McLarsen reist

McLarsen an der Elbmündung – Altes Land, Buxtehude, Cuxhaven, Stade (August 2025)

Stade, 12.08.2025… Tag 1: Stade. Eine neue Entdeckungsreise steht an… diesmal nicht in eine einzelne Großstadt, sondern in einen Landstrich im Norden Deutschlands, wo ich noch nie war: Die letzten Kilometer der Elbe, Altes Land, Buxtehude, Cuxhaven und Stade… leider fängt Stade nicht mit D an… Residenzstadt ist Stade, dieser Stadt gilt die Aufmerksamkeit des ersten Tages… Altes Land und Buxtehude füllen Tag 2, Cuxhaven Tag 3, bevor es zurück nach Berlin geht. Heute war Anreisetag… erstmalig habe ich mir ein Deutschland-Ticket gekauft (Für alle, die das in ferner Zeit lesen: Deutschlandweites Ticket für Nah- und Regionalverkehr für aktuell 58€)… heute war Jungfernfahrt… Start war kurz nach 09:00 Uhr vom Gesundbrunnen, der Zug kam pünktlich aber bereits komplett überfüllt… also erstmal Stehplatz in der Hoffnung, dass sich das irgendwann ändert. Die erste Verspätung trat dann bereits wenige hundert Meter nach Abfahrt ein und es lief recht zähflüssig… irgendwann stiegen Leute aus und ich ergatterte einen Sitzplatz, es ging über Bad Kleinen (bekannt als GSG9-Blamage vs. RAF-Terroristen Anfang der 1990er), Lübeck, Hamburg, Buxtehude und letztendlich mit fast einer Stunde Verspätung war ich 15:45 in Stade. Die Unterkunft ist das Zentrum-Hotel Stade, wenige Meter vom Bahnhof entfernt. Kurze Erfrischung… ab zur Stadterkundung… und schnell war klar… Stade ist klitzeklein aber wunderschön… zumindest der Altstadt-Kern. Viele Dinge erinnern mich an Lüneburg, was ja nicht sehr weit weg ist, aber alles in Miniaturformat. Ich schlenderte etwas über die Fußgängerzone und verweilte etwas an dem sehr schönen historischen Hafen mit dem nachgebauten Drehkran und den wunderschönen Bürgerhäusern, alles auch gut besucht.

Der kleine Hafen bildet das wunderschöne Zentrum von Stade
Fachwerkhäuser am Hafen

Eine Kirche war natürlich auch dabei… heute die Kirche St. Cosmae et Damiani, auch vereinfacht St. Cosmae genannt… mal was anderes als Marienkirche oder so… hab mal nachgeschaut, um wen es hier geht, und hab auf der Website der Kirche diese Erklärung gefunden: „Die syrischen Zwillingsbrüder Cosmas und Damian wurden als Heilige verehrt, da sie als Ärzte die Menschen unentgeltlich behandelten. Sie starben im Zuge der Christenverfolgung im Jahr 303 als Märtyrer.“ Nicht nur der Name der Kirche ist ungewöhnlich, auch der Bau, er hat einen seltsamen Grundriss und einen gewaltigen Vierungsturm mit barocker Haube. An dem Modell, das nahe dem Eingang zu sehen ist, versteht man die Architektur der im Kern gotischen Kirche am besten. Von der Innenausstattung ist die große Orgel von Berendt Hus und seinem Neffen Arp Schnitger am bedeutendsten.

St. Cosmae, Rückseite vom Rathaus mit Ratskeller-Terasse
Modell der Kirche
St. Cosmae - Hus-Schnitger-Orgel

Gleich neben der Kirche befindet sich das Rathaus von 1667. Es ist ein frühbarocker Backsteinbau mit einem prächtigen Eingangsportal. Ein Teil dieser Immobilie interessierte mich anschließend etwas intensiver: Der Ratskeller. Der Ratskeller bietet selbstgebrautes Bier, das nach der Schutzpatronin der Bierbrauer, der Heiligen Gertrude, benannt ist. Neben einer deftigen Mahlzeit probierte ich Pils, Rotbier und Schwarzbier… war alles sehr lecker. Man kann gut draußen sitzen mit Blick auf das Rathaus und St. Cosmae… in der nebenbei auch ein Gertrauden-Altar aus dem Mittelalter steht.

Stade - Bäckerstraße
Altstadt mit St. Wilhadi Kirche

Die Hansestadt Stade liegt etwa 45 Kilometer westlich von Hamburg und 60 Kilometer südlich von Cuxhaven. Durch die Stadt fließt die Schwinge, ein 28 Kilometer langer Nebenfluss der Elbe. Die Stadt hat etwa 48.000 Einwohner und ist Kreisstadt des Landkreises Stade und gehört zum Bundesland Niedersachsen. Durch ihren kleinen Hafen war die Stadt im Mittelalter als Handelsstandort von Bedeutung und brachte den Bewohnern Wohlstand. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und einem Stadtbrand von 1659 sank die Bedeutung der Stadt. Stade besitzt eine historische Altstadt mit Fachwerkhäusern, dem historischen Hafen und zwei Kirchen aus dem Mittelalter.

Am Hafen beim Fuerkiek
Skulptur mit Drehkran am Hafen

Anschließend ließ ich mich noch ein wenig treiben und setzte mich anschließend an einen freien Tisch der Kneipe Fuerkiek am Hafen. Dort war es wirklich sehr schön, ich trank mein erstes (…natürlich nicht einziges) Jever seit Jahren und es dauerte auch nicht lange, bis ich mit Einheimischen ins Gespräch kam… echt netter Laden. Zum Schluss wurden noch ein paar Bilder im Dunkeln gemacht, dann ab ins Bett und der erste Tag ist Geschichte.

Der Hafen macht auch nachts etwas her...

Tags drauf stand als Erstes eine Sache an, für die ich gestern zu spät war, nämlich die Besichtigung der anderen großen Kirche in Stade: St. Wilhadi. Auch hier musste ich erstmal schauen… Willi Wer? Die Kirche ist Bischof Willehad geweiht, dem Gründer des Bistums Bremen. Die Wilhadikirche ist eine gotische Hallenkirche mit einem Westturm, der etwas älter ist. Das Innere ist eher schlicht gehalten, Altar und Kanzel sind ebenso aus der Zeit des Barock, wie auch die prächtige Orgel.

Der Dicke Turm von St. Wilhadi am Ende der Gasse
St. Wilhadi - Inneres nach Osten
St. Wilhadi - Orgel

Aber jetzt zum zweiten Tag, da ging es um Altes Land und Buxtehude. Erstmal ein lobendes Wort zum Hotel… ich habe selten solch ein abwechslungsreiches, hochwertiges Frühstücksbuffet mehr erlebt, das ist doch eine große Überraschung, auch sonst bin ich mit der Wahl des Zentral Hotel Stade sehr zufrieden. Nach dem Abstecher zur St. Wilhadi Kirche lief ich dann zum Bahnhof und stieg in den Bus nach Jork. Die Linie fährt auch durch Ecken von Stade, in denen es nicht so pittoresk wie in der Altstadt wirkt, dann jedoch bald durchs Alte Land mit den Bauernhöfen und flächendeckenden Obstplantagen… das macht schon mal Spaß, das alles auch nur vom Bus aus zu sehen… auch wenn der Busfahrer eine Leidenschaft für Bordsteinkanten hatte. Endpunkt der knapp einstündigen Fahrt war das Zentrum des Hauptortes dieser Landschaft: Jork.

Im Zentrum von Jork
Jork - Standesamt

Altes Land nennt sich ein etwa 100 Quadratkilometer großes Gebiet an der Unterelbe zwischen Hamburg und Stade. Das Land wurde einst von niederländischen Kolonisten entwässert und erschlossen. Seit dem Mittelalter ist das Gebiet für Obstanbau bekannt. Das Alte Land ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nord-Europas. Auf 10.700 Hektar reifen überwiegend Äpfel, aber auch Kirschen. Hauptgemeinde ist der Ort Jork mit etwa 11.000 Einwohnern. Sehenswert sind historische Bauernhäuser, meist aus Fachwerk, in den Marschhufendörfern.

Jork - Kirche St. Matthias
Jork - St. Matthias - Inneres
Jork - St. Matthias... Hier sitzen die, die immer hier sitzen...

Recht nahe am Zentrum von Jork liegt die Kirche St. Matthias. Die Kirche ist ein Saalbau von 40 x 14 Metern und einen separat stehenden Glockenturm, damit eine recht große Kirche, im Inneren fällt die bemalte Holzdecke ebenso auf, wie die Wangen der Bestuhlung, an denen die Namen stehen, die dort vor langer Zeit ihren Stammplatz hatten… ich hoffe, in der Kneipe war es damals nicht so streng. Nach der kurzen Besichtigung der Kirche ging es jetzt nordwärts in den Ortsteil Borstel. Gut ein Kilometer später ist der Ort zu Ende und man steht vor einer schönen, alten Mühle, die man schon vom Weiten sehen konnte. Sie war zuletzt als Restaurant genutzt worden, ist aber seit gut einem Jahr dauerhaft geschlossen. Auf dem Rückweg machte ich noch einen Abstecher in die Borsteler Kirche St. Nikolai, auch hier steht der Glockenturm knapp neben dem Kirchenschiff und auch hier gibt es eine bemalte Holzdecke, alles etwas kleiner als beim Nachbarn in Jork, aber auch sehr schön.

Jork - Im Ortsteil Borstel
Borstel - Alte Mühle
Borstel - Kirche St. Nikolai von Aussen...
...und Innen

Dann ging es die Strecke zurück nach Jork und von dort aus Richtung Osten über den Obstmarschenweg via Königreich und Estebrügge nach Buxtehude… eine Strecke von etwa 10 Kilometern, durch das riesige Obstanbaugebiet Altes Land. Da es ja hier völlig flach ist, ist die Strecke an und für sich kein Problem, allerdings waren an diesem Tag 30 Grad im Schatten und auf den letzten Kilometern hatte ich bereits geschwollene Hände und die Kräfte ließen auch langsam nach… aber alles prima… nur noch viel länger wäre keine gute Idee gewesen.

Ein typischer Obst-Bauernhof im Alten Land
Obst, Obst, Obst
Endlich in der Hase-Igel-Stadt

  Die Hansestadt Buxtehude ist eine Stadt im Landkreis Stade im Bundesland Niedersachsen. Sie hat etwa 40.000 Einwohner und liegt zwischen Hamburg und Stade am Rande des Alten Landes. Ähnlich wie die Nachbarstadt Stade war Buxtehude Mitglied der Hanse und erlebte in dieser Zeit ihre Blüte. Es gibt eine kleine Altstadt mit diversen Fachwerkhäusern, dem Marschtorzwinger und der gotischen St. Petri-Kirche. Die Stadt liegt an der Straße der Märchen, das Märchen vom Hasen und Igel spielt in Buxtehude.

Hase - und Igel Skulptur in Buxtehude
Fleth in Buxtehude
Rathaus mit Ratskeller

Erste Amtshandlung in Buxtehude war auf jeden Fall Erfrischung… und die gab es im Ratskeller bzw. auf dessen Außenbestuhlung. Es gab kühles Ratsherrn Bier aus Hamburg (Helles, Pils, Zwickel) und ein leckeres Bauernfrühstück… nachdem ich ja an so vielen Bauernhäusern vorbeigekommen war. Langsam kamen meine Kräfte zurück und ich machte mich auf, die Kleinstadt zu erkunden.

Die Silhouette der Stadt wird von der Stadtkirche St. Petri dominiert
Auch in Buxtehude gibt es einen kleinen Hafen... aber viel kleiner und nicht so schön wie in Stade
Stadtarchiv und Museum

Die Besichtigung der Stadt Buxtehude ging etwas schneller als gedacht… Die Altstadt ist eher winzig, man kann dann noch durch diverse Grünanlagen an dem Flüsschen Este wandeln, aber sonst gibt es ehrlicherweise wenig zu sehen… klar, hier und da ein schönes Fachwerkhaus, aber davon hatte ich im Laufe dieser Reise schon genügend gesehen… die Fußgängerzone… ist halt eine Fußgängerzone… also auf eine Parkbank gesetzt und Musik auf die Ohren. Es galt nun, die Zeit bis 19:00 zu überbrücken, da sollte das Rebel’s Choice Pub öffnen… laut Google zumindest… was ich dann vor Ort sah, war ein kitschiger Zettel, dass man gerade Urlaub hat. Ah ja… nicht, dass ich irgendwem das nicht gönnen würde, aber gerade für Leute, die keine Stammgäste sind, könnte das in Zeiten des Internets mal kommuniziert werden. Nun war ich ein wenig sauer, dass ich deshalb so viel Zeit in Buxtehude verplempert hatte und nahm die nächste S-Bahn zurück nach Stade. Hier ging es abends nochmal zum Fuerkiek, da war es schließlich am Vorabend schön und das war auch gestern wieder prima. Nach 3 Bier und einem kleinen Abendbrot war dann allerdings bald Feierabend, 30.000 Schritte und fast 29 Kilometer in den Knochen bei amtlichen Sommertemperaturen ließen mich schnell einschlummern… natürlich im Hotel, natürlich im Bett.

Eine kleine Sammlung von Eingangstüren im Alten Land

So… dritter und letzter Tag in Nord-Niedersachsen, und heute ist der Ort dran, der diesem Bericht den Namen gegeben hat, nämlich die Elbmündung und damit verbunden die Stadt Cuxhaven. Das Alte Land, Buxtehude und Stade sind natürlich auch nahe an der Elbe, aber auch so weit weg, dass man den viertlängsten Fluss Europas nicht direkt sehen kann. Kommt man nach Cuxhaven, ist die Elbe bereits so breit wie ein großer See, und das gegenüberliegende Ufer in Schleswig-Holstein ist in weiter Ferne

Die letzten Kilometer der Ebbe... kurz vor der Nordsee... gesehen von der Alten Liebe...
...das ist die Aussichtsplattform Alte Liebe

Die Bahn fährt etwa 55 Minuten von Stade nach Cuxhaven. Dort stieg ich aus und erkundete erstmal den Teil südlich vom Bahnhof, bevor es dann langsam zu den maritimen Orten gehen sollte. Als erstes drehte ich eine Runde im Schlossgarten vom Schloss Ritzebüttel. Der Bau ist aus dem Mittelalter und war lange der Amtssitz der Hamburger Amtsmänner, zu der Zeit, als Cuxhaven zu Hamburg gehörte. Das Gebäude wird für Ausstellungen benutzt, ebenso für Trauungen… ein Restaurant gibt es auch. Anschließend führte mich mein Weg durch die unumgängliche Fußgängerzone, vorbei an einem restaurierten Wasserturm in Richtung Hafen. Bevor ich mich diesem widmete, machte ich noch einen Abstecher ins Lotsenviertel, einem beliebten Wohnviertel, in dem früher die Lotsen vom nahen Hafen lebten.

Schloss Ritzebüttel
Der Wasserturm... heute Restaurant und Ferienwohnungen
Im Lotsenviertel

Im Hafen war tagsüber natürlich reges Treiben. Es fahren Sightseeing-Schiffe zu den Robbenbänken und auch weiter in die Nordsee hinaus; es verkehren Fähren nach Neuwerk und Helgoland. Dazwischen etliche Fressbuden, Souvenirläden und alles, was Geld einbringt. Die doppelstöckige Aussichtsplattform „Alte Liebe“ war mal ein Pier, an dem Schiffe anlegten. In der nahen Umgebung befindet sich noch der Hamburger Leuchtturm und der Windemaphor, eine Wind-Messeinrichtung aus dem 19. Jahrhundert. 

Landwehrkanal mit Blick zum Hafen

Cuxhaven ist die nördlichste Stadt Niedersachsens. Sie liegt am Unterlauf der Elbe, der dort in die Nordsee mündet. Die Stadt hat knapp 50.000 Einwohner und entstand aus mehreren Ortschaften zu einer Stadt, wie man sie heute sehen kann… Lange Zeit gehörte sie zum 100 Kilometer entfernten Hamburg… Die nahe Insel Neuwerk tut das noch heute. Cuxhaven ist als Hafenstandort für Fischerei und Fähren (Neuwerk und Helgoland) von Bedeutung, ebenso als Ferien- und Erholungsort. Die drittgrößte niedersächsische Stadt an der Nordsee ist das größte deutsche Seeheilbad. Cuxhaven besitzt lange Sandstrände, besonders entlang der Nordseeküste. Das niedersächsische Wattenmeer gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kugelbake, die den Übergang von Elbe und Nordsee markiert.

Hafen von der Alten Liebe

Auf der Elbe ist stets gut zu beobachten, wie die ganzen Frachtschiffe von oder nach Hamburg-Hafen schippern… heute war allerdings recht wenig los. Vom Weiten sieht man bereits in etwa drei Kilometern Luftlinie die Kugelbake, ein Holzgerüst auf einer Mole, die den Übergang von Elbe und Nordsee markiert… das war mein nächstes Ziel… vorbei an Yachthafen, Seebäderbrücke und Badestrand lief ich größtenteils auf einem Deich in Richtung Kugelbake. Dort, fast angekommen, wollten die doch für das Betreten des Strandes Geld haben… aber für fünf Minuten zur Kugelbake latschen und drei Fotos machen, bezahle ich keine Tageskarte… vom Weiten machte das Teil eh mehr her…

Yachthafen und Seebäderbrücke
Die Kugelbake
Links von der Kugelbake ist der Sandstrand der Nordsee

Das Wetter war heute wieder hochsommerlich, durch ein paar Wolken aber etwas erträglicher als gestern. Für den Rückweg wählte ich trotzdem den Weg durch die etwas schattigere Ortschaft als auf dem Deich… Zwischendurch gab es einen Imbiss an einem Campingplatz und später auch mal ein Eis… Ist ja auch Urlaub irgendwie… Später gab es dann tatsächlich noch Guinness im Pub „Drunken Sailor“ im Lotsenviertel… Dort war aber wirklich gar nichts los, so das ich den 20:00-Uhr-Zug zurück nahm und eine Stunde später wieder im Hotel war.

Das war also der Trip zum Ende der Elbe… Er zeigte mir eine schöne provinzielle Gegend in Norddeutschland. Das Alte Land mit seinen Fachwerk-Bauernhöfen und dem riesigen Obstanbaugebiet ist wunderschön. Die Altstadt von Stade ist ein kleines, nicht überlaufenes Juwel deutscher Altstädte, und die Hafenstadt Cuxhaven ist etwas für Freunde der maritimen Welt oder aber auch nur für Strandurlauber. Vielleicht ist die Gegend auch ein Tipp für Radfahrer… ein Geheimtipp allerdings nicht… Viele, vorwiegend ältere Urlauber durchstreifen die Gegend mit E-Bikes… Wer keins hat, hat es meistens auf einem lustigen T‑Shirt zu stehen.

Meine Heimreise gestern war mal wieder nicht der Brüller… Ich war insgesamt 9,5 Stunden mit Regionalzügen unterwegs… Ich verbuche das mal als missglücktes Experiment. Bereits in gut einem Monat werde ich wieder im Süden der Republik unterwegs sein… und meine Erlebnisse mit meiner werten Leserschaft teilen. Ein besonderer Dank geht an Nina, die zuhause die Stellung gehalten hat. Zum Schluss noch ein paar Fotos aus der zweiten Reihe…

Auf dem Kirchhof St. Nikolai in Jork-Borstel
Nochmal Botanik beim Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven
Stade - Beim St. Johanniskloster
Stade - Museum Schwedenspeicher
Stade - Salzstraße
Denkmalschild mit Stader Silhouette: St. Cosmae, Rathaus, St. Wilhaldi
In Jork
Buxtehude - Marschtorzwinger
Buxtehude - Westviver
Cuxhaven - Ansicht von der Düne mit Badestrand und Kugelbake vom Weiten
Cuxhaven - Kugelbake
Abendstimmung in Stade

McLarsen’s Irische Tagebücher #1: Donegal (November 2019)

Berlin, 07.06.2025… Dies ist der Bericht von einer Reise, die über fünf Jahre zurückliegt. Sie fand zwischen dem 31. Oktober und dem 3. November 2019 statt. Damals schrieb ich meine Reiseberichte nur für die Schottland-Erkundungen – und das auch hauptsächlich für ein deutsches Whiskyforum. Eine Website namens mclarsen.de gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Nur wenige Monate später kam dann die Corona-Pandemie, und ich hatte plötzlich viel Zeit für Reiseberichte und ähnliche Dinge auf der nun aktivierten Website.

Dass ich erst jetzt einen Bericht über Irland 2019 nachreiche, liegt daran, dass es bereits einen Teil 4 gibt – und die erste Reise nicht fehlen soll. Die Textbeiträge werden sich allerdings in Grenzen halten, schließlich ist das lange her, und außerdem sprechen die Bilder ja auch für sich.

Die altbewährte Reisegruppe am Flughafen
Die ersten Kaltgetränke der Reise
Traditionelle Livemusik im Pub

2019 war nicht nur die Zeit vor Corona, sondern auch die Zeit vor dem vollzogenen Brexit. Es gab also eine feste Flugverbindung von Berlin (Schönefeld – der Flughafen war auch noch nicht fertig) in die nordirische Hauptstadt Belfast. Seinerzeit wurden die Verbindungen ins Vereinigte Königreich von vielen Polen genutzt, die dort arbeiteten. Da wir nach Donegal im Nordwesten der irischen Insel wollten, war es für uns günstiger, über Belfast statt über Dublin anzureisen.

Wir – das sind mein bester Freund André und ich. Wir kennen uns von klein auf und sind schon häufig zusammen verreist. Nachdem wir gelandet waren und unseren Mietwagen in Empfang genommen hatten, ging es los in Richtung Donegal (Stadt) – eine Strecke von etwa 150 Kilometern. Dazwischen passierten wir die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland. Man konnte es nur daran erkennen, dass die Autokennzeichen jetzt anders aussahen und die Straßen besser waren – EU-Geldern sei Dank.

Nach etwa zwei Stunden waren wir dann am Ziel: der Stadt Donegal. André hatte uns ein B&B gebucht, in dem er schon einmal war – das Railway Lodge Guest House, relativ nahe am Stadtzentrum gelegen. Nach einer kurzen Erkundung der kleinen Stadt standen bald – erwartungsgemäß – gut gefüllte, kalte Pints vor uns. Der Ort hat mehrere Pubs, und in fast allen gab es Livemusik – aber nicht für die Touristen, sondern von und für die einheimische Bevölkerung. Das hat viel Spaß gemacht.

Im Hafen von Killybegs
Atlantik voraus bei Largy

Donegal ist einerseits die nördlichste Grafschaft der Republik Irland und andererseits der Name einer Stadt in eben dieser Grafschaft. Die Grafschaft Donegal ist die einzige in der Region Ulster, die nicht zu Nordirland gehört. Die Stadt Donegal zählt gerade einmal 2.700 Einwohner und ist auch nicht die regionale Hauptstadt der Grafschaft. Wirtschaftlich lebt die Region neben der Schafzucht hauptsächlich vom Tourismus.

Sliabh Liag Walk
Einmannbunker am Sliabh Liag Walk

Am nächsten Tag starteten wir eine kleine Rundreise mit dem Mietwagen… Ziel waren die Klippen von Slieve League. Dabei passierten wir kleine, hübsche Orte an der Atlantikküste, wie zum Beispiel Killybegs. Nahe der Ortschaft Teelin parkten wir dann und wanderten über den Sliabh Liag Walk, also den Weg zu den Klippen.

Nach einem ordentlichen Anstieg ganz am Anfang war der Weg einfach zu laufen… immer wieder begleitet von schönen Ausblicken auf die imposante Küstenlandschaft. Nach knapp fünf Kilometern erreichten wir den Aussichtspunkt auf die Slieve-League-Klippen. Die über 600 Meter hohen Klippen zählen zu den höchsten in Europa.

Im Gegensatz zu den deutlich bekannteren Cliffs of Moher (gerade einmal 217 Meter hoch) ist dieser Ort so gut wie gar nicht touristisch überlaufen – okay, es war Anfang November, aber wir waren fast alleine unterwegs.

Ein wenig in den Wolken versteckt...
... Slieve League Klippen

Nachdem wir dann wieder im Auto saßen, fuhren wir ein wenig immer der Nase nach und kamen unter anderem durch die Orte Burtonport mit dem Fährhafen zur Insel Arranmore, Kincasslagh und Annagry. Wir genossen die schöne Landschaft und machten hier und da ein paar Fotos. Dann wurde es langsam dunkel, und wir fuhren zurück nach Donegal Town.

Burtonport
Fährhafen zur Insel Arranmore
Landschaft bei Kincasslagh

Dort spazierten wir noch ein wenig am River Eske und entdeckten die Reste einer verfallenen Klosteranlage der Franziskaner, die hier bis 1601 lebten. Zusammen mit dem Friedhof und der zunehmenden Dunkelheit war das ein bischen gruselig… aber das hatte was…

Klosterruine Donegal
Am River Eske

Am Tag darauf war unser Hauptziel der Nationalpark Glenveagh. Als ich in den 1990ern in einem kleinen Pub im Wedding zu Hause war, der „Jimmy Mac’s Pub“ hieß, war ich dort immer einer von denen, die sich um neue Musik für die Playlist kümmerten – damit nicht nur das irische Gedudel von den Dubliners & Co. lief. Ein Song lief dabei, glaube ich, am häufigsten: „The Evictions“ von der Band Goats Don’t Shave. Es ist eine Ballade über das Schicksal von 244 Menschen, die 1861 von einem schottischen Landspekulanten gezwungen wurden, ihr Land im heutigen Nationalpark Glenveagh zu verlassen … ihre Heimat. Während sich der Landlord dann ein schickes Schloss mit Garten bauen ließ, bedeutete das für die Bewohner Armenhaus oder Auswanderung nach Amerika oder Australien. Ich stelle den Song mal hier drunter – kann man gut dazu hören … funktioniert bei mir auch immer noch. Schauer im Rücken inklusive.

Der Nationalpark ist öffentlich zugänglich, es existiert ein Visitor Center, und man kann Teile des Parks mit einem Shuttlebus erkunden. Wir beschlossen, es per pedes zu tun – dreieinhalb Kilometer frische Luft haben schließlich noch niemandem geschadet. Der Glenveagh Nationalpark ist ein landschaftlich sehr schönes Fleckchen Erde und sehr gepflegt noch dazu. Am Castle kann man auch den Wirtschaftsgarten besichtigen, und Gastronomie gibt es ebenfalls.

Im Nationalpark Glenveagh
Glenveagh Castle
Glenveagh - Wirtschaftsgarten

Nach Glenveagh fuhren wir zum Malin Head auf der Halbinsel Inishowen. Es ist der nördlichste Punkt der irischen Insel. Dort steht ein ziemlich hässlicher Turm, von dem man aber einen sehr guten Ausblick hat. Nachdem wir danach nach Donegal zurückgefahren waren, gab es abends noch einmal Guinness und Livemusik satt – das Schöne daran war, dass es nicht von Touristen überlaufen war. Die Stadt Donegal ist das übrigens im Allgemeinen auch nicht.

Standing on the edge of Ireland - Malin Head...
...der nördlichste Punkt der Insel

Am Tag darauf ging es wieder nach Belfast und zurück nach Berlin. Während wir am Flughafen noch etwas Zeit totschlagen mussten, beschlossen André und ich, dass wir diesen Kurztrip nach Irland jedes Jahr machen sollten – bis wir eines Tages die ganze Insel durch haben. Durch Corona fand dann erst 2022 der nächste Trip statt, aber diese Reise nach Donegal war der Anfang einer schönen Serie.

McLarsen im Dessau-Wörlitzer Gartenreich (Juni 2025)

Berlin, 26.06.2025… Die letzte Reise (Krakau) liegt bereits wieder drei Monate zurück… Im Sommer gibt es ja immer noch eine Menge mehr zu tun als in der kalten Jahreszeit – schließlich haben wir auch noch einen Garten, der versorgt werden will. Aber nun wurde es dann doch mal Zeit für ein paar Stunden Tapetenwechsel: 43 Stunden in Dessau, bzw. im Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Die Anreise erfolgte mit der Regionalbahn, über die ich diesmal nichts Schlechtes berichten kann. Da nur 1,5 Tage für sechs Gartenanlagen mit Schlössern zur Verfügung standen, plante ich als Erstes eine Besichtigung der etwas abseits gelegenen Anlage in Mosigkau – etwa acht Kilometer von Dessau entfernt. Da die Strecke der lokalen Bahn Richtung Köthen gerade saniert wird, gab es auf der Strecke einen Schienenersatzverkehr mit Bussen. Den hatte ich mir so vorgestellt, dass er an den Bahnhöfen hält, an denen auch der Zug halten würde. Leider wollte in Mosigkau niemand raus – und ich wusste halt auch nicht, wann oder ob man irgendwo einen Haltewunsch-Knopf drücken soll. Es gab weder Ansagen noch eine Leuchtschrift über die Haltestellen – egal für Ortskundige, Pech für Ortsfremde. Als ich dann das Ortsausgangsschild von Mosigkau an mir vorbeiziehen sah, bin ich dann doch mal zum Busfahrer gegangen und habe gefragt, was nun sei (?). Ich musste am nächsten Haltepunkt, einem gottverlassenen Nest namens Elsnigk, aussteigen und warten, bis die Gegenseite kommt. Das dauerte etwa 45 Minuten, in denen ich da rumstand. Ab und zu zogen Omas mit Rollatoren an mir vorbei und musterten mich kritisch – ich war ja schließlich noch nie da. Die abgeklebten Schranken machten ausdauernd irgendwelche komischen Geräusche im Wind, und eigentlich fehlten nur noch die Grasballen, die in Westernfilmen durch die Szenerie rollen. Aber dann kam der Bus der Gegenlinie – es war der gleiche, mit dem blöden, arroganten Busfahrer, der mich dann letztendlich gönnerhaft in Mosigkau rausgelassen hat. Nachdem ich über eine Stunde der limitierten Zeit dieses Ausflugs in ELSNIGK (grrr) verplempert hatte, war eine Schlossbesichtigung nicht mehr realistisch, und ich besichtigte nur die eher übersichtliche Gartenanlage.

Schloss Mosigkau, Vorderseite...
...und von hinten

Im Irrgarten (etwas schneller)

Schloss und Garten Mosigkau wurden für die Lieblingstochter von Fürst Leopold I. zwischen 1752 und 1757 angelegt – also etwa zehn Jahre nach Sanssouci. Es ist eine der letzten vollständig erhaltenen Rokoko-Bauten und -Gartenanlagen in Deutschland. Fürst Leopold I. war übrigens eine der besten Militärpersönlichkeiten seiner Zeit und oberster Feldmarschall der preußischen Armee unter dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Der Leopoldplatz im heimischen Berlin-Wedding wurde nach ihm benannt. Seine Lieblingstochter Anna Wilhelmine blieb unverheiratet und verfügte, dass die Anlage nach ihrem Tod in ein Stift für unverheiratete adlige Frauen umgewandelt werden sollte – was bis 1945 Bestand hatte. Schloss und Garten sind, wie gesagt, Rokoko. Besonders lustig war ein Irrgarten, den ich zumindest teilweise mal mit der Kamera aufnehmen konnte. Für den Rückweg nach Dessau wählte ich dann lieber einen Linienbus. Der zeigte zwar korrekt an, wo er gerade ist, hielt aber leider an jedem Briefkasten. Egal – die Reisetasche aus dem Schließfach am Dessauer Hauptbahnhof geholt, ging es dann erstmal zur Herberge, dem B&B Dessau. Das Hotel ist Teil einer Kette, die ich mittlerweile einige Jahre kenne und mit der ich meistens recht zufrieden bin – wie auch diesmal. Es blieben noch drei Stunden Zeit, die Stadt zu erkunden… zum Biertrinken später war ich nämlich verabredet.

Die ehemalige Schloss- und Stadtkirche St. Marien... rechts davon mein Hotel
Marktplatz mit dem Rathaus von 1901
An der Mulde... mit Stadtschloss, Marienkirche, Rathaus und Eierschneider-Brücke

 Dessau-Roßlau ist eine Stadt in Sachsen-Anhalt. Mit etwa 75.000 Einwohnern ist sie nach Halle und Magdeburg die drittgrößte Stadt des Bundeslandes. Die Stadt liegt an zwei großen Flüssen der Region, der Elbe und der Mulde, die im Stadtgebiet in die Elbe mündet… was häufig zu Hochwasserproblemen führt. Dessau war Hauptsitz des Fürstentums und Herzogtums Anhalt, das dem Adelsgeschlecht der Askanier, den Anhaltiner Fürsten, gehörte, sowie des restlichen Adels. Ihre Blütezeit lag im 18. Jahrhundert. Besonders Fürst (und später Herzog) Leopold III. Friedrich Franz brachte frischen Wind nach Anhalt-Dessau. Unter ihm wurde der Kleinstaat eine der modernsten Regionen in ganz Deutschland. Mit den Schlössern und Parks des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs entstanden die ersten Landschaftsparks englischer Art auf dem europäischen Festland. Diese Anlagen sind heute UNESCO-Weltkulturerbe und die Visitenkarte der Stadt und Umgebung. Als der Rechtsruck in Thüringen (ich rede hier von dem vor etwa 100 Jahren, nicht vom aktuellen) das Bauhaus in Weimar quasi vergraulte, fand die heute weltberühmte Kunstschule in Dessau Zuflucht und konnte dort weiterarbeiten… allerdings auch nur für eine kurze Zeit, von 1926 bis 1932. Dann wurde es auf Veranlassung der Nazis geschlossen. Trotzdem ist der Name Bauhaus auch heute noch eng mit Dessau verbunden. Dessau war ein bedeutender Industriestandort in Mitteldeutschland, in dem Flugzeuge, Eisenbahnwaggons und Motoren gebaut wurden. Grund genug für einen Bombenhagel der Alliierten, die die Stadt zu 80 % zerstörten. Der Wiederaufbau erfolgte im Stil der sozialistischen Moderne. Der historische Stadtkern wurde bis auf wenige Ausnahmen nicht wieder aufgebaut. Die Schlösser- und Gartenanlagen blieben zum Glück weitgehend unzerstört, abgesehen vom Dessauer Stadtschloss. 2005 wurde der Sitz des Umweltbundesamts in die Stadt verlegt. Der Neubau der Behörde, mit immerhin 1800 Mitarbeitern, brachte zahlreiche Arbeitsplätze und schuf gleichzeitig eine architektonische Sehenswürdigkeit der Neuzeit. Seit 2007 ist Dessau mit der Stadt Roßlau, die auf der anderen Elbseite liegt, vereint und trägt nun den Doppelnamen Dessau-Roßlau.

Das Bauhaus Gebäude von 1926... ein Grundstein moderner Architektur
Meisterhaus Muche/Schlemmer... eines von vier Meisterhäusern

In diesen drei Stunden wurden etliche Meter geschrubbt… Den Anfang machte eine Brücke in Sichtweite meines Hotels, die Tiergartenbrücke, die 2001 erbaut wurde und im Volksmund Eierschneider heißt. Von dieser Stelle am Ufer der Mulde bietet die Stadt ein schönes Panorama mit dem Westflügel des ansonsten zerstörten Residenzschlosses (auch Stadtschloss genannt), der Marienkirche und dem Rathaus. Dann lief ich zum Marktplatz mit dem Rathaus, einem Bauwerk, das von 1898 bis 1901 im Stil der Neorenaissance erbaut wurde und dessen Turm ein Wahrzeichen der Stadt ist. Der umliegende Marktplatz ist hübsch hergerichtet, mit vielen Bepflanzungen und Sitz- sowie Liegemöbeln zum Verweilen. Gesäumt wird der Platz von allerlei Geschäften und Gastronomie. Via Bahnhof ging es dann zu dem wohl berühmtesten Haus der Stadt: dem Bauhaus, das 1926 als neues Headquarter der berühmten Weimarer Kunstschule errichtet wurde. Leider konnten Gropius & Co. hier auch nur bis 1932 arbeiten, dann kam die braune Suppe auch nach Anhalt und es ging nochmal kurz nach Berlin, bevor das Kapitel Bauhaus in Deutschland endete. Neben dem Bauhausgebäude, das auch gut und gerne ein Gebäude aus den letzten Jahren sein könnte, gibt es noch das Bauhaus-Museum, ein gläserner Bau von 2019, und die Meisterhäuser in der Nähe des Bauhaus-Gebäudes. Ich habe mir vorgenommen, alles, was mit Bauhaus zu tun hat, mal in einem Extra-Tagesausflug zu besichtigen… Somit gab es heute nur Bilder von außen.

Schloss Georgium mit Venus de Medici
Ionischer Tempel im Georgengarten
Mausoleum der Fürsten von Anhalt / Dessau

Gleich schräg gegenüber von den Meisterhäusern liegt der Georgengarten mit dem Schloss Georgium. Der Park mit Schloss und kleineren, weiteren Bauten wurde ab 1880 vom jüngeren Bruder Leopolds III., Prinz Johann Georg, errichtet. Es ist ein Landschaftsgarten nach englischem Vorbild. Ich betrat die Anlage durch das Tor Sieben Säulen, einem Nachbau einer römischen Ruine… Via dem nach antikem Vorbild errichteten Ionischen Tempel erreichte ich bald das Schloss Georgium. Der ehemalige Residenzsitz des Fürstenbruders ist heute die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau. Die ist dienstags geschlossen, aber eine Besichtigung wäre zeitlich sowieso nicht möglich gewesen, also schlenderte ich noch etwas durch den Park. Ich kam auch am Mausoleum der anhaltischen Fürsten vorbei, das auf dem Gelände des Tierparks liegt. Das Gebäude hat heute mehr oder weniger nur noch die Aufgabe, gut auszusehen – die Särge der Adligen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg auf einen nahegelegenen Friedhof umgebettet. Dann ging es langsam zurück in Richtung Innenstadt, und der beliebte Reiseteil namens Gastronomie konnte beginnen.

Auf dem Weg zurück in die Innenstadt hat man von einer Brücke gute Sicht auf das Umweltbundesamt
Im Brauhaus zum Alten Dessauer

Das Gasthaus des Abends heißt „Brauhaus zum alten Dessauer“. Der alte Dessauer war Fürst Leopold I., also der Generalfeldmarschall, von dem schon die Rede war. Das Brauhaus liegt etwas versteckt in der zweiten Reihe hinter dem Marktplatz. Ich traf mich dort mit Thomas, einem Whiskyfreund aus Berlin, der im Umweltbundesamt Dessau arbeitet. Es gab deftiges Essen und hausgebraute Biere (Hell, Dunkel, Bock). Es war sehr lecker. Später gab es noch einen Absacker im Antik Pub, und dann war der Tag auch schon vorbei.

Schloss Luisum
Künstliche Ruinen waren seinerzeit der letzte Schrei

Zeit für Quatsch war auch…

Am zweiten Tag stand die Besichtigung der Gartenanlagen des Luisiums und des Wörlitzer Parks auf dem Plan. Zum Luisium bin ich gelaufen – das waren etwa vier Kilometer, und nach 45 Minuten war ich dort. Der Park ist etwa 14 Hektar groß und wurde zwischen 1774 und 1778 als englischer Landschaftsgarten angelegt. Er trägt den Namen der Fürstin Luise, der Gattin von Leopold III., Fürst Franz. Es sollte ihr Witwensitz werden, allerdings ging das Paar bereits früher getrennte Wege, und Fürst Franz überlebte seine Frau um mehrere Jahre. Das Schloss selbst ist ein wunderbares Beispiel schlichten Klassizismus. Es hat eine Seitenlänge von zwölf Metern und wirkt eher wie eine Villa als ein Schloss… entworfen wurde es von Fürst Franz’ bestem Buddy: dem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Weitere Sehenswürdigkeiten verstecken sich im Garten, unter anderem ein römischer Ruinenbogen, der mich dazu verleitete, mich mal als Statue auszuprobieren.
Als nächste Station war der Wörlitzer Park geplant… Der liegt allerdings etwa zwölf Kilometer östlich, und das wäre bei den recht hohen Temperaturen keine gute Idee gewesen, die Strecke zu laufen. Stattdessen gibt es eine kleine, eingleisige Bahnstrecke, die vom Dessauer Hauptbahnhof nach Wörlitz fährt. Diese galt es rechtzeitig zu erreichen, da sie nur alle zwei Stunden fährt. So ging der Weg zum Bahnhof Waldersee. Am Weg lag auch die Dorfkirche Jonitz, in der Fürst Franz begraben liegt. Auffällig ist der Kirchturm, der mit einem Obelisken abgeschlossen ist… Ich habe bekanntlich schon viele Kirchen gesehen, aber diese Bauweise war mir komplett neu. Der Zug – oder eigentlich ist es ja nur ein Wagen – kam pünktlich und brachte mich in etwa 30 Minuten nach Wörlitz. Eine Station war auch Oranienbaum, wo es ebenfalls eine Parkanlage mit Schloss gibt… Diese fiel jedoch dem zu kleinen Zeitrahmen zum Opfer.
Ich hatte mir für den Tag eine digitale Welterbekarte gekauft – damit kommt man fast überall umsonst rein, und auch die Eisenbahn ist mit dabei. Ansonsten kostet eine Strecke recht üppige 12 €. Als ich dann im Wörlitzer Park ankam, sah ich, dass um 13:00 Uhr eine öffentliche Parkführung stattfindet… Ich schaute auf die Uhr: 12:55 – warum nicht? Mit der Karte kostet es ja nichts. Und somit begab ich mich für die nächsten zweieinhalb Stunden in die Obhut einer älteren Dame, die mich zusammen mit etwa zehn anderen Leuten (ich war mit Abstand der Jüngste…) durch den Park führte.

Der einzigartige Turm der Dorfkirche Jonitz

Die Dessau-Wörlitzer Eisenbahn

Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich ist eine Kulturlandschaft von internationaler Bedeutung. Auf insgesamt 142 Hektar Gartenfläche kann man überwiegend im englischen Stil angelegte Landschaftsparks besichtigen. Die meisten Anlagen stammen aus der Zeit von Fürst Leopold III., im Volk damals „Fürst Franz“ oder auch „Vater Franz“ genannt. Der progressive Regent war Anhänger der Aufklärung und hatte sich zur Aufgabe gemacht, sein Land zu reformieren, Bildung zu fördern und religiöse Minderheiten zu tolerieren. Barocke Architektur und Gartenarchitektur lehnte er ab und ließ Parkanlagen schaffen, die im englischen Stil und im Einklang mit der Natur gestaltet wurden.
Die Bauwerke in diesen Anlagen sind frühe Werke des Klassizismus und erste Beispiele des historistischen Stils. Die Parks standen bereits zur Zeit ihrer Erbauung dem gemeinen Volk offen – ebenso die Schlösser (zumindest zeitweise). Die Gärten gehen meist unauffällig in die natürliche Landschaft der Elbwiesen über. Seit dem Jahr 2000 gehört das Dessau-Wörlitzer Gartenreich zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Folgende Anlagen sind Teil des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs:
Schloss Wörlitz mit Wörlitzer Park
Gotisches Haus im Wörlitzer Park
Schloss Oranienbaum
Schloss Mosigkau
Schloss Luisium
Schloss Großkühnau
Schloss Georgium (hier ist die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau untergebracht)
Der Park am Sieglitzer Berg

Das Schloss Wörlitz als Zentrum der Parkanlage
Schloss und Kirche von Wörlitz vom anderen Ufer

Die Führung war auf jeden Fall sehr interessant, und ich bin jetzt um ein Vielfaches schlauer als vorher. Ob ich die Führung nochmals machen würde, weiß ich allerdings nicht. Zwei Stunden waren veranschlagt, etwa zweieinhalb wurden es… Die Temperaturen lagen bei etwa 28 Grad, und die Sonne meinte es gut. Man musste immer wieder warten, bis die Gruppe komplett war – und eigentlich sind meine Reisen ja dafür da, dass ich schön mit mir selbst bin… Aber so war es auch gut. Allerdings war danach bei mir etwas die Luft raus – vielleicht zu viel Sonne.
Ich hatte noch anderthalb Stunden Zeit bis zur Rückfahrt, also kehrte ich erst einmal in die Gastwirtschaft im Küchengebäude ein und stärkte mich mit gutem Essen und zwei Bierchen, wobei das erste davon gleich auf der Zunge verdampfte.

Blick zum Venustempel
Das Gotische Haus als Sichtachse

Dann fuhr der Zug zurück… und wenn er nicht alle paar Minuten hätte hupen müssen, wäre ich wahrscheinlich eingenickt. Zurück in Dessau ging es abends in ein Irish Pub namens Shamrock. Es befindet sich im Rathaus, ist quasi ein Ratskeller. Ich freute mich auf Guinness, und sie hatten Murphy’s – aber das war aus. Passend zum Wetter fiel die Wahl dann auf Cider, was auch mal schön war.
Das Pub selbst war stockfinster, alle Gäste saßen draußen… komischer Laden. Aber allzu lange wollte ich eh nicht machen, da ich am nächsten Morgen mit dem 08:00-Uhr-Zug nach Hause fahren wollte. Das ist dann auch so gekommen, und 43 Stunden im Dessau-Wörlitzer Gartenreich waren vorbei. Ein Tag mehr wäre in diesem Fall hilfreich gewesen – dann hätte ich alle Stationen besuchen können. Auch der Wörlitzer Park ist noch viel größer als das, was ich gesehen habe… das bietet also durchaus noch die Möglichkeit für ein oder zwei Tagesausflüge. Die Bauhaus-Sachen stehen ja auch noch aus. Vom Heimatbahnhof Berlin-Gesundbrunnen bis Dessau Hauptbahnhof sind es keine zwei Stunden.
Insgesamt hat es Spaß gemacht. Die Stadt Dessau ist jetzt nicht wirklich der Hingucker, aber die Anlagen des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs lohnen sich auf jeden Fall. Mein Dank gilt Nina, die während der Zeit meine Arbeit mitmachen musste.

Blick auf Synagoge (links) und Kirche (rechts), Goldene Urne (vorn)
Die Wörlitzer Kirche
Graues Haus, späteres Wohnhaus der Fürstin

McLarsen in Krakau (März 2025)

Nach fast zwei Jahren gibt es mal wieder eine Reise, die Deutschland verlässt… Ziel ist die Stadt Krakau in Polen. Noch etwas ist anders als sonst… ich reise nicht alleine, sondern mit meinen Eltern… unser Dreier kommt dabei auf amtliche 218 Jahre. Es sind zwei Tage eingeplant, plus ein paar Stunden vom Anreisetag. Treffpunkt war der Berliner Hauptbahnhof, meine Eltern kamen aus Potsdam, ich vom Gesundbrunnen. Der polnische Zug kam pünktlich, und die Ausstattung konnte sich durchaus mit den deutschen ICEs messen. Eine Besonderheit ist auch, dass eine Platzreservierung im Preis inklusive ist. Die Fahrzeit betrug über 7 Stunden, und da auf der polnischen Seite fast überall an der Bahntrasse gearbeitet wurde, war das mit der Pünktlichkeit dann auch irgendwann vorbei… wir ließen uns davon nicht stören und kamen kurz nach 16:00 am Hauptbahnhof von Krakau an.

Die Reisegruppe Pechmann (Zusammen 218 Jahre alt) kurz nach der Ankunft

  Krakau ist mit etwa 780.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Polens. Sie liegt im Süden des Landes und ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen. Durch die Stadt fließt die Weichsel, die mit einer Länge von 1.048 Kilometern der längste Fluss Polens ist. Die Stadt hat ihre Wurzeln im 9. Jahrhundert und wurde im Mittelalter Bistum und Sitz der herrschenden Adelsdynastien. Im Jahre 1038 wurde Krakau zur polnischen Hauptstadt ernannt und blieb das über mehrere Jahrhunderte. Krakau war Mitglied der Hanse und im Spätmittelalter Anziehungsort für Künstler und Wissenschaftler aus ganz Europa. In dieser Zeit und auch in den nachfolgenden Jahrhunderten entstand eine der schönsten Altstädte Europas mit Meisterwerken aus vielen Kunstepochen. Der Marktplatz in der Altstadt ist der größte seiner Art in Europa. Auf dem Wawel, einer Anhöhe an der Weichsel, stehen mit der Burg und der Kathedrale überregional bedeutende Bauwerke mit zahlreichen Kunstwerken… Die Kathedrale war Krönungs- und Begräbnisort für Polens Könige und bis heute für bedeutende Persönlichkeiten. Krakau war stets ein bedeutendes Zentrum jüdischen Lebens und in der NS-Zeit mit dem Krakauer Ghetto und dem nahen Konzentrationslager Auschwitz Stätte des absoluten Tiefpunkts des Antisemitismus, dem Holocaust… aber auch ein zartes Pflänzchen der Hoffnung: Der Krakauer Industrielle Oskar Schindler rettete viele Juden, indem er sie für seine Emaille-Fabrik arbeiten ließ. Die Fabrik, die auch in der Verfilmung „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg zu sehen war, kann als Museum besichtigt werden. Die Stadt wurde von Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weitestgehend verschont… seit 1978 sind drei Ensembles der Stadt Teil des UNESCO-Welterbes. Im Gegensatz zu anderen polnischen Städten war Krakau zu keiner Zeit eine deutsche Stadt (ausgenommen die Besatzung von 1939–1945), auch wenn zahlreiche Deutsche in der Stadt wirkten.

Auf dem Hauptmarkt mit den Tuchhallen und dem Rathausturm...
Das Adam-Mickiewicz-Denkmal
Die Marienkirche zur blauen Stunde

Nach der langen Zugfahrt waren wir froh, dass wir unsere Unterkunft fußläufig erreichen konnten. Es ging einmal quer durch die Altstadt und etwas weiter westlich von dieser in ein gepflegtes Wohngebiet aus den 1930er Jahren. Die Ferienwohnung ist über 110 qm groß. Sie hatte eine große Küche mit modernster Ausstattung, ein ebenso modernes Badezimmer mit Badewanne und separater Dusche, ein Wohnzimmer und zwei geräumige Schlafzimmer. Sogar drei Biere standen im Kühlschrank kalt. Nachdem wir abgelegt hatten, ging es aber sofort zurück in die Altstadt. Das Zentrum von Krakau hat den größten mittelalterlichen Marktplatz Europas. Auf und an ihm befinden sich bedeutende Baudenkmale wie die Marienkirche mit ihren ungleichen Türmen, die Tuchhallen… ein Gebäude aus der Renaissancezeit, das für den Handel mit Tüchern errichtet wurde – der Rathausturm, das Adam-Mickiewicz-Denkmal (polnischer Nationaldichter) sowie jede Menge Bürgerhäuser, für die die Bezeichnung „Paläste“ sicher nicht so falsch wäre. Wir hatten das Glück, dass wir zur blauen Stunde auf dem gut besuchten Platz waren, so konnten wir jede Menge schöne Fotos in herrlichen Farben ablichten. Irgendwann meldete sich aber ein gewaltiges Hungergefühl, und wir liefen zu einem Bierkeller, den ich im Vorfeld rausgesucht hatte. Wir liefen durch den Planty, eine Parkanlage an der Stelle der ehemaligen Stadtmauern. Dort gab es ein ohrenbetäubendes Konzert von gefühlt tausenden Dohlen, die um diese Zeit offenbar zur Hochform auflaufen. Das C.K. Browar ist eine Brauereigaststätte in einem großen Kellergewölbe. Es bietet verschiedene Sorten selbstgebrautes Bier und deftige Küche. Die Portionen waren mehr als reichlich und verglichen mit deutschen Preisen geradezu billig. Nachdem die Bäuche voll waren, brachte ich die Eltern in die Unterkunft und machte mich auf, um noch das eine oder andere Bier zu verkosten.

Der Wawel zu späterer Stunde
Die Weichsel von einer Brücke aus gesehen
Ein wenig Irland in Polen... Duffy's Irish Bar

Am Wawel vorbei, an und über die Weichsel, kam ich nach einiger Zeit in das Stadtviertel Kazimierz. Das Viertel war bis 1800 eine eigenständige Stadt, und große Teile davon waren von jüdischen Einwohnern geprägt. Heute ist es ein wenig Szeneviertel, das teilweise an Ostberlin kurz nach der Wende erinnert, wenngleich auch der größere Teil der Bebauung inzwischen saniert ist. Ich hatte mir zwei Trinkstätten ausgesucht. Die erste hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt, sodass ich da gar nicht erst rein bin. Die andere war ein Irish Pub namens Duffy’s. Dort gab es Guinness und Fußball mit eher nervigen Fans. Also beschloss ich, dass der Abend nicht so lang wird, und trat nach drei Pints wieder den Heimweg an. Dabei entstand noch die eine oder andere Nachtansicht auf der Kamera.

Der Hauptmarkt mit den Tuchhallen am nächsten Morgen
Der gleich zu besteigende Rathausturm
Blick vom Rathausturm

Am nächsten Vormittag gingen wir wieder in die Innenstadt, und als Erstes war Frühsport angesagt… erstmal 110 Stufen unterschiedlicher Maße hoch und später wieder runter. Der Rathausturm stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist der einzige Teil des alten Krakauer Rathauses, das im 19. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Für ein geringes Eintrittsgeld steigt man die Stufen glücklicherweise nicht auf einmal hoch; zwischendurch sind immer wieder Etagen mit Ausstellungsstücken aus der Krakauer Geschichte zu sehen. Im fünften Geschoß angekommen, war ich erstmal ein wenig enttäuscht, da die Türen zu den kleinen Balkonen, welche die Aussichtsplattformen darstellen, fest verschlossen waren… es war also nur möglich, durch die Fenster zu schauen… ok… es wäre wahrscheinlich auch zu gefährlich gewesen… dann ging es wieder treppab, und ich war froh, dass wir drei wieder unverletzt auf den Krakauer Boden zurückgekehrt waren… im Mittelalter gab es halt noch keine Normen für Treppenstufen. Nach dem Abstieg gingen wir in Richtung Marienkirche; es war kurz vor 11 Uhr, und zu jeder vollen Stunde gibt es eine Touristenattraktion, deren Tradition bis weit ins Mittelalter reicht. Seit dem 14. Jahrhundert läutet der Türmer erst von Hand die Glocke, danach wird mit einer Trompete in alle vier Himmelsrichtungen der Hejnał gespielt, ein polnisches Signal des Triumphes… in Krakau wird es etwas abgekürzt… es soll sich zugetragen haben, dass der Türmer 1241 von einem Pfeil eines mongolischen Angriffs getroffen wurde… deshalb wird es nur bis zu dieser Stelle gespielt und bricht dann ab. In der Neuzeit wird der Job von musikalisch talentierten Mitarbeitern der Krakauer Feuerwehr erledigt… schließlich soll das Signal auch verkünden, dass alles in Butter ist und es nicht brennt.

Marienkirche kurz vor 11...

…und Punkt 11 mit der Trompete aus dem rechten obersten Fenster im linken Turm

Danach wollten wir die Kirche besichtigen, kamen aber nur ein kleines Stück rein bis zu einer Absperrung zwischen Eingangshalle und Kirchenschiff… wir dachten, dass vielleicht gerade eine Messe oder Ähnliches ist, und kamen später wieder… gleiches Bild… dann… aha… erst Eintrittskarte kaufen, und dann durch einen Eingang auf der Südseite klappt das. Endlich drinnen in der gotischen Basilika, welche zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert errichtet wurde, musste ich dann doch staunen… ich habe ja beileibe schon viele Kirchen von innen gesehen… das hier war, glaube ich, der prächtigste Innenraum einer gotischen Kirche, die ich je besichtigt habe… sicher gibt es auch anderswo viel Lametta, aber die Marienkirche ist kein Mega-Dom, eher eine mittelgroße Stadtkirche… so wirkt das alles nicht monumental zugekleistert, sondern einfach nur prächtig. Auffällig sind neben zig verschiedenen Altären, Epitaphien, Bildern etc. vor allem die Ausmalung von Wänden und Gewölben… etwas, was früher normal war, aber meistens im Laufe der Jahrhunderte verloren ging. Das überregional bekannteste Kunstwerk ist der Krakauer Hochaltar von Veit Stoß. Es gilt als sein Hauptwerk und ist eines der bedeutendsten Kunstwerke seiner Zeit. Über andere Werke des nicht unumstrittenen Nürnberger Künstlers kann man übrigens in meinem Nürnberger Blog von 2022 lesen.

Mittelschiff nach Osten
Pracht so weit das Auge reicht
Hochaltar von Veit Stoß

Wir schlenderten noch durch die Gassen und Plätze der komplett blitzeblank restaurierten Altstadt und schauten in die eine oder andere Kirche oder Kapelle hinein. Danach ging es Richtung Kazimierz, wo ich gestern Abend schon wandelte. Hauptziel war es mittlerweile, etwas zu essen und mal ein paar Minuten zu sitzen… wir drei sind ja schließlich mit 218 Jahren keine Hundert mehr. Fündig wurden wir auf einem kleinen Markt mit verschiedenen Imbissständen und stärkten uns zum Mittag. Anschließend ging es über den Marktplatz von Kazimierz mit dem Rathaus aus der Renaissance-Zeit vorbei in Richtung Weichsel, ab und zu mal kurz auf eine Parkbank und dann ganz langsam zurück Richtung Unterkunft. In einem nahen Café gab es dann… Kaffee und Kuchen, anschließend ein kurzes Päuschen… dann Abendbrot wieder im C.K. Browar.

Altstadt Richtung Florianstor
In Kazimierz
Das Rathaus der ehemaligen Stadt Kazimierz aus der Renaissance-Zeit

Meine Eltern sind dann zurück Richtung Unterkunft und ich startete meine persönliche Guinness-Nacht… ok, das klingt jetzt wie ein Festival… war aber freilich unspektakulär… erste Station „Pod Papugami“, ein Irish Pub, was irgendwas mit Papagei heißen soll… im Falle von Guinness erwartet man eher den Tukan… war anfangs nicht so voll, ich hatte einen guten Platz nahe der Bar und fand den Laden ganz gut. Weiter ging es zur Single Scena Music Bar, gefühlt nur 50 Meter entfernt… ein Kellergewölbe mit Livemusik, ohne Eintritt, aber mit teureren Preisen für die Getränke… nicht unlogisch… es spielte jemand am Klavier irgendwelche Klassiker der Rock- und Popwelt aus der Vergangenheit… das war nicht unangenehm und der Laden hatte durchaus etwas… ich hatte aber noch andere auf’m Zettel… next stop: Oldsmobile Pub, ebenfalls nur wenige Minuten entfernt… hier fand ich es nicht so gut, das Personal war nicht auf Zack und das Guinness war äußerst schlampig gezapft… das mag eine Macke von mir sein, aber es spornt mich immer wieder an, es im eigenen Laden besser zu präsentieren. Ein letzter Ort war noch auf dem Plan, der hieß English Football Club. Normalerweise entspringen ja meine Leidenschaften der britisch-irischen Inseln eher in Schottland und Irland… England hassen aus historisch guten Gründen beide; was Fußball angeht, kann aber weder Schottland noch Irland mit England mithalten… mein Interesse an Fußball ist ja derzeit etwas runtergefahren… aber mein FC Liverpool hält mich derzeit gut bei der Stange… aber davon ab, Fußball gab es heute nicht zu sehen, es ist Länderspielpause und es geht auch nicht darum… die hatten Guinness und eine interessante Location… mal wieder ein Kellergewölbe… es war laut, da echte Engländer da waren und es wurden Schlachtgesänge geschmettert, obwohl niemand gespielt hat… für eine halbe Stunde war das ok… ansonsten halte ich mich nicht ganz ohne Grund den Fußballstadien in aller Welt eher fern… interessant fand ich auch, dass der Laden, der bestimmt 100 Leute oder mehr bewirten kann, exakt eine Unisex-Toilette hatte… hmm… Halbzeit… ok, nicht mein Problem. Abschließend warf ich noch einen Blick in zwei Pubs am Markt, aber da war Rambozambo, wie man derzeit in gewissen Kreisen sagt… das brauchte ich jetzt auch nicht mehr und ab Richtung Unterkunft… nicht ohne noch mehrmals auf dem Weg von irgendwelchen Lockvögeln bzw. Löckvögelinnen… (wie gendert man Lockvogel?) angeworben worden zu sein, noch hier und da einzukehren… das ist in Krakau etwas lästig. Es folgte die verdiente Nachtruhe.

Musik und irische Kaltgetränke in der Single Scena Music Bar
Mehr Polen geht nicht - Wawel mit Schloß und Kathedrale
...ganz schön groß... erstmal orientieren...

Für den zweiten ganzen Tag waren vor allem die Sehenswürdigkeiten um den Wawel vorgesehen und ein wenig Richtung Podgórze… einem Bezirk auf der anderen Weichselseite. Der Wawel ist ein Hügel, der direkt an der Weichsel liegt und mit dem Wawel-Schloss und der Wawel-Kathedrale überregional bedeutende Bau- und Kunstdenkmale beherbergt… kaum irgendwo anders ist es polnischer als hier. Voraus ging die Legende von einer Drachenhöhle am Wawel, die der Ritter Krak besiegte und die dann entstehende Stadt nach ihm benannt wurde. Seit dem frühen Mittelalter ist eine Burg an dieser Stelle belegt. Die Nachfolgebauten wurden zum Wohnort der polnischen Könige und die Kathedrale ihr Krönungs- und Bestattungsort. Es gibt dort Spuren aller Kunst- und Baustile von der Romanik bis zum Klassizismus zu bewundern. Wir buchten die größere der beiden Touren, die man mit Audioguide selbst erkunden kann. Es ging durch zwei Etagen, durch zahlreiche Säle, Zimmer und andere Räumlichkeiten… alle gespickt mit unzähligen Kunstwerken aller Art. Die Besichtigung dauerte über zwei Stunden, es war sehr interessant, aber auch auf eine spezielle Art anstrengend… wir sind alle drei lieber eher zügigen Schrittes unterwegs als zentimeterweise… und dann war da ja noch die Kathedrale.

Der Innenhof des Schlosses
Im Inneren des Schlosses
Die Kathedrale grenzt direkt an das Schloß

Dieser Dom ist anders als das, was man gewöhnlich als Kathedrale versteht. Das beginnt mit der eher überschaubaren Größe und geht mit einer unübersichtlichen Aufteilung des Innenraumes weiter. Das eigentliche Kirchenschiff ist eher klein; es gibt einen Hochaltar, zahlreiche Kapellen als Anbau sowie große, verwinkelte Krypten mit den Grablagen von so ziemlich allen Polen von Rang und Namen. Am populärsten (oder besser… wem ich so kannte) möchte ich folgende Namen nennen: Kasimir der Große, August der Starke (war neben Sachsen auch Polens König), Dichter Adam Mickiewicz, Frederic Chopin und Lech Kaczyński. Der vorgegebene Weg leitete uns auch auf den Turm mit der größten und wohl bekanntesten Glocke Polens, der Sigismund-Glocke von 1520… eigentlich war das nicht unbedingt geplant, aber einmal in der Masse auf den engen Stiegen des Turms gelandet, gab es kein Zurück mehr… war auch schön… nur war an diesem Tag der Wawel dermaßen von Menschenmassen geflutet, dass es langsam etwas anstrengend wurde.

In der Wawel Kathedrale
Die Sigismund-Glocke

Nach einer kurzen Kaffeepause gingen wir dann Richtung Kazimierz und dann über eine künstlerisch aufwendig gestaltete Fußgängerbrücke über die Weichsel. Unser Ziel war der Platz der Ghettohelden. Hier wandelt man auf der düsteren Spur der Geschichte, dem Krakauer Ghetto. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Krakau etwa 64.000 Juden, immerhin etwa 25 % der Gesamtbevölkerung… die meisten im Bezirk Kazimierz. Nach dem Einmarsch der Nazis wurde 1941 in Podgórze ein Ghetto für die Juden errichtet, 400 x 600 Quadratmeter Fläche für die verbliebenen etwa 15.000 Juden, die noch nicht deportiert oder ermordet wurden. 1943 wurde das Ghetto geräumt; entweder wurden die Menschen gleich vor Ort hingerichtet oder in die nahen Konzentrationslager Bełżec, Płaszów oder Auschwitz geschafft. An die Jahre des Krakauer Ghettos erinnert eine Installation mit Stühlen auf dem Platz der Ghettohelden. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich die ehemalige Emaillefabrik von Oskar Schindler, bekannt aus dem Film von Steven Spielberg und sowas wie eine Ausnahmeerscheinung seiner Zeit. Für die Besichtigung fehlte uns mittlerweile die Kraft, und nach einer Essenspause in einem Café nahe der Weichsel machten wir uns langsam auf den Rückweg.

Fußgängerbrücke mit Skulpturen von Akrobaten des Künstlers Jerzy Kędziora
Platz der Ghettohelden

Das schöne Wetter der vergangenen Tage war inzwischen vorbei, aber es blieb zumindest trocken. Wir liefen auf der südlichen Seite der Weichsel Richtung Unterkunft und mussten wegen einer Baustelle am Rande von größeren Straßen laufen. Unterwegs besorgten wir uns noch etwas fürs Abendessen, was wir später auch zu uns nahmen. Ich bin dann nochmal in die Altstadt für ein paar Biere und kehrte nochmals ins Pod Papugami Pub ein. Dort war es deutlich voller als am Vortag, aber im Keller gab es eine zweite Bar, die ich dann fast für mich alleine hatte. Nach ein paar Guinness ging es dann aber schon rechtzeitig Richtung Unterkunft, schließlich war für den nächsten Morgen 06:00 Uhr Aufstehen angesagt… eine Zeit, die ich normalerweise gar nicht mehr kenne. Es hatte dann aber alles gut geklappt und wir stiegen pünktlich in unseren Zug nach Berlin. Diesmal hatten wir ein Sechser-Abteil mit viel zu niedrigen Sitzen… das war wenig bequem für die lange Zeit, und dazu machten wir noch Bekanntschaft mit der einen und anderen Flitzpiepe im Abteil… trotzdem sind wir wohlbehalten in Berlin angekommen. Tja, was soll ich sagen… sehr schön war es, wir hatten großes Glück mit dem Wetter, schließlich war es erst März. Die Unterkunft war prima, die Stadt wunderschön, und wir haben so viel gesehen, wie es für die kurze Zeit möglich war. Die Altstadt erinnert durchaus an manche deutsche Städte wie z.B. Regensburg oder Nürnberg… man sollte Krakau dringend mal gesehen haben. So viel zu unserer Reise nach Krakau… ich bedanke mich wie immer bei Nina, die zuhause den Laden geschmissen hat, sowie bei meinen Eltern für die kostbare gemeinsame Zeit zusammen. Zum Abschluss noch ein paar weitere Bilder ohne großen Text.

Reisegruppe Pechmann am letzten Tag
Altstadt mit Marienkirche
Kronleuchter in der Marienkirche von unten
Die romanische Andreaskirche
Ungewöhnliche Kanzel in Form eines Schiffes in der Fronleichnam Basilika
Brutalismus am Ufer... und ein Rummel

Fußgängerbrücke mit Skulpturen von Akrobaten des Künstlers Jerzy Kędziora II.

Der Wawel vom anderen Weichselufer...
...und vom Rathausturm...
Teile der ehemaligen Stadtbefestigung I.
Teile der ehemaligen Stadtbefestigung II.
Das gleiche von der anderen Seite zu später Stunde
Florianstor am Abend
Natürlich ist die Marienkirche auch das letzte Bild

McLarsen in Magdeburg (Februar 2025)

Magdeburg, 18.02.2025… Die zweite Erkundungsreise des Jahres 2025 sollte eine Stadt sein, die kurzfristig zu erreichen ist und von der ich auch in zwei Stunden wieder am Wohn- und Arbeitsplatz bin… und da war dann Magdeburg… bereits seit langer Zeit im Fokus… aber auch nach dem Motto behandelt: Der Dom… und was sonst noch? Magdeburg gilt nicht umsonst als Beispiel dafür, daß nach den schweren Zerstörungen des zweiten Weltkrieges nicht unbedingt nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden musste… also alter Kram weg und Neubauten mit genügend Platz für kommunistische Massenaufläufe am ersten Mai und siebten Oktober. Da ich mich im Vorfeld meiner Touren stets ziemlich genau vorbereite, wußte ich aber schon, daß es mehrere weitere Sehenswürdigkeiten in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt gibt. Heute war Anreise mit dem Regionalexpress von Berlin bis Magdeburg in gut anderthalb Stunden. Da es noch etwas zu früh für den Checkin im Hotel war, parkte ich meine Reisetasche derweil im Schließfach am Bahnhof und machte mich auf dem Weg zum Dom. Die äußeren Umstände waren prima, es gab strahlend blauen Himmel und Temperaturen im einstelligen Minusbereich. Jeden Tag um 14:00 Uhr findet eine Führung im Dom statt und wenn ich schon mal da bin, dann mache ich die auch. Ich hatte das Glück der einzige Interessent gewesen zu sein und so war die Tour etwas lockerer. Es hat sehr viel Spaß gemacht Dr. Lange zuzuhören, er ist ein sehr netter Guide, der mit jedem Detail dieses Riesenbaus vertraut ist. Nach etwas mehr als einer Stunde war ich erheblich schlauer, aber auch etwas unterkühlt… sehr warm ist es schließlich nicht in der Kirche.

Der Dom von Osten
Dom - Mittelschiff nach Osten
Durch den Lichteinfall der tiefen Sonne ergab sich eine besondere Ausleuchtung

Der Magdeburger Dom St. Mauritius und St. Katharina ist nach Köln und Ulm der drittgrößte Kirchenbau Deutschlands. Der Nachfolgebau einer romanischen Basilika aus der Zeit von Kaiser Otto wurde 1209 begonnen und mit den abschließenden Westtürmen 1520 vollendet. Er ist somit der erste gotische Dom auf deutschem Territorium und eine der wenigen großen Kirchen, bei denen die Türme bereits im Mittelalter fertiggestellt wurden. Bei der Verwüstungsorgie vom 10.05.1631 (Magdeburger Hochzeit) wurde der Dom geschont. Im 19. Jahrhundert, Napoleons Truppen machten aus der Kirche mal eben einen Pferdestall… war der Zustand des Magdeburger Doms abbruchreif…Das Gebäude ging in staatlichen Besitz über und wurde unter Leitung von Karl Friedrich Schinkel umfassend restauriert. Im zweiten Weltkrieg wurden Teile der Kathedrale beschädigt und kurz darauf wieder aufgebaut. Im Dom befinden sich die Grabstätten zahlreicher Prominenter der Vergangenheit… besonders hervorzuheben die letzten Ruhestätten von Kaiser Otto I. (momentan in Restaurierung) und seiner ersten Frau Königin Editha von England. Die Kanzel ist eine der bedeutendsten Kunstwerke der Renaissance auf deutschem Boden. Der Taufstein stammt aus der römischen Kaiserzeit und war ursprünglich ein Springbrunnen… Er ist damit älter als jedes andere Taufbecken nördlich der Alpen… noch zahlreiche weitere Kunstschätze gibt es zu bestaunen, man kann viel Zeit in den alten Gemäuern verbringen.

Das romanische Kloster Unser Lieben Frauen ist heute ein Kunstmuseum
Der Alte Markt mit Rathaus, Goldenen Reiter und Johanniskirche
Der Goldene Reiter ist wohl Kaiser Otto I.
Sozialistischer Klassizismus am Ulrichplatz

Nach der Besichtigung des Domes holte ich erstmal meine Tasche vom Bahnhof und checkte im nahen B&B Hotel ein… eine praktische und preiswerte Unterkunft. Es folgte ein Bummel durch die Altstadt… die Sonne ging gerade Richtung Zielgerade und leuchtete alles was nach Richtung West und Süd zeigte, intensiv an… so entstanden schöne Bilder. In der Altstadt sind die meisten Gebäude weniger alt als anderswo, nach den schweren Zerstörungen vom 16.01.1945 wurden die historischen Bauten größtenteils gesprengt und mit zeitgemäßer Architektur ersetzt… das hat mit den Bauten des sogenannten Stalinklassizismus durchaus seinen Reiz… aber wie auch nach den ähnlichen Bauten in der Berliner Frankfurter Allee war dann für den ganzen Zuckerbäckerzinnober (schönes Wort) kein Geld mehr da und die Platte hielt Einzug. In Magdeburg wurde auch nach der Wende viel gebaut und außer der irgendwie außer Konkurrenz stehenden Grünen Zitadelle von Friedensreich Hundertwasser machen die meisten neueren Gebäude optisch nicht wirklich viel her. Es gibt kleine Inseln wie den Alten Markt mit dem Rathaus und dem Goldenen Reiter, einige Reste der alten Stadtmauer und diverse Kirchen, von denen eine Vielzahl allerdings für andere Zwecke verwendet werden.

Im Restaurant Hegel

Nachdem die Sonne nun untergegangen war, kamen Hunger und Durst ins Spiel… dafür bin ich ja ein kleines Trüffelschwein und finde da manchmal die schönsten Orte… wie diesmal das „Hegel“ Das kleine Restaurant befindet sich in einem Kellergewölbe in der Hegelstraße, wenige hundert Meter vom Dom entfernt. Es gibt deutsche Küche und dazu lokale Biere der Sudenburger Brauerei (Helles, Pils, Rubin) und… tärääh… Guinness. Der Laden ist liebevoll gestaltet und mit Gastwirt Thomas freundete ich mich im Laufe des Abends ganz gut an… unter Kollegen gibt es ja immer viel zu erzählen und so verging der Abend recht schnell. Anschließend lief ich dann zur nahen Hubbrücke und fing ein paar schöne Nachtbilder ein bevor es dann ins Bett ging.

Die Hubbrücke von 1848 zu später Stunde
Der Dom in der Nacht

 Magdeburg ist die Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Mit ihren etwa 242.000 Einwohnern ist sie die größte in ihrem Bundesland und bundesweit steht die Stadt auf Platz 32. Die Stadt liegt an der Elbe und ist etwa 150 Kilometer von Berlin entfernt… die nächste größere Stadt ist mit Braunschweig etwa 80 Kilometer entfernt.
Magdeburg war im Mittelalter eine der größten und bedeutendsten Städte auf deutschem Territorium. Sie wurde 805 zum ersten mal urkundlich erwähnt, die Stadt ist seit 968 Erzbistum durch Kaiser Otto I. Magdeburg erlebte drei krasse Katastrophen, 1207 war die erste, als ein Feuer die Stadt mit dem Ottonischen Dom zerstörte. Später war die Stadt ein Zentrum der Reformation… im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt so stark geplündert und zerstört, daß mit „Magdeburgisieren“ ein eigenes Wort entstand… die Stadt schrumpfte danach von 35.000 Einwohnern auf unter 500. Seit dem Massaker fand die Stadt nie wieder zu ihrer alten Blüte zurück. Die dritte Großkatastrophe teilt sich die Stadt mit vielen anderen deutschen Städten… im zweiten Weltkrieg, besonders beim verheerenden Luftangriff vom 16.01.1945 wurde Magdeburg schwer zerstört… 90% der Altstadt und viele Kirchen und Baudenkmäler waren betroffen. Nach dem Krieg wurde Magdeburg größtenteils modern aufgebaut, mit Stalinbauten und Aufmarschplätzen Ulbricht und Co… nur vereinzelte historische Bauwerke wurden rekonstruiert. Wahrzeichen der Stadt ist ohne Frage der Dom… eine der größten seiner Art in Deutschland und dort die erste komplett gotische Kathedrale. Weitere Sehenswürdigkeiten sind andere Kirchenbauten, das Rathaus, der Magdeburger Reiter und die Grüne Zitadelle von Friedensreich Hundertwasser.

Die Hubbrücke am nächsten Morgen
Elbpanorama mit Dom und Kloster Unser Lieben Frauen

Am nächsten Morgen startete ich an dem Ort, mit dem ich gestern aufhörte… nein, nicht die Kneipe… sondern die Hubbrücke. Diese Hebebrücke stammt aus dem Jahr 1848 und war als eingleisige Verbindung der Eisenbahn konstruiert worden. Relativ schnell gelangte sie ins technische Hintertreffen und wurde nur noch für Güterverkehr benutzt. Inzwischen ist sie für Fußgänger und Radfahrer die Verbindung zur Insel Werder und dem Stadtpark Rotehorn. An der Brücke sind Leuchtinstallationen angebracht und für die Erhaltung wurde viel gespendet, was auch überall auf der Brücke vermerkt wurde. Auf der anderen Seite der Brücke liegt die Insel Werder. An einer kleinen Uferstraße entlang bieten sich die schönsten Ansichten der Altstadt, stets natürlich dominiert vom… klar… Dom. Der Weg geht noch weiter, aber ich benutzte dann die große, moderne Neue Strombrücke um wieder auf das linkselbische Territorium zu kommen… dort wartete bereits meine nächste Station: Die Johanniskirche. St. Johannis war die bürgerliche Stadtkirche, sie steht unmittelbar hinter dem historischen Rathaus. Die Kirche steht ein wenig für das Schicksal der Stadt… sie brannte mehrmals ab und wurde wieder aufgebaut… unter anderem auch nach der Verwüstung im Mai 1631, was unter dem Namen Magdeburger Hochzeit in die Geschichtsbücher eingegangen ist… Abteilung: Besonders Grauenvoll.

St. Johannis von Osten
Die gotische Kirche dient heute als Konzerthalle
Skulptur "Die trauernde Magdeburg"

 

 Die Magdeburger Hochzeit… Was so schön romantisch klingt, war einer der barbarischsten Kriegsverbrechen seiner Zeit… der des Dreißigjährigen Krieges… einer Zeit, die sowieso grausam war. Magdeburg war damals nach Köln die größte und reichte Stadt Deutschlands. Seit Luther 1524 in der St. Johanniskirche gepredigt hatte, wurde Magdeburg schnell zum mitteldeutschen Zentrum der Reformation und stand im Dreißigjährigen Krieg zwischen den Fronten… seit Jahren zahlte die Stadt kein Geld mehr an den katholischen Kaiser, die Stadt wurde geächtet und im Frühjahr von den kaiserlichen Truppen um die Generäle Tilly und Pappenheim (…genau, von dem kennt man seine Pappenheimer) umlagert… mehrere Ultimaten zur Kapitulation ließ die vielleicht auch etwas arrogante Bürgerschaft verstreichen… ein großer Batzen Geld von der reichen Stadt hätte wohl tausende Menschenleben retten können, aber man wartete auf die verbündeten Schweden… die waren aber noch weit weg und außerdem arg geschwächt. Am 20. Mai 1631 durchbrachen die etwa 24.000 unterbezahlten und hungrigen Söldner der kaiserlichen Truppen in die Stadt ein, welche etwa 30.000 Einwohner zählte. Es wurde geraubt, getötet, vergewaltigt, niedergebrannt… alles was in den Weg kam, schwangere Frauen, Kinder, Alte, egal… im Nachhinein waren sogar beteiligte Schergen über das Ausmaß der Brutalität entsetzt. Die Gewaltorgie dauerte 4 Tage bis Tilly Einhalt gebot. Die Stadt war mit Ausnahme des Doms komplett verwüstet, wer überlebte war obdachlos… die Stadt mit einst 30.000 Einwohnern schrumpfte in der Folgezeit unter 500. Der Name Magdeburger Hochzeit kommt übrigens daher, daß im Magdeburger Stadtwappen eine Jungfrau zu sehen ist… die wollte nicht mit dem katholischen Kaiser… und wurde im Mai 1631 quasi zwangsverheiratet… wenns nicht so traurig wäre könnte man fast schmunzeln. Seit der Katastrophe 1631 gab es lange Zeit die Bezeichnung „Magdeburgisieren“… als Ausdruck für die brutalste, schwerste Zerstörung.
Von diesen Tagen hatte sich die Stadt nicht mehr erholt, sie wurde nie wieder so bedeutend wie vorher… das läßt etwas Raum für Spekulation was sie wohl hätte werden können… eine Ortschaft namens Berlin war damals nur ein paar Brandenburgern bekannt.

Magdeburg nach dem Bombenangriff 1945... links die Johanniskirche

Zurück zur Johanniskirche… Nachdem sie nach der Zerstörung von 1631 wiedererrichtet wurde, hatte sie ein paar Jahrhunderte Ruhe, bis zum 16. Januar 1945… dem anderen schwarzen Tag der Stadt, als die Royal Air Force innerhalb von 40 Minuten 12.500 Tonnen Bomben auf die Stadt verteilte… mindestens 5000 bis 6000 Menschen starben, zehntausende wurden schwerverletzt, unzählige obdachlos… die Altstadt wurde zu 90% komplett zerstört, die gesamte Stadt zu etwa 60%. Die Johanniskirche war nur eine der vielen, abertausenden Gebäude die zerstört waren, an ihrem Zustand änderte sich viele Jahre nichts… es ist ja auch nicht unbekannt, daß die neuen Machthaber in Ostdeutschland mit Kirchen nicht viel am Hut hatten… immerhin wurde die Ruine nicht gesprengt, wie beispielsweise die Ulrichkirche… um es kurz zu machen, die Kirche wurde rein äußerlich wieder aufgebaut aber nicht als Kirche sondern als Raum für Konzerte und andere Veranstaltungen, eine interessante Mischung aus Alt und Neu. Man kann das Gebäude zum Preis von 3€ besichtigen, inklusive Turmbesteigung… für mich ja immer wieder eine (fast) kostenlose Möglichkeit, meine Beinmuskulatur etwas zu trainieren… 277 Stufen… ok, da gabs schon mehr Lametta… war trotzdem froh das niemand oben war als ich etwas abgekämpft und puterrot auf der Plattform ankam… quasi platt. Die Aussicht war natürlich prima bei dem Wetter. Nach dem Abstieg besichtigte ich noch eine kleine Ausstellung über die Reformation in Magdeburg im Untergeschoß der Vorhalle. Vor dem Hauptportal der Kirche war noch viele Kerzen, Bilder und andere Gegenstände der Trauer vom Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vom 20.12.2024 zu sehen… der war in unmittelbarer Nähe der Kirche.

Blick auf den Alten Markt vom Turm der Johanniskirche
Dom, Klosterkirche, Grüne Zitadelle und St. Sebastian (v.l.n.r.)
Wallonerkirche, St. Petri, Magdalenenkapelle (v.l.n.r.)

 Im Anschluß sah ich mir noch drei weitere Kirchen an, allerdings nur von außen, sie liegen nördlich der Johanniskirche nahe der Elbe… es handelt sich um St. Petri, Magdalenenkapelle und die Wallonerkirche. Über den Alten Markt ging es dann wieder zum Breiten Weg, der großen Straße im Stadtzentrum… einst barocker Prachtboulevard, jetzt Paradis für Betonfetischisten… bis auf eine Ausnahme: Die Grüne Zitadelle, letztes großes Bauwerk des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000). Wie viele andere seiner Bauten wird die gerade Linie bei diesem Komplex aus Wohnort, Läden, Gastronomie, Hotel, Theater und Kindergarten – konsequent vermieden. Die Natur spielt eine große Rolle, das Gebäude ist begrünt mit Rasen, Pflanzen und Bäumen. Anfangs war das Bauwerk das heute viele Touristen anzieht nicht unumstritten… man war der Meinung das verschandele den Blick zum Dom… tzzz… als ob es da noch etwas zu verschandeln gab… nun ja… heute meckert keiner mehr, im Gegenteil… niemand will damals etwas dagegen gesagt haben…

Die Grüne Zitadelle am Breiten Weg
Grüne Zitadelle, Innenhof
Grüne Zitadelle - Details

Am Nachmittag ging es auch um mehr oder weniger moderne Architektur… mit der Straßenbahn ging es auf die andere Seite der Elbe in den Bezirk Brückfeld, dort befindet sich das Messegelände, das FCM Fußballstadion und eine Mehrzweckarena… außerdem in Sichtweite ist der Jahrtausendturm, ein 60 Meter hoher Ausstellungs- und Aussichtsturm… um all das sollte es aber nicht gehen, sondern um die Angersiedlung. Die Angersiedlung ist ein kleines Wohngebiet mit Wohnbauten die zwischen 1900 und 1938 entstanden sind… wie ein Freiluftmuseum kann man von Straße zu Straße die jeweiligen Baustile dieser Zeit erkunden…Späthistorismus, Jugendstil, Expressionismus, Neues Bauen (Frühphase), Neues Bauen (Spätphase), Abkehr vom Neuen Bauen in der NS-Zeit. Irgendwann muß ich auch mal die Berliner Bauten abklappern… einige sind UNESCO Welterbe… einige sogar bei mir im Wedding… aber wie das so ist… das Gute ist so nah und rennt nicht weg… kann ruhig warten.

Späthistorismus (1900-1910) in der Berliner Chaussee
Jugendstil (1910-1916) in der Zerbster Straße
Expressionismus (1922) in der Wörlitzer Straße
Neues Bauen (Anfänge) 1926-1927 in der Coswiger Straße
Neues Bauen (Spätphase) um 1931 in der Bauhausstraße
Abkehr vom Neuen Bauen 1935 in der Georg-Heidler-Straße

Danach ging es mit der Tram in den Süden der Stadt in den Bezirk Sudenburg. Dort gibt es wirklich wunderschöne Gründerzeitenarchitektur und schöne alte Straßenzüge… der Bezirk blieb von den Kriegszerstörungen nahezu vollständig verschont. Eine spezielle Straße war mein Ziel, sie heißt Otto Richter Straße. In den 1920er Jahren wirkte der berühmte Architekt Bruno Taut in Magdeburg und warb für mehr Farbe beim Bauen… Das wurde in dieser Straße beeindruckend umgesetzt und das war mir auch den langen Fußweg wert. Als Belohnung für die inzwischen über 20.000 getätigten Schritte gab es dann ein paar Guinness im Pub „The Lion“ der zufällig in der Nähe war… nix besonderes, der Laden… dann lieber noch auf einen Absacker im Hegel und damit war der Tag dann auch schon vorbei.

Die bunte Otto Richter Straße

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen und mit dem Zug zurück nach Berlin… diesmal ohne jede Überraschung seitens der Bahn… soll ja auch mal erwähnt werden.
Das waren also 43 Stunden in Magdeburg… schön wars… besonders das Wetter hat gepasst… ich habe alles gesehen was ich sehen wollte, ob die Landeshaupstadt eine schöne Stadt ist, liegt im Auge des Betrachters… der Dom alleine aber lohnt bereits die Anreise, den Rest schöner Dinge muß man sich dann schon alleine erkunden… mir hat es viel Spaß gemacht.

Zum Schluß noch ein paar Bilder ohne großen Text…

Der Domplatz mit dem Landtag von Sachsen-Anhalt
Die über 100 Meter hohen Westtürme des Doms
Der Breite Weg mit der Grünen Zitadelle
Bunt zum 1. - Die Südseite der Grünen Zitadelle
Bunt zum 2. - Die Fenster der Johanniskirche
Bunt zum 3. - Otto Richter Straße
Stadtansicht von Magdeburg von der Hubbrücke über der Elbe

McLarsen auf den Spuren des Westfälischen Friedens: Osnabrück und Münster (Januar 2025)

Osnabrück, 14.01.2025…Meine erste Erkundungstour im Jahr 2025 führt mich in zwei Städte, die für den Westfälischen Frieden von 1648 stehen: Osnabrück und Münster. Die Städte sind zwar irgendwie miteinander verbunden, aber anderseits auch nicht… beide waren Bühne des ersten Friedens der Weltgeschichte, der auf dem Weg der Diplomatie entstanden ist… boten aber auch Bühne für die jeweils andere Kriegspartei… Osnabrück auf der protestantischen und Münster auf der katholischen Seite. Gemeinsam wurden beide Städte im zweiten Weltkrieg komplett zerstört und danach auch wieder aufgebaut… Münster gehört zu Nordrhein Westfalen, Osnabrück zu Niedersachsen. In beiden Städten war ich vor gut 30 Jahren bereits… in Münster lebte seinerzeit eine meiner ersten Freundinnen… aber das ist sehr lange her und etwas Auffrischung des Wissens über die Städte kann nicht schaden… zumal ich ja mit Mitte 50 einen etwas anderen Blick auf die Dinge habe…

Der Osnabrücker Hauptbahnhof von 1895

Jede Reise beginnt mit der Anreise… damit kommt in der Regel die Deutsche Bahn ins Spiel und damit auch stets ein Hauch von Abenteuer… war heute nicht anders… plötzlich war der Status in der App „Verbindung entfällt“… jo…prima… naja, ich will hier nicht jedes mal ein Faß aufmachen, aber grrrrrrr… Via Hamburg und Bremen landete ich dann schließlich doch noch in Osnabrück und das nur ca. 45 Minuten später als ursprünglich geplant. Residenz für die drei Nächte ist das Ibis Budget Hotel am Hauptbahnhof, was aus dem Baukasten kommt, aber mit 56€ pro Nacht mit Frühstück meinerseits auch keine Wünsche übrig lasst… mir reicht das völlig.

Das gotische Rathaus von Osnabrück...
...mit dem Stadtgründer Karl der Große
Die Türklinke zum Rathaus ist ein Kunstwerk von 1963
Der Friedenssaal... am Computer etwas heller gedreht

Mit den Anreisetagen ist es immer so eine Sache… man ist zu spät da, um noch viel zu sehen… im Winter zumindest. Ursprünglich hatte ich vor, den Dom zu besichtigen… das hätte zeitmäßig gut gepasst… nun hab ich aber das Pech, das der Dom von gestern an etwa zwei Monate wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist… ok… dann ab ins Rathaus, schließlich einer der Hauptschauplätze des Westfälischen Friedens… der Friedenssaal ist bis 17:00 geöffnet und kostenlos zu besichtigen… das stimmt… allerdings ist er nahezu zappenduster… ein paar indirekte Strahler verhindern, das man nirgendwo aneckt… aber die ganzen Portraits der damaligen Protagonisten kann man nur erahnen… obwohl sie eh gleich aussehen… etwa wie ich Mitte der 1990er Jahre mit langen offenen Haaren und Ziegenbart… ganz so krass war ich allerdings nicht angezogen… obwohl… Themawechsel… nach dem etwa 50 qm großen dunklen Saal (den ich mir morgen nochmal im Hellen vorknöpfe), blieb noch Zeit für die benachbarte Marienkirche… die Stadtkirche der Bürger Osnabrücks (im Gegenteil zum Dom). Sie ist eine gotische Hallenkirche mit äußerst bemerkenswerten Proportionen… im Inneren ist sie fast so lang wie breit wie hoch… quasi ein Würfel… sehr ungewöhnlich. Ihr größter Schatz ist der Flügelaltar von einem Meister aus Antwerpen von etwa 1520.

Die Stadtkirche St. Marien...
...mit ihren ungewöhnlichen Proportionen und...
...dem prächtigen Flügelaltar von 1520

Es war dann gegen 17:00 Uhr und die Bürgersteige waren bereits derart hochgeklappt, wie ich es eigentlich nur aus kleinen Provinzstädten im Osten Deutschlands kenne… aber seit dem unverhofften Fischbrötchen in Hamburg meldete sich auch langsam der leere Magen und ich war fast der erste Gast in der eigentlich später geplanten ersten gastronomischen Station der Reise: Hausbrauerei Rampendahl. Wer hier öfters mitliest, weiß das es eine gewisse Tradition ist, den ersten Abend an einem solchen Ort, wo Bier gebraut wird und zünftiges Essen serviert wird, zu eröffnen. Es war gut das ich so früh da war… viel später hätte ich glaub ich keine Chance gehabt, einen Platz zu bekommen… obwohl das kein kleiner Laden ist. Neben den selbstgebrauten Bieren (Helles, Dunkles, Weizen) gibt es noch einen anderen Hit: Ein wöchentlich wechselndes Buffet… aber nicht nur das… es gibt auch am Wochenende Buffet mit wieder anderen Sachen… diese Woche gab es Wildbraten vom heimischen Reh (zwar ohne Kartoffelpü), aber mit Knödeln und Rotkohl und außerdem einer Gulaschvariante mit Champignons… achso.. und natürlich auch mit Vorsuppe bis der Arzt kommt… das alles so viel wie man schafft für 14,14€ … Zu allem Überfluss war das auch noch sehr lecker und auch die Biere waren sehr gut… kein Wunder, das der Laden am Dienstagnachmittag bereits komplett geflutet wurde und ich an meinem kleinen Tisch fast schon ein schlechtes Gewissen hatte ob der ganzen Leute die auf Plätze warten mussten… von allen bis jetzt erlebten Brauereigasthöfen klar die Nummer Eins in allen Belangen. Weiter ging es zum Bier trinken in den „Grüner Jäger“. Dort gab es Guinness, Bundesliga auf der Leinwand (was das Offside ja seit einem halben Jahr nicht mehr hat)… ich war garantiert der Älteste in dieser großen Kneipe und weiß auch das das in Zukunft öfters vorkommen kann… Später gings ins Hotel um diesen Bericht bis hierhin zu verfassen.

Hausbrauerei Rampendahl
Der Dom zu Osnabrück mit seinen ungleichen Türmen
Hexengang hinterm Dom

Osnabrück ist mit ca. 167.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Niedersachsens. Die Stadt liegt im Südwesten des Bundeslandes und befindet sich in nächster Nähe von Nordrhein-Westfalen. Durch die Stadt fließt die Hase, ein 170 Kilometer langer Nebenfluß der Ems. In der Umgebung von Osnabrück befinden sich Teile des Teutoburger Waldes, die berühmte Varusschlacht um 9 n.Chr. fand nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Nähe von Kalkriese, etwa 20 Kilometer nördlich vom Stadtzentrum statt. Eine weitere Schlacht um 783 sorgte dann für die Gründung der Stadt, als nämlich Karl der Große den heidnischen Anführer der Sachsen Widukind besiegte, der Landstrich christianisiert wurde und Osnabrück Bistum wurde. 851 gab’s die erste urkundliche Erwähnung, 1171 das Stadtrecht, 1412 wurde die Stadt Mitglied der Hanse… Spezialität: Leinen. Nach der Reformation wurde Osnabrück überwiegend protestantisch, das sollte später noch eine Rolle spielen… nämlich als nach diplomatischen Lösungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges gesucht wurde, entschied man sich für Osnabrück als Verhandlungsort für die protestantischen Kriegsparteien und für das 60 Kilometer entfernte Münster für die Katholiken. Der Westfälische Frieden machte Osnabrück überregional bekannt. Es folgten Fürstentum Osnabrück, Königsreich Westfalen, Kaiserreich Frankreich (Napoleon), Königsreich Hannover, Deutsches Kaiserreich. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört, die Altstadt gar zu 94%. In der Nachkriegszeit wurde vieles wieder aufgebaut, anderes dem Zeitgeist gemäß autogerecht modern bebaut. Wirtschaftlich war Osnabrück industriell geprägt, es gab Stahlindustrie und Auto-Zulieferfirmen… auch heute noch in geringeren Maßen… hauptsächlich für Volkswagen. Sehenswürdigkeiten sind hauptsächlich in der Altstadt zu finden… allen voran das Rathaus des Westfälischen Friedens, der Dom St.Peter, diverse Türme der ehemaligen Stadtbefestigung sowie viele mittelalterliche Häuser und weitere Kirchen in der Altstadt.
Bekannte in Osnabrück geborene Persönlichkeiten sind der Schriftsteller Erich-Maria Remarque (1898-1970), der jüdische Maler Felix Nussbaum (1904-1944) und die Politiker Olaf Scholz, Boris Pistorius (beide SPD) und Christian Wulff (CDU).

Herrenteichwall mit Hase und Dom im Hintergrund
Blick vom Hegertor zur Altstadt mit Marienkirche
Gasse in der Altstadt

Osnabrück Tag 2… die Gardinen beiseite gezogen und fast nix gesehen… war nicht meine Schuld, so hart war der Abend gestern nicht, es lag nur am Wetter… Nebel… nunja, es war nicht so das man gar nichts gesehen hatte, aber irgendwie auch bisschen grau… ab ging es Richtung Altstadt… erste Begegnung war der Haarmannsbrunnen der auch Bergmannsbrunnen genannt wird. Bei dem Brunnen von 1909 und gilt als einer der ersten Arbeiterdenkmäler Deutschlands. Im Winter ist er aus Gründen aber nicht aktiv… also weiter auf dem Herrenteichwall… ehemals Stadtbegrenzung, ganz beschaulich, mit der Hase nebenbei, später vorbei an Türmen der Stadtmauer… das Heger-Tor wurde als Art Denkmal für die Schlacht von Waterloo umgestaltet… man kann es besteigen und hat ein bisschen Aussicht auf die nähere Altstadt… der Nebel wurde langsam dünner… den geplanten Ausflug zur Gertrudenkirche konnte ich mir aber sparen… für ein Stadtpanorama war die Suppe zu dick… stattdessen frischte ich dann ein wenig meine Kenntnisse über einen der berühmtesten Söhne der Stadt auf: Erich Maria Remarque.

Im Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
...eins war klar... der Erich hat nix anbrennen lassen... auch Marlene Dietrich nicht...

Ich habe sicher die meisten seiner Bücher gelesen… nein… im Osten war es keine Schullektüre… völlig freiwillig… aber fast 40 Jahre her… nun wurde die Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ kürzlich sehr erfolgreich… gut so… ich mochte die Schmöker… auch wenn einiges im Laufe der Jahre zur Masche wurde. Das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum (in der Stadt dreht sich vieles um den Frieden) gibt es eine liebevoll zusammengestellte Dauerausstellung über den berühmten Schriftsteller und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, sie zu erkunden… so manches Detail tauchte plötzlich wieder auf… z.B. der schwarze Obelisk… und Frauen ohne Ende… er war ja auch eine Berühmtheit. Anschließend ging es nochmal kurz in den Friedenssaal des Rathauses, wo es trotz Nebels deutlich heller war als gestern und ich bessere Bilder machen konnte.

St. Katharien mit dem höchsten Kirchturm der Stadt (103 m)
St. Katharien - Inneres mit modernen Glasmalereien

Nächste Station war die Kirche St. Katharinen, eine der 3 mittelalterlichen Kirchen der Altstadt… ähnlich wie die gestern besichtigte Marienkirche ist sie eine gotische Hallenkirche. Der Turm ist 103 Meter hoch und die Ausstattung im Inneren nach Kriegszerstörung eher modern gehalten. Nur einen Katzensprung entfernt liegt das Osnabrücker Schloss… es wurde im späten 17. Jahrhundert als Residenz für den Fürstbischof Ernst August von Braunschweig-Lüneburg im Barockstil erbaut, im zweiten Weltkrieg zerstört und als Universitätsgebäude wieder aufgebaut. Ganz offensichtlich wurde bei der Rekonstruktion eines Fensteraufsatzes ein wenig gescherzt und es wurde ein Meckikopf (war so’n Comic-Igel aus der Nachkriegszeit) mitverarbeitet.

Das Osnabrücker Schloss
NuffNuffNuff

Vom dem mit Studenten überfluteten Schloß und seiner näheren Umgebung ging es dann Richtung Johannisstraße… dort wo Osnabrück ein wenig wie Kreuzberg/Neukölln/Wedding aussieht… aber immerhin besser als weite Teile der südlichen Innenstadt, die an Hässlichkeit kaum zu überbieten sind… vorbei an der Johanniskirche, ebenfalls ein mittelalterliches Baudenkmal… zu einer Einrichtung etwas abseits der Innenstadt auf einem ehemaligen Industriegelände: Genusshöfe Osnabrück mit Kaffeerösterei und Brauerei des Bieres Herr Schmidt. Man kann dort allerlei Nahrungs- und Genussmittel kaufen und sie auch vor Ort geniessen… das tat ich als Mittagessen mit einem leckeren Strammen Max auf eigens gebackenen Brot namens Ferdinand und natürlich auch einem Herr Schmidt Bier… beides war wirklich lecker… was ich den Brauern auch mitteilen konnte, da sie sich an meinem Tisch gesetzt hatten. Es folgte der Rückweg in die Innenstadt entlang eines Stadtringes… oder so… Verkehr ist hier sowieso wie verrückt… und das sage ich als Berliner.

Johannisstraße mit gleichnamiger Kirche
In den Genusshöfen

Nächste Station war das Museumsquartier Osnabrück mit dem Felix Nussbaum Haus. Der Maler Felix Nussbaum (1904-1944) ist ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Gemeinsam mit seiner Frau Felka Platek, ebenfalls Malerin, emigrierte er in der Nazizeit nach Belgien, wo sie 1944 verhaftet wurden und im KZ Auschwitz ermordet wurden. Der jüdische Künstler stammte aus Osnabrück und dort bekam sein Werk ein eigenes Museum vom Stararchitekten Daniel Libeskind errichtet. Der 1998 fertiggestellte Bau wirkt als Art Bauskulptur… nicht unumstritten aber auf jeden Fall sehenswert. Neben der Dauerausstellung gab es eine Sonderausstellung von Werken seiner Frau Felka Platek zu sehen, außerdem Ausstellungen von überwiegend niederländischer Malerei aus dem 17. Jahrhundert, sowie Holzschnitte und Kupferstiche von Albrecht Dürer… dann noch ein Museum zur Stadtgeschichte… ich war also gut beschäftigt für eine Weile, hätte auch noch weiter gehen können zu weiteren Ausstellungen in einer seperaten Villa… es war aber bereits dunkel und somit erstmal kurz ins Hotel. Das Abendprogramm bestand dann aus Essen im Gasthaus Holling, die auch Herr Schmidt Bier hatten, sowie ein paar Guinness im Red Shamrock Irish Pub.

Felix Nussbaum: Atelier in Brüssel (1940)
Fremdenpässe von Platek und Nussbaum
Ausstellung der Sammlung Gustav Stüve
Museumsquartier - Eingang

Die zweite Stadt um die es diemal geht ist Münster, auch hier war ich schonmal… zuletzt dürfte es 1993 gewesen sein… Zeit mal zu schauen, was so aus der Stadt geworden ist. Also am Vormittag in den Bummelzug gestiegen und ab nach Münster… draußen herrschte wieder Nebel, die ganzen Dörfer liefen verschlafen an mir vorbei… ich hätte stundenlang so fahren können… aber nach gut einer halben Stunde war das Ziel erreicht und es ging zu Fuß in die Innenstadt, begleitet von hunderten Radfahrern und laut labernden Holländern. Erste Station war, wie auch in Osnabrück… schließlich bin ich ja auf den Spuren des Westfälischen Friedens… das Rathaus. Hier muß man 3€ berappen um den Friedenssaal zu besichtigen, dafür hat er Licht und es läuft eine akustische Erklärung… also ein Audio-Guide ohne Kopfhörer quasi. Viel größer als das Gegenstück in Osnabrück ist der Saal auch nicht, dennoch immer wieder interessant, an solchen historischen Plätzen zu weilen.

Die Protagonisten der Westfälischen Friedens... außer die eine Flitzpiepe die sich da reingemogelt hat...

Der Westfälische Frieden… wer erinnert sich nicht… Geschichtsunterricht und Abfrage von Geschichtszahlen… 1648… oder wann war der Dreißigjährige Krieg (?) richtig… 1618-1648…Er begann mit dem Prager Fenstersturz und erstmal ging es um Katholiken gegen Protestanten… so einfach war es aber natürlich nicht, es war ein Kampf um Macht und Besitzstand… wie bei nahezu allen anderen religiösen Kriegen auch… am Ende war halb Europa zerstört und letztendlich starben zwischen 3 und 6 Millionen Menschen… in manchen Gegenden auf dem Territorium des heutigen Deutschlands wurde die Bevölkerung auf ein Drittel dezimiert. Am Ende waren alle müde, das Geld war alle und man mußte sich auf ein Ende verständigen… Die Städte Münster und Osnabrück waren nicht ganz so schlimm zerstört, sie liegen etwa 60 Kilometer voneinander entfernt, die Machthaber der protestantischen Kriegsparteien (u.a. Böhmen, Schweden, Frankreich) wurden zur Verhandlung ins eher protestantische Osnabrück geladen und die Katholiken (Heiliges Römisches Reich, Spanien u.a.) ins katholisch geprägte Münster. An ein paar Tagen war das natürlich nicht erledigt, die Verhandlungen dauerten etwa 5 Jahre. Am 24. Oktober 1648 war es dann soweit… zum ersten mal in der Geschichte wurde ein verheerender Krieg auf dem Parkett der Diplomatie entschieden. Viele Ergebnisse dieser Verhandlungen beeinflusste die weitere Geschichte Europas und nicht letztendlich wurde die Reformation von Martin Luther jetzt quasi offiziell… freier Glaube für freie Bürger… naja… so ganz auch nicht, aber an dieser Stelle soll es ja kurz und knapp erklärt zugehen.

Im Münsteraner Friedenssaal

Das historische Rathaus, was wie über 90% der Altstadt auch im zweiten Weltkrieg zerstört wurde und später rekonstruiert, liege am Prinzipalmarkt… quasi die gute Stube der Stadt… weniger Platz als breite Straße… hier befinden sich viele Geschäfte in den Häusern mit Arkaden. Vom Rathaus ist es etwa gleich weit bis zum Dom und zur Stadtkirche St. Lamberti. Mein nächster Weg ging zum Dom, der auf dem riesigen Domplatz thront. Es ist der dritte Kirchenbau an diesem Ort, die dreischiffige Basilika mit Querschiff vereint Elemente der Romanik und Frühgotik.

Das Historische Rathaus

Münster in Westfalen ist eine Großstadt mit ca. 323.000 Einwohnern und belegt in der Liste der größten Städte Deutschlands Platz 20. Die Stadt ist umgeben vom Münsterland und liegt zwischen dem Ruhrgebiet und dem 60 Kilometer entfernten Osnabrück im Bundesland Nordrhein Westfalen. Durch die Stadt fließt das kleine Flüsschen Münstersche Aa und der Dortmund – Ems – Kanal, der auch einen Stadthafen hat. Die Stadtgeschichte nimmt im Jahr 793 ihren Anfang, als der Missionar Liudger ein Kloster gründete, kurze Zeit später wurde er erster Bischof der Stadt und der erste Dom wurde begonnen… 1170 erhielt Münster das Stadtrecht. Münster war Mitglied der Hanse und wirtschaftlich sehr erfolgreich… es entstanden repräsentative Kaufmannshäuser in der Stadt. In den 1530er Jahren war Münster der Schauplatz einer ziemlich exklusiven historischen Episode: Das Täuferreich von Münster… auch als Wiedertäufer bekannt war eine Art Gottestaat unter der Leitung dreier fehlgeleiteter, ursprünglich reformatorischer Flitzpiepen… nachdem die Stadt vom Bischof und seinem Militär belagert wurden, endete der Spuk 1536 und die drei Oberhäupter wurden nach gründlicher Folterung und grausamer Hinrichtung in drei Körbe gesperrt und auf den Turm der Lambertikirche gezogen, wo sie noch viele Jahre rumgammeln konnten. Bis 1648 fanden, wie auch in Osnabrück, diplomatische Bemühungen statt, den Dreißigjährigen Krieg zu beenden, die mit dem Westfälischen Frieden endeten und auch Münster diesbezüglich auf dem internationalen Parkett Berühmtheit einbrachte. In Münster residierten die eher katholischen Kriegsparteien. Genau wie Osnabrück wurde auch Münster im zweiten Weltkrieg schwer zerstört, 91% der Altstadt und 63% der gesamten Stadt wurden zerbombt. Der Wiederaufbau der Altstadt erfolgte dann auf vereinfachte Art nach historischem Vorbild. Heutzutage ist Münster einerseits katholisch geprägt, anderseits sind es die vielen Studenten, die das Flair der Stadt bestimmen… nicht zuletzt auch die überdurchschnittliche Menge von Fahrrädern ist äußerst bemerkenswert. An Baudenkmälern mangelt es der Stadt auch nicht… es gibt sehr viele Kirchen, wobei der Dom St. Paulus und die bereits erwähnte Lambertikirche herausragen. Das Schloß Münster dient als Sitz der Universität, das mittelalterliche Rathaus hat wie sein Pendant in Osnabrück einen Friedenssaal zum Thema Westfälischer Frieden.

Dom St. Paulus und Domplatz
Dom St. Paulus - Inneres nach Osten
Dom St. Paulus Querschiff Richtung Süden

Während meiner Besichtigung bahnte sich ein Gottesdienst oder ähnliches an, so das ich den Dom verließ und die Lambertikirche ansteuerte. Bei ihr handelt es sich um die Kirche der Bürger der Stadt, das waren besonders zur Hansezeit überwiegend wohlhabende Kaufmänner. St. Lamberti ist eine Hallenkirche mit eleganten Pfeilern und schönen Stern- und Netzgewölben… die Kirche gilt als bedeutendstes Bauwerk der westfälischen Spätgotik. Der markante Turm nit dem Helm aus durchbrochenen Maßwerk erinnert etwas an den Turm des Freiburger Münsters. Er wurde erst 1898 vollendet. An seiner Südseite hängen noch heute die Käfige, in denen die Leichen der Rädelsführer von den Wiedertäufern ausgestellt wurden. Der Turm wird von einer Türmerin betreut, von 21:00 Uhr bis 24:00 Uhr gibt sie halbstündlich mit einem Kupferhorn Signal, das alles in Butter ist… außer Dienstags… da ist wohl noch nie etwas Schlimmes in Münster passiert…

Der Prinzipalmarkt mit der Lambertikirche
Die Körbe der Wiedertäufer bzw. deren Ex- Resten
St. Lamberti - Inneres nach Osten

Es folgte eine Kaffeepause… sowas ist bei mir ja eher ungewöhnlich, aber jenes Café heißt „1648“ und ist damit schon mal qualifiziert, außerdem hat man einen Super Überblick auf die Stadt. Das Café wird von den Alexinern betreut und es arbeiten Leute mit und ohne Behinderung. Leider war da ja noch der Nebel… aber scharf kann ja jeder.

Dom und Lambertikirche vom Café 1648 aus gesehen
Die Promenade mit dem Zwinger

Nach der Aufstockung des Koffein-Haushalts sollten nun ein paar Meter für den Schrittezähler her. An der Stelle wo früher die Stadtmauer stand, befindet sich heute die Promenade… eine Art Fahrrad- Autobahn nebst teils zweispurigen Weg für Fußgänger. Die Promenade ist 4,5 Kilometer lang und ich habe sie mit kleinen Abweichungen komplett umrundet. In ihrem Verlauf sah ich den Zwinger, ein Teil der Stadtbefestigung, aber auch Hinrichtungsstätte der Gestapo, der weiße Buddenturm, ein ehemaliger Wehrturm aus dem 12. Jahrhundert und das Schloß Münster, ehemals Sitz der Fürstbischöfe und heute Sitz der Universität… wieder eine Parallele zu Osnabrück.

Das Münsteraner Schloß (1767-1787)
In der Gastwirtschaft Pinkus Müller
Der Stadthafen

In Höhe des Buddenturms bog ich kurz in die Innenstadt ab, um Mittagspause zu machen. Dafür wählte ich die einzige Gasthofbrauerei der Stadt: Pinkus Müller… ein Familienbetrieb in der 5. Generation, seit 1816. Neben deftigen Essen haben sie eine Vielfalt an selbstgebrauten Gestensaft… ich probierte ein Helles Alt und ein unfiltriertes Pils, beide machten Lust auf mehr, aber ich konnte ja nicht an jeden dritten Baum der Promenade pinkeln und somit mußte das reichen… zurück auf die Promenade. Nach etwa einem Dreiviertel der Strecke bog ich nach außen ab und schaute mir den ehemaligen Hafen an, der ist ein Stichkanal vom Dortmund-Ems-Kanal. Nachdem er als Hafen nicht mehr benötigt wurde und einige Jahre so vor sich hin gammelte, baute man Büro- und Eventgebäude entweder neu oder mit Einbeziehung der vorhandenen Industriearchitektur… ein Hauch von Spree in Münster, mit Ausstellungshallen, Büros, Theater und einer Käserei.

Im Whisky Dungeon

Danach ging es zurück in die Innenstadt noch ein wenig bummeln hier und da… und warten das es 17:00 Uhr wird und damit das letzte Kapitel des Münsteraner Tages beginnt: Das Whisky Dungeon. Das Pub in dem man auch Whiskyflaschen kaufen kann wird seit einiger Zeit von Sebastian Niemann geleitet. Er erwarb den Laden von Michel Reick, der auch als Whisky Druid bekannte bunte Hund der deutschen Whiskyszene. Der Schatten vom Michel ist nicht nur wegen seiner Größe gigantisch, er hat schließlich über Jahre etwas Großes dort aufgebaut… um so schöner fand ich es zu sehen, das er in die völlig richtigen Hände gekommen ist, der Laden läuft gut und Sebastian führt ihn so als hätte es nie jemanden anders gegeben. Nach ein paar Bieren hieß es dann wieder Aufbruch nach Osnabrück und nach der Ankunft dort war ich zu knülle, noch etwas zu machen… es ging früh (naja… 22:30 Uhr) ins Bett… ich hatte von den beiden letzten Tagen etliche Kilometer in den Knochen… und das nebenbei mit einem lädierten Fuß. Tags drauf ging es zurück nach Berlin, der geplante Zug erschien diesmal und war dann auch mit nur 45 Minuten Verspätung am Ziel… nunja… geschenkt… Das war also der erste Ausflug im Jahr 2025. Die Städte des Westfälischen Friedens sind unbedingt sehenswert… vielleicht im Sommer noch etwas schöner, aber ich will nicht meckern, es ist Januar und es war nur Nebel und kein Dauerregen oder gar Schnee. Zum Abschluß gibt es noch ein paar Bilder ohne große Erklärung. Wie immer gilt mein Dank Nina, die in Berlin alles gemanagt hat.

Prinzipalmarkt abends... mit Himmelsleiter auf St. Lamberti
Auch der Dom macht angestrahlt etwas her...
...seine Westfront wurde nach dem Krieg vereinfacht wiedererrichtet
Die Westfront vom Osnabrücker Dom mit der Statue eines Löwenpudels
Der Osnabrücker Friedenssaal mit etwas mehr Licht
Arbeiterdenkmal Haarmannsbrunnen in Osnabrück

Der Hexengang am Osnabrücker Dom hat etwas leicht gruseliges

McLarsen’s Irische Tagebücher #4: Kilkenny (November 2024)

McLarsen’s Irische Tagebücher: Berlin, 07.12.2024… Das erste was mich mal mit Irland verband war die Musik… Anfang bis Ende der 1980er Jahre war U2 eine meiner Lieblingsbands und sie hatten seinerzeit auch Songs, die Einblicke in die politische Realität des gespaltenen Landes gaben. Anfang der 1990er Jahre war mein Interesse an Bono & Co. ziemlich erloschen, aber es kam ein neuer Liebling in mein Leben… er hieß Arthur Guinness und war bereits fast 200 Jahre tot, aber sein Bier ist bis heute sehr lebendig und wurde mir zum treuen Lebensbegleiter. Mein Wohnzimmer war das kleine Irish Pub bei Jimmy und seit 2000 wird das schwarze Stout in der eigenen Bar gezapft. Es hat trotzdem ziemlich lange gedauert bis ich zum ersten mal einen Fuß auf irischen Boden gesetzt habe… es war 2013 und Dublin stand auf der Agenda. Seit 2019 bereise ich mit meinem Freund André jährlich das Land… von den Corona-Jahren mal abgesehen. Zuerst Donegal, dann Limerick, letztes Jahr Galway und dieses Jahr Kilkenny. Es sind stets kurze Trips am Jahresende, weitere sollen folgen.

Kilkenny... im Vordergrund das ehemalige Brauereigelände

Kilkenny ist eine Stadt im Südosten der Republik Irland. Sie ist etwa 130 Kilometer und 2 Autostunden von Dublin entfernt… die Stadt liegt am River Nore und ist etwa 70 Kilometer von der Südküste Irlands entfernt. Gegründet wurde die Stadt im 7. Jahrhundert mit dem Bau der ersten St. Canice’s Cathedral… die Stadt war Bischofsitz und wegen der guten Lage zwischen Cork und Dublin wirtschaftlich erfolgreich. Das Stadtzentrum besitzt viel mittelalterliche Architektur, allen voran die bereits genannte St. Canice’s Cathedral mit dem Rundturm und das Kilkenny Castle. Der Name Kilkenny wird natürlich weltweit mit dem gleichnamigen Bier verbunden… allerdings kannte man das Bier der Brauerei in Irland und Großbritannien nur unter dem Namen Smithwick’s, da das für nicht-britische Zungen zu schwer schien, heißt es für den Export Kilkenny. Die Brauerei wurde 1965 von Guinness gekauft und seit 2013 wird das Bier in der St. James Gate in Dublin gebraut… wie das Guinness auch.

Unterkunft mit Pub: Glendine Inn

Kurz nach 10 Uhr hob der Flieger vom Berliner Flughafen BER ab und knapp zwei Stunden später ging es dann in Dublin wieder runter. Es folgte die übliche Odyssee zum Autoverleih, der ist abseits des Flughafens und man wird mit einem Kleinbus dahin transportiert. Dort nahmen wir eine kleine koreanische Eierfeile in Empfang und ab ging es durch den dicken Dubliner Berufsverkehr Richtung Südosten. Das Wetter war typisch für Irland sehr wechselhaft, es regnete mal mehr, mal weniger aber die Temperaturen waren immerhin zweistellig… während der Zeit sahen wir nicht selten kurze Hosen und Flipflops… der Ire ist halt hart im Nehmen. Nach gut anderthalb Stunden erreichten wir unser Ziel in Kilkenny: The Glendine Inn im Nordosten der Stadt. Es ist etwas abseits der Innenstadt, hat aber alles was man braucht… vor allem einen riesigen Pub im Erdgeschoß. Nach dem kurzen Einchecken ging es dann auch genau dorthin und kurz vor 4 standen die ersten beiden Pints auf dem Tisch, gefolgt von Burger und zwei weiteren Guinness. Danach ging es Richtung Innenstadt… etwa 15-20 Minuten läuft man dorthin, kommt man über die Brücke des Flusses Nore, ist man mittendrin in der schmucken Kleinstadt die bereits komplett auf Weihnachten geschmückt war.

Am ehemaligen Standort der Smithwick's Brauerei

Die Flaniermeile der Stadt ist die Parliament Street, die im weiteren Verlauf High Street heißt und in Sichtweite des Kilkenny Castle in einem Platz mündet auf dem ein Weihnachtsmarkt war. Am oberen Ende der Straße befindet sich das Gelände der ehemaligen Smithwick’s Brauerei. Es gibt ein Visitorcenter mit einem Shop bei dem man allerlei Tinnef zum Thema Kilkenny Bier kaufen kann. Auf dem Gelände der Brauerei steht die Ruine eines ehemaligen Klosters und aus einem Gebäude der Fabrik wurde ein Shoppingcenter gemacht. Der erste Stopp war die Marble City Bar… nicht weil die so gut sein soll, aber ich kenne sie von einem Lied des schottischen Sängers Jackie Leven… das Lied lief vor 30 Jahren oft in Jimmy Mac’s Pub… nun also live und in Farbe… war aber eher ein wenig Schickimicki, so gingen wir dann auch bald wieder.

Marble City Bar von außen...
...und innen

Wir passierten das Rothe House, ein mittelalterliches Anwesen und das Rathaus der Stadt aus dem 18. Jahrhundert. Die nächste Einkehr war im Left Bank, einem riesengroßen Pub welches über mehrere Etagen geht und man zum Klo mit dem Fahrstuhl fahren kann. Es war ja Freitagabend und dementsprechend rappelvoll, aber wir hatten Glück und fanden ein schönes Plätzchen. Der Pub ist typisch britisch/irisch sehr plüschig eingerichtet und wir verweilten dort eine ganze Weile. Im Anschluß spazierten wir noch durch die Straßen der Altstadt und kehrten als nächstes im Brewery Corner ein, wo es ein gezapftes O’Hara’s Stout gab… ich kannte bislang nur die Version aus der Flasche. Wir waren danach schon wieder im Rückwärtsgang als uns dann noch die Nore Bar in die Quere kam, in der wir dann auch noch kurz verweilten. Der Laden war sehr gut besucht vor allem mit Einheimischen… Anschließend ging es zurück ins Glendine Inn wo der Tag nach diversen Absackern sein Ende nahm… wie zuhause ging es dann eine Etage höher ins Bett.

Im Left Bank

Am Samstag galt es Kilkenny im Hellen zu erkunden, die erste Station war die St. Canice’s Cathedral. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet und ist eine frühgotische Basilika mit Vierungsturm. Der Rundturm der direkt vor der Kirche steht ist noch um einiges älter, er stammt aus dem Jahre 849. Beides kann besichtigt werden, allerdings für je 6€ Eintritt.
Auf dem Weg zurück zum Stadtzentrum passierten wir zwei weitere sakralen Baudenkmäler… die Black Abbey die ebenfalls im 13. Jahrhundert errichtet wurde und St.Mary’s Cathedral, einen neugotischen Bau aus dem 19. Jahrhundert.

St. Canice’s Cathedral und Rundturm
Kilkenny - Blick zur St.Mary's Cathedral
Kilkenny Castle

Im Zentrum der Stadt befindet sich das Kilkenny Castle welches aus einer mittelalterlichen Burg hervorging. Es ist umgeben von Gärten und einem Park, direkt am Fluß Nore gelegen. Das Wetter war einigermaßen mies, aber das störte uns nicht denn wir planten eine kleine Wanderung. Eigentlich wollten wir mit dem Bus ins 12 Kilometer entfernte Bennettsbridge fahren, dort 2 Guinness im Dorfkrug ziehen und dann an der Nore zurück nach Kilkenny laufen… wir scheiterten aber daran, das wir die Bushaltestelle nicht fanden… wie wir später erfuhren gibt es dafür in Irland keine speziellen Schilder… so beschlossen wir die Tour andersrum zu laufen. Der Nore Valley Trail ist ein gut ausgeschilderter Wanderweg am River Nore, dem etwa 140 Kilometer langen Fluß, der durch Kilkenny fließt. Die Wanderung war etwas anstrengend da die Wege durch den Regen aufgeweicht waren und man stets aufpassen mußte nicht mit einer Pirouette in den Modder zu rutschen. Unterwegs sahen wir diverse Vögel wie den Reiher zum Beispiel. Auf halber Strecke befinden sich mittelalterliche Gebäudereste einer Mühle. Kurz vorm Ziel Bennettsbridge unterquerten wir die Autobahn M9 und dann war auch bald die namensgebende Brücke aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.

Alte Mühlenruine am Wanderweg
Nore Valley Trail
Bennettsbridge... erbaut 1740-1760

Der Dorfkrug hieß dann O’Donnells und nach insgesamt gut 15 Kilometern Fußmarsch hatten wir uns dann auch ein Guinness verdient. Der junge Barmann freute sich, das mal andere Leute kommen und die Dorfopas meinten der Bus kommt entweder um drei oder um vier… es war 13:30 und es war klar das wir wohl einige Zeit in diesem Pub verbringen würden. Leider hatte der Opa mit dem 4 Uhr Bus recht, aber was soll’s es gab Bier und Rugby auf der Leinwand… wir hätten es schlechter treffen können. Kurz nach vier kam dann tatsächlich ein Bus an einer unmarkierten Stelle und als wir in Kilkenny ankamen war es dann bereits wieder dunkel.

Warten auf den Bus im O'Donnell's...
...ind an der unmarkierten Bushaltestelle

In einem Einkaufszentrum erwarb ich noch schnell eine Bürste, um den ganzen gespritzten Matsch auf unserer Kleidung abbürsten zu können, das machten wir dann in der Unterkunft… dort gab es dann auch feste Nahrung bevor es wieder in die Innenstadt ging. An diesem Tag war der Stadtteil westlich der Nore dran erkundet zu werden. Die erste Station war Sullivan’s Taproom… nach eigenen Angaben die älteste Brauerei Irlands. Es gab Maltings Red Ale, Irish Gold und Black Marble Stout vom Hahn, daneben etliche Gastbiere aus aller Herren Länder, sogar ein Bier aus der Weißenoder Klosterbrauerei die wir neulich auf unserer Bierwanderung durch Franken kennenlernen durften. Die Biere waren lecker und die Location auch gut… im Sommer gibts dann auch einen Biergarten. Die nächste Station war Lenehans Public House… ebenso ein schönes, gut besuchtes Pub. Nach dem obligatorischen Absacker im Glendine Inn war dieser Tag dann auch Geschichte.

Im Sullivan's Taproom

Am Sonntag machten wir mit dem Auto einen Ausflug an die Küste. Dank äußerst kreativer Ideen von GoogleMaps lernten wir auch die entlegensten Nester der Countys Kilkenny und Wexford kennen… irgendwann kamen wir dann aber am Ziel an: Hook Lighthouse, ein Leuchtturm am keltischen See. Er ist 800 Jahre alt und zählt zu den weltweit ältesten noch funktionierenden Leuchttürmen. Man kann ihn besichtigen aber uns reichte es, ihn von außen zu erkunden. Das Wetter war an diesem Tag sogar recht freundlich… es gab Sonne und kaum Regen. Der Rückweg führte uns über eine Autofähre zum gegenüberliegenden Ufer Richtung Waterford. Ursprünglich war eine Besichtigung der Whiskybrennerei Waterford geplant, aber wenige Tage vorher ging die Destille in Konkurs und ist seitdem geschlossen. Waterford ist recht groß aber es gibt kaum etwas interessantes zu sehen, also Richtung Kilkenny zurück wo wir uns im Glendine Inn das Fußballspiel FC Liverpool – Manchester City anschauten.

Hook Lighthouse

Abends dann gab es Essen beim Inder und Bier in Kyteler’s Inn und der Nore Bar. Als wir dann zurück im Glendine Inn waren, wurden wir Teil einer Lokalrunde die ein Politiker ausgab, der bei der Wahl an diesem Wochenende offensichtlich gewonnen hatte… auch schön… es war der Ausklang des letzten Tages.

Am Montag fuhren wir dann bei schönstem Wetter zurück nach Dublin, hatten genug Zeit am Flughafen, flogen zurück und um 20:00 Uhr hatte mich Berlin Gesundbrunnen zurück. Es war wieder eine schöne Zeit bei den Iren die wieder sehr gastfreundlich waren. Das Glendine Inn ist sehr zu empfehlen… es hatte alles was man braucht und war auch vergleichsweise günstig. Nächstes Jahr gibts die nächsten Einträge in McLarsens Irische Tagebücher… wohin es uns dann führt, wissen wir noch nicht. Ich bedanke mich bei Nina und dem Offside Team, die zuhause alles am Laufen gehalten haben.

St. Canice’s Cathedral bei Nacht

McLarsen im Land der tausend Biere IV. Gräfenberg & Nürnberg (September 2024)

Berlin, 30.09.2024… Im Anschluss an meine Erkundungen in Regensburg und Landshut die man HIER nachlesen kann, stand nun die vierte Bierwanderung auf dem Plan und da der Mensch ja lernfähig ist, macht er ja gerne mal Dinge anders die vorher nicht optimal waren… während die drei Vorläufer dieser Tour alle im August waren, planten wir in diesem Jahr mit dem September… erstens mal war die Gefahr wesentlich geringer wieder hochsommerliche Temperaturen zu bekommen, zweitens haben die meisten Brauereien im September ihren Betriebsurlaub bereits beendet und man läuft nicht der Gefahr vor verschlossener Tür zu stehen. Dieses Jahr war der Fünf Seidla Steig dran… eine Wanderung mit 5 verschiedenen Brauereigasthäusern rund um die Kleinstadt Gräfenberg… gelegen im Kreis Forchheim… die nächsten größeren Städte sind Erlangen und Nürnberg. Die Gasthäuser sind alles familiengeführte Unternehmen die sich auch zur eigenen besseren Vermarktung für diesen Wanderweg zusammen geschlossen haben. Es existiert eine gut gepflegte Website über Weg, Gasthäuser und deren Biere… auch die Betriebsferien sind dort verzeichnet… sowas wäre in den letzten Jahren ein Traum gewesen… Die Planung begann wie immer bereits etwa ein halbes Jahr vorher… schließlich muß es auch für 7 Personen bezüglich der Unterkunft passen. Damit haben wir dieses Jahr einen relativen Volltreffer gelandet. Das Apartment-Haus Gundelfinger lässt mit modernen, gut geschnittenen Räumlichkeiten keine Wünsche offen… auch der Garten kann mitbenutzt werden… durch das einsetzende Herbstwetter nutzten wir das weniger.

Anreisetag war der Donnerstag… Matthias, Immo, Philipp, André und Hansi reisten mit dem Auto an… Karsten war beruflich in Bamberg, ich war in Regensburg… Wir beiden trafen uns in Nürnberg und fuhren gemeinsam mit dem RE21, auch Gräfenbergbahn genannt nach… Gräfenberg. Startpunkt dieser stündlichen Anbindung ist der Bahnhof Nürnberg Nord-Ost-Bahnhof. Die Fahrt war von diversen Schulklassen dominiert… gehört halt dazu… Da wir etwas zu früh in Gräfenberg waren bezüglich Check-In war unsere erste Adresse in Gräfenberg der Brauereigasthof Lindenbräu und es gab das erste Bier nebst einer Brotzeit. Nach und nach kamen die Freunde aus Berlin und Brandenburg und relativ schnell wurde es dann auch feuchtfröhlich… wie immer… Hansi und André machten vorher sogar einen Umweg über die Brauerei Wagner in Merkendorf die wir im letzten Jahr besucht hatten… und brachten ein wenig Kistenware mit Wagner Bier mit. Nach einer Weile bezogen wir die Unterkunft und waren richtig begeistert… zum ersten mal in inserer Bierwanderzeit gab es daran nix zu meckern… und mit 43€ pro Nacht pro Nase war das auch nicht wirklich teuer. Da wir aber nicht zum Vergnügen da waren gings weiter ins zweite Gasthaus der Stadt: Friedmann’s Braustüberl… erbaut 1500 und seit 1875 im Besitz der Familie Friedmann. Wir hatten Glück ohne Anmeldung für alle 7 Leute einen Tisch zu bekommen und hatten Spaß bei Speis und Trank… die Biere von Friedmann waren lecker und einige klagten später über viel zu große Portionen Käsespätzle.

Der flotte Siebener zum Start der Wanderung
Auf dem Weg zur ersten Tränke

Am Freitag startete die quasi Haupttour: Der Fünf-Seidla-Steig. Für Leute die von außerhalb anreisen beginnt die Reise in Weißenohe… einer Ortschaft mit eigenem Bahnhaltepunkt etwa 2 Kilometer zu Fuß von der Unterkunft entfernt. Da wir ja in Gräfenberg residierten, mußten wir dort erstmal hin… kein Problem… kaum Höhenunterschiede und unspektakulärer Weg. Die Klosterbrauerei Weißenohe war unser erster Stützpunkt. Wie schon der Name vermuten lässt, waren Klosterbrüder an der Gründung dieser Brauerei schuld… seit 1827 ist die Brauerei in Familienbesitz… das ehemalige Kloster existiert seit der Säkularisation 1803 nicht mehr… übriggeblieben ist die ehemalige Klosterkirche die heute eine normale Pfarrkirche ist… sie ist dem heiligen Bonifatius geweiht und wird derzeit restauriert.

In der Klosterbrauerei Weißenohe
Die Brauerei befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters

Obwohl wir ziemlich genau um 10:00 Uhr eintrafen waren wir tatsächlich nicht die ersten und die nächsten kamen auch kurz nach uns in die Gastwirtschaft… es war eine etwa 10-köpfige amerikanische Gruppe im Alter…grob zwischen 40 und 50… sie sollten uns noch einige Zeit verfolgen… Erstmal gab es aber Bier… und dieses Gasthaus hat nur ein Bier vom Hahn: Weißenoher Altfränkisches Rotbier… erstmal bin ich roten Bieren gegenüber eher skeptisch… in diesem Falle aber völlig unbegründet… das Bier war prima und die meisten überzeugten sich davon doppelt… und der Wirt war cool und erklärte auch architektonische Begebenheiten in den Räumlichkeiten wie zum Beispiel Balken und Säulen. Eigentlich wollten wir es vermeiden mit anderen größeren Gruppen gleichzeitig durch die Botanik zu ziehen… aber irgendwie sind wir dann doch aus Versehen nur wenige Meter hinter der großen amerikanischen Gruppe gestartet… haben dann auch recht fix den Blinker gesetzt und dachten auch das wir sie abgeschüttelt hätten… aber dann kam ein amtlicher Anstieg den unsere Gruppe nicht gleichzeitig meisterte… und warum auch immer… die Amis sind zufällig auf eine Abkürzung getroffen… und standen plötzlich vor uns auf dem Berg… hmpf… nun gut… geben wir ihnen einen Vorsprung…

Weißenohe mit Klosterkirche von oben
Ein Elch-Whisky an Station 4... mit dem Chef persönlich

…nächste Station war wieder in Gräfenberg… wir wussten das es abends schwierig werden würde ins Lindenbräu einzukehren weil eine 80-Personen-Reservierung angesagt war… also nahmen wir den ja bereits vertrauten zweiten Stützpunkt zur Mittagszeit statt als nächsten… was Friedmann gewesen wäre. Das Bier im Lindenbräu war immer noch lecker und ein obkur anmutendes Foto auf dem Weg zu den Toiletten entpuppte sich tatsächlich als der junge Eberhard Diepgen… mitten in Franken… weiter ging es dann zur nächsten Station… gut 4 Kilometer bis zum Brauerei Gasthof Hofmann in Hohenschwärz. Der Weg führte über einen Waldweg… der Boden war glitschig und ich bot meinen Mitwanderern eine astreine Piourette als ich mehr den Bildschirm des Handys als dem Weg im Blick hatte… zum Glück nix passiert. Der Gasthof Hofmann war ok… es gab Helles und Export… beides war  gut ohne zu glänzen… halt schwierig wenn man auf der Hälfte der Strecke liegt. Das Wetter schaltete dann auf richtig Regen um und erste Ermüdungserscheinungen machten die Runde… aber nicht lange… das nächste Ziel war nunmehr nur noch knapp 2 Kilometer weit weg… der Gasthof Seitz… oder auch Thuisbrunner Elch-Bräu und Elch-Whisky… ja… jetzt kam auch noch Whisky ins Spiel… da ich ja irgendwas mit Whisky zu tun habe wurde von befreundeten Kennern der Lokalität bereits so eine Art Date per Social Media organisiert… wir freuten uns sehr darauf… leider war das Lokal relativ überlaufen… aber wir mochten das Bier und das Essen… danach kam der Georg und spendierte eine Runde vom Elch Whisky… der war für sein relativ junges Alter sehr gelungen und spendete uns Kraft für den nunmehr längsten Teil des Weges… dem Rückweg.

Auf dem Weg zurück...
...mit einsetzender Dunkelheit und malerischem Himmel

Auf dem Rückweg nach Gräfenberg zur letzten Station im Friedmanns lernten wir etwas kennen was wir von vorangegangenen Wanderungen noch nicht kannten… und zwar die einsetzende Dunkelheit die im Wald dann mal recht finster ausfallen kann… aber vorher gab es allerfeinste Farben von Wald und Feld und Himmel… eine wunderbare Wanderung im Sonnenuntergang… trotz Dunkelheit erreichten wir Gräfenberg und die letzte Station Friedmann… wie tags zuvor letzte Station. Wir hatten etwa 23 Kilometer auf dem Tacho und waren angenehm fertig aber gut gelaunt… dem Bier im Friedmann auch zum Dank. In der Unterkunft wurden teilweise seltsame TV Programme konsumiert… dann ging es in die Horizontale… Tags drauf stand schließlich die Hauptstadt Frankens auf dem Plan…

Eine Bierwanderung kommt bei uns ja selten alleine, dieses Jahr war die Frankenmetropole Nürnberg als zweite Wanderung an der Reihe. Ich war vor zwei Jahren schonmal hier und wer etwas mehr als nur aus der Perspektive von Biertouristen (sic!) über die Stadt erfahren möchte der kann das HIER nachlesen. Hansi verabschiedete sich am Morgen vom Rest der Truppe um zu einem Treffen nach Leipzig zu fahren… der Rest stieg in die Gräfenbergbahn und ab ging es Richtung Nürnberg. An der Endstation Nürnberg Nordost wurden wir von Harald empfangen der uns ein wenig durch die Stadt begleiten wollte. Harald Schieder ist ein wahrer Bierkenner und hat bereits zahlreiche Bücher zum Thema veröffentlicht. Ich lernte ihn durch gemeinsame Freunde bei einem Berlin-Besuch kennen und war sehr froh ihn für unsere Wanderung als Begleitung zu gewinnen. Wir fuhren mit der U-Bahn ein paar Stationen Richtung Stadtzentrum und lernten dort den Klubraum des Nürnberger Whiskyklubs Highland Circle kennen. Er befindet sich auf einem eher unauffälligen Hof eines Wohngebietes. Vor seiner Tür steht eine Art Keltenkreuz welches die Stadt Glasgow (welche eine Partnerstadt von Nürnberg ist) gestiftet hatte und für das irgendwie kein anderer Platz zu finden war… Das Innere der Klubstätte ist plüschig britisch gehalten und für einen Unkostenbeitrag konnten wir uns an den gut gefüllten Kühlschränken und Whiskyregalen bedienen… Während der Einnahme dieser Getränke planten wir weitere Stationen… wir fühlten uns ganz schön VIP in den heiligen Hallen des ältesten Whiskyclubs Deutschlands… das war schon toll das uns Harald dort hingeführt hat.

Im Klubraum des Nürnberger Highland Circle mit Harald Schieder (rechts)
Über den Dächern von Nürnberg...
...und wieder bergab von der Burg...

Weiter ging es dann zur Burg… sie ist ja das dominanteste Gebäude der Stadt von der man auch eine prima Aussicht hat… das Wetter war etwas durchwachsen so peilten wir den nahen Altstadthof an. Als das Offside 2015 mit dem Titel „Germanys Best Whiskybar“ ausgezeichnet wurde erhielt die Brennerei Ayrer’s zeitgleich die Auszeichnung „Germanys Best Whisky Distillery“… Ayrer’s ist die Brennerei in dem Brauereigasthof Altstadthof… um Whisky sollte es aber heute nicht wirklich gehen… das hausgebraute Bier (Rotbier, Kellerbier, Schwarzbier) kann sich schließlich auch sehen lassen und etwas feste Nahrung gab es auch… gewohnt fränkisch aber auf Grund der touristischen Lage etwas teurer als gewohnt. Anschließend ging es zum Café Wanderer und Bieramt… im Prinzip ein Biergarten ohne Sitzplätzen im Schatten von Burg und Stadtbefestigungsanlage. Hier wurden die nächsten Biere probiert inmitten der Postkartenidylle dieser Stadt die ich sehr mag…

Fasslager im Altstadthof
Gruppenbild beim Café Wanderer und Bieramt

Harald überließ uns danach unserem Schicksal… wir hatten einen Plan für den Rest des Tages geschmiedet und danken Harald sehr für seine Gastfreundschaft. Als nächste Station war das Schanzenbräu im hippen Stadtteil Gostenhof anvisiert… da ich aber wusste das der schöne Johannisfriedhof auf dem Weg lag, war also auch noch etwas non-Bier Kultur drin… aber wie es so ist… viel Bier rein… viel Bier raus… für eine Pinkelpause bogen wir kurz vorm Friedhof noch in dem Biergarten am Hesperidengarten ein… aber natürlich nicht nur zur Notdurft… ein Bier musste schon sein… Anschließend besichtigten wir den Friedhof St. Johannis mit den Gräbern von Albrecht Dürer und Veit Stoß (u.a.)… mussten bald wieder pinkeln… aber ganz detailiert muß der Bericht ja auch nicht sein…

Auf dem Friedhof St. Johannis...
...dessen größter Promi natürlich Albrecht Dürer ist

Als ich vor zwei Jahren im Schanzenbräu war, war Sommer und man konnte im Biergarten sitzen… das war heute nicht möglich… wir saßen drinnen und es gab Rotbier, Helles, Kellerbier und Märzen… alles sehr gut. Nur wenige hundert Meter entfernt ging es dann zur nächsten Location namens Palais Schaumburg… dort war es drinnen bereits voll… schließlich war es inzwischen Samstagabend und wir hatten sicherlich auch langsam und dezent einem im Turm… wir konnten draußen sitzen und es gab… ja… wie immer an der Stelle sollte ich mir Notizen machen… lecker wars aber schon. In der aufkommenden Dunkelheit war die U-Bahn das nächste Ziel und es setzte der Rückweg ein. Die übrigens führerlos (…und das in Nürnberg…) fahrende U-Bahn verließen wir wieder am Nordost-Bahnhof und besuchten unsere letzte Station… das Landbierparadies Nordost… dort gab es irgendwelches Bier aus Keramikkrügen und die Stimmung war wie es Samstagabend an beliebten Feierorten zu erwarten ist… feuchtfröhlig… anschließend stiegen wir wieder in die Gräfenbergbahn und fuhren zurück in den Ort der der Linie ihren Namen gab. Wir hatten eine schöne Zeit in Nürnberg und ließen in der Unterkunft nicht nur den Tag, sondern auch die gesamte Bierwanderung ausklingen…

Ein letztes Gruppenportrait im Schanzenbräu

Mit der grandiosen Unterkunft, planmäßigen Öffnungszeiten aller geplanten Lokale und keinerlei Wetterkapriolen war die Bierwanderung 2024 ziemlich nahe für das Prädikat „Perfekt“… vielleicht wirds aber nächstes Jahr noch besser… es wird wieder Franken und der September wurde auch mehrheitlich für besser befunden als der August wo wir die letzten Jahre unterwegs waren. Unsere Rückwege waren unspektakulär… auch wenn der gebuchte Zug natürlich nicht fuhr sondern ein Ersatzzug… geschenkt… vielen Dank an Nina die mir zuhause trotz Rücken den Rücken freigehalten hat und Harald Schieder für die schönen gemeinsamen Stunden in Nürnberg.

McLarsen in Regensburg und Landshut (September 2024)

Regensburg, 23.09.2024… Es ist wieder soweit… der jährliche Besuch des flächenmäßig größten Bundeslandes namens Bayern… ein Teil ich alleine für mich unterwegs an interessanten Orten und in der zweiten Wochenhälfte kommen dann die Freunde aus der Heimat dazu und es wird zu reichlich Bier gewandert… Der diesjährige Solotrip bringt mich nach Regensburg… eine der besterhaltensten mittelalterlichen Altstädte Deutschlands. Ich werde dort anderthalb Tage Eindrücke aufsaugen, am Mittwoch gehts kurz nach Landshut und am Donnerstag nach Franken zur Bierwanderung. Ich war übrigens schonmal in Regensburg… das war 1993 als ich mich seinerzeit frisch von der Freundin getrennt hatte, mir dann im Sommer langweilig wurde und ich dann auf eigene Faust mit meinen Eltern in irgendeine kleine Klitsche in den Bayerischen Wald gefahren bin und von dort aus in die nächstgelegene Großstadt gefahren bin um mal ein Guinness zu trinken… die Großstadt war Regensburg.

...auf der Steinernen Brücke... im Hintergrund Dom St. Peter

Vor 31 Jahren ging es mit dem Auto nach Bayern… heutzutage fährt man ja wenn möglich umweltfreundlich mit der Bahn (was mir im Normalfall auch richtig Spaß macht)… nur klappt das meistens nicht so richtig… Abfahrt geplant war etwa 08:00 von meinem Heimatbahnhof Berlin-Gesundbrunnen. Der FEX fährt von dort in 4 Minuten zum Hauptbahnhof, was der kürzeste Weg ist. Die Umsteigezeit von etwa 10 Minuten war mir zu riskant also steuerte ich einen früheren Regionalzug an… dieser wurde gestrichen wegen einer kurzfristigen Krankschreibung des Lokführers… für die über 20-minütige Fahrt (incl. Umstieg) mit der S-Bahn war es dann zu knapp… also doch der FEX… als ich auf den Bahnsteig kam stand da auch noch ein ICE der nicht auf der Anzeigetafel war aber nach kurzem Vergleich mit meiner App genau mein ICE war der in Berlin Hauptbahnhof einsetzen würde… leider ließ sich keine Tür öffnen und irgendwann fuhr er los… das war das letzte mal das ich ihn an diesem Tag sehen sollte… der FEX kam zwar pünktlich in den Bahnhof eingefahren (natürlich auf einem anderen Gleis, was zur Zeit der Einfahrt auch schon kommuniziert wurde… und dann nochmal hektisches Treppauf- und ab mit sich brachte)… leider fuhr er aber danach nicht los… erst eine Minute vor Abfahrt des bereits am Türschalter berührten ICEs fuhr er in den Hauptbahnhof ein und trotz eines sicher sehenswerten Spurts von Sportskanone McLarsen spürte ich bei Ankunft von Gleis 2 nur noch den Sog des bereits ausgefahrenen Zuges und sah auch noch die berühmten Rücklichter… sie waren in der Tat rot. Dann halt ein anderer… einen hab ich fahren lassen (nein… nicht aus der Hose)… der war komplett überfüllt… dann nahm ich einen ICE der nur bis Nürnberg fuhr, zwar gleich von Hause aus 20 Minuten später kam (Verspätetes Einsetzen des Zuges) aber wenigstens nicht rappelvoll war… dann stand vor Erfurt ein liegengebliebener Zug… dann waren bei Gotha Schafe auf den Gleisanlagen… hmpf… naja… In Nürnberg mußte ich ja auch nochmal umsteigen… dieser Zug wiederum hatte dann auch eine halbe Stunde Verspätung, bot aber auch zum Glück einen Sitzplatz… um 16:00 war ich dann mit (nur) 2 Stunden Verspätung in Regensburg.

Dom St. Peter einen Meter vor meiner Hoteltür
Historische Wurstkuchl...
...mit reichlich fettem Schweinskram...

Regensburg ist mit 160.000 Einwohnern nach München, Nürnberg und Augsburg die viertgrößte Stadt Bayerns. Die Stadt liegt an der Donau… deren Nebenflüsse Naab und Regen münden im Stadtgebiet in den Hauptfluß. Der in den 1970ern errichtete Europakanal entlastet die Donau im Innenstadtbereich.
Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt von 179 durch den römischen Kaiser Mark Aurel… es gab ein römisches Legionenlager. Im Mittelalter erreichte Regensburg als Reichstadt überregionale Bedeutung und war zeitweise größer als Rom und Köln. Regensburg ist eines der ältesten Bistümer auf deutschem Territorium und der Dom eine der bedeutendsten Sakralbauwerke Deutschlands. Die Bedeutung der Stadt ließ im Spätmittelalter nach… allerdings war Regensburg von 1663 bis 1806 Sitz des Immerwährenden Reichstages, die dauerhafte Versammlung der Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches.
Die Stadt hatte das Glück von großen Zerstörungen im zweiten Weltkrieg verschont zu bleiben… die Altstadt mit ihren kleinen Gassen und zahlreichen Kirchen ist eine der besterhaltensten Europas und seit 2006 UNESCO Weltkulturerbe.

Blick von der Jahnsinsel zur Steinernen Brücke und zum Dom
Stadtamhof - Stadtteil am anderen Ende der Brücke

Dort ging es dann zu Fuß zum Hotel Kaiserhof direkt gegenüber der Doppelturmfront des altehrwürdigen Doms zu Regensburg. Das Zimmer kurz gecheckt… alles prima… dann aber ab auf die Straßen der Stadt… Heute war es erstmal das Ziel einen ersten Eindruck aufzunehmen… was ich vor über 30 Jahren mal gesehen habe weiß ich nicht mehr… klar… der Dom… aber sonst blieb nicht viel hängen. Erstmal mußte aber etwas feste Nahrung in den Magen und das gab es in der Historischen Wurstkuchel… der warscheinlich ältesten Würstchenbude der Welt… errichtet warscheinlich während des Baus der Steinernen Brücke gleich daneben… es gab fettigen Schweinskram mit Sauerkraut… Dann ging die Tour natürlich natürlich über die berühmte Steinerne Brücke über die Donau. Die Brücke wurde von 1135 bis etwa 1146 gebaut und gilt als Meisterwerk seiner Zeit. Ich lief durch den Stadtteil Stadtamhof (war mal eine eigenständige Stadt) bis zur Dreifaltigkeitskirche auf einem Hügel… von dort aus liegt einem die Stadt zu Füßen… der Abstieg führte mich vorbei an der Walhalla Of Whisky die aber erst in der zweiten Hälfte der Woche bespielt wird. Danach spazierte ich noch durch die Gassen der Altstadt… morgen gibts mehr davon…

Panoramablick vom Dreifaltigkeitsbergweg
In der Altstadt mit Blick zum Rathaus

Nach einer kurzen Erfrischung im Hotel ging es dann in den nur wenige Meter entfernten Bischofshof… ehemals wurde vor Ort Bier gebraut… das wurde in den Westteil der Stadt verlegt, aber das Bier trinken kann man dort ganz prima und auch gut essen… nach dem Schweinskram vom Nachmittag war es ein Regensburger Wurstsalat den ich sehr lecker fand… das Helle Bischofshof Bier ebenfalls… ein Guinness sollte es dann aber auch noch sein… also ab ins Irish Harp… ebenfalls nur 5 Minuten zu Fuß… es war das gleiche Pub welches ich 1993 besuchte und wirklich viel hat sich auch nicht verändert… außer das nach britischem Vorbild jedes Bier gezahlt wird… das Bluesrock-Gedöns war dann auch nicht ganz meins aber für 3 irische Pints wars trotzdem schön… morgen ist mehr Zeit für die Stadt weil ich die Bahn nicht benutzen muß…

Im Irish Harp Pub
Kollegiatstift unserer Lieben Frau zur alten Kapelle...zumindest der Turm...
...das Innere der Kirche ist Rokoko pur...

Was den Namen Regensburg betrifft so fand der Regen freundlicherweise in der Nacht statt und der Himmel klarte vormittags langsam wieder auf… beste Voraussetzungen für einen weiteren Spaziergang in der Welterbe-Stadt. Erster Anlaufpunkt war der Kollegiatstift unserer Lieben Frau zur alten Kapelle… ganz schön komplizierter Name… ursprünglich eine romanische Basilika aus der Zeit Heinrich II., später gotisch erweitert… wurde das Kirchengebäude im 18. Jahrhundert im Rokokostil mit Gold und Schmuck regelrecht zugekleistert… nur außen macht das Gebäude einen eher schlichten Eindruck. Leider fanden gerade Reinigungsarbeiten statt so das ich nur durch ein Absperrgitter fotografieren konnte.

...fast alles drauf: Dom, Donau, Steinerne Brücke von Osten...
Das Osterntor am Rande vom Villapark

Es ging weiter an der Donau entlang Richtung Osten… vorbei am Stellplatz von Donau-Kreuzfahrtschiffen mit Altersdurchschnitt Ü80… beginnt bald eine kleine grüne Insel namens Villapark. Von dort aus gibt es einen grünen Gürtel um die Altstadt die etwa dort verläuft wo früher die Stadtmauern verliefen… das Ostentor ist das einzige Stadttor dieser Anlage was noch existiert. Unter den Eichen und Kastanien zu laufen bedürfte derweil eigentlich einer Helmpflicht… bei der ersten Kastanie auf dem Kopf war ich erstmal sauer weil es weh tat… war aber niemand in der Nähe… Vorbei an dem nicht öffentlichen Schlosspark St. Emmeram und vorbei am gleichnamigen Schloss, Sitz der streitbaren Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sollte nunmehr die Basilika St. Emmeram besucht werden… aber leider scheint in den Regensburger Kirchen Dienstag Großputztag zu sein und diesmal ging es garnicht rein… von außen ist vieles eingerüstet… überhaupt wird viel gebaut in der Stadt.

Das berühmte Schottenportal aus der Zeit der Romanik...
...Romanik ist auch ein Thema im Innenraum

Eine Kirche hatte ich noch auf der Tour und zwar die sogenannte Schottenkirche St. Jakob. Das mit den Schotten kommt von der frühen Missionierung der heutigen deutschen Gebiete… etliche Missionare waren Schotten und Iren. Die Kirche wurde zumindest drinnen nicht geputzt, so das ich sie besichtigen konnte. Es handelt sich um eine romanische Basilika nit einem äußerst bemerkenswerten Eingangsportal auf der Nordseite. Es gibt viel figürlichen Schmuck der auch nicht zu 100% gedeutet werden kann. Das Portal aus der Mitte des 12. Jahrhundert wird durch eine Glasummantelung vor Verwitterung geschützt. Es war nun bereits früher Nachmittag und ein Imbiss an der Neupfarrkirche, die Wurstbraterei Reisinger deutet bereits von Weitem an, das die Produkte beliebt sind… es gab nämlich eine Schlange… diese überwunden, gab es einen Regensburger mit alles… eine Mischung aus Wurstsemmel und Mini-Burger für faire 3,70€.

Regensburger mit alles...
...von der Wurstbraterei Reisinger

Es gab noch viel zu sehen in dieser wirklich wunderbar erhaltenen alten Stadt… Reste von römischer Bebauung zum Beispiel oder eine kleine, regelrecht süße Kapelle in einem Wohnhaus nahe des Doms… manches Wohnzimmer ist sicherlich größer… und noch vieles andere was mir jetzt zu viel Mühe machen würde über alles zu schreiben. Ein Bauwerk verdiente dann aber die ganze Aufmerksamkeit… schließlich ist es sowas wie das Aushängeschild der Stadt: Der Dom. Ich kaufte mir bereits am Vormittag Tickets für eine 1,5-stündige Führung durch die Kathedrale und ihre Kreuzgänge welche nur über diese Führungen besichtigt werden können.

Dom St. Peter - Inneres nach Osten
...so viel Menschlichkeit war damals eher ungewöhnlich: Jungfrau Maria und der lächelnde Erzengel Gabriel

Der Regensburger Dom St. Peter ist eine der bedeutensten Kathedralen der Gotik in Süddeutschland. Der heutige Bau folgte auf einen romanischen Vorgängerbau und wurde 1275 begonnen. Erst etwa 175 Jahre später war er weitestgehend fertig, die Doppelturmfront mit den 105 Meter hohen Türmen wurde erst 1872 vollendet… so ähnlich wie es beim berühmten Kölner Dom einige Jahre später auch der Fall war. Das Kirchengebäude wurde mit Kalkstein errichtet, als das irgendwann nicht mehr erhältlich war, wich man auf minderwertigen Grünsandstein aus und übertünchte es weiß… leider zerbröselt der Sandstein recht schnell und muß ständig durch Kalkstein ersetzt werden. Im Dom befinden sich zahlreiche Altäre und weitere Ausstattung aus der Zeit von Gotik bis Barock… besonders bemerkenswert ist ein gotisches Figurenportal an der Westseite was derzeit allerdings von einem Bauzaun verdeckt wird. Ebenso bekannt sind zwei Skulpturen vom lächelnden Engel Gabriel und der Jungfrau Maria welche um 1280 entstanden sind. Die Glasmalereien aus der Bauzeit sind noch erhalten und mit etwa 800 qm die großte Menge mittelalterlicher Glasmalerei der Welt. Die Hauptorgel im nördlichen Seitenschiff stammt aus dem Jahr 2009 und ist die größte hängende Orgel der Welt. Sie wiegt insgesamt 67 Tonnen und hängt an vier speziell angefertigten Seilen. Der Organist fährt mit einer Art Aufzug zum Spieltisch auf halber Höhe…Dank moderner Technik lässt sich das Instrument aber auch aus dem Chorbereich bespielen… Apropos Chor… der Dom St. Peter ist auch die Heimat der Regensburger Domspatzen… ein Knabenchor mit über Tausendjähriger Tradition… gegründet 975.

Im Kreuzgang des Doms
...auch im Kreuzgangbereich: Lapidarium... Parkplatz verwitterter Originalkunstwerke

Die Führerin war eine ältere Dame die auch in Regensburg geboren wurde und die diese Führung auch mit erstaunlich viel Humor absolvierte… so wurden wir auch auf viele Kuriositäten aufmerksam gemacht die man sonst sicher übersehen hätte. Die Besichtigung des Doppelkreuzgangs war auch sehr interessant weil solche Orte, wenn sie eben gerade nicht so überlaufen sind… eine gewisse Magie ausstrahlen. Die Führung hat sich also durchaus sehr gelohnt… auch Berichte über die Arbeiten der Dombauhütte erfährt man nicht einfach so.

Die größte hängende Orgel der Welt
Die Allerheiligenkapelle am Kreuzgang vom Dom

Das Abendprogramm gestaltete sich mit dem Besuch der Brauereigaststätte Kneitinger (auf den Gläsern steht: seit 1530) und damit einem sehr traditionellem Lokal… das Bier wird selber gebraut… es gibt Helles (Heller Hans), Pils und Dunkles… ich hatte sie alle und stifte Berliner Euphorie an: Kannste echt anbieten… genau wie das Essen… prima Laden… könnte auch in Bamberg sein. Danach musste es natürlich noch ein Guinness sein… aber heute im anderen Irish Pub der Stadt: Murphy’s Law… und der ist so viel besser als das Irish Harp gestern…in einem Keller mit viel Jungvolk aber sehr umsichtiger Bedienung… werd wohl morgen wieder kommen… aber vorher gehts in eine andere bayerische Stadt… ihr werdet es lesen…

Heller Hans im Kneipingers
Guinness als letztes Bild des Tages... sehr traditionell...auf mclarsen...

Heute stand eine Stipvisite der Stadt Landshut auf dem Plan… geplant war Abfahrt ab Regensburg und etwa 11:28 Ankunft in Landshut… also nach dem Frühstück gut gelaunt Richtung Bahnhof… auf halber Strecke dahin… Mist!… meine Ohrstöpsel vergessen… hmmm… das schaff ich … nochmal zurück und mit erhöhter Laufgeschwindigkeit zum Bahnhof. Der Zug fährt los… Fahrkartenkontrolle… kein Problem… hab ich auf dem Handy… Personalausweis dazu… auch kein Problem… hab ich im Port…PORT… Portemonai… auf die leere Hosentasche tätschelnd… öhmn… hab ich nicht dabei. Vom Ausweis hab ich ein Bild gespeichert, das war kein Problem… aber mit 0 Cent unterwegs sein schon… ich hab auch keine Kartenzahlung auf dem Handy… also erster möglicher Halt wieder raus: Eggmühl… I am the walrus… I am in Eggmühl.. dudududu… (frei nach den Beatles)… nach 15 Minuten kam ein Zug Richtung Regensburg, dann raus, wieder ins Hotel, wieder zum Bahnhof und in den gleichen Zug… der war dann kurz nach eins in Landshut…soll heißen… wenn die Bahn schonmal pünktlich fährt, kann ich durch eigene Dämlichkeit auch selber mit Verspätung ans Ziel kommen. So… nun aber zu Landshut…

Die zwei Hauptdarsteller von Landshut: St. Martin und Burg Trausnitz... davor die Isar
Stadtblick Landshut... nach einigen überwundenen Höhenmetern...

Landshut ist mit 75.000 Einwohnern die zehntgrößte Stadt Bayerns und liegt mit je 70 Kilometern Abstand zwischen Regensburg und München an der Isar. Im Mittelalter erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blütezeit was sich in dem historischen Stadtkern noch heute wiederspiegelt. Historisches Zentrum ist die Straße Altstadt… etwa 700 Meter lang und an manchen Stellen bis zu 30 Meter breit… da kann man fast schon von einem Platz reden… Markant im Stadtbild ist die Burg Trausnitz und der Turm der Martinskirche, welcher mit 130 Metern der höchste aus Backstein errichtete Kirchturm der Welt ist. Weitere bedeutende mittelalterliche Kirchen sind die Heilig-Geist-Kirche und St. Jodok. Landshut und das Umland ist sehr wirtschaftsstark und in diesem Sinne auch recht vermögend.

St. Martinskirche - Mittelschiff nach Osten
Die Straße Altstadt mit Blick auf St. Martin

Das Wetter war heute nochmal regelrecht herausragend wenn man bedenkt das es fast Oktober ist… 21 Grad und freundlichster Sonnenschein… Als erstes wurde das Wahrzeichen der Stadt besichtigt: Die st. Martinskirche. Diese ist von Hause her recht groß, es ist eine spätgotische Hallenkirche mit sehr schlanken Pfeilern. Das Außergewöhnliche dieser Kirche ist aber der Turm. Mit 130 Metern ist er in der Top-Ten der höchsten Kirchtürme der Welt und unter den Türmen die mit Backstein errichtet wurden sogar die klare Nummer Eins. Schön war auch das während der Besichtigung jemand an der Orgel gespielt hat… das war mehr Heavy Metal als Halleluja… schön tiefe Bässe was das ganze Gebäude zur Vibration brachte… ich mag sowas.

Das gotische Rathaus
Die Stadtresidenz (1536-1543)

Nach dieser kurzen Abbitte wegen eigener Trotteligkeit ging es dann die Altstadt herab… so heißt nämlich die Hauptstraße in Landshut… sie ist überwiegend Fußgängerbereich und wird flankiert mit superschönen Häusern aus Gotik, Renaissance und Barock… das Rathaus steht dazwischen, die Stadtresidenz von 1543 gegenüber… soll der erste Renaissancebau nördlich der Alpen sein. Am Ende der Promenade steht mit der Heilige-Geist Kirche ein weiterer gotischer Sakralbau. Wo eine Altstadt ist gibts auch eine Neustadt… ein paar hundert Meter südlich und parallel zur Altstadt… nicht ganz so prächtig aber immernoch Oho!

Über der Stadt thront die Burg Trausnitz
Auf der Burg Trausnitz

Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die Burg Trausnitz hoch über der Stadt… es war der Sitz der Wittelsberger und die reichen Bürger der Stadt haben den Turm der Martinskirche nicht umsonst so hoch bauen lassen… man wollte der Obrigkeit auf der Burg auf den Teller schauen können… quasi auf Augenhöhe. Der Weg dorthin war etwas anstrengend da ich einmal falsch abgebogen war und über eine sogenannte Teufelsbrücke und einen Serpendinenweg kam… etwas pumpend nach den Höhenmetern… aber es gab schöne Ausblicke… die Burg besichtigte ich nur von außen und dann ging es auf einem ganz einfachen Weg wieder abwärts… das kann ich ja… Nach einem Imbiss und vielen kleinen und großen Straßen der historischen Stadt wollte ich den Besuch mit zwei, drei Bieren in einem Biergarten ausklingen lassen, dieser Biergarten existierte allerdings nicht mehr, also gleich die knapp 2 Kilometer zum Hauptbahnhof gelaufen… eine Gegend die eher an Berlin Lichtenberg oder Marzahn erinnert als an eine vornehme bayerische Stadt…Die Rückfahrt nach Regensburg gestaltete sich einfacher als der Hinweg.

St. Martin von der Burg Trausnitz gesehen
Im Brauhaus am Schloß

Zurück in Regensburg ging es abends in das Brauhaus am Schloß. Das Schloß zum Brauhaus ist St. Emmeram… also Thurn und Taxis… die Brauerei wurde von Paulaner gekauft, stellt aber eigenes Bier her was dann in Paulaner- Gläser gefüllt ausgeschenkt wird. Neben einer ordentlichen Portion Schweinskram auf dem Teller verkostete ich St. Emmeram Hell, Hopfenblume (Pils) und Marstall Dunkel… alles sehr gute Biere… wie so häufig sollte aber Guinness das letzte Wort haben und ich besuchte nochmal das Murphys Law wo der Abend unspektakulär ausklang… so wie auch die drei Tage in Regensburg und Landshut. Regensburg hätte vielleicht noch einen Tag mehr gebraucht… es ist eine traumhafte Altstadt mit vielen verwinkelten Gassen und tollen Kunst- und Architekturdenkmälern. Auch in Sachen Gastronomie hätte es noch weitere Entdeckungen geben können… aber im Anschluß geht die Reise weiter zur diesjährigen Bierwanderung die in ein paar Tagen als Extrablog zu lesen sein wird. Zum Abschluß noch ein paar Bilder zum Ausklang… so weit nicht anders vermerkt aus Regensburg.

Fröhliche Straßennamen haben sie hier...
Das Rathaus mit dem Festsaal des Immerwährenden Reichstages
Der Haidplatz
Nachgestellte Umrisse der zerstörten Synagoge
Dachlandschaft mit goldenem Turm
Altes Gasthausschild "Zum Walfisch" um 1800
Landshut - Ansicht vom nördlichem Isar-Ufer
Landshut - St. Martin - Westportal und Turm
Landshut - Platz Freyung mit Burg Trausnitz
Regensburger Dom zu später Stunde

McLarsen in Schwerin und Wismar (Juni 2024)

Schwerin, 25.06.2024… Der Sommer kam dieses Jahr spät an… bis vor ein paar Tagen hatten wir gefühlt den längsten April aller Zeiten… die Fußball Europameisterschaft 2024 in Deutschland ist im vollen Gange… Zeit mal wieder für einen kleinen Ausflug… und der bringt mich diesmal in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern nach Schwerin… ebenso ist ein Tag in Wismar geplant.
Der Regionalexpress R8 vom Flughafen BER Richtung Wismar braucht fast 3 Stunden bis Schwerin… das mit dem Express dient womöglich eher als Aufwertung gegenüber noch langsameren Verbindungen… aber da ich es ja auch nicht eilig hatte konnte ich die beschauliche Fahrt ein wenig genießen. In Schwerin angekommen hatte ich es nicht weit zum Hotel was auch damit zu tun hat das das Haus „Hotel am Hauptbahnhof“ heißt. Es ist ein einfacher Bau mit eigenem Bad auf dem Flur… was ein wenig ungewöhnlich ist. Das Fenster geht direkt zum Bahnhof raus… mal sehen wie laut das hier ist…

Marktplatz, Staatstheater und Schloß vom Turm des Schweriner Doms
...umgekehrter Blick... vom Markt zum Dom

 Schwerin verpasst mit 98.500 Einwohnern knapp die ab 100.000 Einwohnern proklamierte Bezeichnung einer Großstadt… ist aber dennoch Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern… die kleinste aller deutschen Landeshauptstädte. Stadtrecht bekam Schwerin 1164 von einem alten Bekannten aus diesem Blog… nämlich Heinrich der Löwe dessen Wirken ich dieses Jahr im Februar u.a. in Braunschweig beleuchtet habe. Die Stadt war mit einer kurzen Unterbrechung Residenz der Herzöge von Mecklenburg… mit dem im 19. Jahrhundert fertiggestellten Schloß besitzt Schwerin eines der bekanntesten Wahrzeichen des Bundeslandes. Die Stadt liegt am Schweriner See… einem der größten Seen Deutschlands… insgesamt gibt es 12 Seen im Stadtgebiet. Das heutige Stadtbild stammt überwiegend aus Umbauten im 19. Jahrhundert, besonders durch den Architekten Georg Adolf Demmler. Das einzige Bauwerk aus dem Mittelalter ist der Schweriner Dom… eine der größten und ältesten Bauwerke der Backsteingotik mit einem der höchsten Kirchtürmen Norddeutschlands. Seit 1990 hat der Landtag von Meck-Pomm seinen Sitz im Schloß… 2009 fand die Bundesgartenschau im Schloßpark statt und das gesamte Ensemble von Schloß- und Parkanlagen ist Beitrittkandidat für das UNESCO Welterbe.*

*UPDATE 28.07.2024: Schloß und Residenzensemble sind seit 27.07.2024 UNESCO Welterbe.

Schweriner Dom - Altarretabel im Ostchor
Inneres nach Westen

Um mir einen ersten Überblick zu verschaffen wollte ich mir das hier erstmal von oben anschauen… und das geht am besten wenn man 220 Stufen ersteigt und dann vom Turm des Schweriner Doms eine schöne Aussicht genießen kann. Als erstes fallen die wirklich vielen Seen in und um das Stadtgebiet auf. Am nahesten ist der Pfaffenteich in dem sich der Dom auch spiegelt wenn man weit genug weg ist. Man sieht natürlich das Schloß und andere historische Gebäude und ahnt auch das die meisten Einwohner der Stadt außerhalb der Altstadt in teilweise Plattenbaugebieten wohnen. Nach dem Abstieg vom 117,5 Meter hohen Turm (der höchste Ostdeutschlands) wurde dann der Dom besichtigt. Der Schweriner Dom St.Marien und Johannis ist eine hochgotische Basilika im Stile der norddeutschen Backsteingotik und eines der größten Sakralbauten in der Gegend. Das Gewölbe des Mittelschiffes ist 26,5 Meter hoch und es gibt ein Querhaus und einen Chorumgang. Der Turm wurde erst 1893 im Stil der Neogotik vollendet. Von der Ausstattung ist die Kathedrale verhältnismäßig schlicht gehalten, es dominiert neogotisches Interieur, ein gotischer Altarretabel und ein Triumphkreuz aus der zerstörten Marienkirche von Wismar.

Der Pfaffenteich vom Turm des Doms...
...und auch hier das Gegenstück...
Am Pfaffenteich

Es folgte ein kleiner Gang durch die Altstadt und die Umrundung des wunderbaren Pfaffenteichs welcher ständig einläd sich eine Weile niederzulassen und ein wenig auf das sommerliche Treiben zu schauen… danach ging es ins Hotel zu einer Schreibpause… Anschließend ging es zur Nahrungsaufnahme in einem lokalen Brauhaus… wer hier öfters mitliest weiß das… heute hieß der Laden Altstadtbrauhaus… ganz in meiner Nähe und die ersten beiden naturtrüben Biere zischten sofort auf der Zunge… wer schenkt auch 0,4l aus (?)… egal… das Bier war sehr lecker, auch das Dunkle was ich zum Schluß hatte. Da mein Mittagsbrot (Chinabox am Pfaffenteich) noch nicht so lange her war gab es heute keinen deftigen Bierbraten oder ähnliches sondern eine (im Osten ja immer noch allgegenwärtige) Soljanka und einen Salat… und ja… es war lecker und ich bin gesund… Danach sollte es noch ein wenig Guinness sein und dafür steuerte ich den Pub „The Scotsman“ an… dort schmeckte das Guinness aber für eine objektive Einschätzung werde ich übermorgen dort nochmals vorstellig werden… für heute ist erstmal Feierabend und morgen gehts weiter hier in Schwerin…

Pfaffenteich zur späten Blauen Stunde

Die erste Nacht am Hauptbahnhof war erwartungsgemäß anders als in einer Ferienhütte am Meer… zum Glück bin ich am Wochenende wenn mehr los ist wieder weg… dann dieser Brunnen… man ist im Halbschlaf und dann kommt das Schweriner Schloßgespenst Petermännchen vorbei und fragt: „Na… ham wir denn schon gepullert?“ …ähmn… nee… und dann übern Flur… achja… das will ja eigentlich keiner wissen. Das Frühstücksbuffet im Hotel lässt keine Wünsche offen und so ging ich dann frisch gestärkt zum Schloß und den umliegenden Gärten, darum drehten sich die folgenden Stunden.

Das Schloß mit Orangerie und Burggarten
Schloß - Innenhof

Es gab die Möglichkeit für einen kleinen Aufpreis an einer öffentlichen Führung teilzunehmen und davon machte ich dann auch Gebrauch. Man erfuhr viel über die lange Baugeschichte des Schlosses, über seine ehemaligen adligen Bewohner und konnte sehen das man auch im vergleichweise provinziellen Mecklenburg gut und üppig leben konnte…vorausgesetzt man hatte die richtigen Eltern. Der Teil des Schlosses der der Stadt zugewandt ist, beherbergt den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und ist nicht zugänglich… genau wie der Innenhof des Gebäudes welches über 950 Räume verfügt… im Hof wird gerade Bühnentechnik aufgebaut da am kommenden Wochenende Festspiele stattfinden.

Speisesaal der Herzogin
...nicht völlig schlicht... Decke in Thronsaal

Nach der Schlossbesichtigung waren dann die umliegenden Parkanlagen dran… erst der Burggarten, also der Teil auf der Insel auf der das Schloß steht, dann der Schloßgarten südwestlich… angelegt nach Plänen von Peter Joseph Lenné, dessen Werke wir in Berlin und Brandenburg ja bestens kennen… nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten… mit einem Kreuzkanal, Laubengängen, Pavillons, Denkmälern und Statuen vom Dresdner Bildhauer Baltasar Permoser (Dresdner Zwinger u.a.) bekommt man ziemlich viel geboten… zumal es noch nicht völlig überfüllt war und der erste Tag des Jahres war der an der 30 Grad Grenze gekratzt hat. Auf einem Franzosenweg lief ich noch etwas am Rande des Sees vorbei zum Aussichtspunkt Adebors Näs wo man Schwerin mit Schloß, Dom und See aufs Bild kriegt… überhaupt macht diese Schloßanlage von allen Seiten einen superhübschen Eindruck… was auch für die ganze Stadt gilt die ja das Glück hatte im Krieg nicht zerstört zu werden. Nach einer Suppe in der Innenstadt gab es dann eine Schreibpause bevor es in den Stadtteil Schelfstadt ging.

Der Kreuzkanal im Schlossgarten mit Permoser Statuen
Laubengang... schön bei 30 Grad im Schatten...
Schweriner Stadtpanorama vom Aussichtspunkt Adebors Näs
...und nochmal das Stargebäude der Stadt von Süden

Die Schelfstadt… warscheinlich kommt der Name vom Schilf der Seen die das Gebiet beherrschen… ist ein Stadtteil von Schwerin welches direkt an die Altstadt angrenzt. Ursprünglich war Schelfstadt eine eigenständige Gemeinde, erst seit dem 19. Jahrhundert gehört sie offiziell zu Schwerin. Es gibt Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert, Bauten aus der Gründerzeit und danach… und das schöne daran ist das alles… oder zumindest vieles noch erhalten ist… auch wenn es für einige Gebäude knapp war das sie nicht abgerissen wurden weil der DDR zuletzt selbst dafür das Geld ausging.

Ziegenmarkt in Schelfstadt mit Kneipe Freischütz... kurz vor der Flutung
Die Schelfkirche

Im Zentrum des Stadtteils steht die barocke Schelfkirche für die ich leider etwas zu spät kam um sie besichtigen zu können. In der Schelfstadt hatte ich heute auch eine Verabredung mit einem langjährigen Bekannten aus der Whiskyszene der dort zuhause ist. Oliver zeigte mir viele Dinge der Gegend und der eine oder andere Whisky war auch dabei… freilich nichts was man noch irgendwo kaufen kann, genau wie man sich herzliche Gastfreundlichkeit ebenfalls nirgendwo kaufen kann… aber diesen ganz wundervollen Abend stelle ich an dieser Stelle auf privat… Fakt ist das auch die beste Kneipe der Gegend in der Schelfstadt liegt… und zwar am Ziegenmarkt und es ist der Freischütz… neulich feierte man 30jähriges Jubiläum… glaubt mir… das ist ene amtliche Zahl… das Offside steht kurz vor der 25… Ein wunderbarer Tag geht zuende… Morgen gehts übrigens nach Wismar…

Momentaufnahme aus dem Küchenfensters von Oliver

Schwerin konnte ich in den letzten anderthalb Tagen recht gut erkunden… es bleiben einige Strecken für Wanderungen am Wasser übrig und das ist sehr gut denn ich habe schon Lust nochmal hierher zu kommen… heute aber war eine andere Stadt angesagt und zwar Wismar. Eine halbe Stunde fährt man hier von Schwerin mit dem Bummelzug bis in die Hansestadt… vorbei an vielen Seen und reichlich Wald. Steigt man aus dem Zug und lässt den kleinen Bahnhof hinter sich kann man eine der schönsten Städte der Ostseeküste erleben.

Wismar hat knapp 44.000 Einwohner und ist damit die sechstgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Im Mittelalter war die Stadt Mitglied der Hanse und gelangte in dieser Zeit zu Reichtum und wirtschaftlicher Bedeutung. Nach dem 30jährigen Krieg ging die Stadt viele Jahrzehnte in schwedischen Besitz über… erst 1903 wurde die Stadt offiziell wieder Deutsch. Als Industriestandort im Dritten Reich gelangte die Stadt ins Visier der Alliierten und wurde im zweiten Weltkrieg durch mehrere Luftangriffe schwer zerstört. Heute ist Wismar noch immer ein bedeutender Wirtschaftsstandort mit großem Hafen und Schiffsbauindustrie. Die Altstadt steht zusammen mit der Stralsunder Altstadt seit 2002 auf der Welterbeliste der UNESCO. Bedeutende Sehenswürdigkeiten sind die drei Kirchen im Stile der Backsteingotik und der Marktplatz.

Die Nikolaikirche am Mühlenbach an der frischen Grube
Bei einer Deckenhöhe von 37 Metern braucht ein Kronleuchter eine lange Leitung
Hochaltarretabel aus der Georgenkirche... um 1430... 10 Meter breit und mit Predella und Bekrönung 4,42 Meter hoch...größte Retabel seiner Art im ganzen Ostseeraum...

Als erstes kam ich an der Nikolaikirche vorbei. Die Nikolaikirche ist die einzige von den drei monumentalen gotischen Backsteinkirchen die den Krieg nicht als Ruine überstanden hat. Sie wurde als die Kirche der Seefahrer und Fischer zwischen 1381 und 1487 erbaut… in einer Zeit als die Stadt wichtiges Mitglied der Hanse war und den damit einhergehenden Reichtum mit riesigen Kirchen im Stile der Backsteingotik errichten konnte. Das Mittelschiff der Nikolaikirche ist mit 37 Matern Höhe eines der höchsten weltweit… das einzig höhere in der Region ist das der Lübecker Marienkirche die ja quasi die Mutter aller Backsteingotik ist und auch das Gewölbe ist gerademal 1,5 Meter höher. Das die Kirche eine so reiche Ausstattung hat ist dem tragischen Umstand zu verdanken das die anderen beiden Kirchen den Krieg nicht überstanden haben und die Altäre und andere Sachen haben nunmehr Platz in St.Nikolai gefunden. Als ich aus der angenehm kühlen Kirche rauskam spürte ich die knapp 30 Grad ein wenig wie Knüppel auf den Kopf… aber weiter ging es…

Marktplatz mit Wasserkunst und Rathaus im Hintergrund
Marktplatz - Mittelalterliches Haus "Alter Schwede"
Der Turm der Marienkirche

Durch schöne Straßen und Gassen mit historischen Häusern aus allmöglichen Epochen hin zum Marktplatz. Dieser Marktplatz ist mit seinen ca. 100 x 100 Metern einer der größten in Norddeutschland. Er wird vom klassizistischen Rathaus und teils gotischen Bürgerhäusern eingerahmt. Das auffälligste Gebäude ist die hübsche Wasserkunst… ein Bau welcher 1602 vollendet wurde im Stil der niederländischen Renaissance. Der Marktplatz war recht belebt mit verschiedenen Ständen mit Lebensmitteln, Imbissen und Krimskrams aus Leder. Wenige Meter neben dem Markt erhebt sich der 80 Meter hohe Kirchturm der Marienkirche. Sie war die Hauptkirche der Stadt und hatte Dank schwerer Bombentreffer im Jahre 1945 weniger Glück als die Nikolaikirche… im Gegenteil… die SED ließ 1960 die Ruine des Kirchenschiffes sprengen und verarbeitete das Baumaterial zu Schotter. Der Turm ist lediglich deshalb stehen geblieben weil er als Schifffahrtszeichen in den Seekarten verzeichnet war. Die freie Fläche wurde zu DDR Zeiten als Parkplatz benutzt. Nach der Wende wurden die Umrisse der Kirche wieder sichtbar gemacht und der Platz dient heute als quasi archäologische Freifläche.

Georgenkirche... unendliche Weiten im rekonstruierten Inneren der zerstörten Kirche

Nur wenige Meter weiter befindet sich die dritte große Kirche Wismars… die Georgenkirche. Auch sie wurde schwer zerstört aber die Ruine wurde zum Glück nicht beseitigt und der gigantische Bau wurde bis vor etwa 10 Jahren wieder aufgebaut. Die dreischiffige Basilika ist die größte der drei Wismarer Kirchen… ihre Gewölbehöhe beträgt im Mittelschiff 35 Mater… also nur gering niedriger als bei der Nikolaikirche… nur ist das hier alles noch viel größer und weiter… was man eben auch deshalb sehen kann, weil der Raum komplett leer ist. Die Nutzung des Sakralbaus ist noch nicht richtig entschieden soweit ich weiß… der Bedarf nach einem derart gigantischen Raum als Nutzung einer Kirche ist garantiert nicht auf der Tagesordnung… zeitweise wird der Raum für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Die Georgenkirche hatte nie einen Turm, nur so eine Art Turmstumpf… dieser wird seit etwa 10 Jahren als Ausblickterasse genutzt und das allerbeste daran ist ein Fahrstuhl mit dem man für den Unkostenbeitrag von 2€ dort hoch gefahren wird und von dort beste Aussicht über die Hansestadt genießen kann. Nur nach Osten bleibt der Blick versperrt… da steht das gewaltige Kirchenschiff davor.

Aussichtspunkt Georgenkirche: Nikolaikirche
Aussichtspunkt Georgenkirche: Hafen
Aussichtspunkt Georgenkirche: Werft

Wieder unten angekommen ging es wieder durch die schöne Altstadt… die ja zusammen mit der von Stralsund Teil des UNESCO Welterbes ist… da traf es sich gut das ich am Welterbehaus vorbei kam wo man kostenlos eine sehr liebevolle Ausstellung zum Thema Welterbe besichtigen kann. Das Kerngebiet der Ausstellung ist sicher Wismar und andere Hansestädte aber auch im weltweiten Kontext kann man sich informieren… Klasse Sache das… Das Kaufhaus Karstadt gleich in der Nähe war übrigens das Stammhaus… Rudolph Karstadt gründete hier 1881 das Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt… der dreht sich derzeit bestimmt öfters im Grab um…

In der Fussgängerzone...
...ein Karstadt... aber es ist das Stammhaus des ehemaligen Erfolgskonzepts...
Ausstellungsraum im Welterbe Haus

Mit einem Fischbrötchen vom Marktplatz ging es dann Richtung Hafen. Das Hafengelände teilt sich in den noch aktiven Seehafen und den Alten Hafen der in den letzten Jahrzehnten völlig neu konzipiert wurde und heute ein gelungenes Zusammenspiel von historischen Industriebauten und neu gebauten Häusern im Stil der norddeutschen Backsteinarchitektur ist. Ein Touristenmagnet ist der Fake Nachbau einer angeblich mittelalterlichen Kogge namens Wissemara.

Am Hafen
Alte Hafengebäude mit neuer Nutzung
Blick vom Hafen auf den Turm der Marienkirche und die Georgenkirche

Langsam braute sich am Himmel etwas zusammen was der Wetterdienst auch angekündigt hatte… aber Brauen war auch noch Thema in der Nähe des Hafens im Brauhaus am Lohberg und ein Bier hatte ich mir nun allemale verdient… Leider war der Laden derart mies organisiert das ich nur zwei Bier getrunken habe und dann lieber später woanders essen werde… Dieses Brauhaus ist auch der Ursprung des Wismarer Whiskys Baltach… aber wie gesagt… da klappte nix… nunmehr wollte ich auch nicht wie ein begossener Pudel zurückkommen und nahm einen Zug früher Richtung Schwerin und es hat geklappt… nicht nass geworden. Das mit dem Gewitter spielte letztlich keine Rolle mehr… ich war immer etwas schneller

Im The Scotsman

… abends ging es in ein „Unmögliches“ Kartoffelhaus… ich weiß die gibts öfters aber es war heute nur Plan B… was Ok war… dann nochmals in den Scotsman… gut das ich mit meiner Meinung gewartet habe… ich kann ihn nun vollumfänglich empfehlen… was Whisky angeht sind alle Standards gut vertreten, wenn es etwas spezieller wird bekommt man Chefarztberatung von Steini, der mir von anderer Stelle bereits als bunter Hund der Stadt beschrieben wurde… ich hoffe das ich mich demnächst in Berlin revanchieren kann… toller Laden… zumal heute die Musik auch nicht vom Internetradio kam wie vorgestern… ich weiß… wir Berliner und Brandenburger sind mit RadioEins und Co. verwöhnt… aber dieses Rockradio Bob was auch als Werbung auf den Offside Toiletten hangt ist in etwa so das jeder Song wie ein ralliger Köter an deinem Bein stupst…ey… wir sind doch coole Kumpels oder?… NÖ… Sitz…Platz…Aus… zwischendurch Werbung für Kopfsalat von Aldi…
Als Fazit kann ich jetzt zu später Stunde im Schweriner Hotelzimmer vermerken… ich habe mich ein klein wenig verliebt in diese Stadt die nicht zu groß und nicht zu klein ist… auf Dauer… keine Ahnung… die Frage stellt sich nicht aber wenn es mal so wäre… dann ja. Wismar hat mich auch gut abgeholt… so’ne kleine Stadt ganz groß… hat mal wieder Spaß gemacht… ich vermute, es geht im September in Bayern weiter…

Nachtrag: Die Heimreise war wie erwartet unspektakulär… leider gab es dann zuhause den Tod einer unserer Katzen zu beklagen… An dieser Stelle vielen Dank an Nina die sich um Fiete an seinen letzten Tagen gekümmert hat… und um alles andere auch…

Nach dem Gewitter am Pfaffenteich

Wie immer zum Schluß weitere Bilder der Reise ohne ausführliche Erklärungen…

...nochmal das Schweriner Schloß von oben...
Stadtteil Schelfstadt von oben
Selbstbildnis am Pfaffenteich mit Dom
Staatskanzlei - Regierungssitz der Mininsterpäsidentin
Mecklenburgisches Staatstheater
...zwischen hell und dunkel... kühl und heiß...
Fachwerkhaus in der Schweriner Altstadt
Wismar - Alte Wasserkunst am Marktplatz
Fachwerkhaus "Gewölbe" am Hafen
Das mittelalterliche Wassertor
Ein letzter abendlicher Gruß vom Pfaffenteich