ heißt der Song aus dem kürzlich erschienenen Album „Stitches For The Soul“. Die ursprünglich in Kalifornien ansässige Experimental-Noise-Rock-Freistil Band Xiu Xiu schafften es in ihrer inzwischen über 20jährigen Karriere mehrere male mir gehörig auf den Zünder zu gehen… anno 2024 ist mit „Common Loon“ plötzlich ein Song dabei der mir so gut gefällt das er hier mit rauf kommt… mit Postrock endet choice#25 auch… erstmal neues von Mogwai… Anfang 2025 erscheint ein neues Album der Schotten und ich bin sehr gespannt, „Lion Rumpus“ gefällt mir deutlich besser als die erste Single daraus… Bereits erschienen ist das neue Album der Japaner Envy… vor zwei Monaten waren sie hier schonmal vertreten, heute schließen sie unseren musikalischen Oktoberreigen mit „The Night And The Void“ und wer denkt das es ein kuscheliger Ausklang ist wird sich ab der Mitte des Songs getäuscht sehen… da wirds nochmal laut… schönen November gewünscht…

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Berlin, 02.10.2024… Nanu… wird man vielleicht vereinzelt raunen… sind denn schon wieder zwei Monate um? Nein… aber ich habe seit mindestens zwei Wochen mehr als genug Material für einen neuen Choice Sampler zusammen… dann kommen ja noch Sachen im Oktober… das wird viel zu viel… also heißt es ab jetzt: McLarsens Music Choice MONATLICH … hier kommt nun #24:
Passend zu den ersten fallenden Blättern, ersten Herbststürmen und merklich zeitigere Verdunklung kommt nach etwa 16 Jahren ein Lebenszeichen von The Cure. Ich kenne die Band seit gut 40 Jahren… sie waren gefühlt immer da, haben den einen oder anderen musikalischen Edelstein geschliffen und auch viele Sachen produziert mit denen ich nicht allzu viel anfangen konnte. Es gab kein Album des Jahres (für mich) dieser Band jemals… nur „The Head On The Door“ von 1985 und natürlich „Disintegration“ von 1989 konnten mich sehr begeistern… umso mehr wundert es mich wie ich bereits beim ersten Hören des neuen Songs „Alone“ sehr gern und äußerst freiwillig in die Welt von The Cure entführt werde… „Songs From A Lost World“ wird das Album heißen was im November erscheinen wird. Man taucht sanft in diesen Song ein, als wäre er genau für einen geschrieben worden… wie eine warme, flauschige Jacke an einem kühlen, regnerischen Herbsttag… solch eine überwältigende Wirkung kenne ich eigentlich nur von der eigenen Lieblingsband The Church… die auch musikalisch keine Welten entfernt sind. „Alone“ ist wie „Plainsong“, der Opener von Disintegration… er bittet dich sanft hinein zu steigen und zieht dich in seinen Sog… das fast 7 Minuten lang… wunderbar… ich bin nun sehr gespannt was da noch so auf dem Album sein wird… vielleicht werde ich auf meine alten Tage ja noch ein Cure Fanboy… Im Plattenschrank der Band Diary steht bestimmt auch die eine oder andere Cure Platte, das ist nicht zu überhören auf ihrer Single „Sunday’s Shadow“ welches der zweite Song dieser Zusammenstellung ist. Die Band aus Brooklyn macht einen schönen Mix aus Shoegaze und Post Punk… bislang nur auf Singles und EP’s. Ich gebe ein i ab und kaufe ein e… Aus Diary wird Deary… die Musik bleibt herbstlich verträumt… Deary waren letzten Monat schon dabei mit dem Song „Selene“ den sie mit Slowdive Drummer Simon Scott aufgenommen haben… ich meinte dazu „das Ergebnis ist der wohl schönste Song dieser noch neuen, jungen Band“… Für „The Drift“ gilt mindestens das gleiche… für mich derzeit die spannendste neue Band. Das bereits zweite Album der Band Dummy aus LA ist dieser Tage erschienen und heißt „Free Energy“. Es hat auch Elemente von Dreampop, Shoegaze und Post Punk… jedoch gepaart mit Electronica a la Stereolab… manchmal auch ein wenig mit dem Geist der frühen 1990er Manchester Rave Sounds (Madchester) gepaart… also häufig auch was für die Tanzmaus… die zuckt aber dann spätestens beim nächsten Stück „Monumental“ von Juniore aus Paris… relativ schlichte 60’s lastige Orgel und Gitarrenriffs äußerst tanzbar in gut 3 Minuten absolviert… Es folgt die neue Single von Franz Ferdinand mit ihrer eigenen Interpretation von Brit-Pop… erst die üblichen flotten Riffs, dann aber wird es Beatlesque wie es auch XTC nicht besser hingekriegt hätten… an der Stelle frag ich mich einmal mehr wer heute noch Oasis braucht… naja… lass die mal machen… wird eh nicht lange halten. Gerade noch beim Schunkeln wird es etwas ernster… Die Nerven aus Stuttgart haben wieder ein sehr gutes Album am Start… daraus der Song „Das Glas zerbricht und ich gleich mit“… noch einer der positiveren Songs des Albums „Wir waren hier“… dann schalten wir einen Gang runter und weiter geht es mit Porridge Radio, einer Band die ich zwar schon länger beobachte… aber „A Hole In The Ground“ ist der erste Song von denen der mich voll abholt. Es ist eine Art introvertiertes Wiegenlied… gefangen in einem Traum… es geht darum etwas zu wissen was man noch nicht wissen kann… sacht die Band… anschließend wirds entspannt „Just A Western“ ist der vorletzte Song des fantastischen dritten Albums von Nilüfer Yanya… die Top Ten wird nicht zu vermeiden sein… Der Song ist irgendwie Triphop-Folk und nur einer von vielen kleinen Hits des Albums. Es folgt etwas was ich normalerweise nicht so schätze: ein Remix… ich frage mich eigentlich immer warum man sowas macht und wer das braucht… sogar die Lieblingsband hat mal ein ganzes Album davon veröffentlicht und es war Käse… hier ist es jetzt aber anders: „Willow And Mallow“ vom letztjährigen Debut-Soloalbums von Ex-Lush Co-Founderin Emma Anderson wurde von Daniel Hunt von Ladytron remixed… also Lush und Ladytron in einem Topf ist schon von der Idee großartig… und das Ergebnis ist einfach wunderbar… ich bin geneigt zu sagen es ist mein liebster Song dieser Tage… Das Original ist eher schlicht und dieser neue Mix macht den schönsten Nicht-Ladytron Song der Welt daraus. Dreampop und Electronic ist auch Thema beim nächsten Act GIFT aus New York City… bereits zum dritten mal hintereinander hier vertreten… das Album „Illuminator“ ist ebenso nicht mehr aus der Jahresbesten-Liste wegzudenken. Vorbild bei dem Album soll sogar „Ray Of Light“ von Madonna gewesen sein… mit der hatte ich nie etwas zu tun, aber das Album fand ich auch noch gut. Tears Run Rings war ein Song von Marc Almond in den 1980ern, eine Band aus Portland, Oregon hat sich danach benannt und macht seit etlichen Jahren shoegazigen Dreampop im Stile von Slowdive oder Film School. Vom aktuellen Album „Everything In The End“ kommt der Song „Helios Heleda“ der schon lang vor sich hin fließt… beim ersten mal fand ichs noch langweilig… inzwischen ist er aus dem Kopf nicht mehr wegzudenken… Thus Love hatten vor zwei Jahren mit „In Tandem“ einen kleinen Hit, dieses Jahr folgt das zweite Album der queeren Post-Punks und mit „On The Floor“ auch wieder ein sicherer Alternative Hit. Die Band The Slashes beackern ein ähnliches Feld…massiver Bass, Rumpelschlagzeug und dann eine Gitarre wie sie U2’s The Edge auf deren frühen Alben ähnlich gespielt hat… nämlich dreckig… dann der Gesang der das alles irgendwie zusammenhält… geil…. genau wie Starflyer 59 mit „1995“… das war zwar nicht gerade mein Jahr aber er hat recht wenn er singt was man damals alles hätte machen können… dazu gibt es staubtrockenes Shoegazing mit rostigen Gitarren… ich muß bei der Band zuweilen an Swervedriver denken… die zufälligerweise den nächsten Song spielen… „Butterfly“ ist eine einzige Lärmorgie die sich immer wieder versucht selbst einzufangen… eher eine Liebe auf dem zweitem Ohr… ob das dazugehörige Album „Doremi Faso Latido“ ein neues Studioalbum ist oder eine Sammlung von Unveröffentlichten weiß ich nicht… hoffe aber auf Letzteres… Swervedriver lieferten mit I Was’nt Born To Lose You“ mein Album des Jahres 2016… davon ist dieses Material allerdings weit entfernt… btw… wo bleibt eigentlich das Comeback von The Catherine Wheel? Als nächstes kommt ein Stück Straightforward Punkrock mit den Schweden Then Comes Silence mit dem schönen Lebensmotto „Stay Strange“ (…and pure at heart…) Die Stockholmer Band existiert bereits seit 2012 und das Stück hier erinnert mich ein wenig an die Landsleute von The Hives ohne deren affige Hysterie… es folgt ein wunderschönes Stück Dreampop von Hinds aus Madrid… gerade mal etwas über zwei Minuten und so schön… Der Sampler nähert sich dem Ende und es wird noch zwei mal herbstlich schön… zuerst mit Nada Surf… „Floater“ ist der Closer ihres sehr guten neuen Albums „Moon Mirror“ und darf gerne auf eine Best Of Compi falls sowas mal geplant werden sollte. Danach das Duo Maven Grace mit „No Music“… die finstere Vision wenn die Demokratie futsch ist, zuerst die Klaviere zerhackt werden und danach alle Freiheiten verschwinden… Utopie? Ich glaub leider nicht wenn ich mir die Welt so betrachte… und da muß man bekanntlich nicht allzu weit reisen… Viel Spaß beim hören…

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Berlin, 23.08.2024… Jedes Jahr das gleiche… kaum ist es Sommer… und schon werden die Tage wieder kürzer… September also und zwanzig neue Songs für die verwöhnten Ohren des Alternative Rock… Los gehts in Neuseeland mit Death And The Maiden… benannt nach einem Song der Landsleute The Verlaines, eine der berühmten Gitarrenbands aus Dunedin und dem Plattenlabel Flying Nun… musikalisch sind Death And The Maiden aber eher in der Elektroabteilung zuhause… ich höre hier und da die Synthies von Human League aus den frühen 1980’s („Seconds“) Das nächste Projekt nennt sich MEMORIALS und besteht aus Verity Susman von der Band Electrelane und Matthew Simms, der Bassist von Wire… aber dort ist er erst 2010 eingestiegen…die anderen Mitglieder der Band könnten schließlich seine Großväter sein. Musikalisch gibt sich das Duo experimentell, psychedelisch und wie im Falle von „Lamplighter“ auch mal poppig… ich muß ein wenig an Stereolab denken. Es folgt bester tanzbarer Indiepop der New Yorker Band GIFT welche auch beim letzten mal schon dabei waren…Super Album mit Synthies und Dreampop Gitarren… da wackelt Tanzmaus McLarsens große Zehe… sollte mich nicht wundern wenn sich deren Musik gut verkaufen würde. Der Anfang des vierten Stücks der Band High Vis „Mind’s A Lie“ führt einen zum Anfang auf eine völlig falsche Fährte, nämlich in einen Tanzclub… bis dann ein unzufriedener Sänger losblökt… oder fast schon rappt… ein Crossover von Daft Punk und Rage Against The Machine? Vielleicht etwas übertrieben aber meiner Meinung nach eine gelungene Mischung wie ich sie noch nirgendwo gehört habe. Ein paar ernste Worte gibt es danach auch von der nächsten britischen Post Punk Band namens Crows mit „Visions Of Me“… ein wahrer Ohrwurm mit elektrischen Gitarren und charismatischen Gesang nicht weit von Interpol oder frühen Editors entfernt. Die nächste Band heißt Party Dozen, kommt aus Australien und ist ein Duo aus einer Saxofonistin und einem Drummer die ziemlich lauten Noiserock bieten… „The Big Man Upstairs“ ist ein eher ruhiges Stück… es geht um australische Geschichte und korrupte Politiker…gutes Video auch. Von der Südhälfte des Planeten geht es jetzt etliche Kilometer nach Bergen in Norwegen. Die Band Slomosa spielt guten Desert Rock… oder nein… man sagt ja Stoner Rock… ja… Queens Of The Stone Age oder Kyuss standen da sicher Pate… klingt halt bisschen als wäre die E-Gitarre an einem Staubsauger angeschlossen. Das Album dazu heißt übrigens Tundra Rock… und was gibt es in der Tundra?… Permafrost… zufälligerweise der Name der nächsten Band, ebenfalls aus Norwegen… nur noch nördlicher nämlich aus Molde. Die Band gibt es bereits seit 1982 aber ich hatte bis neulich nie von ihnen gehört… musikalisch hätte ich das Stück „Wrong Heart“ nach Liverpool etwa 1985 eingeordnet… etwa Echo & The Bunnymen oder The Wild Swans… was man so alles entdecken kann… Von dem hohen Norden reisen wir in den fernen Osten nach Japan wo die Band Envy auch bereits seit über 30 Jahren cinematischen Postrock veröffentlicht… hier mit japanischen Text und düsterer Klangfarbe irgendwo zwischen Slowdive und Mogwai. Von Tokio geht es jetzt nach Kalifornien wo der Musiker Jason Martin unter dem Namen Starflyer 59 seit ebenfalls schon über 30 Jahren Musik veröffentlicht die niemand kennt… das ist sehr schade denn „Lust For Gold“ ist ein prima Album… ich spüre auch hier Wüstensand unter den Füßen und muß an Gun Club denken oder Afghan Whigs… stimmlich ist Mark Lanegan nicht weit weg… also bitte alle mal Starflyer 59 hören! In eine ähnliche Richtung geht auch der nächste Song von der Band FAUX PRIX… nur das die noch unbekannter sind und erst zwei Songs veröffentlicht haben, darunter der herrliche Ohrwurm namens „That Looks Like A House“ was mich nicht unerheblich an The National erinnert. Sänger Bradley Hanan Carter ist gebürtiger Neuseeländer… die Band ist aber genau wie Starflyer 59 in Kalifornien ansässig. Yannis Philippakis ist der Frontman der britischen Band Foals und veröffentlicht gerade unter dem Namen Yannis & The Yaw Aufnahmen die er mit dem 2020 verstorbenen Afro-Beat Schlagzeuger Tony Allen aufgenommen hat und dessen Percussion auch deutlich im Vordergrund des Songs „Rain Can’t Reach Us“ steht… der letzte Song mit Allen an den Drums der Teil eines choice Samplers war wurde übrigens 2022 Song des Jahres, nämlich „Rolla Rolla“ von April March… nur mal am Rande… Wir reisen nach Spanien… genauergesagt nach Madrid wo die Musikerinnen von Hinds heimig sind. Waren die früheren Aufnahmen (damals noch als Quartett) noch handgemachter Teeniepop, höre ich inzwischen einen deutlichen qualitativen Sprung der Band die zum Duo geschrumpft ist… gegen Ende haben sie sich glaub ich den Stonerrock-Staubsauger geborgt und haben ihn an ihre E-Gitarren geschlossen… pump up the volume… Von Madrid geht es jetzt mit einem Direktflug nach „Chicago“ von den Japandroids die ihr letztes Album namens „Fate And Alcohol“ angekündigt haben. Die Band kommt nebenbei nicht aus Chicago sondern aus Vancouver in Kanada. Die amerikanische Singer/Songwriterin Lael Neale kommt danach und bietet die wohl schönste Huldigung für Elektrizität die ich kenne… Man weiß sie erst richtig zu schätzen wenn sie einem fehlt… so geschehen bei einem Kälteeinbruch den die Künstlerin mal in der amerikanischen Provinz erlebt hat… musikalisch haben wir es mit psychedelischen Folkrock zu tun. Das britische Duo Deary ist eher im Dreampop unterwegs bzw. Shoegazing… für ihre neue Single „Selene“ hat sie sich prominente Unterstützung ins Studio geholt von einem der weiß wie’s geht… nämlich Schlagzeuger Simon Scott von Slowdive… das Ergebnis ist der wohl schönste Song dieser noch neuen, jungen Band. Deutlich bekannter sind da inzwischen Fontaines D.C. aus (D.)ublin (C.)ity, deren neues Album nicht umsonst von allen Kritikern hochgejubelt wird… ich verfolge die Band bereits länger und bin vom Erfolg nicht überrascht… hier sollen sie auch nicht fehlen mit dem eher ruhigen „In The Modern World“.  Loma… eine Band mit Sitz in Texas veröffentlichte 2021 eine tolle Single namens „Going Out“ welche die trüben Zeiten der Pandemie etwas aufhellte. Nun gibt es ein neues Album, aber von dem leichten Pop der Single ist nichts übrig… eher etwas düsterer Folk-Pop der auch Freunde des neulich erschienenen Solodebuts von Beth Gibbons gefallen dürfte… hier mit „A Steady Mind“ vertreten. Folkrock gibt es dann auch noch mit I Was A King aus Norwegen… der Band von Anne Lise Frøkedal mit „Favourite Colours“… gerade mal zwei Minuten… mehr braucht ein perfekter Popsong nicht. Zum Schluß holen wir nochmal die zwölfseitige Rickenbacker raus und tun so als ob es gerade 1967 wäre… Chime School heißt die Band und „The End“ ist ganz einfach ein super charmanter Rausschmeißer für diese liebevoll zusammengestellte Compilation voller neuer Musik… in zwei Monaten kommt dann schon der letzte seiner Art für dieses Jahr…

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Berlin, 04.07.2024… Es ist Sommer 2024… die Fußball Europameisterschaft in Deutschland läuft und täglich kommt neue Musik in den Kasten… 20 neue Stücke für die Monate Juli und August habe ich gesammelt und starten wird die Sammlung mit einer Reihe von Dreampop Stücken, die dieses Genre schön interpretieren… Los gehts mit einer alten Heldin… Miki Beranyi war die eine Sängerin von Lush, Emma Anderson die andere… letzte veröffentlichte letztes Jahr ihr Solodebüt und ich mochte es sehr gern (Platz 7 in meinen Jahrescharts)… nun gibt es auch etwas neues von Miki Berenyi… diesmal nicht mit ihrer Band Piroshka sondern als Miki Berenyi Trio… quasi fast Piroshka…u.a. mit ihrem Partner Kevin ‚Moose‘ McKillop. „Vertigo“ ist eine Single… mehr soll wohl noch in diesem Jahr kommen… ein wunderbar verwobenes Stück Musik… typisch Miki Berenyi… und es geht genau so weiter mit einem Stück der Band Habibi aus Brooklyn… man probiere den Song auf jeden Fall mit Kopfhörern aus… man verfängt sich in Träumen… worum es auch im Text geht und dann heißt das Album der vier Frauen auch noch „Dreamachine“… das Stück ist irgendwo zwischen Beach House und Au Revoir Simone angesiedelt und stellt für das Album eher eine Ausnahme dar… wer jetzt denkt das ist wunderschön… bitte mehr davon… vielleicht ein bisschen schneller… Bitteschön: Die Band GIFT aus New York City mit „Going In Circles“… wiederum reden wir über Dreampop… aber ein wenig mehr Richtung Psych-Rock… ich muß ein wenig an TOY denken… was die wohl so machen (?)… Dieser Song macht jedenfalls genau so süchtig wie die ersten beiden… das Album kommt im August und heißt „Illuminator“. Erst im September erscheint das neue Album „Endless Rüttenscheid“ von International Music…dieser wunderbaren Band aus Essen die auch unter dem Namen Düsseldorf Düsterboys unterwegs ist … Erkennungsmerkmal sind die teils skurillen Texte zu Indie Gitarrenpop mit speziell gespielten Bass… so das sich das irgendwie nach Anfang 1980er Jahre anhört… Felt zum Beispiel… sie selbst nennen es Timeless Melancholy Music… Von Essen gehts in die Neuseeländische Hauptstadt Wellington wo die Band Mystery Waitress beheimatet ist… und zwar auf dem kultigsten Plattenlabel des Landes: Flying Nun Records… in den 80ern und 90ern Heimat von grandiosen Bands wie The Chills, The Bats, The Verlaines oder The Clean… ich könnte noch ewig weiter aufzählen… schön ist ja dann auch, das es das Label noch gibt und mit Mystery Waitress knackig gute Gitarrenpopmusik erscheint. Die Band besteht aus drei Frauen und einem Mann und das Album „Bright Black Night“ erscheint am 03.08.24… knackig gute Gitarren mit weiblichem Gesang gibt es auch auf dem nächsten Stück der Band THICK… einem Duo aus New York… grandioses Intro mit den Gitarren… viel Druck und bisschen Gezicke… das Schlagzeug kommt von der Mannequin Pussy Drummerin. Wir bleiben bei etwas härteren Gitarren und erhöhen die Geschwindigkeit… Oceanator sind wieder da… die Band um Sängerin Elise Okusami war in meiner Top 10 von 2022 vertreten und bot das beste Gitarrensolo im Song „Last Summer“… „Get Out“ ist weniger Grunge und mehr Punk… gerade mal 2:25 lang und trotzdem Zeit für ein Solo… well done Elise… Kallai heißt die nächste Band aus Portland mit eher düsteren Shoegaze Gitarrenrock mit hallenden Gitarren und hypnotischen Rythmen…“Always/Never ist Teil einer Debut EP… Die nächste Band kommt aus Baltimore und die kennt auch wieder kein Schwein… Sie heißen Talking To Shadows… der Anfang klingt vom weiten etwas wie „Under The Milky Way“ in Schräglage… entwickelt sich dann aber doch anders… wiederum Shoegaziger Dreampop mit ausdrucksvollem Gesang von Sängerin Carolyn Gilde… rein optisch scheinen die Musiker schon etwas älter zu sein… freut mich auf jeden Fall das ich drüber gestolpert bin… Mysteriöse Klänge folgen mit dem Eröffnungstrack des neuen Alcest Albums „Les chants de l’aurore“… das Stück heißt „Komorebi“ und es geht um das Licht was im Wald zwischen den Bäumen leuchtet… und so ähnlich klingt auch die Musik der Franzosen… Blackgaze nennt man das wohl… eine sehr gelungene Mischung die mir immer mehr gefällt… das Album ist auch als Ganzes sehr zu empfehlen. Nun mal kurz Pause mit den eher dunklen Dreampop-Shoegaze Sachen aber auch etwas Melancholie… der nächste Interpret heißt Kelley Stoltz, Jahrgang 1970 kommt auch aus New York, ist sehr umtriebig als Musiker und Produzent… er war Tourgitarrist bei Echo & The Bunnymen und „La Fleur“ ist sein glaub ich zehntes Soloalbum und „About Time“ erinnert mich ein wenig an die Go-Betweens… Grant McLennan im Besonderen… mit dem ganzen Album habe ich mich noch nicht vollständig vertraut gemacht… aber der Sommer ist lang… Nada Surf geht es ähnlich wie meiner Lieblingsband The Church… sie werden stets auf ihren einen großen Hit reduziert… „Popular“ ist mittlerweile 28 Jahre her und die Band veröffentlicht demnächst ihr zehntes Studioalbum… und kein einziges der bisherigen war schlecht… immer gut melodiöser Powerpop mit Jangle Gitarren und einem sehr sympatischen Sänger… ja, ich könnte mir Matthew Caws auch im Hasenkostüm vorstellen… „In Front Of Me Now“ ist eine Vorab-Single des kommenden Albums „Moon Mirror“. Eher ein Bärchenkostüm würde Mark Everett stehen… auch 1996 den ersten Hit gehabt… das Album „Beautifuk Freak“ war das erste vom Dreamworks Label… dann kamen pechschwarze Sachen wie „Cancer For The Cure“ und der Aufstieg der Eels zu Superstars kam ins Stocken… die insgesamt 15 Studioalben waren zwar nicht unerfolgreich aber ganz nach oben ging es nie… dabei waren immer wieder richtig gute Songs dabei… z.B. „The Look You Give That Guy“ von 2009… eine der traurigsten Stücke ever… auch auf „Eels Time“, dem aktuellen Album ist wieder ein kleiner versteckter Hit drauf: „Sweet Smile“ kommt leichtfüßig und schlicht daher.. „The first time I saw her face sent me into outer space and I haven’t been back since… another day, she graces us how did we get such luck? To share a world that she is in everyday, again and again“… einfach nur charmant… Charmant trifft auch auf die Single „Any Day Now“ von Kate Bollinger zu… blind hätte ich auf Katy Von Schleicher getippt die in ähnlichen Sphären zuhause ist… hier ist noch etwas Americana dabei… aber auch bisschen Belle & Sebastian Twee Pop… passend darauf folgt die Britin Katy J Pearson die nicht mit der ähnlich heißenden B-52’s Sängerin zu verwechseln ist… Pearson hatte schon einen kleinen Radiohit mit „Talk Over Town“ was mich irgendwie an Fleetwood Mac erinnerte… läuft auch öfters in der Offside Playlist… „All Those Goodbyes“ ist ebenso ein unwiederstehlicher Indie Pop Ohrwurm und es sollte mich nicht wundern wenn das was größeres wird…Etwas mystisch wird es dann mit Orlando Weeks, dem ehemaligen Sänger der schwer vermissten Maccabees zusammen mit Rhian Teasdale von Wet Leg… das Video sollte man unbedingt dazu sehen… Es folgt das Projekt Terminal Serious aus Florenz… damit ist jetzt Italien auch auf der choice Landkarte vertreten… der Song „Walk On A Roof“ ist irgendwie Darkwave… Red Lorry Yellow Lorry nur etwas poppiger… Von Florenz dann nach Kopenhagen… da ist der Musiker Anders Trentemøller zuhause und bedient heute hier die Abteilung Electronic Dreampop. „Dreamweavers“ kommt gut im Halbschlaf… es singt die isländische Sängerin Disa. Kurz vor Schluß geht es dann nochmal ans andere Ende der Welt nämlich nach Neuseeland zu Jess Cornelius… die Künstlerin eröffnete vor zwei Monaten den choice#21 Sampler, jetzt ist ihr Album CARE/TAKING erschienen und ich bin mir sicher das sie in meiner Top 10 des Jahres landen wird. Es gibt viele flotte gitarrenbetonte Stücke auf der von Mikal Cronin produzierten Platte, das Highlight ist „The Surgeon“… eine Ballade… ziemlich traurig aber mit herrlichen Bläsern. Zum Schluß gibts noch eine richtige Ballade… „All I See Is You“ von Nicole Miglis, Sängerin der Band Hundred Waters mit einem alten Piano und überhaupt ziemlich altmodischen Instrumenten… das Stück könnte aus einem alten Märchenfilm stammen… so Leute… das war diesmal ziemlich Dreampop-lastig… aber immerhin in allmöglichen Facetten… wenn der nächste Sampler kommt ist’s schon wieder September… puh…

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choice #21…Berlin, 08.05.2024… Manchmal muß ich mich selber wundern wo ich diese ganzen sehr guten Musikerinnen aus aller Welt so aufspüre… häufig sind sie hierzulande eher unbekannt… so auch Jess Cornelius aus Neuseeland die den Sampler Nummer 3 des Jahres 2024 mit „Back To The Mainland“ eröffnen wird… erst als zarter folkiger Song mit einer gewaltigen Steigerung ab Mitte des Songs… mit Mellotron und elektrischen Gitarren zuhauf… sollte mich nicht wundern wenn die Dame kein Geheimtipp vom anderen Ende der Welt bleibt. Eine Sängerin steht auch bei Song zwei im Fokus… aber vielleicht erstmal mit Fragezeichen… Catrin Vincent, die Sängerin des Londoner Quartets Another Sky hat eine sehr ungewöhnliche Stimme die sie hier am Anfang des Stückes „The Pain“ gleich mal in ungeahnte Höhen austestet… das mag nicht jedermanns Sache sein… aber der Song schwingt selbst auch zur Hymne hoch und zusammen passt das sehr gut… Another Sky waren schon öfters Kandidaten für einen choice Beitrag wurden aber immer wieder nach hinten geschoben… diesmal auf jeden Fall gesetzt. Beim nächsten Lied erkennt man den Interpreten schon an den ersten Pianotönen… Paris 1919? Nicht ganz… aber immer noch ganz klar John Cale der mit amtlichen 82 Jahren noch ein neues Album am Start hat was demnächst unter dem Namen „Poptical Illusion“ erscheinen wird und hier mit „How We See The Lights“ absolut exzellenten Pop bietet… 51 Jahre nach dem Meisterwerk „Paris 1919“ und 60 Jahre nachdem er mit Lou Reed Velvet Underground gegründet hat… Respekt… Poppig gehts auch weiter… hab ich doch beim letzten Sampler über The Last Dinner Party geschwärmt gibts diesmal einen Song der gut und gerne auch von diesem Album stammen können… ist aber von Kate Nash… die inzwischen 35jährige Britin stand sicher auch Pate für den Erfolg der Last Dinner Party… macht aber auch schon seit gut 15 Jahren Musik … genau wie Lily Allen oder Florence + the Machine… kann mich aber nicht erinnern das je ein so starker und opulenter Song wie „Million Of Heartbeats“ dabei gewesen wäre… einer meiner derzeitigen Ohrwürmer… Das australisch-schwedische Duo der Zwillingsschwestern Elektra und Miranda Kilbey veröffentlicht seit 12 Jahren als Say Lou Lou hervorragende Popmusik… und ja… es sind die Töchter meines Lieblingssängers Steve Kilbey (The Church)… aber der spielt hier keine weitere Rolle… „Wong Kar-wei“… das mußte ich nachschlagen… ist ein chinesischer Filmregisseur- und Produzent mit einer sehr eigenen Ästhetik. Nochmal Pop mit weiblichen Gesang und hartnäckiger Eingängigkeit findet auch im nächsten Beitrag statt und diesmal kommt er aus Berlin… Christin Nichols hat eines der besten deutschsprachigen Alben des Jahres am Start… warum ich dann einen englischsprachigen Song ausgesucht habe (?) „Direct Flight To Seattle“ ist einfach ein verdammter Hit… die anderen Songs des Albums „Rette sich wer kann“ aber auch… politisch und feminin…in einem Lied heißt es: „Ich will leben, als ob die AfD was dagegen hätte“… Deutschsprachig geht es aber weiter mit Kettcar. Das 6. Studioalbum der Hamburger Band ist derzeit sogar auf Platz 1 der deutschen Albumcharts… sowas passiert auf meinen choice-Samplern recht selten… aber völlig verdient… die Lyrics auf „Auch für mich 6. Stunde“… da bin ich ein bisschen neidisch… wie ein Feuerwerk kommen sie daher… ich muß etwas an „We Didn’t Start The Fire“ denken… dazu noch die Haltung der Band und auch der direkte, einfache Postpunk der Musik sind eine Nummer Eins wert… endlich mal… Einmal Deutsch haben wir noch und zwar aus Österreich… Wien um genau zu sein. RAHEL heißt die junge Frau die gerade ihr Debütalbum veröffentlicht hat und auch sie hat unbedingt etwas zu sagen… clevere Texte und gut produzierter Indie-Rock läßt durchaus aufhorchen… die Gute ist erst Anfang 20… man merke sich RAHEL… Song Nummer 9 kommt von The Early November… eigentlich ist Emo-Rock nicht so meine Baustelle, aber wer einen so guten Song wie „The Fool“ liefert kommt auch hier rauf… an dem Song stimmt ziemlich alles… eine flotte Ballade würde ich es mal nennen. Es folgt das französische Duo Alcest die eher aus dem Metalbereich kommen und inzwischen mehr auf den Spuren von Deafheaven sind die den Metal mit Shoegaze ersetzt haben und nur noch gelegentlich Härte aufblitzen lassen… Das letzte Deafheaven Album war bei mir Platz 2 der Alben des Jahres 2021… also ich mag sowas… mal sehen wie das Alcest Album wird… es fällt auch garnicht auf das die französisch singen… Shoegaze Musik der ersten Stunde bieten dann Ride die letztes mal mit einem New Order-ähnlichen Popstück ihres aktuellen Albums „Interplay“ vertreten waren… das Album insgesamt fällt bei mir weitestgehend durch… aber dann ist mit „Portland Rocks“ dann so ein Stück wo ich sage… wie geil ist das denn? Turmhohe Gitarrenwände… warum nicht mehr davon? Immerhin haben sie den einzig richtig guten Song nicht versteckt wie „Pulsar“ vom Comeback Album „Weather Diaries“ von 2017… der kam erst auf einer extra EP ein paar Monate später ans Licht… So… Song Nummer 12: Parsnip aus Australien… ein rein weiblicher Vierer mit wunderbar windschiefem Garagen Psych Rock… der garantiert beste Laune mit „The Babble“… die Trashcan bleibt beim nächsten Stück offen… aber die Geschwindigkeit wird für knapp 2 Minuten mindestens verdreifacht… „Antidote“ von den Briten Bad Nerves rennt einfach mal schnell durch die Ohren und eh man sich’s versehen hat ist das Stück schon wieder vorbei. Die Ramones lassen ein wenig grüßen. Geschwindigkeit wieder bisschen runter aber auch nicht zu viel: Die Beatsteaks haben mal wieder eine gute Single am Start, nachdem die letzten Stücke irgendwie bemüht klangen hat man bei „Detractors“ den Eindruck das sie das flotte melodiöse Stück aus den Ärmeln geschüttelt haben… quasi gut wie früher und außerdem aus Berlin. Aus Dublin und anders als früher ist die neue Single von Fontaines D.C. „Starbuster“… ein fast schon hiphop-lastiger Beat und auch eher Sprechgesang… interessant… mal sehen ob sich die neue Richtung auf das kommende Album „Romance“ auswirkt. Als nächstes denkt man James Bond steht vor der Tür wenn „Violent Times“ startet… ist aber nur St. Vincent mit einem Stück ihres sehr guten Albums „All Born Screaming“ welches sich durch große Vielfalt auszeichnet… das erste Album von St. Vincent was mir richtig gefällt. Es folgt Neues von Nilüfer Yania, deren Album „Painless“ war meine Nummer 5 des Jahres 2022 und der Song „Midnight Sun“ einer der besten Songs des Jahres… „Like I Say (I Runaway)“ hat auch wieder diese leicht dreckige E-Gitarre und auch hier bin ich gespannt auf noch mehr neues Material. Aber nun ja… Platz 5… nicht schlecht, aber die nächste Künstlerin war mit großem Abstand Nummer Eins im Jahr 2021. Anne Lise Frøkedal ist inzwischen neben Neko Case und Weyes Blood meine Lieblingssängerin und auch von ihrer Band wird es ein neues Album geben wovon hier schon mal eine Hörprobe parat liegt… am Anfang verhalten, später eine rockige Nummer… ähnlich wie der erste Song dieser Compilation. Der nächste Künstler heißt Swamp Dogg und ist ganze 4 Monate jünger als John Cale… also knapp 82… ich muß gestehen das ich von ihm vorher nie etwas bewußt gehört habe aber hier kommt Country, Blues und Soul ganz gut zusammen… er selber zählt die Tage eher im Hintergrund, gesungen wird „Count The Days“ aber von Jenny Lewis die ich als Sängerin ebenfalls sehr schätze. Der finale Song kommt diesmal von Mount Kimbie, einem Londoner Duo die bislang hauptsächlich in elektronischen Bereichen angesiedelt waren… aber auch gerne mal zu Post Punk- und Rock umschwenken. Bei diesem Song haben sie Unterstützung von King Krule der mit seiner Stimme dieses Stück merkwürdige Musik veredelt. Viel Spaß beim hören…

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choice#20… Berlin, 07.03.2024 …so… den Winter betrachte ich mal als erledigt… erste Blümchen erscheinen im Garten… Zeit die Frühlingsgefühle in Noten zu setzen… aber nicht von mir selbst… davon hab ich leider keine Ahnung… zum Glück gibt es Leute die das können… ich suche sie aus und sortiere sie für euch. Beim Sampler Nummer zwei im laufenden Jahr und Nummer 20 insgesamt haben sich wieder viele Entdeckungen aus allmöglichen Richtungen angesammelt. Wir starten instrumental von ganz easy zum finalen Lärm mit einem Stück von A Burial At Sea, einem irischen Duo die inzwischen in Liverpool leben. Wir haben es hier mit Postrock zu tun wie man ihn auch von Mogwai oder Explosions In The Sky kennt… A Burial At Sea setzen gelegentlich mit Bläsern einen Unterschied… auch fassen sie sich etwas kürzer als genannte andere Bands… „páirc béal uisce“ schleicht sich langsam ins Ohr und wenn es zu gemütlich wird hauen sie dir elektrische Gitarren um die Ohren… Das nächste Stück „Familia“ der Band The Holy aus Helsinki macht von Anfang an keine Gefangenen… Keyboards, Gitarren und Drams schrauben den Song in schwindelerregende Höhen voller Dramatik… Im Video dazu sitzen die Musiker am Strand eines finnischen Sees (die Mücken sieht man nicht) und machen relaxt Picknick… im Laufe der Minuten verliert sich die Leichtigkeit und am Ende brennt alles lichterloh… gefällt mir sehr gut…. also der Song. Eher aus dem Regal der Elektroabteilung kommen Clt Drp… ein multinationales Trio mit Sitz in Brighton… trashiger Electroclash mit rumpeligen Drums… da wackelt das Hinterteil und die alte Tanzmaus McLarsen will auf den Dancefloor… ok… geht aber auch so… Beim nächten Song bleiben die Drums in der Garage aber die Discokugel bleibt an… Arab Strap sind zurück und wir lauschen Aidan Moffets breitem schottischen Akzent wenn er über finstere Dinge wie Haß im Internet singt… naja… eher erzählt. Der demnächst dazu erscheinende Longplayer heißt übrigens „I’m totally fine with it 👍 don’t give a fuck anymore 👍“… mit Emojis… Das nächste Stück versteht sich an der Stelle als ein Brückenschlag von den eher elektro-orientierten ersten Stücken und den rockigeren danach… gespielt von der hier und heute dienstältesten Band: Ride. Die Shoegaze Veteranen veröffentlichen demnächst die bereits dritte Platte nach ihrer Reunion 2017. Der Song „Last Frontier“ist recht poppig und könnte gut und gerne auch von New Order sein… aber auch da gibt es ja schlimmeres… Wie angekündigt übernehmen jetzt härtere Gitarren das Zepter… aber keine Angst… so richtig hart wird es diesmal nicht… PROJECTOR sind eine Band aus Brighton die Postpunk machen und gerade ihr Debütalbum „Now When We Talk It’s Violence“ veröffentlicht haben… Restorations von der amerikanischen Ostküste pflegen einen ähnlich direkten Stil zu spielen… sind aber schon ein paar Jahre dabei… Postpunk auf Hymne quasi… Kaum angekommen, verlassen wir den klassischen Rocksong bereits wieder und kommen zur Französin Maud Nadal die mit ihrer Band Halo Maud genauso klingt als würde man Melodys Echo Chamber und Björk in einen Cocktail mixen… heraus kommt ein leicht exzentrischer Psychedellic-Pop-Mix bei „My Desire Is Pure“… halb englich, halb französisch. Jane Weaver ist von dieser Mixtur auch nicht weit entfernt… sie macht bereits seit den 1990ern Musik, solo erst seit etwa 2006… nie mit der gleichen Mixtur… Demnächst erscheint ein neues Album der 52jährigen Britin aus Manchester… „Perfect Storm“ ist ein Vorgeschmack darauf. Auf dem letzten choice-Sampler war Nadine Shah bereits zu hören, nunmehr ist ihr Album „Filthy Underneath“ erschienen und erwartungsgemäß ist es sehr gut. „Greatest Dancer“ handelt wie andere Songs von dem Album von zweifelhaften Erlebnissen der Dame bein Drogenentzug… ich mag das wilde Schlagzeug sehr… und natürlich ihre stets zur Dramatik neigende Stimme… letzteres trifft in diesem Punkt auch auf die nächste Künstlerin zu: Grace Cummings aus Melbourne besitzt auch eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert… die Musik geht ein wenig in Richtung Folkrock… ich bin mir sicher das man sich ihren Namen merken sollte… denn manchmal kann es schnell gehen mit plötzlichen Ruhm: Aus der Kategorie „Der neueste geile Scheiß macht auch vor McLarsen nicht halt“ : The Last Dinner Party. Mit ihrem Debütalbum „Prelude To Ectasy“ gefühlt auf dem ganzen Planet gefeiert als hätten die vier Damen die Popmusik neu erfunden… nunja… ich sag mal… nicht neu erfunden, aber ausgezeichnet gerührt, geschüttelt… was auch immer… Da kommen Abba, Queen, Sparks, Fleetwood Mac und weiß ich was noch alles in einen Topf, reichlich Streicher und Orchester drumrum, erinnerungswürdiges visuelles Auftreten und geboren sind Superstars ohne Vorhype… mir gefällts sehr. Ich will die Kategorie nicht nochmal ausschreiben, aber hier ist Teil zwei: Mine und „Baum“… Der Name der 39jährigen Künstlerin die eigentlich Jasmin Stocker heißt war mir durchaus vertraut… dachte ich aber immer das mir das zu sehr ins schlagermäßige geht… getäuscht… ich hörte mir den Titelsong ihres aktuellen Albums „Baum“ an und war spontan hin und weg… dieser eigentlich simple aber clevere Text… dieses Arrangement… dieses große Finale… mit Schlager hat das wirklich nix zu tun… beste deutsche Popmusik anno 2024… wo wir gerade dabei sind… auch der nächste Song handelt vom Älterwerden… allerdings aus Sicht einer deutlich jüngeren Frau… sie heißt und nennt sich Sandra, hat nix mit der 80er-Jahre Schnepfe zu tun die irgendwas mit Maria Magdalena hatte. Das Stück „Sterne sehen“ ist Dreampop mit einfachsten Mitteln produziert… hat mir aber auch von der ersten Sekunde gefallen. Das Jahr ist zwar noch jung, aber ich habe mich bereits im Januar darauf festgelegt was die beste Coverversion des Jahres ist. The Fauns waren mit Vorab-Singles schon auf den letzten beiden Samplern drauf… nun ist ihr drittes Album „How Lost“ erschienen und es hat eine Coverversion von „Doot Doot“ der Band Freur drauf… Freur änderten Ende der 1980er ihren Namen in Underworld… was natürlich auch einfacher zu merken ist, als Underworld waren sie in den 1990ern sehr erfolgreich im Bereich Electronic und Techno… „Born Slippy“ wurde im Film Trainspotting bekannt. „Doot Doot“ von 1983 war seinerzeit in meinem Kopf ein klarer Nummer Eins Hit und so freute ich mich natürlich über eine völlig gelungene Coverversion die den Song nicht verändert ihn aber im Stil von The Fauns interpretiert… klingt als wäre er für sie geschrieben worden… so schön kann Dreampop sein… Wir bleiben beim Thema Dreampop und Coverversion: Die Band Cigarettes After Sex aus Texas nimmt sich dem Radiohead Song „Motion Picture Soundtrack“ an (war der letzte Song auf Kid A)… auch hier passt das sehr gut… die Schlafmützigkeit der Band kommt manchmal wie eine warme Decke… auf Dauer für mich aber etwas zu ruhig. The Reds, Pinks & Purples folgen mit dem Song „Your Worst Song Is Your Greatest Hit“… sind damit vielleicht auch Radiohead (Creep) gemeint? Ich weiß es nicht aber die Band versteht es immer wieder mit ihrem Jangle Dreampop zu überzeugen… schade das sie niemand kennt. So, nachdem die letzten Songs ja etwas getragen und verträumt waren wird es Zeit für einen Wake Up Song: „Get Numb To It!“ von dem Duo Friko aus Chicago… es ist eine etwas trashige Nummer im 60’s Style… man möchte mithüpfen und juhu schreien und headbangen… so viel positive Energie gab es in letzter Zeit selten… ich empfehle den Song bei 3:38 zu cutten… die letzten Sekunden machen höchtens innerhalb des Albums Sinn… vielleicht kommt ja noch ein Edit… Dann nochmal Dreampop mit Betonung Pop: Soft Science gibt es schon 15 Jahre… sie haben es irgendwie geschafft sich an mir vorbei zu mogeln… aber jetzt hab ich sie erwischt… „Sadness“ ist ein schöner Ohrwurm… ein Ohrwurm ist auch einer wenn man mit einem Lied schlafen geht und damit am nächsten Morgen aufwacht… so geschehen mit „Gleaming“ von Anomic Bond die unseren musikalischen Reigen heute beschließen… viele Grüße an dieser Stelle an Leni und Stefan… ich hoffe bald mehr Musik von euch zu hören… an dieser Stelle geht es dann in zwei Monaten weiter… choice#21 kommt dann Anfang Mai.

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choice#19… Berlin, 03.01.2024… So… Best Of 2023 und Weihnachtslieder adé… Zeit für neue Musik im neuen Jahr… die rollt sanft los… Wings Of Desire, benannt nach dem Wim Wenders Film der bei uns „Der Himmel über Berlin“ hieß… sind ein britisches Mann-Frau-Duo die gerade ihr erstes Album „Life Is Infinite“ veröffentlicht haben… atmosphärischer Dreampop mit Gitarren und Synthies… beides auch zu finden beim nächsten Act… und deren Debütalbum ist schon eine ganze Weile her… nämlich 39 Jahre… 1985 erschien „Psychocandy“ von The Jesus & Mary Chain aus East Kilbride bei Glasgow. Im März 2024 erscheint dann ihr erst achtes Studioalbum „Glasgow Eyes“. Die Vorabsingle „Jamcod“ ist so typisch TJAMC wie eh und je… die Meister der gepflegten Rückkopplung in Hochform… manchmal klingts ein wenig nach gesampleten Zahnarztbohrern…autsch… Die nächste Band hat auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel… Feeder gibt es seit 1994 und sie waren Ende der 1990er eine der erfolgreichten Bands Großbritanniens und hatten mit „Buck Rogers“ einen Hit. Nach dem Suizid ihres Drummers wurde es etwas ruhiger um die Band die nunmehr als Duo agiert. Im März 2024 erscheint ein neues Album der Waliser und „The Knock“ ist ein vielversprechender Vorbote… Prima Power-Pop. Mit Thermal kommt das vierte Duo in Folge auf diese Playlist. Sie kommen aus Toronto und sind im Bereich Shoegaze zuhause wie der Song „18“ zeigt… Nur scheinbar ruhiger beginnt das nächste Stück von Frank Carter & The Rattlesnakes… zwischendrin wird es auch etwas lauter in dem Song „Brambles“ vom im Januar erscheinenden Album „Dark Rainbow“. Hinter dem Namen Torres steht die Amerikanerin Mackenzie Scott und auch sie hat ein neues Album am Start welches am 26.01.2024 erscheinen wird. Es ist dann bereits ihr sechstes und wie gehabt eine Mischung zwischen PJ Harvey, Cat Power und Sharon Van Etten. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Nadine Shah. Die Britin kann gut Drama wenn sie über die 20 schlimmsten Dinge die sie kennt singt… Das dazugehörige Album kommt im Februar und ich bin sehr gespannt. Mit der nächten Dame wird es ein wenig poppiger… „Nothing Lasts“ von Emily Yacina kommt mit Glöckchen und etwas angejazzter Percussion daher und bleibt gut im Ohr. Noch ein wenig mehr Pop gibt es vom nächsten Duo: Say Lou Lou sind die Zwillingsschwestern Electra und Miranda Kilbey… wer hier öfters mal mitliest wird vielleicht aufmerken… Kilbey? Genau, die beiden sind Töchter von Steve Kilbey, dem Sänger meiner Lieblingsband The Church. Die beiden haben sich ein Lied von Kate Bush vorgenommen und machen das wie ich finde ganz hervorragend. Zwischen den ganzen weiblichen Interpretinnen habe ich dann mal einen Herren versteckt, nämlich Bill Ryder-Jones. Der ehemalige Gitarrist von The Coral thematisiert die Eventualität des eigenem Ablebens und verspricht auch als Geist stets für die Liebste da zu sein… herzallerliebst in bestem Eels Stil. Marika Hackman folgt mit „Slime“… wiederum ein schönes eingängiges Stück Pop was derzeit auch im Radio vertreten ist. Es wird dann etwas psychedelischer und es gibt ein weiteres Stück der guten Platte „A Little Touch Of Schleicher In The Night“ von Katie von Schleicher… besser als Schmidtchen Schleicher. Das einzige Nicht-Englische Lied kommt dann von Laetitia Sadier die als Sängerin von Stereolab bekannt ist… „French Disco“ ist eines der meistgespielten Musikstücke im Offside. „Une Autre Attente“ ist ein Song in ihrer französischen Muttersprache und erscheint demnächst auf ihren neuen Soloalbum. Ich weiß nicht warum diesmal so viele Duos dabei sind aber auch Deary sind zu zweit und machen besten Dreampop zu einem bemerkenswerten Breakbeat mit einer Sängerin die etwas an Hope Sandoval von Mazzy Star erinnert… es gibt erst eine EP… weitere Musik wird sicher folgen. Im gleichen Stil geht es mit einem neuen Stück von The Fauns weiter… „Mixtape Days“… ja da war ich früher immer dabei… fehlt manchmal ein wenig… aber diese choice Serie die ja jetzt ins vierte Jahr geht ist ja im Prinzip auch nix anderes als ein Mixtape… erreichbar auf der ganzen Welt. Wir verlassen den Dreampop und lauschen einem neuen Song vom ewig coolen J Mascis… der Dinosaur jr Sänger veröffentlicht demnächst ein weiteres Soloalbum. Die Musik wie gehabt… bisschen akustischer als bei der Hauptband und natürlich mit Gitarrensolo. Apropos Dinosaur jr… der nächste Song heißt tatsächlich „The Replacements And Dinosaur jr“… man erwartet zumindest eine ordentliche Ladung Rockmusik mit elektrischen Gitarren… und bekommt Bar-Jazz. Es ist ein Tribut an einen verstorbenen Musikerkollegen der die Künstlerin auf benannte Bands gebracht hat… und auch auf XTC und Daniel Lanois… muß also einen guten Geschmack gehabt haben, der Gute… Die Interpretin Paula Cole wurde mit ihrer Zusammenarbeit mit Peter Gabriel in den 1990ern bekannt und hatte mit „Where Have All The Cowboys Gone“ auch einen eigenen Hit. Das nächste Stück kommt vom Duo (logo) Still Corners und lässt uns in ihre geheime Welt eintauchen… mit überwiegend akustischen Instrumenten und wiederum leicht angejazzter Percussion. Gerade auf der Ziellinie erschienen ist dann auch noch eine neue Single der New Yorker Band The Lemon Twigs die dann übrigens auch ein Duo (und zwar Brüder) sind. Sie spielen lupenreinen Jangle-Gitarrenpop mit schönsten Harmoniegesängen… als wäre man plötzlich im Jahr 1969 aufgewacht… ist aber am 02.01.2024 erschienen… The Byrds meets Beach Boys… sehr schön. Die Musikerin Lillie Amadea West hat sich den Künstlernamen Lala Lala gegeben… kann man sich auch besser merken… sie schließt die Compilation sphärisch und geheimnisvoll mit der Single „Armida“… viel Spaß beim hören und entdecken…

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…wer wissen will was letztes Jahr war drückt hier: Musik 2023

McLarsen’s Irische Tagebücher #4: Kilkenny (November 2024)

McLarsen’s Irische Tagebücher: Berlin, 07.12.2024… Das erste was mich mal mit Irland verband war die Musik… Anfang bis Ende der 1980er Jahre war U2 eine meiner Lieblingsbands und sie hatten seinerzeit auch Songs, die Einblicke in die politische Realität des gespaltenen Landes gaben. Anfang der 1990er Jahre war mein Interesse an Bono & Co. ziemlich erloschen, aber es kam ein neuer Liebling in mein Leben… er hieß Arthur Guinness und war bereits fast 200 Jahre tot, aber sein Bier ist bis heute sehr lebendig und wurde mir zum treuen Lebensbegleiter. Mein Wohnzimmer war das kleine Irish Pub bei Jimmy und seit 2000 wird das schwarze Stout in der eigenen Bar gezapft. Es hat trotzdem ziemlich lange gedauert bis ich zum ersten mal einen Fuß auf irischen Boden gesetzt habe… es war 2013 und Dublin stand auf der Agenda. Seit 2019 bereise ich mit meinem Freund André jährlich das Land… von den Corona-Jahren mal abgesehen. Zuerst Donegal, dann Limerick, letztes Jahr Galway und dieses Jahr Kilkenny. Es sind stets kurze Trips am Jahresende, weitere sollen folgen.

Kilkenny... im Vordergrund das ehemalige Brauereigelände

Kilkenny ist eine Stadt im Südosten der Republik Irland. Sie ist etwa 130 Kilometer und 2 Autostunden von Dublin entfernt… die Stadt liegt am River Nore und ist etwa 70 Kilometer von der Südküste Irlands entfernt. Gegründet wurde die Stadt im 7. Jahrhundert mit dem Bau der ersten St. Canice’s Cathedral… die Stadt war Bischofsitz und wegen der guten Lage zwischen Cork und Dublin wirtschaftlich erfolgreich. Das Stadtzentrum besitzt viel mittelalterliche Architektur, allen voran die bereits genannte St. Canice’s Cathedral mit dem Rundturm und das Kilkenny Castle. Der Name Kilkenny wird natürlich weltweit mit dem gleichnamigen Bier verbunden… allerdings kannte man das Bier der Brauerei in Irland und Großbritannien nur unter dem Namen Smithwick’s, da das für nicht-britische Zungen zu schwer schien, heißt es für den Export Kilkenny. Die Brauerei wurde 1965 von Guinness gekauft und seit 2013 wird das Bier in der St. James Gate in Dublin gebraut… wie das Guinness auch.

Unterkunft mit Pub: Glendine Inn

Kurz nach 10 Uhr hob der Flieger vom Berliner Flughafen BER ab und knapp zwei Stunden später ging es dann in Dublin wieder runter. Es folgte die übliche Odyssee zum Autoverleih, der ist abseits des Flughafens und man wird mit einem Kleinbus dahin transportiert. Dort nahmen wir eine kleine koreanische Eierfeile in Empfang und ab ging es durch den dicken Dubliner Berufsverkehr Richtung Südosten. Das Wetter war typisch für Irland sehr wechselhaft, es regnete mal mehr, mal weniger aber die Temperaturen waren immerhin zweistellig… während der Zeit sahen wir nicht selten kurze Hosen und Flipflops… der Ire ist halt hart im Nehmen. Nach gut anderthalb Stunden erreichten wir unser Ziel in Kilkenny: The Glendine Inn im Nordosten der Stadt. Es ist etwas abseits der Innenstadt, hat aber alles was man braucht… vor allem einen riesigen Pub im Erdgeschoß. Nach dem kurzen Einchecken ging es dann auch genau dorthin und kurz vor 4 standen die ersten beiden Pints auf dem Tisch, gefolgt von Burger und zwei weiteren Guinness. Danach ging es Richtung Innenstadt… etwa 15-20 Minuten läuft man dorthin, kommt man über die Brücke des Flusses Nore, ist man mittendrin in der schmucken Kleinstadt die bereits komplett auf Weihnachten geschmückt war.

Am ehemaligen Standort der Smithwick's Brauerei

Die Flaniermeile der Stadt ist die Parliament Street, die im weiteren Verlauf High Street heißt und in Sichtweite des Kilkenny Castle in einem Platz mündet auf dem ein Weihnachtsmarkt war. Am oberen Ende der Straße befindet sich das Gelände der ehemaligen Smithwick’s Brauerei. Es gibt ein Visitorcenter mit einem Shop bei dem man allerlei Tinnef zum Thema Kilkenny Bier kaufen kann. Auf dem Gelände der Brauerei steht die Ruine eines ehemaligen Klosters und aus einem Gebäude der Fabrik wurde ein Shoppingcenter gemacht. Der erste Stopp war die Marble City Bar… nicht weil die so gut sein soll, aber ich kenne sie von einem Lied des schottischen Sängers Jackie Leven… das Lied lief vor 30 Jahren oft in Jimmy Mac’s Pub… nun also live und in Farbe… war aber eher ein wenig Schickimicki, so gingen wir dann auch bald wieder.

Marble City Bar von außen...
...und innen

Wir passierten das Rothe House, ein mittelalterliches Anwesen und das Rathaus der Stadt aus dem 18. Jahrhundert. Die nächste Einkehr war im Left Bank, einem riesengroßen Pub welches über mehrere Etagen geht und man zum Klo mit dem Fahrstuhl fahren kann. Es war ja Freitagabend und dementsprechend rappelvoll, aber wir hatten Glück und fanden ein schönes Plätzchen. Der Pub ist typisch britisch/irisch sehr plüschig eingerichtet und wir verweilten dort eine ganze Weile. Im Anschluß spazierten wir noch durch die Straßen der Altstadt und kehrten als nächstes im Brewery Corner ein, wo es ein gezapftes O’Hara’s Stout gab… ich kannte bislang nur die Version aus der Flasche. Wir waren danach schon wieder im Rückwärtsgang als uns dann noch die Nore Bar in die Quere kam, in der wir dann auch noch kurz verweilten. Der Laden war sehr gut besucht vor allem mit Einheimischen… Anschließend ging es zurück ins Glendine Inn wo der Tag nach diversen Absackern sein Ende nahm… wie zuhause ging es dann eine Etage höher ins Bett.

Im Left Bank

Am Samstag galt es Kilkenny im Hellen zu erkunden, die erste Station war die St. Canice’s Cathedral. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet und ist eine frühgotische Basilika mit Vierungsturm. Der Rundturm der direkt vor der Kirche steht ist noch um einiges älter, er stammt aus dem Jahre 849. Beides kann besichtigt werden, allerdings für je 6€ Eintritt.
Auf dem Weg zurück zum Stadtzentrum passierten wir zwei weitere sakralen Baudenkmäler… die Black Abbey die ebenfalls im 13. Jahrhundert errichtet wurde und St.Mary’s Cathedral, einen neugotischen Bau aus dem 19. Jahrhundert.

St. Canice’s Cathedral und Rundturm
Kilkenny - Blick zur St.Mary's Cathedral
Kilkenny Castle

Im Zentrum der Stadt befindet sich das Kilkenny Castle welches aus einer mittelalterlichen Burg hervorging. Es ist umgeben von Gärten und einem Park, direkt am Fluß Nore gelegen. Das Wetter war einigermaßen mies, aber das störte uns nicht denn wir planten eine kleine Wanderung. Eigentlich wollten wir mit dem Bus ins 12 Kilometer entfernte Bennettsbridge fahren, dort 2 Guinness im Dorfkrug ziehen und dann an der Nore zurück nach Kilkenny laufen… wir scheiterten aber daran, das wir die Bushaltestelle nicht fanden… wie wir später erfuhren gibt es dafür in Irland keine speziellen Schilder… so beschlossen wir die Tour andersrum zu laufen. Der Nore Valley Trail ist ein gut ausgeschilderter Wanderweg am River Nore, dem etwa 140 Kilometer langen Fluß, der durch Kilkenny fließt. Die Wanderung war etwas anstrengend da die Wege durch den Regen aufgeweicht waren und man stets aufpassen mußte nicht mit einer Pirouette in den Modder zu rutschen. Unterwegs sahen wir diverse Vögel wie den Reiher zum Beispiel. Auf halber Strecke befinden sich mittelalterliche Gebäudereste einer Mühle. Kurz vorm Ziel Bennettsbridge unterquerten wir die Autobahn M9 und dann war auch bald die namensgebende Brücke aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.

Alte Mühlenruine am Wanderweg
Nore Valley Trail
Bennettsbridge... erbaut 1740-1760

Der Dorfkrug hieß dann O’Donnells und nach insgesamt gut 15 Kilometern Fußmarsch hatten wir uns dann auch ein Guinness verdient. Der junge Barmann freute sich, das mal andere Leute kommen und die Dorfopas meinten der Bus kommt entweder um drei oder um vier… es war 13:30 und es war klar das wir wohl einige Zeit in diesem Pub verbringen würden. Leider hatte der Opa mit dem 4 Uhr Bus recht, aber was soll’s es gab Bier und Rugby auf der Leinwand… wir hätten es schlechter treffen können. Kurz nach vier kam dann tatsächlich ein Bus an einer unmarkierten Stelle und als wir in Kilkenny ankamen war es dann bereits wieder dunkel.

Warten auf den Bus im O'Donnell's...
...ind an der unmarkierten Bushaltestelle

In einem Einkaufszentrum erwarb ich noch schnell eine Bürste, um den ganzen gespritzten Matsch auf unserer Kleidung abbürsten zu können, das machten wir dann in der Unterkunft… dort gab es dann auch feste Nahrung bevor es wieder in die Innenstadt ging. An diesem Tag war der Stadtteil westlich der Nore dran erkundet zu werden. Die erste Station war Sullivan’s Taproom… nach eigenen Angaben die älteste Brauerei Irlands. Es gab Maltings Red Ale, Irish Gold und Black Marble Stout vom Hahn, daneben etliche Gastbiere aus aller Herren Länder, sogar ein Bier aus der Weißenoder Klosterbrauerei die wir neulich auf unserer Bierwanderung durch Franken kennenlernen durften. Die Biere waren lecker und die Location auch gut… im Sommer gibts dann auch einen Biergarten. Die nächste Station war Lenehans Public House… ebenso ein schönes, gut besuchtes Pub. Nach dem obligatorischen Absacker im Glendine Inn war dieser Tag dann auch Geschichte.

Im Sullivan's Taproom

Am Sonntag machten wir mit dem Auto einen Ausflug an die Küste. Dank äußerst kreativer Ideen von GoogleMaps lernten wir auch die entlegensten Nester der Countys Kilkenny und Wexford kennen… irgendwann kamen wir dann aber am Ziel an: Hook Lighthouse, ein Leuchtturm am keltischen See. Er ist 800 Jahre alt und zählt zu den weltweit ältesten noch funktionierenden Leuchttürmen. Man kann ihn besichtigen aber uns reichte es, ihn von außen zu erkunden. Das Wetter war an diesem Tag sogar recht freundlich… es gab Sonne und kaum Regen. Der Rückweg führte uns über eine Autofähre zum gegenüberliegenden Ufer Richtung Waterford. Ursprünglich war eine Besichtigung der Whiskybrennerei Waterford geplant, aber wenige Tage vorher ging die Destille in Konkurs und ist seitdem geschlossen. Waterford ist recht groß aber es gibt kaum etwas interessantes zu sehen, also Richtung Kilkenny zurück wo wir uns im Glendine Inn das Fußballspiel FC Liverpool – Manchester City anschauten.

Hook Lighthouse

Abends dann gab es Essen beim Inder und Bier in Kyteler’s Inn und der Nore Bar. Als wir dann zurück im Glendine Inn waren, wurden wir Teil einer Lokalrunde die ein Politiker ausgab, der bei der Wahl an diesem Wochenende offensichtlich gewonnen hatte… auch schön… es war der Ausklang des letzten Tages.

Am Montag fuhren wir dann bei schönstem Wetter zurück nach Dublin, hatten genug Zeit am Flughafen, flogen zurück und um 20:00 Uhr hatte mich Berlin Gesundbrunnen zurück. Es war wieder eine schöne Zeit bei den Iren die wieder sehr gastfreundlich waren. Das Glendine Inn ist sehr zu empfehlen… es hatte alles was man braucht und war auch vergleichsweise günstig. Nächstes Jahr gibts die nächsten Einträge in McLarsens Irische Tagebücher… wohin es uns dann führt, wissen wir noch nicht. Ich bedanke mich bei Nina und dem Offside Team, die zuhause alles am Laufen gehalten haben.

St. Canice’s Cathedral bei Nacht