McLarsen reist

McLarsen in der Lutherstadt Wittenberg (Mai 2023)

Lutherstadt Wittenberg, 23.05.2023 Anreisetag: Nach drei Ausflügen in östliche Bundesländer (Dresden, Quedlinburg und Stralsund) sollte eigentlich im letzten Monat eine neue Episode meiner Schottland-Saga entstehen, es war alles geplant und so gut wie angerichtet… nur die Bediensteten des BER Flughafens hatten andere Pläne und machten aus unserem Abflugtag einen Streiktag… bei nur 4 Tagen Zeit dafür war das quasi eine Absage und statt Islay blieb es halt beim Gesundbrunnen. Bevor ein neuer Anlauf eventuell im Juli kommt, wollte ich definitiv wenigstens mal kurz raus… nicht zu groß und nicht zu weit… mit etwas Kunst, Geschichte und Bier im Repartoire… da bot sich die Lutherstadt Wittenberg förmlich an… etwa 100 Kilometer von Berlin und 70 Kilometer von Leipzig entfernt liegt die Stadt der Reformation direkt an der Elbe. Ich fuhr stressfrei ohne umzusteigen von meinem Heimatbahnhof Berlin-Gesundbrunnen bis Lutherstadt Wittenberg mit dem ICE in knapp einer Stunde. Vom Bahnhof waren es dann etwa 15 Minuten Fußweg zum Hotel Acron welches meine Residenz sein wird. Ich war etwas zu früh hier und das Zimmer war noch nicht frei, also parkte ich erstmal meine Tasche und ging Richtung Altstadt.

Altes und Neues in der Altstadt
Kunst und Botanik mit Gummistiefeln

Wittenberg hat etwa 45.000 Einwohner, damit gehört die Stadt zu den kleineren Zielen meiner Besichtigungsreisen. Durch die zentrale Lage in Mitteldeutschland und an der Elbe gewann die Stadt im Mittelalter an Bedeutung und wurde besonders im 16. Jahrhundert zum Zentrum von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Religion. Natürlich wäre die Stadt die mit Eisleben zusammen Bauwerke hat die zum UNESCO Welterbe gehören ohne das Wirken eines gewissen Martin Luther so glamourös wie vergleichbare Städte dieser Größe in der Region wie… sagen wir mal Coswig, Zerbst oder Schönebeck… nie gehört? Macht sicher nix… die Lutherstadt Wittenberg dagegen steht spätestens seit 1517 in den Geschichtsbüchern der Welt als Luther seine Thesen (angeblich) an die Türen der Schlosskirche gehämmert hat. Nun ist ja bekannt das ich mit den Vereinen der Gefolgschaft Jesu noch nie etwas zu tun hatte, mir lediglich gerne die Kunstwerke die sie hervorgebracht haben anschaue… aber es ist sicher wahr… ohne Luther und die Reformation wäre die heutige Welt sicher noch eine andere. Um Luther, der ja auch eine streitbare Person war und besonders heutzutage wo vieles auf die Goldwaage gelegt wird wie korrekt der-die-das war und wie man heute damit umzugehen hat, soll es aber bei meinem Besuch nicht vordergründig gehen. Mich interessieren die historischen Orte der Reformation und mich interessieren auch die Spuren von Lucas Cranach d.Ä. und seiner Nachfolger.

Die Hundertwasserschule
Das 360° Panorama Luther 1517
...plötzlich mitten im Jahr 1517...

Für die Zeit vor dem Betreten des Hotelzimmers stärkte ich mich erstmal an einem vietnamesischen Imbiss der am Weg lag… von dem war es nicht sehr weit bis zu einem für die Stadt ungewöhnlichen Bauwerk: Eine von Friedenreich Hundertwasser umgestaltete Schule… für zwei Schnappschüsse war es mir das wert. Als nächstes kam ein eine Location dran von der ich eigentlich gar nicht so viel erwartet hatte: Ein 360°-Panorama namens Luther 1517 vom ebenfalls österreichischem Künstler Yadegar Asisi. Es ist ein provisorischer Rundbau mit ziemlich echt wirkenden Szenen jener Zeit mit wechselnder Tag-Nacht Beleuchtung, akustischen Effekten und sehr ausführlichen Erklärungen die man mit dem Audioguide dazu erhält… ich gestehe das ich total geflasht war und diese 13€ Eintritt sehr gut angelegt waren.

Im Hof vom Brauhaus Wittenberg...
...und im Inneren

Dann ging es zurück zum Hotel und ich konnte mein Zimmer beziehen… alles ganz ok… aber das Internet funktioniert nicht… die älteren Damen an der Rezeption meinten das liegt bestimmt am iPhone… na klar… mal sehen wie ich das hier mit dem Blog machen kann. Beim Bezug des Zimmers fiel mir auch auf das ich einen ganz schönen Durst entwickelt hatte… von dem 360°-Gedöhns übers Mittelalter hatte ich gerade gelernt das es seinerzeit lebensgefährlich war Wasser zu trinken… wegen der ganzen Seuchen… also ging es erstmal in das ortsansässige Brauhaus und zwei Bierchen verdampften im Nu auf meiner Zunge. Danach wollte ich noch etwas weiterlaufen aber der erste Regentag nach mehreren Wochen erwischte mich eiskalt und ich beschloss erstmal zurück aufs Zimmer zu kommen und den Text bis hier zu verfassen. Etwas langweilig für meine Verhältnisse… aber danach ging es nochmal genau dahin zurück wo ich gerade herkam: Ins Brauhaus Wittenberg… zufällig auch auf den selben Platz, die Biere (naturtrübes Pils und Dunkles) wurden nun begleitet von einem vollumfänglich leckeren Teller deutscher Hausmannskost… so nennt man das wohl… lecker wars trotzdem. Zum Abschluß ging es ins Irish Harp Pub zur Qualitätskontrolle des Guinness… ok… ich gebe zu: niemand aus Dublin hat mich je damit beauftragt… aber ich tue es trotzdem gerne… gab auch nix zu beanstanden…

Botanik am Bunkerberg

Tag 2 oder auch Cranach Tag: Das Frühstück im Hotel Acron ist im Zimmerpreis von 67€ pP zum Glück eingeschlossen… ich hätte mich sonst etwas geärgert da das doch recht lieblos ist… danach setzte ich mich demonstrativ mit dem Rechner in die Lobby und verarbeitete den ersten Teil dieses Blogs weil ich ja auf dem Zimmer keinen Empfang hatte. Erfreulicherweise ging es dann nachmittags wieder. Gegen 10:00 Uhr bewegte ich mich langsam in Richtung Innenstadt und kam an einer Grünanlage namens Bunkerberg vorbei, dabei handelt es sich um einen nicht vollständig gesprengten Hochbunker aus dem zweiten Weltkrieg welcher später aufgeschüttet und begrünt wurde… wir Berliner kennen das ja u.a. vom Friedrichshain und Humboldthain. Es werden nach wie vor Baumpflanzungen vorgenommen bei denen auf einer Steinplatte davor die Sponsoren oder auch Baumpaten oder Baumpatinnen genannt werden. Das ganze geht auch auf Luther zurück der wohl auch einen grünen Daumen hatte.

Kleiner Teil der Bildergalerie mit Werken der Cranachs... klar... keine Originale...
Die Technik des Druckens war noch frisch... bei den Cranachs schnell Standard...

Am Marktplatz befinden sich dann die Gebäude der Cranachstiftung. Es gibt eine Dauerausstellung „Cranachs Welt“ welche mich die nächste Stunde ganz bei sich hatte. Lucas Maler aus Cranach (das heutige Kronach in Franken)… wie er eigentlich hieß, ist neben Albrecht Dürer der bedeutendste Maler der Renaissance im deutschsprachigen Raum. Seine Nachfahren, besonders Sohn Lucas Cranach d.J. führten seine Werkstatt fort so das heute noch eine Vielzahl von Werken erhalten geblieben ist. Die Cranachs wurden damit reich, kauften Immobilien, eine Apotheke und waren zeitweise im Rat der Stadt bzw. Bürgermeister. Cranach der Ältere war auch ein guter Freund von Luther und bis zuletzt Hofmaler der Kurfürsten von Sachsen und begleitete Johann Friedrich I. nach Weimar wo er auch starb und begraben liegt. Neu war mir auch das Cranach der Ältere ein Urururgroßvater von einer anderen bekannten Persönlichkeit die in Weimar unter der Erde liegt ist: Johann Wolfgang von Goethe. Die Ausstellung ist hervorragend gemacht, man kann an jeder Station einen Code für den Audioguide scannen, manches wird als Video erklärt, z.B. Restauration oder auch der desolate Zustand der Gebäude zur Wendezeit. Wer sich also etwas für Kunst der Renaissance interessiert ist bei dieser Ausstellung bestens aufgehoben… mit 7€ auch durchaus fair bepreist.

Da hoch gehts gleich... Schlosskirche Wittenberg
...und siehe an... was für ein Ausblick...

Weiter ging es zur Schlosskirche an deren Tür Luther ja seine Thesen genagelt haben soll. Die Schlosskirche ist wie der Name vermuten lässt Teil einer Schlossanlage. Diese ist in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr erhalten. Auch die Schlosskirche wurde ihrer Originalität im 19. Jahrhundert beraubt indem man im Stil der Neogotik an dem Bau rumpfuschte was besonders in der Haube des Kirchturmes zu sehen ist… sowas gab es in der richtigen Gotik nicht, heute würde man vielleicht Disneygotik dazu sagen… Das hinderte mich aber nicht den Kirchturm zu besteigen… natürlich mit Einsatz all meiner Kräfte… um dann aber wiederum einen super Überblick über die Stadt genießen zu können der ohne die Hühnerherde amerikanischer Teenager warscheinlich noch besser gewesen wäre. Nach der sportlichen Einlage ging es nun in eine andere ehemalige Immobilie der Cranachs, den Cranach-Hof. Dort befindet sich ein Hostel und ein verstecktes Kleinod der Gastronomie der Stadt: Die Hofwirtschaft. Es gab Fläminger Dunkles Bier, einen „Cranach-Topf“ (so ähnlich wie Chili Con Carne) und ein Angebot von etwa 200 Whiskys… nun wisst ihr warum ich den Laden gefunden habe… es war toll, der Laden ist in den alten Gebäuden liebevoll eingerichtet, Essen und Bier waren sehr gut und ein Arran Sauternes als Abschluß sehr lecker… die Whiskys übrigens alle zu fairen Preisen… sehr zu empfehlen.

Whiskyparadies Hofwirtschaft... und nicht nur das...

Bevor mir das dann zu sehr geschmeckt hätte ging ich dann weiter auf meinen Cranach-Trip und zwar in die Mutterkirche der Reformation: Die Stadtkirche Wittenberg. Es war die erste Kirche in der ein Gottesdienst in deutscher Sprache gehalten wurde und die Gläubigen auch verstanden was der Pfaffe do oben labert… 1520 war das erst, vorher lauschten die Gläubigen Latein was bekanntlich nicht jeder verstehen konnte. Die Architektur der Kirche ist im Wesentlichen gotisch, dominant ist die Doppelturmfront mit den achteckigen Hauben im Stil der Renaissance welche entstanden, nachdem man die gotischen Spitzen entfernte um in den zahlreichen Kriegen der Zeit Kanonen aufstellen zu können. Die Ausstattiung der hervorragend restaurierten Kirche (UNESCO Welterbe sei Dank) kann sich durchaus sehen lassen, auch im internationalen Vergleich… mit zahlreichen Gemälden der Cranach Werkstatt natürlich… allem voraus der berühmte Reformationsaltar

Der Reformationsaltar ist eines der berühmtesten Zeugnisse zeitgenössiger Kunst im 16. Jahrhundert
...ganz rechts unterm Dach hat sich die Kirche was eingetreten...
...man ist sich aber schon der Schande bewusst...

Am südöstlichen Giebel der Chors befindet sich ein Relief aus dem 13.Jahrhundert was die Juden verschmäht und trotz vieler Hinweise und Gedenktafeln immer noch Stein des Anstoßes ist… Luther mag vieles fortschrittliches in seiner Zeit getan haben… mit anderen Sachen war er aber genau so ein Dummkopf wie das gemeine Volk der Zeit… er war vom ganzen Herzen Judenhasser und einige Jahrhunderte später wurden seine Schriften zu diesem Thema nochmal rausgekramt… das Ergebnis kennen wir. Auch sein Kumpel Lucas Cranach war da nicht anders, als Bürgermeister unterschrieb er auch Urteile zur Hexenverbrennung… das sollte man alles auch nicht unter dem Teppich von Kunst oder Wissenschaft kehren.

Inzwischen war Nachmittag und damit das hier nicht in Arbeit ausartet gab es eine Pause in der dieser Text entstand. Anschließend ging es zum Restaurant „Die Niederlassung“ in der Nähe der Schlosskirche… ich war überrascht über den vollen Laden… gerade noch ein Platz an der Theke bekommen (sowieso immer mein Traumplatz) und bei Feldschlösschen Bier aus Dresden eine Spargelsülze gegessen… klang spannend… und war lecker. Danach ging es nochmal zur Guinness-Kontrolle ins Irish Harp Pub und ich konnte auch heute nichts negatives finden… warum auch?…

Das waren jetzt etwa anderthalb Tage in einer eher kleinen aber geschichtsträchtigen Stadt… ich hätte locker noch einen weiteren Tag hier verbringen können… es gibt noch das Lutherhaus, das Melanchtonhaus… und…und…und… die Wahl hier mal kurzfristig hinzufahren… in weniger als einer Stunde… war absolut empfehlenswert… zumindest wenn man sich für die Sachen interessiert über die ich hier berichtet habe. Wenn nichts außergewöhnliches mehr passiert, bin ich morgen mittag wieder in Amt und Würden im Gesundbrunnen Berlin… falls noch was passiert schreibe ich es nach… 

McLarsen an der Ostseeküste: Stralsund und Greifswald (März 2023)

Tag 1 – Ankunft: 07.03.2023. Der letzte Teil meiner Ost-Triologie anno 2023 führt mich in den Nordosten zu den Hansestädten Stralsund und Greifswald. Wie üblich sind drei Tage eingeplant und zwar von Dienstag bis Freitag damit sich meine Wege nicht so viel mit denen anderer Leute kreuzen. Residenzstadt ist Stralsund und einen Tag geht es nach Greifswald. Die Anreise mit der Deutschen Bahn verlief heute erfreulich reibungslos. Mit dem RE 5 steige ich direkt an meinem Heimatbahnhof Berlin Gesundbrunnen ein und etwa 3 Stunden später in Stralsund aus. Im ersten Teil der Fahrt hält die Linie in Städten von denen man es erwartet… Oranienburg, Neustrelitz, Neubrandenburg etc. im zweiten Teil wird kein Briefkasten ausgelassen… die Ortschaften heißen Gnevkow, Utzedel oder Elmenhorst… manche haben nicht mal einen Bahnsteig sondern man fällt vom Zug auf einen ackermäßigen Rasen… heißt RE nicht eigentlich Express?… aber ok… muß ja auch mal sein. Das Wetter schlug bereits unterwegs einige Eskapaden und so wunderte ich mich auch nicht das ich mit einem weißen Feuerwerk aus Hagel und Sturm in der Hansestadt empfangen wurde. Der Hagel hörte nach ein paar hundert Metern auf, der Sturm blieb bis zum Abend… es gab auch eine amtliche Wetterwarnung und vorsichtshalber hatte ich mir auch eine flugunfähige Wollmütze eingepackt. Etwa 20 Minuten Fußweg vom Bahnhof sind es bis zur Unterkunft meiner Wahl: Eine Art Ferienapartment namens Stral-Sund südlich vom Frankenteich in einer Wohnsiedlung. Es ist klein, nicht gerade hübsch aber zweckmäßig, sauber und mit 36€ pro Nacht sehr günstig… ok… es ist halt Anfang März und ich denke im Sommer ist es hier teurer.

Der Marktplatz mit dem Rathaus und der Nikolaikirche
Das Segelschulschiff Gorch Fock von 1933 im Hafen

Die Graupelwolken waren blauem Himmel gewichen, also ging es dann erstmal für gut zwei Stunden in die Altstadt… schließlich war es trotz des Sturmes (den man ja nicht sieht) bestes Fotowetter und somit wurde alles mögliche erstmal geknipst… besonders schön aber auch anstrengend wegen des Sturms war der Hafenbereich mit der Gorch Fock und einer besonders langen Mole von der man Altstadt, Hafen und Rügenbrücke überblicken kann.

Nach einem besonders leckeren Fischbrötchen und noch einen Haken links und rechts ging es dann erstmal zurück in die Unterkunft, später dann natürlich die beliebte Kategorie Gastronomie. Wer hier öfters mitliest weiß jetzt das der erste Abend immer einem möglichst lokal ansässigen Bierbrauer gewidmet ist der bestenfalls seinen Gerstensaft mit zünftigen Essen in einem Brauereigasthof anbietet. Das war auch heute so aber mit dem Abstrich das lokal… quasi regional…oder auch überregional etwas zu verändern… das Dolden Mädel Brauhaus schenkt das Hamburger Ratsherrn Bier hier aus als käme es auch von hier… nennen wir es mal hanseatische Bierverbundenheit. Das Repartoire von Ratsherren ist mir durchaus bekannt… ich schätze es – aber es gab nix neues zu entdecken. Das Gulasch (Oma’s Art 😉 war sehr lecker und die lokale Brauerei ist auch für morgen eingeplant.o.

...lecker Bier und Essen im Dolden Mädel...
Verraucht, voll und gut: Bengunn

Nach 3 Bieren ging es dann ins Bengunn, dem wohl einzigem Irish Pub der Stadt… tagsüber war ich schonmal dran vorbei gelaufen, es ist aber sehr unauffällig in einem Keller… vielleicht 8 x 8 Meter… verraucht, knüppeldicke voll und sehr gut organisiert… es lief hinterm Tresen (an dem ich zufällig einen Stehplatz ergattern konnte) das Spiel Chelsea-Dortmund (CL 2023) auf einem kleinen Computer Bildschirm… hat Spaß gemacht auch wenn Chelsea gewonnen hat. Auf dem Rückweg muß ich falsch abgebogen sein das sich der Heimweg etwas verzögert hat… lustig war dann aber als ich kurz vorm Ziel noch von einem unbekannten Mann angesprochen wurde: Handyakku alle… keine Orientierung… muss ins Haus Stral-Sund (meine Bleibe)… da ich gerade wieder im Bilde war, konnte ich hlfen… ein angehender Bierbrauer aus Berlin Wedding (Seestrasse)… so klein ist die Welt… morgen schaue ich mir die Stadt Stralsund mal ganz in Ruhe an…

Vollmond über der Backsteingotik

Tag 2 – Greifswald: Meine Erkundungstouren plane ich für gewöhnlich schon weit im Voraus… lese in diversen digitalen Nachschlagewerken oder auch Büchern welche seit 40 Jahren und länger in meinen Regalen stehen… ich scanne die Orte auf GoogleMaps ab was man ansehen kann oder wo man einkehren könnte… trotzdem gibt es dann auch mal Tage die anders laufen als geplant… heute war einer davon. Das erste Erstaunen war nach liften der Jalousie eine gleichmäßige, etwa 5 cm dicke Schneedecke… davon war nicht zwingend auszugehen nach dem klaren Vollmondhimmel der letzten Nacht und auch die Wetterapp wusste nix davon. Das war aber nicht der Grund irgendetwas an dem Plan zu ändern heute Stralsund etwas mehr auf den Zahn zu fühlen. Bereits gestern erkundete ich ganz in der Nähe der Unterkunft einen Penny Markt mit separaten Bäcker… der sollte mir heute mein Frühstück bieten. Ich stapfte durch den frischen Schnee dorthin und dann fiel mir die Kinnlade runter: ZU! Nicht ein Auto auf dem Supermarktparkplatz… hmmm etwas weiter weg soll laut Maps ein Rewe sein… mal dorthin laufen… dann fiel auch der gemächliche Verkehr auf… und ich wunderte mich gestern abend auch ein wenig über die vollen Kneipen… sollte MeckPomm etwa auch Feiertag haben? Bislang gab es den Internationalen Frauentag exklusiv in Berlin… ich schaute schnell nach… und in der Tat… in MeckPomm ist der 08.März auch gesetzlicher Feiertag… seit exakt heute… also erstmal zurück vom Weg zum Rewe und überlegt… in Stralsund wollte ich zumindest auch noch zwei Whiskygeschäfte besuchen und etwas Werbung für die anstehende Spreeside Whisky Messe machen… in Greifswald dagegen steht nur Sightseeing an… also Bahnapp: wann fährt der nächste Zug nach Greifswald… und zack… nach nur 25 Minuten Fahrt mit dem Bummelzug war ich eine Hansestadt weiter. Stralsund steht morgen auch noch.

Der Marktplatz mit Rathaus und Dom St.Nikolai
Der Markt von der anderen Seite mit der dicken Marie und dem Brauhaus im rechten gotischen Haus

Ähnlich wie Stralsund hat Greifswald eine Altstadt die von drei Backsteinkirchen dominiert wird, das ganze fällt aber alles ein wenig kleiner aus. Auch Greifswald konnte sich in der Blütezeit der Hanse gesundstoßen (so nennt man sowas heute ;)… nur stoppte irgendwann das Wachstum da der Hafen von Greifswald, eh schon kleiner als bei den größeren Hansestädten allmählich versandete und damit an Bedeutung verlor. Zum Ausgleich wurde Greifswald dann eine Universitätsstadt wovon sie noch heute zehrt. Die Stadt hatte das große Glück von Zerstörungen im zweiten Weltkrieg komplett verschont geblieben zu sein… Pech dagegen das die DDR mal ein Exempel studieren wollte und ganze historische Straßenzüge erst verfallen ließ, dann abriss und schließlich mit modernen Plattenbauten ersetzte. Diese sehen zwar vom (ganz) Weitem ähnlich aus wie die historischen Bauten, sind aber letztendlich blöde DDR Plattenbauten. Als ich Mitte der 1980er in Potsdam einen Handwerksberuf lernte und auch darin arbeitete, hatten wir das in Potsdam genauso… bisschen barocken Giebel antäuschen und drinnen alles Platte… noch Ende der 1980er wurden diese Neubauten mit Ofenheizung gebaut… nur für die die meinen das solche Bausünden ja auch praktisch waren… ich schweife mal wieder ab… Es gibt natürlich auch weiterhin viele schöne Altbauten in dieser 60.000 Einwohner Stadt, besonders schön ist der riesige Marktplatz mit dem Rathaus welchen im Kern gotisch ist aber auch viele Renaissance Elemente bietet. Von den großen Kirchen ist der Dom St.Nikolai die größte… eine gotische Basilika mit über 100 Meter hohem Turm der mit seiner barocken Doppellaterne das Stadtbild prägt. Leider war er wegen dem Feiertag heute geschlossen und ich habe nicht zuende gedacht was ich mich fragte was die Kirche mit dem Internationalen Frauentag zu tun hat… Dafür konnte ich die zweitgrößte Kirche besichtigen: Die Marienkirche… im Volksmund auch die dicke Marie genannt. In der Tat wirkt die gotische Hallenkirche nicht gerade grazil, hat aber einen hohen Wiedererkennungswert.

Marienkirche - Inneres nach Osten

Von der dicken Marie ist es nicht weit zum Museumshafen, man sieht dort einiges Maritimes was schön herausgeputzt ist und auch so manches Schwimmgefährt welches die besten Zeiten bereits hinter sich hat. Von hier startet ein Treidelweg bis zum offenen (Ostsee)-Meer. Er ist gut ausgebaut und nur für Fußgänger und Radfahrer… bis auf eine Gruppe mittelalter Damen mit Nordic Walking Skistöcken und Ufftatta-Musik (kein Witz… scheint die feministische Version des Bollerwagens zu sein 😉 liefen sich die gut 5 Kilometer auch ganz entspannt. Nächste Station ist das Dorf Wiek mit einer historischen Klappbrücke über den Ryck… erbaut 1886-1887 war das seinerzeit großes technisches Kino. Da ja wegen der Richtungsänderung und geschlossenen Geschäften heute vormittag das Frühstück ausgefallen war hatte ich dort die Möglichkeit es mit einer Fischsoljanka (statt Marmeladenbrot) nachzuholen… es war eh schon Mittag. Einige hundert Meter weiter war dann das Meer zu sehen und ich ging die Mole auch bis ganz nach hinten.

Historischer Hafen Greifswald
Die Ryck am Treidelweg nach Wiek
Die historische Klappbrücke
Holzskulpturen am Ostseestrand

Es folgte ein Abstecher zur Klosterruine Eldena welche ich durch Bilder von dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt Caspar David Friedrich kannte. Zu Friedrichs Zeit (1774-1840) verfiel die Ruine des ehemaligen Zisterzienserkloster immer weiter… durch seine Bilder wurde man später darauf aufmerksam und stellte die Reste des gotischen Baus sicher. An dieser Stelle soll auch mal erwähnt werden das ich Caspar David Friedrich schon als Kind sehr mochte und heute noch genauso. Dann hieß es den ganzen Weg zurück zu latschen… aber zur Belohnung gönnte ich mir im Störtebeker Brauhaus in einem der gotischen Giebelhäuser am Markt zwei frische Hopfengetränke bevor es dann 16:00 Uhr zurück nach Stralsund ging.

Caspar David Friedrich: "Klosterruine Eldena bei Greifswald" 1824-1825 (Bild Gemeinfrei)
Klosterruine Eldena heute

Nach einer Pause in der dieser Bericht entstanden ist, ging es zurück in Stralsunder Gastronomie. Mit Fischsuppe und einem Salat in Greifswald durfte es etwas mittelgroßes sein und da wurde ich fündig im Torschließerhaus. Der Torschließer war der Security Man des Mittelalters… er wachte am Stadttor… in diesem Falle am Kütertor und wohnte auch gleich da… besonders angesehen waren die Leute damals wie heute nicht… sie zählten zur Unterschicht. Das Haus vom Torschließer wurde 1281 erstmalig erwähnt, Ende der 1970er Jahre zum Restaurant umwidmet und seit 1993 in einer Hand. Sehr liebevolle Details überall, das Essen war prima, es gibt lokales Bier der Störtebeker Brauerei und das Personal war supernett… zu allem Überfluß kostete das Essen auch nur 12€ statt 19€ in einem neuen durchdesigneten Brauhaus. Für einen (ok…drei) Absacker ging es dann nochmal ins Bengunn… dort war es heute (jetzt wo ich weiß warum es gestern voll war) eher ruhig, aber trotzdem busy… wäre wohl mein Laden wenn ich hier wohnen würde… Mein iPhone vermeldete 36.000 Schritte heute … Rekord! Das letzte mal als die Füße dermaßen gequalmt hatten war letztes Jahr in Bremen mit 3.000 Schritten weniger… reicht für heute…

Das Torschließerhaus am Kütertor

Tag 3 – Stralsund: Die Hansestadt Stralsund bekam 1234 (leicht zu merken) das Stadtrecht, war Gründungsmitglied der Hanse… wurde in dieser Zeit stinkreich und war deshalb in der Lage eine tolle Innenstadt zu bauen… mit drei teils monumentalen Backsteinkirchen und einem sehr repräsentativen Rathaus. Das alles erinnert ein wenig an Lübeck… im Gegenteil zu dieser anderen Hansestadt hatte Stralsund aber deutlich mehr Glück was Beschädigungen der Stadt im zweiten Weltkrieg angeht… verschont wurde Stralsund zwar nicht aber auch kein Inferno wie anderswo. Gemeinsam mit der Altstadt von Wismar zählt die Altstadt von Stralsund seit 2002 zum Unesco Welterbe. Stralsund (etwa 60.000 Einwohner) ist auch das Tor zu Deutschlands größter Insel Rügen. Die neue Rügenbrücke ist im gesamten Stadtbild nicht zu übersehen. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen auch das Meeresmuseum, das Stralsund Museum (beide derzeit wegen Umbau dicht) und das Ozeaneum (nicht in meiner Tour vorgesehen).

Das historische Stadtzentrum von Stralsund vom Turm der Marienkirche
Rügenbrücke und Rügendamm

Heute hieß es für mich ein wenig in diese Stadt eintauchen… und das geht am besten nicht mit tauchen sondern Treppen steigen… 366 Stufen sollen es sein… wie immer war ich froh das mich niemand gesehen hat wie ich den alten Kadaver nach oben geschleppt habe… aber der Lohn war durchaus sehenswert… der Turm der Marienkirche ist mit 104 Metern der höchste der Stadt, der Aussichtspunkt in der barocken Laterne mag bei etwa 90 Metern liegen und der Rest der Stadt liegt einem zu Füßen. Die Marienkirche ist eh ein Monster der Backsteingotik: etwa 100 Meter lang, knapp 33 Meter hohes Mittelschiff, ein dreischiffiges Querhaus (hat in Deutschland nur noch die Dome in Köln und Schwerin), umbauter Raum: knapp 120.000 m3… Bis zu einem Blitzeinschlag 1647 sogar das mutmaßlich höchste Gebäude der Welt… damals gabs einen sehr hohen Spitzturm der es auf 151 Meter gebracht haben soll. Dabei ist die Marienkirche noch nicht mal die Nummer Eins in der Stadt… außer in Punkto Größe. Die Ausstattung im Kircheninneren ist gemessen an der Größe eher schlicht, das lag an Ereignissen im Zuge der Reformation und auch kriegsbedingten Verlusten. Die Marienkirche beeindruckt vor allem mit ihrer monumentalen Größe.

Die mächtige Marienkirche am Neumarkt
St.Marien Inneres nach Westen

Danach ging es in die zweitgrößte Kirche der Stadt: St.Nikolai… direkt neben oder hinterm Rathaus gelegen ist die älteste Kirche Stralsunds… von den Ausmaßen etwas weniger üppig als St.Marien aber dafür mit Doppelturmfront, ursprünglich gab es auch dort gotische Spitztürme aber nach deren Zerstörung durch ein Feuer im Jahre 1662 erhielt nur ein Turm eine barocke Haube und der andere nur ein schlichtes Notdach… ein Provisorium was bis heute hält und der Silhouette der Stadt einen markanten Stempel aufdrückt. Bemerkenswert ist die deutlich reichhaltigere Ausstattung des Innenraumes im Vergleich zur Marienkirche… zahlreiche Altäre und sonstiges Sakralgedöns… viele verschiedene Möbel… Bürgermeistergestühl, Krämerbänke… da waren viele Stände zuhause… mutmaßlich die etwas besser gestellten Bürger der Stadt… war ja auch die Ratskirche. Insgesamt erinnert viel an die Marienkirche zu Lübeck.. auch diese hat diese enge Verbindung zum Rathaus und gilt als die Mutter aller Backsteinkathedralen Norddeutschlands.

St.Nikolai Inneres nach Osten
Das Mittelalter war vermutlich bunter als gedacht...
Eine komplett im Original erhaltene astronomische Uhe von 1394 (!)

Neben Streifzügen durch die Altstadt gibt es noch das Mittagessen bei den Suppenmachern zu erwähnen… tolles Geschäftsmodell was ich auch schon in Bremen und Koblenz erlebt habe… nur von 11:00-15:00 Uhr geöffnet aber rammelvoll mit Locals und Leuten die sich das abfüllen lassen und mitnehmen. Danach gab es eine kleine Pause bevor es zum nächsten Programmpunkt ging: das Brauquartier der Störtebeker Brauerei bzw. der Braugasthof der Brauerei. Der liegt im Süden der Stadt, von meiner Unterkunft die ja auch schon etwas abseits ist nochmal gut 20 Minuten Fußweg… zwischen komplizierter Verkehrsführung auf Bundesstraßen… auch Richtung Rügenbrücke, Eisenbahngleisen, Umspannwerk und Küchenflair „Vincent“ liegt die Manufaktur die ja schon länger ihren guten Ruf weit über die Region hinaus verbreitet hat.

Die Störtebeker Brauerei
Das Braugasthaus von Störtebeker

Wie eine kleine Craftbeerklitsche sieht das auch nicht aus… das hat schon seine Größe. Bis heute dachte ich auch das es sich um eine neuzeitliche Brauerei a la BRLO oder Brewdog handelt die einfach mal mit etwas Sponsoring von Null auf Hundert aus dem Boden gestampft wurde… aber nein… ich muß mal wieder nach dem Motto Opa erzählt vom Krieg einhaken: In der DDR war Bier wie in den meisten Ländern Ost- oder Westeuropas Grundnahrungsmittel. Wie auch sicher im Westteil Deutschlands schwankte aber auch die Qualität des Gerstensaftes regional… so war es im Ostteil Deutschlands vom Vorteil Bier aus dem Süden der Republik zu trinken weil es in aller Regel besser schmeckte… Berlin und Potsdam waren so die Mitte was irgendwie OK war… aber nördlicher wurde es haarig… Mitte bis Ende der 1980er Jahren… ich war +/- 20 Jahre alt, war unser Urlaubsziel gerne die Ostsee… Usedom, Rügen, Prerow… wie tausende andere Ossis auch… nur das Bier im Norden… sei es das aus Rostock oder gar (Höchststrafe) Stralsund war ganz einfach eine Verletzung der Menschenrechte (oder ist gutes Bier da gar nicht drin verankert… aber egal…) Da wir damals teilweise noch mit Fahrrad , Moped oder Motorrad anreisten hieß das: keine Bierkästen mitnehmen… gesoffen werden sollte freilich schon… und Schnapstrinker waren wir auch nicht, also wurde ein 10 Liter-Kanister gekauft, in dem eine Anzahl Wodka reingegossen wurde, dann einige Packungen Brausepulver (Grapefruit oder Orange) dann an den Zeltplatzwasserhahn und aufgefüllt… geschüttelt und getrunken… schüttelt mich zwar in meiner Erinnerung auch aber war trotzdem Lichtjahre besser als Stralsunder Bier. Die Brauerei die 1827 als Stralsunder Vereinsbrauerei gegründet wurde war sogar seinerzeit Hoflieferant der Ostseebäder, als die DDR ein VEB draus machte schmeckte es wie s.o., als die Wende kam drohte das wirtschaftliche Aus. Eine Unternehmensgruppe kaufte die Brauerei und machte ab einem gewissen Zeitpunkt nichts mehr falsch… sie sicherten sich das Exklusivausschanksrecht für die Hamburger Elbphilharmonie noch vor deren Grundsteinlegung und sind in ganz Deutschland bekannt und beliebt… das Aschenbrödel unter den Bieren… sollte man als Zeichentrickfilm mit Bierflaschen als Schauspieler verfilmen. Die Biere der Brauerei konnten mir bis jetzt ausnahmslos gefallen, auch die heutigen die einen leckeren Stralsunder Fischtopf flankierten. Nach drei Bieren ging es erstmal in die Unterkunft weil es eh am Weg lag.

Stralsunder Bier aus der Störtebeker Brauerei in der ältesten Hafenkneipe Europsa: Zur Fähre
Nostalgisch hübsch... aber lecker ist anders... DDR Belustigungsmittel

Nach einer Stunde Pause ging es nochmal… letztmalig in die Altstadt. Ziel war heute nicht mehr oder weniger als die älteste Hafenkneipe Europas… irgendwo las ich sogar die älteste (noch existierende) Kneipe der Welt: „Zur Fähre“ unweit des Hafens… 1332 erstmals erwähnt ist das natürlich schon eine andere Hausnummer als das Offside deren Räume seit 1910 existieren… aber was solls… der Laden ist besonders bei den Locals beliebt… ich war einer der jüngeren Besucher und die Chefin jr. macht einen sehr guten Job wie sie die Leute dirigiert… da wird jeder mit jedem zusammengesetzt und da gibt es auch nichts zu diskutieren… wie anderwo (auch am Gesundbrunnen) durchaus mal. Dort gab es auch die Produkte der Störtebeker Brauerei und das war auch genau der richtige Ausklang dieser Tour. Stralsund erleben ohne viele Touristen geht nur außerhalb der Saison und es lohnt sich… diese alte Stadt hat so viel zu bieten wenn man sich für Kunst, Architektur und Geschichte interessiert. Wenn man auch noch an Gastronomie interessiert ist kann man auch fündig werden… ich habe alle Sachen die ich mir voraus ausgesucht habe besucht und alle waren gut. Stralsund ist von meinem Wohnort 3 Stunden entfernt… würde der Zug nicht an jedem Briefkasten halten wären es nur zwei… oder gar weniger… jedenfalls vom Gesundbrunnen ein Klacks… Greifswald genauso… den Riesenritt den ich gestern gemacht habe sollte man aber besser auf zwei Tage einteilen. Einen Teil Zwei zur Ostseeküste wird es definitiv geben… da warten noch Rostock, Wismar und paar kleinere… dieses Jahr nicht mehr… aber sicher bald.

McLarsen am Rande des Harz: Quedlinburg, Wernigerode, Halberstadt (Februar 2023)

Tag 1 – Anreise, Quedlinburg: Um meine zahlreichen Wissenslücken um sehenswerte Orte im Lande der eigenen Geburt zu schließen zog es mich diesmal an den nördlichen Rand des Harz… auf der Ostseite mit den Städten Quedlinburg, Wernigerode und Halberstadt. Geplant sind wieder drei Tage von Dienstag (07.02.23) bis Freitag mit Residenzstadt Quedlinburg. Es sind nicht die größten Städte… zwischen 23.000 und 38.000 Einwohnern, aber alles Städte mit einer großen Geschichte und bedeutenden architektonischen Zeugen dieser. Wie immer werde ich mir auch den Bereich Gastronomie vornehmen… man lernt ja nie aus.

Quedlinburg ist eine der größten Flächendenkmale Deutschlands
Über der Stadt thront der Schlossberg mit der Stiftskirche St.Servatius

Die Anreise begann erstmal relativ bescheiden obwohl ich mein Zuhause noch nicht mal verlassen hatte… die Bahn-App sendete mir 30 Minuten vor Reiseantritt das der ICE von Gesundbrunnen nach Halle schlicht und einfach ausfällt… bitte suchen Sie sich eine Alternative… nun ja… dann machte ich mich auf und wollte erstmal Richtung Hauptbahnhof und dort mal sehen was so geht… plötzlich kam ein verspäteter, umgeleiteter Regionalexpress zum Gesundbrunnen, der mir flüsterte: „Komma… steig ein, ich fahr dich nach Machdeburch“… das war strange, der Zug stand nicht mal an der Anzeigetafel weil er warum auch immer umgeleitet werden mußte… mir kam er echt wie bestellt und und mit einem Umstieg in Magdeburg war ich dann auch nicht viel später am Zielort Quedlinburg. Vom kleinen Bahnhof der 23.000 Seelen-Stadt sind es dann zu Fuß etwa 20 Minuten bis zu meiner Unterkunft, dem kleinen Hotel „Domschatz“… natürlich ein Top-saniertes Fachwerkhaus direkt unter dem dominantesten Gebäudekomplex der Stadt: dem Schlossberg mit der Stiftskirche St.Servatius… manche sagen auch Dom dazu… was aber nicht korrekt ist.

Das Geburtshaus des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock
Fachwerkhäuser am Finkenherd

Nach einem sehr freundlichen Empfang im familiengeführten Hotel ging es dann aber auch schnell auf Erkundung… es ist Anfang Februar und die Sonne geht noch recht früh unter…
Ich habe in den letzten zwei Jahren… seit und während Corona schon so manche historische Altstadt besucht, ein derartig gut erhaltenes Ensemble wie Quedlinburg mit sage und schreibe über 2100 Fachwerkhäusern, romanischen und gotischen Kirchen nebst vielen anderen Baudenkmälern ist mir aber so noch nicht untergekommen. Quedlinburg hatte großes Glück… im Krieg komplett verschont geblieben und gerade rechtzeitig vor dem totalen Verfall noch das Ende der DDR erreicht… Anfang der 1990er ging dann die große Sanierungswelle los, seit 1994 ist die Stadt UNESCO Weltkulturerbe und in anderen Monaten kann sich die Stadt vor lauter Touristen glaub ich kaum retten… das ist Anfang Februar glücklicherweise ganz anders… die Stadt ist komplett leer, man kann in Ruhe fotografieren und das Wetter ist dazu auch noch großartig, zwar Minusgrade aber blauer Himmel und Sonnenschein.

Der Marktplatz mit Rathaus und Marktkirche St.Benedikti... nicht gerade überfüllt...
Der Neumarkt mit der Nikolaikirche

Etwa zwei Stunden bummelte ich durch Alt- und Neustadt, machte viele Fotos und ließ den Spirit dieser über tausendjährigen Stadt auf mich wirken. Im Anschluss ging es nach einer Erfrischungspause im Hotel zurück in die Altstadt, traditionell ist am ersten Abend dieser Erkundungstouren ein Brauhaus mit deftigem Essen und leckeren Bier dran… heute hieß dieser Ort Brauhaus Lüdde. Es gab Tafelspitz mit dreierlei selbstgebrautem Bier: Lüdde Helles (naturtrüb Richtung Pils), Pubarschknall (sic!) schmeckte wie Malzbier und mir hätte auch auffallen können das es nur 1,3% hat… naja, eine Limo für Zwischendurch… und Knuttenforz (sic!sic!), ein Schwarzbier was ganz ordentlich war. Danach sollte es eigentlich noch ein Guinness geben aber die Öffnungszeiten auf der Website und von Google passten dann leider nicht zur Realität des Pubs welches ich nunmehr morgen oder übermorgen kennenlernen könnte. Ich überlegte dann kurz irgendwo anders einzukehren (das ist abends hier nicht so einfach) aber warum nicht auch mal einen ruhigen Abend verbringen… so konnte dieser Text bis genau hierhin geschrieben werden.

Im Lüdde Brauhaus
🍻

Tag 2 – Quedlinburg und Gernrode: Das Hotel Domschatz ist bis dato ziemlich dufte, wie der Berliner sagt… mein Zimmer hat zwar die Ausmaße das bei einer gleichgroßen Kaninchenbuchte die Tierschützer kommen würden… aber es ist ein Haus Baujahr 1789 und ich habe mir das auch selber ausgesucht… das einzig nervige ist das schreiben auf dem Laptop was eigentlich nur im Bett geht. Nach dem sehr guten Frühstücksbuffet ging es dann kurz nach 10 direkt nach nebenan: in die Stiftskirche St.Servatius… wegen der Lage auf einem Berg in Verbindung mit einem Schloß das dominante Bauwerk im Stadtbild. Es wird gerade viel gebaut auf diesem Berg und das Schlossmuseum ist daher auch geschlossen, einzig die Stiftskirche kann besichtigt werden. Dafür löhnt man 6 Euro und kann die Kirche und den Domschatz besichtigen. Das da überhaupt eine Kirche steht, geht auf Heinrich I. (876-936) zurück… er gilt als erster deutscher König (zur Beachtung: ich kürze die Geschichte hier erheblich ab…) Als er starb wurde ihm eine kleine Kapelle auf diesem Berg als Grabmahl errichtet. Seine Frau Mathilde die Heinrich über 30 Jahre überlebte schuf mit einem Frauenstift einen Memorialort für Heinrich. Die Nachfolger Heinrichs, Otto I. und II. prägten das ottonische Zeitalter und machten die Stiftskirche groß… die Stadt die sich in ihrem Schatten entwickelte wurde auch immer größer… war erfolgreiche Stadt im Mittelalter und zeitweise Mitglied der Hanse… um jetzt nicht in einen Geschichtsleistungskurs abzudriften lasse ich das mal an dieser Stelle einfach stehen. Die Kirche ist eine Seele von Romanik… auch wenn später viel verändert wurde und vieles wieder zurückgebaut wurde. Eine besondere Episode fand zur Zeit des Nationalsozialismus statt: Heinrich Himmler fühlte sich als Reinkarnation des alten Heinrichs und lies alle Kreuze abhängen und den Laden als NS Weihestätte umgestalten… also ich selber war ja nie ein Mitglied der Kirche, aber da kann man mal wieder sehen wie krank die Obernazis wirklich waren… nach dem Krieg wurde das Gebäude wieder zur Kirche… ich stelle mir gerade vor wie das Bauwerk sich geschüttelt haben muß… Am Interessantesten ist das Gebäude in der Krypta… dem ältesten Teil der Kirche mit dem (leeren) Grab vom Heinrich und seiner Mathilde. Dort kann man auch den Domschatz bestaunen nebst Reliquien unter anderen der heiligen Corona…

Um in die Kirche zu kommen muß man erstmal einen Schweinehund drücken
Im Inneren der romanischen Basilika. Unter dem Chor liegt die Krypta
Den Wechsel aus Pfeilern und Säulen nennt man niedersächsischen Stützenwechsel

Im Anschluß an der Kirchenbesichtigung gab es noch ein paar Schnappschüsse vom Schlossgarten und weiter ging es dann Richtung Brühl… einem Park etwas unterhalb des Schlossberges am Ufer der Bode. Dort tauchte ich schnell in eine ganz andere Atmosphäre ein… ich sah Vögel und Eichhörnchen, erste Knospen machten sich bereit zum Ausbruch… eine willkommene Pause in der Natur. Unweit von Park und Abteigarten befindet sich ein weiteres Kirchengebäude der Romanik: St.Wiperti. Leider ist es derzeit nicht möglich das Gebäude und seine Krypta zu besichtigen… ein Spaziergang auf dem altertümlichen Friedhof war trotzdem sehr schön.

In der Natur... an der Bode
Die Basilika von St.Wiperti mit dem Schloßberg im Hintergrund

Zurück in der Stadt ging es in die Höhe nämlich auf dem Sternkiekerturm. Dieses 42 Meter hohe Gebäude war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Er steht auf dem Gelände eines Hotels und kann mit Einwurf einer Euromünze bestiegen werden… Der Ertrag ist eine fantastische Aussicht auf die Stadt.

Der Sternkiekerturm (offiziell Lindenbeinturm)...
...und die Aussicht von ihm... in Front: Marktkirche St.Benedikti

Als nächstes stattete ich der Marktkirche St.Benedikti und der Nikolaikirche in der Neustadt einen Besuch ab. Beide Kirchen stammen aus dem gotischen Zeitalter. In der Marktkirche gab es außerdem eine interessante Ausstellung zur Stadtgeschichte zu bestaunen.

Die Hauptattraktivität der Stadt ist ihre krumme, schiefe, mittelalterliche Fachwerkbebauung.
Der Ständerbau ist eines der ältesten Fachwerkbauten der Stadt

Mittlerweile war es Nachmittags und nach einem kurzen Intermezzo im Hotel ging es dann zum Bahnhof wo ich mit dem Bus Richtung Gernrode fuhr. Gernrode liegt etwa 10 Kilometer südlich von Quedlinburg und hat mit der Stiftskirche St.Cyriakus eine der best erhaltenen romanischen Bauwerke aus ottonischer Zeit zu bieten. Eine Besichtigung war nicht möglich, das wußte ich vorher aber ich konnte mit den letzten Sonnenstrahlen wenigstens ein paar Bilder machen.

Die Stiftskirche St.Cyriakus zu Gernrode

Ein weiterer Grund Gernrode zu besuchen war direkt gegenüber der Kirche: Das Corner Pub. Pünktlich 17:00 Uhr ging die Tür auf und das erste Guinness der Reise stand vor mir. Die Betreiber Claudia und Thomas sind sehr nette Zeitgenossen und es machte uns Spaß uns etwas auszutauschen… ein Irish Pub auf dem Land ist eine andere Nummer als in der Großstadt… so verging die Zeit recht schnell und nach 5 Guinness und einem leckeren Schnitzel musste ich unbedingt noch den letzten Bus zurück erreichen… auch wenn es erst 20:00 Uhr war… wir sind hier schließlich in der Provinz. Das klappte alles und in Quedlinburg zurück machte ich noch einen Versuch das Pub zu besuchen das gestern geschlossen war. Es heißt inzwischen Mary’s und man bekommt 0,4er Guinness zu einer Best-Of Playlist von DJ Bobo. Mehr als zwei Bier hielt ich das nicht aus und erreichte mit blutenden Ohren das Hotel, setzte kurz Kopfhörer mit elektrischen Gitarren auf und war danach in der Lage diesen Text zu schreiben.

Alles im grünen Bereich: Corner Pub Gernrode

Tag 3 – Wernigerode: Bei der Planung dieses Trips war Quedlinburg selbstverständlich als Main-Act vorgesehen, Halberstadt mit dem Dom auch quasi gesetzt… blieb noch ein Tag für die nächstgrößere Stadt: Wernigerode. Zu DDR Zeiten hatte bestimmt jeder dritte oder vierte Haushalt ein Bild vom Rathaus Wernigerode an der Wand… oder man wußte: klar… Rathaus Wernigerode… irgendwie wurde dieses Motiv vom Arbeiter- und Bauernstaat kultiviert als Abteilung Nostalgie… währenddessen anderswo ganze historische Stadtteile verrotteten und für viele kam die Wende zu spät… mal ganz zu schweigen davon was in den frühen DDR Jahren alles platt gemacht wurde… aber das schweift jetzt mal wieder ab… Wernigerode war für mich immer die Stadt mit dem Rathaus was jeder kennt… bis heute… denn heute war ich mal vor Ort.
Als ich in meinem Hotel in Quedlinburg eincheckte, erhielt ich eine Art Scheckheft mit irgendwelchen Coupons für was auch immer (hab ich mir nicht angesehen)… und dem Freifahrschein für Busse im gesamten Harz-Kreis. Das ermöglichte mir bereits gestern die kostenlose Fahrt nach Gernrode und zurück, sowie heute die knapp einstündige Fahrt mit dem Linienbus nach Wernigerode. Dort angekommen lernte ich als erstes die Breite Straße kennen, dem Fussgängerboulevard der Stadt… viele schöne und teils sehr repräsantive Häuser… die meisten auch im Fachwerkstil. Irgendwann kommt man dann auch zum Marktplatz mit dem berühmten Rathaus… und es ist in der Tat wunderschön mit dem eher seltenem Andreaskreuz-Fachwerkmuster… ein Gruß an Schottland (?) eher nicht…

Das berühmte Rathaus zu Wernigerode
Fachwerk spielt auch in Wernigerode eine große Rolle..

Wenige hundert Meter dahinter befindet sich die Stadtkirche St. Sylvestri… im Kern gotisch aber neogotisch im 19. Jahrhundert disqualifiziert… dann natürlich viele schöne, warscheinlich nie in Gefahr gewesene Straßen mit Fachwerkbebauung… alles sehr schön aber wenn man zwei Tage in Quedlinburg war… eher uninteressant… das ist natürlich ungerecht, aber die Fachwerkstraßen in Wernigerode sind eher so Mainstream-Fachwerk und Quedlinburg ist (Fachwerk)-Rock’n’Roll…

Rechts St.Sylvestri, links daneben... das Schloß... ganz schön hoch...
von oben sieht das aber völlig gut aus... links im Bild der Brocken

Dann gibt es noch ein Schloß auf dem Berg… ich bin da mit hängender Zunge hochgelaufen und gönnte mir als Belohnung für den steilen Aufstieg auch die Besichtigung der Anlage welche überwiegend neogotisch ist und mit Ausstattung der wilhelminischen Kaiserzeit aufwartet… an und für sich nicht das aufregendste Kapitel der deutschen Kunstgeschichte, aber immerhin noch nicht so lange her… das WC nach der Bezahlschranke hatte auch einen geringen Einfluss auf die Entscheidung der Besichtigung für 9 Euro. Die Aussicht auf die Stadt, den Harz und natürlich auch dessen größten Berg, den Brocken ist natürlich auch großartig. Abwärts konnte ich schon immer besser…

Innenhof des Schlosses
Der Blechkopp möge ans Klavier kommen und für Elise spielen !

Gegen 15 Uhr knurrte der Magen so laut das ich den Eindruck hatte die Leute vermuteten Raubtiere in der Nähe… also Einkehr ins Brauhaus zu Wernigerode. Wernigerode steht biertechnisch für Hasseröder (Stadtteil von Wernigerode)… die wiederum stecken mit den Bayreuther Brauereien zusammen, somit gab es nichts in Haus produziertes, sondern Industriebier von Hasseröder und Maisels… aber ich wollte ja auch essen… und das war wiederum sehr gut. Drei Bier später ging es in Tommis Pub am Rathaus… das hatte ich vorher auf Maps ausgekundschaftet… ein kleines Irish Pub mit fairen Preisen, gutem Guinness, ohne DJ Uffta-Musik aber auch ziemlich verraucht und schwierig in Kontakt mit den Leuten zu kommen… war aber ok… gegen 18:30 Uhr ging es dann zum Bus zurück… die Bürgersteige waren längst hochgeklappt und auf der Fahrt im Bus musste ich feststellen, das Wernigerode die warscheinlich unbedeutenste Stadt ist die ich im Rahmen meiner bisherigen Erkundungsreisen kennen gelernt habe. Bei Rückkehr in Quedlinburg war das Essen im Brauhaus längst Geschichte und ich besuchte nochmals das Lüdde Brauhaus auf ein Abendessen und ein paar Bier… ist ja auch letzter Reiseabend. Morgen geht es in gotische Meisterleistungen… später nachhause.

Das Rathaus zur blauen Stunde

Tag 4 – Halberstadt & Rückfahrt: Nach dem letzten Frühstück im nach wie vor sehr guten Hotel Domschatz hieß es Abschied von Quedlinburg zu nehmen. Auf der Rückfahrt galt es aber noch einmal unterwegs auszusteigen, nämlich in Halberstadt… mit dem Bummelzug etwa 20 Minuten entfernt. Halberstadt war bis zum 8.April 1945 eine ähnlich schöne Stadt wie Quedlinburg, man nannte Halberstadt gar das Rothenburg (ob der Tauber) des Nordens. An diesem Tag kurz vor Kriegsende wurde die Stadt die heute knapp 40.000 Einwohner hat zu 80% zerstört. Alles was nicht eh schon kaputt war überlebte dann die DDR Zeit nicht… es wurde großzügig planiert und mit Plattenbauten bebaut.

Martinikirche mit den ungleichen Türmen
Blick von St.Martini auf den Dom

Das fast einzige wofür es sich lohnt die Stadt zu besuchen ist das Ensemble von drei mittelalterlichen Kirchen: die romanische Liebfrauenkirche, dem gotischen Dom und die ebenfalls gotische und mit ihren ungleichen Türmen markante Martinikirche.
Der Weg vom Bahnhof ins Zentrum ist lang und nicht gerade schön… man läuft auf einer breiten Hauptverkehrsstraße zwischen Industriebauten, Supermärkten und Wohnbauten… irgendwann biegt man als Fußgänger ab und läuft durch eine Plattenbausiedlung der vermutlich 1970er Jahre. Die Plattenbauten stehen fast überall in der Stadt… hier und da wurden sie in Wettbewerb mehr oder wenig aufgehübscht. Als erstes begegnet man der Martinikirche. Diese wurde vom Geld der Bürger erbaut, die ungleichen Türme wurden als Aussichtspunkte für die Feuerwache verwendet und gehörten damit auch der Stadt. Es ist eine gotische Hallenkirche und eine Besichtigung kam heute aus Zeitgründen nicht zu Stande. Das Hauptaugenmerk galt heute dem Dom der nur wenige hundert Meter von St.Martini entfernt steht. Er wurde als Nachfolgerbau einer romanischen Basilika von etwa 1260 bis 1491 im Stile der französischen Kathedralbauten dieser Zeit gebaut und ist eine der wenigen Bauten dieser Art in Deutschland. Die Doppelturmfassade stammt in der heutigen Form größtenteils aus dem 19.Jahrhundert. Der Dom und der dazugehörige Domschatz ist im Besitz einer Stiftung das Landes Sachsen-Anhalt und kann für ein Eintrittsgeld von 8 Euro besichtigt werden. Der erste Teil des Rundgangs gehört dem Domschatz… es gibt viele textile Kunstschätze zu sehen, zahlreiche Altäre und sonstiges Kirchengedöhns aus der Zeit. Die Ausstellungsräume sind hochmodern und mit Klima und Licht den empfindlichen Ausstellungsstücken angepasst. Den Dom selbst kann man auch ohne Eintritt besichtigen… es ist schon ein sehr großer Sakralbau… das Gewölbe im Hauptschiff erreicht eine Höhe von 27 Metern. Das Innere ist reich ausgestattet, besonders hervorzuheben sind die vielen Skulpturen an den Pfeilern… einige fehlen derzeit, ich vermute sie werden restauriert.

Dom - Inneres nach Osten
Dom - Der üppig verzierte Lettner

Nach der Besichtigung des Doms ging es wenige Meter weiter zur Liebfrauenkirche. Sie ist ein romanischer Bau mit vier Türmen. Wenn man gerade aus dem hochgotischen Dom kommt, fällt einem schon schnell der Unterschied der beiden mittelalterlichen Stilepochen auf… die Liebfrauenkirche ist besonders im Inneren von einer strengen Schlichtheit.

Das Innere der Liebfrauenkirche ist romanisch schlicht
Liebfrauenkirche - Kreuzgang
Die Liebfrauenkirche von Südosten

Anschließend bummelte ich noch etwas in den umliegenden Straßen und Gassen und mußte feststellen das es ja doch noch etliche Fachwerkhäuser gibt… man kann durchaus erahnen wie es früher ausgesehen hat. Bereits wieder im Rückwärtsgang kam ich am Rathaus vorbei. Ein Teil des kriegszerstörten Gebäudes wurde originalgetreu in einen modernen Neubau integriert, u.a. ein Frontgiebel mit einer Roland Statue. Ansonsten gibt es dort das ortsübliche Einkaufscenter und dann ging es auch schon wieder auf dem nicht so schönem Weg zurück zum Bahnhof.

Fachwerkhäuser in Halberstadt
Das nachgebaute Rathaus mit der Roland Statue

Damit hat diese Reise dann auch schon wieder ihr Ende erreicht… Quedlinburg ist glaub ich die schönste Altstadt in Deutschland die ich besichtigt habe… eventuell in etwa gleich sind für mich noch Bamberg und Meißen. Wer auf alte Fachwerkromantik steht wird in dieser Stadt mehr als glücklich werden. Wernigerode dagegen halte ich für etwas überbewertet, klar das Rathaus ist wirklich eines der schönsten Deutschlands und einige Fachwerk-Straßenzüge sind auch sehr schön und der Ausblick vom Burgberg hat auch was… aber lange nicht so viel wie Quedlinburg. Halberstadt kann man wohl keinen Vorwurf machen, die Stadt hat sich ihr Schicksal nicht ausgesucht und in den Nachkriegsjahren hatte man (in West und Ost) schlicht andere Probleme als Denkmalschutz. Der Dom und überhaupt dieses Ensemble von Kirchtürmen auf kürzester Entfernung sind aber auch auf jedem Fall eine Reise wert… oder zumindest ein Tagesausflug. Insgesamt hat wieder alles gut geklappt. Das Hotel war gut, die Bahn bot keine Katastrophen und das Wetter war super… ein blaues Album im Februar ist keine Selbstverständlichkeit. Mein Dank gilt meiner Frau die zuhause und im Geschäft alles am Laufen gehalten hat. In 4 Wochen gehts wieder auf die Piste, diemal in den Nordosten…

McLarsen tief im Osten: Dresden, Meißen, Bautzen & Görlitz (Januar 2023)

Tag 1 – Dresden Neustadt: Meine erste Erkundungsreise im Jahr 2023 führt mich tief in den Osten Deutschlands. Mit Residenz in Dresden-Neustadt möchte ich die Städte Meißen, Bautzen und Görlitz ein wenig kennenlernen. Für Dresden-Neustadt war die Wahl nicht schwer, soll es hier doch gastronomisch bestens ausgebaut sein. Die berühmte Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten werde ich wohl gar nicht betreten… die kenne ich bereits ganz gut und von der Neustadt ist es näher an den anderen Städten. Die Anreise war dann heute auch ziemlich easy… 2 Stunden ohne Umsteigen vom Gesundbrunnen bis Dresden-Neustadt ohne Probleme und sogar pünktlich. Meine Unterkunft heißt Super 8 von der Wyndham Gruppe… ein nagelneues Hotel… einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt und auch zum berühmten Szeneviertel ist es nicht weit. Das Zimmer ist bestens eingerichtet und der Preis von unter 50€ pro Nacht mit Frühstück ist dafür sehr günstig.

Die barocke Königsstraße in Dresden-Neustadt mit dem Turm der Dreikönigskirche

Nach dem Check-In ging es gleich mal eine Runde durch die Neustadt. Eigentlich wollte ich den Turm der Dreikönigskirche besteigen aber Dienstags hat der zu. Die Kirche konnte ich trotzdem besichtigen. Wie so viele Gebäude war sie auch ein Opfer der verheerenden Bombennächte kurz vor dem Ende des Krieges. Der Wiederaufbau der Kirche begann erst in den 1980er Jahren und wurde 1991 beendet. Von dem Gebäude wird nur noch ein Teil als Kirche verwendet, ein Großteil sind Veranstaltungsräume. Kurz nach der Wende diente das Gebäude kurzzeitig als Landtagsgebäude. Sehenswert ist der kriegsbeschädigte Barockaltar und der Totentanz: ein 12 Meter langes Relief aus dem 16. Jahrhundert. Gegenüber der Kirche befindet sich eine alte Markthalle welche auch durchaus sehenswert ist.

Dreikönigskirche - Der beschädigte Altar
Dreikönigskirche - Der Dresdner Totentanz und Blick in die Vorhalle
...noch eine Halle: Markthalle

Man kann dann die Hauptstraße, welche ein Fußgängerboulevard ist, in Richtung Elbe laufen und kommt dann zur bekanntesten Statue der Stadt: Der goldene Reiter… ein Reiterstandbild von August dem Starken… Kupfer mit Blattgold, aufgestellt 1736. Auch wenn ich die berühmte Altstadt diesmal wohl nicht betreten werde, so ist sie als Fotomotiv natürlich äußerst wilkommen. An der Elbe entlang präsentiert sich Elbflorenz natürlich von der besten Seite… auch bemerkenswert und gleich am Hotel: Das japanische Palais, eine der vielen Prunkbauten von August dem Starken, heute genutzt als Museum für Völkerkunde.

Der goldene Reiter
An dieser Stelle malte Canaletto 1748 seine berühmte Stadtansicht
Das Japanische Palais

Etwas überraschend meldete mein Handy… zugleich Fotoapperat, äußerst niedrigen Energiestand an… was mich zu einer Pause im Hotel zwang… immerhin konnte so ein Teil dieses Textes erfasst werden. Abends ging es traditionell in das größtmögliche Brauhaus mit deutscher Küche… im Falle Dresden-Neustadt ist das Watzke. Es gibt (mindestens) drei Biere im Aussschank: Pils, Altpierschner und Baltic Porter. Alle drei Biere waren ausgezeichnet lecker und der sächsische Sauerbraten erinnerte mich auch ein wenig an die Zeit als ich als Steppke hier aufgewachsen bin (ok… nicht in Dresden aber Leipzig und auch im Erzgebirge bei Omi) . Watzke ist vollumfänglich zu empfehlen… ich könnte mir vorstellen, das es am Wochenende dort schwierig ist, Plätze zu finden.

Im Watzke: Sächsischer Sauerbraten und eigenes Bier

 Meine nächste Station war das Red Rooster… prinzipiell ein Irish Pub aber mit eigenen Noten wie es das Offside ja auch hat (ok… Irish steht bei uns nicht dran…) Das Guinness aus einem eigenen 0,4 Glas kostet (wir reden vom 10.01.2023) 5,50€… im Offside kostet das 0,5 l Guinness 5,10€ … sicher wird das demnächst auch teurer… aber… hmpf… Das Red Roosters ist ziemlich authentisch, es wird geraucht, im Sommer steht ein Hof zur Bewirtung offen… für mich alles sehr sympatisch… aber ich war der Meinung noch andere Läden abzuklappern zu müssen, die ich mir markiert hatte: Da war der Irish Fiddler … immerhin war das Guinness wieder im Pintglas (6,20€) , aber … hmmm was will ich eigentlich… ich sag mal seelenlos. Das Tír na nÓg ein paar hundert Meter weiter konnte das auch nicht mehr kompensieren… das mag zwar der bessere Laden sein aber da lief heute schlicht garnichts… (ich bin mit Absicht nicht an den Tagen wo gern gefeiert wird unterwegs…) Nach zwei Guinness war dann auch Sense und der Fußweg zum Hotel war kein Problem… war’n schöner Einstieg in die Welt von Ost-Sachsen…

Dom und Albrechtsburg prägen das Stadtbild von Meißen

Tag 2 – Meißen & Radebeul: In etwa 30 Minuten mit der S-Bahn kommt man von Dresden nach Meißen… da klickt sicher bei jedem zweiten: Porzellan… zwei Schwerter und so… Mein Empfinden für Meißner Porzellan ist eher beschränkt… meine Eltern mochten es gerne und haben zu DDR Zeiten auch einiges gesammelt… für’s Erbe hab ich mich nie angemeldet… aber der Reihe nach… Was ich mit der Stadt Meißen schon immer verbunden habe, auch ohne jemals dort gewesen zu sein, ist die Albrechtsburg mit dem Dom auf dem Felsenhügel. Man nehme die Prager Burg mit dem Veitsdom einige Nummern kleiner und bekommt ein Ensemble ohnesgleichen geboten… die Albrechtsburg ist das älteste Schloß Deutschlands… auch wenn Schloß und Burg recht nahe beieinander liegen… Das der Bischof seinen Dom dann auch noch auf dem Berg wollte war bequem und hat etwas einzigartiges geschaffen. So einfach wars natürlich nicht… die Protagonisten von der Errichtung von Bischofsschloss und Albrechtsburg und dem Dom hatten klangvolle Namen wie Heinrich dem Zänker, Friedrich IV., der Streitbare und Georg der Bärtige.

Amtsgericht Wedding ? Nein... Das Original: Albrechtsburg Meißen
Die Türme wurden erst vor gut 100 Jahren fertiggestellt: Dom zu Meißen
Im Inneren des gotischen Doms

Leider werden touristisch relevante Webseiten wie die vom Dom nicht wirklich gepflegt… ich ging fest davon aus das ich eine Führung mit Dom und Albrechtsburg machen kann… letztere hat aber gerade komplett geschlossen… so blieb mir dann „nur“ der Dom… in dem ich allerdings bestimmt 1,5 Stunden wandelte… ein einzigartiges Meisterwerk der Gotik mit vielen Besonderheiten und größtenteils schlichter aber bedeutender Ausstattung aufwarten kann, wie z.B. mehrere Lucas Cranach (d.Ä.) Werke. Man zahlt 6€, kann alles besichtigen, es gibt noch ein Museum was der Tour angeschlossen ist und es wird auch dem letzten Laien hervorragend erklärt um was es damals ging und wie es größtenteils auch heute noch läuft. Kein Cent verschenkt… richtig gut gemacht… schade das die Burg zu war.

Blick über die Dächer der Stadt mit Frauenkirche
Impressionen der Altstadt im Regen

Auch die Altstadt von Meißen ist richtig großes Kino… sicher immer in Verbindung mit den Aussichten auf Burg und Dom…vom Krieg größtenteils verschont, gibt es unzählige Bürgerhäusr der Renaissance und des Barocks… ich würde sagen das Meißen in seiner Größe (etwa 28.000 Einwohner) eine der schönsten deutschen Städte ist, die ich je besichtigt habe. Dann gibt es ja noch die Sache mit dem Porzellan… kaum zu glauben das August der Starke jemanden eingesperrt hatte damit er die „Herstellung“ von Gold hinkriegt (Johann Friedrich Böttger)… und was erfindet er: Porzellan… zumindest das in Europa, in Asien war man schneller… Das Ticket für die Besichtigung der Staatlichen Porzellan-Manufaktur kostet 12€, beinhaltet die Besichtigung des Museums und einer Schauwerkstatt. Angesichts meines eigentlichem Desinteresses… war das gut angelegtes Ged und ich bin jetzt um einiges schlauer als vorher.

Die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen
...wie Meissner Porzellan hergestellt wird...

Nachmittags fing es an leicht zu regnen… ich weiß nicht ob es daran lag oder an mir… ich hatte den Eindruck alle machen jetzt Feierabend und die Stadt ist jetzt leer… sowas habe ich noch nie erlebt… die ganze Stadt schien plötzlich wie ausgestorben… Nun ja… eigentlich macht mir sowas ja nix aus… aber dann verlegte ich mein nächstes Ziel etwas vor: Radebeul. Für meinem Offside-Freundeskreis ist der Name mit einer einzigartigen Tradition verbunden, nämlich die Klassenfahrt zum Whisky Festival Radebeul… stets am letzten Sonntag im März. Leider hatte ich noch nie die Zeit mal das Geschäft vom Initiator und Gründer der Messe zu besuchen : Ralf Morgenstern von der Schmiede Radebeul. Heute war nun der große Moment. Da ich ja früher aus Meißen abgereist war, fand ich Asyl im Sonnenhof… die hatten immerhin die Biere der Meißener Brauerei Meissner Schwerter (die in Meißen gerade im Urlaub war). Es gab Kellerbier, Dark Porter und Ruby Ale… alle sehr gut… dazu noch etwas feste Nahrung. Dann ging es ein paar Meter weiter in die Schmiede. Die Schmiede erinnert mich von der Größe her etwas an die Wiege meiner Pubgeschichte: Jimmy Mac’s Pub im Wedding (1991-1998) Es ist alles sehr klein aber es gibt sogar jede Menge Speisen aus der Küche… ungewöhnlich ist das man für den Gang zur Toilette raus muss und zwei Türen weiter am gleichen Gebäude seine Geschäfte verrichten kann. Whisky gibts natürlich auch nicht zu knapp… war aber heute nicht mein Thema… trotzdem… wer sich für Whisky und Pub-Kultur interessiert und im Großraum Dresden wohnt: Die Schmiede… Altkötzschenbroda 21, 01445 Radebeul… Kurz nach 10 ging es dann zurück nach Dresden und das sollte auch für heute reichen… morgen gehts nach Senf City…

In der Schmiede mit Chef Ralf Morgenstern
Bautzen: Der berühmte Stadtblick von der Friedensbrücke über der Spree

Tag 3 – Bautzen: Etwa 50 Kilometer östlich von Dresden liegt die Hauptstadt der Oberlausitz: Bautzen. Die Stadt hat etwa 38.000 Einwohner, eine sehr gut erhaltene Altstadt und ist überregional bekannt für Senf, Stasi-Knast und Verschwörungstheoretiker.

Das Rathaus am Marktplatz
Der schiefe Reichenturm
Deutschlands größte Simultankirche: Dom St.Petri

Die Altstadt besteht aus vielen barocken Bürgerhäusern wie es sie vor der Kriegszerstörung in Dresden en masse gab. Alle paar hundert Meter gibt es Türme… ich muß echt an Nürnberg denken. Es gibt ein Rathaus im Barockstil, ein Schloß welches heute der Verwaltung dient, die Neue Wasserkunst neben der Kirche St.Michael… einer bekannten Ansicht. Der Dom St.Petri ist eine Simultankirche, er wird von sowohl von Protestanten als auch Katholiken genutzt… leider war es nicht möglich ihn zu besichtigen, weil er nur von 10-12 Uhr geöffnet war (warum auch immer…)

Kirchenruine St.Nikolai

Nicht weit vom Dom knapp hinter der ehemaligen Stadtmauer ist die Ruine der Nikolaikirche, welche bereits einige Jahrhunderte out of order ist. In der Ruine und dem umliegenden Gelände befindet sich ein Friedhof und dieses Ensemble ist ein wunderschöner ruhiger Ort. Der größte erhaltene Turm der ehemaligen Stadtbefestigung ist der Reichenturm. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist 1,44 m aus dem Lot… quasi der schiefe Turm von Bautzen. Ich wandelte einige Zeit durch die Altstadt und bald nervte das Wetter. Es fing an zu regnen und vor allem die recht stürmischen Böen machten es ungemütlich. Hatte ich gestern in Meißen mit der Porzellanmanufaktur einen Plan B in der Tasche, gab es fürs schlechte Wetter heute die Besichtigung der Gedenkstätte Bautzen… Knast seit 1906 und berühmt berüchtigt während der NS Zeit, der sowjetischen Besatzungszeit und als schlimmstes Beispiel von politisch motiviertem Unrecht während der DDR Zeit. Ich nahm mir echt viel Zeit dafür… es war ziemlich beklemmend… was auch sonst… aber man hätte auch noch Tage dort verbringen können, die vielen dokumentierten Schicksale zu verstehen. Der Besuch der Gedenkstätte ist kostenlos, man wird auch nicht in einem Visitorcenter oder ähnlichem empfangen… man geht da rein und wandelt durch die Gänge… ich war fast alleine dort aber wenn jemand anderes in der Nähe war, klang es immer wie direkt neben mir… war aber meist ganz woanders… spooky… sehr gute Arbeit dort jedenfalls… das gehört definitiv den nächsten Generationen weitergegeben… nur komisch das Bautzen gerade das Epizentrum aller Bekloppten zu sein scheint… ich sag nur AfD = 23%… keine Ahnung was die da nehmen… 

Wer früher durch dieses Tor gekarrt wurde hatte lange Zeit nichts zu lachen...
Im Inneren der Gefängnisanstalt
Viele Einzelschicksale werden dokumentiert

Als Überbrückung einer kurzen Schlechtwetterphase hatte der Besuch dann auch nicht getaugt, es war genau so schlecht wie vorher… aber es ist ja auch Januar… ich ging noch zur neuen Wasserkunst an der Spree (…genau die fließt nämlich durch Bautzen… und es gibt auch einen Ortsteil Gesundbrunnen), danach ging es etwas um Senf… es gibt an bester Lage unweit des Domes das erste Bautzener Senfrestaurant… in dem konnte ich mich stärken, ich hatte Blumenkohl mit Senfsosse… muß ja nicht immer ein halbes Schwein sein… Anschließend ging ich in ein Senfmuseum in dem man natürlich auch Senf käuflich erwerben konnte… natürlich Bautzner. Dann ging es langsam wieder Richtung Bahnhof und halb sechs war ich zurück in Dresden.

Neue Wasserkunst und Michaeliskirche
...auf Senf gebaut...
Im Senfmuseum

Etwa 20:00 Uhr ging es dann wieder in die Gastroforschung… heute stand die „Zapfanstalt“ im Szeneviertel im Vordergrund. Dort gibt es etwa 20 (überwiegend) Craftbiere vom Hahn sowie noch deutlich mehr internationale Spezialitäten aus der Flasche. Nebst einem leckeren Burger war das ein schöner Zeitvertreib. Auf dem Rückweg gab es noch zwei Murphys im Madness… die sich auch ganz dieser fantastischen Band verschrieben haben und musikalisch etwa vor 40 Jahren stehengeblieben sind… das könnte ich nicht jeden Tag, aber heute hat es Spaß gemacht… Madness selber waren übrigens in der Zeit nicht zu hören. Mit dem Bautzener Tor hatte ich zwar noch eine dritte Adresse auf dem Zettel aber man soll ja immer aufhören wenn es am schönsten ist… das war der letzte Abend in Dresden… morgen geht es final nach Görlitz und von da aus direkt nachhause…

In der Zapfanstalt

Tag 4 – Görlitz: Meine letzte Station dieser Reise führte mich heute in die östlichste Stadt Deutschlands: Görlitz… etwa 90 Kilometer östlich (…klar) von Dresden. Die etwa 55.000 Einwohner-Stadt hatte das Glück, im zweiten Weltkrieg nicht zerstört zu werden… zudem kam der Stadt die Wende gerade rechtzeitig… war man doch bereits fast dabei die alten, maroden Stadtbezirke plan zu machen und mit häßlicher Platte zu ersetzen. Somit ergibt sich die größte zusammenhängende Fläche von Altbau von Gotik bis Gründerzeit in Deutschland. Neben den zahllosen Wohngebäuden gibt es profane Bauwerke des Mittelalters wie einige Türme der ehemaligen Stadtmauer, das Rathaus aus der Renaissancezeit mit gleich zwei bemerkenswerten Turmuhren und ein (leider leerstehendes) Kaufhaus von 1913 nach dem Vorbild des Wertheim Kaufhauses Berlin. Es gibt mit St. Peter eine ziemlich große Kirche (leider auch geschlossen… aus „Kältegründen“… aha…) Das eigentlich bemerkenswerte an Görlitz ist aber die schier endlos scheinende Masse an Altbau… die meisten Bauten sind saniert, einige noch im Dornröschenschlaf… was auch auf einige ehemalige Industriebauten zutrifft.

Marienplatz mit Kaufhaus und Frauenkirche
Obermarkt mit Rathausturm und Dreifaltigkeitskirche (rechts)
Untermarkt mit Rathaus
Oben: Mondphasenuhr, unten Uhr mit eingemauertem Stadwächter der einen Stadtbrand verschlafen haben soll. Jede volle Minute öffnet er Augen und Mund.

Seit 2004 gibt es eine Fußgängerbrücke nach Zgorzelec… das war vor der deutsch-polnischen Grenzzeit einmal der Vorort von Görlitz, heute ist es eine eigenständige polnische Stadt mit ca. 30.000 Einwohnern. Man kann dann auf der polnischen Seite an der Neiße entlang spazieren, von dort aus schöne Bilder von Görlitz machen und auf der nächsten Brücke wieder auf deutsches Gebiet zurück gehen. In dieser Gegend verläuft der Meridian der geographischen Länge 15° östlich von Greenwich an dem sich die mitteleuropäische Zeit orientiert… seit 1961 steht an dieser Stelle ein Gedenkstein. Gleich neben dem recht versteckt gelegenen Stein befindet sich die Stadthalle von 1910 im Jugendstil… auch diese liegt noch im Dornröschenschlaf und wartet auf die Sanierung. Etwas weiter weg ist die Synagoge zu sehen. Als einzige ihrer Art wurde sie in der Kristallnacht 1938 nicht verwüstet, da der Befehl von oben an die Feuerwehr Synagogenbrände nicht zu löschen nicht rechtzeitig angekommen war. Nach Jahrzehnten der Nichtnutzung mit zunehmenden Verfall wurde sie saniert und erst 2021 wurde der erste jüdische Gottesdienst nach über 80 Jahren gefeiert.

Stadtkirche St. Peter mit Füßgängerbrücke über die Neiße von der polnischen Seite
Der Meridian-Stein

Nach einer kleinen Stärkung bei einem Bäcker ging es nach fast 20.000 Schritten durch die Stadt zur letzten Station: Die Landskron Brauerei südöstlich des Bahnhofes. Sie wurde 1869 gebaut und gilt als eines der ältesten produzierenden Industriedenkmäler Deutschlands. Früher privat, zu DDR Zeiten VEB, später zu Holsten bzw. Carlsberg gehörend ist die Brauerei seit 2006 wieder in privater Hand. Es gibt ein gut ausgebautes Besucherzentrum wo auch aus dem Hahn verkostet werden kann. Davon machte ich noch etwas Gebrauch bevor es dann gegen 17:00 Uhr Richtung Berlin ging. Punkt 20:00 Uhr saß ich wieder am eigenen Tresen.

Industriedenkmal Landskron Brauerei
Im Besucherzentrum der Brauerei

Diese Reise war wieder sehr gut gelungen. Alle Ziele sind erreicht worden und ich habe drei wunderschöne alte Städte mittlerer Größe kennengelernt… ok… manches hatte nicht geöffnet wie die Albrechtsburg und die Bautzner und Görlitzer Kirchen… aber es ist nun mal Nebensaison wo man Abstriche machen muß. An drei Abenden konnte ich die gastronomische Szene von Dresden-Neustadt bzw. Radebeul kennenlernen und auch dabei war keine wirklich schlechte Erfahrung… vieles gäbe es noch zum Kennenlernen, aber das rennt ja nicht weg. Das Highlight war der Besuch der Schmiede in Radebeul. Das Super 8 Hotel unweit vom Bahnhof Dresden-Neustadt war von der Lage optimal, das Haus ist prima ausgestattet, die Auswahl am Frühstücksbuffet ist in dieser Preisklasse beinahe üppig… das ganze für knapp 50€ pro Nacht. Mit nur 2 Stunden Fahrzeit von Tür zu Tür war es ein recht schnelles Reiseziel was ich gerne wiederholen werde… dann vielleicht Dresden-Altstadt mit vielleicht noch Pirna dazu. Vielleicht gibt es bis dahin auch wieder ein günstiges Regionalverkehrsticket… mal sehen. Nächsten Monat steht die nächste Erkundung an… am Rande des Harz.

McLarsen in West-Irland: Limerick, Dingle, Moher (November 2022)

Tag 1 – Anreise / Limerick: Das letzte mal das ich ein Flugzeug betreten habe war vor genau 3 Jahren und ein paar Tagen… ich war mit meinem Freund André in Donegal und da das so schön war beschlossen wir auf der Stelle das jetzt jedes Jahr zu machen… jedes Jahr eine andere Ecke der grünen Insel, 3 Übernachtungen und mit dem Mietauto durch die Landschaft düsen… abends natürlich die irische Gastronomie geniessen. Dann kam bekanntlich Corona und die Veranstaltung wurde aufs Eis gelegt… bis zum Freitag dem 25.11.2022 an dem die Irish Discovery Tour wieder ins rollen kam… diesmal mit einem Reisebericht der aber erst nach der Rückkehr nach Berlin begonnen wurde, denn wenn man zu zweit unterwegs ist und ständig auf Achse… fehlt einfach die Zeit. Nachdem es beim letzten mal in den Norden des Landes ging, war diesmal der Westen und Südwesten an der Reihe… mit Residenzstadt Limerick. Limerick ist mit 56.000 Einwohnern nach Dublin, Cork und Galway die viertgrößte Stadt Irlands. Sie liegt unweit der Mündung von Irlands größtem Fluß Shannon ziemlich weit im Westen der Insel. Der Shannon ist mit seinen 370 Kilometern sogar der längste und wasserreichste Fluß Irlands UND der britischen Inseln überhaupt… Limerick selbst ist sicher nicht die Perle der irischen Städte… historische Sehenswürdigkeiten sind eher rar… aber die Stadt ist sehr lebendig und überrascht vor allem abends… wie sich später herausstellen sollte.

Der Shannon in Limerick
King John’s Castle
Local Heroes: The Cranberries

Dazu mußten wir aber erstmal hinkommen… also ab zu meinem ersten Besuch des berühmten Flughafens BER… mit dem FEX (Flughafenexpress) vom Gesundbrunnen bis zum BER: 5 Minuten Fußweg zum Bahnhof, 26 Minuten Fahrt und schon ist man quasi im Terminal… das wäre früher zum deutlich nähergelenenem Flughafen Tegel kaum möglich gewesen sein (an die ganzen Schreihälse von damals gerichtet, die den unbedingt behalten wollten… nur weil man damit seinerzeit Stimmung machen konnte…)
André der nach wie vor in Potsdam, der Stadt in der wir beide aufgewachsen sind lebt und ich trafen uns dort und ab ging es um 10:20 Uhr mit Air Lingus Richtung Dublin. Dort ging es um etwa 12:30 Ortszeit dann mit dem Mietwagen weiter Richtung Limerick… etwa 200 Kilometer… gut zwei Stunden zu fahren. Wir verabredeten das wir uns mit dem Fahren täglich abwechseln und André machte den Anfang. Kurz nach 3 waren wir da und checkten im Hotel Old Town Quarter ein, einem sehr jungen und modernen Hotel für knapp 50€ pro Nase pro Nacht mit ordentlichem Frühstück… da isses dann auch wieder, des größte Berliner Kompliment was es gibt: Kannste nich meckern. Das Old Town Quarter hat natürlich auch Gastronomie und laut Bilddaten stand das erste Guinness um 16:04 Uhr auf dem Deckel.

Erstes Doppelselfie in der Treaty City Brewery
Alt & Neu - Treaty City Brewery

Auch wenn Irland eine Stunde hintendran ist, setzte langsam die Dunkelheit ein und wir machten unsere ersten Erkundungskilometer in der Dämmerung und im Dunklen… und exakt damit gefiel uns die Stadt mehr als die nächsten Tage immer wieder mal im Hellen. Es gibt ein King John’s Castle, eine St.Mary’s Cathedral und natürlich den Shannon, der dort schon eine amtliche Breite hat und von einigen Brücken überspannt wird. Die erste gastronomische Station war in der Treaty City Brewery, einer jungen Craftbeer Brewery wie sie mittlerweile fast überall auf der Welt stehen könnte. Es gab 6 verschiedene Biere von denen wir je zwei verschiedene probiert haben und sie alle für gut befanden. Die Location bietet einen wunderbaren Mix aus alter Gebäudestruktur und modernen Anlagen… sehr zu empfehlen. Diese Brauereigaststätte mag eine der jüngsten der Stadt sein… Zeit für die älteste: JJ Bowles… seit 1794… auf der anderen Shannon Seite direkt an dessen Ufer gelegen.

In der ältesten Spelunke Limericks...
...mit Mega Aussicht...

Es war nicht ganz einfach sich am Freitagabend da durchzukämpfen, aber am Ende des Pubs gab es einen fantastischen Aussenbereich welchen wir auch Ende November gerne nutzten… direkt am Shannon neben einer Brücke mit Blick auf King John’s uns St.Marys. Für ein zweites Bier war es zu voll also gingen wir weiter auf der gleichen Riverside und entdeckten eher zufällig The Curragower… ein auf Seafood spezialisiertes Restaurant mit ebenfalls großem Aussenbereich… und dieser war dann richtig genial… man sitzt kurz vor Weihnachten draußen am Fluß, beobachtet das Treiben der Stadt und schlürft ein gepflegtes Guinness dazu… einer der größten Wohlfühlmomente dieser Tour.

...auch auf der anderen Seite der Brücke hübsch anzusehen... die Stadt Limerick...
...noch besser mit einem Getränk der Wahl... Curragower

Nach zwei Pints ging es dann wieder auf die andere Seite des Flusses und wir kehrten in Flannerys Bar ein… gut gefüllt mit überwiegend älteren Locals welche sich scheinbar jeden Freitag dort treffen weil dann Livemusik ist. Ziemlich beeindruckend war für mich die Auswahl irischer Whisk(e)ys… unter anderem von Redbreast. Zum Abschluß ging es dann in Mickey Martin’s Pub wo das Publikum eher jung, laut und auch nicht mehr ganz nüchtern war… selbstkritisch beurteilt waren wir das natürlich auch nicht mehr… so ging es dann auch langsam in unsere Gemächer zur mittlerweile völlig verdienten Nachtruhe.

Erithacus rubecula
Full Vegetarian Irish Breakfast... Mahlzeit...

Tag 2 – Einmal Dingle und zurück: Nach einem amtlichen vegetarischen Irish Breakfast sattelten wir die Hühner und ritten gen Westen. Den ersten Stopp Richtung Halbinsel Dingle hatte André auf der Karte entdeckt. Die Ortschaft heißt Glin und liegt am Shannon. Dort ging es etwas am Ufer entlang, dann durch den Ort… es gibt die Reste eines Castles welches im späten 18. Jahrhundert durch einen Neubau ersetzt wurde und heute noch bewohnt ist und auch als Luxushotel existiert… das war uns zu edel und wir fuhren weiter zum nächsten Castle: Carrigafoyle Castle. Die Burg wurde kurz vor 1500 auf einer Ausbuchtung im Shannon errichtet und war quasi die Wache des Flusses… auch für die nicht weit entfernte Stadt Limerick. In einer Belagerung Ostern 1580 fiel die Burg und die invasiven Engländer passierten den Shannon gen Inland. Seitdem wurde die Burg sich selbst überlassen und ist heute frei zu besichtigen… sogar ohne Eintritt.

Old Castle of Glin
Carrigafoyle Castle
Der runde Turm von Rattoo

Ein ähnlich vergessener Ort war der nächste: der runde Turm von Rattoo, eine selten gut erhaltene Art von frühchristlichen Glockentürmen… das Kloster und die Kirche gibt es längst nicht mehr, der Turm ist gut erhalten und wird derzeit restauriert, daher ging es auch nicht direkt aufs Gelände. Ich mußte an Rapunzel denken als ich den Turm sah. Danach ging es via Tralee weiter zur Halbinsel Dingle und deren gleichnamigen Hauptort. Das pittoreske Städtchen mit etwa 2000 Einwohnern plus einer nicht unerheblichen Menge von Touristen hat uns sehr gut gefallen… wenn es nicht so abgelegen wäre, könnte man darüber nachdenken einmal für längere Zeit zu kommen. Es gibt bunte Häuser, viele Läden und Pubs und einen Hafen. Dingle steht seit einigen Jahren auch für Whisky… leider hatte die Brennerei gerade geschlossen.

In der Stadt Dingle...
...mit netten Details in den Schaufenstern...

Nach der Visite der Stadt ging es immer an der Küste entlang den Slea Head Drive im Uhrzeigersinn einmal um den westlichen Teil der Halbinsel. Entlang dieser engen und kurvigen Berg- und Talbahn gibt es viele archiologische Sehenswürdigkeiten, die allerdings fast alle saisonal geschlossen waren. Etwa in der Mitte des Rundweges hielten wir bei Dunmore Head, dem westlichsten Punkt Irlands und Europas. Das Wetter war noch trocken aber der Wind war sagenhaft… gut auch am Wellengang zu sehen. Keine gute Idee war es von André dort zu pinkeln… Vor drei Jahren besuchten wir übrigens den nördlichsten Punkt Irlands besucht: Malin Head… nun brauchen wir nur noch Osten und Süden…

Dunmore Head von Weitem...
...Sturm ist wenn die Schafe keine Locken haben...

Wir hielten noch ein paar mal an aber da es bereits dunkel wurde machten wir uns dann auch langsam auf den Rückweg… das waren ja auch noch fast 80 Kilometer… es fing an zu regnen und als wir dann zurück waren war ich als Fahrer dann auch zufrieden. Nach kurzer Pause ging es dann zurück zur gastronomischen Szene Limericks. Die Auswahl des indischen Restaurants in dem wir essen waren nenne ich mal unglücklich… die Orte zur Einnahme flüssiger Nahrung waren dann deutlich besser… wenngleich auch rappelvoll. Da auch noch ein größeres Rugby Derby in der Stadt war und die Iren sowieso Weltmeister im Feiern sind, war in den Bars der Stadt Ausnahmezustand. Den Anfang machte wieder eine Craftbier Brauerei: Crew Brewing Co. Wir probierten vier verschiedene 0,3er Biere und waren wieder sehr zufrieden mit der Auswahl. Danach waren wir in Jerry Flannery’s Bar und in Tom Collins Bar… in beiden konnte man nicht umfallen, so voll war es. Da wir aber auch mal wieder sitzen wollten entschieden wir uns an- und abschließend für den Laden in unserem Hotel, dem Old Town Quarter. Dort war zwar auch reichlich Remmidemmi aber wir hatten einen kleinen Tisch mit Ausblick auf die feiernde Meute und die Livemusik im Aussenbereich. So ließ es sich gut angehen und nach einer nicht unbeträchtlichen Menge von Getränken inklusive Sicherheitsbieren ging es dann gegen eins ins Bett… auch Tag zwei war ein sehr schöner Tag.

Programm bei Crew Brewing Co.
In Jerry Flannery’s Bar war es so voll das wir uns hinter einem Spiegel versteckten...

Tag 3 – Castles, Moher & Burren: Heute hatte André Autodienst und es ging von Limerick aus Richtung Nordwesten. Es war Sonntag und die Straßen herrlich leer… das Wetter war schön und die Temperaturen zweistellig. Erster Halt war das Bunratty Castle. Der heutige Bau stammt größtenteis aus dem 14.Jahrhundert, die Besitzer änderten sich häufig… unter anderem wurden von den englischen Besatzern bewußt Protestanten angesiedelt. Nach starkem Verfall wurde das Gebäude in den 1950er- und 1960er Jahren restauriert und dient heute als Museum mit angrenzenden künstlich historischen Anlagen. Eintritt 20€ war uns zu viel und so machten wir nur von außen ein paar Fotos. Die nächste Burg wollte ich kennenlernen weil es eine gleichnamige Whiskymarke ist: Knappogue Castle. Vor ein paar Wochen erst hatten wir im Offside Whiskytasting eine ziemlich geniale Einzelfassabfüllung davon auf dem Tisch… dahinter steckte ein 27jähriger Bushmills. Leider stand nirgendwo geschrieben das das Castle und die Gärten nur bis Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich sind… so standen wir vor verschlossenem Tor und mußten umständlich auf einer kleinen Single Track Road weiterfahren. Das nächste Ziel war eines der bekanntesten irischen Touristenattraktionen: Cliffs Of Moher.

Bunratty Castle
Knappogue Castle... aus der Ferne

Die zwischen 120m und 214m hohen Klippen gehen ziemlich senkrecht in den Atlantik welcher höchstselbst mit schäumender Gischt auf die Geologie dröhnt. Für Autofahrer kostet der Spaß 12€, für Fußgänger und Radfahrer nix. Es gibt ein hochmodernes Visitorcenter, in die Felsen integrierte Läden und gut ausgebaute Wege… zumindest bis zu einer gewissen Länge… danach sind es Trampelpfade die auch gut schlammig rutschig sein können… gleich neben einem ungesicherten langen Abgang. Da das Wetter (noch) gut war und Sonntag war es gut besucht, ich möchte aber nicht im Sommer dort sein wenn sämtliche Touristenmassen Irlands dorthin kommen oder mit Bussen angekarrt werden. Beeindruckend sind die Klippen durchaus… vor drei Jahren haben wir aber die Slieve League Klippen in Donegal gesehen… die sind sogar noch höher… aber dafür gratis und nahezu unbekannt.

Cliffs Of Moher...
...noch bei gutem Wetter...

Nach etwa 1,5 Stunden fuhren wir weiter an der Küste Richtung Nordosten, wo uns die nächten geologischen Kuriositäten erwarteten: Die Burren. Hiebei handelt es sich um eine Art Wüste von Kalksteinplatten welche in einem Gebiet von etwa 250 qkm in der Gegend rumliegen… statt Vegetation quasi. Leider änderte sich das Wetter gerade ziemlich entschieden, so das längere Fußwege nicht mehr möglich waren.

...nur nicht theatralisch im großen Rahmen ausrutschen...
Kalksteinwüste Burren

Wir wollten trotzdem noch 1-2 Sachen anschauen und steuerten gerade Poulnadrome Dolmen an. Die Straßen in dem Gebiet sind eng und kurvig… es fing an richtig böse zu schütten das die Sicht nicht mehr so doll war und André fuhr etwas zu schnell in eine scharfe Kurve und touchierte mit dem linken Vorderrad ein Stück Felsen was ganz schön gescheppert hat. Zum Glück war ein paar Meter weiter eine Art Parkplatz inmitten der Steinwüste und wir mußten feststellen das der Reifen die Aktion nicht überlebt hatte. So blieb uns nix anderes übrig als im größtem Gegallere das Reserverad aufzuziehen. Hinterher sahen wir aus wie begossene Pudel und waren komplett von oben bis unten naß… nun aber nachhause… und zwar so schnell wie möglich. Dort mußte ich erstmal meine Hose föhnen, André hatte den Trend zur Zweithose gerochen.

Reifenwechsel im Regen

Durch diese Aktion war bei uns etwas die Luft raus (haha…) und wir beschlossen den letzten Abend etwas ruhiger anzugehen. Essen gabs beim Asiaten um die Ecke (nach dem gestrigen indischen Reinfall ein kulinarisches Highlight) und Bier zuhause im Old Town Quarter und zwar bis die um 23 Uhr dicht machten. Der dritte Tag war nicht mehr 100% perfekt… dennoch hat es Spaß gemacht.

Tag 4 – Rückkehr mit Hindernissen: Nach dem Frühstück hatten wir eigentlich noch massig Zeit. Um 13:30 sollte das Auto zurück in der Europcar Bude sein, um 15:40 war Abflug angesagt. Wir dachten, dann schlendern wir noch etwas durch die Stadt… nach 20 Minuten war uns das zu blöd, denn so toll ist das da im Hellen nicht, also lieber doch schonmal nach Dublin, notfalls noch ein Airport Guinness. Also bugsierte ich den Wagen aus der Stadt und wir waren gerade 20 Kilometer auf der Autobahn unterwegs, als ich merkte das etwas mit dem Wagen nicht stimmt. Zum Glück gab es gerade eine Abfahrt mit Tankstelle. Dort angekommen trauten wir unseren Augen kaum: der nächste Plattfuß, diesmal hinten. Es muß wohl der Nagel gewesen sein der da im Profil steckte. Bekanntlich gibt es in jedem Auto nur ein Reserverad und die Warscheinlichkeit innerhalb von weniger als 24 Stunden zwei Reifenpannen zu haben hielt ich bis dato so warscheinlich wie einen Sechser im Lotto mit Zusatzzahl… wir hatten ein Problem, Dublin war noch über 200 Kilometer weg… ab jetzt ging unser Blick recht häufig auf die Uhr. Wir telefonierten mit der Autobude, die Verbindung war mies und unser beider Englisch ist eher mangelhaft… Irgendwann kam der Rückruf von der Bude und wenn wir die Kosten vorstrecken würden käme in den nächsten 40 min eine Art Pannenhilfe… ok… Hauptsache schnell… nach etwa einer Stunde kam er dann, zog einen neuen Reifen auf die Felge, André streckte die 150€ vor und weiter ging es… da aber das Reserverad von gestern auch keine Formel Eins Geschwindigkeiten zulies mußte ich sehen, das ich das Auto nicht dauerhaft über 100kmh fahre… blöd, wenn jede Minute zählt und der Verkehr um Dublin wurde voll und voller… nun gut, wir erreichten die Autobude… tanken schafften wir nicht mehr… wir brauchten noch einige Zeit die Schäden zu erklären und der Sportsfreund von Europcar hatte richtig die Ruhe weg… ich erklärte das bei uns jede Minute zählt und… ja… mit tanken hätten wir uns einen neuen Flug buchen müssen nebst einer Unterkunft bis zum nächsten morgen… aber wir kamen in letzter Minute an und waren dann erstmal (wieder) platt (haha, again).

Stilleben mit kaputtem Reifen und Nagel

Der Rückflug inklusive Bahnfahrt nachhause war dann wieder alles planmäßig und schon war unsere kleine Irlandreise zuende. Trotz der Pannen hat es wieder viel Spaß gemacht mit meinem besten und langjährigsten Freund zu verreisen (wir kennen uns seit 1975) und haben unterwegs schon über nächstes Jahr debattiert. Die Kosten waren in Ordnung, wir zahlten pro Person etwa 100€ für Hin- und Rückflug, etwas weniger für das Auto (derzeit sind die Preise diesbezüglich eher so das man klarstellen möchte das Auto nicht kaufen zu wollen…) das Hotelzimmer kostete mit Frühstück knapp 50€ pro Nase… man muß aber dazu sagen das es Ende November war. An dieser Stelle eine kurze Danksagung an meine liebe Frau welche in dieser Zeit leider krank im Bett lag… blöder Zeitpunkt für mich zum Verreisen… Danke auch dem Team Offside die in der Zeit helfen konnten. Zum Thema Reise war es das dann für 2022… im Januar gehts weiter… aber nicht so weit…

Über Dublin auf dem Rückweg

McLarsen in Bayreuth (Oktober 2022)

Bereits zum dritten mal taucht das Bundesland Bayern in diesem Blog auf… genauer gesagt sogar Franken, mit Ausnahme der Bierwanderung in Neumarkt i.d. Oberpfalz. Nun also Bayreuth… warum (?)… nun ja… ich hasse Oper… nichts gegen klassische Musik allgemein… aber das ganze Gegröhle… mag sein das ich diesbezüglich ein Banause bin… jedenfalls wollte ich nur kurz zum Ausdruck bringen, das die Hauptattraktion dieser Stadt nicht schuld an diesem Besuch ist. Ich wurde von einem Whiskykumpel der hier geboren wurde und nicht weit von hier lebt zum runden Geburtstag eingeladen und nutze die Zeit um mir mal die Stadt anzuschauen… wenn ich schonmal hier bin.

...warum ich so gerne in Franken bin...

Im Gegensatz zu dem was der Name vermuten lässt, gehört Bayreuth erst seit 1810 zu Bayern, vorher war es eine der vielen Flecken auf dem Territorium des späteren Deutschland, das Markgrafentum Bayreuth, einem Zweig der Hohenzollern, Friedrich II. von Preußen seine älteste Schwester lebte hier und politisch gesehen war hier eher Preußen als Bayern… zumal auch protestantisch statt katholisch. Im 18. Jahrhundert kam viel Barock und Rokoko in die Stadt. Nach Napoleon wurde das Fürstentum zu Bayern gegliedert, Industrie und Moderne hielten Einzug. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts machte der in Leipzig geborene Komponist Richard Wagner die Stadt zum Mekka der Opernfreunde, er baute das Festspielhaus und und machte die Stadt international berühmt… über seine dunklen Seiten punkto Antisemitismus redete man seinerzeit nicht… es war ja Tagesgeschäft… nicht ganz zufälligerweise mochte ein späterer Diktator das Gesamtwerk Wagners auch mehr als jede andere Kunst.
Die Anreise mit der Bahn war heute vergleichsweise unspektakulär. Empfangen wurde ich mit reichlich Regen und vom Bahnhof bis zum Hotel war ich gleich mal pitschnass. Meine Unterkunft ist von der B&B Kette und wurde erst vor wenigen Jahren auf zwei Ebenen eines ehemaligen C&A Kaufhauses errichtet. Nach der Ankunft stellte sich akuter Hunger ein und noch vor dem Auspacken ging es erstmal ins Manns-Bräu, keine 10 Minuten entfernt. Dort wurde erstmal ein amtlicher fränkischer Sauerbraten verhaftet und die drei hausgebrauten Biere (Hell, Dunkel, Kräußen) probiert… quasi zum Warmmachen, Bier sollte am Abend noch eine Rolle spielen. Jetzt wo der Bauch wieder voll war ging ich noch ein wenig durch die Altstadt und den Hofgarten. Als es wieder anfing zu regnen kehrte ich nochmal ins Hotel zurück.

Herbstliche Impressionen im Hofgarten
Das neue Schloß der Markgrafen von Bayreuth

Um 20:15 traf sich die noch unvollständige Geburtstagsrunde dann im Liebesbier, einer neuen Eventlocation auf dem ehemaligen Gelände der Maisels Brauerei. 1887 gründeten die Brüder Hans und Eberhardt Maisel die Brauerei welche noch heute in Familienbesitz ist. Seit 1955 spezialisierte sich die Brauerei auf Weizenbier und ist heutzutage auch eine der bekanntesten Weissbiermarken. In den letzten Jahren wurden auch speziellere Produkte wie Craftbier ins Sortiment genommen und unter dem Namen Maisel & Friends gibt es internationale Kooperationen mit anderen Brauereien. Die alte Fabrik dient nun als Museum, Hotel und eben Restaurant. Das Liebesbier ist eine ziemlich großer, moderner Laden mit einer großen Auswahl an Bier und mit Speisen die traditionelle fränkische Küche mit zeitgenössiger Küche verbindet. Da mein Sauerbraten noch nicht lange her war gab es bei mir dann einen gegrillten Blumenkohl… ebenfalls sehr lecker… genau wie die Biere: Märzen, Landbier, Pale Ale, Indian Pale Ale und Stout. Als kurz nach 11 die letzte Runde durch war, zog eine kleine Auswahl unserer Gruppe ins nicht weit entfernte Irish Pub wo ich noch meinen Guinness Haushalt regulieren konnte. Leider war dort ziemlich laute und garnicht mal so gute Livemusik und das Pub an und für sich war jetzt auch nichts besonderes. Irgendwann war der Kanal dann natürlich auch mal voll und es ging dann ins Bettchen.

Im Liebesbier

Am Samstag hatte das Geburtstagskind für seine Gäste eine Stadtführung organisiert, aber keine offizielle, sondern mit einem Stadtrat von Bayreuth der mit ihm bekannt ist. Es war eine tolle Führung durch die Stadt und da unser Führer ja eine ganz andere Sichtweise auf die Stadt hat war das sehr interessant. Es gab Informationen über die Markgrafen, Jean Paul und natürlich Richard Wagner… wir waren an seinem Wohnhaus, dem Haus Wahnfried und seinem Grab gleich dahinter.

Unsere kleine Stadtführungsgruppe in der Altstadt
Markgräfin Wilhelmine...im Hintergrund das Opernhaus

Anschließend gab es Mittagessen im Manns Bräu was ich gestern ja bereits kennenlernen durfte… toller Laden übrigens, nix schickes sondern richtig urig… wo jeder Gast noch auf den Tisch klopft wenn er kommt und geht… bleibt auch noch zu erwähnen, das das fränkische Bier hier überall preiswert ist, 3,40€ für einen halben Liter ist mehr als fair.

Das Haus Wahnfried von vorne...
...und hinten, im Vordergrund Wagners Grab

Es blieben danach noch wenige Stunden bis zum eigentlichen Geburtstagsevent und ich beschloss die Sache ruhig anzugehen… statt noch weitere Erkundungen in der Stadt zu machen… schrieb etwas an diesem Text, guckte Bundesliga auf Sky… das gabs gratis im TV… und bald ging es los Richtung Geburtstagstasting. Dieses fand in den Räumlichkeiten einer Studentenverbindung statt in der das Geburtstagskind tätig war bzw. ist. Es gab Fleisch vom Grill, Salate und alles was das Herz begehrt. Die 8 Whiskys der Verkostung waren natürlich allesamt sehr hochwertig und wenn er diese Flaschen verkauft hätte, hätte er sicher ein schönes Sümmchen dafür bekommen… nicht mit Geld bezahlen kann aber einen schönen Abend mit Freunden die das gleiche Hobby haben… oder teilweise auch leben… Wir waren 20 Personen und kennen uns hauptsächlich über ein Whiskyforum… aus allen Teilen Deutschlands, Luxemburg und der Schweiz… das war ein toller Abend der lange in Erinnerung bleiben wird… vielen Dank Andi.

Während des Geburtstagstastings

Der Rückreisetag war dann angenehm unspektakulär… die Bahn war sogar pünktlich… Danke an alle die dabei waren und meiner Frau die mir zuhause den Rücken frei gehalten hat. Eine Reise gibt es dieses Jahr noch… die geht mal wo ganz anders hin… lasst euch überraschen…

...es wagnert in jedem Winkel der Stadt...auch überm Bett...

McLarsen’s Schottlandtour 2017…einmal im Uhrzeigersinn…

Vorwort

Dieses ist eine Art Remaster eines Blogs meiner Schottlandreise von 2017. Es war die bislang letzte große Reise von über 14 Tagen die mich einmal im Uhrzeigersinn durch Schottland geführt hat. Zum 5. Jubiläum habe ich den Blog nochmal etwas aufgehübscht, das eine und andere Bild etwas verbessert und ein paar Fehler korrigiert… wer jetzt noch welche findet kann sie behalten 😉

 
Tag 1 : Flieger, Strickmuster und Stonehaven…
…so denn, es ist mal wieder angerichtet, das gelobte Land erhält die jährliche Septembervisite und da mich ja auch im Frühjahr noch Leute darauf ansprechen, das sie das gerne gelesen haben, möchte ich euch wieder einladen, mich dazu zu begleiten.
…was liegt an (?)… 14 Tage Schottland mit einer etwas unkonventionellen Tour im Uhrzeigersinn mit Start- und Landepunkt Aberdeen, das ist so grob der Plan, der allerdings schon fast minutiös ausgearbeitet ist… auf Reisen bin ich wenig spontan… muß ich aber auch nicht,  da ich alleine unterwegs bin.
Heute (Dienstag) war Anreisetag und es gibt noch nicht allzu viel zu erzählen. Da es keinen Direktflug von Berlin nach Aberdeen gibt, ging die Reise heute mit British Airways über London Heathrow. Ich war froh, das ich nicht vor ein paar Monaten die (mittlerweile Pleite)linie Airberlin gewählt hatte (…die hier aber auch eh nicht hinfliegen…), denn deren Piloten waren wohl heute alle plötzlich und unerwartet erkrankt…, (…sicher hat das seine Gründe, aber darum soll es hier nicht gehen…)… mit den Briten lief heute alles nach Plan, das einzige was neu für mich war, ist das die Getränke jetzt Geld kosten…, aber ich hatte eh noch keinen Durst…
...das erste Selfie einer Reise ist selten scharf...
Abendliche Idylle am Strand von Stonehaven

Auf der Baustelle Aberdeen Airport angekommen, war es der nächste Schritt das bestellte Auto im Empfang zu nehmen und Richtung erste Station Stonehaven zu fahren. Aberdeen als Stadt hatte ich mit meinem Freund André bereits im April abgehakt. Im Nachhinein ist Aberdeen eine Stadt die ihre Reize hat und zudem eine lebendige Craftbeer Szene. Drei Tage jedoch, waren deutlich überdimensioniert, die Hälfte hätte deutlich gereicht. Aberdeen wird in meiner aktuellen Reise nur als Flughafen eine Rolle spielen. …so, das Auto… Ford Fiesta… ich hab es nett gestreichelt, schließlich müssen wir jetzt 14 tage miteinander… Ein paar Stunden brauche ich immer erstmal um mit dem Linksverkehr klarzukommen, so dachte ich: ich fahr mal ausnahmsweise mit dem Navi (im Smartphone). Nun gut, ich hätte das nicht tun sollen, wer sich diese Route ausgedacht hat, muß Expressionist oder Strickmusterdesigner sein…, dann war auch noch eine Straße gesperrt und ich war mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob ich noch in Schottland bin… naja, jedenfalls bin ich hier trotzdem angekommen. Erste Residenz dieser Reise ist das Belvedere Hotel zu Stonehaven. Es liegt sehr zentral in der aber auch größenmäßig eher übersichtlichen Ortschaft südlich von Aberdeen. Das Einzelzimmer was ich gebucht habe ist ziemlicher Schrott. Klo und Dusche sind nebenan, der Schrank wäre mir beinahe entgegengefallen als ich meine Jacke dranhängen wollte und die Matratze ist warscheinlich noch von 19hundert…, egal, die Wirtsleute dieses familiengeführten Hotels sind aber sehr nett, das Essen war gut, die Bar zapft vernünftiges Bier und das wi-fi funktioniert sogar fast besser als zuhause… für eine Nacht auf jeden Fall ok… Nach dem Essen wollte ich noch eine Runde drehen und die Pubszene von Stonehaven ergründen, nach Möglichkeit mit Championsleague TV. …Nun gut, das ist hier sehr klein, ich fand nur eine Bar mit Sport TV, die hieß glaub ich Troupers oder so ähnlich und da hab ich mich nicht so recht wohl gefühlt, zumal man immer irgendwem im Weg stand, da alle auf zwei TVs schauten und mittendrinn auch noch Billard gespielt wurde. Als Celtic zur Halbzeit 0:3 zurück lag, ging ich wieder zur Hotelbar, noch ein Guinness und dann noch dieser Text… Morgen stehen folgende Sachen auf dem Zettel : Stonehaven, Dunnottar Castle, Fettercairn Distillery,  Edzell Castle, Brechin.

Tag 2: Dunnottar Castle, Fettercairn, Edzell Castle, Brechin

 …kleiner Nachtrag zum Belvedere Hotel…, wenn jemand nebenan aufs Klo geht, knirschen die Dielen im eigenen Zimmer (sind wohl die selben), als würde der Sensemann neben einen stehen, kurz drüber erschrocken, klärt die Klospülung auf, das es doch nicht so ist… Das Frühstück war allerdings gut.
Stonehaven hatte ich ja hauptsächlich deshalb als ersten Stopp gewählt, weil in der Nähe eine der größeren Burgruinen liegt. Das Dunnottar Castle war daher auch die erste Station des heutigen Tages. 
Fällt irgendwie auf : Dunnottar Castle

Als ich gestern an der Strandpromenade unterwegs war, sah ich am Ende der Bucht den Wegweiser zum Castle mit 2,5 Meilen also etwa 4 Kilometer. Mit dem Auto muß man etwas weiter fahren und wenn man da ist, hat man einiges zu laufen und zu ersteigen, gut das ich gerade nichts mit den Haxen habe. Dunnottar Castle ist eine Burgruine, die mit der schottischen Geschichte ziemlich eng verknüpft ist. Am spektakulärsten war, das hier die schottischen Kronjuwelen vor der Armee Oliver Cromwells versteckt wurden, aber auch vieles andere, was z.B. bei Wikipedia sehr ausführlich aufgelistet ist. 

Eine gut gepflegte Ruine mit viel Geschichte

Der größte Trumpf dieser Burg allerdings ist seine Lage auf einem Felsen direkt an der Nordsee.  2013 gab es eine weltweite Abstimmung für ein achtes Weltwunder und Dunnottar Castle belegte den siebten Platz, muß man auch erstmal machen…  Nunja, nach einigen Treppen war ich dann vor Ort, das Wetter war recht feucht und man mußte teilweise aufpassen, nicht auszurutschen, der Eintritt kostete 7 £ und die Sehenswürdigkeit war bereits am frühen Vormittag gut besucht. Ich glaube sogar, das dort prozentual deutlich mehr deutsch gesprochen wurde als im Wedding und Gesundbrunnen… Ein sehr imposanter Ort, leider war das Wetter nicht so gut, das ich darauf verzichtete, die Burg noch aus anderen Perspektiven zu fotografieren, das Vorhaben hätte auch Dank wiederholt ungeeigneter Schuhe im Schlamm enden können. 

…das meinte ich mit Wegen abseits der Touristenströme…
Fettercairn Distillery

Der nächste Programmpunkt war die Besichtigung der Fettercairn Distillery, nur etwa 20 min mit dem Auto entfernt. Fettercairn gehört wie auch Dalmore und Jura zu Whyte & Mackay und hat ein Visitorcenter, man kann die Brennerei also offiziell besichtigen. Zum Eintrittspreis von 5 £ erhält man eine etwa einstündige Führung und einen Dram, welches der Standard Fettercairn Fior ist. Der Guide war ein älterer Herr namens Rob und der hat das ganz sympathisch gemacht. Fotografieren war leider nicht erlaubt, aber undercover habe ich trotzdem ein paar Bilder rausgeschmuggelt… 

Eine Besonderheit, die ich noch nirgendwo anderes gesehen hatte, war ein Wasserring über den Spiritstills, der diese aussehen lies, als sollten sie einen Zimmerbrunnen imitieren. Man ist der Meinung das diese Vorgehensweise die Öligkeit des New Make lindert… nun ja… 

Selfie mit Einhornwhisky

Eigentlich müsste Fettercairn ja die Lieblingsdistille aller kleinen Mädchen sein, ist das Symbol doch ein… Einhorn… Mama, ich will Einhornwhisky !… nein Bilder aus… Zum Kaufen gab es übrigens nix gescheites, also kein Distillery Exclusive oder ähnliches.

Ruinen von Edzell Castle...
...mit Renaissancegarten...
Bei der nächsten Station ging es dann wieder um Geschichte bzw. Architektur : Edzell Castle. Etwas außerhalb der Ortschaft Edzell liegt die Ruine des Edzell Castle, deren Ursprünge auch ins Mittelalter zurück gehen, das was davon aber noch zu sehen ist, stammt eher aus dem 16. Und 17. Jahrhundert. Besonders schön kommt der Kontrast aus dem roten Sandstein und den absolut Top-gepflegten Gartenanlagen. Es gibt dort einen selten gut erhaltenen Renaissancegarten. Mein Aufenthalt dort war besonders schön, da ich weit du breit die einzige Menschenseele war (ganz im Gegenteil zum Dunnottar Castle) …so macht es Spaß, durch die stummen Zeugen der Geschichte zu wandeln und sich vorzustellen, was wohl vor ein paar hundert Jahren hier los war.
Weiter ging es nach Brechin, was dann auch die heutige Residenz ist. Die Unterkunft heißt Townhead House, liegt einen Steinwurf davon entfernt, wo einmal die Brennerei North Port stand und ist (bis jetzt) absolut zu empfehlen. Alles was gestern in Stonehaven gefehlt hat, ist hier spitzenmäßig. Sehr geschmackvoll, moderne Ausstattung mit traditionellem Stil. Schade, daß es nur eine Übernachtung ist. In Brechin gibt es noch eine Kathedrale mit einem Rundturm (in Schottland sehr selten, in Irland häufiger erhalten), etwa 1100 entstanden und schwer zu fotografieren, da die Kirche irgendwie eingekesselt ist.
…dann auch noch tiefe Sonne… Brechin Cathedral
...gut geeignet für Gruselgeschichten...
 Den Abend ließ ich im Caledonian ausklingen, einem Pub mit ziemlich guter Bierauswahl, hervorragender Küche und nettem Personal. Schade, ich hatte den Eindruck der Laden läuft nicht richtig, die meiste Zeit war ich der einzige Gast und der Laden ist nicht gerade klein… Manuel, der spanische Barkeeper erzählte das Brechin vom Strukturwandel betroffen ist, der besonders in der Ölindustrie gerade stattfindet.
Mir fielen auch überdurchschnittlich viele verlassene Häuser auf… schade eigentlich, denn ich finde Brechin hat schon etwas…, auch wenn hier wirklich der Hund begraben ist…, doch das muß hier sein…
Morgen Vormittag steht eine Privatführung mit dem Distillerymanager von Glencadam an, das ist die noch verbliebene Brennerei hier in Brechin. Danach geht es noch neben ein paar Gebäuderesten Richtung Dunfermline, wo ich für 3 Nächte aufschlagen werde.

Tag 3: Glencadam Distillery, Arbroath, Dunfermline

Nach dem ebenfalls sehr guten Frühstück (an dieser Stelle noch ein Lob an das Townhead House) ging es zur Brennerei Glencadam, diese liegt recht idyllisch am Rande eines Parkes am StadtDorfrand. Distillerymanager Douglas Fitchett führte mich durch die kleine, altmodische und ziemlich unbekannte Brennerei. Auffällig war für mich, das dort die Brennblasen so eingebaut sind, das man keine Chance hat, sie vernünftig zu fotografieren.

Glencadam Distillery
Die versteckten Stills von Glencadam
Aus der Kühlung in den Brunnen, Wassermanagment bei Glencadam.

Das Wasser für die Kühlung wird hinter dem Brennereigebäude als Art Springbrunnen größerer Art verwendet, vom Park aus sicher hübsch anzuschauen. Glencadam, übrigens gleicher Besitzer wie Tomintoul, produziert zu mindestens 98 % für die Blended Whiskys, in diesem Falle häufig für Supermarktwhiskys in Frankreich oder Spanien. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Halle, wo der Whisky geblended wird. Leider konnte ich nicht die großzügig angebotenen Malts zum Ende der Führung trinken, schließlich hatte ich heute einige Kilometer mit dem Auto vor mir. So ging es dann auch zügig weiter, erste Station: Montrose. Hier hatte ich nichts spezielles vor, parkte kurz, ging die Hauptstraße mal hoch, mal runter… es ist eine kleine Hafenstadt mit Bezug auf die Ölindustrie, etwa 12.000 Einwohner und wenig sehenswertes. Bis vor etwa 20 Jahren war Montrose die Heimat der Distillery Lochside, auch hier steht heute ein Supermarkt. Weiter ging es an einen Strand, der in der Gegend bei entsprechenden Wetter der Hit sein soll: Lunan Beach.

…pack die Badehose… NEIN… Lunan Beach

Das Wetter war zwar bedeutend besser als gestern, aber… ich hatte eh keine Badehose bei…, also weiter Richtung Arbroath, ebenfalls an der Nordseeküste gelegen, etwa doppelt so groß wie Montrose und für mich vor allem wegen den baulichen Überresten der Arbroath Abbey einen Stopp wert. Allzu viel ist nicht mehr von der frühgotischen Anlage erhalten, aber was noch zu sehen ist, lässt erahnen, was hier mal für ein Riesenteil stand, die Fotos können das nur andeuten. Wenn man bedenkt das der gemeine Mittelaltermensch ja eher hobbitgroß war, gab das sicher Ehrfurcht. Zerstört wurde das ganze aus verschiedenen Gründen wie Sturm, Feuer und Krieg, dann kam die Reformation und die Abbey wurde überflüssig. Historic Scotland ist ein Verein, der sich um die Restaurierung und Erhaltung solcher alten Denkmäler kümmert und das wirklich sehr gründlich, dafür zahle ich auch gerne etwas.

…das war mal eine richtig große Nummer in der keltisch christlichen Welt : Arbroath Abbey...
…auch in Einzelteilen noch beeindruckend…

Nach dem Rundgang durch die Klosterruine ging es jetzt auf die erste etwas längere Fahrt nach Dunfermline. Man braucht etwa 1,5 Stunden, man fährt über Dundee und Perth, fast alles ist so eine Art Autobahn, die aber zeitweise von hunderten Kreiseln unterbrochen wird, das man fast einen Drehwurm kriegt. Bei bestem Wetter kam ich dann in Dunfermline an. Das City Hotel liegt auch wirklich genau in der City und der erste Eindruck ist sehr positiv. Einziges Problem (bis jetzt), der W-lan Router ist tot, da muß ich noch mal sehen, ob sich da einer kümmert.

Blick vom Pittencrieff Park zum Turm der City Chambers, links in der Mitte im 2.OG mein Fenster…
Dunfermline Abbey
…auch schön : die gerade eröffnete Queensferry Bridge bei Edinburgh aus der Ferne..

Dunfermline ist mit seinen etwa 50.000 Einwohnern eine der größeren schottischen Städte. Sie liegt nördlich von Edinburgh und war schottische Hauptstadt, bevor es Edinburgh wurde. Auch hier gibt es eine Abbey, etwas besser erhalten als Arbroath bzw. wieder aufgebaut, ich war heute schonmal kurz dort, richtig anschauen tue ich sie mir aber erst morgen oder übermorgen. Den Turm kann ich vom Fenster auch sehen, genau wie den Turm der City Chambers, ein Wahrzeichen der Stadt. Schaue ich nach rechts aus dem Fenster, beginnt dort der Pittencrieff Park, der sieht auch nicht klein aus… ist aber auch auf dem Erforschungsplan der nächsten Tage. Abends gab es noch Steak und Bier, da ich aber um kurz nach 9 schon wieder im Hotelzimmer bin (und auch noch ohne w-lan)… denk ich manchmal dran… ob ich nicht doch älter werde… Morgen stehen wiederum alte Gesteinsreste und 3 x neue Whiskymanufakturen auf dem Plan…

Typische Landschaft in Fife
Tag 4: In The Kingdom Of Fife
Das Kingdom of Fife ist eine ehemalige schottische Region, die vor gut 20 Jahre von Verwaltungsbezirken ersetzt wurde (hört sich fast deutsch an…) Viele schottische Könige und ihr ganzes Umfeld sowie Ikonen des Christentums prägten diesen Teil Schottlands an der Ostküste oberhalb Edinburghs. Nicht zuletzt stammt aus der Gegend die erste Erwähnung der Whiskybrennerei, aber dazu später…
Heute standen ganze 9 Stationen auf dem Zettel, ich habe davon 5 erledigt und finde, das reicht auch, Urlaub sollte nicht in Arbeit ausarten. Die erste Station war Loch Leven und Loch Leven Castle. Der See liegt etwa 20 km von Dunfermline entfernt, relativ nahe an der Autobahn. Auf einer kleinen Insel des Sees befindet sich das Loch Leven Castle.
…mit dem Boot zur Insel…
Loch Leven Castle…viel schottische Geschichte erlebt…

Man kommt mit einem Boot dahin, was etwa 10 Minuten dauert, der Preis ist im Eintritt inklusive.  Es ist eine der ältesten Burgen Schottlands. William Wallace und Robert The Bruce waren dort und lenkten die jahrhundertelangen Scharmützel mit den Engländern. Prominentester Gast (wenn auch nicht freiwillig) war die schottische Königin Maria Stuart, die etwa ein Jahr dort gefangen gehalten wurde und 1568 mit ihrem Gefängniswärter flüchtete. Viel erhalten ist außer den Grundmauern nichts mehr, trotzdem ein sehr schöner Ort, zumal das Wetter heute Vormittag ziemlich klasse war.

Nach 45 min ging es zurück an Land und die nächste Station war die ganz neue Lindores Abbey Distillery bei Newburgh. Ganz neu deshalb, weil sie noch gar nicht produziert, die Leute von Forsyth sind dort noch am ackern und ich denke, in wenigen Tagen geht es da los.
Lindores Abbey Distillery… im Visitorcenter…
Lindores Abbey Distillery… Die Brennblasen kurz vorm Debüt

Das Visitorcenter ist schon offen, man kann dort etwas zur Geschichte erfahren, schließlich kam die erste schriftliche Überlieferung vom Brennen eines uisge beatha (gälisch für Wasser des Lebens, später wurde das Wort Whisky davon abgeleitet) von einem Mönch namens John Cor aus der Lindores Abbey, deren Reste sich direkt vis-a-vis zur Brennerei befinden. Man kann also sagen, der Ort hat eine gewisse Tradition zum Schnapsbrennen. Ein Cafe und Souvenirshop sind auch bereits offen. …noch kein Tropfen destilliert, aber schon 20 Shirts, Taschen, Schnickschnack etc… der ganze Laden ist voll… zum kaufen…zzzzz…..

Falkland – Schloß und Garten

Die nächste Station war das Schloß Falkland, knapp 30 min entfernt. Als ich dort ankam, hatte ich Mühe einen Parkplatz zu finden, so voll war das da, Reisebusse inklusive. Mehr oder weniger aus Versehen, hab ich mich mit einer französischen Reisegruppe auf das Gelände geschmuggelt, das bemerkte ich erst beim rausgehen, als ich einen Ticketschalter sah… Nun gut, ich war eh nur kurz im Garten für ein paar Fotos, das war mir zu überlaufen, also ging es dann Richtung St. Andrews zur ebenfalls neuen, aber bereits produzierenden Eden Mill Distillery & Brewery. Diese befindet sich in einem ehemaligen Industriekomplex im St. Andrews Vorort Eden. 

…unspektakulär : Edenmill Distillery & Brewery

Eine Whiskytour hätte mich fast 2 Stunden Wartezeit gekostet, also ließ ich das bleiben , drehte eine Runde im Shop und fuhr weiter zur nächsten neuen Distillery, nämlich Kingsbarns. Auf dem Weg dorthin kam ich durch St. Andrews, was für heute auch auf dem Zettel stand. Da das Wetter aber bereits wieder auf Regen geschaltet hatte, verwarf ich einen Stopp dort und überlege morgen mit dem Bus hinzufahren. Kingsbarnes ist ein Dorf etwa 10 km von St.A. entfernt, alles dreht sich in der Gegend um Golf, etwa 3 km vom Dorf entfernt liegt dann die Kingsbarns Distillery. 

Das erste abgefüllte Faß mit Kingsbarns (pre-)Whisky
Kingsbarns Distillery. Das Wetter war mittlerweile im A…

Auf den Überresten eines landwirtschaftlichen Gebäudekomplexes aus dem 19. Jahrhunderts baute der unabhängige Abfüller Wemyss eine neue Distillery, vor allem um als independent Bottler etwas zum tauschen zu haben. 2015 wurde das erste Faß abgefüllt und nächstes Jahr kann der erste Whisky gebottled werden (kann…, nicht muß). Im Bistro von Kingsbarns  konnte ich noch eine leckere Suppe essen, bevor ich eine Privatführung bekam, allerdings nicht ob meiner Prominenz, sondern weil grad niemand anderes da war. Zu zweit kann man das ja etwas individueller gestalten, so outete ich mich gleich als nicht ganz Unbefleckter was Whisky angeht und David, der Guide fragte mich hier und da ab, ob ich wirklich Ahnung habe…, hatte ich, manchmal stotterte nur die englische Sprache ein wenig… Leider durfte ich trotz Handshake mit dem Produktionsleiter und all der Intimität der Führung nicht mal ein Foto in dem Produktionsraum machen (…ja, es ist alles auf kleinstem Raum). Da nicht mal mehr produziert wurde, für mich eine Enttäuschung, die völlig albern ist, aber selbstverständlich akzeptiere ich die Vorschriften im Hause Kingsbarns. Eine kleine Flasche New Spirit darf den Weg in die Heimat antreten. Es ist am 4. Tag die erste Flasche… Rekord… Dann ging es durch reichlich Regen zurück nach Dunfermline. Das WLAN geht noch immer nicht, zum senden muß ich eine Etage tiefer… hmmm… egal. Danach gab es noch Burger und Bier im 7 Kings, einer Riesenkneipe im Stil von Wetherspoon, nur jünger, inklusive einer Geräuschkulisse wie auf dem Frankfurter Flughafen. Noch ein Guinness im Old Inn, dann reicht es jetzt auch. Morgen… ist der einzige Tag, der noch nicht verplant ist. Es soll regnen und ich überlege, ob ich mit dem Bus (Busbahnhof = 50 m) nach St. Andrews oder Edinburgh fahre, beides Ziele bei denen das Auto zum Ballast werden könnte. Vielleicht mache ich aber auch etwas anderes, lasst euch überraschen…

Tag 5: Dunfermline & St.Andrews

…so, der nicht verplante Tag ist nun auch gelaufen. Ich habe es etwas ruhiger angehen lassen und das Auto hatte heute auch frei. Als erstes habe ich mir die Dunfermline Abbey und die Reste des dazugehörigen Palastes angeschaut. Die Gründung der Abtei geht  ins 11.Jh zurück, sie wurde im romanischen und frühgotischen Stil erbaut. Die Gebäude, die dem früheren Abt als Palast diente, wurden im 17. Jh vom schottischen Königshaus bezogen. Wie so viele andere Bauwerke, wurden die Kirche und das Kloster in den Wirrungen der Reformation zerstört bzw. dem Verfall preisgegeben. Erst im 19. Jh fing man an, das Ensemble zu sichern, zu rekonstruieren und zum Teil neu zu bauen. Das zuletzt als Palast des schottischen Königshauses genutzte Gebäude verfiel ab dem Moment, als 1603 die britischen Königshäuser fusionierten. Ich habe heute sehr lange dort verbracht, ein sehr mystischer Ort und eine der bedeutendsten Bauwerke Schottlands.

…den Weinkeller könnte man noch benutzen…
Zickzackmuster in den Säulen der mittelalterlichen Kathedrale
Das Grab von Robert I., better known as Robert the Bruce

Nationalheld Robert the Bruce, von 1306-1329 schottischer König, liegt in der Kirche begraben. Neben der historischen Anlage beginnt eine ziemlich große Parkanlage: der Pittencrief Park. Dieser hat viele Facetten, von halbwildem Wald, über Blumenrabatten  bis zum vornehmen englischen Rasen ist alles vorhanden. Nachdem ich also etwas länger in Dunfermline unterwegs war, nahm ich den Bus nach St. Andrews. Warum Bus (?), ich hatte keine Lust die gleiche Strecke wie gestern mit dem Auto zu fahren, außerdem sah ich gestern auch, das es kaum Parkplätze dort gibt. Der Bus fährt hier gleich um die Ecke und ich mag es mit Musik auf den Ohren durch die Gegend zu gondeln und aus dem Fenster zu gucken, anstatt sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen. Die Fahrt dauerte etwa 1,5 Stunden. St. Andrews ist eine Universitätsstadt, was nicht zu übersehen ist. Man läuft die Market Street entlang und erlebt eine Mischung aus Elitestudenten und Seniorengolfern, sehr schön anzuschauen.

Die Palastreste vom Pittencrief Park gesehen
St. Andrews vom alten Hafen aus gesehen
…wie Reste eines ehemaligen Gebisses ragen die Reste der Kathedrale zu St. Andrews empor…

An der Nordseeküste gibt es dann dann 2 Ruinen zu besichtigen: das Castle und die Kathedrale. Von beiden sind nur noch Reste vorhanden. Der schottische Prediger John Knox, einer der ersten ranghohen Kirchenvertreter, der die Reformation vorantrieb, rief das Volk dazu auf, die Kirche und das Schloß zu zerstören. Das ist ihnen gut gelungen, die Fläche der Kathedrale wurde nun als Friedhof genutzt. Man kann das alles mit vielen hunderten Touristen besichtigen. Danach ging es wieder heimwärts, essen trinken… wie jeden Tag, morgen steht wieder einiges auf dem Plan, der nächste Bericht sollte morgen aus Dumfries im Süden Schottlands kommen.

…zum Abschluß con Dunfermline noch zweimal das Rathaus, zuerst aus dem Hotelfenster…
…und zur blauen Stunde später in anderem Licht, aber nicht weniger reizvoll…
…das nenn ich mal Brücke… übrigens 2500 m lang… von 1890 !…
…so viel Stahl gibt es nicht auf dem größten Schrottplatz !…

Tag 6: Brücken, Glenkinchie, Melrose, Scott’s View, Annandale & Dumfries

…die Überschrift deutet es bereits an : heute wird’s nicht langweilig, es gibt vor allem einige Kilometer zu schrubben… Der checkout vom City Hotel Dunfermline fiel mir nicht so schwer… mein erster Eindruck war ja ganz gut, aber im Nachhinein war der einzige Vorteil die (ja, doch…) ziemlich brilliante Lage. Das Zimmer war auch ok, aber ohne funktionierendes wi-fi macht das keinen Spaß. Ich hatte viermal Bescheid gesagt, es funktionierte mal ein paar Stunden (aber auch nur äußerst dürftig), danach wieder nicht. Die brilliante Lage hat auch für all die einen Nachteil,  die Ruhe wünschen. Gerade am Wochenende war im Hotel und drumherum ein Riesenremmidemmi…, mich hat es kein bisschen gestört, aber das nur zur Info. Heute ging es Richtung Süden, tief in die Lowlands. Station #1 waren die Brücken über den Firth of Forth. Es stand ja neulich weltweit in allen Gazetten, das mit der neuen Queensferry Bridge westlich von Edinburgh eine Brücke mit neuen Superlativen eröffnet hat. Am 04.09. war die Queen hier und hat das Bauwerk eingeweiht. Auf dem Weg in den Süden Schottlands musste ich hier sowieso vorbei und machte einige Aufnahmen, allerdings weniger von der neuen Brücke, auch nicht so viel von der mittelältesten Brücke, sondern von dem Baudenkmal und Weltkulturerbe Forth Bridge von 1890. Ich habe mich im Vorfeld informiert, wo man gute Aufnahmen machen kann, das geht gut, wenn man Albert Hotel Queensferry in die Navigation eingibt. Plötzlich steht man wie ein kleiner Junge vor einem Megateil aus Stahl, der so gewaltig ist, das ein darüberfahrender Zug zwar zu hören ist, aber nicht weiter auffällt. 1890 war es die Brücke mit der größten Spannweite weltweit, das hielt immerhin 30 Jahre lang, dann wurde man in Kanada weiter… und es ist die erste Brücke dieser Dimension, die komplett aus Stahl errichtet wurde. Etwa 5000 Arbeiter waren dabei, etliche überlebten nicht, ein Gedenkstein auf dem öffentlichen Parkplatz listet die Namen auf. 

Eigentlich wollte ich noch ein paar andere Aufnahmen besonders von der neuen Brücke machen, aber erstens hatte ich schon genug von der alten im Kasten, dann benutzte ich auch noch eine Navigation, welche die neue Brücke noch garnicht kannte und mich andauernd auf die alte schicken wollte… ich hab das recht spät kapiert und damit Zeit verloren, aber egal… Trotzdem war es im Nachhinein richtig, mit Navigation zu fahren (was ich sonst eigentlich ablehne), die großen Straßen in Schottland, besonders um Edinburgh sind vom allerfeinsten ausgebaut, ich glaube nicht, das daß in Deutschland besser gemacht wäre, nur die ganz großen Kreisverkehre mit 5 Spuren auf jeder Seite und ebenso vielen Optionen machen mir manchmal etwas Kopfzerbrechen… heute war ich allerdings immer richtig… Nächstes Ziel war die Glenkinchie Distillery, die sich ja auch Edinburgh Malt nennt… haha… das wäre ungefähr so, als das sich Spandau  oder Brandenburg a.d. Havel als Berliner Stadtteile bezeichnen würde… Ganz weit draußen, wo sich Fuchs und Hase Gutenacht sagen, liegt die Glenkinchie Distillery.

#fuchs#hase#goodnight#glenkinchie
…Glenkinchie.. die Stills, hätte ich nicht heimlich fotografieren müssen, sähe es besser aus…

Teil der Classic Malts of Scotland ist die Brennerei sogar ziemlich bekannt. Für mich persönlich war es ein Besuch um eine weitere Destille abzuhaken, in diesem Falle #66, aber irgendwelche Erwartungen hatte ich eigentlich nicht. Der Guide William, ein Herr jenseits der 60 machte die Tour allerdings so gut, das ich begeistert war und mir von seinen Ausführungen sogar noch einiges abgucken kann, ein Glücksfall für Diageo. Die Distillery Exclusive Abfüllung hat mich (außer vom Preis) auch überzeugt und da ich noch nicht viel im Koffer hatte, darf eine Flasche trotzdem nach Berlin. 

Melrose Abbey
…irgendwo hier liegt das Herz von Robert the Bruce…

Nächster Punkt : Melrose Abbey : Wer in den letzten 2-3 Tagen diesen Blog mitgelesen hat weiß das ich eine gewisse Schwäche für desolate Gebäude aus längst vergangenen Zeiten habe, die Melrose Abbey ist eine Ruine einer ziemlich großen Klosterkirche, welche nach der Reformation zerstört wurde und als Ruine sehr gut gepflegt wird. Ein Besucherhighlight ist die steinerne Darstellung eines Schweines, was Dudelsack spielt… da sach noch mal einer, die hätten im Mittelalter gar keinen Humor gehabt… Um die Ecke gibt es dann noch einen berühmten Aussichtspunkt von Schottland : Scott’s View. 

Scott’s View in den garnicht so lowen Lowlands…

Der berühmte schottische Poet Walter Scott (1771-1832) mochte diesen Ausblick sehr gerne und ich kann ihn verstehen. Im übrigen verstehe ich nicht recht, warum die Lowlands ihren Namen haben, in anderen Regionen der Welt, würde man sie warscheinlich als alpin bezeichnen… Also flach ist anders… Weiter ging es jetzt Richtung Annan und der Brennerei Annandale. Das musste jetzt einigermaßen zügig gehen, da um 16:00 Uhr die letzte Führung war. Nicht zuletzt weil heute Sonntag war, ging das ganz gut und um 5 vor 4 durfte die Kollegin, die warscheinlich bereits im Feierabendmodus war, noch eine Privatführung für McLarsen machen. 

Annandale : Wiedergeburt nach 90 Jahren
…all in one room : Annandale Distillery
Das ist ihr letztendlich nicht schwergefallen, wir konnten viele Sachen abkürzen und uns auf das konzentrieren, was mich interessiert. Annandale wurde 1830 gegründet, wurde zeitweise von Johnnie Walker betrieben aber 1924 komplett stillgelegt. 90 Jahre sollte es dauern, bis 2014 der erste Tropfen New Make aus den neuen Stills liefen. Ein ortsansässiges Ehepaar, in der Wissenschaft beheimatet und nicht unvermögend kauften die Ruinen und erweckten es zu neuen Leben. Mein Eindruck war sehr positiv, tolles Projekt, ich denke davon werden wir noch viel hören. Letzter Programmpunkt war heute das Erreichen der Nachtresidenz: Dumfries Villa in … Dumfries. Das B&B macht einen sehr guten Eindruck… vor allem das gängige W_LAN beeindruckt mich mach 3 Tagen Stümperei… Viel zu sehen gibt es hier nicht, eine Brücke namens Devorgilla Bridge von 1463 oder so ist die Hauptattraktion hier. Später hatte ich meine Probleme irgendwo Bier zu trinken, was gescheites war nicht dabei, wo ich noch die Bar Tam ‚O Shanter Inn als Gewinner präsentieren kann.

…nun… der Tag war umfangreich, morgen geht es weiter und der Ort von dem ich berichten werde, heißt Stranraer. Gute Nacht.

Devorgilla Bridge in Dunfries… wie gemalt…, is aber nur iPhone…

Tag 7: Caerlaverock, Sweetheart, Threave, Bladnoch & Stranraer

Die Dunfries Villa ist ohne Wenn und Aber zu empfehlen, das sei an dieser Stelle nochmal ausdrücklich erwähnt, zumal 30 £ dafür schon fast geschenkt ist. Als erstes ging es zu einer wunderschön gelegenen Wasserburg, dem Caerlaverock Castle, etwa 10 min von Dumfries entfernt. 

Caerlaverock Castle … Der einzige Zugang…
Caerlaverock Castle von hinten

Die Burg ist dreieckig, hat zwei mächtige Türme neben dem einzigen Zugang und konnte dadurch sehr schwer eingenommen werden. Da es jedoch keinen Geheimgang oder ähnliches gab, konnten die Belagerten ausgehungert werden. Viel übrig außer Gemäuer ist auch hier nicht, aber auch top-gepflegt von Historic Scotland. Die nächste Station war die Sweetheart Abbey, etwa 8 km Luftlinie entfernt, trotzdem dauert es etwa eine halbe Stunde mit dem Auto, weil man zurück über Dumfries fahren muß. Die Abtei hat ihren Namen nach dem einbalsamierten Herz des verstorbenen Ehemannes der Klostergründerin und Mäzenin Lady Devorguilla. Beide (Lady und Gattenherz) sind in der Kirche begraben. Von dem um 1270 entstandenen Bau sind wie bei den vielen anderen besuchten Ruinen nur noch Mauerreste erhalten. 

Sweetheart Abbey – Blick dahin, wo mal ein Altar stand… bis vor gut 500 Jahren…
New Abbey Corn Mill… ausnahmsweise keine Malzmühle…

Im gleichen Dorf, es heißt New Abbey habe ich im Anschluß noch eine historische Wassermühle besucht, die als Museum besichtigt werden kann aber auch noch voll funktionstüchtig ist. Eher spontan wurde ich noch auf eine Burg aufmerksam, die quasi auf dem Weg lag : Threave Castle. Auch die Reste dieser einst stolzen Anlage stehen im Wasser jedoch nicht wie bei Caerlaverock von einem Graben umgeben, sondern auf einer Insel. Auf diese kommt man, indem man eine Glocke läutet und dann mit einem Boot abgeholt wird. Wenn man dann davor steht… ein ganz schöner Koloss… 5 Etagen hatte die Burg, die Heimat der Familie Douglas war, welche im 15. Jh vom schottischen König Jakob II. entmachtet wurde.  Einige Belagerungen überstand die Burg, die entscheidende wurde aber, und da hilft auch die mächtigste Architektur nichts, mit Schmiergeld aufgegeben. 

…don’t pay the ferryman… ist im Eintritt inbegriffen : Threave Castle
…mal etwas Kitsch versucht, bleibt ausbaufähig…

Nächste Station war eine kurze Stippvisite  bei der Bladnoch Distillery. Das dort gerade gebaut wird wußte ich, wollte aber trotzdem mal vorbeischauen. Der abgesperrte Parkplatz mit großen Schildern mit „Shop Closed“ und „No Visitors“ war schnell klar, das es kein kleines ungeplantes Intermezzo geben würde, also ein paar Bilder gemacht und weiter zur heutigen Residenzstadt Stranraer. 

Bladnoch… River and closed Distillery…

Hier bin ich im Neptuns Rest Guesthouse untergekommen und mit dem bin ich zufrieden. Das Einzelzimmer ist zwar mit ca. 4qm mit Dachschräge nicht gerade partytauglich, aber es hat alles was ich brauche.  Abends wollte ich noch ein paar Pints zu mir nehmen, musste allerdings feststellen, das dieses gar nicht so einfach ist, da (vielleicht liegt es am Montag) kaum etwas auf hatte. Das Commercial Inn, etwa 5 Häuser weiter kam mir schon wegen seiner undurchsichtigen Fenster nicht ganz koscher vor, als aber nichts mehr anderes übrig blieb und der Durst alle Bedenken von sich wies… ging ich rein… bei uns in Berlin Wedding und Gesundbrunnen heißen solche Lokale „Beim Dicken“, „Zum Magendoktor“ oder „Zum Bierdeckel“… Mehr als zwei zügige Guinness mochte ich da nicht bleiben und somit schreibe ich jetzt, begleitet von einem schönen Port Charlotte im Glas, diesen Bericht. Morgen sind wieder einige Kilometer zu schrubben… Es geht von den Lowlands zurück in die Highlands. Sollte ich wohlbehalten ankommen, kommen die nächsten beiden Berichte aus Stirling.

Blick aus dem Fenster meiner Unterkunft – Stranraer Hafen am Abend

Tag 8: Stirling

Noch ein Wort zu Stranraer : Diese Stadt von etwa 10.000 Einwohnern ist diese Stadt am nächsten : Belfast. Zwar ist da etwas Wasser dazwischen, aber Nordirland kann man sehr gut sehen, vor allem wenn man auf der Küstenstraße Richtung Ayr fährt, eine wunderschöne Straße im Übrigen, die A77. 

Die Insel Ailsa Craig… im Hintergrund die nordirische Küste

Heute ging es Richtung Stirling, mit etwa 185 km die wohl längste Strecke dieser Tour. Nur eine Station gab es auf der Strecke, die A.D.Rattray Whisky Experience in Kirkoswald zwischen Girvan und Ayr. Der Stammsitz des unabhängigen Abfüllers ist ein netter Whiskyshop mit sehr nettem Personal. Angeboten werden viele Originalabfüllungen und einige unabhängige Bottlings. Von dem eigenen Stock waren nur drei Whiskys erhältlich, zwei junge Single Malts und ein älterer Grain. Man wartet auf das kommende Bottling, dann gibt es wieder mehr, erfuhr ich. Das schönste an dem Laden ist die Möglichkeit, selbst aus Fässern abzufüllen. Ein 2007er Pulteney und ein 1995er Glen Elgin durften mit schönem Label die Reise ins Offside antreten….dann sind es jetzt schon 3,5 Flaschen…

Die A.D.Rattray Whisky Experience
Straight from the cask…

Der Rest der Fahrt war unspektakulär, in Glasgow muß man etwas konzentriert fahren, da gibt es wieder viele Spuren auf der Autobahn, aber mittlerweile ist sowas fast schon Routine… In Stirling angekommen, konnte ich schon sehr früh in das Hotel einchecken, es ist das Allanhotel in der Allan Street. Das Haus steht nicht in Reiseführern etc., ich habe mir das selber auf der Landkarte erschnüffelt. Ich habe ein Megazimmer mit 3 Betten und Wannenbad, es liegt mitten in der Stadt, hat Parkplätze und kostet 45 € als Single. …kann man nicht meckern, oder ?… (ich hab nochmal vorsichtshalber nachgefragt, haut aber alles hin…) Da ich früh hier war und das Wetter heute herrlich , ging es gleich auf die Piste und das heißt hier natürlich erstmal auf das Castle. Ich bin ja schon oft auf der Autobahn an Stirling vorbeigefahren, hab mir immer gesagt, wow, was für ein Hammerteil, eines Tages mußt du da hoch… Heute war es soweit. Gut das ich noch etwas auf meinem Explorerpass von Historic Scotland frei hatte, sonst hätte der Spaß 15 £ gekostet. Es war interessant mal eine unzerstörte Burg zu besichtigen, dann auch noch mit einmaliger Aussicht. Gut eine Stunde bin ich durch die Gebäude geschlendert, dann war gut und es war mir eh etwas zu überlaufen, aber das gehört halt bei Touristenattraktionen dazu. 

Stirling - Innenstadt
Stirling Castle – in der großen Halle
Die Burg vom benachbarten Friedhof aus gesehen

Der Rest der Fahrt war unspektakulär, in Glasgow muß man etwas konzentriert fahren, da gibt es wieder viele Spuren auf der Autobahn, aber mittlerweile ist sowas fast schon Routine… In Stirling angekommen, konnte ich schon sehr früh in das Hotel einchecken, es ist das Allanhotel in der Allan Street. Das Haus steht nicht in Reiseführern etc., ich habe mir das selber auf der Landkarte erschnüffelt. Ich habe ein Megazimmer mit 3 Betten und Wannenbad, es liegt mitten in der Stadt, hat Parkplätze und kostet 45 € als Single. …kann man nicht meckern, oder ?… (ich hab nochmal vorsichtshalber nachgefragt, haut aber alles hin…) Da ich früh hier war und das Wetter heute herrlich , ging es gleich auf die Piste und das heißt hier natürlich erstmal auf das Castle. Ich bin ja schon oft auf der Autobahn an Stirling vorbeigefahren, hab mir immer gesagt, wow, was für ein Hammerteil, eines Tages mußt du da hoch… Heute war es soweit. Gut das ich noch etwas auf meinem Explorerpass von Historic Scotland frei hatte, sonst hätte der Spaß 15 £ gekostet. Es war interessant mal eine unzerstörte Burg zu besichtigen, dann auch noch mit einmaliger Aussicht. Gut eine Stunde bin ich durch die Gebäude geschlendert, dann war gut und es war mir eh etwas zu überlaufen, aber das gehört halt bei Touristenattraktionen dazu. 

Zwei Whiskybarwirt/innen Mandy & me

Dem folgte ich gerne und kann allen, die es empfohlen haben, nur danken. Das war der erste tolle Pub Abend in Schottland auf dieser Reise. Ich werde da morgen auch nochmal aufkreuzen, denn ich soll noch was ins Gästebuch schreiben. Das werde ich auch tun… Morgen liegen außerdem zwei Whiskybrennereien in der Gegend und ein Schloss auf dem Zeitplan…

Deanston - bis 1965 Baumwollspinnerei, heute Whiskybrennerei

Tag 9: Deanston, Doune, Dunblade & Glenturret

Gestern war wohl das letzte Aufbäumen des Sommers… (welchen Sommers auch immer)… Heute hat es aber nur einmal geregnet, es begann heute früh und dauert aktuell an, die Wetter-App lässt auch für die kommenden Tage nichts gutes verheißen… Nun ja, das ist ja nur Wasser und ich bin eh nicht zum Strandurlaub hier. Meine erste Station heute war die Deanston Distillery, etwa 20 min entfernt. Die Tour war gut, es durfte fotografiert werden und es gab eine Distillery-only Flasche zu kaufen, die sich jetzt auch im Kofferraum befindet. 

Deanston – selten : eine offene Mashtun
Deanston - Brennblasen

Direkt um die Ecke von Deanston ist das Doune Castle, eine etwas besser erhaltene mittelalterliche Burganlage, die auch sehr gut besucht war. Da ich während dieser Reise schon schönere Castles besichtigt habe, die meistens auch ohne Touristenschwärme auskamen, war der Besuch nicht so ausführlich wie andere davor. Besonders berühmt ist Doune Castle übrigens für Filmaufnahmen. Für eine angeblich populäre Serie namens Game of Thrones oder so ähnlich wurden dort etliche Aufnahmen gemacht. Auch für Monty Python’s Ritter der Kokosnuss diente die Burg als Kulisse (I fart in your general direction… your mother was a hamster…and your father smells of elderberries…)

Doune Castle
Dunblade Cathedral
Nächste Station war die Dunblade Cathedral, eine Kirche aus dem Mittelalter, die nur teilweise zerstört wurde und im 19. Jh wieder aufgebaut wurde. Sehr schön auch das benachbarte Dunblade Museum mit schönen Einsichten in das Leben von früher in dieser Gegend. Unrühmlich bekannt wurde Dunblade nach einem Amoklauf 1996 mit 17 Toten. Eine der überlebenden Schüler von damals war Tennisprofi Andy Murray, der wohl berühmteste Sohn der Stadt.

Danach fuhr ich zur Tullibardine Distillery in der Hoffnung, eine Tour zu bekommen. Leider hätte ich dafür fast zwei Stunden warten müssen, so verschob ich das auf morgen früh und tauschte mit Glenturret, wo ich dann auch hinfuhr. Bei Glenturret dreht sich alles um The Famouse Grouse, eines der erfolgreichsten Blends in Großbritannien. Ich machte eine Tour mit, die war ok aber ohne Fotos. Glenturret hatte eine ziemlich berühmte Katze: Towser (1963-1987) wurde nicht nur für Katzenverhältnisse sehr alt, er erlegte auch insgesamt 28.899 Mäuse… und steht damit im Guinness Buch der Rekorde. Heute gibt es gei Glenturret zwei Katzen : Glen und Turret. Mit Glen durfte ich mich kurz anfreunden… Eine Distillery-only Bottle durfte auch mit und dann ging es durch reichlich Regen zurück nach Stirling. Das war heute mal recht kurz, aber ich bin jetzt etwas müde und muß morgen früh zeitig raus. Morgen abend werde ich aus Aberfeldy berichten…

Glenturret – im Schatten des Moorhuhns
Glenturret – Im Schatten der berühmtesten Distillery Cat : UrUrEnkel Glen

Tag 10: Tullibardine, Blair Athol & Aberfeldy

Heute waren gleich 3 Whiskydestillen  auf dem Plan. Es begann um 10 Uhr bei Tullibardine. Die Brennerei ist in privater Hand und gehört zu keinem Konzern. Man wirbt ganz gerne mit der Jahreszahl 1488… hmmm, die erste urkundliche Erwähnung eines uisge beatha in Schottland war 1495, war man in Tullibardine etwa schneller ? … nö… es seie denn, man dreht bei der Jahreszahl 1949 etwas an den Zahlen um ins 15. Jh zu kommen. Die Jahreszahl bezieht sich auf eine Brauerei, welche einst und ziemlich lange an der Stelle gestanden hat. Warum sich die Hausherren mit dieser Jahreszahl schmücken, mit der sie rein garnichts zu tun haben weiß ich nicht. Empfangen wurde ich bereits gestern von einer deutschen Mitarbeiterin des Visitorcenters, die gut und gerne aus Berlin stammen könnte… natürlich nur wegen der Berliner Freundlichkeit versteht sich… Geführt wurde ich mit zwei anderen Deutschen, allerdings von einem älteren Guide namens Jim, der sehr bemüht war. 

Tullibardine Distillery – graue Maus an der A9
…ein leicht angegammelter Charm…

Die Dame von dem deutschen Paar verstand kein englisch, der Herr dazu auch nicht viel, so das ich ab und zu übersetzen konnte. Die Produktionsabläufe sind dort natürlich auch wie anderswo, es hat alles einen leicht angegammelten Charme in diesem Industriegebäude direkt an der A9, das passt aber auch irgendwie zum Tullibardine Whisky, von dem ich selten etwas richtig gutes im Glas hatte. Um mein Programm für morgen zu entlasten beschloss ich eine der beiden Brennereien in der Tourihochburg Pitlochrie heute schon zu erledigen. Meine Wahl fiel auf Blair Athol und die Führung startete um 12:45 Uhr. Es war wie so häufig, ich habe nicht viel erwartet und war dementsprechend nicht enttäuscht, das ich nicht viel neues mitnehmen konnte, außer mal vor Ort gewesen zu sein und ein paar (Außen)fotos zu machen. Es ist ja schon ein schöner Ort, mit der efeubehangenen Fassade. 

Schloß Cecilienhof in Potsdam ?… Nein : Blair Athol Distillery Pitlochry
…mit vielen lieben Details…

Zu probieren gab es einen Blair Athol 12y OA, also aus der Flora & Fauna Serie, etwas anderes hat Diageo bei dieser Distillery noch nicht zustande gebracht. Es gab auch den Diageo üblichen Distillery Exclusive NAS für 80 £, ich konnte mich heute allerdings beherrschen, eine mitzunehmen. Zeit für Pausen war nicht, es ging sofort weiter nach Aberfeldy, etwa 20 min entfernt. Dort hieß es erstmal das Auto auf dem Hotelparkplatz zu stellen und dann zu Fuß in die Aberfeldy Distillery zu laufen. Ich hatte diese Tour bereits vor ein paar Monaten gebucht, weil ich endlich auch mal etwas trinken wollte, wenn ich vor Ort bin. Ich buchte also die Connoisseur Tour mit einem Fasssample und 5 Whiskys für 27 £. Die Tour war in Ordnung, ich war ja schonmal hier und kannte das alles auch noch. 

Die nette Aberfeldy Distillery im gleichnamigen Ort.
Das Faß 2972 ist lecker Aberfeldy, wie er sein soll : Honig und Heidekraut.
Der Dram aus dem 1997er Bourbonfaß war sehr lecker, Aberfeldy ist ja durchaus ein kleines Steckenpferd von mir. Das Tastingset war dann aber weniger interessant für mich: Dewars 12y, Dewars Signature (keine Ahnung wieso der über 200 kostet…) Aberfeldy 12 & 18y, ok die passen immer aber kenne ich halt… und ein 1999er aus dem Sherryfaß, den es auch noch zu kaufen gab. Der war sehr lecker, ein wunderbares Sherryfass mit Fassstärke… aber 150£ waren mir doch zuviel und ich füllte dann einen anderen, nämlich einen 2001’er aus dem Bourbonfass ab, der kostete „nur“ 100£ und darf mit nach Berlin.  Meine Unterkunft ist das Breadalbane Arms Hotel. Es ist ein recht einfaches Hotel, ziemlich laut von innen und außen, aber ok, das einizige Problem ist ein gegen Null tendierendes Netzwerk. …grummmel…Immerhin  ging es vorhin plötzlich mal, daher weiß ich, das es wohl prinzipiell möglich ist, hier etwas zu empfangen oder senden. Um den heutigen Bericht zu senden, bedarf es quasi einem genialen Moment der modernen Übertragungstechnik…
Abends saß ich im The Fountain über die Straße, scheint eine kleine Kette nach dem Vorbild Wetherspoons oder Belhavenpubs zu sein, hat Spaß gemacht und geschmeckt.

Morgen geht es nochmal zurück nach Pitlochry und dann nach Dufftown, was dann auch bereits die letzte Station ist, die aber auch 3 Tage beinhaltet.

Tag 11: Reisetag nach Dufftown via Edradour, Pitlochry Dam und Dalwhinnie

Jeden Tag wenn ich diesen Blog schreibe, wunder ich mich über die Tageszahl… 11 schonwieder… wie doch die Zeit vergeht. Heute stand die Reise zur letzten Etappe an, nämlich nach Dufftown. Vorher gab es jedoch noch einen Abstecher nach Pitlochry, wo ich die Edradour Distillery besichtigt habe. 

...bisschen wie Puppenstube: Edradour Distillery
Im Produktionsbereich von Edradour

Früher warb die immer noch putzig kleine Brennerei damit, die kleinste in Schottland zu sein. Damit ist seit ein paar Jahren Schluß, es gibt sogar mehrere Farmdestillen, die noch kleiner als Edradour sind, zeitgleich wird Edradour auch immer größer, derzeit werden zusätzliche Lagerhäuser gebaut. Ich war ausversehen schon etwas früher vor Ort, so konnte ich den Ort auch ohne Menschen erleben. Kurz nach Öffnung um 10 Uhr war bereits eine größere Gruppe da, welche dann auch die erste Tour war. Mir hat die Tour und Edradour persönlich sehr gefallen. Normalerweise geht jede Tour durch die Produktion von Malz, Mashtun, Washbacks, Brennblasen, Warehouse und zum Schluß ein Whisky. Edradour hatte folgenden Ablauf : Begrüßung, Gang ins ehemalige Malzlager, dort gab es 2 Whiskys (alternativ den Sahnelikör), dazu ein Video. Danach ging es ins Lagerhaus, danach in die Produktion (das ist echt nicht groß…) und zum Schluß in den Shop mit kurzen unverbindlichen Kaufempfehlungen für Edradour und Signatory Vintage Flaschen. Ich als Autofahrer war froh, daß die Whiskys am Ende wieder weg waren… Für 7,50 £ ist Edradour absolut empfehlenswert, fotografieren ist überall erlaubt und die Leute da sind nett. Edradour liegt ja durchaus etwas abseits von Pitlochry, einem Ort, in dem man aufpassen muß, daß einem kein Touristensenior vors Auto springt, ganz schön überlaufen, der Ort. 

...nicht so mächtig wie der Hoover Dam... aber auch gewaltig: Pitlochry Dam
…mit einer extra Treppe für die Lachse…, die schwimmen von unten nach oben…

Ich besuchte danach noch den Pitlochry Dam, einen Staudamm mit Wasserkraftwerk mitten im Ort. Es gibt ein Visitorcenter, in dem man informiert wird, wie die Highlands ab der 1940er Jahre an das Stromnetz angebunden wurden, durch die Errichtung von Wasserkraftwerken. Es liegt ja auch auf der Hand, mit den teilweise extremen geografischen Begebenheiten vor Ort etwas gescheites anzustellen. Eine besondere Attraktion dabei ist eine Fischtreppe, auf der die Lachse an dem Staudamm vorbeigeführt werden. Dann ging es Richtung Speyside. Ich fuhr die A9 Richtung Inverness und erwägte einen Stopp an der Dalwhinnie Distillery zu machen, wenn es nicht wie aus Eimern schüttet, was über große Teile der Strecke der Fall war. Bei Dalwhinnie, eine der höchstgelegendsten Brennereien Schottlands an dem Ort, wo Schottland nachweislich am kältesten ist, machte der Regen bei meiner Ankunft erstmal Pause und ich konnte ein paar Fotos machen. Zufällig startete gerade eine Tour und ich machte sie mit, als Friend of the classic malts of Scotland kostet das ja nix… 

kälteste Ortschaft Schottlands : Dalwhinnie

Die Tour (von der ich nix erwartet hatte) war schlechter als gedacht, die Dame hatte einen immer gleichen Singsang Vortrag, was schwer zu ertragen war (nicht das ich etwa zugehört hätte, aber das nervt auch so…), naja aber jetzt war ich da auch mal und habe somit jetzt 73 Whiskybrennereien besucht, einige davon mehrmals… (dafür braucht man dann halt irgendwann nicht mehr zuzuhören…) Weiter ging es in die Whiskyhauptstadt Dufftown. Ich bezog das übliche Commercial Hotel, was neuerdings eine neue Bewirtung hat. Wie sich das auswirkt vermag ich heute noch nicht zu sagen, werde es aber kundtun. Als ich das Haus dann verlies, stand dann zufälligerweise meine Schwester und ihr Freund auf der Straße, kann ja mal passieren (ok, es war nicht ganz zufällig…) 

…kleines Familientreffen in Dufftown…

Wir gingen ins Stuarts Arms essen, die beiden fuhren weiter in ihre Unterkunft nahe Aviemore und ich nahm noch 2-3 Guinness im hoteleigenen Pub, in dem sogar das Bundesligaspiel Bayern-Wolfsburg gezeigt wurde. Ich wurde oft gefragt für wem ich da bin, ich konnte nur sagen „I hate them both“… Morgen melde ich mich live vom Autumn Speyside Festival…

Tag 12: Alcoholiday
Erstmal letzte Nacht : gemütlich vor Mitternacht die Augen zugemacht und dann um halb 3 wachgeworden von reichlich Krach als mehrere Leute von was auch immer (jedenfalls nix abstinentem) heimkamen. Das war laut und rücksichtslos, ich war wenig begeistert aber pennte trotzdem wieder ein, bis kurz nach 4, als sich die Bewohner meines Nachbarzimmers lautstark anbrüllten, ich konnte nichtmal die Sprache identifizieren. Es war eine sehr aggressive Stimmung und ich war ziemlich geladen und überlegte nach einiger Zeit mal persönlich vorstellig zu werden… ich verzichtete… es waren wohl irgendwelche Russen die andere Ansichten von Anstand haben… nochmal würde ich mir das allerdings nicht gefallen lassen… egal…zum heutigen Tag :
Öfters wir ja mal die Frage gestellt, wie oft und wie regelmäßig man Alkohol trinkt. Das ist eine gute Frage, der ich mich natürlich auch ganz besonders stellen muß. Wenn ich zuhause bin, dann ist zumindest der Sonntag bleifrei, ansonsten…, ja könnte es weniger sein, aber ich würde nie auf die Idee kommen, bereits kurz nach 10 einen Whisky zu trinken.  …das habe ich allerdings heute getan… Im Rahmen des Autumn Speyside Festivals fand heute in den Räumlichkeiten meines Hotels eine kleine (sehr kleine) Whiskymesse statt. Da ich ja eine Whiskymesse in Berlin mitplane und ausrichten werde, muß ich natürlich im Rahmen der Information auch andere Messen begutachten und wenn es kurz nach 10 ist. … rein dienstlich versteht sich… Es wurden 10 £ Eintritt aufgerufen, allerdings waren fast alle Drams auch kostenlos, was übrig blieb, geht an eine Charitygeschichte. vertreten waren : Murray McDavid als recht spezieller unabhängiger Abfüller mit Sitz (ex-)Coleburn Distillery, eine Blendfirma, eine Ginfabrik aus Elgin, Cairngorm Brewery & Gastbieren… und Whiskycastle Tomintoul. Von Murray McDavid konnte ich einige gute Sachen probieren, vom Whiskycasle ebenfalls, die anderen Sachen waren für mich besonders um die Uhrzeit nicht relevant. Die meiste Zeit, wo ich da war, stand es 10 Verkäufer zu 3 Kunden. Ich hoffe, das war später besser. 
Streß ist nicht das Motto einer alten Lokomotive
Die Seyside, Spey, Berge und Wolken.

Ich jedenfalls machte eine Pause, dann ging es um 13:15 weiter mit dem Bus nach Aviemore, dort in den Zug mit Dampflok. Die Tour mit de Zug war nicht sonderlich lang, sowas ist halt was für Bahnliebhaber. Ein schöner Rahmen zum Verkosten diverser Speyside Whiskys war es definitiv, zumal das Wetter heute mal wieder auf der bright side of life war… Im Anschluß ging die Rückfahrt über das Whiskycastle Tomintoul zurück nach Dufftown. 

Im Bordrestaurant tätig: Steve Oliver schenkt aus…
Immer sehr international, die Besucher des Autumn Speyside Festivals.

Wer den Blog die letzten Jahre mitgelesen hat weiß vielleicht noch, das ich den neuen Besitzern vom Whiskycastle etwas kritisch entgegenstand,.mittlerweile mögen wir uns…  Die ganze Veranstaltung hat mit Bus, Zug und Whisky gerade einmal 45 £ gekostet… kann man mal machen…Es war einer der Tage, die einfach Urlaub waren, keine Termine und leicht einen sitzen, um es mit Harald Juhnke zu sagen. Abends ist nicht mehr viel passiert, morgen werd ich ein wenig durch die Gegend fahren… und sicher nicht so früh trinken…

Schöner shoppen im Whiskycastle Tomintoul
Tag 13: Speyside Foto Safari
Der heutige Tag hatte keine weiteren Termine, also nutzte ich die Zeit, ein wenig durch die Gegend zu fahren und hi und da ein paar Fotos zu machen. Erste Station war Ardmore, eine Brennerei, die offiziell nicht mehr zur Speyside gezählt wird, aber doch recht nahe an der Grenze liegt. Es ist eine der wenigen Destillen in der Gegend, die rauchige Whiskys produziert. Heute war Sonntag und es schien niemand da zu sein, ich wollte eh nur zwei, drei Bilder von außen machen und das tat ich. 
Raucherfreundliche Brennerei am Rande der Speyside : Ardmore
Der Hafen von Banff, im Hintergrund die Schwesterstadt Macduff

Weiter ging es nach Banff, eine Stadt an der Nordseeküste, an der Mündung des River Deveron. Warum (?) fragte ich mich selber auch… ich wollte einfach mal da gewesen sein und ich fand auch den Hafen ganz hübsch… Gegenüber, auf der anderen Seite des mündenden Deveron, liegt die Stadt Macduff, gleich nach der Flussbrücke auch die gleichnamige Whiskybrennerei, die ihre Originalabfüllungen unter dem Namen (Glen) Deveron vermarktet. Macduff hat kein Besucherzentrum oder irgendetwas in der Art, ich hoffe eines Tages mal darein zu dürfen, heute war nur ein bisschen von außen zu fotografieren. Es ging weiter an der Nordseestraße Richtung Inverness zuerst mit einer Pinkelpause in der Glenglassaugh Distillery, die halt am Weg lag. Ich nutzte die Gelegenheit um zu schauen, ob es etwas extraordinäres im Shop zu kaufen gab, das war aber nicht der Fall. Ich machte noch einige Aufnahmen der Brennerei von hinten und konnte einige Bunker aus dem 2. Weltkrieg entdecken, die Bilder werden natürlich meinen Freunden der Berliner Unterwelten zugestellt. 

Glenglassaugh von hinten
Bunkeranlagen hinter Glenglassaugh
Der Bow Fiddle Rock bei Portknockie

Ebenfalls an der Küste, genauer ein wenig im Wasser war das nächste Ziel, ein auffälliger Felsen in Form eines Geigenbogens, der Bow Fiddle Rock bei Portknockie, ein sehr schönes Fotomotiv. Die Fahrt ging weiter nach Elgin, der Bezirksstadt des Bezirks Moray, was fast die gesamte Speyside ist. Zum letzten mal auf meiner Reise ging es dann um steinerne Zeugen vergangener Zeiten nämlich der Ruine der Elgin Cathedral. Der im 13. Jh errichtete Dom war zu seiner Zeit die größte Kirche Schottands. Im Zusammenhang von Plünderungszügen, Racheakten und nicht letztendlich der Reformation wurde die Elgin Cathedral zerstört aber gibt noch heute einen imposanten Eindruck ab. 

Die Elgin Cathedral bzw. was davon übrig ist…
Sterngewölbe im erhaltenen Kapitelhaus

Sehr gut erhalten ist das Kapitelhaus mit seinem Sterngewölbe. In den Räumlichkeiten der Türme sind diverse Reliefs und andere Details ausgestellt, ein Turm kann auch als Aussichtsplattform bestiegen werden, was einen schönen Rundblick über die 23.000 Einwohner große Stadt Elgin bietet. Mit einem kurzen Fototermin bei der Linkwood Distillery ging es weiter, das war allerdings bereits der Weg zurück nach Dufftown. 

Mit Robin Laing

Abends stand der obligatorische Auftritt von Robin Laing an. Der Singer/Songwriter aus Edinburgh ist spezialisiert auf Lieder über/und rundum dem schottischen Wasser des Lebens. Zum Konzert wurden 6 Malts gereicht, ausgesucht vom Veranstalter, dem Whiskyshop Dufftown. Es hat mal wieder viel Spaß gemacht, schade das das Event, was in den letzten Jahren immer ausverkauft war, dieses Jahr nur 12 Leute angezogen hat…, eine etwas intimere Atmosphäre war aber auch gut. Morgen ist der letzte Tag der Reise, es gibt die Mystery Bus Tour mit Steve Oliver, die den ganzen Tag lang dauert. Zum Abschluß dann die Last Drop Party vom Whiskyshop…, erfahrungsgemäß ist dieser Tag immer der Höhepunkt auf der Zielgeraden des Festivals. Ich bin nicht sicher, ob der Bericht pünktlich erscheinen wird, möglicherweise erst ein paar Tage später, denn nach Ankunft in Berlin gibt es erstmal viel zu tun. …mal sehen, vielleicht schreib ich den Bericht dann auch im Flugzeug oder so…

Tag 14: Das Beste zum Schluß

Heute nun war der letzte Tag dieser Reise. Ich glaube jeder der mitgelesen hat, wird nicht überrascht sein, das ich ganz zufrieden mit dem Ablauf war. Alles war geplant, alles hat geklappt, genau wie ich mir das vorgestellt habe. Das ist sicher nicht das Modell für eine Schottland Erkundungstour allgemein, aber ich hab das so gewollt und gemacht. Für alle, die diesen Blog mitgelesen haben, stehe ich gerne für praktische Empfehlungen einer Schottlandreise zur Verfügung, die nicht so speziell ist wie meine… 

happy@knockdhu
New Make probieren ? Klar, direkt aus dem Spiritreceiver….
Zum heutigen Tag : Um 9:15 ging der Bus mit insgesamt 15 Leuten zur ersten (vorher unbekannten) Station : Knockdhu Distillery. Der Name Knockdhu, der nicht verwechselt werden soll mit Knockando, präsentiert seine eigenen Abfüllungen unter dem Namen anCnoc. Das kommt aus dem Gälischem und heißt sowas wie Schwarzer Berg, den gibt es in Sichtweite durchaus. Ich war sehr erfreut, Gordon Bruce, den Manager der Distillery wieder zu treffen und hatte viel Spaß an dieser Tour, da es nichts war um die Herstellung von Whisky zu erklären (davon wusste unsere Gruppe mehr als genug), sondern etwas zu zeigen, was man vielleicht nicht auf dem Schirm hatte. Davon gab es etliches, zum Beispiel mit alternativem Energiemanagement. Viele andere Sachen sind besonders bei Knockdhu… wir hatten dann ein Tasting mit aktuellen Sachen (ohne den 12y… obwohl ich den auch für Einsteiger sehr empfehlen kann)… Der 24y old… vielleicht taucht er am Freitag zum Tasting auf…
Weiter ging es ins Cullen Bay Hotel, wo es neben Kaffee und Tee und Schnittchen eines  gab, was international gewürdigt wurde : Cullen Skink, eine durchaus sehr leckere Fischsuppe. 2015 wurde dieses Restaurant damit Weltmeister ! 
Glenglassaugh… zwischen 1986 und 2008 geschlossen, das ist schon eine große Lücke…
…im Lagerhaus reifen aber weiter absolut geniale Sachen aus der Vergangenheit…

Fisch muß bekanntlich schwimmen, also ging es in die nächstgelegene Distillery: Glenglassaugh. Gestern war ich da zum pinkeln und es gab nichts interessantes zum kaufen, heute stand ein Handfill Cask bereit… 😉 Egal, die Tour war jetzt nicht so speziell, als wir dann ins Warehouse kamen, dann schon. Mein Traum vom Paradies ist ja …..ganz viel was hier nicht interessiert… und dem Warehouse, wo aus dem Faß direkt ins Glas gefüllt wird.  Das Paradies war heute sehr nahe und brachte folgendes ins Glas : 2009 Madeirafinish, 1975 Madeirafinish, 1973 PX Finish (aber ganz am Anfang) und ein 1967er aus dem Sherryfaß, 50 Jahre alt und… hach ja…was soll ich sagen… lecker…

The New Inn in Aberchirder

Letzte Station der Mystery Bus Tour war das The New Inn in Aberchirder. Nach ein paar Bieren, die sind diesbezüglich gut sortiert, gab es ein Buffet mit Pies und Rolls, also etwas Blätterteiglastiges zum essen, es folgte ein kleines Tasting von Steve Oliver und danach ging es schleunigst zurück nach Dufftown. Es blieben kaum 10 min bis zum nächsten Event, der Last Drop Party… so ähnlich wie Flatrate Whisky Drinking… Es hat Spaß gemacht, ich war zurückhaltend, wie übrigens den ganzen Urlaub über, ich war nicht einmal richtig betrunken… entweder ich werde alt, oder weise… alleine trinken macht keinen Spaß… So, morgen bzw. nachher, geht es wieder Richtung Heimat, abends werde ich in Tegel landen… und dann sind 14 wunderbare Tage in Schottland vorbei…

McLarsen im Land der tausend Biere II. Neumarkt i.d.Oberpfalz (August 2022)

Mein erstes Selfie in Neumarkt i.d. Oberpfalz... mit Rathaus und St.Johannis

Dieser Blog hing ursprünglich am Blog McLarsen in Nürnberg hintendran… was im Prinzip auch zum Teil Bierwanderung (von Irish Pub zu Irish Pub) darstellte. Da aber der Name McLarsen im Land der tausend Biere aber ruhig etwas exklusiver sein darf, habe ich beide jetzt getrennt… Ich komme also von Nürnberg…

Neumark i.d.Oberpfalz, d. 18.08.2022:  Der heutige Tag ist ein Tag des Übergangs von meinem Nürnberg Besuch zum Start unserer Bierwanderung in Neumarkt in der Oberpfalz. Die Reise von Nürnberg nach Neumarkt war kurz… 33 Minuten mit der S-Bahn Linie 2 mit spektakulären Haltepunkten wie Feucht-Ost und Postbauer-Heng … Vom Bahnhof sind es dann nochmal gut 25 min Fußweg und schon ist man im Kloster St.Josef… das ist nämlich unsere Unterkunft. Die Zimmer sind schlicht aber sauber und zweckmäßig… den Herren der überm Bett hängt kenne ich ja schon von diversen Kirchenbesichtigungen… Meine Freunde erwartete ich so gegen 16 Uhr… Zeit genug um die Stadt zumindest mal oberflächlich zu erkunden. Neumarkt i.d.Oberpfalz ist ein 40.000 Seelen Städtchen mit Marktplatz, Rathaus, Kirche… keine richtige Fußgängerzone aber schon eine Art Kleinstadtboulevard. Vier Bierbrauereien produzieren im Ort, die bekannteste ist das Lammsbräu was seit den 1990ern als erstes Biobier gilt.

Das Neumarkter Rathaus aus dem Jahre 1415 wurde nach Kriegszerstörung wieder aufgebaut
In der Stadtkirche St.Johannis
In der Klosteranlage von St.Josef... unserer Unterkunft

Nach einer kurzen Visite der Innenstadt ging es wieder hoch zum Kloster und meine Freunde aus Potsdam und Berlin waren früher da als vermutet. Sie kamen mit dem Auto da die Preise für die Bahn für dieses Wochenende seit Monaten regelrecht unverschämt waren… Vergnügungssteuer ist bei dem Verein derzeit ja auch nicht angesagt… Es kamen mein bester Freund André (wir kennen uns seit 1975) aus Potsdam und Matthias, Immo und Philipp aus Berlin, alle langjährige Stammgäste im Offside. Aus Erlangen kam Matthias’ Bruder Thomas angereist, Tags drauf soll dann Karsten aus Berlin den flotten Siebener komplettieren. Die Wagenladung aus Potsdam und Berlin war ziemlich durstig und vor allem unterhopft im Kloster angekommen, so das wir uns schleunigst Richtung Innenstadt bewegten um das berühmte erste Bier der Veranstaltung zu zelebrieren. Dieses Vorhaben gestaltete sich unerwartet schwierig, da viele Gasthöfe und Kneipen (auch welche die Teil der morgigen Bierwanderung sein werden) einfach mal die Zeit nutzen um Urlaub zu machen… oder das gerade stattfindende Volksfest (sic!) vorzuschieben… erste Bedenken… aber dann ging es zum oberen Ganskeller (den hatte ich am Nachmittag vorsichtshalber schonmal auf zwei Bier getestet). Dort gab es dann reichlich Speis und Trank… mit den leckeren Bieren von Gansbräu, das wären Helles, Kellerpils, Kellerhell, Dunkel und Festbräu. Das hat alles viel Spaß gemacht, alles war lecker und die Kellnerin war großartig wie sie mit dickstem bayerisch uns Berliner imitiert hat…

Das erste Bier (für die meisten zumindest)

… danach sollte es noch ein Guinness im ortsansässigen Pub werden. Dieser war dann auch im Urlaub…wie uns ein auf der Bank liegender Betrunkener mitteilte… aber ein paar Meter weiter gibts noch eine Lokalität namens Westside. Dort war dann sowas was ich (nicht abfällig) Dorfbums nennen würde… aber es gab Bier… so lange blieben wir auch nicht und im einsetzenden Regen ging es Richtung Kloster. Dort gab es im Keller einen Kühlschrank mit diversen Bieren und einer Kasse des Vertrauens. Draußen in dem parkähnlichen Umfeld der (nicht gerade kleinen) Anlage gab es Stühle und Tische zum Verweilen und dort wurde dann mit Flaschenbieren regionaler Herkunft der Tag ausgeläutet… es regnete mittlerweile in Strömen aber wir empfanden es als Erfrischung nach vielen Tagen der Hitze. Danach ging es unters Kruzifix ins Bett und der erste Tag in Neumarkt war vorüber.

368 Stufen kurz nach dem Frühstück war unsere erste Etappe...

Wenn ich gestern schrieb wir hätten den Tag ausgeläutet, dann hatte ich noch nicht damit gerechnet das der Tag im Kloster auch amtlich eingeläutet wird. 06:00 Uhr ging der erste Glockenschlag: 1-2-3-4…1-2-3-4-5-6. Die Glocken befanden sich Luftlinie nicht weiter als 20 Meter… naja egal… 06:15 noch ein Schlag, 06:30 zwei Schläge… dann aber sofort danach das volle Geläut… und damit war die Nacht definitiv vorbei. 08:00 trafen wir uns zum Frühstück und Punkt Neun startete die Reisegruppe Pechmann (das war sowas wie ein Codewort) zur offiziellen Bierwanderung „Neumarkter Biervielfalt“ Es handelt sich um einen Rundweg von 16,6 km mit (theoretisch) 4 Brauereien bzw. Gasthöfen, einer Wallfahrtkirche, einem ehemaligen Steinbruch, einer Burgruine, einem Kanal, dem Gelände einer Landesgartenschau und der Innenstadt. Normalerweise startet der Rundgang am Bahnhof und hat als erste Station den oberen Ganskeller… diesen hatten wir ja gestern schon umfangreich getestet… oder getastet… wie man will… unser Kloster lag auf der Strecke und wir konnten frisch geduscht den Aufgang zur Wallfahrtskirche Mariahilf in Angriff nehmen. Der Regen pausierte gerade aber die Luftfeuchtigkeit war gefühlt deutlich über 100%… wir liefen quasi in einer Regenwolke… 368 Stufen… und waren danach doppelt nass… von der Luftfeuchtigkeit und dem Schweiß der Anstrengung… ich bin ja nicht sonderlich bekannt für meine Fähigkeit Ausdauersport zu verrichten… aber es war nicht so schlimm wie befürchtet, die Zunge hing zwar in bester Krawattenmanier heraus aber ich war darauf vorbereitet. Die Kirche ist recht klein, von außen eher unspektakulär, von innen hui… barocke Üppigkeit…

...nach 368 Stufen kann man so aussehen...

… aber wir hatten nur einen kurzen Blick Zeit… der Name der Veranstaltung ist ja Bierwanderung und der Antrieb war das erste Bier… das hätte theoretisch im Gasthof Schönblick sein können… leider öffnet diese Lokalität erst 11:00 Uhr… damit deutlich zu spät für uns, also weiter durch Wald und Feld, hoch und runter… durch einen ehemaligen Steinbruch… zur Burgruine Wolfstein, die gut sichtbar über der Stadt thront… es hätte da theoretisch auch eine Einkehr gegeben, aber es war weder Mittwoch och Sonntag… also Aussicht geniessen, vorbei an einem Fels-Kuriosum namens Krähentisch und das Ziel vor Augen : Bier… im Berghotel Sammüller… endlich da angekommen grüßte die Kreidetafel vom (sicher verdienten, aber für uns gerade ungünstigen) Urlaub der Betreiberfamilie… Die Hälfte der Wanderung war locker rum und es gab noch keinen Tropfen Flüssigkeit… ein wenig Frustration stellte sich ein… ich als Organisator der Geschichte war ein wenig sauer… dieser Bierwanderweg wird überregional beworben, an jeder Laterne ist er ausgeschildert, die Stadt Neumarkt hat eine pdf-Datai für den Wanderweg auf der Website… und dann gibts kein Bier bei der Bierwanderung… hmpf… Plötzlich erschien das Zeichen von Edeka und fast die komplette Runde kehrte ein und kam mit einer Flasche Bier wieder raus… manche auch mit Cola… ich hielt mich zurück und wollte mein erstes Bier in gezapfter Form. Das war dann auch kurze Zeit später möglich im Blomenhof. Dieser Gasthof liegt am Stadtrand und existiert seit 1571 und hatte AUF (!) Wir konnten unser Glück kaum fassen und wurden vom Braumeister Stefan, der dann auch noch ein Berliner (!) war hervorragend versorgt. Die Biere im Blomenhof waren… vielfältig… (genaues hab ich… sorry… aber vergessen). Es hat viel Spaß gemacht und die Lokalität ist unbedingt zu empfehlen…

Die Burgruine Wolfstein

Mittlerweile waren wir mit Karsten zu siebt und sind dann langsam den Wanderweg weiter gelaufen… er führte uns am Ludwig Donau Main Kanal vorbei auf das Gelände der Landesgartenschau von 1998. Irgendjemand bemerkte das See Café… und die hatten Bier, also nix wie rein und Neumarkter Lammsbräu bestellt… es war mit Abstand das langweiligste Bier der Tour… aber es war Bier und wir waren glücklich… zumal Petrus die Himmelsschleuse aufdrehte und es für eine Weile richtig heftig regnete… Als es wieder trockener wurde ging es wieder in den oberen Ganskeller… inzwischen so eine Art Generalstützpunkt der Reisegruppe Pechmann. Die Kellnerin vom Vortag war nicht mehr da, aber wir hatten wieder viel Spaß… und wenn es nur war zu beobachten wie eine Frau dem Mann am Tisch ihr Bier überm Kopf zu kippen und dann zu gehen… der Typ wollte uns später für eine Anzeige … nööö… bestimmt nur irgendeine bayerische Tradition… Der Abend endete im Kloster in einem TV Zimmer wo wir mit meinem Laptop und Philipp’s DAZN Account Gladbach-Hertha schauten… Hertha hat jedenfalls nicht gewonnen, aber egal… danach waren alle platt und freuten sich auf die Glocke…

Der Krähentisch mit der Stadt im Hintergrund...

Auf das Geläut war Verlass… natürlich waren wir diesmal vorbereitet… Frühstück und los zur nächsten Wanderung. Philipp meldete sich mit einer Blase am Fuß ab und wir fuhren zu sechst mit dem Regionalzug Richtung Regensburg. Die Wanderung habe ich mir vor einigen Monaten mehr oder weniger selber ausgedacht… es ist kein offizieller Wanderweg und die Gastronomie auch nicht Teil irgendwas Offiziellem… nach der gestrigen Erfahrung nicht das beste Zeichen… Die erste Station, die Brauerei Plank in Laaber an der schwarzen Laber (!) war bereits bei der Planung unklar, nach einem Anruf vor Antritt der Wanderung wussten wir bereits das es dort keine Gastronomie mehr gibt. Der Ort Laaber, der anders als der Fluss mit zwei A geschrieben wird bietet eine Burgruine im Ortskern… wir haben sie uns kurz angeschaut und eine ältere Frau getroffen die uns etwas erzählt hat von dem wir ALLE KEIN Wort verstanden haben… aber wir haben nett zurück gegrüßt… Weiter ging es an der schwarzen Laber… es gibt diverse Flüsse mit dem Namen Laber… kleine, große, weiße, schwarze…etc… alle sind Neben- oder Zuflüsse der Donau. Größtenteils waren wir auf einem Fahrradweg unterwegs… auf Grund des Wetters begegnete uns allerdings… meines Wissens kein einziges Fahrrad…

Die schwarze Laber ist ein 77 km langer Zufluss der Donau
Die Burgruine in Laaber

Erste (inoffizielle Station war ein Campingplatz mit Gastronomie… theoretisch… wir waren ganz einfach in die paar Stunden geraten wo gerade Pause war… Bier gabs trotzdem… aus dem Automat… unter Vernichtung jeder Münze die wir hatten… ein kleines Bier war uns vergönnt… immerhin… da nächste Ziel war ein Gasthof namens Münchsmühle etwa 1,5 km entfernt. Als wir dort ankamen war auch erstmal Frust… der Gasthof selber sollte erst 15:00 Uhr öffenen, allerdings stand auf der Website das es einen SB Bereich gibt, der schon früher auf hat… hatte er aber nicht… das war auch ein Platz abseits jeder Zivilisation… gefühlt zumindest… plötzlich öffnete sich ein Fenster und der Wirt meinte… jo… I mach äuch auf… und öffnete nicht etwa den Gasthof, sondern einen SB Bereich wo man sich aus Kühlschränken über 20 Sorten Bier auswählen kann… mit einem Geldwechselautomat… letztendlich aber auch eine Art Kasse des Vertrauens… im katholischen Bayern setzt man offenbar auf Gottvertrauen… selbstverständlich hätten wir eher zuviel als zuwenig gelöhnt… Der Münchshof hat uns allen wirklich prima gefallen, das Hauptgebäude datiere ich ins 18. Jahrhundert, diverse Nebengebäude gibt es auch… mittendurch fließt die schwarze Laber… auf die Frage wo die Toilette ist, antwortete der (durchaus coole) Wirt: in de Laber… Kein Problem… sind bestimmt keine Fische zu Schaden gekommen…In Erwartung der vielleicht totsicheren nächsten Station, der Brauerei Goss in Deuerling ging die Wanderung aber zügig weiter… um dann feststellen zu müssen… das wir leider auch in deren Schliessziten lagen… etwas frustrierend mittlerweile… wie ein roter Faden meiner (wie ich dachte) guten Planung. Nun ja, die nächste Planung einer ähnlichen Sache wird definitiv jede Stelle abtelefoniert… ob sie denn geöffnet sind.

Die Rettung... Bier in der Münchsmühle
Bierwanderung 2022 (Symbolbild) ...am 20.08.22

Über Stock, Stein und Straße ging es dann zum nächsten Stützpunkt welcher dann sogar geöffnet war: Brauereigasthof Eichenhofen. Gerade muss da noch eine Hochzeit abgefrühstückt worden sein… schon kam der durstige Berlin-Brandenburger Mob und verlangte Bier und Brotzeit… es war alles sehr lecker… eigentlich hatten wir noch einen eher optionalen Stützpunkt… aber wir wählten den Rückweg Richtung Neumarkt und trafen uns dann mit dem abtrünnigen Philipp im… ihr habt es geahnt… oberen Ganskeller. Dort machten wir was wir am besten können… essen… trinken… labern… schließlich waren wir an der schwarzen Laber unterwegs… Auch an diesem Abend wurde noch der Kühlschrank des Klosters bemüht…wat mut dat mut…

Brauereigasthof Eichenhofen

Nach dem morgentlichen Bimmelterror gab es nochmal Frühstück, die Autogruppe startete gen Berlin, Thomas gen Erlangen, Karsten und ich erst nach Nürnberg in Erwartung eines neuen Abenteuers der Bahn… leider hatte Karsten keinen festen Platz… ich schon… und die Bahnfahrt verlief unerwartet so wie man das erwartet: unspektulär und sogar pünktlich. Als ich dann mit meinem Rollkoffer am Offside ankam, saßen Matthias, Immo und Philipp schon beim Bier davor… alles gut gegangen…

…Jo…eine Woche unterwegs gewesen… viel gesehen… viel getrunken… viel gegessen… schön wars mal wieder… Danke an alle die mich dabei begleitet haben… und natürlich meiner lieben Frau Nina die mir an der Heimfront den Rücken freigehalten hat.

Der flotte Siebener der Reisegruppe Pechmann am letzten Abend im oberen Ganskeller

McLarsen in Nürnberg (August 2022)

Meine vierte Tour des Jahres 2022 führt mich in die fränkische Hauptstadt Nürnberg. Im Anschluss treffe ich mich wieder mit Freunden zu einer Bierwanderung in der Nähe… das man in diesem Landstrich das Handwerk des Bierbrauens beherrscht, konnte ich ja bereits vor zwei Jahren feststellen… als die Ziele Bamberg und fränkische Schweiz hießen… nachzulesen hier: Ein einziges mal war ich bereits in Nürnberg, es ist ziemlich genau 30 Jahre her und war auf der Rückfahrt aus Österreich und Ungarn mit meinem Freund André den ich seinerzeit auch schon 17 Jahre kannte… ich erinnere mich nur vage… es war Hochsommer wie jetzt auch, die ganze Stadt war auf den Beinen, überall gab es Bier zu trinken und es war Party… warscheinlich wäre ich sofort aus Berlin hierher gezogen, aber es stellte sich heraus das es nur ein Stadtfest oder ähnliches war und das hier nicht immer so feierlich ist… Nichtsdestotrotz… natürlich ist die Stadt eine ausführliche Erkundung wert… fast eine halbe Millionen Einwohner, fast 1000 Jahre alt und jede Menge historische Plätze zur Erkundung… mit einer mehr als üppigen Auswahl an Gastronomie die es vom Gastronomen McLarsen ja auch zu entdecken gilt.

Fußgängerzone mit Lorenzkirche
Der Nürnberger Fluss heißt Pegnitz und bietet schöne Fotomotive...
...die Brücke rechts ist der Henkersteg... der wohnte nämlich mal dort

Aller Anfang aber ist immer der Hinweg… traditionell mit der Deutschen Bahn… und der Hinweg hatte es heute wirklich in sich… In Kurzform : Zwei ICE’s werden in Berlin Hauptbahnhof verkoppelt… einer (meiner) nach München, der andere gen Wien. 40 Minuten nach Abfahrttermin wurde festgestellt das der Münchener Teil den Bahnhof nicht verlassen kann da kaputt… bitte alle in den Wiener Teil… der Zug war eh schon überfüllt und ich fragte mich wie das gehen soll… bin aber trotzdem vor… in dem Wagen wo ich dann (ohne Sitzplatz natürlich) gelandet war, fiel dann die Klimaanlage aus und musste geräumt werden… danach konnte der Zug wegen Überfüllung nicht starten und die Leute wurden gebeten auf Alternativen auszuweichen… ich wechselte einen Wagen weiter und konnte sogar in dem Chaos einen Sitzplatz ergattern… kurze Zeit fiel in einem weiteren Wagen und im Bordbistro ebenfalls die Klimaanlage aus und musste geräumt werden… wieder Chaos… nach über 80 min setzte sich der Zug dann Richtung Süden in Bewegung… ich hatte viel Glück mit dem Sitzplatz… trotz nerviger junger Eltern mit dauerplärrenden Bälgern… in Nürnberg wurde den Reisenden Richtung Wien ein neuer Zug zur Verfügung gestellt… mir wars da egal… ich freue mich schon auf den Rückweg am kommenden Sonntag… mal sehen was dann alles passiert…

Tiergärtnertor mit Bierausschank... im Hintergrund die Kaiserburg

Nicht allzu weit war es dann zu Fuß in meine Residenz für drei Nächte… ins „Das Steichele“, einem seit 1897 familiengeführtem Hotel mit angeschlossenem Restaurant und Weinstube. Mit dem Zimmer bin ich zufrieden und ich denke das passt schon… Nach einer kurzen Erfrischung (es sind über 30 Grad… es ist Hochsommerlich) kam der obligatorische Startstadtrundgang um erstmal ein Bild zu bekommen bzw. etwas Übersicht. In Nürnberg liegen die Sehenswürdigkeiten nicht weit auseinander, die Altstadt ist in zwei Teile aufgeteilt… Lorenz und Sebaldus… der Name der beiden großen Kirchen hier. Nach Streifzügen durch die Fußgängerzone und etwas außerhalb dieser… mit einer leckeren Brezen unterwegs kam ich dann ans Gärtnertor unterhalb der Burg und wenige Meter vom Albrecht Dürer Haus und testete erstmal ein helles und ein dunkles fränkisches Bier. Nach diversen Schnappschüssen an diesem schönen Tag gab es danach wieder eine kleine Pause vor dem Abendprogramm.

Fachwerkromantik in der Weissgerbergasse...
...mit schönen Details...

Es ist fast ein wenig Tradition bei meinen Städtereisen: den ersten Abend geht es in ein Braugasthaus mit einheimischem Bier und deftigem Essen. Es gibt der Brauhäuser in Nürnberg sicher so einige… wegen einer gewissen Whiskyrelevanz war aber die Wahl der Hausbrauerei Altstadthof nur logisch… als ich im November 2015 auf der Interwhisky Messe in Frankfurt a.M. den ersten Preis für die beste Whiskybar Deutschlands entgegennehmen durfte, erhielt der Ayrers Whisky aus dem Hause Altstadthof den Preis für den besten deutschen Single Malt… nur schade das niemand von denen kam… was die Veranstalter damals geärgert hatte… aber egal… das ist schon 7 Jahre her und der Whisky hat sich gut entwickelt… mir hat er heute nach 3 verschiedenen Bieren des Hauses (Rotbier, Kellerbier & Schwarzbier) nebst Brauergulasch mit Knödeln als Desert sehr gemundet.

Made in Altstadthof: Bier & Whisky

Danach ging es im Regen (!) zurück Richtung Altstadt St. Lorenz und zum Absacker ins Kings Arms… wenige Meter von meinem Hotel entfernt. Mein Augenmerk gilt in fremden Städten ja auch immer den irgendwie irisch/schottisch/keltisch… wie auch immer Pubs und in meiner Vorrecherche zu Nürnberg hatte ich den Eindruck ich hätte den Stadtplan von Dublin vor mir… so viele gibt es hier… das Kings Arms war nett… das Guinness vielleicht ein Grad zu warm, aber nicht schlimm… die Whisky Auswahl ordentlich und das Personal sehr freundlich… leider lief statt Liverpool Juventus… warum auch immer… weitere Pubs werden in den nächsten Tagen folgen… Für heute reichts 😉

Absacker im Kings Arms
Klassizismus gibts bei uns in Berlin/Brandenburg häufiger als in Franken...
...um so interessanter die St.Elisabeth Kirche...

Nürnberg – Tag 2
Das Frühstück im Steichele ist durchaus gut… für jeden etwas dabei… Punkt 9:00 Uhr ging die Erkundung der Stadt Nürnberg weiter… erster Punkt: Die Kaiserburg. Bis dorthin sah ich mich allerdings auch noch anderweilig um, z.B. in der St. Elisabeth Kirche, einem klassizistischen Kuppelbau ganz in der Nähe meiner Unterkunft, genau wie ein Abstecher in die St. Jakobskirche gleich gegenüber… immerhin verrät sie mir nachts stündlich was die Uhr geschlagen hat. Auf dem Burgberg angekommen kaufte ich mir ein Ticket für 7€ für das quasi Gesamtpaket. Pallas, Doppelkapelle und Museum… sehr interessant… viel über Waffen, Ritter und ähnliches, aber auch die neuere Geschichte die ja mit Nürnberg stark verknüpft ist. Im Mittelalter war Nürnberg eine der größten Städte Mitteleuropas, die Stadt muß bis zum 2. Weltkrieg ein nostalgisches Traumpaket für Freunde der Mittelalterromantik gewesen sein… dann kam Hitler der sich hier auch wohl fühlte, hielt seine bekloppten Parteitage und Aufmärsche in Nürnberg ab, so das es dann am Ende den alliierten Bombern eine Genugtuung war, diese Stadt ein wenig mehr als die anderen platt zu machen… reichlich Industrie in der Gegend, auch für Rüstung war ebenfalls ausschlaggebend für die verheerenden Bombenangriffe 1944 und 1945. Beim Wiederaufbau entschloss man sich die gewachsene Struktur der Stadt beizubehalten und in Anlehnung an die historischen Bauten neu zu bauen… eine Leistung die es zu würdigen gilt… es gibt auch andere Beispiele wie Kassel oder Magdeburg wo nur noch einige einzelne Bauwerke an die versunkenen Städte erinnern.

Die Kaiserburg aus (verbotener Perspektive) ... im Vordergrund St.Sebaldus...
...und der Blick von Gegenüber...

Zur Burgbesichtigung gehörte auch die Erklimmung des Sinwellturms… ein absolutes Wahrzeichen der Burg und der ganzen Stadt. Während ich immer mal wieder solche Türme besteige, frage ich mich stets mit heraushängender Zunge warum… bin ich dann aber oben, fällt es mir wieder ein… Bomben Aussicht… was in diesem Falle auch doppelt passt, vor jedem Fenster gibt es Bilder vom Vorkrieg und den Zerstörungen durch den Krieg.

Die Kaiserburg vom eigenem Turm...
Im Museum...

Nach dem Abstieg sparte ich mir die Besichtigung des Brunnens, die Touris waren in Scharen gekommen… überhaupt frage ich mich manchmal ob hier nicht eine versteckte Übernahme von den Italienern bevorsteht… stattdessen ging es dann an einen Ort der Ruhe… zum Friedhof St. Johannis. Dieser ist in seiner Erscheinung sehr bemerkenswert und erinnert eher an Ruhestatten südlicher Länder. Die Gräber der berühmtesten Nürnberger ihrer Zeit habe ich auch gefunden : Bildhauer Veit Stoß und Universalgenie der Renaissance Albrecht Dürer… beide nur wenige Meter voneinander entfernt. Neben dem Friedhof hann man dann die Hesperidengärten besichtigen… nebst Schank- und Speisewirtschaft…aber dazu war es noch zu früh… Weiter ging es am Ufer der Pegnitz zurück ins Stadtzentrum… über den Henkerssteig, vorbei am Bratwurstmuseum (ein wenig bedauere ich hier das ich keine Bratwurst mag…) zu einem Parkhaus von dem ich weiß, das man von dort oben gute Bilder machen kann… wenn auch nicht soll… stand da ziemlich eindeutig an der Tür… egal, nicht erwischt und ein paar schöne Bilder der Burg gemacht, wo sie auch vollständig drauf ist.

Friedhof St.Johannis
Albrecht Dürer kannte ich schon als Kind und fand ihn gut.. endlich mal in seiner Nähe... wenn man das so sagen kann...

Dann war die eine der beiden großen Kirchen dran… St.Sebaldus und St.Lorenz sehen vom Weiten fast baugleich aus… beide haben eine Doppelturmfassade, ein früh-hochgotisches Langhaus und beide haben spätgotische Chöre. St.Lorenz gilt eher als die Kopie von St.Sebaldus… was daran liegt das die Kirche das alles erst später als das Vorbild gemacht hat… aber egal… es ist eine tolle Kirche mit einer für ein protestantisches Haus beinahe üppigen Ausstattung. Das größte Kunstwerk ist neben einem übergroßen Sakramenthäuscheen aus Sandstein, eine überlebensgroße Schnitzarbeit von Veit Stoß namens Englicher Gruß… was mit England nix, aber mit Engeln schon zu tun hat… für mich ein Kunstwerk was ich immer schon mal sehen wollte und nun auch ewig anstarren konnte… zumal ich kurz vorher am Grab vom Künstler stand, der als Person warscheinlich ehr `ne Flitzpipe war… wie der Berliner sagt… er wurde ohne Not der Urkundenfälschung verurteilt und die Strafe dafür war: einmal mit heißem Eisen durch beide Wangen… unangenehm…er wurde trotzdem ziemlich alt… und er war ein großer Künstler…

Englischer Gruß von Veit Stoß

Nach ein paar Schlenkern rechts und links sowie einer weiteren Brezenvariation der Firma Kolbe (die haben hier sogar einen Brezen Drive-In !) sah ich das eines der unzähligen Irish Pubs bereits aufhatte und gönnte mir zwischen 13 und 14 Uhr zwei amtliche Guinness… ich bin auch der Meinung das es zu der Zeit verdient war.

Ein Guinness... ziemlich früh... im Hintergrund der Mautkeller... gebaut von Hans Beheim um 1500...
...Schanzenbrau...

Es folgte eine Weile das hier alles zu schreiben, dann ging es in eine andere Richtung… der Stadtteil heißt Gostenhof… wird wohl gerne GoHo genannt und ist sowas wie ein Szeneviertel in Nürnberg. Der erste Teil den ich so sah… erinnerte mich eher an Kottbusser Tor in klein… später sah das schon ganz nett aus, zwei Bierstellen hatte ich mir ausgeguckt: erst das Palais Schaumburg, wo es Zeltner und Lindengarten Bier gab, was auch beides sehr gut war. Nicht weit entfernt war die Schanzenbräu Schankwirtschaft mit sehr gutem hellen, roten und schwarzen Bieren aus eigener Produktion. Es war in diesem Hinterhof, den ich ein wenig mit dem einheimischen Eschenbräu vergleichen könnte… derart gemütlich, das ich meine Pläne für den Abend änderte und dort auch gleich zum Abendbrot… sprich einem leckeren Schnitzel mit Kartoffelsalat blieb. Zurück ging es dann auf der anderen Pegnitzseite wie heute mittag… ebenfalls ein schöner Ort bzw. ein schöner Landstrich.
Nach einer weiteren kurzen Pause ging es darum die unzähligen Irish Pubs einzuordnen. Nur wenige Meter von meiner Unterkunft befindet sich das „Thirsty Baker“… ein stattlicher Laden, der sogar zu seinen stattlichen Ausmassen noch eine weitere Etage als quasi Option bsitzt… ich bin neidisch… als ich eintraf fiel mir eine Vielzahl von Whiskys von der Scotch Malt Whisky Society auf… sowas steht nicht einfach mal irgendwo aus Zufall rum… Ich hatte die Gelegenheit mit dem Barkeeper Patrick zu reden und er ist ein absoluter Fachmann mit Erfahrung auch was Whisky auf der Nürnberger Messe ist (da war ich selber noch nie)… durch einen obligatorischen Facebook-Post durfte ich auch kurz die Chefin kennenlernen… der bzw. den Besitzer:innen gehört auch da wenig entfernte Irish Castle Pub… da bin ich dann auch nochmal auf (wirklich) nur ein Bier reingeschneit… es ist ein alter Gewölbekeller und die Jazzmusik war zum Glück gerade vorbei. Sowohl Thirsty Baker als auch Irish Castle Pub waren in allen Belangen Top! Dann aber war es Zeit fürs Bettchen… was in meinem Falle heisst… erstmal schreiben und Fotos sortieren… aber das soll so… immer aktuell…

Eine tolle Entdeckung: The Thirsty Baker
Der gewaltige Umgangschor der St.Sebald Kirche

Nürnberg – Tag 3
Nach dem Frühstück ging es wieder auf die Piste… und ich merkte recht schnell, so ausufernd wie gestern wird es heute nicht… die Sonne ballerte bereits am Vormittag mit 33 Grad im Schatten und so richtig war ich auch nicht in Form. Also erstmal dahin wo es schön kühl ist… in Kirchen. Nachdem ich ja gestern St.Lorenz als Kopie von St.Sebald bezeichnete, war es an der Zeit das Original zu besichtigen. Baugleich sind die beiden Kirchen auf jeden Fall nicht…beide verfügen aber über eine reichhaltige Ausstattung größtenteils aus der Zeit vor der Reformation. Im Krieg wurden beide Kirchen stark zerstört… das Interior wurde zum Glück ausgelagert bzw. vermauert. Bemerkenswert fand ich bei St.Sebald das das Langhaus einen Knick hat.

Das Grabmahl des heiligen Sebaldus von Nürnberg
Einige der Bleiglasfenster wurden von Albrecht Dürer (mit)entworfen
Die Frauenkirche am Hauptmarkt

Nach St.Sebald folgte die Liebfrauenkirche am Hauptmarkt. Sie ist katholisch, ebenfalls aus dem Zeitalter der Gotik und besitzt keinen Turm… dafür eine astronomische Uhr welche 12:00 Mittags ein mechanisches Schauspiel namens Männleinlaufen startet. Wenn man bedenkt das dieses aus dem Mittelalter kommt… dann aber Hochachtung ! Dargestellt werden die 7 Kurfürsten welche drei mal um den Kaiser laufen. Ich habe das mal gefilmt:

Frauenkirche - Inneres nach Osten
Der schöne Brunnen am Hauptmarkt... heißt wirklich so...

Anschließend besuchte ich den Bürgermeistergarten und den Burggarten… nicht ohne ab und zu im Schatten auf einer Bank zu sitzen. Irgendwann wurde es aber zuviel mit der Hitze und ich beschloss den Nachmittag im halbwegs kühlen Hotelzimmer zu verbringen… soll ja auch nicht in Arbeit ausarten hier…

...als Postkarte geeignet... Blick vom Bürgermeistergarten
Im Burggarten... nicht zu sehen waren die 33° im Schatten...

Irgendwann wurde es kühler und ich hatte Hunger.. schaute wo es was gibt und erinnerte mich daran das meine Herberge ja auch ein traditionsreiches Lokal ist (seit 1897 im Familienbetrieb), also stärkte ich mich hier vor Ort mit einem Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln und Salat… das Ergebnis war sehr lecker und spendete mir Kraft für die Guinness Session Nuremberg… einige Pubs hatte ich die letzten Tage ja schon besucht… heute war der Rest angesagt (bin mir aber nicht sicher ob ich alle auf dem Schirm hatte… gereicht hats trotzdem) Start war am O’Sheas Irish Pub direkt an der Pegnitz. Es gab einen Bereich direkt am Ufer (leider gnadenlos voll) und viele weitere Tische vor einem wirklich altem Haus. Das Guinness war gut, das Personal auf Zack und es war so das ich noch stundenlang dort hätte sitzen können… aber weitere sollten folgen… die nächste Station war das Dubliner Irish Pub in der Königstraße… sowas wie der Boulevard hier… gleich daneben ist auch das Finnegans Harp wo ich gestern recht früh war… da war alles ok aber nix besonders… weiter zu Mulligans… (alle drei Pubs liegen nicht viel mehr als 100 Meter entfernt… ich saß jeweils draußen und registrierte das Touristen auch auffiel wie viele Irish Pubs es dort gibt… Das Mulligans war auch ok… dann gab es um die Ecke noch das Kilians, offenbar noch nicht lange… ein Banner mit Neueröffnung hing da… das Guinness war ok, aber ich hatte den Eindruck das da kein Herzblut drinsteckt und das eventuell nur ein Abschreibungsobjekt ist… der nicht zu beneidende Barmann (er war komplett allein) war mehr in Cocktails, Longdrinks, Tequlilla etc. beschäftigt als mit den Sachen die etwas mit Irish Pub zu tun hatten. Allerdings war ich auch hier nur zum pinkeln drinnen und mag mich täuschen… ein wenig zu viel Irish Pub scheint es in der Stadt zu geben… zumal es häufig gleiche Besitzer gibt… Ich habe jedenfalls nicht mehr Guinness getrunken als im Durchschnitt daheim und bin damit jetzt auch weniger betrunken als es dem einen oder anderen beim lesen dieser Zeilen scheinen mag… (an dieser Stelle hätte ich gendern können… verpasst 😉
Ob Nürnberg jetzt vorbei ist… ist noch nicht sicher… morgen geht es mit der S-Bahn nach Neumarkt in der Oberpfalz wo andere Bachulken aus Berlin und Potsdam… und Erlangen dazu stoßen werden und wir werden eine amtliche Bierwanderung machen… die Wettervorhersage ist relativ vernichtend… vermutlich fällt jeder ersehnte Regentropfen zu dieser Zeit… aber schauen wir mal… EDIT: Der Bericht geht hier weiter: McLarsen im Land der tausend Biere II. Neumarkt i.d.Oberpfalz

...jedes Guinness wäre langweilig... das hier war das erste 😉

Islay 2012 – McLarsens erster Reisebericht (10th Anniversary Remaster)

Vorwort

Hier lest ihr meinen ersten Reisebericht aus dem Jahr 2012. Es war meine dritte Schottlandreise und die erste die ich alleine machte. So etwas wie ein Reiseblog oder ähnliches mag es damals (vor 10 Jahren mittlerweile) zwar schon gegeben haben, in meiner kleinen Welt jedoch noch nicht. Das ich meine Eindrücke trotzdem aufgeschrieben habe, lag am Interesse mancher Whiskyenthusiasten aus dem Cutty Sark Whiskyforum. Dort las ich seinerzeit gern die Schottlandberichte von anderen und wollte die Gelegenheit nutzen auch einen Beitrag dazu zu leisten. Der Bericht erfreute sich hoher Beliebtheit und somit sollte es der Anfang einer beliebten Serie von Berichten aus Schottland sein. Anlässlich der Tatsache das dieser Bericht nun 10 Jahre alt wird, habe ich ihn etwas aufgehübscht und nochmal veröffentlicht… viel Spaß dabei…

Empfang mit Regenbogen : Glasgow Airport

ANREISE : Teil eins meiner Reiseberichte startet zuhause, im Offside, ca. 13.30 Uhr, da es mein Verein Hertha BSC letzte Saison nicht geschafft hatte, in der ersten Fußballiga zu bleiben, sind dieses Jahr halt Termine wie der heutige an der Tagesordnung : 13.30 Uhr : Hertha gegen Aalen…soll wohl irgendwo im schwäbischen liegen…, nun ja, genug geärgert, den Halbzeitstand von 0:0 mit auf die Reise genommen, und los ging es, ab zum S-Bhf Bornholmer Straße, eine Stunde gefahren, mittlerweile den Endstand von 2:0 wohlwollend zur Kenntnis genommen… und schon ist man mitten auf dem alten Schönefelder Flugzeugplatz, daneben wird ja fleißig rumgebaut, angeblich soll der neue Flughafen ja noch in den nächsten Jahrzehnten vollendet werden. Flugzeuch hoch Fluchzeuch runter… Nix besonderes passiert, gute Musik via iPhone im Ohr, (besonders hervorzuheben Stars (die heißen wirklich so einfach) mit dem Album „The North“), und schon ist man in Glasgow. Letztes Jahr wurde ich hier, zusammen mit Jörg mit einem amtlichen Regenguss begrüßt, wie es sich für eine Stadt geziemt, die sich inoffiziell „Raintown“nennt. Heute konnte ich vom Flugzeug gerade noch so einen Regenbogen fotografieren, ansonsten ist hier das gleiche schöne Wetter, wie in Berlin, bzw. wie immer, wenn ich Schottland bereise…(dreimalaufholzklopf…). So, Hotel hatte ich wie immer in der Renfrew Street gebucht, da man von da aus einerseits gut zum Busbahnhof kommt, anderseits in die Gegend guter Bars abseits des Citymainstreams…. (was ’n Unwort…)… Vor vielen Wochen recherchierte ich dann mal zwecks Whiskybars in dieser Gegend, in den letzten Jahren war ich nie zufrieden mit den großen Namen wie z.B. das „Pot Still“, da bin ich als Betreiber einer eigenen Whiskybar dann doch vielleicht kritischer als andere… Nun gut, die Wahl fiel auf eine Bar namens „Bon Accord“, etwa 10 Fußminuten von hier, direkt an Schottlands meistbefahrener Autobahn, der M8 gelegen (die dort allerdings eine Etage tiefer fährt…)

Im Bon Accord

Ich kam in die Bar, bestellte mir ein local beer, fragte nach fester Nahrung und wurde erstmal enttäuscht… keine Küche mehr… Im Laden waren etwa 6 schottische Ureinwohner um die 60 und älter, so das ich einen Moment lang Plan B (Ben Nevis Pub 10 min weiter) in meinem Kopf durchexerzierte. Dann kamen zwei Herren ins Lokal, die ich schnell als Landsleute identifizieren konnte. Wir kamen relativ schnell ins Gespräch, wenn man Deutsche in Schottland trifft, sind es ähmmm, zumindest recht häufig Leute mit Whiskymigrationshintergrund..(sicher das Whiskyunwort des Jahres, vielleicht sollte ich es mir vorsichtshalber patentieren lassen…).. Björn und Ralf aus Essen waren beruflich hier und, natürlich im Whiskybusiness…, wir hatten eine gute Unterhaltung. Zwischendurch war ich mal nebenan beim Inder was essen, was übrigens ganz vorzüglich war, dann kamen zwei Herren in den Laden, den meine Gesprächspartner kannten… Ich wurde schnell aufgeklärt : der eine ist Angus von einer Whiskyauktionsfirma deren Namen ich jetzt nicht im Kopf habe, der andere ist Carsten Ehrlich, der Macher der Whiskyfair Limburg und der Whiskylabels Whisky Agency und Liquid Library etc…, für alle, die hier nicht so viel über Whisky Bescheid wissen…Leute, die man nicht einfach so mal trifft…und schon gleich gar nicht in einer (mir noch) unbekannten Bar an der M8 in Glasgow… Wir hatten ein paar Bier und zwei-drei Whiskys, einige Fachgespräche, dann ging es aber ab ins Bett, schließlich klingelt um 7.30 der Wecker…

Impressionen aus dem Busfenster - Landschaft bei Arrochar
Am Pier von Inveraray
Auf der Fähre Kennacraig - Islay

…so geschehen heute morgen, mittlerweile ist es Montag und ich befinde mich in Kennacraig auf der Fähre nach Islay, welche just in diesem Moment ablegt. Immer wieder ein Erlebnis: die Fahrt von Glasgow bis hierher. Solche beeindruckenden Landschaften bekommt man in Europa höchstens noch in Norwegen geboten. Luftlinie ist es ja gar nicht so weit, aber die zerklüftete Westküste mit ihren hunderten Seen und Bergen, die einfach mal so von null auf achthundert in die Höhe wachsen, machen die Fahrt zur Zickzacktour. Beeindruckend ist auch, mit welcher Geschwindigkeit die schottischen Busfahrer diese Strecken langbrettern, aber die machen das ja öfters, ich wäre warscheinlich mit Tempo 30 da langgekrochen… Sehr schön anzusehen sind auf der Strecke, welche am westlichen Stadtrand Glasgows auch die Auchentoshan Distillery streift, der ewig lange Loch Lomond, der ja Gegenstand einer der bekanntesten Songs der schottischen Nationalschlagerhelden Runrig ist. (ok, das mit dem Schlager nehm ich zurück, ist aber nicht sooo weit entfernt…), der kleine Hafen von Inveraray, wo der Bus 15 Minuten Pause macht, genau wie die kleinen Straßen des kleinen Ortes, ein kurzer Abstecher in den dortigen Whiskyshop, aber die Zeit ist zu kurz zum stöbern, den Bus verpassen wäre ja schon grober Unfug… Das Wetter ist so, wie man es an der Westküste gewöhnt ist, Sonnenschein und Regen im wechselnden 10 Minuten Rhythmus…

In Bowmore angekommen...

…mittlerweile in Bowmore angekommen. Das Quartier bei Rena Omand in der Jamieson Street bezogen, ich habe 4 Betten, quasi ein Doppelbett und zwei einzelne zur Verfügung.. Platz ist also.. So, dann ein kurzer Überblick über die Hauptstadt der Insel Islay… 20 min… Dann mal kurz zur Bowmore Distillery ins Visitor Center, nur um mal zu schauen, was es da so schönes gibt…, Bowmore selbst steht ja erst nächsten Dienstag auf der Tagesliste… dann Hunger, Restaurant… Lochside Hotel… Naja, ich geb den noch ne zweite Chance, aber heute war nicht so der Tag Lochside vs. Mclarsen…
Viel besser dann später im Bowmore Hotel, die Bar, die auch die Einheimischen nutzen, ich hatte viel Spaß, gute Whiskys, und jetzt aber den Kanal voll für heute. Morgen steht Lagavulin an, ich bin hier schließlich nicht zum Vergnügen, wir hören bzw. Lesen morgen weiter, wenn ihr wünscht…. Good.night..

Lagavulin Distillery vom Dunyvaig Castle

LAGAVULIN: Tag 2 wachte ich gegen 7 von Geräuschen auf, die mich daran erinnerten wie es klingt, wenn man mit dem Auto durch eine Pfütze fährt. Es gallerte wie aus einem Guß an Fenster und Dachschräge, 5 Minuten später zeigte sich dann aber schon wieder die Sonne. Es folgte die erste Unregelmäßigkeit auf meiner Reise, bei der bis hierher alles wie am Schnürchen geklappt hatte. Der Busfahrplan, der an der Bushaltestelle hängt, deckt sich nicht mit dem in meinem Kalender, statt 9.45 Uhr kam der Bus Richtung Ardbeg erst 10.20, die gebuchte Warehouse demonstration bei Lagavulin beginnt aber 10.30, naja, dachte ich, dann komme ich eben zu spät, die Schotten haben es eh nicht so mit Pünktlichkeit. Verpasst hab ich schließlich nicht viel, außer, das eben genau ein Stuhl gefehlt hat, so das ich stehen mußte, was mich nicht störte. Eine derart volle Demonstration habe ich noch nicht erlebt, es waren ca. 50 Leute da, mindestens die Hälfte davon ein Seniorenwhiskyclub aus Dänemark. Vortragender war die lebende Lagavulin Legende Ian MacArthur, auch Pinky genannt, über 40 Jahre im Geschäft und nie um einen Scherz oder Schabernack verlegen.

...mit dem Valinch aus dem Fass... Ian MacArthur bei der Arbeit...

Es gab direkt aus dem Faß : ein New Make (das ist das Zeug, wie es aus der Brennblase kommt, nicht gereift und völlig klar, darf sich auch nicht Whisky nennen, das nämlich erst nach 3 Jahren Fassreifung), das war harter Tobak am frühen Morgen… warscheinlich gut geeignet zum Fensterputzen. Danach kam ein 8jähriger aus dem Sherryfaß, ein 12jähriger aus dem Bourbonfaß, ein 14jähriger aus dem Sherryfaß und zur Krönung ein 30jähriger Bourbonfassgereifter, der natürlich erwartungsgemäß das Highlight war. Da alle Gläser immer sehr gut befüllt wurden, war man dann gegen Mittag schon ein wenig „heifitelititi“ wie meine Mutter sagen würde. Produziert wird bei Lagavulin übrigens derzeit nicht, deshalb gab es auch keine Führungen. Die Brennblasen sind eingerüstet und es werden die Kondensatoren ausgetauscht. Danach ging ich fotografieren was das Zeug hielt, nicht aber, ohne mir noch mal im Visitor Center versichern zu lassen, das danach auch noch eine Flasche Lagavulin Jazzfestival Abfüllung für mich da ist. Gegenüber der Distillery befindet sich, halb im Meer schon, eine Burgruine, oder sagen wir mal, die Reste der Ruine. Unter Einsatz meines Lebens kletterte ich auf die nassen, glitschigen Felsen und wurde mit einem Top Ausblick und tollen Fotos belohnt.

Dunyvaig Castle von Lagavulin aus gesehen
...lange her das hier mal die gute Stube war...

Dann ging ich zurück ins Visitor Center, kaufte die Flasche, wartete einen Regenguß ab und ging dann zu Fuß Richtung Port Ellen, an Laphroaig vorbei, wurde unterwegs böse mit Wasser begossen, aber der stürmische Wind trocknete die Sachen relativ schnell. In Port Ellen machte ich noch ein paar Fotos von der Mälzerei, auf dem Gelände befand sich früher die Port Ellen Distillery, die 1983 geschlossen wurde. Als einzige Lokalität mit fester Nahrung (um diese Zeit), erwies sich das Cybercafe als Glücksgriff. Gutes Essen für ein schmales Geld von einer sozialen Einrichtung für die Dorfjugend, sehr zu empfehlen.

Lagavulin Distillery vom Bootssteg
...das Wetter wirkte gelegentlich bedrohlich...
...auf nach Port Ellen... Bye Lagavulin
Port Ellen : Reste der Brennerei, Strand und Maltings

Nach den ganzen Outdoortätigkeiten taten anschliessend 2 Stunden rumgammeln, Emails gucken etc. ganz gut… dann pünktlich zur Champions League ins Bowmore Hotel auf der anderen Straßenseite. Im Pub war heute überhaupt nix los, Gottseidank war zumindest die zweite Halbzeit von Real – M.City recht ansprechend, sonst wäre mir ja beinahe langweilig geworden. Apropos Pub, mir ist heute aufgefallen, das das Waschbecken der Herrentoilette im Bereich des Sitzklos ist…, also hinter dessen Tür… der Trockner ist aber schon wieder wo anders, etwa 6 m entfernt…(nein, ich hab nicht zu viel Bier gehabt…)
So, das wars für heute, morgen liegt die große Ardbeg Tour mit Wasserquelle, Lunch und allem pipapo an, da gibt es später sicher viel zu berichten…..

...eigenwillige Anordnung der sanitären Anlage...
Empfangskommitee bei Ardbeg

ARDBEG… ist die erste Distillery, die ich zum zweiten mal gesehen habe, das nicht weil sie meine Lieblingsbrennerei ist, aber es hat sich vor zwei Jahren so ergeben, das ich dort schonmal war. In der Planungsphase dieser Reise beschloß ich, wenn möglich immer die Touren zu buchen, die das meiste zu bieten haben, wo man auch etwas mehr sehen kann, als der gemeine Durchgangstouri. Die besondere Tour bei Ardbeg nennt sich „walk to the water source“‚ dauert 4 Stunden, kostet 35 pounds und führt zu einer der beiden Quellen, aus denen das Wasser für den Ardbeg Whisky stammt.

Slainte
Unser Tourguide Dougie

Einen Fehler machte ich gleich zum Anfang. Es wurden Gummistiefel angeboten, aber da ich momentan ziemlich viel Rücken habe und Schuhe oder Socken anziehen ziemlich anstrengend finde, dachte ich mir, geht schon so und ließ meine Docs an. Bereits nach einigen hundert Metern bemerkte ich meinen Irrtum, es regnete ab und zu und die Wege wurden immer schlammiger, es war schon ein Geschicklichkeitsspiel, den Weg immer 2 Meter im Voraus abzuscannen und dann nach links, rechts oder in die Mitte zu springen, um es vorweg zu nehmen, am Ende sah ich aus wie eine Sau, aber egal. Unterwegs gab es den einen oder anderen Ardbeg Dram, beginnend mit dem „Very Young“, dann ein letzter Rest vom „Kildalton“, das ist eine 24jährige Abfüllung von 1980, gefolgt vom ungetorften „Blasda“, einem Sample eines Fasses von 1995, welches wohl anlässlich der Feierlichkeiten zum 200 Jubiläum 2015 abgefüllt werden soll, dann folgte das neueste Produkt des unbegrenzten Ardbeg Hypes, der „Galileo“. Später, zum Schluß der Veranstaltung wurde noch ein „Uigeadail“ gereicht.

Loch Iarnan
Torfstechen

Nach einer Weile kamen wir am Loch Iarnan an, das ist die eine Quelle, die andere heißt Airigh Nam Beist, vor ein paar Jahren Namensgeber einer mittlerweile sehr begehrten Ardbeg Abfüllung. Dort angekommen, wurde ein Lunch gereicht, bestehend aus Lachsbaguette, Nektarine, Kuchen, Walker Crisps und Limonade. Danach ging es auf dem gleichen Weg zurück, unterwegs berichtete unser Guide Dougie, ein cooler Typ Mitte 50, wie es früher so war, er ist nämlich ein waschechter Ardbeganer, lebte bis vor einem Jahr in England und kehrte dann zurück. Ich fand seine Geschichten sehr interessant, es würde jetzt aber den Rahmen sprengen, die hier noch aufzuschreiben. Nicht unterschlagen möchte ich auch, das er uns unterwegs an einem Torffeld gezeit hat, wie das Torfstechen geht, man konnte sich auch selbst daran versuchen. Zurück in der Distillery gab es mit den ehemaligen Malzböden etwas zu sehen, was sonst nicht in den Führungen gezeigt wird. Die Räumlichkeiten werden heute für Anlässe wie z.B. Hochzeiten genutzt. Der Rest der Distillerytour bot das übliche, Malzmühle, Mashtun, Washbacks, Stillroom. Zum Abschluß ging es dann auf den Bootssteg wo der letzte Whisky genommen wurde. Fazit: das war verdammt viel für 35 Pfund, ich kann nur jedem empfehlen, wer mal Mittwochs auf Islay ist und etwas über den Tellerrand schauen mag, der sollte diese Tour machen…..und Gummistiefel ausleihen. Ein großes Kompliment nochmal an Dougie, unserem Tourguide. Danach machte ich noch ein paar Fotos, dann wurde noch etwas eingekauft, (z.B. Galileo). Zurück wurde ich von 4 sehr netten Leuten aus Mönchengladbach mit dem Auto mitgenommen, die haben ihr Quartier ein paar Häuser weiter.
…so, jetzt ein Stündchen Ruhe und dann mal ein, naja vielleicht auch 2,3… Bier zum Fußball…

...man beachte Schuhe und Hose 😉

BUNNAHABHAIN… (sprich Bunna-hawen). Von dem heutigen Tag wußte ich im Voraus, das gewisse Abläufe schwierig werden. Ich wollte unbedingt die Managers Tour machen und diese findet nur Donnerstags um 14 Uhr statt. Bunnahabhain ist neben Kilchoman die einzige Distillery auf Islay, die man nicht mit dem Bus erreichen kann. Also heißt es rechtzeitig so weit wie möglich mit dem Bus ranfahren und dann laufen, Google prophezeite 1 Stunde, 15 Minuten Fußweg, Punkt 13 Uhr bog ich auf die Straße ein und legte mit Stechschritt los. Dieses Tempo versuchte ich zu halten, auch wenn es gefühlt nur bergauf ging. Ausgerechnet heute war der gesamte Himmel mit einer grauen Suppe zugekleistert, welche ständig Wasser von sich gab, das Vergnügen unter Zeitdruck einen Minimarathon zu laufen, war also gering. Etwa auf der Hälfte wurde ich dann erlöst. Das erste Auto, was mich überholte, hielt an und zwei nette Kanadier, welche auch diese Tour gebucht hatten, namen mich mit. Wir drei waren dann auch die einzigen Besucher der Tour, was ja immer nicht schlecht ist, wenn es wenige Leute sind.

Tom, Andrew Brown & Murray
Bunnahabhain - Die große Mashtun

Distillerymanager Andrew Brown nahm uns dann für ca. 2,5 Stunden unter seine Fittiche und wir besichtigten die Brennerei. Auffällig waren die Brennblasen, welche alle verschiedene Formen haben, relativ ungewöhnlich angeordnet sind und die richtig dunkel sind, man kann nur noch ahnen, das sie aus Kupfer sind. Danach ging es noch an der Faßabfüllung vorbei, in eines der insgesamt 8 Warehouses, leider ohne eine Probe aus einem Faß. Zu guterletzt ging es dann noch in einen Raum, wo es dann noch was zu trinken gab : Darach Ur (ohne Altersangabe in neuen Eichenfässern gereift), Bunnahabhain 12 (der Standard), Bunna 18 (mein Favorit), Bunna 25 (schon lecker, aber nicht für das Geld…) und zum Abschluß noch einen Toitech (getorft und ohne Altersangabe).

Die Brennblasen von Bunnahabhain
...viele Abläufe sind Computergesteuert...
Grünspan... oder warum der Vorlauf nicht verwendet wird.

Meine Einschätzung : die Managerstour von Bunnahabhain lohnt sich nicht unbedingt, ist aber Ok. Wir haben wohl das gleiche gesehen, wie andere Besucher auch, nur das der Manager geführt hat und ungefähr doppelt so viel dazu erklärt hat. Leider ist Andrew Brown kein guter Entertainer und selbst die beiden Kanadier haben nur die Hälfte verstanden. 5 Whiskys sind OK, wenn auch die Standards nicht aufregend waren. Fazit : Die Tour kann man machen, muß man aber nicht. Tom und Murray, so heißen die beiden Kanadier, die übrigens in Tokio und Shanghai leben, nahmen mich dann noch bis Bridgend mit und die letzten 3 Meilen lief ich dann nach Bowmore zurück, das war nicht ganz ungefährlich auf der engen, vielbefahrenen Strasse, aber es gab keine Alternative, Busse fahren um die Zeit nicht mehr. So, gleich gehts nochmal in den Pub, heute mal ins Lochside Hotel, wo ich Hans aus Göttingen treffen werde. Morgen geht es weiter mit Laphroaig, ebenfalls eine große Tour mit Besichtigung der Wasserquelle, ich bin gespannt…

Bunnahabhain - Fassabfüllung
...das könnte ein schöner Tag werden...

LAPHROAIG:  …so, es ist Freitag, der 21. September, Tag 5 auf Islay und damit etwa die Hälfte… und ich bin mir relativ sicher, heute das Highlight der Reise erlebt zu haben… alles was jetzt noch kommt, muß sich an den heutigen Tag messen lassen…und das wird schwierig. Laphroaig war das Thema bzw. die Distillery des Tages, die Tour nennt sich Water to Whisky Experience…, im Prinzip so ähnlich, wie am Mittwoch die Tour bei Ardbeg, nur etwas exorbitanter…
…Fangen wir mal mit den äußeren Umständen an… das Wetter,… war das grausam gestern, gerade im Süden von Islay muß es ja besonders geschüttet haben, das Feld, wo bei den Friends Of Laphroaig die Fähnchen stecken (rein juristisch gehören mir da auch theoretisch ein paar Quadratzentimeter)… war ein einziger See, der Wald rund um die Straßen noch Ardbeg/Lagavulin/Laphroaig war ein Wasserbiotop. Von Augenzeugen wurde mir berichtet, das Ardbeg so sehr geflutet wurde, das man kurz vor Abbruch der Produktion war, da das Wasser durch das Stillhouse lief…
Nun gut, heute erwachte der Tag mit blauen Himmel und jetzt (kurz vor 7 Ortszeit), scheint die Sonne noch immer…klappt doch…

Die Wasserquelle von Laphroaig
Picknick
Kompott
Fernsicht... vorne Lagavulin, hinterm Wasser Kintyre, die Berge sind auf Arran

So, nun zu Laphroaig. Die Ausgangslage : in meiner Top 3 aller Distillerys jederzeit gesetzt, genau wie Springbank, das sind die beiden, auf die ich nichts kommen lassen will…, die Nummer drei wechselt immer ein wenig, Aberlour, Tomintoul, Ben Nevis besetzen den Platz schon mal, aber auch Exoten wie Benrinnes gehört das Interesse…egal…ich will nur damit sagen, das mein Verhältnis zu Laphroaig ohnehin ein gutes ist. Der heutige Besuch könnte die Brennerei unsterblich gemacht haben.
Auf Grund des Busfahrplanes war ich schon etwa 90 Minuten zu früh da, das war auf Grund des guten Wetters kein Problem. Ich meldete mich im Visitor Center an, bei Jenny, die wie sich später rausstellte unsere Führerin war. Ich schaute mich ein wenig im Shop um, ging raus und machte schöne Fotos von der Distillery unter blauen Himmel, von Weitem und über Stock und Stein… Der erste Whisky des Tages war nicht ganz freiwillig, obwohl, quatsch, falsches Wort, er war aus Versehen. Aus irgendwelchen Gründen sollte für irgendwem eine Flasche Laphroaig Cairdas 30 Jahre geöffnet werden und der Korken ging beim Öffnen kaputt. Soweit nichts besonderes, mir ist das auch schon öfters passiert, jedoch nicht bei einer solchen Flasche, keine Ahnung was die kostet…, die beiden Leute, die etwas mit der Flasche zu tun hatten, drückten den Restkorken in die Flasche und da es jetzt eine Flasche mit Macke war, wurden den Leuten, die gerade in der Nähe rumstanden… (gottseidank steh ich manchmal auch richtig…), ein dram davon gereicht … Laphroaig 30 Jahre, dunkles Sherryfaß… Einfach mal so, …kostenlos…der Tag fing gut an und er ging gut weiter…unsere Gruppe bestand aus mir, Paul und Murray (die beiden Kanadier von gestern) und Peter, ein uriger Typ Mitte 60 aus Canberra, Australien. Unsere Tourguidin (ok, das Wort gibt es wohl nicht, aber ihr wisst, was ich meine…) Jenny, eine junge Frau Anfang 20 mit Angst den Bus zu fahren (kein Reisebus, nur VW Van), machte ihren Job von Anfang an sehr gut. Wir fuhren zur Wasserquelle von Laphroaig, welche ungefähr gegenüber der Distille vielleicht 1,5 km auf dem Berg liegt. Dort gab es erstmal Lunch : verschiedene Sandwiches, Suppe, Käse (Laphroaig Flavour) etc…. jedenfalls alles sehr lecker…, natürlich auch Laphroaig, 10 years old, CS Batch # 4. Als die zwei Wurstfinger breit eingegossenen Drams alle waren, wurde nochmal nachgegossen… Das Wetter war traumhaft, man konnte die ganze Gegend genießen, freier Blich auf den Mull of Kintyre und bis rüber nach Irland. Jenny meinte irgendwann… don’t be shy… Und schenkte nochmal zwei wurstfingerbreit nach… Langsam wurde es lustig und ich merkte, das ist ein guter Tag… 

...heute besser mit Gummistiefeln...
Trecker fahrn...
Torf stechen...
Laphroaig trinken...

Wir fuhren dann auf ein Torffeld zwischen Port Ellen und dem Flugplatz. Nach abenteuerlichen Hinweg, nur wenige hundert Meter, aber gefühlt 5 Meter tiefen Schlamm, kamen wir an der Torfstechstelle von Laphroaig an und versuchten uns in diesem Handwerk mehr schlecht als recht…, es gibt übrigens nette Fotos davon…achso, begleitet wurde das ganze von mindestens …3 Triple Wood…, zurück in der Distillery, wurden erstmal die Gummistiefel ausgezogen, (ja… Ich habe gelernt, ohne die wäre ich wohl auch versunken…), dann wurden wir durch die Distillery geführt. Die Führung war interessant, bot sie doch auch einen Blick auf Maltingfloors, ein Blick in den Kiln, der grad nicht an war und in den Kiln, der gerade das Malz toastete, die Körner genascht, sehr leckeres Knusperzeugs… Selbstverständlich nichts für Leute, die mit Rauch nichts zu tun haben wollen. Mashtun, Washbacks, Stillhouse… Alles bekannt von anderen Brennereien, die Brennblasen, sieben (!) an der Zahl beeindrucken schon, wie sie so an einer Reihe stehen… Danach hatten wir noch einen kurzen Blick in die Fassabfüllung und es ging in das Warehouse #1.

Laphroaig - Stillhouse

Es ist Teil der Tour aus drei Fässern zu kosten und dann eine 0,25 l Flasche vom Favouriten abzufüllen, für zuhause… Es gab ein 1997’er Faß, ein 1999’er, und ein 2003’er, ich entschied mich am Ende für das 1997’er, Nicht ganz so torfig und der absolute Rest vom Fass, es musste schon gekippt werden, damit da noch was rauskommt, in der Flasche ist jetzt auch sehr viel Holz, mal sehen, ob ich das nochmal filtere, oder es so naturbelassen mitnehme… Danach war Schluß, wir verabschiedeten uns von Jenny, die einen sehr guten Job machte, ich verabschiedete mich von Paul und Murray, die heute noch ihren Rückweg antreten, und Peter und seine Frau Robyn waren so nett, mich nach Bowmore mit dem Auto zu fahren. Das war der Tag 5, ……Lou Reed hat einen Song darüber : Perfect Day…
…und morgen … Kilchoman…

...noch schnell was zum mitnehmen abfüllen...
Urlaub auf dem Bauernhof ? Kilchoman !

KILCHOMAN: So, es ist Samstag und das Abenteuer geht in die nächste Runde, heute stand Kilchoman im Mittelpunkt. Um da erstmal hin zu kommen reservierte ich mir im Voraus ein Mietauto, was ich bis Montag behalten werde um die Stellen der Insel anzusteuern, wo es mit Bus oder zu Fuß schwierig wird. Das mit der Reservierung hat alles prima geklappt, wie alles andere bislang auch (ich bin begeistert…) und so kam heute meine Jungfernfahrt auf der anderen Straßenseite, ich hatte bislang noch keine Gelegenheit, das auszuprobieren. Das Auto ist das gleiche wie zuhause auch, ein Polo, nur das alles falschrum ist… Ich habe mich erstaunlich schnell an den Linksverkehr gewöhnt, Islay ist ja auch ein gutes Testpflaster, so viel Verkehr ist halt nicht. Nur bei den Single Track roads mußte ich mir ab und zu daran erinnern, das ich rechts sitze, wenn der Schotter schon auf der linken Seite spritzte…
Kilchoman liegt als einzige Brennerei der Insel nicht am Meer, oder am See, sondern am Arsch der Welt. Wenn man Richtung Bruichladdich fährt, muß man über eine Single Track Road, also eine einspurige Straße mit kleinen Buchten zum Ausweichen von Gegenverkehr, etwa 4 Meilen ins Landesinnere fahren. Dann folgt man einem kleinen Schotterweg und kommt auf das Gelände einer Farm, auf der sich die Distillery befindet.

In einer Art Garage wird selbst gemälzt
Der Produktionsraum

Die kleinste Distillery Islays ist zugleich auch die jüngste, sie wurde erst 2005 eröffnet und produziert im Jahr so viel, wie Caol Ila an drei, vier Tagen. Der Whisky von Kilchoman schmeckt Islay-typisch sehr rauchig, ich bin gespannt, wie reifere Abfüllungen schmecken werden, die derzeitigen Whiskys können ja nicht älter als sechs, sieben Jahre alt sein. Die Distillerytour war unspektakulär, das hatte ich auch nicht anders erwartet, es ist halt alles ziemlich winzig, im Vergleich zu den großen Fabriken der letzten Tage.

Keltenkreuz neben der Kirchenruine vom Dorf Kilchoman
Militärfriedhof Kilchoman

Danach fuhr ich zur Kirchenruine auf dem Friedhof von Kilchoman, hier gibt es auch ein Keltenkreuz und sehr alte Gräber. Über einen Acker gelaufen erreicht man den Militärfriedhof von Kilchoman, für die Opfer der Schiffskatastrophe des Schiffes HMS Otranto, das 1918 in Sichtweite des Friedhofes sank. Die Katastrophe kostete übrigens 431 Menschenleben. Ich fuhr danach mit dem Auto etwas näher ans Meer, parkte und spazierte gut eine Stunde am menschenleeren Machir Bay, einen wunderschönen Sandstrand, welcher von teils bizarren Felsformationen begrenzt wird. Ständiger Begleiter war auch heute die Fotokamera und die Kopfhörer, der Sound der aktuellen Platten von The Raveonettes und Smashing Pumpkins untermalten die Landschaft hervorragend. Danach fuhr ich nochmal in die Distillery, bzw. in das Cafe von Kilchoman um einen Happen zu essen. Somit blieb dann noch Zeit für einen Abstecher ins Islay Museum in Port Charlotte. Auch das war sehr interessant, man kann auch dort einiges über die Schiffskatastrophe der Otranto erfahren. Danach machte ich noch ein paar Bilder in Bruichladdich, man muß das Kaiserwetter ja nutzen, und fuhr dann nachhause.
So viel zu heute, morgen liegt keine Distillery an, morgen ist Sonntag, ich werde wohl mal über die ganze Insel kreuz und quer fahren…

Machir May...
...ein herrlich einsamer Strand auf Islay...

ISLAY KREUZ UND QUER: Heute war kein Besuch einer Whiskydistillery angedacht, sondern eine Vermessung der Insel von West nach Ost, Süd nach Nord, kreuz und quer und wo man sonst noch so hinfahren kann. Dafür, das es erst mein zweiter Tag als Geisterfahrer ist, habe ich mich ziemlich schnell an die linke Straßenseite gewöhnt, fast schon, als wäre ich nie anders gefahren. Ich startete Richtung Kildalton Cross, das ist eines von mehreren keltischen Kreuzen aus dem Frühmittelalter. An den drei Süddestillen Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg vorbei, sieht das auf der Karte gar nicht so weit aus, der Weg zieht sich aber dermaßen lang hin, das man schon ins Grübeln kommt, ob man nicht ausversehen schon vorbei gefahren ist.

Kildalton Cross in der Morgensonne
...aus der zweiten Hälfte des 8. Jh n.C.... ganz schön alt...

Als ich mir am Dienstag überlegte, was ich nach Lagavulin machen sollte, hatte ich mal kurz mit dem Gedanken gespielt, da hin zu laufen… Das wäre wohl ein böses Erwachen geworden… Endlich angekommen, freute ich mich besonders darüber, das weit und breit keine Menschenseele zu sehen war, die Morgensonne strahlte über den kleinen Friedhof und die Ruine der kleinen Kapelle, ein schöner, ruhiger Moment. Nach ein paar Fotos ging es zurück, ein letzter Blick auf die drei Whiskybrennereien der Südküste geworfen, freundlich innerlich Adieu gesagt, fuhr ich jetzt durch Port Ellen, an der Mälzerei vorbei auf die Halbinsel The Oa.

Halbinsel Oa ... eher schlicht....
...abgesehen vom American Monument...

Wenn mir die Lage des Kildalton Crosses eben noch vorkam wie das Ende der Welt, so sah ich mich jetzt gezwungen, das zu revidieren… das Ende de Welt ist eindeutig hier… Früher lebten wohl um die tausend Menschen hier, heute sind es ca. 40… Den Gipfel der völlig kahlen Berg- und Tallandschaft bildet das American Monument, ein gar nicht sooo großer Turm, der aber durchaus riesig wirkt, weil er auf dem Gipfel der kahlen Landschaft steht. Er wurde zu Ehren der Amerikaner gebaut, die im ersten Weltkrieg bei Schiffsunglücken um Islay ums Leben gekommen sind.

Kilnave Cross
...griechisches Fischerdorf ? Portnahaven !

Nach dem südlichsten Teil der Insel ging es nun genau andersrum… in den Norden. Der Ardnave Point ist zwar nicht die Nordspitze der Insel, aber schon ziemlich weit nördlich… Man kann ziemlich nahe mit dem Auto ranfahren, bis zur Spitze ist es allerdings ein Fußmarsch von ungefähr einer Stunde, darauf verzichtete ich dann doch. Stattdessen inspizierte ich das nächste Steinkreuz, das Kilnave Cross, ebenfalls neben der Ruine einer Kapelle gelegen, sieht man bei diesem Kreuz aber deutlich, wie der Zahn der Zeit am Stein genagt hat, alles was mal eckig war, ist jetzt rund… Dann meldete sich langsam mein Magen, ich fuhr nach Port Charlotte und genehmigte mir einen Burger. Weiter ging es dann zur Westspitze der Insel, dieser Teil Islays nennt sich übrigens Rhinnes Of Islay und war warscheinlich ganz früher mal eine seperate Insel. Vorbei an den Resten der ehemaligen Port Charlotte Distillery, immer geradeaus geht die Straße nach Portnahaven, auch die zieht sich länger hin, als gedacht, ich mußte schon wieder ans Ende der Welt denken. Portnahaven ist ein sehr malerisches Dorf, mit niedlichen kleinen Häuschen, die einen kleinen Hafen umranden, gekrönt wird die Ortschaft von einem gewaltigen Leuchtturm. Von da aus begab ich mich wieder in den Osten der Insel, nach Bunnahabhain. Als ich am Mittwoch da war hatte es wie blöde geregnet und ich war froh, das ich mit dem Auto mitgenommen wurde, somit war keine Zeit übrig, Fotos zu machen, das wollte ich heute nachholen. Auf dem gesamten Brennereigelände war heute kein Mensch zu sehen, ich konnte in Ruhe knipsen. Rechts neben der Distillery, am Ufer entlang über Felsen und Steinen vorbei liegt das Schiffswrack der Wyre Majestic, die 1974 auf Grund lief. Da die Gewässer sehr kompliziert sind, verzichtete man auf eine Bergung und ließ sie einfach dort liegen. Der Rost von 38 Jahren hat schon gute Arbeit geleistet, man kann aber noch vieles erkennen, schöne Bilder sind das geworden, die Klettertour hat sich gelohnt.

Bunnahabhain Distillery ohne Menschen
Wyre Majestic... im Hintergrund die Paps Of Jura...

Zum Abschluß des heutigen Inselcrossings stand dann noch Finnlaggan an. Whiskyfreunde kennen den Namen von einer Whiskyabfüllung gleichen Namens, welche von irgendeiner Islay Distillery stammt.
Geschichtsliebhabern dagegen fällt dazu als erstes „Lords Of The Isles“ ein (darauf hin könnte man wieder kontern : oh ja, das war ein guter Ardbeg…)… nun kurz, diese Lords waren die Herrscher der Inseln im Mittelalter, und die Gebäuderuinen auf einer Insel im Loch Finlaggan, war ihre Geschäftsstelle. In den letzten Jahren hat man das alles ein wenig präpariert, mit Visitor Center und Ausstellung. Ich war wiederum der einzige weit und breit und genoss auch dort die Ruhe und die gewisse Magie solch historischer Orte. Auf dem Rückweg kam mir Familie Flodder mit kreischenden Kindern, Kegeln und Hunden entgegen… puh, Glück gehabt….
Morgen steht Jura auf dem Plan. Allerdings gibt es für morgen eine Sturmwarnung, so das es möglich ist, das die Fähre nicht übersetzen kann…hoffen wir mal das beste…

Finlaggan... einst Zentrum der Lords Of The Isles... schon bisschen her...
Isle of Jura... Craighouse in der Ferne

ISLE OF JURA & CAOL ILA – Tag 8, langsam neigt sich die Reise ihrem Ende entgegen, heute stand ursprünglich nur Jura auf dem Zettel, ganz spontan hab ich allerdings Caol Ila mit auf die Tagesordnung gesetzt, aber der Reihe nach. Die Sturmwarnung von gestern entpuppte sich als harmlos, es regnete zwar nicht gerade wenig, Wind an und für sich war durchaus auch genügend vorhanden, aber das war alles kein Problem für die Islay – Jura Fähre. Da ich aber auf Nummer sicher gehen wollte, fuhr ich etwas früher los und setzte um halb 10 über. Gerade mal 4 Minuten dauerte die Überfahrt, kostete aber hin und zurück stolze 16 Pfund. Ich war wieder einmal der einzige, ich hatte sozusagen eine Privatfahrt.

Isle Of Jura Distillery
Jura Distillery - Stillhouse

Drüben angekommen ging es Richtung Craighouse, den Hauptort der flächenmäßig gar nicht so kleinen Insel. Auf 366 Quadratkilometer (das ist immerhin doppelt so groß wie die Ostseeinsel Fehmarn), kommen gerade einmal 180 Einwohner. In Craighouse befindet sich auch die Whiskydistillery Jura. Die Tour startete um 11 und war ausnahmslos deutsch besetzt, neben meiner Wenigkeit nahm auch mein Göttinger Bekannter und quasi Ex-Berufskollege Hans und seine von ihm geleitete Whiskyreisegruppe aus Chemnitz teil. Die Tour war so mittelmäßig interessant, mittlerweile kennt man die Abläufe ja schon auswendig, lediglich ein paar Zahlen waren für mich interessant, ich hätte z. B. nicht gedacht, das die ja eher kleine Brennerei über 2 Mio. Liter jährlich herstellt. Zum probieren gab es am Schluß einen aus der Standardrange, den man sich aussuchen konnte, ich nahm den 12jährigen Jura Elixir, den kannte ich noch nicht, traf aber überhaupt nicht meinen Geschmack, irgendwie kam er mir extrem sprittig daher… Nach der Tour gingen wir noch zusammen einen Kaffee trinken und ich machte mich dann auf und fuhr einmal die Insel hoch und runter, verfahren ist fast ausgeschlossen, es gibt nur eine Straße. An den Haltebuchten machte ich häufig kurz Pause und fotografierte, oft aus dem Autofenster, schließlich regnete es.

Landschaft mit den Paps Of Jura

Danach beschloß ich ganz spontan, auf dem Rückweg Caol Ila auch noch aufzusuchen. Eigentlich war die Brennerei erst für Donnerstag auf dem Rückweg vorgesehen, aber ich dachte mir, mit dem ganzen Gepäck und so, ohne Auto, ist es besser heute. Im Nachhinein sehe ich das so, das ich es mit Sicherheit richtig gemacht habe. Die Touren einer großen Diageo Distillery sind für den Liebhaber immer ein kleines Ärgernis. Besonders das strikte Fotografierverbot nervt. Von der Sache her war es trotzdem interessant, es ist ja alles recht modern dort, die Mashtun ist eine der größten, die ich je gesehen habe und der Stillroom mit dem berühmten Blick aufs Wasser und die Paps von Jura haben selbstverständlich was. Auch hier konnte man unter 4 Standards zum Probieren wählen. Ich nahm den mir noch unbekannten 12jährigen Caol Ila Unpeatet Style mit über 64%, und es schüttelte mich zum zweiten male am heutigen Tag, ich musste glatt noch um einen Schluck von der Distillersedition bitten, um den Geschmack wieder loszuwerden… Danach ging es nach Bridgend und es galt Abschied von dem Auto zu nehmen, als Erfahrung nehme ich auf jeden Fall mit, das es völlig easy ist, auf der anderen Seite zu fahren und das nächste mal werde ich wohl komplett mit Auto touren. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Bowmore, wo sich dann auch der morgige Tag abspielen wird, Quasi als Heimspiel ist die Craftman’s Tour in der Bowmore Distillery angesagt.

Die Caol Ila Distillery von der Fähre aus...
...vom Näheren wirds auch nicht hübscher...
Bowmore Distillery - Malzboden

Tag 9 : Heimspiel in BOWMORE. Nachdem ich jetzt schon eine Woche hier verweile, wurde es auch langsam Zeit, die Bowmore Distillery zu besichtigen. Vom Bowmore Whisky kann ich ja durchaus sagen, das dieser so eine Art erste Liebe für mich ist und ihn auch heute noch größtenteils sehr gerne mag. Meine erste Flasche Bowmore war ein 15jähriger Mariner, noch mit dem Aufdruck direkt auf der Flasche, es folgten andere Standards, ich finde, auch heute kann man den ordinären Bowmore 12 Jahre noch gut mal trinken. Ich war also sehr gespannt, wie es da wohl so ist…
Für den ersten Scherz des Tages sorgte ich selbst, als mir direkt vor dem Visitor Center die Mütze vom Kopf flog und es auch bestimmt putzig aussah, wie ich ihn wieder eingefangen habe, die Damen im Visitor Center hatten glaub ich Spaß…. Ich wurde bereits erwartet… You must be Lars… Ich war tatsächlich der einzige, der die Craftmans Tour gebucht hat. Meine Führerin hieß Lynda, eine hübsche, junge Frau mit rotem Haar und Sommersprossen. Zuerst parkte sie mich an der Bar mit einem Bowmore 12 und lies mich damit 5 Minuten alleine. Danach gingen wir zu den Malzböden. Mir wurden diverse Arbeitsgeräte vorgeführt, erstmals durfte ich auch einen elektrischen Gerstewender bestaunen.

Das was aussen so aussieht...
...sieht von innen so aus und ist quasi ein getarnter Schornstein...
in dem Gerste zu Malz gedarrt wird.

Die nächsten Stationen war der Kiln, der war gerade dabei, das Malz nach dem Räuchern zu trocknen. Lynda zeigte mir alles, was ich sehen wollte und ich durfte auch fotografieren, so viel ich wollte. Auch wenn ich bereits zum 23. mal eine Whiskydistillery besuchte, so erschlossen sich für mich einige Sachen heute ganz neu. Nach Mashtun, Washbacks und Stillhouse ging es dann in das berühmte #1 Vault Warehouse, in dem wir gemeinsam zwei Fässer öffneten, ein Bourbonfaß von 2000 und ein Firstfill Oloroso Sherryfaß, was 17 Jahre alt war. Direkt aus dem Faß ins Glas ist ja für mich immer wieder ein wenig wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal, so auch heute wieder, der erste war sehr schön, aber der aus dem Sherryfaß war eine absolute Granate. Hinter der Scheibe sah ich, wie die Leute der regulären Tour neidisch zu uns schauten, wie wir mitten in den heiligen Hallen einen gepflegten Dram zu uns nahmen. Achja, der Vollständigkeit sollte ich noch das Glas New Spirit erwähnen, was ich aber nur zu Schnüffelzwecken benutzte. Ich hätte mich gerne noch ein paar Stunden dort rumgetrieben und hätte gerne noch ein paar weitere Fässer probiert, aber immer wenn es am schönsten ist, soll man ja aufhören… Wir gingen zurück an die Bar und hier konnte ich jetzt noch probieren, was ich wollte.

Bowmore... im legendären #1 Vault Warehouse

Der Bowmore 25 Jahre war nach den faßstarken Whiskys aus dem Warehouse jetzt viel zu mild, sicher etwas Perlen vor die Säue, wenn man bedenkt das der 200£ kostet…, am besten hat mir die Stillmans Edition gefallen, das ist eine weitere Sherryt_nte in Faßstärke, die es nur hier zu kaufen gibt. Die neue Abfüllung Springtide halte ich für 150£ für völlig daneben und der neue 17jährige konnte mir schon gefallen. Mehr wollte ich dann nicht, man soll ja nicht übertreiben. Nach zweieinhalb Stunden galt es nun Abschied zu nehmen, Lynda machte einen großartigen Job, alle Arbeiter die wir unterwegs trafen waren sehr nett und ein kleiner Plausch war immer drin, landesüblich hauptsächlich über das Wetter. Vor einiger Zeit habe ich häufig negatives über Bowmore bzw. dessen Visitorcenter gelesen, ich kann rein gar nichts negatives sagen, vielleicht haben sie sich ja auch gebessert. Für mich war die Tour neben der bei Laphroaig der Höhepunkt meiner Reise, bis dato zumindest. Bowmore ist jetzt für mich genau wie früher, etwas besonderes.

Wie eine Glucke thront die Kirche über Bowmore...
...sie ist rund, damit sich der Teufel nicht in der Ecke verstecken kann...

Nach den ganzen Leckerlis am Morgen, stärkte ich mich dann mit einem Sandwich aus dem Supermarkt und pausierte erstmal zuhause, ist ja heute schließlich Heimspiel. Das Wetter war heute übrigens eine Zumutung, Regen und Sturm und umgekehrt… Als dann wenigstens der Regen pausierte, schnappte ich mir nochmal die Kamera und nahm die berühmte runde Kirche ins Visier. Tagsüber ist deren Tür unverschlossen und ich konnte, mal wieder mutterseelenalleine in der 1769 gebauten Kirche fotografieren. Es heißt, man hat die Kirche rund gebaut, damit der Teufel keine Ecke zum verstecken hat. Draussen tobte immer noch der Sturm und die Geräusche, die er mit der Kirchentür veranstaltete, klangen von innen als würde jemand die Tür eintreten wollen…spooky… Draußen lagen dann auch einige Mülltonnen kreuz und quer, quasi vom Winde verweht.
So, morgen kommt die letzte Distillery in meiner Raupensammlung : Bruichladdich. …schaun wer mal…

Bruichladdich - Stillhouse...
...mit Ugly Betty....
...selten : eine offene Mashtun...

BRUICHLADDICH: Heute morgen zum Frühstück lernte ich Willi aus Sulingen bei Bremen kennen. Wir fanden schnell heraus, das wir Kollegen sind, auch er ist Gastwirt und hat eine Menge Malts im Angebot. Ebenfalls recht schnell stellten wir fest, daß wir heute den gleichen Termin bei Bruichladdich haben. Wir fuhren zusammen mit dem Postbus hin und machten die Tour, die von Raymond, einem jungen Mann, recht witzig geleitet wurde. Das fotografieren war überall erlaubt, die Tour war gut. Als Besonderheit fiel mir die nach oben hin offene Mashtun auf, auch eine Lomond Still namends Ugly Betty, die zur Herstellung des „The Botanist“ Gin benutzt wird, unterscheidet die bis vor wenigen Wochen unabhängige Brennerei von anderen bereits gesehenen. Als Probierdram gab es lediglich den Laddie Ten und bei allem, was ich immer so über Bruichladdich gehört und gelesen habe, war ich unterm Strich etwas enttäuscht. Man möge mich nicht verkehrt verstehen, ich kann nichts negatives sagen, aber etwas besonderes empfand ich bei diesem Besuch nicht. Wenigstens eine Flasche PC10 zum vernünftigen Kurs konnte ich erstehen, das ist doch auch was. Nach der Tour liefen Willi und ich nach Port Charlotte. 

Das Wetter heute ist das genaue Gegenteil von dem von gestern, statt Regen und Sturm gab es heute Sonne satt, allerschönstes Spätsommerwetter. Wir kamen am Port Charlotte Hotel vorbei, die tatsächlich zwei Tische draußen stehen hatten. Willi meinte, es wäre doch ein tolles Foto, mit einem Guinness in der Sonne zu sitzen…, ich fragte dann, wer uns daran hindern sollte (?)…gesagt getan, ein gepflegtes Bier in der Mittagssonne, wer weiß, wann man dazu das nächste mal kommt. Willi hatte um 14 Uhr noch einen Termin bei Kilchoman und hatte Glück, das ein englischsprachiges Pärchen mit Auto in die Bar kamen und ihn mitnehmen konnte. Ich nutzte dann die Gunst der Stunde und nahm einen Happen Mittag zu mir (feste Nahrung), nahm den nächsten Bus nach Bowmore und setzte mich dann noch eine Stunde am Hafen in die Sonne, hörte Musik (heute besonders zu empfehlen : Grizzly Bear mit dem Album „Shields“, kein easylistening, aber sehr gut…) Später werd ich noch was festes zu mir nehmen und den letzten Abend mit einem Getränk meiner Wahl beschliessen. Morgen um 15.30 legt die Fähre in Port Askaig ab und wird mich langsam wieder Richtung Heimat bringen.

...mit Willi in Port Charlotte... Slainte !
Goodbye Islay... Port Ellen mit Rindviechern

RÜCKREISE: Nun hat ja alles mal ein Ende, auch diese Reise. Der Tag bis zum Nachmittag stand im Zeichen der Rumgammelei, die Fähre ging erst um halb vier. Etwas Zeit brauchte ich für das Packen des Koffers, irgendwie hatte sich mein Gepäck augenscheinlich vermehrt und ich benötigte eigentlich einen Elefanten, um den Koffer zu schließen…
Nachdem ich das irgendwann geschafft hatte, konnte ich nur hoffen, das es mich trügt, das mir das Gewicht des Gepäckstückes deutlich über 20 kg vorkam… Die Rückfahrt war unspektakulär, auch wenn die Strecke rückzu immernoch sehr schön ist, am Ende des Urlaubs sieht man alles nicht mehr so euphorisch wie hinzu. Halb zehn checkte ich in Glasgow ein und machte mich gleich nochmal auf
die Socken ins Bon Accord. Diesmal war deutlich mehr los als letztes mal, ich hatte gerade noch so einen Stehplatz an der Bar ergattern können. Da gestern Arthur Guinness Tag war, fiel mir die Getränkewahl recht leicht, was es bei den zich Biersorten in diesem Pub sonst nicht so ist. Nach einer Weile wurde mir
einfach so ein Dram gereicht (Pulteney 17y). Es kam vom Seniorbesitzer der Bar, Paul McDonagh der zufällig neben mir saß und mit dem ich dann sofort ins Gespräch kam, unter Kollegen quasi. Es hat viel Spaß gemacht, er spendierte sogar noch einen Dram, einen Springbank von der Scotch Whisky Society, sehr leckeres Tröpfchen. Sein Sohn, ebenfalls Teilhaber des Ladens, arbeitete hinter der Bar und nahm an unserer Unterhaltung rege teil. …das war es also wieder mit dem Vorhaben, höchstens 2 bis 3 Bier zu trinken und pünktlich im Hotel zu sein… schließlich ist der Wecker auf Punkt 5 gestellt… Egal, es hat viel
Spaß gemacht und ich denke, ich werde via Email und Facebook mit den beiden in Verbindung bleiben. So, dann eine Mütze Schlaf, zum Flughafen gefahren, den Koffer aufs Band gelegt…. und natürlich nachzahlen müssen… Grummel… Aber was soll man machen… Der Flug war ganz normal, der Weg nachhause auch und nun bin ich wieder hier.
Als Fazit dieser gelungenen Reise stelle ich fest : zwei bis drei Tage weniger hätten gereicht, der Anspruch, jeden Tag nur eine Distillery zu besuchen, ist bei Touren wie der von Ardbeg, Laphroaig und
Bowmore zwingend, nicht aber zu Touren wie Caol Ila oder Bruichladdich, zwei mal eine Stunde Besichtigung mit einem Standarddram ist durchaus drinne. Ich habe 1188 Fotos gemacht, viele nette Locals kennengelernt, mit vielen Whiskyenthusiasten gesprochen, tolle Leute aus aller Welt kennengelernt, auch wenn das alles unterm Strich nicht gerade ein Billigtrip war, es hat sich voll gelohnt und bleibt bis ans Ende meines Lebens in meinem Herzen und wenn ich nicht dement werde, auch in meinem Kopf.
Bedanken möchte ich mich zuerst bei meiner Freundin Nina, die in der Zeit hier die Stellung gehalten hat
und die ganze Arbeit für mich mit machen mußte. Weiterhin möchte ich Rena für ihre Gastfreundlichkeit danken, Danke an alle, die dabei waren, Danke an alle, die meine Ergüsse täglich gelesen haben und sie schon kommentierten. …bis zur nächsten Reise.

Bon Accords McDonagh's und ein kleiner (nur 1,77) Deutscher....