McLarsen reist
McLarsen’s Schottlandtour 2017…einmal im Uhrzeigersinn…
Vorwort
Dieses ist eine Art Remaster eines Blogs meiner Schottlandreise von 2017. Es war die bislang letzte große Reise von über 14 Tagen die mich einmal im Uhrzeigersinn durch Schottland geführt hat. Zum 5. Jubiläum habe ich den Blog nochmal etwas aufgehübscht, das eine und andere Bild etwas verbessert und ein paar Fehler korrigiert… wer jetzt noch welche findet kann sie behalten 😉

Auf der Baustelle Aberdeen Airport angekommen, war es der nächste Schritt das bestellte Auto im Empfang zu nehmen und Richtung erste Station Stonehaven zu fahren. Aberdeen als Stadt hatte ich mit meinem Freund André bereits im April abgehakt. Im Nachhinein ist Aberdeen eine Stadt die ihre Reize hat und zudem eine lebendige Craftbeer Szene. Drei Tage jedoch, waren deutlich überdimensioniert, die Hälfte hätte deutlich gereicht. Aberdeen wird in meiner aktuellen Reise nur als Flughafen eine Rolle spielen. …so, das Auto… Ford Fiesta… ich hab es nett gestreichelt, schließlich müssen wir jetzt 14 tage miteinander… Ein paar Stunden brauche ich immer erstmal um mit dem Linksverkehr klarzukommen, so dachte ich: ich fahr mal ausnahmsweise mit dem Navi (im Smartphone). Nun gut, ich hätte das nicht tun sollen, wer sich diese Route ausgedacht hat, muß Expressionist oder Strickmusterdesigner sein…, dann war auch noch eine Straße gesperrt und ich war mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob ich noch in Schottland bin… naja, jedenfalls bin ich hier trotzdem angekommen. Erste Residenz dieser Reise ist das Belvedere Hotel zu Stonehaven. Es liegt sehr zentral in der aber auch größenmäßig eher übersichtlichen Ortschaft südlich von Aberdeen. Das Einzelzimmer was ich gebucht habe ist ziemlicher Schrott. Klo und Dusche sind nebenan, der Schrank wäre mir beinahe entgegengefallen als ich meine Jacke dranhängen wollte und die Matratze ist warscheinlich noch von 19hundert…, egal, die Wirtsleute dieses familiengeführten Hotels sind aber sehr nett, das Essen war gut, die Bar zapft vernünftiges Bier und das wi-fi funktioniert sogar fast besser als zuhause… für eine Nacht auf jeden Fall ok… Nach dem Essen wollte ich noch eine Runde drehen und die Pubszene von Stonehaven ergründen, nach Möglichkeit mit Championsleague TV. …Nun gut, das ist hier sehr klein, ich fand nur eine Bar mit Sport TV, die hieß glaub ich Troupers oder so ähnlich und da hab ich mich nicht so recht wohl gefühlt, zumal man immer irgendwem im Weg stand, da alle auf zwei TVs schauten und mittendrinn auch noch Billard gespielt wurde. Als Celtic zur Halbzeit 0:3 zurück lag, ging ich wieder zur Hotelbar, noch ein Guinness und dann noch dieser Text… Morgen stehen folgende Sachen auf dem Zettel : Stonehaven, Dunnottar Castle, Fettercairn Distillery, Edzell Castle, Brechin.
Tag 2: Dunnottar Castle, Fettercairn, Edzell Castle, Brechin
Als ich gestern an der Strandpromenade unterwegs war, sah ich am Ende der Bucht den Wegweiser zum Castle mit 2,5 Meilen also etwa 4 Kilometer. Mit dem Auto muß man etwas weiter fahren und wenn man da ist, hat man einiges zu laufen und zu ersteigen, gut das ich gerade nichts mit den Haxen habe. Dunnottar Castle ist eine Burgruine, die mit der schottischen Geschichte ziemlich eng verknüpft ist. Am spektakulärsten war, das hier die schottischen Kronjuwelen vor der Armee Oliver Cromwells versteckt wurden, aber auch vieles andere, was z.B. bei Wikipedia sehr ausführlich aufgelistet ist.
Der größte Trumpf dieser Burg allerdings ist seine Lage auf einem Felsen direkt an der Nordsee. 2013 gab es eine weltweite Abstimmung für ein achtes Weltwunder und Dunnottar Castle belegte den siebten Platz, muß man auch erstmal machen… Nunja, nach einigen Treppen war ich dann vor Ort, das Wetter war recht feucht und man mußte teilweise aufpassen, nicht auszurutschen, der Eintritt kostete 7 £ und die Sehenswürdigkeit war bereits am frühen Vormittag gut besucht. Ich glaube sogar, das dort prozentual deutlich mehr deutsch gesprochen wurde als im Wedding und Gesundbrunnen… Ein sehr imposanter Ort, leider war das Wetter nicht so gut, das ich darauf verzichtete, die Burg noch aus anderen Perspektiven zu fotografieren, das Vorhaben hätte auch Dank wiederholt ungeeigneter Schuhe im Schlamm enden können.
Der nächste Programmpunkt war die Besichtigung der Fettercairn Distillery, nur etwa 20 min mit dem Auto entfernt. Fettercairn gehört wie auch Dalmore und Jura zu Whyte & Mackay und hat ein Visitorcenter, man kann die Brennerei also offiziell besichtigen. Zum Eintrittspreis von 5 £ erhält man eine etwa einstündige Führung und einen Dram, welches der Standard Fettercairn Fior ist. Der Guide war ein älterer Herr namens Rob und der hat das ganz sympathisch gemacht. Fotografieren war leider nicht erlaubt, aber undercover habe ich trotzdem ein paar Bilder rausgeschmuggelt…

Eine Besonderheit, die ich noch nirgendwo anderes gesehen hatte, war ein Wasserring über den Spiritstills, der diese aussehen lies, als sollten sie einen Zimmerbrunnen imitieren. Man ist der Meinung das diese Vorgehensweise die Öligkeit des New Make lindert… nun ja…
Eigentlich müsste Fettercairn ja die Lieblingsdistille aller kleinen Mädchen sein, ist das Symbol doch ein… Einhorn… Mama, ich will Einhornwhisky !… nein Bilder aus… Zum Kaufen gab es übrigens nix gescheites, also kein Distillery Exclusive oder ähnliches.
Tag 3: Glencadam Distillery, Arbroath, Dunfermline
Nach dem ebenfalls sehr guten Frühstück (an dieser Stelle noch ein Lob an das Townhead House) ging es zur Brennerei Glencadam, diese liegt recht idyllisch am Rande eines Parkes am StadtDorfrand. Distillerymanager Douglas Fitchett führte mich durch die kleine, altmodische und ziemlich unbekannte Brennerei. Auffällig war für mich, das dort die Brennblasen so eingebaut sind, das man keine Chance hat, sie vernünftig zu fotografieren.
Das Wasser für die Kühlung wird hinter dem Brennereigebäude als Art Springbrunnen größerer Art verwendet, vom Park aus sicher hübsch anzuschauen. Glencadam, übrigens gleicher Besitzer wie Tomintoul, produziert zu mindestens 98 % für die Blended Whiskys, in diesem Falle häufig für Supermarktwhiskys in Frankreich oder Spanien. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Halle, wo der Whisky geblended wird. Leider konnte ich nicht die großzügig angebotenen Malts zum Ende der Führung trinken, schließlich hatte ich heute einige Kilometer mit dem Auto vor mir. So ging es dann auch zügig weiter, erste Station: Montrose. Hier hatte ich nichts spezielles vor, parkte kurz, ging die Hauptstraße mal hoch, mal runter… es ist eine kleine Hafenstadt mit Bezug auf die Ölindustrie, etwa 12.000 Einwohner und wenig sehenswertes. Bis vor etwa 20 Jahren war Montrose die Heimat der Distillery Lochside, auch hier steht heute ein Supermarkt. Weiter ging es an einen Strand, der in der Gegend bei entsprechenden Wetter der Hit sein soll: Lunan Beach.
Das Wetter war zwar bedeutend besser als gestern, aber… ich hatte eh keine Badehose bei…, also weiter Richtung Arbroath, ebenfalls an der Nordseeküste gelegen, etwa doppelt so groß wie Montrose und für mich vor allem wegen den baulichen Überresten der Arbroath Abbey einen Stopp wert. Allzu viel ist nicht mehr von der frühgotischen Anlage erhalten, aber was noch zu sehen ist, lässt erahnen, was hier mal für ein Riesenteil stand, die Fotos können das nur andeuten. Wenn man bedenkt das der gemeine Mittelaltermensch ja eher hobbitgroß war, gab das sicher Ehrfurcht. Zerstört wurde das ganze aus verschiedenen Gründen wie Sturm, Feuer und Krieg, dann kam die Reformation und die Abbey wurde überflüssig. Historic Scotland ist ein Verein, der sich um die Restaurierung und Erhaltung solcher alten Denkmäler kümmert und das wirklich sehr gründlich, dafür zahle ich auch gerne etwas.
Nach dem Rundgang durch die Klosterruine ging es jetzt auf die erste etwas längere Fahrt nach Dunfermline. Man braucht etwa 1,5 Stunden, man fährt über Dundee und Perth, fast alles ist so eine Art Autobahn, die aber zeitweise von hunderten Kreiseln unterbrochen wird, das man fast einen Drehwurm kriegt. Bei bestem Wetter kam ich dann in Dunfermline an. Das City Hotel liegt auch wirklich genau in der City und der erste Eindruck ist sehr positiv. Einziges Problem (bis jetzt), der W-lan Router ist tot, da muß ich noch mal sehen, ob sich da einer kümmert.
Dunfermline ist mit seinen etwa 50.000 Einwohnern eine der größeren schottischen Städte. Sie liegt nördlich von Edinburgh und war schottische Hauptstadt, bevor es Edinburgh wurde. Auch hier gibt es eine Abbey, etwas besser erhalten als Arbroath bzw. wieder aufgebaut, ich war heute schonmal kurz dort, richtig anschauen tue ich sie mir aber erst morgen oder übermorgen. Den Turm kann ich vom Fenster auch sehen, genau wie den Turm der City Chambers, ein Wahrzeichen der Stadt. Schaue ich nach rechts aus dem Fenster, beginnt dort der Pittencrieff Park, der sieht auch nicht klein aus… ist aber auch auf dem Erforschungsplan der nächsten Tage. Abends gab es noch Steak und Bier, da ich aber um kurz nach 9 schon wieder im Hotelzimmer bin (und auch noch ohne w-lan)… denk ich manchmal dran… ob ich nicht doch älter werde… Morgen stehen wiederum alte Gesteinsreste und 3 x neue Whiskymanufakturen auf dem Plan…
Man kommt mit einem Boot dahin, was etwa 10 Minuten dauert, der Preis ist im Eintritt inklusive. Es ist eine der ältesten Burgen Schottlands. William Wallace und Robert The Bruce waren dort und lenkten die jahrhundertelangen Scharmützel mit den Engländern. Prominentester Gast (wenn auch nicht freiwillig) war die schottische Königin Maria Stuart, die etwa ein Jahr dort gefangen gehalten wurde und 1568 mit ihrem Gefängniswärter flüchtete. Viel erhalten ist außer den Grundmauern nichts mehr, trotzdem ein sehr schöner Ort, zumal das Wetter heute Vormittag ziemlich klasse war.
Das Visitorcenter ist schon offen, man kann dort etwas zur Geschichte erfahren, schließlich kam die erste schriftliche Überlieferung vom Brennen eines uisge beatha (gälisch für Wasser des Lebens, später wurde das Wort Whisky davon abgeleitet) von einem Mönch namens John Cor aus der Lindores Abbey, deren Reste sich direkt vis-a-vis zur Brennerei befinden. Man kann also sagen, der Ort hat eine gewisse Tradition zum Schnapsbrennen. Ein Cafe und Souvenirshop sind auch bereits offen. …noch kein Tropfen destilliert, aber schon 20 Shirts, Taschen, Schnickschnack etc… der ganze Laden ist voll… zum kaufen…zzzzz…..
Die nächste Station war das Schloß Falkland, knapp 30 min entfernt. Als ich dort ankam, hatte ich Mühe einen Parkplatz zu finden, so voll war das da, Reisebusse inklusive. Mehr oder weniger aus Versehen, hab ich mich mit einer französischen Reisegruppe auf das Gelände geschmuggelt, das bemerkte ich erst beim rausgehen, als ich einen Ticketschalter sah… Nun gut, ich war eh nur kurz im Garten für ein paar Fotos, das war mir zu überlaufen, also ging es dann Richtung St. Andrews zur ebenfalls neuen, aber bereits produzierenden Eden Mill Distillery & Brewery. Diese befindet sich in einem ehemaligen Industriekomplex im St. Andrews Vorort Eden.
Eine Whiskytour hätte mich fast 2 Stunden Wartezeit gekostet, also ließ ich das bleiben , drehte eine Runde im Shop und fuhr weiter zur nächsten neuen Distillery, nämlich Kingsbarns. Auf dem Weg dorthin kam ich durch St. Andrews, was für heute auch auf dem Zettel stand. Da das Wetter aber bereits wieder auf Regen geschaltet hatte, verwarf ich einen Stopp dort und überlege morgen mit dem Bus hinzufahren. Kingsbarnes ist ein Dorf etwa 10 km von St.A. entfernt, alles dreht sich in der Gegend um Golf, etwa 3 km vom Dorf entfernt liegt dann die Kingsbarns Distillery.
Auf den Überresten eines landwirtschaftlichen Gebäudekomplexes aus dem 19. Jahrhunderts baute der unabhängige Abfüller Wemyss eine neue Distillery, vor allem um als independent Bottler etwas zum tauschen zu haben. 2015 wurde das erste Faß abgefüllt und nächstes Jahr kann der erste Whisky gebottled werden (kann…, nicht muß). Im Bistro von Kingsbarns konnte ich noch eine leckere Suppe essen, bevor ich eine Privatführung bekam, allerdings nicht ob meiner Prominenz, sondern weil grad niemand anderes da war. Zu zweit kann man das ja etwas individueller gestalten, so outete ich mich gleich als nicht ganz Unbefleckter was Whisky angeht und David, der Guide fragte mich hier und da ab, ob ich wirklich Ahnung habe…, hatte ich, manchmal stotterte nur die englische Sprache ein wenig… Leider durfte ich trotz Handshake mit dem Produktionsleiter und all der Intimität der Führung nicht mal ein Foto in dem Produktionsraum machen (…ja, es ist alles auf kleinstem Raum). Da nicht mal mehr produziert wurde, für mich eine Enttäuschung, die völlig albern ist, aber selbstverständlich akzeptiere ich die Vorschriften im Hause Kingsbarns. Eine kleine Flasche New Spirit darf den Weg in die Heimat antreten. Es ist am 4. Tag die erste Flasche… Rekord… Dann ging es durch reichlich Regen zurück nach Dunfermline. Das WLAN geht noch immer nicht, zum senden muß ich eine Etage tiefer… hmmm… egal. Danach gab es noch Burger und Bier im 7 Kings, einer Riesenkneipe im Stil von Wetherspoon, nur jünger, inklusive einer Geräuschkulisse wie auf dem Frankfurter Flughafen. Noch ein Guinness im Old Inn, dann reicht es jetzt auch. Morgen… ist der einzige Tag, der noch nicht verplant ist. Es soll regnen und ich überlege, ob ich mit dem Bus (Busbahnhof = 50 m) nach St. Andrews oder Edinburgh fahre, beides Ziele bei denen das Auto zum Ballast werden könnte. Vielleicht mache ich aber auch etwas anderes, lasst euch überraschen…
Tag 5: Dunfermline & St.Andrews
…so, der nicht verplante Tag ist nun auch gelaufen. Ich habe es etwas ruhiger angehen lassen und das Auto hatte heute auch frei. Als erstes habe ich mir die Dunfermline Abbey und die Reste des dazugehörigen Palastes angeschaut. Die Gründung der Abtei geht ins 11.Jh zurück, sie wurde im romanischen und frühgotischen Stil erbaut. Die Gebäude, die dem früheren Abt als Palast diente, wurden im 17. Jh vom schottischen Königshaus bezogen. Wie so viele andere Bauwerke, wurden die Kirche und das Kloster in den Wirrungen der Reformation zerstört bzw. dem Verfall preisgegeben. Erst im 19. Jh fing man an, das Ensemble zu sichern, zu rekonstruieren und zum Teil neu zu bauen. Das zuletzt als Palast des schottischen Königshauses genutzte Gebäude verfiel ab dem Moment, als 1603 die britischen Königshäuser fusionierten. Ich habe heute sehr lange dort verbracht, ein sehr mystischer Ort und eine der bedeutendsten Bauwerke Schottlands.
Nationalheld Robert the Bruce, von 1306-1329 schottischer König, liegt in der Kirche begraben. Neben der historischen Anlage beginnt eine ziemlich große Parkanlage: der Pittencrief Park. Dieser hat viele Facetten, von halbwildem Wald, über Blumenrabatten bis zum vornehmen englischen Rasen ist alles vorhanden. Nachdem ich also etwas länger in Dunfermline unterwegs war, nahm ich den Bus nach St. Andrews. Warum Bus (?), ich hatte keine Lust die gleiche Strecke wie gestern mit dem Auto zu fahren, außerdem sah ich gestern auch, das es kaum Parkplätze dort gibt. Der Bus fährt hier gleich um die Ecke und ich mag es mit Musik auf den Ohren durch die Gegend zu gondeln und aus dem Fenster zu gucken, anstatt sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen. Die Fahrt dauerte etwa 1,5 Stunden. St. Andrews ist eine Universitätsstadt, was nicht zu übersehen ist. Man läuft die Market Street entlang und erlebt eine Mischung aus Elitestudenten und Seniorengolfern, sehr schön anzuschauen.
An der Nordseeküste gibt es dann dann 2 Ruinen zu besichtigen: das Castle und die Kathedrale. Von beiden sind nur noch Reste vorhanden. Der schottische Prediger John Knox, einer der ersten ranghohen Kirchenvertreter, der die Reformation vorantrieb, rief das Volk dazu auf, die Kirche und das Schloß zu zerstören. Das ist ihnen gut gelungen, die Fläche der Kathedrale wurde nun als Friedhof genutzt. Man kann das alles mit vielen hunderten Touristen besichtigen. Danach ging es wieder heimwärts, essen trinken… wie jeden Tag, morgen steht wieder einiges auf dem Plan, der nächste Bericht sollte morgen aus Dumfries im Süden Schottlands kommen.
Tag 6: Brücken, Glenkinchie, Melrose, Scott’s View, Annandale & Dumfries
…die Überschrift deutet es bereits an : heute wird’s nicht langweilig, es gibt vor allem einige Kilometer zu schrubben… Der checkout vom City Hotel Dunfermline fiel mir nicht so schwer… mein erster Eindruck war ja ganz gut, aber im Nachhinein war der einzige Vorteil die (ja, doch…) ziemlich brilliante Lage. Das Zimmer war auch ok, aber ohne funktionierendes wi-fi macht das keinen Spaß. Ich hatte viermal Bescheid gesagt, es funktionierte mal ein paar Stunden (aber auch nur äußerst dürftig), danach wieder nicht. Die brilliante Lage hat auch für all die einen Nachteil, die Ruhe wünschen. Gerade am Wochenende war im Hotel und drumherum ein Riesenremmidemmi…, mich hat es kein bisschen gestört, aber das nur zur Info. Heute ging es Richtung Süden, tief in die Lowlands. Station #1 waren die Brücken über den Firth of Forth. Es stand ja neulich weltweit in allen Gazetten, das mit der neuen Queensferry Bridge westlich von Edinburgh eine Brücke mit neuen Superlativen eröffnet hat. Am 04.09. war die Queen hier und hat das Bauwerk eingeweiht. Auf dem Weg in den Süden Schottlands musste ich hier sowieso vorbei und machte einige Aufnahmen, allerdings weniger von der neuen Brücke, auch nicht so viel von der mittelältesten Brücke, sondern von dem Baudenkmal und Weltkulturerbe Forth Bridge von 1890. Ich habe mich im Vorfeld informiert, wo man gute Aufnahmen machen kann, das geht gut, wenn man Albert Hotel Queensferry in die Navigation eingibt. Plötzlich steht man wie ein kleiner Junge vor einem Megateil aus Stahl, der so gewaltig ist, das ein darüberfahrender Zug zwar zu hören ist, aber nicht weiter auffällt. 1890 war es die Brücke mit der größten Spannweite weltweit, das hielt immerhin 30 Jahre lang, dann wurde man in Kanada weiter… und es ist die erste Brücke dieser Dimension, die komplett aus Stahl errichtet wurde. Etwa 5000 Arbeiter waren dabei, etliche überlebten nicht, ein Gedenkstein auf dem öffentlichen Parkplatz listet die Namen auf.
Eigentlich wollte ich noch ein paar andere Aufnahmen besonders von der neuen Brücke machen, aber erstens hatte ich schon genug von der alten im Kasten, dann benutzte ich auch noch eine Navigation, welche die neue Brücke noch garnicht kannte und mich andauernd auf die alte schicken wollte… ich hab das recht spät kapiert und damit Zeit verloren, aber egal… Trotzdem war es im Nachhinein richtig, mit Navigation zu fahren (was ich sonst eigentlich ablehne), die großen Straßen in Schottland, besonders um Edinburgh sind vom allerfeinsten ausgebaut, ich glaube nicht, das daß in Deutschland besser gemacht wäre, nur die ganz großen Kreisverkehre mit 5 Spuren auf jeder Seite und ebenso vielen Optionen machen mir manchmal etwas Kopfzerbrechen… heute war ich allerdings immer richtig… Nächstes Ziel war die Glenkinchie Distillery, die sich ja auch Edinburgh Malt nennt… haha… das wäre ungefähr so, als das sich Spandau oder Brandenburg a.d. Havel als Berliner Stadtteile bezeichnen würde… Ganz weit draußen, wo sich Fuchs und Hase Gutenacht sagen, liegt die Glenkinchie Distillery.
Teil der Classic Malts of Scotland ist die Brennerei sogar ziemlich bekannt. Für mich persönlich war es ein Besuch um eine weitere Destille abzuhaken, in diesem Falle #66, aber irgendwelche Erwartungen hatte ich eigentlich nicht. Der Guide William, ein Herr jenseits der 60 machte die Tour allerdings so gut, das ich begeistert war und mir von seinen Ausführungen sogar noch einiges abgucken kann, ein Glücksfall für Diageo. Die Distillery Exclusive Abfüllung hat mich (außer vom Preis) auch überzeugt und da ich noch nicht viel im Koffer hatte, darf eine Flasche trotzdem nach Berlin.
Nächster Punkt : Melrose Abbey : Wer in den letzten 2-3 Tagen diesen Blog mitgelesen hat weiß das ich eine gewisse Schwäche für desolate Gebäude aus längst vergangenen Zeiten habe, die Melrose Abbey ist eine Ruine einer ziemlich großen Klosterkirche, welche nach der Reformation zerstört wurde und als Ruine sehr gut gepflegt wird. Ein Besucherhighlight ist die steinerne Darstellung eines Schweines, was Dudelsack spielt… da sach noch mal einer, die hätten im Mittelalter gar keinen Humor gehabt… Um die Ecke gibt es dann noch einen berühmten Aussichtspunkt von Schottland : Scott’s View.
Der berühmte schottische Poet Walter Scott (1771-1832) mochte diesen Ausblick sehr gerne und ich kann ihn verstehen. Im übrigen verstehe ich nicht recht, warum die Lowlands ihren Namen haben, in anderen Regionen der Welt, würde man sie warscheinlich als alpin bezeichnen… Also flach ist anders… Weiter ging es jetzt Richtung Annan und der Brennerei Annandale. Das musste jetzt einigermaßen zügig gehen, da um 16:00 Uhr die letzte Führung war. Nicht zuletzt weil heute Sonntag war, ging das ganz gut und um 5 vor 4 durfte die Kollegin, die warscheinlich bereits im Feierabendmodus war, noch eine Privatführung für McLarsen machen.
…nun… der Tag war umfangreich, morgen geht es weiter und der Ort von dem ich berichten werde, heißt Stranraer. Gute Nacht.
Tag 7: Caerlaverock, Sweetheart, Threave, Bladnoch & Stranraer
Die Dunfries Villa ist ohne Wenn und Aber zu empfehlen, das sei an dieser Stelle nochmal ausdrücklich erwähnt, zumal 30 £ dafür schon fast geschenkt ist. Als erstes ging es zu einer wunderschön gelegenen Wasserburg, dem Caerlaverock Castle, etwa 10 min von Dumfries entfernt.
Die Burg ist dreieckig, hat zwei mächtige Türme neben dem einzigen Zugang und konnte dadurch sehr schwer eingenommen werden. Da es jedoch keinen Geheimgang oder ähnliches gab, konnten die Belagerten ausgehungert werden. Viel übrig außer Gemäuer ist auch hier nicht, aber auch top-gepflegt von Historic Scotland. Die nächste Station war die Sweetheart Abbey, etwa 8 km Luftlinie entfernt, trotzdem dauert es etwa eine halbe Stunde mit dem Auto, weil man zurück über Dumfries fahren muß. Die Abtei hat ihren Namen nach dem einbalsamierten Herz des verstorbenen Ehemannes der Klostergründerin und Mäzenin Lady Devorguilla. Beide (Lady und Gattenherz) sind in der Kirche begraben. Von dem um 1270 entstandenen Bau sind wie bei den vielen anderen besuchten Ruinen nur noch Mauerreste erhalten.
Im gleichen Dorf, es heißt New Abbey habe ich im Anschluß noch eine historische Wassermühle besucht, die als Museum besichtigt werden kann aber auch noch voll funktionstüchtig ist. Eher spontan wurde ich noch auf eine Burg aufmerksam, die quasi auf dem Weg lag : Threave Castle. Auch die Reste dieser einst stolzen Anlage stehen im Wasser jedoch nicht wie bei Caerlaverock von einem Graben umgeben, sondern auf einer Insel. Auf diese kommt man, indem man eine Glocke läutet und dann mit einem Boot abgeholt wird. Wenn man dann davor steht… ein ganz schöner Koloss… 5 Etagen hatte die Burg, die Heimat der Familie Douglas war, welche im 15. Jh vom schottischen König Jakob II. entmachtet wurde. Einige Belagerungen überstand die Burg, die entscheidende wurde aber, und da hilft auch die mächtigste Architektur nichts, mit Schmiergeld aufgegeben.
Nächste Station war eine kurze Stippvisite bei der Bladnoch Distillery. Das dort gerade gebaut wird wußte ich, wollte aber trotzdem mal vorbeischauen. Der abgesperrte Parkplatz mit großen Schildern mit „Shop Closed“ und „No Visitors“ war schnell klar, das es kein kleines ungeplantes Intermezzo geben würde, also ein paar Bilder gemacht und weiter zur heutigen Residenzstadt Stranraer.
Hier bin ich im Neptuns Rest Guesthouse untergekommen und mit dem bin ich zufrieden. Das Einzelzimmer ist zwar mit ca. 4qm mit Dachschräge nicht gerade partytauglich, aber es hat alles was ich brauche. Abends wollte ich noch ein paar Pints zu mir nehmen, musste allerdings feststellen, das dieses gar nicht so einfach ist, da (vielleicht liegt es am Montag) kaum etwas auf hatte. Das Commercial Inn, etwa 5 Häuser weiter kam mir schon wegen seiner undurchsichtigen Fenster nicht ganz koscher vor, als aber nichts mehr anderes übrig blieb und der Durst alle Bedenken von sich wies… ging ich rein… bei uns in Berlin Wedding und Gesundbrunnen heißen solche Lokale „Beim Dicken“, „Zum Magendoktor“ oder „Zum Bierdeckel“… Mehr als zwei zügige Guinness mochte ich da nicht bleiben und somit schreibe ich jetzt, begleitet von einem schönen Port Charlotte im Glas, diesen Bericht. Morgen sind wieder einige Kilometer zu schrubben… Es geht von den Lowlands zurück in die Highlands. Sollte ich wohlbehalten ankommen, kommen die nächsten beiden Berichte aus Stirling.
Tag 8: Stirling
Noch ein Wort zu Stranraer : Diese Stadt von etwa 10.000 Einwohnern ist diese Stadt am nächsten : Belfast. Zwar ist da etwas Wasser dazwischen, aber Nordirland kann man sehr gut sehen, vor allem wenn man auf der Küstenstraße Richtung Ayr fährt, eine wunderschöne Straße im Übrigen, die A77.
Heute ging es Richtung Stirling, mit etwa 185 km die wohl längste Strecke dieser Tour. Nur eine Station gab es auf der Strecke, die A.D.Rattray Whisky Experience in Kirkoswald zwischen Girvan und Ayr. Der Stammsitz des unabhängigen Abfüllers ist ein netter Whiskyshop mit sehr nettem Personal. Angeboten werden viele Originalabfüllungen und einige unabhängige Bottlings. Von dem eigenen Stock waren nur drei Whiskys erhältlich, zwei junge Single Malts und ein älterer Grain. Man wartet auf das kommende Bottling, dann gibt es wieder mehr, erfuhr ich. Das schönste an dem Laden ist die Möglichkeit, selbst aus Fässern abzufüllen. Ein 2007er Pulteney und ein 1995er Glen Elgin durften mit schönem Label die Reise ins Offside antreten….dann sind es jetzt schon 3,5 Flaschen…
Der Rest der Fahrt war unspektakulär, in Glasgow muß man etwas konzentriert fahren, da gibt es wieder viele Spuren auf der Autobahn, aber mittlerweile ist sowas fast schon Routine… In Stirling angekommen, konnte ich schon sehr früh in das Hotel einchecken, es ist das Allanhotel in der Allan Street. Das Haus steht nicht in Reiseführern etc., ich habe mir das selber auf der Landkarte erschnüffelt. Ich habe ein Megazimmer mit 3 Betten und Wannenbad, es liegt mitten in der Stadt, hat Parkplätze und kostet 45 € als Single. …kann man nicht meckern, oder ?… (ich hab nochmal vorsichtshalber nachgefragt, haut aber alles hin…) Da ich früh hier war und das Wetter heute herrlich , ging es gleich auf die Piste und das heißt hier natürlich erstmal auf das Castle. Ich bin ja schon oft auf der Autobahn an Stirling vorbeigefahren, hab mir immer gesagt, wow, was für ein Hammerteil, eines Tages mußt du da hoch… Heute war es soweit. Gut das ich noch etwas auf meinem Explorerpass von Historic Scotland frei hatte, sonst hätte der Spaß 15 £ gekostet. Es war interessant mal eine unzerstörte Burg zu besichtigen, dann auch noch mit einmaliger Aussicht. Gut eine Stunde bin ich durch die Gebäude geschlendert, dann war gut und es war mir eh etwas zu überlaufen, aber das gehört halt bei Touristenattraktionen dazu.
Der Rest der Fahrt war unspektakulär, in Glasgow muß man etwas konzentriert fahren, da gibt es wieder viele Spuren auf der Autobahn, aber mittlerweile ist sowas fast schon Routine… In Stirling angekommen, konnte ich schon sehr früh in das Hotel einchecken, es ist das Allanhotel in der Allan Street. Das Haus steht nicht in Reiseführern etc., ich habe mir das selber auf der Landkarte erschnüffelt. Ich habe ein Megazimmer mit 3 Betten und Wannenbad, es liegt mitten in der Stadt, hat Parkplätze und kostet 45 € als Single. …kann man nicht meckern, oder ?… (ich hab nochmal vorsichtshalber nachgefragt, haut aber alles hin…) Da ich früh hier war und das Wetter heute herrlich , ging es gleich auf die Piste und das heißt hier natürlich erstmal auf das Castle. Ich bin ja schon oft auf der Autobahn an Stirling vorbeigefahren, hab mir immer gesagt, wow, was für ein Hammerteil, eines Tages mußt du da hoch… Heute war es soweit. Gut das ich noch etwas auf meinem Explorerpass von Historic Scotland frei hatte, sonst hätte der Spaß 15 £ gekostet. Es war interessant mal eine unzerstörte Burg zu besichtigen, dann auch noch mit einmaliger Aussicht. Gut eine Stunde bin ich durch die Gebäude geschlendert, dann war gut und es war mir eh etwas zu überlaufen, aber das gehört halt bei Touristenattraktionen dazu.
Dem folgte ich gerne und kann allen, die es empfohlen haben, nur danken. Das war der erste tolle Pub Abend in Schottland auf dieser Reise. Ich werde da morgen auch nochmal aufkreuzen, denn ich soll noch was ins Gästebuch schreiben. Das werde ich auch tun… Morgen liegen außerdem zwei Whiskybrennereien in der Gegend und ein Schloss auf dem Zeitplan…

Tag 9: Deanston, Doune, Dunblade & Glenturret
Gestern war wohl das letzte Aufbäumen des Sommers… (welchen Sommers auch immer)… Heute hat es aber nur einmal geregnet, es begann heute früh und dauert aktuell an, die Wetter-App lässt auch für die kommenden Tage nichts gutes verheißen… Nun ja, das ist ja nur Wasser und ich bin eh nicht zum Strandurlaub hier. Meine erste Station heute war die Deanston Distillery, etwa 20 min entfernt. Die Tour war gut, es durfte fotografiert werden und es gab eine Distillery-only Flasche zu kaufen, die sich jetzt auch im Kofferraum befindet.
Direkt um die Ecke von Deanston ist das Doune Castle, eine etwas besser erhaltene mittelalterliche Burganlage, die auch sehr gut besucht war. Da ich während dieser Reise schon schönere Castles besichtigt habe, die meistens auch ohne Touristenschwärme auskamen, war der Besuch nicht so ausführlich wie andere davor. Besonders berühmt ist Doune Castle übrigens für Filmaufnahmen. Für eine angeblich populäre Serie namens Game of Thrones oder so ähnlich wurden dort etliche Aufnahmen gemacht. Auch für Monty Python’s Ritter der Kokosnuss diente die Burg als Kulisse (I fart in your general direction… your mother was a hamster…and your father smells of elderberries…)
Danach fuhr ich zur Tullibardine Distillery in der Hoffnung, eine Tour zu bekommen. Leider hätte ich dafür fast zwei Stunden warten müssen, so verschob ich das auf morgen früh und tauschte mit Glenturret, wo ich dann auch hinfuhr. Bei Glenturret dreht sich alles um The Famouse Grouse, eines der erfolgreichsten Blends in Großbritannien. Ich machte eine Tour mit, die war ok aber ohne Fotos. Glenturret hatte eine ziemlich berühmte Katze: Towser (1963-1987) wurde nicht nur für Katzenverhältnisse sehr alt, er erlegte auch insgesamt 28.899 Mäuse… und steht damit im Guinness Buch der Rekorde. Heute gibt es gei Glenturret zwei Katzen : Glen und Turret. Mit Glen durfte ich mich kurz anfreunden… Eine Distillery-only Bottle durfte auch mit und dann ging es durch reichlich Regen zurück nach Stirling. Das war heute mal recht kurz, aber ich bin jetzt etwas müde und muß morgen früh zeitig raus. Morgen abend werde ich aus Aberfeldy berichten…

Tag 10: Tullibardine, Blair Athol & Aberfeldy
Heute waren gleich 3 Whiskydestillen auf dem Plan. Es begann um 10 Uhr bei Tullibardine. Die Brennerei ist in privater Hand und gehört zu keinem Konzern. Man wirbt ganz gerne mit der Jahreszahl 1488… hmmm, die erste urkundliche Erwähnung eines uisge beatha in Schottland war 1495, war man in Tullibardine etwa schneller ? … nö… es seie denn, man dreht bei der Jahreszahl 1949 etwas an den Zahlen um ins 15. Jh zu kommen. Die Jahreszahl bezieht sich auf eine Brauerei, welche einst und ziemlich lange an der Stelle gestanden hat. Warum sich die Hausherren mit dieser Jahreszahl schmücken, mit der sie rein garnichts zu tun haben weiß ich nicht. Empfangen wurde ich bereits gestern von einer deutschen Mitarbeiterin des Visitorcenters, die gut und gerne aus Berlin stammen könnte… natürlich nur wegen der Berliner Freundlichkeit versteht sich… Geführt wurde ich mit zwei anderen Deutschen, allerdings von einem älteren Guide namens Jim, der sehr bemüht war.
Die Dame von dem deutschen Paar verstand kein englisch, der Herr dazu auch nicht viel, so das ich ab und zu übersetzen konnte. Die Produktionsabläufe sind dort natürlich auch wie anderswo, es hat alles einen leicht angegammelten Charme in diesem Industriegebäude direkt an der A9, das passt aber auch irgendwie zum Tullibardine Whisky, von dem ich selten etwas richtig gutes im Glas hatte. Um mein Programm für morgen zu entlasten beschloss ich eine der beiden Brennereien in der Tourihochburg Pitlochrie heute schon zu erledigen. Meine Wahl fiel auf Blair Athol und die Führung startete um 12:45 Uhr. Es war wie so häufig, ich habe nicht viel erwartet und war dementsprechend nicht enttäuscht, das ich nicht viel neues mitnehmen konnte, außer mal vor Ort gewesen zu sein und ein paar (Außen)fotos zu machen. Es ist ja schon ein schöner Ort, mit der efeubehangenen Fassade.
Zu probieren gab es einen Blair Athol 12y OA, also aus der Flora & Fauna Serie, etwas anderes hat Diageo bei dieser Distillery noch nicht zustande gebracht. Es gab auch den Diageo üblichen Distillery Exclusive NAS für 80 £, ich konnte mich heute allerdings beherrschen, eine mitzunehmen. Zeit für Pausen war nicht, es ging sofort weiter nach Aberfeldy, etwa 20 min entfernt. Dort hieß es erstmal das Auto auf dem Hotelparkplatz zu stellen und dann zu Fuß in die Aberfeldy Distillery zu laufen. Ich hatte diese Tour bereits vor ein paar Monaten gebucht, weil ich endlich auch mal etwas trinken wollte, wenn ich vor Ort bin. Ich buchte also die Connoisseur Tour mit einem Fasssample und 5 Whiskys für 27 £. Die Tour war in Ordnung, ich war ja schonmal hier und kannte das alles auch noch.

Morgen geht es nochmal zurück nach Pitlochry und dann nach Dufftown, was dann auch bereits die letzte Station ist, die aber auch 3 Tage beinhaltet.
Tag 11: Reisetag nach Dufftown via Edradour, Pitlochry Dam und Dalwhinnie
Jeden Tag wenn ich diesen Blog schreibe, wunder ich mich über die Tageszahl… 11 schonwieder… wie doch die Zeit vergeht. Heute stand die Reise zur letzten Etappe an, nämlich nach Dufftown. Vorher gab es jedoch noch einen Abstecher nach Pitlochry, wo ich die Edradour Distillery besichtigt habe.
Früher warb die immer noch putzig kleine Brennerei damit, die kleinste in Schottland zu sein. Damit ist seit ein paar Jahren Schluß, es gibt sogar mehrere Farmdestillen, die noch kleiner als Edradour sind, zeitgleich wird Edradour auch immer größer, derzeit werden zusätzliche Lagerhäuser gebaut. Ich war ausversehen schon etwas früher vor Ort, so konnte ich den Ort auch ohne Menschen erleben. Kurz nach Öffnung um 10 Uhr war bereits eine größere Gruppe da, welche dann auch die erste Tour war. Mir hat die Tour und Edradour persönlich sehr gefallen. Normalerweise geht jede Tour durch die Produktion von Malz, Mashtun, Washbacks, Brennblasen, Warehouse und zum Schluß ein Whisky. Edradour hatte folgenden Ablauf : Begrüßung, Gang ins ehemalige Malzlager, dort gab es 2 Whiskys (alternativ den Sahnelikör), dazu ein Video. Danach ging es ins Lagerhaus, danach in die Produktion (das ist echt nicht groß…) und zum Schluß in den Shop mit kurzen unverbindlichen Kaufempfehlungen für Edradour und Signatory Vintage Flaschen. Ich als Autofahrer war froh, daß die Whiskys am Ende wieder weg waren… Für 7,50 £ ist Edradour absolut empfehlenswert, fotografieren ist überall erlaubt und die Leute da sind nett. Edradour liegt ja durchaus etwas abseits von Pitlochry, einem Ort, in dem man aufpassen muß, daß einem kein Touristensenior vors Auto springt, ganz schön überlaufen, der Ort.
Ich besuchte danach noch den Pitlochry Dam, einen Staudamm mit Wasserkraftwerk mitten im Ort. Es gibt ein Visitorcenter, in dem man informiert wird, wie die Highlands ab der 1940er Jahre an das Stromnetz angebunden wurden, durch die Errichtung von Wasserkraftwerken. Es liegt ja auch auf der Hand, mit den teilweise extremen geografischen Begebenheiten vor Ort etwas gescheites anzustellen. Eine besondere Attraktion dabei ist eine Fischtreppe, auf der die Lachse an dem Staudamm vorbeigeführt werden. Dann ging es Richtung Speyside. Ich fuhr die A9 Richtung Inverness und erwägte einen Stopp an der Dalwhinnie Distillery zu machen, wenn es nicht wie aus Eimern schüttet, was über große Teile der Strecke der Fall war. Bei Dalwhinnie, eine der höchstgelegendsten Brennereien Schottlands an dem Ort, wo Schottland nachweislich am kältesten ist, machte der Regen bei meiner Ankunft erstmal Pause und ich konnte ein paar Fotos machen. Zufällig startete gerade eine Tour und ich machte sie mit, als Friend of the classic malts of Scotland kostet das ja nix…
Die Tour (von der ich nix erwartet hatte) war schlechter als gedacht, die Dame hatte einen immer gleichen Singsang Vortrag, was schwer zu ertragen war (nicht das ich etwa zugehört hätte, aber das nervt auch so…), naja aber jetzt war ich da auch mal und habe somit jetzt 73 Whiskybrennereien besucht, einige davon mehrmals… (dafür braucht man dann halt irgendwann nicht mehr zuzuhören…) Weiter ging es in die Whiskyhauptstadt Dufftown. Ich bezog das übliche Commercial Hotel, was neuerdings eine neue Bewirtung hat. Wie sich das auswirkt vermag ich heute noch nicht zu sagen, werde es aber kundtun. Als ich das Haus dann verlies, stand dann zufälligerweise meine Schwester und ihr Freund auf der Straße, kann ja mal passieren (ok, es war nicht ganz zufällig…)
Wir gingen ins Stuarts Arms essen, die beiden fuhren weiter in ihre Unterkunft nahe Aviemore und ich nahm noch 2-3 Guinness im hoteleigenen Pub, in dem sogar das Bundesligaspiel Bayern-Wolfsburg gezeigt wurde. Ich wurde oft gefragt für wem ich da bin, ich konnte nur sagen „I hate them both“… Morgen melde ich mich live vom Autumn Speyside Festival…
Ich jedenfalls machte eine Pause, dann ging es um 13:15 weiter mit dem Bus nach Aviemore, dort in den Zug mit Dampflok. Die Tour mit de Zug war nicht sonderlich lang, sowas ist halt was für Bahnliebhaber. Ein schöner Rahmen zum Verkosten diverser Speyside Whiskys war es definitiv, zumal das Wetter heute mal wieder auf der bright side of life war… Im Anschluß ging die Rückfahrt über das Whiskycastle Tomintoul zurück nach Dufftown.
Wer den Blog die letzten Jahre mitgelesen hat weiß vielleicht noch, das ich den neuen Besitzern vom Whiskycastle etwas kritisch entgegenstand,.mittlerweile mögen wir uns… Die ganze Veranstaltung hat mit Bus, Zug und Whisky gerade einmal 45 £ gekostet… kann man mal machen…Es war einer der Tage, die einfach Urlaub waren, keine Termine und leicht einen sitzen, um es mit Harald Juhnke zu sagen. Abends ist nicht mehr viel passiert, morgen werd ich ein wenig durch die Gegend fahren… und sicher nicht so früh trinken…

Weiter ging es nach Banff, eine Stadt an der Nordseeküste, an der Mündung des River Deveron. Warum (?) fragte ich mich selber auch… ich wollte einfach mal da gewesen sein und ich fand auch den Hafen ganz hübsch… Gegenüber, auf der anderen Seite des mündenden Deveron, liegt die Stadt Macduff, gleich nach der Flussbrücke auch die gleichnamige Whiskybrennerei, die ihre Originalabfüllungen unter dem Namen (Glen) Deveron vermarktet. Macduff hat kein Besucherzentrum oder irgendetwas in der Art, ich hoffe eines Tages mal darein zu dürfen, heute war nur ein bisschen von außen zu fotografieren. Es ging weiter an der Nordseestraße Richtung Inverness zuerst mit einer Pinkelpause in der Glenglassaugh Distillery, die halt am Weg lag. Ich nutzte die Gelegenheit um zu schauen, ob es etwas extraordinäres im Shop zu kaufen gab, das war aber nicht der Fall. Ich machte noch einige Aufnahmen der Brennerei von hinten und konnte einige Bunker aus dem 2. Weltkrieg entdecken, die Bilder werden natürlich meinen Freunden der Berliner Unterwelten zugestellt.
Ebenfalls an der Küste, genauer ein wenig im Wasser war das nächste Ziel, ein auffälliger Felsen in Form eines Geigenbogens, der Bow Fiddle Rock bei Portknockie, ein sehr schönes Fotomotiv. Die Fahrt ging weiter nach Elgin, der Bezirksstadt des Bezirks Moray, was fast die gesamte Speyside ist. Zum letzten mal auf meiner Reise ging es dann um steinerne Zeugen vergangener Zeiten nämlich der Ruine der Elgin Cathedral. Der im 13. Jh errichtete Dom war zu seiner Zeit die größte Kirche Schottands. Im Zusammenhang von Plünderungszügen, Racheakten und nicht letztendlich der Reformation wurde die Elgin Cathedral zerstört aber gibt noch heute einen imposanten Eindruck ab.
Sehr gut erhalten ist das Kapitelhaus mit seinem Sterngewölbe. In den Räumlichkeiten der Türme sind diverse Reliefs und andere Details ausgestellt, ein Turm kann auch als Aussichtsplattform bestiegen werden, was einen schönen Rundblick über die 23.000 Einwohner große Stadt Elgin bietet. Mit einem kurzen Fototermin bei der Linkwood Distillery ging es weiter, das war allerdings bereits der Weg zurück nach Dufftown.
Abends stand der obligatorische Auftritt von Robin Laing an. Der Singer/Songwriter aus Edinburgh ist spezialisiert auf Lieder über/und rundum dem schottischen Wasser des Lebens. Zum Konzert wurden 6 Malts gereicht, ausgesucht vom Veranstalter, dem Whiskyshop Dufftown. Es hat mal wieder viel Spaß gemacht, schade das das Event, was in den letzten Jahren immer ausverkauft war, dieses Jahr nur 12 Leute angezogen hat…, eine etwas intimere Atmosphäre war aber auch gut. Morgen ist der letzte Tag der Reise, es gibt die Mystery Bus Tour mit Steve Oliver, die den ganzen Tag lang dauert. Zum Abschluß dann die Last Drop Party vom Whiskyshop…, erfahrungsgemäß ist dieser Tag immer der Höhepunkt auf der Zielgeraden des Festivals. Ich bin nicht sicher, ob der Bericht pünktlich erscheinen wird, möglicherweise erst ein paar Tage später, denn nach Ankunft in Berlin gibt es erstmal viel zu tun. …mal sehen, vielleicht schreib ich den Bericht dann auch im Flugzeug oder so…
Tag 14: Das Beste zum Schluß
Heute nun war der letzte Tag dieser Reise. Ich glaube jeder der mitgelesen hat, wird nicht überrascht sein, das ich ganz zufrieden mit dem Ablauf war. Alles war geplant, alles hat geklappt, genau wie ich mir das vorgestellt habe. Das ist sicher nicht das Modell für eine Schottland Erkundungstour allgemein, aber ich hab das so gewollt und gemacht. Für alle, die diesen Blog mitgelesen haben, stehe ich gerne für praktische Empfehlungen einer Schottlandreise zur Verfügung, die nicht so speziell ist wie meine…
Fisch muß bekanntlich schwimmen, also ging es in die nächstgelegene Distillery: Glenglassaugh. Gestern war ich da zum pinkeln und es gab nichts interessantes zum kaufen, heute stand ein Handfill Cask bereit… 😉 Egal, die Tour war jetzt nicht so speziell, als wir dann ins Warehouse kamen, dann schon. Mein Traum vom Paradies ist ja …..ganz viel was hier nicht interessiert… und dem Warehouse, wo aus dem Faß direkt ins Glas gefüllt wird. Das Paradies war heute sehr nahe und brachte folgendes ins Glas : 2009 Madeirafinish, 1975 Madeirafinish, 1973 PX Finish (aber ganz am Anfang) und ein 1967er aus dem Sherryfaß, 50 Jahre alt und… hach ja…was soll ich sagen… lecker…
Letzte Station der Mystery Bus Tour war das The New Inn in Aberchirder. Nach ein paar Bieren, die sind diesbezüglich gut sortiert, gab es ein Buffet mit Pies und Rolls, also etwas Blätterteiglastiges zum essen, es folgte ein kleines Tasting von Steve Oliver und danach ging es schleunigst zurück nach Dufftown. Es blieben kaum 10 min bis zum nächsten Event, der Last Drop Party… so ähnlich wie Flatrate Whisky Drinking… Es hat Spaß gemacht, ich war zurückhaltend, wie übrigens den ganzen Urlaub über, ich war nicht einmal richtig betrunken… entweder ich werde alt, oder weise… alleine trinken macht keinen Spaß… So, morgen bzw. nachher, geht es wieder Richtung Heimat, abends werde ich in Tegel landen… und dann sind 14 wunderbare Tage in Schottland vorbei…
McLarsen im Land der tausend Biere II. Neumarkt i.d.Oberpfalz (August 2022)
Dieser Blog hing ursprünglich am Blog McLarsen in Nürnberg hintendran… was im Prinzip auch zum Teil Bierwanderung (von Irish Pub zu Irish Pub) darstellte. Da aber der Name McLarsen im Land der tausend Biere aber ruhig etwas exklusiver sein darf, habe ich beide jetzt getrennt… Ich komme also von Nürnberg…
Neumark i.d.Oberpfalz, d. 18.08.2022: Der heutige Tag ist ein Tag des Übergangs von meinem Nürnberg Besuch zum Start unserer Bierwanderung in Neumarkt in der Oberpfalz. Die Reise von Nürnberg nach Neumarkt war kurz… 33 Minuten mit der S-Bahn Linie 2 mit spektakulären Haltepunkten wie Feucht-Ost und Postbauer-Heng … Vom Bahnhof sind es dann nochmal gut 25 min Fußweg und schon ist man im Kloster St.Josef… das ist nämlich unsere Unterkunft. Die Zimmer sind schlicht aber sauber und zweckmäßig… den Herren der überm Bett hängt kenne ich ja schon von diversen Kirchenbesichtigungen… Meine Freunde erwartete ich so gegen 16 Uhr… Zeit genug um die Stadt zumindest mal oberflächlich zu erkunden. Neumarkt i.d.Oberpfalz ist ein 40.000 Seelen Städtchen mit Marktplatz, Rathaus, Kirche… keine richtige Fußgängerzone aber schon eine Art Kleinstadtboulevard. Vier Bierbrauereien produzieren im Ort, die bekannteste ist das Lammsbräu was seit den 1990ern als erstes Biobier gilt.
Nach einer kurzen Visite der Innenstadt ging es wieder hoch zum Kloster und meine Freunde aus Potsdam und Berlin waren früher da als vermutet. Sie kamen mit dem Auto da die Preise für die Bahn für dieses Wochenende seit Monaten regelrecht unverschämt waren… Vergnügungssteuer ist bei dem Verein derzeit ja auch nicht angesagt… Es kamen mein bester Freund André (wir kennen uns seit 1975) aus Potsdam und Matthias, Immo und Philipp aus Berlin, alle langjährige Stammgäste im Offside. Aus Erlangen kam Matthias’ Bruder Thomas angereist, Tags drauf soll dann Karsten aus Berlin den flotten Siebener komplettieren. Die Wagenladung aus Potsdam und Berlin war ziemlich durstig und vor allem unterhopft im Kloster angekommen, so das wir uns schleunigst Richtung Innenstadt bewegten um das berühmte erste Bier der Veranstaltung zu zelebrieren. Dieses Vorhaben gestaltete sich unerwartet schwierig, da viele Gasthöfe und Kneipen (auch welche die Teil der morgigen Bierwanderung sein werden) einfach mal die Zeit nutzen um Urlaub zu machen… oder das gerade stattfindende Volksfest (sic!) vorzuschieben… erste Bedenken… aber dann ging es zum oberen Ganskeller (den hatte ich am Nachmittag vorsichtshalber schonmal auf zwei Bier getestet). Dort gab es dann reichlich Speis und Trank… mit den leckeren Bieren von Gansbräu, das wären Helles, Kellerpils, Kellerhell, Dunkel und Festbräu. Das hat alles viel Spaß gemacht, alles war lecker und die Kellnerin war großartig wie sie mit dickstem bayerisch uns Berliner imitiert hat…

… danach sollte es noch ein Guinness im ortsansässigen Pub werden. Dieser war dann auch im Urlaub…wie uns ein auf der Bank liegender Betrunkener mitteilte… aber ein paar Meter weiter gibts noch eine Lokalität namens Westside. Dort war dann sowas was ich (nicht abfällig) Dorfbums nennen würde… aber es gab Bier… so lange blieben wir auch nicht und im einsetzenden Regen ging es Richtung Kloster. Dort gab es im Keller einen Kühlschrank mit diversen Bieren und einer Kasse des Vertrauens. Draußen in dem parkähnlichen Umfeld der (nicht gerade kleinen) Anlage gab es Stühle und Tische zum Verweilen und dort wurde dann mit Flaschenbieren regionaler Herkunft der Tag ausgeläutet… es regnete mittlerweile in Strömen aber wir empfanden es als Erfrischung nach vielen Tagen der Hitze. Danach ging es unters Kruzifix ins Bett und der erste Tag in Neumarkt war vorüber.
Wenn ich gestern schrieb wir hätten den Tag ausgeläutet, dann hatte ich noch nicht damit gerechnet das der Tag im Kloster auch amtlich eingeläutet wird. 06:00 Uhr ging der erste Glockenschlag: 1-2-3-4…1-2-3-4-5-6. Die Glocken befanden sich Luftlinie nicht weiter als 20 Meter… naja egal… 06:15 noch ein Schlag, 06:30 zwei Schläge… dann aber sofort danach das volle Geläut… und damit war die Nacht definitiv vorbei. 08:00 trafen wir uns zum Frühstück und Punkt Neun startete die Reisegruppe Pechmann (das war sowas wie ein Codewort) zur offiziellen Bierwanderung „Neumarkter Biervielfalt“ Es handelt sich um einen Rundweg von 16,6 km mit (theoretisch) 4 Brauereien bzw. Gasthöfen, einer Wallfahrtkirche, einem ehemaligen Steinbruch, einer Burgruine, einem Kanal, dem Gelände einer Landesgartenschau und der Innenstadt. Normalerweise startet der Rundgang am Bahnhof und hat als erste Station den oberen Ganskeller… diesen hatten wir ja gestern schon umfangreich getestet… oder getastet… wie man will… unser Kloster lag auf der Strecke und wir konnten frisch geduscht den Aufgang zur Wallfahrtskirche Mariahilf in Angriff nehmen. Der Regen pausierte gerade aber die Luftfeuchtigkeit war gefühlt deutlich über 100%… wir liefen quasi in einer Regenwolke… 368 Stufen… und waren danach doppelt nass… von der Luftfeuchtigkeit und dem Schweiß der Anstrengung… ich bin ja nicht sonderlich bekannt für meine Fähigkeit Ausdauersport zu verrichten… aber es war nicht so schlimm wie befürchtet, die Zunge hing zwar in bester Krawattenmanier heraus aber ich war darauf vorbereitet. Die Kirche ist recht klein, von außen eher unspektakulär, von innen hui… barocke Üppigkeit…

… aber wir hatten nur einen kurzen Blick Zeit… der Name der Veranstaltung ist ja Bierwanderung und der Antrieb war das erste Bier… das hätte theoretisch im Gasthof Schönblick sein können… leider öffnet diese Lokalität erst 11:00 Uhr… damit deutlich zu spät für uns, also weiter durch Wald und Feld, hoch und runter… durch einen ehemaligen Steinbruch… zur Burgruine Wolfstein, die gut sichtbar über der Stadt thront… es hätte da theoretisch auch eine Einkehr gegeben, aber es war weder Mittwoch och Sonntag… also Aussicht geniessen, vorbei an einem Fels-Kuriosum namens Krähentisch und das Ziel vor Augen : Bier… im Berghotel Sammüller… endlich da angekommen grüßte die Kreidetafel vom (sicher verdienten, aber für uns gerade ungünstigen) Urlaub der Betreiberfamilie… Die Hälfte der Wanderung war locker rum und es gab noch keinen Tropfen Flüssigkeit… ein wenig Frustration stellte sich ein… ich als Organisator der Geschichte war ein wenig sauer… dieser Bierwanderweg wird überregional beworben, an jeder Laterne ist er ausgeschildert, die Stadt Neumarkt hat eine pdf-Datai für den Wanderweg auf der Website… und dann gibts kein Bier bei der Bierwanderung… hmpf… Plötzlich erschien das Zeichen von Edeka und fast die komplette Runde kehrte ein und kam mit einer Flasche Bier wieder raus… manche auch mit Cola… ich hielt mich zurück und wollte mein erstes Bier in gezapfter Form. Das war dann auch kurze Zeit später möglich im Blomenhof. Dieser Gasthof liegt am Stadtrand und existiert seit 1571 und hatte AUF (!) Wir konnten unser Glück kaum fassen und wurden vom Braumeister Stefan, der dann auch noch ein Berliner (!) war hervorragend versorgt. Die Biere im Blomenhof waren… vielfältig… (genaues hab ich… sorry… aber vergessen). Es hat viel Spaß gemacht und die Lokalität ist unbedingt zu empfehlen…
Mittlerweile waren wir mit Karsten zu siebt und sind dann langsam den Wanderweg weiter gelaufen… er führte uns am Ludwig Donau Main Kanal vorbei auf das Gelände der Landesgartenschau von 1998. Irgendjemand bemerkte das See Café… und die hatten Bier, also nix wie rein und Neumarkter Lammsbräu bestellt… es war mit Abstand das langweiligste Bier der Tour… aber es war Bier und wir waren glücklich… zumal Petrus die Himmelsschleuse aufdrehte und es für eine Weile richtig heftig regnete… Als es wieder trockener wurde ging es wieder in den oberen Ganskeller… inzwischen so eine Art Generalstützpunkt der Reisegruppe Pechmann. Die Kellnerin vom Vortag war nicht mehr da, aber wir hatten wieder viel Spaß… und wenn es nur war zu beobachten wie eine Frau dem Mann am Tisch ihr Bier überm Kopf zu kippen und dann zu gehen… der Typ wollte uns später für eine Anzeige … nööö… bestimmt nur irgendeine bayerische Tradition… Der Abend endete im Kloster in einem TV Zimmer wo wir mit meinem Laptop und Philipp’s DAZN Account Gladbach-Hertha schauten… Hertha hat jedenfalls nicht gewonnen, aber egal… danach waren alle platt und freuten sich auf die Glocke…
Auf das Geläut war Verlass… natürlich waren wir diesmal vorbereitet… Frühstück und los zur nächsten Wanderung. Philipp meldete sich mit einer Blase am Fuß ab und wir fuhren zu sechst mit dem Regionalzug Richtung Regensburg. Die Wanderung habe ich mir vor einigen Monaten mehr oder weniger selber ausgedacht… es ist kein offizieller Wanderweg und die Gastronomie auch nicht Teil irgendwas Offiziellem… nach der gestrigen Erfahrung nicht das beste Zeichen… Die erste Station, die Brauerei Plank in Laaber an der schwarzen Laber (!) war bereits bei der Planung unklar, nach einem Anruf vor Antritt der Wanderung wussten wir bereits das es dort keine Gastronomie mehr gibt. Der Ort Laaber, der anders als der Fluss mit zwei A geschrieben wird bietet eine Burgruine im Ortskern… wir haben sie uns kurz angeschaut und eine ältere Frau getroffen die uns etwas erzählt hat von dem wir ALLE KEIN Wort verstanden haben… aber wir haben nett zurück gegrüßt… Weiter ging es an der schwarzen Laber… es gibt diverse Flüsse mit dem Namen Laber… kleine, große, weiße, schwarze…etc… alle sind Neben- oder Zuflüsse der Donau. Größtenteils waren wir auf einem Fahrradweg unterwegs… auf Grund des Wetters begegnete uns allerdings… meines Wissens kein einziges Fahrrad…
Erste (inoffizielle Station war ein Campingplatz mit Gastronomie… theoretisch… wir waren ganz einfach in die paar Stunden geraten wo gerade Pause war… Bier gabs trotzdem… aus dem Automat… unter Vernichtung jeder Münze die wir hatten… ein kleines Bier war uns vergönnt… immerhin… da nächste Ziel war ein Gasthof namens Münchsmühle etwa 1,5 km entfernt. Als wir dort ankamen war auch erstmal Frust… der Gasthof selber sollte erst 15:00 Uhr öffenen, allerdings stand auf der Website das es einen SB Bereich gibt, der schon früher auf hat… hatte er aber nicht… das war auch ein Platz abseits jeder Zivilisation… gefühlt zumindest… plötzlich öffnete sich ein Fenster und der Wirt meinte… jo… I mach äuch auf… und öffnete nicht etwa den Gasthof, sondern einen SB Bereich wo man sich aus Kühlschränken über 20 Sorten Bier auswählen kann… mit einem Geldwechselautomat… letztendlich aber auch eine Art Kasse des Vertrauens… im katholischen Bayern setzt man offenbar auf Gottvertrauen… selbstverständlich hätten wir eher zuviel als zuwenig gelöhnt… Der Münchshof hat uns allen wirklich prima gefallen, das Hauptgebäude datiere ich ins 18. Jahrhundert, diverse Nebengebäude gibt es auch… mittendurch fließt die schwarze Laber… auf die Frage wo die Toilette ist, antwortete der (durchaus coole) Wirt: in de Laber… Kein Problem… sind bestimmt keine Fische zu Schaden gekommen…In Erwartung der vielleicht totsicheren nächsten Station, der Brauerei Goss in Deuerling ging die Wanderung aber zügig weiter… um dann feststellen zu müssen… das wir leider auch in deren Schliessziten lagen… etwas frustrierend mittlerweile… wie ein roter Faden meiner (wie ich dachte) guten Planung. Nun ja, die nächste Planung einer ähnlichen Sache wird definitiv jede Stelle abtelefoniert… ob sie denn geöffnet sind.
Über Stock, Stein und Straße ging es dann zum nächsten Stützpunkt welcher dann sogar geöffnet war: Brauereigasthof Eichenhofen. Gerade muss da noch eine Hochzeit abgefrühstückt worden sein… schon kam der durstige Berlin-Brandenburger Mob und verlangte Bier und Brotzeit… es war alles sehr lecker… eigentlich hatten wir noch einen eher optionalen Stützpunkt… aber wir wählten den Rückweg Richtung Neumarkt und trafen uns dann mit dem abtrünnigen Philipp im… ihr habt es geahnt… oberen Ganskeller. Dort machten wir was wir am besten können… essen… trinken… labern… schließlich waren wir an der schwarzen Laber unterwegs… Auch an diesem Abend wurde noch der Kühlschrank des Klosters bemüht…wat mut dat mut…
Nach dem morgentlichen Bimmelterror gab es nochmal Frühstück, die Autogruppe startete gen Berlin, Thomas gen Erlangen, Karsten und ich erst nach Nürnberg in Erwartung eines neuen Abenteuers der Bahn… leider hatte Karsten keinen festen Platz… ich schon… und die Bahnfahrt verlief unerwartet so wie man das erwartet: unspektulär und sogar pünktlich. Als ich dann mit meinem Rollkoffer am Offside ankam, saßen Matthias, Immo und Philipp schon beim Bier davor… alles gut gegangen…
…Jo…eine Woche unterwegs gewesen… viel gesehen… viel getrunken… viel gegessen… schön wars mal wieder… Danke an alle die mich dabei begleitet haben… und natürlich meiner lieben Frau Nina die mir an der Heimfront den Rücken freigehalten hat.
McLarsen in Nürnberg (August 2022)
Meine vierte Tour des Jahres 2022 führt mich in die fränkische Hauptstadt Nürnberg. Im Anschluss treffe ich mich wieder mit Freunden zu einer Bierwanderung in der Nähe… das man in diesem Landstrich das Handwerk des Bierbrauens beherrscht, konnte ich ja bereits vor zwei Jahren feststellen… als die Ziele Bamberg und fränkische Schweiz hießen… nachzulesen hier: Ein einziges mal war ich bereits in Nürnberg, es ist ziemlich genau 30 Jahre her und war auf der Rückfahrt aus Österreich und Ungarn mit meinem Freund André den ich seinerzeit auch schon 17 Jahre kannte… ich erinnere mich nur vage… es war Hochsommer wie jetzt auch, die ganze Stadt war auf den Beinen, überall gab es Bier zu trinken und es war Party… warscheinlich wäre ich sofort aus Berlin hierher gezogen, aber es stellte sich heraus das es nur ein Stadtfest oder ähnliches war und das hier nicht immer so feierlich ist… Nichtsdestotrotz… natürlich ist die Stadt eine ausführliche Erkundung wert… fast eine halbe Millionen Einwohner, fast 1000 Jahre alt und jede Menge historische Plätze zur Erkundung… mit einer mehr als üppigen Auswahl an Gastronomie die es vom Gastronomen McLarsen ja auch zu entdecken gilt.
Aller Anfang aber ist immer der Hinweg… traditionell mit der Deutschen Bahn… und der Hinweg hatte es heute wirklich in sich… In Kurzform : Zwei ICE’s werden in Berlin Hauptbahnhof verkoppelt… einer (meiner) nach München, der andere gen Wien. 40 Minuten nach Abfahrttermin wurde festgestellt das der Münchener Teil den Bahnhof nicht verlassen kann da kaputt… bitte alle in den Wiener Teil… der Zug war eh schon überfüllt und ich fragte mich wie das gehen soll… bin aber trotzdem vor… in dem Wagen wo ich dann (ohne Sitzplatz natürlich) gelandet war, fiel dann die Klimaanlage aus und musste geräumt werden… danach konnte der Zug wegen Überfüllung nicht starten und die Leute wurden gebeten auf Alternativen auszuweichen… ich wechselte einen Wagen weiter und konnte sogar in dem Chaos einen Sitzplatz ergattern… kurze Zeit fiel in einem weiteren Wagen und im Bordbistro ebenfalls die Klimaanlage aus und musste geräumt werden… wieder Chaos… nach über 80 min setzte sich der Zug dann Richtung Süden in Bewegung… ich hatte viel Glück mit dem Sitzplatz… trotz nerviger junger Eltern mit dauerplärrenden Bälgern… in Nürnberg wurde den Reisenden Richtung Wien ein neuer Zug zur Verfügung gestellt… mir wars da egal… ich freue mich schon auf den Rückweg am kommenden Sonntag… mal sehen was dann alles passiert…
Nicht allzu weit war es dann zu Fuß in meine Residenz für drei Nächte… ins „Das Steichele“, einem seit 1897 familiengeführtem Hotel mit angeschlossenem Restaurant und Weinstube. Mit dem Zimmer bin ich zufrieden und ich denke das passt schon… Nach einer kurzen Erfrischung (es sind über 30 Grad… es ist Hochsommerlich) kam der obligatorische Startstadtrundgang um erstmal ein Bild zu bekommen bzw. etwas Übersicht. In Nürnberg liegen die Sehenswürdigkeiten nicht weit auseinander, die Altstadt ist in zwei Teile aufgeteilt… Lorenz und Sebaldus… der Name der beiden großen Kirchen hier. Nach Streifzügen durch die Fußgängerzone und etwas außerhalb dieser… mit einer leckeren Brezen unterwegs kam ich dann ans Gärtnertor unterhalb der Burg und wenige Meter vom Albrecht Dürer Haus und testete erstmal ein helles und ein dunkles fränkisches Bier. Nach diversen Schnappschüssen an diesem schönen Tag gab es danach wieder eine kleine Pause vor dem Abendprogramm.
Es ist fast ein wenig Tradition bei meinen Städtereisen: den ersten Abend geht es in ein Braugasthaus mit einheimischem Bier und deftigem Essen. Es gibt der Brauhäuser in Nürnberg sicher so einige… wegen einer gewissen Whiskyrelevanz war aber die Wahl der Hausbrauerei Altstadthof nur logisch… als ich im November 2015 auf der Interwhisky Messe in Frankfurt a.M. den ersten Preis für die beste Whiskybar Deutschlands entgegennehmen durfte, erhielt der Ayrers Whisky aus dem Hause Altstadthof den Preis für den besten deutschen Single Malt… nur schade das niemand von denen kam… was die Veranstalter damals geärgert hatte… aber egal… das ist schon 7 Jahre her und der Whisky hat sich gut entwickelt… mir hat er heute nach 3 verschiedenen Bieren des Hauses (Rotbier, Kellerbier & Schwarzbier) nebst Brauergulasch mit Knödeln als Desert sehr gemundet.
Danach ging es im Regen (!) zurück Richtung Altstadt St. Lorenz und zum Absacker ins Kings Arms… wenige Meter von meinem Hotel entfernt. Mein Augenmerk gilt in fremden Städten ja auch immer den irgendwie irisch/schottisch/keltisch… wie auch immer Pubs und in meiner Vorrecherche zu Nürnberg hatte ich den Eindruck ich hätte den Stadtplan von Dublin vor mir… so viele gibt es hier… das Kings Arms war nett… das Guinness vielleicht ein Grad zu warm, aber nicht schlimm… die Whisky Auswahl ordentlich und das Personal sehr freundlich… leider lief statt Liverpool Juventus… warum auch immer… weitere Pubs werden in den nächsten Tagen folgen… Für heute reichts 😉

Nürnberg – Tag 2
Das Frühstück im Steichele ist durchaus gut… für jeden etwas dabei… Punkt 9:00 Uhr ging die Erkundung der Stadt Nürnberg weiter… erster Punkt: Die Kaiserburg. Bis dorthin sah ich mich allerdings auch noch anderweilig um, z.B. in der St. Elisabeth Kirche, einem klassizistischen Kuppelbau ganz in der Nähe meiner Unterkunft, genau wie ein Abstecher in die St. Jakobskirche gleich gegenüber… immerhin verrät sie mir nachts stündlich was die Uhr geschlagen hat. Auf dem Burgberg angekommen kaufte ich mir ein Ticket für 7€ für das quasi Gesamtpaket. Pallas, Doppelkapelle und Museum… sehr interessant… viel über Waffen, Ritter und ähnliches, aber auch die neuere Geschichte die ja mit Nürnberg stark verknüpft ist. Im Mittelalter war Nürnberg eine der größten Städte Mitteleuropas, die Stadt muß bis zum 2. Weltkrieg ein nostalgisches Traumpaket für Freunde der Mittelalterromantik gewesen sein… dann kam Hitler der sich hier auch wohl fühlte, hielt seine bekloppten Parteitage und Aufmärsche in Nürnberg ab, so das es dann am Ende den alliierten Bombern eine Genugtuung war, diese Stadt ein wenig mehr als die anderen platt zu machen… reichlich Industrie in der Gegend, auch für Rüstung war ebenfalls ausschlaggebend für die verheerenden Bombenangriffe 1944 und 1945. Beim Wiederaufbau entschloss man sich die gewachsene Struktur der Stadt beizubehalten und in Anlehnung an die historischen Bauten neu zu bauen… eine Leistung die es zu würdigen gilt… es gibt auch andere Beispiele wie Kassel oder Magdeburg wo nur noch einige einzelne Bauwerke an die versunkenen Städte erinnern.

Zur Burgbesichtigung gehörte auch die Erklimmung des Sinwellturms… ein absolutes Wahrzeichen der Burg und der ganzen Stadt. Während ich immer mal wieder solche Türme besteige, frage ich mich stets mit heraushängender Zunge warum… bin ich dann aber oben, fällt es mir wieder ein… Bomben Aussicht… was in diesem Falle auch doppelt passt, vor jedem Fenster gibt es Bilder vom Vorkrieg und den Zerstörungen durch den Krieg.
Nach dem Abstieg sparte ich mir die Besichtigung des Brunnens, die Touris waren in Scharen gekommen… überhaupt frage ich mich manchmal ob hier nicht eine versteckte Übernahme von den Italienern bevorsteht… stattdessen ging es dann an einen Ort der Ruhe… zum Friedhof St. Johannis. Dieser ist in seiner Erscheinung sehr bemerkenswert und erinnert eher an Ruhestatten südlicher Länder. Die Gräber der berühmtesten Nürnberger ihrer Zeit habe ich auch gefunden : Bildhauer Veit Stoß und Universalgenie der Renaissance Albrecht Dürer… beide nur wenige Meter voneinander entfernt. Neben dem Friedhof hann man dann die Hesperidengärten besichtigen… nebst Schank- und Speisewirtschaft…aber dazu war es noch zu früh… Weiter ging es am Ufer der Pegnitz zurück ins Stadtzentrum… über den Henkerssteig, vorbei am Bratwurstmuseum (ein wenig bedauere ich hier das ich keine Bratwurst mag…) zu einem Parkhaus von dem ich weiß, das man von dort oben gute Bilder machen kann… wenn auch nicht soll… stand da ziemlich eindeutig an der Tür… egal, nicht erwischt und ein paar schöne Bilder der Burg gemacht, wo sie auch vollständig drauf ist.

Dann war die eine der beiden großen Kirchen dran… St.Sebaldus und St.Lorenz sehen vom Weiten fast baugleich aus… beide haben eine Doppelturmfassade, ein früh-hochgotisches Langhaus und beide haben spätgotische Chöre. St.Lorenz gilt eher als die Kopie von St.Sebaldus… was daran liegt das die Kirche das alles erst später als das Vorbild gemacht hat… aber egal… es ist eine tolle Kirche mit einer für ein protestantisches Haus beinahe üppigen Ausstattung. Das größte Kunstwerk ist neben einem übergroßen Sakramenthäuscheen aus Sandstein, eine überlebensgroße Schnitzarbeit von Veit Stoß namens Englicher Gruß… was mit England nix, aber mit Engeln schon zu tun hat… für mich ein Kunstwerk was ich immer schon mal sehen wollte und nun auch ewig anstarren konnte… zumal ich kurz vorher am Grab vom Künstler stand, der als Person warscheinlich ehr `ne Flitzpipe war… wie der Berliner sagt… er wurde ohne Not der Urkundenfälschung verurteilt und die Strafe dafür war: einmal mit heißem Eisen durch beide Wangen… unangenehm…er wurde trotzdem ziemlich alt… und er war ein großer Künstler…
Nach ein paar Schlenkern rechts und links sowie einer weiteren Brezenvariation der Firma Kolbe (die haben hier sogar einen Brezen Drive-In !) sah ich das eines der unzähligen Irish Pubs bereits aufhatte und gönnte mir zwischen 13 und 14 Uhr zwei amtliche Guinness… ich bin auch der Meinung das es zu der Zeit verdient war.


Es folgte eine Weile das hier alles zu schreiben, dann ging es in eine andere Richtung… der Stadtteil heißt Gostenhof… wird wohl gerne GoHo genannt und ist sowas wie ein Szeneviertel in Nürnberg. Der erste Teil den ich so sah… erinnerte mich eher an Kottbusser Tor in klein… später sah das schon ganz nett aus, zwei Bierstellen hatte ich mir ausgeguckt: erst das Palais Schaumburg, wo es Zeltner und Lindengarten Bier gab, was auch beides sehr gut war. Nicht weit entfernt war die Schanzenbräu Schankwirtschaft mit sehr gutem hellen, roten und schwarzen Bieren aus eigener Produktion. Es war in diesem Hinterhof, den ich ein wenig mit dem einheimischen Eschenbräu vergleichen könnte… derart gemütlich, das ich meine Pläne für den Abend änderte und dort auch gleich zum Abendbrot… sprich einem leckeren Schnitzel mit Kartoffelsalat blieb. Zurück ging es dann auf der anderen Pegnitzseite wie heute mittag… ebenfalls ein schöner Ort bzw. ein schöner Landstrich.
Nach einer weiteren kurzen Pause ging es darum die unzähligen Irish Pubs einzuordnen. Nur wenige Meter von meiner Unterkunft befindet sich das „Thirsty Baker“… ein stattlicher Laden, der sogar zu seinen stattlichen Ausmassen noch eine weitere Etage als quasi Option bsitzt… ich bin neidisch… als ich eintraf fiel mir eine Vielzahl von Whiskys von der Scotch Malt Whisky Society auf… sowas steht nicht einfach mal irgendwo aus Zufall rum… Ich hatte die Gelegenheit mit dem Barkeeper Patrick zu reden und er ist ein absoluter Fachmann mit Erfahrung auch was Whisky auf der Nürnberger Messe ist (da war ich selber noch nie)… durch einen obligatorischen Facebook-Post durfte ich auch kurz die Chefin kennenlernen… der bzw. den Besitzer:innen gehört auch da wenig entfernte Irish Castle Pub… da bin ich dann auch nochmal auf (wirklich) nur ein Bier reingeschneit… es ist ein alter Gewölbekeller und die Jazzmusik war zum Glück gerade vorbei. Sowohl Thirsty Baker als auch Irish Castle Pub waren in allen Belangen Top! Dann aber war es Zeit fürs Bettchen… was in meinem Falle heisst… erstmal schreiben und Fotos sortieren… aber das soll so… immer aktuell…

Nürnberg – Tag 3
Nach dem Frühstück ging es wieder auf die Piste… und ich merkte recht schnell, so ausufernd wie gestern wird es heute nicht… die Sonne ballerte bereits am Vormittag mit 33 Grad im Schatten und so richtig war ich auch nicht in Form. Also erstmal dahin wo es schön kühl ist… in Kirchen. Nachdem ich ja gestern St.Lorenz als Kopie von St.Sebald bezeichnete, war es an der Zeit das Original zu besichtigen. Baugleich sind die beiden Kirchen auf jeden Fall nicht…beide verfügen aber über eine reichhaltige Ausstattung größtenteils aus der Zeit vor der Reformation. Im Krieg wurden beide Kirchen stark zerstört… das Interior wurde zum Glück ausgelagert bzw. vermauert. Bemerkenswert fand ich bei St.Sebald das das Langhaus einen Knick hat.
Nach St.Sebald folgte die Liebfrauenkirche am Hauptmarkt. Sie ist katholisch, ebenfalls aus dem Zeitalter der Gotik und besitzt keinen Turm… dafür eine astronomische Uhr welche 12:00 Mittags ein mechanisches Schauspiel namens Männleinlaufen startet. Wenn man bedenkt das dieses aus dem Mittelalter kommt… dann aber Hochachtung ! Dargestellt werden die 7 Kurfürsten welche drei mal um den Kaiser laufen. Ich habe das mal gefilmt:
Anschließend besuchte ich den Bürgermeistergarten und den Burggarten… nicht ohne ab und zu im Schatten auf einer Bank zu sitzen. Irgendwann wurde es aber zuviel mit der Hitze und ich beschloss den Nachmittag im halbwegs kühlen Hotelzimmer zu verbringen… soll ja auch nicht in Arbeit ausarten hier…
Irgendwann wurde es kühler und ich hatte Hunger.. schaute wo es was gibt und erinnerte mich daran das meine Herberge ja auch ein traditionsreiches Lokal ist (seit 1897 im Familienbetrieb), also stärkte ich mich hier vor Ort mit einem Zwiebelrostbraten mit Bratkartoffeln und Salat… das Ergebnis war sehr lecker und spendete mir Kraft für die Guinness Session Nuremberg… einige Pubs hatte ich die letzten Tage ja schon besucht… heute war der Rest angesagt (bin mir aber nicht sicher ob ich alle auf dem Schirm hatte… gereicht hats trotzdem) Start war am O’Sheas Irish Pub direkt an der Pegnitz. Es gab einen Bereich direkt am Ufer (leider gnadenlos voll) und viele weitere Tische vor einem wirklich altem Haus. Das Guinness war gut, das Personal auf Zack und es war so das ich noch stundenlang dort hätte sitzen können… aber weitere sollten folgen… die nächste Station war das Dubliner Irish Pub in der Königstraße… sowas wie der Boulevard hier… gleich daneben ist auch das Finnegans Harp wo ich gestern recht früh war… da war alles ok aber nix besonders… weiter zu Mulligans… (alle drei Pubs liegen nicht viel mehr als 100 Meter entfernt… ich saß jeweils draußen und registrierte das Touristen auch auffiel wie viele Irish Pubs es dort gibt… Das Mulligans war auch ok… dann gab es um die Ecke noch das Kilians, offenbar noch nicht lange… ein Banner mit Neueröffnung hing da… das Guinness war ok, aber ich hatte den Eindruck das da kein Herzblut drinsteckt und das eventuell nur ein Abschreibungsobjekt ist… der nicht zu beneidende Barmann (er war komplett allein) war mehr in Cocktails, Longdrinks, Tequlilla etc. beschäftigt als mit den Sachen die etwas mit Irish Pub zu tun hatten. Allerdings war ich auch hier nur zum pinkeln drinnen und mag mich täuschen… ein wenig zu viel Irish Pub scheint es in der Stadt zu geben… zumal es häufig gleiche Besitzer gibt… Ich habe jedenfalls nicht mehr Guinness getrunken als im Durchschnitt daheim und bin damit jetzt auch weniger betrunken als es dem einen oder anderen beim lesen dieser Zeilen scheinen mag… (an dieser Stelle hätte ich gendern können… verpasst 😉
Ob Nürnberg jetzt vorbei ist… ist noch nicht sicher… morgen geht es mit der S-Bahn nach Neumarkt in der Oberpfalz wo andere Bachulken aus Berlin und Potsdam… und Erlangen dazu stoßen werden und wir werden eine amtliche Bierwanderung machen… die Wettervorhersage ist relativ vernichtend… vermutlich fällt jeder ersehnte Regentropfen zu dieser Zeit… aber schauen wir mal… EDIT: Der Bericht geht hier weiter: McLarsen im Land der tausend Biere II. Neumarkt i.d.Oberpfalz
Islay 2012 – McLarsens erster Reisebericht (10th Anniversary Remaster)
Vorwort
Hier lest ihr meinen ersten Reisebericht aus dem Jahr 2012. Es war meine dritte Schottlandreise und die erste die ich alleine machte. So etwas wie ein Reiseblog oder ähnliches mag es damals (vor 10 Jahren mittlerweile) zwar schon gegeben haben, in meiner kleinen Welt jedoch noch nicht. Das ich meine Eindrücke trotzdem aufgeschrieben habe, lag am Interesse mancher Whiskyenthusiasten aus dem Cutty Sark Whiskyforum. Dort las ich seinerzeit gern die Schottlandberichte von anderen und wollte die Gelegenheit nutzen auch einen Beitrag dazu zu leisten. Der Bericht erfreute sich hoher Beliebtheit und somit sollte es der Anfang einer beliebten Serie von Berichten aus Schottland sein. Anlässlich der Tatsache das dieser Bericht nun 10 Jahre alt wird, habe ich ihn etwas aufgehübscht und nochmal veröffentlicht… viel Spaß dabei…
ANREISE : Teil eins meiner Reiseberichte startet zuhause, im Offside, ca. 13.30 Uhr, da es mein Verein Hertha BSC letzte Saison nicht geschafft hatte, in der ersten Fußballiga zu bleiben, sind dieses Jahr halt Termine wie der heutige an der Tagesordnung : 13.30 Uhr : Hertha gegen Aalen…soll wohl irgendwo im schwäbischen liegen…, nun ja, genug geärgert, den Halbzeitstand von 0:0 mit auf die Reise genommen, und los ging es, ab zum S-Bhf Bornholmer Straße, eine Stunde gefahren, mittlerweile den Endstand von 2:0 wohlwollend zur Kenntnis genommen… und schon ist man mitten auf dem alten Schönefelder Flugzeugplatz, daneben wird ja fleißig rumgebaut, angeblich soll der neue Flughafen ja noch in den nächsten Jahrzehnten vollendet werden. Flugzeuch hoch Fluchzeuch runter… Nix besonderes passiert, gute Musik via iPhone im Ohr, (besonders hervorzuheben Stars (die heißen wirklich so einfach) mit dem Album „The North“), und schon ist man in Glasgow. Letztes Jahr wurde ich hier, zusammen mit Jörg mit einem amtlichen Regenguss begrüßt, wie es sich für eine Stadt geziemt, die sich inoffiziell „Raintown“nennt. Heute konnte ich vom Flugzeug gerade noch so einen Regenbogen fotografieren, ansonsten ist hier das gleiche schöne Wetter, wie in Berlin, bzw. wie immer, wenn ich Schottland bereise…(dreimalaufholzklopf…). So, Hotel hatte ich wie immer in der Renfrew Street gebucht, da man von da aus einerseits gut zum Busbahnhof kommt, anderseits in die Gegend guter Bars abseits des Citymainstreams…. (was ’n Unwort…)… Vor vielen Wochen recherchierte ich dann mal zwecks Whiskybars in dieser Gegend, in den letzten Jahren war ich nie zufrieden mit den großen Namen wie z.B. das „Pot Still“, da bin ich als Betreiber einer eigenen Whiskybar dann doch vielleicht kritischer als andere… Nun gut, die Wahl fiel auf eine Bar namens „Bon Accord“, etwa 10 Fußminuten von hier, direkt an Schottlands meistbefahrener Autobahn, der M8 gelegen (die dort allerdings eine Etage tiefer fährt…)
Ich kam in die Bar, bestellte mir ein local beer, fragte nach fester Nahrung und wurde erstmal enttäuscht… keine Küche mehr… Im Laden waren etwa 6 schottische Ureinwohner um die 60 und älter, so das ich einen Moment lang Plan B (Ben Nevis Pub 10 min weiter) in meinem Kopf durchexerzierte. Dann kamen zwei Herren ins Lokal, die ich schnell als Landsleute identifizieren konnte. Wir kamen relativ schnell ins Gespräch, wenn man Deutsche in Schottland trifft, sind es ähmmm, zumindest recht häufig Leute mit Whiskymigrationshintergrund..(sicher das Whiskyunwort des Jahres, vielleicht sollte ich es mir vorsichtshalber patentieren lassen…).. Björn und Ralf aus Essen waren beruflich hier und, natürlich im Whiskybusiness…, wir hatten eine gute Unterhaltung. Zwischendurch war ich mal nebenan beim Inder was essen, was übrigens ganz vorzüglich war, dann kamen zwei Herren in den Laden, den meine Gesprächspartner kannten… Ich wurde schnell aufgeklärt : der eine ist Angus von einer Whiskyauktionsfirma deren Namen ich jetzt nicht im Kopf habe, der andere ist Carsten Ehrlich, der Macher der Whiskyfair Limburg und der Whiskylabels Whisky Agency und Liquid Library etc…, für alle, die hier nicht so viel über Whisky Bescheid wissen…Leute, die man nicht einfach so mal trifft…und schon gleich gar nicht in einer (mir noch) unbekannten Bar an der M8 in Glasgow… Wir hatten ein paar Bier und zwei-drei Whiskys, einige Fachgespräche, dann ging es aber ab ins Bett, schließlich klingelt um 7.30 der Wecker…

…so geschehen heute morgen, mittlerweile ist es Montag und ich befinde mich in Kennacraig auf der Fähre nach Islay, welche just in diesem Moment ablegt. Immer wieder ein Erlebnis: die Fahrt von Glasgow bis hierher. Solche beeindruckenden Landschaften bekommt man in Europa höchstens noch in Norwegen geboten. Luftlinie ist es ja gar nicht so weit, aber die zerklüftete Westküste mit ihren hunderten Seen und Bergen, die einfach mal so von null auf achthundert in die Höhe wachsen, machen die Fahrt zur Zickzacktour. Beeindruckend ist auch, mit welcher Geschwindigkeit die schottischen Busfahrer diese Strecken langbrettern, aber die machen das ja öfters, ich wäre warscheinlich mit Tempo 30 da langgekrochen… Sehr schön anzusehen sind auf der Strecke, welche am westlichen Stadtrand Glasgows auch die Auchentoshan Distillery streift, der ewig lange Loch Lomond, der ja Gegenstand einer der bekanntesten Songs der schottischen Nationalschlagerhelden Runrig ist. (ok, das mit dem Schlager nehm ich zurück, ist aber nicht sooo weit entfernt…), der kleine Hafen von Inveraray, wo der Bus 15 Minuten Pause macht, genau wie die kleinen Straßen des kleinen Ortes, ein kurzer Abstecher in den dortigen Whiskyshop, aber die Zeit ist zu kurz zum stöbern, den Bus verpassen wäre ja schon grober Unfug… Das Wetter ist so, wie man es an der Westküste gewöhnt ist, Sonnenschein und Regen im wechselnden 10 Minuten Rhythmus…

…mittlerweile in Bowmore angekommen. Das Quartier bei Rena Omand in der Jamieson Street bezogen, ich habe 4 Betten, quasi ein Doppelbett und zwei einzelne zur Verfügung.. Platz ist also.. So, dann ein kurzer Überblick über die Hauptstadt der Insel Islay… 20 min… Dann mal kurz zur Bowmore Distillery ins Visitor Center, nur um mal zu schauen, was es da so schönes gibt…, Bowmore selbst steht ja erst nächsten Dienstag auf der Tagesliste… dann Hunger, Restaurant… Lochside Hotel… Naja, ich geb den noch ne zweite Chance, aber heute war nicht so der Tag Lochside vs. Mclarsen…
Viel besser dann später im Bowmore Hotel, die Bar, die auch die Einheimischen nutzen, ich hatte viel Spaß, gute Whiskys, und jetzt aber den Kanal voll für heute. Morgen steht Lagavulin an, ich bin hier schließlich nicht zum Vergnügen, wir hören bzw. Lesen morgen weiter, wenn ihr wünscht…. Good.night..
LAGAVULIN: Tag 2 wachte ich gegen 7 von Geräuschen auf, die mich daran erinnerten wie es klingt, wenn man mit dem Auto durch eine Pfütze fährt. Es gallerte wie aus einem Guß an Fenster und Dachschräge, 5 Minuten später zeigte sich dann aber schon wieder die Sonne. Es folgte die erste Unregelmäßigkeit auf meiner Reise, bei der bis hierher alles wie am Schnürchen geklappt hatte. Der Busfahrplan, der an der Bushaltestelle hängt, deckt sich nicht mit dem in meinem Kalender, statt 9.45 Uhr kam der Bus Richtung Ardbeg erst 10.20, die gebuchte Warehouse demonstration bei Lagavulin beginnt aber 10.30, naja, dachte ich, dann komme ich eben zu spät, die Schotten haben es eh nicht so mit Pünktlichkeit. Verpasst hab ich schließlich nicht viel, außer, das eben genau ein Stuhl gefehlt hat, so das ich stehen mußte, was mich nicht störte. Eine derart volle Demonstration habe ich noch nicht erlebt, es waren ca. 50 Leute da, mindestens die Hälfte davon ein Seniorenwhiskyclub aus Dänemark. Vortragender war die lebende Lagavulin Legende Ian MacArthur, auch Pinky genannt, über 40 Jahre im Geschäft und nie um einen Scherz oder Schabernack verlegen.

Es gab direkt aus dem Faß : ein New Make (das ist das Zeug, wie es aus der Brennblase kommt, nicht gereift und völlig klar, darf sich auch nicht Whisky nennen, das nämlich erst nach 3 Jahren Fassreifung), das war harter Tobak am frühen Morgen… warscheinlich gut geeignet zum Fensterputzen. Danach kam ein 8jähriger aus dem Sherryfaß, ein 12jähriger aus dem Bourbonfaß, ein 14jähriger aus dem Sherryfaß und zur Krönung ein 30jähriger Bourbonfassgereifter, der natürlich erwartungsgemäß das Highlight war. Da alle Gläser immer sehr gut befüllt wurden, war man dann gegen Mittag schon ein wenig „heifitelititi“ wie meine Mutter sagen würde. Produziert wird bei Lagavulin übrigens derzeit nicht, deshalb gab es auch keine Führungen. Die Brennblasen sind eingerüstet und es werden die Kondensatoren ausgetauscht. Danach ging ich fotografieren was das Zeug hielt, nicht aber, ohne mir noch mal im Visitor Center versichern zu lassen, das danach auch noch eine Flasche Lagavulin Jazzfestival Abfüllung für mich da ist. Gegenüber der Distillery befindet sich, halb im Meer schon, eine Burgruine, oder sagen wir mal, die Reste der Ruine. Unter Einsatz meines Lebens kletterte ich auf die nassen, glitschigen Felsen und wurde mit einem Top Ausblick und tollen Fotos belohnt.
Dann ging ich zurück ins Visitor Center, kaufte die Flasche, wartete einen Regenguß ab und ging dann zu Fuß Richtung Port Ellen, an Laphroaig vorbei, wurde unterwegs böse mit Wasser begossen, aber der stürmische Wind trocknete die Sachen relativ schnell. In Port Ellen machte ich noch ein paar Fotos von der Mälzerei, auf dem Gelände befand sich früher die Port Ellen Distillery, die 1983 geschlossen wurde. Als einzige Lokalität mit fester Nahrung (um diese Zeit), erwies sich das Cybercafe als Glücksgriff. Gutes Essen für ein schmales Geld von einer sozialen Einrichtung für die Dorfjugend, sehr zu empfehlen.
Nach den ganzen Outdoortätigkeiten taten anschliessend 2 Stunden rumgammeln, Emails gucken etc. ganz gut… dann pünktlich zur Champions League ins Bowmore Hotel auf der anderen Straßenseite. Im Pub war heute überhaupt nix los, Gottseidank war zumindest die zweite Halbzeit von Real – M.City recht ansprechend, sonst wäre mir ja beinahe langweilig geworden. Apropos Pub, mir ist heute aufgefallen, das das Waschbecken der Herrentoilette im Bereich des Sitzklos ist…, also hinter dessen Tür… der Trockner ist aber schon wieder wo anders, etwa 6 m entfernt…(nein, ich hab nicht zu viel Bier gehabt…)
So, das wars für heute, morgen liegt die große Ardbeg Tour mit Wasserquelle, Lunch und allem pipapo an, da gibt es später sicher viel zu berichten…..
ARDBEG… ist die erste Distillery, die ich zum zweiten mal gesehen habe, das nicht weil sie meine Lieblingsbrennerei ist, aber es hat sich vor zwei Jahren so ergeben, das ich dort schonmal war. In der Planungsphase dieser Reise beschloß ich, wenn möglich immer die Touren zu buchen, die das meiste zu bieten haben, wo man auch etwas mehr sehen kann, als der gemeine Durchgangstouri. Die besondere Tour bei Ardbeg nennt sich „walk to the water source“‚ dauert 4 Stunden, kostet 35 pounds und führt zu einer der beiden Quellen, aus denen das Wasser für den Ardbeg Whisky stammt.
Einen Fehler machte ich gleich zum Anfang. Es wurden Gummistiefel angeboten, aber da ich momentan ziemlich viel Rücken habe und Schuhe oder Socken anziehen ziemlich anstrengend finde, dachte ich mir, geht schon so und ließ meine Docs an. Bereits nach einigen hundert Metern bemerkte ich meinen Irrtum, es regnete ab und zu und die Wege wurden immer schlammiger, es war schon ein Geschicklichkeitsspiel, den Weg immer 2 Meter im Voraus abzuscannen und dann nach links, rechts oder in die Mitte zu springen, um es vorweg zu nehmen, am Ende sah ich aus wie eine Sau, aber egal. Unterwegs gab es den einen oder anderen Ardbeg Dram, beginnend mit dem „Very Young“, dann ein letzter Rest vom „Kildalton“, das ist eine 24jährige Abfüllung von 1980, gefolgt vom ungetorften „Blasda“, einem Sample eines Fasses von 1995, welches wohl anlässlich der Feierlichkeiten zum 200 Jubiläum 2015 abgefüllt werden soll, dann folgte das neueste Produkt des unbegrenzten Ardbeg Hypes, der „Galileo“. Später, zum Schluß der Veranstaltung wurde noch ein „Uigeadail“ gereicht.

Nach einer Weile kamen wir am Loch Iarnan an, das ist die eine Quelle, die andere heißt Airigh Nam Beist, vor ein paar Jahren Namensgeber einer mittlerweile sehr begehrten Ardbeg Abfüllung. Dort angekommen, wurde ein Lunch gereicht, bestehend aus Lachsbaguette, Nektarine, Kuchen, Walker Crisps und Limonade. Danach ging es auf dem gleichen Weg zurück, unterwegs berichtete unser Guide Dougie, ein cooler Typ Mitte 50, wie es früher so war, er ist nämlich ein waschechter Ardbeganer, lebte bis vor einem Jahr in England und kehrte dann zurück. Ich fand seine Geschichten sehr interessant, es würde jetzt aber den Rahmen sprengen, die hier noch aufzuschreiben. Nicht unterschlagen möchte ich auch, das er uns unterwegs an einem Torffeld gezeit hat, wie das Torfstechen geht, man konnte sich auch selbst daran versuchen. Zurück in der Distillery gab es mit den ehemaligen Malzböden etwas zu sehen, was sonst nicht in den Führungen gezeigt wird. Die Räumlichkeiten werden heute für Anlässe wie z.B. Hochzeiten genutzt. Der Rest der Distillerytour bot das übliche, Malzmühle, Mashtun, Washbacks, Stillroom. Zum Abschluß ging es dann auf den Bootssteg wo der letzte Whisky genommen wurde. Fazit: das war verdammt viel für 35 Pfund, ich kann nur jedem empfehlen, wer mal Mittwochs auf Islay ist und etwas über den Tellerrand schauen mag, der sollte diese Tour machen…..und Gummistiefel ausleihen. Ein großes Kompliment nochmal an Dougie, unserem Tourguide. Danach machte ich noch ein paar Fotos, dann wurde noch etwas eingekauft, (z.B. Galileo). Zurück wurde ich von 4 sehr netten Leuten aus Mönchengladbach mit dem Auto mitgenommen, die haben ihr Quartier ein paar Häuser weiter.
…so, jetzt ein Stündchen Ruhe und dann mal ein, naja vielleicht auch 2,3… Bier zum Fußball…
BUNNAHABHAIN… (sprich Bunna-hawen). Von dem heutigen Tag wußte ich im Voraus, das gewisse Abläufe schwierig werden. Ich wollte unbedingt die Managers Tour machen und diese findet nur Donnerstags um 14 Uhr statt. Bunnahabhain ist neben Kilchoman die einzige Distillery auf Islay, die man nicht mit dem Bus erreichen kann. Also heißt es rechtzeitig so weit wie möglich mit dem Bus ranfahren und dann laufen, Google prophezeite 1 Stunde, 15 Minuten Fußweg, Punkt 13 Uhr bog ich auf die Straße ein und legte mit Stechschritt los. Dieses Tempo versuchte ich zu halten, auch wenn es gefühlt nur bergauf ging. Ausgerechnet heute war der gesamte Himmel mit einer grauen Suppe zugekleistert, welche ständig Wasser von sich gab, das Vergnügen unter Zeitdruck einen Minimarathon zu laufen, war also gering. Etwa auf der Hälfte wurde ich dann erlöst. Das erste Auto, was mich überholte, hielt an und zwei nette Kanadier, welche auch diese Tour gebucht hatten, namen mich mit. Wir drei waren dann auch die einzigen Besucher der Tour, was ja immer nicht schlecht ist, wenn es wenige Leute sind.
Distillerymanager Andrew Brown nahm uns dann für ca. 2,5 Stunden unter seine Fittiche und wir besichtigten die Brennerei. Auffällig waren die Brennblasen, welche alle verschiedene Formen haben, relativ ungewöhnlich angeordnet sind und die richtig dunkel sind, man kann nur noch ahnen, das sie aus Kupfer sind. Danach ging es noch an der Faßabfüllung vorbei, in eines der insgesamt 8 Warehouses, leider ohne eine Probe aus einem Faß. Zu guterletzt ging es dann noch in einen Raum, wo es dann noch was zu trinken gab : Darach Ur (ohne Altersangabe in neuen Eichenfässern gereift), Bunnahabhain 12 (der Standard), Bunna 18 (mein Favorit), Bunna 25 (schon lecker, aber nicht für das Geld…) und zum Abschluß noch einen Toitech (getorft und ohne Altersangabe).
Meine Einschätzung : die Managerstour von Bunnahabhain lohnt sich nicht unbedingt, ist aber Ok. Wir haben wohl das gleiche gesehen, wie andere Besucher auch, nur das der Manager geführt hat und ungefähr doppelt so viel dazu erklärt hat. Leider ist Andrew Brown kein guter Entertainer und selbst die beiden Kanadier haben nur die Hälfte verstanden. 5 Whiskys sind OK, wenn auch die Standards nicht aufregend waren. Fazit : Die Tour kann man machen, muß man aber nicht. Tom und Murray, so heißen die beiden Kanadier, die übrigens in Tokio und Shanghai leben, nahmen mich dann noch bis Bridgend mit und die letzten 3 Meilen lief ich dann nach Bowmore zurück, das war nicht ganz ungefährlich auf der engen, vielbefahrenen Strasse, aber es gab keine Alternative, Busse fahren um die Zeit nicht mehr. So, gleich gehts nochmal in den Pub, heute mal ins Lochside Hotel, wo ich Hans aus Göttingen treffen werde. Morgen geht es weiter mit Laphroaig, ebenfalls eine große Tour mit Besichtigung der Wasserquelle, ich bin gespannt…
LAPHROAIG: …so, es ist Freitag, der 21. September, Tag 5 auf Islay und damit etwa die Hälfte… und ich bin mir relativ sicher, heute das Highlight der Reise erlebt zu haben… alles was jetzt noch kommt, muß sich an den heutigen Tag messen lassen…und das wird schwierig. Laphroaig war das Thema bzw. die Distillery des Tages, die Tour nennt sich Water to Whisky Experience…, im Prinzip so ähnlich, wie am Mittwoch die Tour bei Ardbeg, nur etwas exorbitanter…
…Fangen wir mal mit den äußeren Umständen an… das Wetter,… war das grausam gestern, gerade im Süden von Islay muß es ja besonders geschüttet haben, das Feld, wo bei den Friends Of Laphroaig die Fähnchen stecken (rein juristisch gehören mir da auch theoretisch ein paar Quadratzentimeter)… war ein einziger See, der Wald rund um die Straßen noch Ardbeg/Lagavulin/Laphroaig war ein Wasserbiotop. Von Augenzeugen wurde mir berichtet, das Ardbeg so sehr geflutet wurde, das man kurz vor Abbruch der Produktion war, da das Wasser durch das Stillhouse lief…
Nun gut, heute erwachte der Tag mit blauen Himmel und jetzt (kurz vor 7 Ortszeit), scheint die Sonne noch immer…klappt doch…
So, nun zu Laphroaig. Die Ausgangslage : in meiner Top 3 aller Distillerys jederzeit gesetzt, genau wie Springbank, das sind die beiden, auf die ich nichts kommen lassen will…, die Nummer drei wechselt immer ein wenig, Aberlour, Tomintoul, Ben Nevis besetzen den Platz schon mal, aber auch Exoten wie Benrinnes gehört das Interesse…egal…ich will nur damit sagen, das mein Verhältnis zu Laphroaig ohnehin ein gutes ist. Der heutige Besuch könnte die Brennerei unsterblich gemacht haben.
Auf Grund des Busfahrplanes war ich schon etwa 90 Minuten zu früh da, das war auf Grund des guten Wetters kein Problem. Ich meldete mich im Visitor Center an, bei Jenny, die wie sich später rausstellte unsere Führerin war. Ich schaute mich ein wenig im Shop um, ging raus und machte schöne Fotos von der Distillery unter blauen Himmel, von Weitem und über Stock und Stein… Der erste Whisky des Tages war nicht ganz freiwillig, obwohl, quatsch, falsches Wort, er war aus Versehen. Aus irgendwelchen Gründen sollte für irgendwem eine Flasche Laphroaig Cairdas 30 Jahre geöffnet werden und der Korken ging beim Öffnen kaputt. Soweit nichts besonderes, mir ist das auch schon öfters passiert, jedoch nicht bei einer solchen Flasche, keine Ahnung was die kostet…, die beiden Leute, die etwas mit der Flasche zu tun hatten, drückten den Restkorken in die Flasche und da es jetzt eine Flasche mit Macke war, wurden den Leuten, die gerade in der Nähe rumstanden… (gottseidank steh ich manchmal auch richtig…), ein dram davon gereicht … Laphroaig 30 Jahre, dunkles Sherryfaß… Einfach mal so, …kostenlos…der Tag fing gut an und er ging gut weiter…unsere Gruppe bestand aus mir, Paul und Murray (die beiden Kanadier von gestern) und Peter, ein uriger Typ Mitte 60 aus Canberra, Australien. Unsere Tourguidin (ok, das Wort gibt es wohl nicht, aber ihr wisst, was ich meine…) Jenny, eine junge Frau Anfang 20 mit Angst den Bus zu fahren (kein Reisebus, nur VW Van), machte ihren Job von Anfang an sehr gut. Wir fuhren zur Wasserquelle von Laphroaig, welche ungefähr gegenüber der Distille vielleicht 1,5 km auf dem Berg liegt. Dort gab es erstmal Lunch : verschiedene Sandwiches, Suppe, Käse (Laphroaig Flavour) etc…. jedenfalls alles sehr lecker…, natürlich auch Laphroaig, 10 years old, CS Batch # 4. Als die zwei Wurstfinger breit eingegossenen Drams alle waren, wurde nochmal nachgegossen… Das Wetter war traumhaft, man konnte die ganze Gegend genießen, freier Blich auf den Mull of Kintyre und bis rüber nach Irland. Jenny meinte irgendwann… don’t be shy… Und schenkte nochmal zwei wurstfingerbreit nach… Langsam wurde es lustig und ich merkte, das ist ein guter Tag…

Wir fuhren dann auf ein Torffeld zwischen Port Ellen und dem Flugplatz. Nach abenteuerlichen Hinweg, nur wenige hundert Meter, aber gefühlt 5 Meter tiefen Schlamm, kamen wir an der Torfstechstelle von Laphroaig an und versuchten uns in diesem Handwerk mehr schlecht als recht…, es gibt übrigens nette Fotos davon…achso, begleitet wurde das ganze von mindestens …3 Triple Wood…, zurück in der Distillery, wurden erstmal die Gummistiefel ausgezogen, (ja… Ich habe gelernt, ohne die wäre ich wohl auch versunken…), dann wurden wir durch die Distillery geführt. Die Führung war interessant, bot sie doch auch einen Blick auf Maltingfloors, ein Blick in den Kiln, der grad nicht an war und in den Kiln, der gerade das Malz toastete, die Körner genascht, sehr leckeres Knusperzeugs… Selbstverständlich nichts für Leute, die mit Rauch nichts zu tun haben wollen. Mashtun, Washbacks, Stillhouse… Alles bekannt von anderen Brennereien, die Brennblasen, sieben (!) an der Zahl beeindrucken schon, wie sie so an einer Reihe stehen… Danach hatten wir noch einen kurzen Blick in die Fassabfüllung und es ging in das Warehouse #1.
Es ist Teil der Tour aus drei Fässern zu kosten und dann eine 0,25 l Flasche vom Favouriten abzufüllen, für zuhause… Es gab ein 1997’er Faß, ein 1999’er, und ein 2003’er, ich entschied mich am Ende für das 1997’er, Nicht ganz so torfig und der absolute Rest vom Fass, es musste schon gekippt werden, damit da noch was rauskommt, in der Flasche ist jetzt auch sehr viel Holz, mal sehen, ob ich das nochmal filtere, oder es so naturbelassen mitnehme… Danach war Schluß, wir verabschiedeten uns von Jenny, die einen sehr guten Job machte, ich verabschiedete mich von Paul und Murray, die heute noch ihren Rückweg antreten, und Peter und seine Frau Robyn waren so nett, mich nach Bowmore mit dem Auto zu fahren. Das war der Tag 5, ……Lou Reed hat einen Song darüber : Perfect Day…
…und morgen … Kilchoman…
KILCHOMAN: So, es ist Samstag und das Abenteuer geht in die nächste Runde, heute stand Kilchoman im Mittelpunkt. Um da erstmal hin zu kommen reservierte ich mir im Voraus ein Mietauto, was ich bis Montag behalten werde um die Stellen der Insel anzusteuern, wo es mit Bus oder zu Fuß schwierig wird. Das mit der Reservierung hat alles prima geklappt, wie alles andere bislang auch (ich bin begeistert…) und so kam heute meine Jungfernfahrt auf der anderen Straßenseite, ich hatte bislang noch keine Gelegenheit, das auszuprobieren. Das Auto ist das gleiche wie zuhause auch, ein Polo, nur das alles falschrum ist… Ich habe mich erstaunlich schnell an den Linksverkehr gewöhnt, Islay ist ja auch ein gutes Testpflaster, so viel Verkehr ist halt nicht. Nur bei den Single Track roads mußte ich mir ab und zu daran erinnern, das ich rechts sitze, wenn der Schotter schon auf der linken Seite spritzte…
Kilchoman liegt als einzige Brennerei der Insel nicht am Meer, oder am See, sondern am Arsch der Welt. Wenn man Richtung Bruichladdich fährt, muß man über eine Single Track Road, also eine einspurige Straße mit kleinen Buchten zum Ausweichen von Gegenverkehr, etwa 4 Meilen ins Landesinnere fahren. Dann folgt man einem kleinen Schotterweg und kommt auf das Gelände einer Farm, auf der sich die Distillery befindet.

Die kleinste Distillery Islays ist zugleich auch die jüngste, sie wurde erst 2005 eröffnet und produziert im Jahr so viel, wie Caol Ila an drei, vier Tagen. Der Whisky von Kilchoman schmeckt Islay-typisch sehr rauchig, ich bin gespannt, wie reifere Abfüllungen schmecken werden, die derzeitigen Whiskys können ja nicht älter als sechs, sieben Jahre alt sein. Die Distillerytour war unspektakulär, das hatte ich auch nicht anders erwartet, es ist halt alles ziemlich winzig, im Vergleich zu den großen Fabriken der letzten Tage.

Danach fuhr ich zur Kirchenruine auf dem Friedhof von Kilchoman, hier gibt es auch ein Keltenkreuz und sehr alte Gräber. Über einen Acker gelaufen erreicht man den Militärfriedhof von Kilchoman, für die Opfer der Schiffskatastrophe des Schiffes HMS Otranto, das 1918 in Sichtweite des Friedhofes sank. Die Katastrophe kostete übrigens 431 Menschenleben. Ich fuhr danach mit dem Auto etwas näher ans Meer, parkte und spazierte gut eine Stunde am menschenleeren Machir Bay, einen wunderschönen Sandstrand, welcher von teils bizarren Felsformationen begrenzt wird. Ständiger Begleiter war auch heute die Fotokamera und die Kopfhörer, der Sound der aktuellen Platten von The Raveonettes und Smashing Pumpkins untermalten die Landschaft hervorragend. Danach fuhr ich nochmal in die Distillery, bzw. in das Cafe von Kilchoman um einen Happen zu essen. Somit blieb dann noch Zeit für einen Abstecher ins Islay Museum in Port Charlotte. Auch das war sehr interessant, man kann auch dort einiges über die Schiffskatastrophe der Otranto erfahren. Danach machte ich noch ein paar Bilder in Bruichladdich, man muß das Kaiserwetter ja nutzen, und fuhr dann nachhause.
So viel zu heute, morgen liegt keine Distillery an, morgen ist Sonntag, ich werde wohl mal über die ganze Insel kreuz und quer fahren…

ISLAY KREUZ UND QUER: Heute war kein Besuch einer Whiskydistillery angedacht, sondern eine Vermessung der Insel von West nach Ost, Süd nach Nord, kreuz und quer und wo man sonst noch so hinfahren kann. Dafür, das es erst mein zweiter Tag als Geisterfahrer ist, habe ich mich ziemlich schnell an die linke Straßenseite gewöhnt, fast schon, als wäre ich nie anders gefahren. Ich startete Richtung Kildalton Cross, das ist eines von mehreren keltischen Kreuzen aus dem Frühmittelalter. An den drei Süddestillen Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg vorbei, sieht das auf der Karte gar nicht so weit aus, der Weg zieht sich aber dermaßen lang hin, das man schon ins Grübeln kommt, ob man nicht ausversehen schon vorbei gefahren ist.
Als ich mir am Dienstag überlegte, was ich nach Lagavulin machen sollte, hatte ich mal kurz mit dem Gedanken gespielt, da hin zu laufen… Das wäre wohl ein böses Erwachen geworden… Endlich angekommen, freute ich mich besonders darüber, das weit und breit keine Menschenseele zu sehen war, die Morgensonne strahlte über den kleinen Friedhof und die Ruine der kleinen Kapelle, ein schöner, ruhiger Moment. Nach ein paar Fotos ging es zurück, ein letzter Blick auf die drei Whiskybrennereien der Südküste geworfen, freundlich innerlich Adieu gesagt, fuhr ich jetzt durch Port Ellen, an der Mälzerei vorbei auf die Halbinsel The Oa.

Wenn mir die Lage des Kildalton Crosses eben noch vorkam wie das Ende der Welt, so sah ich mich jetzt gezwungen, das zu revidieren… das Ende de Welt ist eindeutig hier… Früher lebten wohl um die tausend Menschen hier, heute sind es ca. 40… Den Gipfel der völlig kahlen Berg- und Tallandschaft bildet das American Monument, ein gar nicht sooo großer Turm, der aber durchaus riesig wirkt, weil er auf dem Gipfel der kahlen Landschaft steht. Er wurde zu Ehren der Amerikaner gebaut, die im ersten Weltkrieg bei Schiffsunglücken um Islay ums Leben gekommen sind.
Nach dem südlichsten Teil der Insel ging es nun genau andersrum… in den Norden. Der Ardnave Point ist zwar nicht die Nordspitze der Insel, aber schon ziemlich weit nördlich… Man kann ziemlich nahe mit dem Auto ranfahren, bis zur Spitze ist es allerdings ein Fußmarsch von ungefähr einer Stunde, darauf verzichtete ich dann doch. Stattdessen inspizierte ich das nächste Steinkreuz, das Kilnave Cross, ebenfalls neben der Ruine einer Kapelle gelegen, sieht man bei diesem Kreuz aber deutlich, wie der Zahn der Zeit am Stein genagt hat, alles was mal eckig war, ist jetzt rund… Dann meldete sich langsam mein Magen, ich fuhr nach Port Charlotte und genehmigte mir einen Burger. Weiter ging es dann zur Westspitze der Insel, dieser Teil Islays nennt sich übrigens Rhinnes Of Islay und war warscheinlich ganz früher mal eine seperate Insel. Vorbei an den Resten der ehemaligen Port Charlotte Distillery, immer geradeaus geht die Straße nach Portnahaven, auch die zieht sich länger hin, als gedacht, ich mußte schon wieder ans Ende der Welt denken. Portnahaven ist ein sehr malerisches Dorf, mit niedlichen kleinen Häuschen, die einen kleinen Hafen umranden, gekrönt wird die Ortschaft von einem gewaltigen Leuchtturm. Von da aus begab ich mich wieder in den Osten der Insel, nach Bunnahabhain. Als ich am Mittwoch da war hatte es wie blöde geregnet und ich war froh, das ich mit dem Auto mitgenommen wurde, somit war keine Zeit übrig, Fotos zu machen, das wollte ich heute nachholen. Auf dem gesamten Brennereigelände war heute kein Mensch zu sehen, ich konnte in Ruhe knipsen. Rechts neben der Distillery, am Ufer entlang über Felsen und Steinen vorbei liegt das Schiffswrack der Wyre Majestic, die 1974 auf Grund lief. Da die Gewässer sehr kompliziert sind, verzichtete man auf eine Bergung und ließ sie einfach dort liegen. Der Rost von 38 Jahren hat schon gute Arbeit geleistet, man kann aber noch vieles erkennen, schöne Bilder sind das geworden, die Klettertour hat sich gelohnt.
Zum Abschluß des heutigen Inselcrossings stand dann noch Finnlaggan an. Whiskyfreunde kennen den Namen von einer Whiskyabfüllung gleichen Namens, welche von irgendeiner Islay Distillery stammt.
Geschichtsliebhabern dagegen fällt dazu als erstes „Lords Of The Isles“ ein (darauf hin könnte man wieder kontern : oh ja, das war ein guter Ardbeg…)… nun kurz, diese Lords waren die Herrscher der Inseln im Mittelalter, und die Gebäuderuinen auf einer Insel im Loch Finlaggan, war ihre Geschäftsstelle. In den letzten Jahren hat man das alles ein wenig präpariert, mit Visitor Center und Ausstellung. Ich war wiederum der einzige weit und breit und genoss auch dort die Ruhe und die gewisse Magie solch historischer Orte. Auf dem Rückweg kam mir Familie Flodder mit kreischenden Kindern, Kegeln und Hunden entgegen… puh, Glück gehabt….
Morgen steht Jura auf dem Plan. Allerdings gibt es für morgen eine Sturmwarnung, so das es möglich ist, das die Fähre nicht übersetzen kann…hoffen wir mal das beste…
ISLE OF JURA & CAOL ILA – Tag 8, langsam neigt sich die Reise ihrem Ende entgegen, heute stand ursprünglich nur Jura auf dem Zettel, ganz spontan hab ich allerdings Caol Ila mit auf die Tagesordnung gesetzt, aber der Reihe nach. Die Sturmwarnung von gestern entpuppte sich als harmlos, es regnete zwar nicht gerade wenig, Wind an und für sich war durchaus auch genügend vorhanden, aber das war alles kein Problem für die Islay – Jura Fähre. Da ich aber auf Nummer sicher gehen wollte, fuhr ich etwas früher los und setzte um halb 10 über. Gerade mal 4 Minuten dauerte die Überfahrt, kostete aber hin und zurück stolze 16 Pfund. Ich war wieder einmal der einzige, ich hatte sozusagen eine Privatfahrt.
Drüben angekommen ging es Richtung Craighouse, den Hauptort der flächenmäßig gar nicht so kleinen Insel. Auf 366 Quadratkilometer (das ist immerhin doppelt so groß wie die Ostseeinsel Fehmarn), kommen gerade einmal 180 Einwohner. In Craighouse befindet sich auch die Whiskydistillery Jura. Die Tour startete um 11 und war ausnahmslos deutsch besetzt, neben meiner Wenigkeit nahm auch mein Göttinger Bekannter und quasi Ex-Berufskollege Hans und seine von ihm geleitete Whiskyreisegruppe aus Chemnitz teil. Die Tour war so mittelmäßig interessant, mittlerweile kennt man die Abläufe ja schon auswendig, lediglich ein paar Zahlen waren für mich interessant, ich hätte z. B. nicht gedacht, das die ja eher kleine Brennerei über 2 Mio. Liter jährlich herstellt. Zum probieren gab es am Schluß einen aus der Standardrange, den man sich aussuchen konnte, ich nahm den 12jährigen Jura Elixir, den kannte ich noch nicht, traf aber überhaupt nicht meinen Geschmack, irgendwie kam er mir extrem sprittig daher… Nach der Tour gingen wir noch zusammen einen Kaffee trinken und ich machte mich dann auf und fuhr einmal die Insel hoch und runter, verfahren ist fast ausgeschlossen, es gibt nur eine Straße. An den Haltebuchten machte ich häufig kurz Pause und fotografierte, oft aus dem Autofenster, schließlich regnete es.
Danach beschloß ich ganz spontan, auf dem Rückweg Caol Ila auch noch aufzusuchen. Eigentlich war die Brennerei erst für Donnerstag auf dem Rückweg vorgesehen, aber ich dachte mir, mit dem ganzen Gepäck und so, ohne Auto, ist es besser heute. Im Nachhinein sehe ich das so, das ich es mit Sicherheit richtig gemacht habe. Die Touren einer großen Diageo Distillery sind für den Liebhaber immer ein kleines Ärgernis. Besonders das strikte Fotografierverbot nervt. Von der Sache her war es trotzdem interessant, es ist ja alles recht modern dort, die Mashtun ist eine der größten, die ich je gesehen habe und der Stillroom mit dem berühmten Blick aufs Wasser und die Paps von Jura haben selbstverständlich was. Auch hier konnte man unter 4 Standards zum Probieren wählen. Ich nahm den mir noch unbekannten 12jährigen Caol Ila Unpeatet Style mit über 64%, und es schüttelte mich zum zweiten male am heutigen Tag, ich musste glatt noch um einen Schluck von der Distillersedition bitten, um den Geschmack wieder loszuwerden… Danach ging es nach Bridgend und es galt Abschied von dem Auto zu nehmen, als Erfahrung nehme ich auf jeden Fall mit, das es völlig easy ist, auf der anderen Seite zu fahren und das nächste mal werde ich wohl komplett mit Auto touren. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Bowmore, wo sich dann auch der morgige Tag abspielen wird, Quasi als Heimspiel ist die Craftman’s Tour in der Bowmore Distillery angesagt.
Tag 9 : Heimspiel in BOWMORE. Nachdem ich jetzt schon eine Woche hier verweile, wurde es auch langsam Zeit, die Bowmore Distillery zu besichtigen. Vom Bowmore Whisky kann ich ja durchaus sagen, das dieser so eine Art erste Liebe für mich ist und ihn auch heute noch größtenteils sehr gerne mag. Meine erste Flasche Bowmore war ein 15jähriger Mariner, noch mit dem Aufdruck direkt auf der Flasche, es folgten andere Standards, ich finde, auch heute kann man den ordinären Bowmore 12 Jahre noch gut mal trinken. Ich war also sehr gespannt, wie es da wohl so ist…
Für den ersten Scherz des Tages sorgte ich selbst, als mir direkt vor dem Visitor Center die Mütze vom Kopf flog und es auch bestimmt putzig aussah, wie ich ihn wieder eingefangen habe, die Damen im Visitor Center hatten glaub ich Spaß…. Ich wurde bereits erwartet… You must be Lars… Ich war tatsächlich der einzige, der die Craftmans Tour gebucht hat. Meine Führerin hieß Lynda, eine hübsche, junge Frau mit rotem Haar und Sommersprossen. Zuerst parkte sie mich an der Bar mit einem Bowmore 12 und lies mich damit 5 Minuten alleine. Danach gingen wir zu den Malzböden. Mir wurden diverse Arbeitsgeräte vorgeführt, erstmals durfte ich auch einen elektrischen Gerstewender bestaunen.
Die nächsten Stationen war der Kiln, der war gerade dabei, das Malz nach dem Räuchern zu trocknen. Lynda zeigte mir alles, was ich sehen wollte und ich durfte auch fotografieren, so viel ich wollte. Auch wenn ich bereits zum 23. mal eine Whiskydistillery besuchte, so erschlossen sich für mich einige Sachen heute ganz neu. Nach Mashtun, Washbacks und Stillhouse ging es dann in das berühmte #1 Vault Warehouse, in dem wir gemeinsam zwei Fässer öffneten, ein Bourbonfaß von 2000 und ein Firstfill Oloroso Sherryfaß, was 17 Jahre alt war. Direkt aus dem Faß ins Glas ist ja für mich immer wieder ein wenig wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal, so auch heute wieder, der erste war sehr schön, aber der aus dem Sherryfaß war eine absolute Granate. Hinter der Scheibe sah ich, wie die Leute der regulären Tour neidisch zu uns schauten, wie wir mitten in den heiligen Hallen einen gepflegten Dram zu uns nahmen. Achja, der Vollständigkeit sollte ich noch das Glas New Spirit erwähnen, was ich aber nur zu Schnüffelzwecken benutzte. Ich hätte mich gerne noch ein paar Stunden dort rumgetrieben und hätte gerne noch ein paar weitere Fässer probiert, aber immer wenn es am schönsten ist, soll man ja aufhören… Wir gingen zurück an die Bar und hier konnte ich jetzt noch probieren, was ich wollte.
Der Bowmore 25 Jahre war nach den faßstarken Whiskys aus dem Warehouse jetzt viel zu mild, sicher etwas Perlen vor die Säue, wenn man bedenkt das der 200£ kostet…, am besten hat mir die Stillmans Edition gefallen, das ist eine weitere Sherryt_nte in Faßstärke, die es nur hier zu kaufen gibt. Die neue Abfüllung Springtide halte ich für 150£ für völlig daneben und der neue 17jährige konnte mir schon gefallen. Mehr wollte ich dann nicht, man soll ja nicht übertreiben. Nach zweieinhalb Stunden galt es nun Abschied zu nehmen, Lynda machte einen großartigen Job, alle Arbeiter die wir unterwegs trafen waren sehr nett und ein kleiner Plausch war immer drin, landesüblich hauptsächlich über das Wetter. Vor einiger Zeit habe ich häufig negatives über Bowmore bzw. dessen Visitorcenter gelesen, ich kann rein gar nichts negatives sagen, vielleicht haben sie sich ja auch gebessert. Für mich war die Tour neben der bei Laphroaig der Höhepunkt meiner Reise, bis dato zumindest. Bowmore ist jetzt für mich genau wie früher, etwas besonderes.
Nach den ganzen Leckerlis am Morgen, stärkte ich mich dann mit einem Sandwich aus dem Supermarkt und pausierte erstmal zuhause, ist ja heute schließlich Heimspiel. Das Wetter war heute übrigens eine Zumutung, Regen und Sturm und umgekehrt… Als dann wenigstens der Regen pausierte, schnappte ich mir nochmal die Kamera und nahm die berühmte runde Kirche ins Visier. Tagsüber ist deren Tür unverschlossen und ich konnte, mal wieder mutterseelenalleine in der 1769 gebauten Kirche fotografieren. Es heißt, man hat die Kirche rund gebaut, damit der Teufel keine Ecke zum verstecken hat. Draussen tobte immer noch der Sturm und die Geräusche, die er mit der Kirchentür veranstaltete, klangen von innen als würde jemand die Tür eintreten wollen…spooky… Draußen lagen dann auch einige Mülltonnen kreuz und quer, quasi vom Winde verweht.
So, morgen kommt die letzte Distillery in meiner Raupensammlung : Bruichladdich. …schaun wer mal…
BRUICHLADDICH: Heute morgen zum Frühstück lernte ich Willi aus Sulingen bei Bremen kennen. Wir fanden schnell heraus, das wir Kollegen sind, auch er ist Gastwirt und hat eine Menge Malts im Angebot. Ebenfalls recht schnell stellten wir fest, daß wir heute den gleichen Termin bei Bruichladdich haben. Wir fuhren zusammen mit dem Postbus hin und machten die Tour, die von Raymond, einem jungen Mann, recht witzig geleitet wurde. Das fotografieren war überall erlaubt, die Tour war gut. Als Besonderheit fiel mir die nach oben hin offene Mashtun auf, auch eine Lomond Still namends Ugly Betty, die zur Herstellung des „The Botanist“ Gin benutzt wird, unterscheidet die bis vor wenigen Wochen unabhängige Brennerei von anderen bereits gesehenen. Als Probierdram gab es lediglich den Laddie Ten und bei allem, was ich immer so über Bruichladdich gehört und gelesen habe, war ich unterm Strich etwas enttäuscht. Man möge mich nicht verkehrt verstehen, ich kann nichts negatives sagen, aber etwas besonderes empfand ich bei diesem Besuch nicht. Wenigstens eine Flasche PC10 zum vernünftigen Kurs konnte ich erstehen, das ist doch auch was. Nach der Tour liefen Willi und ich nach Port Charlotte.
Das Wetter heute ist das genaue Gegenteil von dem von gestern, statt Regen und Sturm gab es heute Sonne satt, allerschönstes Spätsommerwetter. Wir kamen am Port Charlotte Hotel vorbei, die tatsächlich zwei Tische draußen stehen hatten. Willi meinte, es wäre doch ein tolles Foto, mit einem Guinness in der Sonne zu sitzen…, ich fragte dann, wer uns daran hindern sollte (?)…gesagt getan, ein gepflegtes Bier in der Mittagssonne, wer weiß, wann man dazu das nächste mal kommt. Willi hatte um 14 Uhr noch einen Termin bei Kilchoman und hatte Glück, das ein englischsprachiges Pärchen mit Auto in die Bar kamen und ihn mitnehmen konnte. Ich nutzte dann die Gunst der Stunde und nahm einen Happen Mittag zu mir (feste Nahrung), nahm den nächsten Bus nach Bowmore und setzte mich dann noch eine Stunde am Hafen in die Sonne, hörte Musik (heute besonders zu empfehlen : Grizzly Bear mit dem Album „Shields“, kein easylistening, aber sehr gut…) Später werd ich noch was festes zu mir nehmen und den letzten Abend mit einem Getränk meiner Wahl beschliessen. Morgen um 15.30 legt die Fähre in Port Askaig ab und wird mich langsam wieder Richtung Heimat bringen.
RÜCKREISE: Nun hat ja alles mal ein Ende, auch diese Reise. Der Tag bis zum Nachmittag stand im Zeichen der Rumgammelei, die Fähre ging erst um halb vier. Etwas Zeit brauchte ich für das Packen des Koffers, irgendwie hatte sich mein Gepäck augenscheinlich vermehrt und ich benötigte eigentlich einen Elefanten, um den Koffer zu schließen…
Nachdem ich das irgendwann geschafft hatte, konnte ich nur hoffen, das es mich trügt, das mir das Gewicht des Gepäckstückes deutlich über 20 kg vorkam… Die Rückfahrt war unspektakulär, auch wenn die Strecke rückzu immernoch sehr schön ist, am Ende des Urlaubs sieht man alles nicht mehr so euphorisch wie hinzu. Halb zehn checkte ich in Glasgow ein und machte mich gleich nochmal auf
die Socken ins Bon Accord. Diesmal war deutlich mehr los als letztes mal, ich hatte gerade noch so einen Stehplatz an der Bar ergattern können. Da gestern Arthur Guinness Tag war, fiel mir die Getränkewahl recht leicht, was es bei den zich Biersorten in diesem Pub sonst nicht so ist. Nach einer Weile wurde mir
einfach so ein Dram gereicht (Pulteney 17y). Es kam vom Seniorbesitzer der Bar, Paul McDonagh der zufällig neben mir saß und mit dem ich dann sofort ins Gespräch kam, unter Kollegen quasi. Es hat viel Spaß gemacht, er spendierte sogar noch einen Dram, einen Springbank von der Scotch Whisky Society, sehr leckeres Tröpfchen. Sein Sohn, ebenfalls Teilhaber des Ladens, arbeitete hinter der Bar und nahm an unserer Unterhaltung rege teil. …das war es also wieder mit dem Vorhaben, höchstens 2 bis 3 Bier zu trinken und pünktlich im Hotel zu sein… schließlich ist der Wecker auf Punkt 5 gestellt… Egal, es hat viel
Spaß gemacht und ich denke, ich werde via Email und Facebook mit den beiden in Verbindung bleiben. So, dann eine Mütze Schlaf, zum Flughafen gefahren, den Koffer aufs Band gelegt…. und natürlich nachzahlen müssen… Grummel… Aber was soll man machen… Der Flug war ganz normal, der Weg nachhause auch und nun bin ich wieder hier.
Als Fazit dieser gelungenen Reise stelle ich fest : zwei bis drei Tage weniger hätten gereicht, der Anspruch, jeden Tag nur eine Distillery zu besuchen, ist bei Touren wie der von Ardbeg, Laphroaig und
Bowmore zwingend, nicht aber zu Touren wie Caol Ila oder Bruichladdich, zwei mal eine Stunde Besichtigung mit einem Standarddram ist durchaus drinne. Ich habe 1188 Fotos gemacht, viele nette Locals kennengelernt, mit vielen Whiskyenthusiasten gesprochen, tolle Leute aus aller Welt kennengelernt, auch wenn das alles unterm Strich nicht gerade ein Billigtrip war, es hat sich voll gelohnt und bleibt bis ans Ende meines Lebens in meinem Herzen und wenn ich nicht dement werde, auch in meinem Kopf.
Bedanken möchte ich mich zuerst bei meiner Freundin Nina, die in der Zeit hier die Stellung gehalten hat
und die ganze Arbeit für mich mit machen mußte. Weiterhin möchte ich Rena für ihre Gastfreundlichkeit danken, Danke an alle, die dabei waren, Danke an alle, die meine Ergüsse täglich gelesen haben und sie schon kommentierten. …bis zur nächsten Reise.
McLarsen an Rhein, Mosel und Lahn (April 2022)
Meine zweite Reise des Jahres führt mich in eine von mir noch komplett unerschlossene Gegend : Rheinland-Pfalz… mit einem kleinen Abstecher nach Hessen (Whisky Fair Limburg)… eine Ecke Deutschlands in der hauptsächlich Wein serviert wird und alles noch ein wenig deutscher als Deutsch ist… meine Residenzstadt ist Koblenz… eine der ältesten Städte im Land und schön soll es dort auch sein…
Dann ging startete ich heute etwas früher, da ein paar mehr Kilometer als zuletzt zu reisen sind… 8:25 vom Gesundbrunnen ging es los… via Köln… mit komplett überfüllten Zug, fehlenden Wagen, technischen Störungen unterwegs das der Anschlusszug in Köln nicht mehr zu erreichen wäre… der hatte aber auch 30 min Verspätung und alles war wieder gut… schon Abenteuer aber letztendlich angesichts der Probleme auf der Welt… in den Skat zu drücken.

Hier angekommen ging es in das bahnhofsnahe Hotel Jan Van Werth… 5 Nächte mit Frühstück für 310€… dazu noch eine strategisch sehr gute Lage… dachte ich mal nicht viel falsch machen zu können… und (Stand abends)… hab ich wohl auch nicht… kein Luxus (was soll ich damit) aber klein, fein und sauber. Danach ging es los zur ersten Erkundungsrunde… aber nach 10 min ging es erstmal zurück ins Hotel… die Kleiderordnung mußte dem Wetter angepasst werden… Jacke aus und Mütze auf… die Sonne brezelte so richtig los… es folgte ein Spaziergang durch die Fußgängerzone (gähn)… zur Mosel, auf die Balduinbrücke… benannt nach einem zumindest für seine Zeit (1285-1354) recht progressiven Erzbischof und Kurfürsten… am Peter Altmann Ufer (hat nix mit dem Ex-Wirtschaftsminister zu tun) zum deutschen Eck. Das Deutsche Eck ist eine Art künstliche Mole am direkten Zusammenfluss der Flüsse Rhein und Mosel… dominiert von einem gigantischen Reitermonument von Kaiser Wilhelm I. Der Name Deutsches Eck kam aber viel früher… als es ein Deutschland im weitesten Sinne noch nicht gab… als der Deutsche (Ritter)Orden dort eine Niederlassung erwarb. Bei so viel Kaiser (Wilhelm) konnte auch das Wetter nicht viel anders als sich dem anzupassen… das wird dieses Jahr das zweite blaue Album werden.


Nach dem Wilhelm seinem Eck ging es an den ältesten Ort der Stadt: die Basilika St. Kastor… prominentes Beispiel der Romanik im Rheingebiet… Ursprünge bis ins 9. Jahrhundert… ganz schön alt… drinnen übte jemand mit der Orgel… ich bin nicht sicher ob alles so sollte… es waren interessante und fast psychedelische Momente dabei… der Reiz bei diesen alten romanischen Sakralbauten ist die relativ bescheidene Größe im Gegenteil zu spätromanischen oder gar gotischen Bauten des späteren Mittelalters. …raus aus der Kirche, rein in den Biergarten… der stand da halt rum und ein Hefeweizen hat den Vorteil das es einmal im Jahr lecker ist und ich kein zweites brauche…rülps… und weiter durch die Stadt und erstmal wieder ins Hotel frischmachen.

Dann zum Thema Gastronomie… für heute hatte ich mir das „Altes Brauhaus“ ausgesucht… zwar wird dort entgegen meiner ursprünglichen Annahme kein Bier gebraut, dafür aber lokales Bier ausgeschenkt und dazu noch äußerst zünftiges Essen gereicht… puh… der Bauch war voller leckerer Biere und Speisen… durchaus zu empfehlen. Ein Absacker war noch drin… gleich nebenan in einem Pub namens Schiffchen… und da wurde ich seltsam melancholisch… der Laden hatte alles wie das Offside vor etwa 15 Jahren… verqualmt, Dart, gut 100 Whiskys, die Musik rockig und etwas zu laut, etwas zu dunkel… aber sehr herzlich… da muß ich nochmal rein… heute passte nix mehr in den Bauch… und morgen ist ja auch noch ein Tag… da wird Koblenz genauer untersucht, fürs erste sieht es aus als ob wir Freunde werden könnten…

McLarsen an Rhein, Mosel und Lahn Tag 2
Nach der ersten Nacht und dem ersten Frühstück gibt es noch immer nichts zu beanstanden was das Hotel angeht… war eine gute Wahl… Etwa 10 Uhr ging die Tagestour los… als erstes ging es Richtung Rheinufer wo das Kurfürstliche Schloss dominiert. Das Schloß wurde im Stil des französischen Frühklassizismus Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Es ist deshalb etwas seltenes, weil nach der französischen Revolution kaum noch größere Adelshäuser gebaut wurden… Im zweiten Weltkrieg wurde das Schloß schwer getroffen und später im Äußeren originalgetreu rekonstruiert. Die Innenräume werden heute überwiegend als Büroräume von Bundesbehörden genutzt. Sehr gelungen sind die Wege hinterm Schloß entlang des Rheins mit alten Denkmälern und einigen etwas albernen Statuen neuerer Zeit.
Das nächste Gebäude was auffällt ist so eine Art historistische Trutzburg… wie man zu Zeiten Kaiser Wilhelms halt gebaut hat… man ließ gerne die deutsche Vergangenheit wieder aufleben… heraus kam in diesem Falle das preußische Regierungsgebäude… erbaut 1902-1905… also in der Zeit von Wilhelm II. Sein Großvater Wilhelm I. lebte übrigens viele Jahre (bevor er König und Kaiser wurde) in Koblenz… er war hier Generalgouverneur der rheinischen Provinz… somit bekommt das Reiterstandbild am deutschen Eck etwas mehr Bedeutung als die meisten der tausenden Wilhelms-Denkmäler die damals in ganz Deutschland errichtet wurden. Nach dem protzigen Regierungsgebäude (was übrigens nicht zerstört wurde) kam dann das nächste Ziel des Tages : die Seilbahn über den Rhein zur gegenüberliegenden Festung Ehrenbreitstein. Leider war die Schlange zu lang für mich (meine Zeit mit Anstehen erledigte ich in meinen ersten 21 Jahren in der DDR… heute brauche ich das nicht mehr 😉 …einfach in einer Stunde nochmal schauen war der Plan.
So ging ich stattdessen noch ein wenig in die Altstadt spazieren und besichtigte z.B. die Liebfrauenkirche, welche im Kern wie die Kastorkirche sehr alt ist. Die heutige Erscheinung ist romanisch (Schiff), gotisch (Chor) und barock (Zwiebeltürme). Die Kirche würde schwer zerstört und wieder aufgebaut, das Interieur jedoch für eine katholische Kirche fast schon schlicht. Gegen 12 machte ich den nächsten Versuch mit der Seilbahn aber statt weniger waren es nun deutlich mehr Interessenten am Ticketschalter… da erinnerte ich mich das man Karten online kaufen kann… also Planänderung… erstmal Mittagessen bei einem Laden namens Salatbar in der Nähe des Bahnhofs… es gab Minestrone und Saft (damit hier nicht der Verdacht aufkommt ich verbrauche bei meinen Entdeckungsreisen Herden von Tieren)… sehr lecker, der Laden hat nur von 11 bis 3 geöffnet und freut sich bei den Einheimischen höchster Beliebtheit. Danach kurz ins Hotel was eh auf dem Weg lag, schnell eine Online Karte gekauft und damit ohne anstellen zur Seilbahn.
Die Überfahrt dauert etwa 5 Minuten… ein Return-Ticket kostet 13,90€, legt man noch 4€ drauf ist der Eintritt für die Festung Ehrenbreitstein mit dabei. Bei schönstem Wetter war das heute eine sehr gute Idee, ich verweilte länger auf dem Gelände der Festung ohne mir aber die zahlreichen Ausstellungen anzusehen. Dann ging es wieder abwärts… ich habe das übrigens auch gefilmt.
Nach noch etwas Schlendern durch die Altstadt und einem Eis von einer Bude wo immer viele Leute anstehen (das hab ich auch damals gelernt… wo Leute anstehen muß es etwas gutes geben)…und das Eis von eGeLosiA ist in der Tat sehr lecker… man kann auch in den Produktionsteil schauen…

Das Tagesprogramm war damit auch erledigt und ein großer Teil dieses Artikels wurde dann im Hotel verfasst. Das Abendprogramm sah ab 20:00 Uhr eine Verabredung im Irish Pub Koblenz vor… vorher mußte noch feste Nahrung her. Die Wahl fiel heute auf eine unkonventionelle Pizzeria mit Craftbeer Ausschank: 3 Hefen. Es gibt dort Bier der Vulkan Brauerei und anderen kleinen Herstellern. Die Pizza „Bella Burn“ mit u.a. saueren Zwiebeln und hausgemachter Chilisauce war eine der besten Pizzen der letzten Jahre… auch wenn ich kurz vorm Abbruch wegen der Schärfe war… das Bier war gut… der Service…ähnm… ausbaufähig… nix gegen die (einzige) Bedienung, aber in der Zeit hätte ich locker drei Bier mehr geschafft (die hatten nur 0,3l Gläser)… und… naja… es war dafür lecker.
Mein Date im Irish Pub war mit Organisatoren einer Informationsplattform für Betreiber von Irish Pubs in Deutschland… im Irish Pub Koblenz ist Mittwochs Karaoke… war egal… ich wurde empfangen wie ein Staatsgast und wir hatten einigen Spaß abseits der wilden Party… ich fühle mich sehr geehrt… das muß dazu reichen… Danke Hubertus und Shay…
…war’n schöner Tach heute… morgen gehts nach auswärts…
McLarsen an Rhein, Mosel und Lahn Tag 3 – Trier
Für meinen heutigen Ausflug nach Trier war schon der Weg dorthin ein Erlebnis. Etwa 90 Minuten rollte der Regionalzug von Koblenz nach Trier… besonders in der ersten Hälfte stets parallel zur Mosel… verschlafene Dörfer, Burgen und Weinberge so weit das Auge reicht… wenn ich zwischen Koblenz und Cochem täglich pendeln müsste… ich würde es wohl als Privileg verstehen.
Vom Hauptbahnhof der 110.000 Einwohner zählenden Stadt Trier sind es dann nur wenige hundert Meter bis zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit der Stadt : das römische Stadttor Porta Nigra. Trier kann sich mit einigen Attributen schmücken was hohes Alter angeht… so ist Trier die wohl ÄLTESTE Stadt Deutschlands… 100%ig wasserdicht ist diese Behauptung wohl nicht, aber durchaus möglich… erwiesen dagegen ist die Tatsache das Trier etwa 16 v.C. von den Römern errichtet wurde. Unter den Römern blühte die Stadt auf und im 4.Jh n.C. war Trier die größte Stadt nördlich der Alpen. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte gehörte die Stadt verschiedenen Machthabern… bereits seit dem 3. Jh. n.C. war Trier Bischofssitz … die Stadt wurde häufig zerstört und wieder aufgebaut.

Zurück zur Porta Nigra… dieses Tor wurde ab 170 n.C. als eines von vier Stadttoren gebaut aber nie vollendet. Die anderen Tore verschwanden nach und nach, die Porta Nigra verdankt ihr Überleben einem Mönch der in dem Bau wohnte. Als dieser Mönch Simeon 1035 verstarb wurde er vom Papst heilig gesprochen und Porta Nigra zu einer zweistöckigen Kirche umgebaut. Dieser Umstand war es, das der antike Bau quasi in der Kirche konserviert blieb. Unter französischer Herrschaft in der ersten Hälfte des 19.Jh. wurde der Kirchenbau abgetragen und nach und nach das originale antike Bauwerk freigelegt. Man kann dieses besichtigen, Eintritt 4€… wandeln auf 3 Geschossene vor fast 2000 Jahren aus Sandstein und Metallklammern errichtet wurden… wunderbare Ausblicke auf die Stadt inklusive… sehr zu empfehlen.
Niemand sollte aber denken das diese Porta Nigra jetzt das absolute Highlight in Sachen Geschichte Architektur und Kunst war… nein… der Dom zu Trier ist die ÄLTESTE Bischoffskirche Deutschlands…(manche gehen so weit zu behaupten es wäre das ÄLTESTE Bauwerk Deutschlands… ohne Garantie allerdings)… etwa 310-320 n.C. wurde es unter dem römischen Kaiser Konstantin gebaut… davon ist heute nicht mehr viel übrig… aber immerhin… überlegt mal wie lange das her ist… seinerzeit war es die größte Kirche Europas… ich lehne mich nicht weit aus dem Fenster und behaupte (im 4.Jh n.C.)… der WELT ! Die Anlage wurde natürlich im Laufe der Jahrtausenden (!) häufig verändert, umgebaut erweitert etc…. wer meinen Blog kennt, weiß das ich für Sakralbauten eine Menge übrig habe (ohne je einer Religion angehört zu haben)… und ich hab auch schon eine Menge gesehen, aber der Trierer Dom hat mich heute schwer beeindruckt… er macht nach außen nicht viel her… viel Stückwerk aus vielen Jahrhunderten… aber was es da alles zu sehen gibt… seien es nur die Toten… der olle Balduin liegt da… in einer Art Zeitkapsel der letzte Rock vom Jesus (vielleicht zumindest), dann ein herrlicher Kreuzgang den man betritt und alles ist so still… (bis dann irgend ein Kind blägt…aber egal) der Dom zu Trier… ein Erlebnis.
Dann gibt es direkt daneben bzw. mit Kreuzgang verbunden und überhaupt… quasi angewachsen die Liebfrauenkirche… deutlich jünger und kleiner… ich hatte nicht mehr viel erwartet nach dem Dom… aber diese Liebfrauenkirche ist ja noch der Oberhammer… auf einem Grundriss eines Kreuzes als Art Zentralbau mit sehr hohen Gewölben und bunten Fenstern… von außen eher das hässliche Entlein… von innen äußerst ungewöhnlich…gut gelungen… stilreine Frühgotik.
Man sollte meinen das wars aber jetzt mit altem Kirchenkram (?).. nö… es gibt noch die Konstantinsbasilika. Dieser Bau ist zumindest das ÄLTESTE Gebäude in Deutschland, was als Kirche genutzt wird. Erbaut wurde sie im 4.Jh n.C. als römische Audienzhalle, erst seit 1856 dient das Gebäude als protestantische Kirche. Eine Basilika ist es auch nicht, eher ein Saalbau… da hatte sich wohl mal jemand vertan…
Direkt an diesem sehr alten Bau ist das Kurfürstliche Palais für die feinen Wasserpredigenten Bischöfe zu bewundern… ein Rokoko Schloss wie es auch hätte in Potsdam stehen können… Park inklusive… geht man diesen bis zum Ende kommt man zu den Kaiserthermen… wiederum Zeugnisse römischer Herkunft… da bin ich heute aber nicht rein… vielleicht nächstes mal… stattdessen ging es zurück in die Altstadt… erstmal Mittagessen… draußen… war lecker und ich hatte ein italienisches Feeling… Trier hat durchaus etwas südländisches… Danach schlenderte ich noch hier und da etwas rum… aber das sollte es auch gewesen sein… etwas früher als geplant fuhr ich dann nach Koblenz zurück… die gleiche schöne Strecke… die aber eigentlich nur zwischen Koblenz und Cochem so richtig Weltklasse ist.
Später gab es dann noch Bier im Pipers Corner… meine Blutgruppe ist ja eigentlich G (wie Guinness)… aber Murphys ist immerhin nicht untrinkbar und hatte mir heute auch nix geschadet… der Laden war gut besucht und auch hier dachte ich an das Offside etwa 15 Jahre früher… da wurde auch geraucht, Whisky war viel da (aber noch im Rahmen) und keine irische Dudelmusik… müsste ich jetzt hier leben, das Piper wäre eine Option für was Längerfristiges… Morgen geht es an die Lahn…
McLarsen an Rhein, Mosel und Lahn Tag 4 : An der Lahn
Der heutige Tag hat mich selbst zum Nachdenken angeregt ob ich zu mir selber eventuell etwas zu arrogant bin oder nur naiv… Ich hatte mir im Vorfeld folgendes Programm ausgesucht: 10 Uhr Start vom Koblenzer Hauptbahnhof, Burg Lahneck, Rhein-Lahn-Mündung, (dafür insgesamt 2 Stunden), Burg Nassau (eine Stunde), Kloster Arnstein & Goethepunkt Obernhof, Schloss und Stadt Diez… dann langsam zurück… Im Nachhinein muß ich drüber lachen… denn das schafft kein Mensch… aber gut, Station 1 : Burg Lahneck.
Von der Station Niederlahnstein ist es ein Fußmarsch von etwa 30 Minuten wobei die letzten paar hundert Meter steil aufwärts gehen (bekanntlich nicht mein Steckenpferd) Vor mir lief eine Familie mit Oma die auch nicht so schnell war… ich brauchte nicht zu überholen… war aber pünktlich 11 Uhr zur Führung oben. Die Burg Lahneck, strategisch günstig an Rhein und Lahn gelegen, wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Im 30jährigen Krieg wurde sie beschädigt, aufgegeben und lange Zeit dem Verfall preisgegeben. Eine schottische junge Künstlerin soll 1851 auf dem Turm verdurstet sein da die morsche Treppe nach dem Aufstieg hinter ihr zusammengebrochen war. In der zweiten Hälfte des 19.Jh. wurde die Burg wieder flott gemacht und ist bis heute im Privatbesitz… zeitweise sogar bewohnt. Besichtigungen sind nur mit Führung möglich… diese war sehr gut und vor allem interessant.

Danach wählte ich einen anderen Weg zurück nach Lahnstein in der Annahme noch ein paar gescheite Fotomotive zu erhaschen… dem war nicht wirklich so… erst als ich ganz unten am Rhein angekommen war wurde es wieder interessant. Da war das Schloss Martinsburg… damals vom gleichen Bauherren wie die Burg Lahneck als Zollburg am Rhein gebaut. Auf der anderen Rheinseite thront die Burg Stolzenfels… immer wieder ein schönes Motiv. Nach einem kleinen Picknick ging es dann zur Lahnmündung… verglichen mit der von der Mosel am deutschen Eck wirkt dieser Zusammenfluss zweier bedeutender Flüsse eher bescheiden. Plötzlich fiel mir auf das der Zug gleich kommt… einen Aufenthalt von einer Stunde bis zum nächsten war nicht zu akzeptieren, so das ich im Laufschritt (!) zum Bahnhof zurück bin… hat geklappt… aber nur weil der Zug Verspätung hatte, außerdem war ich auf dem falschen Gleis… was einen weiteren Sprint bedeutete… zum Glück ist Maskenpflicht im Zug, so das man nicht so gesehen hat wie ich hyperventiliert habe… Es war nun schon eh später als geplant und so wurde die nächste Station, Burg Nassau gleich mal gestrichen. Stattdessen stieg ich eine Station weiter in Obernhof aus.

Dort war die Klosterkirche Arnstein das Ziel. Diese steht genau wie eine Burg auf einem Berggipfel und sieht vom weiten ziemlich imposant aus…bisschen wie der Limburger Dom in klein … gerade erst wieder bei normaler Atmung ging es zum nächsten Anstieg. Die Kirche, die mittlerweile ein griechisch orthodoxes Kloster ist war geöffnet, der Laden mit Kaffee, Kuchen und Erfrischungsgetränken leider nicht, da heute orthodoxer Karfreitag war… wieder bergab sah ich auf der Landkarte einen Goethepunkt… angeblich soll der junge Goethe mal da gewesen sein… es ist ein Aussichtspunkt… ziemlich weit oben. Wegweiser und digitale Karten widersprachen sich aber teilweise, so das ich unnötig weit und hoch war (lechts…), der richtige Punkt aber noch weit weg und nochmal 100m höher… ich hatte einen anderen schönen Aussichtspunkt mit einer kleinen Bank, taufte ihn Schillerpunkt und beließ es dabei. Wieder zurück im Tal hatte ich noch einige Zeit bis zum Zug und erreichte den rettenden Campingplatz… der hatte nämlich Bier… und ihr glaubt ja nicht wie das gezischt hat… 17.00 Uhr war ich dann zurück in Koblenz und frage mich wann ich die beiden anderen Stationen eigentlich hätte machen sollen… mal sehen ob ich morgen Muskelkater habe…
Abends gab es heute nichts neues zu erkunden… nachdem ich mich bei meinem alpinen Tagesprogramm ausschließlich von Mini-Wienern und Krautsalat von Aldi (Süd!) sowie Koblenzer Rohrperle aus meiner Trinkflasche ernährt hatte… musste nun etwas amtliches her… das amtliche Essen hatte mir am Dienstag im Brauhaus am besten gefallen, so kehrte ich heute da nochmal ein. Als ich den Laden betrat sah ich das es dermaßen knüppeldicke voll war das ich mir unsicher war ob das was wird… aber die Chefin persönlich organisierte mir einen (Not)platz nahe der Toiletten… als Einzelgast kann ich gut mit sowas leben… hab auch ein wenig drauf spekuliert das mir die Leute ein paar Münzen auf den Teller legen… Das Essen (Sauerbraten ist definitiv einer meiner Leibgerichte) war riesig und vollumfänglich gut, das Bier auch… das Partyvolk im Laden … hätte es bei uns garantiert nicht ansatzweise gegeben… wir wissen nur zu gut, warum wir Junggesellenabschiede und ähnlichen Quatsch nicht akzeptieren… bemerkenswert fand ich das niemand eingeschritten ist, egal wie laut und ordinär die waren… aber egal… ich hatte meinen Hunger deutlich überwunden und trinken wollte ich eh woanders… Erst mal mussten jedoch ein paar Nachtaufnahmen her… dazu kam ich bislang noch nicht… also nochmal ans Deutsche Eck und St.Kastor… naja… geht so… Dann musste ja noch der Eisenhaushalt aufgebessert werden und dafür ging’s ins Irish Pub… ich wollte ja da auch noch mal etwas selber bestellen was mir neulich nicht gelungen war 😉 …erkannt wurde ich trotzdem, trinken und auch bezahlen zum Glück auch… auch dort war Freitagsparty mit Partyvolk… das ist nicht schlimm… eher normal, aber nicht umsonst lege ich meine Städtereisen von Dienstag bis Freitag… Wochenende lieber im eigenen Pub… Spaß gemacht hat das im Irish Pub Koblenz trotzdem… die machen gute Arbeit… sind allerdings eher mit den großen Irish Pubs (Europacenter, Hackischer Markt etc.) von Berlin zu vergleichen…quasi Offside x 5 oder so. Jo… dann neigt sich die Ära Koblenz langsam dem Ende entgegen… aber morgen gehts erstmal nach Limburg…
McLarsen an Rhein, Mosel und Lahn Tag 5 : Whiskyfair Limburg
Das letzte Kapitel der Reise ist schnell geschrieben… kurz nach 10 ging es mit dem gleichen Bummelzug wie gestern nach Limburg. Die Whisky Fair ist die bedeutendste Messe in Sachen Whisky in Deutschland seit vielen Jahren…2002 fand sie zum ersten mal statt, damals noch im wesentlich kleineren Rahmen in einem Ort nicht weit von Limburg. Parallel zur wachsenden Maltwhisky Begeisterung expandierte die Messe schnell und fand später in der gar nicht so kleinen Stadthalle in der Domstadt Limburg statt. Der Fokus liegt bei unabhängigen Abfüllern und Whiskygeschäften… die großen Industriefirmen wie Diageo oder Pernod-Ricard sind selbst nicht vertreten, ihre Produkte aber bei zahlreichen Händlern durchaus. Als ich vor fast 10 Jahren zum ersten mal in Limburg war, war ich schnell begeistert und seitdem ist diese Veranstaltung für mich Pflichtprogramm aus mehreren Gründen…natürlich hauptsächlich der persönliche Kontakt zu Kollegen und Herstellern, die einzigartige Atmosphäre in dieser knuffigen alten Stadt und… vielleicht das wichtigste… das Miteinander mit Gleichgesinnten zum Thema Whisky… vor Corona war ich zumeist zweimal im Jahr in Limburg weil hier auch traditionsgemäß das (Whisky)forumstreffen vom Cuts Sark Forum stattfand oder vielleicht auch wieder findet…meistens hat man sich im kleinen Kreis vorher getroffen und … wie auch immer… aber den Großteil der besten Whiskys die ich je im Glas hatte, erlebte in in Limburg. Nach zwei Jahren Pause war es heute wieder soweit… die Stimmung war gut, allgemein herrschte die Meinung das vor Corona mehr Lametta war… aber alle waren happy sich mal wieder zu sehen und sich mal wieder auszutauschen. Ich möchte mich an der Stelle sehr herzlich bedanken für die vielen leckeren Tropfen die in meinem Glas gelandet sind… sei es von den Ausstellern als auch von den Whiskyfreunden… (ich sage nur Port Ellen Sherryfass… Wuko und Bettina… oder Redreast 30y… Seb… Bunna Moinhe… Kerstin & Frank… es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Der Rest vom Tag war unspektakulär… ich war noch was essen, hab noch ein paar Murphys im Piper gezogen und erwarte morgen das blaue Wunder namens Deutsche Bahn… meine Fahrkarte mußte wegen einer Fahrplanänderung umgebucht werden… der Sitzplatz ist damit weg… und wenn die Bahn schon selber ankündigt „Außergewöhnlich hohe Auslastung“… dann habe ich eine Vorahnung was mich morgen erwartet… schauen wir mal… ich werde das als Nachtrag mit einem kurzen Fazit in dem Blog ergänzen… das kann aber ein paar Tage dauern… bis dahin Danke fürs mitlesen… war ja auch begeistert das mich gefühlt jeder zweite auf der Messe darauf angesprochen hat 😉
Nachtrag
Nun war ich ja schon auf das Schlimmste vorbereitet… und es war schlimm… die Rückfahrt. Es begann mit einer halbstündigen Verspätung des ersten Zuges… Umsteigezeit war 13 min… ich bin dann gleich in drei Regionalzügen und einem IC weitergefahren, die waren zwar auch voller als sonst aber ich konnte immer sitzen… und wenn es an einem der drei WCs war, die verstopft waren. Im IC von Minden nach Gesundbrunnen bekam ich auch anstandslos einen Sitzplatz und freute mich wie Bolle… dann kam die Durchsage das es eine Weichenstörung gibt… dann waren es nochmal 55 Minuten Stillstand auf dem Bahnhof Bückeburg… immerhin mit Sitzplatz… neben uns hielt ein ICE nach Hamburg, der war derartig überfüllt… da hätte ich nicht sein wollen. Auch das ging vorbei und 20:30 war ich dann zuhause… macht 9,5 Stunden für den Rückweg.
Aber davon mal ab, es war ein wunderbarer Kurztrip. Es ist eine wunderbare Gegend mitten in Deutschland… Koblenz ist eine coole Stadt und ich hätte auch dort noch einige Läden abarbeiten (ob das das richtige Wort ist 😉 ) Im Juni geht es wieder auf Achse, diesmal wieder eher im Nordteil der Republik… bis dahin vielen Dank für den enormen Zuspruch über meine Notizen…
McLarsen in Lüneburg & Celle (März 2022)
Meine letzte Reise nach Halle (+Naumburg & Merseburg) ist mittlerweile fast ein halbes Jahr her… sie stand noch unter dem Zeichen der Corona-Pandemie… diese ist noch lange nicht vorbei aber die Schlagzeilen bestimmen die Sache mit dem Weltfrieden bzw. nach vielen Jahrzehnten… des Friedens in Europa… der Blog wird auch später zu lesen sein… eine Woche vor meinem Reiseantritt nach Lüneburg hat Putin die Ukraine überfallen… die Welt ist nicht mehr die gleiche wie damals bei meinem letzten Reisebericht… Corona…(?) …ist nach wie vor gefährlich und ich hatte auch das Vergnügen das selbst zu erfahren… schon auf dem Weg zu dieser Reise wurde mir klar, daß die Welt sich verändert hat… am Bahnhof Gesundbrunnen und besonders am Hauptbahnhof wurde fast ausschließlich ukrainisch gesprochen… die Stadt ist voller Flüchtlinge deren Zukunft im Ungewissen liegt… da kommt man sich selbst schon etwas affig vor wenn man Probleme hat wie : Ist der Zug pünktlich ?… ist mein Platz frei ?… nun gut, die Anreise war komplett planmäßig und 13:30 war ich in Lüneburg.
Lüneburg… was weiß man darüber… Hansestadt in der Nähe von Hamburg, bekannt auch durch die Lüneburger Heide. Die Stadt wurde zur Hansezeit reich da es unter der Stadt einen Salzstock gab und dieses Salz brauchte man z.B. in Lübeck um den gefangenen Fisch zu konservieren. Die heute etwa 75.000 Einwohner Stadt hat eine gut erhaltene Altstadt welche von den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs größtenteils verschont blieb.
Meine Unterkunft ist ein recht neues Hotel der Kette B&B unweit des Bahnhofes. Die Zimmer sind modern und funktionell… alles was man braucht. Nach dem Check-In ging es dann gut zwei Stunden zur Erkundung in die Altstadt, heute ohne irgendwelche Stationen mit Besichtigung. Die Altstadt ist in der Tat sehr reizvoll, viele gotische Häusergiebeln… häufig etwas windschief, sehr rustikales Kopfsteinpflaster, Marktplatz, Rathaus, Gassen, kleine Läden mit regionalem Gedöns neben den üblichen Verdächtigen (Karstadt, C&A und Co.) der republikweiten Fußgängerzonenlandschaften.
Ein schöner Punkt war die Besteigung des Kalkberges, der eigentlich Gipsberg heißen müsste da jenes dort jahrhundertelang abgebaut wurde. Auf dem Rest des Berges hat man eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt. Nach diesen zwei Stunden hatte ich den Großteil der Altstadt einmal durchlaufen… viel größer ist die Stadt nicht, von allen bis jetzt erkundeten Städten ist Lüneburg die kleinste. Am Ufer der Ilmenau steht ein alter Lastenkran aus der Zeit des Mittelalters, drum herum gibt es jede Menge Gastronomie… angeblich hat Lüneburg nach Madrid die höchste Kneipendichte Europas. Das Wetter ist diesmal auch fast schon sensationell… mußte ich bei meinen letzten Erkundungen immer erst nach der Wetter App planen um Fotos ohne Regen zu bekommen, so muß ich diesmal lediglich planen wann die Sonne gerade günstig steht… die Sammlung könnte ich blaues Album nennen.

Nach einer Pause ging es dann etwa 18:00 Uhr los diese o.g. Kneipendichte zu testen… für heute hatte ich mir das Brauhaus Mälzer ausgesucht einer kleinen Hausbrauerei mit großen Kapazitäten für den Ausschank der eigenen Biere. Das schöne an solchen Brauhäusern (wie ich sie ja auch schon in Bamberg, Lübeck und Halle kennenlernen durfte) ist ja nicht nur leckeres Bier sondern auch zünftiges, bodenständiges Essen. Heute gab es Biergulasch mit Bratkartoffeln und Bohnen. Dazu wurde naturtrübes Pils (ähnlich unserem Eschenbräu), Märzen und IPA gereicht. Danach wollte ich noch etwas Champions League mit dem FC Liverpool schauen und suchte dazu ein Irish Pub namens Tir na nOg auf und hatte den besten Platz zum Fussball gucken ever… bis dann das Guinness kam… denn das war pisswarm. Der Barkeeper gab mir nach meiner Beschwerde zwar noch ein anderes, aber das war leider nicht besser… und warmes Bier… sorry, aber das geht bei mir garnicht… auch kein Guinness. Ich wußte von einem weiteren Pub und beschloss es dort zu versuchen.
Beim Dubliner Irish Pub angekommen, sah ich als erstes das es kein Fußball gab, man erlaubte mir nicht an der Bar zu sitzen (ich war mittlerweile der einzige Gast), das Guinness was ich dann an einem großen Tisch in einer leeren Kneipe bekam war dann aber wenigstens kalt. Ich durfte auch gleich zahlen : 6,20€ für einen Pint Guinness… neulich mussten wir ja im Offside mal wieder die Bierpreise anpassen… auf 5,10€ und in diesem Laden 6,20€ ? …nein, da reicht eins. Damit war das Thema Irish Pubs zu Lüneburg abgeschlossen und es ging zurück ins Hotel… der Tag war dann auch vorbei.
Tag 2 in Lüneburg. Nach dem Frühstück und noch immer bei allerbestem Wetter hatte ich mir für heute einen weiteren Aussichtspunkt ausgewählt, bei dem die Sonne von Osten günstiger ist als es gestern Nachmittag gewesen wäre (ich denke ich werde mich bei zukünftigen Erkundungen mit schlechterer Wetterlage an diese Luxusüberlegungen zurückerinnern…) Der Wasserturm… fast vis-a-vis zu meinem Hotelzimmerfenster. Der Lüneburger Wasserturm wurde im neugotischem Stil erbaut und war mit der seinerzeit sehr modernen Technik von 1907 bis 1985 in Betrieb.Nach einigen Jahren des Verfalls wurde der Turm mit Spenden von einem Trägerverein saniert und dient heute als Aussichtspunkt, Galerie und Eventlocation. Der Spaß kostet 5€, man kann mit Fahrstuhl oder Treppe nach oben kommen und die Stadt liegt einem zu Füßen… ähnlich wie gestern vom Kalkberg, nur von der anderen Seite. Da ich mich naturgemäß treppauf etwas schwer tue, wählte ich hochzu den Aufzug und runter die Treppe um auch die interessant gestalteten Ausstellungsräumlichkeiten zu besichtigen. Fazit : tolle Arbeit, gutes Konzept… Respekt !
Nach dem Turmabstieg ging es nochmal durch die Altstadt… einfach eintauchen ohne bestimmtes Ziel und auch mal 10 Minuten auf einer Bank sitzen und nur die Szenerie genießen. Es folgte die Besichtigung der Johanniskirche, dem größten Sakralbau der Stadt. Es ist eine 5schiffige Hallenkirche bei der die Seitenschiffe ein eigenes Satteldach besitzen… nicht ganz handelsüblich… Der Turm ist knapp 110 Meter hoch und reichlich schief und verdreht… angeblich hatte sich der Baumeister nach Bemerkung des Fehlers vom Turm gestürzt, landete aber in einem Heuwagen und überlebte… freute sich dermaßen darüber das er sich dann so einen auf die Lampe gegossen haben soll und sich in dessen Folge das Genick gebrochen haben soll… nun ja… wer weiß was davon stimmt.
Um 14 Uhr hatte ich mir bereits im Vorfeld ein Ticket zur Rathausführung besorgt. Das Rathaus Lüneburg liegt in der Bewertung die Schönheit und künstlerischer Bedeutung in einer Rangliste deutscher Rathäuser sicherlich in der Top 5 (ich weiß aber garnicht ob es solche Listen gibt…) Die Führung war sehr gut, allerdings war fotografieren nicht erlaubt… was in diesem Falle echt schade ist, ich habe noch nie so viel Reichtum in einem Rathaus einer früher schon sehr reichen Stadt gesehen. Das Rathaus ist ein Gebäude mit vielfachen Erweiterungen… stets im Stil der Zeiten, von Gotik über Renaissance bis Barock. Die Führung dauerte eine Stunde und kostete lediglich 5€. Das Rathaus ist auch noch vollumfänglich in seiner Funktion. Anschließend gab es noch ein Brötchen auf die Hand und etwas Zeit im Hotel… schliesslich muss der Text hier ja auch geschrieben werden.
Für die Abteilung Gastronomie ging es dann in eine Gegend außerhalb der Altstadt, zum Braugasthof Nolte im Osten der Stadt. Der Hinweg kam mir vor wie die einzige Straße Norddeutschlands, die nur bergauf geht… nicht steil aber stetig. Endlich angekommen wurde ich aber nicht enttäuscht. Nolte ist eine Brauerei mit Ausschank und gutem Essen genau wie gestern das Mälzer… allerdings mit dem Unterschied das dieser Laden seit über 100 Jahren von einer Familie geführt wird, die sich auch ihren Stil erhalten hat… da waren keine Hipster sondern alles Leute aus der Gegend, häufig ältere Semester wie Siggi und seine Kumpels die über Dinge von Anfang der 70er Jahre plauschten und nebenbei Witze über Urologen machten… herrlich… das Essen war ebenfalls großartig, ein Jägerschnitzel wurde es heute… dazu wurden gereicht je zwei Helle, Märzen und Dunkle… meiner Meinung nach alle besser als gestern im hippem Mälzer. Rückzu ging’s bergab und nach nicht mal 20 Minuten war ich im Hotel… hab dann auch mal recherchiert wieviele hunderte Kilometer das waren… ähmn… nicht mal 2 km… Ich muß weiter trainieren… das werde ich auch morgen, aber nicht in Lüneburg sondern in Celle…
Tag 3 : Celle
Wie ich bereits erwähnte ist Lüneburg für drei Tage (und ich meine dann ja auch immer drei GANZE Tage) etwas zu klein… also überlegte ich mir im Vorfeld noch einen Tagesausflug in eine Stadt meines Interesses die in der Nähe und gut zu erreichen ist… and the winner was : CELLE ! Bemüht man die Einwohnerzahlen, so ist Celle mit 70.000 Einwohnern nur 5000 kleiner als Lüneburg… aber mit Gemeindereformen und weiß ich was ist die eigentliche Stadt… oder das was der Tourist McLarsen darunter versteht: die Altstadt… doch deutlich kleiner als die knapp 80 km entfernte Hansestadt Lüneburg. Lange Zeit verband die Städte im späten Mittelalter die Herrschaft der Welfen… als 1371 die Lüneburger Bürger jedoch die nervigen Adligen zum Teufel schickten, siedelten sich Teile der Herrschaftlichkeiten neben Hannover auch in Celle an. Mit etwas Steuervergünstigungen und anderem Rumgemauschel wurde die Stadt ein paar km nach Norden an die Aller verlegt und relativ gleichzeitig erbaut… nach Plänen… im Mittelalter. Da Celle das Glück hatte im Krieg nicht zerstört wurden zu sein, ergibt sich heute eine der besterhaltenen, umfangreichsten Fachwerkstädte Europas… etwa 500 Fachwerkhäuser sind erhalten, die Fläche ist nicht üppig, aber intensiv. Dieses quasi Freilichtmuseum und das Schloß war mein Reiseziel.


Je nach Zugverbindung fährt man zwischen 40 und 70 Minuten via Uelzen mit dem Zug nach Celle. Vom Bahnhof ist es ein kleiner Fussmarsch bis ins Zentrum, aber nicht so weit wie gestern zum Braugasthof Nölte… Als erstes kommt man an Schloss und Schlosspark vorbei, unmittelbar dahinter öffnet sich das Meer der Fachwerkhäuser.
Mit knapp 14 Jahren hatte ich meinerseits die Prüfung für die Fähigkeit einer Schlossführung im Schloss Sanssouci abgelegt und diese auch viele Jahre meiner Jugend genossen… ganz sicher nicht nur zum Geld verdienen (als das Thema kam, erlernte ich einen Beruf…) Ich wollte heute auf jeden Fall auch eine Führung um etwas mehr Input zu bekommen als nur das Schloss zu besichtigen (was auch so für 1€ weniger möglich gewesen wäre). Neben mir interessierten sich nur 3 weitere Leute dafür, so wurde es eine kleine Gruppe. Die Schlossführerin hieß Cosima Bellersen Quirini, sie ist auch Autorin mehrerer Bücher und gestaltete ihre Führung sehr interessant und mit viel Leidenschaft besonders für die Sachen der Geschichte für die sie sich wohl am meisten interessiert: die Menschen hinter den gestellten Ölschinken, die an jeder Wand hängen… Es war sehr interessant zu erfahren wie bedeutend das Adelsgeschlecht der Welfen einmal war und wer letztlich alles davon abstammt… nun ja… bei der Inzucht damals jetzt auch kein großes Wunder… Ein absolutes Highlight war die Schlosskapelle die den Eindruck vermittelt das die Zeit darin seit dem 16. Jahrhundert stehen geblieben ist. Leider kann man nicht richtig rein sondern durch eine Glaswand schauen. Das Interieur stammt bereits aus den Zeiten nach der Reformation und in ihrer Üppigkeit ist eine Ausstattung in diesem Maße bei einer evangelischen Kirche sicher beispiellos.
Noch vor der Schlossführung nutzte ich die Möglichkeit auf den Turm der Stadtkirche zu steigen. Der Turm der im Kern mittelalterlichen, aber komplett barock umgestalteten Kirche ist gerade etwas über 100 Jahre alt, fügt sich in seiner neobarock gestalteten Form aber prima ins Stadtbild ein. Der Turm ist 74 Meter hoch und als ich die letzten Stufen zu der unteren Laterne erklimmte, musste ich aufpassen das ich nicht auf meine raushängende Zunge trete… Der Ausblick war natürlich großartig… besonders bei diesem immer noch sehr schonen Wetter. Die Kirche selbst wurde natürlich auch besichtigt, hier gibt es ebenfalls prächtigen Barock zu bewundern. Die Fachwerk Altstadt war ja das Hauptziel, ich ließ mich in ihr treiben und machte viele Bilder auch von netten Details. Kurz nach 17 Uhr ging dann der Zug zurück nach Lüneburg. Es war ein toller Tagesausflug in eine kleine, sehr charmante Altstadt mitten in Deutschland.
Gastronomisch hatte ich mich für den letzten Abend noch nicht festgelegt. Ich entschied mich zum Essen nochmals das Mälzer zu besuchen (da gibts wenigstens kein Industriebier) und den Rest des Abends dann in einem Laden namens To Huus in dem verschiedene Ratsherrn Biere aus Hamburg probiert werden konnten. Das war es dann auch schon wieder, in den nächsten Monaten werden weitere Erkundungen folgen. Als letztes Bild vom blauen Album hier nochmal der Wasserturm am Abend… in blau und gelb mit Friedenstaube. Für die Ukraine.
McLarsen an der Saale : Halle, Naumburg, Merseburg (Oktober 2021)
2021… das zweite Coronajahr lässt wieder keinen richtigen Urlaub zu, daher behelfe ich mich derweil mit Exkursionen in die deutschen Heimat… und finde immer mehr Gefallen daran, Städte oder Landstriche allgemein zu bereisen. Bamberg, Erfurt und Lübeck machten den Anfang, mit Halle an der Saale geht es weiter. …ja… warum Halle ?… Nun, ich war hier halt noch nie, hab gehört das es hier ganz nett ist und kann von hieraus noch die Domstädte Naumburg und Merseburg erkunden. Was weiß ich bis jetzt von Halle (?)… etwa 230.000 Einwohner… in der Nähe von Leipzig und Geburtsort von Georg Friedrich Händel und Hans Dietrich Genscher. „In Halle wer’n die Doofen nicht alle“ … diesen Spruch, im breitestem Sächsisch gesprochen, kenne ich noch aus meiner Leipziger Zeit… mal sehen was dran ist oder auch nicht…
Kommen wir mal zum Abenteuer Anreise per Bahn. Nachdem ich neulich in Lübeck großes Glück hatte das ich aus Versehen einen früheren Zug nahm und nur deshalb meinen Anschluß in Hamburg bekam, hatte ich heute weniger Glück. Das erste was ich auf der Anzeigetafel vom Gleis 7 meines Heimatbahnhofes Berlin Gesundbrunnen las, war „Zug fällt aus“. Tja… dann also erstmal zum Hauptbahnhof und zum Glück halten ja diverse Züge gen Süden in der Saalestadt. Beim ersten Stopp am Südkreuz gab es dann schon die erste Auszeit… man warte auf den Lokführer, der hatte sich verspätet weil er mit der Bahn unterwegs war… verrückt. Bis Halle lief dann alles gut, danach sollte der Zug dann umgeleitet werden damit er quasi drehen kann, der Triebwagen hatte einen Defekt… ob er irgendwann in München angekommen ist weiß ich nicht… es konnte mir auch egal sein.
Der Hallenser Hauptbahnhof liegt etwas östlich vom Stadtzentrum. Davor gibt es ziemlich große Straßen… und überhaupt… so richtig schön ist anders… es gibt einen Fußweg ins Zentrum, bei dem man ständig aufpassen muß das man nicht von der Straßenbahn erwischt wird… vorbei an vielen Läden die man nicht braucht zum Hotel Schweizer Hof am Waisenhausring. Das Haus scheint familiengeführt zu sein und ist alt aber sauber und ordentlich… so zumindest der erste Eindruck. Nach kurzer Pause hörte es dann auch endlich auf zu regnen und die erste Erkundungstour konnte starten. Bereits nach wenigen Schritten war ich im Zentrum der Altstadt… der Marktplatz mit den 5 Türmen… die 4 Türme der Marktkirche und der profane Rote Turm, den mal irgendwelche reichen Bürger der Stadt gebaut haben… im 15. Jahrhundert war das… wohl eine Art Statussymbol…Die Marktkirche hat deshalb 4 Türme, weil sie aus zwei Kirchen hervorging welche dicht hintereinander standen. Die sogenannten Hausmannstürme kann man besichtigen bzw. besteigen… 7€ kostet der Spaß, Führung inklusive. Da das Wetter gerade schön (wenn auch etwas wechselhaft) war, beschloss ich die Besteigung gleich zu machen… wer weiß was morgen für Wetter ist… was ich habe (damit meine ich schöne Bilder) habe ich.
Recht bemerkenswert fand ich das da ganz oben die Wohnung eines Türmers war, der letzte seiner Art lebte von 1886 bis 1916 mit Frau und 5 Kindern (mit der zweiten Frau dann noch zwei Blagen)… auf etwa 20 qm. Zwischen den Türmen ist eine Brücke und die Aussicht kann sich auf jeden Fall sehen lassen… guter Einstieg um die Stadt kennenzulernen. Die dazugehörige Kirche habe ich später auch besichtigt…bzw. das was man derzeit sehen kann… das ist etwa ein Drittel, der Rest wird gerade restauriert.
Nach ein paar Streifzügen durch die Altstadt gab es dann ein kleines Päuschen bevor der Artikel „Gastronomie in Halle“ eröffnet wurde… Für den hungrigen Bauch gab es Einkehr ins Lokal „Zum Brotkasten“, eine kleine aber feine Gaststätte gleich um die Ecke. Es gab Schnitzel mit Pfifferlingen und Bratkartoffeln mit zwei dunklen Hasserödern für etwa etwas über 20 Euro… es war lecker und sehr nett… empfehlungswert allemal…. dann hatte ich mir im Vorfeld gleich nebenan noch ein Nantes Pub gespeichert… das ist da zwar noch irgendwie… aber zappenduster, also Plan B : Fiddler’s Pub in der großen Ullrichstraße, etwas entfernt aber für die gewohnten Berliner Verhältnisse geradezu um die Ecke. Das Fiddlers ist ein Pub was man durch einen langen Hausflur auf einem Hinterhof erreicht. Das Guinness war so wie es sein muß, das Publikum an diesem Abend hauptsächlich Studenten erstes Semester, ein paar Langhaarige meines Alters (…ja… ist schon typisch Irish Pub… kann ja nix dafür…) und sonst nix besonderem. Auf dem Rückweg noch ein paar Experimente mit der Kamera und schon ist der Tag vorbei… aber eigentlich wird Halle erst am zweiten Tag richtig erkundet…
Tag 2 – Halle ordentlich zu Fuß
Ich informiere mich ja durchaus im Vorfeld solcher Reisetrips über Dinge die man laut irgendwelcher Leute gesehen haben sollte, dann google ich auch mal über verwegene Foto Hotspots die gar keiner kennt… dann gibt es manchmal Bekannte die auch schon mal hier waren oder sogar öfters sind… Aus diesem Mix (natürlich nur die Sachen die mich auch interessieren) habe ich heute meinen Rundgang durch Halle zusammengestellt. Ich bin im Besitz eines guten Orientierungssinnes und benutze Navigationssysteme erst wenn ich mir extrem unsicher bin… vorher auf der Karte gucken muß reichen… Also, nach dem Frühstück und nach dem Verschwinden des Hochnebels ging es bei allerbestem Wetter los… erstmal Richtung Marktplatz um von dort aus zum Dom und der Moritzburg zu kommen.
Der Dom öffnete erst 11 Uhr und so lange wollte ich nicht warten… also wird wohl die Zahl der in Halle besichtigten Kirchen bei etwa 0,30 bleiben (etwa so viel kann man in der Marktkirche sehen) …interessant ist das mit dem Dom aber trotzdem… eigentlich stand (und steht) der Dom des Bistums in Magdeburg, aber der damalige Fürstbischof bevorzugte Halle als Wohnort und richtete sich seinen Freizeitdom nebst Neuer Residenz ein…dann kam Luther und die Reformation, der Bischof ging nach Mainz und hinterließ einen gigantischen Schuldenberg… der Vorteil ist… was gebaut war war gebaut und zeichnet Halle heute aus. Gewohnt hat der Bischof in der nahegelegenen Moritzburg welche es in Teilen schon vorher gab… diese große Burganlage wird seit etwa gut 100 Jahren nach Jahren des Verfalls als Museum und Kunst-Hotspot genutzt… Ruhetag : Mittwoch… (quasi heute)… aber nicht schlimm, ein Museumsbesuch war eh nicht eingeplant. Vorbei an der Leopoldina (vielleicht erinnert sich der eine oder andere… die hatten in Coronazeiten… ähmn… quasi jetzt… wissenschaftliche Empfehlungen an die Bundesregierung gegeben, dafür gibt es sie), ging meine Wanderung über eine Insel mit Park direkt an der Saale… das alles bei Kaiserwetter (im Oktober) und stationierte an der Giebichensteinbrücke.
Dort gab es den Insidertipp mal durch einen geschlossenen Biergarten zu laufen und die Brücke mit Burg Giebichenstein zu fotografieren… ging gut… ein weiterer Fototipp war von der Petruskirche des Ortsteils Kröllwitz… auch das war super… leider alles gegen die Sonne, aber egal… dann gab es die Burg(Ruine) noch zur Besichtigung… für läppische 4 Euro konnte das Gelände besichtigt werden, inklusive Aufstieg des Turmes… wonach ich dann glaub ich auch etwas rot im Gesicht war… aber sehr lohnenswert, der Ausblick.
Über einen Park namens Reichardts Garten ging es zurück in Richtung Innenstadt, mit einem Schlenker ins Paulusviertel, deren Zentrum jene Paulskirche ist, in der vor gut einer Woche noch Bundeskanzlerin und Landesfürst*innen die deutsche Einheit gefeiert hatten. Die Kirche ist neugotisch und nicht weiter interessant, aber das Viertel um diesen kreisrunden Rathenauplatz auf dem die Kirche steht, ist schlicht traumhaft… überwiegend Bauten aus der Gründerzeit machen das Viertel zu dem wohl beliebtesten Kiez der Stadt… ich kann das vollumfänglich verstehen… Von dort aus ging es dann über den Joliot-Currie Platz mit dem Opernhaus erstmal kurz ins Hotel, die Blase drückte und ich hatte mir unterwegs etwas zu essen eingefangen… zu der Zeit standen auch deutlich über 10 km auf dem Tacho.
Nach einer Stunde Pause ging es weiter zum Stadtgottesacker… einer der berühmtesten deutschen Friedhöfe überhaupt. Es ist ein Ort der Renaissance… die Friedhöfe mussten nach der Pest ausserhalb der Stadtmauern sein und so wurde im italienischem Stil eine Anlage aus Arkaden gebaut, wie es nördlich der Alpen einzigartig ist. Der Friedhof ist nicht irre groß und hat eher lokale Prominenz zu liegen (außer Händel seinem Vater kannte ich keinen…und Händels Vater im Prinzip auch nicht…), aber sehr, sehr schön… genau wie auch das Gerichtsgebäude im wilhelminischen Stil ganz in der Nähe… nun ja noch paar Bilder hier und da… dann qualmten die Socken…
Abends gab es dann Bauernfrühstück und lokales Bier im Halleschen Brauhaus kurz hinterm Markt… sehr lecker… beides… auf meiner App stehen für heute 27.000 Schritte und 31 Stockwerke… reicht erstmal… morgen geht es zu Eckaaat und seine Frau Uta…
Tag 3 : Naumburg
Für zwei Tage war Halle prima zu erkunden… vielleicht hätte ich auch für einen dritten Tag irgendwas zum besichtigen gefunden… aber ich dachte mir… wenn ich schon mal in der Gegend bin, besichtige ich auch die mittelalterlichen Kathedralen in Naumburg und Merseburg.
Ab zum Bahnhof und mit den Regio Richtung Jena nach Naumburg… vorbei an der Heimat der Plaste und Elaste aus Schkopau und durch die riesige Industriewüste der Leunawerke… irgendwie bin ich immer wieder froh, wenn ich solche Landschaften wieder verlassen habe… irgendwie gruselig… immerhin stinkt es nicht mehr wie zu DDR Zeiten, da wurde mir nämlich immer schlecht. Nach gut einer halben Stunde hielt der Zug in Naumburg und ich lief ein ganzes Stück auf recht trister Straße Richtung Innenstadt. Ich hatte für 14:00 Uhr eine Führung im Dom gebucht und hatte vorher Zeit die Stadt etwas zu erkunden.
Naumburg hat etwa 30.000 Einwohner und die Hauptattraktion ist natürlich der Dom, aber auch die kleine Altstadt mit Bürgerhäusern überwiegend aus der Zeit der Renaissance und ein ziemlich großer Marktplatz ist sehenswert. Leider gibt es auffällig viel Leerstand besonders in den eher abgelegenen Teilen der Fußgängerzonen. Eigentlich hatte ich hier auch eine Turmbesichtigung geplant, aber das war zu umständlich… ich hätte erst in ein Museum gemusst und Zeitfenster und was weiß ich noch… das hätte zu lange gedauert bis 14:00 Uhr… außerdem war das Wetter heute nicht so schön sondern eher ungemütlich… es ist halt Herbst. Der Turm den ich besteigen wollte ist der Turm der Stadtkirche St.Wenzel am Marktplatz. Der Turm wird übrigens seit Jahrhunderten von der Stadt verwaltet, er hatte noch bis in die 1980er Jahre eine Türmerin. Die Kirche selbst konnte ich besichtigen. Es ist ein seltsamer Bau mit ungewöhnlichen Maßen und Grundrissen. Die Ausstattung stammt überwiegend aus der Zeit des Barock. Überregional bekannt ist die Hildebrandt-Orgel, welche vom berühmten Orgelbaumeister Georg Silbermann (das war der Lehrer vom Hildebrandt) und Johann Sebastian Bach höchstselbst abgenommen und bespielt wurde. Nach ein paar Streifzügen durch die Altstadt und einer Suppe in einer Fleischerei für 3,70€ schlenderte ich langsam Richtung Dom.
…Der Naumburger Dom ist eine der bekanntesten Sakralbauten Deutschlands und ein Ort den ich schon immer mal besuchen wollte. Seine Geschichte kürze ich mal in der gewohnten unkonventionellen Art und Weise folgendermaßen ab : Ekkehard I., der mächtige Markgraf der Gegend gründete um 1000 eine Burg in der Nähe vom heutigen Dom (Neweburg, Nuwenburg… der Name Naumburg war das Ende der stillen Post…), seine Söhne Ekkehard II. und Hermann bauen eine kleine Kirche und 1028 wird das Bistum Zeitz einfach mal nach Naumburg verlegt weil Ekkehart und sein Bruder das wollten und konnten… mit päpstlicher Genehmigung… bald wurde ein erster Dom gebaut, an der gleichen Stelle… nur viel kleiner als der heutige. Etwa 200 Jahre später war die Kathedrale im nationalen (…ok, was war damals schon national… aber ich sehe es mal bezogen auf das heutige Deutschland) als auch internationalen Kathedralenstandard nicht mehr standesgemäß, also wurde ein neuer Dom um den alten drum herum gebaut… viel größer freilich… bei Baubeginn sprechen wir noch von Spätromanik, weiter fortgeschritten bereits von der Gotik… das kann man tatsächlich von Joch zu Joch im Kirchenschiff nachvollziehen.
Der Naumburger Dom hat zwei Chöre… im Westen und Osten… die Mitte was man sonst als Langhaus bezeichnet war fürs Fußvolk, die Enden für die … nennen wir es mal Theologen… Das Besondere dabei ist das beide Lettner (Schranken, Trennwände) noch heute stehen… das hat der Dom exklusiv… gen Osten eine einfache Wand mit zwei kleinen unauffälligen Türen und Kruzifix oben drauf, der Westlettner absolute Weltklasse an Bildhauerarbeit den der Naumburger Meister (…jeder Historiker wüsste gerne mehr über ihm… ein Name z.B.) Jener Naumburger Meister muß auch als Architekt gewirkt haben, denn die weltberühmten Stifterstatuen im Westchor stammen auch von ihm und die können nicht einfach geklaut werden, denn sie sind Bestandteil der Gewölbestreben… quasi Teil der Statik… nicht schlecht… wenn man bedenkt das sie bereits seit Mitte des 13.Jh dort stehen… Ekkehard II. und seine Frau Uta… die Stars der Kirche, der Stadt und Uta warscheinlich das Topmodell des gesamten Mittelalters… nun ja… wie die wirklich aussahen… konnten auch die Künstler nicht wissen, denn die Personen waren zur Zeit der Erschaffung bereits über 200 Jahre tot… egal, aber es sind wirklich Meisterwerke, wenn man sie sieht, denkt man man könnte diese Personen irgendwo her kennen… vielleicht aus einer Mittelalter Spielgruppe. 1532 wurde der Dom Opfer einer Brandstiftung… die Beseitigung der Schäden zog sich bis ins 19. Jahrhundert… viele Einrichtungsstücke wurden unwiderruflich vernichtet. …Reformation… 1542 wurde Naumburg protestantisch und Nikolaus von Amsdorf wurde erster evangelischer Bischof… in Naumburg und… weltweit (!)… Kurze Zeit war dann die Erfolgsstory des Domes vorbei, das Bistum wurde aufgelöst und der Dom war Kirche der Domgemeinde… Seit 2018 ist der Dom zu Naumburg Unesco Weltkulturerbe. Heute ist der Dom im Besitz einer öffentlich rechtlichen Stiftung.
Die Führung war gut… aber ich hätte gerne noch mehr erfahren… aber dann reichen einfach nicht ein oder zwei Stunden um ein Bauwerk mit solcher Bedeutung und Vergangenheit zu erkunden…
Danach ging es zurück nach Halle… Pause und ab in die Gastronomie… ich hatte mir ja viele Orte notiert, aber da bleiben deutlich mehr Baustellen als bei den letzten besuchten Städten… sprich: wenn ich auch geschrieben habe das Halle für zwei Tage ok ist… meinte ich nicht die Abende bzw. Nächte damit… davon könnte ich nämlich noch ein paar bestücken… heute wählte ich für die feste Nahrung „Die Schnitzelwirtin“ gleich um die Ecke… super, relativ neues, geschmackvoll ausgestattetes Restaurant mit guter Organisation, nettem Personal und einem schweinegeilen Schnitzel Zigeuner Art… Danach musste noch Guinness… Anny Kilkenny Irish Pub hieß die erwählte Lokalität… 2G (für die Nachwelt : Genesen oder/und Geimpft)… ich kam rein und der Kellner erzählte mir was vom Doppeldecker-Donnerstag… also bestell ein Guinness und du bekommst zwei… ich dachte kurz ich bin tot und im Paradies… war aber nur die erste Runde (alles andere wäre ja auch wirtschaftlich ziemlicher Quatsch) … der Laden ist Teil der Kette die ich letztes Jahr schon in Erfurt kennenlernen durfte… ist bisschen wie MotelOne… man weiß was man kriegt… Überraschungen aber eher selten… ich fand’s gut. Morgen ist zwar Abreisetag aber diesmal habe ich mir was einfallen lassen, das der Rückreisetag auch noch was kann…
Tag 4 : Merseburg
Bereits für 11 Uhr hatte ich vor einiger Zeit eine Führung im Merseburger Dom gebucht und außerdem für 14 Uhr eine Turmführung am gleichen Ort. Das bedeutete heute etwas schneller in die Puschen zu kommen… Frühstück, Sachen packen, Auschecken, zum Bahnhof latschen, Tasche ins Schließfach, Fahrkarte ziehen und ab mit den Zug nach Merseburg… Fahrzeit : 9 Minuten.
Vom dortigen Bahnhof läuft man nochmal etwa 10 Minuten und dann ist man da… beim 1000jährigen Dom… am 01.10.1021 wurde er (bzw. sein Vorgängerbau) geweiht, Kaiser Heinrich II und seine Frau Kunigunde waren anwesend. Es war eine romanische Basilika mit vier Türmen… viel ist davon heute nicht mehr zu sehen, der heutige Bau stammt größtenteils aus der Zeit von 1510 und 1517 im Stil der Spätgotik. Der Dom steht nicht alleine in der Landschaft sondern ist quasi der vierte Seitenflügel des Schloss Merseburg, ein großer Bau im Stil der Renaissance der als Fürsten(Bischof)sitz gebaut wurde. Zur anderen Seite hat der Dom einen Kreuzgang mit Kapitelhaus… wegen des Jubiläums konnte man eine Ausstellung besichtigen, in der es viel um die berühmten Merseburger Zaubersprüche geht… deren Bedeutung sich mir persönlich nicht ganz erschließt.
Von der Saale aus ist die Anlage nur 20 Meter entfernt auf einem Felsen gebaut… was von unten beeindruckend aussieht… aber die Türme selbst sind glaub ich keine 50 Meter hoch… Zwischen der Führung und der Turmführung hatte ich Zeit ein wenig die 33.000 Seelenstadt zu erkunden, war davon aber etwas enttäuscht, die Stadt war Ziel vieler Luftangriffe im zweiten Weltkrieg, schließlich war auch damals schon reichlich Industrie in der Gegend, die man ja treffen wollte. Neben einem Rathaus im Renaissancestil und ein paar alten Häusern ist die Altstadt deutlich von Nachkriegsbauten geprägt. Ein kleiner Spaziergang an der Saale unterhalb des Schloss-und Domberges brachte auch ein schönes Fotomotiv… es ist ganz am Ende des Berichtes zu sehen. Kurz vor 14 Uhr ging es dann zurück zum Dom, ich hatte ja eine Turmführung gebucht… von der war man vor Ort allerdings überrascht… wegen Bauarbeiten (eine neue Glocke wird eingebaut) finden diese Führungen gerade nicht statt… da ich aber nicht der einzige war der das im Voraus gebucht hatte, ging die Domführerin dann exklusiv mit zwei Mann auf den Turm, mit Spaziergang auf den Gewölben und an den Glocken vorbei. Leider war das Wetter auf dem Turm gerade recht stürmisch, so das die Sache nach ein paar Minuten wieder abwärts ging… gelohnt hat sich das eher so mittel… hatte ich doch die Heimreise nach dem Termin geplant… und so bestand der Rest des Tages in einiger Zeit des Wartens auf Bahnhöfen und dann schließlich die Rückfahrt. 19:30 hatte mich der Gesundbrunnen zurück.
Es war eine schöne Reise, ich hatte nicht viel von Halle erwartet und habe viel von der Stadt bekommen. Speziell das Flair der Studentenstadt hat mir gefallen, besonders die Gastronomie hat noch viel mehr zu bieten als ich es in der kurzen Zeit erkunden konnte. Ich würde Halle mal als Geheimtipp bezeichnen… mit dem großen Vorteil, das die Stadt nicht zu überlaufen ist. Das Hotel Schweizer Hof war prima, die Landlords sehr nett und das ganze auch recht preiswert wenn man bedenkt das es eine prima Lage hat. Wer also gerne mal ein Wochenende außerhalb von Berlin erleben will aber nicht so weit weg… fahrt doch mal nach Halle… für 30 € mit dem ICE, etwa 90 Minuten Fahrt in eine schöne Stadt, die Spaß macht wenn man sie entdecken will…
McLarsen in Lübeck (September 2021)
14.09.2021… alle Jahre wieder kommt von diesem Blog im September ein Reisebericht… meistens aus Schottland. Seit die Corona Pandemie die Weltherrschaft übernommen hat ist halt alles ein wenig anders. Sicher wäre eine Reise nach Schottland möglich gewesen, aber es würde sich irgendwie falsch anfühlen. Bereits im vergangenen Jahr bin ich auf Reiseziele ausgewichen die leichter beherrschbar sind… nämlich sehenswerte Städte in Deutschland die ich noch nicht kenne. Bamberg und Erfurt waren die ersten Ziele, fast ein Jahr später geht es nunmehr in den Norden der Republik in die Hansestadt Lübeck. Mein Fokus liegt wie immer auf den Bereichen Geschichte, Architektur und Gastronomie… Fotografie nicht zu vergessen.
Meine Erwartung im Voraus (?) : eine gut erhaltene Altstadt, Unesco Welterbe, riesige Backsteinkirchen und schöne kleine Details in den Gassen der mittelalterlichen Altstadt. Das Wetter scheint nur am Anreisetag mitzuspielen… aber schauen wir mal…
Teil dieser Reiseserie ist die Anreise mit der Bahn, was ja häufig schon einen Touch von Abenteuer einstreut… heute nicht… alles nach Plan und ohne Probleme via Hamburg gelaufen… und das bei bestem Wetter. Die Sache mit dem Wetter scheint bei diesen Reisetrips auch ein gewisses Schema zu haben: mindestens ein Sonnentag und ein kompletter Regentag. Sonne war heute und laut App wird es morgen den ganzen Tag regnen. Mit diesem Wissen wusste ich das es heute vom Vorteil wäre Fotos bei schönem Wetter zu machen. Vom Hauptbahnhof ist es nicht weit zum Hotel, am berühmten Holstentor vorbei direkt an der Trave liegt meine Unterkunft. Nach dem Einchecken kurz frisch gemacht ging es dann auch gleich los… einmal die Altstadt von oben nach unten und rechts nach links vermessen und einige schöne Bilder geknipst.
Am Anfang ging es erstmal auf den Turm der St. Petrikirche, die hat nämlich einen Fahrstuhl und in der Höhe von etwa 50 Metern hat man eine tolle Rundumsicht und auch eine Übersicht über die Größe der Altstadt… und die ist kompakt aber übersichtlich.
Diese Altstadt ist ja das was Lübeck so berühmt gemacht hat… die Hanse hatte hier ihre Hochzeit und machte viele Bürger reich, was dann auch in Kirchen- und Profanbauten investiert wurde. Heute leben nur 7% der etwa 200.000 Einwohner Lübecks in der Altstadt… Touristen in zahllosen Beherbergungsstätten machen das wieder wett. Als die Sonne dann schon ganz schön tief stand ging es erstmal zurück ins Hotel und kurze Zeit später zu Essen und Bier.
Für heute hatte ich mir die Brauereigaststatte Brauberger zu Lübeck ausgesucht, sie liegt nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt. Ich wurde nicht enttäuscht, das Zwickelbier war so lecker das ich ein paar mehr nehmen musste… und auch das Schnitzel Balkan Art konnte sich sehen lassen… und geschmeckt hat es auch. Der Laden (ziemlich groß, auf mindestens 3 Ebenen und Biergarten) war Top organisiert… mit einem Einlass wo wirklich auch die 3G Regeln kontrolliert wurden und auch Registrierung. Es war einiges los… ich saß am Tresen (mal was anderes 😉 und hatte Spaß den Jungs und Mädels zuzuschauen. Auf dem Rückweg machte ich noch ein paar Nachtaufnahmen von Holstentor und Altstadtblick… wie ich finde auch gelungen dafür das ich nur mit dem iPhone fotografiere… (ok nachts aber mit Ministativ). Danach ließ ich es genug sein für heute… morgen ist auch noch ein Tag… wenns regnet, dann sind morgen Gebäude von innen dran… hier gibts ´ne Menge große Kirchen und Museen…
Tag 2… gut geschlafen, gut gefrühstückt und der Regen war auch noch nicht da… also gleich los bevor Petrus die Schleusen öffnet… Zuerst ging es zum Dom… der zweitgrößten Lübecker Kirche. Der Dom ist die älteste Kirche Lübecks. Sie war vor der Reformation Bischofssitz, Heinrich der Löwe gab etwas Geld für den Bau dazu. Die erfolgreichen Bürger, Kaufleute und Patrizier der Hansezeit konnten mit dem Bischof und seinem Dom wenig anfangen, die Kathedrale lag etwas abseits vom bunten Treiben der Hansestadt im Süden der Altstadtinsel im Domkapitel, die Hanseaten bauten bald ihre eigenen Kirchen, allem voran die Marienkirche in Bestlage. Der ursprüngliche Dom war eine romanische Basilika im Stile ihrer Zeit… in Zeiten der Gotik wurde sie mehrmals umgebaut und erweitert, u.a. die mächtige Westfront mit den heute 115 Meter hohen Türmen und auch das Langhaus wurde… (Tada…) verlängert… auf 130 Meter… damit in der Rangfolge der längsten deutschen Kirchengebäude ganz weit vorne. Nach der Reformation wurde der Dom und das ganze Domkapitel von der Stadt einkassiert und heute von der Nordkirche genutzt. Wie viele andere historische Gebäude Lübecks (ein Fünftel der Altstadt) wurde auch der Dom bei einem Bombenangriff Ende März 1942 schwer zerstört. Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte… zum Glück wurden viele Inventarstücke ausgelagert, so das man heute noch viele Kunstwerke bewundern kann… u.a. ein 17 Meter hohes Triumphkreuz von 1477 oder einen Lettner mit Kirchenuhr aus der Renaissancezeit.
Der Ostteil des Doms kann derzeit nicht besichtigt werden da dort gebaut wird. Nach der Besichtigung regnete es noch immer nicht und ich schlenderte etwas durch die Stadt, vorbei an vielen kleinen Gassen und Häusern die gerne mit Weinstöcken und Kletterrosen verziert sind. Für 12:30 hatte ich mir eine Führung in der Marienkirche geplant und hatte nun noch etwas Zeit und besichtigte in der Zwischenzeit die Jakobikirche.
Im Vergleich zu Dom und Marienkirche wirkt diese Kirche beinahe klein… ist sie aber nicht wirklich. Die Jakobikirche ist eine dreischiffige Hallenkirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts… sie wurde für die Fischer und Seefahrer gebaut (deswegen dreischiffig…haha…quatsch…). Der Turm ist 112 Meter hoch und hat eine interessante Version der Turmspitze… so mit Kugeln und so… 2019 machte der Turm von sich reden als der Zeiger einer Turmuhr plötzlich und unerwartet vom Turm segelte… und zum Glück kam niemand zu Schaden. Diese Kirche wurde im Krieg nicht zerstört, so das man ihre reichhaltige Ausstattung heute noch bestaunen kann. In Kreisen der Orgelfans soll die kleinere der beiden Orgeln, gebaut vom berühmten Orgelbauer Friedrich Stellwagen (1603-1660) eine der berühmtesten Orgeln Europas sein… steht bei Wikipedia. In einer kleinen Seitenkapelle steht übrigens der Rest eines Rettungsbootes der 1957 gesunkenen Segelschiffs Pamir. Der Raum erinnert mit vielen Exponaten an die 80 ertrunkenen Seefahrer.
Danach sollte eigentlich die größte Kirche der Stadt, die Marienkirche besichtigt werden. Zweimal pro Woche gibt es öffentliche Führungen… laut Website der Kirche… stattdessen fand zu dieser Zeit eine Kirchenmusik Veranstaltung statt und die Führung zog warscheinlich mit den Teilnehmern des Events los als die Interessenten außerhalb noch draußen warteten das sich die Türen öffnen… mittlerweile im Regen… drinnen wußte man von nix und ließ uns dort ewig warten bis sich aufklärte das die Führung fast fertig ist… gut… 45 min rumgestanden für nix… aber egal, ich habe die Kirche dann selbst erkundet. Die Marienkirche gilt als die Mutter aller großen nordischen Backsteinkirchen. Ihre Größe und ihre (ehemalige) Ausstattung zeug(t)en vom Wohlstand und Erfolg der Hanse. Die Erbauer und Finanzierer der Kirche müssen viel Freude gehabt haben als sie das hochgotische Flaggschiff zwischen 1277 und 1351 errichteten… dem Bischof seinen Dom einfach mal klein aussehen lassen… so hat der Dom zwar mit seinen 130 Metern besonders lang… aber St. Marien mit 39 (!) Metern Gewölbehöhe mächtig hoch… auch die Türme sind mit 125 Metern höher… außerdem wurde die Kirche auf dem höchsten Punkt der Altstadtinsel gebaut und liegt direkt am Markt und dem Rathaus… da konnte der Bischof nur noch gucken… Leider hatte es die Marienkirche in der Bombennacht von 1942 ziemlich böse getroffen, so das der Innenraum im Vergleich zu den anderen Lübecker Kirchen sehr schlicht ausfällt. Das besondere an diesem Sakralbau bleibt die schiere Größe… zum ersten mal wurde ein fast 40 Meter hohes Gewölbe aus Backsteinen gebaut… einer musste sich das ja erstmal trauen… an Nachfolgern sollte es dann nicht mangeln… siehe die ebenfalls sehr großen Kirchen in Wismar, Rostock und Stralsund.
Nach drei Kirchen war dann erstmal gut… es regnete inzwischen ohne Unterlass, also erstmal eine kleine Pause, dann noch ein weiterer Spaziergang… der dann bei dem Wetter auch nix getaugt hat… Kaufhäuser waren auch langweilig… also erstmal ins Hotel und in die Tasten für diesen Bericht gehauen …dann irgendwas essen… nach dem Riesenschnitzel gestern gab es heute vegetarische Kost beim Kartoffelspeicher direkt ein Haus weiter… dann natürlich Bier… im Mac Thomas… es war heute sehr lecker (das Guinness).

Tag 3: Das Wetter heute verspricht weitestgehende Trockenheit ohne Sonne… aber wer braucht die schon (?)… es ging auf die Piste mit erstem Ziel: Museum Behnhaus-Drägerhaus. Ich bin ja eigentlich nicht der große Museumsgänger aber als ich gelesen habe was dort alles so rumhängt hatte ich mal Lust drauf. Es handelt sich um zwei benachbarte Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert in denen man u.a. original erhaltene Zimmer dieser Zeit besichtigen kann und gleichzeitig ist es eine große Kunstausstellung. Es gab Bilder von Caspar David Friedrich, Friedrich Overbeck, Edvard Munch und Max Liebermann (u.v.a.), Skulpturen von Ernst Barlach und Gerhard Marcks und jede Menge über die wohl berühmteste Lübecker Familie seiner Zeit… die Manns zu sehen, hören, lesen. Jedes Exponat hatte gute detaillierte Beschreibungen beiseite und es gab reichlich Möglichkeiten mit QR Codes interaktive Sachen zu erleben… toll gemacht und sehr umfangreich.

Weiter ging es zum Heiligen-Geist-Hospital, ein mittelalterliches ehemaliges Spital. Derzeit kann nur der Raum der Kirche direkt an der Straße besichtigt werden… es war auch eine Doku-Ausstellung für modernes Wohnen zu sehen… was ich allerdings nicht weiter beachtet habe. Danach ging ich kurz zum Burgtor (das deutlich unbekanntere Pendant des Holstentores) und noch einen Abstecher ins Willy Brandt Haus. Die Besichtigung ist gratis und bietet einen interessanten Einblick in Leben und politischem Werk Brandts… er ist ja gebürtiger Lübecker.

Im Anschluss besichtigte ich noch ein Gebäude was Kirche und Museum gleichzeitig ist… nämlich die Katharinenkirche… gepredigt wird dort schon seit Napoleons Zeiten nicht mehr, es ist ein Museum… errichtet um 1300 im Stile der Backsteingotik aber im Gegensatz zu den anderen Lübecker Kirchen ohne Turm. Das Hauptexponat, das Gemälde „Erweckung des Lazarus“ von Tintoretto war leider gerade hinter einem Gerüst versteckt. Besonders sehenswert ist die Kirche wegen ihrer Schlichtheit und dem lichtdurchfluteten Innenraum. Danach gab ein Fischbrötchen und eine kleine Pause.
Eine Kirche fehlte mir noch in meiner Raupensammlung… die Aegidienkirche… dran vorbei gelaufen war ich schon mindestens zwei mal… drinnen noch nicht.
Das änderte sich dann am Nachmittag. Die Kirche und das ganze Viertel war damals für die kleinen Leute… heute ist es ein sehr begehrtes Wohnviertel. Die Kirche selbst ist ebenfalls im Stile der Backsteingotik… wie so vieles hier… das Innere ist recht dunkel… Kriegszerstörungen gab es kaum, so kann man heute noch eine reichhaltige Ausstattung bewundern.
Danach gab es ein Pausenbier in dem Lokal Im alten Zolln… eine Kneipe die es seit 1589 gibt. Sie haben ein eigenes Bier was recht süffig war und wirklich sehr nettes Personal. Ich hätte noch stundenlang dort sitzen können… dann wäre der Tag aber bald vorbei gewesen… stattdessen ging es erstmal ins Hotel, dann Essen im Brauberger und Guinness im „Pub If“ mit einem Gandalf-ähnlichen Wirt und zum Schluß nochmal bei Marta im MacThomas… was definitiv mein Wohnzimmer wäre, wenn ich hier wohnen würde… überhaupt… die Lübecker sind alle ziemlich gut drauf. Die Stadt ist quicklebendig, Fahrräder und Scooter so viele wie in Berlin, viele junge Leute und natürlich Touristen Ü60 mit Camp David Klamotten… aber da kann ja die Stadt nix für… Fazit : auf jeden Fall eine Reise wert… ich war bestimmt nicht zum letzten mal da… und in diesem Sinne… Danke für die Aufmerksamkeit.
McLarsen goes Speyside – Scotland 2013
Tag 1 – Anreise …und von der Notwendigkeit einer Kreditkarte: So, jetzt isses soweit, ich habe meinen diesjährigen Schottlandaufenthalt angetreten und werde genau wie letztes Jahr berichten, was ich da so alles erlebe.
Gleich als erstes seie gesagt, das ich das hier sowohl im Whiskyforum als auch im Facebook schreibe, was zur Folge haben könnte, das die einen freundlich abwinken nach der Art – ich weiß was mit Whisky ist, die anderen, hauptsächlich bei Facebook haben von der Materie Whisky Null Ahnung, daher werde ich gelegentlich Sachen erklären, die im Forum nicht wirklich neu sind.
Letztes Jahr war ich auf der Insel Islay, wo es 8 Produzierende Whiskydistillen gibt, die alle vermarkten sich mehr oder weniger selbst, hier in der Speyside läuft das etwas anders, die Anzahl der produzierenden Whiskyfabriken beläuft sich etwa bei 50 und viele Brennereien mit Visitorcenter etc. gibt es zwar, aber im Verhältnis der Brennereien eher selten. Mein Ziel ist es, so viele wie mögliche Destillen persönlich kennenzulernen, nicht nur die, die für ein paar Pfund irgendwelchen oberflächlichen Kurzeindruck bilden, sondern Häuser mit gutem Namen, die nicht unbedingt im Mainstreambereich angesiedelt sind. Ich bin gespannt, was mich auf dieser Mission erwartet. Dem zweiten Teil der Reise gehört dem Speyside Autumn Festival, dem ich vor zwei Jahren schonmal mit Jörg beiwohnen durfte… Diese Reise ist genau wie die davor relativ gut durchgeplant, ich habe alle 10 Tage der „Expedition“ fast bis ins Detail geplant, aber erfahrungsgemäß haut ja nicht immer alles so hin wie gewünscht…
Der erste Tag der Reise, quasi die Ankunft, steht immernoch im Zeichen eines kleinen Versehens, oder einer Vergesslichkeit… Wer kann schon besonders selig schlafen, wenn der Flieger um 9 Uhr starten will und man darf nicht verschlafen… Also ist der Schlaf eher Nebensache. Taxi, Flughafen (Tegel zum Glück), los gehts, Amsterdam, dann umsteigen nach Aberdeen. In etwa Höhe Ruhrpott, (da müssen wir ja irgendwie drüber sein…), fiel mir auf, das ich zwar meine Bankkarte mitgenommen hatte, die war auch Teil der drei Erinnerungen : (Geld, Handy & Papiere war), aber die blöde Kreditkarte, die den schnödesten Job dieses Trips ausüben sollte, nämlich als Sicherheit für den Mietwagen zu fungieren… Die liegt definitiv noch zuhause. Als es mir auffiel, hatte ich eine Vorahnung, das es ein Problem werden könnte. Als ich mit Nina vor ein paar Jahren ohne irgendeine Kreditkarte mal ein Auto gemietet hatte, wurden wir auch schon schräg angesehen… Kreditkarte gehört doch zum guten Ton…, wir konnten das aber mit einer Bareinlage irgendwie klarmachen. Das war heute schwierig No Creditcard No Car. No Woman No Cry ist ein Scheißdreck dagegen… Ich fragte die durchaus freundliche und engagierte Dame von Hertz was sie wohl in meinen Schuhen tun würde, ohne Auto wäre dieser Trip für mich quasi Quatsch…sie empfahl mir am Flughafenterminal bei Travelex eine Visa Prepaidcard einzurichten, mit dem das ganze jetzt funktionieren würde….ok, ich kürze an der Stelle ab, es hat auch funktioniert, aber kleine Ursache (wenn McTrottel unterwegs ist) …aber fast so fatal wie das Wahlergebnis, welches ich später erfahren musste… gut… Tour gerettet, mit dem Termin 14.00 Uhr bei Glen Garioch etwas im Verzug, ich nahm meinen nebenbeigesagt sehr neuen Ford Focus für läppische 6,~Euro pro Tag) entgegen, mußte mich doch erstmal wieder an die linksseitigen Straßenverhältnisse gewöhnen und ab nach Oldmeldrum.

Ich hatte mir die Strecke auf der Karte gemerkt und war begeistert, das ich dann auch wirklich vor der Glen Garioch ( der Gäle spricht das Glen Gieri, warum auch immer) Distillery stand und dann aber zweifeln musste, das die Tour, die ich gerade verpasst hatte, eh erst um 15 Uhr losgehen sollte, obwohl das per email anders ausgemacht war, egal, das war ja alles zu meinem Vorteil. Die Tour bei Glen Garioch, deren Vertreter Gordon Dundas ja erst letzte Woche im Offside ein Tasting organisiert hatte, war gut. Ich hatte nichts außergewöhnliches erwartet, dafür war es sehr gut, man durfte vor allem fotografieren wie man wollte und das ich mir ja fast schon mit das Wichtigste, nicht weil ich das brauche, sondern das ich in der Lage bin, mir bei den eigenen Tastings keine Bilder borgen zu müssen… Insgesamt war ich überrascht, das die Distillery so klein und ungewöhnlich geschnitten ist, alles etwas schmuddelich, dafür ist das Besucherzentrum wie aus’m Ei gepellt und hat sogar goldene Wasserhähne auf dem WC.

Danach ging es nach Dufftown, ich residiere im wohl einzigen Einzelzimmer der Whiskyhauptstadt der Welt im Commercial Hotel, ich hatte auch diesbezüglich nicht viel erwartet und promt auch nichts besseres vorgefunden, aber durchaus sauber, ansonsten eher mit einer Zelle für Straftäter vergleichbar…
Morgen früh habe ich um 10 Uhr ein privates Date mit der Glenrothes Distillery, danach werde ich mir die anderen Brennereien in Rothes auch noch innerlich oder äußerlich vornehmen…
…und darüber berichten…
Tag 2: Rothes: So, Montag, Tag zwei in der Speyside Expedition 2013, auf der Tagesordnung : Rothes. Die Stadt, naja, mit ca. 1200 Einwohnern sagen wir mal lieber Dorf, ist nicht besonders schön, durch die vielen LKWs die täglich zu hunderten die enge Hauptstraße langbrettern, würde ich sogar sagen ungemütlich, aber es gibt 4 aktive Whiskybrennereien und um diese sollte es heute gehen. Vor ein paar Wochen habe ich mit Glenrothes Kontakt aufgenommen, die Distillery ist nicht für den Publikumsverkehr geöffnet, auf Anfrage allerdings schon. Ich war um 10 mit Eric Jefferson verabredet, ein ehemaliger Vertreter im Whiskyvertrieb und gebürtiger Rotheser, auf dessen Visitenkarte steht : Visits Manager. Er ist weit in den Sechzigern und macht das sicher quasi so als Rentnernebenjob. Das erste was mir auffiel, war die deutsche Flagge, die zwischen der schottischen und der Glenrothesflagge aufgezogen war, wie ich später erfuhr, war die tatsächlich extra für mich gehisst worden, als ich später noch ein wenig rumlief, sah ich, wie Eric sie wieder einsammelte, nun bin ich schon etwas gerührt, da ist der rote Teppich und die Blaskapelle ja nicht mehr weit entfernt… Bei Glenrothes ruht derzeit die Produktion für 3 – 4 Wochen, der Grund dafür ist der Austausch von Wasserleitungen. Wir liefen durch alle Teile der Brennerei, er mußte mir natürlich nicht das ABC des Whiskybrennens erklären, dafür konnte er mir viele kleine Details erklären, über die es sonst weniger zu hören gibt.
Das Stillhouse (das ist das Gebäude, in dem die Brennblasen installiert sind), inoffiziell auch Kathedrale genannt, ist ein wahres Prachtstück. Außerdem waren wir noch in der Faßabfüllung, in der Küferei, im Warehouse und schließlich im Tastingroom, wo sich normalerweise der Masterblender mit seiner Supernase austobt. Dort gab es natürlich auch den einen oder anderen Tropfen zu probieren, wäre ich nicht gerade mit dem Auto da gewesen, hätte das ein lustiger Mittag werden können, aber ich beschränkte mich auf wenige Kostproben. Das Fazit dieses Besuches ist ganz klar, das es ein absolutes Highlight für mich war, ich kann allen Maltheads nur empfehlen, das sie, wenn sie in der Gegend sind, sich bei Glenrothes anmelden und Eric seine Tour machen. Nach Glenrothes ging ich zu Fuß zu Glen Grant, machte die Standardtour mit, die natürlich Welten von dem entfernt war was ich gerade erlebt hatte, aber trotzdem nett.
Da das Wetter mit 23 Grad und schönstem Sonnenschein dazu einlud, etwas spazieren zu gehen, (und die Glenrothes Pröbchen zu verdauen), ging ich in die Glen Grant Gardens, einen wunderschönen Park mit Obstbäumen, Wasserfällen und Verstecken von des alten Major Grants Whiskyflaschen, für den Fall, das ihm plötzlich beim spazieren dürstete. Der Park ist absolut empfehlenswert, zumal ich die einzige Menschenseele weit und breit war.

So, dann noch schnell ein Bild von Glen Spey gemacht, das ehemalige Domizil der vor zwei Jahren abgerissenen Caperdonich Distillery betrachtet (heute wird das Gelände von einer Firma bewohnt, die Brennblasen herstellt, also nicht ganz so weit vom Thema entfernt), dann holte ich das Auto und machte einen Abstecher zu Speyburn, was etwas außerhalb in einem Tal liegt. Als ich dann zurück in Dufftown war, nutzte ich nochmals das Wetter und ging noch zu der Dufftown Distillery und zu Mortlach und machte ein paar Fotos. Irgendwann brauchte man ja dann doch noch mal etwas Ruhe, und ich zog mich dann etwas in „meine Gemächer“ zurück, ein wenig Ruhe und fast der gesamte heutige Bericht, den ihr hier lest sind das Resultat. Nach einem schönen Essen im Stuarts Arms wagte ich den zweiten Anlauf ins Royal Oak, von dem ich gerade zurück bin. …also mir hat es Spaß gemacht mich lange und breit mit Yvonne und John zu unterhalten, ich brauchte auch niemanden anderes dabei… Ich denke aber die beiden sympathischen Wirtsleute schon, ich vermute der Plan, hauptsächlich auf die Jugend zu setzen, ist nicht aufgegangen. Ich drück den beiden den Daumen und hoffe, das das anstehende Whiskyfestival etwas für sie abwirft.
So, morgen gibt es keine Termine, aber jede Menge Fotos, ich werde durch die Gegend fahren und vor allem nicht zugängliche Häuser (wohl nur von außen…aber vielleicht ergibt sich ja was…) fotografieren…

Tag 3: Distilleryspotting: Heute stattete ich insgesamt 10 Speyside Distillen einen Besuch ab, das hört sich viel an, manche Besuche waren aber so kurz, als hätte ich bei jemanden geklingelt und ihm einen schönen Tag gewünscht. Angefangen habe ich mit Glenallachie, was gleich hinter Aberlour liegt, Pernod-Ricard gehört und nicht für Besucher geöffnet ist, es ist eine eher moderne Brennerei aus den 1970ern. Weiter ging es mit Dailluaine, deren Dampf man im gesamten Tal sehen kann, auch nicht zu besichtigen. Danach folgte eine Baustellenbesichtigung… selbstverständlich aus etwas Entfernung, da wo früher die Imperial Distillery stand, sind heute nur noch einige Warehouses übrig, der Rest wurde abgerissen und im Moment entsteht am gleichen Platz eine komplett neue Distillery, welche später Dalmunach heißen soll.

Die nächste Station war Cardhu und da gönnte ich mir die Tour, ich war ja diesmal so schlau, meinen Friends Of Classic Malts mitzunehmen und mußte nichts bezahlen. Die Touren von Diageo Brennereien haben den Nachteil, das man nicht fotographieren darf, aber so viele Sachen sind in den Brennereien eh nicht komplett verschieden. die Tour selbst war sehr nett, zum Abschluß konnte man wählen zwischen dem Cardhu 12 und dieser Special Edition, welche gerade neu auf dem Markt ist.
Weiter ging es mit Tamdhu, wo ich auch mal zum Fluß Spey hinuntergeklettert bin, nur etwa eine Meile entfernt kam dann Knockando, leider auch dort ohne Einlass, aber das hatte ich eh nicht vor, Hauptsache mal da gewesen sein und ordentlich Bildmaterial erzeugt.

Nicht allzu weit entfernt, liegt auch Cragganmore, ich würde sagen, dort muß die sprichwörtliche Gegend sein, in der sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen… Wenn ich schonmal da war und mich das auch wieder nichts gekostet hat, nahm ich auch diese Tour mit, als einziger Gast, was den Vorteil hatte, das ich dem Tourguide sagen konnte, er muß mir nich unbedingt erklären, wie Whisky hergestellt wird, sondern eher auf Besonderheiten hinweisen durfte.

Viele Extravaganzen gab es auch bei Cragganmore nicht, sieht man mal davon ab, das die Brennblasen zwischen Mashtun und Washbacks angesiedelt sind, was eigentlich keinen Sinn macht. Nach einem kurzen Intermezzo an der Tormore Distillery, die einen schönen Vorgarten hat, ging es zur letzten großen Station, nämlich Glenlivet. Auch bei den Pernod-Ricard Brennereien herrscht Fotoverbot, in diesem Falle ärgerlich, da ich dort einige Motive gefunden hätte. Gezeigt wurde ausschliesslich der neue Teil der Brennerei, der erst 4 Jahre alt ist. Ein großes Visitorcenter mit allem Pipapo war natürlich auch vorhanden, aber es hat mich nicht gereizt, irgendetwas zu kaufen. Die Führungen bei Glenlivet sind übrigens prinzipiell gratis und man bekommt sogar 3 Drams: 12 Jahre, 16 Jahre Nadurra Fasstärke und 18 Jahre. Da ich ja noch fahren mußte, beschränkte ich es auf den Nadurra, das ist eh der beste von denen. Fazit : Gratistour mit 3 Whiskys, da kann man nicht meckern. Auf dem Rückweg kam ich noch bei Allt-A-Bhaine vorbei und machte noch schnell mit laufendem Motor zwei, drei Bilder.
Tag 4 – Knockdhu, Glendronach & Glenglassaugh: 10 Uhr vormittags stand ein Besuch der Knockdhu Distillery an, nicht zu verwechseln mit Knockando. Da das aber in der Vergangenheit angeblich ein Problem war, beide Distillen zu unterscheiden, vermarktet Knockdhu ihre Single Malts seit Anfang der 1990er Jahre unter dem Namen AnCnoc (gälisch : ein Berg, Knockdhu : schwarzer Berg). Der namensgebende Knock Hill ist in der Tat ein großer schwarzer Hügel und ist weit in der Gegend zu sehen. Die Hinfahrt war vom Regen geprägt, der erste schottische Regen in diesem Jahr, als ich dort ankam waren die Scheibenwischer allerdings bereits wieder aus, mittlerweile ist das Wetter wieder so, wie ich es in Schottland gewöhnt bin… Genau wie bei Glenrothes habe ich diese Tour per Email mit dem Distillerymanager Gordon Bruce ausgemacht. Er nahm sich die Zeit und führte mich in alle Ecken dieser eher kleinen, recht wenig bekannten Brennerei. Das schöne an solchen Touren ist, das man die Augen für die kleinen Details geöffnet bekommt, von denen Tourguides von großen Brennereien nicht mal was wissen, aber was interessiert es auch den Laien, welche Art Kondensatoren es gibt… Anschließend ging es in einen kleinen Tastingroom und ein paar kleine Kostproben, aber auch diesmal nur wirklich kleine, bevor ich dann noch die Straßenseiten verwechsel… Ich hatte den Eindruck, daß das Team dort ein sehr familiäres Verhältnis miteinander hat und Gordon einer der nettesten Distillerymanager ist, die ich bislang kennenlernen durfte.


Als nächstes stand mit Glendronach eine Distillery an, die ich sehr schätze. Wer sherrylastigen Whisky mag, für den ist Glendronach der Petersdom der Whiskybrennereien. Die Tour, die ich zusammen mit 5 älteren Herren aus Aberdeen machte, war nett, aber nach der Privattour am Vormittag natürlich eher unspektakulär. In der Vitrine im Shop des Visitorcenters stehen ein paar Schätzchen… Hmmm, aber natürlich auch zu stolzen Preisen…
Etwas vom Tag war noch übrig, so das es sich lohnte auch einer dritten Distillery einen Besuch abzustatten : Glenglassaugh. Die Brennerei, die ziemlich nahe am Meer ist, wurde erst vor ein paar Jahren nach langem Stillstand wiedereröffnet und gehört mittlerweile den gleichen Besitzern wie Glendronach und BenRiach. Glenglassaugh ist derzeit eine reine Baustelle, hauptsächlich Straßenarbeiten finden statt und auch einige Lagerhäuser erhalten neue Dächer, es war ein einziges Gewusel… Ich war mal wieder der einzige Tourgast. Für 7,50 Pfund (ich kann mich nicht erinnern, für eine Standardtour schonmal so viel bezahlt zu haben) wurde ich von einer netten Frau durch die Distillery geführt, wobei sich mir dort keine neuen Erkenntnisse erschlossen, außer der Feststellung, das auch dort die Brennblasen zwischen Mashtun und Washbacks liegen. Anschliessend gab es wieder etwas zum verkosten, und da nehme ich die Beschwerde ob des Unkostenbeitrages wieder zurück, es gab einen jungen 1st fill Sherrywhisky aus der The Chosen Ones Serie, den neuen 30jährigen und einen aus der nicht ganz billigen Massandra Collection aus den 1970ern.
Damit erhöhte sich das Konto der von mir besichtigten Whiskybrennereien Schottlands (nur die von innen besichtigten, nicht die, um die ich nur mal drumherum gelaufen bin…) auf mittlerweile 35, nicht schlecht, wenn man bedenkt, das die erste vor gerademal 3 Jahren anstand. Ich hatte das gestern abend mal nachrecherchiert, weil ich so oft danach gefragt wurde. Um mindestens 2 wird das Konto morgen anwachsen, geplant sind Glen Moray und BenRiach…

Abends unternahm ich dann noch die übliche Runde, essen im Stuarts Arms und dann noch ein paar Bier im Royal Oak, dort wartete heute ein alter Bekannter von mir : Willi aus Sulingen bei Bremen, ein Kollege von mir, der den dortigen Pub betreibt (wo ich allerdings nie war). Wir lernten uns letztes Jahr auf Islay am Frühstückstisch kennen, da wir die gleiche Unterkunft hatten. Leider war das letztes Jahr mein letzter Tag in Schottland. Durch ein quasi Missverständnis, ich erzählte gestern irgendwas von Bremen wegen eines Importeurs, hat John, der Wirt des Royal Oak irgendwas von Bremen aufgeschnappt, Willi kam heute nachmittag hier an, ging auf blauen Dunst ins Royal Oak, erzählte irgendwas von Bremen, und John sagte, achja, du kennst doch Lars, den Wirt aus Berlin, der hat gestern von dir erzählt… Willi war hocherfreut darüber…. Das ich ihn nicht meinte, erzähl ich ihm nicht, aber es ist mal wieder cool, wie klein die (Whisky)welt ist… Auf meine morgige Tour nehm ich ihn mit, er ist happy…, ich freu mich auch…

Tag 5 – Glen Moray & BenRiach: Donnerstag, der fünfte Tag der Expedition und alles ist noch gesund… Gestern war der Tag, an dem ich meinen älteren Kollegen aus der Nähe von Bremen traf und heute sind wir zusammen auf Tour gegangen. Erstes Ziel war die Besichtigung der Glen Moray Distillery in … Moray. Glen Moray ist irgendwie so eine Distillery, die man schwer einsortieren kann, nicht wegen der Whiskys, die sind zumeist schon typisch Speyside, aber sie gehören keinen großen Konzern an, sondern dürfen einfach sein wie sie sind und das merkt man, wenn man dort mal zu Besuch kommt, irgendwie sehr nett und anders… Die Tour war sehr schön, eine Dame mit guten Deutschkenntnissen führte uns durch die Brennerei, in der es einige Sachen gab, die ich so noch nicht gesehen habe. Am Ende stand auch die erste Flasche im Kofferraum, die ich im Rahmen dieser Reise erworben habe. (Zum Vergleich… letztes Jahr waren es bestimmt schon 5…)
Nach dieser Tour, das Wetter war nach den 3 Grad heute morgen sonnig und warm… ging es erstmal kurz ins Zentrum von Elgin zu Gordon & MacPhail, der legendären Whiskyabfüllerbude…, anschließend zum Highlight des heutigen Tages : BenRiach. Diese Brennerei zählte nie zu meinen Lieblingen, zu unübersichtlich war die Flut an Abfüllungen in den letzten Jahren, das hatte beinahe schon Ausmaße wie einst Bruichladdich, etwas wirklich gescheites war aber nicht wirklich dabei. Das die aber was können, weiß ich natürlich auch, Einzelfassabfüllungen dieser Distillery, können absolut fantastisch sein, so z.B. das Faß von Tom (Anam na h-Alba), welches bei unserem letzten Whiskytasting Platz 1 belegt hat, trotz eines 34jährigem Glenturret… Ein Vorgeschmack auf zukünftige Einzelfassabfüllungen konnten wir uns auf der heutigen Tour holen, direkt aus dem Faß. Der erste Teil der Tour führte gewohnt durch die verschiedenen Produktionsstufen, nichts außergewöhnliches, außer das es Maltings gibt, die aber erst nächste Woche wieder in Arbeit gehen. Ein Besuch in den oberen Teil des Kilns war auch interessant und für viele das erste mal.

Das besondere an dieser Tour war der ausführliche Besuch der Warehouses. Insgesamt hat Ronny, unser Führer, der leider seinen vorletzten Tag in der Firma hatte, glaub ich 5 oder 6 Fässer aufgemacht und mit dem Vaillinch, so eine Art Riesenstahlpipette in die Gläser verteilt, die sich ihm entgegenreckten wie hungrige Schnäbel von jungen Vögeln im Nest… Der erste war ein Knaller, 1975er Jahrgang, refill Sherrycask, danach müsste ich jetzt die Fotos abfragen, aber es war fast alles dabei, was man irgendwie mit Whisky und Fässern machen kann. Leider konnte ich immer mal dran nippen, da ich ja irgendwie noch fahren mußte, aber Willi hat es gefreut, wenn ich ihn meinen Whisky in sein Glas geschüttet habe. Danach fuhr ich den Wagen sicher nachhause und wir holten uns die Grundlage für das BenRiach Fasstasting hinterher in Form fester Nahrung im Stuarts Arms. Nach einer kurzen Pause ging es dann in das Restaurant A Taste Of Speyside, hier in Dufftown, da war heute ein Forumstreffen organisiert, an dem ich viele Gesichter zu bekannten Namen kennenlernen durfte. In dem Berliner Raum läuft man sich ja hier und dort mal überm Weg, Deutschlandweit ist das schon schwieriger. Besonders schön ist es natürlich, wenn man sich dann an der Quelle des gemeinsamen Interesses in Schottland trifft, kennenlernt und dann auch noch einen schönen Abend miteinander verlebt.
Anschliessend ging es nochmal kurz ins Royal Oak, wo ich erneut feststellen mußte, das Schottland längst von den Wikingern besetzt ist und nun ist aber Feierabend.
Morgen früh gibt es das nächste Highlight, das 5 Decades Tasting bei Glenfarclas. Später dann ursprünglich Benrinnes, das klappt wohl nicht und wurde kurzerhand von Cardhu ersetzt, wo ich ja vorgestern erst war, mal sehen was ich damit mache, warscheinlich werde ich Willi die Veranstaltung abtreten.
Tag 6 – Glenfarclas, Tastings & Stramash: Gestern startete für mich das Autumn Whisky Festival. Die erste Veranstaltung war ein 7 Decades Tasting in der Glenfarclas Distillery. Als Begrüßung gab es eine Abfüllung von 1997, wir machten dann die Tour und im Warehouse gab es aus Faßsamples Malts von 2000 und 2010. Nach der Tour ging es in den prächtigen Tastingroom, oder besser Saal und es folgten die fehlenden Jahrzehnte, vertreten von Abfüllungen von 1985, 1976, 1965 und 1957. jeder kann sich sicher vorstellen, das es sich hierbei um äußerst leckere Tropfen handelte, die natürlich auch ihren Preis haben, eine Flasche vom 1957er kostet eben mal 1600 Pfund…
Danach ging es mit dem gecharterten Bus zurück nach Dufftown. Meine Tour nach Benrinnes, die ja durch Cardhu ersetzt wurde trat ich an Willi ab, der sich darüber freute. Ich ging mit Jan aus Hamburg erstmal gemütlich was essen und schloss mich dann später den Tastings BenRiach & Glendronach sowie Berry Bros. & Rudd an.

Als letzte Veranstaltung des Tages ging es dann zum Stramash, so ein Zwischending aus Konzert und Tanz der Einheimischen, das ist immer wieder nett und auch ein wenig putzig… Danach hatte ich dann doch den Kanal voll und bin auf direktem Wege ins Hotel und ins Bettchen, auf Schreiben hatte ich keine Lust mehr. Heute um 12 startet die legendäre Seven Stills Bus Tour durch alle Brennereien Dufftowns. Später gibt es dann ein weiteres Treffen mit den Forumsmitgliedern hier vor Ort, wir werden entweder in Aberlour oder Craigellachie essen gehen.

Tag 7 – Seven Stills Tour, Highlander Inn Craigellachie: …so, die Hälfte der eh recht großzügig bemessenen Zeit in Schottland ist längst ‚rum, gesehen hab ich schon eine Menge diesmal, ich habe bislang 11 Distillen besichtigt, bei denen ich vorher noch nicht war und mindestens, warscheinlich deutlich mehr, Brennereien „von außen“ besichtigt, sei es drum ob ich nicht wollte oder das die nicht wollten. Bei den insgesamt 37 besichtigten Whiskyfabriken gab es bis gestern nur einen doppelten Besuch, das war letztes Jahr Ardbeg. Gestern kam mit Glenfarclas die zweite dazu und heute gleich fünf. Grund dafür war, das ich die Seven Stills Tour nochmals erleben wollte, wie vor zwei Jahren zusammen mit Jörg. Leider ist der erste Gedanke wenn es um die Tour damals ging, das Wetter, völlig untypisch für meine Schottlandaufenthalte, regnete es diesemTag Katzen, Hunde, Elche und weiß ich was noch…, es war nicht so optimal… Das Wetter heute war gut bis sehr gut, von dieser Seite drohte keine Gefahr. Der zweite Punkt der mir damals etwas unangenehm aufgestoßen war, das war das strenge Fotoverbot in den drei Diageo Distillen. Damals war ein junger Manager, der auf der Karriereleiter noch etwas Luft nach oben hatte, zuständig und bestand auch auf die absolute Einhaltung. Der heutige Manager, weit in den 60’ern, sah das deutlich gelassener und erlaubte Fotos ohne Blitz, bei der Verkündung dessen, hätte ich ihn beinahe geknutscht…

Nun zum Ablauf der Tour. Es waren 30 Leute im gecharterten Bus, es war (wie immer) schnell ausverkauft, Niels aus Wuppertal (samhain) und ich waren die einzigen Deutschen, der Großteil bestand wie üblich aus Skandinaviern und einigen „wichtigen“ US-Amerikanern. Erste Station war der Platz, an dem Anfang der 1990er Jahre die Pittyvaich Distillery stand, in der selten guter Whisky distilliert wurde, eher Versuche gemacht wurden. Eine vernünftige Abfüllung ist und bleibt die Flora&Fauna Abfüllung, die war unser erster Dram. Weiter ging es mit der Dufftown Distillery, es gab dazu den12jährigen Singleton of Dufftown, nicht gerade mein Ding, aber viele Originalabfüllungen dieser eher großen Brennerei gibt es halt nicht.
Station 3 : Mortlach. Wenn es mir eine Distillery in Dufftown angetan hat, dann ist es Mortlach, die älteste auch und die, in der Glenfiddich Gründer William Grant sein Handwerk erlernte. Bei Mortlach wird zur Zeit reichlich gebaut, wir konnten u.a. ein neuen Washback aus Holz sehen, der gerademal gebaut wurde und erst nächste Woche in Betrieb geht sehen. die Brennblasen waren eingerüstet weil auch da irgendwelche Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Das interessanteste aber war, das ca. nächstes Jahr die Brennerei verdoppelt wird, soll heißen, die 3-4 Warehouses links neben dem Eingang werden platt gemacht und ein neues Brennereigebäude wird errichtet, mit originangetreuen Kopien der vorhandenen Brennblasen. Diageo gibt derzeit ganz schön Gas…
Danach ging es zu Glendullan, der dritten Diageo Distillery, wo es einen Singleton of Glendullan gab, von dem ich bis heute auch noch nichts wußte… Es folgte ein Stop auf dem Gelände der Parkmore Distillery, die seit den frühen 1930er Jahren nicht mehr produziert. Hier gab es Kekse und Käse. Es folgten mit Balvenie und Glenfiddich die letzten produzierenden Distillen des Tages, wobei der Besuch des Warehouses #8 schon schön war, zumal es etwas direkt aus dem Solerakessel gab, was extrem lecker war… …nicht unterschlagen möchte ich auch, das wir die Kininvie Distillery auf dem Glenfiddich Gelände auch besichtigt haben, die sind hauptsächlich für den Blend Monkeys Shoulder zuständig, ein 20jähriger Single Malt wurde dazu gereicht, ein Whisky, den man definitiv nirgendwo kaufen kann.
Es folgte die letzte Station : Convalmore, eine Distillery die seit 1985 geschlossen ist, und deren Gebäude heute von Glenfiddich als Lagerhäuser benutzt werden. Es wurde ein 1984’er Convalmore von Gordon & MacPhail (CC) gereicht und die Tour schien bereits vorbei, als plötzlich ein direkter Anwohner mit einer Flasche Glenfarclas erschien, die er einfach mal an uns verteilt hatte. Es handelte sich um eine Fassstärke von über 67 %, selbst abgefüllt, ohne Label und sehr lecker, sowas kann man nur in Schottland erleben, wenn überhaupt… Fazit der Tour ist auf jeden Fall, das es sehr viel Spaß gemacht hat. Es war viel besser als vor zwei Jahren und das lag nicht nur am Wetter.
Nach der Tour wurden Niels und ich von unseren Forumskollegen Martin nebst Freundin Carmen und Matthias eingesammelt und es ging in den Highlander Inn nach Craigellachie, wo Jan schon auf uns wartete, wir dann dinierten, tranken und stundenlang über unser gemeinsames Hobby, dem schottischen Landwein philosophierten. …ein wunderschöner Tag…

Tag 8 – Tomintoul & Robin Laing: Sehen wir mal vom Dienstag, dem Tag der Heimreise ab ist heute schon der vorletzte Tag. Zwei Veranstaltungen stehen für heute im Kalender: Tomintoul und abends das Konzert mit Robin Laing. Um 10 Uhr fuhr der Bus in Richtung Tomintoul Distillery ab, das Wetter einmal mehr traumhaft, die Landschaft einfach wunderschön, als ich mit dem Auto durch die Gegend gedüst bin, konnte ich nicht allzu viel davon genießen, heute schon. Ziel Nummer eins mit dem Namen Tomintoul war die Distillery (…mal was anderes ;)…) gleichen Namens wie die höchstgelegene Ortschaft Schottlands. Ich erlebte diese Tour bereits vor zwei Jahren und sie hatte mir so gut gefallen, das ich das noch einmal erleben wollte. Viel neues hat sich in der Brennerei nicht geändert, die Führung war sehr ausführlich, was ich etwas vermisst habe, war der Führer von damals, der hatte einen unheimlich netten Humor, der heutige war eher kein Entertainer.


Danach ging es in den Ort Tomintoul, ca. 320 Einwohner auf einer Höhe von 345 m überm Meeresspiegel gelegen. Erster Anlaufpunkt war das Whiskycastle, einer der berühmtesten Whiskyshops Schottlands. Der Besitzer dieses Ladens, Mike Drury erinnert mich mit seiner Schrulligkeit etwas an Herrn Horn, dem leider mittlerweile ehemaligen Betreiber des berühmten Big Market in Berlin Britz. Ehe wir so richtig den Laden betreten hatten, hatten wir schon jeder ein Glas in der Hand und bekamen diverse Drams eingeschenkt (nicht das wir bei Tomintoul nichts bekommen hätten…), mit dem Ergebnis, das die zweite Flasche der Reise in meine Tasche wanderte, es handelt sich um eine Eigenabfüllung vom Whiskycastle von einer Distille, welche ich kürzlich besucht habe, die Auflösung gibt es demnächst beim Line-up des nächsten Offside Whiskytasting, welches gegen Ende Oktober geplant ist. Der zweite Anlaufpunkt nach dem Laden war das Restaurant Clockhouse, wo es ein Zweigänge Menü gab, welches in der Veranstaltung inclusive war, sehr lecker übrigens… Auf dem Rückweg bekamen wir es mit einer Horde Schafe zu tun, die die Straße schlichtweg für sich beanspruchten und es einige Mühe kostete, an denen vorbei zu fahren, ohne einen Braten mitzunehmen…

Nach der Tomintoul Geschichte war dann einige Zeit bis zum Robin Laing Konzert, die ich nutzte, um mal ein bischen garnichts zu machen, etwas Musik zu hören zum Beispiel. Die CD dieses Trips stand recht früh als Sieger fest, es handelt sich um die neue Veröffentlichung der kanadischen Sängerin Neko Case, schon länger so eine Art Lieblingssängerin, ihr neues Album „The Worse Things Get…“ kann ich nur wärmstens empfehlen. Apropos Musik, der Singer/Songwriter Robin Laing aus Edinburgh macht hauptsächlich Lieder über seine und meine Leidenschaft, dem Whisky. Heute bot er auch andere Lieder, von denen mir manche wirklich sehr gut gefallen haben, ein sehr sympatischer Mensch und Musiker, seine Stimme erinnert mich immer etwas an Ralph McTell („Streets Of London“…falls sich jemand erinnert…) dazu wurden auch noch 6 Whiskys gereicht, also 18 Pounds für ein Konzert mit 6 Malts, viel zu meckern hat man da auch nicht…

Anschliessend, was dann auch schon halb eins war, ging es mit meinem Bekannten Eike aus Stuttgart, dem Betreiber der Website whisky-reisen.de, ausnahmsweise nicht ins Royal Oak, sondern ins Stuart Arms, wo wir Willi aus Bremen trafen, dem es heute gelungen war, sich auf dem Weg zwischen Aberlour und Dufftown dermaßen zu verlaufen (über den Berg), das er von der Dunkelheit überrascht wurde und ganz wo anders (8 Meilen von Dufftown) rauskam, zum Glück Handynetz hatte und dann irgendwann von seinem Vermieter abgeholt zu werden… Ich glaub der kann heute gut schlafen…
Morgen steht die Veranstaltung „A Mystery Bus Tour“ an, wohin es geht …ich habe keine Ahnung, werde es aber morgen auf jeden Fall kundtun…
Tag 9 – Mystery Bus Tour: …so alles hat ein Ende… Würste mal ausgelassen, der letzte Tag jedenfalls, war schon nochmal ein Highlight. Auf dem offiziellen Programm standen heute zwei Sachen : Mystery Bus Tour und Drams Party. Die Busfahrt führte uns zuerst in die Glenrothes Distillery, wo ich mich freute, Eric Jefferson wiederzusehen. Wir bekamen eine Tour, die für mich jetzt nicht sooo interessant war, da ich das ja gerade erst letzten Montag gesehen hatte.

Die Fahrt zum nächsten Ziel hätte man eigentlich auch laufen können : Glen Spey liegt nur wenige Meter von Glenrothes entfernt. Die Diageo Distillery ist eine der kleineren ihrer Art, die aber auch 24/7 eine Menge Whisky produziert. Nach der Besichtigung dieser normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Brennerei ging es erstmal ins Eastside Hotel von Rothes, wo es ein paar Sachen zu essen und auch zu trinken gab.
Letzteres gestaltete sich in Form von 4 verschiedenen Glenrothes Whiskys, zu denen auch Masterblender Ronnie Cox kurz erschien. Unser nächstes Ziel war dann die Inchgower Distillery in der Nähe von Buckie, was mich freute, da man dort auch nicht so einfach reinkommt. Die Brennerei, ebenfalls zu Diageo gehörend, wurde vor nicht allzu langer Zeit ordentlich renoviert und auch technisch modernisiert. Es durfte fotografiert werden und zum Schluß gab es einen 14jährigen Inchgower aus der Flora & Fauna Serie. Nachdem wir nach Dufftown zuckgekehrt waren, gab es im Royal Oak noch einen Inchgower von 1980 aus einem dunklen Sherryfaß, der ganz schön heftig war.

Abends fand die legendäre Drums Party im Whiskyshop Dufftown statt. Bei dieser Party wird versucht, alle angebrochenen Flaschen der zahlreichen Tastings während des Festivals zu leeren, was selbstverständlich auch dieses Jahr nicht klappte, quasi sowas wie 2 Stunden Flatrate Whisky trinken… oder in diesem Falle eher saufen (?)… egal, man konnte sich mal querfeldein durchprobieren. Danach hieß es dann Abschied nehmen von John & Yvonne im Royal Oak, von Eike, Michael, Manfred, Martin und Carmen, Jan hatte sich schon früher Richtung Craigellachie abgesetzt. Das alles war bereits gestern, jetzt heißt es Koffer packen, in einer Stunde heißt es dann von Dufftown Abschied nehmen. Ich werde dann mit Willi, der zur gleichen Zeit wie ich von Aberdeen fliegen wird, noch eine kleine Runde drehen und dann Richtung Aberdeen fahren, Auto abgeben, Flughafen etc. und dürfte dann so gegen 23 Uhr zuhause eintrudeln.
Tag 10 – Rückreise: …einen Tag schulde ich euch noch, und zwar den letzten. Nach dem Frühstück (jetzt reichte es dann auch mit dem britischen Kram… …), dem Bezahlen der Unterkunft, Sachen packen etc. traf ich mich nochmal mit Willi bei Glenfiddich, er war dort noch nicht und warum die Reise nicht damit ausklingen lassen, zumal die Tour ja für lau ist. Anschließend ging es mit Willi und allem Gepäck langsam Richtung Aberdeen, mit zwei kleinen Umwegen : Wir machten noch einen Schlenker zu Macallan für ein paar Fotos und fuhren denn über Keith, denn ich mußte kurz bei Glentauchers halten. Eine weitere Abweichung der schnellsten Strecke führrte uns nochmal über Oldmeldrum, da konnte Willi noch ein paar Bilder von Glen Garioch machen, für mich war es damit die erste und letzte Brennerei meiner Reise. Nachdem wir das Auto abgegeben hatten, hatten wir noch genügend Zeit, uns ein köstliches Steak zu gönnen, bevor wir dann verabschiedeten und im Abstand von 2 Minuten in verschiedene Richtungen mit unseren Fliegern abhoben.
Fazit der Reise : Es war sehr schön, die Zeit auch gerade richtig, das Wetter hat wieder einmal super mitgespielt, ich habe zich Distillen besucht und / oder fotographiert, ich habe viele nette Leute kennengelernt, einige auch aus diesem Forum. Kurzum : Eine Reise Güteklasse 1A.
Ich danke allen mit denen ich diese Zeit teilen durfte und freue mich auf zukünftige Begegnungen, denn kaum eine Welt ist so klein, wie die Whiskywelt… nicht zu vergessen der Dank an meine Freundin Nina die mir zuhause den Rücken freigehalten hat…
Hier enden die „knallharten “ Berichte auch, aber ich verspreche, meine Eindrücke der nächsten Reise auch mit euch zu teilen…
