McLarsen am Rande des Harz: Quedlinburg, Wernigerode, Halberstadt (Februar 2023)

Tag 1 – Anreise, Quedlinburg: Um meine zahlreichen Wissenslücken um sehenswerte Orte im Lande der eigenen Geburt zu schließen zog es mich diesmal an den nördlichen Rand des Harz… auf der Ostseite mit den Städten Quedlinburg, Wernigerode und Halberstadt. Geplant sind wieder drei Tage von Dienstag (07.02.23) bis Freitag mit Residenzstadt Quedlinburg. Es sind nicht die größten Städte… zwischen 23.000 und 38.000 Einwohnern, aber alles Städte mit einer großen Geschichte und bedeutenden architektonischen Zeugen dieser. Wie immer werde ich mir auch den Bereich Gastronomie vornehmen… man lernt ja nie aus.

Quedlinburg ist eine der größten Flächendenkmale Deutschlands
Über der Stadt thront der Schlossberg mit der Stiftskirche St.Servatius

Die Anreise begann erstmal relativ bescheiden obwohl ich mein Zuhause noch nicht mal verlassen hatte… die Bahn-App sendete mir 30 Minuten vor Reiseantritt das der ICE von Gesundbrunnen nach Halle schlicht und einfach ausfällt… bitte suchen Sie sich eine Alternative… nun ja… dann machte ich mich auf und wollte erstmal Richtung Hauptbahnhof und dort mal sehen was so geht… plötzlich kam ein verspäteter, umgeleiteter Regionalexpress zum Gesundbrunnen, der mir flüsterte: „Komma… steig ein, ich fahr dich nach Machdeburch“… das war strange, der Zug stand nicht mal an der Anzeigetafel weil er warum auch immer umgeleitet werden mußte… mir kam er echt wie bestellt und und mit einem Umstieg in Magdeburg war ich dann auch nicht viel später am Zielort Quedlinburg. Vom kleinen Bahnhof der 23.000 Seelen-Stadt sind es dann zu Fuß etwa 20 Minuten bis zu meiner Unterkunft, dem kleinen Hotel „Domschatz“… natürlich ein Top-saniertes Fachwerkhaus direkt unter dem dominantesten Gebäudekomplex der Stadt: dem Schlossberg mit der Stiftskirche St.Servatius… manche sagen auch Dom dazu… was aber nicht korrekt ist.

Das Geburtshaus des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock
Fachwerkhäuser am Finkenherd

Nach einem sehr freundlichen Empfang im familiengeführten Hotel ging es dann aber auch schnell auf Erkundung… es ist Anfang Februar und die Sonne geht noch recht früh unter…
Ich habe in den letzten zwei Jahren… seit und während Corona schon so manche historische Altstadt besucht, ein derartig gut erhaltenes Ensemble wie Quedlinburg mit sage und schreibe über 2100 Fachwerkhäusern, romanischen und gotischen Kirchen nebst vielen anderen Baudenkmälern ist mir aber so noch nicht untergekommen. Quedlinburg hatte großes Glück… im Krieg komplett verschont geblieben und gerade rechtzeitig vor dem totalen Verfall noch das Ende der DDR erreicht… Anfang der 1990er ging dann die große Sanierungswelle los, seit 1994 ist die Stadt UNESCO Weltkulturerbe und in anderen Monaten kann sich die Stadt vor lauter Touristen glaub ich kaum retten… das ist Anfang Februar glücklicherweise ganz anders… die Stadt ist komplett leer, man kann in Ruhe fotografieren und das Wetter ist dazu auch noch großartig, zwar Minusgrade aber blauer Himmel und Sonnenschein.

Der Marktplatz mit Rathaus und Marktkirche St.Benedikti... nicht gerade überfüllt...
Der Neumarkt mit der Nikolaikirche

Etwa zwei Stunden bummelte ich durch Alt- und Neustadt, machte viele Fotos und ließ den Spirit dieser über tausendjährigen Stadt auf mich wirken. Im Anschluss ging es nach einer Erfrischungspause im Hotel zurück in die Altstadt, traditionell ist am ersten Abend dieser Erkundungstouren ein Brauhaus mit deftigem Essen und leckeren Bier dran… heute hieß dieser Ort Brauhaus Lüdde. Es gab Tafelspitz mit dreierlei selbstgebrautem Bier: Lüdde Helles (naturtrüb Richtung Pils), Pubarschknall (sic!) schmeckte wie Malzbier und mir hätte auch auffallen können das es nur 1,3% hat… naja, eine Limo für Zwischendurch… und Knuttenforz (sic!sic!), ein Schwarzbier was ganz ordentlich war. Danach sollte es eigentlich noch ein Guinness geben aber die Öffnungszeiten auf der Website und von Google passten dann leider nicht zur Realität des Pubs welches ich nunmehr morgen oder übermorgen kennenlernen könnte. Ich überlegte dann kurz irgendwo anders einzukehren (das ist abends hier nicht so einfach) aber warum nicht auch mal einen ruhigen Abend verbringen… so konnte dieser Text bis genau hierhin geschrieben werden.

Im Lüdde Brauhaus
🍻

Tag 2 – Quedlinburg und Gernrode: Das Hotel Domschatz ist bis dato ziemlich dufte, wie der Berliner sagt… mein Zimmer hat zwar die Ausmaße das bei einer gleichgroßen Kaninchenbuchte die Tierschützer kommen würden… aber es ist ein Haus Baujahr 1789 und ich habe mir das auch selber ausgesucht… das einzig nervige ist das schreiben auf dem Laptop was eigentlich nur im Bett geht. Nach dem sehr guten Frühstücksbuffet ging es dann kurz nach 10 direkt nach nebenan: in die Stiftskirche St.Servatius… wegen der Lage auf einem Berg in Verbindung mit einem Schloß das dominante Bauwerk im Stadtbild. Es wird gerade viel gebaut auf diesem Berg und das Schlossmuseum ist daher auch geschlossen, einzig die Stiftskirche kann besichtigt werden. Dafür löhnt man 6 Euro und kann die Kirche und den Domschatz besichtigen. Das da überhaupt eine Kirche steht, geht auf Heinrich I. (876-936) zurück… er gilt als erster deutscher König (zur Beachtung: ich kürze die Geschichte hier erheblich ab…) Als er starb wurde ihm eine kleine Kapelle auf diesem Berg als Grabmahl errichtet. Seine Frau Mathilde die Heinrich über 30 Jahre überlebte schuf mit einem Frauenstift einen Memorialort für Heinrich. Die Nachfolger Heinrichs, Otto I. und II. prägten das ottonische Zeitalter und machten die Stiftskirche groß… die Stadt die sich in ihrem Schatten entwickelte wurde auch immer größer… war erfolgreiche Stadt im Mittelalter und zeitweise Mitglied der Hanse… um jetzt nicht in einen Geschichtsleistungskurs abzudriften lasse ich das mal an dieser Stelle einfach stehen. Die Kirche ist eine Seele von Romanik… auch wenn später viel verändert wurde und vieles wieder zurückgebaut wurde. Eine besondere Episode fand zur Zeit des Nationalsozialismus statt: Heinrich Himmler fühlte sich als Reinkarnation des alten Heinrichs und lies alle Kreuze abhängen und den Laden als NS Weihestätte umgestalten… also ich selber war ja nie ein Mitglied der Kirche, aber da kann man mal wieder sehen wie krank die Obernazis wirklich waren… nach dem Krieg wurde das Gebäude wieder zur Kirche… ich stelle mir gerade vor wie das Bauwerk sich geschüttelt haben muß… Am Interessantesten ist das Gebäude in der Krypta… dem ältesten Teil der Kirche mit dem (leeren) Grab vom Heinrich und seiner Mathilde. Dort kann man auch den Domschatz bestaunen nebst Reliquien unter anderen der heiligen Corona…

Um in die Kirche zu kommen muß man erstmal einen Schweinehund drücken
Im Inneren der romanischen Basilika. Unter dem Chor liegt die Krypta
Den Wechsel aus Pfeilern und Säulen nennt man niedersächsischen Stützenwechsel

Im Anschluß an der Kirchenbesichtigung gab es noch ein paar Schnappschüsse vom Schlossgarten und weiter ging es dann Richtung Brühl… einem Park etwas unterhalb des Schlossberges am Ufer der Bode. Dort tauchte ich schnell in eine ganz andere Atmosphäre ein… ich sah Vögel und Eichhörnchen, erste Knospen machten sich bereit zum Ausbruch… eine willkommene Pause in der Natur. Unweit von Park und Abteigarten befindet sich ein weiteres Kirchengebäude der Romanik: St.Wiperti. Leider ist es derzeit nicht möglich das Gebäude und seine Krypta zu besichtigen… ein Spaziergang auf dem altertümlichen Friedhof war trotzdem sehr schön.

In der Natur... an der Bode
Die Basilika von St.Wiperti mit dem Schloßberg im Hintergrund

Zurück in der Stadt ging es in die Höhe nämlich auf dem Sternkiekerturm. Dieses 42 Meter hohe Gebäude war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Er steht auf dem Gelände eines Hotels und kann mit Einwurf einer Euromünze bestiegen werden… Der Ertrag ist eine fantastische Aussicht auf die Stadt.

Der Sternkiekerturm (offiziell Lindenbeinturm)...
...und die Aussicht von ihm... in Front: Marktkirche St.Benedikti

Als nächstes stattete ich der Marktkirche St.Benedikti und der Nikolaikirche in der Neustadt einen Besuch ab. Beide Kirchen stammen aus dem gotischen Zeitalter. In der Marktkirche gab es außerdem eine interessante Ausstellung zur Stadtgeschichte zu bestaunen.

Die Hauptattraktivität der Stadt ist ihre krumme, schiefe, mittelalterliche Fachwerkbebauung.
Der Ständerbau ist eines der ältesten Fachwerkbauten der Stadt

Mittlerweile war es Nachmittags und nach einem kurzen Intermezzo im Hotel ging es dann zum Bahnhof wo ich mit dem Bus Richtung Gernrode fuhr. Gernrode liegt etwa 10 Kilometer südlich von Quedlinburg und hat mit der Stiftskirche St.Cyriakus eine der best erhaltenen romanischen Bauwerke aus ottonischer Zeit zu bieten. Eine Besichtigung war nicht möglich, das wußte ich vorher aber ich konnte mit den letzten Sonnenstrahlen wenigstens ein paar Bilder machen.

Die Stiftskirche St.Cyriakus zu Gernrode

Ein weiterer Grund Gernrode zu besuchen war direkt gegenüber der Kirche: Das Corner Pub. Pünktlich 17:00 Uhr ging die Tür auf und das erste Guinness der Reise stand vor mir. Die Betreiber Claudia und Thomas sind sehr nette Zeitgenossen und es machte uns Spaß uns etwas auszutauschen… ein Irish Pub auf dem Land ist eine andere Nummer als in der Großstadt… so verging die Zeit recht schnell und nach 5 Guinness und einem leckeren Schnitzel musste ich unbedingt noch den letzten Bus zurück erreichen… auch wenn es erst 20:00 Uhr war… wir sind hier schließlich in der Provinz. Das klappte alles und in Quedlinburg zurück machte ich noch einen Versuch das Pub zu besuchen das gestern geschlossen war. Es heißt inzwischen Mary’s und man bekommt 0,4er Guinness zu einer Best-Of Playlist von DJ Bobo. Mehr als zwei Bier hielt ich das nicht aus und erreichte mit blutenden Ohren das Hotel, setzte kurz Kopfhörer mit elektrischen Gitarren auf und war danach in der Lage diesen Text zu schreiben.

Alles im grünen Bereich: Corner Pub Gernrode

Tag 3 – Wernigerode: Bei der Planung dieses Trips war Quedlinburg selbstverständlich als Main-Act vorgesehen, Halberstadt mit dem Dom auch quasi gesetzt… blieb noch ein Tag für die nächstgrößere Stadt: Wernigerode. Zu DDR Zeiten hatte bestimmt jeder dritte oder vierte Haushalt ein Bild vom Rathaus Wernigerode an der Wand… oder man wußte: klar… Rathaus Wernigerode… irgendwie wurde dieses Motiv vom Arbeiter- und Bauernstaat kultiviert als Abteilung Nostalgie… währenddessen anderswo ganze historische Stadtteile verrotteten und für viele kam die Wende zu spät… mal ganz zu schweigen davon was in den frühen DDR Jahren alles platt gemacht wurde… aber das schweift jetzt mal wieder ab… Wernigerode war für mich immer die Stadt mit dem Rathaus was jeder kennt… bis heute… denn heute war ich mal vor Ort.
Als ich in meinem Hotel in Quedlinburg eincheckte, erhielt ich eine Art Scheckheft mit irgendwelchen Coupons für was auch immer (hab ich mir nicht angesehen)… und dem Freifahrschein für Busse im gesamten Harz-Kreis. Das ermöglichte mir bereits gestern die kostenlose Fahrt nach Gernrode und zurück, sowie heute die knapp einstündige Fahrt mit dem Linienbus nach Wernigerode. Dort angekommen lernte ich als erstes die Breite Straße kennen, dem Fussgängerboulevard der Stadt… viele schöne und teils sehr repräsantive Häuser… die meisten auch im Fachwerkstil. Irgendwann kommt man dann auch zum Marktplatz mit dem berühmten Rathaus… und es ist in der Tat wunderschön mit dem eher seltenem Andreaskreuz-Fachwerkmuster… ein Gruß an Schottland (?) eher nicht…

Das berühmte Rathaus zu Wernigerode
Fachwerk spielt auch in Wernigerode eine große Rolle..

Wenige hundert Meter dahinter befindet sich die Stadtkirche St. Sylvestri… im Kern gotisch aber neogotisch im 19. Jahrhundert disqualifiziert… dann natürlich viele schöne, warscheinlich nie in Gefahr gewesene Straßen mit Fachwerkbebauung… alles sehr schön aber wenn man zwei Tage in Quedlinburg war… eher uninteressant… das ist natürlich ungerecht, aber die Fachwerkstraßen in Wernigerode sind eher so Mainstream-Fachwerk und Quedlinburg ist (Fachwerk)-Rock’n’Roll…

Rechts St.Sylvestri, links daneben... das Schloß... ganz schön hoch...
von oben sieht das aber völlig gut aus... links im Bild der Brocken

Dann gibt es noch ein Schloß auf dem Berg… ich bin da mit hängender Zunge hochgelaufen und gönnte mir als Belohnung für den steilen Aufstieg auch die Besichtigung der Anlage welche überwiegend neogotisch ist und mit Ausstattung der wilhelminischen Kaiserzeit aufwartet… an und für sich nicht das aufregendste Kapitel der deutschen Kunstgeschichte, aber immerhin noch nicht so lange her… das WC nach der Bezahlschranke hatte auch einen geringen Einfluss auf die Entscheidung der Besichtigung für 9 Euro. Die Aussicht auf die Stadt, den Harz und natürlich auch dessen größten Berg, den Brocken ist natürlich auch großartig. Abwärts konnte ich schon immer besser…

Innenhof des Schlosses
Der Blechkopp möge ans Klavier kommen und für Elise spielen !

Gegen 15 Uhr knurrte der Magen so laut das ich den Eindruck hatte die Leute vermuteten Raubtiere in der Nähe… also Einkehr ins Brauhaus zu Wernigerode. Wernigerode steht biertechnisch für Hasseröder (Stadtteil von Wernigerode)… die wiederum stecken mit den Bayreuther Brauereien zusammen, somit gab es nichts in Haus produziertes, sondern Industriebier von Hasseröder und Maisels… aber ich wollte ja auch essen… und das war wiederum sehr gut. Drei Bier später ging es in Tommis Pub am Rathaus… das hatte ich vorher auf Maps ausgekundschaftet… ein kleines Irish Pub mit fairen Preisen, gutem Guinness, ohne DJ Uffta-Musik aber auch ziemlich verraucht und schwierig in Kontakt mit den Leuten zu kommen… war aber ok… gegen 18:30 Uhr ging es dann zum Bus zurück… die Bürgersteige waren längst hochgeklappt und auf der Fahrt im Bus musste ich feststellen, das Wernigerode die warscheinlich unbedeutenste Stadt ist die ich im Rahmen meiner bisherigen Erkundungsreisen kennen gelernt habe. Bei Rückkehr in Quedlinburg war das Essen im Brauhaus längst Geschichte und ich besuchte nochmals das Lüdde Brauhaus auf ein Abendessen und ein paar Bier… ist ja auch letzter Reiseabend. Morgen geht es in gotische Meisterleistungen… später nachhause.

Das Rathaus zur blauen Stunde

Tag 4 – Halberstadt & Rückfahrt: Nach dem letzten Frühstück im nach wie vor sehr guten Hotel Domschatz hieß es Abschied von Quedlinburg zu nehmen. Auf der Rückfahrt galt es aber noch einmal unterwegs auszusteigen, nämlich in Halberstadt… mit dem Bummelzug etwa 20 Minuten entfernt. Halberstadt war bis zum 8.April 1945 eine ähnlich schöne Stadt wie Quedlinburg, man nannte Halberstadt gar das Rothenburg (ob der Tauber) des Nordens. An diesem Tag kurz vor Kriegsende wurde die Stadt die heute knapp 40.000 Einwohner hat zu 80% zerstört. Alles was nicht eh schon kaputt war überlebte dann die DDR Zeit nicht… es wurde großzügig planiert und mit Plattenbauten bebaut.

Martinikirche mit den ungleichen Türmen
Blick von St.Martini auf den Dom

Das fast einzige wofür es sich lohnt die Stadt zu besuchen ist das Ensemble von drei mittelalterlichen Kirchen: die romanische Liebfrauenkirche, dem gotischen Dom und die ebenfalls gotische und mit ihren ungleichen Türmen markante Martinikirche.
Der Weg vom Bahnhof ins Zentrum ist lang und nicht gerade schön… man läuft auf einer breiten Hauptverkehrsstraße zwischen Industriebauten, Supermärkten und Wohnbauten… irgendwann biegt man als Fußgänger ab und läuft durch eine Plattenbausiedlung der vermutlich 1970er Jahre. Die Plattenbauten stehen fast überall in der Stadt… hier und da wurden sie in Wettbewerb mehr oder wenig aufgehübscht. Als erstes begegnet man der Martinikirche. Diese wurde vom Geld der Bürger erbaut, die ungleichen Türme wurden als Aussichtspunkte für die Feuerwache verwendet und gehörten damit auch der Stadt. Es ist eine gotische Hallenkirche und eine Besichtigung kam heute aus Zeitgründen nicht zu Stande. Das Hauptaugenmerk galt heute dem Dom der nur wenige hundert Meter von St.Martini entfernt steht. Er wurde als Nachfolgerbau einer romanischen Basilika von etwa 1260 bis 1491 im Stile der französischen Kathedralbauten dieser Zeit gebaut und ist eine der wenigen Bauten dieser Art in Deutschland. Die Doppelturmfassade stammt in der heutigen Form größtenteils aus dem 19.Jahrhundert. Der Dom und der dazugehörige Domschatz ist im Besitz einer Stiftung das Landes Sachsen-Anhalt und kann für ein Eintrittsgeld von 8 Euro besichtigt werden. Der erste Teil des Rundgangs gehört dem Domschatz… es gibt viele textile Kunstschätze zu sehen, zahlreiche Altäre und sonstiges Kirchengedöhns aus der Zeit. Die Ausstellungsräume sind hochmodern und mit Klima und Licht den empfindlichen Ausstellungsstücken angepasst. Den Dom selbst kann man auch ohne Eintritt besichtigen… es ist schon ein sehr großer Sakralbau… das Gewölbe im Hauptschiff erreicht eine Höhe von 27 Metern. Das Innere ist reich ausgestattet, besonders hervorzuheben sind die vielen Skulpturen an den Pfeilern… einige fehlen derzeit, ich vermute sie werden restauriert.

Dom - Inneres nach Osten
Dom - Der üppig verzierte Lettner

Nach der Besichtigung des Doms ging es wenige Meter weiter zur Liebfrauenkirche. Sie ist ein romanischer Bau mit vier Türmen. Wenn man gerade aus dem hochgotischen Dom kommt, fällt einem schon schnell der Unterschied der beiden mittelalterlichen Stilepochen auf… die Liebfrauenkirche ist besonders im Inneren von einer strengen Schlichtheit.

Das Innere der Liebfrauenkirche ist romanisch schlicht
Liebfrauenkirche - Kreuzgang
Die Liebfrauenkirche von Südosten

Anschließend bummelte ich noch etwas in den umliegenden Straßen und Gassen und mußte feststellen das es ja doch noch etliche Fachwerkhäuser gibt… man kann durchaus erahnen wie es früher ausgesehen hat. Bereits wieder im Rückwärtsgang kam ich am Rathaus vorbei. Ein Teil des kriegszerstörten Gebäudes wurde originalgetreu in einen modernen Neubau integriert, u.a. ein Frontgiebel mit einer Roland Statue. Ansonsten gibt es dort das ortsübliche Einkaufscenter und dann ging es auch schon wieder auf dem nicht so schönem Weg zurück zum Bahnhof.

Fachwerkhäuser in Halberstadt
Das nachgebaute Rathaus mit der Roland Statue

Damit hat diese Reise dann auch schon wieder ihr Ende erreicht… Quedlinburg ist glaub ich die schönste Altstadt in Deutschland die ich besichtigt habe… eventuell in etwa gleich sind für mich noch Bamberg und Meißen. Wer auf alte Fachwerkromantik steht wird in dieser Stadt mehr als glücklich werden. Wernigerode dagegen halte ich für etwas überbewertet, klar das Rathaus ist wirklich eines der schönsten Deutschlands und einige Fachwerk-Straßenzüge sind auch sehr schön und der Ausblick vom Burgberg hat auch was… aber lange nicht so viel wie Quedlinburg. Halberstadt kann man wohl keinen Vorwurf machen, die Stadt hat sich ihr Schicksal nicht ausgesucht und in den Nachkriegsjahren hatte man (in West und Ost) schlicht andere Probleme als Denkmalschutz. Der Dom und überhaupt dieses Ensemble von Kirchtürmen auf kürzester Entfernung sind aber auch auf jedem Fall eine Reise wert… oder zumindest ein Tagesausflug. Insgesamt hat wieder alles gut geklappt. Das Hotel war gut, die Bahn bot keine Katastrophen und das Wetter war super… ein blaues Album im Februar ist keine Selbstverständlichkeit. Mein Dank gilt meiner Frau die zuhause und im Geschäft alles am Laufen gehalten hat. In 4 Wochen gehts wieder auf die Piste, diemal in den Nordosten…