McLarsen reist

McLarsen im Land der tausend Biere IV. Gräfenberg & Nürnberg (September 2024)

Berlin, 30.09.2024… Im Anschluss an meine Erkundungen in Regensburg und Landshut die man HIER nachlesen kann, stand nun die vierte Bierwanderung auf dem Plan und da der Mensch ja lernfähig ist, macht er ja gerne mal Dinge anders die vorher nicht optimal waren… während die drei Vorläufer dieser Tour alle im August waren, planten wir in diesem Jahr mit dem September… erstens mal war die Gefahr wesentlich geringer wieder hochsommerliche Temperaturen zu bekommen, zweitens haben die meisten Brauereien im September ihren Betriebsurlaub bereits beendet und man läuft nicht der Gefahr vor verschlossener Tür zu stehen. Dieses Jahr war der Fünf Seidla Steig dran… eine Wanderung mit 5 verschiedenen Brauereigasthäusern rund um die Kleinstadt Gräfenberg… gelegen im Kreis Forchheim… die nächsten größeren Städte sind Erlangen und Nürnberg. Die Gasthäuser sind alles familiengeführte Unternehmen die sich auch zur eigenen besseren Vermarktung für diesen Wanderweg zusammen geschlossen haben. Es existiert eine gut gepflegte Website über Weg, Gasthäuser und deren Biere… auch die Betriebsferien sind dort verzeichnet… sowas wäre in den letzten Jahren ein Traum gewesen… Die Planung begann wie immer bereits etwa ein halbes Jahr vorher… schließlich muß es auch für 7 Personen bezüglich der Unterkunft passen. Damit haben wir dieses Jahr einen relativen Volltreffer gelandet. Das Apartment-Haus Gundelfinger lässt mit modernen, gut geschnittenen Räumlichkeiten keine Wünsche offen… auch der Garten kann mitbenutzt werden… durch das einsetzende Herbstwetter nutzten wir das weniger.

Anreisetag war der Donnerstag… Matthias, Immo, Philipp, André und Hansi reisten mit dem Auto an… Karsten war beruflich in Bamberg, ich war in Regensburg… Wir beiden trafen uns in Nürnberg und fuhren gemeinsam mit dem RE21, auch Gräfenbergbahn genannt nach… Gräfenberg. Startpunkt dieser stündlichen Anbindung ist der Bahnhof Nürnberg Nord-Ost-Bahnhof. Die Fahrt war von diversen Schulklassen dominiert… gehört halt dazu… Da wir etwas zu früh in Gräfenberg waren bezüglich Check-In war unsere erste Adresse in Gräfenberg der Brauereigasthof Lindenbräu und es gab das erste Bier nebst einer Brotzeit. Nach und nach kamen die Freunde aus Berlin und Brandenburg und relativ schnell wurde es dann auch feuchtfröhlich… wie immer… Hansi und André machten vorher sogar einen Umweg über die Brauerei Wagner in Merkendorf die wir im letzten Jahr besucht hatten… und brachten ein wenig Kistenware mit Wagner Bier mit. Nach einer Weile bezogen wir die Unterkunft und waren richtig begeistert… zum ersten mal in inserer Bierwanderzeit gab es daran nix zu meckern… und mit 43€ pro Nacht pro Nase war das auch nicht wirklich teuer. Da wir aber nicht zum Vergnügen da waren gings weiter ins zweite Gasthaus der Stadt: Friedmann’s Braustüberl… erbaut 1500 und seit 1875 im Besitz der Familie Friedmann. Wir hatten Glück ohne Anmeldung für alle 7 Leute einen Tisch zu bekommen und hatten Spaß bei Speis und Trank… die Biere von Friedmann waren lecker und einige klagten später über viel zu große Portionen Käsespätzle.

Der flotte Siebener zum Start der Wanderung
Auf dem Weg zur ersten Tränke

Am Freitag startete die quasi Haupttour: Der Fünf-Seidla-Steig. Für Leute die von außerhalb anreisen beginnt die Reise in Weißenohe… einer Ortschaft mit eigenem Bahnhaltepunkt etwa 2 Kilometer zu Fuß von der Unterkunft entfernt. Da wir ja in Gräfenberg residierten, mußten wir dort erstmal hin… kein Problem… kaum Höhenunterschiede und unspektakulärer Weg. Die Klosterbrauerei Weißenohe war unser erster Stützpunkt. Wie schon der Name vermuten lässt, waren Klosterbrüder an der Gründung dieser Brauerei schuld… seit 1827 ist die Brauerei in Familienbesitz… das ehemalige Kloster existiert seit der Säkularisation 1803 nicht mehr… übriggeblieben ist die ehemalige Klosterkirche die heute eine normale Pfarrkirche ist… sie ist dem heiligen Bonifatius geweiht und wird derzeit restauriert.

In der Klosterbrauerei Weißenohe
Die Brauerei befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters

Obwohl wir ziemlich genau um 10:00 Uhr eintrafen waren wir tatsächlich nicht die ersten und die nächsten kamen auch kurz nach uns in die Gastwirtschaft… es war eine etwa 10-köpfige amerikanische Gruppe im Alter…grob zwischen 40 und 50… sie sollten uns noch einige Zeit verfolgen… Erstmal gab es aber Bier… und dieses Gasthaus hat nur ein Bier vom Hahn: Weißenoher Altfränkisches Rotbier… erstmal bin ich roten Bieren gegenüber eher skeptisch… in diesem Falle aber völlig unbegründet… das Bier war prima und die meisten überzeugten sich davon doppelt… und der Wirt war cool und erklärte auch architektonische Begebenheiten in den Räumlichkeiten wie zum Beispiel Balken und Säulen. Eigentlich wollten wir es vermeiden mit anderen größeren Gruppen gleichzeitig durch die Botanik zu ziehen… aber irgendwie sind wir dann doch aus Versehen nur wenige Meter hinter der großen amerikanischen Gruppe gestartet… haben dann auch recht fix den Blinker gesetzt und dachten auch das wir sie abgeschüttelt hätten… aber dann kam ein amtlicher Anstieg den unsere Gruppe nicht gleichzeitig meisterte… und warum auch immer… die Amis sind zufällig auf eine Abkürzung getroffen… und standen plötzlich vor uns auf dem Berg… hmpf… nun gut… geben wir ihnen einen Vorsprung…

Weißenohe mit Klosterkirche von oben
Ein Elch-Whisky an Station 4... mit dem Chef persönlich

…nächste Station war wieder in Gräfenberg… wir wussten das es abends schwierig werden würde ins Lindenbräu einzukehren weil eine 80-Personen-Reservierung angesagt war… also nahmen wir den ja bereits vertrauten zweiten Stützpunkt zur Mittagszeit statt als nächsten… was Friedmann gewesen wäre. Das Bier im Lindenbräu war immer noch lecker und ein obkur anmutendes Foto auf dem Weg zu den Toiletten entpuppte sich tatsächlich als der junge Eberhard Diepgen… mitten in Franken… weiter ging es dann zur nächsten Station… gut 4 Kilometer bis zum Brauerei Gasthof Hofmann in Hohenschwärz. Der Weg führte über einen Waldweg… der Boden war glitschig und ich bot meinen Mitwanderern eine astreine Piourette als ich mehr den Bildschirm des Handys als dem Weg im Blick hatte… zum Glück nix passiert. Der Gasthof Hofmann war ok… es gab Helles und Export… beides war  gut ohne zu glänzen… halt schwierig wenn man auf der Hälfte der Strecke liegt. Das Wetter schaltete dann auf richtig Regen um und erste Ermüdungserscheinungen machten die Runde… aber nicht lange… das nächste Ziel war nunmehr nur noch knapp 2 Kilometer weit weg… der Gasthof Seitz… oder auch Thuisbrunner Elch-Bräu und Elch-Whisky… ja… jetzt kam auch noch Whisky ins Spiel… da ich ja irgendwas mit Whisky zu tun habe wurde von befreundeten Kennern der Lokalität bereits so eine Art Date per Social Media organisiert… wir freuten uns sehr darauf… leider war das Lokal relativ überlaufen… aber wir mochten das Bier und das Essen… danach kam der Georg und spendierte eine Runde vom Elch Whisky… der war für sein relativ junges Alter sehr gelungen und spendete uns Kraft für den nunmehr längsten Teil des Weges… dem Rückweg.

Auf dem Weg zurück...
...mit einsetzender Dunkelheit und malerischem Himmel

Auf dem Rückweg nach Gräfenberg zur letzten Station im Friedmanns lernten wir etwas kennen was wir von vorangegangenen Wanderungen noch nicht kannten… und zwar die einsetzende Dunkelheit die im Wald dann mal recht finster ausfallen kann… aber vorher gab es allerfeinste Farben von Wald und Feld und Himmel… eine wunderbare Wanderung im Sonnenuntergang… trotz Dunkelheit erreichten wir Gräfenberg und die letzte Station Friedmann… wie tags zuvor letzte Station. Wir hatten etwa 23 Kilometer auf dem Tacho und waren angenehm fertig aber gut gelaunt… dem Bier im Friedmann auch zum Dank. In der Unterkunft wurden teilweise seltsame TV Programme konsumiert… dann ging es in die Horizontale… Tags drauf stand schließlich die Hauptstadt Frankens auf dem Plan…

Eine Bierwanderung kommt bei uns ja selten alleine, dieses Jahr war die Frankenmetropole Nürnberg als zweite Wanderung an der Reihe. Ich war vor zwei Jahren schonmal hier und wer etwas mehr als nur aus der Perspektive von Biertouristen (sic!) über die Stadt erfahren möchte der kann das HIER nachlesen. Hansi verabschiedete sich am Morgen vom Rest der Truppe um zu einem Treffen nach Leipzig zu fahren… der Rest stieg in die Gräfenbergbahn und ab ging es Richtung Nürnberg. An der Endstation Nürnberg Nordost wurden wir von Harald empfangen der uns ein wenig durch die Stadt begleiten wollte. Harald Schieder ist ein wahrer Bierkenner und hat bereits zahlreiche Bücher zum Thema veröffentlicht. Ich lernte ihn durch gemeinsame Freunde bei einem Berlin-Besuch kennen und war sehr froh ihn für unsere Wanderung als Begleitung zu gewinnen. Wir fuhren mit der U-Bahn ein paar Stationen Richtung Stadtzentrum und lernten dort den Klubraum des Nürnberger Whiskyklubs Highland Circle kennen. Er befindet sich auf einem eher unauffälligen Hof eines Wohngebietes. Vor seiner Tür steht eine Art Keltenkreuz welches die Stadt Glasgow (welche eine Partnerstadt von Nürnberg ist) gestiftet hatte und für das irgendwie kein anderer Platz zu finden war… Das Innere der Klubstätte ist plüschig britisch gehalten und für einen Unkostenbeitrag konnten wir uns an den gut gefüllten Kühlschränken und Whiskyregalen bedienen… Während der Einnahme dieser Getränke planten wir weitere Stationen… wir fühlten uns ganz schön VIP in den heiligen Hallen des ältesten Whiskyclubs Deutschlands… das war schon toll das uns Harald dort hingeführt hat.

Im Klubraum des Nürnberger Highland Circle mit Harald Schieder (rechts)
Über den Dächern von Nürnberg...
...und wieder bergab von der Burg...

Weiter ging es dann zur Burg… sie ist ja das dominanteste Gebäude der Stadt von der man auch eine prima Aussicht hat… das Wetter war etwas durchwachsen so peilten wir den nahen Altstadthof an. Als das Offside 2015 mit dem Titel „Germanys Best Whiskybar“ ausgezeichnet wurde erhielt die Brennerei Ayrer’s zeitgleich die Auszeichnung „Germanys Best Whisky Distillery“… Ayrer’s ist die Brennerei in dem Brauereigasthof Altstadthof… um Whisky sollte es aber heute nicht wirklich gehen… das hausgebraute Bier (Rotbier, Kellerbier, Schwarzbier) kann sich schließlich auch sehen lassen und etwas feste Nahrung gab es auch… gewohnt fränkisch aber auf Grund der touristischen Lage etwas teurer als gewohnt. Anschließend ging es zum Café Wanderer und Bieramt… im Prinzip ein Biergarten ohne Sitzplätzen im Schatten von Burg und Stadtbefestigungsanlage. Hier wurden die nächsten Biere probiert inmitten der Postkartenidylle dieser Stadt die ich sehr mag…

Fasslager im Altstadthof
Gruppenbild beim Café Wanderer und Bieramt

Harald überließ uns danach unserem Schicksal… wir hatten einen Plan für den Rest des Tages geschmiedet und danken Harald sehr für seine Gastfreundschaft. Als nächste Station war das Schanzenbräu im hippen Stadtteil Gostenhof anvisiert… da ich aber wusste das der schöne Johannisfriedhof auf dem Weg lag, war also auch noch etwas non-Bier Kultur drin… aber wie es so ist… viel Bier rein… viel Bier raus… für eine Pinkelpause bogen wir kurz vorm Friedhof noch in dem Biergarten am Hesperidengarten ein… aber natürlich nicht nur zur Notdurft… ein Bier musste schon sein… Anschließend besichtigten wir den Friedhof St. Johannis mit den Gräbern von Albrecht Dürer und Veit Stoß (u.a.)… mussten bald wieder pinkeln… aber ganz detailiert muß der Bericht ja auch nicht sein…

Auf dem Friedhof St. Johannis...
...dessen größter Promi natürlich Albrecht Dürer ist

Als ich vor zwei Jahren im Schanzenbräu war, war Sommer und man konnte im Biergarten sitzen… das war heute nicht möglich… wir saßen drinnen und es gab Rotbier, Helles, Kellerbier und Märzen… alles sehr gut. Nur wenige hundert Meter entfernt ging es dann zur nächsten Location namens Palais Schaumburg… dort war es drinnen bereits voll… schließlich war es inzwischen Samstagabend und wir hatten sicherlich auch langsam und dezent einem im Turm… wir konnten draußen sitzen und es gab… ja… wie immer an der Stelle sollte ich mir Notizen machen… lecker wars aber schon. In der aufkommenden Dunkelheit war die U-Bahn das nächste Ziel und es setzte der Rückweg ein. Die übrigens führerlos (…und das in Nürnberg…) fahrende U-Bahn verließen wir wieder am Nordost-Bahnhof und besuchten unsere letzte Station… das Landbierparadies Nordost… dort gab es irgendwelches Bier aus Keramikkrügen und die Stimmung war wie es Samstagabend an beliebten Feierorten zu erwarten ist… feuchtfröhlig… anschließend stiegen wir wieder in die Gräfenbergbahn und fuhren zurück in den Ort der der Linie ihren Namen gab. Wir hatten eine schöne Zeit in Nürnberg und ließen in der Unterkunft nicht nur den Tag, sondern auch die gesamte Bierwanderung ausklingen…

Ein letztes Gruppenportrait im Schanzenbräu

Mit der grandiosen Unterkunft, planmäßigen Öffnungszeiten aller geplanten Lokale und keinerlei Wetterkapriolen war die Bierwanderung 2024 ziemlich nahe für das Prädikat „Perfekt“… vielleicht wirds aber nächstes Jahr noch besser… es wird wieder Franken und der September wurde auch mehrheitlich für besser befunden als der August wo wir die letzten Jahre unterwegs waren. Unsere Rückwege waren unspektakulär… auch wenn der gebuchte Zug natürlich nicht fuhr sondern ein Ersatzzug… geschenkt… vielen Dank an Nina die mir zuhause trotz Rücken den Rücken freigehalten hat und Harald Schieder für die schönen gemeinsamen Stunden in Nürnberg.

McLarsen in Regensburg und Landshut (September 2024)

Regensburg, 23.09.2024… Es ist wieder soweit… der jährliche Besuch des flächenmäßig größten Bundeslandes namens Bayern… ein Teil ich alleine für mich unterwegs an interessanten Orten und in der zweiten Wochenhälfte kommen dann die Freunde aus der Heimat dazu und es wird zu reichlich Bier gewandert… Der diesjährige Solotrip bringt mich nach Regensburg… eine der besterhaltensten mittelalterlichen Altstädte Deutschlands. Ich werde dort anderthalb Tage Eindrücke aufsaugen, am Mittwoch gehts kurz nach Landshut und am Donnerstag nach Franken zur Bierwanderung. Ich war übrigens schonmal in Regensburg… das war 1993 als ich mich seinerzeit frisch von der Freundin getrennt hatte, mir dann im Sommer langweilig wurde und ich dann auf eigene Faust mit meinen Eltern in irgendeine kleine Klitsche in den Bayerischen Wald gefahren bin und von dort aus in die nächstgelegene Großstadt gefahren bin um mal ein Guinness zu trinken… die Großstadt war Regensburg.

...auf der Steinernen Brücke... im Hintergrund Dom St. Peter

Vor 31 Jahren ging es mit dem Auto nach Bayern… heutzutage fährt man ja wenn möglich umweltfreundlich mit der Bahn (was mir im Normalfall auch richtig Spaß macht)… nur klappt das meistens nicht so richtig… Abfahrt geplant war etwa 08:00 von meinem Heimatbahnhof Berlin-Gesundbrunnen. Der FEX fährt von dort in 4 Minuten zum Hauptbahnhof, was der kürzeste Weg ist. Die Umsteigezeit von etwa 10 Minuten war mir zu riskant also steuerte ich einen früheren Regionalzug an… dieser wurde gestrichen wegen einer kurzfristigen Krankschreibung des Lokführers… für die über 20-minütige Fahrt (incl. Umstieg) mit der S-Bahn war es dann zu knapp… also doch der FEX… als ich auf den Bahnsteig kam stand da auch noch ein ICE der nicht auf der Anzeigetafel war aber nach kurzem Vergleich mit meiner App genau mein ICE war der in Berlin Hauptbahnhof einsetzen würde… leider ließ sich keine Tür öffnen und irgendwann fuhr er los… das war das letzte mal das ich ihn an diesem Tag sehen sollte… der FEX kam zwar pünktlich in den Bahnhof eingefahren (natürlich auf einem anderen Gleis, was zur Zeit der Einfahrt auch schon kommuniziert wurde… und dann nochmal hektisches Treppauf- und ab mit sich brachte)… leider fuhr er aber danach nicht los… erst eine Minute vor Abfahrt des bereits am Türschalter berührten ICEs fuhr er in den Hauptbahnhof ein und trotz eines sicher sehenswerten Spurts von Sportskanone McLarsen spürte ich bei Ankunft von Gleis 2 nur noch den Sog des bereits ausgefahrenen Zuges und sah auch noch die berühmten Rücklichter… sie waren in der Tat rot. Dann halt ein anderer… einen hab ich fahren lassen (nein… nicht aus der Hose)… der war komplett überfüllt… dann nahm ich einen ICE der nur bis Nürnberg fuhr, zwar gleich von Hause aus 20 Minuten später kam (Verspätetes Einsetzen des Zuges) aber wenigstens nicht rappelvoll war… dann stand vor Erfurt ein liegengebliebener Zug… dann waren bei Gotha Schafe auf den Gleisanlagen… hmpf… naja… In Nürnberg mußte ich ja auch nochmal umsteigen… dieser Zug wiederum hatte dann auch eine halbe Stunde Verspätung, bot aber auch zum Glück einen Sitzplatz… um 16:00 war ich dann mit (nur) 2 Stunden Verspätung in Regensburg.

Dom St. Peter einen Meter vor meiner Hoteltür
Historische Wurstkuchl...
...mit reichlich fettem Schweinskram...

Regensburg ist mit 160.000 Einwohnern nach München, Nürnberg und Augsburg die viertgrößte Stadt Bayerns. Die Stadt liegt an der Donau… deren Nebenflüsse Naab und Regen münden im Stadtgebiet in den Hauptfluß. Der in den 1970ern errichtete Europakanal entlastet die Donau im Innenstadtbereich.
Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt von 179 durch den römischen Kaiser Mark Aurel… es gab ein römisches Legionenlager. Im Mittelalter erreichte Regensburg als Reichstadt überregionale Bedeutung und war zeitweise größer als Rom und Köln. Regensburg ist eines der ältesten Bistümer auf deutschem Territorium und der Dom eine der bedeutendsten Sakralbauwerke Deutschlands. Die Bedeutung der Stadt ließ im Spätmittelalter nach… allerdings war Regensburg von 1663 bis 1806 Sitz des Immerwährenden Reichstages, die dauerhafte Versammlung der Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches.
Die Stadt hatte das Glück von großen Zerstörungen im zweiten Weltkrieg verschont zu bleiben… die Altstadt mit ihren kleinen Gassen und zahlreichen Kirchen ist eine der besterhaltensten Europas und seit 2006 UNESCO Weltkulturerbe.

Blick von der Jahnsinsel zur Steinernen Brücke und zum Dom
Stadtamhof - Stadtteil am anderen Ende der Brücke

Dort ging es dann zu Fuß zum Hotel Kaiserhof direkt gegenüber der Doppelturmfront des altehrwürdigen Doms zu Regensburg. Das Zimmer kurz gecheckt… alles prima… dann aber ab auf die Straßen der Stadt… Heute war es erstmal das Ziel einen ersten Eindruck aufzunehmen… was ich vor über 30 Jahren mal gesehen habe weiß ich nicht mehr… klar… der Dom… aber sonst blieb nicht viel hängen. Erstmal mußte aber etwas feste Nahrung in den Magen und das gab es in der Historischen Wurstkuchel… der warscheinlich ältesten Würstchenbude der Welt… errichtet warscheinlich während des Baus der Steinernen Brücke gleich daneben… es gab fettigen Schweinskram mit Sauerkraut… Dann ging die Tour natürlich natürlich über die berühmte Steinerne Brücke über die Donau. Die Brücke wurde von 1135 bis etwa 1146 gebaut und gilt als Meisterwerk seiner Zeit. Ich lief durch den Stadtteil Stadtamhof (war mal eine eigenständige Stadt) bis zur Dreifaltigkeitskirche auf einem Hügel… von dort aus liegt einem die Stadt zu Füßen… der Abstieg führte mich vorbei an der Walhalla Of Whisky die aber erst in der zweiten Hälfte der Woche bespielt wird. Danach spazierte ich noch durch die Gassen der Altstadt… morgen gibts mehr davon…

Panoramablick vom Dreifaltigkeitsbergweg
In der Altstadt mit Blick zum Rathaus

Nach einer kurzen Erfrischung im Hotel ging es dann in den nur wenige Meter entfernten Bischofshof… ehemals wurde vor Ort Bier gebraut… das wurde in den Westteil der Stadt verlegt, aber das Bier trinken kann man dort ganz prima und auch gut essen… nach dem Schweinskram vom Nachmittag war es ein Regensburger Wurstsalat den ich sehr lecker fand… das Helle Bischofshof Bier ebenfalls… ein Guinness sollte es dann aber auch noch sein… also ab ins Irish Harp… ebenfalls nur 5 Minuten zu Fuß… es war das gleiche Pub welches ich 1993 besuchte und wirklich viel hat sich auch nicht verändert… außer das nach britischem Vorbild jedes Bier gezahlt wird… das Bluesrock-Gedöns war dann auch nicht ganz meins aber für 3 irische Pints wars trotzdem schön… morgen ist mehr Zeit für die Stadt weil ich die Bahn nicht benutzen muß…

Im Irish Harp Pub
Kollegiatstift unserer Lieben Frau zur alten Kapelle...zumindest der Turm...
...das Innere der Kirche ist Rokoko pur...

Was den Namen Regensburg betrifft so fand der Regen freundlicherweise in der Nacht statt und der Himmel klarte vormittags langsam wieder auf… beste Voraussetzungen für einen weiteren Spaziergang in der Welterbe-Stadt. Erster Anlaufpunkt war der Kollegiatstift unserer Lieben Frau zur alten Kapelle… ganz schön komplizierter Name… ursprünglich eine romanische Basilika aus der Zeit Heinrich II., später gotisch erweitert… wurde das Kirchengebäude im 18. Jahrhundert im Rokokostil mit Gold und Schmuck regelrecht zugekleistert… nur außen macht das Gebäude einen eher schlichten Eindruck. Leider fanden gerade Reinigungsarbeiten statt so das ich nur durch ein Absperrgitter fotografieren konnte.

...fast alles drauf: Dom, Donau, Steinerne Brücke von Osten...
Das Osterntor am Rande vom Villapark

Es ging weiter an der Donau entlang Richtung Osten… vorbei am Stellplatz von Donau-Kreuzfahrtschiffen mit Altersdurchschnitt Ü80… beginnt bald eine kleine grüne Insel namens Villapark. Von dort aus gibt es einen grünen Gürtel um die Altstadt die etwa dort verläuft wo früher die Stadtmauern verliefen… das Ostentor ist das einzige Stadttor dieser Anlage was noch existiert. Unter den Eichen und Kastanien zu laufen bedürfte derweil eigentlich einer Helmpflicht… bei der ersten Kastanie auf dem Kopf war ich erstmal sauer weil es weh tat… war aber niemand in der Nähe… Vorbei an dem nicht öffentlichen Schlosspark St. Emmeram und vorbei am gleichnamigen Schloss, Sitz der streitbaren Fürstin Gloria von Thurn und Taxis sollte nunmehr die Basilika St. Emmeram besucht werden… aber leider scheint in den Regensburger Kirchen Dienstag Großputztag zu sein und diesmal ging es garnicht rein… von außen ist vieles eingerüstet… überhaupt wird viel gebaut in der Stadt.

Das berühmte Schottenportal aus der Zeit der Romanik...
...Romanik ist auch ein Thema im Innenraum

Eine Kirche hatte ich noch auf der Tour und zwar die sogenannte Schottenkirche St. Jakob. Das mit den Schotten kommt von der frühen Missionierung der heutigen deutschen Gebiete… etliche Missionare waren Schotten und Iren. Die Kirche wurde zumindest drinnen nicht geputzt so das ich sie besichtigen konnte. Es handelt sich um eine romanische Basilika nit einem äußerst bemerkenswerten Eingangsportal auf der Nordseite. Es gibt viel figürlichen Schmuck der auch nicht zu 100% gedeutet werden kann. Das Portal aus der Mitte des 12. Jahrhundert wird durch eime Glasummantelung vor Verwitterung geschützt. Es war nun bereits früher Nachmittag und ein Imbiss an der Neupfarrkirche, die Wurstbraterei Reisinger deutet bereits von Weitem an das die Produkte beliebt sind… es gab nämlich eine Schlange… diese überwunden geb es einen Regensburger mit alles… eine Mischung aus Wurstsemmel und Mini-Burger für faire 3,70€.

Regensburger mit alles...
...von der Wurstbraterei Reisinger

Es gab noch viel zu sehen in dieser wirklich wunderbar erhaltenen alten Stadt… Reste von römischer Bebauung zum Beispiel oder eine kleine, regelrecht süße Kapelle in einem Wohnhaus nahe des Doms… manches Wohnzimmer ist sicherlich größer… und noch vieles andere was mir jetzt zu viel Mühe machen würde über alles zu schreiben. Ein Bauwerk verdiente dann aber die ganze Aufmerksamkeit… schließlich ist es sowas wie das Aushängeschild der Stadt: Der Dom. Ich kaufte mir bereits am Vormittag Tickets für eine 1,5-stündige Führung durch die Kathedrale und ihre Kreuzgänge welche nur über diese Führungen besichtigt werden können.

Dom St. Peter - Inneres nach Osten
...so viel Menschlichkeit war damals eher ungewöhnlich: Jungfrau Maria und der lächelnde Erzengel Gabriel

Der Regensburger Dom St. Peter ist eine der bedeutensten Kathedralen der Gotik in Süddeutschland. Der heutige Bau folgte auf einen romanischen Vorgängerbau und wurde 1275 begonnen. Erst etwa 175 Jahre später war er weitestgehend fertig, die Doppelturmfront mit den 105 Meter hohen Türmen wurde erst 1872 vollendet… so ähnlich wie es beim berühmten Kölner Dom einige Jahre später auch der Fall war. Das Kirchengebäude wurde mit Kalkstein errichtet, als das irgendwann nicht mehr erhältlich war, wich man auf minderwertigen Grünsandstein aus und übertünchte es weiß… leider zerbröselt der Sandstein recht schnell und muß ständig durch Kalkstein ersetzt werden. Im Dom befinden sich zahlreiche Altäre und weitere Ausstattung aus der Zeit von Gotik bis Barock… besonders bemerkenswert ist ein gotisches Figurenportal an der Westseite was derzeit allerdings von einem Bauzaun verdeckt wird. Ebenso bekannt sind zwei Skulpturen vom lächelnden Engel Gabriel und der Jungfrau Maria welche um 1280 entstanden sind. Die Glasmalereien aus der Bauzeit sind noch erhalten und mit etwa 800 qm die großte Menge mittelalterlicher Glasmalerei der Welt. Die Hauptorgel im nördlichen Seitenschiff stammt aus dem Jahr 2009 und ist die größte hängende Orgel der Welt. Sie wiegt insgesamt 67 Tonnen und hängt an vier speziell angefertigten Seilen. Der Organist fährt mit einer Art Aufzug zum Spieltisch auf halber Höhe…Dank moderner Technik lässt sich das Instrument aber auch aus dem Chorbereich bespielen… Apropos Chor… der Dom St. Peter ist auch die Heimat der Regensburger Domspatzen… ein Knabenchor mit über Tausendjähriger Tradition… gegründet 975.

Im Kreuzgang des Doms
...auch im Kreuzgangbereich: Lapidarium... Parkplatz verwitterter Originalkunstwerke

Die Führerin war eine ältere Dame die auch in Regensburg geboren wurde und die diese Führung auch mit erstaunlich viel Humor absolvierte… so wurden wir auch auf viele Kuriositäten aufmerksam gemacht die man sonst sicher übersehen hätte. Die Besichtigung des Doppelkreuzgangs war auch sehr interessant weil solche Orte, wenn sie eben gerade nicht so überlaufen sind… eine gewisse Magie ausstrahlen. Die Führung hat sich also durchaus sehr gelohnt… auch Berichte über die Arbeiten der Dombauhütte erfährt man nicht einfach so.

Die größte hängende Orgel der Welt
Die Allerheiligenkapelle am Kreuzgang vom Dom

Das Abendprogramm gestaltete sich mit dem Besuch der Brauereigaststätte Kneitinger (auf den Gläsern steht: seit 1530) und damit einem sehr traditionellem Lokal… das Bier wird selber gebraut… es gibt Helles (Heller Hans), Pils und Dunkles… ich hatte sie alle und stifte Berliner Euphorie an: Kannste echt anbieten… genau wie das Essen… prima Laden… könnte auch in Bamberg sein. Danach musste es natürlich noch ein Guinness sein… aber heute im anderen Irish Pub der Stadt: Murphy’s Law… und der ist so viel besser als das Irish Harp gestern…in einem Keller mit viel Jungvolk aber sehr umsichtiger Bedienung… werd wohl morgen wieder kommen… aber vorher gehts in eine andere bayerische Stadt… ihr werdet es lesen…

Heller Hans im Kneipingers
Guinness als letztes Bild des Tages... sehr traditionell...auf mclarsen...

Heute stand eine Stipvisite der Stadt Landshut auf dem Plan… geplant war Abfahrt ab Regensburg und etwa 11:28 Ankunft in Landshut… also nach dem Frühstück gut gelaunt Richtung Bahnhof… auf halber Strecke dahin… Mist!… meine Ohrstöpsel vergessen… hmmm… das schaff ich … nochmal zurück und mit erhöhter Laufgeschwindigkeit zum Bahnhof. Der Zug fährt los… Fahrkartenkontrolle… kein Problem… hab ich auf dem Handy… Personalausweis dazu… auch kein Problem… hab ich im Port…PORT… Portemonai… auf die leere Hosentasche tätschelnd… öhmn… hab ich nicht dabei. Vom Ausweis hab ich ein Bild gespeichert, das war kein Problem… aber mit 0 Cent unterwegs sein schon… ich hab auch keine Kartenzahlung auf dem Handy… also erster möglicher Halt wieder raus: Eggmühl… I am the walrus… I am in Eggmühl.. dudududu… (frei nach den Beatles)… nach 15 Minuten kam ein Zug Richtung Regensburg, dann raus, wieder ins Hotel, wieder zum Bahnhof und in den gleichen Zug… der war dann kurz nach eins in Landshut…soll heißen… wenn die Bahn schonmal pünktlich fährt, kann ich durch eigene Dämlichkeit auch selber mit Verspätung ans Ziel kommen. So… nun aber zu Landshut…

Die zwei Hauptdarsteller von Landshut: St. Martin und Burg Trausnitz... davor die Isar
Stadtblick Landshut... nach einigen überwundenen Höhenmetern...

Landshut ist mit 75.000 Einwohnern die zehntgrößte Stadt Bayerns und liegt mit je 70 Kilometern Abstand zwischen Regensburg und München an der Isar. Im Mittelalter erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blütezeit was sich in dem historischen Stadtkern noch heute wiederspiegelt. Historisches Zentrum ist die Straße Altstadt… etwa 700 Meter lang und an manchen Stellen bis zu 30 Meter breit… da kann man fast schon von einem Platz reden… Markant im Stadtbild ist die Burg Trausnitz und der Turm der Martinskirche, welcher mit 130 Metern der höchste aus Backstein errichtete Kirchturm der Welt ist. Weitere bedeutende mittelalterliche Kirchen sind die Heilig-Geist-Kirche und St. Jodok. Landshut und das Umland ist sehr wirtschaftsstark und in diesem Sinne auch recht vermögend.

St. Martinskirche - Mittelschiff nach Osten
Die Straße Altstadt mit Blick auf St. Martin

Das Wetter war heute nochmal regelrecht herausragend wenn man bedenkt das es fast Oktober ist… 21 Grad und freundlichster Sonnenschein… Als erstes wurde das Wahrzeichen der Stadt besichtigt: Die st. Martinskirche. Diese ist von Hause her recht groß, es ist eine spätgotische Hallenkirche mit sehr schlanken Pfeilern. Das Außergewöhnliche dieser Kirche ist aber der Turm. Mit 130 Metern ist er in der Top-Ten der höchsten Kirchtürme der Welt und unter den Türmen die mit Backstein errichtet wurden sogar die klare Nummer Eins. Schön war auch das während der Besichtigung jemand an der Orgel gespielt hat… das war mehr Heavy Metal als Halleluja… schön tiefe Bässe was das ganze Gebäude zur Vibration brachte… ich mag sowas.

Das gotische Rathaus
Die Stadtresidenz (1536-1543)

Nach dieser kurzen Abbitte wegen eigener Trotteligkeit ging es dann die Altstadt herab… so heißt nämlich die Hauptstraße in Landshut… sie ist überwiegend Fußgängerbereich und wird flankiert mit superschönen Häusern aus Gotik, Renaissance und Barock… das Rathaus steht dazwischen, die Stadtresidenz von 1543 gegenüber… soll der erste Renaissancebau nördlich der Alpen sein. Am Ende der Promenade steht mit der Heilige-Geist Kirche ein weiterer gotischer Sakralbau. Wo eine Altstadt ist gibts auch eine Neustadt… ein paar hundert Meter südlich und parallel zur Altstadt… nicht ganz so prächtig aber immernoch Oho!

Über der Stadt thront die Burg Trausnitz
Auf der Burg Trausnitz

Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die Burg Trausnitz hoch über der Stadt… es war der Sitz der Wittelsberger und die reichen Bürger der Stadt haben den Turm der Martinskirche nicht umsonst so hoch bauen lassen… man wollte der Obrigkeit auf der Burg auf den Teller schauen können… quasi auf Augenhöhe. Der Weg dorthin war etwas anstrengend da ich einmal falsch abgebogen war und über eine sogenannte Teufelsbrücke und einen Serpendinenweg kam… etwas pumpend nach den Höhenmetern… aber es gab schöne Ausblicke… die Burg besichtigte ich nur von außen und dann ging es auf einem ganz einfachen Weg wieder abwärts… das kann ich ja… Nach einem Imbiss und vielen kleinen und großen Straßen der historischen Stadt wollte ich den Besuch mit zwei, drei Bieren in einem Biergarten ausklingen lassen, dieser Biergarten existierte allerdings nicht mehr, also gleich die knapp 2 Kilometer zum Hauptbahnhof gelaufen… eine Gegend die eher an Berlin Lichtenberg oder Marzahn erinnert als an eine vornehme bayerische Stadt…Die Rückfahrt nach Regensburg gestaltete sich einfacher als der Hinweg.

St. Martin von der Burg Trausnitz gesehen
Im Brauhaus am Schloß

Zurück in Regensburg ging es abends in das Brauhaus am Schloß. Das Schloß zum Brauhaus ist St. Emmeram… also Thurn und Taxis… die Brauerei wurde von Paulaner gekauft, stellt aber eigenes Bier her was dann in Paulaner- Gläser gefüllt ausgeschenkt wird. Neben einer ordentlichen Portion Schweinskram auf dem Teller verkostete ich St. Emmeram Hell, Hopfenblume (Pils) und Marstall Dunkel… alles sehr gute Biere… wie so häufig sollte aber Guinness das letzte Wort haben und ich besuchte nochmal das Murphys Law wo der Abend unspektakulär ausklang… so wie auch die drei Tage in Regensburg und Landshut. Regensburg hätte vielleicht noch einen Tag mehr gebraucht… es ist eine traumhafte Altstadt mit vielen verwinkelten Gassen und tollen Kunst- und Architekturdenkmälern. Auch in Sachen Gastronomie hätte es noch weitere Entdeckungen geben können… aber im Anschluß geht die Reise weiter zur diesjährigen Bierwanderung die in ein paar Tagen als Extrablog zu lesen sein wird. Zum Abschluß noch ein paar Bilder zum Ausklang… so weit nicht anders vermerkt aus Regensburg.

Fröhliche Straßennamen haben sie hier...
Das Rathaus mit dem Festsaal des Immerwährenden Reichstages
Der Haidplatz
Nachgestellte Umrisse der zerstörten Synagoge
Dachlandschaft mit goldenem Turm
Altes Gasthausschild "Zum Walfisch" um 1800
Landshut - Ansicht vom nördlichem Isar-Ufer
Landshut - St. Martin - Westportal und Turm
Landshut - Platz Freyung mit Burg Trausnitz
Regensburger Dom zu später Stunde

McLarsen in Schwerin und Wismar (Juni 2024)

Schwerin, 25.06.2024… Der Sommer kam dieses Jahr spät an… bis vor ein paar Tagen hatten wir gefühlt den längsten April aller Zeiten… die Fußball Europameisterschaft 2024 in Deutschland ist im vollen Gange… Zeit mal wieder für einen kleinen Ausflug… und der bringt mich diesmal in die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern nach Schwerin… ebenso ist ein Tag in Wismar geplant.
Der Regionalexpress R8 vom Flughafen BER Richtung Wismar braucht fast 3 Stunden bis Schwerin… das mit dem Express dient womöglich eher als Aufwertung gegenüber noch langsameren Verbindungen… aber da ich es ja auch nicht eilig hatte konnte ich die beschauliche Fahrt ein wenig genießen. In Schwerin angekommen hatte ich es nicht weit zum Hotel was auch damit zu tun hat das das Haus „Hotel am Hauptbahnhof“ heißt. Es ist ein einfacher Bau mit eigenem Bad auf dem Flur… was ein wenig ungewöhnlich ist. Das Fenster geht direkt zum Bahnhof raus… mal sehen wie laut das hier ist…

Marktplatz, Staatstheater und Schloß vom Turm des Schweriner Doms
...umgekehrter Blick... vom Markt zum Dom

 Schwerin verpasst mit 98.500 Einwohnern knapp die ab 100.000 Einwohnern proklamierte Bezeichnung einer Großstadt… ist aber dennoch Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern… die kleinste aller deutschen Landeshauptstädte. Stadtrecht bekam Schwerin 1164 von einem alten Bekannten aus diesem Blog… nämlich Heinrich der Löwe dessen Wirken ich dieses Jahr im Februar u.a. in Braunschweig beleuchtet habe. Die Stadt war mit einer kurzen Unterbrechung Residenz der Herzöge von Mecklenburg… mit dem im 19. Jahrhundert fertiggestellten Schloß besitzt Schwerin eines der bekanntesten Wahrzeichen des Bundeslandes. Die Stadt liegt am Schweriner See… einem der größten Seen Deutschlands… insgesamt gibt es 12 Seen im Stadtgebiet. Das heutige Stadtbild stammt überwiegend aus Umbauten im 19. Jahrhundert, besonders durch den Architekten Georg Adolf Demmler. Das einzige Bauwerk aus dem Mittelalter ist der Schweriner Dom… eine der größten und ältesten Bauwerke der Backsteingotik mit einem der höchsten Kirchtürmen Norddeutschlands. Seit 1990 hat der Landtag von Meck-Pomm seinen Sitz im Schloß… 2009 fand die Bundesgartenschau im Schloßpark statt und das gesamte Ensemble von Schloß- und Parkanlagen ist Beitrittkandidat für das UNESCO Welterbe.*

*UPDATE 28.07.2024: Schloß und Residenzensemble sind seit 27.07.2024 UNESCO Welterbe.

Schweriner Dom - Altarretabel im Ostchor
Inneres nach Westen

Um mir einen ersten Überblick zu verschaffen wollte ich mir das hier erstmal von oben anschauen… und das geht am besten wenn man 220 Stufen ersteigt und dann vom Turm des Schweriner Doms eine schöne Aussicht genießen kann. Als erstes fallen die wirklich vielen Seen in und um das Stadtgebiet auf. Am nahesten ist der Pfaffenteich in dem sich der Dom auch spiegelt wenn man weit genug weg ist. Man sieht natürlich das Schloß und andere historische Gebäude und ahnt auch das die meisten Einwohner der Stadt außerhalb der Altstadt in teilweise Plattenbaugebieten wohnen. Nach dem Abstieg vom 117,5 Meter hohen Turm (der höchste Ostdeutschlands) wurde dann der Dom besichtigt. Der Schweriner Dom St.Marien und Johannis ist eine hochgotische Basilika im Stile der norddeutschen Backsteingotik und eines der größten Sakralbauten in der Gegend. Das Gewölbe des Mittelschiffes ist 26,5 Meter hoch und es gibt ein Querhaus und einen Chorumgang. Der Turm wurde erst 1893 im Stil der Neogotik vollendet. Von der Ausstattung ist die Kathedrale verhältnismäßig schlicht gehalten, es dominiert neogotisches Interieur, ein gotischer Altarretabel und ein Triumphkreuz aus der zerstörten Marienkirche von Wismar.

Der Pfaffenteich vom Turm des Doms...
...und auch hier das Gegenstück...
Am Pfaffenteich

Es folgte ein kleiner Gang durch die Altstadt und die Umrundung des wunderbaren Pfaffenteichs welcher ständig einläd sich eine Weile niederzulassen und ein wenig auf das sommerliche Treiben zu schauen… danach ging es ins Hotel zu einer Schreibpause… Anschließend ging es zur Nahrungsaufnahme in einem lokalen Brauhaus… wer hier öfters mitliest weiß das… heute hieß der Laden Altstadtbrauhaus… ganz in meiner Nähe und die ersten beiden naturtrüben Biere zischten sofort auf der Zunge… wer schenkt auch 0,4l aus (?)… egal… das Bier war sehr lecker, auch das Dunkle was ich zum Schluß hatte. Da mein Mittagsbrot (Chinabox am Pfaffenteich) noch nicht so lange her war gab es heute keinen deftigen Bierbraten oder ähnliches sondern eine (im Osten ja immer noch allgegenwärtige) Soljanka und einen Salat… und ja… es war lecker und ich bin gesund… Danach sollte es noch ein wenig Guinness sein und dafür steuerte ich den Pub „The Scotsman“ an… dort schmeckte das Guinness aber für eine objektive Einschätzung werde ich übermorgen dort nochmals vorstellig werden… für heute ist erstmal Feierabend und morgen gehts weiter hier in Schwerin…

Pfaffenteich zur späten Blauen Stunde

Die erste Nacht am Hauptbahnhof war erwartungsgemäß anders als in einer Ferienhütte am Meer… zum Glück bin ich am Wochenende wenn mehr los ist wieder weg… dann dieser Brunnen… man ist im Halbschlaf und dann kommt das Schweriner Schloßgespenst Petermännchen vorbei und fragt: „Na… ham wir denn schon gepullert?“ …ähmn… nee… und dann übern Flur… achja… das will ja eigentlich keiner wissen. Das Frühstücksbuffet im Hotel lässt keine Wünsche offen und so ging ich dann frisch gestärkt zum Schloß und den umliegenden Gärten, darum drehten sich die folgenden Stunden.

Das Schloß mit Orangerie und Burggarten
Schloß - Innenhof

Es gab die Möglichkeit für einen kleinen Aufpreis an einer öffentlichen Führung teilzunehmen und davon machte ich dann auch Gebrauch. Man erfuhr viel über die lange Baugeschichte des Schlosses, über seine ehemaligen adligen Bewohner und konnte sehen das man auch im vergleichweise provinziellen Mecklenburg gut und üppig leben konnte…vorausgesetzt man hatte die richtigen Eltern. Der Teil des Schlosses der der Stadt zugewandt ist, beherbergt den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und ist nicht zugänglich… genau wie der Innenhof des Gebäudes welches über 950 Räume verfügt… im Hof wird gerade Bühnentechnik aufgebaut da am kommenden Wochenende Festspiele stattfinden.

Speisesaal der Herzogin
...nicht völlig schlicht... Decke in Thronsaal

Nach der Schlossbesichtigung waren dann die umliegenden Parkanlagen dran… erst der Burggarten, also der Teil auf der Insel auf der das Schloß steht, dann der Schloßgarten südwestlich… angelegt nach Plänen von Peter Joseph Lenné, dessen Werke wir in Berlin und Brandenburg ja bestens kennen… nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten… mit einem Kreuzkanal, Laubengängen, Pavillons, Denkmälern und Statuen vom Dresdner Bildhauer Baltasar Permoser (Dresdner Zwinger u.a.) bekommt man ziemlich viel geboten… zumal es noch nicht völlig überfüllt war und der erste Tag des Jahres war der an der 30 Grad Grenze gekratzt hat. Auf einem Franzosenweg lief ich noch etwas am Rande des Sees vorbei zum Aussichtspunkt Adebors Näs wo man Schwerin mit Schloß, Dom und See aufs Bild kriegt… überhaupt macht diese Schloßanlage von allen Seiten einen superhübschen Eindruck… was auch für die ganze Stadt gilt die ja das Glück hatte im Krieg nicht zerstört zu werden. Nach einer Suppe in der Innenstadt gab es dann eine Schreibpause bevor es in den Stadtteil Schelfstadt ging.

Der Kreuzkanal im Schlossgarten mit Permoser Statuen
Laubengang... schön bei 30 Grad im Schatten...
Schweriner Stadtpanorama vom Aussichtspunkt Adebors Näs
...und nochmal das Stargebäude der Stadt von Süden

Die Schelfstadt… warscheinlich kommt der Name vom Schilf der Seen die das Gebiet beherrschen… ist ein Stadtteil von Schwerin welches direkt an die Altstadt angrenzt. Ursprünglich war Schelfstadt eine eigenständige Gemeinde, erst seit dem 19. Jahrhundert gehört sie offiziell zu Schwerin. Es gibt Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert, Bauten aus der Gründerzeit und danach… und das schöne daran ist das alles… oder zumindest vieles noch erhalten ist… auch wenn es für einige Gebäude knapp war das sie nicht abgerissen wurden weil der DDR zuletzt selbst dafür das Geld ausging.

Ziegenmarkt in Schelfstadt mit Kneipe Freischütz... kurz vor der Flutung
Die Schelfkirche

Im Zentrum des Stadtteils steht die barocke Schelfkirche für die ich leider etwas zu spät kam um sie besichtigen zu können. In der Schelfstadt hatte ich heute auch eine Verabredung mit einem langjährigen Bekannten aus der Whiskyszene der dort zuhause ist. Oliver zeigte mir viele Dinge der Gegend und der eine oder andere Whisky war auch dabei… freilich nichts was man noch irgendwo kaufen kann, genau wie man sich herzliche Gastfreundlichkeit ebenfalls nirgendwo kaufen kann… aber diesen ganz wundervollen Abend stelle ich an dieser Stelle auf privat… Fakt ist das auch die beste Kneipe der Gegend in der Schelfstadt liegt… und zwar am Ziegenmarkt und es ist der Freischütz… neulich feierte man 30jähriges Jubiläum… glaubt mir… das ist ene amtliche Zahl… das Offside steht kurz vor der 25… Ein wunderbarer Tag geht zuende… Morgen gehts übrigens nach Wismar…

Momentaufnahme aus dem Küchenfensters von Oliver

Schwerin konnte ich in den letzten anderthalb Tagen recht gut erkunden… es bleiben einige Strecken für Wanderungen am Wasser übrig und das ist sehr gut denn ich habe schon Lust nochmal hierher zu kommen… heute aber war eine andere Stadt angesagt und zwar Wismar. Eine halbe Stunde fährt man hier von Schwerin mit dem Bummelzug bis in die Hansestadt… vorbei an vielen Seen und reichlich Wald. Steigt man aus dem Zug und lässt den kleinen Bahnhof hinter sich kann man eine der schönsten Städte der Ostseeküste erleben.

Wismar hat knapp 44.000 Einwohner und ist damit die sechstgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Im Mittelalter war die Stadt Mitglied der Hanse und gelangte in dieser Zeit zu Reichtum und wirtschaftlicher Bedeutung. Nach dem 30jährigen Krieg ging die Stadt viele Jahrzehnte in schwedischen Besitz über… erst 1903 wurde die Stadt offiziell wieder Deutsch. Als Industriestandort im Dritten Reich gelangte die Stadt ins Visier der Alliierten und wurde im zweiten Weltkrieg durch mehrere Luftangriffe schwer zerstört. Heute ist Wismar noch immer ein bedeutender Wirtschaftsstandort mit großem Hafen und Schiffsbauindustrie. Die Altstadt steht zusammen mit der Stralsunder Altstadt seit 2002 auf der Welterbeliste der UNESCO. Bedeutende Sehenswürdigkeiten sind die drei Kirchen im Stile der Backsteingotik und der Marktplatz.

Die Nikolaikirche am Mühlenbach an der frischen Grube
Bei einer Deckenhöhe von 37 Metern braucht ein Kronleuchter eine lange Leitung
Hochaltarretabel aus der Georgenkirche... um 1430... 10 Meter breit und mit Predella und Bekrönung 4,42 Meter hoch...größte Retabel seiner Art im ganzen Ostseeraum...

Als erstes kam ich an der Nikolaikirche vorbei. Die Nikolaikirche ist die einzige von den drei monumentalen gotischen Backsteinkirchen die den Krieg nicht als Ruine überstanden hat. Sie wurde als die Kirche der Seefahrer und Fischer zwischen 1381 und 1487 erbaut… in einer Zeit als die Stadt wichtiges Mitglied der Hanse war und den damit einhergehenden Reichtum mit riesigen Kirchen im Stile der Backsteingotik errichten konnte. Das Mittelschiff der Nikolaikirche ist mit 37 Matern Höhe eines der höchsten weltweit… das einzig höhere in der Region ist das der Lübecker Marienkirche die ja quasi die Mutter aller Backsteingotik ist und auch das Gewölbe ist gerademal 1,5 Meter höher. Das die Kirche eine so reiche Ausstattung hat ist dem tragischen Umstand zu verdanken das die anderen beiden Kirchen den Krieg nicht überstanden haben und die Altäre und andere Sachen haben nunmehr Platz in St.Nikolai gefunden. Als ich aus der angenehm kühlen Kirche rauskam spürte ich die knapp 30 Grad ein wenig wie Knüppel auf den Kopf… aber weiter ging es…

Marktplatz mit Wasserkunst und Rathaus im Hintergrund
Marktplatz - Mittelalterliches Haus "Alter Schwede"
Der Turm der Marienkirche

Durch schöne Straßen und Gassen mit historischen Häusern aus allmöglichen Epochen hin zum Marktplatz. Dieser Marktplatz ist mit seinen ca. 100 x 100 Metern einer der größten in Norddeutschland. Er wird vom klassizistischen Rathaus und teils gotischen Bürgerhäusern eingerahmt. Das auffälligste Gebäude ist die hübsche Wasserkunst… ein Bau welcher 1602 vollendet wurde im Stil der niederländischen Renaissance. Der Marktplatz war recht belebt mit verschiedenen Ständen mit Lebensmitteln, Imbissen und Krimskrams aus Leder. Wenige Meter neben dem Markt erhebt sich der 80 Meter hohe Kirchturm der Marienkirche. Sie war die Hauptkirche der Stadt und hatte Dank schwerer Bombentreffer im Jahre 1945 weniger Glück als die Nikolaikirche… im Gegenteil… die SED ließ 1960 die Ruine des Kirchenschiffes sprengen und verarbeitete das Baumaterial zu Schotter. Der Turm ist lediglich deshalb stehen geblieben weil er als Schifffahrtszeichen in den Seekarten verzeichnet war. Die freie Fläche wurde zu DDR Zeiten als Parkplatz benutzt. Nach der Wende wurden die Umrisse der Kirche wieder sichtbar gemacht und der Platz dient heute als quasi archäologische Freifläche.

Georgenkirche... unendliche Weiten im rekonstruierten Inneren der zerstörten Kirche

Nur wenige Meter weiter befindet sich die dritte große Kirche Wismars… die Georgenkirche. Auch sie wurde schwer zerstört aber die Ruine wurde zum Glück nicht beseitigt und der gigantische Bau wurde bis vor etwa 10 Jahren wieder aufgebaut. Die dreischiffige Basilika ist die größte der drei Wismarer Kirchen… ihre Gewölbehöhe beträgt im Mittelschiff 35 Mater… also nur gering niedriger als bei der Nikolaikirche… nur ist das hier alles noch viel größer und weiter… was man eben auch deshalb sehen kann, weil der Raum komplett leer ist. Die Nutzung des Sakralbaus ist noch nicht richtig entschieden soweit ich weiß… der Bedarf nach einem derart gigantischen Raum als Nutzung einer Kirche ist garantiert nicht auf der Tagesordnung… zeitweise wird der Raum für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Die Georgenkirche hatte nie einen Turm, nur so eine Art Turmstumpf… dieser wird seit etwa 10 Jahren als Ausblickterasse genutzt und das allerbeste daran ist ein Fahrstuhl mit dem man für den Unkostenbeitrag von 2€ dort hoch gefahren wird und von dort beste Aussicht über die Hansestadt genießen kann. Nur nach Osten bleibt der Blick versperrt… da steht das gewaltige Kirchenschiff davor.

Aussichtspunkt Georgenkirche: Nikolaikirche
Aussichtspunkt Georgenkirche: Hafen
Aussichtspunkt Georgenkirche: Werft

Wieder unten angekommen ging es wieder durch die schöne Altstadt… die ja zusammen mit der von Stralsund Teil des UNESCO Welterbes ist… da traf es sich gut das ich am Welterbehaus vorbei kam wo man kostenlos eine sehr liebevolle Ausstellung zum Thema Welterbe besichtigen kann. Das Kerngebiet der Ausstellung ist sicher Wismar und andere Hansestädte aber auch im weltweiten Kontext kann man sich informieren… Klasse Sache das… Das Kaufhaus Karstadt gleich in der Nähe war übrigens das Stammhaus… Rudolph Karstadt gründete hier 1881 das Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt… der dreht sich derzeit bestimmt öfters im Grab um…

In der Fussgängerzone...
...ein Karstadt... aber es ist das Stammhaus des ehemaligen Erfolgskonzepts...
Ausstellungsraum im Welterbe Haus

Mit einem Fischbrötchen vom Marktplatz ging es dann Richtung Hafen. Das Hafengelände teilt sich in den noch aktiven Seehafen und den Alten Hafen der in den letzten Jahrzehnten völlig neu konzipiert wurde und heute ein gelungenes Zusammenspiel von historischen Industriebauten und neu gebauten Häusern im Stil der norddeutschen Backsteinarchitektur ist. Ein Touristenmagnet ist der Fake Nachbau einer angeblich mittelalterlichen Kogge namens Wissemara.

Am Hafen
Alte Hafengebäude mit neuer Nutzung
Blick vom Hafen auf den Turm der Marienkirche und die Georgenkirche

Langsam braute sich am Himmel etwas zusammen was der Wetterdienst auch angekündigt hatte… aber Brauen war auch noch Thema in der Nähe des Hafens im Brauhaus am Lohberg und ein Bier hatte ich mir nun allemale verdient… Leider war der Laden derart mies organisiert das ich nur zwei Bier getrunken habe und dann lieber später woanders essen werde… Dieses Brauhaus ist auch der Ursprung des Wismarer Whiskys Baltach… aber wie gesagt… da klappte nix… nunmehr wollte ich auch nicht wie ein begossener Pudel zurückkommen und nahm einen Zug früher Richtung Schwerin und es hat geklappt… nicht nass geworden. Das mit dem Gewitter spielte letztlich keine Rolle mehr… ich war immer etwas schneller

Im The Scotsman

… abends ging es in ein „Unmögliches“ Kartoffelhaus… ich weiß die gibts öfters aber es war heute nur Plan B… was Ok war… dann nochmals in den Scotsman… gut das ich mit meiner Meinung gewartet habe… ich kann ihn nun vollumfänglich empfehlen… was Whisky angeht sind alle Standards gut vertreten, wenn es etwas spezieller wird bekommt man Chefarztberatung von Steini, der mir von anderer Stelle bereits als bunter Hund der Stadt beschrieben wurde… ich hoffe das ich mich demnächst in Berlin revanchieren kann… toller Laden… zumal heute die Musik auch nicht vom Internetradio kam wie vorgestern… ich weiß… wir Berliner und Brandenburger sind mit RadioEins und Co. verwöhnt… aber dieses Rockradio Bob was auch als Werbung auf den Offside Toiletten hangt ist in etwa so das jeder Song wie ein ralliger Köter an deinem Bein stupst…ey… wir sind doch coole Kumpels oder?… NÖ… Sitz…Platz…Aus… zwischendurch Werbung für Kopfsalat von Aldi…
Als Fazit kann ich jetzt zu später Stunde im Schweriner Hotelzimmer vermerken… ich habe mich ein klein wenig verliebt in diese Stadt die nicht zu groß und nicht zu klein ist… auf Dauer… keine Ahnung… die Frage stellt sich nicht aber wenn es mal so wäre… dann ja. Wismar hat mich auch gut abgeholt… so’ne kleine Stadt ganz groß… hat mal wieder Spaß gemacht… ich vermute, es geht im September in Bayern weiter…

Nachtrag: Die Heimreise war wie erwartet unspektakulär… leider gab es dann zuhause den Tod einer unserer Katzen zu beklagen… An dieser Stelle vielen Dank an Nina die sich um Fiete an seinen letzten Tagen gekümmert hat… und um alles andere auch…

Nach dem Gewitter am Pfaffenteich

Wie immer zum Schluß weitere Bilder der Reise ohne ausführliche Erklärungen…

...nochmal das Schweriner Schloß von oben...
Stadtteil Schelfstadt von oben
Selbstbildnis am Pfaffenteich mit Dom
Staatskanzlei - Regierungssitz der Mininsterpäsidentin
Mecklenburgisches Staatstheater
...zwischen hell und dunkel... kühl und heiß...
Fachwerkhaus in der Schweriner Altstadt
Wismar - Alte Wasserkunst am Marktplatz
Fachwerkhaus "Gewölbe" am Hafen
Das mittelalterliche Wassertor
Ein letzter abendlicher Gruß vom Pfaffenteich

McLarsen in Thüringen – Gotha, Arnstadt, Eisenach, Mühlhausen, Erfurt (April 2024)

Erfurt, 24.04.2024… Die dritte Entdeckungsreise dieses Jahres führt mich wiederholt nach Thüringen. Mit Residenzstadt Erfurt (um die es diesmal weniger gehen soll, wer etwas darüber lesen möchte den verweise ich gern auf den Reisebericht von 2020) soll es in die umliegenden Städte Gotha, Arnstadt, Eisenach und Mühlhausen gehen… weiterhin ist eine Wanderung um die drei Burgen von Drei Gleichen geplant. Den Anfang machte gestern Gotha… erstmal mit dem ICE vom Heimatbahnhof Berlin Gesundbrunnen in knapp 2 Stunden ohne Umstieg nach Erfurt gedüst… dann schnell die Reisetasche in ein Schließfach gesteckt und ab ging es mit dem Bummelzug ins 25 Kilometer entfernte Gotha.

Schloß Friedenstein Gotha

Gotha: Mit 45.000 Einwohnern ist Gotha die fünftgrößte Stadt Thüringens und liegt zwischen Erfurt und Eisenach. Bis 1825 war Gotha Residenzstadt des Herzogentums Sachsen-Coburg und Gotha-Altenburg… ein typischer Landstrich auf dem seinerzeit bunten Fleckenteppich kleiner Herrschaftsgebiete auf dem Territorium des heutigen Deutschlands. Das markanteste Gebäude der Stadt ist das Schloß Friedenstein. Es wurde 1643 erbaut und gilt als eine der bedeutendsten Schlossbauten des Frühbarock. Unweit des Schlosses befindet sich der älteste Englische Garten außerhalb Englands… am Rande des Schloßparks befindet sich mit dem Herzoglichen Museum eine (besonders im Verhältnis zu der geringen Größe der Stadt) sehr bemerkenswerte Kunstsammlung. Nördlich von Schloß und Park Friedenstein befindet sich die Altstadt mit dem historischen Rathaus und vielen gut erhaltenen Bürgerhäusern. Eine technische Meisterleistung seiner Zeit ist der Leinakanal der 1369 angelegt wurde und die Stadt ohne Fluß mit Wasser versorgte und noch heute funktioniert. In Gotha wirkte Martin Luther und der Maler Lucas Cranach d.Ä… 1875 wurde die SAP (Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands) in Gotha gegründet… diese nannte sich später in SPD um… das bekannteste industrielle Produkt der Stadt waren Straßenbahnwaggons… genau… die alten Gondeldinger die jahrzehntelang im Ostteil Deutschlands auf der Schiene waren.

Schloß Friedenstein - Festsaal
Audienzzimmer

Vom Bahnhof läuft man etwa 20 Minuten zur Hauptsehenswürdigkeit der Stadt: Schloß und Park Friedenstein. Ernst I., auch Ernst der Fromme genannt (1601-1675) war der Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg und einer der bedeutendsten Herrscher seiner Zeit… auch heute existierende Königshäuser wie Belgien und England tragen noch Teile dieser DNA… was aber sicher bei der ganzen In- und Unzucht dieser Kreise nicht weiter verwundert… ich schweife ab… dieser Ernst fand in Gotha keine standesgemäße Residenz vor und ließ von 1643-1654 das Schloß Friedenstein errichten… er hatte vom 30jährigen Krieg die Nase voll und gab seinem Zuhause diesen Namen… über dem Hauptportal hängt auch ein barockes Schmuckelement mit dem Namen Friedenskuß… Das Schloß hat für die verhältnismäßig kleine Stadt Gotha recht üppige Ausmaße… allerdings war auch von Anfang an viel Platz für Verwaltung, eine Münzerei, ein Theater, die Schloßkirche und andere Dinge geplant… nicht nur aus Jux für den Herzog. Das Schloß zählt zu den bedeutendsten Schloss-Neubauten seiner Zeit… wir sind im Frühbarock wo noch nicht ganz so viel Lametta war. Die Anlage an der auch viele Bau- und Sanierungsprojekte laufen macht einen leicht angegammelten Eindruck… zumindest wenn ich Vergleiche zu ähnlich großen Feudalbauten wie denen in Berlin, Potsdam oder Würzburg ziehe… Ich kaufte mir für 12€ ein Ticket und besichtigte die Herzogliche Residenz mit den Wohn- und Repräsentationsräumen sowie dem Eckhof-Theater im Westturm… dem ältesten noch regelmäßig bespielten Theater Deutschlands mit Original-Bühnentechnik von 1685. Obendrauf war noch ein Naturmuseum mit ganz viel ausgestopften Tieren dabei… die Tour war ihr Geld auf jeden Fall wert.

Herzogliches Museum
Im Schloßpark

Gegenüber dem Schloß befindet sich das Herzogliche Museum… ein Bau aus dem 19.Jahrhundert mit einer großen, über die Landesgrenzen bedeutenden Kunstsammlung… leider reichte dafür die Zeit heute nicht. Der Schloßpark ist im Stile von englischen Landschaftsgärten angelegt und gilt als erstes Exemplar dieser Sorte außerhalb Großbritanniens… das Wetter war gerade ganz gut und so nutzte ich auch die Zeit für einen gemütlichen Parkspaziergang.

Denkmal vom Bauherren - Ernst der Fromme
Marktplatz mit Rathaus

Hinter dem Schloß welches auf einer Anhöhe steht geht es bergab mit einer Wasserkunst zur historischen Altstadt Gothas… die ist nicht irre groß… aber sehr fein… das Rathaus im Stile der Renaissance ist sehr schön und der Turm kann auch für den Unkostenbeitrag von 50 Cent bestiegen werden… machte ich auch und hatte beste Ausblicke. Da ich seit dem Frühstück nicht wirklich viel Nahrung hatte, stand ich kurz nach 17:00 Uhr auf der Matte vom lokalen Irish Pub namens S’Limmerick und gönnte mir Burger und Bier…

Ausblick vom Rathausturm mit Margarethenkirche
...auch vom Rathausturm - Nordflügel vom Schloß Friedenstein

… dann zurück zum Bahnhof, nach Erfurt gefahren, Tasche geschnappt und in den Apartments des Restaurant Palais in der Futterstraße gleich neben der berühmten Krämerbrücke eingecheckt. Die Unterkunft ist recht groß, ziemlich neu…hat aber auch einige Fragezeichen in Punkto Ausgestaltung. Abends gabs noch Guinness im Molly Malone und Murphys in der Whiskykneipe Jonny Worker… danach war der Kanal voll und es ging in die Nachtruhe.

Arnstadt: Turm und Reste von Schloß Neideck...
...wie das mal aussah kann man am Medell daneben bewundern

Am zweiten Tag der Reise ging es von Erfurt mit der Regionalbahn nach Arnstadt… Fahrzeit: etwa 15 Minuten. Der Plan war die Stadt zu besichtigen und anschließend eine Wanderung zu den drei Burgen von Drei Gleichen zu unternehmen. Das Wetter war sehr wechselhaft… von Sonne bis Graupel war alles drin… Aprilwetter halt. In Arnstadt ausgestiegen läuft man Richtung Innenstadt durch einen Schloßgarten der zu dem ehemaligen Schloß Neideck gehört. Von diesem Schloß aus der Renaissancezeit steht nur noch ein Turm. Das Schlossgebäude wurde nach dem Umzug des Fürstes nach Sondershausen bereits Mitte des 18.Jahrhunderts aufgegeben… es verwahrloste und stürzte irgendwann ein. Der Turm wurde vor etwa 25 Jahren restauriert… ist aber derzeit wieder für den Aufstieg gesperrt da es Baumängel gibt.

Der Arnstädter Marktplatz mit Rathaus und Bachkirche
Hopfenbrunnen von 1573 und Bachkirche

Arnstadt: Zu Ostzeiten galt Arnstadt als älteste Stadt der DDR… erste urkundliche Erwähnung war 704 und damit ist die Stadt auch heute noch eine der ältesten Städte Deutschlands… lediglich Städte auf römischen Siedlungsgebiet wie Trier oder Worms sind noch älter. Arnstadt hat 28.000 Einwohner und liegt etwa 20 Kilometer von Erfurt entfernt. Aus dem Jahre 1404 stammt die älteste schriftliche Erwähnung einer Thüringer Bratwurst. Wie auch in anderen Städten der Gegend wirkte Johann Sebastian Bach in Arnstadt… damals war er aber noch jung und wild… er war 4 Jahre Organist in der heute Bachkirche genannten Pfarrkirche. Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen die Schlossruine Neideck und das Neue Palais mit dem Modell einer barocken Puppenstadt namens Mon Plaisir. Es gibt Reste der ehemaligen Stadtmauer mit Toren und Türmen… auch zahlreiche Profanbauten sind erhalten. Das bedeutendste Bauwerk der Stadt ist aber die Liebfrauenkirche welche im Übergang der Stile Romanik und Gotik erbaut wurde. Weitere bedeutende Sakralbauten sind die Bachkirche und die Oberkirche.

Inneres der Bachkirche mit den Orgeln
Liebfrauenkirche... bedeutend aber leider zu

Ich ging weiter in die Altstadt und der erste Stopp galt der Johann Sebastian Bach Kirche. Die Kirche ist ein schlichter barocker Saalbau ohne Turm und wurde 1676-1683 erbaut. Zwei Jahre nach der Weihe der Kirche wurde im nicht weit entfernten Eisenach ein gewisser Johann Sebastian Bach geboren. Als 18jähriger erhielt Bach seinen ersten Job als Organist in genau dieser Kirche. Man war nicht immer zufrieden mit dem jungen Burschen… so hatte er u.a. seinen Urlaub für ein paar Wochen überzogen… Nach 4 Jahren war dann Schluß in Arnstadt und er fing in Mühlhausen seine neue Stelle an. Die Bachkirche hat gleich zwei Orgeln… die alte mit dem barocken Prospekt auf der oberen Empore (die Bach seinerzeit abgenommen hatte) und eine weitere Orgel direkt darunter von 1913 die man aber so nicht sieht. Nach einer kurzen Besichtigung der Kirche ging es über den Marktplatz mit seinem schönen Rathaus und vorbei an einigen hübschen Bürgerhäusern zur Liebfrauenkirche… um dort zu sehen das diese in der „Winterpause“ ist und erst ab Mai wieder zur Besichtigung geöffnet wird. Hmmm… das einzig überregional bedeutende Bauwerk der Stadt einfach zu lassen… sowas blödes wäre wohl nicht mal uns Berlinern eingefallen… aber dann ist das eben so. Die Liebfrauenkirche ist neben dem Naumburger Dom das bedeutendste Kirchengebäude aus der Zeit des Übergangs von der Romanik zur Gotik… aber leider zu. Das Wetter wurde wieder ungemütlich und nach ein paar Runden durch die Gassen der Altstadt ging es dann auch wieder zurück zum Bahnhof. Arnstadt wird in meinen Erinnerungen nicht allzu weit oben verankert werden…

Arnstadt - Riedtor
Wachsenburg vom Bahnhof Haarhausen gesehen

Mit dem Bummelzug fuhr ich dann eine Station weit nach Haarhausen… Bedarfshaltestelle… ich dachte erst das alle Blicke auf mich gerichtet waren… was wohl der Fremde da will wo nie einer aussteigt… aber zum Glück stiegen auch noch zwei Schuljungs aus. Von dort aus war die erste der drei Burgen bereits gut zu sehen: Die Wachsenburg. Obwohl diese Burg die einzige des flotten Dreiers ist die nicht ruiniert ist war eine Besichtigung nicht geplant… schon auch deshalb nicht weil die Burg an dem Tag nicht geöffnet war. Der Weg sollte das Ziel sein… ein wenig in die Thüringer Landschaft eintauchen und ein paar alte Steine ansehen…

Anderer Blickwinkel und ganz hübsch... Wachsenburg
Blick zur übernächsten Burg (Gleichen) mit Wetterprognose

Durch die Ortschaften Haarhausen und Holzhausen ging der Weg an der Wachsenburg vorbei zur nächsten Burg: Die Mühlburg. Der erste Teil des Weges dorthin war ein ausgewiesener Wanderweg… beim zweiten hatte ich mich etwas vertan… wollte aber nicht zu weit zurück latschen und nahm einen kleineren Weg durch den Wald. Dieser Pfad erwies sich schnell als anspruchsvoll… er war kaum in der Bärlauchwüste zu sehen und alle paar Meter lagen umgekippte Bäume… es war dann immer die Frage ob drunter oder drüber… inzwischen gab es ein amtlichen Graupelschauer und es wurde zappenduster… ich dachte dann das man Blair Witch Project mal wieder gucken könnte… irgendwann ging es nur noch steil bergauf und ich mußte ab und zu mal durchschnaufen… irgendwann kam ich dann wieder auf einen richtigen Weg und noch später stand ich dann tatsächlich vor der Burg Mühlburg… die konnte besichtigt werden und der Kartenverkäufer hatte gerade Pause… es gab einen Imbiss mit Wiener Wurst und Limo… großartig… ich kam schließlich gerade aus dem gefährlichen Dschungel von Thüringen und hatte mir das wirklich verdient 😉
Die Mühlburg ist nur noch als Ruine erhalten… sie ist die älteste der drei Burgen und liegt über der Gemeinde Mühlberg… man kann den Turm besteigen und zur nachsten Burg winken… die Burg Gleichen… getrennt von etwa 3 Kilometern und der Autobahn A4.

Der Abenteuerpfad...drunter oder drüber?

Die Drei Gleichen… sind ein Burgenensemble in der Nähe von Erfurt, Arnstadt und Gotha. Sie wurden unabhängig von Besitzern zu unterschiedlichen Zeiten (aber schon im Mittelalter) gebaut und sind außer der Wachsenburg heutzutage gut gepflegte Ruinen. Der Name mit den Drei Gleichen kommt von einem Ereignis was sich am 31.05.1231 zugetragen haben soll.. nämlich das bei einem Unwetter durch Blitzeinschlag alle drei Burgen gleichzeitig gebrannt haben sollen. Dieses Spektakel wurde in den letzten Jahren öfters mit Pyrotechnik nachgestellt… die durchquerende Autobahn A4 wurde deshalb sogar zeitweise gesperrt.

...wieder in der Zivilation... Burg Mühlberg...
...von Burg zu Burg...und die A4...

Nach der Besichtigung ging es dann runter nach Mühlberg und unter der Autobahn Richtung Burg Nummer 3… Die Burg Gleichen, ebenfalls nur als Ruine erhalten streifte ich aber nur am Abhang… genug Himalaja für heute… und über einen gut ausgebauten Radweg ging es nach Wandersleben… dort gab es Bahn und nach zwei Stationen war ich wieder in Erfurt.

Zwischen den Burgen

Gefühlt kam ich ja gerade aus einer großen Exkursion… also erstmal unter die Dusche und dann aber fix was für den leeren Magen (Die Wiener auf der Burg hatte schlimmeres verhindert)… die Wahl fiel auf die Altstadtkneipe Noah in der Straße Arche… Die hatte mir schon vor 4 Jahren gefallen… damals war aber noch Corona und man konnte sich kein richtiges Bild machen… heute aber auch nicht weil der Laden brechend voll war… ich durfte am Eingang am Straftisch Platz nehmen… immerhin… was anderes gab es in der Tat nicht… den Laden kann man teilweise mit dem Offside vergleichen zumindest was die Ausgestaltung angeht… überall Bilder und irgendwelches altes Gedöns… aber mit der sehr bodenständigen Speisekarte können wir hier vom Gesundbrunnen natürlich nicht mithalten… Das Rostbrätel mit Bratkartoffeln war auf jeden Fall sensationell… danach gabs noch Guinness im Patricks Pub und dann kam das Sandmännchen… das war in der Tat ein schöner Tag so ganz mit mir selbst was ich ja auch bei solchen Reisen suche… und  fast 40.000 Schritte waren sogar persönlicher Rekord…

Mahlzeit... in der Altstadtkneipe Noah
Die Wartburg
Eisenach - Karlsplatz mit Nikolaitor, Nikolaikirche und Lutherdenkmal

Am dritten Tag der Operation Thüringen stand ein Besuch der Stadt Eisenach auf dem Plan. Das Wetter war wie Tags zuvor sehr wechselhaft aber ganz so viel Wanderweg war an diesem Tag nicht geplant. Der Regionalzug braucht von Erfurt etwa 50 Minuten bis zur Wartburgstadt. Vom Bahnhof aus sind es nur wenige hundert Meter bis man in der Altstadt ist. Dort läuft man durch das Nikolaitor an der gleichnamigen Kirche und steht auf dem Karlsplatz. Dort wird man erstmals von Herrn Luther begrüßt welcher dort als Statue auf dem Platz steht. Von dort aus fängt auch die obligatorische Fußgängerzone an die an der anderen Seite mit Marktplatz, Stadtschloß und Georgenkirche endet. Da die Georgenkirche eine Mittagspause hat erledigte ich die Besichtigung dieser gleich am Anfang. St.Georg ist im Kern eine spätgotische Hallenkirche von der aber kaum noch etwas zu sehen ist da das Gotteshaus immer wieder verändert wurde und heute einen barocken Eindruck macht. Die Heilige Elisabeth wurde hier getraut, Martin Luther predigte hier und Johann Sebastian Bach wurde hier getauft.

Marktplatz mit Georgenkirche und Stadtschloß
Georgenkirche - Inneres nach Osten mit dreistöckigen Emporen

Eisenach: Diese Stadt mit 42.000 Einwohnern steht buchstäblich im Schatten ihrer eigenen Burg: Der Wartburg. Obwohl von dem mittelalterlichen Bau äußerlich kaum noch etwas erhalten ist, gilt die Wartburg als das Symbol einer deutschen Festung überhaupt… schließlich übersetzte Luther 1521 unter dem Tarnnamen Junker Jörg das Neue Testament ins Deutsche und die Wartburgfeste seit 1817 gelten als Wegbereiter eines deutschen Nationalstaates. Neben Luther, der übrigens in seinen jungen Jahren auch schon in Eisenach in die Schule ging… ist das bekannteste Kind der Stadt Johann Sebastian Bach der 1685 dort geboren wurde. In der Neuzeit war Eisenach auch als Industriestandort für Fahrzeuge bekannt… Das Automobilwerk wurde 1896 gegründet und 1928 von BMW übernommen. Von 1953 bis 1991 wurde der zweitbekannteste PKW der DDR dort gebaut: Der Wartburg (einschließlich Vorgängsmodell IFA F9). Seit 1992 produziert Opel in Eisenach u.a. die Modelle Astra und Corsa.

Die Wartburg vom Nachbarberg Metilstein gesehen
Wartburg mit Pallas und Turm

Nach der Besichtigung der Kirche hieß es dann aber wieder bergauf laufen… ab zur Wartburg… es besteht zwar die Möglichkeit mit Bussen dort hin zu gelangen aber natürlich nicht mit mir… Die Straße Schloßberg führt relativ geradeaus zur Wartburg… da die Burg aber auch vom weiten ein Hingucker ist machte ich noch einen Zusatzstopp auf dem Nachbarberg der Wartburg namens Metilstein. Von diesem 365 Meter hohen felsigen Berg hat man einen hervorragenden Blick zur etwas höher gelegenen Wartburg… der Nachteil daran ist, das man dann wieder absteigen muß um erneut hochzusteigen… etwas Sport schadet mir ja auch nichts… oben angekommen war ich wie erwartet nicht ganz allein… im Vergleich zur Hauptsaison war die Menge an Menschen aber sicher eher gering. Ich buchte eine Führung die knapp eine Stunde dauerte und durch verschiedene Räumlichkeiten im Pallas führte. Im Anschluß konnte man sich noch die Kunstsammlung und weitere Räumlichkeiten anschauen. Die Tour war gut gemacht und überhaupt hat es mir auf der Wartburg gut gefallen.

Wartburg - Festsaal
Wartburg - Lutherstube

Die Wartburg wurde 1067 vom Grafen Ludwig dem Springer gegründet worden. Um 1200 soll der Sängerkrieg auf der Wartburg stattgefunden haben (war aber wohl eher Fiktion)… Wagners Tannhäuser hat hier seine Inspiration. 1211-1227 lebte Elisabeth von Thüringen, die Ehefrau von Landgraf Ludwig auf der Wartburg… sie war sehr engagiert in Sachen Nächstenliebe und Fürsorge für die verarmte Bevölkerung… nach ihrem frühen Tod 24 Jahren wurde sie heilig gesprochen und gilt heute als Heilige Elisabeth. 1521 bis 1522 fand Martin Luther (als Junker Jörg getarnt) auf der Wartburg Unterschlupf und übersetzte das Neue Testament der Bibel ins Deutsche. Ein großer Fan der Wartburg war auch Johann Wolfgang von Goethe… von ihm ging auch der Umbau bzw. die Restaurierung der Burg im 19.Jahrhundert aus. Das Wartburgfest 1817 war das erste seiner Art und galt als Beschleuniger der Entstehung eines deutschen Nationalstaates. Seit 1999 ist die Wartburg Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Tor des ehemaligen Automobilwerkes Eisenach
EMW 340 aus den frühen 1950er Jahren

Nach der Burgbesichtigung ging es wieder bergab in die Stadt und das nächste Museum stand auf dem Plan… aber eines der anderen Art nämlich Autos. Eisenach ist seit 1896 Produktionsstandort für Fahrzeugbau. Erste erfolgreiche Modelle hießen Dixi und sind nicht mit blauen Lokushäuschen zu verwechseln. 1928 wurde das Werk von BMW übernommen und diese Marke wurde auch bis nach Kriegsende gebaut, nach der Enteignung unter dem Namen EMW. Auch Motorräder wurden gebaut… 1953 kam mit dem F9 der Vorgänger des Wartburgs… als Zweitakter wie die Wartburg Modelle später auch… 1955 kam der Wartburg 311 auf dem Markt… seine Erscheinung war noch bis zum Ende der DDR präsent… heutzutage finde ich ihn schön… damals war mir das sowas von gestern… 1965 erschien dann der eckigere Wartburg 353 der mit kleinen Änderungen bis 1988 gebaut… dann kam ein VW Motor in die alte Karosse aber nach der Wende wollte niemand mehr die ollen Gurken haben und 1991 war dann Sense und das Werk wurde abgewickelt. Kurze Zeit später eröffnete an anderer Stelle in Eisenach eine neue Autofabrik die bis heute Fahrzeuge der Marke Opel baut. In einer ehemaligen Werkshalle gibt es seit 2005 ein Museum über die Autogeschichte von Eisenach mit jeder Menge Oldtimer und anderer Ausstellungsstücke zum Thema… hat Spaß gemacht… guter Kontrast zur alten Wartburg.

Wartburg 311 Coupé (um 1960)
Wartburg 353
Nie produziere Proto-Typen des Wartburgs

Nach den Autos sollte es dann doch nochmal etwas klassisches sein… und das dann auch im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Johann Sebastian Bach wurde einer der berühmtesten Komponisten und Musiker der Klassik in Eisenach geboren. Ihm wurde selbstverständlich auch ein Museum errichtet was zum einen in einem alten Bürgerhaus und zum anderen in einem modernen Anbau zu besuchen ist. Man kauft ein Ticket für 12 Euro und kann in die Welt Bachs und auch der klassischen Musik allgemein eintauchen… Livemusik inklusive… ein schönes Konzept und eine liebevoll zusammengestellte Ausstellung auch für Novizen.

Das Bachhaus
Bachhaus - Garten hinterm Altbau
In der Ausstellung gibt es viel zu hören und sehen...

Danach war es dann bereits 18:00 Uhr… Zeit um mal zu probieren wie ein Guinness in Eisenach schmeckt… Das O’Tooles Pub ist in einer alten Stadtvilla und das Guinness wurde von mir als sehr gut befunden… danach ging es zurück nach Erfurt wo es dann auch noch das eine oder andere irische Bier meiner Wahl gab und ein schöner Tag voller interessanter Ausstellungen ging zu Ende.

Unweit des Bachhauses gibt es auch das Lutherhaus... das war heute nicht mehr drin...

Am letzten Tag der Reise hatte ich noch eine Stippvisite für die Stadt Mühlhausen auf dem Plan. Mit einem völlig überfüllten Regionalzug fuhr ich etwa 50 Minuten von Erfurt nach Mühlhausen. Der Bahnhof liegt eher am Rande der Stadt und so gab es erstmal einen Spaziergang ins Zentrum.

Mühlhausen vom Rabenturm mit Marienkirche (links) und Divi Blasii Kirche (rechts)

Mühlhausen in Thüringen hat heute etwa 37.000 Einwohner… Ende des 15.Jahrhunderts allerdings war Mühlhausen eine der größten Städte Deutschlands. Die Stadt war eine freie Reichstadt und wirtschaftlich sehr erfolgreich besonders mit Textilien. Zeitweise war die Stadt Mitglied der Hanse. Im Bauernkrieg 1525 stand Mühlhausen im Zentrum der Auseinandersetzung zwischen dem Feudaladel und den Bauern… angeführt vom Radikalreformator Thomas Müntzer der nach der verlorenen Schlacht von Frankenhausen auch in Mühlhausen öffentlich hingerichtet wurde. Später verlor die Stadt an Bedeutung und andere Städte wie Leipzig blühten als Handelszentren auf. Mühlhausen hat sehenswerte Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung und zwei bedeutende Kirchen (Divi Blasii und St.Marien) als Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die berühmtesten Söhne der Stadt sind der Ingenieur und Brückenbauer John Augustus Roebling (1806-1869) (Brooklyn Bridge New York) und der Architekt Friedrich August Stüler (1800-1865) der in Berlin und Brandenburg sehr viele Spuren hinterlassen hat… (u.a. Neues Museum Berlin).

Divi Blasii Kirche - Westwerk
Aus der Ferne betrachtet sind beide Türme schief
Divi Blasii - Inneres nach Westen

Am Untermarkt wurde gerade ein Markt für ein Food Festival aufgebaut… sogar mit einem Guinnesswagen… leider war ich da etwas zu früh. Das dominante Bauwerk am Untermarkt ist die Divi Blasii Kirche… eine gotische Hallenkirche mit etwas älteren Türmen die etwas windschief geraten sind. Auch in dieser Kirche war der junge Johann Sebastian Bach als Organist tätig… nämlich nach der Arnstädter Zeit und Weimar. Wie auch die anderen Städte die ich während dieser Tour besichtigt habe, hat auch Mühlhausen eine reizvolle Altstadt mit Fachwerk und kleinen Gassen. Am Obermarkt steht das bedeutendste Bauwerk der Stadt: Die Marienkirche. An ihrer Erscheinung lässt sich erahnen das die Stadt im Mittelalter eine große Nummer war. Der gotische Bau ist eine fünfschiffige Hallenkirche… es ist nach dem Erfurter Dom der größte Sakralbau Thüringens und der 86 Meter hohe Turm ist der höchste im Bundesland. Gottesdienste finden nur noch zu Feiertagen statt… ansonsten wird die Kirche als Museum und für Konzerte genutzt. Die Dauerausstellung in der Marienkirche zeigt überwiegend sakrale Kunst aus dem Großraum Thüringen und erklärt den Bauernkrieg und die Rolle die der damalige Prediger der Kirche Thomas Müntzer darin spielte. Müntzer, ein radikaler Reformer galt zu DDR Zeiten als ein Vorläufer des klassischen Arbeiterführers… im Arbeiter- und Bauernstaat verwies man gerne auf die damaligen Revoluzzer. Ein weiterer Teil der Ausstellung behandelt den Neubau des Mittelturms der Kirche welcher erst 1898 bis 1903 ausgeführt wurde. Die Pläne dafür kamen von einem gebürtigen Mühlhausener: Der Architekt Friedrich August Stüler (1800-1865). Stüler war der wohl bekannteste Schüler von Karl Friedrich Schinkel. Viele seiner Werke befinden sich in Berlin und Brandenburg… die Alte Nationalgalerie und das Neue Museum auf der Museumsinsel von Berlin sind sicher die bekanntesten Bauwerke. Insgesamt ist das eine sehr schöne Ausstellung…

Marienkirche Mühlhausen
Chorbereich

… als nächtes war der Besuch der alten Stadtmauer angesagt. Man betritt diese am Rabenturm den man auch besteigen kann und von dem man einen schönen Ausblick auf die Stadt hat. Dann läuft man 370 Meter auf der Stadtmauer und besichtigt noch allerlei Ausstellungsstücke über die Stadtbefestigung, Mühlhausen allgemein und Zeitgeschichte.

Frauentor und Rabenturm
Stadtmauer mit Befestigungsanlagen

Nach so viel Geschichte gab es noch einen Bummel durch die Stadt und bald auch zurück zum Bahnhof. Ich wollte lieber noch etwas früher in Erfurt ankommen als wenn die Zeit zu knapp geworden wäre… 17:00 Uhr sollte es schließlich mit dem ICE zurück nach Berlin gehen. Da ich nun noch 1,5 Stunden Aufenthalt in Erfurt hatte, machte ich auch dort noch einen Spaziergang und zwar auf den Petersberg… der war vor 4 Jahren nämlich noch eine einzige Baustelle… heute ist dort alles piekfein und man kann vor allem eine tolle Aussicht auf diese schöne Stadt genießen… sogar das Wetter war fein.

Auf dem Petersberg von Erfurt mit Dom und Severikirche (rechts)

Die Rückfahrt war dann unspektakulär und kurz nach 19:00 Uhr war ich zurück am Gesundbrunnen. Es war eine schöne Reise ohne viel Pause… schöne alte Städte und beste Thüringer Landschaft…  Es war nicht mal Zeit wie sonst immer den Reisebericht zeitnahe zu verfassen… vielleicht werde ich aber auch nur alt…Erfurt hat sich beim zweiten mal weiter in mein Herz (für schöne Orte) geschlichen… wäre da nur nicht…  leider ist mir auch nicht ganz verborgen geblieben das das Bundesland ein wenig weiter rechts als andere Länder steht… leider… aber was bleibt sind Kunst, Kultur und die meisten Leute… die Flitzpiepen machen halt den meisten Krach…
Zum Ausklang des Reiseberichtes folgen nun noch weitere Impressionen der Reise…

Gotha - Schloß Friedenstein - Innenhof
Gotha - Schloß Friedenstein - Im Ekhof Theater
Merkurtempel im Schlosspark Gotha
Hauptmarkt Gotha
In der Altstadt von Arnstadt
Auf der Wanderung zwischen den Burgen
Burg Gleichen von der Mühlburg aus... dazwischen die A4
Die Wartburg vom Metilstein gesehen...
...das ist der Metilstein... dahinter Eisenach
Auf der Wartburg
...auch alt... aber im Pub von Eisenach
In der Altstadt von Mühlhausen
Auf der Stadtmauer von Mühlhausen
...gut das man erinnert wird in welcher Stadt man gerade ist...
Erfurt.... Dom und Severikirche
Ach du meine Nase...

McLarsen auf den Spuren der alten Kaiser und Könige: Braunschweig, Goslar, Königslutter (Februar 2024)

Braunschweig, 27.02.2024… …früher… hatten wir’n Kaiser… und heute? … ist wahlweise Montags bis Sonntags… ein beliebter Spruch in Berlin und Umgebung… möglicherweise auch anderswo… aber eigentlich bezieht sich das ja nur auf die letzten Kaiser des Deutschen Reiches… König Wilhelm I. wurde 1872 zum Kaiser Wilhelm I., die 99 Tage des Friedrich III. im Jahre 1888 und natürlich Wilhelm II. (in meinen Augen eher Flitzpiepe I. aber das nur am Rande) aber es gab auch vorher schon deutsche Kaiser und zwar die vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. In der Zeit vom 10. Jahrhundert bis 1806 gab es durchaus prominente Herrscher wie Karl der Große (der eher der Wegbereiter war) Otto I. (der Große), Heinrich IV. (Gang nach Canossa), Friedrich I. (Barbarossa)… aber auch eher uninteressante Regenten wie Friedrich der Schöne oder Wenzel der Faule. Schonmal was von Lothar von Supplingenburg gehört (?) …nee? aber der war auch mal deutscher Kaiser… lang ist es her und er hat sich in Königslutter ein amtliches Denkmal geschaffen… Sein Enkel wurde unter dem Namen Heinrich der Löwe bekannt und machte aus dem Ort der heute Braunschweig heißt eine der größten Städte seiner Zeit. Es ist nicht so einfach den Überblick zu kriegen über die Herrscher der vielen deutschen Fürstentümer ihrer Zeit… die preußischen Könige und Kaiser sind deutlich leichter zu merken. Mein Fokus liegt bei dieser Erkundungsreise auf den Spuren die diese Herrscher vor fast tausend Jahren in den Städten Braunschweig, Goslar und Königslutter in Form von Bauwerken und Kunst hinterlassen haben.

Der Kaiserdom von Königslutter von Südosten
Das mächtige Westwerk
Das Löwenportal ist der Haupteingang

Starttag dieser zweiten Exkursion des Jahres war Dienstag der 27.02.2024. Ich wählte Verbindungen des Regionalverkehrs weil sie mir mehr Optionen boten. Mit einem Umstieg in Magdeburg ging es Richtung Braunschweig, was für diese Reise meine Residenzstadt wird. Auf dem Weg dorthin machte ich aber noch einen Stopp in der Stadt Königslutter. Königslutter am Elm hat etwa 15.000 Einwohner… es gibt ein paar hübsche Straßenzüge mit alten Fachwerkhäusern, einen Markt mit Rathaus und Stadtkirche… und einer der berühmtesten romanischen Sakralbauten Norddeutschlands: dem Kaiserdom.

Kaiser Lothar und Ehefrau Richenza im Kaiserdom
Grabmal der Kaiserfamilie
Der Kaiserdom im Inneren gen Osten

Dieser Kaiserdom heißt offiziell Stiftskirche St. Peter und Paul und ist ein bedeutendes Baudenkmal der Romanik. Er wurde 1135 bis 1170 erbaut und später verändert. An der Stelle kommt jetzt ein gewisser Lothar von Supplingenburg ins Spiel… Supplingenburg ist eine Gemeinde von etwa 600 Einwohnern zwischen Königslutter und Helmstedt… kennt quasi kein Mensch… und von dort (es gab mal eine Burg an diesem Ort) kam ein gewisser Lothar und war Herzog von Sachsen, dann König und später sogar Kaiser des römisch-deutschen Reichs. Er lebte von 1075-1137 war mit Richenza von Northeim (übrigens die Tochter von Heinrich dem Fetten) verheiratet. Sie hatten eine Tochter (Gertrud) welche dann später die Mutter von Heinrich dem Löwen wurde. Der Bau des Domes wurde von Lothar veranlasst nicht zuletzt um ihm selber als angemessene Grabstätte zu dienen. Bereits zwei Jahre nach Baubeginn war es dann auch prompt schon so weit… Kaiser Lothar III. verstarb auf der Rückkehr von einem Feldzug aus Italien und wurde in der längst noch nicht vollendeten Kirche beigesetzt. Gemeinsam mit seiner Frau Richenza und seinem Schwiegersohn Heinrich der Stolze liegt er im Zentrum des Kirchenbaus bestattet… das Grabmal selbst stammt aus deutlich jüngerer Zeit.

Der farbenprächtige Chor
...auch im Gewölbe wurde nicht mit Farbe gespart...

Für damalige Zeiten war die Größe dieser Kirche eine echte Ansage… zumal sie nicht in einer wirklich großen Stadt errichtet wurde. Einige Sachen wurden erst deutlich später verändert… das Gewölbe im Mittelschiff stammt erst vom Ende des 17. Jahrhunderts und die durchaus bemerkenswerte, sehr farbenfreudige Ausmalung des Innenraumes gar erst vom Ende des 19. Jahrhundert. Es gibt einen Kreuzgang mit sehr unterschiedlich ornamentierten Säulen und Reliefarbeiten an der Ostapsis… unter anderem mit der Darstellung das zwei Hasen einen Jäger fesseln… soll doch keiner behaupten das die damals gar keinen Humor hatten…

Romanik pur... die Apsis mit Reliefarbeiten...
...es handelt sich um Jagdszenen...
...auch wenn hier die Hasen den Jäger fesseln...

Hinter dem Dom, auf dem Gelände einer Klinik befindet sich noch etwas lebendiges aus der Zeit Lothars… die Kaiser Lothar-Linde… eher breit als hoch, im Inneren ausgemauert und hier und da mit Stahlseilen zusammen gehalten… aber lebendig… was dieser Baum wohl schon alles gesehen hat…

Skulptur im Kreuzgang
Die Kaiser Lothar Linde wird im Volksmund die Tausendjährige Linde genannt
Die Lotharlinde hinterm Lothardom

Für Königslutter waren zwei Stunden veranschlagt und die haben auch gereicht… ohne den Kaiserdom gäbe es dort nicht viel zu sehen… danach ging die Fahrt weiter nach Braunschweig. Als der Zug in den Hauptbahnhof einfuhr dachte ich erstmal: echt (?) hier soll ich aussteigen? Beton soweit das Auge reicht… Hochhäuser, x-spurige Hauptstraßen und das alles noch ziemlich hässlich… nun ja… ich war darauf vorbereitet da ich ja weiß das Braunschweig im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde und nach den vermeindlichen Bedürfnissen der Nachkriegszeit wieder aufgebaut wurde. Der Hauptbahnhof liegt außerdem ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt so das die letzten Kilometer mit der Straßenbahn bewältigt wurden.

In Schadt's Brauereigasthof

Meine Residenz ist das Premier Inn in der Nähe des Hagenmarktes, ein etwa 15 Jahre alter hässlicher Neubau der sich aber innerlich durchaus sehen lassen kann… ich habe bestimmt das größte Hotelzimmer meiner gesamten Deutschlandreisen… ich denke es ist etwa 12 x 4 Meter groß… ich bin mit meinen Eltern und meiner Schwester in einer Wohnung aufgewachsen die nicht allzu viel größer war… Viel Zeit verbrachte ich dort aber erstmal nicht… der Magen knurrte und es ging ein Haus weiter in den Brauereigasthof Schadt. Dort gab es Bierbraten mit Bratkartoffeln und naturtrübes Pils und Märzen aus eigener Herstellung… kann ich als Berliner nur das höchste Kompliment verteilen: Kannste nich meckern. Es folgte ein kleiner Stadtrundgang mit einigen schönen Fotos im Dunklen… danach noch ein paar Bier im Shamrock am Hagenmarkt… dann war Sense und der Anreisetag wurde weggeschnarcht.

Braunschweig - Historisches Stadtzentrum zu später Stunde
Kaiserpfalz Goslar
Kaiserpfalz - Der Braunschweiger Löwe 2 mal kopiert nebst Barbarossa und Wilhelm zu Pferde
Die Überreste des ehemaligen Goslarer Doms

Tag 2: Goslar… Da ich ja in letzter Zeit ein schreckliches Talent habe genau dann zu verreisen wenn irgendwer streikt gab es den Tagesausflug nach Goslar heute bereits da morgen der ÖNV bestreikt wird. Man fährt von Braunschweig eine knappe Stunde mit dem Bummelzug und steigt dann im Harz aus und betritt Goslar… etwa 50.000 Einwohner und Teil des UNESCO Weltkulturerbe. Da das Motto der Reise ja heißt „Auf den Spuren der alten Kaiser und Könige“ ging es erstmal schnurstracks zur Kaiserpfalz. Die Kaiser und Könige der damaligen Zeit… ich rede von vor etwa 1000 Jahren… hatten keinen festen Residenzplatz sondern zogen mit dem zumeist üppig aufgeblasenem Hofstaat durch ihr Reich und fielen dabei wie die Heuschrecken in ihre eigenen Gebiete ein… vielleicht etwas übertrieben, aber der Bauer damals hatte davon nicht viel… bei denen war es am Rande der Sklaverei… aber ich schweife ab… der Kaiser und sein Trupp baute also Pfalzen… Gebäude zum temporären Leben quasi… das konnten Burgen sein auf denen niedergestellter Adel wohnte, regionale Fürsten oder Herzöge. Die Kaiserpfalzen wurden aussschließlich für den Kaiser errichtet und die Kaiserpfalz in Goslar war eine der größten. Sie wurde zwischen 1005 und 1050 gebaut und war zu diesem Zweck bis etwa 1250 in Benutzung. Neben dem großen Kaiserhaus zählten noch zwei romanische Kirchen zum Ensemble unter anderem der Goslarer Dom der im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde und von dem nur noch eine kleine Eingangshalle auf einem großen Parkplatz steht. Als der letzte König abgerückt war blühte die Stadt Goslar auf… es gab den Erzbergbau der sehr einträglich war und Goslar entwickelte sich zu einer der reichsten Städte des Mittelalters. Die Kaiserpfalz verfiel in dieser Zeit und wurde unter anderem als Kornspeicher benutzt.

Monumentalgemälde im Sommersaal
Mittelteil mit heroischem Kaiser Wilhelm

Im 19. Jahrhundert setzte dann ja eine Art nationaler Überschwang ein und man zog es vor den fast zur Ruine verkommenen Bau im Stil der Zeit… und das war der Historismus zu restaurieren… es wurde gerne etwas übers Ziel hinaus geschossen… die Grenze zum nationalistischen Kitsch wurde mehrfach überschritten… aber andersrum wäre das Gebäude weiter verfallen und sicher nicht mehr existent. Für 7€ kann man die Kaiserpfalz besichtigen, man bekommt einen guten Überblick über die alten Kaiser und Könige und kann den großen Saal mit seinen monumentalen Wandgemälden besichtigen… und das meine ich mit Kitsch… von Dornröschen über Barbarossa, Luther bis zum „großen“ seinerzeit regierenden Kaiser Wilhelm I. um den die ganze Weltgeschichte gedreht wurde. Das ist alles ganz gut gemacht und auch ganz hübsch… war es aber auch etwas was den Nationalismus und seine Konsequenzen daraus im nächsten Jahrhundert gefüttert hat… so bin ich in meiner persönlichen Empfindung solcher Kunst etwas zurückhaltend… zumal die innovative Kunst seinerzeit mit Impressionismus und Expressionismus schon deutlich weiter war.

Goslar vom Aussichtspunkt Blauer Haufen
Marktkirche St. Cosmas und Damian
Renaissance Kanzel in der Marktkirche
Gose Bier im Brauhaus Goslar

Nach der Besichtigung der Kaiserpfalz ging ich ein wenig raus aus dem Zentrum zu einem natürlichen Aussichtspunkt von der man die Stadt gut als Ganzes sehen kann und machte ein paar Bilder davon. Nach der kleinen Wanderung wollte ich eigentlich im lokalen Brauhaus etwas zünftiges essen und zwei Gose Biere trinken… aber ich erwischte fast sekundengenau die Nachmittagspause der Küche. Als Ersatz mußte ein Fischbrötchen aus der Fußgängerzone reichen und ich besichtigte erstmal den Teil der historischen Altstadt östlich vom Markt und die Marktkirche St. Cosmas und Damian. Dann gab es wenigstens die beiden Biere im Brauhaus. Es handelte sich um Gose, einer recht seltenen Bierart die ihren Namen vom gleichnamigen Fluß in Goslar erhielt und heutzutage im sächsischen Gebiet verbreitet ist… es ist eine obergärige Sorte mit einer gewissen sauren Note. Mir schmeckte die helle Version besser als die dunkle… war aber beides gut. Mehr war nicht drinnen da ich sonst zu viel hätte pinkeln müssen…

Historisches Gildehaus Kaiserworth mit Kaiserfiguren...
...und einen kleinen Dukatenscheißer... vom späten 15. Jahrhundert
Breite Straße mit Breitem Tor

Es waren noch einige Plätze zu besichtigen… nämlich die Altstadt westlich von Markt und Kirche… und die empfand ich als wirklich grandios… fast menschenleer erstreckt sich ein Wald an Fachwerkhäusern über das ganze Viertel… nicht das mir sowas neu wäre… aber diesen speziellen Charm habe ich nur in Quedlinburg ähnlich gespürt… alles auch piekfein hergerichtet und eben überhaupt nicht überlaufen… sehr zu empfehlen.

Fachwerk und Kopfsteinpflaster - Peterstraße
Siemenshaus - Stammhaus der Industriellenfamilie Siemens (ja...die) aus dem Jahre 1693
...Fachwerk ohne Ende...

Abschließend ging es wieder zum Bahnhof… der hat nämlich als Besonderheit ein Irish Pub in seinem Gebäude. Leider war hier auch noch Küchenpause aber die wußte ich mit dem einen oder anderen Guinness zu überbrücken und das Schnitzel wurde später dann regelrecht eingeatmet. Nach der Rückfahrt nach Braunschweig gab es noch zwei Absacker Guinness im Pub „The Wild Geese“… da muß ich aber nicht nochmal hin… da steckt kein Herz drin… mehr brauchte ich gestern aber auch garnicht… außerdem mußte ich nach etwas an dem Bericht hier schreiben und schrauben.

Verkehrsgünstiges Irish Pub Celtic Inn im Bahnhof
Das Wahrzeichen der Stadt Braunschweig

Tag 3: Braunschweig: Braunschweig ist mit etwa 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. Im Mittelalter war die Stadt besonders zur Zeit von Heinrich dem Löwen eine große Nummer als Handelsmetropole und zeitweise auch Hansestadt. Im zweiten Weltkrieg wurde Braunschweig schwer zerstört… die Innenstadt lag zu 90% in Schutt und Asche. Aufgebaut wurde nur teilweise nach alter Erscheinung… es gibt verschiedene historische „Inseln“ und drumherum wurde im Stil der Nachkriegsjahre aufgebaut… mit megabreiten Straßen… sicher mit schönen Grüßen aus dem benachbarten Wolfsburg.

Die Alte Waage mit dem Südturm der Andreaskirche
Das Haus von 1534 wurde bis 1994 rekonstruiert
Der Hagenmarkt mit Heinrichbrunnen und Katharienenkirche

Heute stand nun die Erkundung der historischen Reste der Löwenstadt an. Nach einem kleinen Frühstück bei einem Löwenbäcker mit Löwenbrötchen und einem Kaffee der tatsächlich keinen Löwennamen hatte drehte ich erstmal eine kleine Runde um ein paar Fotos von den umliegenden Kirchen zu machen. Der Turm der Andreaskirche ist mit 93 m der höchste der Stadt… in den wärneren Monaten kann man ihn besteigen… im Februar leider nicht. Neben der Andreaskirche wurde mit der alten Waage ein großes Fachwerkhaus aus dem Jahre 1534 in den 1990er Jahren originalgetreu rekonstruiert nachdem das Haus im Krieg zerstört wurde. Weitere Kirchen in dieser Ecke sind St. Petri, die Brüdernkirche und St. Katharien mit der ungleichen Doppelturmfront zum Hagenmarkt. Besichtigungen waren nicht geplant…

Der Braunschweiger Dom von Südwesten
Der Hochaltar über der Krypta mit dem siebenarmigen Leuchter
Secco Malereien im Chorbereich

…wohl aber schon für den bedeutendsten Sakralbau der Stadt… vielleicht auch der gesamten Region: Der Braunschweiger Dom. Offiziell Domkirche St. Blasii zu Braunschweig… wurde zwischen 1173 und 1226 erbaut. Vorbild war der 40 Jahre ältere Kaiserdom in Königslutter den ich vorgestern besichtigte. Bauherr war Heinrich der Löwe (ca. 1135-1195) Herzog von Sachsen (und zeitweise auch Bayern)… er war zwar nie König oder Kaiser, dennoch einer der einflussreichsten und mächtigsten Herrscher seiner Zeit. Er war der Enkel von Kaiser Lothar von Supplingenburg und entstammt dem Geschlecht der Welfen das noch heute existiert und mit Ernst August von Hannover eine 1-A Flitzpiepe an der Spitze hat. Wie es auch beim Kaiserdom in Königslutter der Fall war, diente die Kirche seinem Bauherren als Grablage… auch hier zog der Bauherr in die Katakomben als der Bau noch schwer in Arbeit war. Beim Braunschweiger Dom haben wir es wiederum mit einer romanischen Basilika mit Querhaus und kompletter Einwölbung sowie Westriegel zu tun. Im Laufe der Jahrhunderte wurde einiges verändert… besonders das nördliche Seitenschiff mit spiralförmigen Pfeilern für das spätgotische Gewölbe fällt aus dem Rahmen. Wie auch in Königslutter fällt die Ausmalung des Chorbereichs samt der Gewölbe auf… nur hier ist ein großer Teil auch noch wirklich original… wenngleich aber durchaus auch ergänzt… nach fast 1000 Jahren muß man da halt mal wieder bei…

Das Grabmal von Heinrich dem Löwen und Mathilda von England...
...in der Hand hält er ein Modell des Domes
Die Särge stehen in der Krypta unter dem Grabmal... links Heinrich, rechts Mathilda

Der Dom hat eine Krypta in der u.a. die Särge von Heinrich dem Löwen und seiner Frau Mathilde von England stehen. Weitere besondere Einrichtungsstücke sind ein siebenarmiger Leuchter vom Ende des 12. Jahrhunderts und eine nagelneue Chororgel deren Prospekt einen modernen Kontrast zur romanischen Architektur bietet. Er hat die Form von Engelsflügeln… die Orgel wurde vor zwei Monaten eingeweiht. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Heinrich der Löwe gern als einer der deutschesten der Deutschen deutscher Vergangenheit dargestellt… man hatte sogar sein Grab geöffnet und bemerkt das das Skelett nicht wirklich den arischen Vorstellungen eines deutschen Führers entsprach… Hitler kam persönlich vorbei und winkte daraufhin ab und ward nie wieder in der Stadt gesehen.

Dom: Das nördliche Seitenschiff im Stile der Spätgotik
Burg Dankwarderode und Braunschweiger Löwe

Der Platz vor dem Dom wird neben repräsentativen Fachwerkhäusern von der Burg Dankwarderode beherrscht. Der urspüngliche Bau aus dem 12. Jahrhundert diente den Herzogen ihrer Zeit als Residenz. Heinrich der Löwe baute das Gebäude aus… bereits 100 Jahre und einige Feuerkatastrophen verlor die Pfalz an Bedeutung… später zog der Adel dann ins benachbarte Wolfenbüttel und der Bau verfiel mit der Zeit… aber dann kam ähnlich rechtzeitig wie für die Kaiserpfalz Goslar die Deutschtümelei des 19. Jahrhunderts zur Hilfe und das Gebäude wurde nach Gutdünken der Zeit wiedererrichtet… oder besser rekonstruiert im historistischen Kontext der Zeit. Heute befindet sich in dem Gebäudekomplex ein Museum. Auf dem Platz zwischen Burg und Dom befindet sich das Wahrzeichen der Stadt… der Braunschweiger Löwe… eine Kopie, das Original steht im nahen Museum. Nach dem Besuch des Doms schlug die Turmuhr 12… Zeit für eine Suppe auf dem Kohlmarkt… aber kein Kohl sondern Linsen… Danach ließ ich mich ein wenig ohne Navigation durch die Stadt treiben… hier mal etwas hübsch altes mit Fachwerk… dort schreckliche Nachkriegsarchitektur… zwischendurch mal… die Frage im Kopf warum diese Frauen bei 5 Grad so leicht angezogen sind… OH.. ok… andere Straße bitte 😉 … ich kam am Magniviertel vorbei und wurde von den gut vertrauten Klängen von Dudelsäcken angezogen… die Spur führte in die Magnikirche die ihre Türen offen hatte und siehe da… zwei Dudelsackspieler dudelten vor sich hin… warum weiß ich nicht aber so konnte ich noch eine Kirche besichtigen die im Kern mittelalterlich ist und nach der obligatorischen Braunschweiger Kriegszerstörung zum Teil modern wiedererrichtet wurde. Die nahe Umgebung wirkt mit Fachwerkhäusern und einem kleinen Markt wie ein Kleinstadtkiez.

Dudelsack statt Orgel in der Magnikirche
Das Happy Rizzi House und die Magnikirche

In der nähe steht das Happy Rizzi House, mit seinen Pop-Art Malereien ein moderner Kontrast zur historischen Szene. Das Haus wurde um die Jahrtausendwende errichtet und war seinerzeit nicht unumstritten… genau wie der Wiederaufbau der Fassade des Braunschweiger Schlosses schräg gegenüber. Die klassizistische Residenz der welfischen Herzöge wurde im Krieg zerstört und 1960 abgerissen… ein Vorgang der seinerzeit eher ein Phänomen im Ostteil von Deutschland war… nun hat man den Bau halt 2005 bis 2007 rekonstruiert… als Fassade für ein gigantisches Einkaufszentrum. Shoppen wollte ich nicht also genügten ein paar Bilder von außen.

Die rekonstruierte Fassade des Braunschweiger Schlosses
Altstadtmarkt mit Martinikirche, Altstadtbrunnen von 1408 und Altstadtrathaus
Martinikirche - Inneres nach Osten
Martinikirche - Orgelprospekt

Der weitere Weg führte mich zum Altstadtmarkt mit dem historischen alten Rathaus und der Martinikirche… neben dem Domplatz sicher der schönste Platz der Stadt. Das alte Rathaus wurde im 13. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut und beeindruckt mit den um 1455 aufgestellten Figuren der alten Kaiser und Könige die ja die Stars dieses Artikels sind. Die Martinikirche ist die bürgerliche Hauptkirche der Stadt bzw. des Stadtteils Altstadtmarkt. Der Bau wurde von Heinrich dem Löwen begonnen, hat eine romanische Westfront und ist heute eine gotische Hallenkirche… von der Ausstattung fiel mir besonders der reich verzierte Orgelprospekt von 1631 auf. Im weiteren Verlauf des Tages benutzte ich noch den Fahrstuhl zum obersten Deck des Parkhauses von Karstadt um ein paar Bilder von oben zu machen sowie noch einen Gang zum Stattstheater bzw. zu den Parkanlagen die sich darum befinden um mit ein bisschen Musik auf den Ohren das schöne Wetter zu genießen bevor es dunkel wurde.

Braunschweig vom Karstadt Parkdeck... mit dem Westriegel vom Dom

Zum Abendessen besuchte ich das Gasthaus Mutter Habenicht… man sagt wohl urig dazu… gab zwar nur Industriebier aber gutes Essen eher deutschartiger Küche… zu empfehlen… für den flüssigen Abschluß des Tages ging es dann nochmals ins Shamrock… dort war heute Pubquiz auf deutsch… aber das war nicht wichtig… das Guinness lief gut und ich werde den Laden in guter Erinnerung halten. Am nächten Tag ging es trotz Streik des ÖNV planmäßig nachhause und drei Tage der Erkundung in der nicht zu weiten Entfernung waren zuende. Viel Romanik, viele Spuren der längeren Vergangenheit… viel Historismus und unglückliche Nachkriegsarchitektur gesehen… Goslar erwies sich als eine der schönsten Städte dieser Größe… Braunschweig ist so’ne Sache… wer sich wie ich für Dinge wie Dom, Kirchen und sowas interessiert… wird durchaus fündig… der Gesamteindruck der Stadt ist eher von dem Ergebnis des Wiederaufbaus der stark kriegszerstörten Stadt geprägt… ich neige dazu zu sagen: da konnte die Stadt nix dafür… das waren die Menschen die seinerzeit dort gewirkt haben… die gastronomische Szene ist sehenswert und zu empfehlen… das Hotel Premier Inn war vollständig zu meiner Zufriedenheit. Wohin es mich als nächstes verschlägt weiß ich gerade noch nicht… aber ich freue mich bereits darauf es hier zu berichten… Zum Schluß noch ein paar weitere Bilder der letzten Tage…

Der Marktplatz von Königslutter
Königslutter - Kreuzgang im Kaiserdom
Frühlingsboten vor der Kaiserpfalz Goslar
Goslar - Kopie des Braunschweiger Löwen vor der Kaiserpfalz
Kurze Pause mit Goslar zu Füßen
Keine Autos, keine Leute... nur Pflaster, Fachwerk und McLarsen
Über den Dächern von Braunschweig mit Martinikirche
Die Säule "2000 Jahre Christentum" von 2006 und das Braunschweiger Rathaus

McLarsen in Weimar (Januar 2024)

Weimar, 09.01.2024… Das erste Ziel meiner Nachschulung über interessante Ortschaften und deren Geschichte und Sehenswürdigkeiten im eigenen Land fällt dieses Jahr auf Weimar. Ich war nie groß an den Klassikern wie Goethe, Schiller und Konsorten interessiert… bei allem Respekt dafür muß ich als erstes immer dran denken wie ich mich in der Schule schwer tat ihre Gedichte auswendig zu lernen… aber Weimar hat viel mehr als die Klassiker… ich hab das mal wieder unter dem Motto kurz, knapp und unkonventionell zusammengetragen:

Marktplatz ...bei minus 10 Grad wirds selbst Neptun zu kalt...

Weimar hat zwar nur 65.000 Einwohner und die historische Innenstadt hat man auch in wenigen Minuten erkundet… trotzdem ist Weimar auch aus internationaler Sicht eine der bekanntesten Städte unseres Landes. Sie liegt etwa in der Mitte Deutschlands in Thüringen flankiert von Erfurt im Westen und Jena im Osten. Geschichtlich interessant wird es hier ab 1552 als Herzog Johann Friedrich der Großmütige aus dem Fürstengeschlecht der Wettiner die Stadt zur Hauptstadt des Herzogentums von Sachsen-Weimar machte (als Nachfolger der Lutherstadt Wittenberg). Mit dem Herzog kamen die Maler Lucas Cranach d.Ä. und d.J. mit nach Weimar und damit erster großer künstlerischer Glanz… Ende 18. – Anfang 19. Jahrhundert herrschten mit Herzogin Anna Amalia und ihrem Sohn Carl August sehr kunstliebende Landesfürsten die der Aufklärung ihrer Zeit recht aufgeschlossen waren. Unter ihrer Regentschaft kamen Goethe, Schiller, Wieland und Herder um nur einige zu nennen in die kleine Stadt und machten Weimar zum künstlerischen und intellektuellen Zentrum Deutschlands dieser Zeit. Da 1919 nach der ersten freien und demokratischen Wahl der deutschen Geschichte die politische Lage in der Hauptstadt Berlin alles andere als sicher war, wurde für die Gründungsversammlung der ersten deutschen Demokratie das Nationaltheater Weimar als Tagungsort gewählt… auch um der Republik einen Hauch des klassischen Weimar zu verpassen… dieser Abschnitt der deutschen Geschichte nennt sich Weimarer Republik… sie endete 1933 mit Hitlers Machtübernahme. In die gleiche Zeit fällt die Gründung des Bauhaus 1919 durch Walter Gropius… nach den ganzen historistischem Zeugs was Kunst und Architektur vorher so geliefert hatten muß es sich damals wie etwas absolut Neues angefühlt haben… 1926 zog das Bauhaus nach Dessau um und 1933 war auch damit zumindest in Deutschland Sense. Eine traurige Berühmtheit Weimars war das KZ Buchenwald in der Zeit von Nazideutschland.

Erste Stärkung in der Stadt der Dichter und Denker: Eintopf unter Aufsicht von Herder
Turm des Stadtschlosses mit Nebengebäuden

Ziel ist es in zweieinhalb Tagen von allem etwas mitzunehmen. Die Anreise mit der Bahn klappte heute wie am Schnürchen… sollte ja auch mal erwähnt werden… da die Lokführer aber ab morgen 3 Tage streiken weiß ich auch in etwa was mich später auf der Rückfahrt erwartet… aber soweit ist es noch nicht. Ich kam am frühen Nachmittag bei strahlend blauem Himmel und zweistelligen Minusgraden in der Stadt an. Der Fußweg zur Unterkunft in der Altstadt dauerte entspannte 20 Minuten. Als Unterkunft habe ich die Pension La Casa dei Colori gewählt. Es ist ein Neubau… vielleicht 15 Jahre alt… sehr modern und durchaus geschmackvoll. Eine Rezeption im klassischen Sinne gibt es zumindest nicht ganztägig und so checkte ich mit einem Code ein und bekam den Schlüssel aus einer kleinen Box. Da es Anfang Januar ist und somit recht schnell die Dunkelheit einbricht beschloss ich sofort das Haus wieder zu verlassen… erstmal eine Suppe in der nahegelegenen Suppenbar gegenüber der Stadtkirche gegessen und danach ein kleiner Stadtbummel mit dem einen und anderen Foto.

Das heutige Haus der Weimarer Republik war früher ein Nebengebäude des gegenüberliegenden Nationaltheaters
Es gibt eine Dauerausstellung zur heutzutage wieder sehr interessanten Epoche deutscher Geschichte

Da an den nächsten beiden (vollen) Tagen etliche Ziele und Besichtigungen geplant sind beschloss ich eine Ausstellung bereits heute zu erledigen und zwar das Haus der Weimarer Republik gegenüber dem berühmten Nationaltheater wo auch die Herren Goethe und Schiller als Statuen stehen. Als Einführung gab es einen etwa 15minütigen Film über die Zeit die etwa hundert Jahre her ist. Man geht dann durch eine sorgfältig zusammengestellte Ausstellung in der jedes Jahr der ca. 15jährigen Episode deutscher Geschichte beleuchtet wird… auch im Zusammenhang mit dem was danach kam… gerade in heutigen Zeiten wären einige Zeitgenossen gut beraten sich ein paar Informationen zum Thema Demokratie hier einzuholen…

Kutscherbier im Sächsischen Hof

Inzwischen war dann die Sonne wieder weg und ich machte eine Pause um diesen Text bis hierhin zu verfassen… dann ging es in die Abteilung Gastronomie. Tradition ist eigentlich bei meinen Reisen ein Brauhaus mit deftigen Speisen am ersten Abend… davon gibt es auch zwei in der Stadt… aber die lerne ich erst morgen und übermorgen kennen… heute war das Ziel vielleicht 100 Meter vom Hotel entfernt… hieß Sächsischer Hof und da ich ja ein gebürtiger Sachse bin wurde da auch gespeist und leckeres Kutscherbier getrunken… keine Ahnung wo das herkommt aber es war naturtrübes ungefiltertes Bier irgendwo aus der Gegend hier. Danach sollte es eigentlich ins wenige hundert Meter entfernte Irish Pub gehen… aber das hatte entgegen aller Informationen einfach zu… dann halt zum anderen… am anderen Ende der Stadt… in gut 10 Minuten war ich da… im Smugglers Pub… nett aber nix besonderes… wollte auch nur Guinness und das hat wie immer gemundet… morgen ist ja auch noch’n Tag… 22:25 Uhr… Nachtruhe

Adresse Platz der Demokratie 1

Frühstück hab ich diesmal nicht gebucht und das Eierbrötchen und der Kaffee von der Back Factory um die Ecke waren für heute völlig ausreichend. Erster Termin war bereits online gebucht: 10:30 Uhr: Anna Amalia Bibliothek mit der Ausstellung Cranachs Bilderfluten. Die Bibliothek liegt einen Steinwurf vom Stadtschloß entfernt an der Adresse Platz der Demokratie 1. Das Gebäude geht aus einem feudalen Wohngebäude namens Grünes Schloß zurück… die Büchersammlung begann bereits um 1691 und wurde 1766 auf Veranlassung von Herzogin Anna Amalia in den Bau untergebracht. Vorher wurde der Bau umgebaut und birgt seitdem den prächtigen Rokokosaal mit 3 Etagen voller Bücher, Gemälde, Statuen, Büsten… sprich mehr Kunst passte wohl nicht rein. Johann Wolfgang von Goethe persönlich leitete die Bibliothek 35 Jahre lang. 1991 wurde die Bibliothek nach ihrer Förderin Anna Amalia benannt und seit 1998 ist sie Teil des UNESCO Weltkulturerbe. Am 02.09.2004 zerstörte ein Brand große Teile des Rokokosaales wobei viele historische Bücher und Gemälde zerstört wurden. Bis 2007 wurde das Gebäude wieder aufgebaut… die Restauration von Büchern und einzelnen Werken wird noch einige Jahre andauern. Ich hatte das Glück den Rokokosaal ganz für mich alleine zu haben. Als jugendlicher Führer im Rokokoschloß Sannssouci bin ich mit dem Baustil nach wie vor auf Du und Du… so war es ein schöner Moment… gerade bevor eine Schulklasse den Raum okkupierte.

Der Rokokosaal der Anna Amalia Bibliothek
...selten so viel Kunst auf wenig Quadratmetern erlebt...
Anna Amalia ... die Dame des Hauses... ohne sie... man weiß es nicht...

Weiter ging es zur Ausstellung über die Maler Lucas Cranach sj und jr… Wer hier letztes Jahr schon mitgelesen hat wird sich erinnern das diese Malerwerkstadt der Renaissance bei meinem Besuch in der Lutherstadt Wittenberg bereits ein Thema war… das gibt es hier nachzulesen. Interessant war das auch in der Zeit des späten Mittelalters die Copy/Paste Methode bereits angewendet wurde… zwar nicht mit Computer aber mit vorgefertigten Schablonen für einzelne Motive war es möglich einen so enormen Ausstoß an Bildern zu produzieren wie in der Cranach Werkstadt… man schätzt so bis 5000 Gemälde…

Lukas Cranach d.Ä.: Sibylle von Jülich-Kleve-Berg und Herzog Johann Friedrich der Großmütige ... soll wohl tatsächlich eine Liebesbeziehung gewesen sein...
Martin Luther war ein guter Freund des Künstlers...

Ganz witzig war das man am Ende den Hauptaltar der Stadtkirche (von Cranach jr.) nach Gutdünken selbst gestalten konnte… ich wählte den worst case…

Originalmotiv
Auswahl
Ergebnis

Nach der Verunstaltung eines der berühmtesten Gemälde seinerzeit im deutschen Raum beschloß ich sofort in der Stadtkirche zu gehen und das wirkliche Original Cranachs zu bestaunen. Die Kirche heißt offiziell Stadtkirche St.Peter und Paul… wird aber hauptsächlich Herderkirche genannt weil eben jener Johann Gottfried Herder, seineszeichens Dichter, Theologe, Übersetzer und Philosoph viele Jahre als Superintendent dort wirkte. Das Kirchengebäude selbst ist eine dreischiffige Hallenkirche von etwa 1500… nichts wirklich aufregendes aber der Cranachaltar ist wie auch der in der Stadtkirche von Wittenberg ziemlich einzigartig. Die Herderkirche gehört ebenso zum Ensemble Klassisches Weimar und damit zum UNESCO Weltkulturerbe.

Stadtkirche St. Peter und Paul oder auch Herderkirche
Johann Gottfried Herder (1744-1803)
Herderkirche - Inneres nach Osten mit dem Original Flügelaltar von Cranach

Um das Kapitel Cranach für heute vollständig abzuschließen begab ich mich danach in eine andere Kirche: St. Jakob. Diese wurde um 1713 als schlichter Barockbau errichtet. Der einschiffige Innenraum wurde mit doppelten Emporen und schlichtem Kanzelaltar im Stil des Klassizismus errichtet. Wieder war ich ganz allein in dem Kirchengebäude und man kann sogar den Turm besteigen. Das tat ich genau um 12:00 Uhr… das werde ich nicht so schnell vergessen da die Glocken gerade anfingen zu läuten als ich an ihnen vorbei lief… ganz schön Krach das… Oben angekommen war ich etwas enttäuscht da die Fenster bei den Minusgraden gefroren waren und sich nicht öffnen liesen. Nur eine kleine Scheibe in der Zwiebelhaube konnte ich Dank Kreditkarte freikratzen und ein blasses Bild vom eingefrorenem Weimar machen. Aber wir waren ja beim Cranach… Lukas Cranach der Ältere kam mit seinem Förderer Herzog Johann Friedrich der Großmütige als 80jähriger nach Weimar wo er ein Jahr später verstarb. Er wurde auf dem Friedhof der Jakobskirche bestattet wo sein Grab an der Südseite der Kirche zu sehen ist. Wenige Meter daneben liegt eine… naja… sehr weit entfernte Familienangehörige späterer Zeit: Christiane von Goethe (geb. Vulpius). Cranach ist schließlich der Ur-Ur-Ur-Großvater von Johann Wolfgang von Goethe… ihrem Ehemann.

Weimar vom Turm der Jakobskirche
Inneres der Jakobskirche
St. Jakob mit Friedhof
Das Grab von Lucas Cranach d.Ä..

Nach einer weiteren sehr leckeren Suppe in der Suppenbar gegenüber der Herderkirche und einer kleinen Pause im Hotel ging es um 15:00 Uhr weiter mit einem Stil der mit dem Rokoko von heute vormittag so rein garnichts zu tun hat: Bauhaus. Das 2019 fertiggestellte Bauhaus-Museum dürfte die weltweit größte Sammlung von Entwürfen, Gemälden, Möbeln, Figuren, Alltagsgegenständen und überhaupt allem möglichen aus der kurzen Epoche des Bauhaus sein. Das Bauhaus was 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde existierte parallel zur Weimarer Republik bis zur Machtübernahme der Nazis. 1926 zog das Bauhaus Kollektiv nach Dessau um, die letzten beiden Jahre unter Ludwig Mies van der Rohe nach Berlin… dann war Schluß… die meisten Akteure wanderten aus und brachten wie Gropius oder Mies den Stil in die Vereinigten Staaten von Amerika. Das Museum bietet eine Menge… man könnte sicher Tage darin verbringen aber nach fast zwei Stunden hatte ich mehr gesehen als ich vorher vermutete und somit ging es danach erstmal zurück in die Unterkunft um diesen Text zu schreiben.

Das Bauhaus Museum wurde 2019 eröffnet
Ziel des Bauhaus: Kunst und Handwerk vereinigt
Ausstellungsstücke über 3 Etagen...
...verbunden durch eine Art Himmelsleiter

Gastronomisch hatte ich mir für heute einen Besuch der Gaststätte Siechenbräu ausgesucht und das war auch richtig gut… eigene Bierkreationen… ok… in Erfurt gebraut aber auch nur für diese Location… es gab ein Helles und ein Siechn Vollbier nach Vorbild Brown Ale… dazu ein Thüringer Rostbrätel vom Allerfeinsten… ich hatte nie angezweifelt das man hier nicht gut kochen kann… abschliessend ging es dann nochmal ins Smugglers Pub zu Guinness, Whisky und FC Liverpool… danach in die Horizontale…

Leckereien im Siechenbräu

Für den ersten Teil des letzten Tages dieser Reise war heute das dunkle Kapitel der Stadt Weimar angesagt: Die Gedenkstätte Buchenwald. Man gelangt dorthin von der zentralen Bushaltestelle Goetheplatz mit der Linie 6 direkt bis zur Gedenkstätte. Die Fahrt dauert etwa 20 Minuten und die Linie verkehrt einmal pro Stunde. Es gibt dort ein Besucherzentrum welches geführte Touren anbietet und auch Literatur zum Thema. Ich erkundete das Gelände auf eigene Faust mit zwei Dauerausstellungen. Die große Ausstellung „Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937-1945“ erstreckt sich über mehrere Etagen und ist sehr interessant… besonders in Zeiten wo gewisse Flitzpiepen auf der rechten Seite sich anscheinend für so etwas wieder erwärmen können. Es ist natürlich schon ein wenig her, aber es gibt immer noch lebendige Zeitgenossen und wenn ich drüber nachdenke… ich bin Jahrgang 1968… zu dieser Zeit war das Kriegsende gerademal 23 Jahre her… das Offside führe ich demnächst seit 24 Jahren… das mit dem Zeitgefühl ist eine sehr trügerische Sache… außerdem gehört so etwas nie vergessen und muß immer ein Thema bleiben… aber gut… ich weiß ja, wer hier mitliest der oder dem brauche ich das nicht zu erklären… die die es wissen sollten lesen leider irgendwo ganz anders.

KZ Buchenwald - Tor... nur der blaue Himmel passt nicht... die anderen Bilder kommentiere ich nicht.

Nach zweieinhalb Stunden ging es mit einem mulmigen Gefühl zurück in die Stadt und eine weitere Suppe zum Mittagessen gelöffelt. Next Stop: Fürstengruft. Auf dem alten Friedhof von Weimar wurde 1823 bis 1828 das Mausoleum im klassizistischen Stil errichtet. Es birgt derzeit 31 Särge von Mitgliedern der Hauses Sachsen-Weimar sowie die Särge von Goethe und Schiller wobei der Sarg Schillers leer ist. Für 5€ Eintritt kann man das Mausoleum besichtigen welches auch ein bemerkenswerter Bau ist. Trotzdem dauerte die Besichtigung nicht sehr lange und nun ging es Richtung Park an der Ilm… das ist nämlich das fließende Gewässer dieser Stadt. Besonders zum Sonnenuntergang boten sich viele schöne Motive für Auge und Kamera.

Das Gebäude der Fürstengruft
Trotz aller adligen Prominenz sind die Särge von Goethe und Schiller die Superstars im Mausoleum...

Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits 20.000 Schritte auf dem Tacho hatte entschied ich mich nicht die Gasthausbrauerei Felsenkeller etwas weiter weg anzusteuern sondern die Watzdorfer Geleitschenke… 50 Meter nebenan. Dieses Gasthaus, was auch als Hotel arbeitet hat mehrere Biere der Watzdorfer Brauerei (Bad Blankenburg im Harz) im Angebot und eine durchaus gute Küche… das Essen… heute mal ein Sauerbraten… war ausgezeichnet und die drei Biere die ich probierte (Helles, Schwarzbier und Bock) boten auch keinen Anlass zur Kritik… gewundert hat mich aber das es in dem großen Laden ziemlich kalt war und irgendwann saß ich in diesem riesigen Raum allein… ohne jede Musik und da Personal war mindestens 5 Minuten auch komplett verschwunden… hmmm… keine Ahnung… das Nachbarrestaurant „Texas“ war zu der Zeit sehr gut gefüllt… warum auch immer… danach ging es in das Irish Pub was am Dienstag einfach zu hatte… die drei Guinness waren super… wenn es Kartenzahlung gegeben hätte wären es vielleicht vier geworden… anderseits war das da auch nicht sehr sympathisch… daher endet dieser kurze Trip auch hier… die Rückfahrt morgen… während des Lokführer-Streiks wird sicherlich abenteuerlich aber hat in diesem Blog dann auch nichts zu suchen… das war eine tolle Zeit hier in Weimar… zweieinhalb Tage waren für mich völlig ok… allerdings ist auch Januar und viele Museen und andere Sachen haben Auszeit… will sagen… das ist die Mindestzeit die man hier planen sollte… natürlich je nach Interessen. Sehr zu empfehlen ist auf jeden Fall die Pension La Casa dei Colori… auch wenn ich morgen früh zum auschecken warscheinlich zum ersten male eine Person dazu sehen werde… die Zimmer und ihre Ausstattung sind super und preiswert… mitten in der Altstadt von Weimar. Zum Ausklang folgen einige Bilder dieser Tage die jetzt nicht die große Erklärung brauchen. Viel Spaß damit…

Meine Unterkunft Pension La Casa dei Colori
Goethes Wohnhaus am Frauenplan
Schillers Wohnhaus
Der Marktplatz... in den Häusern in der Mitte wohnte Lucas Cranach d.Ä. in seinen letzten Monaten...
...gegenüber das neugotische Rathaus
Hauptgebäude der Bauhaus-Universität 1904–1911 nach den Entwürfen von Henry van de Velde
Musterhaus am Horn... das einzige richtige Bauhausgebäude in Weimar von 1923
Römisches Haus im Park an der Ilm (1791-1798)
Das Stadtschloss an der Ilm
Die Anna Amalia Bibliothek von der Ilm-Seite aus gesehen
Goethes Gartenhaus aus der Ferne...
...und vom Nahen.
Römisches Haus zum Sonnenuntergang
Ruine des Tempelherrenhaus
Das wohl bekannteste Motiv der Stadt als letztes... Nationaltheater mit Goethe und Schiller am Abend.

McLarsen in West-Irland: Galway & Connemara (November 2023)

Ähnlich wie unsere Bierwanderung im Sommer hat sich in den letzten Jahren eine andere nette Unternehmung etabliert: Ein paar Tage Irland mit meinem Freund André im November. 2019 waren wir erstmalig zusammen dort… via Belfast ging es mit dem Mietwagen in die Republik Irland nach Donegal und weitere Landstriche im Norden der Republik… das hatte so viel Spaß gemacht das wir es wiederholen wollten… dann kam Corona und zwei Jahre Pause der Veranstaltung. Letztes Jahr am letzten November Wochenende konnte der nächste Versuch unternommen werden. Mit Residenz in Limerick erkundeten wir die westlichen Teile Irlands mit Dingle, Cliffs of Moher und The Burren… abends ließen wir uns in der Partymeile Limerick treiben… einer Stadt die im Dunklen besser aussieht als am Tage… in Erinnerung wird der Trip der hier nachgelesen werden kann aber wegen der beiden Reifenpannen innerhalb 24 Stunden die uns fast den Rückflug gekostet hätten… Dieses Jahr ging es wieder an die Westküste in die Stadt Galway… von dort aus sollte auch die nähere Gegend erkundet werden.

Irland auf OpenMaps

 Galway ist nach Dublin und Cork die drittgrößte Stadt Irlands. Sie hat etwa 80.000 Einwohner und liegt liegt etwa 200 Kilometer von Dublin entfernt an der Westküste der Insel. Durch die Stadt fließt der Fluß Corrib der mit seinen gerade mal 15 Kilometern Länge gar der kürzeste Fluß Europas sein soll. Galway entstand im Mittelalter aus einem kleinen Fischerdorf… im 15. Jahrhundert erreichte die Stadt einigen Reichtum wegen Handelsbeziehungen mit Spanien und Portugal. Seit etwa 30 Jahren wächst die Bevölkerung der Stadt ständig was auch an zwei Universitäten liegt die auch den Altersdurchschnitt verjüngten. Galway hat eine sehr schöne Altstadt mit einer sehr lebendigen Gastro-Szene und jeder Menge Straßenmusikanten.

Vor gut 10 Jahren war ich schonmal für wenige Stunden in der Stadt und dachte mir damals schon das es sich sicher lohnen würde mal etwas mehr Zeit hier zu verbringen.

Erstmal hieß es jedoch dort hin zu kommen… also 6:00 Uhr morgens aus den Federn… wegen vorausgegangenem Bahnstreik etwas anders als geplant zum Flughafen gefahren und dann ab in die Höhe Richtung Dublin. 02:15 Stunden dauerte der Flug… dann das Mietauto in Empfang genommen und dann durch den zähflüssigen Dubliner Freitagsnachmittagsverkehr Richtung Westen. André war sehr zufrieden das ich mich als Fahrer angeboten hatte… es dauert ja auch immer erst ein paar Kilometer ehe man sich an neues Auto und Linksverkehr gewöhnt… Aus Dublin raus wurde es dann aber recht ruhig vom Verkehr. Ein Zwischenstopp auf der Hälfte der Strecke war eingeplant: Die noch recht neue Tullamore Distillery unweit der gleichnamigen Stadt. Eine Tour war nicht geplant da sie mit fast zwei Stunden zu lange gedauert hätte, mit 40€ zu teuer war und André auch nicht der große Whiskynerd ist. Ein Besuch des Visitorcenters und ein paar Bilder von außen reichten um sich ein flüchtiges Bild zu machen.

Tullamore Distillery
...gar nicht mal so klein... Malt- und Grain Distillery
Junge Brennerei... lange Tradition... im Visitorcenter

  Whiskey und Irland… das gehört schon zusammen… allerdings gab es diesbezüglich mehr Tiefen als Höhen. Wer’s erfunden hat (?) streiten sich die Iren und die Schotten seit Jahrhunderten… genau werden wir es nicht mehr erfahren… Fakt ist das römische Missionare das Knowhow zur Herstellung von Alkohol auf die Inseln brachten… deren berühmtester hieß Patrick und wird noch heute besonders an seinem Todestag am 17.März abgefeiert… als irischer Nationalfeiertag und in jeder Kneipe der Welt die Guinness am Hahn oder wenigstens eine Flasche Jameson im Regal hat… Feiern und Irland… das geht immer. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Whiskey ein florierender Wirtschaftszweig mit Dublin als Hauptproduktionsort. Dann kam die Selbstständigkeit des Landes und die Abnabelung von Großbritannien… einem Hauptabnehmer vom Irish Whiskey… der Austritt aus dem Commonworth… später auch noch Prohibitation beim letzten verbliebenen Großkäufer USA…der irische Whisky lag am Boden. Über viele Jahrzehnte gab es nur noch weniger als eine Handvoll Brennereien, nach Schließung des Jameson Standorts Dublin Bow Street gab es von 1975 bis 1987 nur noch zwei Whiskydestillen in Irland… Midleton in Cork und Bushmills ganz im Norden… also auch noch Nordirland… Mit der Eröffnung der Cooley Distillery durch John Teeling waren es dann später wieder 3 Brennereien. In den letzten 10 bis 15 Jahren kamen wieder viele Fabriken dazu… das Geld vom zwischenzeitlich wirtschaftlichen Wunderkind Irland (Keltischer Tiger…) machte es möglich… nun ja, der Tiger ist dann unterm europäischen Rettungsschirm gelandet aber die neuen Brennereien haben Bestand und werden die Szene in den kommenden Jahrzehnten bereichern. Als erstes Großprojekt entstand die Tullamore Distillery die seit 2014 erstmalig nach 60 Jahren wieder die Marke Tullamore Dew in dem Ort Tullamore produzierte… die Marke wurde 2010 von John Grant & Sons aus Schottland gekauft… die sind wiederum bekannt für den weltbekannten Single Malt Glenfiddich.

Eyre Square (Eierplatz) im Weihnachtsmodus am 17. NOVEMBER (!)
...auch die Deko in der Altstadt ist früh dran... was machen die erst wenns wirklich Weihnachten ist (?)

Wenn ich gerade erwähnt hatte das der Verkehr nach dem Großraum Dublin sehr viel ruhiger wurde dann änderte sich die Tatsache schlagartig mit der Überquerung der Stadtgrenze von Galway. Dort staute sich dann alles und eine klitzekleine Unaufmerksamkeit etwa 500 Meter vor der Unterkunft brachte uns eine mindestens halbstündige Ehrenrunde ein die man zu Fuß in der gleichen Zeit etwa 3 mal hätte machen können… egal wir bezogen die Unterkunft Avalon B&B… ein einfaches Bed & Breakfast etwa 5 Minuten zu Fuß vom Stadtplatz Eyre Square. Dort blieben wir nur kurz und dann ging es in die erste gastronomische Einrichtung der Reise, dem Pub Thirteen On The Green am gerade erwähnten Eyre Square den ich sofort in das für Deutsche leichter auszusprechende „Eierplatz“ umtaufte. Es gab eine Variation vom Irish Stew mit Guinness (in dem Eintopf) und natürlich auch als Begleitgetränk unserer Wahl. Es folgte eine Stipvisite durch die Stadt und das erste was wir recht schnell und deutlich vergegenwärtigten war das am 17. November 2023 der Weihnachtsterror bereits in Hochform war… also nicht nur Schokolade im Supermarkt wie hierzulande um die Zeit sondern richtig mit Weihnachtsmarkt, überall Weihnachtsgedudel, überall Weihnachtsdeko… unglaublich… der gesamte Eierplatz war Weihnachtsmarkt mit den üblichen Buden die auch in Irland nicht grundverschieden vom deutschen Gegenpol sind… es läuft „Do They Know It’s Christmas Time“ und man möchte hinzufügen „But Not Yet“… egal… kann man alles ignorieren…

Zwei Honigkuchenpferde langsam in Hochform in den Pubs von Galway...
Raritäten am Wegesrand...

Eine dezente Erwähnung verdient sich an dieser Stelle auch das Wetter… es regnete in Strömen und auf Grund einer stürmischen Wetterlage regnete es nicht wie fast überall von oben nach unten, sonders fast waagerecht… nun ja… November halt… nächster Pub hieß Garavans Bar und war wie alle anderen Pubs und Bars am Freitagabend mehr als gut besucht aber wir hatten Glück und konnten sogar sitzen… nächste Station war Sonny Molloys was Teil von mehreren Bars unter einem Dach ist was sich aber erst erschließt wenn man drinnen ist. Beide Bars haben ein reichhaltiges Angebot an Irish Whiskey, besonders die älteren Marken mit teueren Sonderabfüllungen und in den Vitrinen stehen noch Zeugen aus alten Zeiten… mittlerweile hoch gehandelt… vor 10 Jahren warscheinlich noch Schnäppchen auf Ebay & Co… lange hat kein Hahn nach dem alten Irish Whiskey gekräht. Wir haben uns nur auf Guinness konzentriert und waren damit auch so glücklich das wir später hochzufrieden in den Schlaf gefallen sind… selbstverständlich erst in der Unterkunft.

Tag 2: André ist Frühaufsteher, normalerweise geht es für ihn um 05:30 Uhr aus den Federn… wir hatten uns auf 08:00 Uhr geeinigt und das ist auch meistens meine Zeit… allerdings frühestens… ein richtiger früher Vogel war ich noch nie und werde es wohl auch nicht mehr werden. Wie auch immer… nach dem recht einfachen Frühstück ging es dann Richtung Eierplatz und Altstadt… es war etwas so als wären wir etwas zu früh für die Stadt auf den Beinen… Der Sturm war noch im vollen Gange aber der Regen hatte gerade ausgesetzt… es stand in der Prognose der Wetter-App allerdings das es wohl auch während unserer kurzen Zeit in Irland nicht besser werden wird und wir beschlossen bereits am Vorabend das Auto heute stehen zu lassen und die Stadt Galway ein wenig zu Fuß zu vermessen. In dieser Kategorie sind wir beiden wie wir uns seit 48 Jahren kennen schon seit langer Zeit gute Partner… lediglich wenn es steil bergauf geht brauche ich etwas länger… Wir liefen durch die Altstadt die gerade ihre Geschäfte öffnete… der Eierplatz mit seinem Weihnachtsmarkt bot um die Zeit einen eher jämmerlichen Eindruck…

…wenn man Mitte November Weihnachten feiert…

Der Corrib ist kurz aber heftig…

 Wir lernten den Fluß Corrib kennen und nehmen als Erfahrung mit: kurz aber oho… selten einen Fluß gesehen der so einen Zahn drauf hatte wie dieser angeblich kürzeste Fluß Europas… An seinem Ufer nährten wir uns der Kathedrale Galways… nur einmal für die Akten der offizielle Titel: Kathedrale Mariä Aufnahme in den Himmel und St. Nikolaus. Was zwar schon vom Weitem nach Historismus schreit entpuppt sich auch als solcher nur etwas später als die meisten… der Bau wurde von 1958 bis 1965 errichtet und ist somit nicht sonderlich älter als ich selber… es werden romanische Sachen interpretiert und besonders die Kuppel eher byzantinischen Vorbildern. Die Ausführung erfolgte innerlich mit unverputzten Steinen und immerhin teilweise zeitgenössigen Statuen und Gemälden… einerseits beeindruckende Architektur aber warum um diese Zeit (?) … außerdem muß das kostentechnisch nicht weit vom Berliner Flughafen entfernt gewesen sein… aber dafür haben wir Berliner ja Verständnis… Wer eine richtige mittelalterliche Kirche sehen will hat dazu Gelegenheit bei der St. Nicholas’ Collegiate Church. Sie ist die größte mittelalterliche Pfarrkirche Irlands. Um die Kirche herum war Markt mit vielen kleinen Ständen und die Kirche selbst wegen einer Veranstaltung nicht zu besichtigen.

Mächtig gewaltig: Galway Cathedral
Das Innere der Kirche ist schon prächtig...
Echtes Mittelalter: St. Nicholas’ Collegiate Church

Plötzlich hatte ich einen seltsamen Anfall: Shopping. Wir trennten uns für gut eine Stunde und gingen unserer eigenen Wege… das haben wir schon öfters gemacht und sowas ist auch gut so… ich hatte dann eine Einkaufstüte mit ein paar lokal gefertigten Textilien… mein Budget bezüglich Klamotten ist seit Jahren eher ungenutzt und die Sachen die Irish Waevers und Aran Sweater Market machen, gefallen mir einfach und es macht auch Sinn dann vor Ort zu schauen… die Aran Bude… die Inseln Aran in der Nähe sind nicht zu verwechseln mit der schottischen Insel Arran… hatten nicht nur einen kleinen Laden… das gleichte schon fast einem kleinen Kaufhaus. Apropos… ein amtliches Shoppingcenter gibt es natürlich auch… das einzig interessante dabei war das ein Teil der ehemaligen Stadtbefestigung aus dem Mittelalter integriert wurde… der Rest so interessant wie in Gelsenkirchen oder Gera auch… Um halb eins trafen wir uns wieder im ersten Pub von gestern… dem 13 On The Green… André hatte unter anderem den Weihnachtsmarkt auf’m Eierplatz erkundet und konnte mit der Information dienen das es dort Glühwein aus Sektflöten für 6€ gibt… ich hatte mich im Pub derweil mit einem Guinness begnügt… immerhin bereits nach 12:00 Uhr… für in etwa dem gleichen Preis wie zuhause (Galway 5,60€ Offside 5,40€… Stand 18.11.2023)

Wolle Wolle Wolle... Aran Sweater Market
Im Einkaufscenter wurden Teile der ehemaligen Stadtmauer eingearbeitet

Nachdem ich kurz die Einkaufstüte ins B&B gebracht hatte brachen wir zu einer größeren Runde auf. Wir liefen Richtung Hafen und konnten einen kurzen Blick in die neue Galway City Distillery werfen die derzeit aber nur Gin und Wodka herstellt. Über die Wolfe Tone Bridge die über den Corrib führte liefen wir am Galway Bay entlang. Der heftige Gegenwind drosselte etwas unsere Geschwindigkeit, konnte uns aber nicht stoppen… Ziel war der Stadtteil Salthill… eine Art Vergnügungsviertel und im Sommer auch mit reichlich Strand… der war zwar heute auch da aber bei dem Wetter konnte man sich kein Sonnenbad vorstellen.

Im Visitorcenter der Galway City Distillery
Galway Bay mit Salthill im Hintergrund

Erster Anlaufpunkt in Salthill war die Oslo Bar, eine kleine lokale Craftbeer Brauerei. Wir stärkten uns mit fester Nahrung und probierten zwei vor Ort gebraute Biere. Die nächte Station die ich markiert hatte, das O’Connors hatte leider zu… wir gingen langsam in Richtung City zurück und kehrten stattdessen im Bierhaus (ja… heißt so) ein, ein etwas alternativer Laden mittenmang der ganzen traditionellen plüschigen Pubs. Inzwischen war es draußen bereits zappenduster… wir kehrten noch hier und da ein… am Nachmittag sahen wir bereits Hundertschaften vom Bahnhof und Busbahnhof in die Stadt strömen… ein Phänomen was wir letztes Jahr bereits in Limerick beobachten konnten… Am Samstag strömt die feierwütige Landbevölkerung in die Stadt, es wird gefeiert bis der Arzt kommt und dann gehts für eine Nacht ins Hotel oder Hostel… was ich damit sagen wollte: Die Stadt war gut besucht und jeder Pub im Zentrum war rappelvoll. Erstaunt waren wir von der Größe von O’Connell’s Bar am Eierplatz… von draußen sah es aus wie eine volle mittelgroße Bar, dann kam ein geräumiger Innenhof mit vielen verschiedenen Bars und Ständen für Pizza und ähnliches. Irgendwann hatten wir nach fast 30.000 Schritten und einigen Pints dann aber langsam genug und es ging ins Bettchen.

Im Innenhof von O'Connell's Bar
Hauptakteurin mindestens zweier bekannter Songs: Das Galway Girl

Tag 3… Sonntag und Zeit für einen Ausflug ins Umland. Die Stadt Galway ist die Hauptstadt der Grafschaft Galway… die westliche Region dieser heißt Connemara und ist für eine Landschaft bekannt in der sich bis zu 700 Meter große Berge mit Heide und Moor abwechselt. Es gibt einen großen Nationalpark und dieser war unser Ziel. André war heute Chauffeur und das Wetter war noch immer sehr speziell, also Regen und Sturm… es gab auf der Strecke Pfützen die für gründliche Unterbodenwäsche am Auto gut war… ansonsten war die Piste frei weil alle in der Kirche waren. Wir stoppten kurz bei Kylemore Abbey, einer Anlage die ursprünglich ein Kloster war, dann zum Schloß umgewandelt wurde und nach dem frühen Tod der Hausdame mit einer Kirche ergänzt wurde… weiterhin gibt es einen großen Garten und ein Visitorcenter mit Restaurant… wir hielten nur für ein Foto und weiter ging es zum Nationalpark. Dort gibt es drei gut ausgebaute Wanderwege, einer davon über den 442 Meter hohen Diamond Hill. Das Wetter beruhigte sich zwar gerade aber die Tour über den Berg machten wir dann nicht aber dafür die mittellange Tour von etwa 3 Kilometern und nur 90 Meter Anstieg. Es gab schöne Ausblicke und die frische Luft in der Natur war auch sehr schön.

Kylemore Abbey
Der Diamond Hill
Ausblicke im Nationalpark Connemara

Zurück in Galway gab es noch das eine und andere Pub kennenzulernen… essen, trinken… ich will nicht langweilen… Highlight des Abends war dann aber etwas für das die Stadt sehr bekannt ist: Livemusik. Wir sahen im Kings Head eine gute Coverband die so ziemlich alles im Repartoire hatte… ich konnte gerade noch kneifen bevor mich eine der mittelalten irischen Feierdamen aufs Parkett zerren konnte 😉 Das war der letzte Höhepunkt unseres kleinen Ausflugs auf die im Moment gar nicht so grüne Insel. Am kommenden Tag fuhr ich unsere kleine italienische Eierfeile zurück nach Dublin… wir hatten keine Reifenpanne oder ähnliches Ungemach und landeten am Ende gegen 20:00 Uhr wieder in Berlin… hat mal wieder Spaß gemacht… nächstes Jahr steht Kilkenny auf der Agenda… für 2023 war es das jetzt erstmal mit meinen Reiseberichten aber nächstes Jahr gehts garantiert weiter.

Livemusik im Kings Head

McLarsen im Land der tausend Biere III. Bamberg (August 2023)

In diesem Blog wird ziemlich viel Bier getrunken… aber auch der Weg zum Bier hin kommt hier nicht zu kurz… Franken und andere Gegenden sind berühmt für ihre Biervielfalt… und Bier ist auch nicht gleich Bier… dann gibts dort meistens auch noch vernünftige feste Nahrung und sehr freundliche Einheimische… schöne Städte, knuffige Dörfer… Es geht also nicht nur ums Biertrinken. Seit 2020 trifft sich einmal im Jahr im August eine Gruppe von etwa 7 bis 8 Leuten die aus Berlin und Brandenburg anreist und an zwei Tagen (meist) fränkische Bierkultur erlebt und nebenher auch noch einige Kilometer dabei erwandert. Die ersten beidern Wanderungen waren 2020 in Aufseß und Bamberg und 2022 in Neumarkt i.d.Oberpfalz.

Im Braugasthof Mahr

Nach gewohnt gründlicher Planung und Vorbereitung startete die Bierwanderung Nummer 3 am Donnerstag, 17.08.2023 größtenteils in Berlin als zwei Autos um 09:30 Uhr in Richtung Franken starteten. An Bord waren André, Matthias und Immo als doppelte Wiederholungstäter, Philipp als Wiederholungstäter und Hansi als Debütant. Meine Wenigkeit startete etwa 11:00 Uhr in Würzburg wo ich drei Tage zur Besichtigung war… etwa 13:30 Uhr startete Thomas in seinem Wohnort Erlangen als letzter Richtung Bamberg. Etwa 14:30 Uhr war die Reisegruppe Pechmann (Running Gag vom Vorjahr) komplett. Matthias und Hansi hatten Weitsicht und kauften auf dem Weg noch einen gemischten, gekühlten Kasten Bier von der Brauerei Wagner welche morgen auch besichtigt werden wird. So gab es ein herzliches Hallo als alle beieinander waren samt Begrüßungsbier. Als Unterkunft wählte ich das Aparthotel Gartenstadt welches ganz am östlichen Stadtrand von Bamberg liegt. Die Hauptwanderung ist von dort aus nicht weit und bis ins Zentrum Bambergs auch nicht wirklich. Die Zimmer sind geräumig, haben eine Küchenzeile und im Keller stationierten die Besitzer auch einen Notkühlschrank mit Kasse des Vertrauens. Für Frühstück gibt es zwei Häuser weiter einen Bäcker… theoretisch gibt es ein Haus weiter auch ein italienisches Restaurant, der hat aber gerade Urlaub. Die äußeren Bedingungen waren strahlend blauer Himmel… aber Temperaturen um die 30 Grad… Für den Ankunfttag sollte das noch keine große Rolle spielen, es war bereits Nachmittag und die Strecke in die Innenstadt etwa gut eine halbe Stunde Fußweg. Durch Wohn- und Gewerbegebiete, Großbaustellen und Schnellstraßen… will heißen… nicht unbedingt so wie man sich die historische UNESCO Weltkulturerbe Stadt Bamberg vorstellt, erreichten wir unser erstes Ziel: Den Keller der Fässla Brauerei. Unter Keller darf man sich im Fränkischen nichts unterirdisches vorstellen. Vor der Erfindung von Kühlschrank & Co. wurde ja bekanntlich auch schon Bier gebraut… und das nicht nur im Winter… also wurde zumeist in Felsen Gänge und Räumlichkeiten geschaffen welche im Sommer das Bier bzw. die Komponenten aus denen Bier entsteht, kühlen konnten. Da nach Verlassen der Keller die Temperatur im Sommer nicht lange zu halten war, errichtete man einfach über dem Keller einen Biergarten wo das kühle Blonde vor Ort frisch und gekühlt genossen werden konnte… daher der Begriff „Auf dem Keller“… in Bamberg auch weit verbreitet.

Endlich ein Tisch für alle... Brauerei Keesmann (Bamberg)

Im Fässla Keller war alles prima, das Personal war wirklich auch Zack und der Großteil von uns verkostete drei verschiedene Biere: Helles, Lager und Zwergla (ein dunkles, untergäriges Vollbier)… letzteres konnte die meisten Punkte in unserer Gruppe sammeln. Im Prinzip hätten wir dort noch lange sitzen können… aber es gibt noch andere Braustätten in der Nähe und deshalb zog die Karawane weiter zur Brauerei Mahr… keine 10 Minuten entfernt. Im Mahrs saßen wir anfags draußen unter großen Bäumen… ein Gewitter zwang uns aber dann ins Innere des Brauereigasthofes den Matthias und ich vor drei Jahren erstmals aufgesucht hatten. Das bekannteste Bier der Mahrs Brauerei heißt schlicht „U“. Es ist ein ungespundetes Bier, also ein unfiltriertes, naturtrübes Bier mit weniger Kohlensäuregehalt. Der Name kommt vom offenen Spundloch des Fasses. Allzu lange blieben wir dort nicht und peilten die nächste Brauerei an welche schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt: Brauerei Keesmann. Seit der Gründung 1867 befindet sich die Brauerei im Besitz der Familie Keesmann. Es gibt mehrere Säle sowie einen Biergarten. Da es noch immer regnete mussten wir etwas warten um einen ganzen Tisch für 7 Leute zu bekommen. Wir probierten verschiedene Biere, es gab Herren-Pils (der Verkaufsschlager der Brauerei) , Lager und Helles. Danach kehrten wir… mittlerweile auf dem Rückweg, nochmal in den Fässla Keller ein und machten mit einem letzten Zwergla den Deckel für den ersten Abend drauf… auch wenn in der Unterkunft noch letzte Flaschen geköpft wurden… es war dann auch genug.

 

Die Kolonne Immerfrisch zwischen Kaffee und erstem Bier im Garten der Unterkunft
Unsere Wanderung mit 5 Stationen war 16,4 Kilometer lang.

Am Freitag gab es Frühstück beim Bäcker, Sonnencreme auf die Haut und dann ging die erste Wanderung los. Wir liefen durch die Gartenstadt zu einer größeren Straße, überquerten die A73 und nach 4 Kilometern waren wir im Ort unserer ersten Brauerei: Memmelsdorf. Die Ortschaft mit knapp 9000 Einwohnern ist bekannt durch das Schloß Seehof, einer Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe… im 18. Jahrhundert nach Plänen von Antonio Petrini im Barockstil umgestaltet mit großen Schlossgarten. Was wir vorher nicht wussten ist das dieses Wochenende in Memmelsdorf Kirchweih ist… auf einheimisch Kerwa… quasi Volksfest… Kirmes… Dorfbums… Vormittags war man noch mit dem Aufbau beschäftigt und wir schauten beim ersten Bier des Tages im Braugasthof Höhn dabei zu. Eigentlich war diese Station erst auf dem Rückweg geplant aber nun… was solls… das Helle war sehr gut aber wir hatten ja noch einiges vor… also nach 2 Bier weiter nach Merkendorf… etwa 3,5 Kilometer mit einem unerwarteten Anstieg ohne jeden Schatten bei bald 30 Grad… das erste Bier in der Brauerei Wagner hatten wir uns durchaus verdient.

Landschaft bei Merkendorf

Merkendorf mit etwa 900 Einwohnern gehört zur Gemeinde Memmelsdorf und ist Heimat zweier Brauereigasthöfen: Wagner und Hummel. Mit dem Bier von Wagner waren wir bereits bekannt denn der Kasten Bier zur gestrigen Begrüßung stammte von hier. Wir rasteten in einem wunderbaren Biergarten der ohne Schnickschnack, dafür mit wunderbar alten und großen Bäumen ein Super Klima in der Hitze bot. Es gab Helles, Märzen, Lager und ein Bier mit dem wunderbaren Namen Richard Wagner Dunkel (ganz ohne Oper… obwohl Bayreuth nicht weit ist…). Erste Mittagsessen kamen auf den Tisch… bevorzugt Fisch… es war Freitag und die Gegend katholisch… Wir alle fanden Wagner sehr sympatisch aber wir waren ja nicht zum Vergnügen da… also auf zur nächsten Station: Brauerei Hummel… etwa 200 Meter weit…

Brauerei Wagner Merkendorf
Prima Klima durch Natur: Biergarten bei Wagner
...und lecker war es auch...

Bei Hummel konnten wir auch im Biergarten sitzen, der war allerdings durch Häuser begrenzt und mit Sonnenschirmen… im Vergleich zum Garten vom Wagner bestimmt gut 5 Grad wärmer. Das Bier hat trotzdem geschmeckt, es gab Pils, Kellerbier, Märzen und ein leicht rauchiges war auch dabei. Viel länger war es dann aber dort nicht angenehm… die Hitze staute sich in dem Biergarten und nach 2-3 Bier zog die Wanderkolonne weiter in den nächsten Ortsteil von Memmelsdorf: Drosendorf… etwa 1400 Einwohner und Heimat von Brauerei und Wirtshaus Göller. Viel zur Geschichte kann ich im Netz nicht finden… wir saßen im rückwärtigen Biergarten und tranken (glaub ich 😇) Lagerbier was gut war aber an der Stelle hätte ich für detailierte Berichte Notizen machen müssen… Zunge und Gaumen war bereits etwas in Routine… geschmeckt hatte es auf jeden Fall.

Brauerei Hummel Merkendorf
Im Biergarten von Göller in Drosendorf

Inzwischen war es fortgeschrittener Nachmittag und wir hatten noch eine Station plus Heimweg… also los nach Memmelsdorf wo der Brauereigasthof Drei Kronen auf uns wartete… oder vielleicht auch nicht… das Volksfest namens Kerwa (nicht zu verwechseln mit dem polnischen Schimpfwort Kurwa) war inzwischen im vollen Gange und vor unserer Station Nummer 5 befand sich die Hauptbühne der Veranstaltung in der gerade die „Stadelhofner“ ihren großen Auftritt hatten… ich zitiere von deren Website:

„Die Stadelhofner … 15 Jungs + 11 Mädels + 4 Techniker…verwandeln jedes Partyzelt in eine Gute-Laune-Zone …Blechblasinstrumente, Holzblasinstrumente, Schlagzeug und Gesang gepaart mit einer Mischung aus traditioneller Blasmusik, die mit brennenden Herzen vorgetragen wird und aktuellen Partyhits sowie Klassikern der Rock- und Unterhaltungsmusik, die direkt in den Körper gehen.“

Wir sind lieber Bier trinken gegangen und erlebten mit dem Besuch der Braugaststätte Drei Kronen den mit Abstand teuersten Laden der Tour… Essen und Bier waren ok aber auch nichts besonderes… daher ging es langsam zurück nach Bamberg… die Fußlahmen mit Bus (😂) und der Rest natürlich zu Fuß… Immo machte dabei noch einen Sprung in den Altsee am Schloß Seehof. Der Abend endete unspektakulär bei einer letzten Flasche Wagner aus dem Starterkit der Wanderung.

Schloß Seehof zu Memmelsdorf auf dem Rückweg

Der zweite Wandertag war ausschließlich der Stadt Bamberg gewidmet. Die meisten Stationen des Tages hatten Matthias und ich bereits vor drei Jahren getestet aber wir mußten auch etwas umplanen da einige Gasthäuser auch Betriebsurlaub hatten. Erste Station war die Brauerei Fässla… stimmt… der Name fiel hier schonmal und in der Tat waren wir am Anreisetag auch im Fässla Keller… genauer gesagt sogar zwei mal…nun also in die quasi Zentrale… Eigentlich hatte ich nicht so großen Andrang zu dieser Tageszeit gerechnet… aber wir hatten großes Glück das gerade ein großer Tisch frei wurde und dem ersten Bier des Tages nichts mehr im Weg stand… laut Kamera 10:47 Uhr. Die Biere waren uns ja bereits vertraut… also konnte es nach einer Stunde weiter in die historische Altstadt von Bamberg weiter gehen.

Bamberg von der Altenburg aus gesehen... Foto von 2020

:idee: Bamberg taucht in jedem Deutschland Reiseführer in der Top 10 der schönsten Städte auf und das völlig zurecht… Die Stadt mit 80.000 Einwohnern im Regierungsbezirk Oberfranken hatte großes Glück im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört zu werden und gilt als eine der am besten erhaltenden Altstädte Deutschlands… seit 1993 gehört die Altstadt zum UNESCO Weltkulturerbe. Neben unzähligen Bauwerken wie dem Rathaus und dem Kaiserdom gibt es noch eine Besonderheit: Bamberg ist eigentlich die wahre Bierhauptstadt Deutschlands. Laut Wikipedia waren es wohl zur Boomtime 68 (!) Braustätten in der Stadt… heute sind es je nach Zählweise noch immer um die 14. Eine Spezialität Bambergs sind Rauchbiere die besonders von der Brauerei Schlenkerla weit überregional bekannt sind… klingt eigentlich nach Traumstadt…

Im Slenkerla... das Rauchbier ist und bleibt Geschmacksache...
Vorm Schlenkerla... stets überfüllt von Touristen aus aller Welt...

Nach Sichtung von Fußgängerzone, Rathaus und anderen schönen Plätzen der Stadt ging es zur nächsten Station: der berühmten Brauerei Schlenkerla… für ihr rauchiges Bier mehr oder weniger weltbekannt. Die Brauerei gibt es seit 1678, der Name kommt von einem Braumeister der beim Fässerbeladen verletzt wurde und seitdem beim Laufen schlänkerte… Das Gasthaus ist sehr groß und wir hatten Glück einen freien Tisch zu finden. Das Rauchbier war unser aller Sache nicht so richtig… Schinken zu Schinken – Bier zu Bier. Eins gehört zu einer Bamberger Bierrunde dazu… eins reicht dann aber auch.

Bamberger Dom - Inneres nach Westen
Der Bamburger Reiter
Die Regnitz mit dem Rathaus im Hintergrund in der Nähe vom Klosterbräu

Nach dem Rauchbier vom Schlenkerla gönnten wir uns eine Kulturpause und besichtigten den Dom… schonmal auch weil es darin so schön kühl war. Vor drei Jahren machten wir eine Führung mit… diesmal war die Besuchszeit deutlich kürzer. Der Bamberger Dom ist eine romanische Basilika deren Bauzeit in die Frühgotik reichte. In der Kathedrale wurden Kaiser Heinrich II. mit seiner Ehefrau Kaiserin Kunigunde bestattet… das Hochgrab wurde in der Werkstatt von Tilman Riemenschneider gefertigt. Ein weiterer Prominenter liegt in einem Marmorsarg im Westchor begraben: Papst Clemens II. (1005-1047)… es ist das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. Überregionale Bekenntheit hat die Statue des Bamberger Reiters.

Das Klosterbräu
Im Klosterbräu... sogar vollzählig...

Nach der Abkühlung im Dom statteten wir der nächsten Braugaststätte einen Besuch ab: Ahörnla… eine Gaststätte die es vor drei Jahren noch garnicht gab… Debüt quasi… In dem Haus wurde bereits im Mittelalter gebraut… nach etlichen Besitzerwechseln war dann 1961 Schluß mit der Brauerei, Gaststätte blieb es aber noch lange. Seit 2021 wird im Top-sanierten Haus wieder gebraut. Die Biere heißen Ahörnla Rot, Sand Hell und Keller. Nach dem Ahörnla spazierten wir zum Klosterbräu was recht dicht an der Regnitz liegt. Ursprünglich war die Brauerei seit 1533 ein fürstbischöfliches Braunbierhaus… erst 1790 wurde die Brauerei an  einen bürgerlichen Braumeister verkauft. Wir hatten wieder Glück mit einem Tisch und viele nutzten die Gelegenheit zum Mittagessen. Die Bierauswahl bestand aus Braunbier, Kellerbier, Schwärzla und Rauchbier. Eine letzte Station hatten wir noch auf dem Zettel und dort sollten wir lange verweilen: Der Spezial Keller. Wie eingangs erwähnt liegt der Keller in Bamberg eher auf dem Berg und das war auch hier der Fall… mit grandioser Aussicht auf die Bamberger Altstadt mit durchaus sehr gutem Bier und auch Essen… ein wunderbarer Platz zum Verweilen.

Aussicht vom Spezialkeller: v.l.: Kloster Michelsberg, Dom, Obere Pfarre, Stephanskirche

Eine gelungene Bierwanderung ging nunmehr zuende… diesmal hat alles gut geklappt und wir freuen uns alle auf ein neues Abenteuer im nächsten Jahr… es läuft natürlich wieder alles auf Franken hinaus… aber etwas mehr Landschaft darf es dann schon sein… ich habe schon ein paar Ideen… ist aber noch bisschen hin 😉

McLarsen in Würzburg (August 2023)

Würzburg, 14.08.2023. Beim dritten Jahr in Folge kann man ja fast schon von einer Tradition sprechen… im August geht es mit Freunden zu einer Bierwanderung nach Franken und damit sich die weite Reise lohnt, fahre ich schonmal vor und schaue mir sehenswerte Städte in der Gegend an. Vor zwei Jahren war die Stadt Bamberg, letztes Jahr war Nürnberg dran… beides Städte mit großartiger Kunst, Architektur und Geschichte… und von diesen Punkten her steht Würzburg den genannten Städten mit Sicherheit auf Augenhöhe.

Blick aus meinem Hotelfenster mit Alter Mainbrücke und Festung Marienberg am Abend

  Würzburg ist mit 127.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt Bayerns. Sie ist der Regierungssitz von Unterfranken, im Bundesland Bayern ganz oben links an der Grenze zu Baden-Würtemberg gelegen. Durch die Stadt fließt der Main der mit 527 Kilometern der größte Nebenfluß des Rheins ist und Punkto Länge deutscher Flüsse damit auf Platz 7 rangiert. Würzburg ist seit 742 Bistum, seit 1402 Universitätsstadt. Bis zu der Zeit als etwa 1825 der letzte Adlige von Rang und Namen die Stadt verlassen hatte war Würzburg ein im europäischen Maßstab bedeutsames Zentrum von Kunst, Kultur und Wissenschaft. Hier wirkten große Künstler ihrer Zeit wie Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann. Am 16.03.1945 wurde die historische Altstadt zu 90% zerstört. Der Wiederaufbau orientierte sich zu großen Teilen am historischen Vorbild, ähnlich wie Nürnberg… originalgetreu wurden jedoch nur einzelne Bauwerke wie Kirchen und historische Schlossgebäude rekonstruiert. Im Gegenteil zu anderen fränkischen Gegenden ist Bier hier nicht das Getränk Nummer eins sondern Wein… was auch anhand der Weinberge in und um der Stadt nicht zu übersehen ist. Mehrere der größten Weingüter Deutschlands sind in Würzburg ansässig. Der Silvaner ist der große Hit dieser Weinbauregion.

Marktplatz mit Marienkapelle ...
...und Falkenhaus

Die Anreise war heute erfreulich unspektakulär und vollumfänglich pünktlich… um 07:16 rollte der ICE vom Gesundbrunnen los, in Fulda einmal umgestiegen und 11:30 verließ ich den Würzburger Hauptbahnhof in Richtung meiner Unterkunft, dem Hotel Alter Kranen… ein familiengeführtes kleines Hotel und als ich die Aussicht von meinem Zimmer sah war ich doch sehr positiv überrascht… Blick auf den Main mit Alter Mainbrücke und Festung Marienberg… ich hab hier direkt am Main nicht viele andere Hotels gesehen… ich kann mir nicht vorstellen, das es einen besseren Ausblick gibt. Das Wetter ist im Gegenteil zu dem herbstlichen Einlagen der letzten Wochen zeitgemäß hochsommerlich… heute war der erste Tag seit langer Zeit wo das Thermometer die 30 Grad Grenze überschritten hat… das ist einerseits schön, andererseits auch anstrengend wenn man wie ich vom Hauttyp „Gesunde Bräune einer Spalt-Tablette“ ist… Nach einer kurzen Erfrischung ging es dann gleich in die Altstadt… was vom Hotel aus nur wenige Meter bedeutet. Ich nahm mir vor heute keine Gebäude zu besichtigen, nur schonmal etwas umschauen. Der Marktplatz ist sehr schön… neben historischen Gebäuden wie der Marienkapelle und dem Falkenhaus mit seiner Rokokofassade gibt es auch einige Gebäude aus der Nachkriegszeit die sich mal mehr, mal weniger harmonisch einfügen. Vorbei an sakralen Meisterwerken wie Neumünster, Dom St.Kilian, St.Peter und Neubaukirche gab es erstmal Mittag in Form einer leckeren Suppe im Souperiour Die Suppenbar.

Die Alte Mainbrücke Richtung Dom St.Kilian
Einen Brückenschoppen sollte man sich gönnen...
...St.Johannis von Nepomuk hat nix dagegen... im Hintergrund die Weinberge in die es gleich geht...

Dann ging es zu einem sehr beliebten Bauwerk in der Stadt: Die Alte Mainbrücke. Die Brücke wurde 1476 bis 1703 gebaut, wobei die späten Sachen hauptsächlich die Statuen sind die wie einiges andere auch ein wenig an die Prager Karlsbrücke erinnern. Während Prag aber ein Bier-Hotspot ist, trinkt man in Würzburg wie oben bereits erwähnt aber lieber Wein und kauft sich einen Brückenschoppen (0,25l) für 5,50€ (+ Pfand und Stand August 2023). Meine durch Bier und Whisky ja … ich nenne es mal anspruchsvoll arbeitende Leber hat eigentlich nicht viel Platz für solche Getränke… aber ein Silvaner neben den Statuen vom heiligen Kilian und seinen Kollegen hat dann doch sehr gemundet… aber auch nur einer… die Sonne stand hoch und und ich hatte noch ein paar Meter geplant. Es ging am anderen Mainufer Richtung Norden… so konnte ich das Ufer mit meinem Hotel und die Skyline der Altstadt fotografieren.

Wenn ich im Hotel (gelb hinterm Baum) gewesen wäre hätte ich winken können...
Die Altstadt ist von vielen Türmen und Kuppeln geprägt... zwischen den Schiffen der "Alte Kranen"

Es gibt einen Stein-Wein Pfad durch die Weinberge welcher etwa 4 Kilometer lang und auch etliche Höhenmeter hoch ist… da am Himmel aber kaum noch Wolken waren und Weinreben auch keinen Schatten spenden war dann bei mir kurz vor der Hälfte Schluß und nach einigen wunderbaren Panoramabildern der Stadt ging es zurück Richtung Hotel um bei einer Flasche Wasser diesen Text bis hierher zu verfassen.

Stadtansicht von den Weinbergen des Stein-Wein Pfades aus gesehen

Abends… die Leute die hier im Blog schon länger lesen wissen Bescheid: Local Beer… Local Food… Da Würzburg ja quasi Weinfranken ist hatte ich diesbezüglich auch keine großen Erwartungen… was sich auch bestätigte als ich im Restaurant & Biergarten „Zum alten Kranen“ direkt vor meinem Hotel einkehrte. Das Essen… der obligatorische fränkische Sauerbraten (wird die nächsten Tage garantiert noch mit dem Schäuferla ergänzt) … da konnte nicht viel schief gehen… das Bier von der Brauerei Würzburger Hofbräu und das niederländische Paar neben mir… nun ja… kann nicht immer alles passen… das Bier war nicht schlecht aber auch langweilig. Dann also Business As Usual… Guinness im Irish Pixie… andere Seite vom Hotel aber höchstens 50m entfernt… dort war erstmal nix los (Montag halt…) aber dann kamen nach 23:00 Uhr noch so viel Partyschwärmer mit Fremdbier, Musikwünschen und Jägermeister rein das ich Olli, den Barmann ziemlich bedauert habe… der machte das aber höchst professionell wie es bei uns Xander auch gemacht hätte. Was Olli mir auch verraten hat, ist das morgen in Bayern Feiertag ist… Maria Himmelfahrt nennt sich die Veranstaltung und zum Glück wollte ich erst übermorgen nicht shoppen gehen… mal sehen was das morgen wird…

...einmal mehr warum ich so gern in Franken bin... (Symbolbild)
...ein Phänomen was die Handykamera da alles sieht... eigentlich ist es zappenduster...nur laut...

Statt shoppen ging es heute häufig bergauf… erstes Ziel war die Wallfahrtkirche Maria Heimsuchung im Volksmund auch Käppele genannt. Zufällig war heute auch noch Mariä Himmelfahrt und in der ganzen Stadt war vormittags ein einziges Glockengebimmel. Die Kirche wurde unter Einbeziehung einer kleineren bereits vorhandenen Kapelle 1748-1750 erbaut und ihr berühmter Baumeister hieß Balthasar Neumann… einer der größten süddeutschen Architekten des Barock- und Rokokozeitalters. Er wurde 1687 im heute tschechischen Eger geboren und machte anfangs besonders im Militär Karriere. Er wurde unter dem damaligen Fürstbischof Baudirektor von Würzburg und später auch in anderen Teilen Süddeutschlands. Er starb 1753 in Würzburg als Oberst der fränkischen Armee und einer der bekanntesten Baumeister seiner Epoche. Sein Hauptwerk ist die neue Residenz zu Würzburg um die es hier auch noch gehen wird.
Zurück zum Käppele… die Kirche erreicht man über ca. 260 Stufen in die ein Kreuzungsstationsweg eingebunden ist. Es gibt gepflasterte Terassen mit kleinen Pavillions in denen die Kreuzungsgeschichte Jesu in Form von bildhauerischer Kunst dargestellt ist. Da man immer wieder vor den Kunstwerken die Ende des 18. Jahrhunderts entstanden sind verweilen kann, fällt der Aufstieg weniger schwer als eine normale Treppe. Oben angelangt konnte ich lediglich einen kurzen Blick ins Kircheninnere werfen da heute erwartungsgemäß Gottesdienste abgehalten wurden. Der Weg dahin und der grandiose Ausblick auf die Stadt waren die Mühen aber allemale wert.

Das Käppele vom Nachbarberg Marienberg
Kreuzungsstationsweg zur Wallfahrtskirche "Käppele"

Von der einen Erhebung hatte man auch schon einen guten Blick auf die andere bebaute Fläche etwa 100 Meter über der Stadt: Die Festung Marienberg… das Wahrzeichen der Stadt und mein nächstes Ziel. Die Älteren unter uns… speziell die noch einen 50 DM-Schein in der Hand halten durften, kennen das Portrait vom oben genannten Balthasar Neumann und die Marienburg war auch auf dem Schein zu sehen. Der heutige Bau hat seine Wurzeln bereits um 700 als ein Kloster an der Stelle gegründet wurde. Die Burganlage mit dem Bergfried und Brunnen stammen aus der Zeit um 1200… Teile der Marienkirche auf dem Gelände sind noch älter. Bis zum Bau der neuen Residenz war die Marienburg Sitz der Würzburger Fürstbischöfe… die meisten Teile der Anlage wurden im Stile der Renaissance umgestaltet.

Die Festung Marienberg vom Nachbarberb Käppele
Balthasar Neumann mit seinen Würzburger Gebäuden auf historischem Geld. Bild Gemeinfrei

Nach dem Abstieg vom Käppele ging es an der Burkardkirche (Burkard war der 742-754 der von Bonifacius benannte erste Bischof von Würzburg) via Weinberg serpentinenmäßig nach oben. Vorbei am Maschkuliturm (der in meinem Kopf fälschlicherweise aber gerne Muschikuschiturm genannt wird) verpasste ich den direkten Zugang zur Burg und drehte eine Ehrenrunde durch die Weinberge. Die Sonne verschwand heute zeitweise hinter Wolken so das ich nicht wieder zum Tomatenkopf werden konnte… von daher war das ok. Auf der Burg war natürlich reichlich was los am Feiertag aber auch das störte mich nicht weiter… nach einer Weile und vielen Fotos von Würzburg von oben ging es wieder herab… ein Fischbrötchen vom Kutter direkt vor meinem Fenster inklusive gab es dann eine Stunde Pause.

Bergfried, Brunnen und Marienkirche auf der Festung Marienburg
Im Vordergrund St.Burkard in Renovierung und auf der anderen Seite die Altstadt Würzburgs

Die nächste Tour war etwas in der Natur… es gibt in Würzburg einen Ringpark welcher etwa 3,5 Kilometer lang ist und sich halbrund um die Altstadt zieht… Baum-Lehrpfad und einige künstlerische Werke einbegriffen… etwas Musik auf die Ohren und los ging ein sehr schöner Spaziergang. Von der Natur geradezu berauscht ging ich danach in den Hofgarten der Residenz, ein typischer barocker Garten mit viel Symmetrie aber im Vergleich mit ähnlich bedeutenden Schlossbauten der Zeit in Versailles, Wien oder Potsdam eher klein. Inzwischen war die Sonne wieder anwesend und als ich dann über den riesigen Residenzplatz Richtung Innenstadt zurück lief wurde die Rübe langsam wieder rot… Zeit für ein leckeres Weissbier (das obligatorische eine leckere Weissbier im Jahr) und einer Brezel im benachbarten Biergarten von gestern… danach erstmal Pause…

Im Ringpark... irgendwo...
Neue Residenz zu Würzburg...
...Residenz von der anderen Seite...
...und von vorne mit dem Residenzplatz

Als Wirtshaus mit heimischen Bier (zumindest einigermaßen regional) hatte ich mir das Wirtshaus Lämmle im Vorfeld der Reise markiert… die bieten einen Burger aus dem Fleisch des fränkischen Nationalgerichts Schäufele an… das klang gut und war es auch… ziemlich genial sogar und mit 11,80€ sogar günstiger als manche Imbissbude… Das Bier dazu gabs aus der Distelhäuser Brauerei aus Tauberbischofsheim… zwar bereits schwäbisch aber keine 40 Kilometer entfernt. Der Personalmangel in diesem Restaurant in dessen Biergarten ich in bester innerstädtischer Lage saß muss aber auch groß sein… ich hoffe der Kellner der mutmaßlich einheimisch und älter als ich war, war nur extrem betrunken… aber Charlie Chaplin hätte das erste Bier nicht trotteliger einen Meter (immerhin) vor meinem Tisch umschütten können… das arme dunkle Landbier… später brauchte er mehrere Minuten ein Bier und den Burger abzukassieren… bar… egal…lecker war das trotzdem. Nun Bier: zwei Irish Pubs in der Stadt, in einem war ich sehr zufrieden gestern, das Red Lion galt es nun zu erkunden. Das Red Lion liegt in der Semmelstraße die irgendwie populär zu sein scheint, denn sie hat einen beleuchteten Schriftzug was die Orientierung erleichtert. Leider gab es Murphys… und ich weiß nach wie vor das man das trinken kann… aber sich dann auf ein Guinness freuen muß… Etwas befremdlich fand ich auch das die nicht nur Pitcher anbieten (falls jetzt jemand der Meinung ist das das fürs Offside auch ok wäre: Nur über meine Leiche…) …nein… die hatten eine 3-Liter-Röhre die vom Barmann mit viel herausschöpfen von Schaum einer Tischgesellschaft zum Selberzapfen an den Tisch gebracht wurde… Heineken!… die chemische Keule… Das war zu viel für mich und ich ließ den Abend im Irish Pixie ausklingen wo ich definitiv häufig wäre wenn ich hier wohnen würde… quasi… wenn Irish Pub Würzburg… dann Irish Pixie mit Guinness. Nun aber in die Federn…

v.l.n.r.: Marienkapelle, Stift Haug, Rathaus, Neumünster, Dom St.Kilian

Der letzte Tag in Würzburg ist von Baudenkmälern, insbesondere von Kirchen geprägt. Wie am Anfang dieses Blogs erwähnt war Würzburg bis zum 19.Jahrhundert künstlerisch und kulturell von überregionaler… gar europäischer Bedeutung. Das spiegelte sich auch in den Bauwerken der Stadt wieder und im Mittelpunkt stand früher nun mal die Kirche im Dorf… und in den Städten auch.

Hier sieht man die städtebauliche Wirkung vom Stift Haug
Stift Haug - Westfront

Meine Kirchenrunde startete ich beim Stift Haug… offizieller Name: St.Johannes… sagt nur keiner hier… Haug ist der Name des Stadtviertels und die Ursprünge der heutigen Pfarrkirche war ein Stift. Das barocke Bauwerk wurde 1670-1691 vom Architekten Antonio Petrini errichtet und gilt auch als sein Hauptwerk. Markant ist die Fassade mit zwei 75 Meter hohen Türmen und einer 60 Meter hohen Kuppel im westlichen Bereich. Die Ausstattung der Kirche war bis zum 16.03.1945 voller üppigem Barock, nach der Bombardierung und dem Feuer war kaum etwas erhalten vom früheren Prunk… nunmehr kann man sich auf die Architektur Petrinis konzentrieren, was auch sehr schön ist. Als Altarbild dient nunmehr ein 9 x 5,5 Meter großes Gemälde von Tintoretto… es stand früher in einer Münchner Kirche die jetzt Museum ist… ein Kriterium für die Leihe ist wohl auch weil es schwer ist so einen großen Schinken irgendwo unterzubringen. Einige Teile der Kirche enthalten auch moderne Elemente.

Tintoretto "Kreuzigung Jesu" 1585
Stift Haug - Inneres nach Westen

Das nächste Kirchengebäude war die Marienkapelle am Marktplatz. Unter der Bezeichnung Kapelle versteht man ja normalerweise eher kleinere Kirchengebäude… diese hier hat die Größe einer Stadtkirche… Kirchenrechtlich ist die Bezeichnung korrekt denn sie ist nur eine Nebenkirche von Dom und Neumünster ohne selbst eine Pfarrkirche oder ähnliches zu sein. Wir haben es hier mit Spätgotik zu tun und auch die Ausstattung kann sich sehen lassen… so finden sich einige Meisterwerke von Tilman Riemenschneider wieder… teils als Kopie. Eine kuriose Bildhauerarbeit befindet sich in einem Tympanon einer Eingangstür: Der Hauch des heiligen Geistes geht als gedrehter Schlauch vom Mund Gott Vaters zum Ohr Marias und endet mit der Taube des Heiligen Geistes. Auf diesem Strahl eilt Jesus als kleines Kind bäuchlings zu Maria… ok… so geht das also… hatte auch nie an den Klapperstorch geglaubt…

Marienkapelle - Tympanon vom Nordtor
Marienkapelle - Ritter Konrad von Schaumberg von Tilman Riemenschneider (1499)

 Tilman Riemenschneider wurde 1460 im thüringischen Heiligenstadt geboren. Er lernte früh das Handwerk der Bildhauerei und Bildschnitzerei. Mit der Heirat einer reichen Witwe begann der gesellschaftliche und wirtschaftliche Aufstieg ab etwa 1485 in Würzburg… er wurde Meister, erwarb sich als Künstler einen hervorragenden Ruf, war bald recht vermögend und bekleidete öffentliche Ämter, sogar Bürgermeister war er… er unterhielt eine Werkstatt mit vielen begabten Lehrlingen… alles prima bis dahin… zum Verhängnis wurde ihm seine Sympathie zu den Aufständigen des aufkommenden Bauernkrieges… die erlitten nämlich 1525 eine heftige Niederlage in und um Würzburg. Mitten drin: Der bis dahin so geschätzte Herr Riemenschneider. Im Prinzip hatte er Glück… hunderte, gar tausende wurden sofort getötet… Riemenschneider kam „nur“ in Haft und wurde gefoltert… nach Zahlung eines Großteils seines Vermögens wurde er nach 2 Monaten freigelassen. Danach bekam er nie wieder einen großen Auftrag… er starb ziemlich mittellos 1531. Lange wurde er vergessen aber 1822 fand man neben dem Dom seine Grabplatte und stellte diese nun aus… das Grab befindet sich an der äußeren Nordseite des Domes St.Kilian. Der Stil von Riemenschneider ist nicht mehr richtig Gotik aber auch noch nicht ganz Renaissance. Seine Figuren haben sehr viel Charakter besonders in den dargestellten Gesichtern… Die meisten seiner Werke befinden sich im Umkreis von 100 Kilometern um Würzburg.

Dom: Epitaphaltar von Rudolf II. von Scherenberg von Tilman Riemenschneider
Hier sieht man gut den Übergang von Gotik (l.) und Renaissance (r.) beides Riemenschneider

Für die nächste Kirche bzw. die Hauptkirche der Stadt las ich von der Möglichkeit, jeden Wochentag um 12:05 für eine Viertelstunde Orgelmusik und ein paar warme Worte von wechselnden Vortragenden zu hören. Im Anschluß wird empfohlen eine einstündige Domführung zu machen… für mich hörte sich das nach einem sehr guten Plan an und ich muß sagen… selten so eine schöne ca. 1,5stündige Zeit in einer Kirche erlebt… (An dieser Stelle muß ich nochmal kurz erwähnen das ich nie einer Religion angehört habe und selbiges auch nicht beabsichtige)… Erstmal die Orgel… von der Bonner Firma Klais 1969 erbaut… also dieses Instrument konnte bei mir schon immer Eindruck hervorrufen… keine Ahnung was der gespielt hat aber es war laut und gut… Gänsehaut inklusive… die Führung war auch großartig… ich mochte den Stil des etwa 60jährigen Referenten… sogar ein Abstecher in die normalerweise nicht zugängliche Schönborn-Kapelle war dabei. Was den Würzburger Dom angeht möchte ich es gewohnt kurz zusammenfassen: Im Kern eine romanische Basilika und heute die viertgrößte romanische Kirche Deutschlands… in Zeiten von Renaissance und Barock weitestgehend umgestaltet… nur der Ostteil zeugt heute noch davon… 1945 schwer beschädigt… oder nennen wir es zerstört… Kontroverser Wiederaufbau mit Konzentration auf den romanischen Kernbau mit Flachdecke mit moderner Malerei… Heimat vieler Kunstwerke unter anderem von Tilman Riemenschneider der auch an der Außenmauer des Doms begraben liegt.
Sicher ist das jetzt stark abgekürzt aber mein Blog ist ja auch dafür da mit wenigen Worten einen kurzen Überblick zu bieten… wer es genau wissen will liest eh seriösere Quellen 😉

Dom St.Kilian - Inneres nach Osten... vor jüdischen Symbolen hat man hier keine Angst

 Der heilige Kilian (ca. 640-689) war ein irischer Missionar der zusammen mit seinen Mit-Wanderpredigern Kolonat und Totnan 689 in Würzburg ermordet wurde…warum?… Er hatte den Herzog getauft und der hatte vorher die Witwe seines Bruders geheiratet… nach damaligen (früh)christlichen Regeln ein No-Go… und die betroffene Dame namens Gailana… war mit der Situation unzufrieden und ließ die drei quasi aus den Weg räumen… um es im Mafiajargon zu benennen… Die drei wurden in einem Pferdestall verscharrt und… an der Stelle sollte erwähnt werden das es reichlich wenig belegbare Quellen dafür gibt… nach wundersamen Dingen die sich später dort abgespielt haben sollen… wieder ausgegraben worden und bereits 752 zu Heiligen erklärt worden. Das war damals eine lukerative Einnahmequelle für die Städte… und mit Kilian und seinen Gefährten gab es erstmals Kult-Reliquien von christlichen Märtyrern rechtsseitig des Rheins und nördlich der Alpen… Würzburg hat die Aktion (sofern sie überhaupt stattgefunden hat… man ist sich nicht 100%ig sicher) deutlich nach vorne gebracht. An der Stelle wo die verscharrten Leichen der Frankenapostel gefunden wurden steht heute das Neumünster und Teile ihrer sterblichen Überreste ebenfalls… der Rest ist anderswo verteilt… war halt damals üblich: Herz da, Schädel da… Gebeine dort… alles Plätze zur Anbetung… steigert die Chance für eine schöne Zeit nach dem Tod…

Der heilige Kilian auf der alten Mainbrücke
Neumünster: Die Franken-Apostel mit St.Kilian mittig... Kopien von Riemenschneider
Schrein der Gebeine der drei Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan im Neumünster

Nach einer kurzen Mittagspause ging es mit der nächsten Kirche weiter: das Neumünster. Auch diese Kirche ist im Kern eine romanische Basilika aber das sieht man eigentlich nur noch von außen und zwar von hinten… das Kirchengebäude grenzt direkt an den Dom. Da ja auf dem Gelände wo heute die mächtige Kuppel thront die Überreste der Franken-Apostel gefunden wurden, war schon immer etwas mehr Geld für den Kirchenbau vorhanden… eine stattliche Barockfassade und eine große Kuppel inklusive. Im Neumünster verbrachte ich nicht so viel Zeit wie im Dom aber ich mußte feststellen, das es mit Abstand die schönste Kirche Würzburgs ist (natürlich meiner bescheidenen Meinung nach) … Barock, Rokoko, Riemenschneider, die Franken-Apostel Reliquien… zwischendurch auch durchaus moderne Kunst hervorragend eingebunden… wow… dann gibt es noch hinter der Kirche einen klitzekleinen Garten namens Lusamgärtchen… mit Teilen eines ehemaligen Kreuzgangs… in dem steht das Grab eines anderen Superstars seiner Zeit: Walter von der Vogelweide (nicht 100%ig sicher aber sehr warscheinlich das er da drin liegt)

Neumünster - Westfassade
Neumünster - Inneres nach Osten

Ein historisches Bauwerk sollte heute noch folgen… das vielleicht bekannteste und üppigste: Die Residenz von Balthasar Neumann… bessergesagt von ihm erbaut…er wohnte dort nicht… Das Treppenhaus mit einer Freskodecke von über 700qm spricht natürlich für sich… viele andere Sachen dieser Perle des Rokoko auch… ich war sehr früh Schlossführer im Schloß Sanssouci und kenne mich mit Rokoko durchaus aus… also die Residenz Würzburg ist schon sehr beeindruckend auch mit seiner Gemäldesammlung. Leider ist das mit dem fotografieren dort so eine Sache… es ist nicht streng verboten aber darf halt nicht ohne Genehmigung veröffentlicht werden… ich habe mich dazu entschlossen keine Bilder im Inneren zu machen und mußte auch feststellen, das ich die Dinge deutlich entspannter aufgenommen habe… kann jetzt hier nur nichts anbieten… es gibt aber im Netz und sei es bei Wikipedia genügend Bilder. Als ich später wieder im Hotel war stellte ich fest das ich die Besichtigung der Schlosskirche schlicht und einfach vergessen hatte… hmmm… nicht schlimm aber das mir das passiert…

Die Residenz nochmal... von außen

Abends ging es zum Italiener um die Ecke zu Minestrone und Pasta (müssen ja nicht jeden Tag diese fränkischen Schweinereien sein), danach zum Biergarten mit eigener Brauerei namens Goldene Gans… das war sehr sympatisch aber nach zwei Bier ging es dann nochmal auf die gut gefüllte Mainbrücke (will nicht wissen was da am Wochenende los ist) und dann zum Abschluß-Guinness ins Irish Pix zum Olli der jetzt drei Abende für mich da war… ein Typ den ich im Offside auf der Stelle einstellen würde… die Frage stellt sich aber nicht und ich war gerne im Irish Pix…

Abendliches Treiben auf der Mainbrücke

Das waren also 3 Tage in Würzburg… es war sehr schön… ich werde lange daran zurückdenken und kann diese Stadt vollumfänglich empfehlen. Für Bierfreunde findet sich eher im Umland etwas… Würzburg ist halt Weinfranken und es war auch sehr interessant darüber ein paar Dinge zu erfahren… die beiden Bocksbeutel die ich mir fürs Hotelzimmer gekauft hatte sind natürlich auch längst alle… Apropos Hotel… das Hotel Alter Kranen war eines der besten Häuser außerhalb der üblichen Hotelketten was ich bisher hatte, der Blick aus dem Fenster natürlich absolut sensationell…  nun geht es weiter nach Bamberg wo die nächste Bierwanderung wartet… hier nachzulesen: McLarsen im Land der tausend Biere III. Bamberg 2023

McLarsen Back In Scotland… Islay 2023

Berlin, 15.07.2023…  Zwischen 2010 und 2019 war ich insgesamt 17 mal in Schottland. Häufig hatten diese Reisen irgendwas mit Whisky zu tun… aber auch nicht ausschließlich. Für 2020 war eine weitere Erkundung geplant aber dann kam Covid dazwischen und die Reise wurde gecancelt… dann wurde der Brexit nach Jahren der Diskussion wie und mit welchen Verträgen dann irgendwann in den Zeiten der Pandemie umgesetzt und obwohl ich sehr gut weiß das die Schotten mehrheitlich dagegen waren, war ich auch ein wenig angepisst deswegen und entdeckte meine Liebe zu Entdeckungsreisen im eigenen Land… nach Jahren voller Schottland war das eine willkommene Abwechslung die ich auch heute noch gerne praktiziere und die bleiben wird. Sicher hätte ich meinem geliebten Schottland längst wieder einen Besuch abstatten können aber es fühlte sich noch nicht richtig an… schon mal wenn ich über Kleinigkeiten nachdenke das jetzt zum Beispiel nur ein Liter Whisky unverzollt eingeführt werden darf… wo ich doch früher immer mit komplett überfüllten Koffern voller rarer Malts nachhause kam… Nun ergab sich dann aber dieses Jahr die Gelegenheit mich Freunden anzuschließen die bereits seit 32 Jahren Schottland bereisen und die Whiskyinsel Islay so oft, daß sie schon fast als Locals durchgehen könnten. Berit und Hans Peter sind Freunde von uns… sehr Schottland- und Whiskyverrückt und auch bekannt für die Website kilchomania.com, einer gut organisierten Fansite und Datenbank der Islay Brennerei Kilchoman. Bereits im April war geplant das wir 5 Tage nach Islay reisen und Campbeltown einen Kurzbesuch abstatten. Zwei Tage vor dem Hinflug wurde dann bekannt das der Berliner Flughafen BER für den Tag unserer Anreise bestreikt werden sollte… mit der Folge das diese Reise verschoben werden musste.

Die Reisegruppe: Berit und Hansi... in der Mitte ich

Drei Monate später sollte es nun aber klappen und und das schottische Comeback konnte am 10.07.2023 beginnen. Am Montagmorgen hob der Flieger Richtung Edinburgh ab. Dort nahmen wir unseren Mietwagen entgegen und überbrückten die Zeit bis zur Fähre welche 18:00 Uhr von Kennagraig gehen sollte mit einem Besuch von Falkirk, einer Stadt etwa 20 Meilen westlich von Edinburgh Airport. Drei Stopps waren geplant, der erste ging schief weil uns das Navi zwar an den Kelpies vorbeigeführt hat aber auf der Autobahn kann man schlecht anhalten so waren dann noch zwei übrig…

Die Kelpies von der Autobahn aus gesehen
Die Rosebank Distillery in Falkirk

Als erstes warfen wir einen Blick auf die Bauaktivitäten der Rosebank Distillery. Die Lowland Brennerei wurde Anfang der 1990er Jahre geschlossen und verfiel zunehmends. 2017 wurde Rosebank von Ian MacLeod gekauft und seit ein paar Jahren mehr oder weniger neu errichtet… unter Berücksichtigung einiger historischer Gebäudeteile. Wir konnten selbstverständlich nur von außen ein wenig schauen, aber wie das aussieht kann es nicht mehr lange dauern bis diese Fabrik wieder produzieren wird. Ich freue mich drauf denn Rosebank mochte ich immer sehr gerne… in den Zeiten als der Stoff noch bezahlbar war.

Schiffshebewerk Falkirk Wheel

Die größte Sehenswürdigkeit neben den Kelpies (2 etwa 30 Meter hohe Pferdestatuen aus Edelstahl, etwa 10 Jahre alt) ist jedoch ein technisches Meisterwerk: Das Falkirk Wheel, ein Schiffshebewerk in Form eines Riesenrads… etwa 20 Jahre alt und eine gut besuchte Touristenattraktion mit Visitorcenter, Schwimmbad und Ausstellungen. Das Wetter wurde langsam ungemütlich das wir nur relativ kurz blieben und uns dann langsam zur Westküste bewegten, inzwischen regnete es aus Kübeln und die Fahrt war eher anstrengend. Eine ganz kurze Unterbrechung machten wir bei der Brennerei Glengoyne die ich zuletzt 2010 sah… war aber nur für ein Foto. Der zeitliche Vorsprung war schnell aufgebraucht aber wir erreichten pünktlich die 18:00 Uhr Fahre nach Kennacraig. Diese brachte uns in zwei Stunden zur gelobten Insel Islay… gegessen wurde gleich auf der Fähre und die ersten Biere und Whiskys standen auch auf dem Tisch.

Glengoyne Distillery an der Grenze zwischen Lowlands und Highlands... derzeit eingerüstet
Die Finlaggan ist eine der beiden Fähren die Islay mit dem Festland verbinden... eine empfindliche Schnittstelle

  Die Isle Of Islay hat eine Fläche von 620 Quadratkilometern… damit ist sie nach Skye und Mull die drittgrößte Insel der Inneren Hebriden und auch etwas größer als berühmtere Inselnamen wie Ibiza, Bornholm oder Isle Of Man. Der Einwohnerzahl von ca. 3200 Menschen stehen etwa 30.000 Schafe gegenüber. Hauptort der Insel ist Bowmore mit etwa 800 Einwohnern. Momentan arbeiten 9 Whiskybrennereien auf der Insel, welche auch als eigene Whiskyregion geführt wird. Die 1983 geschlossene Port Ellen Distillery wird sich in absehbarer Zeit wieder dazu gesellen, weiterhin gibt es Planungen für mindestens zwei weitere Destillen. Islay kann mit der Fähre vom Ort Kennacraig auf der Halbinsel Kintyre nach etwa 2 Fahrstunden erreicht werden, eine weitere Möglichkeit besteht mit einer Flugverbindung von Glasgow.

Die Whiskybrennereien auf Islay (Stand 2023)

Unsere Unterkunft lag nicht weit vom Zielhafen Port Askaig entfernt in Ballygrant. St.Marys heißt das Haus wenige Meter von der Hauptstraße gelegen. Sabine und Rainer Münch aus Frankfurt a.M. erwarben es vor einigen Jahren… sanierten es komplett und haben nun ein wunderschönes kleines Haus auf der schönen Whiskyinsel. Die Wahl auf Islay fiel den beiden nicht schwer, sie sind seit Jahrzehnten in der deutschen Whiskyszene bekannt und tätig… ich denke für sie hat sich damit ein Traum erfüllt. Wir wurden herzlich empfangen, probierten ein paar Drams und ließen den ersten Tag der Reise im Ballygrant Inn ausklingen. Das Ballygrant Inn ist eine von 3 Lokalen auf der Insel die eine doch enorme Auswahl an Whiskys haben… hauptsächlich natürlich Islay Single Malts… schon beeindruckend auch für Gastwirte aus Deutschland mit eigener Sammlung. Irgendwann waren dann aber die Akkus alle und es ging ab ins Bettchen.

Im Ballygrant Inn

Der zweite Tag begann mit einem leckeren Full Scotish Breakfast… normalerweise bin ich da ja etwas mäkelig… besonders was die nicht-vegetarischen Dinge angeht… Rainer konnte mich aber überzeugen und ich habe es nicht bereut, sehr lecker mit eigener Note statt Dosen zu erwärmen. Die Grundlage konnten wir gut gebrauchen denn der erste Programmpunkt des Tages ist eine Druckbetankung die sich „Lagavulin Warehouse Experience“ nennt. Ich habe das glaub ich zum vierten mal mitgemacht und es ist immer wieder schön die Legende Ian MacArthur live in seinem Element zu erleben… auch wenn er mittlerweile sichtlich gealtert ist und die Routine nicht über ein paar Aussetzer wegtäuschen konnte… es war trotzdem großartig… im Dezember soll entgültig Schluß sein… er geht ja auch schon auf die 80 zu. Das Gedächtnis funktioniert aber immer noch 1A… er erkannte sowohl Berit und Hansi als auch mich wieder… wir hatten auch nach der Show noch ein wenig Zeit zum reden und Erinnerungsfotos… ich bin mir ziemlich sicher das ich diese Veranstaltung mit dieser Whiskylegende zum letzten mal erlebt habe… um so besser das es so Spaß gemacht hat… sogar der teure 26jährige Special Release kam großzügig ins Glas. Nachdem die Lampe bei mir (B+H bekamen Sampleflaschen für Autofahrer) nach der Sause deutlich leuchtete, fuhren wir erstmal zur nachbarlichen Konkurenz namens Laphroaig… dort verweilten wir nur kurz, es gibt nix neues im Visitorcenter und allgemein munkelt man auf der Insel das nach dem Abgang vom langjährigen Manager John Campbell nicht viel passiert im Hause Laphroaig… also weiter Richtung Bowmore, aber erstmal ein kurzer Stopp an der Baustelle der Port Ellen Distillery.

Die lebende Lagavulin Legende Ian MacArthur mit der (nicht vollständigen) Speisekarte des Vormittags

Port Ellen wurde bereits 1983 im Rahmen der Wirtschaftskrise Großbritanniens unter Margret Thatcher geschlossen wie viele andere auch, man konnte allerdings noch Jahrzehnte Abfüllungen der Brennerei erwerben… sicher stets etwas teurer als Stoff der noch produzierenden Destillen, aber bis vor etwa 10 Jahren immer noch im bezahlbaren Bereich… heute sind dreistellige Eurosummen für Port Ellen eher unwarscheinlich… was nicht unbedingt an der einzigartigen Qualität von Port Ellen liegt… aber durch die Knappheit und den Sammlerwert exitieren jetzt sicher tausende Port Ellen Flaschen in den Regalen von Sammlern die nie den Weg ins Whiskyglas finden werden. Etwa zeitgleich mit Rosebank verkündete Besitzer Diageo 2017 die Brennereien Brora und Port Ellen wieder aufbauen zu wollen. Bei Brora, der älteren Schwester von Clynelish im Norden Schottlands war das einfach, da das Equipment nur im Dornröschenschlaf war… bei Port Ellen gab es ein paar vergammelte Gebäude die man eigentlich garnicht gebrauchen konnte. Bei unserer Stippvisite bei der Baustelle konnten wir feststellen das da noch sehr viel zu tun ist bis zur Wiedereröffnung für die kein offizieller Zeitpunkt bekannt ist… aber sicher 2023 nicht mehr stattfinden wird… unserer Meinung nach…

Baustelle einer weiteren Brennerei zwischen Laphroaig und Port Ellen: Portintruan
Großbaustelle Port Ellen Distillery
Konturen sind aber zu erkennen...

Anschließend ging es in die Hauptstadt Bowmore… natürlich erstmal in die Brennerei gleichen Namens… einer Jugendliebe meiner Whiskyleidenschaften… wir stellten fest das bis dahin noch alle Abfüllungen vom Islayfestival Feis Ile bei den Brennereien käuflich zu erwerben waren, was 5 Jahre zuvor noch ausgeschlossen gewesen wäre… aber da war es auch noch nicht Usus das alles was über 15 Jahre alt ist um die 200£  kosten muß… Nach dem obligatorischen Besuch der Mole gab es noch Kaffee und Kuchen im Celtic House. Bei fast allen meiner Islay Besuche war ich in Bowmore untergebracht, so war es komisch diesmal nur so kurz im Hauptort zu verweilen… nicht mal die Stammkneipe Lucci’s Bar hatte schon auf, die ich gern besucht hätte… aber das ist halt so bei kurzen Besuchen weitgelegener Orte so… etwas bleibt auf der Strecke…
Next Stop: Kildalton Cross… ein keltisches Kreuz aus dem 8. Jahrhundert… einige Meilen hinter Ardbeg. Das Ensemble aus dem Kreuz, der Ruine der Kapelle und der umliegenden Landschaft ist immer wieder ein spirituelles Erlebnis… auch wenn man keinem spirituellen Verein angehört und sich eher für Spirituosen interessiert wie ich. Diesmal fuhren wir dann sogar die Straße noch weiter bis es nicht mehr weiter ging und hatten super Aussichten auf Ardtalla und Claggain Bay… heute bei bestem Wetter.

Bowmore Distillery
Das Kildalton Cross
Mehrere Landstriche... schwer zu erkennen: Isle Of Gigha, Kintyre, Arran (der höchste Berg ist der Goatfell)

Anschließend hatten wir eine kleine Tour bei Ardbeg weil ich das neue Brennhaus noch nicht gesehen hatte… nun gut… jetzt hab ich es gesehen… man durfte nicht mal Fotos machen (obwohl selbst Diageo sowas inzwischen zu blöd ist)… der Dram zur Tour war ein schnöder Ardbeg Ten… Fazit… schon vergessen… immerhin kam Jackie Thompson kurz zu uns als wir an den Tisch an dem wir an der Mole saßen für ein wenig Smalltalk. Damit war das offizielle Programm von Vormittag, Mittag und Nachmittag erledigt und ohne nennenswerte Pause ging es weiter.

Das neue Stillhouse von Ardbeg... nur von aussen...

Berit und Hansi hatten den Fotografen Mark Unsworth vor einiger Zeit in Berlin spontan zu Gast wofür der sich gerne revanchieren wollte und somit waren wir nach Port Charlotte eingeladen. Erst trafen wir uns in seinem Haus hinter dem Islay Museum… wir verkosteten einige Malts mit Mark und seiner Frau Helga, dann ging es ins Port Charlotte Hotel Pub… so ziemlich die einzige Möglichkeit auf Meilen ein gepflegtes Bier und ein leckeres Essen zu bekommen. Während des Abends kam noch ein schottisches Pärchen dazu die im Haus von Mark und Helga Urlaub machten, ein Teil des Hauses dient als Unterkunft. Mark ist der Typ von Mensch den ich mir schon immer als klassischen englischen Gentleman vorgestellt habe… ich habe selten (an all meine englischen Freunde… ihr seit die anderen sympathischen) sympathischere Engländer kennengelernt. Seine Arbeiten drehen sich hauptsächlich um die Wahlheimat Islay und können weltweit erworben werden… hier seine Website um sich ein Bild zu machen von was ich schreibe: islaystudios.co.uk Der Abend wurde lang und auf dem Rückweg nach Ballygrant begegnete uns exakt ein Auto… immer diese Nachtschwärmer 😉

In Port Charlotte mit Helga & Mark

Tag 3 begann mit einer Lachsvariante von Rainers Frühstückskünsten welche ebenfalls sehr lecker war. Danach fuhren wir die reizvolle aber anspruchsvolle knapp 6 Kilometer lange Single Track Road zur Bunnahabhain Distillery. Seit meinem letzten Besuch vor 5 Jahren hat sich hier einiges verändert… wir haben zwar nicht das gesamte Gelände erkundet aber das was zu sehen war hinterlässt einen deutlich gepflegteren Eindruck als das Schmuddelkind von früher. Das Visitorcenter wurde komplett neu gebaut und auch hier gab es noch viele Sonderabfüllungen zu kaufen. Wir hatten das Warehousetasting gebucht und dieses wurde von Katie sehr unterhaltsam geleitet… es gab 4 Fassproben aus unterschiedlichen Fassarten… alles feine Malts.

Warehouse Tasting bei Bunnahabhain

Anschließend fuhren wir zu Caol Ila um uns das neue Visitorcenter anzuschauen… Berichten nach zu urteilen erwarteten wir ein Whiskykaufhaus… nun gut… im Vergleich zu der kleinen Bude wo vorher der Laden drinnen war ist das jetzt natürlich etliche Nummern größer… aber auch nicht übertrieben… man baute einfach das Dachgeschoß eines Warehouses aus und verband es mit einer Brücke zur Straße, so das man jetzt kurze Wege hat. Wir nutzten die Gelegenheit bei bester Aussicht auf die Paps of Jura einen Kaffee zu trinken und ein paar Happen zu essen.

Brücke zum Johnnie Walker Disneyland...
...im Inneren gar nicht so schlimm...

Als nächstes stand ein Whiskytasting im Islay Gaelic Center bei Bowmore auf dem Plan… aber nicht einfach nur Whisky… sondern mit Musik… klassischer Musik. Im Rahmen des Cantilena Festivals spielten Musiker aus Edinburgh als Streichquartett, Konzertgitarre und andere Formationen Musik von Rossini zu Laphroaig Cairdeas, Vivaldi zu Jura 18y, Bach zu Lagavulin 16y und Giualani zu Port Charlotte. Moderiert wurde das alles von der Veranstalterin Martine Nouet, einer Französin welche seit vielen Jahren auf Islay lebt und nunmehr in die Heimat zurückkehren wird. Das Tasting war gerade wegen der Musik ein besonderes Erlebnis, die Whiskys eher Beiwerk… da hatten Sabine und Rainer eine gute Idee uns da mit anzumelden.

Whisky meets Classical

Für die nächste Station ging es wieder zurück Richtung Bunnahabhain, dort befindet sich seit ein paar Jahren die derzeit neueste Brennerei Islays: Ardnahoe. Vor 5 Jahren war hier noch Baustelle, diesmal konnten wir die Distillery besuchen. Ardnahoe gehört dem unabhängigen Abfüller Hunter Laing aus Glasgow die mit Serien wie Hepburns Choice oder Old Malt Cask recht bekannt sind. Es ist eine recht kleine Brennerei und das beste ist der Stillroom mit dem Blick auf den Sound of Jura und die Paps… schöner Arbeitsplatz würde ich mal sagen… Auch hier gibt es ein großes Visitorcenter in dem alles mögliche verkauft wird, nur kein Ardnahoe Whisky… der muß noch ein wenig reifen bevor er in die Flasche kommt… ich bin aber schon gespannt.

Ardnahoe Distillery
Beste Aussicht am Arbeitsplatz

Danach ging es zurück zu St.Marys… ein paar Drams und danach ins Ballygrant Inn zu Speis und Trank… wir waren später standesgemäß die letzten im Laden und ich konnte sehr gut einschlafen.

Tag 4 war der letzte auf Islay… leider… aber das es eine kurze Vorstellung würde wussten alle Beteiligten. Für Mittags war ein Treffen mit dem Besitzer von Kilchoman geplant und 18:00 Uhr geht die Fähre nach Kennacraig… das waren die beiden Fixpunkte des Tages. Nach dem Frühstück ging es erstmal zu Bruichladdich. Dort finden gerade Bauarbeiten statt und es war interessant alte Brennblasen in Einzelteilen auf dem Parkplatz liegen zu sehen. Eine Tour oder ähnliches war eh nicht geplant… ein Besuch des Visitorcenters durchaus… eine Feis Ile Abfüllung in Form eines 16jährigen Port Charlotte durfte dann auch glatt mit nach Berlin.

...keine Ahnung wie viele Bruichladdies, Port Charlottes oder Octomores die ich je getrunken habe durch diesen mittlerweile Haufen Altmetall geflossen sind... ich schätze mal alle... r.i.p.

Dann fuhren wir die wenigen Meilen zur Kilchoman Distillery… da ich auf Instagram und Facebook in den letzten Tagen ziemlich viel gepostet hatte kamen schon Fragen auf warum all die anderen Islay Brennereien und nicht Hansis große Leidenschaft Kilchoman (?)…

Das neue Visitorcenter von Kilchoman
Hier zapft der Chef noch selbst... der (mit Abstand) beste Malt der Reise aus einem Sherryfass von Kilchoman
...plopp! Kilchoman aus dem Champagner Fass...

Nun kann man sagen das beste zum Schluß und in der Tat hatten sich die Leute von Kilchoman ganz rührend um uns gekümmert… am besten war natürlich der exklusive Warehouse Besuch mit Gründer, Besitzer und quasi… Mr. Kilchoman überhaupt: Anthony Wills. 2005 gründete der Engländer die Brennerei als Farmdistillery… es war früher üblich das der Bauer in einer „Ecke des Feldes“ (gälisch: Auchentoshan) eine kleine Bude stehen hatte in der er in der Zeit des Jahres als es als Bauer nichts zu tun gab… also im Winter… mit den Überschüssen des Ertrages einen „uisge beatha“ (aus dem Gälischen: Wasser des Lebens… wurde warscheinlich irgendwann nach dem Genuss von viel uisge beatha beim Stille Post Spiel zum Wort „Whisky“… ist jedenfalls meine Vermutung)… herstellte… (hätte auch schreiben können: Whisky brennen) Ok… jedenfalls war Kilchoman anfangs eine doch recht kleine Brennerei, was sie in den ersten Jahren pro Jahr produzierten schaffte die größte Brennerei der Insel – Caol Ila in einer Woche. Mittlerweile wurde auch bei Kilchoman angebaut… bereits vor ein paar Jahren wurde ein neuer Kiln gebaut nebst Halle für die Tenne… das Stillhouse wurde verdoppelt das Visitorcenter ist nicht viel kleiner als das von Caol Ila, Warehouses werden erweitert und nachdem klar ist das die Port Ellen Maltings ab nächstes Jahr nicht mehr liefern werden wird eine eigene Mälzerei geplant… will sagen… ganz klein war früher… trotzdem bleibt Kilchoman ein familiäres Projekt auf der Insel… das macht die Sache auch sehr sympatisch. Nun aber zum Warehouse Besuch… Anthony Wills nahm sich die Zeit für uns einige Fässer zu öffnen und zu probieren… großes Kino war das Schwesterfass eines 16jährigem Sherryfasses dessen Abfüllung es für viel Geld im Visitorcenter zu kaufen gibt… dieses war aber noch deutlich besser… der Moment der Verkostung der vielleicht größte Moment der gesamten Reise… es gibt nicht viele Fässer in diesem Alter (dieses war 17 Jahre alt… mit das älteste was man überhaupt kriegen kann…), dann noch ein paar andere… unter anderem ein Champagner Fass… ganz ohne Prickel… normalerweise wäre mir sowas suspekt… aber wenn ein Anthony Wills auf den Fässern rumturnt um uns exklusiv eine Probe zu kredenzen… fühlt man sich ein wenig… royal? Geschmeckt hat das Zeuchs übrigens auch 😉

Die Erweiterung des Brennhauses von Kilchoman
Machir Bay... geilster Strand der Welt ohne Leute... selten passt aber das Wetter so wie hier...

Danach machten wir noch eine Tour und ich lernte das neue Stillhouse kennen was auch eine schöne Aussicht bietet. Etwas Zeit blieb noch und wir besuchten bei bestem Wetter Machir Bay… dem wohl schönsten Strand auf Islay unweit der Distillery. Ab dann setzte langsam der Rückweg ein… aber noch nicht Richtung Berlin… erstmal nach St.Marys wo wir ja noch unsere Sachen hatten… Sabine und Rainer hatten keine neuen Gäste von daher hatten wir etwas Freiheit beim Checkout… Nachdem wir uns dort verabschiedet hatten ging es zum Fährhafen Port Askaig… das Wetter war für Islay Verhältnisse tropisch…

Abschied vom St.Marys mit Rainer und Hund
Blick von Port Askaig auf die Paps of Jura mit Jura Fähre

Dann halt Fähre… Abendbrot… Kennacraig und dann als womöglich einzige nicht links nach Glasgow sondern nach rechts Richtung Campbeltown abgebogen. Dort soll die Reise nämlich ausklingen… am Ort meiner Whisky School die ich im April 2019 besucht habe… zusammen mit fantastischen Leuten aus aller Welt… wer möchte kann das gerne hier nochmal nachlesen. Wir checkten im B&B „The Hall“ ein was ich vorher noch nicht kannte… aber ich bekam ein Zimmer… in dem ich wieder an royale Dinge denken musste… Das Badezimmer war größer als die meisten Hotelzimmer die ich in den letzten Jahren hatte… mit freistehender Badewanne, Kamin etc… war erstmal unsicher ob ich hier richtig bin… Als ich Nina das schickte meinte sie das sie jetzt an meiner Stelle ein Bad nehmen würde… ich fand innerlich baden besser und wir gingen noch auf zwei Bier ins Fiddler’s Inn. Das war es dann aber auch für den Donnerstag.

Luxus in Campbeltown...
Campbeltown Harbour zur blauen Stunde

Tag 5 war zum Shopping und für Glen Scotia gedacht… und natürlich der Rückreise. Teil Eins: Shopping – war jetzt nicht in edlen Boutiquen oder Kaufhäusern gedacht sondern bei Springbank… seit fast jeher meine Lieblingsbrennerei deren Produkte in Deutschland seit ein paar Jahren obskure Preise erzielen… was aber nicht unbedingt daran liegt das sie so viel besser geworden sind als früher… (meine Mitarbeit war noch kein Thema 😉 )… so richtig gelohnt hat sich das nicht… eine Flasche Longrow aus dem Cage darf die Reise nach Berlin antreten… die meisten waren glücklich über ein Kontingent vom normalen Springbank 15y… hmmm… strange times… Dann halt die kleine Schmuddelschwester Glen Scotia… wir hatten eine Tour gebucht… Berit und Hansi waren noch nie drinnen… mir hat es gut gefallen… es ist noch nicht so lange her das Glen Scotia der Trabbi der Scotch Single Malts war… davon sind sie heute weit weg und ein schönes Beispiel das früher nicht zwangsmäßig alles besser gewesen sein muß sondern auch Dinge besser werden können.

Glen Scotia - Mashtun halb auseinandergenommen... seltenes Bild...

Nun wurde es Zeit für die Rückfahrt nach Edinburgh… das Wetter war wieder das gleiche wie zur Ankunft… quasi aller Regen der Berlin und Brandenburg seit Jahren fehlt… 18:30 sollte der Flieger gehen… nun ja… es wurde später und nachdem wir über eine Stunde im BER am Kofferband gewartet hatten erreichte ich dann auch gegen 01:00 Uhr das Offside und wurde durchaus nett empfangen.
Das war ein sehr schöner Kurztrip. Vielen Dank an Berit und Hansi fürs organisieren, vorfinanzieren, Auto fahren… eigentlich alles… normalerweise bin ich ja immer der Organisator und Fahrer… es war mal schön sich völlig fallen zu lassen und damit auch etwas wie Urlaub… oder sowas ähnliches zu erleben… Weiterhin vielen Dank an Sabine und Rainer… toll euch kennengelernt zu haben und ich bin mir sicher das es nicht das letzte mal war… allem voran natürlich besten Dank an meine liebe Nina die zuhause und im Laden alles gestemmt hat das ich den Rücken frei hatte.

...Rücken frei...