McLarsen reist

McLarsen in Lübeck (September 2021)

14.09.2021… alle Jahre wieder kommt von diesem Blog im September ein Reisebericht… meistens aus Schottland. Seit die Corona Pandemie die Weltherrschaft übernommen hat ist halt alles ein wenig anders. Sicher wäre eine Reise nach Schottland möglich gewesen, aber es würde sich irgendwie falsch anfühlen. Bereits im vergangenen Jahr bin ich auf Reiseziele ausgewichen die leichter beherrschbar sind… nämlich sehenswerte Städte in Deutschland die ich noch nicht kenne. Bamberg und Erfurt waren die ersten Ziele, fast ein Jahr später geht es nunmehr in den Norden der Republik in die Hansestadt Lübeck. Mein Fokus liegt wie immer auf den Bereichen Geschichte, Architektur und Gastronomie… Fotografie nicht zu vergessen.
Meine Erwartung im Voraus (?) : eine gut erhaltene Altstadt, Unesco Welterbe, riesige Backsteinkirchen und schöne kleine Details in den Gassen der mittelalterlichen Altstadt. Das Wetter scheint nur am Anreisetag mitzuspielen… aber schauen wir mal…

Ankunft mit dem Motiv vom 50 Mark Schein und dem Turm auf den es gleich hoch geht

Teil dieser Reiseserie ist die Anreise mit der Bahn, was ja häufig schon einen Touch von Abenteuer einstreut… heute nicht… alles nach Plan und ohne Probleme via Hamburg gelaufen… und das bei bestem Wetter. Die Sache mit dem Wetter scheint bei diesen Reisetrips auch ein gewisses Schema zu haben: mindestens ein Sonnentag und ein kompletter Regentag. Sonne war heute und laut App wird es morgen den ganzen Tag regnen. Mit diesem Wissen wusste ich das es heute vom Vorteil wäre Fotos bei schönem Wetter zu machen. Vom Hauptbahnhof ist es nicht weit zum Hotel, am berühmten Holstentor vorbei direkt an der Trave liegt meine Unterkunft. Nach dem Einchecken kurz frisch gemacht ging es dann auch gleich los… einmal die Altstadt von oben nach unten und rechts nach links vermessen und einige schöne Bilder geknipst.

Das Motiv vom letzten Bild, nur andersrum... Holstentor von St.Petri. Das Haus im Vordergrund (2. links vom Bus) ist mein Hotel.
Blick auf Rathaus, Marktplatz und Marienkirche... bisschen seltsame Architektur (Vordergrund) darf auch dort nicht fehlen...

Am Anfang ging es erstmal auf den Turm der St. Petrikirche, die hat nämlich einen Fahrstuhl und in der Höhe von etwa 50 Metern hat man eine tolle Rundumsicht und auch eine Übersicht über die Größe der Altstadt… und die ist kompakt aber übersichtlich.

Blick über die Trave zur Altstadt mit Marienkirche und Petrikirche
Blick zum Dom

Diese Altstadt ist ja das was Lübeck so berühmt gemacht hat… die Hanse hatte hier ihre Hochzeit und machte viele Bürger reich, was dann auch in Kirchen- und Profanbauten investiert wurde. Heute leben nur 7% der etwa 200.000 Einwohner Lübecks in der Altstadt… Touristen in zahllosen Beherbergungsstätten machen das wieder wett. Als die Sonne dann schon ganz schön tief stand ging es erstmal zurück ins Hotel und kurze Zeit später zu Essen und Bier.

Zwickelbier im Brauberger zu Lübeck

Für heute hatte ich mir die Brauereigaststatte Brauberger zu Lübeck ausgesucht, sie liegt nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt. Ich wurde nicht enttäuscht, das Zwickelbier war so lecker das ich ein paar mehr nehmen musste… und auch das Schnitzel Balkan Art konnte sich sehen lassen… und geschmeckt hat es auch. Der Laden (ziemlich groß, auf mindestens 3 Ebenen und Biergarten) war Top organisiert… mit einem Einlass wo wirklich auch die 3G Regeln kontrolliert wurden und auch Registrierung. Es war einiges los… ich saß am Tresen (mal was anderes 😉 und hatte Spaß den Jungs und Mädels zuzuschauen. Auf dem Rückweg machte ich noch ein paar Nachtaufnahmen von Holstentor und Altstadtblick… wie ich finde auch gelungen dafür das ich nur mit dem iPhone fotografiere… (ok nachts aber mit Ministativ). Danach ließ ich es genug sein für heute… morgen ist auch noch ein Tag… wenns regnet, dann sind morgen Gebäude von innen dran… hier gibts ´ne Menge große Kirchen und Museen…

Holstentor bei Nacht
Der Dom... mit dem langen...Langhaus

Tag 2… gut geschlafen, gut gefrühstückt und der Regen war auch noch nicht da… also gleich los bevor Petrus die Schleusen öffnet… Zuerst ging es zum Dom… der zweitgrößten Lübecker Kirche. Der Dom ist die älteste Kirche Lübecks. Sie war vor der Reformation Bischofssitz, Heinrich der Löwe gab etwas Geld für den Bau dazu. Die erfolgreichen Bürger, Kaufleute und Patrizier der Hansezeit konnten mit dem Bischof und seinem Dom wenig anfangen, die Kathedrale lag etwas abseits vom bunten Treiben der Hansestadt im Süden der Altstadtinsel im Domkapitel, die Hanseaten bauten bald ihre eigenen Kirchen, allem voran die Marienkirche in Bestlage. Der ursprüngliche Dom war eine romanische Basilika im Stile ihrer Zeit… in Zeiten der Gotik wurde sie mehrmals umgebaut und erweitert, u.a. die mächtige Westfront mit den heute 115 Meter hohen Türmen und auch das Langhaus wurde… (Tada…) verlängert… auf 130 Meter… damit in der Rangfolge der längsten deutschen Kirchengebäude ganz weit vorne. Nach der Reformation wurde der Dom und das ganze Domkapitel von der Stadt einkassiert und  heute von der Nordkirche genutzt. Wie viele andere historische Gebäude Lübecks (ein Fünftel der Altstadt) wurde auch der Dom bei einem Bombenangriff Ende März 1942 schwer zerstört. Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte… zum Glück wurden viele Inventarstücke ausgelagert, so das man heute noch viele Kunstwerke bewundern kann… u.a. ein 17 Meter hohes Triumphkreuz von 1477 oder einen Lettner mit Kirchenuhr aus der Renaissancezeit.

Dom Inneres gen Osten mit Triumphkreuz
...damit man weiß was die Stunde geschlagen hat... Uhr im Dom

Der Ostteil des Doms kann derzeit nicht besichtigt werden da dort gebaut wird. Nach der Besichtigung regnete es noch immer nicht und ich schlenderte etwas durch die Stadt, vorbei an vielen kleinen Gassen und Häusern die gerne mit Weinstöcken und Kletterrosen verziert sind. Für 12:30 hatte ich mir eine Führung in der Marienkirche geplant und hatte nun noch etwas Zeit und besichtigte in der Zwischenzeit die Jakobikirche.

Der interessante Turm der Jakobikirche
Die berühmte Stellwagen Orgel

Im Vergleich zu Dom und Marienkirche wirkt diese Kirche beinahe klein… ist sie aber nicht wirklich. Die Jakobikirche ist eine dreischiffige Hallenkirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts… sie wurde für die Fischer und Seefahrer gebaut (deswegen dreischiffig…haha…quatsch…). Der Turm ist 112 Meter hoch und hat eine interessante Version der Turmspitze… so mit Kugeln und so… 2019 machte der Turm von sich reden als der Zeiger einer Turmuhr plötzlich und unerwartet vom Turm segelte… und zum Glück kam niemand zu Schaden. Diese Kirche wurde im Krieg nicht zerstört, so das man ihre reichhaltige Ausstattung heute noch bestaunen kann. In Kreisen der Orgelfans soll die kleinere der beiden Orgeln, gebaut vom berühmten Orgelbauer Friedrich Stellwagen (1603-1660) eine der berühmtesten Orgeln Europas sein… steht bei Wikipedia. In einer kleinen Seitenkapelle steht übrigens der Rest eines Rettungsbootes der 1957 gesunkenen Segelschiffs Pamir. Der Raum erinnert mit vielen Exponaten an die 80 ertrunkenen Seefahrer.

Marktplatz mit Rathaus und Marienkirche

Danach sollte eigentlich die größte Kirche der Stadt, die Marienkirche besichtigt werden. Zweimal pro Woche gibt es öffentliche Führungen… laut Website der Kirche… stattdessen fand zu dieser Zeit eine Kirchenmusik Veranstaltung statt und die Führung zog warscheinlich mit den Teilnehmern des Events los als die Interessenten außerhalb noch draußen warteten das sich die Türen öffnen… mittlerweile im Regen… drinnen wußte man von nix und ließ uns dort ewig warten bis sich aufklärte das die Führung fast fertig ist… gut… 45 min rumgestanden für nix… aber egal, ich habe die Kirche dann selbst erkundet. Die Marienkirche gilt als die Mutter aller großen nordischen Backsteinkirchen. Ihre Größe und ihre (ehemalige) Ausstattung zeug(t)en vom Wohlstand und Erfolg der Hanse. Die Erbauer und Finanzierer der Kirche müssen viel Freude gehabt haben als sie das hochgotische Flaggschiff zwischen 1277 und 1351 errichteten… dem Bischof seinen Dom einfach mal klein aussehen lassen… so hat der Dom zwar mit seinen 130 Metern besonders lang… aber St. Marien mit 39 (!) Metern Gewölbehöhe mächtig hoch… auch die Türme sind mit 125 Metern höher… außerdem wurde die Kirche auf dem höchsten Punkt der Altstadtinsel gebaut und liegt direkt am Markt und dem Rathaus… da konnte der Bischof nur noch gucken… Leider hatte es die Marienkirche in der Bombennacht von 1942 ziemlich böse getroffen, so das der Innenraum im Vergleich zu den anderen Lübecker Kirchen sehr schlicht ausfällt. Das besondere an diesem Sakralbau bleibt die schiere Größe… zum ersten mal wurde ein fast 40 Meter hohes Gewölbe aus Backsteinen gebaut… einer musste sich das ja erstmal trauen… an Nachfolgern sollte es dann nicht mangeln… siehe die ebenfalls sehr großen Kirchen in Wismar, Rostock und Stralsund.

...ganz schön hoch...
...Gewölbe der Marienkirche

Nach drei Kirchen war dann erstmal gut… es regnete inzwischen ohne Unterlass, also erstmal eine kleine Pause, dann noch ein weiterer Spaziergang… der dann bei dem Wetter auch nix getaugt hat… Kaufhäuser waren auch langweilig… also erstmal ins Hotel und in die Tasten für diesen Bericht gehauen …dann irgendwas essen… nach dem Riesenschnitzel gestern gab es heute vegetarische Kost beim Kartoffelspeicher direkt ein Haus weiter… dann natürlich Bier… im Mac Thomas… es war heute sehr lecker (das Guinness).

Der zweite Tag war vom Wasser geprägt... von oben und manchmal von unten

Tag 3: Das Wetter heute verspricht weitestgehende Trockenheit ohne Sonne… aber wer braucht die schon (?)… es ging auf die Piste mit erstem Ziel: Museum Behnhaus-Drägerhaus. Ich bin ja eigentlich nicht der große Museumsgänger aber als ich gelesen habe was dort alles so rumhängt hatte ich mal Lust drauf. Es handelt sich um zwei benachbarte Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert in denen man u.a. original erhaltene Zimmer dieser Zeit besichtigen kann und gleichzeitig ist es eine große Kunstausstellung. Es gab Bilder von Caspar David Friedrich, Friedrich Overbeck, Edvard Munch und Max Liebermann (u.v.a.), Skulpturen von Ernst Barlach und Gerhard Marcks und jede Menge über die wohl berühmteste Lübecker Familie seiner Zeit… die Manns zu sehen, hören, lesen. Jedes Exponat hatte gute detaillierte Beschreibungen beiseite und es gab reichlich Möglichkeiten mit QR Codes interaktive Sachen zu erleben… toll gemacht und sehr umfangreich.

Im Museum Behnhaus-Drägerhaus
...wohnen wie bei feine Pinkels...

Weiter ging es zum Heiligen-Geist-Hospital, ein mittelalterliches ehemaliges Spital. Derzeit kann nur der Raum der Kirche direkt an der Straße besichtigt werden… es war auch eine Doku-Ausstellung für modernes Wohnen zu sehen… was ich allerdings nicht weiter beachtet habe. Danach ging ich kurz zum Burgtor (das deutlich unbekanntere Pendant des Holstentores) und noch einen Abstecher ins Willy Brandt Haus. Die Besichtigung ist gratis und bietet einen interessanten Einblick in Leben und politischem Werk Brandts… er ist ja gebürtiger Lübecker.

Das Heiligen-Geist-Hospital

Im Anschluss besichtigte ich noch ein Gebäude was Kirche und Museum gleichzeitig ist… nämlich die Katharinenkirche… gepredigt wird dort schon seit Napoleons Zeiten nicht mehr, es ist ein Museum… errichtet um 1300 im Stile der Backsteingotik aber im Gegensatz zu den anderen Lübecker Kirchen ohne Turm. Das Hauptexponat, das Gemälde „Erweckung des Lazarus“ von Tintoretto war leider gerade hinter einem Gerüst versteckt. Besonders sehenswert ist die Kirche wegen ihrer Schlichtheit und dem lichtdurchfluteten Innenraum. Danach gab ein Fischbrötchen und eine kleine Pause.

Katharienkirche gen Osten
Katharienkirche - Ausgestellte Kunst

Eine Kirche fehlte mir noch in meiner Raupensammlung… die Aegidienkirche… dran vorbei gelaufen war ich schon mindestens zwei mal… drinnen noch nicht.
Das änderte sich dann am Nachmittag. Die Kirche und das ganze Viertel war damals für die kleinen Leute… heute ist es ein sehr begehrtes Wohnviertel. Die Kirche selbst ist ebenfalls im Stile der Backsteingotik… wie so vieles hier… das Innere ist recht dunkel… Kriegszerstörungen gab es kaum, so kann man heute noch eine reichhaltige Ausstattung bewundern.

Aegidienkirche - Turm (86 Meter hoch)

Danach gab es ein Pausenbier in dem Lokal Im alten Zolln… eine Kneipe die es seit 1589 gibt. Sie haben ein eigenes Bier was recht süffig war und wirklich sehr nettes Personal. Ich hätte noch stundenlang dort sitzen können… dann wäre der Tag aber bald vorbei gewesen… stattdessen ging es erstmal ins Hotel, dann Essen im Brauberger und Guinness im „Pub If“ mit einem Gandalf-ähnlichen Wirt und zum Schluß nochmal bei Marta im MacThomas… was definitiv mein Wohnzimmer wäre, wenn ich hier wohnen würde… überhaupt… die Lübecker sind alle ziemlich gut drauf. Die Stadt ist quicklebendig, Fahrräder und Scooter so viele wie in Berlin, viele junge Leute und natürlich Touristen Ü60 mit Camp David Klamotten… aber da kann ja die Stadt nix für… Fazit : auf jeden Fall eine Reise wert… ich war bestimmt nicht zum letzten mal da… und in diesem Sinne… Danke für die Aufmerksamkeit.

McLarsen goes Speyside – Scotland 2013

Tag 1 – Anreise …und von der Notwendigkeit einer Kreditkarte: So, jetzt isses soweit, ich habe meinen diesjährigen Schottlandaufenthalt angetreten und werde genau wie letztes Jahr berichten, was ich da so alles erlebe.
Gleich als erstes seie gesagt, das ich das hier sowohl im Whiskyforum als auch im Facebook schreibe, was zur Folge haben könnte, das die einen freundlich abwinken nach der Art – ich weiß was mit Whisky ist, die anderen, hauptsächlich bei Facebook haben von der Materie Whisky Null Ahnung, daher werde ich gelegentlich Sachen erklären, die im Forum nicht wirklich neu sind.
Letztes Jahr war ich auf der Insel Islay, wo es 8 Produzierende Whiskydistillen gibt, die alle vermarkten sich mehr oder weniger selbst, hier in der Speyside läuft das etwas anders, die Anzahl der produzierenden Whiskyfabriken beläuft sich etwa bei 50 und viele Brennereien mit Visitorcenter etc. gibt es zwar, aber im Verhältnis der Brennereien eher selten. Mein Ziel ist es, so viele wie mögliche Destillen persönlich kennenzulernen, nicht nur die, die für ein paar Pfund irgendwelchen oberflächlichen Kurzeindruck bilden, sondern Häuser mit gutem Namen, die nicht unbedingt im Mainstreambereich angesiedelt sind. Ich bin gespannt, was mich auf dieser Mission erwartet. Dem zweiten Teil der Reise gehört dem Speyside Autumn Festival, dem ich vor zwei Jahren schonmal mit Jörg beiwohnen durfte… Diese Reise ist genau wie die davor relativ gut durchgeplant, ich habe alle 10 Tage der „Expedition“ fast bis ins Detail geplant, aber erfahrungsgemäß haut ja nicht immer alles so hin wie gewünscht…

…noch am Flughafen wartete eine selbst verschuldete Überraschung…

Der erste Tag der Reise, quasi die Ankunft, steht immernoch im Zeichen eines kleinen Versehens, oder einer Vergesslichkeit… Wer kann schon besonders selig schlafen, wenn der Flieger um 9 Uhr starten will und man darf nicht verschlafen… Also ist der Schlaf eher Nebensache. Taxi, Flughafen (Tegel zum Glück), los gehts, Amsterdam, dann umsteigen nach Aberdeen. In etwa Höhe Ruhrpott, (da müssen wir ja irgendwie drüber sein…), fiel mir auf, das ich zwar meine Bankkarte mitgenommen hatte, die war auch Teil der drei Erinnerungen : (Geld, Handy & Papiere war), aber die blöde Kreditkarte, die den schnödesten Job dieses Trips ausüben sollte, nämlich als Sicherheit für den Mietwagen zu fungieren… Die liegt definitiv noch zuhause. Als es mir auffiel, hatte ich eine Vorahnung, das es ein Problem werden könnte. Als ich mit Nina vor ein paar Jahren ohne irgendeine Kreditkarte mal ein Auto gemietet hatte, wurden wir auch schon schräg angesehen… Kreditkarte gehört doch zum guten Ton…, wir konnten das aber mit einer Bareinlage irgendwie klarmachen. Das war heute schwierig No Creditcard No Car. No Woman No Cry ist ein Scheißdreck dagegen… Ich fragte die durchaus freundliche und engagierte Dame von Hertz was sie wohl in meinen Schuhen tun würde, ohne Auto wäre dieser Trip für mich quasi Quatsch…sie empfahl mir am Flughafenterminal bei Travelex eine Visa Prepaidcard einzurichten, mit dem das ganze jetzt funktionieren würde….ok, ich kürze an der Stelle ab, es hat auch funktioniert, aber kleine Ursache (wenn McTrottel unterwegs ist) …aber fast so fatal wie das Wahlergebnis, welches ich später erfahren musste… gut… Tour gerettet, mit dem Termin 14.00 Uhr bei Glen Garioch etwas im Verzug, ich nahm meinen nebenbeigesagt sehr neuen Ford Focus für läppische 6,~Euro pro Tag) entgegen, mußte mich doch erstmal wieder an die linksseitigen Straßenverhältnisse gewöhnen und ab nach Oldmeldrum.

Glen Garioch ist eine der ältesten Brennereien Schottlands… das Land in dem immer die Sonne scheint… zumindest wenn ich komme 😉

 

Ich hatte mir die Strecke auf der Karte gemerkt und war begeistert, das ich dann auch wirklich vor der Glen Garioch ( der Gäle spricht das Glen Gieri, warum auch immer) Distillery stand und dann aber zweifeln musste, das die Tour, die ich gerade verpasst hatte, eh erst um 15 Uhr losgehen sollte, obwohl das per email anders ausgemacht war, egal, das war ja alles zu meinem Vorteil. Die Tour bei Glen Garioch, deren Vertreter Gordon Dundas ja erst letzte Woche im Offside ein Tasting organisiert hatte, war gut. Ich hatte nichts außergewöhnliches erwartet, dafür war es sehr gut, man durfte vor allem fotografieren wie man wollte und das ich mir ja fast schon mit das Wichtigste, nicht weil ich das brauche, sondern das ich in der Lage bin, mir bei den eigenen Tastings keine Bilder borgen zu müssen… Insgesamt war ich überrascht, das die Distillery so klein und ungewöhnlich geschnitten ist, alles etwas schmuddelich, dafür ist das Besucherzentrum wie aus’m Ei gepellt und hat sogar goldene Wasserhähne auf dem WC.

Die Brennblasen von Glen Garioch...
...mit Details im Sonnenlicht...

Danach ging es nach Dufftown, ich residiere im wohl einzigen Einzelzimmer der Whiskyhauptstadt der Welt im Commercial Hotel, ich hatte auch diesbezüglich nicht viel erwartet und promt auch nichts besseres vorgefunden, aber durchaus sauber, ansonsten eher mit einer Zelle für Straftäter vergleichbar…

Morgen früh habe ich um 10 Uhr ein privates Date mit der Glenrothes Distillery, danach werde ich mir die anderen Brennereien in Rothes auch noch innerlich oder äußerlich vornehmen…
…und darüber berichten…

Glenrothes liegt neben dem Friedhof
...man beachte die deutsche Flagge...

Tag 2: Rothes: So, Montag, Tag zwei in der Speyside Expedition 2013, auf der Tagesordnung : Rothes. Die Stadt, naja, mit ca. 1200 Einwohnern sagen wir mal lieber Dorf, ist nicht besonders schön, durch die vielen LKWs die täglich zu hunderten die enge Hauptstraße langbrettern, würde ich sogar sagen ungemütlich, aber es gibt 4 aktive Whiskybrennereien und um diese sollte es heute gehen. Vor ein paar Wochen habe ich mit Glenrothes Kontakt aufgenommen, die Distillery ist nicht für den Publikumsverkehr geöffnet, auf Anfrage allerdings schon. Ich war um 10 mit Eric Jefferson verabredet, ein ehemaliger Vertreter im Whiskyvertrieb und gebürtiger Rotheser, auf dessen Visitenkarte steht : Visits Manager. Er ist weit in den Sechzigern und macht das sicher quasi so als Rentnernebenjob. Das erste was mir auffiel, war die deutsche Flagge, die zwischen der schottischen und der Glenrothesflagge aufgezogen war, wie ich später erfuhr, war die tatsächlich extra für mich gehisst worden, als ich später noch ein wenig rumlief, sah ich, wie Eric sie wieder einsammelte, nun bin ich schon etwas gerührt, da ist der rote Teppich und die Blaskapelle ja nicht mehr weit entfernt… Bei Glenrothes ruht derzeit die Produktion für 3 – 4 Wochen, der Grund dafür ist der Austausch von Wasserleitungen. Wir liefen durch alle Teile der Brennerei, er mußte mir natürlich nicht das ABC des Whiskybrennens erklären, dafür konnte er mir viele kleine Details erklären, über die es sonst weniger zu hören gibt.

"The Cathedral" aka das Stillhouse
Der Schatzschrank war offen... nächstes mal komme ich ohne Auto...

Das Stillhouse (das ist das Gebäude, in dem die Brennblasen installiert sind), inoffiziell auch Kathedrale genannt, ist ein wahres Prachtstück. Außerdem waren wir noch in der Faßabfüllung, in der Küferei, im Warehouse und schließlich im Tastingroom, wo sich normalerweise der Masterblender mit seiner Supernase austobt. Dort gab es natürlich auch den einen oder anderen Tropfen zu probieren, wäre ich nicht gerade mit dem Auto da gewesen, hätte das ein lustiger Mittag werden können, aber ich beschränkte mich auf wenige Kostproben. Das Fazit dieses Besuches ist ganz klar, das es ein absolutes Highlight für mich war, ich kann allen Maltheads nur empfehlen, das sie, wenn sie in der Gegend sind, sich bei Glenrothes anmelden und Eric seine Tour machen. Nach Glenrothes ging ich zu Fuß zu Glen Grant, machte die Standardtour mit, die natürlich Welten von dem entfernt war was ich gerade erlebt hatte, aber trotzdem nett.

Große Brennblasen gibt es auch bei Glen Grant...
Diese Purifier sind für den milden Glen Grant Brand verantwortlich.

Da das Wetter mit 23 Grad und schönstem Sonnenschein dazu einlud, etwas spazieren zu gehen, (und die Glenrothes Pröbchen zu verdauen), ging ich in die Glen Grant Gardens, einen wunderschönen Park mit Obstbäumen, Wasserfällen und Verstecken von des alten Major Grants Whiskyflaschen, für den Fall, das ihm plötzlich beim spazieren dürstete. Der Park ist absolut empfehlenswert, zumal ich die einzige Menschenseele weit und breit war.

In den Glen Grant Gardens
In einem kleinen Versteck...
...hatte sich Major Grant etwas für den Durst versteckt...

So, dann noch schnell ein Bild von Glen Spey gemacht, das ehemalige Domizil der vor zwei Jahren abgerissenen Caperdonich Distillery betrachtet (heute wird das Gelände von einer Firma bewohnt, die Brennblasen herstellt, also nicht ganz so weit vom Thema entfernt), dann holte ich das Auto und machte einen Abstecher zu Speyburn, was etwas außerhalb in einem Tal liegt. Als ich dann zurück in Dufftown war, nutzte ich nochmals das Wetter und ging noch zu der Dufftown Distillery und zu Mortlach und machte ein paar Fotos. Irgendwann brauchte man ja dann doch noch mal etwas Ruhe, und ich zog mich dann etwas in „meine Gemächer“ zurück, ein wenig Ruhe und fast der gesamte heutige Bericht, den ihr hier lest sind das Resultat. Nach einem schönen Essen im Stuarts Arms wagte ich den zweiten Anlauf ins Royal Oak, von dem ich gerade zurück bin. …also mir hat es Spaß gemacht mich lange und breit mit Yvonne und John zu unterhalten, ich brauchte auch niemanden anderes dabei… Ich denke aber die beiden sympathischen Wirtsleute schon, ich vermute der Plan, hauptsächlich auf die Jugend zu setzen, ist nicht aufgegangen. Ich drück den beiden den Daumen und hoffe, das das anstehende Whiskyfestival etwas für sie abwirft.
So, morgen gibt es keine Termine, aber jede Menge Fotos, ich werde durch die Gegend fahren und vor allem nicht zugängliche Häuser (wohl nur von außen…aber vielleicht ergibt sich ja was…) fotografieren…

Der Brennblasenhersteller Forsyths auf dem Gelände der ehemaligen Brennerei Caperdonich
Die Speyburn Distillery

Tag 3: Distilleryspotting: Heute stattete ich insgesamt 10 Speyside Distillen einen Besuch ab, das hört sich viel an, manche Besuche waren aber so kurz, als hätte ich bei jemanden geklingelt und ihm einen schönen Tag gewünscht. Angefangen habe ich mit Glenallachie, was gleich hinter Aberlour liegt, Pernod-Ricard gehört und nicht für Besucher geöffnet ist, es ist eine eher moderne Brennerei aus den 1970ern. Weiter ging es mit Dailluaine, deren Dampf man im gesamten Tal sehen kann, auch nicht zu besichtigen. Danach folgte eine Baustellenbesichtigung… selbstverständlich aus etwas Entfernung, da wo früher die Imperial Distillery stand, sind heute nur noch einige Warehouses übrig, der Rest wurde abgerissen und im Moment entsteht am gleichen Platz eine komplett neue Distillery, welche später Dalmunach heißen soll.

Die Glenallachie Distillery
Ex- Imperial Pre- Dalmunach 2013

Die nächste Station war Cardhu und da gönnte ich mir die Tour, ich war ja diesmal so schlau, meinen Friends Of Classic Malts mitzunehmen und mußte nichts bezahlen. Die Touren von Diageo Brennereien haben den Nachteil, das man nicht fotographieren darf, aber so viele Sachen sind in den Brennereien eh nicht komplett verschieden. die Tour selbst war sehr nett, zum Abschluß konnte man wählen zwischen dem Cardhu 12 und dieser Special Edition, welche gerade neu auf dem Markt ist.

Cardhu Distillery
Knockando Distillery

Weiter ging es mit Tamdhu, wo ich auch mal zum Fluß Spey hinuntergeklettert bin, nur etwa eine Meile entfernt kam dann Knockando, leider auch dort ohne Einlass, aber das hatte ich eh nicht vor, Hauptsache mal da gewesen sein und ordentlich Bildmaterial erzeugt. 

Der Speyside Trail war früher eine Bahnstrecke... hier bei Tamdhu gut zu erkennen...
...heute kann man von Brennerei zu Brennerei wandern...
...immer am River Spey entlang... oder auch auf dem Wasserweg

Nicht allzu weit entfernt, liegt auch Cragganmore, ich würde sagen, dort muß die sprichwörtliche Gegend sein, in der sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen… Wenn ich schonmal da war und mich das auch wieder nichts gekostet hat, nahm ich auch diese Tour mit, als einziger Gast, was den Vorteil hatte, das ich dem Tourguide sagen konnte, er muß mir nich unbedingt erklären, wie Whisky hergestellt wird, sondern eher auf Besonderheiten hinweisen durfte. 

Torbogen von Cragganmore
Privatführung mit Verkostung in gediegenem Ambiente

Viele Extravaganzen gab es auch bei Cragganmore nicht, sieht man mal davon ab, das die Brennblasen zwischen Mashtun und Washbacks angesiedelt sind, was eigentlich keinen Sinn macht. Nach einem kurzen Intermezzo an der Tormore Distillery, die einen schönen Vorgarten hat, ging es zur letzten großen Station, nämlich Glenlivet. Auch bei den Pernod-Ricard Brennereien herrscht Fotoverbot, in diesem Falle ärgerlich, da ich dort einige Motive gefunden hätte. Gezeigt wurde ausschliesslich der neue Teil der Brennerei, der erst 4 Jahre alt ist. Ein großes Visitorcenter mit allem Pipapo war natürlich auch vorhanden, aber es hat mich nicht gereizt, irgendetwas zu kaufen. Die Führungen bei Glenlivet sind übrigens prinzipiell gratis und man bekommt sogar 3 Drams: 12 Jahre, 16 Jahre Nadurra Fasstärke und 18 Jahre. Da ich ja noch fahren mußte, beschränkte ich es auf den Nadurra, das ist eh der beste von denen. Fazit : Gratistour mit 3 Whiskys, da kann man nicht meckern. Auf dem Rückweg kam ich noch bei Allt-A-Bhaine vorbei und machte noch schnell mit laufendem Motor zwei, drei Bilder.

Tormore Distillery mit echt organischen Brennblasen im Vorgarten
Glenlivet aus der Ferne
Die Knockdhu Distillery mit dem schwarzen Berg

Tag 4 – Knockdhu, Glendronach & Glenglassaugh: 10 Uhr vormittags stand ein Besuch der Knockdhu Distillery an, nicht zu verwechseln mit Knockando. Da das aber in der Vergangenheit angeblich ein Problem war, beide Distillen zu unterscheiden, vermarktet Knockdhu ihre Single Malts seit Anfang der 1990er Jahre unter dem Namen AnCnoc (gälisch : ein Berg, Knockdhu : schwarzer Berg). Der namensgebende Knock Hill ist in der Tat ein großer schwarzer Hügel und ist weit in der Gegend zu sehen. Die Hinfahrt war vom Regen geprägt, der erste schottische Regen in diesem Jahr, als ich dort ankam waren die Scheibenwischer allerdings bereits wieder aus, mittlerweile ist das Wetter wieder so, wie ich es in Schottland gewöhnt bin… Genau wie bei Glenrothes habe ich diese Tour per Email mit dem Distillerymanager Gordon Bruce ausgemacht. Er nahm sich die Zeit und führte mich in alle Ecken dieser eher kleinen, recht wenig bekannten Brennerei. Das schöne an solchen Touren ist, das man die Augen für die kleinen Details geöffnet bekommt, von denen Tourguides von großen Brennereien nicht mal was wissen, aber was interessiert es auch den Laien, welche Art Kondensatoren es gibt… Anschließend ging es in einen kleinen Tastingroom und ein paar kleine Kostproben, aber auch diesmal nur wirklich kleine, bevor ich dann noch die Straßenseiten verwechsel… Ich hatte den Eindruck, daß das Team dort ein sehr familiäres Verhältnis miteinander hat und Gordon einer der nettesten Distillerymanager ist, die ich bislang kennenlernen durfte.

Ohne Glanz und Gloria... dafür sympathisch: Knockdhu...
...deren Whisky als anCnoc verkauft wird.

Als nächstes stand mit Glendronach eine Distillery an, die ich sehr schätze. Wer sherrylastigen Whisky mag, für den ist Glendronach der Petersdom der Whiskybrennereien. Die Tour, die ich zusammen mit 5 älteren Herren aus Aberdeen machte, war nett, aber nach der Privattour am Vormittag natürlich eher unspektakulär. In der Vitrine im Shop des Visitorcenters stehen ein paar Schätzchen… Hmmm, aber natürlich auch zu stolzen Preisen…

Hübscher Innenhof bei Glendronach
Stillleben mal anders...

Etwas vom Tag war noch übrig, so das es sich lohnte auch einer dritten Distillery einen Besuch abzustatten : Glenglassaugh. Die Brennerei, die ziemlich nahe am Meer ist, wurde erst vor ein paar Jahren nach langem Stillstand wiedereröffnet und gehört mittlerweile den gleichen Besitzern wie Glendronach und BenRiach. Glenglassaugh ist derzeit eine reine Baustelle, hauptsächlich Straßenarbeiten finden statt und auch einige Lagerhäuser erhalten neue Dächer, es war ein einziges Gewusel… Ich war mal wieder der einzige Tourgast. Für 7,50 Pfund (ich kann mich nicht erinnern, für eine Standardtour schonmal so viel bezahlt zu haben) wurde ich von einer netten Frau durch die Distillery geführt, wobei sich mir dort keine neuen Erkenntnisse erschlossen, außer der Feststellung, das auch dort die Brennblasen zwischen Mashtun und Washbacks liegen. Anschliessend gab es wieder etwas zum verkosten, und da nehme ich die Beschwerde ob des Unkostenbeitrages wieder zurück, es gab einen jungen 1st fill Sherrywhisky aus der The Chosen Ones Serie, den neuen 30jährigen und einen aus der nicht ganz billigen Massandra Collection aus den 1970ern.
Damit erhöhte sich das Konto der von mir besichtigten Whiskybrennereien Schottlands (nur die von innen besichtigten, nicht die, um die ich nur mal drumherum gelaufen bin…) auf mittlerweile 35, nicht schlecht, wenn man bedenkt, das die erste vor gerademal 3 Jahren anstand. Ich hatte das gestern abend mal nachrecherchiert, weil ich so oft danach gefragt wurde. Um mindestens 2 wird das Konto morgen anwachsen, geplant sind Glen Moray und BenRiach…

...nur zwei Brennblasen hat Glenglassaugh...
...und 'ne Menge Holz in der Hütte.

Abends unternahm ich dann noch die übliche Runde, essen im Stuarts Arms und dann noch ein paar Bier im Royal Oak, dort wartete heute ein alter Bekannter von mir : Willi aus Sulingen bei Bremen, ein Kollege von mir, der den dortigen Pub betreibt (wo ich allerdings nie war). Wir lernten uns letztes Jahr auf Islay am Frühstückstisch kennen, da wir die gleiche Unterkunft hatten. Leider war das letztes Jahr mein letzter Tag in Schottland. Durch ein quasi Missverständnis, ich erzählte gestern irgendwas von Bremen wegen eines Importeurs, hat John, der Wirt des Royal Oak irgendwas von Bremen aufgeschnappt, Willi kam heute nachmittag hier an, ging auf blauen Dunst ins Royal Oak, erzählte irgendwas von Bremen, und John sagte, achja, du kennst doch Lars, den Wirt aus Berlin, der hat gestern von dir erzählt… Willi war hocherfreut darüber…. Das ich ihn nicht meinte, erzähl ich ihm nicht, aber es ist mal wieder cool, wie klein die (Whisky)welt ist… Auf meine morgige Tour nehm ich ihn mit, er ist happy…, ich freu mich auch…

...auch nicht für makellose Schönheit berühmt: Glen Moray

Tag 5 – Glen Moray & BenRiach: Donnerstag, der fünfte Tag der Expedition und alles ist noch gesund… Gestern war der Tag, an dem ich meinen älteren Kollegen aus der Nähe von Bremen traf und heute sind wir zusammen auf Tour gegangen. Erstes Ziel war die Besichtigung der Glen Moray Distillery in … Moray. Glen Moray ist irgendwie so eine Distillery, die man schwer einsortieren kann, nicht wegen der Whiskys, die sind zumeist schon typisch Speyside, aber sie gehören keinen großen Konzern an, sondern dürfen einfach sein wie sie sind und das merkt man, wenn man dort mal zu Besuch kommt, irgendwie sehr nett und anders… Die Tour war sehr schön, eine Dame mit guten Deutschkenntnissen führte uns durch die Brennerei, in der es einige Sachen gab, die ich so noch nicht gesehen habe. Am Ende stand auch die erste Flasche im Kofferraum, die ich im Rahmen dieser Reise erworben habe. (Zum Vergleich… letztes Jahr waren es bestimmt schon 5…)

Willi beim kosten aus dem Underback
BenRiach von hinten

Nach dieser Tour, das Wetter war nach den 3 Grad heute morgen sonnig und warm… ging es erstmal kurz ins Zentrum von Elgin zu Gordon & MacPhail, der legendären Whiskyabfüllerbude…, anschließend zum Highlight des heutigen Tages : BenRiach. Diese Brennerei zählte nie zu meinen Lieblingen, zu unübersichtlich war die Flut an Abfüllungen in den letzten Jahren, das hatte beinahe schon Ausmaße wie einst Bruichladdich, etwas wirklich gescheites war aber nicht wirklich dabei. Das die aber was können, weiß ich natürlich auch, Einzelfassabfüllungen dieser Distillery, können absolut fantastisch sein, so z.B. das Faß von Tom (Anam na h-Alba), welches bei unserem letzten Whiskytasting Platz 1 belegt hat, trotz eines 34jährigem Glenturret… Ein Vorgeschmack auf zukünftige Einzelfassabfüllungen konnten wir uns auf der heutigen Tour holen, direkt aus dem Faß. Der erste Teil der Tour führte gewohnt durch die verschiedenen Produktionsstufen, nichts außergewöhnliches, außer das es Maltings gibt, die aber erst nächste Woche wieder in Arbeit gehen. Ein Besuch in den oberen Teil des Kilns war auch interessant und für viele das erste mal. 

Gerste werde zu Malz... BenRiach Maltings
Im Warehouse schmeckt es am besten...

Das besondere an dieser Tour war der ausführliche Besuch der Warehouses. Insgesamt hat Ronny, unser Führer, der leider seinen vorletzten Tag in der Firma hatte, glaub ich 5 oder 6 Fässer aufgemacht und mit dem Vaillinch, so eine Art Riesenstahlpipette in die Gläser verteilt, die sich ihm entgegenreckten wie hungrige Schnäbel von jungen Vögeln im Nest… Der erste war ein Knaller, 1975er Jahrgang, refill Sherrycask, danach müsste ich jetzt die Fotos abfragen, aber es war fast alles dabei, was man irgendwie mit Whisky und Fässern machen kann. Leider konnte ich immer mal dran nippen, da ich ja irgendwie noch fahren mußte, aber Willi hat es gefreut, wenn ich ihn meinen Whisky in sein Glas geschüttet habe. Danach fuhr ich den Wagen sicher nachhause und wir holten uns die Grundlage für das BenRiach Fasstasting hinterher in Form fester Nahrung im Stuarts Arms. Nach einer kurzen Pause ging es dann in das Restaurant A Taste Of Speyside, hier in Dufftown, da war heute ein Forumstreffen organisiert, an dem ich viele Gesichter zu bekannten Namen kennenlernen durfte. In dem Berliner Raum läuft man sich ja hier und dort mal überm Weg, Deutschlandweit ist das schon schwieriger. Besonders schön ist es natürlich, wenn man sich dann an der Quelle des gemeinsamen Interesses in Schottland trifft, kennenlernt und dann auch noch einen schönen Abend miteinander verlebt.
Anschliessend ging es nochmal kurz ins Royal Oak, wo ich erneut feststellen mußte, das Schottland längst von den Wikingern besetzt ist und nun ist aber Feierabend.
Morgen früh gibt es das nächste Highlight, das 5 Decades Tasting bei Glenfarclas. Später dann ursprünglich Benrinnes, das klappt wohl nicht und wurde kurzerhand von Cardhu ersetzt, wo ich ja vorgestern erst war, mal sehen was ich damit mache, warscheinlich werde ich Willi die Veranstaltung abtreten.

Tag 6 – Glenfarclas, Tastings & Stramash: Gestern startete für mich das Autumn Whisky Festival. Die erste Veranstaltung war ein 7 Decades Tasting in der Glenfarclas Distillery. Als Begrüßung gab es eine Abfüllung von 1997, wir machten dann die Tour und im Warehouse gab es aus Faßsamples Malts von 2000 und 2010. Nach der Tour ging es in den prächtigen Tastingroom, oder besser Saal und es folgten die fehlenden Jahrzehnte, vertreten von Abfüllungen von 1985, 1976, 1965 und 1957. jeder kann sich sicher vorstellen, das es sich hierbei um äußerst leckere Tropfen handelte, die natürlich auch ihren Preis haben, eine Flasche vom 1957er kostet eben mal 1600 Pfund… 

…die jüngeren Ferkelchen gab es in der Distillery und im Warehouse…
…präsentiert von Kate Watt
…solche alten Schätzchen liegen dort noch rum…
…die älteren Ferkel gab es im prächtigen Tastingroom der Brennerei…
…ich fand 1965 und 1976 am besten…

Danach ging es mit dem gecharterten Bus zurück nach Dufftown. Meine Tour nach Benrinnes, die ja durch Cardhu ersetzt wurde trat ich an Willi ab, der sich darüber freute. Ich ging mit Jan aus Hamburg erstmal gemütlich was essen und schloss mich dann später den Tastings BenRiach & Glendronach sowie Berry Bros. & Rudd an.

Beim Tasting Berry Bros. & Rudd

Als letzte Veranstaltung des Tages ging es dann zum Stramash, so ein Zwischending aus Konzert und Tanz der Einheimischen, das ist immer wieder nett und auch ein wenig putzig… Danach hatte ich dann doch den Kanal voll und bin auf direktem Wege ins Hotel und ins Bettchen, auf Schreiben hatte ich keine Lust mehr. Heute um 12 startet die legendäre Seven Stills Bus Tour durch alle Brennereien Dufftowns. Später gibt es dann ein weiteres Treffen mit den Forumsmitgliedern hier vor Ort, wir werden entweder in Aberlour oder Craigellachie essen gehen.

Stramash

Tag 7 – Seven Stills Tour, Highlander Inn Craigellachie: …so, die Hälfte der eh recht großzügig bemessenen Zeit in Schottland ist längst ‚rum, gesehen hab ich schon eine Menge diesmal, ich habe bislang 11 Distillen besichtigt, bei denen ich vorher noch nicht war und mindestens, warscheinlich deutlich mehr, Brennereien „von außen“ besichtigt, sei es drum ob ich nicht wollte oder das die nicht wollten. Bei den insgesamt 37 besichtigten Whiskyfabriken gab es bis gestern nur einen doppelten Besuch, das war letztes Jahr Ardbeg. Gestern kam mit Glenfarclas die zweite dazu und heute gleich fünf. Grund dafür war, das ich die Seven Stills Tour nochmals erleben wollte, wie vor zwei Jahren zusammen mit Jörg. Leider ist der erste Gedanke wenn es um die Tour damals ging, das Wetter, völlig untypisch für meine Schottlandaufenthalte, regnete es diesemTag Katzen, Hunde, Elche und weiß ich was noch…, es war nicht so optimal… Das Wetter heute war gut bis sehr gut, von dieser Seite drohte keine Gefahr. Der zweite Punkt der mir damals etwas unangenehm aufgestoßen war, das war das strenge Fotoverbot in den drei Diageo Distillen. Damals war ein junger Manager, der auf der Karriereleiter noch etwas Luft nach oben hatte, zuständig und bestand auch auf die absolute Einhaltung. Der heutige Manager, weit in den 60’ern, sah das deutlich gelassener und erlaubte Fotos ohne Blitz, bei der Verkündung dessen, hätte ich ihn beinahe geknutscht…

René Ramon von Dufftown 2000 präsentiert einen Pittyvaich dort wo einst die Brennerei stand…
Dufftown Distillery… Home of Singleton of Dufftown
Dufftown Distillery – Brennblasen

Nun zum Ablauf der Tour. Es waren 30 Leute im gecharterten Bus, es war (wie immer) schnell ausverkauft, Niels aus Wuppertal (samhain) und ich waren die einzigen Deutschen, der Großteil bestand wie üblich aus Skandinaviern und einigen „wichtigen“ US-Amerikanern. Erste Station war der Platz, an dem Anfang der 1990er Jahre die Pittyvaich Distillery stand, in der selten guter Whisky distilliert wurde, eher Versuche gemacht wurden. Eine vernünftige Abfüllung ist und bleibt die Flora&Fauna Abfüllung, die war unser erster Dram. Weiter ging es mit der Dufftown Distillery, es gab dazu den12jährigen Singleton of Dufftown, nicht gerade mein Ding, aber viele Originalabfüllungen dieser eher großen Brennerei gibt es halt nicht. 

Mortlach – oldest distillery in town…
…got a brandnew washback…

Station 3 : Mortlach. Wenn es mir eine Distillery in Dufftown angetan hat, dann ist es Mortlach, die älteste auch und die, in der Glenfiddich Gründer William Grant sein Handwerk erlernte. Bei Mortlach wird zur Zeit reichlich gebaut, wir konnten u.a. ein neuen Washback aus Holz sehen, der gerademal gebaut wurde und erst nächste Woche in Betrieb geht sehen. die Brennblasen waren eingerüstet weil auch da irgendwelche Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Das interessanteste aber war, das ca. nächstes Jahr die Brennerei verdoppelt wird, soll heißen, die 3-4 Warehouses links neben dem Eingang werden platt gemacht und ein neues Brennereigebäude wird errichtet, mit originangetreuen Kopien der vorhandenen Brennblasen. Diageo gibt derzeit ganz schön Gas… 

…bei Glendullan wird überwiegend Whisky für Blends hergestellt…
Bei Parkmore steht die Produktion seit 1931 still

Danach ging es zu Glendullan, der dritten Diageo Distillery, wo es einen Singleton of Glendullan gab, von dem ich bis heute auch noch nichts wußte… Es folgte ein Stop auf dem Gelände der Parkmore Distillery, die seit den frühen 1930er Jahren nicht mehr produziert. Hier gab es Kekse und Käse. Es folgten mit Balvenie und Glenfiddich die letzten produzierenden Distillen des Tages, wobei der Besuch des Warehouses #8 schon schön war, zumal es etwas direkt aus dem Solerakessel gab, was extrem lecker war… …nicht unterschlagen möchte ich auch, das wir die Kininvie Distillery auf dem Glenfiddich Gelände auch besichtigt haben, die sind hauptsächlich für den Blend Monkeys Shoulder zuständig, ein 20jähriger Single Malt wurde dazu gereicht, ein Whisky, den man definitiv nirgendwo kaufen kann. 

Balvenie produziert einen Teil seines Malzes selbst…
Der Ofen zur Malzdarrung
Der Autor vor den Brennblasen von Kininvie

Es folgte die letzte Station : Convalmore, eine Distillery die seit 1985 geschlossen ist, und deren Gebäude heute von Glenfiddich als Lagerhäuser benutzt werden. Es wurde ein 1984’er Convalmore von Gordon & MacPhail (CC) gereicht und die Tour schien bereits vorbei, als plötzlich ein direkter Anwohner mit einer Flasche Glenfarclas erschien, die er einfach mal an uns verteilt hatte. Es handelte sich um eine Fassstärke von über 67 %, selbst abgefüllt, ohne Label und sehr lecker, sowas kann man nur in Schottland erleben, wenn überhaupt… Fazit der Tour ist auf jeden Fall, das es sehr viel Spaß gemacht hat. Es war viel besser als vor zwei Jahren und das lag nicht nur am Wetter.

…am Ende einer langen Tour…

Nach der Tour wurden Niels und ich von unseren Forumskollegen Martin nebst Freundin Carmen und Matthias eingesammelt und es ging in den Highlander Inn nach Craigellachie, wo Jan schon auf uns wartete, wir dann dinierten, tranken und stundenlang über unser gemeinsames Hobby, dem schottischen Landwein philosophierten. …ein wunderschöner Tag…

Nachts an der Craigellachie Distillery: Die dicken Dinger von Craigellachie

Tag 8 – Tomintoul & Robin Laing: Sehen wir mal vom Dienstag, dem Tag der Heimreise ab ist heute schon der vorletzte Tag. Zwei Veranstaltungen stehen für heute im Kalender: Tomintoul und abends das Konzert mit Robin Laing. Um 10 Uhr fuhr der Bus in Richtung Tomintoul Distillery ab, das Wetter einmal mehr traumhaft, die Landschaft einfach wunderschön, als ich mit dem Auto durch die Gegend gedüst bin, konnte ich nicht allzu viel davon genießen, heute schon. Ziel Nummer eins mit dem Namen Tomintoul war die Distillery (…mal was anderes ;)…) gleichen Namens wie die höchstgelegene Ortschaft Schottlands. Ich erlebte diese Tour bereits vor zwei Jahren und sie hatte mir so gut gefallen, das ich das noch einmal erleben wollte. Viel neues hat sich in der Brennerei nicht geändert, die Führung war sehr ausführlich, was ich etwas vermisst habe, war der Führer von damals, der hatte einen unheimlich netten Humor, der heutige war eher kein Entertainer.

Bei Tomintoul gibts auch keinen Schönheitswettbewerb zu gewinnen...
Die Technik aus den 60'ern funktioniert noch 1A...
...wiederum eine Menge Holz...

Danach ging es in den Ort Tomintoul, ca. 320 Einwohner auf einer Höhe von 345 m überm Meeresspiegel gelegen. Erster Anlaufpunkt war das Whiskycastle, einer der berühmtesten Whiskyshops Schottlands. Der Besitzer dieses Ladens, Mike Drury erinnert mich mit seiner Schrulligkeit etwas an Herrn Horn, dem leider mittlerweile ehemaligen Betreiber des berühmten Big Market in Berlin Britz. Ehe wir so richtig den Laden betreten hatten, hatten wir schon jeder ein Glas in der Hand und bekamen diverse Drams eingeschenkt (nicht das wir bei Tomintoul nichts bekommen hätten…), mit dem Ergebnis, das die zweite Flasche der Reise in meine Tasche wanderte, es handelt sich um eine Eigenabfüllung vom Whiskycastle von einer Distille, welche ich kürzlich besucht habe, die Auflösung gibt es demnächst beim Line-up des nächsten Offside Whiskytasting, welches gegen Ende Oktober geplant ist. Der zweite Anlaufpunkt nach dem Laden war das Restaurant Clockhouse, wo es ein Zweigänge Menü gab, welches in der Veranstaltung inclusive war, sehr lecker übrigens… Auf dem Rückweg bekamen wir es mit einer Horde Schafe zu tun, die die Straße schlichtweg für sich beanspruchten und es einige Mühe kostete, an denen vorbei zu fahren, ohne einen Braten mitzunehmen…

Im Whiskycastle Tomintoul

Nach der Tomintoul Geschichte war dann einige Zeit bis zum Robin Laing Konzert, die ich nutzte, um mal ein bischen garnichts zu machen, etwas Musik zu hören zum Beispiel. Die CD dieses Trips stand recht früh als Sieger fest, es handelt sich um die neue Veröffentlichung der kanadischen Sängerin Neko Case, schon länger so eine Art Lieblingssängerin, ihr neues Album „The Worse Things Get…“ kann ich nur wärmstens empfehlen. Apropos Musik, der Singer/Songwriter Robin Laing aus Edinburgh macht hauptsächlich Lieder über seine und meine Leidenschaft, dem Whisky. Heute bot er auch andere Lieder, von denen mir manche wirklich sehr gut gefallen haben, ein sehr sympatischer Mensch und Musiker, seine Stimme erinnert mich immer etwas an Ralph McTell („Streets Of London“…falls sich jemand erinnert…) dazu wurden auch noch 6 Whiskys gereicht, also 18 Pounds für ein Konzert mit 6 Malts, viel zu meckern hat man da auch nicht…

Robin Laing Live

Anschliessend, was dann auch schon halb eins war, ging es mit meinem Bekannten Eike aus Stuttgart, dem Betreiber der Website whisky-reisen.de, ausnahmsweise nicht ins Royal Oak, sondern ins Stuart Arms, wo wir Willi aus Bremen trafen, dem es heute gelungen war, sich auf dem Weg zwischen Aberlour und Dufftown dermaßen zu verlaufen (über den Berg), das er von der Dunkelheit überrascht wurde und ganz wo anders (8 Meilen von Dufftown) rauskam, zum Glück Handynetz hatte und dann irgendwann von seinem Vermieter abgeholt zu werden… Ich glaub der kann heute gut schlafen…
Morgen steht die Veranstaltung „A Mystery Bus Tour“ an, wohin es geht …ich habe keine Ahnung, werde es aber morgen auf jeden Fall kundtun…

Dufftown By Night

Tag 9 – Mystery Bus Tour: …so alles hat ein Ende… Würste mal ausgelassen, der letzte Tag jedenfalls, war schon nochmal ein Highlight. Auf dem offiziellen Programm standen heute zwei Sachen : Mystery Bus Tour und Drams Party. Die Busfahrt führte uns zuerst in die Glenrothes Distillery, wo ich mich freute, Eric Jefferson wiederzusehen. Wir bekamen eine Tour, die für mich jetzt nicht sooo interessant war, da ich das ja gerade erst letzten Montag gesehen hatte. 

Ein Wiedersehen mit Glenrothes

Die Fahrt zum nächsten Ziel hätte man eigentlich auch laufen können : Glen Spey liegt nur wenige Meter von Glenrothes entfernt. Die Diageo Distillery ist eine der kleineren ihrer Art, die aber auch 24/7 eine Menge Whisky produziert. Nach der Besichtigung dieser normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Brennerei ging es erstmal ins Eastside Hotel von Rothes, wo es ein paar Sachen zu essen und auch zu trinken gab. 

Die Glen Spey Distillery in Rothes
Glen Spey – Stills

Letzteres gestaltete sich in Form von 4 verschiedenen Glenrothes Whiskys, zu denen auch Masterblender Ronnie Cox kurz erschien. Unser nächstes Ziel war dann die Inchgower Distillery in der Nähe von Buckie, was mich freute, da man dort auch nicht so einfach reinkommt. Die Brennerei, ebenfalls zu Diageo gehörend, wurde vor nicht allzu langer Zeit ordentlich renoviert und auch technisch modernisiert. Es durfte fotografiert werden und zum Schluß gab es einen 14jährigen Inchgower aus der Flora & Fauna Serie. Nachdem wir nach Dufftown zuckgekehrt waren, gab es im Royal Oak noch einen Inchgower von 1980 aus einem dunklen Sherryfaß, der ganz schön heftig war. 

Picknick mit Ronnie Cox
Im Stillhouse von Inchgower

Abends fand die legendäre Drums Party im Whiskyshop Dufftown statt. Bei dieser Party wird versucht, alle angebrochenen Flaschen der zahlreichen Tastings während des Festivals zu leeren, was selbstverständlich auch dieses Jahr nicht klappte, quasi sowas wie 2 Stunden Flatrate Whisky trinken… oder in diesem Falle eher saufen (?)… egal, man konnte sich mal querfeldein durchprobieren. Danach hieß es dann Abschied nehmen von John & Yvonne im Royal Oak, von Eike, Michael, Manfred, Martin und Carmen, Jan hatte sich schon früher Richtung Craigellachie abgesetzt. Das alles war bereits gestern, jetzt heißt es Koffer packen, in einer Stunde heißt es dann von Dufftown Abschied nehmen. Ich werde dann mit Willi, der zur gleichen Zeit wie ich von Aberdeen fliegen wird, noch eine kleine Runde drehen und dann Richtung Aberdeen fahren, Auto abgeben, Flughafen etc. und dürfte dann so gegen 23 Uhr zuhause eintrudeln.

Willi bei Glenfiddich

Tag 10 – Rückreise: …einen Tag schulde ich euch noch, und zwar den letzten. Nach dem Frühstück (jetzt reichte es dann auch mit dem britischen Kram… :naja: …), dem Bezahlen der Unterkunft, Sachen packen etc. traf ich mich nochmal mit Willi bei Glenfiddich, er war dort noch nicht und warum die Reise nicht damit ausklingen lassen, zumal die Tour ja für lau ist. Anschließend ging es mit Willi und allem Gepäck langsam Richtung Aberdeen, mit zwei kleinen Umwegen : Wir machten noch einen Schlenker zu Macallan für ein paar Fotos und fuhren denn über Keith, denn ich mußte kurz bei Glentauchers halten. Eine weitere Abweichung der schnellsten Strecke führrte uns nochmal über Oldmeldrum, da konnte Willi noch ein paar Bilder von Glen Garioch machen, für mich war es damit die erste und letzte Brennerei meiner Reise. Nachdem wir das Auto abgegeben hatten, hatten wir noch genügend Zeit, uns ein köstliches Steak zu gönnen, bevor wir dann verabschiedeten und im Abstand von 2 Minuten in verschiedene Richtungen mit unseren Fliegern abhoben.

Macallan Distillery… im Hintergrund der Berg Benrinnes
Die Pagoden von Glentauchers

Fazit der Reise : Es war sehr schön, die Zeit auch gerade richtig, das Wetter hat wieder einmal super mitgespielt, ich habe zich Distillen besucht und / oder fotographiert, ich habe viele nette Leute kennengelernt, einige auch aus diesem Forum. Kurzum : Eine Reise Güteklasse 1A.
Ich danke allen mit denen ich diese Zeit teilen durfte und freue mich auf zukünftige Begegnungen, denn kaum eine Welt ist so klein, wie die Whiskywelt… nicht zu vergessen der Dank an meine Freundin Nina die mir zuhause den Rücken freigehalten hat…
Hier enden die „knallharten ;) “ Berichte auch, aber ich verspreche, meine Eindrücke der nächsten Reise auch mit euch zu teilen… 

McLarsen in Erfurt (Oktober 2020)

2020… ein Jahr ganz sicher zum vergessen… Corona hält die Welt im Griff, aus allen Löchern des Planeten schlüpfen irgendwelche Schlaumeier aus der Brut des Halbwissens… und auch das Reisen ist kompliziert. Meine Deutschlandreise im Frühjahr fiel in den Lockdown, Schottland hatte ich auf Grund der Situation selbst gecancelt… zum ersten mal keine Schottlandreise seit 2009… Eine Bierwanderung mit Freunden in der fränkischen Schweiz mit anschliessendem Aufenthalt in Bamberg war das einzige was bislang 2020 geklappt hat. Die Pandemie spielt mittlerweile wieder mit den Muskeln und diverse Bundesländer erheben ein Einreiseverbot für Menschen aus Corona Hotspots wie eben das heimische Berlin Mitte… zum Glück macht Thüringen diesen Quatsch nicht mit und ich kann guten Gewissens in die Hauptstadt dieses Bundeslandes einreisen.
Warum Erfurt ? …nun ja… ich war noch nicht da… Erfurt hat eine sehr gut erhaltene Altstadt mit vielen Kirchen und anderen historischen Bauwerken… auch die Gastronomie sollte interessant sein, freilich nicht mit so vielen Brauereien wie neulich in Bamberg, aber gutes Essen können sie in Thüringen ganz sicher auch… ganz jenseits der Bratwurst (die ich nicht esse).
Vorab ein paar Fakten… Erfurt hat gut 213.000 Einwohner, liegt am Rande des Thüringer Beckens und ist von den größeren Städten die mittigste Stadt Deutschlands… die verschiedenen berechneten Punkte die die geographische Mitte Deutschlands darstellen sollen, sind nicht weiter als 50 km entfernt. Seit 1990 ist Erfurt erstmalig die Hauptstadt des Bundesland Thüringens, in der DDR war Erfurt Bezirksstadt des Bezirks Erfurt, dem auch die nicht minder bekannten Städte Weimar und Jena angehörten. Davor wiederum gehörte Erfurt zuletzt zu Preußen, in der Zeit des heiligen römischen Reiches war Erfurt nach Köln, Nürnberg und Magdeburg die größte Stadt ihrer Zeit. Der zweite Weltkrieg hat verhältnismäßig wenige bleibende Schäden in der Stadt angerichtet, so das heutzutage eine große Menge historischer Substanz erhalten ist.

Meine Unterkunft : das Haus in der Mitte…
…warum auch immer… aber der KiKa kommt aus Erfurt…
Blick von der Festung Petersberg… etwas eingeschränkt wegen Bauarbeiten…

So, kurz vor halb zwölf in den ICC gestiegen (…etwa 700 m von zuhause… muß ja mal damit angeben, wie verkehrsgünstig wir wohnen…) und nach beschaulicher Fahrt etwa halb drei in Erfurt ausgestiegen. Ich hab mich in der letzten Zeit einigermaßen auf diese Stadt vorbereitet und bin auch (normalerweise) in der Lage aus dem Gedächtnis der Karte mein Ziel zu finden. Am Anfang war das alles auch wie vermutet… immer der Strassenbahn nach und dann kommt man fast automatisch dahin… wenn die Strassenbahn allerdings unerwartet mehrere Optionen bietet, kann man sich irren… diese Gelegenheit habe ich genutzt und war plötzlich ganz wo anders… aber nicht schlimm… so groß ist das hier nicht, ein paar Minuten war ich am Ziel : Das Gasthaus Glücksmoment (ich als Pechmann kann das gebrauchen) in einer kleinen Altstadtgasse. Als ich dort ankam stand gerade eine Altstadtführung vor dem Haus… Das Zimmer ist wohl eher als Art Ferienwohnzimmer zu verstehen, sprich es gibt ein Zimmer, (es gibt mehrere) aber kein Hotel mit Frühstücksraum oder Rezeption etc. dazu. Ins Haus kommt man mit einem vorher gesendeten Code und dann liegt der Schlüssel im Briefkuvert… Das Zimmer ist völlig ok, alles ist sauber und wenn ich aus dem Fenster schaue, dann sehe ich die kleine aber dominante Allerheiligenkirche die irgendwie in diesen Strassenplan eingebaut wurde… 

Blick vom Dom auf die Altstadt
Krämerbrücke von aussen…
und innen… da siehts wie eine normale Straße aus…

…Der Wetterbericht lässt für morgen nichts gutes erahnen… sogar eine Regenwarnung zeigt meine App… noch nie gesehen… aber vorsorglich bin ich dann erstmal durch die Stadt geflitzt um von den wichtigen Sachen noch ein paar Bilder zu knipsen, die nicht in einer Regenwolke schweben… Dom und Severikirche… die Stars der Stadt (das wusste ich als Kind schon)… Krämerbrücke… eine bebaute Brücke die aussieht wie eine normale mittelalterliche Straße, nur läuft ein kleines Flüsschen drunter)… und Petersberg… der allerdings ist Großbaustelle und die berühmten Ausblicke gibt es gerade nicht… alles schnell fotografiert… 

In der Altstadtkneipe Noah…
…und von aussen…

Nach dem Frühstück um etwa 9:30 meldete sich mein Magen, das etwas Nahrung  vorteilhaft wäre… damit ging es dann in die Straße „Arche“… und wenn man da eine Kneipe hat (oder Restaurant etc.) …dann hätte ich diese auch Noah genannt. Ich hatte mir den Laden bereits vorher ausgesucht, sie haben eine große Auswahl an Bier, auch Whisky und bodenständiges, lokales Essen. Da ich nur wenige Minuten nach Öffnung auf der Schwelle stand, war es kein Problem einen Platz zu finden… zwei Bier und ein Rostbrätl später sah es schon schwieriger aus… der Laden steht dem Offside in seiner Gestaltung ziemlich nahe… kaum gibt es irgendeine freie Fläche an den Wänden… alles alte Bilder oder alte Werbung (allerdings ohne roten Faden… im Offside dreht sich zumindest im hinteren Teil alles um lokale Sachen… aber egal…) Das war alles gut, allerdings mußte man sich das nach gut britischer Manier alles selber bestellen und auch gleich bezahlen… kein Problem bei zwei Bier und einem Essen… aber einen ganzen Abend trinken… dann vielleicht doch nicht… Danach erstmal Pause… die 200 m bis zum Hotel… kurz geruht und dann noch was trinken. In Erfurt gibt es mindestens 3 Irish Pubs… Das Offside ist kein Irish Pub… auch wenn manche Leute es so sehen… wenn ich dann aber doch mal in der Fremde bin… dann interessiert es mich doch, wie es da aussieht… Ziel Nummer Eins war das Dubliners. Ein klassisches Irish Pub mit großzügiger Ausstattung und warscheinlich größerem finanziellen Background… sehr gepflegt und sehr empfehlenswert… Das Länderspiel Deutschland – Schweiz stand an und mein Plan war einfach ein paar Guinness und bisschen Fußball schauen… dann kam ein Karl Heinz … ein pensionierter Pädagoge im Alter meiner Eltern… nur deutlich schrulliger… Frage : „Spielt denn der Herr Löw da noch mit ? … Ich habe neulich in der Zeitung gelesen… der ist ja sehr sympathisch…“… das war nur der Anfang… es war schon ziemlich schräg… dann wollte er mir unbedingt einen Schnaps spendieren… Eierlikör ? …klar… kein Problem… ach gibt es nicht… dann zwei Sauerkirsch… klingt alles ziemlich obskur… aber der alte Herr hatte Spaß und ich auch… manchmal ist das so… man trifft sich einmal und alles ist gut.
Auf dem Rückweg machte ich noch diverse Nachtfotos mit Stativ, den Rest des Tages hab ich an diesem Blog geschrieben… mal sehen wie die Regenkatastrophe von morgen ausfallt… bis dahin… 

Dom und Severikirche spät abends…
Der Autor vorm Turm der Allerheiligenkirche…
Gleiche Straße, neuer Morgen
Kolumbarium in der Allerheiligenkirche

Das große Wetterwunder ist heute ausgeblieben… es regnete dafür nur einmal… es muß heute nacht begonnen haben und ich hoffe es hört wenigstens morgen mal wieder auf. Ok ich bin ja auch nicht gekommen um Pigmente zu haschen sondern die Stadt Erfurt kennenzulernen und das geht auch im Regen. Als erstes ging es über die Straße zum Bäcker und erstmal Kaffee und belegtes Brötchen hinter die Kiemen. Anschließend ging ich spazieren… die Strecke hatte ich mir grob ausgesucht. Start war die Allerheiligenkirche direkt gegenüber von meinem Fenster. Es ist eine kleine katholische Kirche die im Laufe der Jahrhunderte irgendwie an die Strassensituation angepasst wurde. Bemerkenswert ist ein Kolumbarium… das sind Stelen mit den Urnen Verstorbener (Christen und Nichtchristen). Wenn man Angehöriger ist, hat man eine Chipkarte und kann dort hinein, für die Öffentlichkeit ist der Bereich gesperrt. Weiter ging es ins Andreasviertel. Dieses kleine Stück Erfurt war früher eher von den ärmeren Bevölkerungsschichten bewohnt. In der DDR verfiel das Viertel zusehends, es gab fertige Pläne das Viertel komplett abzureißen und mit Plattenbauten zu versauen…äähm.. verbauen… Zum Glück war dafür Ende der 1980er kein Geld dafür da und nach der Wende wurde das Andreasviertel liebevoll saniert. An vielen der alten Häuschen stehen lustige Namen… schließlich gab es früher noch keine Adressen und Postleitzahlen. Der einzige Vorteil bei Stadterkundungen im Regen sind die fehlenden Touristen, so das ich in den kleinen Gassen fast alleine war und fotografieren konnte. Leider war das die Zeit der Müllentleerung, weshalb auf den Bildern mehr Mülltonnen als Häuser zu sehen sind. 

Impressionen im Regen…
…im Andreasviertel…
…sehr liebevolle Details…

Weiter ging es an der Gera (ich bemühe mich ja Gera nicht wie seinerzeit Nina Hagen mit Ä auszusprechen…), das ist der Fluß der durch Erfurt fliesst. Es folgte eine Stippvisite im Augustinerkloster in dem der junge Martin Luther 6 Jahre als Mönch lebte. Neben der Klosterkirche ist auch das Klostergelände bemerkenswert, weil es vielfach mit modernen Bauten ergänzt wurde. Weiter ging es durch die Altstadt und z.B. durch die Waagegasse, eine dieser verwunschenen Gassen wo man sich nur noch die keifenden Alten von damals und die Gerüche dazu vorstellen muß… die Kulisse steht schonmal dafür… Es waren viele Stadtführungen in der Gegend unterwegs welche ausschließlich aus Rentnern mit Riesenschirmen bestand… war nicht immer einfach…, es folgte die Besichtigung der Predigerkirche, einer ehemaligen Klosterkirche von beachtlicher Größe… Meister Eckhart (nein nicht der von Werner… der hieß Röhrich), ein berühmter Theologe und Philosoph seiner Zeit, wirkte hier. 

Augustinerkloster… alt & neu müssen sich nicht abstoßen…
Martin Luther lebte als Mönch dort…
Im Regen nix für glatte Schuhe… Mittelalterliches Pflaster in der Waagegasse…
…die dann auch nicht sonderlich breit ist…
…mehr Platz gibts in der Predigerkirche… sehr groß von innen…
…eher unspektakulär von aussen…

Dann Mittag, beim Fleischer zwei Häuser neben der Unterkunft eine Roulade mit Klössen und Rotkohl für 5€ eingesackt und im Zimmer gegessen. 14:00 war der einzige Termin des Tages : Führung im Dom. Den Teil der Führung der draußen ist wurde wetterbedingt auf nötigste reduziert. Im Inneren wurde viel erklärt und gezeigt, sogar etwas Orgelmusik war dabei… sehr schöne, interessante und auch wirklich große Kirche… das merkte ich vor allem als ich im Anschluß noch die benachbarte Severikirche besuchte… die ist höchstens ein Drittel so groß wie der Dom, obwohl die Kirchen vom weitem ähnlich groß wirken. 

Erfurter Dom nach Osten…
…das ist Wolfram… er ist ein Armleuchter… aber einer der ältesten Exponate des Doms (etwa 1160)
Die Törichten Jungfrauen… muß glatt mal nachschauen um was es da geht… die sehen ganz lustig aus…
TV im Mittelalter… was für Kunstwerke…
Im Inneren der Severikirche

Genug der Kirchen für heute dachte ich… aber es regnete immer mehr und ja… was tun mit dem angebrochenen Nachmittag (?) Shopping ? ok, warum nicht… rein in den Anger 1 (das ist das Einkaufscenter #1 von Erfurt)… ja… Karstadt… dies… das… brauch ich ja alles nicht… bin dann irgendwann Richtung Unterkunft gegangen und schrieb einen Großteil dieses Berichtes. Abends stand natürlich wieder die Guinnessversorgung der Thüringenmetropole an… gestern The Dubliner… heute Molly Malone. Das Molly Malone liegt sehr nahe an der Krämerbrücke, ich kam etwa 19:00 an und hatte einen guten Platz direkt an der Türe… etwa 15 min später kam dann der Karl-Heinz von gestern aus dem Dubliner (der mir noch gesagt hatte, er gehe nur alle paar Monate in die Kneipe…) …und ich hatte den gleichen grünen Pullover wie gestern an… „wir hatten ja eine sehr nette Unterhaltung neulich…“ …nun gut, das neulich war gestern und war auch ok… heute aber nicht… ich bin aber wohl nicht so richtig fit in der Behandlung von Problemfällen… irgendwann wusste ich nicht mehr wie ich aus der Nummer rauskomme ohne unhöflich zu sein und wechselte einfach die Location. 

Im Molly Malone (+KH)
Im Patricks

Das dritte Irish Pub, namens Patrick’s Pub war nur …naja 10 min entfernt und eigentlich noch besser… allerdings hab ich festgestellt das alle drei Pubs von einer Hand geführt werden… aber das ist halt was anderes als das Offside… funktioniert aber auch. Morgen werde ich eine kurze Bewertung der Pubs posten… Wer sich diesbezüglich keine Platte machen muss ist der Wirt von Johnny Worker… da wollte ich erst hin… hatte aber eine unfreiwillige Zwischenstation… irgendwie hatte ich die falsche Tür erwischt und war in der falschen Kneipe ohne das erstmal zu merken… ok Bier bestellt… dann… mmmpf… das ist nicht die Whiskykneipe… wat für ne Dumpfbacken da… aber war ja mein Fehler… Bier schnell ausgetrunken und ab zur richtigen Tür … zum Johnny Worker… ich hab mir vorgenommen, morgen nochmal hinzugehen und den meine Eindrücke zu schildern… bis dahin… Gute Nacht.

Im Johnny Worker Whisky Pub
Herbstliches Pflaster mit Dom… Stiftsgasse
Ehemaliger Kornhofspeicher (15.Jh)… heute Parkhaus

Meine Prophezeiung das der Regen ja irgendwann mal wieder aufhört ging wohl irgendwann heute morgen in Erfüllung. Heute war es allgemein grau aber trocken. Feste Termine gab es nicht mehr, also auf gut Glück ab durch die Stadt und noch hier und da ein paar Bilder schießen…  links am Dom vorbei in die Stiftsgasse… auch ein wenig verwunschen und eine andere Ansicht des Domes… dann an der Gera entlang, an der Ruine der Barfüßerkirche vorbei zum Anger… das ist sowas wie der Erfurter Kurfürstendamm… dann nochmal zur Krämerbrücke mit Enten… irgendwann kam ich dann wieder am Fleischer vorbei und nahm mir eine Suppe zum Mittag mit. Dann gab es erstmal eine kleine Pause…

Die Ruine der Barfüßerkirche
Anger
Kaufmannskirche mit Lutherdenkmal

später noch ein kleiner Erkundungslauf… viel passiert ist an diesem Nachmittag aber nicht mehr… irgendwann waren alle Hotspots abgelaufen, das Wetter hat einen auch nicht herausgefordert „komm raus du Stubenhocker“… außerdem ist das ja auch irgendwie Urlaub und kein Leistungssport. Gegen 19:00 Uhr ging es dann erstmal in Patricks Pub… Burger und Guinness waren angesagt… die drei Pubs sind alle zu empfehlen… die Leute denen das gehört haben gut investiert und das Personal war auch in allen Läden stets freundlich und kompetent. Das Dubliner ist das größte, bei Molly Malone war ich Dank Karl-Heinz nur kurz und im Patricks hat es mir irgendwie am besten gefallen. Zum Abschluss des Tages ging es dann nochmal ins Johnnie Worker. Mein Eindruck von gestern bestätigte sich definitiv… wäre ich wohnhaft in Erfurt… dann würde ich ziemlich oft beim Detlef sein… nicht nur wegen der hervorragenden Whiskyauswahl, sondern auch wegen dem netten Publikum… ich müsste nur von Guinness auf Murphys umsteigen (sic)…

…es gibt tatsächlich eine Schottenkirche… warscheinlich ohne Whisky…
Enten an der Krämerbrücke 1
Enten an der Krämerbrücke 2

…mittlerweile sitze ich wieder im Zug Richtung Berlin… etwas verschmitzt blinzelt die Sonne ab und zu durch… naja…. Es waren drei schöne Tage und ich kann Erfurt nur empfehlen. So viel Kunst und Geschichte in der Mitte Deutschlands gibt es selten auf einmal… Drei Tage für die Stadt sind großzügig bemessen… noch ein Tag wäre zuviel und einer weniger zu kurz. Was bleibt ist eine schöne Erinnerung.

Kirchgasse bei Nacht

McLarsen goes to Arran (2018)

Tag 1: Stranded In Ardrossan

September 2018 und es ist wieder soweit, ich bin mal wieder in Schottland und werde euch daran wieder teilhaben lassen. Der Plan ist es, eine Woche auf der kleinen Insel Arran zu verbringen… das ist recht üppig wenn man bedenkt, das es derzeit nur eine Whiskybrennerei dort gibt und die zweite noch gebaut wird. Aber der Whisky hat mich ganz sicher auf dieses Land gebracht, ist aber wirklich nur ein Baustein in diesem Puzzle. Das schöne Land und seine tollen Leute haben mich zum Schottlandjunkie gemacht. Freiwillig ist da wohl auch kein Ende in Sicht… auch wenn der Brexit vor der Tür steht… Diesmal ist es die Schottandreise No.13… mit Hinflug am 11. September… ob da alles so klappt wie immer ?…

…nun ja… nicht wirklich, es fing auf dem S-Bahnhof Bornholmer Straße an, wo ein nicht allzu schlauer Rollstuhlfahrer versucht hat Rolltreppe zu fahren, dann böse kopfüber runtergefallen ist und ziemlich übel hilflos auf der noch laufenden Treppe lag, genau in dem Moment wo ich auf der anderen Seite runtergefahren bin. So schnell wie ich konnte bremste ich die Rolltreppe, es kamen dann noch zwei andere Passanten, die mitgeholfen haben, irgendwann auch Bahnpersonal…, eine S-Bahn war dann weg, aber das machte nichts, da kurze Zeit später die Verspätungsmeldung des Fluges gemailt wurde… damit war ich wieder locker in der Zeit. Die Verspätung des Fluges nach Glasgow betrug 40 Minuten und ich dachte bei mir… gut das ich extra die späte Fähre gebucht habe, damit ich nicht hetzen muß. Die Autovermietung am Flughafen liegt etwas außerhalb, das da mit Kleinbussen transferiert wurde sah ich erst als ich dort war, insgesamt kostete das auch wieder Zeit. Als ich dann dran war, rief mich eine Dame von Calmac (das ist die Fährenbude in Schottland) an und teilte mir mit das die letzte Fähre gestrichen wurde, vielleicht schaffe ich ja noch die davor (18:00 Uhr):(es war 17:15 Uhr)… Als endlich alle Formalien vom Autovermieter abgeschlossen waren fuhr ich die kleine koreanische Eierfeile mit quietschenden Reifen vom Hof, vielleicht schaffe ich es ja noch… zum Glück hatte ich mir die Strecke gestern nochmal angeschaut, Navi stellen war nicht mehr… aber nun gut… der Verkehr war recht zäh und eine Baustelle mit Stau verhinderten meine pünktliche Ankunft, die Fähre war weg. Etwaige Schadensersatzdinge muß ich später klären.

...stranded in Ardrossan...

Da ich nun in Ardrossan gestrandet war, brauchte ich nun eine Unterkunft. An dieser Stelle lob ich mir die schöne neue digitale Welt, in der man mit dem Smartphone mit wenigen Klicks eine Bleibe findet. Diese heißt Victoria Guesthouse mit Strandblick in Ardrossan / Saltcoats. 

Der Name Saltcoats kommt aus der Zeit als hier aus dem Meer Salz gewonnen wurde, hauptsächlich für die Fischerei...
Die waagerechten Haare belegen die steife Brise...

Vielleicht wäre ich hier ja nie gelandet… und es ist sogar ganz hübsch hier. Endlich weiß ich auch wo sich der Regen, den wir in Berlin ja nur noch vom Hören und Sagen kennen versteckt hat… hier. Allerfeinstes schottisches Schietwetter begleitete meinen kleinen Strandspaziergang bevor ich dann zu Burger und Bier eingekehrt bin. Die erste Fähre um 7:00 Uhr darf ohne mich los, die zweite um 9:45 sollte mich dann aber an mein Ziel bringen…

McLarsen goes to Arran TAG 2 : BRODICK

…die gestrigen Abweichungen vom Plan sind vergessen. Heute hat alles geklappt und der erste Tag in Brodick hat Spaß gemacht. Die Überfahrt mit der Fähre dauert etwa eine Stunde und die hatte ganz schöne Wetterkapriolen zu bieten. Ich hatte streckenweise Angst, daß ich von Bord geblasen werde, so stark war der Wind. 

Aprilwetter auf der Überfahrt nach Brodick
...mit Besserung nach Ankunft... im Hintergrund der höchste Berg Arrans : Goatfell (874 m)

Bei Ankunft auf Arran wurde es dann aber zunehmend besser, von ein paar Schauern mal abgesehen. Ich habe keine festen Termine hier, aber zwei Ziele : einen Tag nach Kintyre rüber und einmal auf den Goatfell klettern. Für beides gibt es aber keine fixen Termine. Heute galt es erstmal die nähere Umgebung zu erkunden: Brodick, der Hauptort der Isle of Arran. Ich als schnöseliger Berliner hab mich ja bis jetzt immer auf den Hauptstädten der Inseln niedergelassen (Bowmore, Kirkwall, Portree, Tobermory) und so ist es auch diesmal die Haupt…stadt… ok, immerhin leben hier etwa 850 Einwohner… auf der gesamten Insel etwa 4600. Die Fläche von etwa 430 qkm ist vergleichbar mit der von Usedom, da leben laut Wikipedia 76.500 Einwohner… da ist aber auch plattes Land. Arran wird gerne als Schottland in Miniaturausgabe bezeichnet. Man muß wissen das Schottland in der Landschaft mindestens zweigeteilt ist… es gibt die hügeligen Lowlands und die teils krass beeindruckenden Highlands. Grund für diese Zweiteilung ist grob gesagt eine geologische Verwerfungslinie welche sowohl Schottland als Festland in High- und Lowland trennt und auch den Nord-und Südteil der Insel Arran unterscheidet… daher die Bezeichnung mit der Miniaturausgabe.

Isle of Arran - Brodick (Capital City)

Eingekehrt bin ich im Ormidale Hotel etwas abseits der Hauptstraße im Norden des Ortes. Es ist ein familiengeführter Betrieb mit Pub und allem Schnickschnack… genau danach hatte ich auch gesucht. Mein erster Eindruck ist sehr positiv, alles schön sauber und ein für eine Person recht üppiger Single Room. Wie das mit der Lautstärke ist… bin ich noch gespannt… Nach Erkundung der Hauptstraße mit diversen Geschäften Cafés etc. ging es dann aus den Dorfkern hinaus zum Arran Hertiage Museum. Eintritt kostet 4 £ und man erfährt viel von der geologischen Entstehung der Insel, über die Zeiten der Wickinger, Robert the Bruce, Highland Clearances und Weltkriege. Man besichtigt eine Schmiede, ein Cottage von etwa 18hundertirgendwas und kann jede Menge landwirtschaftliches Gerät inspizieren. Danach ging es zum Brodick Castle bzw. den umliegenden Gärten. Das Schloss ist bis nächstes Jahr wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, die Gärten sind davon nicht betroffen. Ich machte eine Führung mit, die auch ohne Innenansichten des Castles viel über Geschichte und die Personen die dort gewirkt haben Aufschluß gibt. Der Garten beeindruckt mit seiner Artenvielfalt, die einer späten Regenten-gattin mit grünem Daumen zu verdanken ist. Besonders lohnenswert soll ein Besuch um Mai – Juni sein, wenn alles in Blüte steht.

Brodick Castle... teils Mittelalter, teils Cromwellzeit, teils Victoriazeit...
In den Brodwick Castle Gardens... jeder Botanische Garten wäre neidisch...

Gleich neben den Gärten befindet sich die Arran Brewery. Ich hatte ein wenig falsche Erwartungen diesbezüglich… ich dachte nach dem ganzen Gelatsche könnte man sich dort etwas an selbstgebrauter frisch gezapfter Ballerbrühe laben… aber der Shop ist eigentlich nur ein Verkaufsraum für Flaschbier und Merchandise… warum kein Biergarten ??? …nun gut, dann über den netten Fußweg namens Fisherman’s Walk der teilweise über den Golfplatz führt, zurück zum Strand von Brodick und ein dram aus der Jackentasche ins Glas, dabei die eintreffende Fähre im Visier bei mittlerweile standesgemäßem Wetter… is ja Urlaub…

...das Wetter vom Vormittag war wie der Schnee von gestern...

Abends wurde der Pub eine Etage tiefer getestet und für sehr gut befunden. Später gab es noch Pop Bingo… man hat mich fast genötigt mitzumachen, aber ich hab noch nie Bingo gespielt und weiß auch nicht wie das geht… bei der Musik kannte ich dennoch fast jeden noch so peinlichen Song mit Titel und Interpreten… Morgen… ist Donnerstag… der Rest ergibt sich… bis dahin…

McLarsen goes to Arran TAG 3 : ARRAN – NORTH

Kopfintern war ja eigentlich der Abstecher nach Kintyre für heute vorgesehen. Wenn ich jedoch in die weitere Interna meines Schädels eintauche, kann ich mich allerdings nicht ganz frei von dem Gedanken machen, das der Hauptgrund dafür in einer Brennerei mit angeschlossenen Whiskyladen der Treibstoff dafür ist… da gibt es schließlich so einen Käfig, wo arme Whiskyflaschen eingesperrt sind… und …ach die ärmsten… Naja nach einigen hin-und-her-überlegen beschloss ich zumindest heute nicht nach Kintyre zu fahren, vielleicht ja morgen oder übermorgen… Ein weiterer Punkt meiner innerlichen Absage war dann auch das Wetter. Währenddessen es in Berlin und Brandenburg weiter vor sich hin trocknet, hat es sich hier offensichtlich eingeregnet. Mein persönliches Schottlandwetter habe ich vermutlich bereits im Juni verbraucht als ich mit Hamburger, bayerischen und Mecklenburger Freunden die Westküste unsicher gemacht habe. 

 

Seit 1995 in Betrieb : die Isle of Arran Distillery.

Also Plan hin oder her… erstmal ins Auto und den Nordteil der Insel abklappern… erste Station : The Isle of Arran Distillery. Die aktuell einzige Whiskybrennerei auf Arran (ein Zustand der sich in den nächsten Monaten ändern wird…) war eine der ersten Brennereien die ich vor 8 Jahren besucht habe. An den Touren hat sich laut Website glaub ich nicht viel geändert, deshalb sparte ich mir das auch und wurde stattdessen im Shop fündig und zwei Distillery Only Flaschen (eine davon von 1996… man muß wissen…der erste Spirit floss hier 1995…) und ein Blechschild zum Arran Brodick Bay (einer limitierten Abfüllung die es im nächsten Offside Tasting geben wird), dürfen mit nach Berlin. Noch ein paar Fotos von außen, dann weiter zum Lochranza Castle was mich ein wenig an meinen Zahn erinnert, der mir neulich halb abgebrochen ist… von vorne noch einigermaßen ansehlich, aber von hinten kaputt und innen hohl. Nun ja, ich werde demnächst zum Zahnarzt gehen und das Lochranza Castle zum Castledoctor… (ich merke… ein paar Guinness machen beim schreiben albern…)

Lochranza Castle... bzw. was davon übrig ist...

Weiter ging es die Ringstraße um die Nordspitze der Insel zur Westseite, wo sich die Steinkreise von Machrie Moor befinden. Man läuft vom Parkplatz bis zu den Steinkreisen etwa eine halbe Stunde und zurück. Leider fing es da gerade an so richtig zu schütten, aber mit Wind von hinten… ich war später froh, eine zweite Hose mitgenommen zu haben… aber egal. Die Steinkreise von Machrie Moor sind etwa 4000 Jahre alt . 

Machrie Moor... 4000 Jahre alte Steinkreise

Vom größten Kreis stehen nur noch 3 Steine, die lassen aber ahnen, was hier mal abgegangen ist… sicher großes Kino für Fred Feuerstein & Co. Lustig war noch eine Truppe von Leuten, die irgendwelchen spirituellen Hokuspokus in einem Steinkreis gemacht haben… ich mußte mich zügeln, nicht ein unqualifiziertes „JEHOVA, JEHOVA“ zu rufen…

JEHOVA, JEHOVA !!!

Den Rest des Tages ist nicht mehr viel nennenswertes passiert, ich lobe nochmal die Bar in diesem Haus, die Betreiber haben sich viele nette Details ausgedacht, so klebt die nicht zu umfangreiche Speisekarte auf alten Schallplatten… und die Tische haben den Umriss der Insel Arran… gibt es sicher auch nicht im Möbelhaus… Beim Pubquiz hab ich heute nicht mitgemacht…das hat mir auch die Blamage erspart… erstens ist mein Englisch mangelhaft, zweitens… was hab ich für Ahnung von britischen TV Sendungen oder Moderatoren. Promis etc… Aber die Leute hatten Spaß… ich auch…

McLarsen goes Arran TAG 4 : KINTYRE

…zum Glück hat es heute nur einmal geregnet… es muß irgendwann heute morgen angefangen haben und … es regnet immer noch…, selten unterbrochen von einigen Minuten Wasserstillstand mit gelegentlichen Sonnensekunden. Was tun bei dem Wetter (?)… Also doch nach Campbeltown. Nach dem Frühstück die koreanische Eierfeile gesattelt und nach Lochranza geritten… das ist der zweite Fährhafen Arrans im Norden der Insel, wenige hundert Meter von der Arran Distillery entfernt. Selten habe ich eine Fähre so perfekt in Zeit erwischt wie heute, ich kam auf den Patz, wo man sich der Reihenfolge nach einreihen muß, hatte die letzte freie Nummer und mein Vorgänger rollte schon los, also rauf auf die Fähre… eine halbe Stunde dauert die Überfahrt, Preis für einmal hin und zurück mit Auto und einer Person : 25,20 £. 

Lochranza von der Fähre aus...
...ein Springbankier muß auch mal seine Filiale besuchen...

Zwecks Schnappschüssen aus dem Autofenster raus, fuhr ich die geografisch kürzere, straßentechnisch deutlich längere Single Track Road nach Campbeltown, gut eine Stunde ist man da unterwegs. In Campbeltown waren eh nur zwei Läden interessant : Cadenheads und der neue Distilleryshop bei Springbank. Wenn man das Hobby Whisky nicht ganz im Verborgenen betreibt, dann kennt man im Laufe der Jahre durch Foren etc. viele Gleichgesinnte, so war es auch kein Wunder bekannte Personen aus Deutschland bei Cadenhead zu treffen… bei dieser Gelegenheit… gute Weiterreise René… Zwei Flaschen aus dem Cage konnte ich befreien… beide 14 Jahre… ein Springbank und ein Longrow aus absichtlich eher hellen Sherryfässern. Nach der Befreiung aus dem Käfig werden sie vermutlich erstmal im Offside Keller auf dem Billardtisch eingekerkert werden… Pech(mann) gehabt… Bei (meiner Lieblingsbrennerei) Springbank war ich ja erst vor ein paar Wochen und im kommenden April habe ich ja schließlich Dank zahlreicher Gönner im Zusammenhang meines 50. Geburtstages einen Termin zum arbeiten… damit war das heute ein kurzer Termin… Eigentlich wollte ich dann ja noch zum Southend und zum richtigen Mull of Kintyre, das ist ein Leuchtturm etwa 20 km von Campbeltown entfernt…aber es hat derart gegallert, da wäre ich nicht ausgestiegen… also… auf der „großen“ Straße zurück nach Norden. Es gab Momente, da mußte ich 30 fahren, da ich vor lauter Wasser nichts gesehen habe… einmal dachte ich in einer tiefen Pfütze mit LKW Gegenverkehr, ich werde von der Piste gespült… am Ende war aber alles gut. Nächste Station : Skipness Seafood Cabin.

...ja Schatz... mir schmeckt es auch... Skipness Seafood Cabin...

Aus diversen Berichten von Leuten, die ähnliche Berichte schreiben wie ich… war es für mich Pflicht, diese gastronomische Perle zu besuchen. Wer jetzt irgendwas schnöselig hippes, vornehmes erwartet… vergesst es. Seafood Cabin heißt ja schon mal nicht Restaurant, wir Deutschen würden es wohl schnöde Imbiss nennen. Es gibt prinzipiell viele Sitzplätze, alle draußen, überdacht allerdings nur 3 Tische… beim heutigen Wetter ein entscheidendes Kriterium. Ich bestellte die berühmte Seafood Platter und ein Arran Bier aus der Flasche und war sehr glücklich damit… ich hätte sogar noch mehr vertragen, die Preise waren sehr fair, aber es sollte ja auch nur ein Imbiss werden. Lustig waren die teilweise bizarren Hühner die dort heimisch sind, eines setzte sich spontan mit mir zu Tisch… Gut das es nicht der Wienerwald war… Dann ging die Fahre zurück nach Arran und hier ist heute dann nichts mehr besonderes passiert. In der Bar meines Vertrauens läuft zur Zeit Karaoke mit der kompletten Dorfjugend… es war Zeit für mich zu gehen… Morgen… wenn das Wetter mitspielt… geht es bergauf…

Tag 5: Goat Fell

Eines meiner Ziele war wie bereits erwähnt der Aufstieg auf den höchsten Berg der Insel Goat Fell (874 m). In den vergangenen Tagen war das wegen des anhaltenden Regens zumindest ungünstig. Da die Wettervoraussage aber sowieso nicht gerade optimistisch war, musste ich warten, wann es mal geht. Die Kurzzeitprognose für heute sagte : entweder jetzt oder nie. Kein Regen bis etwa 15:00 Uhr… das ist zu schaffen. Also mit dem Auto etwas abgekürzt auf den Parkplatz bei der Arran Brauerei und ab ging es… ähmn… nein hoch natürlich. 10:10 Beginn des Aufstieges. Diverse Ratgeber sagen 4 bis 6,5 Stunden für hin und zurück voraus. Ich habe den letzten Berg glaub ich am Wandertag in der 2. Klasse bestiegen, wir waren in den Ravensbergen (etwa 110 m) bei Potsdam unterwegs und ich kann mich glaub ich auch an keine Details erinnern. Der Goat Fell ist zwar 874 m hoch, aber das klingt auch erstmal nicht nach Mount Everest. Man sollte aber bedenken das die Berge hier an der schottischen Westküste mehr oder weniger aus dem Wasser, also von Null beginnen. Sehen wir einen höheren deutschen Berg… ich sach mal den Brocken an… dann stehen wir bereits auf ein paar hundert Metern Bergvorland oder so… die Berge hier in Schottland, (oder auch ähnlich die noch krasseren Berge in Norwegen), haben zwar keine beeindruckenden Höhenzahlen, steht man aber davor… weiß man das das nichts zählt.

...erste Ausblicke auf die Bucht von Brodick...
...nur der Berg selber hüllt sich in Wolken...

 …ähmn… wir waren stehengeblieben: 10:10 Uhr Beginn des Aufstieges . Es folgte ein Waldweg , schon ziemlich aufwärts aber halt ein relativ ebener Waldweg. Was ich immer wieder dachte… so viele gute Pilze am Wegesrand… und ich hatte keine Verwendung dafür… Danach wurde der Weg schmaler und steiler… im Prinzip war es ein kleiner Bach, denn es floss ständig Wasser runter… Man konnte es durchaus geniessen, sich umzudrehen und Brodick Bay aus der Ferne zu bestaunen. So ging das eine Weile und ich hatte schon am Anfang Zweifel, ob meine Kondition das bis zum Ende mitmacht… schließlich trainiere ich seit über 25 Jahren Unsportlichkeit… und Ausdauer war auch in meinen sportlicheren Tagen nicht mein Benchmark. So schön wie der Blick zurück auch immer war, der Blick nach vorne war… vernebelt. Die Spitze der Berges war einfach in Wolken gehüllt und… irgendwann fiel mir eine Episode meiner Kindheit ein. Als Ein-bis-zwei-Bierkistenhoch bin ich in Leipzig aufgewachsen (quasi meine ersten 7 Jahre). Fernsehtürme kannte ich nur aus Büchern oder Fernsehen… ich war beeindruckt ohne je einen gesehen zu haben… Eines Tages ging es als Tagesausflug nach Berlin und da war klar… der Fernsehturm natürlich. Dummerweise war an diesem Tag dichter Nebel und ich war schon nicht begeistert, daß ich vom Objekt meiner Begierde nur so einen langen Stiel gesehen hatte. Ich nötigte jedoch meine Mutter so lange bis sie entnervt einwilligte, da hoch zu fahren. (es war nicht so, das sie mir verheimlicht hatte, das man bei Nebel von oben auch nichts sieht…) Naja… es kam wie es kommen musste… ich war stinksauer, warum man denn nichts sieht… Nun ja, das war ca. 1973 oder 74… heute stand ich dann auch vor der Entscheidung… wegen der schönen Aussicht lohnt sich der Aufstieg heute nicht… aber irgendwie hatte ich den Punkt überschritten, noch einen Rückzieher zu machen… ich wurde ständig überholt… von Rentnern, Kindern, Hunden… hätte nur noch einer mit’m Gipsbein gefehlt… Die Pauseninterwalle wurden kürzer und ich hab mich auch nicht ganz leicht getan… aber auch Dank guter Schuhe kam ich irgendwann oben an. Das Wetter da oben war eine Katastrophe, Wind, gefühlter Frost und Null Sicht… nun gut… ein Glas Arran Whisky wärmte ein wenig und nach 10 min ging es wieder zurück. 

Ein ganzer Held Dank guter Schuhe
Darauf einen Arran 21y von Scoma. war so... speziell, aber in diem Moment sehr gut.

Währenddessen beim Aufstieg Kondition gefordert ist, ist es beim Abstieg durch das ganze Granitdedöns Konzentration… immerhin geht es aber bergab und es bereitete mir keinerlei Mühe. Ich bin also warscheinlich eher der Bergabsteiger… (warscheinlich meiner bekennenden Warmduschermentalität geschuldet…)

Abwärts war das Wetter wieder als wäre man mit dem Flieger woanders gelandet...

Fazit : 15:10… genau 5 Stunden nach dem Start war ich wieder unten, unverletzt und ohne Skistöcker, die scheinen ja wichtig zu sein… Der Rest des Tages war der Entspannung gewidmet. Morgen ist der Südteil der Insel dran und das ist dann leider auch schon der letzte Tag auf der Insel… aber das ist erst morgen…

McLarsen goes Arran TAG 6 : ARRAN – SOUTH

…wenn es schon einen Artikel mit Arran North gibt, dann fallen jetzt sicher nicht alle vom Glauben ab das es in der Arrangolie auch noch eine Südvariante gibt. Mit etwas Muskelkater in den Hüften von der gestrigen Bergbesteigung ging es zur Erkundung des südlichen Inselteiles. Erste Station war Lamlash, ein Hafenort nur etwa 3 Meilen von Brodick entfernt und sogar mit ein paar mehr Einwohnern als die Hauptstadt. Imposant ist der Blick auf die Insel Holy Island direkt gegenüber vom Hafen. Buddistische Mönche sind dort ansässig.

Lamlash Hafen mit Holy Island
...noch eine Insel in der Ferne : Ailsa Craig

Das Wetter war zu meiner Ankunft etwas rau, es stürmte und der Regen peitschte, obwohl der Wetterbericht eigentlich nichts von Regen schrieb, die Straßen waren leer, die Einwohner in der Kirche und die Geschäfte zu. Sonntag halt. Also weiter… das Wetter beruhigte sich alsbald, es ging durch schöne Küstendörfer und immer wieder enge, kurvige Straßen, immerhin alle zweispurig. Nächste Station war die Baustelle der zukünftig zweiten Whiskybrennerei auf Arran : Lagg Distillery. So ziemlich an der Südspitze der Insel gelegen, soll sie ab Anfang nächsten Jahres rauchig-torfigen Whisky herstellen, errichtet wird das ganze von der Isle of Arran Distillery in Lochranza. Da es ja nicht recht erlaubt ist am Sonntag über Baustellen zu laufen um Fotos zu machen, konnte ich nur ein paar Schnappschüsse vom Rand aus machen. Die Warehouses sind wohl fertig, die Brennblasen wurden neulich geliefert (auf der Website der Arran Distillery gibt es ein Video davon)… den Rest werden wir sehen, wenn das Teil im Frühjahr aufmacht …selbstverständlich mit Visitorcenter und allem drum und dran…

Die Baustelle der Lagg Distillery

Nächster Programmpunkt war King’s Cave. Hierbei handelt es sich um natürliche Höhlen an der Westküste der Insel, wo angeblich mal König Robert the Bruce genächtigt haben soll. Die Historiker sind sich zwar ziemlich sicher, das das sehr unwahrscheinlich ist, aber als Spaziergang taugt die Strecke schon. Man kann einen Ringweg laufen, welcher 5 km lang ist und an den Höhlen (es sind mehrere) vorbeiführt. Das da auch wieder ganz gut schwieriges Gelände dabei ist erfuhr ich erst als es so weit war… aber wenn schon Muskelkater, dann richtig… Ich brauchte 1 Stunde und 20 Minuten für die Strecke und bin damit glaub ich nicht schlecht…

Die Höhlen an der Westküste...
...angeblich hat Robert The Bruce hier mal genächtigt...

Viel mehr Sachen über die es sich lohnen würde zu schreiben, gab es danach nicht mehr. Heute war der letzte Abend auf Arran und ich möchte an dieser Stelle nochmal das Ormidale Hotel empfehlen, sowohl für die Unterkunft, die Bar, das Essen und das Engagement was die Macher hier für die Anwohner auf die Beine stellen. Es gibt jeden Tag irgendeine lockere Veranstaltung… Pop Bingo, Pubquiz, Karaoke, Disco… heute war es Live Folkmusic Session. Die 4 Musiker, ich vermute 2 Ehepaare um die Mittsechziger, nicht gerade mit Coolnessfaktor ausgestattet, hatten nur 2 Fans dabei… ein Ehepaar im selben Alter. Dagegen dann der örtliche Fußballklub (die müssen gewonnen haben) mit der eigenen Idee von Partymusik… sprich… die armen Folkmusiker sind im Gegröle etwas untergegangen. …aber ich wollte noch was sagen zum Ormidale Hotel und Bar… das Anwesen wurde 1856 als Ferienhaus für den englischen Landschaftsmaler George Hering errichtet und wurde 1935 von der Familie Gilmore gekauft, die das Haus heute noch führt. Brodick auf Arran ist nun mal ein Dorf wo nicht viel los ist, aber hier ist man echt bemüht, für jeden etwas zu bieten. Respekt, hier macht man wirklich vieles richtig. Für Whiskyliebhaber gibt es auch eine gute Auswahl… sicher nichts Außergewöhnliches, aber eine solide Range mit natürlich etlichen Arran Whiskys.

Der Vorgarten vom Ormidale Hotel...unschwer zu erkennen, es war der einzige Sonnentag : Mittwoch

Morgen Vormittag geht die Fähre zurück nach Ardrossan, von dort zum Flughafen das Auto zurückbringen und der Rest gehört Glasgow… von dort oder aber auch einen Tag später von zuhause gibt es dann das letzte Kapitel… erstmal sehen was morgen abend so abgeht… 😉

Abschied von Arran

McLarsen goes Arran TAG 7 : GLASGOW

…so…alles hat ein Ende und der Urlaub gefühlt natürlich viel schneller. Gestern hieß es Abschied nehmen von Arran… garantiert war das nicht das letzte mal auf dieser Insel. Gestern ging es dann mit der Fähre nach Adrossan, dann das Auto am Flughafen abgegeben und mit dem Airport Link in die Glasgower Innenstadt. Dort checkte ich im easyHotel ein, also diese Schließkastenbuden von easyjet. Nun ja, 25 £, da darf man auch nicht viel erwarten, Fenster gab es nicht, der Koffer passte nur aufs Bett, W-Lan kostet 5 £ extra, Frühstück ist auch extra… Für eine Nacht nur schlafen ist es ok, für länger eher nix…, zumindest verkehrstechnisch ist es gut gelegen. Ich wollte es auch nur mal probiert haben. Dann ging es in die City shoppen… quatsch… erstmal in die Shilling Brewery und zwei von deren selbstgebrauten probiert, ein IPA und ein dunkles was wie Schokoladentörtchen geschmeckt hat.

Craftbeer bei der Shilling Brewing Company
...sieht schon geil aus, das Interieur vom Pot Still...

Dann weiter ins Pot Still. Als ich vor einigen Jahren das letzte mal da war, war dort laute Diskomusik und die Atmosphäre ziemlich mies, so das ich mir vornahm, hier erst mal nicht wieder zu kommen. Nach etwa 5 Jahren traute ich mich dann doch mal wieder und wurde nicht enttäuscht. Ein 1988er Rosebank für 15 £ (3,5 cl) war ein fairer Preis und vor allem sehr lecker. Dann erstmal etwas essen, damit der Abend nicht verfrüht beendet wird und danach ins Bon Accord, meinem Lieblingspub in Glasgow. Von Paul, dem Seniorchef wurde ich auch prompt wiedererkannt und hatte gleich einen raren Single Cask Highland Park im Glas. Danach gab er mir noch eine etwa 35jährigen Macallan von einem Fass was die da irgendwo rumstehen haben. Sehr viel Sherry, staubtrocken… und lecker. Er sollte aber vielleicht langsam aus dem Fass raus..

Glasgows bester Pub heißt Bon Accord. Bei mir zumindest...

Ein paar Pints später reichte es dann auch und es ging heimwärts in den Karnickelstall. Heute morgen dann wieder zum Flughafen, rüber nach Berlin, dort erstmal fast einen Hitzeschock bekommen… 18. September.. 30 Grad.. Hallo ?

Nette Impression auf dem Rückflug : Sylt, Föhr und Amrum von oben...

Nun ja, jetzt bin ich wieder zuhause und das ist auch gut so. Frau und Katzen freut es auch. An dieser Stelle vielen Dank für die zahlreichen netten Kommentare und vielen Dank fürs lesen. Der nächste Bericht kommt warscheinlich im April bei meinem Arbeitseinsatz bei Springbank in Campbeltown. …see you…

McLarsen im Land der tausend Biere I. Fränkische Schweiz & Bamberg (August 2020)

Prolog / Tag 1 : Anreise / Krug Bräu

2020… das Coronajahr… ich hoffe es bleibt dabei und man wird in Zukunft nicht vom ERSTEN Coronajahr sprechen weil es länger dauert… nun ja was ich sagen wollte ist das dieses Jahr bezüglich von Reiseaktivitäten ein schwieriges Jahr ist. Eine Schottlandreise war eigentlich für September geplant und auch schon komplett durchorganisiert… neulich hab ich alles abgeblasen, zu unsicher alles noch. Im April hatte ich bereits eine 10tägige Deutschlandreise geplant und ebenso komplett gebucht… Der Plan dieser Reise war in etwa : 2 Tage in : Erfurt, Bamberg, Freiburg, Koblenz und Paderborn. Warum diese Städte (?) sie haben alle eine interessante Geschichte und einiges an geschichtsträchtigen Gebäuden… dazu sind sie auch für regionale Spezialitäten im kulinarischen Bereich bekannt… sowohl im Bereich Speisen als auch Getränken… das ist ja dann schon mein Thema und dann…kam Corona… … das Offside mußte wie alle anderen Bars schließen, plötzlich war alles was man kannte und in den letzten Jahren machte auf dem Prüfstand gestellt… und unsere Katzen fragten sich bestimmt was mit uns nicht ganz richtig ist da wir den ganzen Tag in ihrer Wohnung verbrachten. Mittlerweile ist es Ende August, der Sommer so gut wie vorbei, das Offside längst wieder geöffnet und nun also zum ersten mal in diesem Jahr raus aus der Stadt, ab aufs Land… es geht in die fränkische Schweiz, mit Freunden zusammen eine Bierwanderung und im Anschluß noch ein paar Tage in Bamberg. Es handelt sich um ein paar Tage voller Bier,  gutem Essen, schöner Landschaft und netten Leuten.

…schon lange hörte ich mal was von Bierwanderungen und fand alleine das Wort cool… Wanderung = ich kann einigermassen gut geradeaus laufen und zur Belohnung gibt es ein regional gebrautes Bier… das ist durchaus korrekt… aber man tut gut daran in eine Gegend zu fahren, wo das Bier auch richtig gut schmeckt und das Drumherum wie Essen und Unterkunft auch hinhaut…
Ich war jetzt 10 Jahre fast ausschließlich in Schottland und Irland unterwegs… 19 x Schottland… 2 x Irland… in Schottland wage ich mir zu erlauben so etwa jedes zweite Dorf …naja… dritte oder vierte… zu kennen… aber wenn mich die Schotten immer gefragt haben wo ich her komme… klar Berlin Mitte… (nicht schlecht vielleicht)… aber wenn die Schotten dann erzählt haben wo sie mal in Deutschland waren, dann waren das entweder Orte wo sie mal als alliierte Streitkräfte stationiert waren oder irgendwelche Ziele wie Schwarzwald oder fränkische Irgendwas… Beim Fränkischen lässt sich sicher einiges finden… die Landschaft ist nicht spektakulär aber relativ immer schön… die Menschen sind entspannt und nicht so speziell wie in dem Teil des Landes was man Bayern nennt… Der Unterschied zwischen Bayern und Franken ist außerdem das man in Franken gutes Bier braut bzw. manche sagen sogar das die das da im Gegensatz zu Bayern überhaupt können… Ich möchte mich also auch „weiterbilden“ um besser Auskunft über mein eigenes Land geben zu können, sollte ich im Ausland mal wieder danach gefragt werden.
Die Gemeinde Aufseß (da gehören mehrere Dörfer dazu… insgesamt etwa 1300 Einwohner) hatte im Jahre 2001 die höchste Brauereidichte pro Einwohner weltweit (4 Brauereien / 1300 Einwohner)
… prompt gab es einen Eintrag in das Guinness Bier Buch der Rekorde… und das heißt für mich… kann so verkehrt nicht sein…
Alleine macht so etwas garantiert keinen Spaß… da sollte man schon mit Leuten hinfahren die man gut kennt und am besten schon mal mit ihnen unterwegs war… es traf sich gut das ich meinen besten Freund André (seit 1975) nicht lange überreden musste… meinen Freund Immo auch nicht, Matthias die ganze Aktion auch erstmal ins Spiel gebracht hatte und auch einen erheblichen Teil organisiert hat, Carsten als guter Freund von Matthias dabei war und Matthias’ Bruder Thomas noch aus Erlangen dazu stieß… ein gutes Team war also schnell gefunden…
Die Anreise erfolgte mit der Bahn von Berlin Hauptbahnhof via ICE nach Bamberg… gerade einmal 2,5 Stunden hat das gedauert, unterwegs gab es zur Einstimmung ein paar kleine Whiskys …ich hatte tags zuvor schließlich Geburtstag. In Bamberg angekommen ging es mit einem Taxi weiter, welches 5 Personen fassen musste. Der erste Wagen der das konnte und sich mit uns in Bewegung setzte war ein… gute Frage was war das überhaupt (?) jedenfalls kein Van oder so sondern ein Wagen mit einer Art Notsitz. Der Fahrer war ein älterer Osteuropäer namens Viktor, der vielleicht einen alten Rekord mit der Strecke brechen wollte… jedenfalls ist das Blech seines Autos was unter unseren Füßen war jetzt etwas eingedrückt… will sagen … der ist gefahren wie ein Wahnsinniger und ich hatte Momente wo ich mir ausmalte, wie die Presse dann später hätte berichten können „Es hätte ein schönes Wochenende werden können“. …aber naja… wir sind letztendlich gut in Breitenlesau angekommen, der Viktor war aber das ganze Wochenende ein Thema dieser Tour…

Eine Russenlinde... warum ? steht auf dem nächsten Bild...
...genau deshalb...

So… Breitenlesau (Gemeinde Waischenfeld / Landkreis Bayreuth) ist ein Dorf mit etwa 200-250 Einwohnern, einer Kirche, einer Russenlinde und einer Brauerei. Diese Brauerei heißt Krug Bräu und sollte für 3 Nächte unser Quartier sein. Die Familie Krug gründete die Brauerei bereits 1834, bis heute ist es ein Familienunternehmen und das Bier ist auch überregional bekannt und wird auch ins Ausland exportiert. Ähnlich wie bei bekannten Whiskybrennereien auf den britischen Inseln ist das Business von der Herstellung von Alkohol nicht mehr auf die Produktion dieses eingeschränkt, es bedarf heutzutage schon etwas mehr um sich nachhaltig zu empfehlen und wirtschaftlich unabhängig zu bleiben, sollte es einmal nicht so laufen wie geplant. Im Falle der Krug Brauerei zählt dazu eine große Gastwirtschaft mit Biergarten, Übernachtungsmöglichkeiten und ein Tanzcenter (wegen Corona war das nicht auf und ich durfte nicht tanzen). Unser Zimmer (#9) war ein Dreibettzimmer welches ziemlich modern und auch geschmackvoll eingerichtet war… es gab nichts was ich vermisst habe. Für knapp 40 € pro p.P. pro Nacht mit Frühstück durchaus ok, die Zimmer sind durchaus sehr gefragt. Nachdem nun das Quartier bezogen war konnte nun das Wochenende eröffnet werden, also die paar Schritte raus in den Biergarten und Krug Bräu Olé… natürlich nicht ohne die beste fränkische Küche… auf den Tafeln standen fast ausschliesslich Speisen die ich liebe und so gingen in meinen Bauch neben den ganzen Bieren noch eine Schinkenplatte und ein amtliches Schnitzel. Das Krug Bräu gibt es als Helles und (80% vom Ausstoß:) Dunkles Lager. Das alles war sehr lecker und natürlich hat es die Berlin/Potsdamer Abordnung geschafft, die letzten auf dem Platz zu sein… machte ja nix… das Bett war nur ein paar Schritte entfernt. Es folgten einige Stunden Schlaf…

Das erste Bier... ich will nicht spoilern...aber es wird nicht das letzte gewesen sein...
Breitenlesau - Nankendorf Avenue

Tag 2 : Eine Wanderung zum Üben

Das Frühstück im Hause Krug war eher schlicht… Filterkaffee aus der Thermoskanne und ein unspektakuläres, kleines Buffet. Unsere erste Bierwanderung ist kein offizieller Bierwanderweg sondern eine individuelle Strecke, die Matthias und Carsten schon einmal gelaufen sind. Bei schönem Wetter ging es die ersten 3,5 km von Breitenlesau nach Nankendorf zur Schroll Brauerei. Auch dieses Familienunternehmen gibt es bereits seit über 150 Jahren… es gibt einen Gasthof mit kleinem Biergarten. Wir waren die ersten Gäste, durften die Sonnenschirme öffnen und kurz nach 11 Uhr stand das erste Bier auf dem Tisch, es war ein klassisches Landbier und wir nahmen sicherheitshalber zwei davon.

Das erste Bier des Tages...
...in der Schroll Brauerei Nankendorf...

Weiter ging es dann in Richtung Waischenfeld… mit 3000 Einwohnern eine Nummer größer als die umliegenden Ortschaften. Der Weg führte über einen Berg der mir als ungeübten Wanderer einiges abverlangte. Zur Belohnung stand dann oben eine kleine Kapelle… nein keine Combo mit Blasmusik zur Begrüßung sondern etwas zum beten (oder auch nicht). Danach ging es wieder bergab und wir kehrten ins Gasthaus „Zur Sonne“ ein. Dort gab es Mittagessen und Bier von der lokalen Heckel Brauerei. Es mag am Wetter oder am Namen des Gasthofes gelegen haben… fortan hatte ich den berühmten Tomatenkopf Sonnenbrand.

Die Kapelle am Ende des Aufstiegs
Rast im Gasthof zur Sonne... und die war an...

Es folgte ein erneuter Aufstieg und ein teilweise etwas abenteuerlicher Weg ins Dorf Hubenberg wo es gutes dunkles Bier der Brauerei Held aus Oberailsfeld gab. Die Kneipe war zwar laut Öffnungszeiten auf, hatte aber kein Licht an und es dauerte ein wenig bis sich jemand fand der in der Lage war Bier zu zapfen… auf’m Dorf ist halt alles bisschen anders… Das Held Bier war aber ein sehr gutes Gebräu, was auch doppelt getestet wurde.

Held Bier im Gasthof Polster Hubenberg
Hubenberg liegt übrigens bei Saugendorf 😀

Inzwischen drehte sich das Wetter und es fing ordentlich an zu regnen… zum Glück nur Wasser so das es nicht zu schlimm war, das wir die 3 km nach Breitenlesau an der Straße laufen mußten. Zurück an der Unterkunft stieß Thomas als letztes zu unserer Gruppe und wir waren komplett. Danach gab es natürlich noch Bier und lecker Essen… ich für meine Person hielt es aber den Abend bescheiden, schließlich erwartete uns tags drauf eine Tour von über 20 Kilometern mit 4 Brauereien… eine solche Strecke sollte man tunlichst einigermaßen fit antreten…

...der Sechser ist jetzt vollzählig...

Tag 3 : Die große Tour zum fränkischen Ehrenbiertrinker Diplom

Mit dem 9 Uhr Gong des Kirchturms setzte sich die Kolonne in Bewegung, welche es anstrebte mit dem Diplom „Fränkischer Ehrenbiertrinker“ zurück zu kommen. Dieser offizielle Wanderweg ist 14 Kilometer lang und verbindet 4 Brauereien, die alle zur Gemeinde Aufseß gehören. Mit 1300 Einwohnern ergibt das einen Schnitt, der zu einem Eintrag im Guinness Buch der Rekorde führte.

Um auf den Wanderweg zu kommen mussten wir aber erstmal 3 km in das Nachbardorf Hochstahl laufen… auch hier gab es wieder abenteuerliche Abkürzungen übern Acker… aber egal, in Hochstahl angekommen erwartete uns die erste Brauerei des Tages : Reichold. Genau wie die Krug Brauerei bietet auch Reichold Plätze zur Übernachtung an. Die Gäste kamen gerade vom Frühstückstisch als wir eintrafen und unser erstes Bier orderten. Diese Leute, überwiegend Ü50, waren in größeren Gruppen organisiert und hatten meistens mäßig originelle T-Shirts an damit man sie voneinander unterscheiden kann… viele sahen wir im Laufe des Tages wieder.

Das erste Bier des Tages bei Reichold in Hochstahl
...auf dem Weg...

Das Landbier der Reichold Brauerei schmeckte ausgezeichnet, so das wir sogar 3 Töpfe davon nahmen, bevor es weiter ging… schließlich standen etwa 4,5 Kilometer bevor. Die erste Rentnergruppe mit komischer Kleidung war schnell eingeholt… dann gab es einen Pinkelvorsprung zu erlaufen… so hatte unsere Truppe einen ganz schönen Zahn drauf… es machte auch Spaß weil niemand damit überfordert war. Das nächste Ziel war die Brauerei Stadter in Sachsendorf. Am Ortseingangsschild stellten wir fest, das in unserer Gruppe 4 gebürtige Sachsen sind…

4 x Born In Saxon

Die Brauerei Stadter ist eher ein kleiner Laden, es war Mittagszeit und wir mussten einige Minuten warten bis wir einen Platz bekamen. Das Bier war… nicht schlecht aber im Vergleich zum Reichold Bier ein deutlicher Verlierer. Hier reichte uns auch ein Bier und weiter ging es in Richtung Aufseß, wieder eine Strecke von über 4 Kilometern. Die Geschwindigkeit war noch immer hoch, in der Mittagssonne konnten wir sie aber nicht mehr steigern… es reichte aber um noch ein paar Leute zu überholen.

In Aufseß bei Rothenbach

Die Brauerei Rothenbach ist wahrscheinlich die größte auf dieser Strecke, so wohl mit der Menge der produzierten Biere als auch mit ihrem Gasthof und Biergarten. Wir hatten Glück das wir einen guten Tisch bekamen und nutzten den Aufenthalt neben diversen Bierproben auch zum Mittagessen, in meinem Falle ein schöner Tafelspitz mit Kloß… das Essen in Franken lässt ja keine Wünsche offen… der Aufenthalt in Aufseß war sehr angenehm, aber eine Station gab es noch zu absolvieren : Kathie-Bräu in Heckendorf… zwar nur 2 Kilometer, diese aber fast ausschliesslich steil bergauf… ich war zeitweise etwas kurzatmig… Kathie-Bräu ist nicht nur eine Brauerei mit sehr großem Biergarten, sondern auch ein beliebter Treff für Biker. Die Gebäude sind recht alt und sehen auch so aus, was die Sache aber nicht unsympathischer macht… im Gegenteil… vom Flair gefiel es mir hier am besten. Das Bier war ein Dunkles und schmeckte auch sehr gut. Da wir die 4 Brauereien alle abstempeln haben lassen, bekamen wir dort auch unser Ehrendiplom… immerhin besser als ein Jodeldiplom und überhaupt… diese Art der Fortbildung lobe ich mir. Vom Kathis trennten uns noch 5 km bis nachhause zum Krug, wir hätten diese direkt ansteuern können oder aber aufgeteilt in einmal 2 km zurück zum Reichold nach Hochstahl und von da aus die 3 km nach Breitenlesau… wir wählten die Version 2 und kamen nochmals in unsere erste Brauerei zurück um dort noch eine Rast mit Bier zu machen. Inzwischen kamen uns auch dann einige schräge Typen entgegen die schon viel getankt hatten und schlechtestenfalls noch mit lauter Schlagermusik bewaffnet waren… ein wenig Ballermann in Franken ließ sich nicht leugnen… insgesamt ging das aber… außerdem war Samstag.

...bei Kathie
...ähnlich... aber schon zurück beim Reichold...

Ohne Abkürzungen ging es dann zurück zum Krug und dort… ja… ihr ahnt es (?)… richtig, wir haben noch ein paar Bier getrunken. Danach haben wir alle sehr gut geschlafen… es war so einer der besseren Tage im Leben… ich denke ich spreche da für alle in der Gruppe.

Das Jodeldiplom

Tag 4 : Regentag in Bamberg

Der Zug der Rückreisenden André, Immo und Karsten fuhr um ca. 13:30 von Bamberg, das ließ noch Zeit um ganz in Ruhe zu frühstücken und danach… nun gut… was will man machen… man wartet auf das Taxi was für 12:00 Uhr bestellt war und was soll man inzwischen machen (?) …in einem Brauereigasthof (?)… richtig, ein gepflegtes Krug Bräu trinken. Der Taxifahrer hatte durchaus einen deutlich angenehmeren Fahrstil als Viktor… und Matthias weiß jetzt auch alles über die Gegend, seiner Familie und Nachbarn. Am Bahnhof Bamberg stiegen die Rückfahrer aus, Matthias und ich fuhren noch bis zum Hotel. Das City Hotel Bamberg ist ein sehr neues Hotel, es ist erst ca. 1 Jahr auf. Es handelt sich um ein umgebautes altes Bankgebäude und ich muß schon sagen, nicht nur der erste Eindruck ist positiv auch alles andere passt.

Das City Hotel
Domplatz im Regen

Der Regen wurde immer stärker und laut App war auch nicht zu erwarten das sich das noch ändert. Da aber auch dieser Regen nur aus Wasser war gingen Matthias und ich dann ins erste Brauhaus am Weg Sternla. Dort gab es lecker Bier und für mich einen amtlichen fränkischen Sauerbraten… Regen (?) mia doch egal…

Erstes Bamberger Bier im Sternla

Danach ging es ein wenig stadteinwärts, vorbei an dem berühmten Rathaus welches mitten im Fluss errichtet wurde und in der Liste der schönsten historischen Rathäuser Deutschlands ganz sicher eine Top 10 Platzierung hat, bis zum Domplatz. Schnell merkten wir das es im strömenden Regen keinen Spaß macht um die Schönheiten der Stadt zu erkunden… zum Glück gibt es ja nicht nur schöne Äußerlichkeiten sondern auch jede Menge „innere Werte“… Bamberg hat nämlich etwa 10 Brauereien mit angeschlossenen Gasthäusern. Leider sind die meisten davon entweder Sonntags oder Montags geschlossen, aber ein paar haben wir schon kapern können.

Im Ambräusianum

Da waren noch das Ambräusianum direkt neben dem Brauhaus Schlenkerla… das war so… eher lala und dann noch zur Brauerei Spezial, wo es uns sehr gut gefallen hat und wo es auch das erste Rauchbier auf unserer Reise gab. Wir schafften es wieder einmal die letzten zu sein, was aber 21:00 Uhr auch nicht weiter verwunderlich war. Es reichte ja auch und der Regen erstickte auch den größten Elan im Keim… also ab ins Hotel und in die Heia…

Brauerei Spezial
Die typische Handbewegung dieser Tage...

Tag 5 : Eine Bamberger Erkundungstour

 

Blick vom Michelsberg gen Nordosten
Blick vom Michelsberg Richtung Dom

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen brachte die Gewissheit : der Regen ist vorbei. Dann also das gute Frühstück im Hotel genossen und ab in die Stadt. Durch diverse Gassen und Straßen liefen wir zuerst auf den Michelsberg wie ihm die Einheimischen nennen (offiziell Michaelisberg) Bamberg steht wie Rom auf 7 Hügeln… auf zweien davon befinden sich Kirchen… der Dom und die Michaeliskirche mit ihrem dazugehörigen Klosterkomplex. Die Kirche wird gerade aufwändig restauriert, eine Besichtigung ist nicht möglich… der Ausblick den man von dem Berg hat ist allerdings frei… und sehr lohnenswert. Nach kurzen Stopps an Sehenswürdigkeiten wie dem Rosengarten war es Zeit für eine erste Rast… und die gab es in dem bekanntesten Brauhaus der Stadt : Schlenkerla.

Im Rosengarten
Klein-Venedig

Um die Mittagszeit war dort noch nicht so viel los, so das wir die Gelegenheit nutzten das weltbekannte Schlenkerla Rauchbier zu verkosten. Meine erste Begegnung mit diesem Bier war eher unangenehm… wenn man nicht darauf vorgewarnt ist was da gleich kommt, dann verzieht man doch erstmal das Gesicht. Nun ja, diesmal wußten wir was uns erwartet aber Fans werden wir von diesem Rauchbier wohl nicht mehr werden… Rauch im Whisky passt einfach besser. Schinken zu Schinken, Bier zu Bier…

Im Schlenkerla : Rauchbier...
...und Bamberger Zwiebel

Weiter ging es u.a. am Ufer der Regnitz mit dem schönen Ensemble alter und schiefer Häuser namens Klein Venedig und der Fußgängerzone (welche von den Geschäften her natürlich auch in Gera oder Wanne Eickel stehen könnten, aber die Häuser hier sind schöner) zur nächsten Brauerei : Fässla. Dort konnte uns das süffige Lager durchaus überzeugen und auch das Pils war nicht schlecht. Anschließend hatten wir einen Termin zur Domführung. 2 x am Tag gibt es öffentliche Führungen durch den Kaiserdom… sie kostet 5 € und beinhaltet einige Dinge, die dem individuellen Besucher der Kirche nicht zugänglich sind wie z.B. die Krypta und den Altarraum. Ich fand es sehr interessant und man könnte sicher noch viele Stunden durch das über 1000jährige Bauwerk wandeln… aber Kirchen kommen bei mir in den nächsten Tagen nochmal vor.

Dom - Blick zum Ostchor
Dom - Ostchor
Dom - Details vom Chorgestühl
Dom - Der Bamberger Reiter
Dom - Westchor
Dom - Altar von Veit Stoß

Nun hieß es erstmal Mittagessen und weil es so nahe war, ging es nochmal ins Schlenkerla… dort hatte ich von der Bamberger Zwiebel gehört und das klang durchaus lecker. Es handelt sich um so etwas ähnliches wie Kohlrouladen, nur nicht mit Kohl ummantelt sondern die Hackfleischmasse wird in eine große ausgehöhlte Zwiebel gefüllt. Es hat gut geschmeckt war aber auch nicht die Erleuchtung. Nach der Zwiebel und einem Rauchbier gab es dann erstmal eine kleine Pause im Hotel. Danach ging es weiter… ursprünglich wollten wir in ein Lokal namens Zapfhahn… einem nicht ganz so traditionellen sondern eher alternativen Laden… leider bekamen wir dort keinen Platz. Nicht weit von dem Laden ist ein Irish Pub… und wir dachten es kann nicht verkehrt sein ein wenig den Eisengehalt im Blut aufzufrischen und zwei Guinness zu trinken. Weiter ging es ein ganzes Stück weg von da zur Mahr’s Brauerei. Dort wurde um 21:00 geschlossen, weshalb wir nur ein Bier probieren konnten. Es war nicht so schlimm… das Mahrs Lager schmeckte uns beiden nicht… da war eine dominante Bananennote im Spiel. Wenige Meter von Mahr’s entfernt liegt die Brauerei Keesmann… deren Sternla Lager hat uns dann wieder geschmeckt… aber auch da war bald Feierabend und der zweite Tag in Bamberg ging zu Ende.

...Ausklang bei Mahrs...
...und Keesmann.

Tag 6 : Die Bamberger Erkundungstour wird fortgesetzt

Dieser Dienstag, 01.09.2020 war der Tag der Tour an dem ich als letzter übrig blieb, Matthias musste nachmittags zurück fahren. Bis dahin war aber noch ein wenig Zeit und wir machten da weiter, wo wir tags davor aufgehört hatten… durch die Stadt laufen und gelegentlich ein Bier trinken. Als erstes ging es ein wenig bergauf im Nordwesten der Stadt… dort kann man vorbei an gerade geschlossenen Biergärten und der Produktionsstätte von Schlenkerla laufen (das war nicht der direkte Weg) und sich dann mit einem Bier der Brauerei Greifenklau belohnen.

Die Brauerei Greifenklau
...und es schmeckt schon wieder...

Das Bier… es war ein Lager und wenn mich nicht alles täuscht ein Märzen war durchaus empfehlenswert. Das Wetter war wieder etwas unbeständig, es nieselte erst, dann wurde es doller… ok nicht so schlimm wie am Sonntag, aber …hmpf… Wir liefen noch ein paar Stationen ab um Sachen zu fotografieren die wir noch nicht hatten… dann wurde es aber doch Zeit für eine erneute Einkehr und zwar ins Klosterbräu… das war nun eine der letzten Brauereien die wir noch nicht besucht hatten. Neben Bier (Helles, Dunkles, Rauchbier) kam auch ein ordentlicher Gulasch zum Mittag auf den Tisch.

...Gulasch...
...und Bier im Klosterbräu... das letzte Prosit Bild zu zweit...

Als wir dann gingen hatte es aufgehört zu regnen, wir gingen zum Abschluss nochmal zur Fässle Brauerei (die nächstgelegene vom Bahnhof) und etwa 17:00 ging es für Matthias in Richtung Heimat. Ich ging erstmal ins Hotel und schrieb große Teile dieses Blogs… es ist ja nicht immer leicht sowas zu schreiben wenn mehrere Personen unterwegs sind, alleine nimmt man sich eher die Zeit. Später hatte ich erstmal genug von Bier und Schweinebraten, ich ging zum Italiener direkt neben dem Hotel und es gab Nudeln, Wein und Wasser. Damit war auch dieser Tag Geschichte.

Goodbye Matthias...

Tag 7 : Bamberger Kirchenwanderung

Die protestantische St. Stephanskirche...
...mit angenehm hellen, im Vergleich eher schlichtem Interieur...

An dieser Stelle muß ich erstmal kurz meine Beziehung zu sakralen Bauwerken erklären. Ich war zu keiner Zeit meines Lebens irgendeiner Religion verbunden und habe auch sonst keinen Draht zu spirituellen Sachen. Allerdings habe ich seit meiner Kindheit ein Interesse an sakralen Bauwerken und deren Kunstschätzen… das war zeitweise schwierig, zu Zeiten der DDR war es nicht immer gerne gesehen wenn man sich zu oft in Kirchen rumtreibt… aber es sind ja auch nicht nur Kirchenbauten, sondern im Prinzip alles was aus alten Steinen gebaut wurde, bereits als 13jähriger habe ich in den 1980ern schon als Führer im Schloß Sanssouci etwas Geld in den Ferien verdient…Leser meiner Schottland Blogs wissen ja das ich dort gerne Castles besichtige, auch wenn sie nur noch ein Haufen voller Steine sind.

Die Obere Pfarre mit ihrem gotischen Umgangschor...
...und recht üppigem Inneren...

Bamberg ist natürlich eine sehr katholische Stadt wie überhaupt ganz Franken oder Bayern. Da diese Stadt im zweiten Weltkrieg ziemliches Glück hatte von größeren Zerstörungen verschont zu werden, gilt Bamberg als die größte vollflächig erhaltene Altstadt Deutschlands… mit entsprechend vielen Kirchen. Die größte und bekannteste ist natürlich der Dom… 1000 Jahre Geschichte und immer wieder Veränderungen machen ihn schon zu einem sehr beeindruckenden Bauwerk. In seinem Schatten gibt es aber auch noch etliche andere bemerkenswerte Kirchenbauten. Ich hatte mir auf der Karte ein paar ausgeguckt und bin diese in wenigen Stunden abgelaufen und habe ziemlich viel fotografiert.

Das Karmelitenkloster
...wartet auf Spenden das es mit der Restaurierung weiter gehen kann...

Begonnen habe ich bei St. Stephan. Das einzigartige dieser Kirche ist, das sie von einem Papst geweiht wurde… nun gut, das gibt es in der Tat häufiger… aber man muß schon dazu sagen, das es eine evangelische Kirche ist… das allerdings erst seit gut 200 Jahren und als Papst Benedikt VIII. diese Kirche weihte, war an Luther oder Reformation noch lange nicht zu denken. Viel aus der Zeit ist heute eh nicht übrig… das jetzige Kirchengebäude entstand im 17. Jh in einem Stilmix aus Spätrenaissance und Frühbarock. Seit der letzten großen Renovierung erstrahlt das Innere der Kirche in einem strahlenden Weiß, was wirklich sehr gut aussieht. Ich war ganz alleine in dem großen Raum… eine ganz besondere Stille war das…

St. Jakob vom Michelsberg... im Hintergrund die Altenburg
St. Jakob innen... der romanische Kirchenstandard um 1100

Von schlichtem Weiß und Ruhe konnte in der nächsten Kirche keine Rede sein, es ging wenige hundert Meter in die Pfarrkirche zu unsere lieben Frau… im Volksmund einfach „Obere Pfarre“ genannt. Die katholische Kirche (ab jetzt sind alle weiteren katholisch) entstand im Zeitalter der Gotik im 14. Jahrhundert. Der Chor wurde etwas später als das Langhaus gebaut, was besonders außen gut zu erkennen ist. Das Innere des Bauwerks ist sehr reichhaltig ausgestattet, was meistens von der Barockisierung Anfang des 18. Jh stammt, aber auch viele Schätze früherer Epochen z.B. ein großes Bild von Tintoretto…. die zweitgrößte Kirche der Stadt ist von der Ausstattung deutlich prächtiger als der Dom… an dem wurde in den letzten 200 Jahren zu viel rumgedoktort…

St. Martin in der Innenstadt...
...mit barocker Ausstattung...
...und einer Kuppel die nur so tut als wäre sie eine...

Deutlich kleiner war dann die nächste Kirche : Das Kloster St. Maria & St. Theodor am Karlsberg, auch Karmelitenkloster genannt wurde im 12, Jh als Frauenkloster gegründet, im Laufe der Jahrhunderte war es Heimat verschiedener Orden. Die heutige Kirche ist ein Barockbau von Leonhard Dientzenhofer, die Originalausstattung ist weitestgehend nicht mehr existent… was heute zu sehen ist wurde Anfangs des 20. Jh im neobarocken Stil errichtet.

St. Gangolf im Gärtnerviertel
...im Kern ebenfalls spätes 11. Jahrhundert.

Ebenfalls nicht sonderlich groß ist die St. Jakobskirche unweit vom Dom. Sie ist eine romanische Basilika mit Querschiff und Holzdecken… so in etwa muß man sich auch den ursprünglichen Dom vorstellen. Die Westfassade erhielt einen barocken Giebel und auch der Turm erhielt sein heutiges Aussehen in dieser Zeit. Die Kirche ist Teil des Jakobsweges.
Mein Weg führte mich nochmals auf den Michelsberg, das Wetter war großartig und so konnte ich noch ein paar Bilder bei schönem Wetter machen. Die nächste Kirche war St. Martin am grünen Markt mitten in der Fußgängerzone der Stadt. Die Kirche ist ein Barockbau von den Gebrüdern Dientzenhofer und wurde zwischen 1686 und 1696 errichtet. Bemerkenswert ist eine Scheinkuppel… also eine Art optische Täuschung an der Gewölbevierung.
Eine Kirche hatte ich noch auf dem Plan und das war St. Gangolf im Westen der Stadt, die die Gärtnerviertel genannt wird. St. Gangolf hat auch einen romanischen Kern, ähnlich wie St. Jakob, wurde auch häufig umgestaltet.

...nach 6 Kirchen nun aber genug der Abbitte... ein Bier auf der Altenburg...
Sensationeller Blick auf Bamberg von der Altenburg

Das sollte es für diesen Tag zum Thema Kirchen gewesen sein, es war aber gerade mal früher Nachmittag und die Altenburg, ein in der Stadt gut sichtbares Gebäude reizte mich… nur nicht so recht der Anstieg… also beschloss ich ein Taxi zu nehmen und mich für den Preis von 3 Bier da hoch fahren zu lassen. Ich nahm den Wagen der als erster in der Reihe am ZOB stand und merkte nach ein paar Momenten… das ist doch Viktor (!), der Karmikazepilot der uns von Bamberg nach Breitenlesau gefahren hatte… was für ein Zufall, aber er hat mich nicht erkannt und die 10 min Fahrt waren auch weniger gefährlich als beim ersten mal.
Die Altenburg ist hauptsächlich ein Bauwerk vom Anfang des 20. Jahrhunderts, allerdings gab es durchaus ältere Vorgänger. Auf der Burg befindet sich ein Biergarten der u.a. Weyermann Bier ausschenkt, das ist Bier aus dem Gebäudekomplex einer markanten Malzfabrik unweit vom Bahnhof Bamberg. Wie alle anderen gastronomischen Stätten die ich in den letzten Tagen besuchte, wurde auch hier sehr genau auf die Abstandsregeln und sonstigen Coronamaßnahmen geachtet… hier vielleicht noch ein wenig mehr… aber das machte nichts, das Bier war nicht so meins, es hätte gut irgendein Dünnbierpils aus einer Industriebrauerei sein können. Das große Ding dieser Location war natürlich der Ausblick auf die Stadt… und die war wirklich großartig. Leider wurde es von der anderen Seite bedrohlich finster und es schien wohl klar das es gleich einen Regenguss geben würde… also ging ich wieder bergab Richtung Stadt, der Regen war eher kurz und dann durfte es auch erstmal eine Pause sein… etwa 15 km hatte ich schon in den Beinen. Abends brauchte es nochmal Schäuferla und Sternla Bier zum Abschied dieser tollen Tour… die nächsten Tage wird es garantiert wieder kalorienärmere Speisen geben und das Bier wieder erst abends… so viel steht fest 😉

...das letzte Abendmahl... (war wohl in zu vielen Kirchen heute 😉 Schäuferla (Schulterstück vom Schwein) ist DAS fränkische Gericht...

Tag 8 : Rückreise & Fazit

Bamberg im Sonnenschein

In diesem Moment sitze ich noch im ICE Richtung Berlin. Aus irgendwelchen Gründen fuhr heute kein ICE von Bamberg sondern ich mußte erst nach Würzburg juckeln und dieser ICE ist auch deutlich langsamer unterwegs als der beim Hinweg mit 2,5 h… nun egal…
Ich habe ein paar schöne Tage hinter mir und freue mich das alles so gut geklappt hat. Es war schön mit Freunden zu wandern und Bier zu trinken, es war auch schön auf eigene Faust die Gegend zu ergründen… richtig teuer war das auch nicht, Bier und (gutes) Essen sind im fränkischen wirklich nicht teuer… ich kann es nur empfehlen…

Rücblick... meinte eigentlich was anderes 😉

McLarsen auf der Springbank Whisky School (April 2019)

Prolog: Im letzten August wurde ich ein halbes Jahrhundert alt und bekam von Nina zwei Sachen sehr gut organisiert und geschenkt : Eine rauschende Party in den Räumlichkeiten der Berliner Unterwelten und eine Woche Arbeit. Ersteres kann beim runden Jubiläum schon mal passieren, zweiteres klingt erstmal komisch… es ist ja auch nicht so, das ich sonst nichts zu tun hätte… der Clou ist, das diese Woche Arbeit in meiner Lieblingsbrennerei Springbank in Campbeltown an der schottischen Westküste stattfinden sollte. Da das ganze auch nicht so günstig ist, haben sich viele Gönner, die bei der Geburtstagsparty waren, daran beteiligt. Ich möchte mich bei allen die daran mitgewirkt haben, schon im Voraus dafür bedanken.

Campbeltown Harbour

Campbeltown liegt auf der Halbinsel Kintyre, vielen sicher bekannt von Paul McCartneys Schmonzette „Mull of Kintyre“ aus den 1970ern. Die Stadt (etwa 4000 Einwohner) ist der Hauptort von Kintyre und war vor etwa 100 Jahren die Whisky Hauptstadt der Welt. Über 30 Brennereien gab es in der kleinen Stadt, angeblich hat man Campbeltown schon Kilometerweit gerochen. Einige Umstände wie zum Beispiel die Prohibition in den USA (einem enorm wichtigen Markt) und ein paar schwarzen Schafen denen Quantität über Qualität gingen (angeblich wurden auch Heringsfässer befüllt)… ließen die Whiskyblase Campbeltown dann aber platzen. 1926 waren von den 30 Brennereien nur noch zwei  übrig : Glen Scotia und Springbank.

Campbeltown Harbour mit Hazelburn Fässern in den goldenen Zeiten
Die vielen Schornsteine lassen nicht die beste Luft erahnen,,,

Das Besondere an Springbank ist der Umstand das wirklich alles selbst gemacht wird… vom Malz bis zur Flaschenabfüllung. Dazu kommt noch, das ich den Springbank geschmacklich sehr schätze, er hat eine feine Torfnote und einen öligen Geschmack. Springbank war eine der ersten Brennereien, die ich vor knapp 10 Jahren besichtigt habe und schon damals wußte ich, das dieser Laden etwas besonderes ist. Nun also darf ich dort also selber mal Hand anlegen… ich bin sehr gespannt… ein halbes Jahr später ging es also los :

Tag 1 – Anreise: Der erste Tag begann wie gewöhnlich mit Aufstehen… etwa eine halbe Stunde früher als sonst. Die Katzen waren überrascht und Nina sagte kurze Zeit später zu ihnen :  „Wenn der Papa vor der Mama aufsteht, reist er wohl nach Schottland“… Korrekt… das normale kontinentale Frühstück (was ich zumindest darunter verstehe) …zwei Scheiben Brot mit Wurst und Chillisauce plus Tass Kaff eingenommen, schnell den Koffer gepackt… Küsschen und los geht es… Abflugort war diesmal Schönefeld, was nur geringfügig länger dauert als nach Tegel… mit den Öffentlichen zumindest und Sonntags sowieso. Die üblichen Vorgänge beim Fliegen (das erste mal mußte ich meinen Koffer selber einchecken… das war neu…), Security,  Passkontrolle, in den Flieger setzen, starten, landen… alles nix besonderes… ok… ich könnte erwähnen, daß ich bei blauem Himmel und 20 Grad startete und bei ziemlich ungemütlichen Schmuddelwetter gelandet bin, aber mein Reiseziel war schließlich nicht Barcelona sondern Glasgow. Dort hatte ich dann 2 Stunden Aufenthalt bis zur Weiterfahrt mit dem Bus nach Campbeltown. Nur einmal am Sonntag fährt der Bus von Glasgow via Airport und mir war die Zeit genehm… erstens wäre eine Verspätung des Fliegers ok gewesen und ich hatte Zeit zum Essen. Dazu ging es in den Weatherspoon im Airport und dort gab es Burger und Punk IPA… sonst ist eigentlich Sonntags bierfrei aber auf dem Weg in die Whisky School … quasi Quatsch… Der Bus war pünktlich, die Fahrt war wie immer sehr schön… besonders der Teil kurz nach Dumbarton, entlang dem Loch Lomond und durch die Gebirgslandschaften von Rest & Be Thankful… entlang der Fjorde vom Atlantik durch Kleinstädte wie Inveraray, Lochpilhead oder Tarbert… ich habe in vergangenen Berichten schon oft über diese Strecke berichtet und erlebe sie auch nach dem warscheinlich… 6. Oder 7. mal  immer noch als etwas Besonderes…Der letzte Teil nach Kennacraig, das ist dort wo die Fähre nach Islay ablegt bis nach Campbeltown ist nicht mehr so spektakulär wie vorher aber ebenfalls wunderschön. Der Ginster stand bereits in voller Blüte, überall blühten die Osterglocken und das schönste waren die ganzen kleinen Lämmer die bei ihren Muttis lagen, zum Teil nicht größer als Osterhasen… und quietschvergnügt durch die Gegend sprangen… Idylle pur… zumindest wenn man aus der Großstadt kommt…
Hotel Dellwood - Mein Zimmer ist direkt hinter der Schrift

Irgendwann war ich denn am Ziel in Campbeltown, gleich kurz hinter dem Ortseingangsschild liegt das Dellwood Hotel welches die Residenz der Whiskyschüler ist. Hotel klingt immer etwas nach… großen Häusern mit rotem Teppich und Pagen… nein, sowas ist das Dellwood nicht, eher ein klassisches britisches Bed & Breakfast. Dort eingetreten wurde ich von der Wirtin in Empfang genommen und gleich zu meinen künftigen Mitschülern geschickt, die bereits alle einem Tisch saßen, Bier tranken und von einer Käseplatte naschten… Good Afternoon… nein es war eher ein hello… I’m Lars from Berlin… zurück kamen Willkommensgrüße von Felix aus Neuseeland, Michael aus Buffalo/USA, Kylie aus New Jersey/USA, Sören aus Schweden und Darien aus England aber Wohnort Berlin. Ich war der letzte der zur Truppe kam und die kannten sich aber auch noch nicht so lange. Es dauerte ewas bis wir so miteinander in Schwung kamen, gottseidank scheinen alle Smartphonejunkies zu sein, das das Schweigen nicht so auffällt…egal… aller Anfang ist schwer… mit meinem mangelhaftem Englisch war es für mich auch nicht so leicht… Irgendwann erstmal das Zimmer bezogen… Zimmer 8 ist ein Anbau an das alte Haus… erstmal ok, das Zimmer schlicht und sauber… was fehlt ist eine feste Heizung, es gibt nur einen Elektroheizer (den ich erstmal prinzipiell ausgemacht habe). Um Leute kennenzulernen macht man einfach irgendwas gemeinsam. Da wir uns anscheinend ja alle für Whisky interessieren war da naheliegend… einen trinken zu gehen. Dafür gibt es in Campbeltown eine gute Adresse, von der aber auch schon viele negative Sachen berichtet wurden: Das Ardshiel Hotel. Ich selbst kann nichts Negatives sagen, ich war bei meinem ersten Besuch in der Stadt 2010 auch hier und später wieder… alles ok für mich… also sagte ich auch nichts über die Berichte meiner Hobbyreporterkollegen und wir enterten den Laden. Neben etwas Essen gab es komisch schmeckendes Guinness und einen Glen Scotia als Hausabfüllung aus einem Single Cask. In der Runde kam von Darien auch die Frage wo ich in Berlin wohne… ich sagte Gesundbrunnen… Wedding… und er fragte ob ich nicht das Offside kenne, eine Bar die er öfters besucht, wenn er am Gesundbrunnen klettern geht… nun ja… die Welt ist manchmal klein… Das war alles ganz ok und nachdem wir dann die gut 15 min Rückweg hinter uns gebracht hatten gingen alle ins Zimmer und ganz vorbildlich ab in die Heia… schließlich ist morgen erster Schultag und da will man ja nicht unpünktlich oder gar in schlechtem Zustand erscheinen… Es folgten einige Stunden Schlaf… ohne besondere Vorkommnisse…

Original Full Scotish Breakfast... 07:15 am
Statt Zuckertüte gabs am ersten Schultag bunte Kleidung
Tag 2 – Erster Schultag: 06:30 klingelte der Wecker vorsichtshalber. 08:00 war Erscheinen bei Springbank angesagt, vorher 07:15 Frühstück. Das Erwachen war etwas eisig… da ich die Elektroheizung beizeiten ausgeschaltet hatte und der Anbau nicht sonderlich isoliert scheint war es nicht viel wärmer als draußen… nicht das größte Vergnügen beim Aufstehen… nun gut, T-Shirt kurz auf den wieder gestarteten Heizkörper gelegt und es ging… Das Frühstück  war ein  Original Full Scotish Breakfast… jeder von uns sollte das einmal ganz probiert haben… sagte die Wirtin… bei mir blieben trotzdem Porridge, Sausages und Black Pudding über… so was geht bei mir halt nicht… ein Glen Keith Whisky war auch dabei… daher das „Original Full“ Breakfast . Nun gut… für einen Scherz war das sicher gut aber auf Dauer sollte das nicht das Ziel sein 😉 Viel Zeit blieb nicht übrig, es braucht etwa 10 min zu Fuß bis zu Springbank. Dort angekommen, wurden wir von Distillery Manager Gavin McLachlan in Empfang genommen. Erstmal hat er uns in einem Schnelldurchlauf alle Teile der Brennerei gezeigt. Springbank ist nach Zahlen zwar eher eine kleine Fabrik aber da man dort (als so ziemlich einzige) Distillery alles selbst herstellt, gibt es dort viele Stationen, die für Leute die zum ersten mal da sind, schon anspruchsvoll wirken können. Dann wurde Arbeitskleidung verteilt… für jeden Tag ein quietschebuntes Shirt sowie eine  (wie sich erweisen sollte) sehr gute warme Jacke. Dann ging es an die erste Arbeitsstation. 
Alternative zur Muckibude - Maltfloor
...so sollte es dann aussehen...
Zwei große Häufen von Gerste standen auf einer der beiden Malzböden bereit um auf die komplette Fläche verteilt zu werden… das ganze etwa eine handbreit hoch und wenn möglich einigermaßen gleichmäßig. Dafür gab es Schubkarren und Schaufeln und los ging die Plagerei… Anfangs gab es eigentlich nur Fotos nach dem Motto guck mal Mutti ich arbeite… dann ging es aber doch recht zügig und man war stolz, die erste Aufgabe geschafft zu haben… für alle die sich im Alltag nicht so viel bewegen müssen… vielleicht der erst Muskelkater. Dann kam etwas für mich zumindest neues : Teabreak. .. jaja die Briten mit ihrem Tee… aber ich finde es ist eine gute Erfindung, die meisten tranken auch Kaffee… Danach wurde die Sechsertruppe aufgeteilt, Michael und ich gingen in die Abteilung Destillation.
 
An Interlude: An dieser Stelle möchte ich gerne in knappen Sätzen erklären, wie Whisky hergestellt wird. Wer das weiß kann den Artikel ja überspringen.
Relativ am Beginn der Herstellung von Whisky steht die Herstellung bzw. die Optimierung eines Rohstoffes. Wäre ich jetzt Obstlerfan oder Anhänger von Melonenschnaps (keine Ahnung ob es sowas gibt…), wäre es einfach… das Obst irgendwie so dick und fett wie möglich – entweder gleich destillieren – oder erstmal konservieren. Da wir ja Whisky wollen, also eine Spirituose aus Getreide… im speziellen Fall Single Malt Whisky eine Spirituose aus gemälzter Gerste… muß Malz her… Das macht man mit Gerste bzw. deren Körnern. Die Gerstenkörner kommen im Falle Springbank stets aus Schottland, idealerweise direkt aus dem näheren Umland. Gut… Gerstenkörner.. das alleine reicht nicht…da kann man mehr von rausholen… also pimpt man die Körner etwas auf… nein kein Doping, sondern reines Wasser. 
Steep… die Gerste wird eingeweicht...
...dann wirds warm und feucht... Zeit bisschen zu keimen...
Man sperrt die Gerste in ein Wasserbecken, es ist nicht allzu kalt… und die Gerste denkt… schön… feucht und warm… ich glaube ich fang mal an mich etwas voll zu saugen und danach ein wenig zu keimen… Man gaukelt im Prinzip dem Getreide vor, es wäre Frühling und die Keimung kann beginnen. Nach ein paar Tagen im Wasserbecken wird die Gerste auf den Tennböden etwa eine handbreit ausgebreitet. Alle paar Stunden muß die Gerste dann umgepflügt werden sonst fängt es untenrum an zu gammeln und oben auszutrocknen. Nach ein paar Tagen ist die Gerste die sich jetzt Grünmalz nennt schön dick und fett und sie fängt an zu keimen. Da wir kein Getreide züchten wollen nehmen wir den Bestzustand der Gerste und konservieren sie, indem wir sie mit heißer Luft trocknen. Das Grünmalz wird in einen Schacht gekippt und befindet sich jetzt im Kiln auf einem gelöcherten Metallboden, die Öffnungen sind so groß das die Körner nicht durchfallen, aber die heiße Luft vom darunterliegenden Ofen kann durch. 
Das alles dauert etliche Stunden das Ergebnis ist dann : Malz. Das Malz wird gemahlen und kommt in die Mashtun. Dort gibt es (in der Regel) drei heiße Aufgüsse. Im Falle Springbank mit 63, 72 und 82 Grad Celsius. Warum das gemacht wird ?… wir brauchen den Zucker aus der Gerste, der aus der Stärke umgewandelt wird. Das Ergebnis ist eine große Menge Zuckerwasser. Der Rest vom jetzt quasi ausgelutschtem Malz holt der Bauer von nebenan und füttert es den wunderhübschen Zottelrindern. Das Zuckerwasser wird gekühlt und in die nächsten Behälter gepumpt : die Washbacks zu deutsch Gärbehälter. Jetzt kommt nach Wasser und Getreide die letzte Zutat : Hefe. Drei Säcke a 25 kg kommt in einen Behälter. Hefe ist gierig nach dem Zucker… es frisst den Zucker und es entsteht Alkohol und Kohlendioxid. 
Das Herzstück einer jeden Brennerei: Das Stillhouse mit den Brennblasen

Ergebnis : ein Bier…. ok kein besonders leckeres und auch ohne Hopfen aber alles was bis jetzt gemacht wurde ist der gleiche Vorgang wie beim Bier brauen. Das Bier hat im Falle von Springbank einen Akloholgehalt von 5 – 7 %… etwas wenig noch… Whisky braucht mindestens 40%… also müssen wir destillieren. Das Bier (was offiziell Wash heißt) kommt jetzt in die erste Brennblase : die Washstill. Dort wird es erhitzt. Alkohol verdunstet bei 78°C  und durch Kühlung wird der Dampf wieder flüssig. Wir haben jetzt einen Feinbrand (der offiziell Low Wines heißt) von etwa 20-25 % Alkohol. Das reicht also immer noch nicht, nun kommt der Feinbrand in die nächste Brennblase, die Spirit Still. Hier wird der Vorgang wiederholt und das Ergebnis ist ein Brand mit etwa 70 %. Davon wird aber auch nicht alles verwendet, sondern nur der qualitativ hochwertige Mittelteil. Der klare Schnaps kommt jetzt in Eichenfässer, wird für mindestens 3 Jahre und einen Tag in die Lagerhäuser verfrachtet und darf sich danach Whisky nennen. Nach 3 Jahren… machen wir uns nichts vor… ist das aber noch nix Gescheites, also reift Whisky in der Regel 10 Jahre und mehr. …je länger so besser (?)… nicht unbedingt, es ist gut möglich das die Eiche irgendwann die Oberhand gewinnt, dann hat man zwar einen teueren alten Whisky, aber er schmeckt nicht mehr… kommt ganz auf das Fass an, ich würde sagen das Fass macht mindestens 70% vom Ergebnis aus. Soweit ein kurzer Schnupperkurs zum Thema Whiskyherstellung.

Das Innenleben einer Brennblase
…weiter mit Tag 2… Der Stillman heißt Robert und er zeigte uns erstmal sämtliche Räumlichkeiten und Gerätschaften von der Maltmill bis zu den Brennblasen. In vielen Räumen war ich vorher noch nicht, in allen waren die besten Spinnengewebe der letzten hundert Jahre präsent und viele Details in Punkto Arbeitsschutz wären in Deutschland garantiert so nicht möglich. Montag braucht bei Springbank alles ein wenig Zeit, da die Produktion erst langsam wieder startet. 
Die erste Wash war fertig und die Brennblase wurde kurz gereinigt, neu befüllt und weiter geht es… Derweil wurde auch die Spiritstill mit Low Wines befüllt und angemacht. Ich durfte alle Hebel betätigen, stets mit etwas Angst etwas verkehrt verstanden zu haben… wie gesagt… mein Englisch ist mangelhaft und die Aussprache der Schotten nicht gerade einfach zu verstehen… es ging aber alles gut, ich habe den Laden nicht in die Luft gejagt… Nun lief die Spiritstill und es hat über eine Stunde gedauert bis der erste Alkohol im Spiritreceiver ankam… und was für eine Brühe… bääh… trüb, schmutzig und jede Menge Grünspan von der kupfernen Brennblase. 
 
 
Es war gut zu verstehen, warum man den ersten Teil der Destillation nicht verwendet. Erst nach 45 Minuten fließt der New Make nun in den „guten“ Kanal. Da Springbank nahezu komplett auf neumodischen Kram wie Computer verzichtet, wird alles peinlich genau auf dem Papier dokumentiert. 
Computer kann ja jeder...
Frischer gehts nicht… Longrow direkt aus dem Spirit Receiver

Eine Kostprobe kann man sich ruhig mal abzweigen, ich fand ihn lecker. Da Springbank ja gleich 3 verschiedene Sachen herstellt, nämlich Springbank, Longrow und Hazelburn sollte ich noch erwähnen, das sich diese Woche alles um Longrow dreht. Longrow (wie auch Hazelburn) war eine der über 30 Brennereien in Campbeltown die es bis in die 1920er gab. Seit den 1970ern wird Longrow als zweifach destillierter Whisky hergestellt, der eine deutliche Rauchnote aufweist. Da ich dem Torfkram nicht abgeneigt bin, war ich damit ganz zufrieden. Insgesamt macht man sich als Stillman nicht gerade tot, Robert nannte es ein „waiting game“. Punkt 12 ging es für die Truppe in den Cadenhead Shop zum Lunch. Es gab Haggisrolls und dazu einen 34jährigen Grainwhisky. Der Rest des Arbeitstages verbrachte ich im Stillhouse. 17 Uhr war Feierabend und unser Sechser ging zurück ins Hotel wo um 18:00 das Dinner aufgetischt wurde. Suppe, Seafood Platte und Kuchen in Sahne… man kann nicht gerade meckern. Die älteren Herren blieben zuhause, der Rest besuchte standesgemäß die gastronomischen Einrichtungen der Stadt, heute war das Black Sheep am Hafen angesagt… eine der „feineren“ Adressen. Sehr alt wurden wir aber auch nicht mehr und dann ging es ins Bettchen.

...immer schon das Getreide bei Laune halten...
Tag 3 – Zweiter Schultag: Nach dem Frühstück (das wurde ab jetzt auch auf das nötigste reduziert) ging es zurück an die Arbeit… Frühsport war angesagt und alles Malz was wir gestern auf den Boden verteilt hatten musste einmal umgepflügt werden. Dafür gibt es zwar eine elektrische Maschine, aber die steht eine Etage drunter, also mit einer Art Riesenharke einmal um den Acker gepflügt. Inzwischen wurde das Becken zum Einweichen (die Steeps) mit Wasser befüllt. Das Korn dafür wurde gestern von Teilen unserer Gruppe mühsam mit der Schaufel befüllt. Sicher gäbe es auch Möglichkeiten diese Arbeitsschritte zu erleichtern, aber das ist eben Springbank… bloß kein neumodischer Schnickschnack… Die Mitarbeiter verdrehen manchmal ein wenig die Augen wenn es um das Thema geht… Die nächste Station des Arbeitstages bestand darin, leere Fässer mit New Spirit zu befüllen. Daran beteiligt war unsere komplette Gruppe und so richtig Zuckerschlecken war es nicht… Ich hatte den Job die leeren Fässer zu öffnen, also das kleine Loch in der Mitte seitlich des Fasses. Man benutzt eine Art Korkenzieher mit Hammereinrichtung. Etwa ab Fass 20 hatte ich den Dreh raus, vorher hatte ich zeitweise erwartet, das jemand zu mir kommt und mir sagt, ich soll das nicht wie ein Mädchen machen… es sah sicher ganz putzig aus wie ich mir da einen abgebrochen habe… Wir bildeten eine Kette, Fässer rein, Fässer auf, Fässer befüllen (in etwa wie an der Tankstelle), Nummer auf das Fass pinseln, Nummer ansagen für die Bücher, Fässer zu, Fässer raus. Da die Fässer aber auch nicht einfach dort stehen bleiben konnten, war es unsere nächste Aufgabe, sie in Warehouse No.9 zu rollen. Der Gabelstapler wurde gerade anderswo gebraucht. Die ersten 3 Fässer gingen noch, ab da wurde es anstrengend… 250 Liter + Eigengewicht sind jetzt nicht ganz ohne… dann kommt noch dazu das die Fässer stets mit der Öffnung nach oben stehen müssen, damit man später nicht alles 5 mal drehen muß. Ein Teil der Fässer musste in die obere Etage des Lagerhauses, was mit einem einfachen elektrischen Flaschenzug passiert… so lange der nicht unterwegs die Grätsche macht… wie just an diesem Tag.
Kuddelmuddel in Warehouse 9

Etwa 40 Fässer standen jetzt vorm Warehouse und es ging nicht weiter. Nun musste ein Alternativplatz in eines der Racking Warehouses frei gemacht werden… also Fässer raus, neue rein… Kuddelmuddel halt… Irgendwann war dann gnädigerweise Mittag und danach ging es für mich zurück ins Stillhouse bzw. an die Mashtun. Die erste Mash der Woche war bereit, also das gerade hergestellte Malz wird drei mal gebadet. Aus einem Silo über der Maischtonne kommt das Malz zusammen mit heißem Wasser, während ich es gefilmt hatte, wurde ich ganz schön eingesaut… ein wenig als würde man angekotzt werden…  Das Video ist die Mechanik der Mashtun im Trockenlauf… das zweite wie die Mash in die Tonne römert…

 

Zwischendurch ging es auch immer mal wieder an die Brennblasen… mit denen war ich ja mittlerweile gut befreundet… Die letzte Station des Arbeitstages war weniger anstrengend : Springbank Warehouse Tasting.

Wir gingen mit Findley Ross, dem Leiter der Produktion durch eines der Lagerhäuser und einige Fässer wurden geöffnet, mit dem Vallinch in die Gläser mehr oder weniger großzügig ausgeschenkt. Dabei war ein etwa 20jähriger Hazelburn, zwei Kilkerrans aus sehr verschiedenen Fässern, ein 25jähriger Springbank, irgendein Longrow (vergessen welcher) …das waren die Highlights… der Rest war auch gut. Ein schöner Abschluss des zweiten Arbeitstages, der es zeitweise in sich hatte.  Abends gingen die jüngeren 4 unserer Gruppe (von denen ich der Opa war) noch auf ein paar Bier in die Stadt aber auch heute wurde nichts übertrieben… da steckte einiges in den Knochen…

Tag 4 – Dritter Schultag: Auch der dritte Tag der Schule begann auf den Maltfloors. Was die Kollegen letzte Woche geschippt, verteilt und gepflügt hatten war jetzt soweit. Die Körner sind dick und fett und haben begonnen zu keimen. Zeit diesen Zustand zu konservieren und die Körner so wie sie jetzt sind zu trocknen. Dafür wird eine kleine Klappe geöffnet, wo sämtliche Körner der Etage rein befördert werden müssen. Alles was weiter weg ist via Schubkarre, was näher liegt wird mit dem Besen reingefegt. Das ging mit insgesamt 8 Leuten sensationell schnell, die beiden Kollegen von den Maltings waren begeistert… sonst wären sie ja nur zu zweit gewesen.

…da rein…
…da raus…
…und muss gleichmäßig…

Wir waren auch stolz auf uns… hätten uns aber gleich denken können, daß das Korn jetzt irgendwo geblieben ist und dort warscheinlich nicht so liegen bleiben kann… Also alle Mann in den Kiln… quasi die Platte mit dem durchlässigen Metallboden der über dem Ofen liegt. Wie groß mag das sein (?).. ich schätze mal ca. 6 x 6 Meter. Zwei mannshohe Berge Grünmalz erwarteten uns und die galt es nun in diesem kleinen Raum flach und gleichmäßig zu verteilen. Das erinnerte mich etwas an meine Kindheit beim buddeln… nein nicht im Sandkasten, sondern auf Baustellen etc. Als die Plattenbauten der Nachbarschaft entstanden, gab es Mitte der 70er Jahre genug Möglichkeiten auf riesigen Sandbergen zu spielen und danach eine gefühlte halbe Tonne Sand mit nachhause zu bringen. So ähnlich war das jetzt mit dem Malz… man tauchte mindestens knöcheltief ins Korn und konnte danach erstmal die Schuhe auskippen… für einen Teller Müsli hätte es gereicht… Tage später fand ich noch überall Körner… Als alles verteilt war ging es an den Ofen… da reicht es auch nicht einen Grillanzünder rein zu werfen, da muß man schon einen guten Mix an Holz, Papier, Kohle und Torf hinkriegen. Als der Ofen lief ging es zum Teabreak und danach ging es für mich in die Bottling Hall.

…gleich gibts was gefeuert…

 

Es gibt nur eine Handvoll Brennereien in Schottland die ihren Whisky selber in Flaschen füllen. Da ja Springbank bekanntlich alles selber macht, ist es in diesem Falle ein Muß… Es gibt zwei Fließbänder, eine für die Springbankflaschen (also auch Longrow und Hazelburn… das sind die gleichen Flaschen) und eine für alles andere, sprich auch die ganzen Cadenhead Flaschen. Ich bekam es mit ersterer zu tun, es wurde Longrow Peated, also der Standard abgefüllt… allerdings wurden öfters die Labels gewechselt, da die Flaschen an verschiedene Märkte gingen.

Der Pappkamerad

Erst Taiwan, dann Japan, dann UK. Der erste Teil läuft vollautomatisch, erst wird Luft in die Flasche gepresst, dann Whisky, dann Korken, dann der Korkenverschluss… der auch nochmal festgestanzt wird. Dann im nächsten Kasten kommen die Etiketten (ein großes vorn, ein schmales hinten). Was danach kommt ist Handarbeit : eine Tante faltet die Kartons in Form, die nächsten beiden prüfen ob alles gerade sitzt und stellen die Flaschen in den Karton, die nächste alte Tante und ich schließen die Kartons, der nächste packt die Kartons in den Sechserkarton, eine klebt die Kiste mit Klebeband zu, die nächste stempelt irgendwas drauf der nächste macht die Sechserkiste auf die Palette… die wird dann noch verpackt und raus geht’s aus der Halle… insgesamt arbeiten mindestens 10 Arbeiter an der Abfüllanlage. Ob das in Punkto Gewinnoptimierung günstig ist darf bezweifelt werden… aber auch das zeichnet Springbank aus, es ist kein Konzern, die Besitzer sind nach wie vor Nachfahren der Gründer Mitchell und man hat ein großes soziales Bewusstsein. Als vor einigen Jahren Gavin McLachlan die Leitung bei Springbank übernahm, gab es ein Team von 10 Leuten. Heute arbeiten über 80 Leute in der Brennerei… schön zu sehen, das es auch noch andere Modelle als den stinkend faulen, parasitären Kapitalismus (sorry, so wurde mir das damals im Osten in der Schule beigebracht) gibt.

…aller Whisky Anfang : der Quellsee Crosshill Loch

Nach dem Mittagessen fuhr uns Findlay Ross (der zweite Mann hinter Gavin McLachlan) mit seinem Privat PKW zur Wasserquelle von Springbank. Es ist ein See namens Crosshill Loch. Wie in Kreuzberg sah es aber garantiert nicht aus… sehr idyllisch, etwas außerhalb der Stadt gelegen, bei dem schönen (aber kalten) Wetter ein schöner Anblick mit tief blauem Wasser, grünen Hängen mit gelben blühenden Ginster. Sehr schön. Dann kam von Findlay die Frage was wir wollen.. weiter an unser letzten Station arbeiten oder ein Sherrytasting mit ihm machen ? Ich hatte mir die Antwort tiefgreifend und gründlich überlegt (etwa 0,001 Sekunden) und war mit Sherry einverstanden… Die Sherryfässer liegen auf dem Gelände der Glengyle Distillery, also da wo der Kilkerran hergestellt wird. Findlay holte uns etwas mit dem Vailinch aus den Fässern, es gab Manzanila, Fino, Oloroso und Pedro Ximenez (auch PX genannt). Der Oloroso war derart dunkel und von extremer Viskosität, das ich das Glas später erstmal mit New Spirit aus der Brennblase ausspülen musste.

Erdöl ? Bitumenklebstoff ? … Oloroso Sherry !

Nur kurz ging es nochmal zum Pappschachtelschliessen ans Fließband … also mal kann man das machen… man muß nicht viel denken und es beruhigt die Nerven. Dann ging der Arbeitstag ähnlich hart zu Ende wie gestern: Cadenhead Warehouse Tasting mit Mark Watt… und der hatte auch noch Geburtstag… Also ich erinnere mich an einen Aultmore, Benrinnes 23y (durfte auch mit nach Berlin, genau wie der Kilkerran 2006, weiterhin ein Paul John (aus Indien), ein Tormore 30y, ein 89’er Grain, ein Glen Scotia… hmmm… vielleicht hab ich was vergessen… aber egal… die Lampen waren danach bei allen an und wir kamen gerade noch rechtzeitig zum Dinner ins Dellhouse Hotel. Abends ging es zu dritt ins Fiddlers Inn, einem traditional Pub… relativ in der Nähe… aber auch an diesem Tag wurde nicht bis in die Puppen gefeiert… 3 Bier, dann Zapfenstreich…

Das „Riesenfass“ namens Vat 2
…wie romantisch… Hochzeit und Flitterwochen im Vat…
Tag 5 und 6 – Vierter und Fünfter Schultag: Heute wurden wir gleich von Beginn aufgeteilt, jeder ging dahin wo er noch nicht eingesetzt wurde. Heute ging es für mich und Michael in die Bottling Hall, aber nicht zum Flaschen abfüllen, sondern zum Fässer befüllen und zwar nicht mit New Spirit sondern mit Whisky, nämlich Longrow Peated, allerdings in der fassstarken Version. Wer eine Flasche Longrow Peated kauft bekommt einen Longrow ohne Altersangabe mit 46% aus verschiedenen Fässern geboten. Dieser Mix muss allerdings erstmal geblended (gemischt) werden. So wurden neulich jede Menge Fässer Longrow in eine Art Riesenfass gekippt, dort vermischt sich das ganze dann, der Malt wird vermählt. Danach bleibt er ein paar Tage in dem Vat (so heißt das Riesenfass) Honeymoon quasi.. Da aber nicht alles abgefüllt wurde, mußte der nun verheiratete Whisky erstmal wieder in Fässer zurück um zu einem späteren Zeitpunkt abgefüllt zu werden.  Das war unsere Aufgabe mit Kerry zusammen. Kerry ist schon 15 Jahre bei Springbank, verantwortlich für alles was mit Fässern und Warehouses, immer lustig und sympathisch … vor allem anpacken kann sie wie zwei Kerle. Die Arbeit die wir heute machen ist nicht sehr kompliziert, Fass auf, drunter rollen, Schlauch vom Vat auf, laufen lassen, wenn voll dann zu, Fass zu und ab ins Lagerhaus. Etwa 30 Fässer haben wir so befüllt, ab und zu kam mal ein Dram von der Flaschenabfüllung rüber, wie ein wunderbarer 24jähriger Springbank aus einem Einzelfass. 
…alberner Michael…. Kerry steht mit dem Hammer dabei…

Nach dem Mittag stand die Campbeltown Walking Tour auf dem Plan. Ein Guide von Springbank führte durch die ehemalige Whisky Hauptstadt der Welt und zeigte wo die vielen Brennereien ungefähr standen. An einigen Stellen stand nicht viel anderes als Destillen. Zum Abschluss der Tour ging es in die Glengyle Distillery. Es war etwa um die Jahrtausendwende als die Scotch Whisky Association an die Campbeltowner Whiskybrenner trat und ihnen ankündigte, das die Region Campbeltown demnächst abgeschafft würde, schließlich sind 2 kleine Brennereien zu wenig um als Region zu gelten… (zum Vergleich : allein das Dorf Dufftown in der Speyside hat schon 7 Brennereien) Zum Glück gab es zu dieser Zeit aber in den Lowlands auch nur 3 Brennereien im Betrieb, so das man überein kam, mit Bau einer dritten Brennerei in Campbeltown den Status einer Region zu erhalten. Also rief der Familienpatriarch Hedley Wright den damaligen Manager Frank McHardy in sein Büro und gab ihn einen Auftrag : Frank, please build a new distillery… Es traf sich gut, das das Gelände der ehemaligen Glengyle Distillery (eine Ecke weiter als Springbank) noch immer im Familienbesitz war und in den letzten Jahrzehnten als Traktorgarage diente. …also Trecker raus, renoviert… gebrauchtes Equipment wie Malzmühle und Brennblasen besorgt und fertig ist die Laube… 2004 lief der erste Whisky der sich Kilkerran nennt, aus den Brennblasen. Der erste offizielle Standardmalt Kilkerran 12 Jahre kam 2016, bis dahin gab es jährliche Kostproben namens „Work In Progress“. Die Brennerei arbeitet nur 8 Wochen im Jahr und wird komplett von der Springbank Mannschaft bespielt.

Das Logo vom Kilkerran ist der Blick durch das Fenster zur Kirche
Glengyle Distillery… nur 8 Wochen pro Jahr in Betrieb…

Nach dem Stadtrundgang und Glengyle kam nun der letzte Punkt des Arbeitstages… und der gesamten Schule überhaupt… Zum erstem mal überhaupt konnten wir uns eine Flasche Springbank nach unserem eigenen Geschmack kreieren. Das alles machen die Leute von Springbank/Cadenhead zum allerersten mal, der Raum dafür roch noch nach Farbe, wenige Stunden zuvor wurden noch elektrische Leitungen verlegt… Spannung pur… Bereit standen 6 Fasssamples von Springbank : First Fill Bourbon, Refill Sauternes, Refill Rum, Refill Port, Refill Sherry und First Fill Sherry. Dazu auch 6 Kleinsamples zum probieren. Das Ergebnis wird dann in Messzylinder gemixt und letztendlich in die Flaschen gefüllt… mit Original Springbank Labeln und Namen des „Master“blenders. 

Neu im Hause Cadenhead : Blend your own Springbank
Ich kann mich an keinen geileren Arbeitsplatz in meinem Leben erinnern...
Mein Schaaatz
Ich bin ja dem Sherry nicht abgeneigt so lange er nicht zu schwefelig ist. Meine Komposition besteht aus 0,35 l First Fill Sherry, 0,15 l Refill Sherry und 0,20 l Bourbonfass. Die Flasche gibt es aber erst morgen… nach bestandener Prüfung. Durch das ganze Verkosten für den Blend hatten wir bereits wieder alle Lampen an… um die Flaschen noch ordnungsgemäß zu verschließen gingen wir nochmal ins Warehouse No.9… wo das Cadenhead Warehouse Tasting immer ist. Der Vailinch lag noch da und Donald Brown, mit dem wir die Blendingsession gemacht haben war auch guter Dinge da er auch nicht mehr ganz nüchtern war… und das Tasting von gestern wurde noch etwas ergänzt… ich kann mich nicht mehr erinnern was alles noch ins Glas kam… Mantel des Schweigens darüber…
Nebenbei : es soll in Zukunft eine offizielle Tour mit dem Namen From Barley To Bottle (oder so ähnlich) geben, also eine recht üppige Tour mit dem Blenden… für 250 Pfund…, aber auch mit dem Unikat einer Springbank Flasche… wir waren uns für die Pionierarbeit nicht zu schade…
Nach dem Dinner ging es dann nochmal gemeinschaftlich in die Gastronomie der Stadt. Die älteren (in diesem Falle auch ich) waren Mitternacht zuhause, die jüngeren konnten sich den nächsten Morgen nicht erinnern… es soll wohl aber 3 Uhr gewesen sein…
Findley Ross, Lars Pechmann, Gavin McLachlan
Das beste Jodeldiplom der Welt

…und damit sind wir beim letzten Schultag angelangt… er war sehr kurz deshalb wird er hier mit abgehandelt. Zum Frühstück musste nochmal früh aufgestanden werden. Der einzige offizielle Termin war zwar um 10:30 Uhr und lautete : Test, Prüfung, Abitur… Diplom… Professur… ok… ich neige manchmal zur Übertreibung…  Es gab einige Seiten mit allmöglichen Fragen, die Antworten standen in dem Hefter, den wir am Anfang erhalten hatten und den ich nicht für nötig erachtet hatte mitzunehmen… Naja, so schwer war es auch ohne nicht, spicken und gemeinschaftlicher Austausch war nicht verboten. Dann kam Findlay Ross und die Fragen wurden gemeinschaftlich gelöst… war ja klar das es nur eine Formsache ist… Dann wurden die Diplome mit den Tags zuvor kreierten Springbanks überreicht. Gruppenfoto und Mittagessen (die jüngeren hatten noch keinen Appetit), dann kam schon der Abschied. Die Hälfte der Klasse fuhr schon von Springbank aus mit dem Auto Richtung Glasgow, Felix kam noch mit ins Hotel, reiste aber auch kurze Zeit später ab. Nur Sören und ich blieben noch über Nacht. Abends gingen wir zusammen essen, mehr lief den Tag aber nicht mehr… ich fing an diesem Tag an, diese Berichte zu schreiben, vorher ging das nicht, wie ihr euch das jetzt ja vorstellen könnt… und ich schreibe jetzt noch… morgen gehts weiter…

The class of 2019… oben v.l.n.r.: Findley Ross (Springbank), Darien Clippingdale, Felix Haslimeier, Icke., Gavin McLachlan (Springbank) ..unten : Kylie Coghlan, Michael Foti, Sören Fahlström
Tag 7 und 8: Inveraray & Glasgow & Epilog: Als ich im September 2018 den Zuschlag für die Whiskyschool erhielt (derzeitige Warteliste : 3,5 Jahre) plante ich auch noch, wenigstens einen Tag irgendwo anders zu halten. Hätte ich damals gewusst das der Freitag so kurz ist, hätte ich es noch anders gemacht… aber ok.. nun war es so. Die Wahl fiel auf Inveraray, eine schicke Ortschaft ziemlich genau in der Mitte zwischen Glasgow und Campbeltown. Durchgefahren bin ich schon öfters, außerdem macht der Bus hier eine 10 Minuten Pause, was stets zum pinkeln und für ein Foto von dem alten Boot im Hafen reichte. 
Dieses Bild habe ich sicher schon 10 mal gemacht… Hafen von Inveraray
Inveraray Castle… links der Turm auf dem Berg ist ein langer Weg…
...nein so nobel war mein Hotelzimmer dann auch nicht - Im Inveraray Castle
Imposante Bäume im Schlossgarten

Diesmal wollte ich ein paar Stunden länger hier verweilen und mietete mich für eine Nacht im Rudha-na-Craige Hotel ein. Das Haus liegt am Ortseingang, hat 4 Sterne und war seinerzeit Tagesschnäppchen einer Onlinebuchungsseite. Als ich die etwa 15 min von der Bushaltestelle zurück gelaufen war, wurde ich herzlich empfangen. Hausherr Howard teilte mir mit das er mein Zimmer upgraded hat… warum auch immer… und so hatte ich eines der vornehmsten Zimmer die ich in Schottland je bewohnen durfte… mit tollen Blick auf Loch Fyne… für weniger Geld als ich für die Bruchbude in Campbeltown bezahlt hätte. Erstmal ging es aber in den Ort, es war schon nachmittags und ich wollte auf jeden Fall Castle und Gardens besichtigen, eventuell auch noch zu dem ominösen Wachturm auf den Berg dahinter. Das Castle, ein Bau aus dem 18. Jahrhundert ist noch heute Sitz der Dukes of Argyll, einem Zweig des Campbell Clans. Einen großen Teil des Schlosses kann man besichtigen. Als Potsdamer kenne ich ja Schlösser und Gärten ganz gut, anders ist nur das hier auch der Adel noch wohnt. Der Garten ist zum Teil eher Wald als Lustgarten mit einigen imposanten Bäumen, in ein bis zwei Monaten wird der Rhododendron das Farbkommando übernehmen… jetzt waren es noch die Osterglocken… allerdings bereits im fortgeschrittenen Zustand. So groß war das alles nicht, das Wetter war bis auf den eisigen, kräftigen Wind ok… also dann doch auf den Berg… der heißt übrigens Dun Na Cuaiche… gälisch für Napfberg… oder Schüsselberg. Der Wachturm wurde 1748 fertiggestellt… er ist also so alt wie das Schloss Sanssouci… aber das nur am Rande. Mit der Besteigung von größeren Erhebungen hatte ich bereits im September auf Arran Erfahrung als es auf den Goatfell ging, der ist 874 m hoch und ich war glaub ich 6 Stunden unterwegs, dieser Berg misst nur 348 m (allerdings von Null), in 40 Minuten war ich oben, mit hängender Zunge… ich dachte zwischendurch ich komme nie an… nach jeder Ecke vermutete ich den Turm… aber es ging immer weiter steil bergauf… Im Nachhinein habe ich gelesen, das der Weg gerade mal 2,5 km lang ist… eigentlich lächerlich… wenn man sportlich ist… Irgendwann stand der Turm… der auch gerade einmal vielleicht 10 m hoch ist… vor mir… Puh… Die Aussicht entschädigte aber auf jeden Fall den Aufwand. Super Blick über Schloss und Ort Inveraray und die bergige Gegend der schottischen Westküste, auf manchen Gipfeln lag noch Schnee… der Wind blies mich allerdings fast wieder runter… also nach ein paar Minuten zurück… bergab geht bekanntlich einfacher.

…nach gefühlt 3 Stunden Bergbesteigung im Himalaya… der Turm…
…die Aussicht entschädigt… nicht im Bild : der eisige Wind.

Dann die Überlegung… etwas essen, paar Bier trinken, klar. Der Ort ist allerdings annektiert von überwiegend britischen Touristen im Seniorenalter… nicht das ich da etwas gegen hätte, aber ich hatte ja auch noch dieses fast royale Hotelzimmer und immer noch reichlich Sachen zu schreiben… also heute mal was ganz verrücktes: In den Supermarkt paar Würstchen, etwas Krautsalat und paar Punk IPA eingekauft und zum ersten mal in der Historie meiner Schottlandreisen (diese ist No.16) ging es abends nicht ins Pub sondern ich blieb im Hotel, schaute auf Loch Fyne, schrieb an diesen Bericht und machte es mir gemütlich… werde ich jetzt richtig alt ?… Egal… hat Spaß gemacht. Nächsten Morgen gab es ein gutes schottisches Frühstück und dann ging es mit dem Bus nach Glasgow. Dort gab es die ersten Wolken seit dem Ankunftstag, aber noch immer keinen Regen. Residenz war das Willows Hotel in der Renfrew Street, eine Straße die geografisch und taktisch gut liegt, auf der einen Seiten kurz zum Busbahnhof, zur anderen Seite zum Bon Accord. Nach der Nacht im Luxus wurde ich in Glasgow wieder auf den Boden der Realität geholt… aber das wusste ich vorher und für eine Nacht schlafen reicht es alle male… nur auf eigenes Bad legte ich Wert. Etwa 13:00 Uhr war Ankunft, das reicht jetzt nicht für sehr große Unternehmungen, also wählte ich einen Spaziergang durch die Stadt zur Drygate Brauerei, welche unmittelbar neben der großen Tennants Brauerei liegt.

…sieht erstmal unspektakulär aus… Drygate Brewery Glasgow
...lohnt sich aber...

Die Craftbiere von Drygate hatten wir im Offside auch schon im Aussschank, vielleicht erinnert sich noch jemand an das Bearface (?). Als ich dort ankam war ich überrascht, ein großes Visitorcenter mit Restaurant, Beerhall, Shop und…und…und…vor allem sehr gut besucht, zeitweise hätte ich mich auch im Prenzlauer Berg wähnen können, viele bärtige Papas mit kleinen Kindern, ich hätte beinahe keinen Platz bekommen… und das Sonntag Nachmittag. Ein Burger und zwei Seven Peaks IPA später ging es zurück Richtung Hotel, vorher etwas durch die Innenstadt geschaut, Sonntag spielt da keine Rolle, fast alle Kaufhäuser und Läden hatten bis 18:00 Uhr geöffnet… jeden Sonntag übrigens. Gegen 20:00 startete ich denn die letzte offizielle Unternehmung dieser Reise… und damit endeten schon etliche… Einkehr in die beste Whiskybar Glasgows… das ist für mich das Bon Accord. Dort war wie im Offside ja auch öfters… Sonntags tote Hose, aber das war ok, ein paar Guinness und ein letzter Dram… und zurück ins Hotel und die letzte Nacht in Schottland wird geschlafen. Am nächsten Morgen ging es zurück nach Berlin… ohne besondere Vorkommnisse.

…war schon häufig das letzte Bild bei meinen Schottlandberichten… Bon Accord
Epilog: Diese Woche war definitiv eine der Wochen, die ich auch im hohen Alter nicht vergessen werde, auch wenn ich dann vielleicht vergessen habe wie ich heiße… aber ich kann im Altersheim garantiert noch erklären wie Springbank Whisky hergestellt wird (idealerweise wird dann Longrow aus der Schnabeltasse gereicht).
1400 Pfund für eine Woche arbeiten ? Klingt natürlich erstmal doof und ist natürlich auch eine Menge Geld. Wenn man aber die einzelnen Sachen zusammen rechnet, die wir erlebt haben, dann merkt man schnell, das es ein fairer Preis ist, schließlich war Unterkunft, Vollverpflegung, Anziehsachen, teure Tastings und eine eigene Flasche Inklusive. Zum Vergleich : eine Flasche Springbank 25y Originalabfüllung kostet (2019) etwa 450 €… drei Flaschen davon und man kann eine Woche Spaß haben…
Das Dellwood Hotel in Campbeltown… nun ja… Tracey und Bruce sind wirklich sehr nette Zeitgenossen, auch die Familie und das Personal lässt keine Wünsche offen, das Essen war alles sehr gut. Das Hotel an und für sich … für ein kaltes Zimmer mit Elektroheizung aus dem Baumarkt sind 70 Pfund für eine Einzelperson absolut abgedreht… das kann man vielleicht in London machen, aber Campbeltown ? Selbst auf Islay habe ich noch nie so viel bezahlt.. also so richtig empfehlen kann ich das Dellwood daher nicht… aber der Preis war schließlich in den Schulkosten enthalten.
Gab es sonst noch was zu meckern ? Nö… war alles prima, vielen Dank Nina für Idee und Organisation… vielen Dank an alle die sich daran beteiligt haben… lasst uns bei Gelegenheit mal einen schönen Springbank schlürfen…  …und auch vielen Dank fürs lesen der Berichte… nächstes Jahr gibt’s bestimmt einen neuen… von wo auch immer…

McLarsen’s Schottlandtour 2016: Skye, Mull & Dufftown

McLarsen 2016 live aus Schottland

Tag 1 – Auf ins gelobte Land: Schottland ist von der Fläche her etwas größer als Bayern, etwas kleiner als Tschechien und hat etwas weniger Einwohner als Berlin ind Brandenburg zusammen. Ich war jetzt glaube ich 8 mal in Schottland und habe immer noch lange nicht alles gesehen, nein ich bin davon noch sehr weit entfernt… und das ist auch gut so (wie man in Berlin gelegentlich sagt). Meine Reise in diesem Jahr hat zwei Schwerpunkte, die in der Beliebtheitsskala ziemlich weit oben stehen: Skye und Mull. Beides sind Inseln an der Westküste in den inneren Hebriden, alles andere als Flachland und landschaftlich und geschichtlich höchst interessant. Meine bisherigen Reisen drehten sich überwiegend um das Thema Whisky. Auf Skye und Mull gibt es nur je eine Distillery, diese werden natürlich besucht, aber das Thema Whisky steht diesmal nicht im Vordergrund. Ich möchte mich von Land und Leuten einfach treiben lassen. Zum Abschluß der 14 Tage geht es dann noch kurz zu einem Abstecher nach Dufftown zum Speyside Autumn Festival. Dort wird es dann freilich etwas konzentrierter um das Wasser des Lebens gehen.
Vor einem halben Jahr wurde alles geplant, gestern nun ging es los. Um 07:05 startete in Berlin Tegel via London die Reise nach Inverness. Die Stadt im Norden Schottlands schien mir strategisch am günstigsten, der Weg nach Skye ist etwa 3 Stunden und von Dufftown zurück nur etwa eine Stunde. Das Wetter in Berlin war zu der Zeit außergewöhnlich heiß, über 30 Grad zu Mitte September ist schon ungewöhnlich. Auf allen bisherigen Schottlandreisen war mir das Wetter stets hold und nicht selten brachte ich einen Sonnenbrand mit zurück. Nach der Landung in Inverness hieß es diesmal allerdings Jacke raus und Mütze auf, schottisches Wetter eben. Ich nahm meinen Mietwagen in Empfang und ab ging es Richtung Skye. Die Route ging über die Kessock Bridge bei Inverness, einem durchaus eindrucksvollem Bauwerk, welches vom deutschen Architekten Hellmut Homberg in den späten 1970ern entworfen wurde. Da ich es nicht eilig hatte, hielt ich öfters mal unterwegs an, um ein paar Schnappschüsse in der Landschaft zu machen. Auch an den Rogie Falls, einem schönen Wasserfall wurde kurz pausiert.

Rogie Falls nahe Inverness

Während des Streckenverlaufes wurde die Straße öfters mal Single Track Road, was schon überraschen kann, wenn man gerade nicht damit rechnet. Insgesamt war es eine gemütliche Fahrt und kurz vor der Skye Bridge klarte der Himmel auf und ich wußte…, klappt schon wieder mit dem Wetter…

Skye aus der Ferne

Häufig habe ich schon gehört, das Skye unter den zahlreichen Perlen schottischer Landschaften ein besonderes Juwel sein soll, die Schotten selbst sagen das auch… Bereits von weitem konnte ich dieses auch erahnen. Berge, die wie aus dem Nichts mit 700 – 1000 m aus dem Meer ragen kennt man ja von der gesamten Westküste, die von Skye wirken vom weiten etwas größer und von den Formen teils bizarrer. Nährt man sich der Hauptstadt Portree, sieht man von der Distanz den Old Man of Storr, die wohl bekannteste geologische Ausnahmeerscheinung der Insel.

The Old Man of Storr & Portree aus der Ferne

Als Unterkunft dient mir das Culbeg House, 10 min Fußweg vom Ortskern entfernt. Bereits im März waren sämtliche zentralere Unterkünfte bereits ausgebucht, so heißt es also immer etwas laufen nach dem Bier. Die Unterkunft ist sehr gepflegt, das Einzelzimmer hat eine ausreichende Größe und das wirklich tolle Badezimmer liegt separat 1,5 m durch den Flur, ist aber exklusiv für dieses Zimmer.
Als ich gestern hier eintraf, hatte ich erstmal etwas Hunger. Leider gab es nicht viel Auswahl zwischen Mittagessen und Abendbrot, also erstmal in den Supermarkt und ein Sandwich auf die Hand. Was mir in Portree sofort aufgefallen ist, sind die vielen Touristen, abgesehen von Edinburgh war ich diese in Schottland bislang nicht in dieser Menge gewohnt. Vor dem Youth Hostel standen mindestens 30 Asiaten mit Koffer und auch so hört man allmögliche Sprachen auf der Straße. Am frühen Abend gelobte die einsetzende Dämmerung einige schöne Fotomotive, die ich dann auch noch schnell einfangen konnte.

Twilight Portree

Danach gab es noch Bier und einen dram in der Merchants Bar und ich stellte fest, das ich für den Tag genug hatte. Zuhause geb es noch einen leckeren Talisker von 1974 und dann ging es ab ins Bett. Das Culbeg House ist übrigens sehr hellhörig, als ich meinen später kommenden Zimmernachbarn später furzen hörte, überlegte ich mir kurz kontern… ähmn nein, der hatte bestimmt Spaß mit meiner Schnarcherei…

Misty Morning Mountains

Tag 2 : Talisker, Dunvegan und etwas Regen  Tag 2… das war ein Mittwoch und er begann wie wohl zu 95% auf diesem Planeten mit : Frühstück. Das Culbeg House wird bei visitscotland mit 5 von 6 Punkten empfohlen. Im gestrigen Post erwähnte ich bereits, das es hier sehr gepflegt und sauber ist, mit Einnahme des Frühstücks verstehe ich auch den letzten Stern dabei, das ist nämlich erstklassig. Man kann, wie anderswo auch seine Wünsche gerne voranmelden und bekommt ein wunderbares britisches Frühstück. Das Bonbon dazu sind handverlesene Früchte, ein Schnapsglas voll von sowas wozu man Smoothie sagt (oder so, jedenfalls flüssiges Obst, selbstgemacht) und noch einige kleine Details, die den Unterschied zu anderen Unterkünften machen. Die Herbergsmutter Liz und ihr Mann (beide sicher jenseits der 60) sind überhaupt sehr nett und ich möchte eine ausdrückliche Empfehlung für Culbeg hier in Portree aussprechen.
Nach der morgentlichen Stärkung ging es erstmal zur einzigen Whiskybrennerei auf der Insel : Talisker. (…ich kann es hören… das war jetzt mindestens 10 x : „Typisch“)…

Sligachan Bridge

Auf dem Weg dorthin machte ich wieder hier und da Halt und erwischte die Landschaft in Hochform, mitsamt Wolken, wie maßgeschneidert für das Fotoalbum unter der Rubrik „Highlands am Morgen“. Die berühmte Sligachan Bridge, eine alte fotogene Steinbrücke mußte auch noch für ein paar Fotos herhalten, aber bereits zu diesem Zeitpunkt sagte mein Hinterkopf: mach ein paar Bilder, aber später nochmal herkommen …bei besserem Wetter… oder so ähnlich…

Im Stillhouse von Talisker
Talisker Impressionen

Weiter ging es nach Carbost, der Heimat von Talisker, eine der berühmtesten Brennereien Schottlands. Zu Talisker habe ich ein etwas gespaltenes Verhältnis. Der allerbeste Maltwhisky den ich je im Glas hatte, war ein Talisker, auch wenn man beim lesen der Eckdaten (distilled 1955, bottled 2005 by Gordon & MacPhail) erkennen kann, das das ein wenig außer Konkurrenz war. Die größten Enttäuschungen diesseits der Originalabfüllungen waren die neuen Produkte der vergangenen (mindestens) 5 Jahre. Während man den Talisker Skye, Storm, Dark Storm oder Port Ruighe zwar ohne Alter, aber wenigstens im preislichen Rahmen hielt (trotzdem, wegen der Malts wäre ich nicht zu der Leidenschaft gekommen…), kam letztes Jahr mit dem „Neist Point“ ein ebenfalls altersloser, völlig nichtssagender Talisker, der zwar eine nette Verpackung hat, aber ein komplett unanständiges PLV zeigt. Eigentlich wollte ich heute gar keine Tour bei Talisker machen, sondern nur mal schauen, was es im Shop gibt. Da es aber in diesem Moment anfing wie blöde zu regnen (…das war so nicht abgemacht…), brachte ich das dann auch gleich hinter mich. Talisker ist Distille No.59 die ich besichtigt habe, bei Diageo ist fotografieren verboten und die Touren sind sehr auf das Mainstream Publikum zugeschnitten. Das ist legitim und ich hab dann halt undercover fotografiert, bei großen Gruppen ist das kein Problem. Für die Außenaufnahmen muß ich allerdings nochmal hinfahren, denn es hatte sich unerwartet eingeregnet… Das Wetter machte mir quasi einen Strich durch die Rechnung, viele Landschaftsaufnahmen zu tätigen, als etwas für indoor war die Alternative : Dunvegan Castle.

Dunvegan Castle

Der Stammsitz des MacLeod Clans befindet sich im Nordwesten der Insel und dient der Familie seit über 800 Jahren als Herberge. Das heutige Schloß wurde allerdings im viktorianischen Zeitraum errichtet und sieht etwas älter aus, als es ist. Für 12 Pfund kann man die gute Stube besichtigen und den großen Park gleich mit. Ich bin ja in Potsdam aufgewachsen und hatte in meinen jüngeren Jahren auch viel mit Sanssouci etc. zu tun, so das ich mich gleich etwas heimisch fühlte, obwohl das völlig verschiedene Schlösser und Gärten sind. Es hat viel Spaß gemacht, durch die Historie einer schottischen Großfamilie zu wandeln und dann durch einen großen, mit Wasserfällen etc. ausgestatteten Garten zu spazieren.

Riesensalat in den Dunvegan Gardens... natürlich (Dun)vegan...

Der Regen hat dabei nicht wirklich gestört, irgendwann war aber genug und ich kehrte in das Cafe ein, was am Parkplatz liegt. Dort gab es lecker Süppchen und dann noch Kaffee und Kuchen (…is ja Urlaub…). Danach ging es wieder Richtung Portree und ich schrieb ein wenig an diesem Blog, danach noch eine Pizza und ein paar Pints und schon ist der zweite Tag vorbei. Wenn nichts schiefgeht, folgt morgen Tag 3.

Tag 3 – Black Cuillins, Coire na Creiche, Fairy Pools, Regen: Der erste Blick aus dem Fenster verhieß heute nichts gutes, es war wieder reichlich Wolkensuppe am Himmel und der Blick auf die Wetter App verriet definitiv Regen. Nun ja, was nützt es, nachhause fahren und warten, bis die Sonne scheint, kann die Lösung nicht sein und so ging es dann nach dem Frühstück wieder auf die Piste. Erst fuhr ich nochmal zu Talisker, schließlich hatte ich gestern wegen des einsetzenden Regens gar keine Außenaufnahmen gemacht. Das ging heute sehr gut, der Himmel deutete sogar kurz an, aufreißen zu wollen (was er am Ende nicht tat aber ich wußte es zu schätzen). Von einem Bootssteg gelangen doch ordentliche Bilder. 

Der Werbespruch lautet: Talisker - Made By The Sea

Danach ging es über eine Single Track Road Richtung Black Cuilins, einem gewaltigen Bergmassiv. Teil der schwarzen Cuilins ist der Coire na Creiche, was aus dem Gälischen übersetzt so etwa „Bergkessel der Beute“ heißt. Hier fand 1601 die letzte Schlacht zwischen den Clans MacDonald und MacLeod statt.

Coire na Creiche

Ich war arg überrascht, daß ich bei meiner Ankunft dort beinahe keinen Parkplatz mehr bekommen hätte. Es war ein Menschenauflauf der mich staunen ließ. Ein Rundwanderweg war ausgeschildert, 14,5 Meilen (ca. 23 km), mit einer zu planenden Zeit von 4,5 Stunden. Das ich den kompletten Weg nicht machen würde, war schnell klar, erstens war das Wetter zumindest bedrohlich, zweitens war meine Kleidung ungeeignet, die Schuhe zwar fest, aber doch recht rutschig. Teil der Coire na Creiche sind die sogenannten Bassins der Feen, also Fairy Pools. Das sind Wasserfälle und kleine, ja…eben Bassins, alles schön anzuschauen mit kristallklarem Wasser. 

Ich kann schwer schätzen, wie weit ich gelaufen bin, aber nach etwa 40 min hatte ich genug gesehen und hatte vor allem genug von der Menschenmenge, also Dutzenden Asiaten mit Selfiesticks oder sächsischen Seniorengruppen mit Nordic Walking Sticks, Rückweg zum Auto… Da ich ja auch so schlau war, den Fotoapperat ohne Akku und Speicherkarte mitzunehmen, gab es heute auch nur Bilder vom iPhone, aber ich denke, die können sich auch sehen lassen. Im Anschluß ging es dann Richtung Dunvegan und das Dun Beag Broch war an der Reihe. Brochs sind kleine, runde Steintürme (in der Regel nur noch die Reste davon), die ca. zwischen 100 v. Christus bis 100 n. Christus gebaut wurden. Dun Beag ist gut erhalten und man kann ungehindert darin und darum wandeln. 

Dun Beag Broch
...erbaut vor etwa 2000 Jahren...

Leider setzte in diesem Moment der Regen ein, der mich ziemlich schnell einweichte. Ursprünglich sollte es danach zum Leuchtturm Neist Point und zur Ruine von Duntulm Castle gehen, aber bei dem Regen hätte das nicht viel Spaß gemacht, so ging es zum trocknen erstmal in die Unterkunft nach Portree. Ich fuhr eine Art Abkürzung über Struan, eine Single Track Road durch einsame Weiten der Insel, mit etwas passender Musik im Auto ein schönes Erlebnis. Es folgte eine kleine Auszeit (schließlich ist Urlaub…)… 17:30 ging es dann ins Isles Inn und ein ordentliches Abendbrot gab es auf den Teller, wurde auch Zeit…nach dem Frühstück… Abends traf ich mich mit Benjamin aus Augsburg, einem Forumskollegen zum Bier und einem Dram. Wir hatten uns doch viel zu erzählen und die Zeit verging wie im Flug. …, schön wars, …mal sehen, was morgen passiert…

Tag 4 – Old Man of Storr, der Nordteil von Skye und die Suche nach dem Leuchtturm: Das Wetter spielte heute wieder mit, es war zwar wechselhaft aber überwiegend freundlich. Damit ich nicht wieder einen Parkplatz suchen muß, beschloss ich als erstes den Old Man of Storr zu erklimmen. Das mit dem Parkplatz hat gerade noch so geklappt, es waren schon einige Leute unterwegs. Der Old Man, eine riesige Felsnadel, war anfangs noch ganz in Wolken gehüllt.

The Old Man Of Storr…noch umhüllt…
…langsam klarer…
…und dann in voller Größe…

Der Aufstieg war erst einfach, später anspruchsvoll und letztendlich anstrengend. Auf einer gewissen Höhe musste ich dann sogar abbrechen, meine Schuhe erwiesen sich als komplett ungeeignet für den schlammigen, arg rutschigen Boden. Nachdem ich die eine oder andere Pirouette gedreht hatte und zwei mal weggerutscht war und mich gerade noch mit den Händen aufgefangen habe, (ich wäre etliche meter längelang gerutscht und hätte sicher hervorragend danach ausgesehen…), dachte ich es ist besser langsam wieder runter zu klettern. Dann fing es auch noch an zu regnen, was die Sache noch glatter machte und am Ende war ich froh, wieder unten zu sein. Weiter ging es Richtung Norden der Insel, vorbei an den berühmten Kilt Rock Wasserfällen, wo natürlich kurz fotografiert wurde. Hinter Staffin war dann wieder Single Track Road angesagt und das eine und andere Schaf mußte ich von der Fahrbahn hupen.

Kilt Rock Falls… man beachte auch den Regenbogen…
Duntulum Castle bzw. was noch davon übrig ist...

Nächste Station war Duntulm Castle, viel zu sehen ist davon nicht mehr, es ist die Ruine einer mittelalterlichen Burg von dem MacDonalds Clan. Nächste Station sollte dann der westlichste Punkt der Insel werden, der Leuchturm Neist Point. Dazu war erstmal eine gute Strecke zu fahren, via Uist und Dunvegan. Dann bog ich eine Straße zu spät ab und landete irgendwo in der Pampa auf einem Bauernhof mit zornigen Hund. Als ich dann irgendwann auf der richtigen Straße war dachte ich alles wird gut, aber irgendwann war der Weg gesperrt, da ein Autounfall die Straße blockierte (meiner Meinung nach die einzige Straße dorthin), so kehrte ich dann halt um und fuhr langsam und mit Umwegen wieder Richtung Portree. Ein Talisker von 1979, ein sehr leckeres Tröpfchen, war dann auf einem Parkplatz mit Aussicht fällig. Ein kurzer Fotostopp an der Steinbrücke von Sligachan (heute waren deutlich bessere Bilder drin…) beendete die heutige Exkursion. Nach einer kurzen Schreibpause (irgendwann muß das hier ja auch mal eingetippselt werden…) gab es dann Pizza beim schottischen (Italiener), nein…da ist glaub ich kein Italiener aber der Laden in der ersten Etage ist charmant und die Pizza lecker, wenn ich dran denke, schreib ich das nächste mal auch wie der Laden heißt… Der Tag fand seinen Ausklang im Isles Inn bei ein paar Pints und etwas Premier League, in der sich meine Reds gegen eine in blau gekleidete Londoner Mannschaft mit russischem Hintergrund durchsetzten…

Tag 5 – Eilean Donan, Brochs, steinerne Schwestern… letzter Tag auf Skye:  Zum Abschluss des Skye Aufenthaltes war heute die Osthälfte dran und außerdem wurde die Insel kurz verlassen. Man denkt ja immer, das bisschen Insel, aber Skye ist eben nicht so klein, mit 1656 qkm ist Skye die 237t größte Insel der Welt, größer als Lesbos, Gran Canaria oder Martinique. Skye ist fast doppelt so groß wie die größte deutsche Insel Rügen und fast 4,5 x größer wie die zweitgrößte deutsche Insel Usedom. Als ich heute im Osten der Insel unterwegs war, wurde mir das wieder bewußt, von Portree, was so etwa in der Mitte der Insel liegt, bis zum Ostende mit der Skye Bridge, braucht es etwa 45 Minuten, und das auf gut ausgebauten Straßen. Mein erstes Ziel war eine ca. 10 km lange Single Track Road, welche an einer kleinen, lokal geführten Fähre endet. Die Straße war sehr reizvoll mit schönen Ausblicken, leider hat man beim Auto fahren recht wenig davon, muß man doch stets darauf gefasst sein, das Gegenverkehr vor einem steht. Einen kurzen Eindruck gibt es hier :

Landschaft bei Kylerhea
Die Gurkenfähre

Die Fähre ist sicherlich bereits älter als ich selber, sieht aus wie eine Gurke die von Hamstern im Rad angetrieben wird, aber sie tut ihren Dienst und bringt bis zu 6 PKW in 5 Minuten ans andere Ufer. Mit 15 £ ist das zwar ein nicht sehr günstiger Spaß aber bestimmt erfüllt das irgendeinen guten Zweck… Auf dem britischen Festland gelandet, ging es dann durch die Ortschaft Glenelg, vorbei an einem schönen Strand, zu zwei Brochs aus der Eisenzeit. Die Rundtürme Dun Telve und Dun Troddan sind deutlich besser erhalten als das Broch, was ich neulich hier auf Skye sehen konnte. Es ist immer wieder faszinierend, an Orten zu wandeln, die warscheinlich noch vor Christus erbaut wurden. Ich glaube, man hat in den Wohntürmen seinerzeit ganz gut gelebt..

Broch Dun Telve
Broch Dun Troddan
...so muss es damals drinnen ausgesehen haben...

Zurück durch Glenelg ging es dann die Old Military Road Richtung Sielbridge. Unterwegs boten sich wieder einige tolle Panoramen. Besonders im Gedächtnis bleiben wird mir der Ausblick zu den 5 Schwestern, einer Bergkette, deren Name der Sage nach so entstanden ist : Familie MacRae mit 7 Töchtern bekommt Besuch von zwei Iren, die heiraten zwei Töchter und versprechen, ihre anderen 5 Brüder aus Irland für die anderen 5 Schwestern zwecks Heirat rüber zu schicken. Das dauert wohl bis heute und damit die 5 Töchter nicht an Schönheit verlieren, haben sie sich mal eben in 5 Berge verwandeln lassen… und warten… Die Berge sind um die Tausend Meter hoch und tragen unaussprechliche Namen wie „Skurr na Ciste Duibhe“ (2.v.r.).

Five Sisters Of Kintail

Aporops MacRae, der Hauptsitz dieses schottischen Clans sitzt nicht weit entfernt von hier in einem der berühmtesten schottischen Schlösser, dem Eilean Donan Castle. Das Castle liegt auf einer kleinen Halbinsel und kann über eine steinerne Brücke erreicht werden. Das alles ist natürlich Bilderbuch Schottland pur und dementsprechend darf man sich natürlich nicht wundern, wenn der Parkplatz am groß ausgebauten Visitor Center mit Cafè und Shop mit Reisebussen und PKW geflutet ist. 7 £ kostet der Eintritt, das ist völlig ok, Dunvegan kostete 12 und von der Fähre will ich garnicht anfangen. Man kann die Räumlichkeiten besichtigen, einiges über die Geschichte der MacRae’s erfahren und die schöne Aussicht geniessen.

Eilean Donan Castle

Danach ging es wieder in Richtung Skye Bridge. Die Brücke (ohne sie wäre heute auf der Insel vieles nicht so wie es ist…) ist ca. 500 m lang und wurde 1995 eröffnet. Um die privat vorfinanzierten Baukosten zu decken, kostete die Überquerung anfangs eine Mautgebühr. Nach vielen Ärger und Protesten kaufte das Land Schottland dann die Brücke und somit ist die Benutzung der Brücke seit 2004 kostenlos. Ein kleiner Abstecher in die Ortschaft Kyleakin, gleich hinter der Brücke gelegen, finalisierte die heutige Tour mit 170 Autokilometern. Auf dem Zeltplatz von Kyleakin ware hunderte Motorradfahrer zu sehen, wie überhaupt heute auf der Insel, es scheint wohl ein Treffen zu geben. Für einen Teilnehmer wäre das vorhin am Ortseingang von Portree fast vorzeitig beendet gewesen. Ohne Not, bei Tempo 30 auf nasser Straße hat er mich fast schon rüpelartig überholt und geschnitten, zwei Autos vor mir haben seine Kunststückchen nicht mehr geklappt und er packte sich, wie man das so sagt, auf’s Maul. Er schien sich nichts getan zu haben, ein anderer Biker half ihm und ich mußte mich ein wenig zusammenreißen… nein, natürlich hätte ich nicht geklatscht…, aber ich hoffe, es war ihm eine Lehre… Abends gab es noch ein paar Pints im Isles Inn, das ist unterm Strich auch der Laden, den ich weiterempfehlen möchte, sowohl von der Küche als auch an der Bar war das der Laden, in den ich das nächste mal als erstes wieder gehen würde. Die Merchants Bar im Bosville Hotel…, gute Whiskyauswahl und optisch vielleicht das beste vor Ort, aber da ich viele Sachen aus der Sichtweise eines Barbesitzers sehe…., zu viele Schwachstellen, vor allem deutlich zu lange Wartezeit ein simples Getränk zu bestellen. Die anderen Bars hab ich nur 1 x oder flüchtig besucht, daher keine Kritik. Zum essen empfehle ich das L’incontro… (danke Martin und Marco für den Namen), das hat zwar nicht viel mit lokaler Küche zu tun (obwohl es durchaus Pizzen im schottischen Stil gibt, aber es gibt ja auch deutschen Whisky im schottischen Stil…, ok Pizza bitte… ). Insgesamt war Skye definitiv eine Reise wert. Viele landschaftlich geprägte Dinge, die ich aus Schottland bereits kannte, wurden hier noch ein wenig gesteigert. Das nächste mal muß ich wohl den Leuchtturm Neist Point und das empfohlene Restaurant Stein Inn nachholen, aber sicher rennen beide Sachen nicht zwischendurch weg und ich hab schon mal ein Ziel fürs nächste mal.
…morgen geht es auf die nächste Insel… Mull.

Skye Bridge von Kyleakin gesehen

Tag 6 – Inselwechsel:  …heute gibt es nicht so wahnsinnig viel zu berichten, Fakt ist aber ein Inselwechsel… Skye mit der Nummer 1 wurd ausgewechselt, Mull mit der Nummer 2 wird zur Halbzeit eingewechselt,  (es gibt ja in Dufftown später eine amtliche Nachspielzeitfür die Nummer 3…)
Nach dem letzten Frühstück im Culbeg House (ich bin geneigt es als das beste bislang erlebte Frühstück zu benennen…) und einer herzlichen Verabschiedung von Liz und ihrem Ehemann, ging es letztmalig quer über die Insel Skye, was um die frühe Uhrzeit und Sonntag eine sehr entspannte Angelegenheit war. Nicht über die Skye Bridge ging es weg, sondern über die Fähre von Armadale nach Mallaig. Das Wetter war heute einigermassen daneben, daher habe ich das Auto während der gesamten Überfahrt nur in nötigen Fällen verlassen, Fotomotive gab es bei dem Regen eh kaum. Von Mallaig ging es dann Richtung Lochaline, das ist die nächste Fähre, die dann auf Mull steuert. Eigentlich wollte ich zwei Häuser von meiner Unterkunft in Tobermory anlegen, aber die Fähre Drimnin – Tobermory fährt Sonntags nicht. Der Weg von Mallaig nach Lochaline führte gefühlt 300 km durch 3 komplett identische Landschaften durch 75% Single Track Roads. Das soll jetzt eher ein Kompliment sein, da die ähnlichen Landschaften alle samt sehr reizvoll sind, einige Strecken auf dem Teil, wo es nicht am Wasser lang geht, haben den Reiz der unendlichen Ödnis und Einsamkeit, ich aus der großen Stadt mag das (mal…). Auf der Insel Mull angekommen, sieht erstmal alles genau so aus, wie davor. Eine Strecke, die von gefühlter Bundesstraße innerhalb von 5 m in eine Single track road wechselt und umgedreht bringt einen in die Hauptstadt Tobermory, ganz im Nordosten der Insel. Bei der Wahl meiner Unterkunft hatte ich seinerzeit etwas das Budget erhöht, zu reizvoll war es, mal direkt ein Teil dieser ziemlich bekannten Hafenkulisse zu sein, mit den bunten Häusern, mit deren Vorbild sogar eine bekannte britische Kinderserie gemacht wurde.

Hafenkulisse von Tobermory mit Mishnish (gelb)
…andersrum…mein Zimmer mit Hafenblick…

Das Mishnish, so heißt das (gelbe) Haus in dem ich mich eingemietet habe, hat nicht zu viel versprochen, das Zimmer ist zwar noch kleiner als das Einzelzimmer in Portree (obwohl es ein Doppelzimmer ist…) , aber der Ausblick auf den Hafen und das zur Sitzbank ausgebaute Fensterbrett… als ich das im Internet gelesen hatte, wurde das Budget erhöht… und zurecht. Für mich ist dieses Haus etwas wie eine Multi-Herberge, nicht etwa das man hier Flatrate essen oder trinken könnte, aber zwei Restaurants und eine Bar nur wenige Schritte vom Zimmer…, das hat schon was… Ein kurzer Gang durch die Gemeinde war heute natürlich auch dabei, aber es war Sonntag und ein besseres Bild wird sich sicher morgen zeigen. Ein kurzer Besuch im Visitor Center der Tobermory Distillery (auf die ich vom Fenster direkt schaue), ergab die einzige Enttäuschung des heutigen Tages : es gibt keine exklusive Abfüllung.
Abends gab es Burger und Guinness in der Mishnish Bar. Morgen werde ich mich mal langsam an die neue Insel rantasten, einen Generalplan gibt es noch nicht, aber das Ergebnis steht morgen hier…

Guten Morgen Tobermory

Tag 7 – Calgary & where the sheeps have no name:  …schon schön, von Möwen und Fischkuttern geweckt zu werden, die Gardinen aufzuziehen und hie und da etwas blauen Himmel zu sehen, so sollte Urlaub sein… Nach dem Frühstück, was auch ordentlich ist (aber eben auch nicht so herzlich wie im Culbeg), ging es los an den Strand von Calgary. Nein, ich habe nicht den Aufenthaltsort gewechselt, es gibt hier eine Ortschaft (nicht viel mehr als 5-10 Häuser), die heißt so wie die kanadische Metropole und diente dieser auch zur Namensgebung. Die kanadische Stadt bekam den Namen von schottischen Einwanderern. Calgary kommt aus dem gälischen und bedeutet Strand an der Wiese.  Der Strand ist… halt ein Strand, viel Sand…

Calgary Beach
…where the sheeps have no name…
Der Ben More ist mit 966 m der höchste Berg von Mull.

Danach fuhr ich die Straße einfach weiter, keine Ahnung wohin, Mull ist ja eine Insel, also würde ich zur Not irgendwann wieder hier rauskommen. Diese Single Track Road zieht sich ewig durch die Landschaft, keine Straßenschilder…where the streets have no name…, Da es eng ist, ständig bergauf und bergab geht, ist nicht viel mehr als 30-50 km/h drin, meistens im 2. Gang. Das erfordert Aufmerksamkeit, häufig sieht man den Gegenverkehr erst, wenn er direkt vor einem steht (bestenfalls steht…) Es macht aber auch Spaß, sich einfach treiben zu lassen, Musik zu hören und hin und wieder kurz zu halten um ein paar Schnappschüsse zu machen.

Tobermory von weitem...
...und vom Steg...

Irgendwann war dann gut und ich fuhr zurück nach Tobermory um die Stadt (hab ich eben Stadt gesagt ?…) noch ein wenig zu erkunden, gestern war ja Sonntag und alles zu. Nun ja, es ist schon schön hier. In der ehemaligen Kirche in der Mitte der Strandpromenade gab es lecker Kaffee und hausgemachten Kuchen, danach noch ein Bierchen an der Tobermory Distillery… und schon neigte sich der Tag wieder dem Ende entgegen, nicht aufregend, aber gerade deshalb gut so…
Abends ging es dann in das hausinterne italienische Restaurant…, nun ja…, da ist noch Luft nach oben…an vielen Stellen, geschmeckt hat es…, allerdings als wenn ich schnell eine Tüte Pasta ins heiße Wasser gebe, eine Dose Tomaten/irgendwas dazu gebe und fertig. …aber ich bin ja auch nicht in Italien und satt wurde ich auch…, später gab es noch Guinness vom Hahn, genauso gut wie zuhause…  wenn es besser gewesen wäre, wäre ich verwirrt…

Tag 8 – Halbzeit, Iona & Tobermory Distillery: …heute war Halbzeit, ab jetzt geht die Reise langsam zu Ende (würde der Pessimist sagen, ich meine natürlich die Reise ist im vollen Gange…) Eigentlich waren zwei Castles geplant und ein Abstecher nach Iona. Wer sich hier auskennt, wird lächeln und sagen, das könnte knapp werden. …war es auch, denn obwohl ein riesiges Schild kurz nach Craignure das Duart Castle ausschilderte, schaffte ich es, das zu…naja, nicht übersehen, aber ich dachte es wäre eine Ankündigung für in 3 km, aber es war der Wegweiser. Statt umzukehren fuhr ich einfach weiter und beschloß das Castle auf der Rückfahrt zu besichtigen. Das zweite Castle was ich auf dem Schirm hatte, war Moy Castle…da hätte ich allerdings schon abbiegen müssen, als ich noch über Duart Castle sinniert hatte…, aber was soll es, volle Kraft voraus Richtung Fionnphort, so heißt die Ortschaft, von der die Fähre auf die Insel Iona ablegt. Wie so häufig habe die Weiten dieser Inseln etwas unterschätzt und hatte zwischenzeitlich schon kurz Bedenken, was den Füllstand des Tanks angeht. Eine einsame Tankstelle kam sogar in dem Moment der Unsicherheit, der alte Mann aus den Bergen füllte den Tank und erzählte dabei irgendwas, ich habe kein Wort verstanden, war aber auch egal, ich würde nicht in der Pampa liegenbleiben war eine beruhigende Vorstellung… Nach gut einer Stunde Single Track Road erreichte ich dann tatsächlich den Hafen. Die Fähre fährt etwa im halbe Stunden Takt und ich hatte Glück, gerade richtig zu kommen und mit gefühlt einer Hundertschaft amerikanischer Drängelrentner an Bord zu gehen (insgesamt standen auf dem Parkplatz 3 große und 5 kleinere Reisebusse).

Iona Abbey
Iona Abbey – Kreuzgang

So, jetzt erstmal für alle, die von Iona noch nichts gehört haben : Iona ist eine kleine Insel (8,8 qkm/125 Einw.) etwa 10 min. Fahrzeit mit der Fähre an der Westküste von Mull. Iona war zwischen etwa 563 n.Christus bis etwa zur Reformationszeit das religiöse Zentrum Schottlands und der britischen Inseln insgesamt. Das berühmte Book of Kells (zu besichtigen in Dublin) entstand höchstwarscheinlich hier, die Insel war über mehrere Jahrhunderte ein heiliger Ort und etliche schottische und norwegische Könige (unsichere Zahlen nennen 46 !) sind hier bestattet (größter Promi dank Shakespeare : Macbeth). Auf Iona gibt es die Iona Abbey, die ehemalige keltische Quasi-Vatikanstadt (…man sehe es mir nach, das ich übertreibe, aber territorial mit der geringeren Bevölkerungsdichte von der Bedeutung nicht ganz soweit entfernt…), eine Klosteranlage mit Kirche, oder besser Kathedrale. Das alles war so richtig bedeutend bis etwa 1000 n. Christus, als die Wikinger ihr Unwesen trieben und die Anlage platt machten. Später wurden neue Klosteranlagen gebaut, es entstand ein Nonnenkloster nur wenige hundert Meter entfernt, aber spätestens zur Reformationszeit wurden die Anlagen aufgegeben und verfielen zusehens. Vor gut hundert Jahren erkannte man die Bedeutung der Anlagen und baute Kirche und Klosteranlagen wieder auf. Das Nonnenkloster wurde gesichert und kann als Ruine besichtigt werden. (Nunnery… Nonnerei… was für ein Wort…). So, dann war ich also auf Iona und machte erst ein paar Bilder von dem Nonnenkloster, berappte 7 £ Eintritt für die Abbey und wandelte in der Vergangenheit. Leider kam ich nicht so recht in Stimmung, da alles doch recht gut besucht war. Ich habe schon öfters gelesen, daß es mehr Sinn macht, sich für eine Nacht auf Iona einzuquartieren und dann in Ruhe nach Abfahrt der letzten Fähre die spirituelle Kraft der Insel wirken zu lassen.

Iona Nunnery Ruine

Irgendwann fiel mir auch ein, daß ich um 16:00 Uhr noch einen Besichtigungstermin in der Tobermory Distillery hatte, von der Spiritualität zur Spirituose quasi…also schnell Fähre und dann in 1,5 Stunden Rekordzeit bis Tobermory gerast, fast wie ein Einheimischer, die Single Track Roads dort sind aber auch deutlich weitläufiger einzusehen als an der Nordwestküste gestern.
Ja, dann die Brennerei Tobermory, die zweigleisig fährt, in der ersten Jahreshälfte wird Tobermory produziert, ein Highland Style Malt, eher mild mit etwas würzigem Charakter und in der zweiten Jahreshälfte, quasi jetzt, – Ledaig (sprich : Led-schik), einem getorften Malt, der denen von Islay teilweise in nichts nachsteht. In der laufenden Nummerierung meiner besichtigten Brennereien ist Tobermory die Nummer 60. Die Führung war ok, die junge Dame gab sich Mühe und konnte das gut verkaufen. Fotografieren war mal wieder nicht erlaubt, aber naja, ich war immer letzter und hab das wieder undercover erledigt. Tobermory ist sehr eng und verwinkelt, erinnert mich etwas an die Pulteney Distillery, dort ist es ähnlich eng. Zum Abschluss gab es einen Tobermory 10y und für alle, die noch upgrade gefahren hatten auf 10 £, die durften noch einen Ledaig 10y dazu kosten. Ich wußte davon garnichts und hatte mir gedacht, Mädels, wenn ich ins Hotel komme, gieß ich mir einen Ledaig aus’m Sherryfass von Signatory (Seasons) in amtlicher Fassstärke ins Glas, da könnt ihr eure OA behalten… Das mache ich : Jetzt. Slainte ! …lekka…

Tobermory Distillery

Anbei möchte ich Nina dafür danken, daß sie daheim die Dinge managt, die immer dann passieren, wenn ich nicht da bin. Leider kann ich mir nicht mal schnell die Latzhose überziehen und mal schnell nach Berlin Jalousien reparieren, so sehr es mich auch juckt. Es muß wohl mit Murphy zu tun haben, manche Dinge warten offensichtlich darauf bis ich weg bin, dann… juhu… kaputt gehen ! … Vor der nächsten Reise lasse ich einen Schamanen oder sowas vorher rumgehen. …aber ich war heute auf Iona, vielleicht kann ich das ab jetzt auch selber… (zwinker…)

…aus Sonnenbrille wurde später Mütze, dann nasse Haare…

Tag 9 – Oban: Die Wettervorhersage sprach heute nicht so für gemütliche Wanderungen im Freien, ab Nachmittag war einiger Regen angesagt. Das nahm ich zum Anlass, die Insel mal kurz zu verlassen und zwar nach Oban. Mit dem Auto bis zum Hafen Craignure gefahren, zu Fuß auf die Fähre und eine knappe Stunde gefahren. Oban ist mit 8,5 Tausend Einwohnern schon eine größere Nummer in der Gegend, es gibt Verkehrsampeln, größere Geschäfte und … wie könnte es anders sein … eine Whiskybrennerei…und dazu noch eine, die ich noch nicht besichtigt habe.

Leuchtturm vor Oban
Oban aus der Ferne

Es traf sich gerade günstig, daß ein Platz frei war bei einer Tour gleich nach Ankunft. Die Distillery ist eine der ältesten in Schottland und wurde wie so vieles in der Ortschaft an den Hang eines Berges gebaut. 1796 gab es hier noch nicht viele Gebäude, aber seit die Brennerei dort arbeitete, siedelte sich die Stadt dazu. Was anderorts Kirchen sind, um die sich die Wohngebäude gesellen, ist hier also eine Whiskybrennerei. Ich war überrascht, wie winzig die Oban Distillery ist, auch hier ist alles klein und verwinkelt, das ist halt der Nachteil davon, das sich der Ort um die Fabrik gesellt hat, es besteht keine Möglichkeit zur Erweiterung. Die Führung an und für sich war jetzt nix besonderes, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Es gab eine Mini Kostprobe aus einem 13jährigen Hogshead direkt aus dem Faß, (lecker) und den Oban 14 zum Abschluß.

Oban Distillery – Washbacks

Danach ging ich noch gemütlich durch die Stadt, um 4 Uhr ging die Fähre dann zurück nach Craignure. Mittlerweile fing es ordentlich an zu regnen. Etwas wollte ich noch fotografieren von der Fähre, als mir eine Windböe die Mütze vom Kopf riss. Ich mußte kurz entscheiden: das iPhone mit dem ich am fotografieren war, oder die Mütze. Das iPhone hat gewonnen, die Mütze flog über die Reeling und reiht sich damit in die Serie verlorener Mützen der letzten Jahre, ich werde mir in Zukunft keine teueren mehr kaufen…
So, obwohl ich den ganzen Tag unterwegs war, frage ich mich heute, wo der ganze Tag geblieben ist… Abends gab’s noch Burger und Guinness, klar, wie fast immer… über Fußball möchte ich heute auch nicht mehr reden…, nun ja, nicht jeder Tag ist ein Highlight, aber sicher morgen !

Reizvolle Szenen rechts und links der Single Track Roads

Tag 10 – Castletime: …vorgestern wollte ich ja Duart Castle, Moy Castle, Iona und um 16:00 Tobermory Distillery machen…, ok, das das nicht geklappt hat, habe ich bereits berichtet, Iona ging und um 16:00 war ich mit ach und Krach auch bei der Brennerei. Heute wollte ich mal schnell die beiden Castles abhaken und dann mal sehen, was sonst noch geht… Das Wetter begann fantastisch, fast wolkenloser Himmel am Morgen, jedoch für Nachmittags war wieder Regen angesagt, also beschloß ich den Teil, bei dem es keinen indoor Teil gibt, zuerst zu erledigen und das ist das von hier aus weiter entfernte Moy Castle. Kurz nach der Straße zum Duart Castle geht die Straße… (ok, Pfad ist das bessere Wort…) nach Lochbuie ab, eine der Single Track Roads, die etwas anspruchsvoller sind, bergauf, bergab, rechts, links und manchmal alles gleichzeitig mit plötzlichem Gegenverkehr… Aber so viel Aufmerksamkeit die Strecke fordert, um so schöner ist sie auch, vorbei an Seen und Bergen, kleinen Siedlungen und auch regelrecht üppigen Häusern, hin und wieder muß man sich die Straße mit Schafen (relativ einfach zu verscheuchen) und mit respektablen Rindviechern (nicht ganz so einfach, kann auch mal dauern…) teilen… Plötzlich steht man vor dem offenen Meer, es ist ein kleiner Parkplatz vorhanden, nebenan steht eine kleine Hütte mit der Aufschrift : Post Office. Open. Dort stellt man das Auto ab und beginnt einen kleinen Spaziergang. Der Weg zum Moy Castle läuft auf privatem Gelände. Nach wenigen hundert Metern erreicht man die Burg, bzw. das was davon übrig ist. Der Zweig der Familie MacLean, denen das gehört, hat sich bereits im 18. Jh ein stattliches Häuschen neben der Burg zugelegt, so daß der mittelalterliche Bau seitdem ohne Benutzung vor sich hin gammelt. Als Hingucker ist er allemale noch gut, rein darf man leider nicht. Der Fußweg geht weiter an einen Strand namens Laggan Sands. Dorthin bin ich auch noch gelaufen, es war das erstemal auf dieser Reise, wo man Natur und historisches Land ohne Menschenauflauf genießen konnte und das habe ich dann auch, die paar Leute die auch dort waren, hat man nett gegrüßt…

Moy Castle
Moy Castle – Querschnitt im Mull Museum Tobermory
Strand Laggan Sands

Gleich um die Ecke befinden sich auch die Standing Stones of Loch Buie, einem kleinen Steinkreis aus der Bronzezeit. Das war mein nächstes Ziel, doch der Weg dorthin ging über Acker und Wiese und das war nach dem gestrigen Regen stellenweise so sumpfig und nass, das ich leider auf halber Strecke abbrechen mußte. Wieder waren es unpassende Schuhe, aber diesmal hätten auch keine Wanderschuhe oder Bergsteigerschuhe geholfen, sondern schlichtweg nur Gummistiefel… und die hatte ich heute zufällig nicht mit… Nun egal, dann eben weiter zum nächsten Castle : Duart Castle. Wer von Oban mit der Fähre auf Mull kommt (das ist der wohl verbreiteste Weg…), der wird von der Burg bereits kurz vor Ankunft in Craignure begrüßt, sie beherrscht die dortige Landschaft deutlich auf einem Hügel. Auch hier geht es um Besitz des Clans MacLean, aber ein anderer Zweig als vom Moy Castle. Der Clan verlor seinen Besitz nach der Niederlage gegen die Cromwell Army im 17.Jh. und erst vor gut hundert Jahren wurde die Burg, mittlerweile eine Ruine, von der Familie zurückgekauft. Die Ruine wurde wieder aufgebaut und das kann man heute besichtigen. Eine schöne Ausstellung ist das und es gibt Teile, besonders der Dungeon, da hat man sich Mühe gegeben, dem Besucher einen schönen Schauer über den Rücken zu jagen… Respekt, gut gemacht…

Duart Castle, derzeit wegen Rüstung wenig fotogen…

Nach der Besichtigung gab es Kaffee und Kuchen, danach ging es bei immernoch sehr gutem Wetter zurück nach Tobermory. Dort gab es noch das Isle of Mull Museum zu besichtigen, eine kleine aber sehr liebevoll gestaltete Ausstellung, die dazu noch gratis ist (eine Spendenbüchse tut es dort sicher auch…). Letzte Amtshandlung des Nachmittages war nochmal ein kurzer Besuch in der Distillery, wo ich meine gestern verlorene Mütze gegen ein fluguntaugliches Modell ersetzte. Abends gab es nach dem Essen wieder ein paar Kaltgetränke hier im Mishnish, ein Haus was ich nur sehr empfehlen kann, die Zimmer haben fast alle diesen genialen Ausblick, die Restaurants… haben noch Luft nach oben aber das wird… und das Pub kann ich als alte Pub-Nase sehr empfehlen, an deren Stelle würde ich etwas an der Whisky Auswahl arbeiten, da geht noch einiges. Als Pub in Tobermory hätte ich sicher nicht nur 2 oder 3 Tobermorys bzw Ledaigs (mehr ham die echt nicht…), da hätte ich eine Sammlung aller unabhängigen Abfüller vom Feinsten… aber egal, das müssen die ja wissen… Morgen vormittag werde ich die Insel verlassen und mich auf den Weg nach Dufftown begeben, wo das Autumn Speyside Festival bereits begonnen hat.

…weitestgehend flugunfähige Mütze…

Tag 11 & 12 – Dufftown Calling, Glenlivet und Cadenhead Tasting:  …manchmal läuft nicht alles nach Plan, gelegentlich ist nur das WLAN schuld, deshalb gibt es heute zwei Tage zusammengefasst… und schlimmer noch, ich krieg kein Foto in den Blog… ich bin wenig begeistert darüber, aber besser als garnix, morgen gibt es alles hinterher…

...leaving Tobermory...

Heute (…mittlerweile gestern) beginnt der letzte Teil der Reise und er führt uns von der Insel Mull auf die große britische Insel zurück. Dafür ging es vom Mishnish etwa 100 m weiter und schon war man an der Fähre, die Punkt 11 Richtung Festland ablegte. Nach einigen Kilometern (natürlich) Single Track Road, gab es das einzige geplante Ziel heute : die Ardnamurchan Distillery. (ich übe das Wort auch noch, aber es stammt von der Halbinsel, auf der sie liegt). Die Brennerei gehört dem unabhängigen Abfüller Adelphi und ging im Sommer 2014 in die Produktion, sprich es kann noch nichts geben, was sich Whisky nennen darf, da ein Whisky 3 Jahre lang in einem Eichenfass gereift sein muß, um diesen Namen zu tragen.  Die Führung durch die Brennerei, die bis vor kurzem auch von einem deutschen Manager geleitet wurde, war recht interessant. Ich war die einzige Person und der Guide konnte sich darauf einstellen, mir nichts zu erzählen, wie das funktioniert, sondern was hier besonders ist.  Bei Ardnamurchan  versucht man durchaus hie und da Alternativen auszuprobieren, die vom Standard abweichen. Interessant z.B., die Reste vom Getreide, die aus der Mashtun übrig bleiben, werden in der Regel zu Tierfutter verarbeitet, Ardmachuran möchte damit in Zukunft die Brennblasen heizen, das hört sich nach einem Plan an… Zwei (10 cl) Flaschen vom New Spirit, so heißt das Zeugs wenn es aus der Brennblase kommt und noch kein Faß gesehen hat, durften ins Gepäck, der war nämlich recht lecker…

Im Warehouse von Ardnamurchan
Glenfinnan Monument
Insgesamt waren heute  ca. 275 km km zu fahren, die Hälfte davon allerdings auf den berühmten Single Track Roads, was heißt, mindestens 4,5 Stunden insgesamt, wenn nix dazwischen kommt. Es kam nichts dazwischen, ich hatte einen kurzen Halt am Glenfinnan Monument und wäre auch gerne noch zum berühmten Bahnviadukt gelaufen… wenn es nicht gerade Hunde, Katzen und was weiß ich noch geregnet hätte…
So ging es über Fort William weiter in die Whiskyhauptstadt der Welt. Wer darüber Bescheid weiß, kann den folgenden Absatz einfach weiter springen, wer nicht, dem kläre ich hier kurz auf, was es damit auf sich hat :
 
„Rome was built on seven hills…Dufftown …was built on seven stills…“
Stills = Brennblasen. Bevor alle Aktivitäten von multinationalen Konzernen gelenkt wurden, gab es eine reichhaltige Vielfalt an schottischen Brennereien, die sich hier und da auch konzentrierten…, da war z.B. Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre mit zeitgleich etwa 30 Destillen in einer Stadt von überschaubarer Größe ( 5,6-7 tausend Einwohner…).
Der Ruhm der Dufftown Distilleries  stammt aus der Zeit um die Jahrhundertwende von 1899-1900, William Grant lernte das Handwerk der Whiskybrennerei bei Mortlach und machte sich später mit Glenfiddich und Balvenie selbstständig und unsterblich. Die Zahl der Dufftown  Brennereien schwankt von Zeit zu Zeit, momentan sind es eher 6 als 7 Brennereien, aber man könnte die nicht weit entfernte Allt-A-Bhainne Distillery dazu zählen und wäre bei 7 Brennereien… wenn man dann mag…
 
So, zurück zum Reisebericht, es gibt hier im Hause Commercial Hotel Dufftown ein Wlan Problem, was mich hinderte, gestern irgendwas zu veröffentlichen. Heute gibt es das Problem auch noch, aber ich werde mit dem Laptop irgendwo hinlaufen, wo es klappt…
Glenlivet – Brennblasen

Heute gab es ein Special Tasting bei Glenlivet. Die Tour war leider die gleiche wie sie jeder Tourist bekommt, ich hatte gehofft, vielleicht mal den alten Teil der Distillery kennenzulernen. Dem war nicht so, stattdessen gab es ein Tasting mit etlichen Glenlivet Abfülungen, die man nirgendwo kaufen kann, darunter 25, 30 und 40jährige Abfüllungen. Alle waren sehr gut und zum Abschluss ging es ins Warehouse und ein 1977’er kam ins Glas, direkt aus dem Fass….lecker war’s…

Deutsche Whisky-Abordnung mit Delegierten aus Hamburg, Berlin und Bayern.

Die Glenlivet Tour machte ich mit bekannten Hamburger Whisky Kollegen, später trafen wir uns mit Kollegen aus Bayern und besuchten die Whisky Fair auf dem Hinterhof meines Hotels. Murray MacDavid war da und verkaufte sich ganz gut, BenRiach ebenso wie Tomintoul, wo der Guide am Stand war, der mich vor ein paar Jahren  mal zum Fan der Destille gemacht hat. Gesundheilich angeschlagen, aber schön, ihn wieder zu sehen. Ein Teil unserer Truppe musste denn zum Adephi Tasting, was wohl nicht so der Hit war, und um 17:30 startete das Cadenheads Tasting, was gut war, aber auch genug für heute…, nein, ich bin jetzt ein wenig…, nicht mehr nüchtern und werde morgen weiter berichten…

Auchindoun Castle aus der Ferne…
…und vom Nahen…

Tag 13 – Auchindoun, Keith & Robin Laing: …nun bin ich ja quasi im Urlaub und sollte mir keinen Streß mit irgendwas machen…wenn ich nebenbei noch einen Blog schreibe, so sollte das auch aus Spaß an der Freude sein und nicht in Arbeit ausarten. Nach diesem Motto hat das bislang auch viel Spaß gemacht und mich hat’s gefreut, wenn das hier gerne gelesen wird. Dumm wird es aber dann, wenn das vorhandene Netzwerk vor Ort die Qualität eines Modems ca. 1998 hat, wenn es überhaupt mal da ist. Besonders ätzend ist es dann auch noch Foto Uploads zu starten, aber von den Bildern lebt das hier nun mal. Ich bin echt etwas frustriert und freue mich schon auf das Internet zuhause, das nervt zwar manchmal auch aber jetzt weiß ich es zu schätzen…
Heute Vormittag fuhr ich zur Burgruine Auchindoun, wenige Kilometer von Dufftown entfernt. Das Wetter war super und ich hatte wiederum viel Spaß dabei, an einem historischen Ort zu wandeln. Auchindoun wurde im 15.Jh erbaut und ist im 18.Jh aufgegeben worden und seitdem verfallen.

Der historische Whisky-Train

Anschließend fuhr ich zu Glenfarclas um noch zwei Flaschen zu besorgen, wurde allerdings vom Wochentag kalt erwischt… es war Sonntag und es war zu.. Nun ja schade, weil ich aber schon mal in der Gegend war, bin ich noch kurz bei Aberlour rein und prompt ist mir da doch eine Handfilled Distillery Only Flasche aus dem Sherryfass in die Tasche gehopst…
Um 14 Uhr war ich mit den Hamburger und Münchner Kollegen am Bahnhof verabredet, wir fuhren mit dem Whiskytrain nach Keith, dem nächstgelegenen größeren Ort. Mit der Museumsbahn fahren ist eine nostalgische Angelegenheit, der Weg ist das Ziel, nicht die Geschwindigkeit, die liegt eher bei Fahrradniveau. In Keith nutzten wir die Zeit, den 3 Brennereien im Ort Strathisla, Strathmill und Glen Keith einen kurzen Besuch abzustatten, um Fotos zu machen.

Hübsche Details bei Strathisla
Die Brennerei Glen Keith
Strathmill von hinten

Dann ging es mit dem Bummelzug zurück nach Dufftown. Dort stand heute abend noch ein wenig Kultur auf dem Zettel. Robin Laing, ein Singer-Songwriter mit großer Verbundenheit zum Wasser des Lebens stellte seine neueste CD „Whisky And Death“ vor. Es war wieder ein sehr schöner Abend mit schöner Musik, etlichen Witzen und guten Drams. Morgen gibt es die berühmte Mystery Bustour, wo es durch verschiedene Brennereien geht und vorher nicht bekannt ist durch welche. Danach nimmt das Festival mit der „Last Drop Party“ sein Ende und meine Reise mehr oder weniger auch. Ich glaube nicht, daß ich morgen Zeit habe, irgendwas zu schreiben, bei dem Netz sowieso nicht. Möglicherweise werde ich die Aufzeichnungen dann in Berlin vervollständigen… bis dahin verabschiede ich mich hiermit für kurze Zeit…

Tastingsets zur Livemusik von Robin Laing

Tag 14 & 15 – Mystery Bus Tour, Last Drop Party & Heimflug:  …jo, der letzte Teil ist immer der längste, man ist längst wieder zuhause und arbeitet seine Liste mit den Dingen ab, die auf einen gewartet haben, prompt ist eine Woche ins Land gezogen und der Bericht ist noch immer nicht fertig… trotz reichlich Internet…, hier nun das unspektakuläre Finale :

Für den letzten Tag in der Speyside löste ich beizeiten mein Ticket für die allseits beliebte „Mystery Bus Tour“. Man wird im Bus (…klar…) durch die Speyside (+/-) gefahren, hat einige Besichtigungen mit entsprechenden Verkostungen, Lunch, Dinner, Kaffee, Kuchen (ok, das kann auch vereinzelt Whisky sein…)… und landet um halb acht wieder in Dufftown, damit man noch am Abschlussbesäufnis…. ähmn, was schreibe ich da…, an der offiziellen Abschlussveranstaltung des Festivals teilnehmen kann.

Ähnlich wie der eine Tag aufhörte, fing der nächste an... erstmal jeder 6 Tomatin...
Tomatin am Morgen... vertreibt Kummer und Sorgen...

Auf diesem Wege kam ich bereits häufig in den Genuß Brennereien zu besichtigen, in die ich sonst nicht reingekommen wäre (z.B. Inchgower, Glen Spey, Speyside Distillery etc.). Diesmal waren Besichtigungen bei Tomatin und Tomintoul an der Tagesordnung, beides Brennereien, mit denen ich bereits bestens vertraut bin (hab vergessen, wie oft ich schon bei Tomintoul war…) Bei den Besichtigungen gab es zwar reichlich Verkostungen, aber eben nur mit den offiziellen Abfüllungen, ok, bei Tomatin gab es auch etwas außer der Reihe, aber… ich nenne es beim Namen: Nix besonderes…

…zwei mit langjähriger Erfahrung Tom Gerrie (L.) und Steve Oliver…
Verabschiedung von Tom mit Ehrenmitgliedschaft beim Whiskymuseum Dufftown

Bei Tomintoul gab es die letzte Führung mit dem scheidenden Produktionsmanager Tom Gerrie (der von dem ich berichtete, den ich bei der Messe in Dufftown wieder getroffen hatte…), der von Seiten des Veranstalters Dufftown 2000 mit Steve Oliver und von den Teilnehmern der Tour gebührend verabschiedet wurde.
Lunch und Kaffee gab es wie im Vorjahr im Muckrach Country House Hotel, einem geradezu vornehmen Anwesen nahe Grandtown o‘ Spey. Den Abschluss gab es dann im Dorf Tomintoul, Schottlands höchstgelegener Ortschaft. Ein Besuch im Whiskycastle, einem der beiden interessanten Whiskyshops in der Gegend ist schon fast Pflicht und Scott, der neue Besitzer hat von seinem langjährigen Vorgänger die Großzügigkeit für Probedrams beibehalten. Anschließend ging es über die Straße ins Clockhouse für die Aufnahme von fester Nahrung. Nach dem leckeren Dinner ging es wieder gen Dufftown und es blieben gerade ein paar Minuten Verschnaufpause bis zur letzten Veranstaltung des Festivals : die „Last Drop Party“. Man zahlt (beizeiten, Plätze sind limitiert) glaub ich 12 £, erhält ein Glas und bedient sich dann bei… ich denke knapp hundert offenen Flaschen, die bei den zahlreichen Tastings etc. offen geblieben waren. Ein 1974er Glen Grant von Berry Bros stach mir sofort ins Auge, von dem war aber nicht nur ich enttäuscht.

…all you can drink… „The Last Drop Party“…

Nach einigen Tagen Dauer-Whiskytrinken, war meine Zunge auch langsam etwas betäubt, so das ich die Veranstaltung ruhig anging, zumal ich morgen ja auch nicht mit einer Matschbirne nachhause fliegen wollte. Als Beigabe darf man dann noch eine der angefangenen Flaschen mit nachhause nehmen, in meinem Falle wurde es ein 91’er Sherry Glen Scotia von Wemyss. Im Hotel wurden dann erste Sachen verpackt, der Rest in der Frühe und schnell wurde auch klar, das der Koffer die erlaubten 23 Kilogramm überschreiten würde. Der Rückweg begann mit der knapp einstündigen Fahrt zum Flughafen nahe Inverness, danach lief alles so ab wie nach jedem Urlaub, Auto abgeben, einchecken, viel zu viel Geld bezahlen, weil der Koffer Übergewicht hat und dann Abflug. Zuhause angekommen war gleich ein richtig gut gefüllter Laden angesagt, schließlich war Championsleague.
…so, das war also die diesjährige Exkursion nach Schottland. Es hat viel Spaß gemacht, ich habe viele tolle Sachen gesehen, tolle Leute kennengelernt und bin froh, das alles so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt habe. Am Ende war auch genug, ich war froh, wieder zuhause zu sein und freue mich schon auf meine nächste Schottlandreise, vielleicht nächstes Jahr, vielleicht in zwei Jahren. Ich möchte allen danken, die geholfen haben, das es eine schöne Reise war, besonders Nina, die zuhause (an der Front) die Stellung gehalten hat und meine Aufgaben miterledigen musste. Ich möchte an dieser Stelle auch noch die Hamburg/Münchner Schottlandachse grüßen, es hat viel Spaß mit euch gemacht, Jan, Seb, Oli und Zinni.
An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön für die zahlreichen  Echos auf meinen kleinen Blog. Es wird sicherlich nicht das letzte mal sein, das ich euch mitnehme…

McLarsen’s Schottland Tour 2014: Norden, Orkney & Speyside (September 2014)

Inverness Greig Street Bridge am späten Nachmittag

Kapitel 1 – Anreise, Inverness: …ich kann es deutlich hören…“…was denn, SCHON WIEDER ?“ …ja, in der Tat ist es gerade einmal dreieinhalb Monate her, als ich live aus dem gelobten Land berichtet habe. Das war quasi exklusiv zum Islay Festival, jetzt kommt die eigentliche offizielle Schottlandreise 2014, welche zum vierten mal hintereinander in der zweiten Septemberhälfte stattfindet. Ziel diesmal ist in der ersten Hälfte der Reise unergründetes Gebiet : der Norden Schottlands oberhalb von Inverness, mit allen Whiskydestillen, die es dort gibt und natürlich auch etwas vom Rest der Landschaft. In der zweiten Hälfte geht es wieder in die Speyside zum Autumn Festival. Mein Begleiter ist wiederum mein 65jähriger Whiskyfreund Ulli, mitdem ich bereits zum dritten mal Schottland bereise. Einige Brisanz ist auch dabei, fällt doch die Reise genau in die Zeit des Referendums der Schotten für ihre Unabhängigkeit, ein Ereignis, was seine Schatten voraus wirft und hier nirgendwo zu übersehen ist.
Heute war quasi Anreisetag. Wir flogen via Amsterdam nach Aberdeen und fuhren dann mit dem Mietwagen nach Inverness. Nicht alles lief genau nach Plan, aber das war unterm Strich nicht wichtig. Der Autovermieter Sixt schrieb in seiner Beschreibung zum Standort z.B. Eingangshalle Airport. Da und auch in der näheren Umgebung war er aber nicht zu finden und erst nach einiger Fragerei war klar, das er angerufen werden musste, dann kam ein Kleinbus, brachte uns ca. 6-7 km Richtung Aberdeen und dort bekamen wir das Auto…, gut das wir es nicht eilig hatten, dafür bekamen wir auch eine nagelneue A-Klasse, die ich mir morgen erstmal genau anschauen muß, für alle Fälle, ich musste erstmal suchen, wo das Teil die Schaltung hat, aber irgendwann entdeckte ich das kleinen Hebelchen da am Lenkrad für die Automatik. Als das Teil an der ersten Ampel dann ausging und bei grün wieder weiterfuhr, hatte ich das immerhin schonmal im Taxi erlebt. So viel neumodischen Schnickschnack kannte ich bislang nicht, aber nett, eigentlich war ein kleineres Auto zum gleichen Preis gebucht… 

Inverness Greig Street Bridge am frühen Abend
Inverness - Impressionen zur blauen Stunde

Den Weg von Aberdeen nach Inverness habe ich gnadenlos unterschätzt, ich dachte so eine Stunde +/-, es waren aber gut zwei, ohne Stau… egal, in Inverness angekommen war erstmal dringend feste Nahrung angesagt, danach ging es noch ein wenig durch diverse Pubs, aber Sonntag abends ist hier, wie wohl fast überall anders auch, nicht gerade highlive… Eigentlich auch gut so, denn etwas Schlaf wird gleich gut tun. Morgen steht als erste Distillery Glen Ord an, danach geht es für zwei Nächte weiter nach Alness, da warten Dalmore und Teaninich 

Später Abend am River Ness

Kapitel 2 – Tomatin, Glen Ord, Alness: Eigentlich war für heute noch ein wenig Sightseeing in Inverness vorgesehen, Ulli hatte darauf aber wenig Lust und mir persönlich war es eigentlich auch nicht so wichtig, das Stadtzentrum der ca. 45.000 Einwohner Stadt ist in wenigen Minuten abgelaufen und irgendwelche tolle Läden gibt es warscheinlich auch nicht mehr als anderswo… Nach kurzer Überlegung fiel mir ein, das die Brennerei Tomatin auch keine 20 Meilen entfernt liegt und wir beiden noch nicht dort waren. 

Tomatin Distillery. Das hässliche schwarze Gebäude ist der Malzspeicher.
Tomatin - Stillhouse ehemals gab es hier 23 Brennblasen

Also gesagt, getan, nach einer halben Stunde auf der A9 waren wir da. Von einigen Leuten hatte ich nicht viel gutes über die Führungen bei Tomatin gehört, nun das kann ich ganz und gar nicht bestätigen, die Tour war gut, wir waren auch die einzigen und haben uns auch gleich als Kenner der Materie geoutet. Sehr interessant war eine an der Seite offene (ehemalige) Mashtun, zu deutsch Maischebottich. Das Teil stammt noch aus der Zeit, als Tomatin mit glaub ich 23 Brennblasen die größte Maltdistillery der Welt war. Apropos Brennblasen, die konnte man bei Tomatin von unten besichtigen. Fotografieren war überall gestattet, zum Abschluß durfte noch ein wenig probiert werden, wir waren zufrieden und ich kann die Tour durchaus empfehlen. Später konnte ich noch eine Flasche aus einem Distillery-only Faß abfüllen. Es ist ein 11jähriger aus dem Bourbonfass, sein Kollege aus dem Sherryfass kam bei mir nicht so gut weg… somit ist auch bereits die erste Flasche im Gepäck… hat ja nicht solange gedauert…

Innereien einer Mashtun (Tomatin)
...davon tät ich gern mal naschen...
Danach ging es wieder Richtung Norden. Die A9 überquert den Moray Firth auf einem eindrucksvollen Bauwerk, der Kessock Bridge, über einen Kilometer lang, 1976-1983 vom deutschen Architekten Hellmut Homberg entworfen. Nicht allzu weit danach biegt man in einen der tausend Kreisverkehre nach links ab und fährt durch eine Ordschaft namens Muir Of Ord, dann kommt man zur Distillery Glen Ord und deren Mälzerei. Glen Ord gehört zum Branchenriesen Diageo, hat ein Besucherzentrum und vermarktet einen Whisky namens Singleton Of Glen Ord, den es nebenbei gesagt nur in Asien zu kaufen gibt… (Nicht zu verwechseln mit dem Singleton of Dufftown, der von der Flasche her genauso aussieht…) nun ja, was soll ich sagen, eine Führung von Diageo ist doch arg auf Anfänger zugeschnitten, das ist ja auch ok, was mich dann immer nervt, ist diese Wichtigtuerei mit dem Fotoverbot, was einfach nur dämlich ist, aber darüber rege ich mich heute nicht mehr auf… Die Brennerei ist eine einzige Baustelle, die Kapazitäten werden in etwa verdoppelt, es wird ein zusätzliches Stillhouse gebaut, größer, weiter, höher, lauter…gnade Gott sollte der Whiskyboom nochmals so einen Absturz erleben wie Anfang der 1980er, dann gibt es viel einzumotten… Die Mälzerei ist natürlich nicht zu besichtigen, insgesamt lohnt sich der Besuch für Brennereierfahrene Leute nur, um die Liste zu vervollständigen, der Whisky, der übrigens zu über 95% in Blends verschwindet, ist jetzt auch nicht der Brüller. 
Glen Ord - Brennblasen von außen
Bekommt auch keinen Schönheitspreis: Mälzerei Glen Ord
Danach ging es zur nächsten Unterkunft: Morven House in Alness. Wir fuhren ins Storehouse of Foulies etwas essen (Geheimtipp… sehr gutes Essen für günstig, Selbstbedienung und fast ausschliesslich Einheimische…), abends dann noch in die beiden Pubs im Ort (Ord war vorher…), nix dolles aber mit Bier… 
Morgen: Dalmore Distillery, Teaninich Distillery (wohl nur von aussen…), Invergordon (Stadt, nicht die Graindistillery)…
Die Brennerei Dalmore

Kapitel 3 – Dalmore, Invergordon, Balblair & Teaninich: Alness liegt am Cromarty Firth (eine Meereseinbuchtung der Nordsee) und war heute zum zweiten mal unsere Zentrale. Von hieraus ging es heute morgen zu der ortsansässigen Dalmore Distillery, welche zur Firma Whyte & Mackay gehört, ein traditionelles Unternehmen mit dem wohl besten, oder zumindest bekanntesten Masterblender unserer Tage, Richard Paterson in ihren Reihen (böse Zungen behaupten, Diageo wollte Whyte & Mackay nicht wegen der Whiskybrennereien kaufen, sondern wegen ihm…). Dalmore gilt als das Flagschiff der Firma die mit Jura, Tamnavulin und Fettercairn weitere Zweitligadestillen im Portfolio hat. Zu Dalmore… wir hatten das Glück, alleine geführt zu werden. Das das fotografieren verboten war und uns sogar die Mitnahme von ausgestellten Handys untersagt wurde, dazu sage ich heute mal nichts… Es gab Dinge, die bei Dalmore etwas anders laufen, es gab verschiedene Brennblasen etc, wir haben einiges neues gesehen und erfahren. 

Ausblick von Dalmore. Ölplattform und Hafen von Invergordon im morgentlichen Nebel…
…und kurze Zeit später bei schönstem Wetter…

Danach, der Nebel hatte sich mittlerweile in schönstes Wetter verwandelt, fuhren wir etwas am Cromarty Firth rum und machten in Invergordon Mittagspause. Interessant an dem Cromarty Firth sind die Ölbohrplattformen, welche dort und besonders im Hafen von Invergordon stehen. Es wird dort allerdings nicht nach Öl gebohrt, sondern die Bohrinseln werden repariert bzw. gewartet, erzählte man uns zumindest. Da der Tag länger war als vermutet, beschlossen wir spontan, den Besuch von der Balblair Distillery von morgen auf heute vorzuziehen. 

Die Balblair Distillery
Der freundliche Stillman von Balblair knipste ein Bild von mir vor einer Brennblase

Balblair liegt etwa da, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht wünschen, ziemlich versteckt in schönster Highlands Landschaft. Die Leute von dort sind sehr freundlich und kompetent, die Brennerei macht einen guten Eindruck, das Visitorcenter ist ziemlich neu und ich muß sagen, das ich begeistert war von dieser eher kleinen Distillery, ich könnte mir vorstellen, das es in der Preisklasse kaum etwas besseres in der Gegend gibt. Danach ging es zurück nach Alness, wo wir uns auf die Suche nach Teaninich machten, eine vorhandene Diageo Distillery, welche verdoppelt wird und daneben die zukünftig größte Maltdistillery entsteht. …viel war leider nicht zu sehen, der Architekt des Bauzaunes muß sich stilistisch an der Berliner Mauer orientiert haben, es gab nur wenige Lücken, wo man etwas sehen konnte. Die Baustelle zur neuen Brennerei war überhaupt nicht zugänglich, naja ok, das ist halt normal…Abends gabs im Pub Championsleague, gezeigt wurde statt Dortmund Liverpool, worüber ich nicht wirklich sauer war, höchstens über das grottige Spiel, was mit ach und krach in der Schlußminute gegen einen krassen Ausenseiter aus Bulgarien gewonnen werden konnte. Morgen ziehen wir weiter nach Dornoch. Besichtigt werden morgen Glenmorangie und wohl auch Clynelish. …

Großbaustelle Teaninich

Kapitel 4 – Glenmorangie, Clynelish & Dornoch: Manchmal entscheiden ja auch Unregelmäßigkeiten über das gut und schlecht eines Tages. Den Übernachtungsort Dornoch habe ich einzig und alleine (vorher hatte ich den Namen noch nie gehört…) deshalb gewählt, weil er der Wohnort von Ian Gray ist. Wer etwas tiefer in der Whiskymaterie steckt weiß, das Ian ein Kunstmaler ist, bei dem sich sehr viel um das Thema Whisky dreht, ähnlich wie bei seinem deutschen Pendant Alfred Prenzlow. Ich habe Ian im Frühjahr auf Islay kennengelernt und Ulli kennt ihn schon sehr lange. Der Plan für heute sah eigentlich vor, das wir uns nach der Besichtigung der Distillen treffen und dann… Limo trinken, oder etwas anderes… Leider musste Ian absagen, er kommt erst morgen mittag zurück und wir werden uns wenn, dann nur kurz sehen, vielleicht auf eine Fantalänge… 

Glenmorangie

…der Reihenfolge nach… Distillery No. 45 die ich besichtigte war heute morgen um 10 Glenmorangie. Glenmorangie ist der meistverkaufte Single Malt Großbritanniens und weltweit auch in der Top 5. Der Besitzer Moët Hennesey versteht es genau wie bei der Schwesterdistille Ardbeg immer wieder, mit geschickter Promotion – aus guten, aber eher banalen Sachen, gehypte Whiskys zu produzieren und damit auch noch Preise zuhauf einzuheimsen… Respekt, aber nicht meine Baustelle. Die Tour mit einer Oma um die 70 war ganz amüsant, fotografiert werden durfte auch hier nicht, ich hake Glenmorangie einfach unter Nummer 45 ab. Nummer 46 war Clynelish, eine Diageo Brennerei, bei der ich vorsichtshalber keine Erwartungen hatte und wurde so auch nicht enttäuscht, bleibt Nummer 46. 

Die Clynelish Distillery wurde 1967 gebaut.
Gleich neben der neuen Clynelish Distillery liegt die alte Brennerei, welche bis 1983 Whiskys mit dem Namen Brora produzierte, im Dornröschenschlaf.

…aber dann abends… Ian hatte uns gleich das Dornoch Castle empfohlen, ein sehr gutes Hotel, Restaurant und vor allem Whiskybar. Wir kamen rein und ich habe mich sofort als quasi Kollege vorgestellt und Ulli brauchte auch nicht lange um zu zeigen, das er ein wenig Ahnung hat. Promt hatten wir schonmal als Begrüßung einen Tomatin aus den 1970ern im Glas, über den die beiden Inhaber gerade diskutierten. Nachdem wir etwas gegessen hatten ging dann ein rarer Malt nach dem anderen über den Tisch, wir teilten diese immer und unterm Strich waren es immer faire Preise. Highlights ?… schwierig, der Glenfarclas 1966 und der Highland Park 37y Scotts ganz sicher, aber auch ein alter Grain von Lochside, ein 1973er Bowmore…, die Jungs haben zwar nur etwa halb so viel wie das Offside, aber dafür sind es fast ausschließlich Raritäten, ein Blend von 1940 (Berry Bros. war auch dabei…) Das Restaurant und die Bar waren hervorragend organisiert, die beiden Inhaber Simon und Phil Thompson (Brüder, 28 und 30 Jahre (!!!)alt) waren immer ansprechbar und kannten in ihren jungen Jahren Abfüllungen, die z.T. von ihren Urgroßvätern stammen mussten. Der eine oder andere Dram zum probieren war auch dabei und am Ende hat uns Phil noch mit dem Auto die ca. 3 km zur Unterkunft gefahren… Ich kann nur sagen, das war absolute Spitzenklasse. Ich hoffe, das die beiden mal nach Berlin kommen und ich mich etwas revanchieren kann. Morgen mittag werden wir vielleicht Ian treffen, ansonsten ist wichtig 19 Uhr mit der Fähre gen Orkney abzulegen. Wenn alles gut geht werden wir vorher bei Wolfburn, einer neuen Destille, die noch keinen Whisky auf dem Markt hat vorbeischauen. Ich melde mich dann morgen aus Kirkwall von den Orkney Islands zurück…

Dornoch Castle
Die Whiskybar im Dornoch Castle.
Raritäten überall...

Kapitel 5 – Dunrobin, Pulteney, Orkney Islands und ein Referendum: So, heute war der große Tag des Referendums, Schottland hat gewählt und wir wissen noch nicht was. Es ist jetzt 0:33 britischer Zeit und es wird warscheinlich noch bis zum Frühstück dauern, bis etwas zählbares rauskommt. Viele fragen nach der Stimmungslage, nun insgesamt ist zumindest hier in Kirkwall auf den Orkney Islands alles ganz entspannt. Das Thema ist freilich allgegenwärtig, an jeder Laterne klebt ein yes Plakat, hier auf dem Land ist wohl eh fast jeder dafür. In den Pubs laufen die Fernseher ohne Ton, um ein paar Stimmungen einzufangen, eine Prognose von 46:54 ja:nein, war vorhin zu sehen, aber das hat noch nichts zusagen… Viele machen auch besondere Sachen, ich habe Referendum Bisquits gesehen, oder yes und no Drinks…, ich denke spannend wird es erst, wenn ein Ergebnis kommt.

Das Dunrobin Castle nebst Garten

Heute machten wir Station an einem Ort, der mit Whisky gar nichts zu tun hat. Zwischen Dornoch und Brora liegt ein mächtig gewaltiges Schloss: Dunrobin Castle. 10:30 öffneten sich die Pforten und man konnte das Schloß besichtigen, den dazugehörigen großen Park, sowie eine Falknerei. An einem so historischen Tag der Schotten, hat es viel Spaß gemacht, ein wenig auf den Pfaden der schottischen Geschichte zu wandeln. Leider war es heute sehr nebelig, so das man den Blick aufs Meer nicht geniessen konnte. Da sich Ian bis 13 Uhr nicht gemeldet hatte, beschlossen wir eine weitere Fahrplanänderung, nämlich den Besuch der Pulteney Distillery vorzuziehen, der eigentlich erst auf der Rücktour geplant war. Durch teils extrem dichten Nebel kämpften wir uns die etwa 50 Meilen bis Wick vor, oder besser wir ertasteten den Weg, fast nach Gehör… In der ehemaligen Heringshauptstadt angekommen, fanden wir die Brennerei recht schnell und konnten auch gleich eine Tour mitmachen. 

Die Pulteney Distillery in der ehemaligen Heringshauptstadt Wick.
Die charakteristischen Brennblasen von Pulteney

Pulteney ist recht klein, oder sagen wir mal eng, alles ist alt und verwinkelt. Dafür hatte das ganze durchaus seinen Charme, es durfte mal wieder fotografiert werden und überhaupt war alles ganz nett, ähnlich wie wir es neulich bei der Schwesterdistille Balblair erleben durften. Ein Mitglied unseres Forums war auch vor Ort und auch bei der Tour dabei und gab uns noch Tipps, wie man zu Wolfburn kommt… Das war auch unser nächstes Ziel, die neue, kleine Brennerei am Rande eines kleinen Industriegebietes der Stadt Thurso, etwa 20 x 10 Meter, wenn es hochkommt und wenn ich mich nicht täusche noch zwei Warehouses waren zu sehen, leider keine Menschenseele vor Ort, das müssen wir andersmal probieren. Danach ging es gleich um die Ecke zur Fähre nach Stromness auf Orkney. Von der Fähre runter waren es noch ein paar Meilen bis Kirkwall. Wir haben Quartier im Polrudden House, was ziemlich nahe am Hafen liegt. Später gingen wir noch auf zwei, drei Bierchen in „die Stadt“ und jetzt bin ich mittlerweile eingekesselt, die Wand zum Nebenzimmer ist wohl recht dünn und nebenan schläft ein Bär oder sowas in der Richtung. Auf der anderen Seite macht Ulli seine üblichen Geräusche, dann werde ich da wohl mal einstimmen…schnarchen für Schottland…Gute Nacht… 

Should I Stay Or Should I Go
Kirkwall in der Nacht des Referendums
Die St. Magnus Kathedrale beherrscht die Skyline von Kirkwall

Kapitel 6 – Kirkwall, Highland Park: Das erste was ich heute morgen etwa 7 Uhr Ortszeit machte, als sich die Augen auftaten, war ein Griff zum Handy, kurz Spiegel Online… Schlagzeile: Schotten stimmen mit Nein, oder so ähnlich…Ok…55% der Schotten möchten also im Verband Großbritannien verbleiben. Nun gut, wie man dazu steht ist jedem selbst überlassen, es war die Entscheidung der Schotten, die müssen schließlich wissen was sie wollen, sicher war es für viele Schotten eine reine Kopfentscheidung, das Herz hat sicher mehrheitlich „Yes“ gesagt. Ich glaube nicht das alles umsonst war, Schottland wird viele Zugeständnisse bekommen, was zur Folge haben wird, das die anderen Teile Großbritanniens auch mehr haben wollen, aber das ist zum Glück nicht meine Baustelle. Am heutigenTag hier in Kirkwall war nichts von der Wahl und dem Ergebnis zu spüren, Orkney war glaub ich sogar die größte „No“ Hochburg des Landes, was sicher auch daran liegt, das sich hier viele Leute Norwegen bzw. Skandinavien viel näher sehen als alles andere. Ich hätte gerne mehr berichtet über dieses Referendum,wenn sowas schonmal ist und man ist vor Ort, ja aber vielleicht wäre das in Glasgow oder irgendwo anders spannender gewesen, hier ist nix passiert…

Im Inneren der St. Magnus Kathedral
Gedenkstätte für die 833 Opfer der 1939 von Deutschen versenkten Royal Oak

Auf der Tagesordnung stand heute ein autofreier Tag in Kirkwall mit Besichtigung von Highland Park. Kirkwall ist die Hauptstadt der Inselgruppe Orkney Islands und ist mit über 6000 Einwohnern schon sowas wie Metropolis. Es gibt eine Fußgängerzone in der Autos fahren dürfen, einen Hafen und eine Kathedrale. Die St. Magnus Kathedrale wird auch das „Licht des Nordens“ genannt. Sie ist, gemessen an der Einwohnerzahl riesengroß, stammt aus dem frühen Mittelalter und ist geprägt von normannisch romanischen sowie frühgotischen Stileinflüssen. Ich habe mir eine gute halbe Stunde Zeit genommen, sie in aller Ruhe zu besichtigen und etwas in der Vergangenheit zu schweben.

Highland Park aus der Ferne
Ein Teil des Malzes wird traditionell hergestellt

Nachmittags war dann die Magnus Eunson Tour bei Highland Park angesagt. Die Tour selbst war nichts besonderes aber angenehm, es durfte bis auf wenige Ausnahmen fotografiert werden und wir wurden zu fünft von einem recht betagten Guide geführt. Das Besondere dieser Tour ist das anschliessende Tasting, welches 7 Malts zwischen 12 und 40 Jahren bietet. Mein Favorit bei dieser Range war der HP 30 Jahre, wobei mir bis auf 12 und 15 Jahre eigentlich alle zusagten. Der 40jährige, der in der Brennerei für stattliche 1700 £ angeboten wird, war natürlich auch nicht zu verachten, mir persönlich aber etwas zu trocken und nicht so rund wie sein 10 Jahre jüngerer Bruder, der für mich fast perfekt war. Morgen tauchen wir tief, nein sehr tief in die Geschichte ein und widmen uns den steinernen Zeugen der …Steinzeit.

7 x Highland Park, zwischen 12 und 40 Jahren…

Kapitel 7 – Spuren der Steinzeit: So, Samstag und whiskyfreier Tag auf Orkney. Für unsere kleine Rundfahrt im Zeichen der Archäologie spielte uns das Wetter in die Karten… es war zwar wechselhaft, aber ab und zu klarte es auf und die Sonne schien. Überhaupt das Wetter…normalerweise ist ja immer eitel Sonnenschein, wenn ich im gelobten Land bin, diesmal ist es nicht ganz so gut aber größtenteils trocken, was ja schonmal das wichtigste ist. Wir besichtigten heute die Stones Of Stennes (~5000 Jahre alter Steinkreis), den Ring of Brodgar (~ knapp 5000 Jahre alter Steinkreis, aber mit über 100 meter Durchmesser deutlich größer), Skara Brae (~5000 Jahre alte ausgegrabene Siedlung) und den Broch of Gurness (über 2000 Jahre alter Turmbau mit umliegender Siedlung) . Alle historischen Stätten hatten eine besondere Atmosphäre, am besten waren die Momente als keine weiteren Leute dabei waren…dann hätte es mich vielleicht nicht gewundert, wenn ein kleiner Hobbit aus den Steinhäufen gesprungen wäre…

Standing Stones of Stennes… 5000 Jahre alt…
…etwas jünger, aber deutlich größer : Ring of Brodgar…

Inmitten unserer steinzeitlichen Erkundungen, stand plötzlich eine Pagodendach wie von einer Whiskydestille vor uns. Es war aber keine heimliche Whiskybrennerei sondern die Orkney Brewery, in der wir gleich mal zu Mittag speisten…Nach so viel Steinzeit machten wir noch einen Abstecher zum Scapa Flow und ich machte ein paar Fotos von der Scapa Distillery. Leider ist es fast unmöglich da mal rein zu kommen,aber vielleicht beim nächsten mal. Morgen früh geht die Fähre zurück nach Thurso, dann werden wir lange Auto fahren und irgendwann in Dufftown ankommen, wo der Rest der Reise (morgen ist Halbzeit…) stattfinden wird… 

Skara Brae, eine ebenfalls etwa 5000jährige Siedlung an der Westküste Mainlands
IKEA Katalog aus Zeiten Fred Feuersteins...
Broch of Gurness… „nur“ etwa 2100 Jahre alt…
Scapa Distillery

Kapitel 8 – Reisetag, Dufftown: …heute gibt es nicht viel zu berichten, wir sind um 9 Uhr mit der Fähre Richtung schottisches Festland los und waren gegen 15 Uhr in Dufftown. Da es Sonntag war und nicht viel auf den Strassen los war, hat es ziemlich viel Spaß gemacht, durch die teilweise recht kahlen Northern Highlands zu fahren. Hier angekommen, bezogen wir unser Zimmer im Commercial Hotel, wo ich letztes Jahr auch schon wohnte. Das einzig verfügbare Zimmer, das es vor ein paar Monaten hier gab, ist wie angekündigt sehr klein, aber es geht schon irgendwie. Ich habe meine Sachen aus dem Koffer in den Schrank geräumt und den Koffer selber ins Auto gebracht, sonst wäre es schwierig hier. Ein kleiner Schock für mich war, als ich in mein geliebtes Royal Oak einkehrte und mir mitgeteilt wurde, das John und Yvonne garnicht mehr Betreiber des Ladens sind sondern irgendwo anders hingezogen sind… ok, das war unerwartet…, am späteren Abend war ich nochmal da und es ist so: Yvonnes Stiefmutter gehörte der Laden sowieso noch und sie kontrolliert ihn auch wieder, sie ist eine resolute Dame um die 70 … Aber es gab viele Punkte, da hatte sie recht….Morgen…weiß ich auch noch nicht, ich muß den älteren Herren mit dem ich reise irgendwie bei Laune halten, also erstmal ins Whiskycastle nach Tomintoul…

Die größte Flasche Single Malt der Welt steht im Whiskycastle Tomintoul

Kapitel 9 – In der Speyside: So…Halbzeit war heute und der erste von drei Tagen in der Speyside, die noch terminfrei waren. Unser erstes Ziel war das Whiskycastle in Tomintoul. In etwa 20 min kommt man von Dufftown in die höchstgelegene Ortschaft Schottlands und das auf einer Straße, die ich als Tierfriedhof bezeichnen würde, alle 100 meter liegt irgendein Kadaver auf der Fahrbahn, das ist wirklich nicht schön anzuschauen. Ich nahm mir vor extra weitsichtig und vorsichtig zu fahren, aber einen Fasan habe ich leider auch auf dem Gewissen, da nutzte auch eine Vollbremsung nichts mehr… 🙁 ImWhiskycastle wurden wir von Mikes Frau bedient, die sehr…wie sagt man, euphorisch in ihrer Ausdrucksweise ist, „oooohhh…reeeeeeaaaly….?….oooooh….niiiiice….“, man kann das schriftlich nicht so richtig wiedergeben… Im Whiskycastle ist man auch nicht gerade geizig, was Probierdrums angeht, ich mußte bereits nach wenigen Minuten bremsen, schließlich mußte ich ja noch fahren. Eine Eigenabfüllung wanderte in meine Tasche, es handelt sich um einen Mortlach zu Ehren ihres betagten Hundes… 🙂 Im Laden war zudem ein älterer Herr zugegen, der Mitte der 1960er Jahre Stillman bei Tamnavulin Stillman war. Er gab uns den Tipp, ruhig mal in der Distillery anzuklopfen und zu fragen, ob wir uns mal umsehen dürfen. Gesagt getan, vorher machten wir noch einen Abstecher in die Pampa zur Braeval Distillery um ein paar Außenfotos zu schießen, dann Tamnavulin. 

Sehr abgelegen: die Brennerei Braeval hieß bis 1995 Braes Of Glenlivet…
…genau wie die Landschaft in der sie steht…

Der Tipp war super und ich empfehle das weiter, kommt man aufs Brennereigelände, steht links ein separates Haus, wo das Büro drinnen ist. Der Manager, ein sehr junger Herr hatte überhaupt nichts dagegen, das wir die Distillery auf eigene Faust erkunden. Die wenigen Mitarbeiter hatten auch Spaß daran, das mal andere Leute kommen und erklärten alles gerne…so mag ich es… Tamnavulin war zwischen ca.1996 und 2006 geschlossen, danach wurde etwas Geld investiert und nun produziert man wieder wie dolle und verrückt. In den 1980ern gab es sogar ein Visitor Center gleich neben der Brennerei in einer schönen alten Wassermühle, dort haben die Spinnenweben allerdings die Türen versiegelt. Es ist ein schöner Kontrast, die alte, romantische Mühle und die eher häßliche 1960s Brennerei… 

Tamnavulin… industrielle Tristesse…
…und nostalgische Mühlenromantik nebeneinander…
Tamnavulin - Brennblasen
Danach ging es wenige Kilometer weiter zu Glenlivet. Ich war letztes Jahr bereits dort und wir wollten hauptsächlich etwas essen, Glenlivet hat ein großes, modernes Visitorcenter. Als wir gerade in der Kantine anstanden um eine Suppe zu ordern, ging ein Feueralarm los und alle mussten das Gebäude verlassen. Esdauerte gut 15 Minuten, als die erste Feuerwehr eintraf, etwa 5 min später eine zweite… (Ich mag nicht dran denken, was gewesen wäre, wenn etwas ernstes passiert wäre…) irgendwann wurde der Alarm abgeblasen weil nix war, keiner wußte, warum…, später wurden sämtliche Feuermelder

kontrolliert. Die Suppe wurde verschoben und wir machten eine Tour mit und das zu zweit. Die Tour war kostenlos und beinhaltete drei (!) Whiskys, 12y, 16y (Nadurra Cask Strenght) und 18y… Neben Glenfiddich, das beste Preisleistungsverhältnis ever…

Macallan... wieso lacht er wenn ich sage Faß in den Kofferraum ?
Fast fertig : die neue Brennerei Dalmunach auf dem Gelände der ehemaligen Imperial Distillery.

Unser nächstes Ziel war dann Macallan. Dort angekommen mussten wir die Tour auf morgen verschieben, da die letzte Tour des Tages ausgebucht war. Stattdessen fuhren wir weiter und schauten uns den fast fertigen Neubau von Imperial an, machten einen kurzen Abstecher zu Cardhu und versuchten unser Glück bei Knockando. Die Distillerymanagerin wollte uns erst abwimmeln, fand dann aber trotzdem ein paar Minuten, uns wenigstens das Stillhouse zu zeigen…besser als nichts… So hatten wir schon einen guten Tag mit vielen Eindrücken. Morgen früh 10 Uhr haben wir ein privates Date mit George Grant von Glenfarclas, ich bin gespannt, was wir da erleben…, später dann die Macallan Tour, mal sehen, was so wird… 

Im Stillhouse von Knockando.
Glenfarclas Distillery
v.r.n.l.: Ulli, George, Hund, Icke... im Visitorcenter von Glenfarclas
Baustelle Glenfarclas… hier steht normalerweise eine Brennblase…

Kapitel 10 – Glenfarclas & Macallan: …heute morgen um 10 Uhr hatten wir eine Verabredung mit George Grant, der momentan parallel zu seinem Vater John Grant die Geschicke der sich seit fast 150 Jahren im Familienbesitz befindlichen Brennerei Glenfarclas leitet. Das mit der Uhr läuft ja in Schottland alles etwas lockerer, um 10 Uhr war noch nicht einmal eine Mitarbeiterin vom Visitor Center da, wobei aber schon 10 Uhr Öffnungszeit dransteht, sie kam so etwa 10.10 Uhr und hatte durchaus die Ruhe dabei weg. Etwa zeitgleich kam auch George mit seinem Labrador des Weges. Ulli und George kennen sich schon etwas länger, so war es also möglich, das er eine halbe Stunde für uns hatte, gestern noch in London, morgen wieder in Madrid, der Gute ist viel unterwegs. Zur Unterhaltung schenkte er uns ein paar Drams ins Glas. Das leckere Frühstück war ein 2003er Fassample, ein 1973er Family Cask und noch einen großzügigen Dram (weil Flasche dann leer) 1961er Family Cask. Alles natürlich Sherrygranaten vom Feinsten, der 61’er kostet 1500£ die Flasche… Leider hatte er auch bald den nächsten Termin, so übergab uns George einer Tour und ich schaute mir den Ferkelladen zum dritten mal an. Interessant war, das eine Brennblase gerade weg ist, da das Fundament wo sie draufsteht brüchig war und Maurer damit beschäftigt waren, das zu sanieren, die Brennblase wurde derweil durchs offene Dach ausgelagert. Sowas sieht man nicht alle Tage. Danach liefen wir noch etwas hin und her bis die Traumstöffchen wieder aus meinem Kopf waren und wir fuhren ein wenig durch die Gegend. Ich zeigte Ulli alle Brennereien in Rothes von außen. Bei Glen Grant stiegen wie kurz aus und schauten ins Visitor Center, Speyburn ist derzeit eine einzige Baustelle, da wird glaub ich gerade alles neu gemacht, Mauern waren offen, Dächer werden gedeckt und die Omnipräsenz von Fahrzeugen der Firma Forsythe, welche u.a. Brennblasen herstellen, lässt die Schlussfolgerung zu, das einiges am Equipment neu gemacht wird. 

Die alte Macallan Distillery... im Hintergrund der Berg Benrinnes (840m)
Macallan : Die tristen Bauten der Brennerei werden in den nächsten Jahren von einem modernen Neubau ersetzt.

Weiter ging es dann zu Macallan, wo wir um 13:30 eine Tour gebucht hatten. Die Brennerei, die ich persönlich ja kritisch beäuge, will noch dieses Jahr beginnen, die komplette Distillery neu zu bauen, ein paar Meter neben der aktuellen. Von der Sache macht das sicher Sinn, die jetzigen Gebäude sind alles andere als schön und wenn man schon was großes plant, dann auch richtig. Man will später 16 Mio. Liter Alkohol produzieren, damit wären sie derzeit die größte Maltbrennerei Schottlands…das der Whisky wieder so gut wird wie früher, kann man wohl sowieso vergessen. Die Tour ging insgesamt fast 2 Stunden, es wurde viel über Holz und Fassmanagment erklärt, fotografieren war nicht erlaubt und es gab 4 Whiskys und ein New Spirit, das ganze für 15£, ist ein gutes Preisleistungsverhältnis. Empfehlenswert ist es, sich vorher anzumelden. Abends beim Bier lernte ich wieder einige Whiskyliebhaber aus Deutschland kennen, die mir z.T. auch schon vom Namen geläufig waren, mit vielen gemeinsamen Bekannten und reichlich Stoff zum erzählen. Das ist der Teil von so einem Festival, der immer wieder geil ist, man findet zueinander fern der Heimat. Die Welt der Whiskyversteher ist eher klein, aber herzlich …und das ist auch gut so… 

Rückseitig von Macallan - Landschaft um Craigellachie mit Rindvieh.
Glendronach - Brennblasen
Glendronach - Spirit Receiver

Kapitel 11 – Glendronach & Hier und Da: Heute war der letzte Tag vor Beginn des Festivals. Wir fuhren zu Glendronach und machten die einfache Tour, Ulli nahm die Upgradevariante mit drei Whiskys zur Verkostung. Für mich war es nichts neues, ich war letztes Jahr schonmal hier, fand es aber auch schön, das alles mal wieder zu sehen, Glendronach zählt schon zu meinen beliebteren Brennereien….und ja, es darf eine Flasche 1993 Oloroso Sherrycask, Available only in the Distillery, mit nach Berlin… Anschliessend machten wir einen Abstecher zu Duncan Taylor nach Huntley. Der Bau der eigenen Distillery soll demnächst ins Rollen kommen, einige Vorbereitungen laufen wohl schon. Man zeigte mir auch auf dem Computer, wo sie stehen soll, nämlich ziemlich nahe an der A96 Richtung Aberdeen zwischen dem Kreisverkehr und der Straße zum Bahnhof, falls das jemanden etwas sagt… Danach machte ich noch ein paar Außenaufnahmen von Longmorn und Glenlossie. In beiden Fällen war eine Besichtigung nicht möglich, im Falle von Longmorn empfielt es sich fürs nächste mal, einen Termin zu vereinbaren. Mehr aus Langeweile oder sagen wir mal ehrlich,…drei Gratiswhiskys zu erhaschen, bogen wird dann nochmal bei Glenfiddich ein. Ulli machte die Tour welche gratis ist mit, ich hatte dann aber doch keine Lust mehr mir diese Touribrennerei zum vierten mal anzusehen und ging dann lieber auf einen Moment zum Balvenie Castle und dann nachhause…. Morgen steht ein Besuch der Speyside Cooperage an, da liegt’ne Menge Holz auf ‚m Hof, später geht es dann zu Glen Keith in… Keith, dem nächstgrößeren Ort hier…

Auf dem Gelände von Longmorn
Glenlossie Distillery nahe Elgin...
...mehr als ein kurzer Blick ins Stillhouse war nicht möglich.
Das Balvenie Castle nahe Glenfiddich

Kapitel 12 – Cooperage, Keith und Festivalbeginn: Ganz ohne Donnerschlag etc. startete heute das Speyside Autumn Festival. Im Frühjahr gibt es ebenfalls ein Speyside Whisky Festival, welches auf die gesamte Speyside ausgeweitet ist. Bei etwa 50 Brennereien, was etwa die Hälfte aller schottischen ist, hat man da eine große Auswahl. Das Autumn Festival ist viel kleiner und hat sein Epizentrum in Dufftown. Ich bin das dritte mal hier und kenne schon einige Leute, die Macher, die Unterstützer und die Stammgäste, die jedes Jahr kommen. Insgesamt ist es eine sehr familiäre Angelegenheit.
Unsere erste Veranstaltung war ein Besuch der Speyside Cooperage, also eine Küferei, welche Fässer herstellt bzw. repariert. Es gibt eine große Halle, in der etwa 15 Arbeiter im Akkord alte Fässer auseinander nehmen, schleifen, sägen, austauschen…und sie wieder zusammenbauen, das alles macht reichlich Krach. Die Arbeiter machen das in großer Geschwindigkeit, ein Fitnesstudio brauchen die Jungs auf jeden Fall nicht. Hinter der Werkhalle sind tausende Fässer pyramidenförmig aufgestapelt, ein beeindruckendes Bild, auch wenn momentan eher weniger Fässer gelagert waren, als bei meinem Besuch vor drei Jahren. 

Auf dem Hof der Speyside Cooperage… hier Quarter Casks, wie sie z.B. Laphroaig verwendet

Bis zum nächsten Event war dann eine gewisse Lücke… ich nutzte sie um kurz mal bei Mortlach vorbeizuschauen, Ulli um Suppe zu essen. 15:30 jedenfalls startete die Bustour zu Glen Keith nach… Keith. Neben Strathisla und Strathmill ist Glen Keith sowas wie die unbekannte dritte Distillery im ca. 4500 Seelen-Nest Keith. Glen Keith wurde erst Ende der 1950er Jahre gebaut und war zuletzt von 1999 bis 2013 geschlossen. Der Besitzerkonzern Pernod Ricard ersetzte das komplette Interiour und hat nun eine der modernsten Brennereien überhaupt. Die Führung machte Distillerymanager Brian Macaughly, der auch für die benachbarte Strathisla Brennerei zuständig ist, bei Glen Keith zum ersten mal. Anschliessend gab es noch zwei fasstarke Glen Keith im Chivas Regal Tastingroom… 

Mashtun und Washbacks bei Glen Keith
Festivalstart with a BIG Dram...

Danach ging es zurück nach Dufftown, wo das nächste Event wartete, der offizielle Auftakt namens „It started with a big dram“, vom Whiskyshop Dufftown. Es gab den neuen Mortlach OA NAS 43,5%, (nett, aber über 70£ für eine 0,5 l Flasche…nein danke), den Highland Park Dark Origins, (wird möglicherweise demnächst im Offside offiziell vorgestellt…) und einen 1991er Glenfarclas Family Cask, der schon sehr, sehr lecker war, aber mit 200 £ leider zu teuer ist… Kurz was gegessen, ging es weiter zu den Mates Of The Whisky Museum, ich kürze etwas ab, als Member bekommt man ein Buffet und etliche Whiskys zum probieren, das taten wir…später gab es noch zwei Bier im Royal Oak mit Whiskyfreunden aus Hamburg (Jan und Roger) …Und jetzt… reicht es für heute…morgen früh steht Glen Elgin und BenRiach auf dem Plan… 

Strathisla Distillery im Gegenlicht

Kapitel 13 – Glen Elgin, BenRiach, Stramash: Festival Tag 2, auf dem Programm steht heute die Busfahrt zu Glen Elgin und BenRiach. Beide Brennereien befinden sich außerhalb der Stadt Elgin, mit 20.000 Einwohnern ziemlich groß und so eine Art Verwaltungssitz der Region Moray. Glen Elgin gehört zu Diageo und kann normalerweise nicht besichtigt werden. Der Whisky geht zu 99,5% in die konzerneigenen Blends wie Johnnie Walker, Bells oder White Horse. Dreimal in der Woche kommt ein Tanklaster und holt den produzierten New Spirit (so heißt der Whisky bevor er sich so nennen darf, nämlich wenn er noch nicht drei Jahre im Eichenfaß reifte). Eine Fassabfüllung gibt es bei Glen Elgin nicht. Zum Abschluß der Führung gab es im Büro einen 15jährigen Glen Elgin von Gordon & MacPhail aus dem Sherryfaß.

Als Kondensatoren für die Brennblasen von Glen Elgin dienen sogenannte Worm Tubs
Längst gibt moderne Technik den Ton in dem traditionellen Handwerk der Whiskyherstellung an...

Nur einen Steinwurf entfernt liegt BenRiach, was das nächste Ziel war. Bei BenRiach bekam ich letztes Jahr eine super ausführliche Führung mit ganz vielen Proben direkt aus dem Faß, darauf freute ich mich heute leider vergebens. Da in der Vergangenheit einige Besucher zu übereifrig waren, das allzu öffentlich bei Facebook & Co. zu posten, dürfen keine Fassproben mehr gezogen werden, schließlich handelt es sich um unversteuerten Alkohol. …naja, die heutige Führung war ok und im Anschluß gab es 5 Drams von eher seltenen BenRiach Abfüllungen, darunter ein 1977er aus dem Rotweinfaß. 

...damit man den Feierabend nicht verpasst... Spirit Receiver bei BenRiach

Abends stand noch ein sehr traditionelles Ereignis auf dem Zettel: Stramash…das ist nichts obskures zu essen (wobei es durchaus klingt, als wäre es die Milz eines schottischen Drachens…), sondern ein musikalisches Event der Einheimischen mit Musik, Tanz, dazu etwas zu essen, freilich auch Getränke. Da ich ja eine bekennende NICHT-Tanzmaus bin und diesem Event nicht zum erstenmal beiwohnte, dachte ich, es reicht, im richtigen Moment auf Toilette zu gehen, um nicht irgendwelche obskuren einheimischen Tänze mitmachen zu müssen. Das Timing hat nicht funktioniert, die Oma aus dem Whiskymuseum (min. 80+)… Holte mich auf den Tanzboden bevor ich überhaupt begriffen hatte, was los war…nun ja, ich habe mir große Mühe gegeben, mir die Tanzschritte zu merken, bin mir aber sicher, das es höchstwarscheinlich ziemlich blöd aussah… Egal, das Event selbst ist ein Highlight für die Locals und besonders für die ältere Generation, eigentlich nix für mich, aber irgendwie gehört es dazu. Morgen gehen wir getrennter Wege, Ulli macht die Seven Stills Tour in Dufftown, ich mache eine Tour nach Elgin in die Glen Moray Distillery…

Ringelpietz mit Anfassen – Stramash

Kapitel 14 – Glen Moray: …gleichmal für alle die das Whiskytasting am Freitag, 10.10.2014 bereits gebucht haben und alle die noch überlegen…das wird ein schönes Lineup, heute habe ich mit all meinen Kräften die nächste Flasche abgefüllt, die ziemlich sicher dabeisein wird. Es handelt sich um einen noch recht jungen Glen Moray, 8 Jahre alt aus einem 1st Fill Sherrycask mit 61,7%. Erst seit Donnerstag konnte man das Faß abfüllen und die Flaschennummer die ich abgefüllt habe, ist #9. Der Besuch der dazugehörigen Brennerei war heute auch durchaus ein Vergnügen. Glen Moray ist sowas wie ein Geheimtip… etwas unterschätzt aber auch von guter Qualität und vor allem, in heutigen Zeiten relativ fair in der Preispolitik. Glen Moray gehörte einst zur gleichen Gesellschaft wie Glenmorangie. Viele Sachen, mit denen Glenmorangie später groß geworden ist, sprich Fassmanagment und Finishings, wurden damals erstmal bei Glen Moray ausprobiert… die kannte eh keiner, wenn etwas schief gegangen wäre, hätte kein Hahn danach gekräht… Wir bekamen einige Fassproben im Warehouse, darunter zwei 1988er aus Madeira- und Portcask und ein 3,5jähriger getorfter Whisky, der überraschend gut war. Im Visitorcenter zurück gab es noch weitere 4 Whiskys, u.a. einen 30jährigen, den wir letztes Jahr auch im Tasting hatten und der mittlerweile das doppelte kostet…
Nach Glen Moray, (Ulli war auf der Seven Stills Tour), ging ich spontan zum Adelphi Tasting, wo Jan und Roger auch waren. Es war eine nette Auswahl von Abfüllungen, die ich mir allerdings nicht kaufen würde.
Morgen liegt Benromach an, eine der wenigen Brennereien, die im Offside noch nicht präsent sind, bislang zumindest nicht, das kann sich ja noch ändern.

...den Farbfilm vergessen ? Tatsächlich das einzige Foto des Tages... Glen Moray
Benromach, die Brennerei von Gordon & MacPhail

Kapitel 15 – Benromach & Robin Laing: Heute war nicht so wirklich mein Tag… das letzte Bierchen gestern muß wohl schlecht gewesen sein, so das es mir heute nicht richtig schlecht aber auch nicht richtig gut ging. Da kam es mir auch gar nicht so gelegen, das unsere erste Station der Benromach Tour die Speyside Craft Brewery war. Die winzig kleine Brauerei war in meinen Augen…ähmn, ich nenne es mal säuberungsbedürftig… Es gab Proben von drei Bieren, zwei aus den Tanks, die waren ganz gut aber ich konnte das um diese Uhrzeit mit flauem Bauch nicht richtig schätzen. Gleich um die Ecke, in der Kleinstadt Forres liegt die Brennerei Benromach. Sie gehört dem unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail, der die Brennerei 1993 von Diageo kaufte und nach Komplettumbau 1998 mit der Produktion begann. Wir wurden von Susan Colville, welche die Bezeichnung Brand Home Manager auf ihrer Visitenkarte stehen hat, durch die Brennerei geführt. Ich habe selten so eine kleine Brennerei wie Benromach besichtigt. Das Produktionsvolumen beträgt 250.000 Liter Alkohol pro Jahr, kleiner Vergleich :Glenlivet macht mehr als 10.000.000 Liter… Ich habe es auch noch nie gekonnt, Mashtun, Washbacks und Brennblasen auf ein Foto zu bekommen, heute ja…Anschliessend gab es ein Tasting mit sieben Benromachs, u.a. ein 30jähriger und einer von 1977. Ich nippte allerdings nur überall mal, das war nicht so das was ich heute so brauchte… Später ging es zurück nach Dufftown, wo Mittagessen gereicht wurde was in der Tour mit drinnen war. Um 15 Uhr war Whisky Auktion. Eine Flasche Miltonduff aus den 1980ern darf die Reise nach Berlin antreten. 

…alles dicht beieinander… Equipment bei Benromach
Benromach - Die drei geläufigsten Fässer für Scotch Whisky

Abends stand dann Kultur auf dem Plan.  Der Folkmusiker, Sänger, Entertainer und Schriftsteller Robin Laing hatte seinen traditionellen Auftritt zum Festival. Da sich bei Robin (fast) alles um das Thema Whisky dreht, gab es gleich ein Tastingset mit 6 Drams dazu. Es war wieder sehr kurzweilig, es gab viel zu lachen und die Musik von Robin mag ich auch ohne Whiskybezug, seine Stimme erinnert mich ein wenig an Ralph McTell („Streets Of London“) Morgen bin ich guter Hoffnung, das mir die Drams wieder schmecken, auf dem Plan stehen vormittags Tamdhu und Cragganmore und nachmittags eine Fahrt kreuz und querdurch die Speyside mit kurzen Besuchen einiger Whiskybrennereien. 

...nach den ganzen Drams war es heute nicht mehr ganz scharf... Robin Laing Live.
Tamdhu… die größten Washbacks, die ich je gesehen habe…

Kapitel 16 – Tamdhu, Cragganmore & Last Drop Party: …so, heute war im Prinzip der letzte Tag der Reise, bzw. der Tag vor der Abreise, der Tag morgen gehört zwar dazu, aber er zählt nur die Hälfte. Es war glaub ich der schönste Tag der gesamten Reise, ein sehr würdiger Abschluß. In aller Herrgottesfrühe starteten wir unsere Bustour nach Tamdhu und Cragganmore, die Tour wurde etwas nach vorne verlegt, da es einen wichtigen Anschlusstermin beim Manager gab. Distillerymanager Sandy Coutts führte uns durch diese gar nicht so kleine Brennerei, die letztes Jahr mit dem 10jährigen Tamdhu, der ersten Abfüllung unter dem neuen Besitzer Ian MacLeod Distillers (Glengoyne) zu überzeugen wusste. Es war die wohl letzte Tour, die Sandy gemacht hat, Tamdhu empfängt sowieso normalerweise keine Besucher und Sandy wird demnächst in den Ruhestand verabschiedet werden. …schöne Tour und endlich war ich da auch mal drinnen…Danach ging es zur Diageo Brennerei Cragganmore… kannte ich schon, nix besonderes. 

The Rolling Hogsheads Of Tamdhu...
Cragganmore Distillery
Die Brennerei Benrinnes am Fuße des gleichnamigen Berges.

Zurück im Dufftown war dann Zeit für einen Happen Essen aus dem Supermarkt, dann ging es weiter. In der von Steve Oliver organisierten Upper Speyside Tour hielten wir bei Kaiserwetter an folgenden Brennereien: Benrinnes, Dailluaine, Dalmunach, Tamdhu, Tomintoul, dann ging es noch ins Whiskycastle Tomintoul, einem tollen Whiskyshop mit einem markanten Inhaber  und danach noch ins Croft Inn, wo ich den ersten Haggis meines Lebens serviert bekam, das Essen war Tour inclusive und Alternativen wurden nicht einmal gefragt, aber ich fand ihn ganz gut… es schmeckt, wenn man nicht dran denkt, was es ist…  Zurück in Dufftown blieb eine knappe Stunde zum Luftholen, dann startete um 20:00 die legendäre Drams Party, 2 Stunden Flatrate Whiskysa… äähmn trinken natürlich… Ich selbst hab mich heute vornehm zurückgehalten, ich möchte schließlich morgen fit zurückkehren… Danach hieß es andauernd Abschied nehmen, von all den altbekannten Gesichtern und etlichen Leuten, die man dieses Jahr kennengelernt hat. …ein schöner Tag…
Morgen geht es wieder heimwärts, dazu werde ich auch nochwas schreiben, aber eher übermorgen…und werde noch ein Fazit schreiben.

Die legendäre Drams Party

Kapitel 17 – Rückreise & Fazit: …alles…Ende… Wurst …zwei… Jaja, schon klar  …gestern endete die lange Reise durch Schottland und seinen Whiskywerkstätten. Da unser Flieger erst 17:25 Uhr starten sollte, hatten wir eigentlich noch den ganzen Tag zur Verfügung. Nachdem wir unsere flüssigen Neuerwerbungen neben bzw. in der gebrauchten Wäsche bestmöglich in den Koffern verstauten und das Auto von 2 Kubikmetern Bonbonpapier von Ulli befreit hatten, ging es Richtung Aberdeen. Da Zeit nicht das Problem des Tages war (zumindest nicht zu dieser Zeit…), machten wir Station in Oldmeldrum bei der Glen Garioch Distillery (sprich Glen Gierie… warum auch immer…). Ich kannte die Brennerei schon, aber Ulli noch nicht. Erst überlegte ich, ob ich nicht in der Zeit der Tour das Dorf besichtige, machte aber dann doch die Besichtigung nochmal mit… was sehr gut war. Frank, unser Tourguide wird am Samstag in die Rente entlassen, arbeitete als Lehrling bei Glen Garioch und Glendronach als Maltman und hat (wir waren zu dritt…) ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, wie das damals in den 1960ern so war…, nebst Besichtigung von Räumlichkeiten, in denen Playboykalender überm Arbeitsplatz hängen, was freilich abseits der offiziellen Touren war. Ich wünsche Frank ein schönes Rentnerleben, ab Samstag…
Dann gaben wir das Auto zurück das mir Spaß gemacht hat, eine neue A-Klasse mit Automatik, eher zufällig bekommen…wäre für mich hier zuhause unpraktisch, aber für den quasi Urlaub war es schön… Dann ging es erst nach Amsterdam, wo wir weniger Zeit hatten als vermutet, die geschätzten 3 Kilometer bis zum Anschlussflieger, fast die Hälfte der Laufbahnen in unserer Richting war ausgefallen, Ulli ist nicht der schnellste in seinem Alter, als wir Gate C18 erreichten, wurden wir prompt schon aufgerufen…
In Berlin wurde ich von Nina abgeholt, ich war auch froh wieder daheim zu sein, die drei Katzen haben sich später auch gefreut und heute hatte ich viel Spaß und Elan für erste Tätigkeiten nach dem Urlaub, so soll es auch sein… Unterm Strich war es eine schöne Tour, 95% ging alles nach Plan, das ist ziemlich gut. Ich möchte mich an erster Stelle bei meiner Nina bedanken, das sie den heimischen Anstürmen im Offside getrotzt hat und hier alles aufrecht gehalten hat. Weiterhin möchte ich Steve Oliver und Mike Lord für das wie immer vorbildlich geplante Speyside Festival danken….,…see you next year…
…an dieser Stelle möchte ich mich auch für die zahlreichen Likes für die Reiseberichte bedanken. Ursprünglich (das war 2011 der erste Bericht), war es aussschliesslich für das CuttySark Whiskyforum gedacht, mittlerweile via Facebook ist etwas weiter verbreitet, ich hoffe, ich konnte potenziellen Schottlandtouristen, die in Richtung Whisky unterwegs sind, etwas helfen, die jenigen die schon da waren, werden ein Lächeln im Gesicht haben, weil sie wissen, wie schön Schottland ist. In diesem Sinne …Thank you very much… Bis zum nächsten Bericht… 

McLarsen reist von der Whisky Fair zur Feis Ile (Mai 2014)

Kapitel 1 – The Whisky Fair Limburg 17.-18.05.2014: Bevor es mit Schottland losgeht, möchte ich erstmal die letzten beiden Tage zusammenfassen, die waren nämlich auch schon aufregend genug. Als ich im Januar mit ein paar Berliner Whiskykumpels zum Cuttysark Whiskyforumstreffen gefahren bin, wurde mir ein freies Bett zur europaweit größten Whiskymesse, der Whiskyfair Limburg angeboten. Limburg war etwas, von dem ich seit Jahren viel gehört hatte, aber nie die Reise dahin angetreten hatte. Nach kurzem Abgleich mit dem Kalender stand fest, das wird dieses Jahr gemacht. Nun war es also soweit, am Freitagabend lud ich nochmal zur Offside Whiskyschool ein, unserem monatlichen Einsteigertasting. Das dauerte wie gewöhnlich auch bis in die Nacht, so das ich bereits im Voraus beschlossen hatte, die Reise ohne Schlaf anzutreten. 5:29 ging der ICE dann vom Hauptbahnhof Richtung Hessen, bereits an Bord waren Bert, Dirk und Elmar. An Bord wurden dann einige leckere Tropfen aus Sampleflaschen probiert, der Tag lief gut geschmiert an… In Limburg angekommen wurde schnell im Hotel eingecheckt, etwas Wasser ins Gesicht und zwei Straßen weiter zur Messe, die in der Stadthalle stattfand. Die erste Stunde hatte ich nur damit zu tun, mir erstmal einen Überblick zu verschaffen, wer wo anwesend ist. Dabei bekam ich von vielen (mir bekannten) Ausstellern, erstmal etwas ins Glas. Es galt viele Hände zu schütteln, sowohl die von Ausstellern als auch zahlreiche Whiskyliebhaber, die man im Laufe der Jahre so kennengelernt hat, viele Forumsmitglieder inclusive. Irgendwann so ca. 14-15 Uhr mußte ich langsam einsehen, das eine solche Reise, besonders wenn noch diverse „Erfrischungsgetränke“ im Spiel sind, ohne Schlaf eine, klar… Schnapsidee ist. Die Müdigkeit meldete sich immer heftiger, diverse Whiskys machten es auch nicht besser. Ich setzte mich ein wenig abseits, doch die Gefahr war zu groß, das die Augen zufallen und schließlich möchte man ja nicht den Eindruck machen, man hätte schon genug… Es half also nur ein kleiner Spaziergang zum Domizil unseres Lieblingsbischofs Franz Peter Tebartz van Elzt… (Ja, ich kann es immernoch auswendig)… durch die wunderschöne Limburger Altstadt auf dem Domberg. Nunja, der Bischof war natürlich nicht da und die Superbadewanne konnte ich auch nicht testen, aber nach der Bergsteigerei wurde ich wieder deutlich fitter und auch wieder etwas klarer im Kopf. Zurück in der Halle, wurde um 18 Uhr auf der Empore von Thilo ein leckerer Ledaig ausgeschenkt, es war ein kleines inoffizielles Forumstreffen, welches für mich auch sehr interessant war, das ich etlichen Forennicknames ein Gesicht zuordnen konnte. 19 Uhr war der erste Messetag dann zuende. Mit Bert und Dirk ging ich danach zum Italiener, etwas feste Nahrung konnte nichts schaden. Mittlerweile hatte ich den kleinen Hänger vom Nachmittag längst überwunden und war bereit für neue Taten.

…reichlich was los auf der Messe…
Blick von der Empore… dieser Raum ist nur einer von vielen…

Der beste Laden in Sachen Whisky ist und bleibt die Villa Konthor, nur ein paar Meter von der Messe entfernt. Dort wurde noch das eine oder andere Getränk genommen (nur mit Whisky hatte ich diesen Tag abgeschlossen), etwa 23:30 war dann aber wirklich Schicht, ab ins Bett, ich glaube nicht das ich noch dazu gekommen bin, bis drei zu zählen, so schnell war ich eingeschlafen… Tag zwei der Messe lief mit einem ausgeschlafenen Körper deutlich besser an als der erste. Wieder gab es viele Hände zu schütteln, einige tolle Drams zu trinken (absolutes Highlight : ein 1977er Banff von Silver Seal, ich hab die Restflasche am Ende kaufen können). Zwischendurch gönnte ich mir ein lecker Mittagsessen im benachbarten Biergarten, draußen natürlich, es war absolutes Kaiserwetter. Um 18 Uhr war dann die Messe vorbei, ich half Uwe und Jack noch ein wenig beim Abbau, dann ging es zum Chinesen, wiederum in die Villa Konthor und irgendwann ins Bett. Mein persönliches Fazit ist, das es für Whiskyverrückte wie mich eigentlich unmöglich ist, nicht an dieser Veranstaltung teilzumehmen, ein Besuch der Domstadt ist also für nächstes Jahr fest eingeplant, doch dann am besten bereits Freitags angereist und vor allem mit einer Mütze Schlaf in den Knochen. An dieser Stelle sei allen gedankt, die aus dieser Veranstaltung ein tolles Event gemacht haben.

Der Altehrwürdige Dom zu Limburg
Auch in Edinburgh war das Wetter standesgemäß...

Kapitel 2 – Edinburgh: Diese Schottlandreise kam recht spontan zustande. Ulli, ein alter Bekannter in Sachen Whisky, saß mit Nina und mir im Offside und erzählte von seiner geplanten Reise zum Islay Whiskyfestival im Mai. Nina fragte mich, ob ich da auch schon war. Ich musste verneinen, danach kam die Frage, warum nicht… hmmm… ja, gute Frage… die beste Antwort liegt wohl darin, das man es dann mal macht, also wieder Kalenderabgleich, nein die WM ist erst später und auch sonst sprach nichts dagegen, also los mit der Reiseplanung. Ich hatte Glück, das mein Stammdomizil auf Islay in Bowmore noch zwei Betten für Ulli und mich frei hatte, Ulli besorgte dann die Unterkunft in Campbeltown, die An-und Abreise regelten wir beiden unterschiedlich, Ulli fährt von Limburg nach Berlin zurück und fliegt am Montag nach Glasgow, ich fahre eine halbe Stunde im komplett überfüllten ICE nach Frankfurt und von da aus mit dem Flieger nach Edinburgh. Dort angekommen wurde erstmal das Quartier in Leith bezogen, Merith House Hotel gegenüber einer Parkanlage, etwa 10 min zu Fuß von der SMWS. Das Zimmer ist klein, im Bad sollte man auch kein Sumoringer sein, aber alles sauber und für 35£ die Nacht auch günstig. Danach hatte ich noch ein paar Stunden Zeit, bis ich mit Ulli verabredet war und machte den Fußmarsch von Leith nach Edinburgh Zentrum (ich schätze mal, 3 km oder so…) Was ich sofort festgestellt habe war, das das Wetter mal wieder mit mir war, quasi wie immer, Regen ist angekündigt, McLarsen kommt…und die Sonne scheint… McLarsenwetter… Ich hatte übrigens unheimlich Spaß daran, so durch die Gegend zu laufen, ohne feste Termine , ohne feste Zeiten, macht man viel zu wenig. In der City schaute ich dann durch ein paar Geschäfte, kehrte in ein nettes Pub in der Rose Street ein um einen amtlichen Burger zu vertilgen und traf mich dann mit Ulli an der SMWS. Dieses Kürzel steht für Scotch Malt Whisky Society, eine Einrichtung bei der man Mitglied sein muß oder mit einem Mitglied mitkommen darf. Letzteres war bei mir der Fall und wir besuchten die Niederlassung in der Queens Street und später die „Zentrale“ hier in Leith, probierten etliche leckere Abfüllungen und eine Flasche für das nächste Offside Tasting ist auch noch dabei rausgesprungen… So, für heute reichts, morgen steht Glasgow auf dem Programm und ich werde wieder berichten, allerdings wird der Text kürzer, denn mir fehlen morgen die Stunden im Flieger, wo ich 80% des heutigen Berichtes geschrieben habe…

Bei der SMWS In The Vaults
Glasgow School Of Art vor dem ersten Brand
Glasgow School Of Art - Alt und Neu

Kapitel 3 – Glasgow: Heute war schottischer Busfahrtag, ich glaube, soviel Buskilometer wie ich in Schottland so zurücklege, habe ich in den letzten 20 Jahren in Deutschland nicht geschafft. Der erste Bus ging von der Unterkunft in Leith ins Edinburgher Zentrum, nicht lange und nicht sehr weit, ich bin die Strecke ja gestern erst gelaufen…aber nervig wegen des sperrigen, unhandlichen Koffers, den ich mit mir führe (mit Sicherheit eh zum letzten Mal, aber ich dachte besser etwas größer für die ganzen Mitbringsel…)… Egal, an der Waverley Station angekommen, ging es ein paar hundert Meter weiter zum Busbahnhof, in den Bus nach Glasgow. Was ich zum Thema Bus ja sehr negativ anmerken muß, ist die Tatsache, das die Fahrer prinzipiell kein Wechselgeld mit sich führen, also entweder man hat es passend, verzichtet auf Rückgeld oder man fährt nicht mit. Gerade kundenfreundlich finde ich das nicht und hoffe das sich die Berliner Verkehrsbetriebe diesen Blödsinn nicht auch noch zu Eigen machen… Nach einer einstündigen Fahrt für 7,30£, immerhin muß man ja mal erwähnen, das die Buspreise sehr moderat sind, kam ich in Glasgow an, checkte in meinem B&B in der Renfrew Street ein und ging zur nächsten Bushaltestelle, weil ich ja einmal dabei war… Ziel war der Besuch der Whiskydestille Auchentoshan (sprich so ähnlich wie „ocken-toschn“), an der ich bereits zichmal vorbei gefahren bin, sie aber noch nie besichtigt habe. Für mich war es heute die Whiskybrennerei #41, dazu kommen etliche doppelte, teils dreifache Besuche und einige Besichtigungen nur von außen.

Die Auchentoshan Distillery und die Erskin Bridge im Hintergrund
Auchentoshan liegt am Glasgower Stadtrand
Auchentoshan – Brennblasen

Mir war es egal, was das nette Mädel da erklärt hat, ich hab mich dann mal aufs Fotografieren konzentriert. Insgesamt macht Auchentoshan einen netten Eindruck, auch wenn die Führerin eine Frage zur non-chill Filterung falsch bis garnicht beantworten konnte. Nach der Führung ging es die gleiche Strecke mit dem Bus zurück, hauptsächlich durch Gebiete, in denen ich nicht tot überm Zaun hängen möchte, ok richtig böse verkommen sah es nirgendwo aus, aber schön ist auch anders… Diese Bustour dauert übrigens eine Stunde, für 1,85£…. gehalten wird an jedem Briefkasten…Endlich aller Busse entledigt ging es dann noch kurz durch die Fußgängerzone, danach ins Hotel zum Auffrischen. Abends stand der Besuch im Bon Accord an, meiner Lieblingsbar in Glasgow. Ich war fast zwei Jahre nicht mehr hier und wurde trotzdem sofort vom Juniorchef herzlich begrüßt, der noch genau wußte, das wir quasi Kollegen sind. …ich muß ja sagen, das mich sowas beeindruckt, zumal ich diesbezüglich ja selber eine absolute Niete bin… Wir hatten ein paar sehr schöne Drinks, nette Begegnungen mit Einheimischen (am schärfsten war der Taxifahrer, der mir mehr über die Bundesliga erzählen konnte als ich selber, nur die Aussprache kommt natürlich putzig…) …so, für heute war das wieder genug, ich muß jetzt etwas an der Matratze horchen, damit ich morgen früh aus den Federn komme. Morgen steht die ca. 5stündige Reise nach Campbeltown an…natürlich mit dem Bus…

Ausklang im Bon Accord

Kapitel 4 – Campbeltown / Tag 1: Manche Dinge verlieren ihren Reiz wohl nie, dazu zählen auch Gegenden auf unserem Globus, bei denen man jedesmal vor lauter Erstaunen den Mund nicht zu kriegt. Eine solche Gegend ist die Strecke von Glasgow nach Campbeltown, ganz besonders auf dem Abschnitt zwischen Dumbarton und Inverarray. Erst fährt man gefühlte 50 Kilometer am Loch Lomond vorbei, DEM schottischen See, angeblich der größte Trinkwassersee der Welt… dann kommen Berge, die auf der Straße unheimlich viel Schatten spenden, rechts, links, in der Mitte die Straße. Die Berge in Westschottland sind von der Höhe sicherlich nicht relevant für die Top Ten Europas, aber ist man mittendrin, dann können die Alpen auch nicht größer sein… Die Erklärung dafür liegt in der Tatsache, das höhere Berge meistens in Gebirgen liegen, die von Hause aus eine höhere Lage haben, sieht man zum Beispiel den Fichtelberg, dann steht man selbst auch schon auf ein paar hundert Meter Höhe. In Schottland oder aber auch in Norwegen oder Irland, kommen diese 600-700-800er Berge direkt ohne großes Vorspiel aus dem Meer geschossen und plötzlich steht man im Schatten, von überall strömen kleine Wasserfälle herab, ab und zu muß der Bus bremsen, weil Schafe sich nicht an die Verkehrsordnung halten und die Straße überqueren. Wenn dann der Busfahrer auch noch so ein liebevolles Original ist und im tiefsten, fast unverständlichen Schottisch die Gegend erklärt, die Sonne scheint und alles einfach nur schön ist….. dann sitzt man im Bus und freut sich des Lebens, wenn ich heute eine Katze gewesen wäre, hätte ich stundenlang geschnurrt.

Der Golfstrom ermöglicht alternative Vegetation auf Kintyre

In Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre, bekannt von Paul McCartneys Sülzette „Mull Of Kintyre“ aus den 70’ern, ist die reale Welt von Glasgow oder auch Berlin, schnell vergessen. Schnell mal einen Stadtrundgang gemacht…, dauert ca. 15 min, alles noch so, wie vor 4 Jahren. Die Glengyle Distillery die hier ansässig ist, feiert gerade ihr 10jähriges Jubiläum, deshalb finden gerade zahlreiche Events statt. Glengyle entstand damals aus der Not heraus. Die Gesellschaft, die über Reinheit und Gesetze im schottischen Whiskybusiness wacht, wollte Campbeltown (vor etwa hundert Jahren mit knapp 30 Destillen Whisky Welthauptstadt gewesen), mit nur zwei verbliebenen Brennereien (Springbank, Glen Scotia), den Status als Whiskyregion aberkennen. Um dieses abzuwenden mußte eine dritte Brennerei her und unter Führung des langjährigen Produktionsmanagers Frank McHardy wurde auf dem gleichen Gelände mit den noch erhaltenen Gebäuden die Glengyle Distillery reaktiviert, nach fast hundert Jahren Pause. Mittlerweile produziert man also 10jährige Malts, jedes Jahr kommen quasi Testabfüllungen unter dem Namen Work in Progress heraus, die im Offside alle probiert werden können. Die neuen WIP haben ein schweinchenrosanes Label und können ab heute (Donnerstag) gekauft werden. Ich habe sie gestern probieren dürfen und sag mal, sie sind …gut. Heute ist großer Springbank Tag. Es ist ja kein großes Geheimnis, das ich den unabhängigen Familienbetrieb zu meinen Top 3 Distillen zähle, wenn nicht sogar in vorderster Front, also lass ich mich mal überraschen, in einer Stunde öffnen die Pforten…

Blick aus den Fenster der Unterkunft mit Blick auf Campbeltown... der Schornstein links ist von Springbank.

 Kapitel 5 – Springbank: …update…die Pforten sind mittlerweile wieder geschlossen. um es vorweg zu nehmen, für den geneigten Springbank Fan war heute Ostern, Weihnachten und Geburtstag gleichzeitig. Ab 11 öffneten sich alle Türen, jede volle Stunde gab es Touren für Springbank und/oder Glengyle, es gab etliche Stände mit Kleinkunst, Schnickschnack, Essen, etc. alles very local Campbeltown. Es gab Masterclass Tastings, es gab Warehousetastings und es gab eine Warehouse Bar. Letzteres fand ich unschlagbar. Man kaufe für 5£ 5 Marken und löse sie für 5 Whiskys ein. Es standen über 80 verschiedene Abfüllungen auf dem Tresen, in der Regel Springbank, Hazelburn, Longrow und Kilkerran, …sicher keine 30-oder -40jährigen freilich, aber alles Einzelfassabfüllungen für allmögliche Empfänger. Wenn man wie ich Springbank und den kleinen Sohn Longrow und die ganz kleine Tochter Hazelburn mag, dann hat man nicht nur die Qual der Wahl, sondern ein Dauergrinsen im Gesicht. Ich habe mit mir gehadert, vielleicht doch ein Warehousetasting mitzumachen, aber wenn man quasi Flatratetrinken in der eigenen Lieblingsdistillery kann….,dann geht es auch so…

Die Traum-Whiskybar
...was da alles so unbeaufsichtigt rumstand...

Zwischendurch machte ich auch mal eine Tour mit, weniger um mich zu informieren (obwohl mir danach einige Sachen klarer als vorher waren…man lernt nie aus…), sondern um den Fundus an Fotos der Destille zu erweitern oder zu erneuern. Festivalabfüllungen gab es auch, eine davon war ein Springbank 21 Rumcask, der mir für 250£ deutlich zu teuer war und ein 16jähriger Springbank Sohn, der aus einer Romanze auf einer portugiesischen Insel hervorgegangen ist und deshalb etwas dunkler im Teint kommt. Ich umschreibe das, weil Sohnematz am kommenden Offside Tasting teilnehmen wird und ich ein Lineup erst bekanntgeben möchte, wenn alle Flaschen da sind. Nebenbei gab es auch immer wieder mal kurze Livemusikeinlagen, eine Auktion und einen Autounfall auf dem Gelände (bei der, warum auch immer, ein Teil einer ca. 150 Jahre alten Mauer umgefahren wurde…) irgendwann fing es an zu regnen (keine Ahnung warum, ich war doch da…) und alles löste sich langsam auf. Danach war ich mit Ulli im sicherlich schlechtesten Chinesen außerhalb Chinas (wirklich ganz ganz schlecht…) und danach noch auf zwei, drei Bierchen unterwegs. Am Ende mußte ich wegen Zahnschmerzen kapitulieren (sind immerhin erst meine zweiten mit knapp 46, aber warum ausgerechnet hier ?…) Mittlerweile haben die Schmerztabletten etwas Wirkung gezeigt, Ulli schnarcht wie 20 Bären, 4 Nashörner und 2 Dinosaurier zusammen und ich werde mich hiermit auch in die Nachtruhe verabschieden, vielleicht noch als zweite Stimme in die Sägeoper einstimmen… Bis demnächst, dann hoffentlich auch pünktlicher, aber der Internetrouter unserer Wirtin hat gerade die Grätsche gemacht…

Goodbye Campbeltown...

Kapitel 6 – Auf nach Islay: …das mit der Wirkung der Pillen gegen Zahnschmerz war von kurzer Dauer, die Nacht war dementsprechend lästig aber heute ist ein neuer Tag und ich schaue nach vorne. Nach dem Frühstück haben wir ausgecheckt und sind bis der Bus kam, noch etwas in der „Stadt“ gelaufen und am Hafen gesessen. Bei dieser Gelegenheit noch ein paar wohlwollende Worte über unser Quartier. Das Westbank B&B ist preiswert und sehr empfehlenswert. Es wurde vor nicht allzu langer Zeit ordentlich renoviert, alles ist sehr sauber und das Frühstück ist sehr gut und Fiona, die Wirtin ist sehr engagiert und lustig drauf. Das Westbank House liegt oberhalb von Springbank nahe dem Gallowhill, bis zum Hafen läuft man vielleicht 5 Minuten. Mittags ging es los Richtung Islay, das heißt knapp eine Stunde Busfahrt bis zum Hafen Kennacraig und zwei Stunden mit der Fähre bis zum Hafen Port Askaig. Da am Samstag das Islay Festival, die Feis Ile startet und die Insel, die normalerweise etwas über 3000 Einwohner hat, sich in ihrer humanen Population vervielfacht, war die Fähre gut gefüllt. Geschätzte 200 Fahrradfahrer waren auch dabei und unterhielten mich sehr mit ihren hautengen, bunten Radfahrerstrumpfhosen…oder wie man die taucheranzugähnlichen Gummifrommse nennt… Vom Hafen ist es dann noch eine etwa halbstündige Busfahrt bis zur Hauptstadt der Insel Bowmore. Dort wurden wir von Rena, der Gastwirtin herzlich begrüßt und nahmen unser vorläufiges Quartier ein. Es handelt sich dabei um so eine Art Riesencaravan auf dem Grundstück hinterm Haus, der geräumiger ist als fast jedes B&B Zimmer. Am Sonntag ziehen wir dann in das Haus, auf Grund der eher spontanen Reiseplanung war das nicht anders möglich. Später gab es noch einen kurzen Gang durch die Gemeinde, drei Bier bei Lucci’s Bar gleich gegenüber (auch dort wurde ich sofort wiedererkannt…tzzzzz…) und ich zog mich dann auf Grund meiner anhaltenden Probleme im Rachenbereich zurück und machte mal einen ruhigen Abend. Morgen startet das Festival mit Lagavulin, …schaun ‚mer mal…

...Hello Bowmore !
Lagavulin und eine Schlange

Kapitel 7 – Lagavulin: Kapitel 7… das heißt also, ich bin schon eine Woche in der großen weiten Welt des Whiskys unterwegs, die Halbzeit steht aber noch bevor. Heute war Auftakt der Feis Ile und Destille des Tages war Lagavulin. Lagavulin ist eine Brennerei die ich sehr schätze, auch ich war bei meinem ersten Dram vom 16jährigen erstaunt, was alles so geht. Die Beschreibungen die ich dann im Laufe der Zeit von Freunden oder Gästen so gehört habe, bewegten sich zwischen Faszination und Ekel, irgendwer nannte ihn mal Käsefußwhisky… Durch den großen Erfolg dieses Lagavulin 16 Jahre, mußte die Produktion den Bedürfnissen des Marktes schnell angepaßt werden, niemand konnte 16 Jahre im voraus mit diesem Erfolg rechnen. Die Produktpalette bietet in den letzten Jahren also nur den 16jährigen, einen 12jährigen in Fassstärke und die Distillers Edition, bei denen noch ein Finishing im Pedro Ximenez Sherryfaß stattfindet. Den unverhältnismäßig teueren 21jährigen und einige Sonderabfüllungen lasse ich mal außen vor. …nun ging es heute also zu Lagavulin, dort angekommen, war dort eine Schlange zu sehen, wie es sie vielleicht damals im Osten gab, wenn die Konsum Kaufhalle Bananen verkaufte. Obst gab es bei Lagavulin freilich nicht, dafür eine dieser bereits erwähnten Sonderabfüllungen. Die Feis Ile Sonderabfüllung dieses Jahres ist ein 1995er aus Sherryfässern, etwas über 3000 Flaschen wurden abgefüllt, so das ich meine kostbare Zeit heute auch nicht dem Anstellen widmete, sondern meine Flasche in den nächsten Tage holen werde. Als eine der ersten Amtshandlungen mogelte ich mich aus Versehen in ein ausgebuchtes Tasting, ich nahm die vorhandene Kette nicht wirklich wahr und wurde Zeuge, wie man aus dem guten Zeuchs Cocktails mixen kann… Niemand bemerkte es, falls DIAGEO dieses Jahr rote Zahlen schreiben sollte, bin bestimmt ich schuld…

Lagavulin vom Steg aus...
...und der Steg von Lagavulin aus. Im Hintergrund Dunyvaig Castle

Weiterhin konnte man an einem Gewinnspiel teilnehmen, wo es das Alter dreier Samples zu erraten ging, es gab Futterstände mit Austern und anderen Fischkram, es spielten Livebands und es gab Tastings, allesamt ausgebucht, Ulli hatte Glück und bekam noch eine Karte von einem Bekannten. Den Lagavulin 16 und die Distillers Edition konnte man mehr oder weniger unbegrenzt für lau nachschenken lassen. Außerdem noch zu erwähnen ist das Wetter, ich habe selten so schöne Fotos hingekriegt, wie heute, mit einem blauen Himmel vom Feinsten, so wie sich das gehört…

Die Brennblasen von Lagavulin erinnern an Birnen

Abends ging ich zum Inder, bei dem ich vor zwei Jahren auch schon öfters war. Für dieses Restaurant kam das Festival offenbar sehr plötzlich und unerwartet. Der Laden war brechend voll, etwa 5 Leute standen immer da und warteten auf freiwerdende Plätze und nochmal etliche Leute warteten auf Takeaway Essen, zumal klingelte das Telefon ununterbrochen für Bestellungen. Das angedachte Personal für das alles : Einer. Der konnte einem schon leid tun, besonders schön war dann eine 1a Slapstickeinlage aus der Küche mit vollen Tabletts a la Dinner For One, aber sauber aufgefangen. Nach einer Stunde hatte ich dann auch etwas auf dem Teller und konnte dann noch zur zweiten Halbzeit ins Pub das Champions League Finale schauen. Das sollte es auch für heute gewesen sein, die Distillery für den morgigen Tag heißt Bruichladdich, mal sehn was da so geht… Achso, eins noch… heute früh beim Frühstück sah ich in den Nachrichten, das gestern ein großer Teil der Glasgow School Of Art abgebrannt ist, das ist sehr schade, erst vor ein paar Tagen war ich dort und habe Fotos von ihr gemacht, nun das… Tragisch auch für die Studenten, deren Abschlussarbeiten Opfer der Flammen wurden…

Kapitel 8 – Bruichladdich: Bruichladdich hat viele Fans. Die Brennerei war lange geschlossen und wurde 2000 von einem kleinen, aber kompetenten Team von Leuten erworben, die mit wenigen Mitteln viel bewirken konnten. Im Mittelpunkt stand bzw. steht der ehemalige Produktionsmanager Jim McEwan. Der Kaufpreis für die damals marode Brennerei lag bei etwa 7,5 Millionen Pfund… der Bestand der Lagerhäuser war nicht üppig. Mit McEwans teils unkonventioneller Art und Weise Whisky zu produzieren, wurde Bruichladdich schnell zu einer Art Kultbrennerei. Die Sammler waren begeistert, jedes Weinfaß das irgendwo rumstand wurde mit Whisky befüllt und gut verkauft. Innerhalb von 10 Jahren entstand ein Poll von Abfüllungen, wie es sie wohl nirgendwo anders gab. Dann kam der französische Konzern Remy Cointreau. Bruichladdich wurde 2012 von dieser Firma für etwa 58. Millionen Pfund aufgekauft, der Ausgangswert steht oben… Der Aufschrei war groß, die liebe nette unabhängige Brennerei in den Händen von geldgierigen Franzosen… sicher habe ich auch bedauert, das sich das nette Konzept nicht ewig halten konnte… aber rein wirtschaftlich betrachtet konnte es nicht besser laufen, schliesslich haben alle Leute 10 Jahre lang nur reingesteckt…und dann für diese Summe… Whiskyromantik beiseite – ein guter Deal, zumal sich die Firma Remy Cointreau auch noch nichts auf dem Whiskymarkt hat zu Schulden kommen lassen, es ist eh ihre erste Whiskybrennerei.

…immer was los auf der Bühne…
...überhaupt war es sehr gut besucht...

Heute nun war Volksfest bei Bruichladdich, die wohl einzige Veranstaltung, wo bestimmt ein Drittel Einheimische mitwirken, schließlich ist Sonntag und Bruichladdich genießt große Sympathien auf der Insel. Die erste Hürde war dorthin zu kommen, Ulli machte abends zuvor mit einigen Schotten einen Platz im Großraumtaxi klar, Sonntags fahren prinzipiell keine Busse auf Islay… Dort angekommen fiel erstmal die Schlange auf, die sich bereits für die Festivalabfüllung gebildet hatte. Es handelt sich um einen Octomore, 7 Jahre alt, aus Sherryfässern, 4fach (!!!!) destilliert, mit 69,5% (!)… etwa 1600 Flaschen. Ich hab ihn später probiert und fand ihn am Rande der Untrinkbarkeit. Schon beim Eintritt in die Rachenhöhle ziehen sich alle Poren zusammen, so trocken ist er, der Alkohol erledigt den Rest. Erst mit viel Wasser kann man etwas schmecken…, das ist definitiv eher eine Flasche für Sammler. Schnell wurde es eng auf dem Gelände, es spielten Bands, es gab folkloristische Tänze, Robin Laing trat auf und die von schwerer Krankheit gekennzeichnete Norma Munro, ein sehr anrührender Auftritt. Als ich dann auch etwas gekauft habe, mußte ich sehr lange warten, da nur ein Kartenlesegerät vorhanden war, die Zeit wurde mit Freigetränken überbrückt, nach dem vierten Octomore Orpheus war mir das dann auch egal, selten war warten entspannter, überhaupt habe ich nicht einen Dram gekauft, irgendwer hat mir immer einen in die Hand gedrückt… Der Nachmittag hat viel Spaß gemacht. Abends war ich mit Ulli im Lochside Hotel essen und danach ging es für mich in die Heia. …die nächste bitte : Caol Ila, mal schauen, was die so können…

Caol Ila liegt wie fast alle Islay Brennereien direkt am Wasser…

Kapitel 9 – Caol Ila: Zu Caol Ila sagt man auch gerne, der Whisky wäre der Ardbeg des kleinen Mannes. Hmmm…, da frage ich mich natürlich ein wenig, was aus der Upperclass geworden ist…nun gut, Caol Ila ist hauptsächlich für die Blends von Johnnie Walker zuständig, im Black Label dieser weltbekannten Marke, ist reichlich Caol Ila drinnen, Caol Ila ist für fast alle rauchigen Noten in den DIAGEO Blends verantwortlich. Single Malt spielt bei dieser Brennerei, die mit 6,5 Millionen Litern Alkohol im Jahr die viertgrößte schottische Destille ist, nur eine kleine, nebensächlige Rolle. Caol Ila liegt etwas versteckt in det Nähe des Hafens Port Askaig im Osten der Insel. Hier gab es heute nichts umwerfend neues, man konnte sich mit Caol Ila 12y, Caol Ila Distillers Edition und Caol Ila Moch durchgängig betrinken (wenn man denn wollte), es gab wieder drei Samples am Alter zu erraten, die üblichen Austernstände und…und…und… genau wie bei den anderen auch. Die Festivalabfüllung fand ich gänzlich uninteressant, die wird den Weg nach Berlin nicht mit antreten, zumal ich sowieso langsam Sorgen habe, wie hoch das Gewicht meines sperrigen Koffers mittlerweile ist. Der Abend wurde dann in den gastronomischen Abteilungen des direkt auf der anderen Straßenseite gelegenen Bowmore Hotel verbracht, erst feste Nahrung, danach ein paar Bierchen. Morgen gibt es ein Highlight, da bin ich mir sicher, eine weitere Distillery aus meiner Top 3 läd ein : Laphroaig. Heute bei Caol Ila habe ich nicht viel erwartet, morgen schon… mal schauen…

Blick auf die Paps Of Jura... späteres Motiv einer Offside Eigenabfüllung.

Kapitel 10 – Laphroaig: …das war ein sehr schöner Tag heute bei Laphroaig. Das Wetter meinte es wieder sehr gut, mittlerweile sehe ich schon aus wie Mr. Tomatohead, heute war nicht einmal Wind und dazu nette Temperaturen, beste Voraussetzungen für ein wenig Party in der Distillery. Ich erwähnte gestern bereits, das ich Laphroaig sehr schätze. Der Whisky dieser Brennerei ist sicher nicht jedermanns Sache, wer mit rauchig – torfigen Destillaten nicht zurecht kommt, der sollte seine Finger davon lassen. Ergänzend zum Islay-typischen Torfrauch kommen beim Laphroaig noch medizinische Jodnoten und ein Hauch von vermodertem Seetang dazu. Die Ursache liegt im Torf, der im Falle Laphroaig immernoch von den eigenen Torffeldern in der Nähe des Flugplatzes stammt. Bei meinem letzten Besuch durfte ich mich in der Kunst des Torfstechens auf diesen Feldern versuchen. Vor einem vernünftigen Ausbau von Infrastruktur in Schottland, wurde nahezu überall mit Torf geheizt, Torf ist nahezu überall reichlich vorhanden, die Speyside Brennereien verwendeten damals auch Torf. Torf ist aber nicht gleich Torf, der Torf von Islay bzw. Der gesamten Westküste entstand aus anderen pflanzlichen Fossilien wie der auf dem Mainland, es waren viele Pflanzen aus dem Meer dabei, wie eben Seetang, verbrennt man das Zeug dann, gibt es die Noten seiner Bestandteile wieder preis und beim Darren des Grünmalzes bleibt die intensive Note in den Körnern und den weiteren Stationen erhalten. Während der Prohibition in den USA ging Laphroaig einigerortes sogar als Medizin durch, was so riecht oder schmeckt, trinkt bestimmt niemand freiwillig, dachte der Gesetzgeber damals… So, aber ich wollte jetzt garnicht Whiskyschool unterrichten, kommen wir zum Fest… Es gab 6 verschiedene Laphroaigs, mit denen man sich unbegrenzt einen schönen Tag machen konnte, …und das gratis bis zum Abwinken. Folgende Laffis standen zur Auswahl : Laphroaig Select, 10 Jahre, 10 Jahre Fassstärke (batch 6), 18 Jahre, Triple Wood, Quarter Cask und die aktuelle Festivalabfüllung Cairdeas 2014. Der Select ist eine neue Abfüllung, die gerade auf den Markt kommt, es war eine gute Gelegenheit, ihn zu probieren… ich bin sehr enttäuscht, er ist dünn, flach und ohne Charakter, der Warsteiner unter den Laphroaigs. Der Cairdeas ist ohne Altersangebe und reifte erst in Bourboncasks und später in Amontillado Sherryfässern. Ich fand ihn recht lecker und habe das häufig nachgeprüft… Der beste Whisky von denen war aber der 10 Jahre alte in Fasstärke, Batch 6. Leider wird auch er nicht den Weg auf den deutschen Markt finden, warum auch immer… nun ich habe jedenfalls schon einige davon auf Vorrat getrunken… Zwischendurch machte ich einen Spaziergang zu Lagavulin, etwa 20 min zu Fuß entfernt und holte mir meine Festivalflasche, auch das hat viel Spaß gemacht. Ansonsten gab es immer Leute mit denen man sich austauschen konnte, auch viele Deutsche dabei. Livemusik, Fressbuden und Kleinkunststände waren natürlich auch vorhanden, wie bei allen anderen auch. …ja Laphroaig… Hut ab, das war ein schöner Tag bei dir… Morgen : Heimspiel… Bowmore!

Kapitel 11 – Bowmore: Den Whisky von Bowmore vergleiche ich gerne mit einer Jugendliebe. Als ich vor geraumer Zeit anfing, mich für rauchige Malt Whiskies zu interessieren, war der Bowmore 12 Jahre und der Bowmore 15 Jahre (Mariner), damals noch mit dem direkt auf der Glasflasche bedruckten Label, sowas wie eine Initialzündung. Den üblichen Werdegang mit Jim Beam, später Glenfiddich oder sowas habe ich nicht mitgemacht. Ich interessierte mich vorher prinzipiell nicht für Schnäpse jeglicher Art, egal ob da Goldbrand, Wodka oder Macallan draufstand. Schnaps trank man nach dem Essen oder zum Besaufen, hopphopp rin in‘ Kopp und dann schnell ein angewidertes Gesicht verziehen… mir war seinerzeit viel viel wichtiger, daß genügend gutes und kaltes Bier vorrätig war. Nachdem ich Anfang der 1990er Guinness als Lebenselixier entdeckt hatte, wurde es noch eingleisiger…aber dann kam irgendwann Single Malt auf den Tisch und es war halt Bowmore, der mich angefixt hat, oder man kann auch sagen, der mich versaut hat… Längst bin ich natürlich die Straße der großen Maltwhiskies einige Kilometer weitergelaufen und habe unzählige neue Bekanntschaften und auch Freundschaften mit Whiskys geschlossen, von denen ich damals noch nicht einmal im Entferntesten etwas geahnt hatte. Wenn ich dann heutzutage einen Bowmore 12y oder ähnliches im Glas habe, fühlt es sich für mich ein wenig so an, als würde ich meine Exfreundin aus ganz jungen Jahren wiedertreffen. Man erinnert sich schnell an gewisse Details im Geschmack, die man mittlerweile vergessen hat, man denkt an vergangene Zeiten und ist trotzdem froh, das man heute auf andere Sachen steht, die Exfreundin ist Nostalgie aber man möchte sie höchstens als Kumpel… (Etwas gegen diese These spricht allerdings die Tatsache, das der Bowmore vor 10-20 Jahren auch mal besser war… aber ok, damals war die Ex ja auch noch jünger…) So… heute nun Whiskyfest im Hofe meiner ersten Whiskyliebe. Ich sage mal so, das mit der ersten Liebe galt ja dem Whisky, wenn das nicht so wäre, dann würde ich behaupten, die alte Liebe ist beliebig und geizig geworden, alte Schabracke quasi… Gerade einmal drei Stände waren aufgebaut, dazu ein LKW auf dem Livemusik gespielt wurde, die Ex Bowmore 12 konnte man bis zum Abwinken haben, alles andere durfte man schön bezahlen, noch nichtmal etwas zu essen wurde angeboten, da war ja selbst bei Caol Ila mehr los… traurig, …und das bei dieser großen Destille… Einziger Schnickschnack den es anderswo nicht gab, war sowas wie Murmeln mit Faßverschlüssen, wer ein Rechteck in ca. 3 Metern traf, bekam einen Freidram, wer das mittige Kreuz darin traf, gewann eine Bowmore Holzschaufel… Die Festivalbbfüllungen waren ein Bowmore Singlecask Whisky aus dem Bourbonfaß und ein 1989er für ein Geld, womit ich vor zwanzig Jahren zwei Monatsmieten mit hätte begleichen können (ok, kein Penthouse freilich, eher mit Ofenheizung…). Ich habe mir da lieber selber eine Flasche aus einem schönen Sherryfaß abgefüllt, super Stöffchen….aber ansonsten…schwache Leistung, Bowmore. Morgen sind zeitgleich die Destillen Kilchoman und Jura dran. Morgens will ich aber erstmal die Port Ellen Maltings besuchen, was danach kommt, weiß ich noch nicht, beide Brennereien sind ohne Auto schwierig zu erreichen, mal sehen, könnte kompliziert werden…

Ulli beim murmeln...
Tomatohead beim Abfüllen
Trail West live im Lucci's

Kapitel 12 – Isle Of Jura: …bevor es zum heutigen Tag geht, noch ein paar Worte zum vergangenen Abend. Ich war, wie es jetzt warscheinlich auch niemanden verwundern wird, noch ein paar Bier im Pub meiner Wahl trinken. Dort lief ein Fußball Freundschaftsspiel zwischen Nigeria und Schottland, was die Schotten völlig überflüssigerweise nicht gewonnen haben (2:2), heute lese ich bei Spiegel online, das die Polizei wegen Manipulationsverdacht ermittelt…tzzz…, hat jedenfalls mal Spaß gemacht in Schottland ein Schottlandspiel zu sehen. Ich freue mich an der Stelle auch schon auf die kommende EM Quali, in der Deutschland dann auf Schottland und Irland trifft, das werden bestimmt ansprechende Events im Offside. Nach dem Spiel rückte überraschend noch eine Band an, die dann noch bis tief in die Nacht spielte…und das richtig gut, vier Mittzwanziger mit einer eigenständigen Interpretion von Celtic Folk, mit einem Schlagzeuger, der mit tricky hooks ein wenig Jazz beimischte, keine Schmonzetten, überwiegend instrumental, ich war begeistert. Der Ehemann unserer Vermieterin (bestimmt schon über 80…), wollte auch mitspielen, fiel aber rückwärts in das Schlagzeug…ich half mit, ihn da wieder hoch zu heben, er hatte sich nichts getan, deutete mir nur an, ja nichts zuhause zu erzählen… Heute wollte ich eigentlich zu den Port Ellen Maltings, das wollte ich neulich schonmal. Da diese Touren aber bereits um 10 Uhr beginnen und die Busse so ungünstig fahren, hatte ich aber auch heute früh keine Lust mehr darauf, die Maltings rennen ja nicht weg… Stattdessen machten wir uns Richtung Jura auf. Wir wurden von Bekannten mit dem Auto aufgelesen und konnten somit durchfahren. Jura ist die Nachbarinsel von Islay, sie ist etwa halb so groß, zählt aber nur knapp 200 Einwohner (gegenüber etwa 5500 Rothirschen), es gibt eine einzige Straße, die natürlich eine Single Track Road ist. George Orwell lebte hier und schrieb den Roman „1984“, die Paps (gäl. : Brüste) of Jura sind knapp 800 m hohe Berge, die das Landschaftsbild der gesamten Gegend prägen. Eine Whiskybrennerei gibt es auch, die Jura Distillery. Im Wesentlichen stammt sie aus den 1960ern und strahlt auch den architektonischen Charm dieser Zeit aus. Geschmacklich orientieren sich die Malt Whiskys von Jura eher an den Highlands als an den rauchigen Destillaten der Nachbarn von Islay. Die Festivalaktivitäten bei Jura waren auf jeden Fall deutlich mehr vorzeigbar, als gestern bei Bowmore. 6 verschiedene Jura Whiskys konnten gratis und unbegrenzt verkostet werden. Ich hielt mich sehr an die Festivalabfüllung, ein Batch aus verschiedenen Finishings ohne Altersangabe, ok… klingt nicht gerade aufregend, war aber durchaus sehr lecker. Auf dem Festival war auch Richard „The Nose“ Paterson, der so ziemlich bekannteste Masterblender der Welt zugegen, ebenso wie der ehemalige Distillery Manager Willy Tait, der letztes Jahr auch im Rahmen des Berliner Whiskyherbstes die Jura Brennerei repräsentierte. Das Hauptthema unserer Unterhaltung war ein trauriger Anlaß, der deutsche Repräsentant der Distillery und des Importeurs Borco, Helge Müller kam am Montag bei einem Autounfall ums Leben, er wurde nur 45 Jahre alt. Willy und Helge machten die Tastings im Team, sie kannten sich sehr gut. R.I.P. Helge. Ein Shuttlebus brachte uns wieder zur Fähre, nach 5minütiger Überfahrt nach Islay ging es dann mit dem Bus zurück nach Bowmore. Heute abend sind nochmal zwei Bands in der „Stadt“, ich werde da später mal vorbeischauen und vielleicht morgen etwas berichten, sollte es sich lohnen. Morgen steht Bunnahabhain auf dem Programm… ich bin schon recht gespannt…

Juras Hauptstadt Craighouse mit Hotel und Distillery
…auch Bunnahabhain war gut besucht…

Kapitel 13 – Bunnahabhain: …heute ging es in Lucci’s Bar etwas länger als sonst, deshalb wird der Tag heute ausnahmsweise mal verkürzt zusammengefaßt. Bunnahabhain ist neben Bruichladdich, der anderen für Einsteiger kaum auszusprechenden Destille, nicht allzu Islay-typisch, sprich, wenn sie wollen, können sie sehr rauchige Whiskys herstellen, tun es aber in der Regel selten. Die Originalabfüllungen sind eher durchschnittlicher Art, dafür gibt es jede Menge schöne Editionen von unabhängigen Abfüllern. Der Festivalbeitrag von Bunnahabhain (spricht man etwa wie : Bunna-Hawen)… war durchschnittlich, es gab einmalig ihren 12jährigen Standard for free (mehr davon brauch ich ehrlich gesagt auch nicht…) und ansonsten die üblichen Stände, recht viele heute sogar, fand ich. Es gab zwei Festivalabfüllungen von denen eine Teil des Offside Tastings am kommenden Freitag werden wird, die andere, ein 17jähriger für 250£… den durften sie gerne behalten… Ein wenig Spektakel wurde auch geboten. Punkt 13 Uhr kan der „Helmsman“ zurück, der Typ auf dem Bunnahabhain Label mit dem Steuerrad wurde mit dem Islay Lifeboat eingeflogen, quatsch eingeschifft und wurde herzlich empfangen, trotz offensichtlicher Show eine nette Idee, sie haben sich etwas einfallen lassen. Desweiteren spielten wieder die üblichen Bands, neben Skerryvore auch die Band, die es mir in meinem Pub gegenüber angetan hatte : Trail West, die spielten auch heut abend nochmal in der Bar, ich hab eine CD gekauft und werd die Jungs so schnell nicht vergessen. Morgen ist der letzte Tag auf der Insel, übermorgen gehts langsam Richtung Heimat, vorher noch ein letztes Highlight : Ardbeg.

Der Kapitän geht von Bord…
...und da flitzt er wieder davon...

Kapitel 14 – Ardbeg: Ardbeg, jedes Jahr das gleiche, zum Ardbeg Day, welches der letzte Tag des Islay Festivals ist, kommt eine neue, limitierte Abfüllung von Ardbeg raus und die Fans sind bereits im Vorfeld erst entzückt, dann entrückt, wenn es das Zeuchs dann zu kaufen gibt, dann verrückt. Es existiert eine gewisse Faszination über die Abfüllungen dieser ja durchaus nicht unsympatischen Islay Distillery. Vielleicht liegt es daran, das Ardbeg so häufig und so lange stillgelegt war. Seit 1997 wird wieder produziert, die Eigentümer heißen Moet Hennessey und die haben in Sachen Whisky und dessen Vermarktung bereits einen Hochkaräter im Boot : Glenmorangie, den bestverkauften Single Malt auf den britischen Inseln. Die Promotionsabteilung (oder wie auch immer das heutzutage genannt wird) dieser Firma, muß ein paar Leute an Bord haben, die es draufhaben. Jede Ardbeg-Abfüllung der letzten Jahre, egal wie gut sie geschmeckt hat, war ein Riesenhype und die relativ großen Kontingente waren stets im Voraus bereits gut verkauft. Respekt dafür, gute Arbeit. Was nun den Maltwhisky von Ardbeg betrifft, nun ja, er ist kräftig und rauchig/torfig, ähnlich wie die der Nachbarn von Laphroaig und Lagavulin, nicht besser und nicht schlechter, nur vielleicht dank genialer Vermarktung etwas populärer, hipper, sexier… Oder wie das alles auf neudeutsch heißt… Über die diesjährige Abfüllung des Hypes, dem Malt namens „Ariverdes“ möchte ich mich an dieser Stelle nicht äußern, da er am kommenden Freitag beim Offside Tasting mit an Boot ist und ich deshalb keine Meinungsmache möchte. (Danach gerne…) Das Fest, der Ardbeg Day, wird mittlerweile weltweit zelebriert, in Deutschland gibt es Ardbeg Botschaften in glaub ich drei Städten (Berlin ist nicht dabei…) und überall wird a diesem Tag Ardbeg gefeiert.

Der neue Argbeg Auriverdes
Spiel und Spaß zum Ardbeg Day

Das Motto des Jahres 2014 ist Fußball, der Name Auriverdes übersetzt sich etwa in das gelbe der Whiskyfarbe (auri) und grün (verdes), als Tribute für die In grün spielenden Festivalausrichter der WM 2014, Brasilien. Falls das nicht 100%ig richtig wiedergegeben ist, möge man mir es verzeihen, aber in etwa die Richtung stimmt. Alle Ardbeg Angestellten, vom Manager zum Parkplatzeinweiser, trugen heute Fußballbekleidung, das fand ich gut, alle für einen… Es konnte Torwandschießen und Bubblefußball gespielt werden, das mit dem Bubblefußball ist übrigens schön anzuschauen… Mit Freidrinks wurde ganz schön gespart, eigentlich gab es keine, man konnte für 2 £ ein Programm kaufen und hatte 2 Drams und einen geräucherten Fisch frei. Dank Ullis Beziehungen konnten wir noch an einem Tasting im Warehouse teilnehmen, wo es 6 Faßproben gab, deren Jahreszahl zu erraten war, verbunden mit Fußballfragen. Leider lag ich nur ein Jahr entscheidend daneben, was jemand anders richtig geraten hatte, ausgerechnet ging es um meinen FC Liverpool, der letzte FA Cup wurde 1989 gewonnen, nicht 1990…grrrrr…. Insgesamt war das Tasting in 30 Minuten pure Druckbetankung und nur zwei Whiskys waren auch gut. Ansonsten muß ich Ardbeg bescheinigen, das sie nach wie vor ein glückliches Händchen haben, wie man Leute für eine Marke begeistern kann, das war ein guter Auftritt auf diesem Festival. Viele Leute, die ich die letzten Tage kennengelernt habe, habe ich heute sicher zum letzten mal für gewisse Zeit gesehen. Während des Festivals lernte ich etliche Leute etwas besser kennen, von denen ich vorher nur gelesen oder gehört hatte, als Beispiel seien der Maler Ian Gray und der Sänger Robin Laing genannt, aber auch viele andere Leute, die die gleiche Leidenschaft teilen und auch etwas dafür anzubieten haben, z.B. Chris Rickert, Veranstalter der Hanse Spirit in Hamburg um nur einen zu nennen, ich habe sehr, sehr viele Leute getroffen, mit denen es mir sehr viel Spaß gemacht hat, mich auszutauschen. Heute abend ging es dann letztmalig in Pub, Lucci’s Bar, es wurde ein Boxkampf gezeigt, der wohl wichtig war, hierzulande, der mir sympathischere hat gewonnen. Am Ende waren wir (Peter und Peter jr). ein wenig traurig, das wir uns jetzt ein paar Monate nicht sehen werden, zum Schluß gabs noch einen teueren Bowmore Feis Ile 2014 spendiert… Lecker… Danke Peter und Peter jr, seit 30 Jahren führen sie das Hotel und die Bar, erfolgreich… Respekt, das ist doppelt so lange wie das kleine Offside….nach dem und vor allem nachhause sehne ich mich jetzt doch langsam, ob mich Nina mit meinem Sonnenverbrannten Gesicht nebst grauen Bart noch erkennt (?)… schaun wer mal, dann freuen sich noch 3 Katzen… Hoff ich zumindest mal…, …ja, alles hat ein Ende….und nun kommt das auch zu mir, heute war der letzte Tag der Feis Ile 2014 und morgen geht es langsam Richtung Heimat… ,erstmal nach Glasgow, dann via Edinburgh und Frankfurt nach Berlin. Ich werde beide Tage zusammenfassen.

Tanzbär Ulli mit Ardbeg Personal...
Goodbye Islay

Kapitel 15 – Heimweg: …so, nun bin ich schon wieder zwei Tage zuhause und habe alle Hände voll zu tun, schließlich müssen etliche Sachen erledigt werden, die in den letzten gut zwei Wochen übrig geblieben sind… aber erstmal kurz zum unspektakulären Ende der Reise. Am Sonntag wurden wir von unseren freundlichen Vermietern mit dem Auto nach Port Ellen gefahren und legten bald mit der Fähre ab. Das schöne Wetter war nun vorbei, ich war schließlich auf der Heimreise und Whiskyproduktion braucht schließlich viel Wasser, also Regen frei !  Die Rückfahrt ist eh nie so schön, wie der Hinweg, es hat immer etwas von Abschied nehmen…. Abends in Glasgow gingen wir noch beim Inder was essen und kurz noch ins Bon Accord auf ein paar Biere und dann war auch schon Feierabend. Ulli mußte in aller Frühe zum Glasgow Airport, ich hatte mehr Zeit und flog an frühen Nachmittag via Edinburgh und Frankfurt zurück nach Berlin. Mein Koffer wog knapp 33 Kilogramm, ich mußte nur 0,9 kg entnehmen und dann ging er ohne Zusatzkosten durch. Lufthansa sei Dank, bei Easyjet und Konsorten wäre das nochmal happig teuer geworden bzw. wäre es prinzipiell zu schwer gewesen. In Berlin Tegel wurde ich dann zu meiner großen Überraschung von Nina abgeholt, sie erwartete mich bereits mit der schottischen Flagge …Zuhause bzw. auch im Geschäft ging derweil seit fast zwei Wochen weder Telefon noch Internet. Sollte jemand von euch gerade überlegen, etwas mit der Firma Kabel Deutschland zu machen, ich rate euch herzlich davon ab…
…so, es geht ja munter weiter, morgen (Do) der Offside Stammtisch mit dem Thema Bunnahabhain und natürlich auch über die gesamte Reise, am Freitag das Tasting mit 6 frisch eingeflogenen Flaschen (fast schon ausgebucht)… und so weiter…
An dieser Stelle gilt mein Dank allen, die diese Reise möglich gemacht haben, zu allererst Nina, die hier an der Heimatfront für mich mitarbeiten mußte, aber auch Rena und Murray, unsere netten Landlords in Bowmore und den vielen neuen und alten Bekannten, mit denen dieses Fest erst richtig Spaß gemacht hat. Im September werde ich aller Voraussicht wieder im gelobten Land sein, geplant ist die Gegend nördlich von Inverness und ein Abstecher zum Speyside Autumn Festival… sicherlich auch wieder hier nachzulesen…

Nachtrag: Die beschädigte Glasgow School Of Art nach dem ersten Brand. Leider folgte 2018 ein weiterer.